Tag des Handels, eCommerce Logistik-Day, Chinas e-Commerce Boom, Binnenschifffahrt, BREXIT, MERCOSUR, ASEAN
ABS. LOGISTIK EXPRESS | HAMEAU STRASSE 44 | 1190 WIEN | AUSTRIA
Heft 4/2019
Gestalten Sie
die Zukunft
i
Tag des Handels
Chinas e-Commerce Boom
eCommerce Logistik-Day
Rettungsanker Binnenschifffahrt
BREXIT | MERCOSUR | ASEAN
Themen
#retail
#ecommerce
#intralogistics
#transportlogistics
#worldtrade
#management
LOGISTIK express 4/2019 | S2
LOGISTIK EXPRESS
STRATEGIE
wikifolio-Indexzertifikat
Der Markt zur privaten
Kapitalanlage befindet
sich in einem Umbruch.
2019 / 2020 MESSEN EVENTS ORT INTERNET
23. bis 25.Oktober DEUTSCHER LOGISTIK KONGRESS 2019 Berlin www.bvl.de
07. November TECH DAY 2019 Wien www.handelsverband.at
07. November STEIRISCHER LOGISTIK TAG + AUTOMOTIVE DAY Graz www.bvl.at
FinTech-Unternehmen fordern
die klassischen Anbieter heraus.
20. bis 21. November DEUTSCHER HANDELS KONGRESS 2019 Berlin www.handelskongress.de
26. bis 27. November EXCHAINGE 2019 Frankfurt www.exchainge.de
Mit der LOGISTIK express
Strategie wollen wir in die
Branche investieren und mit
aktivem Trading ein alternatives
Portfolio anbieten...
10. bis 12. März LOGIMAT 2020 Stuttgart www.logimat-messe.de
24. März HANDELSKOLLOQUIUM Wien www.handelsverband.at
20. bis 24. April HANNOVER MESSE 2020 Hannover www.cemat.de
23. bis 24. April BVL LOGISTIK DIALOG Wien www.bvl.at
16. Juni LOGISTIK-FUTURE LAB + LOGISTIK-PREIS Linz www.vnl.at
17. Juni VNL LOGISTIK-TAG Linz www.vnl.at
17. Juni ECOMMERCE DAY Wien www.handelsverband.at
INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM
INHALT LE 4/2019
Sehr geehrte
LeserInnen!
02 Termine & Events
04 Das Problem mit der unliebsamen Macht und den Männern
06 Retail isn't dead...
12 Chinas E-Commerce-Boom ... Lager & Transportlogistik benötigt.
16 eCommerce Logistik-Day: Wachstum mit Köpfchen begegnen
20 Greta an Bord! Ist Binnenschifffahrt der Rettungsanker fürs Klima?
22 Deutliche Preissteigerungen im Weltpostnetz ab 2020
24 Doppelte Schlagkraft für den digitalen Handel in Europa
26 Brexit - wann – wie - eine unendliche Geschichte
30 «Grüner» Treibsand bremst Außenhandel
32 EU und EFTA buhlen um Verbraucher im Mercosur
36 EXCHAiNGE: „New Work & Digital Business“
40 Schaeffler Distributionszentrum - Für alle Fälle gerüstet
42 Wehkamp - In nur 30 Minuten versandbereit
44 Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine im Lager
48 Vorteile einer automatisierten Kreditorenbuchhaltung
50 Sind Ihre Mitarbeiter fit im US – Außenhandelsrecht?
54 Menschen in Bewegung
Mit dieser 4. Ausgabe setzen
wir einen Abschluss unter
ein ereignisreiches Logistikjahr.
So konnten wir am spannenden
eCommerce Logistik-Day in Wien die
Medienkooperation HJS Media World
Horvath – Jaklitsch – Schlobach
vorstellen sowie für 2020 starke Akzente
setzen - beginnend mit einem Business
Special zur Messe LogiMAT.
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Website www.journalismus.at und
überzeugen Sie sich vom umfangreichen
crossmedialen Kommunikationsangebot
- mit dem wir die Reichweiten
in der DACH-Region deutlich erhöhen.
Diesbezüglich freuen wir uns auf interessante
Gespräche auf dem BVL-Kongress
in Berlin sowie auf der LogiMAT.
Außerdem laden wir Sie herzlich dazu
ein, auf der 2. Logistikreise für den
Online- und Omnichannel-Handel
vom 12. bis 14. Februar 2020 dabei
zu sein. Infos und Anmeldungen unter:
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LOGISTIK express informiert
fachlich, sachlich, aktuell.
Markus Jaklitsch
i
NEWS logistik-express.com
JOBS jobs.logistik-express.com
B2B network.logistik-express.com
EPAPER epaper.logistik-express.com
eCommerce Logistik-Day
IMPRESSUM
Medieninhaber, Herausgeber: Markus Jaklitsch
Redaktion: Angelika Gabor, Dirk Ruppik, Peter
Baumgartner, Karin Walter
Grafik: Margenta / GettyImages, istockphoto
Hameaustraße 44, 1190 Wien, Austria
T: +43 (0)676 7035206
E-Mail: info@logistik-express.at
https://logistik-express.com
LOGISTIK express 4/2019 | S4
Das Problem mit der unliebsamen
Macht und den Männern
Egal, wohin man blickt, es kracht. Der Amazonas brennt, das Wirtschaftswachstum
flaut ab, Rohstoffe werden teils rar, die EU zerfällt und vom Weltfrieden sind wir
so weit weg wie schon lang nicht mehr. Waren es lange Zeit fanatische Religionsanhänger,
die für Chaos und Zerstörung sorgten, sind es nun wieder ein paar
wenige machthungrige Männer, die für den eigenen Vorteil über Leichen gehen.
REDAKTION: ANGELIKA GABOR
ANGELIKA GABOR
REDAKTION
LOGISTIK EXPRESS
In grauer Vorzeit standen Stammeskämpfe
auf der Tagesordnung – oder gemeinsam
organisierte Großwildjagden. Im Laufe der
Jahrhunderte und mit der Industrialisierung
wurde beides obsolet, dafür etablierten sich
Ball- und andere Mannschaftssportarten, bei
denen Männer ihren Dampf ablassen und
sich untereinander messen konnten. Vielleicht
sollten Bolsonaro, Trump, Erdogan, Johnson,
Putin, Xi Jinping, Kim Jong-un und Orbán einfach
mal gemeinsam Fußball spielen? Denn
offensichtlich haben sie alle etwas gemeinsam:
eine unstillbare Gier nach Macht. Die
Liste ist natürlich lange nicht vollzählig, aber
diese hier genannten Männer sitzen alle an
politischen Schaltpositionen, von wo aus sie
unfassbares Leid – direkt oder indirekt, körperlich
oder seelisch – verursachen. Natürlich
handeln alle aus bestem Wissen und Gewissen,
und bestimmt geht es keinem davon um
persönliche Bereicherung...
Ein ebenfalls (zumindest noch bis Ende Oktober)
sehr mächtiger Mann, der vielleicht auch
mit Fußball spielen sollte, ist der scheidende
EZB-Chef Mario Draghi, personifiziertes Feindbild
aller Sparer und Vorsorgekassen. Trotz
reichlicher Proteste auch aus den eigenen
Reihen wurde in der Zinssitzung im September
wieder ein umfassendes Paket zur Stützung
der schwächelnden Konjunktur beschlossen.
Ein Schwerpunkt aus dem Maßnahmenbündel
ist, ab November monatlich Staatsanleihen
und weitere Wertpapiere im Volumen
von 20 Milliarden Euro (!!) zu erwerben – und
zwar bis auf Weiteres. Dabei halten sich die
durch diese Maßnahme messbaren positiven
Wachstumseffekte Experten zufolge wirklich
in Grenzen. Vielleicht hätte Herr Draghi sich
mal den Maastricht-Vertrag zu Gemüte führen
sollen? Darin steht nämlich dezidiert
festgeschrieben, dass eine monetäre Staatsfinanzierung
durch die Geldpolitik verboten
ist und die EU ausdrücklich KEINE Fiskal- oder
Transferunion sein soll – ohne gemeinschaftliche
Haftung und Risikoübernahme. Ob die
erste Frau an der Spitze des Europäischen
Zentral-Billionengrabes, Christine Lagarde,
da aufmischen oder mitmischen wird, bleibt
abzuwarten, die Chancen stehen aktuellen
Einschätzungen zufolge 50:50.
Palmöl, das flüssige Gold?
Letzte Woche habe ich versucht, eine Margarine
zu finden, in der kein Palmöl enthalten
ist – leider erfolglos. Heimlich, still und leise hat
sich das Palmöl in unzählige Produkte eingeschlichen
– egal ob Backwaren, Kosmetika
oder auch Reinigungsmittel. Der Hauptgrund
dafür: es ist irrsinnig billig im Vergleich zu anderen
Ölen, und das, obwohl es erst aus Indonesien,
Malaysien oder anderen tropischen
Gebieten zu uns gekarrt werden muss. Sonnenblumenöl,
das man statt dessen in vielen
Bereichen verwenden könnte, wächst vor
unserer Haustüre. Aktuell sind rund 30 Prozent
des weltweit angebauten Pflanzenöls Palmöl
– Tendenz steigend. Dabei steckt es voller
gesättigter Fettsäuren, die enthaltene Palmitinsäure
kann die körpereigene Produktion
von Cholesterin anregen. Aber der größte
Nachteil des Palmöls ist die mit dem Anbau
der Ölpalmen verbundene Abholzung des
Regenwaldes in den Herkunftsländern. Leidtragende
sind nicht nur die vertriebenen
(oder getöteten) Tiere, auch die Bauern können
aufgrund des starken Preisdrucks finanziell
kaum überleben. Und ein weiterer, nicht
ganz unwichtiger Aspekt, der beispielsweise
dem ultrarechten brasilianischen
Politiker Jair Bolsonaro völlig egal ist: der
Amazonas, Heimat von drei Millionen (!)
Arten von Pflanzen und Tieren, ist eine
der Lungen des Planeten und trägt
einen wesentlichen Beitrag zum Weltklima
bei. In diesem Augenblick lodern
unzählige Brände im Regenwald (und
nicht nur im Amazonasgebiet, auch
in Kalifornien, Australien und in Sibirien
wüten Feuer), doch das kommt dem
Politiker, dem indigene Völker und Umweltschutzorganisationen
seit jeher ein
Dorn im Auge sind, nur gelegen. Sein
Ziel ist die Unterstützung der Agrarund
Bergbaukonzerne, um das Bruttoinlandsprodukt
zu steigern. Einer der
„Erfolgsfaktoren“ hierbei ist Palmöl, für
dessen Anbau große Flächen benötigt
werden...
Ein kleines Rechenbeispiel gefällig?
Schätzungen zufolge sind 90 bis 140
Milliarden Tonnen Kohlenstoff im Regenwald
des Amazonasbeckens
gebunden. Forscher gehen davon
aus, dass bei Brandrodung der Hälfte
davon etwa 150 Milliarden Tonnen
CO2-Äquivalente in die Atmosphäre
freigesetzt würden. Das entspricht ungefähr
dem Vierfachen des derzeitigen
CO2-Jahresausstoßes der gesamten
Menschheit.
Das Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5
Grad Celsius zu begrenzen, ist damit
so gut wie unmöglich zu erreichen (ok
zugegeben, ist es ohne diese Rodung
leider auch). Dem Herrn Bolsanaro ist
das egal. Aber uns sollte es nicht egal
sein! Wenn jeder Einzelne mehr darauf
achtet, was in den Lebensmitteln
enthalten ist, die er konsumiert, und
Produkte mit Palmöl schlicht und ergreifend
nicht mehr kauft, dann wird es
sich nicht mehr auszahlen, diese zu produzieren.
Es gibt genug andere Güter,
die wir um die Welt transportieren können,
Palmöl muss echt nicht sein.
Fluch oder Segen?
Tauschhandel ist beinahe so alt wie
die Menschheit. Seit dem Ende des 18.
Jahrhunderts – erste Blütezeit des Fernhandels
– hat sich viel getan. Waren
werden in kürzester Zeit und auf unterschiedlichen
Transportwegen in aller
Herren Länder verteilt.
Eigentlich sollten Handelsbeziehungen
die Zusammenarbeit von Ländern
vertiefen und kriegerische Auseinandersetzungen
verhindern. Doch immer
öfter werden sie zu Druckmitteln und für
Machtkämpfe verwendet. Die seit Jahren
anhaltenden Sanktionen gegen
Russland, den Iran und Nordkorea
sind stets präsente Beispiele dafür.
Die USA und die Türkei, eigentlich seit
über 60 Jahren NATO-Partner, lassen
gerade die Muskeln spielen, während
in Syrien die Kurden – tapfere Kämpfer
gegen den IS und somit Partner der
USA - dem Genozid preisgegeben sind.
Die EU, der die Türke angeblich lange
Zeit lang beitreten wollte (obwohl sie
bei ehrlicher Betrachtung meiner Meinung
nach geographisch und historisch
nicht zu Europa gehört), hält sich mit
Kritik vornehm zurück. Zu groß ist die
Angst, dass die Türkei die dort befindlichen
Flüchtlinge auf den Weg schickt.
Denn wenn es um Vorteile geht, dann
sind die EU-Mitglieder schnell zur Stelle,
wenn es aber um die gerechte Verteilung
von (aus welchem Grund auch
immer) hilfesuchenden Menschen
geht, dann ist die Zusammenarbeit
ganz schnell uninteressant.
Die aufstrebende Wirtschaftsmacht
China war lange Zeit konkurrenzlos auf
Einkaufstour in Afrika, doch irgendwann
ist das den Mächtigen in Europa und
auch in den USA sauer aufgestoßen.
Der Handelskonflikt zwischen den USA
und China hat natürlich ganz andere
Beweggründe. Und auch der Konflikt
zwischen Saudia-Arabien hat mit
Sicherheit nicht mit Öl zu tun.
Diese Aufzählung lässt sich beliebig
fortsetzen. So rasant sich die Technologie
in den letzten 200 Jahren weiterentwickelt
hat, irgendwas ist in dieser Zeit
auch verloren gegangen. Und damit
meine ich nicht das Artensterben... es
gibt viele schlaue Sprüche, die an dieser
Stelle passen würden, aber eigentlich
ist es ganz simpel. Wenn nicht rasch ein
fundamentales Umdenken stattfindet,
dann schafft der Mensch sich selbst
ab. Würde nur ein Bruchteil der weltweiten
Rüstungsausgaben (die jährlich
steigen) dafür verwendet werden, das
Klima zu retten, Armut zu bekämpfen
und Städte wieder aufzubauen statt
zu zerbomben, dann könnten auch
unsere Kindeskinder noch das Leben
genießen. (AG)
LOGISTIK express 4/2019 | S6
Retail isn't dead...
"Retail verändert sich, und damit auch der Standort Österreich", so leitete
Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des österreichischen Handelsverbands den
TAG DES HANDELS 2019 ein, der mit 200 Besuchern an den Erfolg der letzten Jahre
anknüpfte. "Vernetzen Sie sich, lernen Sie von den Besten und haben Sie keine
Angst vor der Zukunft", appellierte Mayer-Heinisch an die Teilnehmer, bevor er
das Wort mit seinem neuen Motto "Retail isn't dead – boring Retail is dead" an
Rainer Will übergab. BEITRAG: REDAKTION
Die Nationalratsabgeordnete Therese Niss,
ÖVP-Bereichssprecherin für Digitalisierung,
Forschung & Innovation, gab als wichtigstes
Ziel eine weitere Senkung der Steuerund
Abgabenquote, der KÖSt und der
Lohnnebenkosten aus. Zur Bekämpfung des
Fachkräftemangels setzt sie insbesondere
auch mehr Bildung bzw. Weiterbildung. "Wir
brauchen innovativere Schulen, es darf niemand
die Schule verlassen, der nicht zumindest
lesen und schreiben kann", so Niss.
Der Präsident des Sozialdemokratischen
Wirtschaftsverbandes und SPÖ-Nationalratsabgeordnete
Christoph Matznetter gab
ebenfalls das Steuerthema sowie eine Stärkung
der KMU als oberste Priorität aus. "Die
Steuerspirale nach unten muss endlich aufhören!
Hier braucht es ein resolutes Vorgehen",
so der Vizepräsident der Wirtschaftskammer
Österreich.
RAINER WILL
GESCHÄFTSFÜHRER
HANDELSVERBAND
Ein erstes Highlight war das mit
Spannung erwartete Polit-Podium
mit hochrangigen Vertretern
der sechs bundesweit zur Nationalratswahl
antretenden Fraktionen –
Therese Niss (ÖVP), Christoph Matznetter
(SPÖ), Reinhard Pisec (FPÖ), Karin Doppelbauer
(Neos), Bernd Nussbaumer (Liste
Jetzt) und Michel Reimon (Die Grünen).
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will
moderierte die Podiumsdiskussion und
übergab den sechs Spitzenpolitikern bei
dieser Gelegenheit auch gleich das Bürokratiepapier
des Handelsverbandes,
welches gemeinsam mit allen Händlern
entwickelt worden war.
Bundesrat Reinhard Pisec, Industriesprecher
der FPÖ, bedankte sich zunächst beim
Handelsverband für den erfolgreichen
Kampf für mehr FairPlay und gegen unfaire
Geschäftsbedingungen auf dem Amazon
Marketplace. Er forderte eine faire Besteuerung
internationaler Tech-Giganten und
mehr Steuergerechtigkeit. "Wir müssen die
Steuersätze für heimische Betriebe senken,
damit die Steuerbelastung in Österreich im
internationalen Vergleich wieder wettbewerbsfähig
wird", so Pisec.
