10_2019 HEINZ MAGAZIN Wuppertal, Solingen, Remscheid
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BÜHNE | ÜBERSICHT<br />
Kay Voges ©Moritz Haase<br />
ABRISSEINERREISE<br />
PLAY:Möwe<br />
Im Rahmen seiner letzten gemeinsam<br />
Regiearbeit mit demgesamten(!) Ensemble<br />
desTheaters Dortmund lässt<br />
der scheidende Intendant KayVoges<br />
(Foto) unzähligeStimmen der letzten<br />
zehn Schauspielhaus-Jahreerklingen:<br />
Adam, Eva, Peer Gynt und Woyzeck.<br />
Hamlet,Ophelia undMaragrita.Im<br />
Spannungsfeld vonGeburt, Tod, Realitätund<br />
Traumerforschen siealledas<br />
Leben –in„PLAY:Möwe–Abriss einer<br />
Reise“versammelt Voges sämtliche<br />
Figurenauf derBühne desHauses.<br />
Dabeimachen siesichauf dieSuche:<br />
Nachdem,das entsteht,wennGestern<br />
und Heuteaufeinanderprallen.<br />
Frei nach Tschechows„Möwe“: „Ich<br />
fresse meineigenes Leben aufund<br />
werdenichtsatt, ich beutemeine<br />
Träume aus, bisich in kaltem Schweiß<br />
erwache.“Auf derBühne unteranderem:<br />
Andreas Beck,Bettina Lieder,<br />
UweSchmieder.<br />
RT<br />
❚ PLAY: MÖWE TheaterDortmund, Theaterkarree<br />
1-3; Termine: 11., 16., 23., 25.<strong>10</strong>., je 19.30 Uhr<br />
Robert Targan<br />
DigitalesDortmund<br />
Die Anzahl der losen Informationsenden,die<br />
in unsereWahrnehmungsbereiche<br />
hineinragen, hatsichexplosionsartig<br />
erhöht –behaupten die Macher der<br />
neuenAkademiefür Theaterund DigitalitätinDortmund.<br />
Eine Information<br />
hatsichinder hiesigenBühnenlandschaftallerdingslängst<br />
fest verankert:<br />
DiejustangebrocheneSpielzeit <strong>2019</strong>/<br />
2020 istdie letzte vonIntendantKay<br />
VogesamTheaterDortmund. Den<br />
preisgekröntenRegisseurzieht es nach<br />
Wien,ans Volkstheater. Und doch bleibt<br />
der 47-Jährige dem Revier erhalten, als<br />
digitaler Akademie-Chef sozusagen.<br />
Indes wurdedie ArbeitebenjenerAkademie<br />
bereitsaufgenommen; sieerhält<br />
zudem Landeszuschüsse: DasNRW-<br />
Ministerium für Kultur und Wissenschaftspendiertrund<br />
1,2Millionen<br />
Euro.ImMittelpunkt der Arbeitstehen<br />
dieHerausforderungen der Digitalen<br />
Moderne:Dasollentechnische Weiterbildung<br />
und praktische Anwendungen<br />
in deutschen Theatern zusammenfinden<br />
–aktuellwerden hierzu Workshops<br />
angeboten und Stipendien vergeben<br />
(insgesamt54bis 2021). Auf dem<br />
Lehrplan steht zudem alljenes, wasmit<br />
neuenMedien in der Theaterweltzu<br />
tun hat. Dass das Dortmunder SchauspielunterVoges<br />
in Sachen digitaler<br />
Experimente stetsVorreiterwar,ist ja<br />
kein Geheimnis mehr.Bis 2020 wächst<br />
nunder Akademie-Neubau im Dortmunder<br />
Hafenquartier–ganz analog<br />
übrigens, Steinfür Stein.<br />
Robert Targan<br />
Das Ensemble <strong>2019</strong>/2020 ©Joseph Kadow<br />
STÜCKDER AUFLEHNUNG<br />
DasMissverständnis<br />
DasMeer,dieser Ort, an dem„die<br />
Sonne alleFragen tötet“:InAlbert Camus‘<br />
Stück„DasMissverständnis“sehnen<br />
sich Mutter undTochternachdiesemGlück;umandas<br />
Geld zur<br />
Traumerfüllungzugelangen, bringt<br />
dashinterhältige Gespannalleinreisende,solvente<br />
Herrenumund<br />
schnapptsichderen Geld.Als nach 20<br />
Jahren der verlorene Sohn desHauses<br />
zurückkehrt, gibt sich dieser vorerst<br />
ADVENTURE-GAME<br />
Sign Here<br />
Nummer ziehen,setzen, warten. Warten.<br />
Und warten. Willkommen in einer<br />
beliebigen Behörde unsereLandes!<br />
Dassiebenköpfige Medientheaterkollektiv<br />
machina eX versetzt das Publikumdes<br />
Schauspiel Essen in die Welt<br />
der allesfressenden Papiertiger und<br />
meterhohen Aktenberge.Esentsteht<br />
eine Bürokratie-Simulation, bestehendaus<br />
