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LOGISTIK express Fachzeitschrift | 2019 Journal 4

Tag des Handels, eCommerce Logistik-Day, Chinas e-Commerce Boom, Binnenschifffahrt, BREXIT, MERCOSUR, ASEAN

Tag des Handels, eCommerce Logistik-Day, Chinas e-Commerce Boom, Binnenschifffahrt, BREXIT, MERCOSUR, ASEAN

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ABS. <strong>LOGISTIK</strong> EXPRESS | HAMEAU STRASSE 44 | 1190 WIEN | AUSTRIA<br />

Heft 4/<strong>2019</strong><br />

Gestalten Sie<br />

die Zukunft<br />

i<br />

Tag des Handels<br />

Chinas e-Commerce Boom<br />

eCommerce Logistik-Day<br />

Rettungsanker Binnenschifffahrt<br />

BREXIT | MERCOSUR | ASEAN<br />

Themen<br />

#retail<br />

#ecommerce<br />

#intralogistics<br />

#transportlogistics<br />

#worldtrade<br />

#management


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S2<br />

<strong>LOGISTIK</strong> EXPRESS<br />

STRATEGIE<br />

wikifolio-Indexzertifikat<br />

Der Markt zur privaten<br />

Kapitalanlage befindet<br />

sich in einem Umbruch.<br />

<strong>2019</strong> / 2020 MESSEN EVENTS ORT INTERNET<br />

23. bis 25.Oktober DEUTSCHER <strong>LOGISTIK</strong> KONGRESS <strong>2019</strong> Berlin www.bvl.de<br />

07. November TECH DAY <strong>2019</strong> Wien www.handelsverband.at<br />

07. November STEIRISCHER <strong>LOGISTIK</strong> TAG + AUTOMOTIVE DAY Graz www.bvl.at<br />

FinTech-Unternehmen fordern<br />

die klassischen Anbieter heraus.<br />

20. bis 21. November DEUTSCHER HANDELS KONGRESS <strong>2019</strong> Berlin www.handelskongress.de<br />

26. bis 27. November EXCHAINGE <strong>2019</strong> Frankfurt www.exchainge.de<br />

Mit der <strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong><br />

Strategie wollen wir in die<br />

Branche investieren und mit<br />

aktivem Trading ein alternatives<br />

Portfolio anbieten...<br />

10. bis 12. März LOGIMAT 2020 Stuttgart www.logimat-messe.de<br />

24. März HANDELSKOLLOQUIUM Wien www.handelsverband.at<br />

20. bis 24. April HANNOVER MESSE 2020 Hannover www.cemat.de<br />

23. bis 24. April BVL <strong>LOGISTIK</strong> DIALOG Wien www.bvl.at<br />

16. Juni <strong>LOGISTIK</strong>-FUTURE LAB + <strong>LOGISTIK</strong>-PREIS Linz www.vnl.at<br />

17. Juni VNL <strong>LOGISTIK</strong>-TAG Linz www.vnl.at<br />

17. Juni ECOMMERCE DAY Wien www.handelsverband.at


INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM<br />

INHALT LE 4/<strong>2019</strong><br />

Sehr geehrte<br />

LeserInnen!<br />

02 Termine & Events<br />

04 Das Problem mit der unliebsamen Macht und den Männern<br />

06 Retail isn't dead...<br />

12 Chinas E-Commerce-Boom ... Lager & Transportlogistik benötigt.<br />

16 eCommerce Logistik-Day: Wachstum mit Köpfchen begegnen<br />

20 Greta an Bord! Ist Binnenschifffahrt der Rettungsanker fürs Klima?<br />

22 Deutliche Preissteigerungen im Weltpostnetz ab 2020<br />

24 Doppelte Schlagkraft für den digitalen Handel in Europa<br />

26 Brexit - wann – wie - eine unendliche Geschichte<br />

30 «Grüner» Treibsand bremst Außenhandel<br />

32 EU und EFTA buhlen um Verbraucher im Mercosur<br />

36 EXCHAiNGE: „New Work & Digital Business“<br />

40 Schaeffler Distributionszentrum - Für alle Fälle gerüstet<br />

42 Wehkamp - In nur 30 Minuten versandbereit<br />

44 Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine im Lager<br />

48 Vorteile einer automatisierten Kreditorenbuchhaltung<br />

50 Sind Ihre Mitarbeiter fit im US – Außenhandelsrecht?<br />

54 Menschen in Bewegung<br />

Mit dieser 4. Ausgabe setzen<br />

wir einen Abschluss unter<br />

ein ereignisreiches Logistikjahr.<br />

So konnten wir am spannenden<br />

eCommerce Logistik-Day in Wien die<br />

Medienkooperation HJS Media World<br />

Horvath – Jaklitsch – Schlobach<br />

vorstellen sowie für 2020 starke Akzente<br />

setzen - beginnend mit einem Business<br />

Special zur Messe LogiMAT.<br />

Besuchen Sie ab November unsere<br />

Website www.journalismus.at und<br />

überzeugen Sie sich vom umfangreichen<br />

crossmedialen Kommunikationsangebot<br />

- mit dem wir die Reichweiten<br />

in der DACH-Region deutlich erhöhen.<br />

Diesbezüglich freuen wir uns auf interessante<br />

Gespräche auf dem BVL-Kongress<br />

in Berlin sowie auf der LogiMAT.<br />

Außerdem laden wir Sie herzlich dazu<br />

ein, auf der 2. Logistikreise für den<br />

Online- und Omnichannel-Handel<br />

vom 12. bis 14. Februar 2020 dabei<br />

zu sein. Infos und Anmeldungen unter:<br />

www.logistikreise.de<br />

Holen Sie sich Ihren Informationsvorsprung.<br />

<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> informiert<br />

fachlich, sachlich, aktuell.<br />

Markus Jaklitsch<br />

i<br />

NEWS logistik-<strong>express</strong>.com<br />

JOBS jobs.logistik-<strong>express</strong>.com<br />

B2B network.logistik-<strong>express</strong>.com<br />

EPAPER epaper.logistik-<strong>express</strong>.com<br />

eCommerce Logistik-Day<br />

IMPRESSUM<br />

Medieninhaber, Herausgeber: Markus Jaklitsch<br />

Redaktion: Angelika Gabor, Dirk Ruppik, Peter<br />

Baumgartner, Karin Walter<br />

Grafik: Margenta / GettyImages, istockphoto<br />

Hameaustraße 44, 1190 Wien, Austria<br />

T: +43 (0)676 7035206<br />

E-Mail: info@logistik-<strong>express</strong>.at<br />

https://logistik-<strong>express</strong>.com


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S4<br />

Das Problem mit der unliebsamen<br />

Macht und den Männern<br />

Egal, wohin man blickt, es kracht. Der Amazonas brennt, das Wirtschaftswachstum<br />

flaut ab, Rohstoffe werden teils rar, die EU zerfällt und vom Weltfrieden sind wir<br />

so weit weg wie schon lang nicht mehr. Waren es lange Zeit fanatische Religionsanhänger,<br />

die für Chaos und Zerstörung sorgten, sind es nun wieder ein paar<br />

wenige machthungrige Männer, die für den eigenen Vorteil über Leichen gehen.<br />

REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

ANGELIKA GABOR<br />

REDAKTION<br />

<strong>LOGISTIK</strong> EXPRESS<br />

In grauer Vorzeit standen Stammeskämpfe<br />

auf der Tagesordnung – oder gemeinsam<br />

organisierte Großwildjagden. Im Laufe der<br />

Jahrhunderte und mit der Industrialisierung<br />

wurde beides obsolet, dafür etablierten sich<br />

Ball- und andere Mannschaftssportarten, bei<br />

denen Männer ihren Dampf ablassen und<br />

sich untereinander messen konnten. Vielleicht<br />

sollten Bolsonaro, Trump, Erdogan, Johnson,<br />

Putin, Xi Jinping, Kim Jong-un und Orbán einfach<br />

mal gemeinsam Fußball spielen? Denn<br />

offensichtlich haben sie alle etwas gemeinsam:<br />

eine unstillbare Gier nach Macht. Die<br />

Liste ist natürlich lange nicht vollzählig, aber<br />

diese hier genannten Männer sitzen alle an<br />

politischen Schaltpositionen, von wo aus sie<br />

unfassbares Leid – direkt oder indirekt, körperlich<br />

oder seelisch – verursachen. Natürlich<br />

handeln alle aus bestem Wissen und Gewissen,<br />

und bestimmt geht es keinem davon um<br />

persönliche Bereicherung...<br />

Ein ebenfalls (zumindest noch bis Ende Oktober)<br />

sehr mächtiger Mann, der vielleicht auch<br />

mit Fußball spielen sollte, ist der scheidende<br />

EZB-Chef Mario Draghi, personifiziertes Feindbild<br />

aller Sparer und Vorsorgekassen. Trotz<br />

reichlicher Proteste auch aus den eigenen<br />

Reihen wurde in der Zinssitzung im September<br />

wieder ein umfassendes Paket zur Stützung<br />

der schwächelnden Konjunktur beschlossen.<br />

Ein Schwerpunkt aus dem Maßnahmenbündel<br />

ist, ab November monatlich Staatsanleihen<br />

und weitere Wertpapiere im Volumen<br />

von 20 Milliarden Euro (!!) zu erwerben – und<br />

zwar bis auf Weiteres. Dabei halten sich die<br />

durch diese Maßnahme messbaren positiven<br />

Wachstumseffekte Experten zufolge wirklich<br />

in Grenzen. Vielleicht hätte Herr Draghi sich<br />

mal den Maastricht-Vertrag zu Gemüte führen<br />

sollen? Darin steht nämlich dezidiert<br />

festgeschrieben, dass eine monetäre Staatsfinanzierung<br />

durch die Geldpolitik verboten<br />

ist und die EU ausdrücklich KEINE Fiskal- oder<br />

Transferunion sein soll – ohne gemeinschaftliche<br />

Haftung und Risikoübernahme. Ob die<br />

erste Frau an der Spitze des Europäischen<br />

Zentral-Billionengrabes, Christine Lagarde,<br />

da aufmischen oder mitmischen wird, bleibt<br />

abzuwarten, die Chancen stehen aktuellen<br />

Einschätzungen zufolge 50:50.<br />

Palmöl, das flüssige Gold?<br />

Letzte Woche habe ich versucht, eine Margarine<br />

zu finden, in der kein Palmöl enthalten<br />

ist – leider erfolglos. Heimlich, still und leise hat<br />

sich das Palmöl in unzählige Produkte eingeschlichen<br />

– egal ob Backwaren, Kosmetika<br />

oder auch Reinigungsmittel. Der Hauptgrund<br />

dafür: es ist irrsinnig billig im Vergleich zu anderen<br />

Ölen, und das, obwohl es erst aus Indonesien,<br />

Malaysien oder anderen tropischen<br />

Gebieten zu uns gekarrt werden muss. Sonnenblumenöl,<br />

das man statt dessen in vielen<br />

Bereichen verwenden könnte, wächst vor<br />

unserer Haustüre. Aktuell sind rund 30 Prozent<br />

des weltweit angebauten Pflanzenöls Palmöl<br />

– Tendenz steigend. Dabei steckt es voller<br />

gesättigter Fettsäuren, die enthaltene Palmitinsäure<br />

kann die körpereigene Produktion<br />

von Cholesterin anregen. Aber der größte<br />

Nachteil des Palmöls ist die mit dem Anbau<br />

der Ölpalmen verbundene Abholzung des<br />

Regenwaldes in den Herkunftsländern. Leidtragende<br />

sind nicht nur die vertriebenen<br />

(oder getöteten) Tiere, auch die Bauern können<br />

aufgrund des starken Preisdrucks finanziell<br />

kaum überleben. Und ein weiterer, nicht


ganz unwichtiger Aspekt, der beispielsweise<br />

dem ultrarechten brasilianischen<br />

Politiker Jair Bolsonaro völlig egal ist: der<br />

Amazonas, Heimat von drei Millionen (!)<br />

Arten von Pflanzen und Tieren, ist eine<br />

der Lungen des Planeten und trägt<br />

einen wesentlichen Beitrag zum Weltklima<br />

bei. In diesem Augenblick lodern<br />

unzählige Brände im Regenwald (und<br />

nicht nur im Amazonasgebiet, auch<br />

in Kalifornien, Australien und in Sibirien<br />

wüten Feuer), doch das kommt dem<br />

Politiker, dem indigene Völker und Umweltschutzorganisationen<br />

seit jeher ein<br />

Dorn im Auge sind, nur gelegen. Sein<br />

Ziel ist die Unterstützung der Agrarund<br />

Bergbaukonzerne, um das Bruttoinlandsprodukt<br />

zu steigern. Einer der<br />

„Erfolgsfaktoren“ hierbei ist Palmöl, für<br />

dessen Anbau große Flächen benötigt<br />

werden...<br />

Ein kleines Rechenbeispiel gefällig?<br />

Schätzungen zufolge sind 90 bis 140<br />

Milliarden Tonnen Kohlenstoff im Regenwald<br />

des Amazonasbeckens<br />

gebunden. Forscher gehen davon<br />

aus, dass bei Brandrodung der Hälfte<br />

davon etwa 150 Milliarden Tonnen<br />

CO2-Äquivalente in die Atmosphäre<br />

freigesetzt würden. Das entspricht ungefähr<br />

dem Vierfachen des derzeitigen<br />

CO2-Jahresausstoßes der gesamten<br />

Menschheit.<br />

Das Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5<br />

Grad Celsius zu begrenzen, ist damit<br />

so gut wie unmöglich zu erreichen (ok<br />

zugegeben, ist es ohne diese Rodung<br />

leider auch). Dem Herrn Bolsanaro ist<br />

das egal. Aber uns sollte es nicht egal<br />

sein! Wenn jeder Einzelne mehr darauf<br />

achtet, was in den Lebensmitteln<br />

enthalten ist, die er konsumiert, und<br />

Produkte mit Palmöl schlicht und ergreifend<br />

nicht mehr kauft, dann wird es<br />

sich nicht mehr auszahlen, diese zu produzieren.<br />

Es gibt genug andere Güter,<br />

die wir um die Welt transportieren können,<br />

Palmöl muss echt nicht sein.<br />

Fluch oder Segen?<br />

Tauschhandel ist beinahe so alt wie<br />

die Menschheit. Seit dem Ende des 18.<br />

Jahrhunderts – erste Blütezeit des Fernhandels<br />

– hat sich viel getan. Waren<br />

werden in kürzester Zeit und auf unterschiedlichen<br />

Transportwegen in aller<br />

Herren Länder verteilt.<br />

Eigentlich sollten Handelsbeziehungen<br />

die Zusammenarbeit von Ländern<br />

vertiefen und kriegerische Auseinandersetzungen<br />

verhindern. Doch immer<br />

öfter werden sie zu Druckmitteln und für<br />

Machtkämpfe verwendet. Die seit Jahren<br />

anhaltenden Sanktionen gegen<br />

Russland, den Iran und Nordkorea<br />

sind stets präsente Beispiele dafür.<br />

Die USA und die Türkei, eigentlich seit<br />

über 60 Jahren NATO-Partner, lassen<br />

gerade die Muskeln spielen, während<br />

in Syrien die Kurden – tapfere Kämpfer<br />

gegen den IS und somit Partner der<br />

USA - dem Genozid preisgegeben sind.<br />

Die EU, der die Türke angeblich lange<br />

Zeit lang beitreten wollte (obwohl sie<br />

bei ehrlicher Betrachtung meiner Meinung<br />

nach geographisch und historisch<br />

nicht zu Europa gehört), hält sich mit<br />

Kritik vornehm zurück. Zu groß ist die<br />

Angst, dass die Türkei die dort befindlichen<br />

Flüchtlinge auf den Weg schickt.<br />

Denn wenn es um Vorteile geht, dann<br />

sind die EU-Mitglieder schnell zur Stelle,<br />

wenn es aber um die gerechte Verteilung<br />

von (aus welchem Grund auch<br />

immer) hilfesuchenden Menschen<br />

geht, dann ist die Zusammenarbeit<br />

ganz schnell uninteressant.<br />

Die aufstrebende Wirtschaftsmacht<br />

China war lange Zeit konkurrenzlos auf<br />

Einkaufstour in Afrika, doch irgendwann<br />

ist das den Mächtigen in Europa und<br />

auch in den USA sauer aufgestoßen.<br />

Der Handelskonflikt zwischen den USA<br />

und China hat natürlich ganz andere<br />

Beweggründe. Und auch der Konflikt<br />

zwischen Saudia-Arabien hat mit<br />

Sicherheit nicht mit Öl zu tun.<br />

Diese Aufzählung lässt sich beliebig<br />

fortsetzen. So rasant sich die Technologie<br />

in den letzten 200 Jahren weiterentwickelt<br />

hat, irgendwas ist in dieser Zeit<br />

auch verloren gegangen. Und damit<br />

meine ich nicht das Artensterben... es<br />

gibt viele schlaue Sprüche, die an dieser<br />

Stelle passen würden, aber eigentlich<br />

ist es ganz simpel. Wenn nicht rasch ein<br />

fundamentales Umdenken stattfindet,<br />

dann schafft der Mensch sich selbst<br />

ab. Würde nur ein Bruchteil der weltweiten<br />

Rüstungsausgaben (die jährlich<br />

steigen) dafür verwendet werden, das<br />

Klima zu retten, Armut zu bekämpfen<br />

und Städte wieder aufzubauen statt<br />

zu zerbomben, dann könnten auch<br />

unsere Kindeskinder noch das Leben<br />

genießen. (AG)


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S6<br />

Retail isn't dead...<br />

"Retail verändert sich, und damit auch der Standort Österreich", so leitete<br />

Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des österreichischen Handelsverbands den<br />

TAG DES HANDELS <strong>2019</strong> ein, der mit 200 Besuchern an den Erfolg der letzten Jahre<br />

anknüpfte. "Vernetzen Sie sich, lernen Sie von den Besten und haben Sie keine<br />

Angst vor der Zukunft", appellierte Mayer-Heinisch an die Teilnehmer, bevor er<br />

das Wort mit seinem neuen Motto "Retail isn't dead – boring Retail is dead" an<br />

Rainer Will übergab. BEITRAG: REDAKTION<br />

Die Nationalratsabgeordnete Therese Niss,<br />

ÖVP-Bereichssprecherin für Digitalisierung,<br />

Forschung & Innovation, gab als wichtigstes<br />

Ziel eine weitere Senkung der Steuerund<br />

Abgabenquote, der KÖSt und der<br />

Lohnnebenkosten aus. Zur Bekämpfung des<br />

Fachkräftemangels setzt sie insbesondere<br />

auch mehr Bildung bzw. Weiterbildung. "Wir<br />

brauchen innovativere Schulen, es darf niemand<br />

die Schule verlassen, der nicht zumindest<br />

lesen und schreiben kann", so Niss.<br />

Der Präsident des Sozialdemokratischen<br />

Wirtschaftsverbandes und SPÖ-Nationalratsabgeordnete<br />

Christoph Matznetter gab<br />

ebenfalls das Steuerthema sowie eine Stärkung<br />

der KMU als oberste Priorität aus. "Die<br />

Steuerspirale nach unten muss endlich aufhören!<br />

Hier braucht es ein resolutes Vorgehen",<br />

so der Vizepräsident der Wirtschaftskammer<br />

Österreich.<br />

RAINER WILL<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

HANDELSVERBAND<br />

Ein erstes Highlight war das mit<br />

Spannung erwartete Polit-Podium<br />

mit hochrangigen Vertretern<br />

der sechs bundesweit zur Nationalratswahl<br />

antretenden Fraktionen –<br />

Therese Niss (ÖVP), Christoph Matznetter<br />

(SPÖ), Reinhard Pisec (FPÖ), Karin Doppelbauer<br />

(Neos), Bernd Nussbaumer (Liste<br />

Jetzt) und Michel Reimon (Die Grünen).<br />

Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will<br />

moderierte die Podiumsdiskussion und<br />

übergab den sechs Spitzenpolitikern bei<br />

dieser Gelegenheit auch gleich das Bürokratiepapier<br />

des Handelsverbandes,<br />

welches gemeinsam mit allen Händlern<br />

entwickelt worden war.<br />

Bundesrat Reinhard Pisec, Industriesprecher<br />

der FPÖ, bedankte sich zunächst beim<br />

Handelsverband für den erfolgreichen<br />

Kampf für mehr FairPlay und gegen unfaire<br />

Geschäftsbedingungen auf dem Amazon<br />

Marketplace. Er forderte eine faire Besteuerung<br />

internationaler Tech-Giganten und<br />

mehr Steuergerechtigkeit. "Wir müssen die<br />

Steuersätze für heimische Betriebe senken,<br />

damit die Steuerbelastung in Österreich im<br />

internationalen Vergleich wieder wettbewerbsfähig<br />

wird", so Pisec.<br />

Die Neos-Nationalratsabgeordnete und<br />

Bio-Bäuerin Karin Doppelbauer legte den<br />

Fokus auf das Neos-Kernthema Bildung.<br />

"Bildung ist entscheidend für unseren künftigen<br />

Wohlstand", so die Sprecherin für


Budget, Landwirtschaft & Konsumentenschutz.<br />

Sie forderte auch flächendeckende<br />

Kinderbetreuungseinrichtungen sowie das<br />

deutsche 3+2 Modell im Bereich der Lehre<br />

für Asylwerber. "Die Überarbeitung der<br />

Gewerbeordnung sowie die Abschaffung<br />

der Kammerpflicht sind für uns ebenfalls<br />

Kernthemen", versicherte Doppelbauer.<br />

Der Ökonom Bernd Nussbaumer von der<br />

Liste Jetzt forderte u.a. eine rasche Entlastung<br />

des Faktor Arbeit sowie der heimischen<br />

KMU. Zweiter wichtiger Punkt war die<br />

Einführung der digitalen Betriebsstätte – v.a.<br />

um Steuergerechtigkeit für die Amazons<br />

und Alibabas der Welt sicherzustellen.<br />

"Steuern sollten dort entrichtet werden, wo<br />

auch der Umsatz anfällt", so Nussbaumer.<br />

Als drittes Kernthema gab der gebürtige<br />

Oberösterreicher die Innovation an: "Wir<br />

müssen stärker in nachhaltige Technologien<br />

investieren!"<br />

Der ehemalige EU-Abgeordnete Michel<br />

Reimon (Die Grünen) bewertete Steuersenkungen<br />

hingegen als kontraproduktiv, da<br />

damit lediglich ein EU-weiter Steuerwettlauf<br />

nach unten befeuert werde. Was die heimischen<br />

Händler von einer Regierungsbeteiligung<br />

der Grünen erwarten dürfen? "Wenn<br />

Sie möglichst billigen Ramsch aus dem<br />

Ausland importieren und verkaufen wollen,<br />

dann werden Sie mit den Grünen keine<br />

große Freude haben. Wir wollen Händler<br />

fördern, die auf heimische Zulieferer setzen",<br />

so Reimon. Grundsätzliche Einigkeit<br />

herrschte bei den sechs Polit-Profis in puncto<br />

Verschlankung der Kammerstrukturen. Auf<br />

eine möglichst rasche Abschaffung der<br />

Mietvertragsgebühr konnten sich alle Parteien<br />

mit Ausnahmen der Grünen einigen.<br />

Als Händler sichtbar sein<br />

Google Maps-Experte Til Kreiler & Matthias<br />

Zacek, Head of Business Development bei<br />

g-Xperts.net, erläuterten in ihrer gemeinsamen<br />

Keynote die zentrale Bedeutung<br />

von Business Location Services als Erfolgsfaktor<br />

im Handel. Aktuelle Standortdaten in<br />

Google Maps sind das A und O, um<br />

als Händler mehr Traffic zu generieren.<br />

Omnichannel lautet das zentrale Zauberwort,<br />

insbesondere die positiven Effekte<br />

von digitalen Touchpoints auf den stationären<br />

Geschäftserfolg. "Mehr als die Hälfte<br />

aller stationären Umsätze sind mittlerweile<br />

digital beeinflusst", bestätigte Zacek.