Die Neos-Nationalratsabgeordnete und
Bio-Bäuerin Karin Doppelbauer legte den
Fokus auf das Neos-Kernthema Bildung.
"Bildung ist entscheidend für unseren künftigen
Wohlstand", so die Sprecherin für
Budget, Landwirtschaft & Konsumentenschutz.
Sie forderte auch flächendeckende
Kinderbetreuungseinrichtungen sowie das
deutsche 3+2 Modell im Bereich der Lehre
für Asylwerber. "Die Überarbeitung der
Gewerbeordnung sowie die Abschaffung
der Kammerpflicht sind für uns ebenfalls
Kernthemen", versicherte Doppelbauer.
Der Ökonom Bernd Nussbaumer von der
Liste Jetzt forderte u.a. eine rasche Entlastung
des Faktor Arbeit sowie der heimischen
KMU. Zweiter wichtiger Punkt war die
Einführung der digitalen Betriebsstätte – v.a.
um Steuergerechtigkeit für die Amazons
und Alibabas der Welt sicherzustellen.
"Steuern sollten dort entrichtet werden, wo
auch der Umsatz anfällt", so Nussbaumer.
Als drittes Kernthema gab der gebürtige
Oberösterreicher die Innovation an: "Wir
müssen stärker in nachhaltige Technologien
investieren!"
Der ehemalige EU-Abgeordnete Michel
Reimon (Die Grünen) bewertete Steuersenkungen
hingegen als kontraproduktiv, da
damit lediglich ein EU-weiter Steuerwettlauf
nach unten befeuert werde. Was die heimischen
Händler von einer Regierungsbeteiligung
der Grünen erwarten dürfen? "Wenn
Sie möglichst billigen Ramsch aus dem
Ausland importieren und verkaufen wollen,
dann werden Sie mit den Grünen keine
große Freude haben. Wir wollen Händler
fördern, die auf heimische Zulieferer setzen",
so Reimon. Grundsätzliche Einigkeit
herrschte bei den sechs Polit-Profis in puncto
Verschlankung der Kammerstrukturen. Auf
eine möglichst rasche Abschaffung der
Mietvertragsgebühr konnten sich alle Parteien
mit Ausnahmen der Grünen einigen.
Als Händler sichtbar sein
Google Maps-Experte Til Kreiler & Matthias
Zacek, Head of Business Development bei
g-Xperts.net, erläuterten in ihrer gemeinsamen
Keynote die zentrale Bedeutung
von Business Location Services als Erfolgsfaktor
im Handel. Aktuelle Standortdaten in
Google Maps sind das A und O, um
als Händler mehr Traffic zu generieren.
Omnichannel lautet das zentrale Zauberwort,
insbesondere die positiven Effekte
von digitalen Touchpoints auf den stationären
Geschäftserfolg. "Mehr als die Hälfte
aller stationären Umsätze sind mittlerweile
digital beeinflusst", bestätigte Zacek.
LOGISTIK express 4/2019 | S8
Der österreichische Handelspreis 2019
geht an... Günther Helm
Im Rahmen des Tag des Handels wurde
auch die höchste Auszeichnung des heimischen
Handels verliehen, der Österreichischen
Handelspreis. Der niederösterreichische
Handelsmanager Günther Helm
wurde heuer für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Der studierte Jurist Günther Helm
war insgesamt 15 Jahre lang für den Lebensmitteleinzelhändler
Hofer tätig, davon
8 Jahre lang als Generaldirektor und CEO
der Hofer KG. Mitte 2019 übernahm er die
Funktion des Geschäftsführers bei der deutschen
Drogeriekette Müller.
Logistik: Zukunftsmarkt Zentral- & Osteuropa?
Joerg Kreindl, Senior Director Industrial
and Logistics CEE & SEE bei CBRE, sprach
in seiner Keynote über das Trend-Thema
Logistik-Immobilien in Zentral- und Osteuropa
(CEE). "Logistik und Office sind jene
Asset-Klassen, in welche in Europa derzeit
am liebsten investiert wird. Retail nimmt
hingegen ab", sagte der Experte. Ob die
Logistik bald zum Freiwild für Investoren aus
Asien werde? "Alibaba kommt stärker auf
den Markt, aber auch viele andere asiatische
Investoren werden immer aktiver", so
Kreindl.
Smarte Telecom-Daten für den Handel
Telekom-Urgestein Michael Reutterer, Head
of IoT & Big Data Sales bei Magenta Telekom,
ist ein absoluter Profi, wenn es um
den Aufbau neuer Geschäftsfelder für den
Businesskunden-Bereich geht. Sei aktuelles
Lieblingsthema: Footfall Analytics - die
Generierung von relevanten Daten aus
der Smartphone-Nutzung für den Handel.
Er hatte u.a. sechs Erfolgsstories im Gepäck,
von Werbemaßnahmen, Eventmarketing
und Zielgruppen über Standortentscheidungen
und Einzugsgebiete bis hin zur Performance-Messung.
Etwaige datenschutzrechtliche
Bedenken seien unbegründet:
"Alles was wir analysieren, entspricht den
gesetzlichen Vorgaben. Alle Daten bleiben
in Österreich im Datencenter. Alle Daten
werden anonymisiert", versicherte Reutterer.
"Es freut mich wirklich sehr, heute hier auf
der Bühne zu stehen und den Österreichischen
Handelspreis entgegenzunehmen.
Dies ist für mich eine große Motivation,
mein Engagement für den Handelsstandort
Österreich mit aller Kraft fortzusetzen, auch
von Deutschland aus. Herzlichen Dank für
diese großartige Auszeichnung auch an
den Handelsverband, der sich zur Speerspitze
unserer Interessenvertretung entwickelt
hat", so Günther Helm in seiner Rede.
"Günther Helm hat weit über den Tellerrand
der Branche geblickt und die gesamte Lebensmittel-Wertschöpfungskette
durch aktive
Beiträge nachhaltig geprägt. So wissen
die wenigsten, dass er der gedankliche
Gründungsvater der erfolgreichen Initiative
‚Land schafft Leben‘ ist", hob Rainer Will in
seiner Laudatio hervor.
Qualität "Made in Austria"
Welche Potenziale gibt es in der Zusammenarbeit
zwischen Landwirtschaft und
LEH? Diese Frage stand im Zentrum einer
hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion
mit Handelsverband-Vizepräsident Frank
Hensel, Josef Moosbrugger, Präsident der
österreichischen Landwirtschaftskammer,
Wirtschaftsjournalist Hanspeter Madlberger
und Hannes Royer, Gründer der Initiative
Land schafft Leben.
Die heimische Landwirtschaft könne
schlicht nicht mit den Weltmarktpreisen
mithalten, eröffnete Josef Moosbrugger
die Diskussion, das liege insbesondere an
den strukturellen Bedingungen. "Wir spüren
ganz stark, dass die Anforderungen an die
heimische Landwirtschaft in der Produktion
erhöht werden. Aber wenn dann ein Produkt
in Österreich plötzlich nicht mehr verfügbar
ist, werden minderwertige Produkte
aus dem Ausland importiert. Daher braucht
es eine Herkunftskennzeichnung", forderte
der LKO-Präsident. "Wir brauchen keine
Fleischsteuer, sondern Kostenwahrheit. Nur
so werden regionale Produkte wieder wettbewerbsfähiger."
Der Handel habe grundsätzlich kein Problem
mit einer verpflichtenden Lebensmittelkennzeichnung,
der große Widerstand
komme vielmehr von der Industrie und
der Gastronomie, entgegnete Handelsverband-Vizepräsident
Frank Hensel. "Eine
Partnerschaft funktioniert nur, wenn beide
Seiten davon profitieren. Genau so ist es
bei der langfristig gewachsenen Zusammenarbeit
zwischen Landwirtschaft und
Lebensmitteleinzelhandel", so der langjährige
Vorstandsvorsitzende von Rewe.
"Unser gemeinsames Interesse – die Wertigkeit
unserer Lebensmittel – müsste alle in der
Produktions- und Lieferkette vereinen, auch
die Politik. Wir müssen anders arbeiten als
der Weltmarkt. Diesen Weg des Anderssein
müssen wir gemeinsam durchsetzen, dann
können wir auch in Zukunft erfolgreich sein."
Der freie Wirtschaftsjournalist Hanspeter
Madlberger, Doktor der Handelswissenschaften
und seit über 40 Jahren ein fundierter
Branchenkenner, relativierte die
angebliche "Marktmacht" der führenden
heimischen Lebensmitteleinzelhändler. "Die
Marktmacht des Handels wird sehr gern
mit Marktanteilen in Verbindung gebracht.
Seitens der Landwirtschaft gibt’s da ein
sehr einseitiges Framing. Realistischerweise
geht es aber nicht nur um den Lebensmitteleinzelhandel,
sondern auch um den
Großhandel, um Convenience-Formate
und vor allem auch um die Gastronomie,
um Fleischer und Bäckereien. Wir müssen
schauen, wohin die Produkte der Landwirtschaft
fließen. Und da ist der LEH eigentlich
sekundär", so Madlberger.
"Wir haben Konsumenten, die Bio- und
Nachhaltigkeit in der Theorie gut finden,
aber in der Praxis des täglichen Einkaufs
leider oft zum Billigprodukt greifen", bedauerte
Hannes Royer, Gründer der unabhängigen
Initiative Land schafft Leben,
die allgegenwärtige Billig-Mentalität.
Sein Ziel: die Konsumenten darüber aufzuklären,
wie Lebensmittel heute tatsächlich
entstehen – fernab vom Kitsch der
TV-Werbung. "Wenn wir unseren Lebensmitteln
keine Wertigkeit mehr geben, wird
es auch für die heimischen Bauern immer
schwerer. Und wir zerstören damit unsere
eigene Lebensgrundlage", so Royer. Aber
auch die Gastronomie sei gefordert: "Als
Konsument habe ich im Gasthaus das
Recht zu erfahren, woher das Schnitzel
auf meinem Teller eigentlich herkommt."
LOGISTIK express 4/2019 | S10
20 Slides à 20 Sekunden
Im Pecha Kucha Format präsentierten sich
die Ottakringer Brauerei, ecosio, Loomis,
Kastner & Öhler und ACL advanced commerce
labs. Den Anfang machten Philip
Liegl, Gründer von ecosio, und Roland
Feichtenschlager, der als SAP-Teamlead
der Ottakringer Gruppe u.a. für die Weiterentwicklung
der betriebskritischen ERP-Systeme
und deren Support verantwortlich
zeichnet. Das Thema: Vom Tank zum Tisch
– EDI in der Getränkeindustrie am Beispiel
einer Wiener Traditionsbrauerei.
Im Anschluss sprach Michael Marschner
von Loomis über eines der Lieblingsthemen
von Frau und Herr Österreicher: Bargeld.
Der "LOOMIS SafePoint" – ein digitalisierter
Safe, der den stationären Händel
bei seinem Cash Management unterstützt
– verbindet nämlich eine physische Bezahlung
mit den Vorteilen der Digitalisierung.
Knapp 40.000 Händler weltweit nutzen das
Gerät bereits.
Last but not least sprachen Gernot Ortoff,
Head of Online Marketing & eCommerce
bei Kastner & Öhler, und Andreas Pesenhofer,
CEO der ACL advanced commerce
labs, über das hochspannende Omnichannel-Projekt
von Kastner & Öhler. Beim 1873
gegründeten Einzelhandelsunternehmen
Kastner & Öhler gelang der Aufbau der
E-Commerce Sparte sowie die Systemumstellung
auf Omnichannel fast wie im Lehrbuch
– eine echte Erfolgsgeschichte made
in Austria.
Startup Session
Den traditionellen Abschluss des Standorttages
bildete die hochkarätige Startup-Session.
Die Gründer Joerg Hauke (Founder &
CFO, Saturo), Julian Juen (Founder & CEO,
Urban Food & Beverage), Moritz Lechner
(Founder & CEO, Freebiebox), Elke Pichler
und Emanuel Riccabona (Co-Founder
Impactory) und Lukas Snizek (Founder &
CEO, QuickSpeech) pitchten live on stage.
Die Moderation übernahm Werner Wutscher,
Founder und Geschäftsführer von
New Venture Scouting (NVS) und Leiter des
Handelsverband-Circles "Omnichannel &
Innovation". "Es geht um neue Lösungen. Wir
haben spannende Startups auf der Bühne.
Sie brauchen aber auch ein offenes Mindset",
appellierte Wutscher an die Besucher.
Beste Unterhaltung mit den Comedy Hirten
& Philip Keil
Stand up Comedy war gestern. Die Comedy
Hirten – Österreichs erste Start-up Comedy
– versprachen dem Publikum zwei Millionen
Gags in zwei Minuten. Was sollen wir sagen,
sie hielten Wort und sorgten für ein Feuerwerk
an großartigen Parodien.
Pilot, Trainer, Sachbuchautor, Luftfahrtexperte...
wenn es den Begriff "Universalgenie"
nicht schon gebe, man müsste ihn
für Philip Keil erfinden. Deutschlands bekanntester
Pilot fesselte die Besucher zum
Abschluss eines ereignisreichen Nachmittags
mit unglaublichen Erlebnissen und
wertvollem Expertenwissen. Er sprach
über Themen, die auch am Boden über
Crash oder Punktlandung entscheiden:
Wie führe ich mich und mein Team, wenn
es turbulent wird? Was macht eine perfekt
eingespielte Crew aus? Prädikat: wertvoll!
Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes,
unterstrich am Ende der Veranstaltung
nochmal die Schwerpunktsetzung
des Verbandes in den Bereichen Retail und
Logistik, und bedankte sich bei den mehr
als 200 Besuchern. Nach dem offiziellen Teil
des TAG DES HANDELS blieb den Gästen
noch ausreichend Zeit für ausgiebiges Networking.
(RED)
60 Jahre Kompetenz
in Sachen Medien, Wirtschaft und Logistik
journalismus.at
(ab November)
LOGISTIK express 4/2019 | S12
Chinas E-Commerce-Boom ...
Lager & Transportlogistik benötigt.
Der Boom im E-Commerce im Land der Mitte hat zu einem Mangel an Lagerhäusern
und Transportlogistik geführt. Da der Transport einen Anteil von ca. 50
Prozent an den Logistikkosten hat, sind insbesondere Lagerhäuser nahe beim
Kunden gefragt. Der Ausbau der Logistik und Lagerhauskapazität ist im Gange.
REDAKTION: DIRK RUPPIK
DIRK RUPPIK
FACHJOURNALIST
Der Wettbewerb der zwei chinesischen
Internetgiganten Alibaba
und JD.com um Marktanteile im
Land der Mitte weitet sich zunehmend
auf den Logistikbereich aus. Laut
dem amerikanischen The Wall Street Journal
investiert JD.com immer mehr in hoch automatisierte
Lagerhäuser. Das eigene Logistiknetzwerk
umfasst bereits 15 Logistikparks,
mehr als 500 Lagerhäuser, rund 7000 Auslieferungs-
und Pickup-Stationen sowie 250000
Transport- und Lieferwagen.
In abgelegene ländliche Gebiete liefert der
Internet-Händler bereits via Drohne. Zudem
werden Pakete auch auf Linienflügen befördert.
Alibaba dagegen besitzt die Mehrheit
der Anteile am Logistiknetzwerk Cainiao. Im
Mai letzten Jahres kaufte die Alibaba Holding
zusammen mit Investoren zehn Prozent des
chinesischen Expresszulieferers ZTO Express im
Wert von 1,4 Milliarden US-Dollar (1,26 Milliarden
Euro). Zudem will das Unternehmen weitere
Milliarden in seinen Logistikbetrieb investieren.
Das E-Commerce-Unternehmen nutzt
seit langem Logistiker wie ZTO und Chinas
größten Expresszulieferer SF Express
Logistikkosten bisher hoch
Trotz allem belaufen sich die Logistikkosten im
Land der Mitte noch auf 15 Prozent des Bruttoinlandproduktes.
In entwickelteren Märkten
wie den USA liegen die Logistikkosten bei
sieben bis acht Prozent.
Beim Logistics Performance Index (LPI) liegt
Hong Kong auf Platz neun, China auf Platz 27
und Deutschland sowie die USA auf Platz eins
und zehn.
Beim LPI werden Kriterien wie Infrastruktur,
Zollabfertigung, Dienstleistungsqualität und
Pünktlichkeit, u. a. berücksichtigt. George
Yeo, ehem. Vorsitzender des Kerry Logistics
Network, beklagt die hohen Mautgebühren
im größten Mautstraßensystem der Welt -
Länge rund 160000 km. Viele Prozesse in der
Paketabfertigung basieren bisher noch auf
Handarbeit. Daher muss dringend automatisiert
werden, um die Arbeitskosten zu senken.
Ende März kündigte die staatliche Nachrichtenagentur
Xinhua weitere Maßnahmen zur
Senkung der Logistikkosten und zur Verbesserung
der Transporteffizienz an. Laut dem
Sprecher Wu Chungeng soll die Effizienz in
den nächsten drei Jahren u. a. durch die Beschleunigung
des Ausbaus eines umfassenden
Transportnetzwerkes, die Förderung des
multimodalen Transports und die Ausweitung
des elektronischen Mautgebührensystems
erfolgen. Das Transportministerium wird die
Eisenbahn-, Straßen- und Wasserweg-Transportsysteme
ausbauen und die Struktur optimieren.