unverständlichen Zeichen,<br />
in derdie Spielerinnen undSpieler<br />
OPER IN DREI AKTEN<br />
Tosca<br />
TypischPuccini: Bekannt fürseine<br />
starken Frauen, denen er mit seinen<br />
Opernstets einDenkmalsetzte (Manon<br />
in „ManonLescaut“, Mimi in „La<br />
Bohème“, „Madama Butterfly“),schuf<br />
er auch mit derDivaFloria Tosca solch<br />
eine Figur. Diese muss die Erkenntnis<br />
machen, dass Kunstniemals außerhalb<br />
eines politischen Systemsstehen<br />
kann: Gemeinsammit ihremGeliebten,<br />
demMaler MarioCavaradossi,<br />
nicht zu erkennen. Viel mehr noch:Er<br />
möchte Mutter undSchwester gar an<br />
seinem erlangten Wohlstand teilhaben<br />
lassen. Hierfürwarteterallerdings auf<br />
ein Zeichender Liebe unddes Wiedererkennens…DastitelgebendeMissverständnis<br />
nimmt seinen Lauf! Martin<br />
Kindervater inszeniertam<strong>Wuppertal</strong>er<br />
TheateramEngelsgartenCamus‘<br />
„Stück derAuflehnung“ und zeichnet<br />
dieMoral der Aufrichtigkeit nach. RT<br />
❚ DASMISSVERSTÄNDNIS TheateramEngelsgarten,<br />
Engelsstr.18, <strong>Wuppertal</strong>; Termine: 5. +11.<strong>10</strong>., je<br />
19.30 Uhr; 6. +20.<strong>10</strong>., je 18 Uhr; 11.<strong>10</strong>.,19.30 Uhr<br />
gegen Vorschriftenund Paragrafenin<br />
denKampf ziehen. „SignHere“ zeigt<br />
die ganz eigenen Regeln dieser Welt<br />
auf–mit allihren Hürdenund Hindernissen.<br />
Anhand derverschlüsselten<br />
Zeichen rückt das Kollektiv dasThema<br />
des Analphabetismus in denFokus:Leseunfähigkeit<br />
als Stigma unsererGesellschaft.<br />
Seit 20<strong>10</strong> lotetmachina eX<br />
die Schnittstellen zwischen Theater<br />
undComputerspiel aus.<br />
RT<br />
❚ SIGN HERE Maxstraße 54, Essen (externe<br />
Spielstätte); Termine: 28.9.-12.<strong>10</strong>.,versch. Uhrzeiten<br />
©Klaus Lefebvre<br />
BITTERBÖSESVOLKSSTÜCK<br />
Aus demWiener Wald<br />
Spielzeiteröffnung am Bochumer<br />
Schauspielhaus:Mit Ödön vonHorváths„Geschichtenaus<br />
dem Wiener<br />
Wald“ inszeniertRegisseurin Karin<br />
Henkel(nach 16 Jahren wieder zurück<br />
am Schauspielhaus) das bekannteste<br />
Stückdes österreichisch-ungarischen<br />
Schriftstellers.Darin: Eine heileWelt<br />
ausPuppenklinik,Fleischerei und Tabakladen.<br />
Das„süße Wiener Mädel“<br />
soll denbiederen Fleischhauer Oskar<br />
heiraten, erwartet jedoch ein Kind<br />
vonGigoloAlfred–dieser wiederum<br />
lässt Kioskbesitzerin Valerie sitzen.<br />
Nichtweniger als eine bitterböse Persiflage<br />
aufdie damaligen Volksstücke<br />
bildet vonHorvaths „Wiener Wald“ab;<br />
1931 in Berlin uraufgeführt,darfes<br />
heute alsSchlüsselwerkder damaligen<br />
Weltwirtschaftskrise angesehen<br />
werden. Mitu.a.UlviTeke und Karin<br />
Moog.<br />
RT<br />
❚ GESCHICHTEN AUSDEM WIENER WALD<br />
SchauspielhausBochum,Königsallee 15; Termine:<br />
3.<strong>10</strong>., 19 Uhr; 5., 25., 26.<strong>10</strong>., 19.30 Uhr; 6.<strong>10</strong>., 17 Uhr;<br />
kämpft sie gegen das Regime des PolizeichefsScarpia<br />
an.Als dieser in der<br />
Kirche Sant Andrea alleinauf Tosca<br />
trifft, schaffteresmit viel Rafinesse,<br />
den Keim derEifersuchtinihreGedanken<br />
zu pflanzen. DieUraufführung<br />
desheutigen Welterfolgs wurde<br />
1900inRom aufgrundder Brisanz von<br />
einer Bombendrohung überschattet;<br />
Roman Traftoninszeniert„Tosca“ im<br />
Theaterund Konzerthaus <strong>Solingen</strong>.RT<br />
❚ TOSCA Theaterund Konzerthaus <strong>Solingen</strong>, Konrad-<br />
Adenauer-Str.71; Termine: 12.+16.<strong>10</strong>., je 19.30 Uhr;<br />
13.<strong>10</strong>., 18 Uhr<br />
©Uwe Schinkel<br />
©machina eX<br />
58| <strong>HEINZ</strong> |<strong>10</strong>.<strong>2019</strong>