LOGISTIK express Fachzeitschrift | 2019 Journal 4
Tag des Handels, eCommerce Logistik-Day, Chinas e-Commerce Boom, Binnenschifffahrt, BREXIT, MERCOSUR, ASEAN
Tag des Handels, eCommerce Logistik-Day, Chinas e-Commerce Boom, Binnenschifffahrt, BREXIT, MERCOSUR, ASEAN
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ABS. <strong>LOGISTIK</strong> EXPRESS | HAMEAU STRASSE 44 | 1190 WIEN | AUSTRIA<br />
Heft 4/<strong>2019</strong><br />
Gestalten Sie<br />
die Zukunft<br />
i<br />
Tag des Handels<br />
Chinas e-Commerce Boom<br />
eCommerce Logistik-Day<br />
Rettungsanker Binnenschifffahrt<br />
BREXIT | MERCOSUR | ASEAN<br />
Themen<br />
#retail<br />
#ecommerce<br />
#intralogistics<br />
#transportlogistics<br />
#worldtrade<br />
#management
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S2<br />
<strong>LOGISTIK</strong> EXPRESS<br />
STRATEGIE<br />
wikifolio-Indexzertifikat<br />
Der Markt zur privaten<br />
Kapitalanlage befindet<br />
sich in einem Umbruch.<br />
<strong>2019</strong> / 2020 MESSEN EVENTS ORT INTERNET<br />
23. bis 25.Oktober DEUTSCHER <strong>LOGISTIK</strong> KONGRESS <strong>2019</strong> Berlin www.bvl.de<br />
07. November TECH DAY <strong>2019</strong> Wien www.handelsverband.at<br />
07. November STEIRISCHER <strong>LOGISTIK</strong> TAG + AUTOMOTIVE DAY Graz www.bvl.at<br />
FinTech-Unternehmen fordern<br />
die klassischen Anbieter heraus.<br />
20. bis 21. November DEUTSCHER HANDELS KONGRESS <strong>2019</strong> Berlin www.handelskongress.de<br />
26. bis 27. November EXCHAINGE <strong>2019</strong> Frankfurt www.exchainge.de<br />
Mit der <strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong><br />
Strategie wollen wir in die<br />
Branche investieren und mit<br />
aktivem Trading ein alternatives<br />
Portfolio anbieten...<br />
10. bis 12. März LOGIMAT 2020 Stuttgart www.logimat-messe.de<br />
24. März HANDELSKOLLOQUIUM Wien www.handelsverband.at<br />
20. bis 24. April HANNOVER MESSE 2020 Hannover www.cemat.de<br />
23. bis 24. April BVL <strong>LOGISTIK</strong> DIALOG Wien www.bvl.at<br />
16. Juni <strong>LOGISTIK</strong>-FUTURE LAB + <strong>LOGISTIK</strong>-PREIS Linz www.vnl.at<br />
17. Juni VNL <strong>LOGISTIK</strong>-TAG Linz www.vnl.at<br />
17. Juni ECOMMERCE DAY Wien www.handelsverband.at
INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM<br />
INHALT LE 4/<strong>2019</strong><br />
Sehr geehrte<br />
LeserInnen!<br />
02 Termine & Events<br />
04 Das Problem mit der unliebsamen Macht und den Männern<br />
06 Retail isn't dead...<br />
12 Chinas E-Commerce-Boom ... Lager & Transportlogistik benötigt.<br />
16 eCommerce Logistik-Day: Wachstum mit Köpfchen begegnen<br />
20 Greta an Bord! Ist Binnenschifffahrt der Rettungsanker fürs Klima?<br />
22 Deutliche Preissteigerungen im Weltpostnetz ab 2020<br />
24 Doppelte Schlagkraft für den digitalen Handel in Europa<br />
26 Brexit - wann – wie - eine unendliche Geschichte<br />
30 «Grüner» Treibsand bremst Außenhandel<br />
32 EU und EFTA buhlen um Verbraucher im Mercosur<br />
36 EXCHAiNGE: „New Work & Digital Business“<br />
40 Schaeffler Distributionszentrum - Für alle Fälle gerüstet<br />
42 Wehkamp - In nur 30 Minuten versandbereit<br />
44 Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine im Lager<br />
48 Vorteile einer automatisierten Kreditorenbuchhaltung<br />
50 Sind Ihre Mitarbeiter fit im US – Außenhandelsrecht?<br />
54 Menschen in Bewegung<br />
Mit dieser 4. Ausgabe setzen<br />
wir einen Abschluss unter<br />
ein ereignisreiches Logistikjahr.<br />
So konnten wir am spannenden<br />
eCommerce Logistik-Day in Wien die<br />
Medienkooperation HJS Media World<br />
Horvath – Jaklitsch – Schlobach<br />
vorstellen sowie für 2020 starke Akzente<br />
setzen - beginnend mit einem Business<br />
Special zur Messe LogiMAT.<br />
Besuchen Sie ab November unsere<br />
Website www.journalismus.at und<br />
überzeugen Sie sich vom umfangreichen<br />
crossmedialen Kommunikationsangebot<br />
- mit dem wir die Reichweiten<br />
in der DACH-Region deutlich erhöhen.<br />
Diesbezüglich freuen wir uns auf interessante<br />
Gespräche auf dem BVL-Kongress<br />
in Berlin sowie auf der LogiMAT.<br />
Außerdem laden wir Sie herzlich dazu<br />
ein, auf der 2. Logistikreise für den<br />
Online- und Omnichannel-Handel<br />
vom 12. bis 14. Februar 2020 dabei<br />
zu sein. Infos und Anmeldungen unter:<br />
www.logistikreise.de<br />
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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> informiert<br />
fachlich, sachlich, aktuell.<br />
Markus Jaklitsch<br />
i<br />
NEWS logistik-<strong>express</strong>.com<br />
JOBS jobs.logistik-<strong>express</strong>.com<br />
B2B network.logistik-<strong>express</strong>.com<br />
EPAPER epaper.logistik-<strong>express</strong>.com<br />
eCommerce Logistik-Day<br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber, Herausgeber: Markus Jaklitsch<br />
Redaktion: Angelika Gabor, Dirk Ruppik, Peter<br />
Baumgartner, Karin Walter<br />
Grafik: Margenta / GettyImages, istockphoto<br />
Hameaustraße 44, 1190 Wien, Austria<br />
T: +43 (0)676 7035206<br />
E-Mail: info@logistik-<strong>express</strong>.at<br />
https://logistik-<strong>express</strong>.com
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S4<br />
Das Problem mit der unliebsamen<br />
Macht und den Männern<br />
Egal, wohin man blickt, es kracht. Der Amazonas brennt, das Wirtschaftswachstum<br />
flaut ab, Rohstoffe werden teils rar, die EU zerfällt und vom Weltfrieden sind wir<br />
so weit weg wie schon lang nicht mehr. Waren es lange Zeit fanatische Religionsanhänger,<br />
die für Chaos und Zerstörung sorgten, sind es nun wieder ein paar<br />
wenige machthungrige Männer, die für den eigenen Vorteil über Leichen gehen.<br />
REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
ANGELIKA GABOR<br />
REDAKTION<br />
<strong>LOGISTIK</strong> EXPRESS<br />
In grauer Vorzeit standen Stammeskämpfe<br />
auf der Tagesordnung – oder gemeinsam<br />
organisierte Großwildjagden. Im Laufe der<br />
Jahrhunderte und mit der Industrialisierung<br />
wurde beides obsolet, dafür etablierten sich<br />
Ball- und andere Mannschaftssportarten, bei<br />
denen Männer ihren Dampf ablassen und<br />
sich untereinander messen konnten. Vielleicht<br />
sollten Bolsonaro, Trump, Erdogan, Johnson,<br />
Putin, Xi Jinping, Kim Jong-un und Orbán einfach<br />
mal gemeinsam Fußball spielen? Denn<br />
offensichtlich haben sie alle etwas gemeinsam:<br />
eine unstillbare Gier nach Macht. Die<br />
Liste ist natürlich lange nicht vollzählig, aber<br />
diese hier genannten Männer sitzen alle an<br />
politischen Schaltpositionen, von wo aus sie<br />
unfassbares Leid – direkt oder indirekt, körperlich<br />
oder seelisch – verursachen. Natürlich<br />
handeln alle aus bestem Wissen und Gewissen,<br />
und bestimmt geht es keinem davon um<br />
persönliche Bereicherung...<br />
Ein ebenfalls (zumindest noch bis Ende Oktober)<br />
sehr mächtiger Mann, der vielleicht auch<br />
mit Fußball spielen sollte, ist der scheidende<br />
EZB-Chef Mario Draghi, personifiziertes Feindbild<br />
aller Sparer und Vorsorgekassen. Trotz<br />
reichlicher Proteste auch aus den eigenen<br />
Reihen wurde in der Zinssitzung im September<br />
wieder ein umfassendes Paket zur Stützung<br />
der schwächelnden Konjunktur beschlossen.<br />
Ein Schwerpunkt aus dem Maßnahmenbündel<br />
ist, ab November monatlich Staatsanleihen<br />
und weitere Wertpapiere im Volumen<br />
von 20 Milliarden Euro (!!) zu erwerben – und<br />
zwar bis auf Weiteres. Dabei halten sich die<br />
durch diese Maßnahme messbaren positiven<br />
Wachstumseffekte Experten zufolge wirklich<br />
in Grenzen. Vielleicht hätte Herr Draghi sich<br />
mal den Maastricht-Vertrag zu Gemüte führen<br />
sollen? Darin steht nämlich dezidiert<br />
festgeschrieben, dass eine monetäre Staatsfinanzierung<br />
durch die Geldpolitik verboten<br />
ist und die EU ausdrücklich KEINE Fiskal- oder<br />
Transferunion sein soll – ohne gemeinschaftliche<br />
Haftung und Risikoübernahme. Ob die<br />
erste Frau an der Spitze des Europäischen<br />
Zentral-Billionengrabes, Christine Lagarde,<br />
da aufmischen oder mitmischen wird, bleibt<br />
abzuwarten, die Chancen stehen aktuellen<br />
Einschätzungen zufolge 50:50.<br />
Palmöl, das flüssige Gold?<br />
Letzte Woche habe ich versucht, eine Margarine<br />
zu finden, in der kein Palmöl enthalten<br />
ist – leider erfolglos. Heimlich, still und leise hat<br />
sich das Palmöl in unzählige Produkte eingeschlichen<br />
– egal ob Backwaren, Kosmetika<br />
oder auch Reinigungsmittel. Der Hauptgrund<br />
dafür: es ist irrsinnig billig im Vergleich zu anderen<br />
Ölen, und das, obwohl es erst aus Indonesien,<br />
Malaysien oder anderen tropischen<br />
Gebieten zu uns gekarrt werden muss. Sonnenblumenöl,<br />
das man statt dessen in vielen<br />
Bereichen verwenden könnte, wächst vor<br />
unserer Haustüre. Aktuell sind rund 30 Prozent<br />
des weltweit angebauten Pflanzenöls Palmöl<br />
– Tendenz steigend. Dabei steckt es voller<br />
gesättigter Fettsäuren, die enthaltene Palmitinsäure<br />
kann die körpereigene Produktion<br />
von Cholesterin anregen. Aber der größte<br />
Nachteil des Palmöls ist die mit dem Anbau<br />
der Ölpalmen verbundene Abholzung des<br />
Regenwaldes in den Herkunftsländern. Leidtragende<br />
sind nicht nur die vertriebenen<br />
(oder getöteten) Tiere, auch die Bauern können<br />
aufgrund des starken Preisdrucks finanziell<br />
kaum überleben. Und ein weiterer, nicht
ganz unwichtiger Aspekt, der beispielsweise<br />
dem ultrarechten brasilianischen<br />
Politiker Jair Bolsonaro völlig egal ist: der<br />
Amazonas, Heimat von drei Millionen (!)<br />
Arten von Pflanzen und Tieren, ist eine<br />
der Lungen des Planeten und trägt<br />
einen wesentlichen Beitrag zum Weltklima<br />
bei. In diesem Augenblick lodern<br />
unzählige Brände im Regenwald (und<br />
nicht nur im Amazonasgebiet, auch<br />
in Kalifornien, Australien und in Sibirien<br />
wüten Feuer), doch das kommt dem<br />
Politiker, dem indigene Völker und Umweltschutzorganisationen<br />
seit jeher ein<br />
Dorn im Auge sind, nur gelegen. Sein<br />
Ziel ist die Unterstützung der Agrarund<br />
Bergbaukonzerne, um das Bruttoinlandsprodukt<br />
zu steigern. Einer der<br />
„Erfolgsfaktoren“ hierbei ist Palmöl, für<br />
dessen Anbau große Flächen benötigt<br />
werden...<br />
Ein kleines Rechenbeispiel gefällig?<br />
Schätzungen zufolge sind 90 bis 140<br />
Milliarden Tonnen Kohlenstoff im Regenwald<br />
des Amazonasbeckens<br />
gebunden. Forscher gehen davon<br />
aus, dass bei Brandrodung der Hälfte<br />
davon etwa 150 Milliarden Tonnen<br />
CO2-Äquivalente in die Atmosphäre<br />
freigesetzt würden. Das entspricht ungefähr<br />
dem Vierfachen des derzeitigen<br />
CO2-Jahresausstoßes der gesamten<br />
Menschheit.<br />
Das Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5<br />
Grad Celsius zu begrenzen, ist damit<br />
so gut wie unmöglich zu erreichen (ok<br />
zugegeben, ist es ohne diese Rodung<br />
leider auch). Dem Herrn Bolsanaro ist<br />
das egal. Aber uns sollte es nicht egal<br />
sein! Wenn jeder Einzelne mehr darauf<br />
achtet, was in den Lebensmitteln<br />
enthalten ist, die er konsumiert, und<br />
Produkte mit Palmöl schlicht und ergreifend<br />
nicht mehr kauft, dann wird es<br />
sich nicht mehr auszahlen, diese zu produzieren.<br />
Es gibt genug andere Güter,<br />
die wir um die Welt transportieren können,<br />
Palmöl muss echt nicht sein.<br />
Fluch oder Segen?<br />
Tauschhandel ist beinahe so alt wie<br />
die Menschheit. Seit dem Ende des 18.<br />
Jahrhunderts – erste Blütezeit des Fernhandels<br />
– hat sich viel getan. Waren<br />
werden in kürzester Zeit und auf unterschiedlichen<br />
Transportwegen in aller<br />
Herren Länder verteilt.<br />
Eigentlich sollten Handelsbeziehungen<br />
die Zusammenarbeit von Ländern<br />
vertiefen und kriegerische Auseinandersetzungen<br />
verhindern. Doch immer<br />
öfter werden sie zu Druckmitteln und für<br />
Machtkämpfe verwendet. Die seit Jahren<br />
anhaltenden Sanktionen gegen<br />
Russland, den Iran und Nordkorea<br />
sind stets präsente Beispiele dafür.<br />
Die USA und die Türkei, eigentlich seit<br />
über 60 Jahren NATO-Partner, lassen<br />
gerade die Muskeln spielen, während<br />
in Syrien die Kurden – tapfere Kämpfer<br />
gegen den IS und somit Partner der<br />
USA - dem Genozid preisgegeben sind.<br />
Die EU, der die Türke angeblich lange<br />
Zeit lang beitreten wollte (obwohl sie<br />
bei ehrlicher Betrachtung meiner Meinung<br />
nach geographisch und historisch<br />
nicht zu Europa gehört), hält sich mit<br />
Kritik vornehm zurück. Zu groß ist die<br />
Angst, dass die Türkei die dort befindlichen<br />
Flüchtlinge auf den Weg schickt.<br />
Denn wenn es um Vorteile geht, dann<br />
sind die EU-Mitglieder schnell zur Stelle,<br />
wenn es aber um die gerechte Verteilung<br />
von (aus welchem Grund auch<br />
immer) hilfesuchenden Menschen<br />
geht, dann ist die Zusammenarbeit<br />
ganz schnell uninteressant.<br />
Die aufstrebende Wirtschaftsmacht<br />
China war lange Zeit konkurrenzlos auf<br />
Einkaufstour in Afrika, doch irgendwann<br />
ist das den Mächtigen in Europa und<br />
auch in den USA sauer aufgestoßen.<br />
Der Handelskonflikt zwischen den USA<br />
und China hat natürlich ganz andere<br />
Beweggründe. Und auch der Konflikt<br />
zwischen Saudia-Arabien hat mit<br />
Sicherheit nicht mit Öl zu tun.<br />
Diese Aufzählung lässt sich beliebig<br />
fortsetzen. So rasant sich die Technologie<br />
in den letzten 200 Jahren weiterentwickelt<br />
hat, irgendwas ist in dieser Zeit<br />
auch verloren gegangen. Und damit<br />
meine ich nicht das Artensterben... es<br />
gibt viele schlaue Sprüche, die an dieser<br />
Stelle passen würden, aber eigentlich<br />
ist es ganz simpel. Wenn nicht rasch ein<br />
fundamentales Umdenken stattfindet,<br />
dann schafft der Mensch sich selbst<br />
ab. Würde nur ein Bruchteil der weltweiten<br />
Rüstungsausgaben (die jährlich<br />
steigen) dafür verwendet werden, das<br />
Klima zu retten, Armut zu bekämpfen<br />
und Städte wieder aufzubauen statt<br />
zu zerbomben, dann könnten auch<br />
unsere Kindeskinder noch das Leben<br />
genießen. (AG)
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S6<br />
Retail isn't dead...<br />
"Retail verändert sich, und damit auch der Standort Österreich", so leitete<br />
Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des österreichischen Handelsverbands den<br />
TAG DES HANDELS <strong>2019</strong> ein, der mit 200 Besuchern an den Erfolg der letzten Jahre<br />
anknüpfte. "Vernetzen Sie sich, lernen Sie von den Besten und haben Sie keine<br />
Angst vor der Zukunft", appellierte Mayer-Heinisch an die Teilnehmer, bevor er<br />
das Wort mit seinem neuen Motto "Retail isn't dead – boring Retail is dead" an<br />
Rainer Will übergab. BEITRAG: REDAKTION<br />
Die Nationalratsabgeordnete Therese Niss,<br />
ÖVP-Bereichssprecherin für Digitalisierung,<br />
Forschung & Innovation, gab als wichtigstes<br />
Ziel eine weitere Senkung der Steuerund<br />
Abgabenquote, der KÖSt und der<br />
Lohnnebenkosten aus. Zur Bekämpfung des<br />
Fachkräftemangels setzt sie insbesondere<br />
auch mehr Bildung bzw. Weiterbildung. "Wir<br />
brauchen innovativere Schulen, es darf niemand<br />
die Schule verlassen, der nicht zumindest<br />
lesen und schreiben kann", so Niss.<br />
Der Präsident des Sozialdemokratischen<br />
Wirtschaftsverbandes und SPÖ-Nationalratsabgeordnete<br />
Christoph Matznetter gab<br />
ebenfalls das Steuerthema sowie eine Stärkung<br />
der KMU als oberste Priorität aus. "Die<br />
Steuerspirale nach unten muss endlich aufhören!<br />
Hier braucht es ein resolutes Vorgehen",<br />
so der Vizepräsident der Wirtschaftskammer<br />
Österreich.<br />
RAINER WILL<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
HANDELSVERBAND<br />
Ein erstes Highlight war das mit<br />
Spannung erwartete Polit-Podium<br />
mit hochrangigen Vertretern<br />
der sechs bundesweit zur Nationalratswahl<br />
antretenden Fraktionen –<br />
Therese Niss (ÖVP), Christoph Matznetter<br />
(SPÖ), Reinhard Pisec (FPÖ), Karin Doppelbauer<br />
(Neos), Bernd Nussbaumer (Liste<br />
Jetzt) und Michel Reimon (Die Grünen).<br />
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will<br />
moderierte die Podiumsdiskussion und<br />
übergab den sechs Spitzenpolitikern bei<br />
dieser Gelegenheit auch gleich das Bürokratiepapier<br />
des Handelsverbandes,<br />
welches gemeinsam mit allen Händlern<br />
entwickelt worden war.<br />
Bundesrat Reinhard Pisec, Industriesprecher<br />
der FPÖ, bedankte sich zunächst beim<br />
Handelsverband für den erfolgreichen<br />
Kampf für mehr FairPlay und gegen unfaire<br />
Geschäftsbedingungen auf dem Amazon<br />
Marketplace. Er forderte eine faire Besteuerung<br />
internationaler Tech-Giganten und<br />
mehr Steuergerechtigkeit. "Wir müssen die<br />
Steuersätze für heimische Betriebe senken,<br />
damit die Steuerbelastung in Österreich im<br />
internationalen Vergleich wieder wettbewerbsfähig<br />
wird", so Pisec.<br />
Die Neos-Nationalratsabgeordnete und<br />
Bio-Bäuerin Karin Doppelbauer legte den<br />
Fokus auf das Neos-Kernthema Bildung.<br />
"Bildung ist entscheidend für unseren künftigen<br />
Wohlstand", so die Sprecherin für
Budget, Landwirtschaft & Konsumentenschutz.<br />
Sie forderte auch flächendeckende<br />
Kinderbetreuungseinrichtungen sowie das<br />
deutsche 3+2 Modell im Bereich der Lehre<br />
für Asylwerber. "Die Überarbeitung der<br />
Gewerbeordnung sowie die Abschaffung<br />
der Kammerpflicht sind für uns ebenfalls<br />
Kernthemen", versicherte Doppelbauer.<br />
Der Ökonom Bernd Nussbaumer von der<br />
Liste Jetzt forderte u.a. eine rasche Entlastung<br />
des Faktor Arbeit sowie der heimischen<br />
KMU. Zweiter wichtiger Punkt war die<br />
Einführung der digitalen Betriebsstätte – v.a.<br />
um Steuergerechtigkeit für die Amazons<br />
und Alibabas der Welt sicherzustellen.<br />
"Steuern sollten dort entrichtet werden, wo<br />
auch der Umsatz anfällt", so Nussbaumer.<br />
Als drittes Kernthema gab der gebürtige<br />
Oberösterreicher die Innovation an: "Wir<br />
müssen stärker in nachhaltige Technologien<br />
investieren!"<br />
Der ehemalige EU-Abgeordnete Michel<br />
Reimon (Die Grünen) bewertete Steuersenkungen<br />
hingegen als kontraproduktiv, da<br />
damit lediglich ein EU-weiter Steuerwettlauf<br />
nach unten befeuert werde. Was die heimischen<br />
Händler von einer Regierungsbeteiligung<br />
der Grünen erwarten dürfen? "Wenn<br />
Sie möglichst billigen Ramsch aus dem<br />
Ausland importieren und verkaufen wollen,<br />
dann werden Sie mit den Grünen keine<br />
große Freude haben. Wir wollen Händler<br />
fördern, die auf heimische Zulieferer setzen",<br />
so Reimon. Grundsätzliche Einigkeit<br />
herrschte bei den sechs Polit-Profis in puncto<br />
Verschlankung der Kammerstrukturen. Auf<br />
eine möglichst rasche Abschaffung der<br />
Mietvertragsgebühr konnten sich alle Parteien<br />
mit Ausnahmen der Grünen einigen.<br />
Als Händler sichtbar sein<br />
Google Maps-Experte Til Kreiler & Matthias<br />
Zacek, Head of Business Development bei<br />
g-Xperts.net, erläuterten in ihrer gemeinsamen<br />
Keynote die zentrale Bedeutung<br />
von Business Location Services als Erfolgsfaktor<br />
im Handel. Aktuelle Standortdaten in<br />
Google Maps sind das A und O, um<br />
als Händler mehr Traffic zu generieren.<br />
Omnichannel lautet das zentrale Zauberwort,<br />
insbesondere die positiven Effekte<br />
von digitalen Touchpoints auf den stationären<br />
Geschäftserfolg. "Mehr als die Hälfte<br />
aller stationären Umsätze sind mittlerweile<br />
digital beeinflusst", bestätigte Zacek.