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S8<br />

Der österreichische Handelspreis <strong>2019</strong><br />

geht an... Günther Helm<br />

Im Rahmen des Tag des Handels wurde<br />

auch die höchste Auszeichnung des heimischen<br />

Handels verliehen, der Österreichischen<br />

Handelspreis. Der niederösterreichische<br />

Handelsmanager Günther Helm<br />

wurde heuer für sein Lebenswerk ausgezeichnet.<br />

Der studierte Jurist Günther Helm<br />

war insgesamt 15 Jahre lang für den Lebensmitteleinzelhändler<br />

Hofer tätig, davon<br />

8 Jahre lang als Generaldirektor und CEO<br />

der Hofer KG. Mitte <strong>2019</strong> übernahm er die<br />

Funktion des Geschäftsführers bei der deutschen<br />

Drogeriekette Müller.<br />

Logistik: Zukunftsmarkt Zentral- & Osteuropa?<br />

Joerg Kreindl, Senior Director Industrial<br />

and Logistics CEE & SEE bei CBRE, sprach<br />

in seiner Keynote über das Trend-Thema<br />

Logistik-Immobilien in Zentral- und Osteuropa<br />

(CEE). "Logistik und Office sind jene<br />

Asset-Klassen, in welche in Europa derzeit<br />

am liebsten investiert wird. Retail nimmt<br />

hingegen ab", sagte der Experte. Ob die<br />

Logistik bald zum Freiwild für Investoren aus<br />

Asien werde? "Alibaba kommt stärker auf<br />

den Markt, aber auch viele andere asiatische<br />

Investoren werden immer aktiver", so<br />

Kreindl.<br />

Smarte Telecom-Daten für den Handel<br />

Telekom-Urgestein Michael Reutterer, Head<br />

of IoT & Big Data Sales bei Magenta Telekom,<br />

ist ein absoluter Profi, wenn es um<br />

den Aufbau neuer Geschäftsfelder für den<br />

Businesskunden-Bereich geht. Sei aktuelles<br />

Lieblingsthema: Footfall Analytics - die<br />

Generierung von relevanten Daten aus<br />

der Smartphone-Nutzung für den Handel.<br />

Er hatte u.a. sechs Erfolgsstories im Gepäck,<br />

von Werbemaßnahmen, Eventmarketing<br />

und Zielgruppen über Standortentscheidungen<br />

und Einzugsgebiete bis hin zur Performance-Messung.<br />

Etwaige datenschutzrechtliche<br />

Bedenken seien unbegründet:<br />

"Alles was wir analysieren, entspricht den<br />

gesetzlichen Vorgaben. Alle Daten bleiben<br />

in Österreich im Datencenter. Alle Daten<br />

werden anonymisiert", versicherte Reutterer.<br />

"Es freut mich wirklich sehr, heute hier auf<br />

der Bühne zu stehen und den Österreichischen<br />

Handelspreis entgegenzunehmen.<br />

Dies ist für mich eine große Motivation,<br />

mein Engagement für den Handelsstandort<br />

Österreich mit aller Kraft fortzusetzen, auch<br />

von Deutschland aus. Herzlichen Dank für<br />

diese großartige Auszeichnung auch an<br />

den Handelsverband, der sich zur Speerspitze<br />

unserer Interessenvertretung entwickelt<br />

hat", so Günther Helm in seiner Rede.<br />

"Günther Helm hat weit über den Tellerrand<br />

der Branche geblickt und die gesamte Lebensmittel-Wertschöpfungskette<br />

durch aktive<br />

Beiträge nachhaltig geprägt. So wissen<br />

die wenigsten, dass er der gedankliche<br />

Gründungsvater der erfolgreichen Initiative<br />

‚Land schafft Leben‘ ist", hob Rainer Will in<br />

seiner Laudatio hervor.<br />

Qualität "Made in Austria"<br />

Welche Potenziale gibt es in der Zusammenarbeit<br />

zwischen Landwirtschaft und<br />

LEH? Diese Frage stand im Zentrum einer<br />

hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion<br />

mit Handelsverband-Vizepräsident Frank<br />

Hensel, Josef Moosbrugger, Präsident der<br />

österreichischen Landwirtschaftskammer,<br />

Wirtschaftsjournalist Hanspeter Madlberger<br />

und Hannes Royer, Gründer der Initiative<br />

Land schafft Leben.<br />

Die heimische Landwirtschaft könne<br />

schlicht nicht mit den Weltmarktpreisen<br />

mithalten, eröffnete Josef Moosbrugger<br />

die Diskussion, das liege insbesondere an<br />

den strukturellen Bedingungen. "Wir spüren<br />

ganz stark, dass die Anforderungen an die


heimische Landwirtschaft in der Produktion<br />

erhöht werden. Aber wenn dann ein Produkt<br />

in Österreich plötzlich nicht mehr verfügbar<br />

ist, werden minderwertige Produkte<br />

aus dem Ausland importiert. Daher braucht<br />

es eine Herkunftskennzeichnung", forderte<br />

der LKO-Präsident. "Wir brauchen keine<br />

Fleischsteuer, sondern Kostenwahrheit. Nur<br />

so werden regionale Produkte wieder wettbewerbsfähiger."<br />

Der Handel habe grundsätzlich kein Problem<br />

mit einer verpflichtenden Lebensmittelkennzeichnung,<br />

der große Widerstand<br />

komme vielmehr von der Industrie und<br />

der Gastronomie, entgegnete Handelsverband-Vizepräsident<br />

Frank Hensel. "Eine<br />

Partnerschaft funktioniert nur, wenn beide<br />

Seiten davon profitieren. Genau so ist es<br />

bei der langfristig gewachsenen Zusammenarbeit<br />

zwischen Landwirtschaft und<br />

Lebensmitteleinzelhandel", so der langjährige<br />

Vorstandsvorsitzende von Rewe.<br />

"Unser gemeinsames Interesse – die Wertigkeit<br />

unserer Lebensmittel – müsste alle in der<br />

Produktions- und Lieferkette vereinen, auch<br />

die Politik. Wir müssen anders arbeiten als<br />

der Weltmarkt. Diesen Weg des Anderssein<br />

müssen wir gemeinsam durchsetzen, dann<br />

können wir auch in Zukunft erfolgreich sein."<br />

Der freie Wirtschaftsjournalist Hanspeter<br />

Madlberger, Doktor der Handelswissenschaften<br />

und seit über 40 Jahren ein fundierter<br />

Branchenkenner, relativierte die<br />

angebliche "Marktmacht" der führenden<br />

heimischen Lebensmitteleinzelhändler. "Die<br />

Marktmacht des Handels wird sehr gern<br />

mit Marktanteilen in Verbindung gebracht.<br />

Seitens der Landwirtschaft gibt’s da ein<br />

sehr einseitiges Framing. Realistischerweise<br />

geht es aber nicht nur um den Lebensmitteleinzelhandel,<br />

sondern auch um den<br />

Großhandel, um Convenience-Formate<br />

und vor allem auch um die Gastronomie,<br />

um Fleischer und Bäckereien. Wir müssen<br />

schauen, wohin die Produkte der Landwirtschaft<br />

fließen. Und da ist der LEH eigentlich<br />

sekundär", so Madlberger.<br />

"Wir haben Konsumenten, die Bio- und<br />

Nachhaltigkeit in der Theorie gut finden,<br />

aber in der Praxis des täglichen Einkaufs<br />

leider oft zum Billigprodukt greifen", bedauerte<br />

Hannes Royer, Gründer der unabhängigen<br />

Initiative Land schafft Leben,<br />

die allgegenwärtige Billig-Mentalität.<br />

Sein Ziel: die Konsumenten darüber aufzuklären,<br />

wie Lebensmittel heute tatsächlich<br />

entstehen – fernab vom Kitsch der<br />

TV-Werbung. "Wenn wir unseren Lebensmitteln<br />

keine Wertigkeit mehr geben, wird<br />

es auch für die heimischen Bauern immer<br />

schwerer. Und wir zerstören damit unsere<br />

eigene Lebensgrundlage", so Royer. Aber<br />

auch die Gastronomie sei gefordert: "Als<br />

Konsument habe ich im Gasthaus das<br />

Recht zu erfahren, woher das Schnitzel<br />

auf meinem Teller eigentlich herkommt."


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S10<br />

20 Slides à 20 Sekunden<br />

Im Pecha Kucha Format präsentierten sich<br />

die Ottakringer Brauerei, ecosio, Loomis,<br />

Kastner & Öhler und ACL advanced commerce<br />

labs. Den Anfang machten Philip<br />

Liegl, Gründer von ecosio, und Roland<br />

Feichtenschlager, der als SAP-Teamlead<br />

der Ottakringer Gruppe u.a. für die Weiterentwicklung<br />

der betriebskritischen ERP-Systeme<br />

und deren Support verantwortlich<br />

zeichnet. Das Thema: Vom Tank zum Tisch<br />

– EDI in der Getränkeindustrie am Beispiel<br />

einer Wiener Traditionsbrauerei.<br />

Im Anschluss sprach Michael Marschner<br />

von Loomis über eines der Lieblingsthemen<br />

von Frau und Herr Österreicher: Bargeld.<br />

Der "LOOMIS SafePoint" – ein digitalisierter<br />

Safe, der den stationären Händel<br />

bei seinem Cash Management unterstützt<br />

– verbindet nämlich eine physische Bezahlung<br />

mit den Vorteilen der Digitalisierung.<br />

Knapp 40.000 Händler weltweit nutzen das<br />

Gerät bereits.<br />

Last but not least sprachen Gernot Ortoff,<br />

Head of Online Marketing & eCommerce<br />

bei Kastner & Öhler, und Andreas Pesenhofer,<br />

CEO der ACL advanced commerce<br />

labs, über das hochspannende Omnichannel-Projekt<br />

von Kastner & Öhler. Beim 1873<br />

gegründeten Einzelhandelsunternehmen<br />

Kastner & Öhler gelang der Aufbau der<br />

E-Commerce Sparte sowie die Systemumstellung<br />

auf Omnichannel fast wie im Lehrbuch<br />

– eine echte Erfolgsgeschichte made<br />

in Austria.<br />

Startup Session<br />

Den traditionellen Abschluss des Standorttages<br />

bildete die hochkarätige Startup-Session.<br />

Die Gründer Joerg Hauke (Founder &<br />

CFO, Saturo), Julian Juen (Founder & CEO,<br />

Urban Food & Beverage), Moritz Lechner<br />

(Founder & CEO, Freebiebox), Elke Pichler<br />

und Emanuel Riccabona (Co-Founder<br />

Impactory) und Lukas Snizek (Founder &<br />

CEO, QuickSpeech) pitchten live on stage.<br />

Die Moderation übernahm Werner Wutscher,<br />

Founder und Geschäftsführer von<br />

New Venture Scouting (NVS) und Leiter des<br />

Handelsverband-Circles "Omnichannel &<br />

Innovation". "Es geht um neue Lösungen. Wir<br />

haben spannende Startups auf der Bühne.<br />

Sie brauchen aber auch ein offenes Mindset",<br />

appellierte Wutscher an die Besucher.<br />

Beste Unterhaltung mit den Comedy Hirten<br />

& Philip Keil<br />

Stand up Comedy war gestern. Die Comedy<br />

Hirten – Österreichs erste Start-up Comedy<br />

– versprachen dem Publikum zwei Millionen<br />

Gags in zwei Minuten. Was sollen wir sagen,<br />

sie hielten Wort und sorgten für ein Feuerwerk<br />

an großartigen Parodien.<br />

Pilot, Trainer, Sachbuchautor, Luftfahrtexperte...<br />

wenn es den Begriff "Universalgenie"<br />

nicht schon gebe, man müsste ihn<br />

für Philip Keil erfinden. Deutschlands bekanntester<br />

Pilot fesselte die Besucher zum<br />

Abschluss eines ereignisreichen Nachmittags<br />

mit unglaublichen Erlebnissen und<br />

wertvollem Expertenwissen. Er sprach<br />

über Themen, die auch am Boden über<br />

Crash oder Punktlandung entscheiden:<br />

Wie führe ich mich und mein Team, wenn<br />

es turbulent wird? Was macht eine perfekt<br />

eingespielte Crew aus? Prädikat: wertvoll!<br />

Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes,<br />

unterstrich am Ende der Veranstaltung<br />

nochmal die Schwerpunktsetzung<br />

des Verbandes in den Bereichen Retail und<br />

Logistik, und bedankte sich bei den mehr<br />

als 200 Besuchern. Nach dem offiziellen Teil<br />

des TAG DES HANDELS blieb den Gästen<br />

noch ausreichend Zeit für ausgiebiges Networking.<br />

(RED)


60 Jahre Kompetenz<br />

in Sachen Medien, Wirtschaft und Logistik<br />

journalismus.at<br />

(ab November)


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S12<br />

Chinas E-Commerce-Boom ...<br />

Lager & Transportlogistik benötigt.<br />

Der Boom im E-Commerce im Land der Mitte hat zu einem Mangel an Lagerhäusern<br />

und Transportlogistik geführt. Da der Transport einen Anteil von ca. 50<br />

Prozent an den Logistikkosten hat, sind insbesondere Lagerhäuser nahe beim<br />

Kunden gefragt. Der Ausbau der Logistik und Lagerhauskapazität ist im Gange.<br />

REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />

DIRK RUPPIK<br />

FACHJOURNALIST<br />

Der Wettbewerb der zwei chinesischen<br />

Internetgiganten Alibaba<br />

und JD.com um Marktanteile im<br />

Land der Mitte weitet sich zunehmend<br />

auf den Logistikbereich aus. Laut<br />

dem amerikanischen The Wall Street <strong>Journal</strong><br />

investiert JD.com immer mehr in hoch automatisierte<br />

Lagerhäuser. Das eigene Logistiknetzwerk<br />

umfasst bereits 15 Logistikparks,<br />

mehr als 500 Lagerhäuser, rund 7000 Auslieferungs-<br />

und Pickup-Stationen sowie 250000<br />

Transport- und Lieferwagen.<br />

In abgelegene ländliche Gebiete liefert der<br />

Internet-Händler bereits via Drohne. Zudem<br />

werden Pakete auch auf Linienflügen befördert.<br />

Alibaba dagegen besitzt die Mehrheit<br />

der Anteile am Logistiknetzwerk Cainiao. Im<br />

Mai letzten Jahres kaufte die Alibaba Holding<br />

zusammen mit Investoren zehn Prozent des<br />

chinesischen Expresszulieferers ZTO Express im<br />

Wert von 1,4 Milliarden US-Dollar (1,26 Milliarden<br />

Euro). Zudem will das Unternehmen weitere<br />

Milliarden in seinen Logistikbetrieb investieren.<br />

Das E-Commerce-Unternehmen nutzt<br />

seit langem Logistiker wie ZTO und Chinas<br />

größten Expresszulieferer SF Express<br />

Logistikkosten bisher hoch<br />

Trotz allem belaufen sich die Logistikkosten im<br />

Land der Mitte noch auf 15 Prozent des Bruttoinlandproduktes.<br />

In entwickelteren Märkten<br />

wie den USA liegen die Logistikkosten bei<br />

sieben bis acht Prozent.


Beim Logistics Performance Index (LPI) liegt<br />

Hong Kong auf Platz neun, China auf Platz 27<br />

und Deutschland sowie die USA auf Platz eins<br />

und zehn.<br />

Beim LPI werden Kriterien wie Infrastruktur,<br />

Zollabfertigung, Dienstleistungsqualität und<br />

Pünktlichkeit, u. a. berücksichtigt. George<br />

Yeo, ehem. Vorsitzender des Kerry Logistics<br />

Network, beklagt die hohen Mautgebühren<br />

im größten Mautstraßensystem der Welt -<br />

Länge rund 160000 km. Viele Prozesse in der<br />

Paketabfertigung basieren bisher noch auf<br />

Handarbeit. Daher muss dringend automatisiert<br />

werden, um die Arbeitskosten zu senken.<br />

Ende März kündigte die staatliche Nachrichtenagentur<br />

Xinhua weitere Maßnahmen zur<br />

Senkung der Logistikkosten und zur Verbesserung<br />

der Transporteffizienz an. Laut dem<br />

Sprecher Wu Chungeng soll die Effizienz in<br />

den nächsten drei Jahren u. a. durch die Beschleunigung<br />

des Ausbaus eines umfassenden<br />

Transportnetzwerkes, die Förderung des<br />

multimodalen Transports und die Ausweitung<br />

des elektronischen Mautgebührensystems<br />

erfolgen. Das Transportministerium wird die<br />

Eisenbahn-, Straßen- und Wasserweg-Transportsysteme<br />

ausbauen und die Struktur optimieren.<br />

Weiterhin soll das Netzwerk der<br />

Logistikhubs ausgebaut werden.<br />

Wu sagte auch, dass technologische Innovationen<br />

wie das „Internet Plus Logistikmodell“<br />

und die Konsolidierung von Informationsplattformen<br />

für Transport und Logistik vorangetrieben<br />

werden sollen. In diesem Rahmen wird<br />

laut des Premiers Li Keqiang eine intensive<br />

Integration der Informationstechnologie wie<br />

Internet, Big Data und Cloud Computing mit<br />

der Logistik angestrebt, um die Transformation<br />

und den Ausbau der Logistikindustrie und der<br />

chinesischen Wirtschaft zu fördern. In <strong>2019</strong><br />

ist gemäß Xinhua geplant, gleichzeitig die<br />

Logistikkosten um 120,9 Milliarden Yuan (15,4<br />

Milliarden Euro) zu senken. China hat hier bereits<br />

in den letzten Jahren große Fortschritte<br />

gemacht.<br />

Logistikbetreiber folgen Online-Konsum<br />

„Es ist wichtig die Distanz zwischen Lagerhaus<br />

und Verbrauchern zu reduzieren“,<br />

sagte Victor Mok, Co-Präsident China bei<br />

Global Logistic Properties (GLP). GLP besitzt<br />

30 Millionen m² Lagerhausfläche und ist damit<br />

der größte Lagerhausbetreiber in China.


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S14<br />

Bisher fokussierte das Unternehmen auf Großstädte<br />

wie Peking, Schanghai und Shenzhen.<br />

Logistikbetreiber folgen nun aber dem Online-Konsum<br />

an Gütern hin zu kleinen Inlandsregionen.<br />

In größeren Ballungsräumen wurde<br />

das für die industrielle Entwicklung zur Verfügung<br />

stehende Land bereits limitiert. Daher<br />

ging das Investment dort gewaltig zurück.<br />

Gleichzeitig ist die Kapitalanlage in Logistikimmobilien<br />

in den letzten Jahren für private Investoren<br />

wie Versicherungsunternehmen und<br />

Investmentfonds immer attraktiver geworden.<br />

Es ist also zu erwarten, dass das Kapital<br />

in den Bau von Logistikimmobilien wie Lagerhäuser<br />

in ländlichen Regionen fließt.<br />

Letztes Jahr brachte JD.com 2,5 Milliarden<br />

US-Dollar (2,3 Milliarden Euro) zusammen mit<br />

Teilhabern wie Tencent, dem Versicherungsunternehmen<br />

China Life und der Wagniskapitalfirma<br />

Sequoia auf, um die Logistiksparte<br />

JD Logistics (seit April 2017 selbstständiges<br />

Unternehmen) auszubauen. Mit dem<br />

Kapital wurde das Logistikangebot um Lagerhausbetrieb<br />

und Zulieferdienste auf der „letzten<br />

Meile“ erweitert. Laut Zhang Chen, Technischer<br />

Direktor bei JD.Com, geht es darum,<br />

dass effizienteste nahtlose Netzwerk – vom<br />

Kunden über die Supply Chain bis zur Logistik –<br />

aufzubauen. „Unsere Entscheidung frühzeitig<br />

ein eigenes logistisches Netzwerk zu entwickeln,<br />

hat den Weg zur heutigen industriellen<br />

Führerschaft für JD Logistics geebnet“, erklärt<br />

Richard Liu, Vorsitzender und Geschäftsführer<br />

von JD.com.<br />

Nach wie vor müssen Alibaba und auch<br />

JD.com Lagerhausplatz anmieten. Zudem<br />

geht der Trend zu sog. extrem automatisierten<br />

Smart Warehouse, um Arbeitskräfte und<br />

damit Löhne einzusparen und die Effizienz<br />

zu erhöhen. Beide Internethändler besitzen<br />

bereits „unbemannte“ roboterbetriebene<br />

Lagerhäuser (JD.com: warehouse “No1.<br />

Asia”, Cainiao: „Wuxi warehouse“).<br />

Das Online-Shopping im Land der Mitte<br />

wächst beständig, ist aber laut Handelsministerium<br />

immer noch für weniger als 20<br />

Prozent des chinesischen Gesamtkonsums<br />

verantwortlich. Alibaba wie auch JD.com<br />

vertreiben ebenso Lebensmittel über ihre<br />

Offline-Supermärkte Hema und 7FRESH. Der<br />

Alibaba-Hema-Supermarkt fungiert zudem<br />

als Fulfillment Center. Von den Angestellten<br />

werden auch Online-Bestellungen bearbeitet.<br />

Für die Versorgung dieser Supermarktketten<br />

sind spezielle Lagerhäuser (Food-Grade)<br />

nötig, die extremen Anforderungen unterliegen.<br />

Meist sind diese Lagerhäuser hochautomatisiert,<br />

wie z. B. das vollautomatisierte JD<br />

Warehouse in Shanghai.<br />

Veränderte Nachfrage, chinesische Werte<br />

Die Nachfrage chinesischer Konsumenten<br />

hat sich in den letzten zehn Jahren gravierend<br />

verändert. Laut Tom Doctoroff, Buchautor<br />

und Experte für chinesisches Konsumentenverhalten,<br />

„sind die chinesischen Verbraucher<br />

lang nicht mehr so eindimensional wie<br />

früher. Die Nachfrage wird zunehmend durch<br />

Leidenschaften und digitale Technologie geformt.“<br />

Doctoroff führt weiter aus: „Die Hälfte<br />

aller Chinesen ist nach 1990 geboren. Die jungen<br />

Chinesen sind viel mehr daran interessiert,<br />

sich durch Leidenschaften und Interessen zu<br />

definieren. Die meisten E-Commerce-Plattformen<br />

besitzen eine soziale Komponente.<br />

Chinesen lieben es, Gedanken und Ideen<br />

(auch über Produkte) auszutauschen und<br />

sich einer Subkultur bzw. einem Stamm zugehörig<br />

zu fühlen. Es existiert immer noch<br />

eine große Lücke zwischen der Traumidentität<br />

und was der Einzelne wirklich sein kann.“<br />

„Die Konsumenten werden weiterhin durch<br />

die Grundsätze der chinesischen Gesellschaft<br />

angetrieben. Chinesen wollen Stabilität und<br />

anderseits ihren Status zur Schau stellen“.<br />

Folgerichtig haben Experten und Geschäftsleute<br />

auf der durch Alibaba ausgerichteten<br />

Konferenz Gateway ‘17 in Detroit (Juni 2017)<br />

Produkte bestimmt, die bei Chinesen momentan<br />

hoch im Kurs stehen. Aufgrund der<br />

hohen Qualität ausländischer Güter sind dies<br />

Schuhe, Kleidung (Umstandskleidung und<br />

Baby Accessoires), Schmuck, Makeup sowie<br />

Hautpflegemittel. Chinesen werden immer<br />

gesundheitsbewusster. Daher sind Vitamine,<br />

gesunde Nahrungsmittel und Babynahrung,<br />

Produkte für die Stillzeit, Säfte, Superfood und<br />

-snacks, frische Nahrungsmittel sowie natürliche<br />

Pflege- und Reinigungsmittel sehr gefragt.<br />

Darüber hinaus besteht großes Interesse an<br />

ausländischem Qualitätswein, Sportartikeln<br />

und originellen elektronischen Geräten. (DR)


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S16<br />

eCommerce Logistik-Day: Dem<br />

Wachstum mit Köpfchen begegnen<br />

Die Wiener Albert Hall stand am 25. September einmal mehr im Mittelpunkt der<br />

österreichischen E-Commerce-Szene. Rund 120 E-Commerce-Logistiker und<br />

Branchenspezialisten ließen sich bei der 4. Auflage des eCommerce Logistik-Day<br />

- einer Kooperationsveranstaltung des Instituts des Interaktiven Handels mit der<br />

Zeitschrift <strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> - von neuen Ideen und Lösungsansätzen für die<br />

E-Commerce-Logistik inspirieren. REDAKTION: KARIN WALTER<br />

Österreichern auf starkes Interesse: Mehr als<br />

ein Viertel der Online-Kunden kauft im Internet<br />

bereits via Smartphone ein. Sechs Prozent<br />

der Österreicher lässt sich beim Shopping im<br />

Netz sogar schon von sprachgesteuerten<br />

Assistenten unterstützen. Nach Aussage von<br />

Rainer Will, Geschäftsführer des österreichischen<br />

Handelsverbandes, wächst das Online-<br />

Geschäft in der Alpenrepublik mittlerweile<br />

achtmal schneller als der Warenverkauf im<br />

stationären Handel. Die Akteure auf dem<br />

österreichischen Paketmarkt gehörten im vergangenen<br />

Jahr mit einem Umsatzwachstum<br />

von 27 Prozent gegenüber 2017 zu den stärksten<br />

Profiteuren dieser Entwicklung.<br />

KARIN WALTER<br />

JOURNALISTIN<br />

WAL-MEDIEN<br />

Im Online- & Omnichannel-Handel klingelten<br />

im Jahr 2018 wieder kräftig die Kassen.<br />

Mehr als 65 Milliarden Euro wurden<br />

von den Internethändlern in Deutschland<br />

im vergangenen Jahr aus dem Verkauf von<br />

Kleidung, Schuhen, Elektronikartikeln und Co.<br />

erzielt. Gemessen am gesamten deutschen<br />

Einzelhandelsumsatz ist damit jeder achte<br />

Euro in den Internethandel geflossen. Nach<br />

jüngsten Einschätzungen des Bundesverbandes<br />

E-Commerce und Versandhandel wird es<br />

der Branche noch in diesem Jahr gelingen,<br />

die 70 Mrd. Euro-Marke zu überspringen.<br />

Der österreichische E-Commerce-Markt steht<br />

der Wachstumsdynamik des deutschen<br />

Marktes in keiner Weise mehr nach. Im Gegenteil:<br />

Betrachtet man die jährlich getätigten<br />

Online-Einkäufe pro Kopf, zählt Österreich<br />

sogar zu den europäischen Spitzenreitern.<br />

Besonders die neuen technischen Möglichkeiten<br />

des Wareneinkaufs stoßen bei den<br />

Dem Wachstum mit Optimierungsmaßnahmen<br />

begegnen<br />

Auf dem 4. eCommerce Logistik-Day wurde<br />

deutlich: Die Wachstumsdynamik der Branche<br />

bringt für die Marktakteure zwar viele<br />

Chancen mit sich - es resultieren daraus aber<br />

auch viele Herausforderungen: Verstopfte<br />

Straßen prägen zunehmend das Bild in den<br />

Innenstädten. Retourenberge und die massenhafte<br />

Vernichtung zurückgesendeter Kleidungsstücke,<br />

Wellnessprodukte oder Elektrogeräte<br />

sind in der gesellschaftspolitischen<br />

Debatte bereits zu einem Dauerbrennerthema<br />

geworden. Auch bei den Branchenvertretern<br />

selbst verstärken sich die Sorgenfalten:<br />

Paketdienstleister kommen der Päckchenflut<br />

mancherorts bereits nur noch mit<br />

großen personellen Anstrengungen nach.<br />

Auch die Logistiker in den Paketfabriken selbst<br />

beklagen immer größere Schwierigkeiten, die<br />

wachsenden Bestellmengen schnell und effizient<br />

abzuarbeiten.