Weiterhin soll das Netzwerk der
Logistikhubs ausgebaut werden.
Wu sagte auch, dass technologische Innovationen
wie das „Internet Plus Logistikmodell“
und die Konsolidierung von Informationsplattformen
für Transport und Logistik vorangetrieben
werden sollen. In diesem Rahmen wird
laut des Premiers Li Keqiang eine intensive
Integration der Informationstechnologie wie
Internet, Big Data und Cloud Computing mit
der Logistik angestrebt, um die Transformation
und den Ausbau der Logistikindustrie und der
chinesischen Wirtschaft zu fördern. In 2019
ist gemäß Xinhua geplant, gleichzeitig die
Logistikkosten um 120,9 Milliarden Yuan (15,4
Milliarden Euro) zu senken. China hat hier bereits
in den letzten Jahren große Fortschritte
gemacht.
Logistikbetreiber folgen Online-Konsum
„Es ist wichtig die Distanz zwischen Lagerhaus
und Verbrauchern zu reduzieren“,
sagte Victor Mok, Co-Präsident China bei
Global Logistic Properties (GLP). GLP besitzt
30 Millionen m² Lagerhausfläche und ist damit
der größte Lagerhausbetreiber in China.
LOGISTIK express 4/2019 | S14
Bisher fokussierte das Unternehmen auf Großstädte
wie Peking, Schanghai und Shenzhen.
Logistikbetreiber folgen nun aber dem Online-Konsum
an Gütern hin zu kleinen Inlandsregionen.
In größeren Ballungsräumen wurde
das für die industrielle Entwicklung zur Verfügung
stehende Land bereits limitiert. Daher
ging das Investment dort gewaltig zurück.
Gleichzeitig ist die Kapitalanlage in Logistikimmobilien
in den letzten Jahren für private Investoren
wie Versicherungsunternehmen und
Investmentfonds immer attraktiver geworden.
Es ist also zu erwarten, dass das Kapital
in den Bau von Logistikimmobilien wie Lagerhäuser
in ländlichen Regionen fließt.
Letztes Jahr brachte JD.com 2,5 Milliarden
US-Dollar (2,3 Milliarden Euro) zusammen mit
Teilhabern wie Tencent, dem Versicherungsunternehmen
China Life und der Wagniskapitalfirma
Sequoia auf, um die Logistiksparte
JD Logistics (seit April 2017 selbstständiges
Unternehmen) auszubauen. Mit dem
Kapital wurde das Logistikangebot um Lagerhausbetrieb
und Zulieferdienste auf der „letzten
Meile“ erweitert. Laut Zhang Chen, Technischer
Direktor bei JD.Com, geht es darum,
dass effizienteste nahtlose Netzwerk – vom
Kunden über die Supply Chain bis zur Logistik –
aufzubauen. „Unsere Entscheidung frühzeitig
ein eigenes logistisches Netzwerk zu entwickeln,
hat den Weg zur heutigen industriellen
Führerschaft für JD Logistics geebnet“, erklärt
Richard Liu, Vorsitzender und Geschäftsführer
von JD.com.
Nach wie vor müssen Alibaba und auch
JD.com Lagerhausplatz anmieten. Zudem
geht der Trend zu sog. extrem automatisierten
Smart Warehouse, um Arbeitskräfte und
damit Löhne einzusparen und die Effizienz
zu erhöhen. Beide Internethändler besitzen
bereits „unbemannte“ roboterbetriebene
Lagerhäuser (JD.com: warehouse “No1.
Asia”, Cainiao: „Wuxi warehouse“).
Das Online-Shopping im Land der Mitte
wächst beständig, ist aber laut Handelsministerium
immer noch für weniger als 20
Prozent des chinesischen Gesamtkonsums
verantwortlich. Alibaba wie auch JD.com
vertreiben ebenso Lebensmittel über ihre
Offline-Supermärkte Hema und 7FRESH. Der
Alibaba-Hema-Supermarkt fungiert zudem
als Fulfillment Center. Von den Angestellten
werden auch Online-Bestellungen bearbeitet.
Für die Versorgung dieser Supermarktketten
sind spezielle Lagerhäuser (Food-Grade)
nötig, die extremen Anforderungen unterliegen.
Meist sind diese Lagerhäuser hochautomatisiert,
wie z. B. das vollautomatisierte JD
Warehouse in Shanghai.
Veränderte Nachfrage, chinesische Werte
Die Nachfrage chinesischer Konsumenten
hat sich in den letzten zehn Jahren gravierend
verändert. Laut Tom Doctoroff, Buchautor
und Experte für chinesisches Konsumentenverhalten,
„sind die chinesischen Verbraucher
lang nicht mehr so eindimensional wie
früher. Die Nachfrage wird zunehmend durch
Leidenschaften und digitale Technologie geformt.“
Doctoroff führt weiter aus: „Die Hälfte
aller Chinesen ist nach 1990 geboren. Die jungen
Chinesen sind viel mehr daran interessiert,
sich durch Leidenschaften und Interessen zu
definieren. Die meisten E-Commerce-Plattformen
besitzen eine soziale Komponente.
Chinesen lieben es, Gedanken und Ideen
(auch über Produkte) auszutauschen und
sich einer Subkultur bzw. einem Stamm zugehörig
zu fühlen. Es existiert immer noch
eine große Lücke zwischen der Traumidentität
und was der Einzelne wirklich sein kann.“
„Die Konsumenten werden weiterhin durch
die Grundsätze der chinesischen Gesellschaft
angetrieben. Chinesen wollen Stabilität und
anderseits ihren Status zur Schau stellen“.
Folgerichtig haben Experten und Geschäftsleute
auf der durch Alibaba ausgerichteten
Konferenz Gateway ‘17 in Detroit (Juni 2017)
Produkte bestimmt, die bei Chinesen momentan
hoch im Kurs stehen. Aufgrund der
hohen Qualität ausländischer Güter sind dies
Schuhe, Kleidung (Umstandskleidung und
Baby Accessoires), Schmuck, Makeup sowie
Hautpflegemittel. Chinesen werden immer
gesundheitsbewusster. Daher sind Vitamine,
gesunde Nahrungsmittel und Babynahrung,
Produkte für die Stillzeit, Säfte, Superfood und
-snacks, frische Nahrungsmittel sowie natürliche
Pflege- und Reinigungsmittel sehr gefragt.
Darüber hinaus besteht großes Interesse an
ausländischem Qualitätswein, Sportartikeln
und originellen elektronischen Geräten. (DR)
LOGISTIK express 4/2019 | S16
eCommerce Logistik-Day: Dem
Wachstum mit Köpfchen begegnen
Die Wiener Albert Hall stand am 25. September einmal mehr im Mittelpunkt der
österreichischen E-Commerce-Szene. Rund 120 E-Commerce-Logistiker und
Branchenspezialisten ließen sich bei der 4. Auflage des eCommerce Logistik-Day
- einer Kooperationsveranstaltung des Instituts des Interaktiven Handels mit der
Zeitschrift LOGISTIK express - von neuen Ideen und Lösungsansätzen für die
E-Commerce-Logistik inspirieren. REDAKTION: KARIN WALTER
Österreichern auf starkes Interesse: Mehr als
ein Viertel der Online-Kunden kauft im Internet
bereits via Smartphone ein. Sechs Prozent
der Österreicher lässt sich beim Shopping im
Netz sogar schon von sprachgesteuerten
Assistenten unterstützen. Nach Aussage von
Rainer Will, Geschäftsführer des österreichischen
Handelsverbandes, wächst das Online-
Geschäft in der Alpenrepublik mittlerweile
achtmal schneller als der Warenverkauf im
stationären Handel. Die Akteure auf dem
österreichischen Paketmarkt gehörten im vergangenen
Jahr mit einem Umsatzwachstum
von 27 Prozent gegenüber 2017 zu den stärksten
Profiteuren dieser Entwicklung.
KARIN WALTER
JOURNALISTIN
WAL-MEDIEN
Im Online- & Omnichannel-Handel klingelten
im Jahr 2018 wieder kräftig die Kassen.
Mehr als 65 Milliarden Euro wurden
von den Internethändlern in Deutschland
im vergangenen Jahr aus dem Verkauf von
Kleidung, Schuhen, Elektronikartikeln und Co.
erzielt. Gemessen am gesamten deutschen
Einzelhandelsumsatz ist damit jeder achte
Euro in den Internethandel geflossen. Nach
jüngsten Einschätzungen des Bundesverbandes
E-Commerce und Versandhandel wird es
der Branche noch in diesem Jahr gelingen,
die 70 Mrd. Euro-Marke zu überspringen.
Der österreichische E-Commerce-Markt steht
der Wachstumsdynamik des deutschen
Marktes in keiner Weise mehr nach. Im Gegenteil:
Betrachtet man die jährlich getätigten
Online-Einkäufe pro Kopf, zählt Österreich
sogar zu den europäischen Spitzenreitern.
Besonders die neuen technischen Möglichkeiten
des Wareneinkaufs stoßen bei den
Dem Wachstum mit Optimierungsmaßnahmen
begegnen
Auf dem 4. eCommerce Logistik-Day wurde
deutlich: Die Wachstumsdynamik der Branche
bringt für die Marktakteure zwar viele
Chancen mit sich - es resultieren daraus aber
auch viele Herausforderungen: Verstopfte
Straßen prägen zunehmend das Bild in den
Innenstädten. Retourenberge und die massenhafte
Vernichtung zurückgesendeter Kleidungsstücke,
Wellnessprodukte oder Elektrogeräte
sind in der gesellschaftspolitischen
Debatte bereits zu einem Dauerbrennerthema
geworden. Auch bei den Branchenvertretern
selbst verstärken sich die Sorgenfalten:
Paketdienstleister kommen der Päckchenflut
mancherorts bereits nur noch mit
großen personellen Anstrengungen nach.
Auch die Logistiker in den Paketfabriken selbst
beklagen immer größere Schwierigkeiten, die
wachsenden Bestellmengen schnell und effizient
abzuarbeiten.
„Die Frage, ob in den Logistikzentren stärker
automatisiert werden muss, ist heutzutage
so gut wie überflüssig“, stellte Bernd Kratz,
Gesellschafter und Mitbegründer des Instituts
des Interaktiven Handels und Moderator
des 4. eCommerce Logistik-Day in seinem
Eingangsstatement provokativ fest. Durch
den sich immer weiter verschärfenden Fachkräftemangel
und die zunehmende Alterung
der Gesellschaft stelle sich für die Branche
zum Thema Automatisierung lediglich „die
Frage nach dem wie und wann“. Aus seiner
langjährigen Erfahrung als Vorstand bei
Conrad Electronics sowie als Logistik- und
Management-Berater heraus warnte Kratz
die nach Wien gereisten Logistikpraktiker jedoch
davor, bei Automatisierungsvorhaben
in operative Hektik zu verfallen. „In den allermeisten
Fällen lässt sich ein deutliches Mehr
an Produktivität bereits durch Optimierungsmaßnahmen
entlang der Logistikprozesskette
heben, so dass die Automatisierung erst danach
als Schritt erfolgen kann“, so Kratz.
Automatisierung auch in den
Micro-Hubs ein Thema
Auf dem eCommerce-Logistik-Day wurde
deutlich: Der für den wirtschaftlichen Erfolg
der E-Commerce-Branche entscheidende
Faktor Zeit führt gegenwärtig bereits zu einer
verstärkten Umverteilung der Handelsgüter
auf citynah gelegene Warenverteilzentren.
VERANSTALTER: BERND KRATZ & MARKUS JAKLITSCH
Doch was bedeutet das für die E-Commerce-Logistik
an sich? Haben die in der
Branche altbewährten Zentrallagerstrukturen
in Zukunft ausgedient? Und macht es angesichts
dieser Entwicklung überhaupt noch
Sinn, größere Automatisierungsprojekte mit
teils mehrjähriger Laufzeit an den zentralen
Logistikstandorten durchzuführen?
Winnie Ahrens, Sales Managerin beim Logistiksystemanbieter
Dematic GmbH, hält die
Tendenz zur Endkundenbelieferung aus kleinen,
regionalen Warendepots für eine logische
Entwicklung, die aus den technischen
Errungenschaften der vergangenen Jahre
resultiert. „Durch Predictive Analysis-Methoden
und Big Data lässt sich heutzutage bereits
sehr gut voraussehen, wann ein Kunde
ein neues Fahrrad bestellt“, bemerkte
Ahrens im Rahmen einer Podiumsdiskussion.
„Das ist ein Punkt, der uns künftig weiter in die
Lage versetzen wird, Waren schon sehr weit
vor dem genaueren Bestellzeitpunkt des Kunden
in Micro-Hubs in Nähe des Kunden zu
transportieren.“
LOGISTIK express 4/2019 | S18
Auch für die beiden Intralogistikspezialisten
Peter Bimmermann, Geschäftsführer der
AutoStore System GmbH, und Peter Stöger,
Managing Product Manager beim Grazer
Logistikautomatisierer KNAPP AG, sind klare
Tendenzen auf dem Markt erkennbar, die
Endkunden künftig vermehrt aus kleinen, regionalen
Warendepots zu beliefern. „Kleinstautomatisierungsprojekte
mit kurzen Durchlaufzeiten
von wenigen Wochen oder Monaten
werden den Wettbewerb in der Branche
noch einmal deutlich verschärfen“, glaubt
Peter Stöger von KNAPP. Ähnlich wie er sieht
auch Peter Bimmermann von AutoStore in
den über die vergangenen Jahrzehnten Zentrallagerkonzepten
des Handels jedoch auch
in Zukunft eine klare Notwendigkeit und Daseinsberechtigung.
„Hochautomatisierte Lager
bieten den Unternehmen auf der einen
Seite den Vorteil, die volle Sortimentsbreite
vorhalten zu können. Auf der anderen Seite
gewährleisten sie einen Logistikbetrieb mit
voller Power.“ Für den erfahrenen Intralogistikexperten
besteht deshalb kaum ein Zweifel:
Groß angelegte Automatisierungsvorhaben
werden auch künftig das Bild in der Handelslogistik
prägen.
Pünktlichkeit und schnelle Verfügbarkeit sind
die entscheidenden Faktoren
Der Beitrag von Helmut Lindinger, dem
Geschäftsführenden Gesellschafter der
H. Gautzsch Großhandel Bayern GmbH,
einer führenden deutschen Großhandelsgesellschaft
für Elektrotechnik, gab Aufschluss
darüber, an welchen Kriterien sich die Umsetzung
eines Lagerkonzeptes heutzutage
festmachen lässt. Die Unternehmensgruppe
hat sich in den vergangenen Jahren bewusst
dazu entschieden, die bisher praktizierte dezentrale
Lagerstrategie durch den Aufbaus
dreier Zentrallagerlager in Münster und Rathmannsdorf
in Passau zu ersetzen. An den neu
geschaffenen Logistikstützpunkten setzt das
das Unternehmen angesichts der verstärkten
Kundenwünsche nach schneller Warenverfügbarkeit,
pünktlicher Lieferung und großer
Produktvielfalt auf flexible und hochautomatisierte
Logistikprozesse. Mit großem Erfolg:
Online-Bestellungen, die in Rathmannsdorf bis
21:00 Uhr bestellt werden, stehen beim Kunden
bayernweit bereits am nächsten Morgen
um 7:00 Uhr zur Anlieferung bereit. Ermöglicht
wird dies durch eine roboterbetriebene Auto-
Store-Anlage, die für schnelle Durchlaufzeiten
sorgt und Platz für 70 bis 80 Prozent der angebotenen
Artikelpositionen bietet.
Ein breites Spektrum vom Wearable bis hin zur
Künstlichen Intelligenz
Für die in der Albert Hall zahlreich vertretenen
Logistikpraktiker, Logistiklösungsanbieter
und Dienstleister bot der diesjährige eCommerce
Logistik-Day erneut einen interessanten
Einblick in die neuesten technologischen
Trends in der Intralogistik. In einem Gemeinschaftsbeitrag
mit Bernhard Bachofner, dem
Geschäftsführenden Gesellschafter der Fiegl
& Spielberger Solution GmbH verdeutlichte
Sascha Stranz, Technical Project Manager
bei der Windhagener Geutebrück GmbH,
dass sich zahlreiche Aufgabenstellungen
im Lager heute schon durch die Nutzung
künstlich intelligenter Videotechniken gelöst
werden können. Auch das noch junge Technologieunternehmen
ProGlove nutzte den
eCommerce-Logistik-Day, um der breiten
Öffentlichkeit die Einsatzmöglichkeiten und
Vorteile des freihändigen Scannens mit Hilfe
eines Handschuhs vorzustellen.
HUBERT - ein innovatives Wiener Citylogistik-Projekt
Last-Mile-Logistik „Made in Austria“: Dazu präsentierte
Doris Pulker-Rohrhofer, Geschäftsleiterin
beim Hafen Wien sowie Gründungsund
Vorstandsmitglied des österreichischen
DamenLogistikClubs auf dem Podium des
eCommerce Logistik-Day einen zukunftsorientierten
und interessanten Ansatz: Der vom
Hafen Wien erst vor Kurzem aus der Taufe
gehobene Zustell-Service HUBERT. HUBERT
verfolgt das Ziel, die Warenbelieferung der
innerstädtischen Gewerbebetrieben nachhaltig
zu optimieren und umweltfreundlicher
zu gestalten. Das mit der Durchführung des innovativen
Citylogistik-Konzeptes beauftrage
Mobilitätslabor Thinkport Vienna setzt bei der
Wareneinlagerung auf die am Hafen Freudenau
verfügbaren Lagerflächen. Dort werden
die Waren konsolidiert und den jeweiligen
Auslieferungstouren in die Wiener Innenstadt
zugeteilt. „Durch die Bündelung der Paketströme
verfolgen wir das Ziel, unnötige Mehrfachfahrten
komplett aus Warenverteilung zu
eliminieren“, schilderte Pulker-Rohrhofer.