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S8<br />
Der österreichische Handelspreis <strong>2019</strong><br />
geht an... Günther Helm<br />
Im Rahmen des Tag des Handels wurde<br />
auch die höchste Auszeichnung des heimischen<br />
Handels verliehen, der Österreichischen<br />
Handelspreis. Der niederösterreichische<br />
Handelsmanager Günther Helm<br />
wurde heuer für sein Lebenswerk ausgezeichnet.<br />
Der studierte Jurist Günther Helm<br />
war insgesamt 15 Jahre lang für den Lebensmitteleinzelhändler<br />
Hofer tätig, davon<br />
8 Jahre lang als Generaldirektor und CEO<br />
der Hofer KG. Mitte <strong>2019</strong> übernahm er die<br />
Funktion des Geschäftsführers bei der deutschen<br />
Drogeriekette Müller.<br />
Logistik: Zukunftsmarkt Zentral- & Osteuropa?<br />
Joerg Kreindl, Senior Director Industrial<br />
and Logistics CEE & SEE bei CBRE, sprach<br />
in seiner Keynote über das Trend-Thema<br />
Logistik-Immobilien in Zentral- und Osteuropa<br />
(CEE). "Logistik und Office sind jene<br />
Asset-Klassen, in welche in Europa derzeit<br />
am liebsten investiert wird. Retail nimmt<br />
hingegen ab", sagte der Experte. Ob die<br />
Logistik bald zum Freiwild für Investoren aus<br />
Asien werde? "Alibaba kommt stärker auf<br />
den Markt, aber auch viele andere asiatische<br />
Investoren werden immer aktiver", so<br />
Kreindl.<br />
Smarte Telecom-Daten für den Handel<br />
Telekom-Urgestein Michael Reutterer, Head<br />
of IoT & Big Data Sales bei Magenta Telekom,<br />
ist ein absoluter Profi, wenn es um<br />
den Aufbau neuer Geschäftsfelder für den<br />
Businesskunden-Bereich geht. Sei aktuelles<br />
Lieblingsthema: Footfall Analytics - die<br />
Generierung von relevanten Daten aus<br />
der Smartphone-Nutzung für den Handel.<br />
Er hatte u.a. sechs Erfolgsstories im Gepäck,<br />
von Werbemaßnahmen, Eventmarketing<br />
und Zielgruppen über Standortentscheidungen<br />
und Einzugsgebiete bis hin zur Performance-Messung.<br />
Etwaige datenschutzrechtliche<br />
Bedenken seien unbegründet:<br />
"Alles was wir analysieren, entspricht den<br />
gesetzlichen Vorgaben. Alle Daten bleiben<br />
in Österreich im Datencenter. Alle Daten<br />
werden anonymisiert", versicherte Reutterer.<br />
"Es freut mich wirklich sehr, heute hier auf<br />
der Bühne zu stehen und den Österreichischen<br />
Handelspreis entgegenzunehmen.<br />
Dies ist für mich eine große Motivation,<br />
mein Engagement für den Handelsstandort<br />
Österreich mit aller Kraft fortzusetzen, auch<br />
von Deutschland aus. Herzlichen Dank für<br />
diese großartige Auszeichnung auch an<br />
den Handelsverband, der sich zur Speerspitze<br />
unserer Interessenvertretung entwickelt<br />
hat", so Günther Helm in seiner Rede.<br />
"Günther Helm hat weit über den Tellerrand<br />
der Branche geblickt und die gesamte Lebensmittel-Wertschöpfungskette<br />
durch aktive<br />
Beiträge nachhaltig geprägt. So wissen<br />
die wenigsten, dass er der gedankliche<br />
Gründungsvater der erfolgreichen Initiative<br />
‚Land schafft Leben‘ ist", hob Rainer Will in<br />
seiner Laudatio hervor.<br />
Qualität "Made in Austria"<br />
Welche Potenziale gibt es in der Zusammenarbeit<br />
zwischen Landwirtschaft und<br />
LEH? Diese Frage stand im Zentrum einer<br />
hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion<br />
mit Handelsverband-Vizepräsident Frank<br />
Hensel, Josef Moosbrugger, Präsident der<br />
österreichischen Landwirtschaftskammer,<br />
Wirtschaftsjournalist Hanspeter Madlberger<br />
und Hannes Royer, Gründer der Initiative<br />
Land schafft Leben.<br />
Die heimische Landwirtschaft könne<br />
schlicht nicht mit den Weltmarktpreisen<br />
mithalten, eröffnete Josef Moosbrugger<br />
die Diskussion, das liege insbesondere an<br />
den strukturellen Bedingungen. "Wir spüren<br />
ganz stark, dass die Anforderungen an die
heimische Landwirtschaft in der Produktion<br />
erhöht werden. Aber wenn dann ein Produkt<br />
in Österreich plötzlich nicht mehr verfügbar<br />
ist, werden minderwertige Produkte<br />
aus dem Ausland importiert. Daher braucht<br />
es eine Herkunftskennzeichnung", forderte<br />
der LKO-Präsident. "Wir brauchen keine<br />
Fleischsteuer, sondern Kostenwahrheit. Nur<br />
so werden regionale Produkte wieder wettbewerbsfähiger."<br />
Der Handel habe grundsätzlich kein Problem<br />
mit einer verpflichtenden Lebensmittelkennzeichnung,<br />
der große Widerstand<br />
komme vielmehr von der Industrie und<br />
der Gastronomie, entgegnete Handelsverband-Vizepräsident<br />
Frank Hensel. "Eine<br />
Partnerschaft funktioniert nur, wenn beide<br />
Seiten davon profitieren. Genau so ist es<br />
bei der langfristig gewachsenen Zusammenarbeit<br />
zwischen Landwirtschaft und<br />
Lebensmitteleinzelhandel", so der langjährige<br />
Vorstandsvorsitzende von Rewe.<br />
"Unser gemeinsames Interesse – die Wertigkeit<br />
unserer Lebensmittel – müsste alle in der<br />
Produktions- und Lieferkette vereinen, auch<br />
die Politik. Wir müssen anders arbeiten als<br />
der Weltmarkt. Diesen Weg des Anderssein<br />
müssen wir gemeinsam durchsetzen, dann<br />
können wir auch in Zukunft erfolgreich sein."<br />
Der freie Wirtschaftsjournalist Hanspeter<br />
Madlberger, Doktor der Handelswissenschaften<br />
und seit über 40 Jahren ein fundierter<br />
Branchenkenner, relativierte die<br />
angebliche "Marktmacht" der führenden<br />
heimischen Lebensmitteleinzelhändler. "Die<br />
Marktmacht des Handels wird sehr gern<br />
mit Marktanteilen in Verbindung gebracht.<br />
Seitens der Landwirtschaft gibt’s da ein<br />
sehr einseitiges Framing. Realistischerweise<br />
geht es aber nicht nur um den Lebensmitteleinzelhandel,<br />
sondern auch um den<br />
Großhandel, um Convenience-Formate<br />
und vor allem auch um die Gastronomie,<br />
um Fleischer und Bäckereien. Wir müssen<br />
schauen, wohin die Produkte der Landwirtschaft<br />
fließen. Und da ist der LEH eigentlich<br />
sekundär", so Madlberger.<br />
"Wir haben Konsumenten, die Bio- und<br />
Nachhaltigkeit in der Theorie gut finden,<br />
aber in der Praxis des täglichen Einkaufs<br />
leider oft zum Billigprodukt greifen", bedauerte<br />
Hannes Royer, Gründer der unabhängigen<br />
Initiative Land schafft Leben,<br />
die allgegenwärtige Billig-Mentalität.<br />
Sein Ziel: die Konsumenten darüber aufzuklären,<br />
wie Lebensmittel heute tatsächlich<br />
entstehen – fernab vom Kitsch der<br />
TV-Werbung. "Wenn wir unseren Lebensmitteln<br />
keine Wertigkeit mehr geben, wird<br />
es auch für die heimischen Bauern immer<br />
schwerer. Und wir zerstören damit unsere<br />
eigene Lebensgrundlage", so Royer. Aber<br />
auch die Gastronomie sei gefordert: "Als<br />
Konsument habe ich im Gasthaus das<br />
Recht zu erfahren, woher das Schnitzel<br />
auf meinem Teller eigentlich herkommt."
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S10<br />
20 Slides à 20 Sekunden<br />
Im Pecha Kucha Format präsentierten sich<br />
die Ottakringer Brauerei, ecosio, Loomis,<br />
Kastner & Öhler und ACL advanced commerce<br />
labs. Den Anfang machten Philip<br />
Liegl, Gründer von ecosio, und Roland<br />
Feichtenschlager, der als SAP-Teamlead<br />
der Ottakringer Gruppe u.a. für die Weiterentwicklung<br />
der betriebskritischen ERP-Systeme<br />
und deren Support verantwortlich<br />
zeichnet. Das Thema: Vom Tank zum Tisch<br />
– EDI in der Getränkeindustrie am Beispiel<br />
einer Wiener Traditionsbrauerei.<br />
Im Anschluss sprach Michael Marschner<br />
von Loomis über eines der Lieblingsthemen<br />
von Frau und Herr Österreicher: Bargeld.<br />
Der "LOOMIS SafePoint" – ein digitalisierter<br />
Safe, der den stationären Händel<br />
bei seinem Cash Management unterstützt<br />
– verbindet nämlich eine physische Bezahlung<br />
mit den Vorteilen der Digitalisierung.<br />
Knapp 40.000 Händler weltweit nutzen das<br />
Gerät bereits.<br />
Last but not least sprachen Gernot Ortoff,<br />
Head of Online Marketing & eCommerce<br />
bei Kastner & Öhler, und Andreas Pesenhofer,<br />
CEO der ACL advanced commerce<br />
labs, über das hochspannende Omnichannel-Projekt<br />
von Kastner & Öhler. Beim 1873<br />
gegründeten Einzelhandelsunternehmen<br />
Kastner & Öhler gelang der Aufbau der<br />
E-Commerce Sparte sowie die Systemumstellung<br />
auf Omnichannel fast wie im Lehrbuch<br />
– eine echte Erfolgsgeschichte made<br />
in Austria.<br />
Startup Session<br />
Den traditionellen Abschluss des Standorttages<br />
bildete die hochkarätige Startup-Session.<br />
Die Gründer Joerg Hauke (Founder &<br />
CFO, Saturo), Julian Juen (Founder & CEO,<br />
Urban Food & Beverage), Moritz Lechner<br />
(Founder & CEO, Freebiebox), Elke Pichler<br />
und Emanuel Riccabona (Co-Founder<br />
Impactory) und Lukas Snizek (Founder &<br />
CEO, QuickSpeech) pitchten live on stage.<br />
Die Moderation übernahm Werner Wutscher,<br />
Founder und Geschäftsführer von<br />
New Venture Scouting (NVS) und Leiter des<br />
Handelsverband-Circles "Omnichannel &<br />
Innovation". "Es geht um neue Lösungen. Wir<br />
haben spannende Startups auf der Bühne.<br />
Sie brauchen aber auch ein offenes Mindset",<br />
appellierte Wutscher an die Besucher.<br />
Beste Unterhaltung mit den Comedy Hirten<br />
& Philip Keil<br />
Stand up Comedy war gestern. Die Comedy<br />
Hirten – Österreichs erste Start-up Comedy<br />
– versprachen dem Publikum zwei Millionen<br />
Gags in zwei Minuten. Was sollen wir sagen,<br />
sie hielten Wort und sorgten für ein Feuerwerk<br />
an großartigen Parodien.<br />
Pilot, Trainer, Sachbuchautor, Luftfahrtexperte...<br />
wenn es den Begriff "Universalgenie"<br />
nicht schon gebe, man müsste ihn<br />
für Philip Keil erfinden. Deutschlands bekanntester<br />
Pilot fesselte die Besucher zum<br />
Abschluss eines ereignisreichen Nachmittags<br />
mit unglaublichen Erlebnissen und<br />
wertvollem Expertenwissen. Er sprach<br />
über Themen, die auch am Boden über<br />
Crash oder Punktlandung entscheiden:<br />
Wie führe ich mich und mein Team, wenn<br />
es turbulent wird? Was macht eine perfekt<br />
eingespielte Crew aus? Prädikat: wertvoll!<br />
Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes,<br />
unterstrich am Ende der Veranstaltung<br />
nochmal die Schwerpunktsetzung<br />
des Verbandes in den Bereichen Retail und<br />
Logistik, und bedankte sich bei den mehr<br />
als 200 Besuchern. Nach dem offiziellen Teil<br />
des TAG DES HANDELS blieb den Gästen<br />
noch ausreichend Zeit für ausgiebiges Networking.<br />
(RED)
60 Jahre Kompetenz<br />
in Sachen Medien, Wirtschaft und Logistik<br />
journalismus.at<br />
(ab November)
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S12<br />
Chinas E-Commerce-Boom ...<br />
Lager & Transportlogistik benötigt.<br />
Der Boom im E-Commerce im Land der Mitte hat zu einem Mangel an Lagerhäusern<br />
und Transportlogistik geführt. Da der Transport einen Anteil von ca. 50<br />
Prozent an den Logistikkosten hat, sind insbesondere Lagerhäuser nahe beim<br />
Kunden gefragt. Der Ausbau der Logistik und Lagerhauskapazität ist im Gange.<br />
REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />
DIRK RUPPIK<br />
FACHJOURNALIST<br />
Der Wettbewerb der zwei chinesischen<br />
Internetgiganten Alibaba<br />
und JD.com um Marktanteile im<br />
Land der Mitte weitet sich zunehmend<br />
auf den Logistikbereich aus. Laut<br />
dem amerikanischen The Wall Street <strong>Journal</strong><br />
investiert JD.com immer mehr in hoch automatisierte<br />
Lagerhäuser. Das eigene Logistiknetzwerk<br />
umfasst bereits 15 Logistikparks,<br />
mehr als 500 Lagerhäuser, rund 7000 Auslieferungs-<br />
und Pickup-Stationen sowie 250000<br />
Transport- und Lieferwagen.<br />
In abgelegene ländliche Gebiete liefert der<br />
Internet-Händler bereits via Drohne. Zudem<br />
werden Pakete auch auf Linienflügen befördert.<br />
Alibaba dagegen besitzt die Mehrheit<br />
der Anteile am Logistiknetzwerk Cainiao. Im<br />
Mai letzten Jahres kaufte die Alibaba Holding<br />
zusammen mit Investoren zehn Prozent des<br />
chinesischen Expresszulieferers ZTO Express im<br />
Wert von 1,4 Milliarden US-Dollar (1,26 Milliarden<br />
Euro). Zudem will das Unternehmen weitere<br />
Milliarden in seinen Logistikbetrieb investieren.<br />
Das E-Commerce-Unternehmen nutzt<br />
seit langem Logistiker wie ZTO und Chinas<br />
größten Expresszulieferer SF Express<br />
Logistikkosten bisher hoch<br />
Trotz allem belaufen sich die Logistikkosten im<br />
Land der Mitte noch auf 15 Prozent des Bruttoinlandproduktes.<br />
In entwickelteren Märkten<br />
wie den USA liegen die Logistikkosten bei<br />
sieben bis acht Prozent.
Beim Logistics Performance Index (LPI) liegt<br />
Hong Kong auf Platz neun, China auf Platz 27<br />
und Deutschland sowie die USA auf Platz eins<br />
und zehn.<br />
Beim LPI werden Kriterien wie Infrastruktur,<br />
Zollabfertigung, Dienstleistungsqualität und<br />
Pünktlichkeit, u. a. berücksichtigt. George<br />
Yeo, ehem. Vorsitzender des Kerry Logistics<br />
Network, beklagt die hohen Mautgebühren<br />
im größten Mautstraßensystem der Welt -<br />
Länge rund 160000 km. Viele Prozesse in der<br />
Paketabfertigung basieren bisher noch auf<br />
Handarbeit. Daher muss dringend automatisiert<br />
werden, um die Arbeitskosten zu senken.<br />
Ende März kündigte die staatliche Nachrichtenagentur<br />
Xinhua weitere Maßnahmen zur<br />
Senkung der Logistikkosten und zur Verbesserung<br />
der Transporteffizienz an. Laut dem<br />
Sprecher Wu Chungeng soll die Effizienz in<br />
den nächsten drei Jahren u. a. durch die Beschleunigung<br />
des Ausbaus eines umfassenden<br />
Transportnetzwerkes, die Förderung des<br />
multimodalen Transports und die Ausweitung<br />
des elektronischen Mautgebührensystems<br />
erfolgen. Das Transportministerium wird die<br />
Eisenbahn-, Straßen- und Wasserweg-Transportsysteme<br />
ausbauen und die Struktur optimieren.<br />
Weiterhin soll das Netzwerk der<br />
Logistikhubs ausgebaut werden.<br />
Wu sagte auch, dass technologische Innovationen<br />
wie das „Internet Plus Logistikmodell“<br />
und die Konsolidierung von Informationsplattformen<br />
für Transport und Logistik vorangetrieben<br />
werden sollen. In diesem Rahmen wird<br />
laut des Premiers Li Keqiang eine intensive<br />
Integration der Informationstechnologie wie<br />
Internet, Big Data und Cloud Computing mit<br />
der Logistik angestrebt, um die Transformation<br />
und den Ausbau der Logistikindustrie und der<br />
chinesischen Wirtschaft zu fördern. In <strong>2019</strong><br />
ist gemäß Xinhua geplant, gleichzeitig die<br />
Logistikkosten um 120,9 Milliarden Yuan (15,4<br />
Milliarden Euro) zu senken. China hat hier bereits<br />
in den letzten Jahren große Fortschritte<br />
gemacht.<br />
Logistikbetreiber folgen Online-Konsum<br />
„Es ist wichtig die Distanz zwischen Lagerhaus<br />
und Verbrauchern zu reduzieren“,<br />
sagte Victor Mok, Co-Präsident China bei<br />
Global Logistic Properties (GLP). GLP besitzt<br />
30 Millionen m² Lagerhausfläche und ist damit<br />
der größte Lagerhausbetreiber in China.
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S14<br />
Bisher fokussierte das Unternehmen auf Großstädte<br />
wie Peking, Schanghai und Shenzhen.<br />
Logistikbetreiber folgen nun aber dem Online-Konsum<br />
an Gütern hin zu kleinen Inlandsregionen.<br />
In größeren Ballungsräumen wurde<br />
das für die industrielle Entwicklung zur Verfügung<br />
stehende Land bereits limitiert. Daher<br />
ging das Investment dort gewaltig zurück.<br />
Gleichzeitig ist die Kapitalanlage in Logistikimmobilien<br />
in den letzten Jahren für private Investoren<br />
wie Versicherungsunternehmen und<br />
Investmentfonds immer attraktiver geworden.<br />
Es ist also zu erwarten, dass das Kapital<br />
in den Bau von Logistikimmobilien wie Lagerhäuser<br />
in ländlichen Regionen fließt.<br />
Letztes Jahr brachte JD.com 2,5 Milliarden<br />
US-Dollar (2,3 Milliarden Euro) zusammen mit<br />
Teilhabern wie Tencent, dem Versicherungsunternehmen<br />
China Life und der Wagniskapitalfirma<br />
Sequoia auf, um die Logistiksparte<br />
JD Logistics (seit April 2017 selbstständiges<br />
Unternehmen) auszubauen. Mit dem<br />
Kapital wurde das Logistikangebot um Lagerhausbetrieb<br />
und Zulieferdienste auf der „letzten<br />
Meile“ erweitert. Laut Zhang Chen, Technischer<br />
Direktor bei JD.Com, geht es darum,<br />
dass effizienteste nahtlose Netzwerk – vom<br />
Kunden über die Supply Chain bis zur Logistik –<br />
aufzubauen. „Unsere Entscheidung frühzeitig<br />
ein eigenes logistisches Netzwerk zu entwickeln,<br />
hat den Weg zur heutigen industriellen<br />
Führerschaft für JD Logistics geebnet“, erklärt<br />
Richard Liu, Vorsitzender und Geschäftsführer<br />
von JD.com.<br />
Nach wie vor müssen Alibaba und auch<br />
JD.com Lagerhausplatz anmieten. Zudem<br />
geht der Trend zu sog. extrem automatisierten<br />
Smart Warehouse, um Arbeitskräfte und<br />
damit Löhne einzusparen und die Effizienz<br />
zu erhöhen. Beide Internethändler besitzen<br />
bereits „unbemannte“ roboterbetriebene<br />
Lagerhäuser (JD.com: warehouse “No1.<br />
Asia”, Cainiao: „Wuxi warehouse“).<br />
Das Online-Shopping im Land der Mitte<br />
wächst beständig, ist aber laut Handelsministerium<br />
immer noch für weniger als 20<br />
Prozent des chinesischen Gesamtkonsums<br />
verantwortlich. Alibaba wie auch JD.com<br />
vertreiben ebenso Lebensmittel über ihre<br />
Offline-Supermärkte Hema und 7FRESH. Der<br />
Alibaba-Hema-Supermarkt fungiert zudem<br />
als Fulfillment Center. Von den Angestellten<br />
werden auch Online-Bestellungen bearbeitet.<br />
Für die Versorgung dieser Supermarktketten<br />
sind spezielle Lagerhäuser (Food-Grade)<br />
nötig, die extremen Anforderungen unterliegen.<br />
Meist sind diese Lagerhäuser hochautomatisiert,<br />
wie z. B. das vollautomatisierte JD<br />
Warehouse in Shanghai.<br />
Veränderte Nachfrage, chinesische Werte<br />
Die Nachfrage chinesischer Konsumenten<br />
hat sich in den letzten zehn Jahren gravierend<br />
verändert. Laut Tom Doctoroff, Buchautor<br />
und Experte für chinesisches Konsumentenverhalten,<br />
„sind die chinesischen Verbraucher<br />
lang nicht mehr so eindimensional wie<br />
früher. Die Nachfrage wird zunehmend durch<br />
Leidenschaften und digitale Technologie geformt.“<br />
Doctoroff führt weiter aus: „Die Hälfte<br />
aller Chinesen ist nach 1990 geboren. Die jungen<br />
Chinesen sind viel mehr daran interessiert,<br />
sich durch Leidenschaften und Interessen zu<br />
definieren. Die meisten E-Commerce-Plattformen<br />
besitzen eine soziale Komponente.<br />
Chinesen lieben es, Gedanken und Ideen<br />
(auch über Produkte) auszutauschen und<br />
sich einer Subkultur bzw. einem Stamm zugehörig<br />
zu fühlen. Es existiert immer noch<br />
eine große Lücke zwischen der Traumidentität<br />
und was der Einzelne wirklich sein kann.“<br />
„Die Konsumenten werden weiterhin durch<br />
die Grundsätze der chinesischen Gesellschaft<br />
angetrieben. Chinesen wollen Stabilität und<br />
anderseits ihren Status zur Schau stellen“.<br />
Folgerichtig haben Experten und Geschäftsleute<br />
auf der durch Alibaba ausgerichteten<br />
Konferenz Gateway ‘17 in Detroit (Juni 2017)<br />
Produkte bestimmt, die bei Chinesen momentan<br />
hoch im Kurs stehen. Aufgrund der<br />
hohen Qualität ausländischer Güter sind dies<br />
Schuhe, Kleidung (Umstandskleidung und<br />
Baby Accessoires), Schmuck, Makeup sowie<br />
Hautpflegemittel. Chinesen werden immer<br />
gesundheitsbewusster. Daher sind Vitamine,<br />
gesunde Nahrungsmittel und Babynahrung,<br />
Produkte für die Stillzeit, Säfte, Superfood und<br />
-snacks, frische Nahrungsmittel sowie natürliche<br />
Pflege- und Reinigungsmittel sehr gefragt.<br />
Darüber hinaus besteht großes Interesse an<br />
ausländischem Qualitätswein, Sportartikeln<br />
und originellen elektronischen Geräten. (DR)
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S16<br />
eCommerce Logistik-Day: Dem<br />
Wachstum mit Köpfchen begegnen<br />
Die Wiener Albert Hall stand am 25. September einmal mehr im Mittelpunkt der<br />
österreichischen E-Commerce-Szene. Rund 120 E-Commerce-Logistiker und<br />
Branchenspezialisten ließen sich bei der 4. Auflage des eCommerce Logistik-Day<br />
- einer Kooperationsveranstaltung des Instituts des Interaktiven Handels mit der<br />
Zeitschrift <strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> - von neuen Ideen und Lösungsansätzen für die<br />
E-Commerce-Logistik inspirieren. REDAKTION: KARIN WALTER<br />
Österreichern auf starkes Interesse: Mehr als<br />
ein Viertel der Online-Kunden kauft im Internet<br />
bereits via Smartphone ein. Sechs Prozent<br />
der Österreicher lässt sich beim Shopping im<br />
Netz sogar schon von sprachgesteuerten<br />
Assistenten unterstützen. Nach Aussage von<br />
Rainer Will, Geschäftsführer des österreichischen<br />
Handelsverbandes, wächst das Online-<br />
Geschäft in der Alpenrepublik mittlerweile<br />
achtmal schneller als der Warenverkauf im<br />
stationären Handel. Die Akteure auf dem<br />
österreichischen Paketmarkt gehörten im vergangenen<br />
Jahr mit einem Umsatzwachstum<br />
von 27 Prozent gegenüber 2017 zu den stärksten<br />
Profiteuren dieser Entwicklung.<br />
KARIN WALTER<br />
JOURNALISTIN<br />
WAL-MEDIEN<br />
Im Online- & Omnichannel-Handel klingelten<br />
im Jahr 2018 wieder kräftig die Kassen.<br />
Mehr als 65 Milliarden Euro wurden<br />
von den Internethändlern in Deutschland<br />
im vergangenen Jahr aus dem Verkauf von<br />
Kleidung, Schuhen, Elektronikartikeln und Co.<br />
erzielt. Gemessen am gesamten deutschen<br />
Einzelhandelsumsatz ist damit jeder achte<br />
Euro in den Internethandel geflossen. Nach<br />
jüngsten Einschätzungen des Bundesverbandes<br />
E-Commerce und Versandhandel wird es<br />
der Branche noch in diesem Jahr gelingen,<br />
die 70 Mrd. Euro-Marke zu überspringen.<br />
Der österreichische E-Commerce-Markt steht<br />
der Wachstumsdynamik des deutschen<br />
Marktes in keiner Weise mehr nach. Im Gegenteil:<br />
Betrachtet man die jährlich getätigten<br />
Online-Einkäufe pro Kopf, zählt Österreich<br />
sogar zu den europäischen Spitzenreitern.<br />
Besonders die neuen technischen Möglichkeiten<br />
des Wareneinkaufs stoßen bei den<br />
Dem Wachstum mit Optimierungsmaßnahmen<br />
begegnen<br />
Auf dem 4. eCommerce Logistik-Day wurde<br />
deutlich: Die Wachstumsdynamik der Branche<br />
bringt für die Marktakteure zwar viele<br />
Chancen mit sich - es resultieren daraus aber<br />
auch viele Herausforderungen: Verstopfte<br />
Straßen prägen zunehmend das Bild in den<br />
Innenstädten. Retourenberge und die massenhafte<br />
Vernichtung zurückgesendeter Kleidungsstücke,<br />
Wellnessprodukte oder Elektrogeräte<br />
sind in der gesellschaftspolitischen<br />
Debatte bereits zu einem Dauerbrennerthema<br />
geworden. Auch bei den Branchenvertretern<br />
selbst verstärken sich die Sorgenfalten:<br />
Paketdienstleister kommen der Päckchenflut<br />
mancherorts bereits nur noch mit<br />
großen personellen Anstrengungen nach.<br />
Auch die Logistiker in den Paketfabriken selbst<br />
beklagen immer größere Schwierigkeiten, die<br />
wachsenden Bestellmengen schnell und effizient<br />
abzuarbeiten.