„Die Frage, ob in den Logistikzentren stärker<br />

automatisiert werden muss, ist heutzutage<br />

so gut wie überflüssig“, stellte Bernd Kratz,<br />

Gesellschafter und Mitbegründer des Instituts<br />

des Interaktiven Handels und Moderator<br />

des 4. eCommerce Logistik-Day in seinem<br />

Eingangsstatement provokativ fest. Durch<br />

den sich immer weiter verschärfenden Fachkräftemangel<br />

und die zunehmende Alterung<br />

der Gesellschaft stelle sich für die Branche<br />

zum Thema Automatisierung lediglich „die<br />

Frage nach dem wie und wann“. Aus seiner<br />

langjährigen Erfahrung als Vorstand bei<br />

Conrad Electronics sowie als Logistik- und<br />

Management-Berater heraus warnte Kratz<br />

die nach Wien gereisten Logistikpraktiker jedoch<br />

davor, bei Automatisierungsvorhaben<br />

in operative Hektik zu verfallen. „In den allermeisten<br />

Fällen lässt sich ein deutliches Mehr<br />

an Produktivität bereits durch Optimierungsmaßnahmen<br />

entlang der Logistikprozesskette<br />

heben, so dass die Automatisierung erst danach<br />

als Schritt erfolgen kann“, so Kratz.<br />

Automatisierung auch in den<br />

Micro-Hubs ein Thema<br />

Auf dem eCommerce-Logistik-Day wurde<br />

deutlich: Der für den wirtschaftlichen Erfolg<br />

der E-Commerce-Branche entscheidende<br />

Faktor Zeit führt gegenwärtig bereits zu einer<br />

verstärkten Umverteilung der Handelsgüter<br />

auf citynah gelegene Warenverteilzentren.<br />

VERANSTALTER: BERND KRATZ & MARKUS JAKLITSCH<br />

Doch was bedeutet das für die E-Commerce-Logistik<br />

an sich? Haben die in der<br />

Branche altbewährten Zentrallagerstrukturen<br />

in Zukunft ausgedient? Und macht es angesichts<br />

dieser Entwicklung überhaupt noch<br />

Sinn, größere Automatisierungsprojekte mit<br />

teils mehrjähriger Laufzeit an den zentralen<br />

Logistikstandorten durchzuführen?<br />

Winnie Ahrens, Sales Managerin beim Logistiksystemanbieter<br />

Dematic GmbH, hält die<br />

Tendenz zur Endkundenbelieferung aus kleinen,<br />

regionalen Warendepots für eine logische<br />

Entwicklung, die aus den technischen<br />

Errungenschaften der vergangenen Jahre<br />

resultiert. „Durch Predictive Analysis-Methoden<br />

und Big Data lässt sich heutzutage bereits<br />

sehr gut voraussehen, wann ein Kunde<br />

ein neues Fahrrad bestellt“, bemerkte<br />

Ahrens im Rahmen einer Podiumsdiskussion.<br />

„Das ist ein Punkt, der uns künftig weiter in die<br />

Lage versetzen wird, Waren schon sehr weit<br />

vor dem genaueren Bestellzeitpunkt des Kunden<br />

in Micro-Hubs in Nähe des Kunden zu<br />

transportieren.“


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S18<br />

Auch für die beiden Intralogistikspezialisten<br />

Peter Bimmermann, Geschäftsführer der<br />

AutoStore System GmbH, und Peter Stöger,<br />

Managing Product Manager beim Grazer<br />

Logistikautomatisierer KNAPP AG, sind klare<br />

Tendenzen auf dem Markt erkennbar, die<br />

Endkunden künftig vermehrt aus kleinen, regionalen<br />

Warendepots zu beliefern. „Kleinstautomatisierungsprojekte<br />

mit kurzen Durchlaufzeiten<br />

von wenigen Wochen oder Monaten<br />

werden den Wettbewerb in der Branche<br />

noch einmal deutlich verschärfen“, glaubt<br />

Peter Stöger von KNAPP. Ähnlich wie er sieht<br />

auch Peter Bimmermann von AutoStore in<br />

den über die vergangenen Jahrzehnten Zentrallagerkonzepten<br />

des Handels jedoch auch<br />

in Zukunft eine klare Notwendigkeit und Daseinsberechtigung.<br />

„Hochautomatisierte Lager<br />

bieten den Unternehmen auf der einen<br />

Seite den Vorteil, die volle Sortimentsbreite<br />

vorhalten zu können. Auf der anderen Seite<br />

gewährleisten sie einen Logistikbetrieb mit<br />

voller Power.“ Für den erfahrenen Intralogistikexperten<br />

besteht deshalb kaum ein Zweifel:<br />

Groß angelegte Automatisierungsvorhaben<br />

werden auch künftig das Bild in der Handelslogistik<br />

prägen.<br />

Pünktlichkeit und schnelle Verfügbarkeit sind<br />

die entscheidenden Faktoren<br />

Der Beitrag von Helmut Lindinger, dem<br />

Geschäftsführenden Gesellschafter der<br />

H. Gautzsch Großhandel Bayern GmbH,<br />

einer führenden deutschen Großhandelsgesellschaft<br />

für Elektrotechnik, gab Aufschluss<br />

darüber, an welchen Kriterien sich die Umsetzung<br />

eines Lagerkonzeptes heutzutage<br />

festmachen lässt. Die Unternehmensgruppe<br />

hat sich in den vergangenen Jahren bewusst<br />

dazu entschieden, die bisher praktizierte dezentrale<br />

Lagerstrategie durch den Aufbaus<br />

dreier Zentrallagerlager in Münster und Rathmannsdorf<br />

in Passau zu ersetzen. An den neu<br />

geschaffenen Logistikstützpunkten setzt das<br />

das Unternehmen angesichts der verstärkten<br />

Kundenwünsche nach schneller Warenverfügbarkeit,<br />

pünktlicher Lieferung und großer<br />

Produktvielfalt auf flexible und hochautomatisierte<br />

Logistikprozesse. Mit großem Erfolg:<br />

Online-Bestellungen, die in Rathmannsdorf bis<br />

21:00 Uhr bestellt werden, stehen beim Kunden<br />

bayernweit bereits am nächsten Morgen<br />

um 7:00 Uhr zur Anlieferung bereit. Ermöglicht<br />

wird dies durch eine roboterbetriebene Auto-<br />

Store-Anlage, die für schnelle Durchlaufzeiten<br />

sorgt und Platz für 70 bis 80 Prozent der angebotenen<br />

Artikelpositionen bietet.<br />

Ein breites Spektrum vom Wearable bis hin zur<br />

Künstlichen Intelligenz<br />

Für die in der Albert Hall zahlreich vertretenen<br />

Logistikpraktiker, Logistiklösungsanbieter<br />

und Dienstleister bot der diesjährige eCommerce<br />

Logistik-Day erneut einen interessanten<br />

Einblick in die neuesten technologischen<br />

Trends in der Intralogistik. In einem Gemeinschaftsbeitrag<br />

mit Bernhard Bachofner, dem<br />

Geschäftsführenden Gesellschafter der Fiegl<br />

& Spielberger Solution GmbH verdeutlichte<br />

Sascha Stranz, Technical Project Manager<br />

bei der Windhagener Geutebrück GmbH,<br />

dass sich zahlreiche Aufgabenstellungen<br />

im Lager heute schon durch die Nutzung<br />

künstlich intelligenter Videotechniken gelöst<br />

werden können. Auch das noch junge Technologieunternehmen<br />

ProGlove nutzte den


eCommerce-Logistik-Day, um der breiten<br />

Öffentlichkeit die Einsatzmöglichkeiten und<br />

Vorteile des freihändigen Scannens mit Hilfe<br />

eines Handschuhs vorzustellen.<br />

HUBERT - ein innovatives Wiener Citylogistik-Projekt<br />

Last-Mile-Logistik „Made in Austria“: Dazu präsentierte<br />

Doris Pulker-Rohrhofer, Geschäftsleiterin<br />

beim Hafen Wien sowie Gründungsund<br />

Vorstandsmitglied des österreichischen<br />

DamenLogistikClubs auf dem Podium des<br />

eCommerce Logistik-Day einen zukunftsorientierten<br />

und interessanten Ansatz: Der vom<br />

Hafen Wien erst vor Kurzem aus der Taufe<br />

gehobene Zustell-Service HUBERT. HUBERT<br />

verfolgt das Ziel, die Warenbelieferung der<br />

innerstädtischen Gewerbebetrieben nachhaltig<br />

zu optimieren und umweltfreundlicher<br />

zu gestalten. Das mit der Durchführung des innovativen<br />

Citylogistik-Konzeptes beauftrage<br />

Mobilitätslabor Thinkport Vienna setzt bei der<br />

Wareneinlagerung auf die am Hafen Freudenau<br />

verfügbaren Lagerflächen. Dort werden<br />

die Waren konsolidiert und den jeweiligen<br />

Auslieferungstouren in die Wiener Innenstadt<br />

zugeteilt. „Durch die Bündelung der Paketströme<br />

verfolgen wir das Ziel, unnötige Mehrfachfahrten<br />

komplett aus Warenverteilung zu<br />

eliminieren“, schilderte Pulker-Rohrhofer.<br />

Bei dem neuen Zustellservice setzt der Wiener<br />

Hafen auf den Einsatz zweier emissionsneutraler<br />

Elektrofahrzeuge. Die enge<br />

Kooperation mit den Wiener Lokalbahnen,<br />

die am gleichen Standort beheimatet sind,<br />

ermöglicht es den Betreibern des Citylogistik-Hubs<br />

- je nach Auslastung - zusätzlich<br />

auch auf einen Pool von 120 Elektrofahrzeugen<br />

zuzugreifen. „Wir setzen damit auf die<br />

optimale Ausnutzung von Synergieeffekten<br />

vor Ort und legen Wert auf die Auslastung<br />

sämtlicher vorhandender Ressourcen“,<br />

so die Leiterin des Hafens Wien. Positiver<br />

Nebeneffekt des neuen Zustellservices: Das<br />

Zustellpersonal ist nicht nur mit der zeitgerechten<br />

Auslieferung beauftragt - die Mitarbeiter<br />

sind gleichzeitig dazu angehalten, sich um<br />

die Mitnahme von Retouren, die Entsorgung<br />

von Kartonagen sowie den Versand auf der<br />

ersten Meile zu kümmern.<br />

Networking in gehobenem Ambiente<br />

Am Ende eines mit Informationen prall gefüllten<br />

Tages konstatierte Bernd Kratz, der durch<br />

den Tag unterhaltsam und mit gewohnt spitzer<br />

Zunge führte: „Der eCommerce Logistik-Day<br />

hat sich in den vier Jahren seines Bestehens<br />

nicht zu einer exzellenten Informationsbörse<br />

für die Logistiker der Handelsbranche entwickelt.<br />

Er hat darüber hinaus auch schon<br />

manch einem Marktakteur zum Anbahnen<br />

interessanter neuer Geschäftsbeziehungen<br />

verholfen. In diesem Sinne stellte Kratz zum<br />

Abschluss des eCommerce Logistik-Day <strong>2019</strong><br />

bereits sicher: „Wir - das Institut des Interaktiven<br />

Handels sowie die Zeitschrift <strong>LOGISTIK</strong><br />

<strong>express</strong> - werden das spannende Veranstaltungsformat<br />

auch im Jahre 2020 fortführen.<br />

Außerdem sind im kommenden Jahr auch<br />

zwei Logistikreisen für den E-Commerce<br />

und Omnichannel-Handel geplant, zu denen<br />

wir alle Besucher des eCommerce<br />

Logistik-Day sehr gerne willkommen heißen.<br />

(WAL)<br />

Der eCommerce Logistik-Day<br />

in Wien ist der<br />

Branchentreff für Handel<br />

und Logistik und wird<br />

vom IDIH – Institut des interaktiven<br />

Handels initiiert<br />

und vom deutschen<br />

Händlerbund sowie<br />

vom österreichischen<br />

Handelsverband unterstützt.<br />

Weiterführende<br />

Infos erhalten Sie auf:<br />

www.logistik-<strong>express</strong>.com


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S20<br />

Greta an Bord! Ist die Binnenschifffahrt<br />

der Rettungsanker für das Weltklima?<br />

Das ist die „Gretchenfrage“. Jetzt nicht auf Greta Thunberg bezogen, sondern<br />

auf die Tragödie von Goethes Faust: Nun sag, wie hast du‘s mit dem Klimaschutz?<br />

REDAKTION: PETER BAUMGARTNER<br />

PETER BAUMGARTNER<br />

FACHJOURNALIST<br />

<strong>LOGISTIK</strong> EXPRESS<br />

Es ist eine Gewissensfrage, deren Beantwortung<br />

von Befragten in der<br />

Zeitrechnung vor Greta regelmäßig<br />

elegant umschifft wurde. Greta Thunberg<br />

darf sich auf die Fahnen schreiben, dass<br />

durch sie dieses Herumdrücken um eine klare<br />

Antwort vorbei ist – und zwar endgültig.<br />

Die der Hybris verfallenen Protagonisten der<br />

Verkehrswirtschaft müssen sich jetzt, nach<br />

jahrzehntelanger Misswirtschaft, von einer<br />

Schülerin sagen lassen, dass sie ihre Kompetenzen<br />

und Fähigkeiten maßlos überschätzt<br />

haben. Lange Zeit hat man gehofft, dass wenigstens<br />

der zunehmende Frauenanteil in der<br />

Verkehrswirtschaft das Ruder herumreißen<br />

kann. Aber auch sie konnten den Ballast nicht<br />

abwerfen, den ihnen die Männerwirtschaft<br />

hinterlassen hat. Jetzt müssen die Kinder ran<br />

und es bleibt zu hoffen, dass der drohende<br />

Generationenkonflikt nicht als Kollateralschaden<br />

bei der Bewältigung des Klimawandels<br />

übrigbleibt.<br />

Ein Sektor sucht acht Millionen Tonnen CO2<br />

- Schaffen wir die Klimawende im Verkehr?<br />

Diese Frage stellte sich die Österreichische<br />

Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft<br />

(ÖVG) in ihrem jüngsten Forum. Rund acht<br />

Millionen Tonnen CO2 müssen nämlich gemäß<br />

den Pariser Klimazielen bis 2030 in Österreich<br />

jährlich eingespart werden. Nur dann<br />

lassen sich Strafzahlungen und Zertifikatkäufe<br />

in Milliardenhöhe noch abwenden. Große<br />

Anstrengungen des Verkehrssektors werden<br />

somit erforderlich sein. Die Binnenschifffahrt<br />

wird nicht der Rettungsanker sein, der diese<br />

Aufgabe allein wird stemmen können. Aber<br />

die Binnenschifffahrt – und das ist keine neue<br />

Erkenntnis, kann einen wesentlichen Beitrag<br />

zur Erreichung der klimapolitischen Ziele<br />

leisten. Klima relevant geht es um Themen<br />

wie Verkehrsvermeidung, Auslastungsgrad,<br />

Effizienzsteigerung, alternative Antriebe und<br />

um Verkehrsverlagerung. Alles Bereiche, wo<br />

Binnenschiffe ihre Stärke ausspielen können<br />

– wenn man sie lässt und dafür die Voraussetzungen<br />

schafft.<br />

Die größte Untiefe für die Binnenschifffahrt, die<br />

sie immer wieder stranden lässt, ist die europäische<br />

Verkehrspolitik. Dort herrscht das<br />

Dogma des „freien Warenverkehrs“ und niemand<br />

ist da, der sich zu sagen getraut, dass<br />

der freie Warenverkehr nicht automatisch<br />

die freie Wahl des Verkehrsmittels bedeuten<br />

kann. Wenn sich das nicht ändert, werden<br />

uns die bösen Blicke von Greta noch in Grund<br />

und Boden stampfen, bevor uns ihr Flammenschwert<br />

in Stücke reißt.<br />

Wenn hier kein Umdenken stattfindet, hat<br />

es wenig Sinn, sich über Verkehrsverlagerung<br />

Gedanken zu machen. Dann wird die<br />

Binnenschifffahrt weiterhin ihre Aufgabe als<br />

Tarifregulator führen dürfen. Mehr aber auch<br />

nicht. Das Dumme ist nur, alle anderen Zielsetzungen<br />

hängen unmittelbar mit der Verkehrsverlagerung<br />

zusammen. Alternative<br />

Antriebe in der Binnenschifffahrt werden nur<br />

gebraucht und flächendeckend finanzierbar<br />

sein, wenn es eine Verkehrsverlagerung gibt.<br />

Ebenso eine Verkehrsvermeidung.<br />

Ganz zu schweigen von einer Effizienzsteigerung<br />

der Bahn, die nur möglich ist, wenn<br />

jeder Verkehrsträger das macht, was er<br />

gut kann und zu leisten vermag. Dass die<br />

Binnenschifffahrt klimaschonend arbeiten<br />

kann, zeigen viele Beispiele, die sich wie Inseln<br />

aus dem Verkehrssumpf abheben. Zum<br />

Beispiel im Bereich der City-Logistik, wo bedingt<br />

durch den zunehmenden Internethandel,<br />

uns der Verkehr in den Ballungsräumen<br />

schon förmlich um die Ohren fliegt.


Darauf hat IKEA eine ökologische Antwort gesucht<br />

und gefunden. Jetzt lässt das Unternehmen<br />

die Kunden in Paris von einem Schiff mit<br />

E-Antrieb beliefern. Bis zu 3.000 Pakete/Tag finden<br />

so ihr Ziel. Dabei fährt das Schiff, fast wie<br />

eine U-Bahn, mehrere Stationen in der Stadt<br />

an. Die „letzte Meile“ vom Schiff zum Kunden<br />

machen E-Lasträder – wobei das Netzt schon<br />

so engmaschig ist, dass sie nur rund zwanzig<br />

Kilometer pro Tag fahren müssen.<br />

Ein großes Verlagerungspotential besteht im<br />

städtischen Bereich in der Baustellenlogistik.<br />

Da hat die Binnenschifffahrt schon viel geleistet<br />

und neue Angebote, wie das Beispiel auf<br />

der Loire zeigen, es geht noch mehr. Bei einer<br />

einzigen Baustelle konnten durch den Einsatz<br />

eines neuen Binnenschiffes 240 LKW-Fahrten<br />

eingespart werden. Zunehmend sind auch<br />

die Herausforderungen im Bereich der Abfalllogistik.<br />

Auch deshalb, weil der Raum in<br />

den Städten knapp wird. Hier kann die Binnenschifffahrt<br />

gleich zweifach punkten. Das<br />

schwimmende Lager für Sperrmüll in Lyon ersetzt<br />

25 LKW und hat sich bewährt.<br />

Die Stadt ist schon lange bekannt für seine<br />

nasse Raumordnung und nützt die Wasserstraße<br />

nicht nur für den Transport, sondern auch<br />

für die Lagerlogistik. Weil die Binnenschifffahrt<br />

den Klimawandel schon schmerzlich<br />

zu spüren bekommt und mit großen Schiffen<br />

bei Niederwasser oft kein Betrieb mehr möglich<br />

ist, braucht es alternative Ideen. Das hat<br />

dazu geführt, dass zunehmend kleinere und<br />

flexiblere Binnenschiffe gebaut werden. Damit<br />

kann der Verkehr bei Niederwasser länger<br />

garantiert werden und gleichzeitig wird der<br />

Aktionsradius von kleinen Schiffen wesentlich<br />

größer, weil auch kleinere Flüsse und Kanäle<br />

befahren werden können.<br />

Österreich macht sich auch Gedanken über<br />

den wachsenden Verkehr in der Stadt – seit<br />

2013. Hierorts lautet die Devise von „Zero Emission<br />

Austria“ die Erreichung von Smart Urban<br />

Logistics mit 60 Prozent Emissionsreduktion –<br />

bis 2050 (!) Ob uns Greta bis dahin Zeit lässt?<br />

Bis dahin ist sie selber 50 und wahrscheinlich<br />

längst explodiert. Wien ist mit seiner smarten<br />

City Logistik schon einen Schritt weiter. Man<br />

hat es aber auch nicht besonders eilig.<br />

Gerade wurde den heimischen Logistikern<br />

wissenschaftlich bestätigt, der wachsende<br />

Pakettransport ist eh nicht so schlimm. Dennoch<br />

gibt es schon einen „thinkport VIENNA“ –<br />

quasi ein Großraumlabor für Leute, die urbane<br />

Mobilität spielen möchten. Die bisherige Bilanz:<br />

„Wir machen das, um herauszufinden,<br />

was wir noch herausfinden müssen“. Gut,<br />

dafür hätte zwar auch ein Blick über den Tellerrand<br />

genügt, aber vielleicht hat Greta wenigstens<br />

mit jenen Proponenten ein Erbarmen,<br />

die sich bemüht haben. Als modern und umweltfreundlich<br />

bezeichnet thinkport VIENNA<br />

ein Projekt namens HUBERT, bei dem der<br />

Warenzulauf nach Wien gebündelt und vor<br />

der Verteilung zwischengelagert werden soll.<br />

Früher nannte man das „Hub-and Spoke-System“.<br />

Frei übersetzt, die Ware wird wenig umweltfreundlich<br />

im Kreis geführt.<br />

Im „thinkport BERLIN“ ist man seit geraumer<br />

Zeit der Findungsphase entschlüpft und befindet<br />

sich in der Umsetzung von innovativen<br />

Lösungen. Derzeit baut der Hafen ein emissionsfreies<br />

Schubschiff namens ELEKTRA. Die<br />

umweltfreundliche Antriebsart (Akku + Brennstoffzelle<br />

+ Wasserstoff) wird täglich 100 Km<br />

Reichweite bei einer Geschwindigkeit von<br />

max. 10 Km/h leisten. Mehr als ausreichend<br />

für die City Logistik.<br />

Mark Twain, der alte Mississippi-Lotse hat früh<br />

erkannt: „Das Klima dauert die ganze Zeit,<br />

das Wetter nur ein paar Tage“. Vielleicht hilft<br />

diese Erkenntnis zu Eile im Klimaschutz. Immerhin,<br />

dank António Guterres, der geschockt<br />

von Gretas Rede in New York eingestanden<br />

hat: „Wir reden zu viel und tun zu wenig“, wissen<br />

jetzt alle, was getan werden muss. (PB)<br />

Quelle TU-Berlin EBMS


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S22<br />

Deutliche Preissteigerungen im<br />

Weltpostnetz ab 2020<br />

Die Einigung auf neue Netzzugangsvergütungen zwischen den Postbetreibern<br />

auf dem 3. außerordentliche Weltpostkongress 23. – 26. September <strong>2019</strong> in<br />