Bei dem neuen Zustellservice setzt der Wiener
Hafen auf den Einsatz zweier emissionsneutraler
Elektrofahrzeuge. Die enge
Kooperation mit den Wiener Lokalbahnen,
die am gleichen Standort beheimatet sind,
ermöglicht es den Betreibern des Citylogistik-Hubs
- je nach Auslastung - zusätzlich
auch auf einen Pool von 120 Elektrofahrzeugen
zuzugreifen. „Wir setzen damit auf die
optimale Ausnutzung von Synergieeffekten
vor Ort und legen Wert auf die Auslastung
sämtlicher vorhandender Ressourcen“,
so die Leiterin des Hafens Wien. Positiver
Nebeneffekt des neuen Zustellservices: Das
Zustellpersonal ist nicht nur mit der zeitgerechten
Auslieferung beauftragt - die Mitarbeiter
sind gleichzeitig dazu angehalten, sich um
die Mitnahme von Retouren, die Entsorgung
von Kartonagen sowie den Versand auf der
ersten Meile zu kümmern.
Networking in gehobenem Ambiente
Am Ende eines mit Informationen prall gefüllten
Tages konstatierte Bernd Kratz, der durch
den Tag unterhaltsam und mit gewohnt spitzer
Zunge führte: „Der eCommerce Logistik-Day
hat sich in den vier Jahren seines Bestehens
nicht zu einer exzellenten Informationsbörse
für die Logistiker der Handelsbranche entwickelt.
Er hat darüber hinaus auch schon
manch einem Marktakteur zum Anbahnen
interessanter neuer Geschäftsbeziehungen
verholfen. In diesem Sinne stellte Kratz zum
Abschluss des eCommerce Logistik-Day 2019
bereits sicher: „Wir - das Institut des Interaktiven
Handels sowie die Zeitschrift LOGISTIK
express - werden das spannende Veranstaltungsformat
auch im Jahre 2020 fortführen.
Außerdem sind im kommenden Jahr auch
zwei Logistikreisen für den E-Commerce
und Omnichannel-Handel geplant, zu denen
wir alle Besucher des eCommerce
Logistik-Day sehr gerne willkommen heißen.
(WAL)
Der eCommerce Logistik-Day
in Wien ist der
Branchentreff für Handel
und Logistik und wird
vom IDIH – Institut des interaktiven
Handels initiiert
und vom deutschen
Händlerbund sowie
vom österreichischen
Handelsverband unterstützt.
Weiterführende
Infos erhalten Sie auf:
www.logistik-express.com
LOGISTIK express 4/2019 | S20
Greta an Bord! Ist die Binnenschifffahrt
der Rettungsanker für das Weltklima?
Das ist die „Gretchenfrage“. Jetzt nicht auf Greta Thunberg bezogen, sondern
auf die Tragödie von Goethes Faust: Nun sag, wie hast du‘s mit dem Klimaschutz?
REDAKTION: PETER BAUMGARTNER
PETER BAUMGARTNER
FACHJOURNALIST
LOGISTIK EXPRESS
Es ist eine Gewissensfrage, deren Beantwortung
von Befragten in der
Zeitrechnung vor Greta regelmäßig
elegant umschifft wurde. Greta Thunberg
darf sich auf die Fahnen schreiben, dass
durch sie dieses Herumdrücken um eine klare
Antwort vorbei ist – und zwar endgültig.
Die der Hybris verfallenen Protagonisten der
Verkehrswirtschaft müssen sich jetzt, nach
jahrzehntelanger Misswirtschaft, von einer
Schülerin sagen lassen, dass sie ihre Kompetenzen
und Fähigkeiten maßlos überschätzt
haben. Lange Zeit hat man gehofft, dass wenigstens
der zunehmende Frauenanteil in der
Verkehrswirtschaft das Ruder herumreißen
kann. Aber auch sie konnten den Ballast nicht
abwerfen, den ihnen die Männerwirtschaft
hinterlassen hat. Jetzt müssen die Kinder ran
und es bleibt zu hoffen, dass der drohende
Generationenkonflikt nicht als Kollateralschaden
bei der Bewältigung des Klimawandels
übrigbleibt.
Ein Sektor sucht acht Millionen Tonnen CO2
- Schaffen wir die Klimawende im Verkehr?
Diese Frage stellte sich die Österreichische
Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft
(ÖVG) in ihrem jüngsten Forum. Rund acht
Millionen Tonnen CO2 müssen nämlich gemäß
den Pariser Klimazielen bis 2030 in Österreich
jährlich eingespart werden. Nur dann
lassen sich Strafzahlungen und Zertifikatkäufe
in Milliardenhöhe noch abwenden. Große
Anstrengungen des Verkehrssektors werden
somit erforderlich sein. Die Binnenschifffahrt
wird nicht der Rettungsanker sein, der diese
Aufgabe allein wird stemmen können. Aber
die Binnenschifffahrt – und das ist keine neue
Erkenntnis, kann einen wesentlichen Beitrag
zur Erreichung der klimapolitischen Ziele
leisten. Klima relevant geht es um Themen
wie Verkehrsvermeidung, Auslastungsgrad,
Effizienzsteigerung, alternative Antriebe und
um Verkehrsverlagerung. Alles Bereiche, wo
Binnenschiffe ihre Stärke ausspielen können
– wenn man sie lässt und dafür die Voraussetzungen
schafft.
Die größte Untiefe für die Binnenschifffahrt, die
sie immer wieder stranden lässt, ist die europäische
Verkehrspolitik. Dort herrscht das
Dogma des „freien Warenverkehrs“ und niemand
ist da, der sich zu sagen getraut, dass
der freie Warenverkehr nicht automatisch
die freie Wahl des Verkehrsmittels bedeuten
kann. Wenn sich das nicht ändert, werden
uns die bösen Blicke von Greta noch in Grund
und Boden stampfen, bevor uns ihr Flammenschwert
in Stücke reißt.
Wenn hier kein Umdenken stattfindet, hat
es wenig Sinn, sich über Verkehrsverlagerung
Gedanken zu machen. Dann wird die
Binnenschifffahrt weiterhin ihre Aufgabe als
Tarifregulator führen dürfen. Mehr aber auch
nicht. Das Dumme ist nur, alle anderen Zielsetzungen
hängen unmittelbar mit der Verkehrsverlagerung
zusammen. Alternative
Antriebe in der Binnenschifffahrt werden nur
gebraucht und flächendeckend finanzierbar
sein, wenn es eine Verkehrsverlagerung gibt.
Ebenso eine Verkehrsvermeidung.
Ganz zu schweigen von einer Effizienzsteigerung
der Bahn, die nur möglich ist, wenn
jeder Verkehrsträger das macht, was er
gut kann und zu leisten vermag. Dass die
Binnenschifffahrt klimaschonend arbeiten
kann, zeigen viele Beispiele, die sich wie Inseln
aus dem Verkehrssumpf abheben. Zum
Beispiel im Bereich der City-Logistik, wo bedingt
durch den zunehmenden Internethandel,
uns der Verkehr in den Ballungsräumen
schon förmlich um die Ohren fliegt.
Darauf hat IKEA eine ökologische Antwort gesucht
und gefunden. Jetzt lässt das Unternehmen
die Kunden in Paris von einem Schiff mit
E-Antrieb beliefern. Bis zu 3.000 Pakete/Tag finden
so ihr Ziel. Dabei fährt das Schiff, fast wie
eine U-Bahn, mehrere Stationen in der Stadt
an. Die „letzte Meile“ vom Schiff zum Kunden
machen E-Lasträder – wobei das Netzt schon
so engmaschig ist, dass sie nur rund zwanzig
Kilometer pro Tag fahren müssen.
Ein großes Verlagerungspotential besteht im
städtischen Bereich in der Baustellenlogistik.
Da hat die Binnenschifffahrt schon viel geleistet
und neue Angebote, wie das Beispiel auf
der Loire zeigen, es geht noch mehr. Bei einer
einzigen Baustelle konnten durch den Einsatz
eines neuen Binnenschiffes 240 LKW-Fahrten
eingespart werden. Zunehmend sind auch
die Herausforderungen im Bereich der Abfalllogistik.
Auch deshalb, weil der Raum in
den Städten knapp wird. Hier kann die Binnenschifffahrt
gleich zweifach punkten. Das
schwimmende Lager für Sperrmüll in Lyon ersetzt
25 LKW und hat sich bewährt.
Die Stadt ist schon lange bekannt für seine
nasse Raumordnung und nützt die Wasserstraße
nicht nur für den Transport, sondern auch
für die Lagerlogistik. Weil die Binnenschifffahrt
den Klimawandel schon schmerzlich
zu spüren bekommt und mit großen Schiffen
bei Niederwasser oft kein Betrieb mehr möglich
ist, braucht es alternative Ideen. Das hat
dazu geführt, dass zunehmend kleinere und
flexiblere Binnenschiffe gebaut werden. Damit
kann der Verkehr bei Niederwasser länger
garantiert werden und gleichzeitig wird der
Aktionsradius von kleinen Schiffen wesentlich
größer, weil auch kleinere Flüsse und Kanäle
befahren werden können.
Österreich macht sich auch Gedanken über
den wachsenden Verkehr in der Stadt – seit
2013. Hierorts lautet die Devise von „Zero Emission
Austria“ die Erreichung von Smart Urban
Logistics mit 60 Prozent Emissionsreduktion –
bis 2050 (!) Ob uns Greta bis dahin Zeit lässt?
Bis dahin ist sie selber 50 und wahrscheinlich
längst explodiert. Wien ist mit seiner smarten
City Logistik schon einen Schritt weiter. Man
hat es aber auch nicht besonders eilig.
Gerade wurde den heimischen Logistikern
wissenschaftlich bestätigt, der wachsende
Pakettransport ist eh nicht so schlimm. Dennoch
gibt es schon einen „thinkport VIENNA“ –
quasi ein Großraumlabor für Leute, die urbane
Mobilität spielen möchten. Die bisherige Bilanz:
„Wir machen das, um herauszufinden,
was wir noch herausfinden müssen“. Gut,
dafür hätte zwar auch ein Blick über den Tellerrand
genügt, aber vielleicht hat Greta wenigstens
mit jenen Proponenten ein Erbarmen,
die sich bemüht haben. Als modern und umweltfreundlich
bezeichnet thinkport VIENNA
ein Projekt namens HUBERT, bei dem der
Warenzulauf nach Wien gebündelt und vor
der Verteilung zwischengelagert werden soll.
Früher nannte man das „Hub-and Spoke-System“.
Frei übersetzt, die Ware wird wenig umweltfreundlich
im Kreis geführt.
Im „thinkport BERLIN“ ist man seit geraumer
Zeit der Findungsphase entschlüpft und befindet
sich in der Umsetzung von innovativen
Lösungen. Derzeit baut der Hafen ein emissionsfreies
Schubschiff namens ELEKTRA. Die
umweltfreundliche Antriebsart (Akku + Brennstoffzelle
+ Wasserstoff) wird täglich 100 Km
Reichweite bei einer Geschwindigkeit von
max. 10 Km/h leisten. Mehr als ausreichend
für die City Logistik.
Mark Twain, der alte Mississippi-Lotse hat früh
erkannt: „Das Klima dauert die ganze Zeit,
das Wetter nur ein paar Tage“. Vielleicht hilft
diese Erkenntnis zu Eile im Klimaschutz. Immerhin,
dank António Guterres, der geschockt
von Gretas Rede in New York eingestanden
hat: „Wir reden zu viel und tun zu wenig“, wissen
jetzt alle, was getan werden muss. (PB)
Quelle TU-Berlin EBMS
LOGISTIK express 4/2019 | S22
Deutliche Preissteigerungen im
Weltpostnetz ab 2020
Die Einigung auf neue Netzzugangsvergütungen zwischen den Postbetreibern
auf dem 3. außerordentliche Weltpostkongress 23. – 26. September 2019 in
Genf wird ab 2020 zu deutlichen Preissteigerungen für Warensendungen führen.
Zugleich muss sich der Weltpostverein allen Betreibern und Kunden öffnen.
BEITRAG: WALTER TREZEK
WALTER TREZEK
WALTER TREZEK
GRÜNDUNGSMITGLIED
HÄNDLERBUND-
FACHGREMIUMS
LOGISTIC NATIVE
Die Briefzustellung wird zunehmend
für Warenzustellung bis
2 KG genutzt. Dafür ist aber dieser
Zustellkanal nicht ausgelegt.
Die Zustellung von Dokumentensendungen
ist nur teilweise für eine Warenzustellung
geeignet. Konsequenz ist, dass die
Kosten der Postzustellung in industrialisierten
Staaten, die Endvergütungen, die von
den Postbetreibern in den Staaten aus denen
der Warenbrief versandt wird, bezahlt
werden, übersteigen.
Seit 2016, mit Beschlüssen auf dem Weltpostkongress
in Istanbul, wurden die
Netzzugangsentgelte für Warenbriefsendungen
im Weltpostnetz mit 2018 deutlich
angehoben. Den USA gingen diese
Anpassungen nicht weit genug. Die USA
gab am 17 Oktober 2018 ihren Austritt aus
dem Weltpostverein, mit 17 Oktober 2019
bekannt. Um einen Austritt der USA, die
knapp 40% der gesamten Weltpostmenge
generieren vorzubeugen, kam es ab
Ende 2018 zu einer grundlegenden Überarbeitung
des Endvergütungssystems für
Warensendungen.
Innerhalb von 9 Monaten wurden 3 verschiedene
Varianten erarbeitet. Schlussendlich
einigten sich die Mitgliedsstaaten
unter direkter Beteiligung der US-Administration,
auf ein System in dem der größte
Postbetreiber (die US-Post) ab 2020 Netzzugangstarife
festlegen kann, andere
Postbetreiber über einen Zeitraum von 5
Jahren die Netzzugangsvergütungen auf
bis zu ¾ der nationalen Tarife anheben
können. Die USA bleiben, nach der Einigung
in Genf Mitglied im Weltpostverein.
Die Postbetreiber in den industrialisierten
Staaten werden ihre Netzzugangstarife für
Warensendungen um etwa 15 – 17% pro
Jahr anheben, bis zu einer Höhe von etwa
¾ der Inlandstarife.
Die entstandene de-facto Tarifhoheit der
nationalen Postadministrationen führt zudem
zu einem neuen System bi- und multilateraler
Tarifabsprachen, die tatsächliche
Sendungsmengen und vereinbarte Vorleistungen
berücksichtigen werden. Solche
kommerzielle Tarifvereinbarungen werden
wohl deutlich unter den jetzt festgelegten
Endvergütungen des Weltpostvereins
liegen und von den "großen Postadministrationen"
und deren Kurier-, Express- und
Paketbetreibern, oder auch von den US
Expressdiensten dominiert werden.
Mit den Entscheidungen des 3. ao. Weltpostkongresses
in Genf tritt der Weltpostverein
in eine neue Phase, die zu einer
Digitalisierung der Warenzustellung, einem
weiteren Umbau und zu einer Öffnung
führen kann. Heute werden etwa 70%
aller Warensendungen im Weltpostnetz
transportiert und zugestellt. Diese Netze
sollen allen Betreibern, aber auch deren
Kunden geöffnet werden. Ziel soll es sein,
allgemeine Standards, aber auch die bestehende
Infrastruktur allen, und nicht
nur wie heute, nur den nationalen Postadministrationen
zu Selbstkosten zu öffnen.
Die Beschlüsse dazu werden in den kommenden
3 Monaten vorbereitet und verhandelt
und auf dem nächsten regulären
Weltpostkongress im September 2020 beschlossen.
(WT)
7. Internationaler Supply-Chain-Gipfel
26. – 27. November 2019
auf der
Frankfurt am Main
Fachmesse und Konferenzserie
20. – 22. 11. 2017, Frankfurt am Main
The Supply Chainers
EXCommunity
GE
Management 4.0 –
New Work & Digital Business
New Work – Kultur & Mindsets
Was (er-)schafft die moderne Führungskraft von heute?
Technologie & Innovation in der Supply Chain
Blockchain vs. echte Lösungen? Klartext im Buzzword-Dschungel
Ecosysteme & Netzwerke in der Supply Chainers Community
Was macht Kollaborationen stabil und erfolgreich?
Nachhaltiges Supply Chain Management
Verantwortungswechsel für eine neue First und Last Mile?
Supply Chain Best Practices der Award-Finalisten
Manager und Macher zeigen Details hinter den Kulissen
Interaktive Supply Chain Themenrunde
Warum nachhaltiges Wirtschaften zur Stabilisierung eines
Unternehmens und zur Erfüllung von Kundenerwartungen führt
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LOGISTIK express 4/2019 | S24
Doppelte Schlagkraft für den
digitalen Handel in Europa
Ecommerce Europe und EMOTA vereinen sich und sprechen ab sofort mit einer
Stimme für die digitale Handelsbranche in Europa. Handelsverband-Geschäftsführer
Will leitete die Verhandlungen. BEITRAG: REDAKTION
Die europäischen Handelsverbände
Ecommerce Europe und EMOTA
(The European eCommerce &
Omni-Channel Trade Association),
haben ihren offiziellen Zusammenschluss
bekannt gegeben. Die beiden Verbände
werden unter der Dachmarke „Ecommerce
Europe“ vereint. Die Fusion wird nach einer
Übergangsperiode mit 1. Jänner 2020 voll
wirksam.