„Die Frage, ob in den Logistikzentren stärker<br />
automatisiert werden muss, ist heutzutage<br />
so gut wie überflüssig“, stellte Bernd Kratz,<br />
Gesellschafter und Mitbegründer des Instituts<br />
des Interaktiven Handels und Moderator<br />
des 4. eCommerce Logistik-Day in seinem<br />
Eingangsstatement provokativ fest. Durch<br />
den sich immer weiter verschärfenden Fachkräftemangel<br />
und die zunehmende Alterung<br />
der Gesellschaft stelle sich für die Branche<br />
zum Thema Automatisierung lediglich „die<br />
Frage nach dem wie und wann“. Aus seiner<br />
langjährigen Erfahrung als Vorstand bei<br />
Conrad Electronics sowie als Logistik- und<br />
Management-Berater heraus warnte Kratz<br />
die nach Wien gereisten Logistikpraktiker jedoch<br />
davor, bei Automatisierungsvorhaben<br />
in operative Hektik zu verfallen. „In den allermeisten<br />
Fällen lässt sich ein deutliches Mehr<br />
an Produktivität bereits durch Optimierungsmaßnahmen<br />
entlang der Logistikprozesskette<br />
heben, so dass die Automatisierung erst danach<br />
als Schritt erfolgen kann“, so Kratz.<br />
Automatisierung auch in den<br />
Micro-Hubs ein Thema<br />
Auf dem eCommerce-Logistik-Day wurde<br />
deutlich: Der für den wirtschaftlichen Erfolg<br />
der E-Commerce-Branche entscheidende<br />
Faktor Zeit führt gegenwärtig bereits zu einer<br />
verstärkten Umverteilung der Handelsgüter<br />
auf citynah gelegene Warenverteilzentren.<br />
VERANSTALTER: BERND KRATZ & MARKUS JAKLITSCH<br />
Doch was bedeutet das für die E-Commerce-Logistik<br />
an sich? Haben die in der<br />
Branche altbewährten Zentrallagerstrukturen<br />
in Zukunft ausgedient? Und macht es angesichts<br />
dieser Entwicklung überhaupt noch<br />
Sinn, größere Automatisierungsprojekte mit<br />
teils mehrjähriger Laufzeit an den zentralen<br />
Logistikstandorten durchzuführen?<br />
Winnie Ahrens, Sales Managerin beim Logistiksystemanbieter<br />
Dematic GmbH, hält die<br />
Tendenz zur Endkundenbelieferung aus kleinen,<br />
regionalen Warendepots für eine logische<br />
Entwicklung, die aus den technischen<br />
Errungenschaften der vergangenen Jahre<br />
resultiert. „Durch Predictive Analysis-Methoden<br />
und Big Data lässt sich heutzutage bereits<br />
sehr gut voraussehen, wann ein Kunde<br />
ein neues Fahrrad bestellt“, bemerkte<br />
Ahrens im Rahmen einer Podiumsdiskussion.<br />
„Das ist ein Punkt, der uns künftig weiter in die<br />
Lage versetzen wird, Waren schon sehr weit<br />
vor dem genaueren Bestellzeitpunkt des Kunden<br />
in Micro-Hubs in Nähe des Kunden zu<br />
transportieren.“
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S18<br />
Auch für die beiden Intralogistikspezialisten<br />
Peter Bimmermann, Geschäftsführer der<br />
AutoStore System GmbH, und Peter Stöger,<br />
Managing Product Manager beim Grazer<br />
Logistikautomatisierer KNAPP AG, sind klare<br />
Tendenzen auf dem Markt erkennbar, die<br />
Endkunden künftig vermehrt aus kleinen, regionalen<br />
Warendepots zu beliefern. „Kleinstautomatisierungsprojekte<br />
mit kurzen Durchlaufzeiten<br />
von wenigen Wochen oder Monaten<br />
werden den Wettbewerb in der Branche<br />
noch einmal deutlich verschärfen“, glaubt<br />
Peter Stöger von KNAPP. Ähnlich wie er sieht<br />
auch Peter Bimmermann von AutoStore in<br />
den über die vergangenen Jahrzehnten Zentrallagerkonzepten<br />
des Handels jedoch auch<br />
in Zukunft eine klare Notwendigkeit und Daseinsberechtigung.<br />
„Hochautomatisierte Lager<br />
bieten den Unternehmen auf der einen<br />
Seite den Vorteil, die volle Sortimentsbreite<br />
vorhalten zu können. Auf der anderen Seite<br />
gewährleisten sie einen Logistikbetrieb mit<br />
voller Power.“ Für den erfahrenen Intralogistikexperten<br />
besteht deshalb kaum ein Zweifel:<br />
Groß angelegte Automatisierungsvorhaben<br />
werden auch künftig das Bild in der Handelslogistik<br />
prägen.<br />
Pünktlichkeit und schnelle Verfügbarkeit sind<br />
die entscheidenden Faktoren<br />
Der Beitrag von Helmut Lindinger, dem<br />
Geschäftsführenden Gesellschafter der<br />
H. Gautzsch Großhandel Bayern GmbH,<br />
einer führenden deutschen Großhandelsgesellschaft<br />
für Elektrotechnik, gab Aufschluss<br />
darüber, an welchen Kriterien sich die Umsetzung<br />
eines Lagerkonzeptes heutzutage<br />
festmachen lässt. Die Unternehmensgruppe<br />
hat sich in den vergangenen Jahren bewusst<br />
dazu entschieden, die bisher praktizierte dezentrale<br />
Lagerstrategie durch den Aufbaus<br />
dreier Zentrallagerlager in Münster und Rathmannsdorf<br />
in Passau zu ersetzen. An den neu<br />
geschaffenen Logistikstützpunkten setzt das<br />
das Unternehmen angesichts der verstärkten<br />
Kundenwünsche nach schneller Warenverfügbarkeit,<br />
pünktlicher Lieferung und großer<br />
Produktvielfalt auf flexible und hochautomatisierte<br />
Logistikprozesse. Mit großem Erfolg:<br />
Online-Bestellungen, die in Rathmannsdorf bis<br />
21:00 Uhr bestellt werden, stehen beim Kunden<br />
bayernweit bereits am nächsten Morgen<br />
um 7:00 Uhr zur Anlieferung bereit. Ermöglicht<br />
wird dies durch eine roboterbetriebene Auto-<br />
Store-Anlage, die für schnelle Durchlaufzeiten<br />
sorgt und Platz für 70 bis 80 Prozent der angebotenen<br />
Artikelpositionen bietet.<br />
Ein breites Spektrum vom Wearable bis hin zur<br />
Künstlichen Intelligenz<br />
Für die in der Albert Hall zahlreich vertretenen<br />
Logistikpraktiker, Logistiklösungsanbieter<br />
und Dienstleister bot der diesjährige eCommerce<br />
Logistik-Day erneut einen interessanten<br />
Einblick in die neuesten technologischen<br />
Trends in der Intralogistik. In einem Gemeinschaftsbeitrag<br />
mit Bernhard Bachofner, dem<br />
Geschäftsführenden Gesellschafter der Fiegl<br />
& Spielberger Solution GmbH verdeutlichte<br />
Sascha Stranz, Technical Project Manager<br />
bei der Windhagener Geutebrück GmbH,<br />
dass sich zahlreiche Aufgabenstellungen<br />
im Lager heute schon durch die Nutzung<br />
künstlich intelligenter Videotechniken gelöst<br />
werden können. Auch das noch junge Technologieunternehmen<br />
ProGlove nutzte den
eCommerce-Logistik-Day, um der breiten<br />
Öffentlichkeit die Einsatzmöglichkeiten und<br />
Vorteile des freihändigen Scannens mit Hilfe<br />
eines Handschuhs vorzustellen.<br />
HUBERT - ein innovatives Wiener Citylogistik-Projekt<br />
Last-Mile-Logistik „Made in Austria“: Dazu präsentierte<br />
Doris Pulker-Rohrhofer, Geschäftsleiterin<br />
beim Hafen Wien sowie Gründungsund<br />
Vorstandsmitglied des österreichischen<br />
DamenLogistikClubs auf dem Podium des<br />
eCommerce Logistik-Day einen zukunftsorientierten<br />
und interessanten Ansatz: Der vom<br />
Hafen Wien erst vor Kurzem aus der Taufe<br />
gehobene Zustell-Service HUBERT. HUBERT<br />
verfolgt das Ziel, die Warenbelieferung der<br />
innerstädtischen Gewerbebetrieben nachhaltig<br />
zu optimieren und umweltfreundlicher<br />
zu gestalten. Das mit der Durchführung des innovativen<br />
Citylogistik-Konzeptes beauftrage<br />
Mobilitätslabor Thinkport Vienna setzt bei der<br />
Wareneinlagerung auf die am Hafen Freudenau<br />
verfügbaren Lagerflächen. Dort werden<br />
die Waren konsolidiert und den jeweiligen<br />
Auslieferungstouren in die Wiener Innenstadt<br />
zugeteilt. „Durch die Bündelung der Paketströme<br />
verfolgen wir das Ziel, unnötige Mehrfachfahrten<br />
komplett aus Warenverteilung zu<br />
eliminieren“, schilderte Pulker-Rohrhofer.<br />
Bei dem neuen Zustellservice setzt der Wiener<br />
Hafen auf den Einsatz zweier emissionsneutraler<br />
Elektrofahrzeuge. Die enge<br />
Kooperation mit den Wiener Lokalbahnen,<br />
die am gleichen Standort beheimatet sind,<br />
ermöglicht es den Betreibern des Citylogistik-Hubs<br />
- je nach Auslastung - zusätzlich<br />
auch auf einen Pool von 120 Elektrofahrzeugen<br />
zuzugreifen. „Wir setzen damit auf die<br />
optimale Ausnutzung von Synergieeffekten<br />
vor Ort und legen Wert auf die Auslastung<br />
sämtlicher vorhandender Ressourcen“,<br />
so die Leiterin des Hafens Wien. Positiver<br />
Nebeneffekt des neuen Zustellservices: Das<br />
Zustellpersonal ist nicht nur mit der zeitgerechten<br />
Auslieferung beauftragt - die Mitarbeiter<br />
sind gleichzeitig dazu angehalten, sich um<br />
die Mitnahme von Retouren, die Entsorgung<br />
von Kartonagen sowie den Versand auf der<br />
ersten Meile zu kümmern.<br />
Networking in gehobenem Ambiente<br />
Am Ende eines mit Informationen prall gefüllten<br />
Tages konstatierte Bernd Kratz, der durch<br />
den Tag unterhaltsam und mit gewohnt spitzer<br />
Zunge führte: „Der eCommerce Logistik-Day<br />
hat sich in den vier Jahren seines Bestehens<br />
nicht zu einer exzellenten Informationsbörse<br />
für die Logistiker der Handelsbranche entwickelt.<br />
Er hat darüber hinaus auch schon<br />
manch einem Marktakteur zum Anbahnen<br />
interessanter neuer Geschäftsbeziehungen<br />
verholfen. In diesem Sinne stellte Kratz zum<br />
Abschluss des eCommerce Logistik-Day <strong>2019</strong><br />
bereits sicher: „Wir - das Institut des Interaktiven<br />
Handels sowie die Zeitschrift <strong>LOGISTIK</strong><br />
<strong>express</strong> - werden das spannende Veranstaltungsformat<br />
auch im Jahre 2020 fortführen.<br />
Außerdem sind im kommenden Jahr auch<br />
zwei Logistikreisen für den E-Commerce<br />
und Omnichannel-Handel geplant, zu denen<br />
wir alle Besucher des eCommerce<br />
Logistik-Day sehr gerne willkommen heißen.<br />
(WAL)<br />
Der eCommerce Logistik-Day<br />
in Wien ist der<br />
Branchentreff für Handel<br />
und Logistik und wird<br />
vom IDIH – Institut des interaktiven<br />
Handels initiiert<br />
und vom deutschen<br />
Händlerbund sowie<br />
vom österreichischen<br />
Handelsverband unterstützt.<br />
Weiterführende<br />
Infos erhalten Sie auf:<br />
www.logistik-<strong>express</strong>.com
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S20<br />
Greta an Bord! Ist die Binnenschifffahrt<br />
der Rettungsanker für das Weltklima?<br />
Das ist die „Gretchenfrage“. Jetzt nicht auf Greta Thunberg bezogen, sondern<br />
auf die Tragödie von Goethes Faust: Nun sag, wie hast du‘s mit dem Klimaschutz?<br />
REDAKTION: PETER BAUMGARTNER<br />
PETER BAUMGARTNER<br />
FACHJOURNALIST<br />
<strong>LOGISTIK</strong> EXPRESS<br />
Es ist eine Gewissensfrage, deren Beantwortung<br />
von Befragten in der<br />
Zeitrechnung vor Greta regelmäßig<br />
elegant umschifft wurde. Greta Thunberg<br />
darf sich auf die Fahnen schreiben, dass<br />
durch sie dieses Herumdrücken um eine klare<br />
Antwort vorbei ist – und zwar endgültig.<br />
Die der Hybris verfallenen Protagonisten der<br />
Verkehrswirtschaft müssen sich jetzt, nach<br />
jahrzehntelanger Misswirtschaft, von einer<br />
Schülerin sagen lassen, dass sie ihre Kompetenzen<br />
und Fähigkeiten maßlos überschätzt<br />
haben. Lange Zeit hat man gehofft, dass wenigstens<br />
der zunehmende Frauenanteil in der<br />
Verkehrswirtschaft das Ruder herumreißen<br />
kann. Aber auch sie konnten den Ballast nicht<br />
abwerfen, den ihnen die Männerwirtschaft<br />
hinterlassen hat. Jetzt müssen die Kinder ran<br />
und es bleibt zu hoffen, dass der drohende<br />
Generationenkonflikt nicht als Kollateralschaden<br />
bei der Bewältigung des Klimawandels<br />
übrigbleibt.<br />
Ein Sektor sucht acht Millionen Tonnen CO2<br />
- Schaffen wir die Klimawende im Verkehr?<br />
Diese Frage stellte sich die Österreichische<br />
Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft<br />
(ÖVG) in ihrem jüngsten Forum. Rund acht<br />
Millionen Tonnen CO2 müssen nämlich gemäß<br />
den Pariser Klimazielen bis 2030 in Österreich<br />
jährlich eingespart werden. Nur dann<br />
lassen sich Strafzahlungen und Zertifikatkäufe<br />
in Milliardenhöhe noch abwenden. Große<br />
Anstrengungen des Verkehrssektors werden<br />
somit erforderlich sein. Die Binnenschifffahrt<br />
wird nicht der Rettungsanker sein, der diese<br />
Aufgabe allein wird stemmen können. Aber<br />
die Binnenschifffahrt – und das ist keine neue<br />
Erkenntnis, kann einen wesentlichen Beitrag<br />
zur Erreichung der klimapolitischen Ziele<br />
leisten. Klima relevant geht es um Themen<br />
wie Verkehrsvermeidung, Auslastungsgrad,<br />
Effizienzsteigerung, alternative Antriebe und<br />
um Verkehrsverlagerung. Alles Bereiche, wo<br />
Binnenschiffe ihre Stärke ausspielen können<br />
– wenn man sie lässt und dafür die Voraussetzungen<br />
schafft.<br />
Die größte Untiefe für die Binnenschifffahrt, die<br />
sie immer wieder stranden lässt, ist die europäische<br />
Verkehrspolitik. Dort herrscht das<br />
Dogma des „freien Warenverkehrs“ und niemand<br />
ist da, der sich zu sagen getraut, dass<br />
der freie Warenverkehr nicht automatisch<br />
die freie Wahl des Verkehrsmittels bedeuten<br />
kann. Wenn sich das nicht ändert, werden<br />
uns die bösen Blicke von Greta noch in Grund<br />
und Boden stampfen, bevor uns ihr Flammenschwert<br />
in Stücke reißt.<br />
Wenn hier kein Umdenken stattfindet, hat<br />
es wenig Sinn, sich über Verkehrsverlagerung<br />
Gedanken zu machen. Dann wird die<br />
Binnenschifffahrt weiterhin ihre Aufgabe als<br />
Tarifregulator führen dürfen. Mehr aber auch<br />
nicht. Das Dumme ist nur, alle anderen Zielsetzungen<br />
hängen unmittelbar mit der Verkehrsverlagerung<br />
zusammen. Alternative<br />
Antriebe in der Binnenschifffahrt werden nur<br />
gebraucht und flächendeckend finanzierbar<br />
sein, wenn es eine Verkehrsverlagerung gibt.<br />
Ebenso eine Verkehrsvermeidung.<br />
Ganz zu schweigen von einer Effizienzsteigerung<br />
der Bahn, die nur möglich ist, wenn<br />
jeder Verkehrsträger das macht, was er<br />
gut kann und zu leisten vermag. Dass die<br />
Binnenschifffahrt klimaschonend arbeiten<br />
kann, zeigen viele Beispiele, die sich wie Inseln<br />
aus dem Verkehrssumpf abheben. Zum<br />
Beispiel im Bereich der City-Logistik, wo bedingt<br />
durch den zunehmenden Internethandel,<br />
uns der Verkehr in den Ballungsräumen<br />
schon förmlich um die Ohren fliegt.