Genf wird ab 2020 zu deutlichen Preissteigerungen für Warensendungen führen.<br />

Zugleich muss sich der Weltpostverein allen Betreibern und Kunden öffnen.<br />

BEITRAG: WALTER TREZEK<br />

WALTER TREZEK<br />

WALTER TREZEK<br />

GRÜNDUNGSMITGLIED<br />

HÄNDLERBUND-<br />

FACHGREMIUMS<br />

LOGISTIC NATIVE<br />

Die Briefzustellung wird zunehmend<br />

für Warenzustellung bis<br />

2 KG genutzt. Dafür ist aber dieser<br />

Zustellkanal nicht ausgelegt.<br />

Die Zustellung von Dokumentensendungen<br />

ist nur teilweise für eine Warenzustellung<br />

geeignet. Konsequenz ist, dass die<br />

Kosten der Postzustellung in industrialisierten<br />

Staaten, die Endvergütungen, die von<br />

den Postbetreibern in den Staaten aus denen<br />

der Warenbrief versandt wird, bezahlt<br />

werden, übersteigen.<br />

Seit 2016, mit Beschlüssen auf dem Weltpostkongress<br />

in Istanbul, wurden die<br />

Netzzugangsentgelte für Warenbriefsendungen<br />

im Weltpostnetz mit 2018 deutlich<br />

angehoben. Den USA gingen diese<br />

Anpassungen nicht weit genug. Die USA<br />

gab am 17 Oktober 2018 ihren Austritt aus<br />

dem Weltpostverein, mit 17 Oktober <strong>2019</strong><br />

bekannt. Um einen Austritt der USA, die<br />

knapp 40% der gesamten Weltpostmenge<br />

generieren vorzubeugen, kam es ab<br />

Ende 2018 zu einer grundlegenden Überarbeitung<br />

des Endvergütungssystems für<br />

Warensendungen.<br />

Innerhalb von 9 Monaten wurden 3 verschiedene<br />

Varianten erarbeitet. Schlussendlich<br />

einigten sich die Mitgliedsstaaten<br />

unter direkter Beteiligung der US-Administration,<br />

auf ein System in dem der größte<br />

Postbetreiber (die US-Post) ab 2020 Netzzugangstarife<br />

festlegen kann, andere<br />

Postbetreiber über einen Zeitraum von 5<br />

Jahren die Netzzugangsvergütungen auf<br />

bis zu ¾ der nationalen Tarife anheben<br />

können. Die USA bleiben, nach der Einigung<br />

in Genf Mitglied im Weltpostverein.<br />

Die Postbetreiber in den industrialisierten<br />

Staaten werden ihre Netzzugangstarife für<br />

Warensendungen um etwa 15 – 17% pro<br />

Jahr anheben, bis zu einer Höhe von etwa<br />

¾ der Inlandstarife.<br />

Die entstandene de-facto Tarifhoheit der<br />

nationalen Postadministrationen führt zudem<br />

zu einem neuen System bi- und multilateraler<br />

Tarifabsprachen, die tatsächliche<br />

Sendungsmengen und vereinbarte Vorleistungen<br />

berücksichtigen werden. Solche<br />

kommerzielle Tarifvereinbarungen werden<br />

wohl deutlich unter den jetzt festgelegten<br />

Endvergütungen des Weltpostvereins<br />

liegen und von den "großen Postadministrationen"<br />

und deren Kurier-, Express- und<br />

Paketbetreibern, oder auch von den US<br />

Expressdiensten dominiert werden.<br />

Mit den Entscheidungen des 3. ao. Weltpostkongresses<br />

in Genf tritt der Weltpostverein<br />

in eine neue Phase, die zu einer<br />

Digitalisierung der Warenzustellung, einem<br />

weiteren Umbau und zu einer Öffnung<br />

führen kann. Heute werden etwa 70%<br />

aller Warensendungen im Weltpostnetz<br />

transportiert und zugestellt. Diese Netze<br />

sollen allen Betreibern, aber auch deren<br />

Kunden geöffnet werden. Ziel soll es sein,<br />

allgemeine Standards, aber auch die bestehende<br />

Infrastruktur allen, und nicht<br />

nur wie heute, nur den nationalen Postadministrationen<br />

zu Selbstkosten zu öffnen.<br />

Die Beschlüsse dazu werden in den kommenden<br />

3 Monaten vorbereitet und verhandelt<br />

und auf dem nächsten regulären<br />

Weltpostkongress im September 2020 beschlossen.<br />

(WT)


7. Internationaler Supply-Chain-Gipfel<br />

26. – 27. November <strong>2019</strong><br />

auf der<br />

Frankfurt am Main<br />

Fachmesse und Konferenzserie<br />

20. – 22. 11. 2017, Frankfurt am Main<br />

The Supply Chainers<br />

EXCommunity<br />

GE<br />

Management 4.0 –<br />

New Work & Digital Business<br />

New Work – Kultur & Mindsets<br />

Was (er-)schafft die moderne Führungskraft von heute?<br />

Technologie & Innovation in der Supply Chain<br />

Blockchain vs. echte Lösungen? Klartext im Buzzword-Dschungel<br />

Ecosysteme & Netzwerke in der Supply Chainers Community<br />

Was macht Kollaborationen stabil und erfolgreich?<br />

Nachhaltiges Supply Chain Management<br />

Verantwortungswechsel für eine neue First und Last Mile?<br />

Supply Chain Best Practices der Award-Finalisten<br />

Manager und Macher zeigen Details hinter den Kulissen<br />

Interaktive Supply Chain Themenrunde<br />

Warum nachhaltiges Wirtschaften zur Stabilisierung eines<br />

Unternehmens und zur Erfüllung von Kundenerwartungen führt<br />

Diskutieren<br />

Sie mit Experten<br />

u.a. von:<br />

ADM Europe, AIRBUS Defence and Space, Baker Hughes, BOSCH, Continental,<br />

Digital Hub Logistics Hamburg, evan.network, Evonik, Fraunhofer IML, Freudenberg,<br />

Google Germany, ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung, Intranav,<br />

Kinexon, Logistik-Initiative Hamburg, Lufthansa Technik Logistik Services, Magazino,<br />

Metrilus, Nokia, parcelLab, PwC Strategy&, Sartorius, shipcloud, Siemens, sustainabill,<br />

Umweltbundesamt, Universität Duisburg-Essen, Voith Group<br />

EXCHAiNGE-Award Night<br />

Preisverleihung Supply Chain Awards <strong>2019</strong><br />

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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S24<br />

Doppelte Schlagkraft für den<br />

digitalen Handel in Europa<br />

Ecommerce Europe und EMOTA vereinen sich und sprechen ab sofort mit einer<br />

Stimme für die digitale Handelsbranche in Europa. Handelsverband-Geschäftsführer<br />

Will leitete die Verhandlungen. BEITRAG: REDAKTION<br />

Die europäischen Handelsverbände<br />

Ecommerce Europe und EMOTA<br />

(The European eCommerce &<br />

Omni-Channel Trade Association),<br />

haben ihren offiziellen Zusammenschluss<br />

bekannt gegeben. Die beiden Verbände<br />

werden unter der Dachmarke „Ecommerce<br />

Europe“ vereint. Die Fusion wird nach einer<br />

Übergangsperiode mit 1. Jänner 2020 voll<br />

wirksam.<br />

"Der Zusammenschluss ist nun perfekt. Ein<br />

wichtiger Tag für den österreichischen und<br />

europäischen Handel, der sieht sich mit enormen<br />

Herausforderungen konfrontiert sieht,<br />

um im Wettbewerb mit den Giganten aus<br />

Asien und den USA mithalten zu können. Wir<br />

haben damit eine einheitliche, starke Stimme<br />

auf EU-Ebene geschaffen, die sich für Europas<br />

Händler in Brüssel einsetzen wird. Die Zeit<br />

ist reif für neue Rahmenbedingungen, die im<br />

zunehmend globalen Wettbewerb 'fair play'<br />

sicherstellen", freut sich Rainer Will, Geschäftsführer<br />

des Handelsverbandes, der mit der vorgelagerten<br />

sensiblen Verhandlungsführung<br />

seitens der EMOTA betraut wurde. Mit einem<br />

prognostizierten europäischen B2C eCommerce-Umsatz<br />

von 621 Milliarden Euro im Jahr<br />

<strong>2019</strong> steht der digitale Handel im Zentrum fundamentaler<br />

wirtschaftlicher und gesellschaftlicher<br />

Veränderungen, wie der Digitalisierung,<br />

der technologischen Revolution, der zunehmenden<br />

Vernetzung und einem globalen<br />

Wettbewerb.<br />

Um in diesem dynamischen, herausfordernden<br />

Umfeld erfolgreich zu sein und das<br />

Wachstumspotenzial des digitalen Handels<br />

zu erschließen, werden die beiden Verbände<br />

in Zukunft mit einer einzigen Stimme sprechen,<br />

die sich der Entwicklung des digitalen Einkaufs<br />

in Europa widmet. Durch die Bündelung<br />

der Kräfte und die Zusammenarbeit mit politischen<br />

Entscheidungsträgern auf EU-Ebene<br />

wird der neue Dachverband sicherstellen,<br />

dass der digitale Handel in Europa weiterhin<br />

floriert. Die Ziele: fairer Wettbewerb sowie eine<br />

bessere Durchsetzung und Harmonisierung<br />

von realisierbaren Maßnahmen in Schlüsselbereichen.<br />

"Wir sind sehr stolz darauf, mitteilen zu dürfen,<br />

dass Ecommerce Europe und EMOTA<br />

ihre Kräfte bündeln, um der einzige eCommerce-Verband<br />

auf EU-Ebene zu werden.<br />

Dies ist eine großartige Nachricht für unsere<br />

Branche, die jetzt auf eine stärkere Stimme in<br />

Europa zählen kann", erklärt François Momboisse,<br />

Präsident von Ecommerce Europe.<br />

"Diese 'Fusion' wird es uns ermöglichen, den<br />

Erfolg des europäischen, digitalen Handels<br />

weiter auszubauen und unsere Mission zu verfolgen,<br />

den EU-Gesetzgebern dabei zu helfen,<br />

die bestmöglichen Rahmenbedingungen<br />

für das Wachstum des digitalen Handels<br />

in Europa und darüber hinaus zu schaffen."<br />

Frederik Palm, Präsident von EMOTA, bestätigt:<br />

"Ich freue mich sehr, dass die EMOTA-<br />

Initiative zur Vereinigung beider Verbände<br />

nun auf fruchtbaren Boden gefallen ist und


dass wir in Zukunft mit einer Stimme für die<br />

gemeinsamen Interessen der digitalen Handelsbranche<br />

in Europa sprechen werden.<br />

Dies ist nicht nur ein wichtiger Schritt zur Stärkung<br />

unseres Sektors, sondern auch ein klares<br />

Bekenntnis zu Europa. Durch den Austausch<br />

unserer Erfahrungen, Ideen und Kenntnisse<br />

zwischen den Mitgliedstaaten können wir<br />

unser Fachwissen bündeln. Nur gemeinsam,<br />

als eine einzige Vereinigung, die sich auf die<br />

digitalen Aspekte des Handels konzentriert,<br />

können wir eine echte Wirkung erzielen und sicherstellen,<br />

dass unsere Ideen und Initiativen<br />

in Brüssel Gehör finden."<br />

Der österreichische Handelsverband hat sich<br />

in den letzten beiden Jahren aus diversen<br />

Gründen intensiv um eine Zusammenführung<br />

und Aufwertung der beiden europäischen<br />

Handelsverbände bemüht und sichergestellt,<br />

dass die Mitgliederstruktur überparteilich<br />

ausgestaltet ist. Ebenso war dem österreichischem<br />

Handelsverband besonders wichtig,<br />

dass globale Digitalkonzerne aus Drittstaaten<br />

durch deren Mitgliedschaft nicht direkt in den<br />

höchsten Entscheidungsgremien vertreten<br />

sein können, sondern nur Vertreter, die über<br />

nationale Verbände und damit demokratisch<br />

gewählt werden. Damit soll ein unverhältnismäßiger<br />

Einfluss von einzelnen Großkonzernen<br />

auf die Bildung der Verbandsarbeit und<br />

damit ein derartiges Lobbying möglichst reduziert<br />

werden.<br />

Gemeinsam können die eCommerce-Verbände<br />

ihren Mitgliedern weitere und effizientere<br />

Serviceleistungen anbieten, um<br />

die Entwicklung des digitalen Einkaufens in<br />

Europa und darüber hinaus zu unterstützen.<br />

Der vereinigte Verband wird mehr als 25<br />

nationale eCommerce-Verbandsmitglieder<br />

umfassen und mehr als 100.000 digitale<br />

Shops in ganz Europa vertreten. Das Brüsseler<br />

Büro für Ecommerce Europe befindet sich<br />

weiterhin im Herzen des EU-Viertels, in der<br />

Rue d'Arlon 69-71. (RED)<br />

AUF DEM WEG<br />

IN DIE MOBILE<br />

ZUKUNFT. MIT DEM<br />

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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S26<br />

Brexit - wann - wie eine<br />

unendliche Geschichte<br />

Kommt es am 31. Oktober zum Brexit oder nicht? Bei Abschluss dieses Artikels<br />

ist dies immer noch nicht klar. Unternehmen sollten die Vorbereitungen auf den<br />

Brexit trotzdem weiter vorantreiben - nicht als notwendiges Übel, sondern als<br />

Chance für eine grundlegende Überholung ihres Lieferkettenmanagement. So<br />

können sie zukünftig schneller und kosteneffizienter auf disruptive Ereignisse aller<br />

Art reagieren. REDAKTION: URSULA SCHMELING<br />

• beide Parteien vereinbaren eine weitere<br />

Verlängerung; der Austritt würde dann wohl<br />

auf den 31. Januar 2020 verschoben;<br />

• das neu ausgehandeltes Austrittsabkommen<br />

wird von beiden Parteien bis zum 31.10.<br />

angenommen und ratifiziert;<br />

• Großbritannien zieht die Entscheidung auszutreten<br />

einseitig zurück.<br />

ARNE MIELKEN<br />

SENIOR GLOBAL TRADE<br />

& CUSTOMS MANAGER,<br />

E2OPEN<br />

Als Boris Johnson am 24. Juli Premierminister<br />

des Vereinigten Königreichs<br />

(VK) wurde, stellte er in<br />

seiner ersten Ansprache an die<br />

Nation klar: Wenn sich die EU und Großbritannien<br />

nicht bis zum 31 Oktober auf ein<br />

Austrittsvertrag einigen könnten, dann würde<br />

sein Land eben ohne einen Deal austreten.<br />

Fünf, Wochen später, am 2. September <strong>2019</strong>,<br />

bekräftigte er: „Ich möchte, dass jeder weiß,<br />

dass es keine Umstände gibt, unter denen ich<br />

Brüssel um Aufschub bitten werde. Austritt ist<br />

am 31. Oktober - ohne Wenn und Aber [1] ”.<br />

Inzwischen hat die Opposition im Unterhaus<br />

versucht, diese Pläne zu durchkreuzen.<br />

Die vom Parlament verabschiedete<br />

Benn-Burt-Vorlage zwingt die Regierung, von<br />

der EU einen Brexit-Aufschub zu erbitten, falls<br />

bis zum 19. Oktober kein neuer Deal vorliegt.<br />

Zwar hat Johnson inzwischen einen neuen<br />

Vertrag mit der EU ausgehandelt, aber über<br />

diesen wurde in der Parlamentsdebatte am<br />

19.10. nicht abgestimmt. Wir das Drama ausgeht<br />

ist weiterhin ungewiss.<br />

Wir wissen derzeit nur, dass - rein rechtlich gesehen<br />

- Großbritannien am 1. November <strong>2019</strong><br />

um 00:00 Mitteleuropäischer Zeit die EU endgültig<br />

verlässt, es sei denn:<br />

Dass es noch zu einem Brexit-Deal kommt ist<br />

möglich, aber ein No-Deal Brexit ebenso. Premier<br />

Johnson schwört, er werde keine Verlängerung<br />

beantragen.<br />

Was bedeutet ein „No-Deal“ für EU-GB Lieferketten<br />

?<br />

„No-Deal“ würde für Großbritannien den unwiderruflichen<br />

Ausstieg aus dem gemeinsamen,<br />

europäischen Handelssystem, das seit<br />

mehr als vier Jahrzehnten besteht, bedeuten.<br />

Dieses basiert auf harmonisierten Zoll- und<br />

Handelsregeln ohne Binnengrenzen. Damit<br />

schuf die EU ein Umfeld für Wohlstand und<br />

Wirtschaftswachstum. Die Unternehmen in Europa<br />

konnten sich ein breites, europäischen<br />

Partnernetzwerk von Lieferanten, Subunternehmern,<br />

Logistikdienstleister und Händlern<br />

aufbauen und Waren ohne große bürokratische<br />

Hürden kosteneffizient innerhalb der EU<br />

handeln und transportieren. Die EU-Gesetzgebung<br />

betrifft heute so gut wie alle Geschäftsbereiche:<br />

den innergemeinschaftlichen Handel,<br />

Einfuhr/Ausfuhr (aus/in die EU), Verzollung,<br />

Produktkonformität, Handelsabkommen, Einund<br />

Ausfuhrkontrollen, Compliance, Arbeitsrecht,<br />

Luftfahrt-Landerechte usw. Am Tag<br />

nach dem Brexit gelten diese und tausend<br />

andere Rechtsvorschriften der EU nicht mehr.<br />

Ein „No-Deal“-Brexit bedeutet auch, dass es


keine geordnete Übergangsphase geben<br />

wird. Statt des EU-Rechts werden ab Austritt<br />

nur noch die Regeln der Welthandelsorganisation<br />

(WTO) gelten. Diese sind weniger detailliert<br />

und beschränken sich auf allgemeine<br />

Handelsfragen und -konzepte. Spannungen<br />

und Probleme sind vorprogrammiert.<br />

Was bringt der «Deal»?<br />

Unter anderem eine geordnete Übergangsphase.<br />

Zwar werden an Stelle des EU-Rechts<br />

bestimmte Regeln der Welthandelsorganisation<br />

(WTO) die Handelsbeziehungen des VK<br />

mit anderen Staaten bestimmen, aber daneben<br />

gibt es bereits zahlreiche sogenannte<br />

TAC-Handelsabkommen, die eine gewisse<br />

Kontinuität der früheren EU-Freihandelsabkommen<br />

ermöglichen. Besonders relevant ist<br />

hier die Meistbegünstigtenklausel (MFN-Klausel).<br />

Solange GB kein Freihandelsabkommen<br />

mit der EU unterzeichnet hat, kann es der EU<br />

keine tarifliche oder sonstige Art von Konzessionen<br />

anbieten, ohne die gleichen Vorteile<br />

allen anderen WTO – Mitgliedsländern anzubieten.<br />

Bis auf Weiteres tritt eine befristete Zolltarifregelung<br />

in Kraft, die den EU-Zolltarif abgelöst.<br />

Die Tarifstruktur ähnelt jedoch der der EU. Allerdings<br />

ist unter dem temporären Tarif der Import<br />

von rund 87 % aller Waren zollfrei. Nur auf<br />

13 % der Importwaren werden weiterhin Zölle<br />

erhoben, gelten Kontingente oder andere Importbeschränkungen.<br />

Dies betrifft u.a. Fleisch<br />

und Milcherzeugnisse sowie Fertigfahrzeuge,<br />

Keramik, Dünger und Bioethanol. Details sind<br />

im “UK Integrated Trade Tariff“ online einsehbar.<br />

Die Druckausgabe umfasst drei Bände:<br />

Diese Zollabfertigungsregeln gelten jedoch<br />

nur bedingt für den Warenverkehr zwischen<br />

Nordirland und die Republik Irland. Zwar gehört<br />

Nordirland zum Zollgebiet des VK, aber<br />

GB hatte bereits im März <strong>2019</strong> einen eigenen<br />

und temporäre Ansatz zu Kontrollen, Prozessen<br />

und Tarifen zwischen Irland und Nordirland<br />

beschlossen. Dieser wird im Rahmen der<br />

neuen Vereinbarung am 1. November in Kraft<br />

gesetzt. Die wichtigsten Punkte:<br />

•Es gibt keine Warenkontrollen bei der Einfuhr<br />

aus der Republik Irland nach Nordirland direkt<br />

an der Grenze. Warenkontrollen finden, wenn<br />

überhaupt, bei den Beförderungs- oder Im-/<br />

Exportunternehmen oder an speziellen Orten<br />

hinter der Grenze statt.<br />

•Waren können zwischen Nordirland und<br />

Irland entweder im i) Versandverfahren verbracht<br />

oder ii) mit einem elektronischen Anmeldeverfahren<br />

importiert oder exportiert<br />

werden. In beiden Fällen unterliegen sie so<br />

der zollamtlichen Überwachung, bis sie vom<br />

britischen Zoll als Einfuhr zum zollrechtlich freien<br />

Verkehr abgefertigt oder einem alternativen<br />

Zollverfahren unterzogen werden.