"Der Zusammenschluss ist nun perfekt. Ein
wichtiger Tag für den österreichischen und
europäischen Handel, der sieht sich mit enormen
Herausforderungen konfrontiert sieht,
um im Wettbewerb mit den Giganten aus
Asien und den USA mithalten zu können. Wir
haben damit eine einheitliche, starke Stimme
auf EU-Ebene geschaffen, die sich für Europas
Händler in Brüssel einsetzen wird. Die Zeit
ist reif für neue Rahmenbedingungen, die im
zunehmend globalen Wettbewerb 'fair play'
sicherstellen", freut sich Rainer Will, Geschäftsführer
des Handelsverbandes, der mit der vorgelagerten
sensiblen Verhandlungsführung
seitens der EMOTA betraut wurde. Mit einem
prognostizierten europäischen B2C eCommerce-Umsatz
von 621 Milliarden Euro im Jahr
2019 steht der digitale Handel im Zentrum fundamentaler
wirtschaftlicher und gesellschaftlicher
Veränderungen, wie der Digitalisierung,
der technologischen Revolution, der zunehmenden
Vernetzung und einem globalen
Wettbewerb.
Um in diesem dynamischen, herausfordernden
Umfeld erfolgreich zu sein und das
Wachstumspotenzial des digitalen Handels
zu erschließen, werden die beiden Verbände
in Zukunft mit einer einzigen Stimme sprechen,
die sich der Entwicklung des digitalen Einkaufs
in Europa widmet. Durch die Bündelung
der Kräfte und die Zusammenarbeit mit politischen
Entscheidungsträgern auf EU-Ebene
wird der neue Dachverband sicherstellen,
dass der digitale Handel in Europa weiterhin
floriert. Die Ziele: fairer Wettbewerb sowie eine
bessere Durchsetzung und Harmonisierung
von realisierbaren Maßnahmen in Schlüsselbereichen.
"Wir sind sehr stolz darauf, mitteilen zu dürfen,
dass Ecommerce Europe und EMOTA
ihre Kräfte bündeln, um der einzige eCommerce-Verband
auf EU-Ebene zu werden.
Dies ist eine großartige Nachricht für unsere
Branche, die jetzt auf eine stärkere Stimme in
Europa zählen kann", erklärt François Momboisse,
Präsident von Ecommerce Europe.
"Diese 'Fusion' wird es uns ermöglichen, den
Erfolg des europäischen, digitalen Handels
weiter auszubauen und unsere Mission zu verfolgen,
den EU-Gesetzgebern dabei zu helfen,
die bestmöglichen Rahmenbedingungen
für das Wachstum des digitalen Handels
in Europa und darüber hinaus zu schaffen."
Frederik Palm, Präsident von EMOTA, bestätigt:
"Ich freue mich sehr, dass die EMOTA-
Initiative zur Vereinigung beider Verbände
nun auf fruchtbaren Boden gefallen ist und
dass wir in Zukunft mit einer Stimme für die
gemeinsamen Interessen der digitalen Handelsbranche
in Europa sprechen werden.
Dies ist nicht nur ein wichtiger Schritt zur Stärkung
unseres Sektors, sondern auch ein klares
Bekenntnis zu Europa. Durch den Austausch
unserer Erfahrungen, Ideen und Kenntnisse
zwischen den Mitgliedstaaten können wir
unser Fachwissen bündeln. Nur gemeinsam,
als eine einzige Vereinigung, die sich auf die
digitalen Aspekte des Handels konzentriert,
können wir eine echte Wirkung erzielen und sicherstellen,
dass unsere Ideen und Initiativen
in Brüssel Gehör finden."
Der österreichische Handelsverband hat sich
in den letzten beiden Jahren aus diversen
Gründen intensiv um eine Zusammenführung
und Aufwertung der beiden europäischen
Handelsverbände bemüht und sichergestellt,
dass die Mitgliederstruktur überparteilich
ausgestaltet ist. Ebenso war dem österreichischem
Handelsverband besonders wichtig,
dass globale Digitalkonzerne aus Drittstaaten
durch deren Mitgliedschaft nicht direkt in den
höchsten Entscheidungsgremien vertreten
sein können, sondern nur Vertreter, die über
nationale Verbände und damit demokratisch
gewählt werden. Damit soll ein unverhältnismäßiger
Einfluss von einzelnen Großkonzernen
auf die Bildung der Verbandsarbeit und
damit ein derartiges Lobbying möglichst reduziert
werden.
Gemeinsam können die eCommerce-Verbände
ihren Mitgliedern weitere und effizientere
Serviceleistungen anbieten, um
die Entwicklung des digitalen Einkaufens in
Europa und darüber hinaus zu unterstützen.
Der vereinigte Verband wird mehr als 25
nationale eCommerce-Verbandsmitglieder
umfassen und mehr als 100.000 digitale
Shops in ganz Europa vertreten. Das Brüsseler
Büro für Ecommerce Europe befindet sich
weiterhin im Herzen des EU-Viertels, in der
Rue d'Arlon 69-71. (RED)
AUF DEM WEG
IN DIE MOBILE
ZUKUNFT. MIT DEM
RICHTUNGSWEISENDEN
DISTRIBUTIONSZENTRUM
VERSORGT SCHAEFFLER
SEINE INDUSTRIEKUNDEN
IN EUROPA
ssi-schaefer.com
LOGISTIK express 4/2019 | S26
Brexit - wann - wie eine
unendliche Geschichte
Kommt es am 31. Oktober zum Brexit oder nicht? Bei Abschluss dieses Artikels
ist dies immer noch nicht klar. Unternehmen sollten die Vorbereitungen auf den
Brexit trotzdem weiter vorantreiben - nicht als notwendiges Übel, sondern als
Chance für eine grundlegende Überholung ihres Lieferkettenmanagement. So
können sie zukünftig schneller und kosteneffizienter auf disruptive Ereignisse aller
Art reagieren. REDAKTION: URSULA SCHMELING
• beide Parteien vereinbaren eine weitere
Verlängerung; der Austritt würde dann wohl
auf den 31. Januar 2020 verschoben;
• das neu ausgehandeltes Austrittsabkommen
wird von beiden Parteien bis zum 31.10.
angenommen und ratifiziert;
• Großbritannien zieht die Entscheidung auszutreten
einseitig zurück.
ARNE MIELKEN
SENIOR GLOBAL TRADE
& CUSTOMS MANAGER,
E2OPEN
Als Boris Johnson am 24. Juli Premierminister
des Vereinigten Königreichs
(VK) wurde, stellte er in
seiner ersten Ansprache an die
Nation klar: Wenn sich die EU und Großbritannien
nicht bis zum 31 Oktober auf ein
Austrittsvertrag einigen könnten, dann würde
sein Land eben ohne einen Deal austreten.
Fünf, Wochen später, am 2. September 2019,
bekräftigte er: „Ich möchte, dass jeder weiß,
dass es keine Umstände gibt, unter denen ich
Brüssel um Aufschub bitten werde. Austritt ist
am 31. Oktober - ohne Wenn und Aber [1] ”.
Inzwischen hat die Opposition im Unterhaus
versucht, diese Pläne zu durchkreuzen.
Die vom Parlament verabschiedete
Benn-Burt-Vorlage zwingt die Regierung, von
der EU einen Brexit-Aufschub zu erbitten, falls
bis zum 19. Oktober kein neuer Deal vorliegt.
Zwar hat Johnson inzwischen einen neuen
Vertrag mit der EU ausgehandelt, aber über
diesen wurde in der Parlamentsdebatte am
19.10. nicht abgestimmt. Wir das Drama ausgeht
ist weiterhin ungewiss.
Wir wissen derzeit nur, dass - rein rechtlich gesehen
- Großbritannien am 1. November 2019
um 00:00 Mitteleuropäischer Zeit die EU endgültig
verlässt, es sei denn:
Dass es noch zu einem Brexit-Deal kommt ist
möglich, aber ein No-Deal Brexit ebenso. Premier
Johnson schwört, er werde keine Verlängerung
beantragen.
Was bedeutet ein „No-Deal“ für EU-GB Lieferketten
?
„No-Deal“ würde für Großbritannien den unwiderruflichen
Ausstieg aus dem gemeinsamen,
europäischen Handelssystem, das seit
mehr als vier Jahrzehnten besteht, bedeuten.
Dieses basiert auf harmonisierten Zoll- und
Handelsregeln ohne Binnengrenzen. Damit
schuf die EU ein Umfeld für Wohlstand und
Wirtschaftswachstum. Die Unternehmen in Europa
konnten sich ein breites, europäischen
Partnernetzwerk von Lieferanten, Subunternehmern,
Logistikdienstleister und Händlern
aufbauen und Waren ohne große bürokratische
Hürden kosteneffizient innerhalb der EU
handeln und transportieren. Die EU-Gesetzgebung
betrifft heute so gut wie alle Geschäftsbereiche:
den innergemeinschaftlichen Handel,
Einfuhr/Ausfuhr (aus/in die EU), Verzollung,
Produktkonformität, Handelsabkommen, Einund
Ausfuhrkontrollen, Compliance, Arbeitsrecht,
Luftfahrt-Landerechte usw. Am Tag
nach dem Brexit gelten diese und tausend
andere Rechtsvorschriften der EU nicht mehr.
Ein „No-Deal“-Brexit bedeutet auch, dass es
keine geordnete Übergangsphase geben
wird. Statt des EU-Rechts werden ab Austritt
nur noch die Regeln der Welthandelsorganisation
(WTO) gelten. Diese sind weniger detailliert
und beschränken sich auf allgemeine
Handelsfragen und -konzepte. Spannungen
und Probleme sind vorprogrammiert.
Was bringt der «Deal»?
Unter anderem eine geordnete Übergangsphase.
Zwar werden an Stelle des EU-Rechts
bestimmte Regeln der Welthandelsorganisation
(WTO) die Handelsbeziehungen des VK
mit anderen Staaten bestimmen, aber daneben
gibt es bereits zahlreiche sogenannte
TAC-Handelsabkommen, die eine gewisse
Kontinuität der früheren EU-Freihandelsabkommen
ermöglichen. Besonders relevant ist
hier die Meistbegünstigtenklausel (MFN-Klausel).
Solange GB kein Freihandelsabkommen
mit der EU unterzeichnet hat, kann es der EU
keine tarifliche oder sonstige Art von Konzessionen
anbieten, ohne die gleichen Vorteile
allen anderen WTO – Mitgliedsländern anzubieten.
Bis auf Weiteres tritt eine befristete Zolltarifregelung
in Kraft, die den EU-Zolltarif abgelöst.
Die Tarifstruktur ähnelt jedoch der der EU. Allerdings
ist unter dem temporären Tarif der Import
von rund 87 % aller Waren zollfrei. Nur auf
13 % der Importwaren werden weiterhin Zölle
erhoben, gelten Kontingente oder andere Importbeschränkungen.
Dies betrifft u.a. Fleisch
und Milcherzeugnisse sowie Fertigfahrzeuge,
Keramik, Dünger und Bioethanol. Details sind
im “UK Integrated Trade Tariff“ online einsehbar.
Die Druckausgabe umfasst drei Bände:
Diese Zollabfertigungsregeln gelten jedoch
nur bedingt für den Warenverkehr zwischen
Nordirland und die Republik Irland. Zwar gehört
Nordirland zum Zollgebiet des VK, aber
GB hatte bereits im März 2019 einen eigenen
und temporäre Ansatz zu Kontrollen, Prozessen
und Tarifen zwischen Irland und Nordirland
beschlossen. Dieser wird im Rahmen der
neuen Vereinbarung am 1. November in Kraft
gesetzt. Die wichtigsten Punkte:
•Es gibt keine Warenkontrollen bei der Einfuhr
aus der Republik Irland nach Nordirland direkt
an der Grenze. Warenkontrollen finden, wenn
überhaupt, bei den Beförderungs- oder Im-/
Exportunternehmen oder an speziellen Orten
hinter der Grenze statt.
•Waren können zwischen Nordirland und
Irland entweder im i) Versandverfahren verbracht
oder ii) mit einem elektronischen Anmeldeverfahren
importiert oder exportiert
werden. In beiden Fällen unterliegen sie so
der zollamtlichen Überwachung, bis sie vom
britischen Zoll als Einfuhr zum zollrechtlich freien
Verkehr abgefertigt oder einem alternativen
Zollverfahren unterzogen werden.
LOGISTIK express 4/2019 | S28
• Der “UK Integrated Trade Tariff“ gilt nicht
für irische Waren, die zwischen der Republik
Irland und Nordirland befördert werden. Das
VK hat beschlossen, den EU-Zollsatz einseitig
anzuwenden, jedoch nur für Waren mit
Ursprung Irland.
• Drittlandswaren, einschließlich und vor allem
jene aus den anderen EU-Staaten, müssen
einem vollständigen Zollverfahren unterzogen
werden sowie den erforderlichen
regulatorischen Kontrollen. Für diese Waren
gilt der britische temporäre Zolltarif.
•Vereinfachungen soll es für KMUs geben.
Details wurden aber noch nicht bekannt gegeben.
• Das VK hat beschlossen, für Waren, die zwischen
beiden Regionen befördert werden,
in GB keine summarischen Eingangs- oder
Ausgangserklärungen zu verlangen. Ob dies
nur für irischen oder alle Waren gilt, ist noch
zu klären.
• Ab dem 1. November 2019 soll auch ein
vereinfachtes Interimverfahren «Transitional
Simplified Procedure (TSP)» gelten, um Importe
aus der EU nach GB schnell und reibungslos
abzufertigen. TSP reduziert die Menge
an Informationen, die beim Grenzübertritt
der Waren bereitgestellt werden müssen.
Stattdessen können die vollständige Zollanmeldung
und die Zahlung der Abgaben im
Nachhinein erfolgen. Um das TSP zu nutzen,
sind eine Anmeldung im eZollsystem und eine
GB EORI-Nummer erforderlich. TSP gilt nur für
den Handel zwischen der EU und GB. Außerdem
gibt es einige Ausnahmen bei der Anwendung.
Zum Beispiel können Zollagenten
oder Zollvermittler TSP-Zollerklärungen nur im
Namen von bereits registrierten Unternehmen
abgeben
• Britische Unternehmen werden in Zukunft
das NCTS-System der EU für den Transport
von Waren im Rahmen der “Common Transit
Convention“ (CTC) nutzen. Die britische Regierung
hatte das Übereinkommen über ein
gemeinsames Versandverfahren unterschreiben,
um Unternehmen zu ermöglichen, Waren
über EU-Grenzen hinweg ohne Zahlung
von Einfuhrzöllen zu befördern, bis die Waren
an ihren tatsächlichen Bestimmungsort ankommen.
Zur weiteren Vereinfachung dieses
Versandverfahren gelten die bereits vom UZK
bekannten Möglichkeiten.
Die Vorbereitungen laufen
Trotz des politischen Hickhacks laufen die Vorbereitungen
auf den Brexit seitens der Unternehmen,
Behörden usw. sowohl in der EU wie
auch in Großbritannien.
Irland wird bei einem ungeregelten Brexit Kontrollen
von Waren und lebenden Tieren in der
Nähe der Grenze zum britischen Nordirland
sowie in Häfen, Flughäfen und bei irischen Unternehmen
durchführen. Die Details werden
derzeit mit der EU-Kommission ausgearbeitet.
Die irische Grenzfrage gehört zu den umstrittensten
Punkten bei dem für den 31. Oktober
geplanten britischen EU-Austritt. Die EU und ihr
Mitglied Irland wollen Kontrollposten an der
Grenze zu Nordirland unbedingt vermeiden,
weil eine neue Teilung der Insel politische
Unruhen auslösen könnte.
Eurotunnel hat für die ca. 5000 Lkw, die täglich
den Channel Tunnel passieren, Terminals
für die Zollabfertigung in Folkestone und Coquelles
eingerichtet. Die Waren im Wert von
rund GBP 130 Mrd. entsprechen 26% des Handelsvolumens
zwischen Großbritannien und
Kontinentaleuropa. Auch in den Häfen auf
beiden Seiten des Ärmelkanals wurden bereits
große Investitionen getätigt und weitere
sind geplant, einschließlich der Ausbildung zusätzlicher
Zöllner.
EU-Firmen mit starker Abhängigkeit vom britischen
Markt sowie britische Firmen mit hohen
Exporten in die EU suchen bereits seit geraumer
Zeit nach neuen Absatzmärkten. Angesichts
der sich abschwächenden Weltkonjunktur
ist dies kein leichtes Unterfangen.
Hohe Kosten
Zwischenlager, die zum ersten Austrittstermin
im April eingerichtet wurden, um Versorgungsengpässe
zu vermeiden, wurden zwischenzeitlich
bereits teilweise wieder abgebaut. Bei
Waren mit Verfallsdatum (Lebensmittel und
Pharmazeutika) entstanden durch die Terminverschiebungen
hohe Schäden. Lagerhaltungskosten
und der notwendige Abbau von
Lagerüberschüssen haben zudem die Gewinne
erodiert. Die Planungsunsicherheit macht
eine Lieferkettenoptimierung schwierig. Gibt
es einen besseren Weg?