Darauf hat IKEA eine ökologische Antwort gesucht<br />
und gefunden. Jetzt lässt das Unternehmen<br />
die Kunden in Paris von einem Schiff mit<br />
E-Antrieb beliefern. Bis zu 3.000 Pakete/Tag finden<br />
so ihr Ziel. Dabei fährt das Schiff, fast wie<br />
eine U-Bahn, mehrere Stationen in der Stadt<br />
an. Die „letzte Meile“ vom Schiff zum Kunden<br />
machen E-Lasträder – wobei das Netzt schon<br />
so engmaschig ist, dass sie nur rund zwanzig<br />
Kilometer pro Tag fahren müssen.<br />
Ein großes Verlagerungspotential besteht im<br />
städtischen Bereich in der Baustellenlogistik.<br />
Da hat die Binnenschifffahrt schon viel geleistet<br />
und neue Angebote, wie das Beispiel auf<br />
der Loire zeigen, es geht noch mehr. Bei einer<br />
einzigen Baustelle konnten durch den Einsatz<br />
eines neuen Binnenschiffes 240 LKW-Fahrten<br />
eingespart werden. Zunehmend sind auch<br />
die Herausforderungen im Bereich der Abfalllogistik.<br />
Auch deshalb, weil der Raum in<br />
den Städten knapp wird. Hier kann die Binnenschifffahrt<br />
gleich zweifach punkten. Das<br />
schwimmende Lager für Sperrmüll in Lyon ersetzt<br />
25 LKW und hat sich bewährt.<br />
Die Stadt ist schon lange bekannt für seine<br />
nasse Raumordnung und nützt die Wasserstraße<br />
nicht nur für den Transport, sondern auch<br />
für die Lagerlogistik. Weil die Binnenschifffahrt<br />
den Klimawandel schon schmerzlich<br />
zu spüren bekommt und mit großen Schiffen<br />
bei Niederwasser oft kein Betrieb mehr möglich<br />
ist, braucht es alternative Ideen. Das hat<br />
dazu geführt, dass zunehmend kleinere und<br />
flexiblere Binnenschiffe gebaut werden. Damit<br />
kann der Verkehr bei Niederwasser länger<br />
garantiert werden und gleichzeitig wird der<br />
Aktionsradius von kleinen Schiffen wesentlich<br />
größer, weil auch kleinere Flüsse und Kanäle<br />
befahren werden können.<br />
Österreich macht sich auch Gedanken über<br />
den wachsenden Verkehr in der Stadt – seit<br />
2013. Hierorts lautet die Devise von „Zero Emission<br />
Austria“ die Erreichung von Smart Urban<br />
Logistics mit 60 Prozent Emissionsreduktion –<br />
bis 2050 (!) Ob uns Greta bis dahin Zeit lässt?<br />
Bis dahin ist sie selber 50 und wahrscheinlich<br />
längst explodiert. Wien ist mit seiner smarten<br />
City Logistik schon einen Schritt weiter. Man<br />
hat es aber auch nicht besonders eilig.<br />
Gerade wurde den heimischen Logistikern<br />
wissenschaftlich bestätigt, der wachsende<br />
Pakettransport ist eh nicht so schlimm. Dennoch<br />
gibt es schon einen „thinkport VIENNA“ –<br />
quasi ein Großraumlabor für Leute, die urbane<br />
Mobilität spielen möchten. Die bisherige Bilanz:<br />
„Wir machen das, um herauszufinden,<br />
was wir noch herausfinden müssen“. Gut,<br />
dafür hätte zwar auch ein Blick über den Tellerrand<br />
genügt, aber vielleicht hat Greta wenigstens<br />
mit jenen Proponenten ein Erbarmen,<br />
die sich bemüht haben. Als modern und umweltfreundlich<br />
bezeichnet thinkport VIENNA<br />
ein Projekt namens HUBERT, bei dem der<br />
Warenzulauf nach Wien gebündelt und vor<br />
der Verteilung zwischengelagert werden soll.<br />
Früher nannte man das „Hub-and Spoke-System“.<br />
Frei übersetzt, die Ware wird wenig umweltfreundlich<br />
im Kreis geführt.<br />
Im „thinkport BERLIN“ ist man seit geraumer<br />
Zeit der Findungsphase entschlüpft und befindet<br />
sich in der Umsetzung von innovativen<br />
Lösungen. Derzeit baut der Hafen ein emissionsfreies<br />
Schubschiff namens ELEKTRA. Die<br />
umweltfreundliche Antriebsart (Akku + Brennstoffzelle<br />
+ Wasserstoff) wird täglich 100 Km<br />
Reichweite bei einer Geschwindigkeit von<br />
max. 10 Km/h leisten. Mehr als ausreichend<br />
für die City Logistik.<br />
Mark Twain, der alte Mississippi-Lotse hat früh<br />
erkannt: „Das Klima dauert die ganze Zeit,<br />
das Wetter nur ein paar Tage“. Vielleicht hilft<br />
diese Erkenntnis zu Eile im Klimaschutz. Immerhin,<br />
dank António Guterres, der geschockt<br />
von Gretas Rede in New York eingestanden<br />
hat: „Wir reden zu viel und tun zu wenig“, wissen<br />
jetzt alle, was getan werden muss. (PB)<br />
Quelle TU-Berlin EBMS
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S22<br />
Deutliche Preissteigerungen im<br />
Weltpostnetz ab 2020<br />
Die Einigung auf neue Netzzugangsvergütungen zwischen den Postbetreibern<br />
auf dem 3. außerordentliche Weltpostkongress 23. – 26. September <strong>2019</strong> in<br />
Genf wird ab 2020 zu deutlichen Preissteigerungen für Warensendungen führen.<br />
Zugleich muss sich der Weltpostverein allen Betreibern und Kunden öffnen.<br />
BEITRAG: WALTER TREZEK<br />
WALTER TREZEK<br />
WALTER TREZEK<br />
GRÜNDUNGSMITGLIED<br />
HÄNDLERBUND-<br />
FACHGREMIUMS<br />
LOGISTIC NATIVE<br />
Die Briefzustellung wird zunehmend<br />
für Warenzustellung bis<br />
2 KG genutzt. Dafür ist aber dieser<br />
Zustellkanal nicht ausgelegt.<br />
Die Zustellung von Dokumentensendungen<br />
ist nur teilweise für eine Warenzustellung<br />
geeignet. Konsequenz ist, dass die<br />
Kosten der Postzustellung in industrialisierten<br />
Staaten, die Endvergütungen, die von<br />
den Postbetreibern in den Staaten aus denen<br />
der Warenbrief versandt wird, bezahlt<br />
werden, übersteigen.<br />
Seit 2016, mit Beschlüssen auf dem Weltpostkongress<br />
in Istanbul, wurden die<br />
Netzzugangsentgelte für Warenbriefsendungen<br />
im Weltpostnetz mit 2018 deutlich<br />
angehoben. Den USA gingen diese<br />
Anpassungen nicht weit genug. Die USA<br />
gab am 17 Oktober 2018 ihren Austritt aus<br />
dem Weltpostverein, mit 17 Oktober <strong>2019</strong><br />
bekannt. Um einen Austritt der USA, die<br />
knapp 40% der gesamten Weltpostmenge<br />
generieren vorzubeugen, kam es ab<br />
Ende 2018 zu einer grundlegenden Überarbeitung<br />
des Endvergütungssystems für<br />
Warensendungen.<br />
Innerhalb von 9 Monaten wurden 3 verschiedene<br />
Varianten erarbeitet. Schlussendlich<br />
einigten sich die Mitgliedsstaaten<br />
unter direkter Beteiligung der US-Administration,<br />
auf ein System in dem der größte<br />
Postbetreiber (die US-Post) ab 2020 Netzzugangstarife<br />
festlegen kann, andere<br />
Postbetreiber über einen Zeitraum von 5<br />
Jahren die Netzzugangsvergütungen auf<br />
bis zu ¾ der nationalen Tarife anheben<br />
können. Die USA bleiben, nach der Einigung<br />
in Genf Mitglied im Weltpostverein.<br />
Die Postbetreiber in den industrialisierten<br />
Staaten werden ihre Netzzugangstarife für<br />
Warensendungen um etwa 15 – 17% pro<br />
Jahr anheben, bis zu einer Höhe von etwa<br />
¾ der Inlandstarife.<br />
Die entstandene de-facto Tarifhoheit der<br />
nationalen Postadministrationen führt zudem<br />
zu einem neuen System bi- und multilateraler<br />
Tarifabsprachen, die tatsächliche<br />
Sendungsmengen und vereinbarte Vorleistungen<br />
berücksichtigen werden. Solche<br />
kommerzielle Tarifvereinbarungen werden<br />
wohl deutlich unter den jetzt festgelegten<br />
Endvergütungen des Weltpostvereins<br />
liegen und von den "großen Postadministrationen"<br />
und deren Kurier-, Express- und<br />
Paketbetreibern, oder auch von den US<br />
Expressdiensten dominiert werden.<br />
Mit den Entscheidungen des 3. ao. Weltpostkongresses<br />
in Genf tritt der Weltpostverein<br />
in eine neue Phase, die zu einer<br />
Digitalisierung der Warenzustellung, einem<br />
weiteren Umbau und zu einer Öffnung<br />
führen kann. Heute werden etwa 70%<br />
aller Warensendungen im Weltpostnetz<br />
transportiert und zugestellt. Diese Netze<br />
sollen allen Betreibern, aber auch deren<br />
Kunden geöffnet werden. Ziel soll es sein,<br />
allgemeine Standards, aber auch die bestehende<br />
Infrastruktur allen, und nicht<br />
nur wie heute, nur den nationalen Postadministrationen<br />
zu Selbstkosten zu öffnen.<br />
Die Beschlüsse dazu werden in den kommenden<br />
3 Monaten vorbereitet und verhandelt<br />
und auf dem nächsten regulären<br />
Weltpostkongress im September 2020 beschlossen.<br />
(WT)
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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S24<br />
Doppelte Schlagkraft für den<br />
digitalen Handel in Europa<br />
Ecommerce Europe und EMOTA vereinen sich und sprechen ab sofort mit einer<br />
Stimme für die digitale Handelsbranche in Europa. Handelsverband-Geschäftsführer<br />
Will leitete die Verhandlungen. BEITRAG: REDAKTION<br />
Die europäischen Handelsverbände<br />
Ecommerce Europe und EMOTA<br />
(The European eCommerce &<br />
Omni-Channel Trade Association),<br />
haben ihren offiziellen Zusammenschluss<br />
bekannt gegeben. Die beiden Verbände<br />
werden unter der Dachmarke „Ecommerce<br />
Europe“ vereint. Die Fusion wird nach einer<br />
Übergangsperiode mit 1. Jänner 2020 voll<br />
wirksam.<br />
"Der Zusammenschluss ist nun perfekt. Ein<br />
wichtiger Tag für den österreichischen und<br />
europäischen Handel, der sieht sich mit enormen<br />
Herausforderungen konfrontiert sieht,<br />
um im Wettbewerb mit den Giganten aus<br />
Asien und den USA mithalten zu können. Wir<br />
haben damit eine einheitliche, starke Stimme<br />
auf EU-Ebene geschaffen, die sich für Europas<br />
Händler in Brüssel einsetzen wird. Die Zeit<br />
ist reif für neue Rahmenbedingungen, die im<br />
zunehmend globalen Wettbewerb 'fair play'<br />
sicherstellen", freut sich Rainer Will, Geschäftsführer<br />
des Handelsverbandes, der mit der vorgelagerten<br />
sensiblen Verhandlungsführung<br />
seitens der EMOTA betraut wurde. Mit einem<br />
prognostizierten europäischen B2C eCommerce-Umsatz<br />
von 621 Milliarden Euro im Jahr<br />
<strong>2019</strong> steht der digitale Handel im Zentrum fundamentaler<br />
wirtschaftlicher und gesellschaftlicher<br />
Veränderungen, wie der Digitalisierung,<br />
der technologischen Revolution, der zunehmenden<br />
Vernetzung und einem globalen<br />
Wettbewerb.<br />
Um in diesem dynamischen, herausfordernden<br />
Umfeld erfolgreich zu sein und das<br />
Wachstumspotenzial des digitalen Handels<br />
zu erschließen, werden die beiden Verbände<br />
in Zukunft mit einer einzigen Stimme sprechen,<br />
die sich der Entwicklung des digitalen Einkaufs<br />
in Europa widmet. Durch die Bündelung<br />
der Kräfte und die Zusammenarbeit mit politischen<br />
Entscheidungsträgern auf EU-Ebene<br />
wird der neue Dachverband sicherstellen,<br />
dass der digitale Handel in Europa weiterhin<br />
floriert. Die Ziele: fairer Wettbewerb sowie eine<br />
bessere Durchsetzung und Harmonisierung<br />
von realisierbaren Maßnahmen in Schlüsselbereichen.<br />
"Wir sind sehr stolz darauf, mitteilen zu dürfen,<br />
dass Ecommerce Europe und EMOTA<br />
ihre Kräfte bündeln, um der einzige eCommerce-Verband<br />
auf EU-Ebene zu werden.<br />
Dies ist eine großartige Nachricht für unsere<br />
Branche, die jetzt auf eine stärkere Stimme in<br />
Europa zählen kann", erklärt François Momboisse,<br />
Präsident von Ecommerce Europe.<br />
"Diese 'Fusion' wird es uns ermöglichen, den<br />
Erfolg des europäischen, digitalen Handels<br />
weiter auszubauen und unsere Mission zu verfolgen,<br />
den EU-Gesetzgebern dabei zu helfen,<br />
die bestmöglichen Rahmenbedingungen<br />
für das Wachstum des digitalen Handels<br />
in Europa und darüber hinaus zu schaffen."<br />
Frederik Palm, Präsident von EMOTA, bestätigt:<br />
"Ich freue mich sehr, dass die EMOTA-<br />
Initiative zur Vereinigung beider Verbände<br />
nun auf fruchtbaren Boden gefallen ist und
dass wir in Zukunft mit einer Stimme für die<br />
gemeinsamen Interessen der digitalen Handelsbranche<br />
in Europa sprechen werden.<br />
Dies ist nicht nur ein wichtiger Schritt zur Stärkung<br />
unseres Sektors, sondern auch ein klares<br />
Bekenntnis zu Europa. Durch den Austausch<br />
unserer Erfahrungen, Ideen und Kenntnisse<br />
zwischen den Mitgliedstaaten können wir<br />
unser Fachwissen bündeln. Nur gemeinsam,<br />
als eine einzige Vereinigung, die sich auf die<br />
digitalen Aspekte des Handels konzentriert,<br />
können wir eine echte Wirkung erzielen und sicherstellen,<br />
dass unsere Ideen und Initiativen<br />
in Brüssel Gehör finden."<br />
Der österreichische Handelsverband hat sich<br />
in den letzten beiden Jahren aus diversen<br />
Gründen intensiv um eine Zusammenführung<br />
und Aufwertung der beiden europäischen<br />
Handelsverbände bemüht und sichergestellt,<br />
dass die Mitgliederstruktur überparteilich<br />
ausgestaltet ist. Ebenso war dem österreichischem<br />
Handelsverband besonders wichtig,<br />
dass globale Digitalkonzerne aus Drittstaaten<br />
durch deren Mitgliedschaft nicht direkt in den<br />
höchsten Entscheidungsgremien vertreten<br />
sein können, sondern nur Vertreter, die über<br />
nationale Verbände und damit demokratisch<br />
gewählt werden. Damit soll ein unverhältnismäßiger<br />
Einfluss von einzelnen Großkonzernen<br />
auf die Bildung der Verbandsarbeit und<br />
damit ein derartiges Lobbying möglichst reduziert<br />
werden.<br />
Gemeinsam können die eCommerce-Verbände<br />
ihren Mitgliedern weitere und effizientere<br />
Serviceleistungen anbieten, um<br />
die Entwicklung des digitalen Einkaufens in<br />
Europa und darüber hinaus zu unterstützen.<br />
Der vereinigte Verband wird mehr als 25<br />
nationale eCommerce-Verbandsmitglieder<br />
umfassen und mehr als 100.000 digitale<br />
Shops in ganz Europa vertreten. Das Brüsseler<br />
Büro für Ecommerce Europe befindet sich<br />
weiterhin im Herzen des EU-Viertels, in der<br />
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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S26<br />
Brexit - wann - wie eine<br />
unendliche Geschichte<br />
Kommt es am 31. Oktober zum Brexit oder nicht? Bei Abschluss dieses Artikels<br />
ist dies immer noch nicht klar. Unternehmen sollten die Vorbereitungen auf den<br />
Brexit trotzdem weiter vorantreiben - nicht als notwendiges Übel, sondern als<br />
Chance für eine grundlegende Überholung ihres Lieferkettenmanagement. So<br />
können sie zukünftig schneller und kosteneffizienter auf disruptive Ereignisse aller<br />
Art reagieren. REDAKTION: URSULA SCHMELING<br />
• beide Parteien vereinbaren eine weitere<br />
Verlängerung; der Austritt würde dann wohl<br />
auf den 31. Januar 2020 verschoben;<br />
• das neu ausgehandeltes Austrittsabkommen<br />
wird von beiden Parteien bis zum 31.10.<br />
angenommen und ratifiziert;<br />
• Großbritannien zieht die Entscheidung auszutreten<br />
einseitig zurück.<br />
ARNE MIELKEN<br />
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E2OPEN<br />
Als Boris Johnson am 24. Juli Premierminister<br />
des Vereinigten Königreichs<br />
(VK) wurde, stellte er in<br />
seiner ersten Ansprache an die<br />
Nation klar: Wenn sich die EU und Großbritannien<br />
nicht bis zum 31 Oktober auf ein<br />
Austrittsvertrag einigen könnten, dann würde<br />
sein Land eben ohne einen Deal austreten.<br />
Fünf, Wochen später, am 2. September <strong>2019</strong>,<br />
bekräftigte er: „Ich möchte, dass jeder weiß,<br />
dass es keine Umstände gibt, unter denen ich<br />
Brüssel um Aufschub bitten werde. Austritt ist<br />
am 31. Oktober - ohne Wenn und Aber [1] ”.<br />
Inzwischen hat die Opposition im Unterhaus<br />
versucht, diese Pläne zu durchkreuzen.<br />
Die vom Parlament verabschiedete<br />
Benn-Burt-Vorlage zwingt die Regierung, von<br />
der EU einen Brexit-Aufschub zu erbitten, falls<br />
bis zum 19. Oktober kein neuer Deal vorliegt.<br />
Zwar hat Johnson inzwischen einen neuen<br />
Vertrag mit der EU ausgehandelt, aber über<br />
diesen wurde in der Parlamentsdebatte am<br />
19.10. nicht abgestimmt. Wir das Drama ausgeht<br />
ist weiterhin ungewiss.<br />
Wir wissen derzeit nur, dass - rein rechtlich gesehen<br />
- Großbritannien am 1. November <strong>2019</strong><br />
um 00:00 Mitteleuropäischer Zeit die EU endgültig<br />
verlässt, es sei denn:<br />
Dass es noch zu einem Brexit-Deal kommt ist<br />
möglich, aber ein No-Deal Brexit ebenso. Premier<br />
Johnson schwört, er werde keine Verlängerung<br />
beantragen.<br />
Was bedeutet ein „No-Deal“ für EU-GB Lieferketten<br />
?<br />
„No-Deal“ würde für Großbritannien den unwiderruflichen<br />
Ausstieg aus dem gemeinsamen,<br />
europäischen Handelssystem, das seit<br />
mehr als vier Jahrzehnten besteht, bedeuten.<br />
Dieses basiert auf harmonisierten Zoll- und<br />
Handelsregeln ohne Binnengrenzen. Damit<br />
schuf die EU ein Umfeld für Wohlstand und<br />
Wirtschaftswachstum. Die Unternehmen in Europa<br />
konnten sich ein breites, europäischen<br />
Partnernetzwerk von Lieferanten, Subunternehmern,<br />
Logistikdienstleister und Händlern<br />
aufbauen und Waren ohne große bürokratische<br />
Hürden kosteneffizient innerhalb der EU<br />
handeln und transportieren. Die EU-Gesetzgebung<br />
betrifft heute so gut wie alle Geschäftsbereiche:<br />
den innergemeinschaftlichen Handel,<br />
Einfuhr/Ausfuhr (aus/in die EU), Verzollung,<br />
Produktkonformität, Handelsabkommen, Einund<br />
Ausfuhrkontrollen, Compliance, Arbeitsrecht,<br />
Luftfahrt-Landerechte usw. Am Tag<br />
nach dem Brexit gelten diese und tausend<br />
andere Rechtsvorschriften der EU nicht mehr.<br />
Ein „No-Deal“-Brexit bedeutet auch, dass es
keine geordnete Übergangsphase geben<br />
wird. Statt des EU-Rechts werden ab Austritt<br />
nur noch die Regeln der Welthandelsorganisation<br />
(WTO) gelten. Diese sind weniger detailliert<br />
und beschränken sich auf allgemeine<br />
Handelsfragen und -konzepte. Spannungen<br />
und Probleme sind vorprogrammiert.<br />
Was bringt der «Deal»?<br />
Unter anderem eine geordnete Übergangsphase.<br />
Zwar werden an Stelle des EU-Rechts<br />
bestimmte Regeln der Welthandelsorganisation<br />
(WTO) die Handelsbeziehungen des VK<br />
mit anderen Staaten bestimmen, aber daneben<br />
gibt es bereits zahlreiche sogenannte<br />
TAC-Handelsabkommen, die eine gewisse<br />
Kontinuität der früheren EU-Freihandelsabkommen<br />
ermöglichen. Besonders relevant ist<br />
hier die Meistbegünstigtenklausel (MFN-Klausel).<br />
Solange GB kein Freihandelsabkommen<br />
mit der EU unterzeichnet hat, kann es der EU<br />
keine tarifliche oder sonstige Art von Konzessionen<br />
anbieten, ohne die gleichen Vorteile<br />
allen anderen WTO – Mitgliedsländern anzubieten.<br />
Bis auf Weiteres tritt eine befristete Zolltarifregelung<br />
in Kraft, die den EU-Zolltarif abgelöst.<br />
Die Tarifstruktur ähnelt jedoch der der EU. Allerdings<br />
ist unter dem temporären Tarif der Import<br />
von rund 87 % aller Waren zollfrei. Nur auf<br />
13 % der Importwaren werden weiterhin Zölle<br />
erhoben, gelten Kontingente oder andere Importbeschränkungen.<br />
Dies betrifft u.a. Fleisch<br />
und Milcherzeugnisse sowie Fertigfahrzeuge,<br />
Keramik, Dünger und Bioethanol. Details sind<br />
im “UK Integrated Trade Tariff“ online einsehbar.<br />
Die Druckausgabe umfasst drei Bände:<br />
Diese Zollabfertigungsregeln gelten jedoch<br />
nur bedingt für den Warenverkehr zwischen<br />
Nordirland und die Republik Irland. Zwar gehört<br />
Nordirland zum Zollgebiet des VK, aber<br />
GB hatte bereits im März <strong>2019</strong> einen eigenen<br />
und temporäre Ansatz zu Kontrollen, Prozessen<br />
und Tarifen zwischen Irland und Nordirland<br />
beschlossen. Dieser wird im Rahmen der<br />
neuen Vereinbarung am 1. November in Kraft<br />
gesetzt. Die wichtigsten Punkte:<br />
•Es gibt keine Warenkontrollen bei der Einfuhr<br />
aus der Republik Irland nach Nordirland direkt<br />
an der Grenze. Warenkontrollen finden, wenn<br />
überhaupt, bei den Beförderungs- oder Im-/<br />
Exportunternehmen oder an speziellen Orten<br />
hinter der Grenze statt.<br />
•Waren können zwischen Nordirland und<br />
Irland entweder im i) Versandverfahren verbracht<br />
oder ii) mit einem elektronischen Anmeldeverfahren<br />
importiert oder exportiert<br />
werden. In beiden Fällen unterliegen sie so<br />
der zollamtlichen Überwachung, bis sie vom<br />
britischen Zoll als Einfuhr zum zollrechtlich freien<br />
Verkehr abgefertigt oder einem alternativen<br />
Zollverfahren unterzogen werden.