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S28<br />

• Der “UK Integrated Trade Tariff“ gilt nicht<br />

für irische Waren, die zwischen der Republik<br />

Irland und Nordirland befördert werden. Das<br />

VK hat beschlossen, den EU-Zollsatz einseitig<br />

anzuwenden, jedoch nur für Waren mit<br />

Ursprung Irland.<br />

• Drittlandswaren, einschließlich und vor allem<br />

jene aus den anderen EU-Staaten, müssen<br />

einem vollständigen Zollverfahren unterzogen<br />

werden sowie den erforderlichen<br />

regulatorischen Kontrollen. Für diese Waren<br />

gilt der britische temporäre Zolltarif.<br />

•Vereinfachungen soll es für KMUs geben.<br />

Details wurden aber noch nicht bekannt gegeben.<br />

• Das VK hat beschlossen, für Waren, die zwischen<br />

beiden Regionen befördert werden,<br />

in GB keine summarischen Eingangs- oder<br />

Ausgangserklärungen zu verlangen. Ob dies<br />

nur für irischen oder alle Waren gilt, ist noch<br />

zu klären.<br />

• Ab dem 1. November <strong>2019</strong> soll auch ein<br />

vereinfachtes Interimverfahren «Transitional<br />

Simplified Procedure (TSP)» gelten, um Importe<br />

aus der EU nach GB schnell und reibungslos<br />

abzufertigen. TSP reduziert die Menge<br />

an Informationen, die beim Grenzübertritt<br />

der Waren bereitgestellt werden müssen.<br />

Stattdessen können die vollständige Zollanmeldung<br />

und die Zahlung der Abgaben im<br />

Nachhinein erfolgen. Um das TSP zu nutzen,<br />

sind eine Anmeldung im eZollsystem und eine<br />

GB EORI-Nummer erforderlich. TSP gilt nur für<br />

den Handel zwischen der EU und GB. Außerdem<br />

gibt es einige Ausnahmen bei der Anwendung.<br />

Zum Beispiel können Zollagenten<br />

oder Zollvermittler TSP-Zollerklärungen nur im<br />

Namen von bereits registrierten Unternehmen<br />

abgeben<br />

• Britische Unternehmen werden in Zukunft<br />

das NCTS-System der EU für den Transport<br />

von Waren im Rahmen der “Common Transit<br />

Convention“ (CTC) nutzen. Die britische Regierung<br />

hatte das Übereinkommen über ein<br />

gemeinsames Versandverfahren unterschreiben,<br />

um Unternehmen zu ermöglichen, Waren<br />

über EU-Grenzen hinweg ohne Zahlung<br />

von Einfuhrzöllen zu befördern, bis die Waren<br />

an ihren tatsächlichen Bestimmungsort ankommen.<br />

Zur weiteren Vereinfachung dieses<br />

Versandverfahren gelten die bereits vom UZK<br />

bekannten Möglichkeiten.<br />

Die Vorbereitungen laufen<br />

Trotz des politischen Hickhacks laufen die Vorbereitungen<br />

auf den Brexit seitens der Unternehmen,<br />

Behörden usw. sowohl in der EU wie<br />

auch in Großbritannien.<br />

Irland wird bei einem ungeregelten Brexit Kontrollen<br />

von Waren und lebenden Tieren in der<br />

Nähe der Grenze zum britischen Nordirland<br />

sowie in Häfen, Flughäfen und bei irischen Unternehmen<br />

durchführen. Die Details werden<br />

derzeit mit der EU-Kommission ausgearbeitet.<br />

Die irische Grenzfrage gehört zu den umstrittensten<br />

Punkten bei dem für den 31. Oktober<br />

geplanten britischen EU-Austritt. Die EU und ihr<br />

Mitglied Irland wollen Kontrollposten an der<br />

Grenze zu Nordirland unbedingt vermeiden,<br />

weil eine neue Teilung der Insel politische<br />

Unruhen auslösen könnte.<br />

Eurotunnel hat für die ca. 5000 Lkw, die täglich<br />

den Channel Tunnel passieren, Terminals<br />

für die Zollabfertigung in Folkestone und Coquelles<br />

eingerichtet. Die Waren im Wert von<br />

rund GBP 130 Mrd. entsprechen 26% des Handelsvolumens<br />

zwischen Großbritannien und<br />

Kontinentaleuropa. Auch in den Häfen auf<br />

beiden Seiten des Ärmelkanals wurden bereits<br />

große Investitionen getätigt und weitere<br />

sind geplant, einschließlich der Ausbildung zusätzlicher<br />

Zöllner.<br />

EU-Firmen mit starker Abhängigkeit vom britischen<br />

Markt sowie britische Firmen mit hohen<br />

Exporten in die EU suchen bereits seit geraumer<br />

Zeit nach neuen Absatzmärkten. Angesichts<br />

der sich abschwächenden Weltkonjunktur<br />

ist dies kein leichtes Unterfangen.<br />

Hohe Kosten<br />

Zwischenlager, die zum ersten Austrittstermin<br />

im April eingerichtet wurden, um Versorgungsengpässe<br />

zu vermeiden, wurden zwischenzeitlich<br />

bereits teilweise wieder abgebaut. Bei<br />

Waren mit Verfallsdatum (Lebensmittel und<br />

Pharmazeutika) entstanden durch die Terminverschiebungen<br />

hohe Schäden. Lagerhaltungskosten<br />

und der notwendige Abbau von


Lagerüberschüssen haben zudem die Gewinne<br />

erodiert. Die Planungsunsicherheit macht<br />

eine Lieferkettenoptimierung schwierig. Gibt<br />

es einen besseren Weg?<br />

Agiles Supply Chain Management ist gefragt<br />

Um schnell und kostenoptimiert reagieren zu<br />

können, ist eine detaillierte Situationsanalyse<br />

nötig:<br />

• Welche Kunden, Lieferanten und Unterlieferanten<br />

sind vom Brexit betroffen?<br />

• Um welche Warenvolumen -werte geht es?<br />

•Welche zusätzlichen Kosten entstehen dem<br />

Unternehmen durch den Brexit?<br />

• Wo könnte es Engpässe in der Lieferkette<br />

geben?<br />

• Wie können Lieferketten verändert werden,<br />

um Störungen zu vermeiden?<br />

Es braucht eine ganzheitliche Übersicht über<br />

das Supply-Chain-Ökosystem, soweit es den<br />

Handel EU-GB betrifft. Nur so können Lieferoder<br />

Produktionsengpässe rechtzeitig erkannt<br />

und Alternativen gesucht werden. Nur<br />

gemeinsam und im regen Informationsaustausch<br />

miteinander können die Handelspartner<br />

die Auswirkungen potenzieller Brexit-Störungen<br />

bewältigen und abschwächen. Für<br />

die notwendige Transparenz und strategische<br />

Entscheidungen braucht es Daten! Brexit-ready<br />

sein, bedeutet mit zeitnahen, genauen<br />

und vollständigen Daten im Supply Chain<br />

Management zu arbeiten.<br />

Das ist leichter gesagt als getan! Die meisten<br />

Unternehmen betreiben mehrere ERP – Systeme,<br />

mit verschiedenen Anwendungen und<br />

arbeiten teilweise noch mit Exel-Tabellen und<br />

manuellen Prozessen. Im Vorteil sind jetzt Unternehmen,<br />

die sich in Vorbereitung auf den<br />

Brexit von Patchwork-IT-Anwendungen losgesagt<br />

und vernetzte End-to-End-Plattformlösungen<br />

eingeführt haben. Diese Firmen verfügen<br />

über die Daten, um die notwendigen<br />

strategischen Entscheidungen zur Lieferkettenoptimierung<br />

nach dem Brexit zu treffen.<br />

Eine “End-to-End”-Lieferkettenplattform, wie<br />

sie u.a. von E2open angeboten wird, unterstützt<br />

nicht nur die Vorbereitungen für den<br />

Brexit, sondern ist auch ein hervorragendes<br />

Instrument zur Bewältigung anderer globaler<br />

Handelsherausforderungen. Dazu zählen protektionistische<br />

Maßnahmen, schrumpfende<br />

Absatzmärkte, Naturkatastrophen usw. Endto-End-Transparenz<br />

bei Lieferketten oder Liefer-Ökosystemen<br />

sind mit und ohne Brexit eigentlich<br />

eine Notwendigkeit um im globalen<br />

Wettbewerb bestehen zu können. (US)


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S30<br />

«Grüner» Treibsand bremst<br />

Außenhandel<br />

Die Streitigkeiten im Außenhandel nehmen zu. Bei den Verhandlungen über Freihandelsabkommen<br />

mit den ASEAN-Ländern bieten Palmöl und Recyclingmüll viel<br />

Zündstoff. BEITRAG: ARNE MIELKEN<br />

Die betroffenen südasiatischen Länder haben<br />

sich mit dieser Vorgabe inzwischen arrangiert.<br />

Jetzt aber treiben Pläne für die Ausmusterung<br />

von Palmöl als Biokraftstoff in der EU<br />

bis 2030 sowie Vorwürfe über illegale Abholzungen<br />

von Tropenwäldern für den Anbau<br />

von Palmöl die beiden Hauptproduzenten,<br />

Indonesien und Malaysia, sprichwörtlich auf<br />

die Palme.<br />

Das Einkommen von mehr als 13 Millionen<br />

Menschen hängen vom Palmöl ab. Die südasiatischen<br />

Länder wittern Protektionismus<br />

zugunsten von Soja- und Rapsöl und wehren<br />

sich. Sie drohen mit einem Abbruch der Partnerschafts-Verhandlungen<br />

und Zöllen auf<br />

EU-Importwaren.<br />

ARNE MIELKEN<br />

SENIOR GLOBAL TRADE<br />

& CUSTOMS MANAGER,<br />

E2OPEN<br />

Ob Umweltschutz getriebene,<br />

protektionistische Maßnahmen<br />

etwas Gutes oder Schlechtes<br />

sind, darüber lässt sich trefflich<br />

streiten. Jedes Wirtschaftsabkommen enthält<br />

gewisse Klauseln zum Schutz der eigenen<br />

Wirtschaft, insbesondere der Landwirtschaft.<br />

Doch insgesamt sollen Freihandelsabkommen<br />

(kurz FHA) Zölle und nicht-tarifäre Handelshemmnisse<br />

beseitigen und den Export<br />

von Waren und Dienstleistungen fördern. Seit<br />

2013 unterliegt der Import von Tropenholz in<br />

die EU strengen Beschränkungen. Die europäische<br />

Holzhandelsverordnung (EUTR) schreibt<br />

ausdrücklich eine Prüfung der Legalität<br />

von Holz aus Quellen außerhalb der EU vor.<br />

Lösungsansätze<br />

Die Schweiz hat sich große Mühe gegeben,<br />

den Stolperstein Palmöl bei ihren Verhandlungen<br />

über ein FHA aus dem Weg zu räumen.<br />

Sie unterzeichnete im Dezember 2018<br />

einen Vertrag mit Indonesien mit speziellen<br />

Vorschriften für eine einzelne Produktegruppe:<br />

die Pflanzenöle. Zum einen sieht der Vertrag<br />

Kontingente für den Import von Palmöl<br />

vor, zum anderen ist der Import nicht zollfrei.<br />

Damit ist die Regierung den Schweizer Bauern<br />

entgegengekommen, die ihre eigenen<br />

Pflanzenöle schützen wollen. Über Jahre<br />

verhandelte die EU erfolglos mit dem ASE-<br />

AN-Staatenbund (Vietnam, Singapur,<br />

Sri Lanka, Kambodscha, Thailand, Malaysia,<br />

Indonesien, Brunei, Laos, Myanmar, Philippinen)<br />

über ein Präferenzabkommen. 2009<br />

wurden die Gespräche ausgesetzt. Bilaterale<br />

Konsultationen schienen vielversprechender.<br />

Mit Indonesien wird seit 2016 neu<br />

verhandelt. Im Dezember dieses Jahres<br />

steht die 9. Verhandlungsrunde an. Doch<br />

ein Vertragsabschluss liegt noch in weiter<br />

Ferne, nicht zuletzt wegen des Palmöls.


Müll-Importstopp<br />

Nachdem China 2018 den Import von Plastikabfall<br />

u.a. aus Europa gestoppt hatte, haben<br />

auch einige asiatische Länder wie Indonesien,<br />

Malaysia und die Philippinen nachgezogen.<br />

Zumal vermehrt Material, das bis anhin<br />

nach China ging, bei ihnen landete. 2018<br />

stiegen beispielsweise in Indonesien, laut Angaben<br />

des Handelsministeriums, die Importe<br />

von Kunststoffabfällen im Vergleich zum Vorjahr<br />

von 128 800 auf 320 400 Tonnen.<br />

Alle asiatischen Länder verlangen nun, dass<br />

die Absender der Recyclingmüll wieder zurücknehmen.<br />

Abhilfe verspricht außerdem<br />

eine Ergänzung des sogenannten Basler<br />

Übereinkommens, das den Handel mit gefährlichen<br />

Abfällen regelt. Mitte Mai d.J.<br />

einigten sich mehr als 180 Staaten darauf,<br />

dass Exporteure ab 2021 die Zustimmung von<br />

Empfängerländern einholen müssen, bevor<br />

sie kontaminierten, gemischten oder nicht rezyklier-baren<br />

Plastikabfall verschiffen. Das Abkommen<br />

dürfte den globalen Abfallhandel<br />

weiter einschränken.<br />

Licht und Schatten<br />

Bei den FHA-Verhandlungen gibt durchaus<br />

auch Erfolgsmeldungen. Das zwischen Singapur<br />

und der EU unterzeichnete Freihandelsabkommen<br />

wurde im Februar d.J. im Europäischen<br />

Parlament positiv behandelt und<br />

muss nun nur noch von der singapurischen<br />

Seite ratifiziert werden. Dieser Prozess sollte<br />

bis Jahresende abgeschlossen sein. Die Verhandlungen<br />

mit Vietnam konnten ebenfalls<br />

erfolgreich beendet werden. Am 30. Juni<br />

<strong>2019</strong> wurde sowohl ein Freihandels- als auch<br />

ein Investitionsschutzabkommen in Hanoi unterzeichnet.<br />

Jetzt fehlt nur noch die Ratifizierung<br />

durch die Parlamente.<br />

Mit den Philippinen sind seit 2016 Konsultationen<br />

im Gang. Nach der zweiten Verhandlungsrunde<br />

im Februar 2017 wurden erste<br />

Verhandlungstexte online gestellt. Es bleibt<br />

abzuwarten, ob und wann es zu einer Vertragsunterzeichnung<br />

kommt. 2013 hatte die<br />

Europäische Kommission offiziell Verhandlungen<br />

mit Thailand aufgenommen, die jedoch<br />

ein Jahr später stoppten. Seit Dezember 2017<br />

strebt die EU eine Wiederaufnahme der Verhandlungen<br />

an, bisher ohne Erfolg. Die Verhandlungen<br />

mit Malaysia (seit 2010) liegen<br />

ebenfalls seit 2012 auf Eis. Die Friktionen haben<br />

sich durch den Streit um Palmöl und Plastikmüll<br />

noch verschärft.<br />

Digitalisierungsopportunitäten<br />

Zollfreiheit bietet Chancen für den Außenhandel.<br />

Doch es gibt sie nicht gratis. Jedes<br />

Freihandelsabkommen (kurz FHA) ist das Ergebnis<br />

komplizierter Verhandlungen. Es gewährt<br />

Zollreduktionen, zum Teil zeitlich gestaffelt,<br />

doch dafür müssen Unternehmen ganz<br />

bestimmte Ursprungsregeln beachten. Und<br />

jedes FHA unterscheidet sich von anderen in<br />

gewissen Details. Die Anforderungen an die<br />

Unternehmen sind hoch, wenn sie von FHA<br />

profitieren wollen. Sie müssen daher genau<br />

Aufwand und Gewinn abwägen. Dies trifft<br />

auch auf die FHA mit Vietnam und Singapur zu.<br />

Die digitale Transformation bietet Unternehmen<br />

jedoch die Chance, ihre Wertschöpfungsprozesse<br />

transparenter zu gestalten, die<br />

Ausfuhrabwicklung zu beschleunigen und<br />

Vorteile von FHA kosteneffizient auszuloten.<br />

Die Automatisierung von Prozessen von der<br />

Warenklassifizierung und Tarifierung, übers<br />

Compliance-, Lager- und Transportmanagement<br />

bis zur Import-/Exportverzollung reduziert<br />

die Komplexität, verhindert Fehler, senkt<br />

Kosten und erhöht die Wertschöpfung. Innovative<br />

Cloud-basierte Global-Trade-Management<br />

(GTM)-Anwendungen ermöglichen<br />

eine schnelle Einbindung von Lieferanten<br />

und Kunden in Supply-Chain-Ökosysteme.<br />

E2opens intelligente GTM-Applikationen greifen<br />

auf eine Datenbank mit Handels- und<br />

Zollinformationen aus 170 Ländern zu. Mit<br />

ihrer Hilfe können Unternehmen zeitnah auf<br />

Veränderungen im Außenhandel reagieren,<br />

sollten beispielsweise Indonesien und Malaysia<br />

Zölle auf bestimmte EU-Waren erhöhen.<br />

(AM)


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S32<br />

EU und EFTA buhlen um Verbraucher<br />

im Mercosur<br />

Am 28. Juni einigten sich die Staaten des Mercosur mit der EU über ein Freihandelsabkommen.<br />

Am 23. August konnte die EFTA ihre Verhandlungen erfolgreich<br />

abschließen. Allerdings sind beide Verträge noch nicht in trockenen Tüchern.<br />

BEITRAG: ARNE MIELKEN<br />

ARNE MIELKEN<br />

SENIOR GLOBAL TRADE<br />

& CUSTOMS MANAGER,<br />

E2OPEN<br />

Nach zwanzig Jahren Verhandlungen<br />

mit Unterbrüchen erfolgte am<br />

28. Juni <strong>2019</strong> endlich eine Einigung<br />

über ein Freihandelsabkommen<br />

(kurz FHA, "Agreement in Principle") zwischen<br />

der Europäischen Union (EU) und den Mercosur-Ländern<br />

(Argentinien, Brasilien, Paraguay<br />

und Uruguay). Am 12. Juli hat die Europäische<br />

Kommission einen Teil des vorläufigen<br />

Vertragstextes (Handelsteil) veröffentlicht.<br />

Dieser unterliegt aber noch einer juristischen<br />

Prüfung ("legal scrubbing") und kann sich daher<br />

noch leicht ändern. Die Zollabbaupläne<br />

der EU und des Mercosur wurden noch nicht<br />

publiziert.<br />

Das FHA ist analog den neuen Abkommen<br />

mit Kanada und Japan breit und umfassend<br />

angelegt. Es deckt nicht nur tarifäre Fragen<br />

(Zoll, Exportsubventionen), sondern auch Regelungen<br />

zu Dienstleistungen und anderen<br />

handelsrelevanten Aspekten wie Investitionen,<br />

Gründung von Niederlassungen, Zugang<br />

zu öffentlichen Ausschreibungen, Arbeitnehmerrechte<br />

und Wettbewerbsfragen ab.<br />

Ein wichtiger Teil ist der Abbau nicht-tarifärer<br />

Handelsschranken, insbesondere unterschiedlicher<br />

technischer Normen und Vorschriften.<br />

Derzeit erheben die Länder des Mercosur relativ<br />

hohe Zollabgaben, die für Kraftfahrzeuge,<br />

Textilien, Bekleidung, Schuhe, Spirituosen<br />

und Softdrinks bei bis zu 35 % liegen, für Wein<br />

bei 27%, für Kraftfahrzeugteile, Chemikalien<br />

und Kekse bei bis zu 18 %, für Maschinen bei<br />

14 - 20 % und für Arzneimittel bei bis zu 14 %.<br />

Mit dem Abkommen sollen Zölle auf 91 % der<br />

EU-Exporte nach und nach reduziert oder<br />

ganz beseitigt werden. Die EU-Einfuhrzölle auf<br />

92 % der Mercosur-Waren sollen ebenfalls gesenkt<br />

oder abgeschafft werden.<br />

Zahlreiche Schutzklauseln<br />

Das Abkommen ist mit verschiedenen Schutzklauseln<br />

ausgestattet. Beispielsweise sollte es<br />

aufgrund der Zollsenkungen zu einem unerwarteten,<br />

erheblichen Anstieg der Einfuhren<br />

kommen, der die inländische Industrie schwer<br />

zu schädigen droht, ist die Einführung vorübergehender<br />

Schutzmaßnahmen erlaubt.<br />

Für Importe in die EU sollen weiterhin die bestehenden,<br />

hohen Standards der Lebensmittelsicherheit,<br />

Tier- und Pflanzengesundheit<br />

gelten. Im FHA wird ausdrücklich das „Vorsorgeprinzip“<br />

beibehalten, wonach Behörden<br />

das Recht haben, zum Schutz menschlichen,<br />

tierischen oder pflanzlichen Lebens oder der<br />

Umwelt zu handeln, wenn nach ihrer Einschätzung<br />

ein Risiko besteht. Dies gilt selbst<br />

dann, wenn keine eindeutigen einschlägigen<br />

wissenschaftlichen Erkenntnisse vorliegen.<br />

Das Abkommen enthält detaillierte Bestimmungen<br />

in Bezug auf Urheberrechte, Marken,<br />

gewerbliche Muster, geografische Angaben<br />

und Pflanzensorten. Der Abschnitt über die<br />

Rechte des geistigen Eigentums regelt auch<br />

den Schutz von Geschäftsgeheimnissen. Die<br />

EU und die Länder des Mercosur verpflichten<br />

sich außerdem das Pariser Klimaschutzübereinkommen,<br />

das Übereinkommen über den<br />

internationalen Handel mit gefährdeten Arten<br />

frei lebender Tiere und Pflanzen (CITES) sowie<br />

UN-Abkommen über die biologische Vielfalt<br />

und Fischereibewirtschaftungsmaßnahmen<br />

wirksam umzusetzen. Organisationen der<br />

Zivilgesellschaft erhalten die Möglichkeit, die<br />

Umsetzung des Abkommens – auch in Umweltbelangen<br />

– aktiv zu überwachen. Ferner<br />

sieht das Abkommen ein neues Forum für eine<br />

engere Zusammenarbeit für einen nachhaltigeren<br />

Ansatz in der Landwirtschaft vor.


Verzögerungen möglich<br />

Bis das FHA in Kraft tritt, wird einige Zeit ins Land<br />

gehen. U.a. muss es noch in alle EU-Amtssprachen<br />

übersetzt, dem Rat der EU (EU-Mitgliedstaaten)<br />

und dem Europäischen Parlament<br />

zur Genehmigung vorgelegt sowie in allen<br />

Mercosur-Ländern ratifiziert werden. Die Entscheidung<br />

im EU-Rat muss einstimmig sein.<br />

In Österreich gibt es allerdings Gegenwind.<br />

Der inzwischen abgewählte Nationalrat hatte<br />

die Regierung Ende September zu einer<br />

Ablehnung des Abkommens verpflichtet. Wie<br />

die zukünftige Regierung abstimmen wird, ist<br />

ungewiss. Auch Luxemburg will gegen das<br />

FHA votieren. In Argentinien könnte es im Dezember<br />

d.J. zu einem Regierungswechsel und<br />

damit zu einem Zurückdrehen der Marktöffnung<br />

kommen. Auch politischer Streit um<br />

Abholzungen im Amazonas und präsidiale<br />

Befindlichkeiten könnten das Inkrafttreten des<br />

FHA noch verzögern. Europäische Bauernverbände<br />

machen weiterhin Front gegen das<br />

Abkommen, da sie trotz Zusicherungen einen<br />

massiven Preisdruck durch minderwertige Fleischimporte,<br />

Gen manipuliertes Getreide, bei<br />

Ölsaaten und Zucker fürchten.<br />

Interessanter Wachstumsmarkt<br />

Der Mercosur zählt rund 260 Millionen Verbraucher.<br />

Das sind nur halb mal so viele wie<br />

in der EU (512 Millionen), aber das jährliche<br />

bilaterale Handelsvolumen der EU mit dem<br />

Mercosur beläuft sich derzeit immerhin auf<br />

rund 88 Mrd. EUR (Waren) bzw. 34 Mrd. EUR<br />

(Dienstleistungen).<br />

Der Wirtschaftsblock wird durch Brasilien<br />

dominiert auf das 80% der Wirtschaftskraft<br />

und der Bevölkerung entfällt.<br />

Die EU führt pro Jahr Waren im Wert von 45 Mrd.<br />

EUR in die Mercosur-Länder aus und importiert<br />

von dort Waren von ähnlichem Wert (43 Mrd.<br />

EUR). Bei den Dienstleistungen sind die EU-Ausfuhren<br />

mehr als doppelt so hoch wie die Einfuhren.<br />

Unternehmen aus der EU erbrachten<br />

Dienstleistungen im Wert von 23 Mrd. EUR für<br />

Kunden im Mercosur, Unternehmen aus Mercosur-Ländern<br />

wiederum Dienstleistungen für<br />

Kunden in der EU im Wert von 11 Mrd. EUR.<br />

Durch Zollsenkungen könnten Exporteure in<br />

der EU laut EU-Angaben jährlich über 4 Mrd.<br />

EUR sparen.