Agiles Supply Chain Management ist gefragt
Um schnell und kostenoptimiert reagieren zu
können, ist eine detaillierte Situationsanalyse
nötig:
• Welche Kunden, Lieferanten und Unterlieferanten
sind vom Brexit betroffen?
• Um welche Warenvolumen -werte geht es?
•Welche zusätzlichen Kosten entstehen dem
Unternehmen durch den Brexit?
• Wo könnte es Engpässe in der Lieferkette
geben?
• Wie können Lieferketten verändert werden,
um Störungen zu vermeiden?
Es braucht eine ganzheitliche Übersicht über
das Supply-Chain-Ökosystem, soweit es den
Handel EU-GB betrifft. Nur so können Lieferoder
Produktionsengpässe rechtzeitig erkannt
und Alternativen gesucht werden. Nur
gemeinsam und im regen Informationsaustausch
miteinander können die Handelspartner
die Auswirkungen potenzieller Brexit-Störungen
bewältigen und abschwächen. Für
die notwendige Transparenz und strategische
Entscheidungen braucht es Daten! Brexit-ready
sein, bedeutet mit zeitnahen, genauen
und vollständigen Daten im Supply Chain
Management zu arbeiten.
Das ist leichter gesagt als getan! Die meisten
Unternehmen betreiben mehrere ERP – Systeme,
mit verschiedenen Anwendungen und
arbeiten teilweise noch mit Exel-Tabellen und
manuellen Prozessen. Im Vorteil sind jetzt Unternehmen,
die sich in Vorbereitung auf den
Brexit von Patchwork-IT-Anwendungen losgesagt
und vernetzte End-to-End-Plattformlösungen
eingeführt haben. Diese Firmen verfügen
über die Daten, um die notwendigen
strategischen Entscheidungen zur Lieferkettenoptimierung
nach dem Brexit zu treffen.
Eine “End-to-End”-Lieferkettenplattform, wie
sie u.a. von E2open angeboten wird, unterstützt
nicht nur die Vorbereitungen für den
Brexit, sondern ist auch ein hervorragendes
Instrument zur Bewältigung anderer globaler
Handelsherausforderungen. Dazu zählen protektionistische
Maßnahmen, schrumpfende
Absatzmärkte, Naturkatastrophen usw. Endto-End-Transparenz
bei Lieferketten oder Liefer-Ökosystemen
sind mit und ohne Brexit eigentlich
eine Notwendigkeit um im globalen
Wettbewerb bestehen zu können. (US)
LOGISTIK express 4/2019 | S30
«Grüner» Treibsand bremst
Außenhandel
Die Streitigkeiten im Außenhandel nehmen zu. Bei den Verhandlungen über Freihandelsabkommen
mit den ASEAN-Ländern bieten Palmöl und Recyclingmüll viel
Zündstoff. BEITRAG: ARNE MIELKEN
Die betroffenen südasiatischen Länder haben
sich mit dieser Vorgabe inzwischen arrangiert.
Jetzt aber treiben Pläne für die Ausmusterung
von Palmöl als Biokraftstoff in der EU
bis 2030 sowie Vorwürfe über illegale Abholzungen
von Tropenwäldern für den Anbau
von Palmöl die beiden Hauptproduzenten,
Indonesien und Malaysia, sprichwörtlich auf
die Palme.
Das Einkommen von mehr als 13 Millionen
Menschen hängen vom Palmöl ab. Die südasiatischen
Länder wittern Protektionismus
zugunsten von Soja- und Rapsöl und wehren
sich. Sie drohen mit einem Abbruch der Partnerschafts-Verhandlungen
und Zöllen auf
EU-Importwaren.
ARNE MIELKEN
SENIOR GLOBAL TRADE
& CUSTOMS MANAGER,
E2OPEN
Ob Umweltschutz getriebene,
protektionistische Maßnahmen
etwas Gutes oder Schlechtes
sind, darüber lässt sich trefflich
streiten. Jedes Wirtschaftsabkommen enthält
gewisse Klauseln zum Schutz der eigenen
Wirtschaft, insbesondere der Landwirtschaft.
Doch insgesamt sollen Freihandelsabkommen
(kurz FHA) Zölle und nicht-tarifäre Handelshemmnisse
beseitigen und den Export
von Waren und Dienstleistungen fördern. Seit
2013 unterliegt der Import von Tropenholz in
die EU strengen Beschränkungen. Die europäische
Holzhandelsverordnung (EUTR) schreibt
ausdrücklich eine Prüfung der Legalität
von Holz aus Quellen außerhalb der EU vor.
Lösungsansätze
Die Schweiz hat sich große Mühe gegeben,
den Stolperstein Palmöl bei ihren Verhandlungen
über ein FHA aus dem Weg zu räumen.
Sie unterzeichnete im Dezember 2018
einen Vertrag mit Indonesien mit speziellen
Vorschriften für eine einzelne Produktegruppe:
die Pflanzenöle. Zum einen sieht der Vertrag
Kontingente für den Import von Palmöl
vor, zum anderen ist der Import nicht zollfrei.
Damit ist die Regierung den Schweizer Bauern
entgegengekommen, die ihre eigenen
Pflanzenöle schützen wollen. Über Jahre
verhandelte die EU erfolglos mit dem ASE-
AN-Staatenbund (Vietnam, Singapur,
Sri Lanka, Kambodscha, Thailand, Malaysia,
Indonesien, Brunei, Laos, Myanmar, Philippinen)
über ein Präferenzabkommen. 2009
wurden die Gespräche ausgesetzt. Bilaterale
Konsultationen schienen vielversprechender.
Mit Indonesien wird seit 2016 neu
verhandelt. Im Dezember dieses Jahres
steht die 9. Verhandlungsrunde an. Doch
ein Vertragsabschluss liegt noch in weiter
Ferne, nicht zuletzt wegen des Palmöls.
Müll-Importstopp
Nachdem China 2018 den Import von Plastikabfall
u.a. aus Europa gestoppt hatte, haben
auch einige asiatische Länder wie Indonesien,
Malaysia und die Philippinen nachgezogen.
Zumal vermehrt Material, das bis anhin
nach China ging, bei ihnen landete. 2018
stiegen beispielsweise in Indonesien, laut Angaben
des Handelsministeriums, die Importe
von Kunststoffabfällen im Vergleich zum Vorjahr
von 128 800 auf 320 400 Tonnen.
Alle asiatischen Länder verlangen nun, dass
die Absender der Recyclingmüll wieder zurücknehmen.
Abhilfe verspricht außerdem
eine Ergänzung des sogenannten Basler
Übereinkommens, das den Handel mit gefährlichen
Abfällen regelt. Mitte Mai d.J.
einigten sich mehr als 180 Staaten darauf,
dass Exporteure ab 2021 die Zustimmung von
Empfängerländern einholen müssen, bevor
sie kontaminierten, gemischten oder nicht rezyklier-baren
Plastikabfall verschiffen. Das Abkommen
dürfte den globalen Abfallhandel
weiter einschränken.
Licht und Schatten
Bei den FHA-Verhandlungen gibt durchaus
auch Erfolgsmeldungen. Das zwischen Singapur
und der EU unterzeichnete Freihandelsabkommen
wurde im Februar d.J. im Europäischen
Parlament positiv behandelt und
muss nun nur noch von der singapurischen
Seite ratifiziert werden. Dieser Prozess sollte
bis Jahresende abgeschlossen sein. Die Verhandlungen
mit Vietnam konnten ebenfalls
erfolgreich beendet werden. Am 30. Juni
2019 wurde sowohl ein Freihandels- als auch
ein Investitionsschutzabkommen in Hanoi unterzeichnet.
Jetzt fehlt nur noch die Ratifizierung
durch die Parlamente.
Mit den Philippinen sind seit 2016 Konsultationen
im Gang. Nach der zweiten Verhandlungsrunde
im Februar 2017 wurden erste
Verhandlungstexte online gestellt. Es bleibt
abzuwarten, ob und wann es zu einer Vertragsunterzeichnung
kommt. 2013 hatte die
Europäische Kommission offiziell Verhandlungen
mit Thailand aufgenommen, die jedoch
ein Jahr später stoppten. Seit Dezember 2017
strebt die EU eine Wiederaufnahme der Verhandlungen
an, bisher ohne Erfolg. Die Verhandlungen
mit Malaysia (seit 2010) liegen
ebenfalls seit 2012 auf Eis. Die Friktionen haben
sich durch den Streit um Palmöl und Plastikmüll
noch verschärft.
Digitalisierungsopportunitäten
Zollfreiheit bietet Chancen für den Außenhandel.
Doch es gibt sie nicht gratis. Jedes
Freihandelsabkommen (kurz FHA) ist das Ergebnis
komplizierter Verhandlungen. Es gewährt
Zollreduktionen, zum Teil zeitlich gestaffelt,
doch dafür müssen Unternehmen ganz
bestimmte Ursprungsregeln beachten. Und
jedes FHA unterscheidet sich von anderen in
gewissen Details. Die Anforderungen an die
Unternehmen sind hoch, wenn sie von FHA
profitieren wollen. Sie müssen daher genau
Aufwand und Gewinn abwägen. Dies trifft
auch auf die FHA mit Vietnam und Singapur zu.
Die digitale Transformation bietet Unternehmen
jedoch die Chance, ihre Wertschöpfungsprozesse
transparenter zu gestalten, die
Ausfuhrabwicklung zu beschleunigen und
Vorteile von FHA kosteneffizient auszuloten.
Die Automatisierung von Prozessen von der
Warenklassifizierung und Tarifierung, übers
Compliance-, Lager- und Transportmanagement
bis zur Import-/Exportverzollung reduziert
die Komplexität, verhindert Fehler, senkt
Kosten und erhöht die Wertschöpfung. Innovative
Cloud-basierte Global-Trade-Management
(GTM)-Anwendungen ermöglichen
eine schnelle Einbindung von Lieferanten
und Kunden in Supply-Chain-Ökosysteme.
E2opens intelligente GTM-Applikationen greifen
auf eine Datenbank mit Handels- und
Zollinformationen aus 170 Ländern zu. Mit
ihrer Hilfe können Unternehmen zeitnah auf
Veränderungen im Außenhandel reagieren,
sollten beispielsweise Indonesien und Malaysia
Zölle auf bestimmte EU-Waren erhöhen.
(AM)
LOGISTIK express 4/2019 | S32
EU und EFTA buhlen um Verbraucher
im Mercosur
Am 28. Juni einigten sich die Staaten des Mercosur mit der EU über ein Freihandelsabkommen.
Am 23. August konnte die EFTA ihre Verhandlungen erfolgreich
abschließen. Allerdings sind beide Verträge noch nicht in trockenen Tüchern.
BEITRAG: ARNE MIELKEN
ARNE MIELKEN
SENIOR GLOBAL TRADE
& CUSTOMS MANAGER,
E2OPEN
Nach zwanzig Jahren Verhandlungen
mit Unterbrüchen erfolgte am
28. Juni 2019 endlich eine Einigung
über ein Freihandelsabkommen
(kurz FHA, "Agreement in Principle") zwischen
der Europäischen Union (EU) und den Mercosur-Ländern
(Argentinien, Brasilien, Paraguay
und Uruguay). Am 12. Juli hat die Europäische
Kommission einen Teil des vorläufigen
Vertragstextes (Handelsteil) veröffentlicht.
Dieser unterliegt aber noch einer juristischen
Prüfung ("legal scrubbing") und kann sich daher
noch leicht ändern. Die Zollabbaupläne
der EU und des Mercosur wurden noch nicht
publiziert.
Das FHA ist analog den neuen Abkommen
mit Kanada und Japan breit und umfassend
angelegt. Es deckt nicht nur tarifäre Fragen
(Zoll, Exportsubventionen), sondern auch Regelungen
zu Dienstleistungen und anderen
handelsrelevanten Aspekten wie Investitionen,
Gründung von Niederlassungen, Zugang
zu öffentlichen Ausschreibungen, Arbeitnehmerrechte
und Wettbewerbsfragen ab.
Ein wichtiger Teil ist der Abbau nicht-tarifärer
Handelsschranken, insbesondere unterschiedlicher
technischer Normen und Vorschriften.
Derzeit erheben die Länder des Mercosur relativ
hohe Zollabgaben, die für Kraftfahrzeuge,
Textilien, Bekleidung, Schuhe, Spirituosen
und Softdrinks bei bis zu 35 % liegen, für Wein
bei 27%, für Kraftfahrzeugteile, Chemikalien
und Kekse bei bis zu 18 %, für Maschinen bei
14 - 20 % und für Arzneimittel bei bis zu 14 %.
Mit dem Abkommen sollen Zölle auf 91 % der
EU-Exporte nach und nach reduziert oder
ganz beseitigt werden. Die EU-Einfuhrzölle auf
92 % der Mercosur-Waren sollen ebenfalls gesenkt
oder abgeschafft werden.
Zahlreiche Schutzklauseln
Das Abkommen ist mit verschiedenen Schutzklauseln
ausgestattet. Beispielsweise sollte es
aufgrund der Zollsenkungen zu einem unerwarteten,
erheblichen Anstieg der Einfuhren
kommen, der die inländische Industrie schwer
zu schädigen droht, ist die Einführung vorübergehender
Schutzmaßnahmen erlaubt.
Für Importe in die EU sollen weiterhin die bestehenden,
hohen Standards der Lebensmittelsicherheit,
Tier- und Pflanzengesundheit
gelten. Im FHA wird ausdrücklich das „Vorsorgeprinzip“
beibehalten, wonach Behörden
das Recht haben, zum Schutz menschlichen,
tierischen oder pflanzlichen Lebens oder der
Umwelt zu handeln, wenn nach ihrer Einschätzung
ein Risiko besteht. Dies gilt selbst
dann, wenn keine eindeutigen einschlägigen
wissenschaftlichen Erkenntnisse vorliegen.
Das Abkommen enthält detaillierte Bestimmungen
in Bezug auf Urheberrechte, Marken,
gewerbliche Muster, geografische Angaben
und Pflanzensorten. Der Abschnitt über die
Rechte des geistigen Eigentums regelt auch
den Schutz von Geschäftsgeheimnissen. Die
EU und die Länder des Mercosur verpflichten
sich außerdem das Pariser Klimaschutzübereinkommen,
das Übereinkommen über den
internationalen Handel mit gefährdeten Arten
frei lebender Tiere und Pflanzen (CITES) sowie
UN-Abkommen über die biologische Vielfalt
und Fischereibewirtschaftungsmaßnahmen
wirksam umzusetzen. Organisationen der
Zivilgesellschaft erhalten die Möglichkeit, die
Umsetzung des Abkommens – auch in Umweltbelangen
– aktiv zu überwachen. Ferner
sieht das Abkommen ein neues Forum für eine
engere Zusammenarbeit für einen nachhaltigeren
Ansatz in der Landwirtschaft vor.
Verzögerungen möglich
Bis das FHA in Kraft tritt, wird einige Zeit ins Land
gehen. U.a. muss es noch in alle EU-Amtssprachen
übersetzt, dem Rat der EU (EU-Mitgliedstaaten)
und dem Europäischen Parlament
zur Genehmigung vorgelegt sowie in allen
Mercosur-Ländern ratifiziert werden. Die Entscheidung
im EU-Rat muss einstimmig sein.
In Österreich gibt es allerdings Gegenwind.
Der inzwischen abgewählte Nationalrat hatte
die Regierung Ende September zu einer
Ablehnung des Abkommens verpflichtet. Wie
die zukünftige Regierung abstimmen wird, ist
ungewiss. Auch Luxemburg will gegen das
FHA votieren. In Argentinien könnte es im Dezember
d.J. zu einem Regierungswechsel und
damit zu einem Zurückdrehen der Marktöffnung
kommen. Auch politischer Streit um
Abholzungen im Amazonas und präsidiale
Befindlichkeiten könnten das Inkrafttreten des
FHA noch verzögern. Europäische Bauernverbände
machen weiterhin Front gegen das
Abkommen, da sie trotz Zusicherungen einen
massiven Preisdruck durch minderwertige Fleischimporte,
Gen manipuliertes Getreide, bei
Ölsaaten und Zucker fürchten.
Interessanter Wachstumsmarkt
Der Mercosur zählt rund 260 Millionen Verbraucher.
Das sind nur halb mal so viele wie
in der EU (512 Millionen), aber das jährliche
bilaterale Handelsvolumen der EU mit dem
Mercosur beläuft sich derzeit immerhin auf
rund 88 Mrd. EUR (Waren) bzw. 34 Mrd. EUR
(Dienstleistungen).
Der Wirtschaftsblock wird durch Brasilien
dominiert auf das 80% der Wirtschaftskraft
und der Bevölkerung entfällt.
Die EU führt pro Jahr Waren im Wert von 45 Mrd.
EUR in die Mercosur-Länder aus und importiert
von dort Waren von ähnlichem Wert (43 Mrd.
EUR). Bei den Dienstleistungen sind die EU-Ausfuhren
mehr als doppelt so hoch wie die Einfuhren.
Unternehmen aus der EU erbrachten
Dienstleistungen im Wert von 23 Mrd. EUR für
Kunden im Mercosur, Unternehmen aus Mercosur-Ländern
wiederum Dienstleistungen für
Kunden in der EU im Wert von 11 Mrd. EUR.
Durch Zollsenkungen könnten Exporteure in
der EU laut EU-Angaben jährlich über 4 Mrd.
EUR sparen.