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S28<br />
• Der “UK Integrated Trade Tariff“ gilt nicht<br />
für irische Waren, die zwischen der Republik<br />
Irland und Nordirland befördert werden. Das<br />
VK hat beschlossen, den EU-Zollsatz einseitig<br />
anzuwenden, jedoch nur für Waren mit<br />
Ursprung Irland.<br />
• Drittlandswaren, einschließlich und vor allem<br />
jene aus den anderen EU-Staaten, müssen<br />
einem vollständigen Zollverfahren unterzogen<br />
werden sowie den erforderlichen<br />
regulatorischen Kontrollen. Für diese Waren<br />
gilt der britische temporäre Zolltarif.<br />
•Vereinfachungen soll es für KMUs geben.<br />
Details wurden aber noch nicht bekannt gegeben.<br />
• Das VK hat beschlossen, für Waren, die zwischen<br />
beiden Regionen befördert werden,<br />
in GB keine summarischen Eingangs- oder<br />
Ausgangserklärungen zu verlangen. Ob dies<br />
nur für irischen oder alle Waren gilt, ist noch<br />
zu klären.<br />
• Ab dem 1. November <strong>2019</strong> soll auch ein<br />
vereinfachtes Interimverfahren «Transitional<br />
Simplified Procedure (TSP)» gelten, um Importe<br />
aus der EU nach GB schnell und reibungslos<br />
abzufertigen. TSP reduziert die Menge<br />
an Informationen, die beim Grenzübertritt<br />
der Waren bereitgestellt werden müssen.<br />
Stattdessen können die vollständige Zollanmeldung<br />
und die Zahlung der Abgaben im<br />
Nachhinein erfolgen. Um das TSP zu nutzen,<br />
sind eine Anmeldung im eZollsystem und eine<br />
GB EORI-Nummer erforderlich. TSP gilt nur für<br />
den Handel zwischen der EU und GB. Außerdem<br />
gibt es einige Ausnahmen bei der Anwendung.<br />
Zum Beispiel können Zollagenten<br />
oder Zollvermittler TSP-Zollerklärungen nur im<br />
Namen von bereits registrierten Unternehmen<br />
abgeben<br />
• Britische Unternehmen werden in Zukunft<br />
das NCTS-System der EU für den Transport<br />
von Waren im Rahmen der “Common Transit<br />
Convention“ (CTC) nutzen. Die britische Regierung<br />
hatte das Übereinkommen über ein<br />
gemeinsames Versandverfahren unterschreiben,<br />
um Unternehmen zu ermöglichen, Waren<br />
über EU-Grenzen hinweg ohne Zahlung<br />
von Einfuhrzöllen zu befördern, bis die Waren<br />
an ihren tatsächlichen Bestimmungsort ankommen.<br />
Zur weiteren Vereinfachung dieses<br />
Versandverfahren gelten die bereits vom UZK<br />
bekannten Möglichkeiten.<br />
Die Vorbereitungen laufen<br />
Trotz des politischen Hickhacks laufen die Vorbereitungen<br />
auf den Brexit seitens der Unternehmen,<br />
Behörden usw. sowohl in der EU wie<br />
auch in Großbritannien.<br />
Irland wird bei einem ungeregelten Brexit Kontrollen<br />
von Waren und lebenden Tieren in der<br />
Nähe der Grenze zum britischen Nordirland<br />
sowie in Häfen, Flughäfen und bei irischen Unternehmen<br />
durchführen. Die Details werden<br />
derzeit mit der EU-Kommission ausgearbeitet.<br />
Die irische Grenzfrage gehört zu den umstrittensten<br />
Punkten bei dem für den 31. Oktober<br />
geplanten britischen EU-Austritt. Die EU und ihr<br />
Mitglied Irland wollen Kontrollposten an der<br />
Grenze zu Nordirland unbedingt vermeiden,<br />
weil eine neue Teilung der Insel politische<br />
Unruhen auslösen könnte.<br />
Eurotunnel hat für die ca. 5000 Lkw, die täglich<br />
den Channel Tunnel passieren, Terminals<br />
für die Zollabfertigung in Folkestone und Coquelles<br />
eingerichtet. Die Waren im Wert von<br />
rund GBP 130 Mrd. entsprechen 26% des Handelsvolumens<br />
zwischen Großbritannien und<br />
Kontinentaleuropa. Auch in den Häfen auf<br />
beiden Seiten des Ärmelkanals wurden bereits<br />
große Investitionen getätigt und weitere<br />
sind geplant, einschließlich der Ausbildung zusätzlicher<br />
Zöllner.<br />
EU-Firmen mit starker Abhängigkeit vom britischen<br />
Markt sowie britische Firmen mit hohen<br />
Exporten in die EU suchen bereits seit geraumer<br />
Zeit nach neuen Absatzmärkten. Angesichts<br />
der sich abschwächenden Weltkonjunktur<br />
ist dies kein leichtes Unterfangen.<br />
Hohe Kosten<br />
Zwischenlager, die zum ersten Austrittstermin<br />
im April eingerichtet wurden, um Versorgungsengpässe<br />
zu vermeiden, wurden zwischenzeitlich<br />
bereits teilweise wieder abgebaut. Bei<br />
Waren mit Verfallsdatum (Lebensmittel und<br />
Pharmazeutika) entstanden durch die Terminverschiebungen<br />
hohe Schäden. Lagerhaltungskosten<br />
und der notwendige Abbau von
Lagerüberschüssen haben zudem die Gewinne<br />
erodiert. Die Planungsunsicherheit macht<br />
eine Lieferkettenoptimierung schwierig. Gibt<br />
es einen besseren Weg?<br />
Agiles Supply Chain Management ist gefragt<br />
Um schnell und kostenoptimiert reagieren zu<br />
können, ist eine detaillierte Situationsanalyse<br />
nötig:<br />
• Welche Kunden, Lieferanten und Unterlieferanten<br />
sind vom Brexit betroffen?<br />
• Um welche Warenvolumen -werte geht es?<br />
•Welche zusätzlichen Kosten entstehen dem<br />
Unternehmen durch den Brexit?<br />
• Wo könnte es Engpässe in der Lieferkette<br />
geben?<br />
• Wie können Lieferketten verändert werden,<br />
um Störungen zu vermeiden?<br />
Es braucht eine ganzheitliche Übersicht über<br />
das Supply-Chain-Ökosystem, soweit es den<br />
Handel EU-GB betrifft. Nur so können Lieferoder<br />
Produktionsengpässe rechtzeitig erkannt<br />
und Alternativen gesucht werden. Nur<br />
gemeinsam und im regen Informationsaustausch<br />
miteinander können die Handelspartner<br />
die Auswirkungen potenzieller Brexit-Störungen<br />
bewältigen und abschwächen. Für<br />
die notwendige Transparenz und strategische<br />
Entscheidungen braucht es Daten! Brexit-ready<br />
sein, bedeutet mit zeitnahen, genauen<br />
und vollständigen Daten im Supply Chain<br />
Management zu arbeiten.<br />
Das ist leichter gesagt als getan! Die meisten<br />
Unternehmen betreiben mehrere ERP – Systeme,<br />
mit verschiedenen Anwendungen und<br />
arbeiten teilweise noch mit Exel-Tabellen und<br />
manuellen Prozessen. Im Vorteil sind jetzt Unternehmen,<br />
die sich in Vorbereitung auf den<br />
Brexit von Patchwork-IT-Anwendungen losgesagt<br />
und vernetzte End-to-End-Plattformlösungen<br />
eingeführt haben. Diese Firmen verfügen<br />
über die Daten, um die notwendigen<br />
strategischen Entscheidungen zur Lieferkettenoptimierung<br />
nach dem Brexit zu treffen.<br />
Eine “End-to-End”-Lieferkettenplattform, wie<br />
sie u.a. von E2open angeboten wird, unterstützt<br />
nicht nur die Vorbereitungen für den<br />
Brexit, sondern ist auch ein hervorragendes<br />
Instrument zur Bewältigung anderer globaler<br />
Handelsherausforderungen. Dazu zählen protektionistische<br />
Maßnahmen, schrumpfende<br />
Absatzmärkte, Naturkatastrophen usw. Endto-End-Transparenz<br />
bei Lieferketten oder Liefer-Ökosystemen<br />
sind mit und ohne Brexit eigentlich<br />
eine Notwendigkeit um im globalen<br />
Wettbewerb bestehen zu können. (US)
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S30<br />
«Grüner» Treibsand bremst<br />
Außenhandel<br />
Die Streitigkeiten im Außenhandel nehmen zu. Bei den Verhandlungen über Freihandelsabkommen<br />
mit den ASEAN-Ländern bieten Palmöl und Recyclingmüll viel<br />
Zündstoff. BEITRAG: ARNE MIELKEN<br />
Die betroffenen südasiatischen Länder haben<br />
sich mit dieser Vorgabe inzwischen arrangiert.<br />
Jetzt aber treiben Pläne für die Ausmusterung<br />
von Palmöl als Biokraftstoff in der EU<br />
bis 2030 sowie Vorwürfe über illegale Abholzungen<br />
von Tropenwäldern für den Anbau<br />
von Palmöl die beiden Hauptproduzenten,<br />
Indonesien und Malaysia, sprichwörtlich auf<br />
die Palme.<br />
Das Einkommen von mehr als 13 Millionen<br />
Menschen hängen vom Palmöl ab. Die südasiatischen<br />
Länder wittern Protektionismus<br />
zugunsten von Soja- und Rapsöl und wehren<br />
sich. Sie drohen mit einem Abbruch der Partnerschafts-Verhandlungen<br />
und Zöllen auf<br />
EU-Importwaren.<br />
ARNE MIELKEN<br />
SENIOR GLOBAL TRADE<br />
& CUSTOMS MANAGER,<br />
E2OPEN<br />
Ob Umweltschutz getriebene,<br />
protektionistische Maßnahmen<br />
etwas Gutes oder Schlechtes<br />
sind, darüber lässt sich trefflich<br />
streiten. Jedes Wirtschaftsabkommen enthält<br />
gewisse Klauseln zum Schutz der eigenen<br />
Wirtschaft, insbesondere der Landwirtschaft.<br />
Doch insgesamt sollen Freihandelsabkommen<br />
(kurz FHA) Zölle und nicht-tarifäre Handelshemmnisse<br />
beseitigen und den Export<br />
von Waren und Dienstleistungen fördern. Seit<br />
2013 unterliegt der Import von Tropenholz in<br />
die EU strengen Beschränkungen. Die europäische<br />
Holzhandelsverordnung (EUTR) schreibt<br />
ausdrücklich eine Prüfung der Legalität<br />
von Holz aus Quellen außerhalb der EU vor.<br />
Lösungsansätze<br />
Die Schweiz hat sich große Mühe gegeben,<br />
den Stolperstein Palmöl bei ihren Verhandlungen<br />
über ein FHA aus dem Weg zu räumen.<br />
Sie unterzeichnete im Dezember 2018<br />
einen Vertrag mit Indonesien mit speziellen<br />
Vorschriften für eine einzelne Produktegruppe:<br />
die Pflanzenöle. Zum einen sieht der Vertrag<br />
Kontingente für den Import von Palmöl<br />
vor, zum anderen ist der Import nicht zollfrei.<br />
Damit ist die Regierung den Schweizer Bauern<br />
entgegengekommen, die ihre eigenen<br />
Pflanzenöle schützen wollen. Über Jahre<br />
verhandelte die EU erfolglos mit dem ASE-<br />
AN-Staatenbund (Vietnam, Singapur,<br />
Sri Lanka, Kambodscha, Thailand, Malaysia,<br />
Indonesien, Brunei, Laos, Myanmar, Philippinen)<br />
über ein Präferenzabkommen. 2009<br />
wurden die Gespräche ausgesetzt. Bilaterale<br />
Konsultationen schienen vielversprechender.<br />
Mit Indonesien wird seit 2016 neu<br />
verhandelt. Im Dezember dieses Jahres<br />
steht die 9. Verhandlungsrunde an. Doch<br />
ein Vertragsabschluss liegt noch in weiter<br />
Ferne, nicht zuletzt wegen des Palmöls.
Müll-Importstopp<br />
Nachdem China 2018 den Import von Plastikabfall<br />
u.a. aus Europa gestoppt hatte, haben<br />
auch einige asiatische Länder wie Indonesien,<br />
Malaysia und die Philippinen nachgezogen.<br />
Zumal vermehrt Material, das bis anhin<br />
nach China ging, bei ihnen landete. 2018<br />
stiegen beispielsweise in Indonesien, laut Angaben<br />
des Handelsministeriums, die Importe<br />
von Kunststoffabfällen im Vergleich zum Vorjahr<br />
von 128 800 auf 320 400 Tonnen.<br />
Alle asiatischen Länder verlangen nun, dass<br />
die Absender der Recyclingmüll wieder zurücknehmen.<br />
Abhilfe verspricht außerdem<br />
eine Ergänzung des sogenannten Basler<br />
Übereinkommens, das den Handel mit gefährlichen<br />
Abfällen regelt. Mitte Mai d.J.<br />
einigten sich mehr als 180 Staaten darauf,<br />
dass Exporteure ab 2021 die Zustimmung von<br />
Empfängerländern einholen müssen, bevor<br />
sie kontaminierten, gemischten oder nicht rezyklier-baren<br />
Plastikabfall verschiffen. Das Abkommen<br />
dürfte den globalen Abfallhandel<br />
weiter einschränken.<br />
Licht und Schatten<br />
Bei den FHA-Verhandlungen gibt durchaus<br />
auch Erfolgsmeldungen. Das zwischen Singapur<br />
und der EU unterzeichnete Freihandelsabkommen<br />
wurde im Februar d.J. im Europäischen<br />
Parlament positiv behandelt und<br />
muss nun nur noch von der singapurischen<br />
Seite ratifiziert werden. Dieser Prozess sollte<br />
bis Jahresende abgeschlossen sein. Die Verhandlungen<br />
mit Vietnam konnten ebenfalls<br />
erfolgreich beendet werden. Am 30. Juni<br />
<strong>2019</strong> wurde sowohl ein Freihandels- als auch<br />
ein Investitionsschutzabkommen in Hanoi unterzeichnet.<br />
Jetzt fehlt nur noch die Ratifizierung<br />
durch die Parlamente.<br />
Mit den Philippinen sind seit 2016 Konsultationen<br />
im Gang. Nach der zweiten Verhandlungsrunde<br />
im Februar 2017 wurden erste<br />
Verhandlungstexte online gestellt. Es bleibt<br />
abzuwarten, ob und wann es zu einer Vertragsunterzeichnung<br />
kommt. 2013 hatte die<br />
Europäische Kommission offiziell Verhandlungen<br />
mit Thailand aufgenommen, die jedoch<br />
ein Jahr später stoppten. Seit Dezember 2017<br />
strebt die EU eine Wiederaufnahme der Verhandlungen<br />
an, bisher ohne Erfolg. Die Verhandlungen<br />
mit Malaysia (seit 2010) liegen<br />
ebenfalls seit 2012 auf Eis. Die Friktionen haben<br />
sich durch den Streit um Palmöl und Plastikmüll<br />
noch verschärft.<br />
Digitalisierungsopportunitäten<br />
Zollfreiheit bietet Chancen für den Außenhandel.<br />
Doch es gibt sie nicht gratis. Jedes<br />
Freihandelsabkommen (kurz FHA) ist das Ergebnis<br />
komplizierter Verhandlungen. Es gewährt<br />
Zollreduktionen, zum Teil zeitlich gestaffelt,<br />
doch dafür müssen Unternehmen ganz<br />
bestimmte Ursprungsregeln beachten. Und<br />
jedes FHA unterscheidet sich von anderen in<br />
gewissen Details. Die Anforderungen an die<br />
Unternehmen sind hoch, wenn sie von FHA<br />
profitieren wollen. Sie müssen daher genau<br />
Aufwand und Gewinn abwägen. Dies trifft<br />
auch auf die FHA mit Vietnam und Singapur zu.<br />
Die digitale Transformation bietet Unternehmen<br />
jedoch die Chance, ihre Wertschöpfungsprozesse<br />
transparenter zu gestalten, die<br />
Ausfuhrabwicklung zu beschleunigen und<br />
Vorteile von FHA kosteneffizient auszuloten.<br />
Die Automatisierung von Prozessen von der<br />
Warenklassifizierung und Tarifierung, übers<br />
Compliance-, Lager- und Transportmanagement<br />
bis zur Import-/Exportverzollung reduziert<br />
die Komplexität, verhindert Fehler, senkt<br />
Kosten und erhöht die Wertschöpfung. Innovative<br />
Cloud-basierte Global-Trade-Management<br />
(GTM)-Anwendungen ermöglichen<br />
eine schnelle Einbindung von Lieferanten<br />
und Kunden in Supply-Chain-Ökosysteme.<br />
E2opens intelligente GTM-Applikationen greifen<br />
auf eine Datenbank mit Handels- und<br />
Zollinformationen aus 170 Ländern zu. Mit<br />
ihrer Hilfe können Unternehmen zeitnah auf<br />
Veränderungen im Außenhandel reagieren,<br />
sollten beispielsweise Indonesien und Malaysia<br />
Zölle auf bestimmte EU-Waren erhöhen.<br />
(AM)
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S32<br />
EU und EFTA buhlen um Verbraucher<br />
im Mercosur<br />
Am 28. Juni einigten sich die Staaten des Mercosur mit der EU über ein Freihandelsabkommen.<br />
Am 23. August konnte die EFTA ihre Verhandlungen erfolgreich<br />
abschließen. Allerdings sind beide Verträge noch nicht in trockenen Tüchern.<br />
BEITRAG: ARNE MIELKEN<br />
ARNE MIELKEN<br />
SENIOR GLOBAL TRADE<br />
& CUSTOMS MANAGER,<br />
E2OPEN<br />
Nach zwanzig Jahren Verhandlungen<br />
mit Unterbrüchen erfolgte am<br />
28. Juni <strong>2019</strong> endlich eine Einigung<br />
über ein Freihandelsabkommen<br />
(kurz FHA, "Agreement in Principle") zwischen<br />
der Europäischen Union (EU) und den Mercosur-Ländern<br />
(Argentinien, Brasilien, Paraguay<br />
und Uruguay). Am 12. Juli hat die Europäische<br />
Kommission einen Teil des vorläufigen<br />
Vertragstextes (Handelsteil) veröffentlicht.<br />
Dieser unterliegt aber noch einer juristischen<br />
Prüfung ("legal scrubbing") und kann sich daher<br />
noch leicht ändern. Die Zollabbaupläne<br />
der EU und des Mercosur wurden noch nicht<br />
publiziert.<br />
Das FHA ist analog den neuen Abkommen<br />
mit Kanada und Japan breit und umfassend<br />
angelegt. Es deckt nicht nur tarifäre Fragen<br />
(Zoll, Exportsubventionen), sondern auch Regelungen<br />
zu Dienstleistungen und anderen<br />
handelsrelevanten Aspekten wie Investitionen,<br />
Gründung von Niederlassungen, Zugang<br />
zu öffentlichen Ausschreibungen, Arbeitnehmerrechte<br />
und Wettbewerbsfragen ab.<br />
Ein wichtiger Teil ist der Abbau nicht-tarifärer<br />
Handelsschranken, insbesondere unterschiedlicher<br />
technischer Normen und Vorschriften.<br />
Derzeit erheben die Länder des Mercosur relativ<br />
hohe Zollabgaben, die für Kraftfahrzeuge,<br />
Textilien, Bekleidung, Schuhe, Spirituosen<br />
und Softdrinks bei bis zu 35 % liegen, für Wein<br />
bei 27%, für Kraftfahrzeugteile, Chemikalien<br />
und Kekse bei bis zu 18 %, für Maschinen bei<br />
14 - 20 % und für Arzneimittel bei bis zu 14 %.<br />
Mit dem Abkommen sollen Zölle auf 91 % der<br />
EU-Exporte nach und nach reduziert oder<br />
ganz beseitigt werden. Die EU-Einfuhrzölle auf<br />
92 % der Mercosur-Waren sollen ebenfalls gesenkt<br />
oder abgeschafft werden.<br />
Zahlreiche Schutzklauseln<br />
Das Abkommen ist mit verschiedenen Schutzklauseln<br />
ausgestattet. Beispielsweise sollte es<br />
aufgrund der Zollsenkungen zu einem unerwarteten,<br />
erheblichen Anstieg der Einfuhren<br />
kommen, der die inländische Industrie schwer<br />
zu schädigen droht, ist die Einführung vorübergehender<br />
Schutzmaßnahmen erlaubt.<br />
Für Importe in die EU sollen weiterhin die bestehenden,<br />
hohen Standards der Lebensmittelsicherheit,<br />
Tier- und Pflanzengesundheit<br />
gelten. Im FHA wird ausdrücklich das „Vorsorgeprinzip“<br />
beibehalten, wonach Behörden<br />
das Recht haben, zum Schutz menschlichen,<br />
tierischen oder pflanzlichen Lebens oder der<br />
Umwelt zu handeln, wenn nach ihrer Einschätzung<br />
ein Risiko besteht. Dies gilt selbst<br />
dann, wenn keine eindeutigen einschlägigen<br />
wissenschaftlichen Erkenntnisse vorliegen.<br />
Das Abkommen enthält detaillierte Bestimmungen<br />
in Bezug auf Urheberrechte, Marken,<br />
gewerbliche Muster, geografische Angaben<br />
und Pflanzensorten. Der Abschnitt über die<br />
Rechte des geistigen Eigentums regelt auch<br />
den Schutz von Geschäftsgeheimnissen. Die<br />
EU und die Länder des Mercosur verpflichten<br />
sich außerdem das Pariser Klimaschutzübereinkommen,<br />
das Übereinkommen über den<br />
internationalen Handel mit gefährdeten Arten<br />
frei lebender Tiere und Pflanzen (CITES) sowie<br />
UN-Abkommen über die biologische Vielfalt<br />
und Fischereibewirtschaftungsmaßnahmen<br />
wirksam umzusetzen. Organisationen der<br />
Zivilgesellschaft erhalten die Möglichkeit, die<br />
Umsetzung des Abkommens – auch in Umweltbelangen<br />
– aktiv zu überwachen. Ferner<br />
sieht das Abkommen ein neues Forum für eine<br />
engere Zusammenarbeit für einen nachhaltigeren<br />
Ansatz in der Landwirtschaft vor.
Verzögerungen möglich<br />
Bis das FHA in Kraft tritt, wird einige Zeit ins Land<br />
gehen. U.a. muss es noch in alle EU-Amtssprachen<br />
übersetzt, dem Rat der EU (EU-Mitgliedstaaten)<br />
und dem Europäischen Parlament<br />
zur Genehmigung vorgelegt sowie in allen<br />
Mercosur-Ländern ratifiziert werden. Die Entscheidung<br />
im EU-Rat muss einstimmig sein.<br />
In Österreich gibt es allerdings Gegenwind.<br />
Der inzwischen abgewählte Nationalrat hatte<br />
die Regierung Ende September zu einer<br />
Ablehnung des Abkommens verpflichtet. Wie<br />
die zukünftige Regierung abstimmen wird, ist<br />
ungewiss. Auch Luxemburg will gegen das<br />
FHA votieren. In Argentinien könnte es im Dezember<br />
d.J. zu einem Regierungswechsel und<br />
damit zu einem Zurückdrehen der Marktöffnung<br />
kommen. Auch politischer Streit um<br />
Abholzungen im Amazonas und präsidiale<br />
Befindlichkeiten könnten das Inkrafttreten des<br />
FHA noch verzögern. Europäische Bauernverbände<br />
machen weiterhin Front gegen das<br />
Abkommen, da sie trotz Zusicherungen einen<br />
massiven Preisdruck durch minderwertige Fleischimporte,<br />
Gen manipuliertes Getreide, bei<br />
Ölsaaten und Zucker fürchten.<br />
Interessanter Wachstumsmarkt<br />
Der Mercosur zählt rund 260 Millionen Verbraucher.<br />
Das sind nur halb mal so viele wie<br />
in der EU (512 Millionen), aber das jährliche<br />
bilaterale Handelsvolumen der EU mit dem<br />
Mercosur beläuft sich derzeit immerhin auf<br />
rund 88 Mrd. EUR (Waren) bzw. 34 Mrd. EUR<br />
(Dienstleistungen).<br />
Der Wirtschaftsblock wird durch Brasilien<br />
dominiert auf das 80% der Wirtschaftskraft<br />
und der Bevölkerung entfällt.<br />
Die EU führt pro Jahr Waren im Wert von 45 Mrd.<br />
EUR in die Mercosur-Länder aus und importiert<br />
von dort Waren von ähnlichem Wert (43 Mrd.<br />
EUR). Bei den Dienstleistungen sind die EU-Ausfuhren<br />
mehr als doppelt so hoch wie die Einfuhren.<br />
Unternehmen aus der EU erbrachten<br />
Dienstleistungen im Wert von 23 Mrd. EUR für<br />
Kunden im Mercosur, Unternehmen aus Mercosur-Ländern<br />
wiederum Dienstleistungen für<br />
Kunden in der EU im Wert von 11 Mrd. EUR.<br />
Durch Zollsenkungen könnten Exporteure in<br />
der EU laut EU-Angaben jährlich über 4 Mrd.<br />
EUR sparen.