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S34<br />

EFTA zieht nach<br />

Am 23. August konnten auch die EFTA-<br />

(Schweiz, Norwegen, Island, Liechtenstein)<br />

und die Mercosur-Staaten ihre Verhandlungen<br />

über ein Freihandelsabkommen in der<br />

Substanz abschließen. Es befreit mittelfristig<br />

rund 95 Prozent der EFTA-Ausfuhren in die<br />

Mercosur-Staaten von Zollabgaben. Zudem<br />

werden technische Handelshemmnisse abgebaut,<br />

der Marktzugang für EFTA Dienstleistungserbringer<br />

erleichtert und die bilateralen<br />

Wirtschaftsbeziehungen generell gestärkt.<br />

Das FHA verhindert eine Schlechterstellung<br />

der Unternehmen im EFTA-Raum gegenüber<br />

denen in der EU. Beide FHA sind sich inhaltlich<br />

sehr ähnlich. Zu den zentralen Punkten des<br />

Abkommens zählen ein weitgehend freier Zugang<br />

für EFTA-Industrieprodukte, Quoten für<br />

ausgewählte Mercosur-Agrarexporte und ein<br />

Patentschutz für Schweizer Pharmakonzerne.<br />

Im Agrarbereich gewährt beispielsweise die<br />

Schweiz für ausgewählte Produkte erstmals<br />

auch bilaterale Kontingente außerhalb ihrer<br />

WTO-Verpflichtungen. Diese Konzessionen<br />

wurden so ausgestaltet, dass sie die Ziele der<br />

Schweizer Agrarpolitik nicht in Frage stellen.<br />

Das Abkommen soll spätestens im Jahr 2021<br />

ratifiziert werden. Es bleibt abzuwarten, ob<br />

es bis dahin die Referendum-Hürde in der<br />

Schweiz erfolgreich genommen hat.<br />

Türöffner IT<br />

Die Komplexität der neuen FHA überfordert<br />

viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU).<br />

Internationale Softwarehäuser wie E2open<br />

bieten jedoch ausgefeilte Softwarelösungen<br />

an, die Unternehmen bei der Feststellung<br />

der Dokumentenpflichten und Sonderanforderungen,<br />

der Generierung der notwendigen<br />

Export- und Importdokumente und<br />

beim Dokumentenmanagement unterstützen.<br />

Sie helfen bei der Produktklassifizierung<br />

und Identifizierung der korrekten Zolltarife.<br />

Sie assistieren beim Erstellen und Verwalten<br />

von Ursprungszeugnissen. Und für den Export<br />

von Dual-Use-Gütern bieten sie Unterstützung<br />

bei der Einrichtung rechtskonformer Exportkontrollprozesse.<br />

Die Software vereinfacht<br />

Preisvergleiche auf Einstandskosten-Basis und<br />

hilft bei der Festlegung optimaler Lieferbedingungen.<br />

Sie erhöht das Bewusstsein für Zollvorteile<br />

oder Quotenbeschränkungen und öffnet<br />

die Augen für neue Handelsmöglichkeiten.<br />

Sie reduziert Trade-Compliance-Risiken, spart<br />

Zeit gegenüber manuellen Recherchen und<br />

steigert Supply-Chain-Management-Effizienz<br />

und Supply-Chain-Transparenz. Die E2open<br />

Global Trade Management-Lösungen basieren<br />

auf einer umfassenden, tagesaktuellen<br />

Datenbank. Mit Inkrafttreten des FHA werden<br />

die neuen Zolltarife und andere zolltechnische<br />

Anforderungen automatisch ins System<br />

gespeist. So können Kunden sofort von<br />

den Vorteilen des FHA in Form von niedrigeren<br />

Zollabgaben und Gebühren profitieren.<br />

Fazit<br />

Mit den neuen Freihandelsabkommen hoffen<br />

Europas Politiker, dem Vormarsch Chinas<br />

in Südamerika Einhalt gebieten zu können.<br />

Doch es gibt hier und in den Mercosur-Ländern<br />

noch viele Widerstände zu überwinden.<br />

Gründe sind u.a. die seit Jahren anhaltende<br />

Wirtschaftskrise in Argentinien und Brasilien,<br />

aber auch die lahmende Weltwirtschaft. Die<br />

große Mehrheit der Unternehmen in der EU<br />

und im Mercosur sind KMU. Einigen eröffnen<br />

sich interessante Exportmöglich-keiten, andere<br />

fürchten mehr Wettbewerb. Eine spezielle<br />

Website soll den KMU den Marktzugang erleichtern.<br />

Dies allein wird nicht genügen. Der<br />

stufenweise Abbau der Zollschranken über<br />

mehrere Jahre und komplexe Ursprungsregeln<br />

stellen hohe Anforderungen an die Unternehmen.<br />

Diese sind nur durch eine durchgehende<br />

Digitalisierung der Exportprozesse zu<br />

meistern. Dadurch kann die Zusammenarbeit<br />

mit den Handelspartnern, Zollbehörden und<br />

Verzollungspartnern transparenter, durchgängiger<br />

und kostengünstiger gestaltet werden.<br />

(AM)


informiert<br />

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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S36<br />

EXCHAiNGE „Management 4.0 –<br />

New Work & Digital Business“<br />

Kosten-, Zeit- und Wettbewerbsvorteile generieren – gar nicht so leicht inmitten<br />

des Digitalisierungsdschungels. Dienstleister preisen ihre Tools. Berater überbieten<br />

sich mit Buzzwords. An Theorien und Szenarien ist kein Mangel. Wirklich angesagt<br />

sind aber praktische Beispiele. Wie kann „der Mensch“ die Fäden in der Hand<br />

behalten? Wie schafft man den richtigen Nährboden für die Saat?<br />

REDAKTION: SABINE URSEL<br />

Der Supply-Chain-Event EXCHAiNGE<br />

steht für Inspiration, Ideen und jede<br />

Menge Aha-Erlebnisse. Hier wird<br />

nicht abstrahiert, sondern Tacheles<br />

geredet. Rund 250 Teilnehmer werden<br />

„benchmarken“. Meint: von tatsächlichen<br />

Erfolgen ebenso lernen wie aus Fehlern.<br />

Termin: 26/ 27. November, Messe Frankfurt.<br />

SABINE URSEL<br />

FACHJOURNALISTIN<br />

Die EXCHAiNGE muss sich nicht mehr beweisen.<br />

Sie ist bereits im „verflixt guten<br />

siebten Jahr“ und längst das bewährte<br />

Austauschforum zum Themenkomplex. Verantwortlich<br />

ist die EUROEXPO Messe- und<br />

Kongress-GmbH (München), die in interaktiven<br />

Formaten zur Reflexion neuer Ideen<br />

und Entwicklungen in der Supply Chain<br />

aufruft. Rund 250 Experten und andere<br />

Wissbegierige aus SCM, Logistik, Einkauf<br />

und Wissenschaft diskutieren über die relevanten<br />

Bausteine einer robusten Supply<br />

Chain, über Technologie, Innovation, Kollaboration,<br />

Nachhaltigkeit, Kultur und Mindsets.<br />

Die Kooperation des SCM-Gipfels mit<br />

der thematisch nahen interaktiven Plattform<br />

Hypermotion (26.-28.11.<strong>2019</strong>, Messe<br />

Frankfurt) erweitert den Horizont der Teilnehmer<br />

in Richtung Mobilität, Verkehr,<br />

Logistik und digitale Infrastruktur.<br />

Dr. Petra Seebauer, EUROEXPO-Geschäftsführerin<br />

und EXCHAiNGE-Initiatorin, hat ein<br />

Event Design geschaffen, das alle Teilnehmer<br />

einbezieht und nach eindeutigen Aussagen<br />

strebt. Hier wird nicht bloß plakativ von<br />

der Bühne herab referiert. Theorie, Thesen,<br />

erhobener Zeigefinger, vermeintlicher Big<br />

Success – und tschüss ... Diese Art Vorträge<br />

sind auf der EXCHAiNGE nicht erwünscht.<br />

PETRA SEEBAUER<br />

Es geht nämlich auch anders! Erfahrene Impulsgeber<br />

leiten mit Statements ein Thema<br />

ein. Sie fühlen Rednern auf den Zahn und<br />

führen durch – hoffentlich wieder einmal<br />

– kontroverse Diskussionen. Und kontrovers<br />

soll es ja zugehen, denn es gibt schließlich<br />

noch keine fertigen Erfolgsrezepte.<br />

Jedes Unternehmen bewegt sich in unterschiedlichen<br />

Rahmenbedingungen und<br />

legt sein ganz eigenes Tempo vor. Der eine<br />

zaudert, der andere schnellt ohne Rücksicht<br />

auf Verluste vor.<br />

Dass beide „Strategien“ suboptimal sind,<br />

dürfte jedem neutralen Betrachter klar sein.<br />

Für jede Wahl der „Methode“ gibt es Gründe.<br />

Fakt ist aber: Ein stockender Fortschritt beruht<br />

zumeist auf der „menschlichen Natur“,<br />

auf kulturellen Faktoren, über die viele<br />

Geschäftsleitungen allzu gerne schnell hinweg<br />

gehen. Und auch wer meint, Digitalisierung<br />

als reines IT-Thema abhandeln zu<br />

können, manövriert sein Unternehmen unweigerlich<br />

in die Sackgasse. Hier gilt es konse-


quent, aber sensibel vorzugehen. Kein<br />

Wunder also, dass der EXCHAiNGE-<br />

Session New Work – Kultur & Mindsets<br />

(27.11.<strong>2019</strong>) auch im November<br />

<strong>2019</strong> wieder besondere Bedeutung<br />

zukommt.<br />

Was (er-)schafft die moderne<br />

Führungskraft von heute?<br />

New Work: alter Wein in neuen<br />

Schläuchen? „Nein! New Work muss<br />

nichts komplett Neues sein. Man<br />

hat nur endlich erkannt, dass Menschen<br />

durch Vertrauen und Offenheit<br />

geführt werden möchten“, sagt<br />

EXCHAiNGE-Speakerin Kerstin Gliniorz<br />

(Director Supply Chain Strategy EME-<br />

AI bei der ADM Europe GmbH & Co.<br />

KG; Eppelheim/Heidelberg). Grundvoraussetzung<br />

für echte Erfolge seien<br />

professionelle Programme, „die auch<br />

wirklich alle durchlaufen“. Wichtig<br />

sei, dass die Verantwortlichen nichts<br />

aussäßen oder gar meinten, man<br />

habe bereits ein „prima Klima“ geschaffen.<br />

„Firmen, die Change zögerlich<br />

oder gar nicht anpacken, sind<br />

für gute Bewerber nicht attraktiv. Mit<br />

Geld alleine hält man auf Dauer keine<br />

Top-Kräfte. Vertrauensbildung ist<br />

eine Never Ending Story“, so Kerstin<br />

Gliniorz.<br />

Und lässt sich eine neue Kultur auf<br />

rund 20.000 Mitarbeiter in über 60<br />

Ländern übertragen? Das wird Michael<br />

Rendsburg (Chief Operating<br />

Officer FRS, Group Division Paper,<br />

J.M. Voith SE & Co. KG; Heidenheim)<br />

auf der EXCHAiNGE beleuchten. Eine<br />

neue Arbeitsweise innerhalb einer Organisation<br />

zu etablieren, die sich mit<br />

regionalen Kompetenzen dem globalen<br />

Wettbewerb stellt, sei – ganz<br />

klar – „eine riesige Herausforderung“.<br />

Seine Erfahrung: „Um hier erfolgreich<br />

zu sein, muss man verstehen lernen,<br />

wie die jeweilige lokale Organisation<br />

aktuell tickt. Dazu gehört auch, genau<br />

zu beobachten, welche Personen<br />

den größten Einfluss bei Entscheidungen<br />

jeglicher Art haben.“ Ebenso<br />

wichtig seien die formalen Abläufe:<br />

Wie werden Entscheidungen getroffen<br />

und umgesetzt? Jede Kultur<br />

habe andere Bedürfnisse, ihre eigene<br />

Vorgehensweise und eine eigenständige<br />

Vorstellung von New Work.<br />

Alle Kulturen hätten jedoch eines gemeinsam:<br />

„Sie möchte bei dem Prozess<br />

mitwirken und ihr Umfeld selbst<br />

gestalten. Als charaktergebende<br />

Führungskräfte sind wir gefordert:<br />

Leitplanken werden gemeinsam erarbeitet.<br />

Diese unterscheiden sich<br />

aber aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen<br />

zum Teil deutlich“, so<br />

Rendsburg.<br />

Was macht Kollaborationen stabil<br />

und erfolgreich? Mittlerweile gibt es<br />

eine Reihe interessanter Hubs, Acceleratoren,<br />

Inkubatoren und Spin-offs,<br />

die als Benchmark dienen können.<br />

Diese EXCHAiNGE-Session benennt<br />

Treiber und Hemmnisse beim Einsatz<br />

von Digitalisierungstechnologien<br />

und arbeitet heraus, wie sich<br />

Kooperations- sowie Kollaborationsformen<br />

bilden. Motto: kontrollierte<br />

Beschleunigung.<br />

VERVIELFACHT<br />

DIE LAGERFLÄCHE<br />

Blockchain vs. echte Lösungen? Klartext<br />

im Buzzword-Dschungel. In einer<br />

Businessumgebung, die durch Misstrauen,<br />

Macht durch Informationseliten<br />

und enge Entscheidungsvorgaben<br />

geprägt ist, steckt jede Menge<br />

Zündstoff. Erfolgskritische Faktoren:<br />

heterogene Netzwerkpartner, zu teilende<br />

Informationen, Entwicklung<br />

gemeinsamer Standards und Datenstrukturen,<br />

Transparenz, technische<br />

Lösungen, Nutzeneffekte. Diese Session<br />

analysiert erste erfolgreiche An-<br />

Mehrgeschossige<br />

Fachboden<br />

Anlage<br />

Vom Behälter bis<br />

zum Hochregal –<br />

von der Planung bis<br />

zur Inbetriebnahme.<br />

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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S38<br />

wendungsfälle.<br />

Verantwortungswechsel für eine neue First<br />

und Last Mile? Klimawandel, CSR und Compliance,<br />

Lieferketten-Interdependenzen im<br />

Zusammenspiel mit ökonomischen Aspekten:<br />

Selbst unter Vorreitern in der Beschaffung<br />

hat nur ein Bruchteil der Unternehmen<br />

volle Transparenz in ihrer Lieferkette. Wer<br />

nur seine direkten Lieferanten kennt, betreibt<br />

kein effektives Risikomanagement.<br />

Die Session nennt Anforderungen an IT-Lösungen,<br />

die eine Zusammenarbeit zwischen<br />

Unternehmen, Lieferanten und Vorlieferanten<br />

forcieren.<br />

Awards <strong>2019</strong>: Ausgezeichnete Unternehmenslösungen<br />

Traditionelles Highlight der EXCHAiNGE ist<br />

der Wettbewerb um die besten Unternehmenslösungen.<br />

Am 26. November präsentieren<br />

die Finalisten des Supply Chain Management<br />

Awards ihre Konzepte: Bosch,<br />

Continental, Lufthansa Technik Logistik<br />

Services und Nokia. In der letzten Runde<br />

kämpfen zudem Magazino, Metrilus, parcelLab<br />

und shipcloud um den Smart Solution<br />

Award <strong>2019</strong>. Das Besondere: Die Teilnehmer<br />

der EXCHAiNGE voten anhand der<br />

Präsentation für ihre Favoriten. Das Ergebnis<br />

fließt in die Jury-Wertung ein. Die Preisverleihung<br />

erfolgt dann am 27. November<br />

im Rahmen der Award Night. Die Frage<br />

ist also: Wer wird würdiger Nachfolger des<br />

weltweit operierenden Baustoffherstellers<br />

CEMEX (Rüdersdorf bei Berlin) und der<br />

Frachtplattform InstaFreight (Berlin)?<br />

Fazit<br />

Es ist dringend an der Zeit, Erfahrungen zu<br />

sammeln, aus Fehler zu lernen und neue<br />

Partner ins Boot zu holen – interne und externe.<br />

„Veranstaltungen zu besuchen ist<br />

eine Maßnahme; Handlungsanleitungen<br />

aufzugreifen und umzusetzen, ist der nächste<br />

Schritt“, meint Impulsgeber Dr. Volker Hillebrand<br />

(Partner, De Causmaecker GmbH,<br />

Frankfurt) zu Recht.<br />

Weitere gezielte Impulse setzen Bettina<br />

Bohlmann (Managing Partner, 3p procurement<br />

branding GmbH, Düsseldorf), Dr.<br />

Kerstin Höfle (Head of Technology Management,<br />

Körber Logistics Systems GmbH,<br />

Bad Nauheim), Klaus Krumme (wissenschaftlicher<br />

Geschäftsführer, Joint Center<br />

Urban Systems (JUS) der Universität Duisburg-Essen;<br />

Essen) sowie Andrea Walbert<br />

(Geschäftsführerin, PMI Production Management<br />

Institute, Planegg), die mit Teilnehmern<br />

verschiedene taktische und strategische<br />

Supply-Chain-Entscheidungen<br />

für die virtuelle Fruchtsaftfirma „The Fresh<br />

Connection“ durchspielt – eine höchst<br />

spannende Angelegenheit!<br />

Also: Tauschen Sie sich über Hemmnisse,<br />

aber vor allem über belastbare (!) Best<br />

Practice aus. Checken Sie Modelle hinsichtlich<br />

ihrer Belastbarkeit und Übertragbarkeit.<br />

Die EXCHAiNGE sollte man auf gar<br />

keinen Fall verpassen.


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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S40<br />

Schaeffler Distributionszentrum -<br />

Für alle Fälle gerüstet<br />

In der Automobilbranche ebenso wie in der Maschinenbauindustrie zählen Qualität,<br />

Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit. Als wichtigster Zulieferer dieser Branchen<br />

ist für die Deutsche Schaeffler Gruppe eine moderne, effiziente Lieferkette unabdingbar.<br />

Darum realisierte die SSI SCHÄFER nun ein neues Distributionszentrum,<br />

das den hohen Anforderungen spielend gerecht wird.<br />

REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

Bisher versorgte die Gruppe mit ihren<br />

rund 32.700 Mitarbeitern den europäischen<br />

Markt von drei Distributionszentren<br />

aus, um die Supply Chain<br />

bis hin zu den Industriekunden flexibel und<br />

kostenoptimiert zu gestalten. Dazu zählt neben<br />

der präzisen Auftragsfertigung für die<br />

Montagelinien insbesondere die Bedienung<br />

von Ad-hoc Aufträgen der Industriekunden.<br />

Das neue, mit 94.000 m² bebauter Fläche<br />

und 25.000 m² über zwei Ebenen verteilte<br />

Logistikfläche größte und funktional bedeutendste<br />

Europäische Distributionszentrum<br />

EDZ Mitte befindet sich in Kitzingen.<br />

Auf dem etwa 75 Hektar großen Gelände befand<br />

sich früher die US-Liegenschaft Harvey<br />

Barracks. Die neue Anlage stellt das Herzstück<br />

des neuen europäischen Versorgungsnetzwerkes<br />

dar, sie wurde daher auf maximale<br />

Flexibilität, Verfügbarkeit und Efizienz der Prozesse<br />

ausgelegt.<br />

Vollautomatisierter innerbetrieblicher<br />

Materialfluss<br />

Basierend auf den Planungen von Schaeffler<br />

zu Artikelspektren, Auftragsstruktur und Durchsatzanforderung<br />

konzipierten die Intralogistikspezialisten<br />

von SSI SCHÄFER eine hochdynamische<br />

Anlage mit vollautomatisierten<br />

Prozessen von der Wareneingangserfassung<br />

bis zur Versandbereitstellung. Gleich drei<br />

Wareneingangslinien mit integrierten Kontrollwaagen<br />

führen die Paletten von den<br />

Wareneingangstoren zu den Übergabeplätzen,<br />

von wo aus es mit der Elektrobodenbahn<br />

(EBB) weitergeht. Auf einem rund 900<br />

m langen Rundkurs transportiert die EBB die<br />

Paletten entweder an die Einlagerungsstiche<br />

für das Hochregallager (HRL) oder zur Vereinzelung<br />

von Gebinden für die Einlagerung im<br />

Automatischen Kleinteilelager (AKL) an eine<br />

der angebundenen Arbeitsstationen.<br />

Im vollautomatisierten 7-gassigen HRL sorgen<br />

sieben Doppelmast-Regalbediengeräte<br />

(RBG) der energieefizienten Exyz-Generation<br />

für die präzise Ein- und Auslagerung. Ihre Ausstattung<br />

mit doppeltiefem Lastaufnahmemittel<br />

ermöglicht den gleichzeitigen Transport<br />

von zwei Euro- beziehungsweise vier Halbpaletten<br />

– mit einem Durchsatz von bis zu 230 Paletten<br />

pro Stunde. Parallel dazu verfügt das<br />

6-gassige, doppelstöckige AKL über knapp<br />

100.000 Behälterstellplätze. Dort erreichen<br />

zwölf paarweise übereinander eingesetzte<br />

SSI SCHÄFER Miniload Cranes (SMC) eine Umschlagleistung<br />

von bis zu 1.500 Behältern pro<br />

Stunde.


„Maintenance 4.0 for Intralogistics“<br />

Ein zentrales Anliegen von Schaeffler bei der<br />

Planung der Anlage war es, die Anlagenverfügbarkeit<br />

durch eine zustandsbasierte Instandhaltung<br />

und teilautomatisierte Wartung<br />

zu unterstützen. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit<br />

haben Schaeffler und SSI SCHÄFER<br />

das Lösungspaket „Maintenance 4.0 for Intralogistics“<br />

entwickelt und im EDZ Mitte<br />

erstmals erfolgreich realisiert. Mit Hilfe dieser<br />

Lösung können ungeplante Stillstände von<br />

systemkritischen Komponenten vermieden<br />

und Instandhaltungskosten gesenkt werden.<br />

58 Schaeffler Smart Checks garantieren die<br />

Zustandsüberwachung der betriebsrelevanten<br />

Antriebe sowohl an den SMC- als auch<br />

Exyz-Geräten und übermitteln die Informationen<br />

zur Visualisierung an die zentrale Informationsplattform<br />

WAMAS® Lighthouse. Darüber<br />

hinaus werden die 2.500 Antriebe für Kettenförderer<br />

und Rollenbahnen auf den insgesamt<br />

1,97 km Förderstrecke mittels „Schaeffler<br />

Concept8“ vollautomatisch geschmiert. Speziell<br />

entwickelte Schmierritzel übernehmen<br />

dabei eine kontinuierliche, bedarfsorientierte<br />

Schmierölabgabe.<br />

WAMAS® & WAMAS® Lighthouse<br />

Während die Logistiksoftware WAMAS® die<br />

innerbetrieblichen Materialflüsse steuert,<br />

dient das Logistikcockpit WAMAS® Lightouse<br />

der Visualisierung der Prozesse und Arbeitsabläufe<br />

und somit der effizienten Gestaltung<br />

dieser. 20 Pick & Pack- sowie zehn Dekonsolidierungsplätze,<br />

insgesamt 30 Multifunktionsarbeitsplätze,<br />

hat SSI SCHÄFER nach dem eigenentwickelten<br />

ergonomics@work!®-Konzept<br />

eingerichtet. So unterstützen unter anderem<br />

Vakuumgreifer, Teleskoptische und individuell<br />

konigurierbare Positionierungen von<br />

Hilfsmitteln und Arbeitsgeräten optimal die<br />

Arbeitsabläufe der Mitarbeiter. Eine weitere<br />

Anforderung von Schaeffler war ein glatter<br />

Vibrationsschweißboden mit Anlaufschrägen<br />

und Bodenbombage für beste Laufeigenschaften,<br />

hohe Inhaltslasten und einen besonders<br />

leisen Transport auf Förderstrecken.<br />

Extra: seitliche, trapezförmige Wasserablauflöcher,<br />

die nicht von der Antirutschmatte verdeckt<br />

werden.<br />

Sequenzierung sorgt für Ordnung<br />

Zur Koordination mit der Palettenware aus<br />

dem HRL werden die Behälter aus dem AKL<br />

den Arbeitsplätzen zur Auftragsfertigung sequenziert<br />

zugeführt. Jedem Arbeitsplatz ist<br />

dafür ein Sequenztower vorgeschaltet, der<br />

mit einem Vorrat von bis zu 20 Behältern für<br />

eine kontinuierliche Materialabgabe an die<br />

Arbeitsstationen sorgt. Über Displayanzeigen,<br />

integrierte Wiegesysteme und Scanner erfolgt<br />

die dialoggeführte Null-Fehler-Auftragskommissionierung.<br />

Die speziell für Schaeffler konfigurierten<br />

Lager- und Transportbehälter LTB<br />

von SSI SCHÄFER bieten eine besonders hohe<br />

Volumenausnutzung, einen verstärkten Unterund<br />

Oberrand sowie vier stabile Eckholme.<br />

Speziell entwickelte Bodenvarianten gewährleisten<br />

einen störungsfreien Transport auf allen<br />

Förderstrecken und ein sicheres Stapeln.<br />

Geschlossene Kreislaufsysteme mit zwei Depalettierrobotern<br />

garantieren die reibungslose<br />

Intercompany-Zulieferung an das EDZ.<br />

„Mit Blick auf die Herausforderungen eines<br />

solchen Projektes und die kurze Realisierungsphase<br />

hatten wir mit SSI SCHÄFER einen kompetenten<br />

Partner an unserer Seite“, zeigt sich<br />

Dr. Jörg Zellerhoff, Fachprojektleiter Logistik<br />

bei der Schaeffler Gruppe, daher auch rundum<br />

zufrieden. (AG)


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S42<br />

Wehkamp - In nur 30 Minuten<br />

versandbereit<br />

Mit der zunehmenden Digitalisierung steigen auch die Ansprüche der Kunden.<br />

Besonders im Onlinehandel ist zu beobachten, dass Besteller ungern bereit sind,<br />

länger als einen Tag auf ihre Ware zu warten. Dank des neuen Logistik Service<br />

Centers von KNAPP ist der holländische Online-Lifestyle-Shop wehkamp.nl binnen<br />