LOGISTIK express 4/2019 | S34
EFTA zieht nach
Am 23. August konnten auch die EFTA-
(Schweiz, Norwegen, Island, Liechtenstein)
und die Mercosur-Staaten ihre Verhandlungen
über ein Freihandelsabkommen in der
Substanz abschließen. Es befreit mittelfristig
rund 95 Prozent der EFTA-Ausfuhren in die
Mercosur-Staaten von Zollabgaben. Zudem
werden technische Handelshemmnisse abgebaut,
der Marktzugang für EFTA Dienstleistungserbringer
erleichtert und die bilateralen
Wirtschaftsbeziehungen generell gestärkt.
Das FHA verhindert eine Schlechterstellung
der Unternehmen im EFTA-Raum gegenüber
denen in der EU. Beide FHA sind sich inhaltlich
sehr ähnlich. Zu den zentralen Punkten des
Abkommens zählen ein weitgehend freier Zugang
für EFTA-Industrieprodukte, Quoten für
ausgewählte Mercosur-Agrarexporte und ein
Patentschutz für Schweizer Pharmakonzerne.
Im Agrarbereich gewährt beispielsweise die
Schweiz für ausgewählte Produkte erstmals
auch bilaterale Kontingente außerhalb ihrer
WTO-Verpflichtungen. Diese Konzessionen
wurden so ausgestaltet, dass sie die Ziele der
Schweizer Agrarpolitik nicht in Frage stellen.
Das Abkommen soll spätestens im Jahr 2021
ratifiziert werden. Es bleibt abzuwarten, ob
es bis dahin die Referendum-Hürde in der
Schweiz erfolgreich genommen hat.
Türöffner IT
Die Komplexität der neuen FHA überfordert
viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU).
Internationale Softwarehäuser wie E2open
bieten jedoch ausgefeilte Softwarelösungen
an, die Unternehmen bei der Feststellung
der Dokumentenpflichten und Sonderanforderungen,
der Generierung der notwendigen
Export- und Importdokumente und
beim Dokumentenmanagement unterstützen.
Sie helfen bei der Produktklassifizierung
und Identifizierung der korrekten Zolltarife.
Sie assistieren beim Erstellen und Verwalten
von Ursprungszeugnissen. Und für den Export
von Dual-Use-Gütern bieten sie Unterstützung
bei der Einrichtung rechtskonformer Exportkontrollprozesse.
Die Software vereinfacht
Preisvergleiche auf Einstandskosten-Basis und
hilft bei der Festlegung optimaler Lieferbedingungen.
Sie erhöht das Bewusstsein für Zollvorteile
oder Quotenbeschränkungen und öffnet
die Augen für neue Handelsmöglichkeiten.
Sie reduziert Trade-Compliance-Risiken, spart
Zeit gegenüber manuellen Recherchen und
steigert Supply-Chain-Management-Effizienz
und Supply-Chain-Transparenz. Die E2open
Global Trade Management-Lösungen basieren
auf einer umfassenden, tagesaktuellen
Datenbank. Mit Inkrafttreten des FHA werden
die neuen Zolltarife und andere zolltechnische
Anforderungen automatisch ins System
gespeist. So können Kunden sofort von
den Vorteilen des FHA in Form von niedrigeren
Zollabgaben und Gebühren profitieren.
Fazit
Mit den neuen Freihandelsabkommen hoffen
Europas Politiker, dem Vormarsch Chinas
in Südamerika Einhalt gebieten zu können.
Doch es gibt hier und in den Mercosur-Ländern
noch viele Widerstände zu überwinden.
Gründe sind u.a. die seit Jahren anhaltende
Wirtschaftskrise in Argentinien und Brasilien,
aber auch die lahmende Weltwirtschaft. Die
große Mehrheit der Unternehmen in der EU
und im Mercosur sind KMU. Einigen eröffnen
sich interessante Exportmöglich-keiten, andere
fürchten mehr Wettbewerb. Eine spezielle
Website soll den KMU den Marktzugang erleichtern.
Dies allein wird nicht genügen. Der
stufenweise Abbau der Zollschranken über
mehrere Jahre und komplexe Ursprungsregeln
stellen hohe Anforderungen an die Unternehmen.
Diese sind nur durch eine durchgehende
Digitalisierung der Exportprozesse zu
meistern. Dadurch kann die Zusammenarbeit
mit den Handelspartnern, Zollbehörden und
Verzollungspartnern transparenter, durchgängiger
und kostengünstiger gestaltet werden.
(AM)
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LOGISTIK express 4/2019 | S36
EXCHAiNGE „Management 4.0 –
New Work & Digital Business“
Kosten-, Zeit- und Wettbewerbsvorteile generieren – gar nicht so leicht inmitten
des Digitalisierungsdschungels. Dienstleister preisen ihre Tools. Berater überbieten
sich mit Buzzwords. An Theorien und Szenarien ist kein Mangel. Wirklich angesagt
sind aber praktische Beispiele. Wie kann „der Mensch“ die Fäden in der Hand
behalten? Wie schafft man den richtigen Nährboden für die Saat?
REDAKTION: SABINE URSEL
Der Supply-Chain-Event EXCHAiNGE
steht für Inspiration, Ideen und jede
Menge Aha-Erlebnisse. Hier wird
nicht abstrahiert, sondern Tacheles
geredet. Rund 250 Teilnehmer werden
„benchmarken“. Meint: von tatsächlichen
Erfolgen ebenso lernen wie aus Fehlern.
Termin: 26/ 27. November, Messe Frankfurt.
SABINE URSEL
FACHJOURNALISTIN
Die EXCHAiNGE muss sich nicht mehr beweisen.
Sie ist bereits im „verflixt guten
siebten Jahr“ und längst das bewährte
Austauschforum zum Themenkomplex. Verantwortlich
ist die EUROEXPO Messe- und
Kongress-GmbH (München), die in interaktiven
Formaten zur Reflexion neuer Ideen
und Entwicklungen in der Supply Chain
aufruft. Rund 250 Experten und andere
Wissbegierige aus SCM, Logistik, Einkauf
und Wissenschaft diskutieren über die relevanten
Bausteine einer robusten Supply
Chain, über Technologie, Innovation, Kollaboration,
Nachhaltigkeit, Kultur und Mindsets.
Die Kooperation des SCM-Gipfels mit
der thematisch nahen interaktiven Plattform
Hypermotion (26.-28.11.2019, Messe
Frankfurt) erweitert den Horizont der Teilnehmer
in Richtung Mobilität, Verkehr,
Logistik und digitale Infrastruktur.
Dr. Petra Seebauer, EUROEXPO-Geschäftsführerin
und EXCHAiNGE-Initiatorin, hat ein
Event Design geschaffen, das alle Teilnehmer
einbezieht und nach eindeutigen Aussagen
strebt. Hier wird nicht bloß plakativ von
der Bühne herab referiert. Theorie, Thesen,
erhobener Zeigefinger, vermeintlicher Big
Success – und tschüss ... Diese Art Vorträge
sind auf der EXCHAiNGE nicht erwünscht.
PETRA SEEBAUER
Es geht nämlich auch anders! Erfahrene Impulsgeber
leiten mit Statements ein Thema
ein. Sie fühlen Rednern auf den Zahn und
führen durch – hoffentlich wieder einmal
– kontroverse Diskussionen. Und kontrovers
soll es ja zugehen, denn es gibt schließlich
noch keine fertigen Erfolgsrezepte.
Jedes Unternehmen bewegt sich in unterschiedlichen
Rahmenbedingungen und
legt sein ganz eigenes Tempo vor. Der eine
zaudert, der andere schnellt ohne Rücksicht
auf Verluste vor.
Dass beide „Strategien“ suboptimal sind,
dürfte jedem neutralen Betrachter klar sein.
Für jede Wahl der „Methode“ gibt es Gründe.
Fakt ist aber: Ein stockender Fortschritt beruht
zumeist auf der „menschlichen Natur“,
auf kulturellen Faktoren, über die viele
Geschäftsleitungen allzu gerne schnell hinweg
gehen. Und auch wer meint, Digitalisierung
als reines IT-Thema abhandeln zu
können, manövriert sein Unternehmen unweigerlich
in die Sackgasse. Hier gilt es konse-
quent, aber sensibel vorzugehen. Kein
Wunder also, dass der EXCHAiNGE-
Session New Work – Kultur & Mindsets
(27.11.2019) auch im November
2019 wieder besondere Bedeutung
zukommt.
Was (er-)schafft die moderne
Führungskraft von heute?
New Work: alter Wein in neuen
Schläuchen? „Nein! New Work muss
nichts komplett Neues sein. Man
hat nur endlich erkannt, dass Menschen
durch Vertrauen und Offenheit
geführt werden möchten“, sagt
EXCHAiNGE-Speakerin Kerstin Gliniorz
(Director Supply Chain Strategy EME-
AI bei der ADM Europe GmbH & Co.
KG; Eppelheim/Heidelberg). Grundvoraussetzung
für echte Erfolge seien
professionelle Programme, „die auch
wirklich alle durchlaufen“. Wichtig
sei, dass die Verantwortlichen nichts
aussäßen oder gar meinten, man
habe bereits ein „prima Klima“ geschaffen.
„Firmen, die Change zögerlich
oder gar nicht anpacken, sind
für gute Bewerber nicht attraktiv. Mit
Geld alleine hält man auf Dauer keine
Top-Kräfte. Vertrauensbildung ist
eine Never Ending Story“, so Kerstin
Gliniorz.
Und lässt sich eine neue Kultur auf
rund 20.000 Mitarbeiter in über 60
Ländern übertragen? Das wird Michael
Rendsburg (Chief Operating
Officer FRS, Group Division Paper,
J.M. Voith SE & Co. KG; Heidenheim)
auf der EXCHAiNGE beleuchten. Eine
neue Arbeitsweise innerhalb einer Organisation
zu etablieren, die sich mit
regionalen Kompetenzen dem globalen
Wettbewerb stellt, sei – ganz
klar – „eine riesige Herausforderung“.
Seine Erfahrung: „Um hier erfolgreich
zu sein, muss man verstehen lernen,
wie die jeweilige lokale Organisation
aktuell tickt. Dazu gehört auch, genau
zu beobachten, welche Personen
den größten Einfluss bei Entscheidungen
jeglicher Art haben.“ Ebenso
wichtig seien die formalen Abläufe:
Wie werden Entscheidungen getroffen
und umgesetzt? Jede Kultur
habe andere Bedürfnisse, ihre eigene
Vorgehensweise und eine eigenständige
Vorstellung von New Work.
Alle Kulturen hätten jedoch eines gemeinsam:
„Sie möchte bei dem Prozess
mitwirken und ihr Umfeld selbst
gestalten. Als charaktergebende
Führungskräfte sind wir gefordert:
Leitplanken werden gemeinsam erarbeitet.
Diese unterscheiden sich
aber aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen
zum Teil deutlich“, so
Rendsburg.
Was macht Kollaborationen stabil
und erfolgreich? Mittlerweile gibt es
eine Reihe interessanter Hubs, Acceleratoren,
Inkubatoren und Spin-offs,
die als Benchmark dienen können.
Diese EXCHAiNGE-Session benennt
Treiber und Hemmnisse beim Einsatz
von Digitalisierungstechnologien
und arbeitet heraus, wie sich
Kooperations- sowie Kollaborationsformen
bilden. Motto: kontrollierte
Beschleunigung.
VERVIELFACHT
DIE LAGERFLÄCHE
Blockchain vs. echte Lösungen? Klartext
im Buzzword-Dschungel. In einer
Businessumgebung, die durch Misstrauen,
Macht durch Informationseliten
und enge Entscheidungsvorgaben
geprägt ist, steckt jede Menge
Zündstoff. Erfolgskritische Faktoren:
heterogene Netzwerkpartner, zu teilende
Informationen, Entwicklung
gemeinsamer Standards und Datenstrukturen,
Transparenz, technische
Lösungen, Nutzeneffekte. Diese Session
analysiert erste erfolgreiche An-
Mehrgeschossige
Fachboden
Anlage
Vom Behälter bis
zum Hochregal –
von der Planung bis
zur Inbetriebnahme.
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LOGISTIK express 4/2019 | S38
wendungsfälle.
Verantwortungswechsel für eine neue First
und Last Mile? Klimawandel, CSR und Compliance,
Lieferketten-Interdependenzen im
Zusammenspiel mit ökonomischen Aspekten:
Selbst unter Vorreitern in der Beschaffung
hat nur ein Bruchteil der Unternehmen
volle Transparenz in ihrer Lieferkette. Wer
nur seine direkten Lieferanten kennt, betreibt
kein effektives Risikomanagement.
Die Session nennt Anforderungen an IT-Lösungen,
die eine Zusammenarbeit zwischen
Unternehmen, Lieferanten und Vorlieferanten
forcieren.
Awards 2019: Ausgezeichnete Unternehmenslösungen
Traditionelles Highlight der EXCHAiNGE ist
der Wettbewerb um die besten Unternehmenslösungen.
Am 26. November präsentieren
die Finalisten des Supply Chain Management
Awards ihre Konzepte: Bosch,
Continental, Lufthansa Technik Logistik
Services und Nokia. In der letzten Runde
kämpfen zudem Magazino, Metrilus, parcelLab
und shipcloud um den Smart Solution
Award 2019. Das Besondere: Die Teilnehmer
der EXCHAiNGE voten anhand der
Präsentation für ihre Favoriten. Das Ergebnis
fließt in die Jury-Wertung ein. Die Preisverleihung
erfolgt dann am 27. November
im Rahmen der Award Night. Die Frage
ist also: Wer wird würdiger Nachfolger des
weltweit operierenden Baustoffherstellers
CEMEX (Rüdersdorf bei Berlin) und der
Frachtplattform InstaFreight (Berlin)?
Fazit
Es ist dringend an der Zeit, Erfahrungen zu
sammeln, aus Fehler zu lernen und neue
Partner ins Boot zu holen – interne und externe.
„Veranstaltungen zu besuchen ist
eine Maßnahme; Handlungsanleitungen
aufzugreifen und umzusetzen, ist der nächste
Schritt“, meint Impulsgeber Dr. Volker Hillebrand
(Partner, De Causmaecker GmbH,
Frankfurt) zu Recht.
Weitere gezielte Impulse setzen Bettina
Bohlmann (Managing Partner, 3p procurement
branding GmbH, Düsseldorf), Dr.
Kerstin Höfle (Head of Technology Management,
Körber Logistics Systems GmbH,
Bad Nauheim), Klaus Krumme (wissenschaftlicher
Geschäftsführer, Joint Center
Urban Systems (JUS) der Universität Duisburg-Essen;
Essen) sowie Andrea Walbert
(Geschäftsführerin, PMI Production Management
Institute, Planegg), die mit Teilnehmern
verschiedene taktische und strategische
Supply-Chain-Entscheidungen
für die virtuelle Fruchtsaftfirma „The Fresh
Connection“ durchspielt – eine höchst
spannende Angelegenheit!
Also: Tauschen Sie sich über Hemmnisse,
aber vor allem über belastbare (!) Best
Practice aus. Checken Sie Modelle hinsichtlich
ihrer Belastbarkeit und Übertragbarkeit.
Die EXCHAiNGE sollte man auf gar
keinen Fall verpassen.
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LOGISTIK express 4/2019 | S40
Schaeffler Distributionszentrum -
Für alle Fälle gerüstet
In der Automobilbranche ebenso wie in der Maschinenbauindustrie zählen Qualität,
Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit. Als wichtigster Zulieferer dieser Branchen
ist für die Deutsche Schaeffler Gruppe eine moderne, effiziente Lieferkette unabdingbar.
Darum realisierte die SSI SCHÄFER nun ein neues Distributionszentrum,
das den hohen Anforderungen spielend gerecht wird.
REDAKTION: ANGELIKA GABOR
Bisher versorgte die Gruppe mit ihren
rund 32.700 Mitarbeitern den europäischen
Markt von drei Distributionszentren
aus, um die Supply Chain
bis hin zu den Industriekunden flexibel und
kostenoptimiert zu gestalten. Dazu zählt neben
der präzisen Auftragsfertigung für die
Montagelinien insbesondere die Bedienung
von Ad-hoc Aufträgen der Industriekunden.
Das neue, mit 94.000 m² bebauter Fläche
und 25.000 m² über zwei Ebenen verteilte
Logistikfläche größte und funktional bedeutendste
Europäische Distributionszentrum
EDZ Mitte befindet sich in Kitzingen.
Auf dem etwa 75 Hektar großen Gelände befand
sich früher die US-Liegenschaft Harvey
Barracks. Die neue Anlage stellt das Herzstück
des neuen europäischen Versorgungsnetzwerkes
dar, sie wurde daher auf maximale
Flexibilität, Verfügbarkeit und Efizienz der Prozesse
ausgelegt.
Vollautomatisierter innerbetrieblicher
Materialfluss
Basierend auf den Planungen von Schaeffler
zu Artikelspektren, Auftragsstruktur und Durchsatzanforderung
konzipierten die Intralogistikspezialisten
von SSI SCHÄFER eine hochdynamische
Anlage mit vollautomatisierten
Prozessen von der Wareneingangserfassung
bis zur Versandbereitstellung. Gleich drei
Wareneingangslinien mit integrierten Kontrollwaagen
führen die Paletten von den
Wareneingangstoren zu den Übergabeplätzen,
von wo aus es mit der Elektrobodenbahn
(EBB) weitergeht. Auf einem rund 900
m langen Rundkurs transportiert die EBB die
Paletten entweder an die Einlagerungsstiche
für das Hochregallager (HRL) oder zur Vereinzelung
von Gebinden für die Einlagerung im
Automatischen Kleinteilelager (AKL) an eine
der angebundenen Arbeitsstationen.