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S34<br />
EFTA zieht nach<br />
Am 23. August konnten auch die EFTA-<br />
(Schweiz, Norwegen, Island, Liechtenstein)<br />
und die Mercosur-Staaten ihre Verhandlungen<br />
über ein Freihandelsabkommen in der<br />
Substanz abschließen. Es befreit mittelfristig<br />
rund 95 Prozent der EFTA-Ausfuhren in die<br />
Mercosur-Staaten von Zollabgaben. Zudem<br />
werden technische Handelshemmnisse abgebaut,<br />
der Marktzugang für EFTA Dienstleistungserbringer<br />
erleichtert und die bilateralen<br />
Wirtschaftsbeziehungen generell gestärkt.<br />
Das FHA verhindert eine Schlechterstellung<br />
der Unternehmen im EFTA-Raum gegenüber<br />
denen in der EU. Beide FHA sind sich inhaltlich<br />
sehr ähnlich. Zu den zentralen Punkten des<br />
Abkommens zählen ein weitgehend freier Zugang<br />
für EFTA-Industrieprodukte, Quoten für<br />
ausgewählte Mercosur-Agrarexporte und ein<br />
Patentschutz für Schweizer Pharmakonzerne.<br />
Im Agrarbereich gewährt beispielsweise die<br />
Schweiz für ausgewählte Produkte erstmals<br />
auch bilaterale Kontingente außerhalb ihrer<br />
WTO-Verpflichtungen. Diese Konzessionen<br />
wurden so ausgestaltet, dass sie die Ziele der<br />
Schweizer Agrarpolitik nicht in Frage stellen.<br />
Das Abkommen soll spätestens im Jahr 2021<br />
ratifiziert werden. Es bleibt abzuwarten, ob<br />
es bis dahin die Referendum-Hürde in der<br />
Schweiz erfolgreich genommen hat.<br />
Türöffner IT<br />
Die Komplexität der neuen FHA überfordert<br />
viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU).<br />
Internationale Softwarehäuser wie E2open<br />
bieten jedoch ausgefeilte Softwarelösungen<br />
an, die Unternehmen bei der Feststellung<br />
der Dokumentenpflichten und Sonderanforderungen,<br />
der Generierung der notwendigen<br />
Export- und Importdokumente und<br />
beim Dokumentenmanagement unterstützen.<br />
Sie helfen bei der Produktklassifizierung<br />
und Identifizierung der korrekten Zolltarife.<br />
Sie assistieren beim Erstellen und Verwalten<br />
von Ursprungszeugnissen. Und für den Export<br />
von Dual-Use-Gütern bieten sie Unterstützung<br />
bei der Einrichtung rechtskonformer Exportkontrollprozesse.<br />
Die Software vereinfacht<br />
Preisvergleiche auf Einstandskosten-Basis und<br />
hilft bei der Festlegung optimaler Lieferbedingungen.<br />
Sie erhöht das Bewusstsein für Zollvorteile<br />
oder Quotenbeschränkungen und öffnet<br />
die Augen für neue Handelsmöglichkeiten.<br />
Sie reduziert Trade-Compliance-Risiken, spart<br />
Zeit gegenüber manuellen Recherchen und<br />
steigert Supply-Chain-Management-Effizienz<br />
und Supply-Chain-Transparenz. Die E2open<br />
Global Trade Management-Lösungen basieren<br />
auf einer umfassenden, tagesaktuellen<br />
Datenbank. Mit Inkrafttreten des FHA werden<br />
die neuen Zolltarife und andere zolltechnische<br />
Anforderungen automatisch ins System<br />
gespeist. So können Kunden sofort von<br />
den Vorteilen des FHA in Form von niedrigeren<br />
Zollabgaben und Gebühren profitieren.<br />
Fazit<br />
Mit den neuen Freihandelsabkommen hoffen<br />
Europas Politiker, dem Vormarsch Chinas<br />
in Südamerika Einhalt gebieten zu können.<br />
Doch es gibt hier und in den Mercosur-Ländern<br />
noch viele Widerstände zu überwinden.<br />
Gründe sind u.a. die seit Jahren anhaltende<br />
Wirtschaftskrise in Argentinien und Brasilien,<br />
aber auch die lahmende Weltwirtschaft. Die<br />
große Mehrheit der Unternehmen in der EU<br />
und im Mercosur sind KMU. Einigen eröffnen<br />
sich interessante Exportmöglich-keiten, andere<br />
fürchten mehr Wettbewerb. Eine spezielle<br />
Website soll den KMU den Marktzugang erleichtern.<br />
Dies allein wird nicht genügen. Der<br />
stufenweise Abbau der Zollschranken über<br />
mehrere Jahre und komplexe Ursprungsregeln<br />
stellen hohe Anforderungen an die Unternehmen.<br />
Diese sind nur durch eine durchgehende<br />
Digitalisierung der Exportprozesse zu<br />
meistern. Dadurch kann die Zusammenarbeit<br />
mit den Handelspartnern, Zollbehörden und<br />
Verzollungspartnern transparenter, durchgängiger<br />
und kostengünstiger gestaltet werden.<br />
(AM)
informiert<br />
<strong>Fachzeitschrift</strong><br />
Newsportal<br />
Presseservice<br />
B2B Network<br />
Firmensuche<br />
Jobportal
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S36<br />
EXCHAiNGE „Management 4.0 –<br />
New Work & Digital Business“<br />
Kosten-, Zeit- und Wettbewerbsvorteile generieren – gar nicht so leicht inmitten<br />
des Digitalisierungsdschungels. Dienstleister preisen ihre Tools. Berater überbieten<br />
sich mit Buzzwords. An Theorien und Szenarien ist kein Mangel. Wirklich angesagt<br />
sind aber praktische Beispiele. Wie kann „der Mensch“ die Fäden in der Hand<br />
behalten? Wie schafft man den richtigen Nährboden für die Saat?<br />
REDAKTION: SABINE URSEL<br />
Der Supply-Chain-Event EXCHAiNGE<br />
steht für Inspiration, Ideen und jede<br />
Menge Aha-Erlebnisse. Hier wird<br />
nicht abstrahiert, sondern Tacheles<br />
geredet. Rund 250 Teilnehmer werden<br />
„benchmarken“. Meint: von tatsächlichen<br />
Erfolgen ebenso lernen wie aus Fehlern.<br />
Termin: 26/ 27. November, Messe Frankfurt.<br />
SABINE URSEL<br />
FACHJOURNALISTIN<br />
Die EXCHAiNGE muss sich nicht mehr beweisen.<br />
Sie ist bereits im „verflixt guten<br />
siebten Jahr“ und längst das bewährte<br />
Austauschforum zum Themenkomplex. Verantwortlich<br />
ist die EUROEXPO Messe- und<br />
Kongress-GmbH (München), die in interaktiven<br />
Formaten zur Reflexion neuer Ideen<br />
und Entwicklungen in der Supply Chain<br />
aufruft. Rund 250 Experten und andere<br />
Wissbegierige aus SCM, Logistik, Einkauf<br />
und Wissenschaft diskutieren über die relevanten<br />
Bausteine einer robusten Supply<br />
Chain, über Technologie, Innovation, Kollaboration,<br />
Nachhaltigkeit, Kultur und Mindsets.<br />
Die Kooperation des SCM-Gipfels mit<br />
der thematisch nahen interaktiven Plattform<br />
Hypermotion (26.-28.11.<strong>2019</strong>, Messe<br />
Frankfurt) erweitert den Horizont der Teilnehmer<br />
in Richtung Mobilität, Verkehr,<br />
Logistik und digitale Infrastruktur.<br />
Dr. Petra Seebauer, EUROEXPO-Geschäftsführerin<br />
und EXCHAiNGE-Initiatorin, hat ein<br />
Event Design geschaffen, das alle Teilnehmer<br />
einbezieht und nach eindeutigen Aussagen<br />
strebt. Hier wird nicht bloß plakativ von<br />
der Bühne herab referiert. Theorie, Thesen,<br />
erhobener Zeigefinger, vermeintlicher Big<br />
Success – und tschüss ... Diese Art Vorträge<br />
sind auf der EXCHAiNGE nicht erwünscht.<br />
PETRA SEEBAUER<br />
Es geht nämlich auch anders! Erfahrene Impulsgeber<br />
leiten mit Statements ein Thema<br />
ein. Sie fühlen Rednern auf den Zahn und<br />
führen durch – hoffentlich wieder einmal<br />
– kontroverse Diskussionen. Und kontrovers<br />
soll es ja zugehen, denn es gibt schließlich<br />
noch keine fertigen Erfolgsrezepte.<br />
Jedes Unternehmen bewegt sich in unterschiedlichen<br />
Rahmenbedingungen und<br />
legt sein ganz eigenes Tempo vor. Der eine<br />
zaudert, der andere schnellt ohne Rücksicht<br />
auf Verluste vor.<br />
Dass beide „Strategien“ suboptimal sind,<br />
dürfte jedem neutralen Betrachter klar sein.<br />
Für jede Wahl der „Methode“ gibt es Gründe.<br />
Fakt ist aber: Ein stockender Fortschritt beruht<br />
zumeist auf der „menschlichen Natur“,<br />
auf kulturellen Faktoren, über die viele<br />
Geschäftsleitungen allzu gerne schnell hinweg<br />
gehen. Und auch wer meint, Digitalisierung<br />
als reines IT-Thema abhandeln zu<br />
können, manövriert sein Unternehmen unweigerlich<br />
in die Sackgasse. Hier gilt es konse-
quent, aber sensibel vorzugehen. Kein<br />
Wunder also, dass der EXCHAiNGE-<br />
Session New Work – Kultur & Mindsets<br />
(27.11.<strong>2019</strong>) auch im November<br />
<strong>2019</strong> wieder besondere Bedeutung<br />
zukommt.<br />
Was (er-)schafft die moderne<br />
Führungskraft von heute?<br />
New Work: alter Wein in neuen<br />
Schläuchen? „Nein! New Work muss<br />
nichts komplett Neues sein. Man<br />
hat nur endlich erkannt, dass Menschen<br />
durch Vertrauen und Offenheit<br />
geführt werden möchten“, sagt<br />
EXCHAiNGE-Speakerin Kerstin Gliniorz<br />
(Director Supply Chain Strategy EME-<br />
AI bei der ADM Europe GmbH & Co.<br />
KG; Eppelheim/Heidelberg). Grundvoraussetzung<br />
für echte Erfolge seien<br />
professionelle Programme, „die auch<br />
wirklich alle durchlaufen“. Wichtig<br />
sei, dass die Verantwortlichen nichts<br />
aussäßen oder gar meinten, man<br />
habe bereits ein „prima Klima“ geschaffen.<br />
„Firmen, die Change zögerlich<br />
oder gar nicht anpacken, sind<br />
für gute Bewerber nicht attraktiv. Mit<br />
Geld alleine hält man auf Dauer keine<br />
Top-Kräfte. Vertrauensbildung ist<br />
eine Never Ending Story“, so Kerstin<br />
Gliniorz.<br />
Und lässt sich eine neue Kultur auf<br />
rund 20.000 Mitarbeiter in über 60<br />
Ländern übertragen? Das wird Michael<br />
Rendsburg (Chief Operating<br />
Officer FRS, Group Division Paper,<br />
J.M. Voith SE & Co. KG; Heidenheim)<br />
auf der EXCHAiNGE beleuchten. Eine<br />
neue Arbeitsweise innerhalb einer Organisation<br />
zu etablieren, die sich mit<br />
regionalen Kompetenzen dem globalen<br />
Wettbewerb stellt, sei – ganz<br />
klar – „eine riesige Herausforderung“.<br />
Seine Erfahrung: „Um hier erfolgreich<br />
zu sein, muss man verstehen lernen,<br />
wie die jeweilige lokale Organisation<br />
aktuell tickt. Dazu gehört auch, genau<br />
zu beobachten, welche Personen<br />
den größten Einfluss bei Entscheidungen<br />
jeglicher Art haben.“ Ebenso<br />
wichtig seien die formalen Abläufe:<br />
Wie werden Entscheidungen getroffen<br />
und umgesetzt? Jede Kultur<br />
habe andere Bedürfnisse, ihre eigene<br />
Vorgehensweise und eine eigenständige<br />
Vorstellung von New Work.<br />
Alle Kulturen hätten jedoch eines gemeinsam:<br />
„Sie möchte bei dem Prozess<br />
mitwirken und ihr Umfeld selbst<br />
gestalten. Als charaktergebende<br />
Führungskräfte sind wir gefordert:<br />
Leitplanken werden gemeinsam erarbeitet.<br />
Diese unterscheiden sich<br />
aber aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen<br />
zum Teil deutlich“, so<br />
Rendsburg.<br />
Was macht Kollaborationen stabil<br />
und erfolgreich? Mittlerweile gibt es<br />
eine Reihe interessanter Hubs, Acceleratoren,<br />
Inkubatoren und Spin-offs,<br />
die als Benchmark dienen können.<br />
Diese EXCHAiNGE-Session benennt<br />
Treiber und Hemmnisse beim Einsatz<br />
von Digitalisierungstechnologien<br />
und arbeitet heraus, wie sich<br />
Kooperations- sowie Kollaborationsformen<br />
bilden. Motto: kontrollierte<br />
Beschleunigung.<br />
VERVIELFACHT<br />
DIE LAGERFLÄCHE<br />
Blockchain vs. echte Lösungen? Klartext<br />
im Buzzword-Dschungel. In einer<br />
Businessumgebung, die durch Misstrauen,<br />
Macht durch Informationseliten<br />
und enge Entscheidungsvorgaben<br />
geprägt ist, steckt jede Menge<br />
Zündstoff. Erfolgskritische Faktoren:<br />
heterogene Netzwerkpartner, zu teilende<br />
Informationen, Entwicklung<br />
gemeinsamer Standards und Datenstrukturen,<br />
Transparenz, technische<br />
Lösungen, Nutzeneffekte. Diese Session<br />
analysiert erste erfolgreiche An-<br />
Mehrgeschossige<br />
Fachboden<br />
Anlage<br />
Vom Behälter bis<br />
zum Hochregal –<br />
von der Planung bis<br />
zur Inbetriebnahme.<br />
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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S38<br />
wendungsfälle.<br />
Verantwortungswechsel für eine neue First<br />
und Last Mile? Klimawandel, CSR und Compliance,<br />
Lieferketten-Interdependenzen im<br />
Zusammenspiel mit ökonomischen Aspekten:<br />
Selbst unter Vorreitern in der Beschaffung<br />
hat nur ein Bruchteil der Unternehmen<br />
volle Transparenz in ihrer Lieferkette. Wer<br />
nur seine direkten Lieferanten kennt, betreibt<br />
kein effektives Risikomanagement.<br />
Die Session nennt Anforderungen an IT-Lösungen,<br />
die eine Zusammenarbeit zwischen<br />
Unternehmen, Lieferanten und Vorlieferanten<br />
forcieren.<br />
Awards <strong>2019</strong>: Ausgezeichnete Unternehmenslösungen<br />
Traditionelles Highlight der EXCHAiNGE ist<br />
der Wettbewerb um die besten Unternehmenslösungen.<br />
Am 26. November präsentieren<br />
die Finalisten des Supply Chain Management<br />
Awards ihre Konzepte: Bosch,<br />
Continental, Lufthansa Technik Logistik<br />
Services und Nokia. In der letzten Runde<br />
kämpfen zudem Magazino, Metrilus, parcelLab<br />
und shipcloud um den Smart Solution<br />
Award <strong>2019</strong>. Das Besondere: Die Teilnehmer<br />
der EXCHAiNGE voten anhand der<br />
Präsentation für ihre Favoriten. Das Ergebnis<br />
fließt in die Jury-Wertung ein. Die Preisverleihung<br />
erfolgt dann am 27. November<br />
im Rahmen der Award Night. Die Frage<br />
ist also: Wer wird würdiger Nachfolger des<br />
weltweit operierenden Baustoffherstellers<br />
CEMEX (Rüdersdorf bei Berlin) und der<br />
Frachtplattform InstaFreight (Berlin)?<br />
Fazit<br />
Es ist dringend an der Zeit, Erfahrungen zu<br />
sammeln, aus Fehler zu lernen und neue<br />
Partner ins Boot zu holen – interne und externe.<br />
„Veranstaltungen zu besuchen ist<br />
eine Maßnahme; Handlungsanleitungen<br />
aufzugreifen und umzusetzen, ist der nächste<br />
Schritt“, meint Impulsgeber Dr. Volker Hillebrand<br />
(Partner, De Causmaecker GmbH,<br />
Frankfurt) zu Recht.<br />
Weitere gezielte Impulse setzen Bettina<br />
Bohlmann (Managing Partner, 3p procurement<br />
branding GmbH, Düsseldorf), Dr.<br />
Kerstin Höfle (Head of Technology Management,<br />
Körber Logistics Systems GmbH,<br />
Bad Nauheim), Klaus Krumme (wissenschaftlicher<br />
Geschäftsführer, Joint Center<br />
Urban Systems (JUS) der Universität Duisburg-Essen;<br />
Essen) sowie Andrea Walbert<br />
(Geschäftsführerin, PMI Production Management<br />
Institute, Planegg), die mit Teilnehmern<br />
verschiedene taktische und strategische<br />
Supply-Chain-Entscheidungen<br />
für die virtuelle Fruchtsaftfirma „The Fresh<br />
Connection“ durchspielt – eine höchst<br />
spannende Angelegenheit!<br />
Also: Tauschen Sie sich über Hemmnisse,<br />
aber vor allem über belastbare (!) Best<br />
Practice aus. Checken Sie Modelle hinsichtlich<br />
ihrer Belastbarkeit und Übertragbarkeit.<br />
Die EXCHAiNGE sollte man auf gar<br />
keinen Fall verpassen.
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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S40<br />
Schaeffler Distributionszentrum -<br />
Für alle Fälle gerüstet<br />
In der Automobilbranche ebenso wie in der Maschinenbauindustrie zählen Qualität,<br />
Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit. Als wichtigster Zulieferer dieser Branchen<br />
ist für die Deutsche Schaeffler Gruppe eine moderne, effiziente Lieferkette unabdingbar.<br />
Darum realisierte die SSI SCHÄFER nun ein neues Distributionszentrum,<br />
das den hohen Anforderungen spielend gerecht wird.<br />
REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
Bisher versorgte die Gruppe mit ihren<br />
rund 32.700 Mitarbeitern den europäischen<br />
Markt von drei Distributionszentren<br />
aus, um die Supply Chain<br />
bis hin zu den Industriekunden flexibel und<br />
kostenoptimiert zu gestalten. Dazu zählt neben<br />
der präzisen Auftragsfertigung für die<br />
Montagelinien insbesondere die Bedienung<br />
von Ad-hoc Aufträgen der Industriekunden.<br />
Das neue, mit 94.000 m² bebauter Fläche<br />
und 25.000 m² über zwei Ebenen verteilte<br />
Logistikfläche größte und funktional bedeutendste<br />
Europäische Distributionszentrum<br />
EDZ Mitte befindet sich in Kitzingen.<br />
Auf dem etwa 75 Hektar großen Gelände befand<br />
sich früher die US-Liegenschaft Harvey<br />
Barracks. Die neue Anlage stellt das Herzstück<br />
des neuen europäischen Versorgungsnetzwerkes<br />
dar, sie wurde daher auf maximale<br />
Flexibilität, Verfügbarkeit und Efizienz der Prozesse<br />
ausgelegt.<br />
Vollautomatisierter innerbetrieblicher<br />
Materialfluss<br />
Basierend auf den Planungen von Schaeffler<br />
zu Artikelspektren, Auftragsstruktur und Durchsatzanforderung<br />
konzipierten die Intralogistikspezialisten<br />
von SSI SCHÄFER eine hochdynamische<br />
Anlage mit vollautomatisierten<br />
Prozessen von der Wareneingangserfassung<br />
bis zur Versandbereitstellung. Gleich drei<br />
Wareneingangslinien mit integrierten Kontrollwaagen<br />
führen die Paletten von den<br />
Wareneingangstoren zu den Übergabeplätzen,<br />
von wo aus es mit der Elektrobodenbahn<br />
(EBB) weitergeht. Auf einem rund 900<br />
m langen Rundkurs transportiert die EBB die<br />
Paletten entweder an die Einlagerungsstiche<br />
für das Hochregallager (HRL) oder zur Vereinzelung<br />
von Gebinden für die Einlagerung im<br />
Automatischen Kleinteilelager (AKL) an eine<br />
der angebundenen Arbeitsstationen.<br />
Im vollautomatisierten 7-gassigen HRL sorgen<br />
sieben Doppelmast-Regalbediengeräte<br />
(RBG) der energieefizienten Exyz-Generation<br />
für die präzise Ein- und Auslagerung. Ihre Ausstattung<br />
mit doppeltiefem Lastaufnahmemittel<br />
ermöglicht den gleichzeitigen Transport<br />
von zwei Euro- beziehungsweise vier Halbpaletten<br />
– mit einem Durchsatz von bis zu 230 Paletten<br />
pro Stunde. Parallel dazu verfügt das<br />
6-gassige, doppelstöckige AKL über knapp<br />
100.000 Behälterstellplätze. Dort erreichen<br />
zwölf paarweise übereinander eingesetzte<br />
SSI SCHÄFER Miniload Cranes (SMC) eine Umschlagleistung<br />
von bis zu 1.500 Behältern pro<br />
Stunde.