30 Minuten nach Bestelleingang versandbereit.<br />

REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

Einfach, aber effizient<br />

Die von KNAPP für wehkamp.nl entwickelte<br />

Lösung unterstützt nicht nur den rasanten Geschäftszuwachs,<br />

sondern verbessert gleichzeitig<br />

auch den Kundenservice – und ist zudem<br />

trotz der komplexen Anforderungen des<br />

Online-Handels aus operativer Sicht einfach<br />

zu bedienen. Frei nach der KNAPP-Philosophie<br />

making complexity simple. Die Lösung lässt<br />

notwendige automatische und manuelle Prozesse<br />

so harmonisch ineinandergreifen, dass<br />

die Bestellungen innerhalb von 30 Minuten<br />

nach Auftragseingang für den Kunden versandbereit<br />

sind.<br />

SANDER BOLMER<br />

DIRECTOR SUPPLY CHAIN<br />

WEHKAMP<br />

Mit rund 2,7 Millionen Stammkunden<br />

und über 30 Millionen<br />

versendeten Artikeln pro Jahr<br />

ist wehkamp.nl der größte Online-Lifestyle-Shop<br />

Hollands. Das 1952 gegründete<br />

Unternehmen Wehkamp führt mehr als<br />

430.000 Artikel von 2.000 Marken unterschiedlicher<br />

Bereiche und bietet diese bereits seit<br />

2008 ausschließlich online an. Das Versprechen<br />

„heute bestellt, morgen geliefert“ ist<br />

dabei die oberste Prämisse. „Mit der hohen<br />

Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit und Durchsatzleistung<br />

dieser Anlage sorgen wir dafür, dass<br />

wir dieses Versprechen erfüllen“, freut sich<br />

Sander Bolmer, Director Warehousing & Distribution,<br />

wehkamp.nl.<br />

Für die Zukunft gerüstet<br />

Wer heute in die Logistik investiert, möchte<br />

damit natürlich auch langfristig gut aufgestellt<br />

sein. Das ambitionierte Wachstumsziel von<br />

200 Prozent bis 2020 machte eine Neuausrichtung<br />

der Distribution, die bisher über die Lager<br />

von Dedemsvaart und Maurik abgewickelt<br />

wurde, nötig. Die Lösung: ein maßgeschneidertes<br />

Distributionszentrum für das Handling<br />

des kleineren Artikelspektrums in Zwolle. Das<br />

neue Logistics Service Center (LCS) Zwolle soll<br />

das weltweit größte Verteillager werden, das<br />

ausschließlich Online-Bestellungen abwickelt.<br />

Im Zuge des großteils bei laufendem Bertrieb<br />

stattfindenden Ausbaus 2017 wurde das<br />

automatische Shuttle-System um drei zusätzliche<br />

Regalgassen und vier Ware-zur-Person-<br />

Arbeitsplätze erweitert, um zusätzliche<br />

79.500 Stellplätze sowie eine erhöhte Durchsatzleistung<br />

zu schaffen. Das skalierbare<br />

Design der Lösung ermöglichte es, solche<br />

Erweiterungen bereits in der ersten Entwurfsphase<br />

zu berücksichtigen.<br />

Intelligentes One-Touch Handling<br />

Bei dieser All-In-Lösung werden abgesehen<br />

von sperrigen Gütern und Hängeware alle


Artikel aus dem OSR Shuttle automatisch<br />

ein- und ausgelagert. Mit seiner doppeltiefen<br />

Behälterlagerung bietet das OSR Shuttle<br />

genügend Lagerkapazität für das umfangreiche<br />

Sortiment von Wehkamp. Es umfasst<br />

insgesamt 21 Regalgassen mit 26 Ebenen,<br />

die insgesamt 546 Shuttles versorgen 556.000<br />

Lagerplätze. Zwei Quergurtsorter verbinden<br />

den Lagerbereich mit dem Kommissionierbereich.<br />

Die Ware-zur-Person-Arbeitsplätze aus<br />

der Pick-it-Easy Serie befinden sich auf zwei<br />

Ebenen und werden mit Waren aus dem OSR<br />

Shuttle versorgt.<br />

Mit dem All-Aisle-Access-Prinzip von KNAPP<br />

kann jeder Auftrag an jedem Arbeitsplatz<br />

bearbeitet und fertiggestellt werden. Dieser<br />

Designansatz ermöglicht es Wehkamp, seine<br />

Systemkomplexität zu reduzieren und Konsolidierung<br />

zu vermeiden, da auf jeden Artikel<br />

von jedem Kommissionierarbeitsplatz aus zugegriffen<br />

werden kann. „Im Gegensatz zu<br />

herkömmlichen Distributionszentren ist unsere<br />

Anlage nach dem Ware-zur-Person-Prinzip<br />

konzipiert, und das macht den entscheidenden<br />

Unterschied aus. Wenn ein Kunde<br />

hier eine Bestellung tätigt, wird diese einem<br />

der 28 Pick-it-Easy-Arbeitsplätze zugewiesen.<br />

Das OSR Shuttle bringt die richtigen Artikel<br />

automatisch zu den Arbeitsplätzen. Darüber<br />

hinaus können unsere Mitarbeiter sechs<br />

Kundenbestellungen gleichzeitig bearbeiten,<br />

wodurch bis zu 12.300 Artikel pro Stunde kommissioniert<br />

werden können“, so Bolmer stolz.<br />

Optimierte Nachhaltigkeit<br />

Da die automatischen Verpacklinien die<br />

Höhe des Versandkartons genau auf den<br />

Füllgrad des Artikels anpassen, erübrigt sich<br />

der Bedarf an Füllmaterial. Gleichzeitig sind<br />

durch die Vermeidung von Hohlräumen die<br />

Artikel im Karton geschützt. Bruchsichere Artikel<br />

und kleinere Aufträge werden in Plastiktaschen<br />

verschickt, wodurch Platz in den Lieferwägen<br />

und somit auch CO2 eingespart wird.<br />

„Wonach wir wirklich gesucht haben, war ein<br />

Partner und nicht ein weiterer Lieferant. Wir<br />

wollten einen Partner, mit dem wir uns über<br />

Strategien austauschen und gemeinsam<br />

Ideen erarbeiten können, um bestimmt Anforderungen<br />

zu erfüllen“, erklärt Bolmer. Und<br />

mit KNAPP hat er diesen Partner gefunden.<br />

(AG)<br />

RENÉ WOLTERS<br />

MANAGING DIRECTOR<br />

KNAPP BENELUX BV


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S44<br />

Das Zusammenspiel von Mensch<br />

und Maschine im Lager<br />

Digitalisierung in der Intralogistik ist keine Zukunftsvision. Wir befinden uns mitten<br />

in der vierten Stufe der Industrialisierung: Themen wie IoT, Blockchain, Künstliche<br />

Intelligenz, smarte Roboter oder Schwarmintelligenz sind auch in der Lagerlogistik<br />

angekommen und erhöhen die Flexibilität und Effizienz von Prozessen.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

FLORIAN SCHORCHT<br />

CONSULTANT SAP EWM BEI<br />

LEOGISTICS<br />

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten,<br />

IoT-Komponenten einzusetzen.<br />

Dabei den Überblick zu behalten ist<br />

schwer. Dieser Beitrag umreißt ausgewählte<br />

Digitalisierungsbereiche in der<br />

Lagerlogistik, erläutert eine standardnahe<br />

Integration mit SAP EWM anhand zweier<br />

Beispiele näher und liefert Argumente für<br />

die Digitalisierung von Lagerprozessen.<br />

<strong>LOGISTIK</strong> ALS WERTTREIBER<br />

Bisher als wertschöpfender Faktor unterschätzt,<br />

können Logistikprozesse heute<br />

durchaus als Werttreiber bezeichnet werden<br />

- als Faktoren für Wachstum und Effizienzsteigerung.<br />

Schon Sensorik und Technologien<br />

der automatischen Identifikation,<br />

autonome Transportmittel in Verbindung<br />

mit automatisierten Lagern und Umschlaginfrastrukturen<br />

ermöglichen eine weitgehende<br />

Selbststeuerung.<br />

SMART LOGISTICS<br />

Der Smart Logistics-Ansatz geht da noch<br />

einen Schritt weiter: Eine Maximale Transparenz<br />

der Logistikkette ermöglicht allen<br />

beteiligten Akteuren, auf Prozessabweichungen<br />

direkt und abgestimmt zu reagieren.<br />

Wichtig ist dabei, die Digitalisierung<br />

(intra-)logistischer Prozesse nicht mit deren<br />

Vollautomatisierung gleichzusetzen. Im<br />

Gegenteil: Es geht um die Vernetzung von


Maschinen und Menschen und den Aufbau<br />

selbstgesteuerter „Regelkreise“, bestehend<br />

aus Sensoren, handelnden Menschen, operativen<br />

Maschinen, der Datenverarbeitung<br />

gesammelter Daten und der Rückmeldung<br />

an Mensch und Maschine.<br />

Anwendungsbereiche von Smart Logistics<br />

in der Lagerumgebung:<br />

VORTEILE DURCH KOLLABORATION UND DEN<br />

AUSTAUSSCH VON ECHTZEITDATEN<br />

Cloudbasierte Dienste für Echtzeit-Verkehrsdaten<br />

und dynamische Routenplanungen<br />

können beispielsweise die Kommissionier-<br />

und Bereitstellungsprozesse<br />

effzienter und termingerechter gestalten.<br />

Durch den Einsatz intelligenter Technologien<br />

können Wartungsarbeiten remote<br />

durchgeführt und gezielter vorausgesagt<br />

werden. Auch die Inventurphasen lassen<br />

sich optimieren. Der Einsatz von Drohnen<br />

oder einer App, welche die Zählung durch<br />

Bilderkennung unterstützt, lässt die Dauer<br />

der Inventur drastisch verkürzen. Wenn<br />

das manuelle Zählen per Hand vielleicht<br />

2-3 Minuten je Artikel dauert, kann ein Foto<br />

binnen Sekunden die Zählmenge digital liefern.<br />

In einem Lager mit mehreren tausend<br />

Artikeln, lässt sich so die gesamte Inventur<br />

enorm verkürzen und produktiver gestalten.<br />

VORTEIL DURCH AUTOMATISIERUNG<br />

Darüber hinaus werden Fahrerlose Transportsysteme<br />

(FTS) im Zuge der Digitalisierung<br />

von Lagerprozessen an Bedeutung zunehmen.<br />

Bei der Entwicklung der FTS spielt vor<br />

allem die rasante Entwicklung smarter Sensorik<br />

eine große Rolle. Durch die verbaute<br />

intelligente Sensorik lassen sich plötzliche<br />

Hindernisse schneller und besser erkennen<br />

und somit umfahren oder auf eine Räumung<br />

des Hindernisses warten. Der Warezum-Mann-Prozess<br />

lässt sich komplett neu<br />

definieren. Milk-Runs lassen sich zwischen<br />

Lager und diversen Arbeitsplätzen zukünftig<br />

über ein FTS abbilden. In Verbindung<br />

mit Wearables, wie einer Smartwatch oder<br />

Smart Glasses, kann der Mitarbeiter die Ankunft<br />

und die Beladung der ankommenden<br />

Transporte anzeigen und kann ggf. Tauschbehälter<br />

oder fertige Bauteile zur Übergabe<br />

bereitstellen.<br />

S/4HANA UND SAP EWM ALS BASIS DER LA-<br />

GERDIGITALISIERUNG<br />

Das erhöhte Datenaufkommen durch die<br />

Verfügbarkeit von Live-Daten und die damit<br />

verbundene Aufbereitung, Auswertung<br />

und Darstellung, im optimalen Fall in Echtzeit,<br />

können durch die S4/HANA In-Memory-<br />

Technologie abgefangen werden. Für die<br />

Integration der Prozessdaten zur Prozessteuerung<br />

und Automatisierung von Nachfolgeschritten<br />

setzt leogistics in Digitalisierungsprojekten<br />

auf eine eigens entwickelte<br />

Standardschnittstelle.<br />

WIE FUNKTIONIERT DIE INTEGRATION MIT SAP<br />

EWM?<br />

Mit der eigens entwickelten Schnittstelle<br />

werden aktuell Protokollarten wie HTT-<br />

P(S), WebSocket und TCP/IP unterstützt.<br />

Als Datenformate kommen JSON, Telegramm-Strings<br />

und XML zur Anwendung.<br />

Weitere Datenformate lassen sich problemlos<br />

integrieren. Je nach Anwendungsfall<br />

oder IoT-Komponente wird die Business<br />

Logic im SAP EWM ausprogrammiert. Zudem<br />

besteht die Möglichkeit, eingehende<br />

und ausgehende Nachrichten direkt an<br />

ein webbasiertes User Interface zu pushen<br />

- ohne zusätzliche Entwicklung. Somit lassen<br />

sich verschiedenste Endgeräte überwachen,<br />

wie zum Beispiel zur Prüfung auf<br />

LKW-Kennzeichen und Containernummern,<br />

Parkplatzbelegung vor dem Lagertor sowie<br />

der Einhaltung von Kühlketten.<br />

Anbindung von externer Hardware und IoT<br />

Geräten an das SAP EWM.<br />

Mittels SAP EWM und den entsprechenden<br />

Boardmitteln haben Anwender eine ganze<br />

Reihe von Automatisierungsmöglichkeiten.<br />

Dazu zählen unter anderem automatische<br />

Paternoster, Hochgeschwindigkeits-Sorter,<br />

Regalbediengeräte mit mehrfachen Last-


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S46<br />

aufnahmemitteln und Durchlagerung in die<br />

nächste Gasse, Pickroboter und Palettenwickler<br />

sowie Fahrerlose Transportsysteme.<br />

Einzig die Frage der Übernahme von Funktionen<br />

und die Tiefe der Integration mit der<br />

Hardware sollte vor Beginn der Integration<br />

mit allen Parteien definiert werden.<br />

ANWENDUNGSBEISPIELE<br />

Im hauseigenen leolab forscht und entwickelt<br />

leogistics an Themen, die im logistischen<br />

Umfeld einen Mehrwert liefern. Dazu<br />

zählen zum Beispiel ein auf einem ausgefeilten<br />

Algorithmus basierendes SAP EWM Reorganisationstool,<br />

der Einsatz von Chatbots<br />

und Sprachsteuerung und eine auf KI und<br />

Machine Learning basierende Zähl-App.<br />

INVENTURERLEICHTERUNG DURCH MACHINE<br />

LEARNING<br />

Basierend auf neuronalen Netzen zählt<br />

diese App zum Beispiel die Anzahl von<br />

Rohren oder Stämmen oder jeglicher „angelernter“<br />

Objekte anhand des Querschnitts<br />

oder der Form. Somit wird ein<br />

mühseliger, manueller und fehlerbehafteter<br />

Prozess durch digitale Unterstützung<br />

schneller und sicherer gestaltet.<br />

Produktivitätssteigerung: Unterstützung der<br />

Mitarbeiter bei zeitintensiven und fehleranfälligen<br />

Zählvorgängen.<br />

ARBEITSERLEICHETRUNG DURCH SPRACH-<br />

ASSISTENTEN<br />

Die standardnahe Integration von Alexa<br />

Sprachbefehlen mit SAP EWM wird durch<br />

Prozesscodes ermöglicht. Diese können einfach<br />

mit dem EWM Alexa Skill erweitert werden.<br />

Vordefinierte reale Dialoge machen<br />

das Freihand-Management des Lagers<br />

möglich. Durch Chatbots und nutzerzentrierte<br />

Bildschirmaufbauten und Hilfestellungen<br />

lassen sich Anlernphasen von Mitarbeitern<br />

verkürzen, Schulungen individuell<br />

durchführen oder es werden Systemneuerungen<br />

an den relevanten Stellen erläutert<br />

und führen die Mitarbeiter so zielgerichtet<br />

durch den Prozess. Die Digitalisierung der<br />

Logistikkette bleibt ein entscheidender<br />

Faktor für eine kostenoptimierte logistische<br />

Abwicklung. Die jüngste Herausforderung<br />

liegt hier in der Prozessoptimierung durch<br />

den Einsatz smarter Hardwarekomponenten<br />

und Algorithmen sowie deren reibungslose<br />

und direkte Integration mit SAP EWM.<br />

(RED)


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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S48<br />

Vorteile einer automatisierten<br />

Kreditorenbuchhaltung<br />

Die digitale Transformation ist unerlässlich für den Geschäftserfolg von morgen.<br />

Sie ist keine Option mehr, sondern Notwendigkeit. Alle Geschäftsfelder sind betroffen,<br />

insbesondere der Einkauf. BEITRAG: THOMAS KOFLER<br />

THOMAS KOFLER<br />

Account Executive<br />

Schweiz, Tradeshift<br />

Als Einstieg in die digitale Transformation<br />

eignet sich vor allem die<br />

Kreditorenbuchhaltung (AP Accounts<br />

Payable), d.h. die Buchführung<br />

der Kontokorrentbeziehungen zwischen<br />

dem eigenen Unternehmen und externen<br />

Lieferanten und Dienstleistungsanbietern.<br />

Hier wird das Tagesgeschäft häufig noch immer<br />

von Papier und Personal intensiven, manuellen,<br />

fehlbehafteten Prozessen bestimmt.<br />

Die Kreditorenbuchhaltung zählt in vielen<br />

Konzernen zu den ineffizientesten und kostenträchtigsten<br />

Abteilungen in einem Konzern.<br />

Besonders hoch ist der Verwaltungsaufwand<br />

u.a. bei Speditionen und Expressdienstleistern,<br />

die meist Hunderte von Lkw-Unternehmen<br />

beschäftigen. Durch Automatisierung<br />

können Unternehmen den Arbeitsaufwand<br />

und Kosten senken sowie Zeit und Personal<br />

einsparen. Die Rendite entsprechender Investitionen<br />

(ROI = Return on Investment) ist hoch.<br />

Stolpersteine<br />

Warum kommt die Digitalisierung in diesem<br />

Bereich trotzdem nur schleppend voran?<br />

Zum einen geniesst die Kreditorenbuchhaltung<br />

als Nebenzweig der Finanzbuchhaltung<br />

im Bereich Finanzen und Controlling keinen<br />

hohen Stellenwert. Entsprechend schwierig<br />

ist es für die Verantwortlichen, die nötigen<br />

Investitionen bewilligt zu bekommen. Vielen<br />

Finanzkontrolleuren ist nicht bewusst, wie viel<br />

Geld sie mit einer Automatisierung einsparen<br />

könnten und dass die Einsparungen die Investitionen<br />

über Zeit weit überschreiten.<br />

Ein weiteres Problem ist das Silodenken in<br />

grossen Organisationen und die unsichtbaren<br />

Mauern zwischen Buchhaltung, IT und Einkauf.<br />

Naturgemäss hat die Kreditorenbuchhaltung<br />

einen engen Bezug zum Beschaffungswesen,<br />

insbesondere dem Einkauf. Meistens rapportieren<br />

die Bereiche jedoch an unterschiedliche<br />

Führungskräfte und sehen sich daher als Konkurrenten<br />

mit unterschiedlichen Zielen. Es<br />

braucht bei der Einführung von AP-IT-Lösungen<br />

einen langen Atem. Viele Lieferanten<br />

sträuben sich anfangs gegen einen Systemwechsel<br />

hin zu e-Invoicing und e-Payments.<br />

Hier sind Fingerspitzengefühl und Überredungskunst<br />

gefragt.<br />

Softwarefunktionen<br />

Das Angebot technischer Lösungen für eine<br />

Automatisierung der Kreditorenbuchhaltung<br />

ist gross. Ihre Funktionalität wird ständig<br />

verbessert. Waren Supply-Chain-Finance<br />

(SCF)-Lösungen anfänglich auf Grossunternehmen<br />

ausgerichtet, stehen heute KMU im<br />

Fokus. Denn laut Expertenaussagen verfügen<br />

erst 52% über eine SCF-Lösung. Laut einem<br />

Bericht des McKinsey Global Institute vom<br />

Januar 2017 könnte rund die Hälfte aller bezahlten<br />

Tätigkeiten von Mitarbeitenden in<br />

Wirtschaftsunternehmen mit der heute zur<br />

Verfügung stehenden Technologie automatisiert<br />

werden.<br />

Wie funktioniert AP Lösungen? Der Prozess beginnt<br />

mit der Auftragserteilung und anschliessenden<br />

Rechnungsstellung. Akzeptieren Sie<br />

nur noch elektronische Rechnungen von Ihren<br />

Lieferanten! Durch kostenloses Verknüpfen<br />

aller Lieferanten mit einer Multi-User-Plattform<br />

erreichen Sie eine hohe Akzeptanz fürs<br />

e-Invoicing. Wenn der Lieferant die Plattform<br />

auch für eigene Geschäfte nutzen kann, z.B.<br />

den Einkauf von Ersatzteilen unteranderem<br />

wächst die Bereitschaft, digitale Prozesse zum<br />

Standard zu machen.<br />

Mit moderner Software können Sie die gesamte<br />

Rechnungsbearbeitung automatisieren.<br />

Eingehende Rechnungen werden erfasst und<br />

automatisch mit Aufträgen, Vertragskonditionen,<br />

aber auch gesetzlichen und firmen-


internen Compliance-Vorgaben und<br />

Zollbestimmungen sowie Wareneingangsbuchungen/Lieferscheinen<br />

verglichen.<br />

Nach positiver Prüfung werden<br />

sie zur Zahlung frei gegeben markiert<br />

und gemäss den vorgegebenen Zahlungszielen<br />

bezahlt. Die Software erfasst<br />

ebenfalls Gutschriften, verwaltet<br />

offene Posten, archiviert Unterlagen<br />

und füttert Daten in das ERP-System.<br />

Die Mitarbeitenden konzentrieren sich<br />

allein auf die Problemfälle. So lässt sich<br />

die mit Anzahl der mit Rechnungen befassten<br />

Personen reduzieren und die<br />

Durchlaufzeiten im Rechnungswesen<br />

deutlich verkürzen.<br />

Skonti locken<br />

Eine integrierte Procure-to-Pay-Lösung<br />

ermöglicht ausserdem die dynamische<br />

Handhabung von Skonti bei Frühzahlungen.<br />

Der Einkauf/Financial Controller<br />

bestimmt, wie viel Kapital für Frühzahlungen<br />

zur Verfügung steht. Die<br />

Lieferanten publizieren online ihre Standardkonditionen.<br />

Gemeinsam werden<br />

dann die anzuwendenden Konditionen<br />

beschlossen, die bei früher Zahlung<br />

automatisiert angewendet werden.<br />

Für Unternehmen die Skonti auf alle Eingangsrechnungen<br />

erhalten, ergeben<br />

sich signifikanten Einsparungen und höhere<br />

Gewinnmargen. Aber auch mehr<br />

Transparenz, Imagegewinn sowie langfristig,<br />

stabile Partnerschaften mit Lieferanten<br />

sind als positive Nebeneffekte<br />

nicht zu unterschätzen. Mit kürzeren<br />

Zahlungsfristen können Unternehmen<br />

eventuell auch deutlich günstigere<br />

Konditionen im Einkauf aushandeln. Für<br />

langjährige Lieferanten ergibt sich die<br />

Möglichkeit, bei den an die Plattform<br />

angeschlossenen Banken einen günstigeren<br />

Kredit auszuhandeln, da diese<br />

den kontinuierlichen Geldfluss sehen.<br />

Tail Spend<br />

Einkaufsrichtlinien konzentrieren aus<br />

Haftungsgründen traditionell den Wareneinkauf<br />

auf eine beschränkte Zahl<br />

ausgewählter Mitarbeiter. Diese sind für<br />

den Einkauf der wichtigsten Rohstoffe<br />

und Halbwaren verantwortlich. In manchen<br />

Unternehmen werden aber so<br />

kaum 10% der Lieferanten erfasst. Mit<br />

der Einführung einer digitalisierten Zahlungsabwicklung<br />

kann auch anderen<br />

Mitarbeitenden Zugang zu Zahlungsmitteln<br />

(Unternehmens- oder Kreditkarte/p-Karte)<br />

für geringfügigere Ausgaben<br />

(Tail Spend) gewährt werden.<br />

Dabei mag es sich um Reisekosten,<br />

den Einkauf von Dienstleistungen oder<br />

Büromaterial, Kleinteile, Ersatzteile,<br />

Werkzeuge oder andere Waren handeln.Die<br />

Verwaltung solcher Unternehmensausgaben,<br />

d.h. nicht-geschäftskritischer<br />

Einkäufe, ist gewöhnlich<br />

komplex. Moderne Softwarelösungen<br />

übertragen die Kontrolle über solche<br />

Einkaufsentscheidungen den jeweiligen<br />

Budgetverantwortlichen und ebnen<br />

den Weg für einen standardisierten<br />

Genehmigungsworkflow. Dies erhöht<br />

die Transparenz unternehmensweit. Die<br />

Automatisierung der Kreditorenbuchhaltung<br />

steigert nicht nur die Kosteneffizienz<br />

der Buchhaltung selbst, sondern<br />

der gesamten Organisation.<br />

Erfolgreiche Umsetzung<br />

Eine erfolgreiche digitale Transformation<br />

der Kreditorenbuchhaltung gelingt<br />

nicht über Nacht. Sie erfordert Veränderungen<br />

bei Geschäftsprozessen,<br />

Mitarbeitenden und Führungskräften<br />

sowie in der Wahrnehmung der Kreditorenbuchhaltung<br />

und ihrer Bedeutung<br />

für den Einkauf und das Unternehmen<br />

als Ganzes auf der Führungsebene. Die<br />

Einführung neuer Softwarelösungen ist<br />

immer eine Herausforderung. Aber das<br />

Durchsetzen von Verhaltensänderungen<br />

(Change-Management) ist weitaus<br />

anspruchsvoller. Die Software muss<br />

einfach in der Handhabung sein, die<br />

Geschäftsbanken einbinden und sich<br />

problemlos mit ERP-Systemen verbinden<br />

lassen. Mit dem Roll-out der Softwarelösung<br />

sollten neue Jobbeschreibungen<br />

und Zielvereinbarungen für die<br />

betroffenen Mitarbeiter einhergehen.<br />

Aber auch die Lieferanten benötigen<br />

eine Starthilfe.<br />

Mehrwert<br />

Viele Unternehmen haben den digitalen<br />

Wandel inzwischen angestossen<br />

und sind überzeugt, dass dieser nicht<br />

nur das Kundengeschäft, sondern<br />

auch das BackOffice revolutionieren<br />

wird. Der erreichbare Mehrwert wird<br />

immer offensichtlicher. Gleichzeitig<br />

steigt der Bedarf an einer konsistenten<br />

Geschäftsstrategie, die mit definierten<br />

Zielen und Massnahmen unterfüttert ist.<br />

Durch die Automatisierung der Kreditorenbuchhaltung<br />

können Daten bezüglich<br />

Einkaufsverhalten, Ausgaben,<br />

Lieferfristen, Skonti etc. kosteneffizient<br />

und zum Nutzen des Unternehmens<br />

ausgewertet werden (Big Data Mining).<br />

Die Transparenz steigt. Durch bessere<br />

Zahlungsbedingungen avancieren Lieferantenrechnungen<br />

vom Kostenblock<br />

zum Gewinnbeitrag. Statt sich mit der<br />

Rechnungsabwicklung zu befassen,<br />

bekommen Mitarbeitende die Möglichkeit,<br />

sich auf Gewinn steigernde Tätigkeiten<br />

zu konzentrieren. (TK)