„Maintenance 4.0 for Intralogistics“<br />
Ein zentrales Anliegen von Schaeffler bei der<br />
Planung der Anlage war es, die Anlagenverfügbarkeit<br />
durch eine zustandsbasierte Instandhaltung<br />
und teilautomatisierte Wartung<br />
zu unterstützen. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit<br />
haben Schaeffler und SSI SCHÄFER<br />
das Lösungspaket „Maintenance 4.0 for Intralogistics“<br />
entwickelt und im EDZ Mitte<br />
erstmals erfolgreich realisiert. Mit Hilfe dieser<br />
Lösung können ungeplante Stillstände von<br />
systemkritischen Komponenten vermieden<br />
und Instandhaltungskosten gesenkt werden.<br />
58 Schaeffler Smart Checks garantieren die<br />
Zustandsüberwachung der betriebsrelevanten<br />
Antriebe sowohl an den SMC- als auch<br />
Exyz-Geräten und übermitteln die Informationen<br />
zur Visualisierung an die zentrale Informationsplattform<br />
WAMAS® Lighthouse. Darüber<br />
hinaus werden die 2.500 Antriebe für Kettenförderer<br />
und Rollenbahnen auf den insgesamt<br />
1,97 km Förderstrecke mittels „Schaeffler<br />
Concept8“ vollautomatisch geschmiert. Speziell<br />
entwickelte Schmierritzel übernehmen<br />
dabei eine kontinuierliche, bedarfsorientierte<br />
Schmierölabgabe.<br />
WAMAS® & WAMAS® Lighthouse<br />
Während die Logistiksoftware WAMAS® die<br />
innerbetrieblichen Materialflüsse steuert,<br />
dient das Logistikcockpit WAMAS® Lightouse<br />
der Visualisierung der Prozesse und Arbeitsabläufe<br />
und somit der effizienten Gestaltung<br />
dieser. 20 Pick & Pack- sowie zehn Dekonsolidierungsplätze,<br />
insgesamt 30 Multifunktionsarbeitsplätze,<br />
hat SSI SCHÄFER nach dem eigenentwickelten<br />
ergonomics@work!®-Konzept<br />
eingerichtet. So unterstützen unter anderem<br />
Vakuumgreifer, Teleskoptische und individuell<br />
konigurierbare Positionierungen von<br />
Hilfsmitteln und Arbeitsgeräten optimal die<br />
Arbeitsabläufe der Mitarbeiter. Eine weitere<br />
Anforderung von Schaeffler war ein glatter<br />
Vibrationsschweißboden mit Anlaufschrägen<br />
und Bodenbombage für beste Laufeigenschaften,<br />
hohe Inhaltslasten und einen besonders<br />
leisen Transport auf Förderstrecken.<br />
Extra: seitliche, trapezförmige Wasserablauflöcher,<br />
die nicht von der Antirutschmatte verdeckt<br />
werden.<br />
Sequenzierung sorgt für Ordnung<br />
Zur Koordination mit der Palettenware aus<br />
dem HRL werden die Behälter aus dem AKL<br />
den Arbeitsplätzen zur Auftragsfertigung sequenziert<br />
zugeführt. Jedem Arbeitsplatz ist<br />
dafür ein Sequenztower vorgeschaltet, der<br />
mit einem Vorrat von bis zu 20 Behältern für<br />
eine kontinuierliche Materialabgabe an die<br />
Arbeitsstationen sorgt. Über Displayanzeigen,<br />
integrierte Wiegesysteme und Scanner erfolgt<br />
die dialoggeführte Null-Fehler-Auftragskommissionierung.<br />
Die speziell für Schaeffler konfigurierten<br />
Lager- und Transportbehälter LTB<br />
von SSI SCHÄFER bieten eine besonders hohe<br />
Volumenausnutzung, einen verstärkten Unterund<br />
Oberrand sowie vier stabile Eckholme.<br />
Speziell entwickelte Bodenvarianten gewährleisten<br />
einen störungsfreien Transport auf allen<br />
Förderstrecken und ein sicheres Stapeln.<br />
Geschlossene Kreislaufsysteme mit zwei Depalettierrobotern<br />
garantieren die reibungslose<br />
Intercompany-Zulieferung an das EDZ.<br />
„Mit Blick auf die Herausforderungen eines<br />
solchen Projektes und die kurze Realisierungsphase<br />
hatten wir mit SSI SCHÄFER einen kompetenten<br />
Partner an unserer Seite“, zeigt sich<br />
Dr. Jörg Zellerhoff, Fachprojektleiter Logistik<br />
bei der Schaeffler Gruppe, daher auch rundum<br />
zufrieden. (AG)
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S42<br />
Wehkamp - In nur 30 Minuten<br />
versandbereit<br />
Mit der zunehmenden Digitalisierung steigen auch die Ansprüche der Kunden.<br />
Besonders im Onlinehandel ist zu beobachten, dass Besteller ungern bereit sind,<br />
länger als einen Tag auf ihre Ware zu warten. Dank des neuen Logistik Service<br />
Centers von KNAPP ist der holländische Online-Lifestyle-Shop wehkamp.nl binnen<br />
30 Minuten nach Bestelleingang versandbereit.<br />
REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
Einfach, aber effizient<br />
Die von KNAPP für wehkamp.nl entwickelte<br />
Lösung unterstützt nicht nur den rasanten Geschäftszuwachs,<br />
sondern verbessert gleichzeitig<br />
auch den Kundenservice – und ist zudem<br />
trotz der komplexen Anforderungen des<br />
Online-Handels aus operativer Sicht einfach<br />
zu bedienen. Frei nach der KNAPP-Philosophie<br />
making complexity simple. Die Lösung lässt<br />
notwendige automatische und manuelle Prozesse<br />
so harmonisch ineinandergreifen, dass<br />
die Bestellungen innerhalb von 30 Minuten<br />
nach Auftragseingang für den Kunden versandbereit<br />
sind.<br />
SANDER BOLMER<br />
DIRECTOR SUPPLY CHAIN<br />
WEHKAMP<br />
Mit rund 2,7 Millionen Stammkunden<br />
und über 30 Millionen<br />
versendeten Artikeln pro Jahr<br />
ist wehkamp.nl der größte Online-Lifestyle-Shop<br />
Hollands. Das 1952 gegründete<br />
Unternehmen Wehkamp führt mehr als<br />
430.000 Artikel von 2.000 Marken unterschiedlicher<br />
Bereiche und bietet diese bereits seit<br />
2008 ausschließlich online an. Das Versprechen<br />
„heute bestellt, morgen geliefert“ ist<br />
dabei die oberste Prämisse. „Mit der hohen<br />
Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit und Durchsatzleistung<br />
dieser Anlage sorgen wir dafür, dass<br />
wir dieses Versprechen erfüllen“, freut sich<br />
Sander Bolmer, Director Warehousing & Distribution,<br />
wehkamp.nl.<br />
Für die Zukunft gerüstet<br />
Wer heute in die Logistik investiert, möchte<br />
damit natürlich auch langfristig gut aufgestellt<br />
sein. Das ambitionierte Wachstumsziel von<br />
200 Prozent bis 2020 machte eine Neuausrichtung<br />
der Distribution, die bisher über die Lager<br />
von Dedemsvaart und Maurik abgewickelt<br />
wurde, nötig. Die Lösung: ein maßgeschneidertes<br />
Distributionszentrum für das Handling<br />
des kleineren Artikelspektrums in Zwolle. Das<br />
neue Logistics Service Center (LCS) Zwolle soll<br />
das weltweit größte Verteillager werden, das<br />
ausschließlich Online-Bestellungen abwickelt.<br />
Im Zuge des großteils bei laufendem Bertrieb<br />
stattfindenden Ausbaus 2017 wurde das<br />
automatische Shuttle-System um drei zusätzliche<br />
Regalgassen und vier Ware-zur-Person-<br />
Arbeitsplätze erweitert, um zusätzliche<br />
79.500 Stellplätze sowie eine erhöhte Durchsatzleistung<br />
zu schaffen. Das skalierbare<br />
Design der Lösung ermöglichte es, solche<br />
Erweiterungen bereits in der ersten Entwurfsphase<br />
zu berücksichtigen.<br />
Intelligentes One-Touch Handling<br />
Bei dieser All-In-Lösung werden abgesehen<br />
von sperrigen Gütern und Hängeware alle
Artikel aus dem OSR Shuttle automatisch<br />
ein- und ausgelagert. Mit seiner doppeltiefen<br />
Behälterlagerung bietet das OSR Shuttle<br />
genügend Lagerkapazität für das umfangreiche<br />
Sortiment von Wehkamp. Es umfasst<br />
insgesamt 21 Regalgassen mit 26 Ebenen,<br />
die insgesamt 546 Shuttles versorgen 556.000<br />
Lagerplätze. Zwei Quergurtsorter verbinden<br />
den Lagerbereich mit dem Kommissionierbereich.<br />
Die Ware-zur-Person-Arbeitsplätze aus<br />
der Pick-it-Easy Serie befinden sich auf zwei<br />
Ebenen und werden mit Waren aus dem OSR<br />
Shuttle versorgt.<br />
Mit dem All-Aisle-Access-Prinzip von KNAPP<br />
kann jeder Auftrag an jedem Arbeitsplatz<br />
bearbeitet und fertiggestellt werden. Dieser<br />
Designansatz ermöglicht es Wehkamp, seine<br />
Systemkomplexität zu reduzieren und Konsolidierung<br />
zu vermeiden, da auf jeden Artikel<br />
von jedem Kommissionierarbeitsplatz aus zugegriffen<br />
werden kann. „Im Gegensatz zu<br />
herkömmlichen Distributionszentren ist unsere<br />
Anlage nach dem Ware-zur-Person-Prinzip<br />
konzipiert, und das macht den entscheidenden<br />
Unterschied aus. Wenn ein Kunde<br />
hier eine Bestellung tätigt, wird diese einem<br />
der 28 Pick-it-Easy-Arbeitsplätze zugewiesen.<br />
Das OSR Shuttle bringt die richtigen Artikel<br />
automatisch zu den Arbeitsplätzen. Darüber<br />
hinaus können unsere Mitarbeiter sechs<br />
Kundenbestellungen gleichzeitig bearbeiten,<br />
wodurch bis zu 12.300 Artikel pro Stunde kommissioniert<br />
werden können“, so Bolmer stolz.<br />
Optimierte Nachhaltigkeit<br />
Da die automatischen Verpacklinien die<br />
Höhe des Versandkartons genau auf den<br />
Füllgrad des Artikels anpassen, erübrigt sich<br />
der Bedarf an Füllmaterial. Gleichzeitig sind<br />
durch die Vermeidung von Hohlräumen die<br />
Artikel im Karton geschützt. Bruchsichere Artikel<br />
und kleinere Aufträge werden in Plastiktaschen<br />
verschickt, wodurch Platz in den Lieferwägen<br />
und somit auch CO2 eingespart wird.<br />
„Wonach wir wirklich gesucht haben, war ein<br />
Partner und nicht ein weiterer Lieferant. Wir<br />
wollten einen Partner, mit dem wir uns über<br />
Strategien austauschen und gemeinsam<br />
Ideen erarbeiten können, um bestimmt Anforderungen<br />
zu erfüllen“, erklärt Bolmer. Und<br />
mit KNAPP hat er diesen Partner gefunden.<br />
(AG)<br />
RENÉ WOLTERS<br />
MANAGING DIRECTOR<br />
KNAPP BENELUX BV
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S44<br />
Das Zusammenspiel von Mensch<br />
und Maschine im Lager<br />
Digitalisierung in der Intralogistik ist keine Zukunftsvision. Wir befinden uns mitten<br />
in der vierten Stufe der Industrialisierung: Themen wie IoT, Blockchain, Künstliche<br />
Intelligenz, smarte Roboter oder Schwarmintelligenz sind auch in der Lagerlogistik<br />
angekommen und erhöhen die Flexibilität und Effizienz von Prozessen.<br />
BEITRAG: REDAKTION<br />
FLORIAN SCHORCHT<br />
CONSULTANT SAP EWM BEI<br />
LEOGISTICS<br />
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten,<br />
IoT-Komponenten einzusetzen.<br />
Dabei den Überblick zu behalten ist<br />
schwer. Dieser Beitrag umreißt ausgewählte<br />
Digitalisierungsbereiche in der<br />
Lagerlogistik, erläutert eine standardnahe<br />
Integration mit SAP EWM anhand zweier<br />
Beispiele näher und liefert Argumente für<br />
die Digitalisierung von Lagerprozessen.<br />
<strong>LOGISTIK</strong> ALS WERTTREIBER<br />
Bisher als wertschöpfender Faktor unterschätzt,<br />
können Logistikprozesse heute<br />
durchaus als Werttreiber bezeichnet werden<br />
- als Faktoren für Wachstum und Effizienzsteigerung.<br />
Schon Sensorik und Technologien<br />
der automatischen Identifikation,<br />
autonome Transportmittel in Verbindung<br />
mit automatisierten Lagern und Umschlaginfrastrukturen<br />
ermöglichen eine weitgehende<br />
Selbststeuerung.<br />
SMART LOGISTICS<br />
Der Smart Logistics-Ansatz geht da noch<br />
einen Schritt weiter: Eine Maximale Transparenz<br />
der Logistikkette ermöglicht allen<br />
beteiligten Akteuren, auf Prozessabweichungen<br />
direkt und abgestimmt zu reagieren.<br />
Wichtig ist dabei, die Digitalisierung<br />
(intra-)logistischer Prozesse nicht mit deren<br />
Vollautomatisierung gleichzusetzen. Im<br />
Gegenteil: Es geht um die Vernetzung von
Maschinen und Menschen und den Aufbau<br />
selbstgesteuerter „Regelkreise“, bestehend<br />
aus Sensoren, handelnden Menschen, operativen<br />
Maschinen, der Datenverarbeitung<br />
gesammelter Daten und der Rückmeldung<br />
an Mensch und Maschine.<br />
Anwendungsbereiche von Smart Logistics<br />
in der Lagerumgebung:<br />
VORTEILE DURCH KOLLABORATION UND DEN<br />
AUSTAUSSCH VON ECHTZEITDATEN<br />
Cloudbasierte Dienste für Echtzeit-Verkehrsdaten<br />
und dynamische Routenplanungen<br />
können beispielsweise die Kommissionier-<br />
und Bereitstellungsprozesse<br />
effzienter und termingerechter gestalten.<br />
Durch den Einsatz intelligenter Technologien<br />
können Wartungsarbeiten remote<br />
durchgeführt und gezielter vorausgesagt<br />
werden. Auch die Inventurphasen lassen<br />
sich optimieren. Der Einsatz von Drohnen<br />
oder einer App, welche die Zählung durch<br />
Bilderkennung unterstützt, lässt die Dauer<br />
der Inventur drastisch verkürzen. Wenn<br />
das manuelle Zählen per Hand vielleicht<br />
2-3 Minuten je Artikel dauert, kann ein Foto<br />
binnen Sekunden die Zählmenge digital liefern.<br />
In einem Lager mit mehreren tausend<br />
Artikeln, lässt sich so die gesamte Inventur<br />
enorm verkürzen und produktiver gestalten.<br />
VORTEIL DURCH AUTOMATISIERUNG<br />
Darüber hinaus werden Fahrerlose Transportsysteme<br />
(FTS) im Zuge der Digitalisierung<br />
von Lagerprozessen an Bedeutung zunehmen.<br />
Bei der Entwicklung der FTS spielt vor<br />
allem die rasante Entwicklung smarter Sensorik<br />
eine große Rolle. Durch die verbaute<br />
intelligente Sensorik lassen sich plötzliche<br />
Hindernisse schneller und besser erkennen<br />
und somit umfahren oder auf eine Räumung<br />
des Hindernisses warten. Der Warezum-Mann-Prozess<br />
lässt sich komplett neu<br />
definieren. Milk-Runs lassen sich zwischen<br />
Lager und diversen Arbeitsplätzen zukünftig<br />
über ein FTS abbilden. In Verbindung<br />
mit Wearables, wie einer Smartwatch oder<br />
Smart Glasses, kann der Mitarbeiter die Ankunft<br />
und die Beladung der ankommenden<br />
Transporte anzeigen und kann ggf. Tauschbehälter<br />
oder fertige Bauteile zur Übergabe<br />
bereitstellen.<br />
S/4HANA UND SAP EWM ALS BASIS DER LA-<br />
GERDIGITALISIERUNG<br />
Das erhöhte Datenaufkommen durch die<br />
Verfügbarkeit von Live-Daten und die damit<br />
verbundene Aufbereitung, Auswertung<br />
und Darstellung, im optimalen Fall in Echtzeit,<br />
können durch die S4/HANA In-Memory-<br />
Technologie abgefangen werden. Für die<br />
Integration der Prozessdaten zur Prozessteuerung<br />
und Automatisierung von Nachfolgeschritten<br />
setzt leogistics in Digitalisierungsprojekten<br />
auf eine eigens entwickelte<br />
Standardschnittstelle.<br />
WIE FUNKTIONIERT DIE INTEGRATION MIT SAP<br />
EWM?<br />
Mit der eigens entwickelten Schnittstelle<br />
werden aktuell Protokollarten wie HTT-<br />
P(S), WebSocket und TCP/IP unterstützt.<br />
Als Datenformate kommen JSON, Telegramm-Strings<br />
und XML zur Anwendung.<br />
Weitere Datenformate lassen sich problemlos<br />
integrieren. Je nach Anwendungsfall<br />
oder IoT-Komponente wird die Business<br />
Logic im SAP EWM ausprogrammiert. Zudem<br />
besteht die Möglichkeit, eingehende<br />
und ausgehende Nachrichten direkt an<br />
ein webbasiertes User Interface zu pushen<br />
- ohne zusätzliche Entwicklung. Somit lassen<br />
sich verschiedenste Endgeräte überwachen,<br />
wie zum Beispiel zur Prüfung auf<br />
LKW-Kennzeichen und Containernummern,<br />
Parkplatzbelegung vor dem Lagertor sowie<br />
der Einhaltung von Kühlketten.<br />
Anbindung von externer Hardware und IoT<br />
Geräten an das SAP EWM.<br />
Mittels SAP EWM und den entsprechenden<br />
Boardmitteln haben Anwender eine ganze<br />
Reihe von Automatisierungsmöglichkeiten.<br />
Dazu zählen unter anderem automatische<br />
Paternoster, Hochgeschwindigkeits-Sorter,<br />
Regalbediengeräte mit mehrfachen Last-
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S46<br />
aufnahmemitteln und Durchlagerung in die<br />
nächste Gasse, Pickroboter und Palettenwickler<br />
sowie Fahrerlose Transportsysteme.<br />
Einzig die Frage der Übernahme von Funktionen<br />
und die Tiefe der Integration mit der<br />
Hardware sollte vor Beginn der Integration<br />
mit allen Parteien definiert werden.<br />
ANWENDUNGSBEISPIELE<br />
Im hauseigenen leolab forscht und entwickelt<br />
leogistics an Themen, die im logistischen<br />
Umfeld einen Mehrwert liefern. Dazu<br />
zählen zum Beispiel ein auf einem ausgefeilten<br />
Algorithmus basierendes SAP EWM Reorganisationstool,<br />
der Einsatz von Chatbots<br />
und Sprachsteuerung und eine auf KI und<br />
Machine Learning basierende Zähl-App.<br />
INVENTURERLEICHTERUNG DURCH MACHINE<br />
LEARNING<br />
Basierend auf neuronalen Netzen zählt<br />
diese App zum Beispiel die Anzahl von<br />
Rohren oder Stämmen oder jeglicher „angelernter“<br />
Objekte anhand des Querschnitts<br />
oder der Form. Somit wird ein<br />
mühseliger, manueller und fehlerbehafteter<br />
Prozess durch digitale Unterstützung<br />
schneller und sicherer gestaltet.<br />
Produktivitätssteigerung: Unterstützung der<br />
Mitarbeiter bei zeitintensiven und fehleranfälligen<br />
Zählvorgängen.<br />
ARBEITSERLEICHETRUNG DURCH SPRACH-<br />
ASSISTENTEN<br />
Die standardnahe Integration von Alexa<br />
Sprachbefehlen mit SAP EWM wird durch<br />
Prozesscodes ermöglicht. Diese können einfach<br />
mit dem EWM Alexa Skill erweitert werden.<br />
Vordefinierte reale Dialoge machen<br />
das Freihand-Management des Lagers<br />
möglich. Durch Chatbots und nutzerzentrierte<br />
Bildschirmaufbauten und Hilfestellungen<br />
lassen sich Anlernphasen von Mitarbeitern<br />
verkürzen, Schulungen individuell<br />
durchführen oder es werden Systemneuerungen<br />
an den relevanten Stellen erläutert<br />
und führen die Mitarbeiter so zielgerichtet<br />
durch den Prozess. Die Digitalisierung der<br />
Logistikkette bleibt ein entscheidender<br />
Faktor für eine kostenoptimierte logistische<br />
Abwicklung. Die jüngste Herausforderung<br />
liegt hier in der Prozessoptimierung durch<br />
den Einsatz smarter Hardwarekomponenten<br />
und Algorithmen sowie deren reibungslose<br />
und direkte Integration mit SAP EWM.<br />
(RED)
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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S48<br />
Vorteile einer automatisierten<br />
Kreditorenbuchhaltung<br />
Die digitale Transformation ist unerlässlich für den Geschäftserfolg von morgen.<br />
Sie ist keine Option mehr, sondern Notwendigkeit. Alle Geschäftsfelder sind betroffen,<br />
insbesondere der Einkauf. BEITRAG: THOMAS KOFLER<br />
THOMAS KOFLER<br />
Account Executive<br />
Schweiz, Tradeshift<br />
Als Einstieg in die digitale Transformation<br />
eignet sich vor allem die<br />
Kreditorenbuchhaltung (AP Accounts<br />
Payable), d.h. die Buchführung<br />
der Kontokorrentbeziehungen zwischen<br />
dem eigenen Unternehmen und externen<br />
Lieferanten und Dienstleistungsanbietern.<br />
Hier wird das Tagesgeschäft häufig noch immer<br />
von Papier und Personal intensiven, manuellen,<br />
fehlbehafteten Prozessen bestimmt.<br />
Die Kreditorenbuchhaltung zählt in vielen<br />
Konzernen zu den ineffizientesten und kostenträchtigsten<br />
Abteilungen in einem Konzern.<br />
Besonders hoch ist der Verwaltungsaufwand<br />
u.a. bei Speditionen und Expressdienstleistern,<br />
die meist Hunderte von Lkw-Unternehmen<br />
beschäftigen. Durch Automatisierung<br />
können Unternehmen den Arbeitsaufwand<br />
und Kosten senken sowie Zeit und Personal<br />
einsparen. Die Rendite entsprechender Investitionen<br />
(ROI = Return on Investment) ist hoch.<br />
Stolpersteine<br />
Warum kommt die Digitalisierung in diesem<br />
Bereich trotzdem nur schleppend voran?<br />
Zum einen geniesst die Kreditorenbuchhaltung<br />
als Nebenzweig der Finanzbuchhaltung<br />
im Bereich Finanzen und Controlling keinen<br />
hohen Stellenwert. Entsprechend schwierig<br />
ist es für die Verantwortlichen, die nötigen<br />
Investitionen bewilligt zu bekommen. Vielen<br />
Finanzkontrolleuren ist nicht bewusst, wie viel<br />
Geld sie mit einer Automatisierung einsparen<br />
könnten und dass die Einsparungen die Investitionen<br />
über Zeit weit überschreiten.<br />
Ein weiteres Problem ist das Silodenken in<br />
grossen Organisationen und die unsichtbaren<br />
Mauern zwischen Buchhaltung, IT und Einkauf.<br />
Naturgemäss hat die Kreditorenbuchhaltung<br />
einen engen Bezug zum Beschaffungswesen,<br />
insbesondere dem Einkauf. Meistens rapportieren<br />
die Bereiche jedoch an unterschiedliche<br />
Führungskräfte und sehen sich daher als Konkurrenten<br />
mit unterschiedlichen Zielen. Es<br />
braucht bei der Einführung von AP-IT-Lösungen<br />
einen langen Atem. Viele Lieferanten<br />
sträuben sich anfangs gegen einen Systemwechsel<br />
hin zu e-Invoicing und e-Payments.<br />
Hier sind Fingerspitzengefühl und Überredungskunst<br />
gefragt.<br />
Softwarefunktionen<br />
Das Angebot technischer Lösungen für eine<br />
Automatisierung der Kreditorenbuchhaltung<br />
ist gross. Ihre Funktionalität wird ständig<br />
verbessert. Waren Supply-Chain-Finance<br />
(SCF)-Lösungen anfänglich auf Grossunternehmen<br />
ausgerichtet, stehen heute KMU im<br />
Fokus. Denn laut Expertenaussagen verfügen<br />
erst 52% über eine SCF-Lösung. Laut einem<br />
Bericht des McKinsey Global Institute vom<br />
Januar 2017 könnte rund die Hälfte aller bezahlten<br />
Tätigkeiten von Mitarbeitenden in<br />
Wirtschaftsunternehmen mit der heute zur<br />
Verfügung stehenden Technologie automatisiert<br />
werden.<br />
Wie funktioniert AP Lösungen? Der Prozess beginnt<br />
mit der Auftragserteilung und anschliessenden<br />
Rechnungsstellung. Akzeptieren Sie<br />
nur noch elektronische Rechnungen von Ihren<br />
Lieferanten! Durch kostenloses Verknüpfen<br />
aller Lieferanten mit einer Multi-User-Plattform<br />
erreichen Sie eine hohe Akzeptanz fürs<br />
e-Invoicing. Wenn der Lieferant die Plattform<br />
auch für eigene Geschäfte nutzen kann, z.B.<br />
den Einkauf von Ersatzteilen unteranderem<br />
wächst die Bereitschaft, digitale Prozesse zum<br />
Standard zu machen.<br />
Mit moderner Software können Sie die gesamte<br />
Rechnungsbearbeitung automatisieren.<br />
Eingehende Rechnungen werden erfasst und<br />
automatisch mit Aufträgen, Vertragskonditionen,<br />
aber auch gesetzlichen und firmen-
internen Compliance-Vorgaben und<br />
Zollbestimmungen sowie Wareneingangsbuchungen/Lieferscheinen<br />
verglichen.<br />
Nach positiver Prüfung werden<br />
sie zur Zahlung frei gegeben markiert<br />
und gemäss den vorgegebenen Zahlungszielen<br />
bezahlt. Die Software erfasst<br />
ebenfalls Gutschriften, verwaltet<br />
offene Posten, archiviert Unterlagen<br />
und füttert Daten in das ERP-System.<br />
Die Mitarbeitenden konzentrieren sich<br />
allein auf die Problemfälle. So lässt sich<br />
die mit Anzahl der mit Rechnungen befassten<br />
Personen reduzieren und die<br />
Durchlaufzeiten im Rechnungswesen<br />
deutlich verkürzen.<br />
Skonti locken<br />
Eine integrierte Procure-to-Pay-Lösung<br />
ermöglicht ausserdem die dynamische<br />
Handhabung von Skonti bei Frühzahlungen.<br />
Der Einkauf/Financial Controller<br />
bestimmt, wie viel Kapital für Frühzahlungen<br />
zur Verfügung steht. Die<br />
Lieferanten publizieren online ihre Standardkonditionen.<br />
Gemeinsam werden<br />
dann die anzuwendenden Konditionen<br />
beschlossen, die bei früher Zahlung<br />
automatisiert angewendet werden.<br />
Für Unternehmen die Skonti auf alle Eingangsrechnungen<br />
erhalten, ergeben<br />
sich signifikanten Einsparungen und höhere<br />
Gewinnmargen. Aber auch mehr<br />
Transparenz, Imagegewinn sowie langfristig,<br />
stabile Partnerschaften mit Lieferanten<br />
sind als positive Nebeneffekte<br />
nicht zu unterschätzen. Mit kürzeren<br />
Zahlungsfristen können Unternehmen<br />
eventuell auch deutlich günstigere<br />
Konditionen im Einkauf aushandeln. Für<br />
langjährige Lieferanten ergibt sich die<br />
Möglichkeit, bei den an die Plattform<br />
angeschlossenen Banken einen günstigeren<br />
Kredit auszuhandeln, da diese<br />
den kontinuierlichen Geldfluss sehen.<br />
Tail Spend<br />
Einkaufsrichtlinien konzentrieren aus<br />
Haftungsgründen traditionell den Wareneinkauf<br />
auf eine beschränkte Zahl<br />
ausgewählter Mitarbeiter. Diese sind für<br />
den Einkauf der wichtigsten Rohstoffe<br />
und Halbwaren verantwortlich. In manchen<br />
Unternehmen werden aber so<br />
kaum 10% der Lieferanten erfasst. Mit<br />
der Einführung einer digitalisierten Zahlungsabwicklung<br />
kann auch anderen<br />
Mitarbeitenden Zugang zu Zahlungsmitteln<br />
(Unternehmens- oder Kreditkarte/p-Karte)<br />
für geringfügigere Ausgaben<br />
(Tail Spend) gewährt werden.<br />
Dabei mag es sich um Reisekosten,<br />
den Einkauf von Dienstleistungen oder<br />
Büromaterial, Kleinteile, Ersatzteile,<br />
Werkzeuge oder andere Waren handeln.Die<br />
Verwaltung solcher Unternehmensausgaben,<br />
d.h. nicht-geschäftskritischer<br />
Einkäufe, ist gewöhnlich<br />
komplex. Moderne Softwarelösungen<br />
übertragen die Kontrolle über solche<br />
Einkaufsentscheidungen den jeweiligen<br />
Budgetverantwortlichen und ebnen<br />
den Weg für einen standardisierten<br />
Genehmigungsworkflow. Dies erhöht<br />
die Transparenz unternehmensweit. Die<br />
Automatisierung der Kreditorenbuchhaltung<br />
steigert nicht nur die Kosteneffizienz<br />
der Buchhaltung selbst, sondern<br />
der gesamten Organisation.<br />
Erfolgreiche Umsetzung<br />
Eine erfolgreiche digitale Transformation<br />
der Kreditorenbuchhaltung gelingt<br />
nicht über Nacht. Sie erfordert Veränderungen<br />
bei Geschäftsprozessen,<br />
Mitarbeitenden und Führungskräften<br />
sowie in der Wahrnehmung der Kreditorenbuchhaltung<br />
und ihrer Bedeutung<br />
für den Einkauf und das Unternehmen<br />
als Ganzes auf der Führungsebene. Die<br />
Einführung neuer Softwarelösungen ist<br />
immer eine Herausforderung. Aber das<br />
Durchsetzen von Verhaltensänderungen<br />
(Change-Management) ist weitaus<br />
anspruchsvoller. Die Software muss<br />
einfach in der Handhabung sein, die<br />
Geschäftsbanken einbinden und sich<br />
problemlos mit ERP-Systemen verbinden<br />
lassen. Mit dem Roll-out der Softwarelösung<br />
sollten neue Jobbeschreibungen<br />
und Zielvereinbarungen für die<br />
betroffenen Mitarbeiter einhergehen.<br />
Aber auch die Lieferanten benötigen<br />
eine Starthilfe.<br />
Mehrwert<br />
Viele Unternehmen haben den digitalen<br />
Wandel inzwischen angestossen<br />
und sind überzeugt, dass dieser nicht<br />
nur das Kundengeschäft, sondern<br />
auch das BackOffice revolutionieren<br />
wird. Der erreichbare Mehrwert wird<br />
immer offensichtlicher. Gleichzeitig<br />
steigt der Bedarf an einer konsistenten<br />
Geschäftsstrategie, die mit definierten<br />
Zielen und Massnahmen unterfüttert ist.<br />
Durch die Automatisierung der Kreditorenbuchhaltung<br />
können Daten bezüglich<br />
Einkaufsverhalten, Ausgaben,<br />
Lieferfristen, Skonti etc. kosteneffizient<br />
und zum Nutzen des Unternehmens<br />
ausgewertet werden (Big Data Mining).<br />
Die Transparenz steigt. Durch bessere<br />
Zahlungsbedingungen avancieren Lieferantenrechnungen<br />
vom Kostenblock<br />
zum Gewinnbeitrag. Statt sich mit der<br />
Rechnungsabwicklung zu befassen,<br />
bekommen Mitarbeitende die Möglichkeit,<br />
sich auf Gewinn steigernde Tätigkeiten<br />
zu konzentrieren. (TK)
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S50<br />
Sind Ihre Mitarbeiter fit im US –<br />
Außenhandelsrecht?<br />
Sie exportieren in die USA? Sie importieren Teile oder technisches Know-how aus<br />
den USA? Dann sollten sich Ihre Mitarbeitenden gut im US-Außenhandelsrecht<br />
auskennen. Verstöße können teuer werden. Regelmäßige Schulungen sind unumgänglich.<br />
Beitrag: Redaktion<br />
Exterritoriale Geltung<br />
Einer der Gründe, warum Sie ihre Mitarbeiter<br />
kontinuierlich schulen sollten, ist die<br />
exterritoriale Geltung des US-Exportkontrollrechts.<br />
Während in EU-Staaten, einschließlich<br />
Deutschland, der Grundsatz des freien<br />
Warenverkehrs gilt, sind bewilligungsfreie<br />
Exporte aus den USA eher die Ausnahme.<br />
Zudem kontrollieren die USA ihre Güter im<br />
Handelsverkehr auch außerhalb des eigenen<br />
Territoriums, wo auch immer sich diese<br />
in der Welt bewegen.<br />
Trump ist Ihr Albtraum oder Sie sind ein<br />
Trump-Fan? Wie auch immer. Falls<br />
Sie Handel mit den USA treiben, müssen<br />
Sie sich mit den Auswirkungen<br />
seiner Politik arrangieren. Und dies betrifft<br />
Hunderte von Firmen in Deutschland. Die<br />
Vereinigten Staaten sind der größte Abnehmer<br />
von Waren «Made in Germany». 2018<br />
erreichten die Ausfuhren einen Rekordwert<br />
von 113,5 Milliarden Euro. Auch die Importe<br />
aus den USA sind mit 64,6 Milliarden Euro<br />
bedeutsam. Doch wie gut kennen sich<br />
Ihre Mitarbeitenden im hoch komplexen<br />
US-amerikanischen Handels- und Zollrecht<br />
aus? Alles dem Zollspediteur zu überlassen<br />
ist für Industrie und Handelsorganisationen<br />
nicht ratsam. Denn Rechtsverstöße werden<br />
in den USA mit hohen Strafen belegt.<br />
Das US-Exportkontrollrecht findet u.a. Anwendung<br />
auf Güter, die außerhalb der USA<br />
produziert werden, in denen aber US-Vorprodukte<br />
enthalten, oder die das Resultat<br />
von US-Technologien, Blaupausen u.ä. sind.<br />
Je nach Empfangsland bzw. Empfängerperson<br />
wird zum Teil bereits ab einem wertmäßigen<br />
US-Anteil von 10% ein Gut als US-<br />
Gut betrachtet und entsprechend durch<br />
US-Recht kontrolliert. Das US-Recht folgt der<br />
Ware. Damit müssen US-Regularien auch<br />
von Unternehmen beachtet werden, die<br />
keine Niederlassung in den USA haben,<br />
aber direkt oder indirekt mit US-Produkten<br />
zu tun haben.<br />
Die De-Minimis-Regel gilt nur bei (Re-) Exporten<br />
von Dual-Use-Gütern. Für Rüstungsgüter<br />
oder Luft- und Weltraumtechnologie, die<br />
nicht durch die EAR (Export Administration<br />
Regulations), sondern durch ITAR (International<br />
Traffic in Arms Regulations) kontrolliert<br />
werden, genügt bereits der Einbau einer<br />
einzigen ITAR-kontrollierten Komponente,<br />
um das Gesamtgut der Kontrolle der ITAR<br />
zu unterwerfen, sog. see-through-rule.
Aufmerksamkeit verlangt auch die<br />
Vielzahl der Sanktionslisten bezüglich<br />
Länder, Organisationen und Personen<br />
der US-Behörden. Für Kundenunternehmen,<br />
Lieferanten oder Geschäftspartner,<br />
die in diesen Listen<br />
aufgeführt sind, besteht entweder<br />
eine Meldepflicht an die US-Behörde,<br />
eine Bewilligungspflicht oder sogar<br />
ein Verbot des Geschäfts.<br />
Das US-Exportrecht gilt unter Umständen<br />
auch, wenn ein Unternehmen<br />
Standorte oder Beteiligungen in den<br />
USA unterhält, wenn ein US-Unternehmen<br />
an der Gesellschaft beteiligt<br />
ist oder wenn ein Unternehmen<br />
US-Staatsbürger oder auch nur Inhaber<br />
einer "US-Greencard" beschäftigt.<br />
So kann z.B. ein Vortrag im Ausland<br />
über bestimmte wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse durch einen US-amerikanischen<br />
Mitarbeiter eines deutschen<br />
Unternehmens eine Exportlizenz<br />
benötigen („deemed export“).<br />
C-TPAT etc.<br />
Aber auch der Export in die USA ist<br />
nicht hürdenfrei. Die Bestimmungen<br />
des Zollpartnerschaftsabkommens<br />
C-TPAT und der elektronischen Voranmeldung<br />
von Warenimporten<br />
Ich liebe meinen kreativen<br />
Freiraum beim Arbeiten.<br />
Du auch?<br />
sollten bekannt sein. Die Einfuhr von<br />
Lebensmitteln und Pharmaprodukten<br />
in die USA stellt hohe Anforderungen.<br />
Die Vorgaben der amerikanischen<br />
Lebens- und Arzneimittelaufsicht<br />
"Food and Drug-Administration" (FDA)<br />
Ebenso das Ausstellen eines Produkts<br />
im Rahmen einer Messe außerhalb<br />
Deutschlands. Auch der grenzüberschreitende<br />
Versand von Produktbeschreibungen<br />
oder die Information<br />
eines ausländischen Staatsangehörigen<br />
über Merkmale des Produkts können<br />
einen Export nach US-Recht darstellen.<br />
Die Verpflichtungen betreffen<br />
auch deutsche Unternehmen, die lediglich<br />
Produkte und Dienstleistungen<br />
in andere EU-Länder verbringen.<br />
Maria<br />
Head of Final Engineering<br />
KNAPP AG<br />
Besondere Regeln sind ebenfalls bei<br />
den internen Abläufen innerhalb exportierender<br />
Unternehmen zu beachten.<br />
Unter anderem müssen bei der<br />
Produktion bestimmter in den USA gelisteter<br />
Güter besondere Sicherheitsstandards<br />
bezüglich Zutrittes, Organisation<br />
und Auswahl der Mitarbeiter<br />
beachtet werden.<br />
knapp.com/karriere<br />
#weareknapp<br />
HR-Inserat_125_180.indd 1 11.09.<strong>2019</strong> 09:50:07
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S52<br />
müssen ebenso erfüllt werden, wie die des<br />
US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums<br />
(USDA) und der amerikanischen Zollbehörde<br />
CBP (Customs Border Protection).<br />
Eine richtige, vollständige und schlüssige<br />
Dokumentation ist entscheidend für eine<br />
schnelle, termingerechte Lieferung und<br />
den Zugang zum US-amerikanischen Markt.<br />
Bei verschiedenen Waren muss eine Importlizenz<br />
ebenso wie Adressen und FDA<br />
Registriernummern des Exporteurs, Herstellers,<br />
Importeurs und Empfängers vorliegen.<br />
Der Warenursprung muss lückenlos belegt<br />
werden.<br />
Drawback-Verfahren<br />
Interessante finanzielle Vorteile ergeben<br />
sich für Exporteure, die Waren in den USA<br />
veredeln und dann weiter nach Lateinamerika<br />
oder Kanada verkaufen. Das<br />
Drawback-Verfahren bietet die Option,<br />
bei der CBP die Erstattung von bereits<br />
gezahlten Einfuhrabgaben beim Reexport<br />
veredelter, nicht benötigter oder defekter<br />
Waren („Manufacturing Drawback“,<br />
„Unused Merchandise Drawback“,<br />
„Substitution Drawback“) zu beantragen.<br />
Die Zollbehörde erstattet im Regelfall<br />
99% der gezahlten Einfuhrzölle.<br />
Bei „Unused Merchandise Drawback“ werden<br />
überdies auch die Zollabfertigungsgebühren<br />
(merchandise processing fees)<br />
erstattet. Grundsätzlich ist es am Exporteur<br />
der Einfuhrwaren oder gleichartiger Waren,<br />
die Erstattung zu beantragen.<br />
Spezialschulung tut not<br />
Zahlreiche Firmen, Institutionen und Verbände<br />
bieten in Deutschland Schulungen<br />
im Bereich Exportklassifizierung und -verzollung,<br />
Compliance, Freihandelsabkommen<br />
u.ä. für Fach- und Führungskräfte an.<br />
Die Global Trade Academy von E2open<br />
(ehem. Amber Road, mit Hauptsitz in New<br />
Jersey USA) hat sich vor allem auf USA fokussierte<br />
Themen und den globalen Handel<br />
mit Dual-Use-Gütern spezialisiert. Kostenlose<br />
Webinars zu aktuellen Themen wie neue Gesetzesvorschriften,<br />
Sanktionen oder Zölle,<br />
Brexit und Incoterms 2020 bieten viel Raum<br />
für die Beantwortung individueller Fragen<br />
aus dem Berufsalltag. Seminare und Konferenzen<br />
werden in verschiedenen Ländern<br />
(in Nordamerika, Asien und Europa) sowie<br />
Sprachen zu Themen des internationalen<br />
Handels, Außenhandelsmanagement, Supply-Chain-<br />
Management, Import- und Exportkontrollen,<br />
Zollabwicklung, Freihandelsabkommen,<br />
Präferenzabwicklung und Trade<br />
Compliance Management angeboten.<br />
Darüber hinaus ist die Global Trade Academy<br />
seit Jahren erfolgreich mit Online Trainings<br />
und Präsenzveranstaltungen, die zum<br />
Teil speziell auf individuelle Firmenbedürfnisse<br />
zugeschnitten werden. Zum Schulungsprogramm<br />
gehören auch drei Intensivkurse<br />
mit Abschlusszertifikat. Hier liegt der Fokus<br />
auf global standardisierter HS-Klassifizierung<br />
und Tarifierung, Exportkontrollrecht (USA,<br />
EU etc.) und Drawback-Verfahren (USA).<br />
Zum Selbststudium dient die Lernplattform<br />
„Learning Management System“ (LMS).<br />
Sie gewährt Zugriff auf eine Bibliothek mit<br />
bereits abgehaltenen Online-Seminaren<br />
zum Themenzyklus Handelsrecht Im- und Export.<br />
Das gesamte Schulungsprogramm ist<br />
auf den Praxisalltag ausgerichtet. Die Kurse<br />
kosten zwischen 600 und 3000 USD/Person.<br />
Fazit<br />
Fundiertes Wissen im internationalen Handelsrecht,<br />
insbesondere in Bezug auf Ihre<br />
Lieferländer und Absatzmärkte, ist essenziell<br />
für reibungslose und rechtssichere Geschäftsabläufe.<br />
Angesicht des zunehmenden<br />
Protektionismus weltweit und immer<br />
mehr Vorschriften und Verordnungen im<br />
Welthandel wächst die Bedeutung von<br />
Schulungen, Auffrischungskursen und einer<br />
generellen Sensibilisierung für Trade-Compliance-Themen.<br />
Trade Compliance ist für<br />
Firmen Voraussetzung für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit,<br />
bringt aber neben der<br />
Strafvermeidung keinen messbaren Wettbewerbsvorteil.<br />
Daher tun sich viele Firmen<br />
schwer, die notwendigen Mittel für Schulungen<br />
bereit zu stellen. Andererseits sind gute<br />
Fachkenntnisse Voraussetzung für die anstehende<br />
digitale Transformation und Automatisierung<br />
aller Geschäftsprozesse. (US)
Die weltweit führende<br />
Plattform der Intralogistik<br />
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18. Internationale Fachmesse für<br />
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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S54<br />
Menschen in Bewegung<br />
EDOARDO PODESTÁ<br />
CHIEF OPERATIONS<br />
OFFICER (COO)<br />
DACHSER<br />
Mit Edoardo Podestá übernimmt ein erfahrener<br />
Dachser-Manager die Führung<br />
des weltweiten Luft- und Seefrachtgeschäfts.<br />
Der 57-jährige Italiener ist<br />
bereits 2003 im Rahmen der Führung<br />
des von Dachser übernommenen Joint<br />
Ventures ‚Züst Ambrosetti Far East Ltd.“<br />
in die Dachser-Organisation eingetreten.<br />
Podestá löst damit Jochen Müller<br />
ab, der die Position bisher innehatte.<br />
KAI HANSEN<br />
SENIOR COMMER-<br />
CIAL MANAGER<br />
DP WORLD<br />
Der Logistik-Dienstleister DP World Inland<br />
verstärkt sein Leadershipteam<br />
in Deutschland. Mit Wirkung zum 1.<br />
Oktober <strong>2019</strong> wird der Experte für intermodale<br />
Verkehre, Kai Hansen (52),<br />
seine neue Position als Senior Commercial<br />
Manager aufnehmen und die Vertriebsaktivitäten<br />
für DP World Inland in<br />
Hamburg weiter ausbauen.<br />
ANDREAS KAYSER<br />
HEAD OF GLOBAL<br />
AIR FREIGHT<br />
FREIGHTHUB<br />
FreightHub, die erste digitale Spedition<br />
Europas, hat ihren Luftfrachtbereich in<br />
den vergangenen Monaten deutlich<br />
ausgebaut. Infolgedessen wird der<br />
international bestens vernetzte Logistiker<br />
Andreas Kayser (39) die Führungsebene<br />
als Head of Global Air Freight<br />
erweitern. Der Betriebswirt mit Fachrichtung<br />
Verkehrswirtschaft, Logistik verfügt<br />
langjährige Erfahrung in den Bereichen.<br />
RAINER LIEBHART<br />
AIR CARGO<br />
LOGISTICS<br />
LUFTHANSA INDUSTRY<br />
SOLUTIONS (LHIND)<br />
Rainer Liebhart (44) übernimmt ab sofort<br />
die Leitung der neu strukturierten<br />
Business Unit „Air Cargo Logistics“ der<br />
Lufthansa Industry Solutions (LHIND).<br />
Rainer Liebhart tritt die Nachfolge von<br />
Dr. Peter Rothenberger an, der nach<br />
knapp 30 Jahren Tätigkeit in der Lufthansa<br />
Group Ende des Jahres in den<br />
Vorruhestand gehen wird.<br />
TIM BEAUDIN<br />
CHIEF EXECUTIVE<br />
OFFICER<br />
P3 LOGISTIC PARKS<br />
P3 Logistic Parks, ein europäischer Entwickler<br />
und Investor von Logistikimmobilien,<br />
hat Tim Beaudin als neuen<br />
globalen Chief Executive Officer vorgestellt.<br />
Mit Wirkung zum 1. Oktober<br />
<strong>2019</strong> nimmt Goh Kok Huat, der ehemalige<br />
Chief Operating Officer von GIC<br />
(Government of Singapore Investment<br />
Corporation), die Position des Vorstandsvorsitzenden<br />
ein.<br />
INGO BLUM<br />
HEAD MARKETING<br />
SCHÖLER<br />
FÖRDERTECHNIK<br />
Die Schöler Fördertechnik AG stellt<br />
ihr Marketing neu auf und engagiert<br />
Ingo Blum für die strategische Leitung<br />
der Abteilung. Durch die enge Zusammenarbeit<br />
von Ingo Blum und Susanne<br />
Stegmüller, Leitung Kommunikation, soll<br />
das Marketing zur integrativen Instanz<br />
zwischen der Vertriebs-, Verkaufs- und<br />
Technikabteilung des Logistikexperten<br />
werden.<br />
CHRISTOPH HUBER<br />
VORSITZENDER GF<br />
MAN TRUCK & BUS<br />
Zum 01. Oktober <strong>2019</strong> hat Christoph<br />
Huber als Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
die Leitung der MAN Truck &<br />
Bus Deutschland GmbH übernommen.<br />
Der Vertriebsexperte folgt damit auf<br />
Holger Mandel, der in den Vorstand der<br />
MAN Truck & Bus SE wechselt. Christoph<br />
Huber leitet seit 2016 den Vertrieb von<br />
Lastwagen und Transportern für MAN<br />
Truck & Bus Deutschland GmbH<br />
JEAN-SÉBASTIEN<br />
DURAND<br />
STRATEGY MARKETING<br />
FRAIKIN GROUP<br />
Jean-Sébastien Durand hat bei der<br />
französischen Nutzfahrzeugvermieterin<br />
Fraikin Group die Leitung der neugeschaffenen<br />
Abteilung “Strategy &<br />
Marketing“ übernommen. Als Mitglied<br />
des Group`s Executive Committee berichtet<br />
er direkt an Fraikin-CEO Philippe<br />
Mellier. Durand war zuletzt Managing<br />
Director von DriveOne.
UPS hat Suzanne Lindsay-Walker zum<br />
UPS Chief Sustainability Officer (CSO)<br />
und Vice President of Environmental<br />
Affairs ernannt. In dieser Funktion folgt<br />
sie Tamara Barker, einer UPS Veteranin,<br />
die 32 Jahre im Unternehmen gearbeitet<br />
hat und kürzlich in den Ruhestand<br />
gegangen ist. Suzanne Lindsay-Walker<br />
wird für Richtlinien und Programme verantwortlich<br />
sein.<br />
SUZANNE LIND-<br />
SAY-WALKER<br />
SUSTAINABILITY O<br />
CHIEF FFICER<br />
UPS<br />
Das Logistik Netzwerk Thüringen (LNT)<br />
hat Margarita Maria Cajamarca Salem<br />
die Leitung der Geschäftsstelle übertragen.<br />
Das Branchencluster soll unter der<br />
Führung der 31-jährigen weiter an Attraktivität<br />
gewinnen und seinen eingeschlagenen<br />
Wachstumskurs fortsetzen.<br />
Zu ihren Aufgaben gehören unter anderem<br />
die Organisation und Weiterentwicklung<br />
.der Branchenthemen.<br />
CAJAMARCA SALEM<br />
LEITUNG<br />
<strong>LOGISTIK</strong> NETZWERK<br />
THÜRINGEN<br />
Markus Pütz (51) hat zum 1. September<br />
<strong>2019</strong> die Position des Chief Commercial<br />
Officer bei der Schenker Deutschland<br />
AG für das Cluster DE/CH übernommen.<br />
Er tritt damit die Nachfolge von Rainer<br />
Götz an, der zeitgleich in den Ruhestand<br />
eingetreten ist. Markus Pütz ist<br />
seit mehr als 20 Jahren bei DB Schenker<br />
und in dieser Zeit in verschiedenen<br />
Positionen im Bereich Sales tätig<br />
MARKUS PÜTZ<br />
CHIEF COMMERCIAL<br />
OFFICER<br />
SCHENKER<br />
Dr. Lars Brzoska hat wie das Amt des<br />
Vorsitzenden des Vorstands der Jungheinrich<br />
AG übernommen. Der 46-jährige<br />
Betriebswirt ist seit 2014 Mitglied<br />
des Vorstandes des Lösungsanbieters<br />
für die Intralogistik aus Hamburg. Bis<br />
Sommer 2018 leitete er erfolgreich das<br />
Vertriebs-Ressort, anschließend übernahm<br />
er die Verantwortung für den<br />
Vorstandsbereich Technik.<br />
LARS BRZOSKA<br />
VORSITZENDEN DES<br />
VORSTANDS<br />
JUNGHEINRICH<br />
Die Trans Global Projects Group (TGP),<br />
ein internationaler Spezialist für Projektlogistik<br />
mit Hauptsitz in England,<br />
hat Martin Ollmann zum zweiten Geschäftsführer<br />
für seine deutschen<br />
Unternehmen Trans Global Projects<br />
GmbH und Natco GmbH ernannt.<br />
Ollmann leitet die beiden Unternehmen<br />
mit sofortiger Wirkung gemeinsam mit<br />
Christian Hager.<br />
MARTIN OLLMANN<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
TRANS GLOBAL PRO-<br />
JECTS GROUP (TGP)<br />
Die Geschäftsführung der DPD<br />
Deutschland GmbH bekommt ab sofort<br />
Verstärkung durch Eric Malitzke<br />
(46). Nach einer mehrmonatigen Einarbeitungsphase<br />
übernimmt er Anfang<br />
2020 als CEO von DPD Deutschland<br />
den Vorsitz der Geschäftsführung. Eric<br />
Malitzke war seit 2015 als CEO von<br />
Fiege Schweiz für die internationale<br />
Fiege-Gruppe tätig.<br />
ERIC MALITZKE<br />
GESCHÄFTSFÜH-<br />
RUNG DER DPD<br />
DEUTSCHLAND<br />
Heinz Senger-Weiss (44) kündigt seinen<br />
Rückzug aus der operativen Geschäftsleitung<br />
von Gebrüder Weiss an. Der Geschäftsführer<br />
Air & Sea wird das Transport-<br />
und Logistikunternehmen zum<br />
31. Dezember <strong>2019</strong> aus persönlichen<br />
Gründen verlassen. Zum 1. September<br />
<strong>2019</strong> übernahm Dr. Lothar Thoma (52)<br />
seine Tätigkeit bei Gebrüder Weiss im<br />
Bereich Air & Sea.<br />
LOTHAR THOMA<br />
LEITUNG AIR & SEA<br />
GEBRÜDER WEISS<br />
Mit Oktober wird Michael Lütjann Chief<br />
Information Officer (CIO) der Nagel-<br />
Group. Durch die neu geschaffene Position<br />
treibt der Lebensmittellogistiker die<br />
Entwicklung seiner IT weiter voran. Zuletzt<br />
wirkte er als CIO bei Imperial Logistics<br />
International und verantwortete zuvor<br />
als Senior Vice President IT Management<br />
Logistics bei Schenker die globale<br />
IT Organisation.<br />
MICHAEL LÜTJANN<br />
CHIEF INFORMATION<br />
OFFICER<br />
NAGEL-GROUP
<strong>LOGISTIK</strong> EXPRESS<br />
STRATEGIE<br />
wikifolio-Indexzertifikat<br />
Der Markt zur privaten<br />
Kapitalanlage befindet<br />
sich in einem Umbruch.<br />
FinTech-Unternehmen fordern<br />
die klassischen Anbieter heraus.<br />
Mit der <strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong><br />
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