<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S50<br />

Sind Ihre Mitarbeiter fit im US –<br />

Außenhandelsrecht?<br />

Sie exportieren in die USA? Sie importieren Teile oder technisches Know-how aus<br />

den USA? Dann sollten sich Ihre Mitarbeitenden gut im US-Außenhandelsrecht<br />

auskennen. Verstöße können teuer werden. Regelmäßige Schulungen sind unumgänglich.<br />

Beitrag: Redaktion<br />

Exterritoriale Geltung<br />

Einer der Gründe, warum Sie ihre Mitarbeiter<br />

kontinuierlich schulen sollten, ist die<br />

exterritoriale Geltung des US-Exportkontrollrechts.<br />

Während in EU-Staaten, einschließlich<br />

Deutschland, der Grundsatz des freien<br />

Warenverkehrs gilt, sind bewilligungsfreie<br />

Exporte aus den USA eher die Ausnahme.<br />

Zudem kontrollieren die USA ihre Güter im<br />

Handelsverkehr auch außerhalb des eigenen<br />

Territoriums, wo auch immer sich diese<br />

in der Welt bewegen.<br />

Trump ist Ihr Albtraum oder Sie sind ein<br />

Trump-Fan? Wie auch immer. Falls<br />

Sie Handel mit den USA treiben, müssen<br />

Sie sich mit den Auswirkungen<br />

seiner Politik arrangieren. Und dies betrifft<br />

Hunderte von Firmen in Deutschland. Die<br />

Vereinigten Staaten sind der größte Abnehmer<br />

von Waren «Made in Germany». 2018<br />

erreichten die Ausfuhren einen Rekordwert<br />

von 113,5 Milliarden Euro. Auch die Importe<br />

aus den USA sind mit 64,6 Milliarden Euro<br />

bedeutsam. Doch wie gut kennen sich<br />

Ihre Mitarbeitenden im hoch komplexen<br />

US-amerikanischen Handels- und Zollrecht<br />

aus? Alles dem Zollspediteur zu überlassen<br />

ist für Industrie und Handelsorganisationen<br />

nicht ratsam. Denn Rechtsverstöße werden<br />

in den USA mit hohen Strafen belegt.<br />

Das US-Exportkontrollrecht findet u.a. Anwendung<br />

auf Güter, die außerhalb der USA<br />

produziert werden, in denen aber US-Vorprodukte<br />

enthalten, oder die das Resultat<br />

von US-Technologien, Blaupausen u.ä. sind.<br />

Je nach Empfangsland bzw. Empfängerperson<br />

wird zum Teil bereits ab einem wertmäßigen<br />

US-Anteil von 10% ein Gut als US-<br />

Gut betrachtet und entsprechend durch<br />

US-Recht kontrolliert. Das US-Recht folgt der<br />

Ware. Damit müssen US-Regularien auch<br />

von Unternehmen beachtet werden, die<br />

keine Niederlassung in den USA haben,<br />

aber direkt oder indirekt mit US-Produkten<br />

zu tun haben.<br />

Die De-Minimis-Regel gilt nur bei (Re-) Exporten<br />

von Dual-Use-Gütern. Für Rüstungsgüter<br />

oder Luft- und Weltraumtechnologie, die<br />

nicht durch die EAR (Export Administration<br />

Regulations), sondern durch ITAR (International<br />

Traffic in Arms Regulations) kontrolliert<br />

werden, genügt bereits der Einbau einer<br />

einzigen ITAR-kontrollierten Komponente,<br />

um das Gesamtgut der Kontrolle der ITAR<br />

zu unterwerfen, sog. see-through-rule.


Aufmerksamkeit verlangt auch die<br />

Vielzahl der Sanktionslisten bezüglich<br />

Länder, Organisationen und Personen<br />

der US-Behörden. Für Kundenunternehmen,<br />

Lieferanten oder Geschäftspartner,<br />

die in diesen Listen<br />

aufgeführt sind, besteht entweder<br />

eine Meldepflicht an die US-Behörde,<br />

eine Bewilligungspflicht oder sogar<br />

ein Verbot des Geschäfts.<br />

Das US-Exportrecht gilt unter Umständen<br />

auch, wenn ein Unternehmen<br />

Standorte oder Beteiligungen in den<br />

USA unterhält, wenn ein US-Unternehmen<br />

an der Gesellschaft beteiligt<br />

ist oder wenn ein Unternehmen<br />

US-Staatsbürger oder auch nur Inhaber<br />

einer "US-Greencard" beschäftigt.<br />

So kann z.B. ein Vortrag im Ausland<br />

über bestimmte wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse durch einen US-amerikanischen<br />

Mitarbeiter eines deutschen<br />

Unternehmens eine Exportlizenz<br />

benötigen („deemed export“).<br />

C-TPAT etc.<br />

Aber auch der Export in die USA ist<br />

nicht hürdenfrei. Die Bestimmungen<br />

des Zollpartnerschaftsabkommens<br />

C-TPAT und der elektronischen Voranmeldung<br />

von Warenimporten<br />

Ich liebe meinen kreativen<br />

Freiraum beim Arbeiten.<br />

Du auch?<br />

sollten bekannt sein. Die Einfuhr von<br />

Lebensmitteln und Pharmaprodukten<br />

in die USA stellt hohe Anforderungen.<br />

Die Vorgaben der amerikanischen<br />

Lebens- und Arzneimittelaufsicht<br />

"Food and Drug-Administration" (FDA)<br />

Ebenso das Ausstellen eines Produkts<br />

im Rahmen einer Messe außerhalb<br />

Deutschlands. Auch der grenzüberschreitende<br />

Versand von Produktbeschreibungen<br />

oder die Information<br />

eines ausländischen Staatsangehörigen<br />

über Merkmale des Produkts können<br />

einen Export nach US-Recht darstellen.<br />

Die Verpflichtungen betreffen<br />

auch deutsche Unternehmen, die lediglich<br />

Produkte und Dienstleistungen<br />

in andere EU-Länder verbringen.<br />

Maria<br />

Head of Final Engineering<br />

KNAPP AG<br />

Besondere Regeln sind ebenfalls bei<br />

den internen Abläufen innerhalb exportierender<br />

Unternehmen zu beachten.<br />

Unter anderem müssen bei der<br />

Produktion bestimmter in den USA gelisteter<br />

Güter besondere Sicherheitsstandards<br />

bezüglich Zutrittes, Organisation<br />

und Auswahl der Mitarbeiter<br />

beachtet werden.<br />

knapp.com/karriere<br />

#weareknapp<br />

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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S52<br />

müssen ebenso erfüllt werden, wie die des<br />

US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums<br />

(USDA) und der amerikanischen Zollbehörde<br />

CBP (Customs Border Protection).<br />

Eine richtige, vollständige und schlüssige<br />

Dokumentation ist entscheidend für eine<br />

schnelle, termingerechte Lieferung und<br />

den Zugang zum US-amerikanischen Markt.<br />

Bei verschiedenen Waren muss eine Importlizenz<br />

ebenso wie Adressen und FDA<br />

Registriernummern des Exporteurs, Herstellers,<br />

Importeurs und Empfängers vorliegen.<br />

Der Warenursprung muss lückenlos belegt<br />

werden.<br />

Drawback-Verfahren<br />

Interessante finanzielle Vorteile ergeben<br />

sich für Exporteure, die Waren in den USA<br />

veredeln und dann weiter nach Lateinamerika<br />

oder Kanada verkaufen. Das<br />

Drawback-Verfahren bietet die Option,<br />

bei der CBP die Erstattung von bereits<br />

gezahlten Einfuhrabgaben beim Reexport<br />

veredelter, nicht benötigter oder defekter<br />

Waren („Manufacturing Drawback“,<br />

„Unused Merchandise Drawback“,<br />

„Substitution Drawback“) zu beantragen.<br />

Die Zollbehörde erstattet im Regelfall<br />

99% der gezahlten Einfuhrzölle.<br />

Bei „Unused Merchandise Drawback“ werden<br />

überdies auch die Zollabfertigungsgebühren<br />

(merchandise processing fees)<br />

erstattet. Grundsätzlich ist es am Exporteur<br />

der Einfuhrwaren oder gleichartiger Waren,<br />

die Erstattung zu beantragen.<br />

Spezialschulung tut not<br />

Zahlreiche Firmen, Institutionen und Verbände<br />

bieten in Deutschland Schulungen<br />

im Bereich Exportklassifizierung und -verzollung,<br />

Compliance, Freihandelsabkommen<br />

u.ä. für Fach- und Führungskräfte an.<br />

Die Global Trade Academy von E2open<br />

(ehem. Amber Road, mit Hauptsitz in New<br />

Jersey USA) hat sich vor allem auf USA fokussierte<br />

Themen und den globalen Handel<br />

mit Dual-Use-Gütern spezialisiert. Kostenlose<br />

Webinars zu aktuellen Themen wie neue Gesetzesvorschriften,<br />

Sanktionen oder Zölle,<br />

Brexit und Incoterms 2020 bieten viel Raum<br />

für die Beantwortung individueller Fragen<br />

aus dem Berufsalltag. Seminare und Konferenzen<br />

werden in verschiedenen Ländern<br />

(in Nordamerika, Asien und Europa) sowie<br />

Sprachen zu Themen des internationalen<br />

Handels, Außenhandelsmanagement, Supply-Chain-<br />

Management, Import- und Exportkontrollen,<br />

Zollabwicklung, Freihandelsabkommen,<br />

Präferenzabwicklung und Trade<br />

Compliance Management angeboten.<br />

Darüber hinaus ist die Global Trade Academy<br />

seit Jahren erfolgreich mit Online Trainings<br />

und Präsenzveranstaltungen, die zum<br />

Teil speziell auf individuelle Firmenbedürfnisse<br />

zugeschnitten werden. Zum Schulungsprogramm<br />

gehören auch drei Intensivkurse<br />

mit Abschlusszertifikat. Hier liegt der Fokus<br />

auf global standardisierter HS-Klassifizierung<br />

und Tarifierung, Exportkontrollrecht (USA,<br />

EU etc.) und Drawback-Verfahren (USA).<br />

Zum Selbststudium dient die Lernplattform<br />

„Learning Management System“ (LMS).<br />

Sie gewährt Zugriff auf eine Bibliothek mit<br />

bereits abgehaltenen Online-Seminaren<br />

zum Themenzyklus Handelsrecht Im- und Export.<br />

Das gesamte Schulungsprogramm ist<br />

auf den Praxisalltag ausgerichtet. Die Kurse<br />

kosten zwischen 600 und 3000 USD/Person.<br />

Fazit<br />

Fundiertes Wissen im internationalen Handelsrecht,<br />

insbesondere in Bezug auf Ihre<br />

Lieferländer und Absatzmärkte, ist essenziell<br />

für reibungslose und rechtssichere Geschäftsabläufe.<br />

Angesicht des zunehmenden<br />

Protektionismus weltweit und immer<br />

mehr Vorschriften und Verordnungen im<br />

Welthandel wächst die Bedeutung von<br />

Schulungen, Auffrischungskursen und einer<br />

generellen Sensibilisierung für Trade-Compliance-Themen.<br />

Trade Compliance ist für<br />

Firmen Voraussetzung für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit,<br />

bringt aber neben der<br />

Strafvermeidung keinen messbaren Wettbewerbsvorteil.<br />

Daher tun sich viele Firmen<br />

schwer, die notwendigen Mittel für Schulungen<br />

bereit zu stellen. Andererseits sind gute<br />

Fachkenntnisse Voraussetzung für die anstehende<br />

digitale Transformation und Automatisierung<br />

aller Geschäftsprozesse. (US)


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<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S54<br />

Menschen in Bewegung<br />

EDOARDO PODESTÁ<br />

CHIEF OPERATIONS<br />

OFFICER (COO)<br />

DACHSER<br />

Mit Edoardo Podestá übernimmt ein erfahrener<br />

Dachser-Manager die Führung<br />

des weltweiten Luft- und Seefrachtgeschäfts.<br />

Der 57-jährige Italiener ist<br />

bereits 2003 im Rahmen der Führung<br />

des von Dachser übernommenen Joint<br />

Ventures ‚Züst Ambrosetti Far East Ltd.“<br />

in die Dachser-Organisation eingetreten.<br />

Podestá löst damit Jochen Müller<br />

ab, der die Position bisher innehatte.<br />

KAI HANSEN<br />

SENIOR COMMER-<br />

CIAL MANAGER<br />

DP WORLD<br />

Der Logistik-Dienstleister DP World Inland<br />

verstärkt sein Leadershipteam<br />

in Deutschland. Mit Wirkung zum 1.<br />

Oktober <strong>2019</strong> wird der Experte für intermodale<br />

Verkehre, Kai Hansen (52),<br />

seine neue Position als Senior Commercial<br />

Manager aufnehmen und die Vertriebsaktivitäten<br />

für DP World Inland in<br />

Hamburg weiter ausbauen.<br />

ANDREAS KAYSER<br />

HEAD OF GLOBAL<br />

AIR FREIGHT<br />

FREIGHTHUB<br />

FreightHub, die erste digitale Spedition<br />

Europas, hat ihren Luftfrachtbereich in<br />

den vergangenen Monaten deutlich<br />

ausgebaut. Infolgedessen wird der<br />

international bestens vernetzte Logistiker<br />

Andreas Kayser (39) die Führungsebene<br />

als Head of Global Air Freight<br />

erweitern. Der Betriebswirt mit Fachrichtung<br />

Verkehrswirtschaft, Logistik verfügt<br />

langjährige Erfahrung in den Bereichen.<br />

RAINER LIEBHART<br />

AIR CARGO<br />

LOGISTICS<br />

LUFTHANSA INDUSTRY<br />

SOLUTIONS (LHIND)<br />

Rainer Liebhart (44) übernimmt ab sofort<br />

die Leitung der neu strukturierten<br />

Business Unit „Air Cargo Logistics“ der<br />

Lufthansa Industry Solutions (LHIND).<br />

Rainer Liebhart tritt die Nachfolge von<br />

Dr. Peter Rothenberger an, der nach<br />

knapp 30 Jahren Tätigkeit in der Lufthansa<br />

Group Ende des Jahres in den<br />

Vorruhestand gehen wird.<br />

TIM BEAUDIN<br />

CHIEF EXECUTIVE<br />

OFFICER<br />

P3 LOGISTIC PARKS<br />

P3 Logistic Parks, ein europäischer Entwickler<br />

und Investor von Logistikimmobilien,<br />

hat Tim Beaudin als neuen<br />

globalen Chief Executive Officer vorgestellt.<br />

Mit Wirkung zum 1. Oktober<br />

<strong>2019</strong> nimmt Goh Kok Huat, der ehemalige<br />

Chief Operating Officer von GIC<br />

(Government of Singapore Investment<br />

Corporation), die Position des Vorstandsvorsitzenden<br />

ein.<br />

INGO BLUM<br />

HEAD MARKETING<br />

SCHÖLER<br />

FÖRDERTECHNIK<br />

Die Schöler Fördertechnik AG stellt<br />

ihr Marketing neu auf und engagiert<br />

Ingo Blum für die strategische Leitung<br />

der Abteilung. Durch die enge Zusammenarbeit<br />

von Ingo Blum und Susanne<br />

Stegmüller, Leitung Kommunikation, soll<br />

das Marketing zur integrativen Instanz<br />

zwischen der Vertriebs-, Verkaufs- und<br />

Technikabteilung des Logistikexperten<br />

werden.<br />

CHRISTOPH HUBER<br />

VORSITZENDER GF<br />

MAN TRUCK & BUS<br />

Zum 01. Oktober <strong>2019</strong> hat Christoph<br />

Huber als Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

die Leitung der MAN Truck &<br />

Bus Deutschland GmbH übernommen.<br />

Der Vertriebsexperte folgt damit auf<br />

Holger Mandel, der in den Vorstand der<br />

MAN Truck & Bus SE wechselt. Christoph<br />

Huber leitet seit 2016 den Vertrieb von<br />

Lastwagen und Transportern für MAN<br />

Truck & Bus Deutschland GmbH<br />

JEAN-SÉBASTIEN<br />

DURAND<br />

STRATEGY MARKETING<br />

FRAIKIN GROUP<br />

Jean-Sébastien Durand hat bei der<br />

französischen Nutzfahrzeugvermieterin<br />

Fraikin Group die Leitung der neugeschaffenen<br />

Abteilung “Strategy &<br />

Marketing“ übernommen. Als Mitglied<br />

des Group`s Executive Committee berichtet<br />

er direkt an Fraikin-CEO Philippe<br />

Mellier. Durand war zuletzt Managing<br />

Director von DriveOne.


UPS hat Suzanne Lindsay-Walker zum<br />

UPS Chief Sustainability Officer (CSO)<br />

und Vice President of Environmental<br />

Affairs ernannt. In dieser Funktion folgt<br />

sie Tamara Barker, einer UPS Veteranin,<br />

die 32 Jahre im Unternehmen gearbeitet<br />

hat und kürzlich in den Ruhestand<br />

gegangen ist. Suzanne Lindsay-Walker<br />

wird für Richtlinien und Programme verantwortlich<br />

sein.<br />

SUZANNE LIND-<br />

SAY-WALKER<br />

SUSTAINABILITY O<br />

CHIEF FFICER<br />

UPS<br />

Das Logistik Netzwerk Thüringen (LNT)<br />

hat Margarita Maria Cajamarca Salem<br />

die Leitung der Geschäftsstelle übertragen.<br />

Das Branchencluster soll unter der<br />

Führung der 31-jährigen weiter an Attraktivität<br />

gewinnen und seinen eingeschlagenen<br />

Wachstumskurs fortsetzen.<br />

Zu ihren Aufgaben gehören unter anderem<br />

die Organisation und Weiterentwicklung<br />

.der Branchenthemen.<br />

CAJAMARCA SALEM<br />

LEITUNG<br />

<strong>LOGISTIK</strong> NETZWERK<br />

THÜRINGEN<br />

Markus Pütz (51) hat zum 1. September<br />

<strong>2019</strong> die Position des Chief Commercial<br />

Officer bei der Schenker Deutschland<br />

AG für das Cluster DE/CH übernommen.<br />

Er tritt damit die Nachfolge von Rainer<br />

Götz an, der zeitgleich in den Ruhestand<br />

eingetreten ist. Markus Pütz ist<br />

seit mehr als 20 Jahren bei DB Schenker<br />

und in dieser Zeit in verschiedenen<br />

Positionen im Bereich Sales tätig<br />

MARKUS PÜTZ<br />

CHIEF COMMERCIAL<br />

OFFICER<br />

SCHENKER<br />

Dr. Lars Brzoska hat wie das Amt des<br />

Vorsitzenden des Vorstands der Jungheinrich<br />

AG übernommen. Der 46-jährige<br />

Betriebswirt ist seit 2014 Mitglied<br />

des Vorstandes des Lösungsanbieters<br />

für die Intralogistik aus Hamburg. Bis<br />

Sommer 2018 leitete er erfolgreich das<br />

Vertriebs-Ressort, anschließend übernahm<br />

er die Verantwortung für den<br />

Vorstandsbereich Technik.<br />

LARS BRZOSKA<br />

VORSITZENDEN DES<br />

VORSTANDS<br />

JUNGHEINRICH<br />

Die Trans Global Projects Group (TGP),<br />

ein internationaler Spezialist für Projektlogistik<br />

mit Hauptsitz in England,<br />

hat Martin Ollmann zum zweiten Geschäftsführer<br />

für seine deutschen<br />

Unternehmen Trans Global Projects<br />

GmbH und Natco GmbH ernannt.<br />

Ollmann leitet die beiden Unternehmen<br />

mit sofortiger Wirkung gemeinsam mit<br />

Christian Hager.<br />

MARTIN OLLMANN<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

TRANS GLOBAL PRO-<br />

JECTS GROUP (TGP)<br />

Die Geschäftsführung der DPD<br />

Deutschland GmbH bekommt ab sofort<br />

Verstärkung durch Eric Malitzke<br />

(46). Nach einer mehrmonatigen Einarbeitungsphase<br />

übernimmt er Anfang<br />

2020 als CEO von DPD Deutschland<br />

den Vorsitz der Geschäftsführung. Eric<br />

Malitzke war seit 2015 als CEO von<br />

Fiege Schweiz für die internationale<br />

Fiege-Gruppe tätig.<br />

ERIC MALITZKE<br />

GESCHÄFTSFÜH-<br />

RUNG DER DPD<br />

DEUTSCHLAND<br />

Heinz Senger-Weiss (44) kündigt seinen<br />

Rückzug aus der operativen Geschäftsleitung<br />

von Gebrüder Weiss an. Der Geschäftsführer<br />

Air & Sea wird das Transport-<br />

und Logistikunternehmen zum<br />

31. Dezember <strong>2019</strong> aus persönlichen<br />

Gründen verlassen. Zum 1. September<br />

<strong>2019</strong> übernahm Dr. Lothar Thoma (52)<br />

seine Tätigkeit bei Gebrüder Weiss im<br />

Bereich Air & Sea.<br />

LOTHAR THOMA<br />

LEITUNG AIR & SEA<br />

GEBRÜDER WEISS<br />

Mit Oktober wird Michael Lütjann Chief<br />

Information Officer (CIO) der Nagel-<br />

Group. Durch die neu geschaffene Position<br />

treibt der Lebensmittellogistiker die<br />

Entwicklung seiner IT weiter voran. Zuletzt<br />

wirkte er als CIO bei Imperial Logistics<br />

International und verantwortete zuvor<br />

als Senior Vice President IT Management<br />

Logistics bei Schenker die globale<br />

IT Organisation.<br />

MICHAEL LÜTJANN<br />

CHIEF INFORMATION<br />

OFFICER<br />

NAGEL-GROUP


<strong>LOGISTIK</strong> EXPRESS<br />

STRATEGIE<br />

wikifolio-Indexzertifikat<br />

Der Markt zur privaten<br />

Kapitalanlage befindet<br />

sich in einem Umbruch.<br />

FinTech-Unternehmen fordern<br />

die klassischen Anbieter heraus.<br />

Mit der <strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong><br />

Strategie wollen wir in die<br />

Branche investieren und mit<br />

aktivem Trading ein alternatives<br />

Portfolio anbieten...<br />

E-Mail: info@logistik-<strong>express</strong>.at<br />

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