Im vollautomatisierten 7-gassigen HRL sorgen
sieben Doppelmast-Regalbediengeräte
(RBG) der energieefizienten Exyz-Generation
für die präzise Ein- und Auslagerung. Ihre Ausstattung
mit doppeltiefem Lastaufnahmemittel
ermöglicht den gleichzeitigen Transport
von zwei Euro- beziehungsweise vier Halbpaletten
– mit einem Durchsatz von bis zu 230 Paletten
pro Stunde. Parallel dazu verfügt das
6-gassige, doppelstöckige AKL über knapp
100.000 Behälterstellplätze. Dort erreichen
zwölf paarweise übereinander eingesetzte
SSI SCHÄFER Miniload Cranes (SMC) eine Umschlagleistung
von bis zu 1.500 Behältern pro
Stunde.
„Maintenance 4.0 for Intralogistics“
Ein zentrales Anliegen von Schaeffler bei der
Planung der Anlage war es, die Anlagenverfügbarkeit
durch eine zustandsbasierte Instandhaltung
und teilautomatisierte Wartung
zu unterstützen. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit
haben Schaeffler und SSI SCHÄFER
das Lösungspaket „Maintenance 4.0 for Intralogistics“
entwickelt und im EDZ Mitte
erstmals erfolgreich realisiert. Mit Hilfe dieser
Lösung können ungeplante Stillstände von
systemkritischen Komponenten vermieden
und Instandhaltungskosten gesenkt werden.
58 Schaeffler Smart Checks garantieren die
Zustandsüberwachung der betriebsrelevanten
Antriebe sowohl an den SMC- als auch
Exyz-Geräten und übermitteln die Informationen
zur Visualisierung an die zentrale Informationsplattform
WAMAS® Lighthouse. Darüber
hinaus werden die 2.500 Antriebe für Kettenförderer
und Rollenbahnen auf den insgesamt
1,97 km Förderstrecke mittels „Schaeffler
Concept8“ vollautomatisch geschmiert. Speziell
entwickelte Schmierritzel übernehmen
dabei eine kontinuierliche, bedarfsorientierte
Schmierölabgabe.
WAMAS® & WAMAS® Lighthouse
Während die Logistiksoftware WAMAS® die
innerbetrieblichen Materialflüsse steuert,
dient das Logistikcockpit WAMAS® Lightouse
der Visualisierung der Prozesse und Arbeitsabläufe
und somit der effizienten Gestaltung
dieser. 20 Pick & Pack- sowie zehn Dekonsolidierungsplätze,
insgesamt 30 Multifunktionsarbeitsplätze,
hat SSI SCHÄFER nach dem eigenentwickelten
ergonomics@work!®-Konzept
eingerichtet. So unterstützen unter anderem
Vakuumgreifer, Teleskoptische und individuell
konigurierbare Positionierungen von
Hilfsmitteln und Arbeitsgeräten optimal die
Arbeitsabläufe der Mitarbeiter. Eine weitere
Anforderung von Schaeffler war ein glatter
Vibrationsschweißboden mit Anlaufschrägen
und Bodenbombage für beste Laufeigenschaften,
hohe Inhaltslasten und einen besonders
leisen Transport auf Förderstrecken.
Extra: seitliche, trapezförmige Wasserablauflöcher,
die nicht von der Antirutschmatte verdeckt
werden.
Sequenzierung sorgt für Ordnung
Zur Koordination mit der Palettenware aus
dem HRL werden die Behälter aus dem AKL
den Arbeitsplätzen zur Auftragsfertigung sequenziert
zugeführt. Jedem Arbeitsplatz ist
dafür ein Sequenztower vorgeschaltet, der
mit einem Vorrat von bis zu 20 Behältern für
eine kontinuierliche Materialabgabe an die
Arbeitsstationen sorgt. Über Displayanzeigen,
integrierte Wiegesysteme und Scanner erfolgt
die dialoggeführte Null-Fehler-Auftragskommissionierung.
Die speziell für Schaeffler konfigurierten
Lager- und Transportbehälter LTB
von SSI SCHÄFER bieten eine besonders hohe
Volumenausnutzung, einen verstärkten Unterund
Oberrand sowie vier stabile Eckholme.
Speziell entwickelte Bodenvarianten gewährleisten
einen störungsfreien Transport auf allen
Förderstrecken und ein sicheres Stapeln.
Geschlossene Kreislaufsysteme mit zwei Depalettierrobotern
garantieren die reibungslose
Intercompany-Zulieferung an das EDZ.
„Mit Blick auf die Herausforderungen eines
solchen Projektes und die kurze Realisierungsphase
hatten wir mit SSI SCHÄFER einen kompetenten
Partner an unserer Seite“, zeigt sich
Dr. Jörg Zellerhoff, Fachprojektleiter Logistik
bei der Schaeffler Gruppe, daher auch rundum
zufrieden. (AG)
LOGISTIK express 4/2019 | S42
Wehkamp - In nur 30 Minuten
versandbereit
Mit der zunehmenden Digitalisierung steigen auch die Ansprüche der Kunden.
Besonders im Onlinehandel ist zu beobachten, dass Besteller ungern bereit sind,
länger als einen Tag auf ihre Ware zu warten. Dank des neuen Logistik Service
Centers von KNAPP ist der holländische Online-Lifestyle-Shop wehkamp.nl binnen
30 Minuten nach Bestelleingang versandbereit.
REDAKTION: ANGELIKA GABOR
Einfach, aber effizient
Die von KNAPP für wehkamp.nl entwickelte
Lösung unterstützt nicht nur den rasanten Geschäftszuwachs,
sondern verbessert gleichzeitig
auch den Kundenservice – und ist zudem
trotz der komplexen Anforderungen des
Online-Handels aus operativer Sicht einfach
zu bedienen. Frei nach der KNAPP-Philosophie
making complexity simple. Die Lösung lässt
notwendige automatische und manuelle Prozesse
so harmonisch ineinandergreifen, dass
die Bestellungen innerhalb von 30 Minuten
nach Auftragseingang für den Kunden versandbereit
sind.
SANDER BOLMER
DIRECTOR SUPPLY CHAIN
WEHKAMP
Mit rund 2,7 Millionen Stammkunden
und über 30 Millionen
versendeten Artikeln pro Jahr
ist wehkamp.nl der größte Online-Lifestyle-Shop
Hollands. Das 1952 gegründete
Unternehmen Wehkamp führt mehr als
430.000 Artikel von 2.000 Marken unterschiedlicher
Bereiche und bietet diese bereits seit
2008 ausschließlich online an. Das Versprechen
„heute bestellt, morgen geliefert“ ist
dabei die oberste Prämisse. „Mit der hohen
Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit und Durchsatzleistung
dieser Anlage sorgen wir dafür, dass
wir dieses Versprechen erfüllen“, freut sich
Sander Bolmer, Director Warehousing & Distribution,
wehkamp.nl.
Für die Zukunft gerüstet
Wer heute in die Logistik investiert, möchte
damit natürlich auch langfristig gut aufgestellt
sein. Das ambitionierte Wachstumsziel von
200 Prozent bis 2020 machte eine Neuausrichtung
der Distribution, die bisher über die Lager
von Dedemsvaart und Maurik abgewickelt
wurde, nötig. Die Lösung: ein maßgeschneidertes
Distributionszentrum für das Handling
des kleineren Artikelspektrums in Zwolle. Das
neue Logistics Service Center (LCS) Zwolle soll
das weltweit größte Verteillager werden, das
ausschließlich Online-Bestellungen abwickelt.
Im Zuge des großteils bei laufendem Bertrieb
stattfindenden Ausbaus 2017 wurde das
automatische Shuttle-System um drei zusätzliche
Regalgassen und vier Ware-zur-Person-
Arbeitsplätze erweitert, um zusätzliche
79.500 Stellplätze sowie eine erhöhte Durchsatzleistung
zu schaffen. Das skalierbare
Design der Lösung ermöglichte es, solche
Erweiterungen bereits in der ersten Entwurfsphase
zu berücksichtigen.
Intelligentes One-Touch Handling
Bei dieser All-In-Lösung werden abgesehen
von sperrigen Gütern und Hängeware alle
Artikel aus dem OSR Shuttle automatisch
ein- und ausgelagert. Mit seiner doppeltiefen
Behälterlagerung bietet das OSR Shuttle
genügend Lagerkapazität für das umfangreiche
Sortiment von Wehkamp. Es umfasst
insgesamt 21 Regalgassen mit 26 Ebenen,
die insgesamt 546 Shuttles versorgen 556.000
Lagerplätze. Zwei Quergurtsorter verbinden
den Lagerbereich mit dem Kommissionierbereich.
Die Ware-zur-Person-Arbeitsplätze aus
der Pick-it-Easy Serie befinden sich auf zwei
Ebenen und werden mit Waren aus dem OSR
Shuttle versorgt.
Mit dem All-Aisle-Access-Prinzip von KNAPP
kann jeder Auftrag an jedem Arbeitsplatz
bearbeitet und fertiggestellt werden. Dieser
Designansatz ermöglicht es Wehkamp, seine
Systemkomplexität zu reduzieren und Konsolidierung
zu vermeiden, da auf jeden Artikel
von jedem Kommissionierarbeitsplatz aus zugegriffen
werden kann. „Im Gegensatz zu
herkömmlichen Distributionszentren ist unsere
Anlage nach dem Ware-zur-Person-Prinzip
konzipiert, und das macht den entscheidenden
Unterschied aus. Wenn ein Kunde
hier eine Bestellung tätigt, wird diese einem
der 28 Pick-it-Easy-Arbeitsplätze zugewiesen.
Das OSR Shuttle bringt die richtigen Artikel
automatisch zu den Arbeitsplätzen. Darüber
hinaus können unsere Mitarbeiter sechs
Kundenbestellungen gleichzeitig bearbeiten,
wodurch bis zu 12.300 Artikel pro Stunde kommissioniert
werden können“, so Bolmer stolz.
Optimierte Nachhaltigkeit
Da die automatischen Verpacklinien die
Höhe des Versandkartons genau auf den
Füllgrad des Artikels anpassen, erübrigt sich
der Bedarf an Füllmaterial. Gleichzeitig sind
durch die Vermeidung von Hohlräumen die
Artikel im Karton geschützt. Bruchsichere Artikel
und kleinere Aufträge werden in Plastiktaschen
verschickt, wodurch Platz in den Lieferwägen
und somit auch CO2 eingespart wird.
„Wonach wir wirklich gesucht haben, war ein
Partner und nicht ein weiterer Lieferant. Wir
wollten einen Partner, mit dem wir uns über
Strategien austauschen und gemeinsam
Ideen erarbeiten können, um bestimmt Anforderungen
zu erfüllen“, erklärt Bolmer. Und
mit KNAPP hat er diesen Partner gefunden.
(AG)
RENÉ WOLTERS
MANAGING DIRECTOR
KNAPP BENELUX BV
LOGISTIK express 4/2019 | S44
Das Zusammenspiel von Mensch
und Maschine im Lager
Digitalisierung in der Intralogistik ist keine Zukunftsvision. Wir befinden uns mitten
in der vierten Stufe der Industrialisierung: Themen wie IoT, Blockchain, Künstliche
Intelligenz, smarte Roboter oder Schwarmintelligenz sind auch in der Lagerlogistik
angekommen und erhöhen die Flexibilität und Effizienz von Prozessen.
BEITRAG: REDAKTION
FLORIAN SCHORCHT
CONSULTANT SAP EWM BEI
LEOGISTICS
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten,
IoT-Komponenten einzusetzen.
Dabei den Überblick zu behalten ist
schwer. Dieser Beitrag umreißt ausgewählte
Digitalisierungsbereiche in der
Lagerlogistik, erläutert eine standardnahe
Integration mit SAP EWM anhand zweier
Beispiele näher und liefert Argumente für
die Digitalisierung von Lagerprozessen.
LOGISTIK ALS WERTTREIBER
Bisher als wertschöpfender Faktor unterschätzt,
können Logistikprozesse heute
durchaus als Werttreiber bezeichnet werden
- als Faktoren für Wachstum und Effizienzsteigerung.
Schon Sensorik und Technologien
der automatischen Identifikation,
autonome Transportmittel in Verbindung
mit automatisierten Lagern und Umschlaginfrastrukturen
ermöglichen eine weitgehende
Selbststeuerung.
SMART LOGISTICS
Der Smart Logistics-Ansatz geht da noch
einen Schritt weiter: Eine Maximale Transparenz
der Logistikkette ermöglicht allen
beteiligten Akteuren, auf Prozessabweichungen
direkt und abgestimmt zu reagieren.
Wichtig ist dabei, die Digitalisierung
(intra-)logistischer Prozesse nicht mit deren
Vollautomatisierung gleichzusetzen. Im
Gegenteil: Es geht um die Vernetzung von
Maschinen und Menschen und den Aufbau
selbstgesteuerter „Regelkreise“, bestehend
aus Sensoren, handelnden Menschen, operativen
Maschinen, der Datenverarbeitung
gesammelter Daten und der Rückmeldung
an Mensch und Maschine.
Anwendungsbereiche von Smart Logistics
in der Lagerumgebung:
VORTEILE DURCH KOLLABORATION UND DEN
AUSTAUSSCH VON ECHTZEITDATEN
Cloudbasierte Dienste für Echtzeit-Verkehrsdaten
und dynamische Routenplanungen
können beispielsweise die Kommissionier-
und Bereitstellungsprozesse
effzienter und termingerechter gestalten.
Durch den Einsatz intelligenter Technologien
können Wartungsarbeiten remote
durchgeführt und gezielter vorausgesagt
werden. Auch die Inventurphasen lassen
sich optimieren. Der Einsatz von Drohnen
oder einer App, welche die Zählung durch
Bilderkennung unterstützt, lässt die Dauer
der Inventur drastisch verkürzen. Wenn
das manuelle Zählen per Hand vielleicht
2-3 Minuten je Artikel dauert, kann ein Foto
binnen Sekunden die Zählmenge digital liefern.
In einem Lager mit mehreren tausend
Artikeln, lässt sich so die gesamte Inventur
enorm verkürzen und produktiver gestalten.
VORTEIL DURCH AUTOMATISIERUNG
Darüber hinaus werden Fahrerlose Transportsysteme
(FTS) im Zuge der Digitalisierung
von Lagerprozessen an Bedeutung zunehmen.
Bei der Entwicklung der FTS spielt vor
allem die rasante Entwicklung smarter Sensorik
eine große Rolle. Durch die verbaute
intelligente Sensorik lassen sich plötzliche
Hindernisse schneller und besser erkennen
und somit umfahren oder auf eine Räumung
des Hindernisses warten. Der Warezum-Mann-Prozess
lässt sich komplett neu
definieren. Milk-Runs lassen sich zwischen
Lager und diversen Arbeitsplätzen zukünftig
über ein FTS abbilden. In Verbindung
mit Wearables, wie einer Smartwatch oder
Smart Glasses, kann der Mitarbeiter die Ankunft
und die Beladung der ankommenden
Transporte anzeigen und kann ggf. Tauschbehälter
oder fertige Bauteile zur Übergabe
bereitstellen.
S/4HANA UND SAP EWM ALS BASIS DER LA-
GERDIGITALISIERUNG
Das erhöhte Datenaufkommen durch die
Verfügbarkeit von Live-Daten und die damit
verbundene Aufbereitung, Auswertung
und Darstellung, im optimalen Fall in Echtzeit,
können durch die S4/HANA In-Memory-
Technologie abgefangen werden. Für die
Integration der Prozessdaten zur Prozessteuerung
und Automatisierung von Nachfolgeschritten
setzt leogistics in Digitalisierungsprojekten
auf eine eigens entwickelte
Standardschnittstelle.
WIE FUNKTIONIERT DIE INTEGRATION MIT SAP
EWM?
Mit der eigens entwickelten Schnittstelle
werden aktuell Protokollarten wie HTT-
P(S), WebSocket und TCP/IP unterstützt.
Als Datenformate kommen JSON, Telegramm-Strings
und XML zur Anwendung.
Weitere Datenformate lassen sich problemlos
integrieren. Je nach Anwendungsfall
oder IoT-Komponente wird die Business
Logic im SAP EWM ausprogrammiert. Zudem
besteht die Möglichkeit, eingehende
und ausgehende Nachrichten direkt an
ein webbasiertes User Interface zu pushen
- ohne zusätzliche Entwicklung. Somit lassen
sich verschiedenste Endgeräte überwachen,
wie zum Beispiel zur Prüfung auf
LKW-Kennzeichen und Containernummern,
Parkplatzbelegung vor dem Lagertor sowie
der Einhaltung von Kühlketten.
Anbindung von externer Hardware und IoT
Geräten an das SAP EWM.
Mittels SAP EWM und den entsprechenden
Boardmitteln haben Anwender eine ganze
Reihe von Automatisierungsmöglichkeiten.
Dazu zählen unter anderem automatische
Paternoster, Hochgeschwindigkeits-Sorter,
Regalbediengeräte mit mehrfachen Last-
LOGISTIK express 4/2019 | S46
aufnahmemitteln und Durchlagerung in die
nächste Gasse, Pickroboter und Palettenwickler
sowie Fahrerlose Transportsysteme.
Einzig die Frage der Übernahme von Funktionen
und die Tiefe der Integration mit der
Hardware sollte vor Beginn der Integration
mit allen Parteien definiert werden.
ANWENDUNGSBEISPIELE
Im hauseigenen leolab forscht und entwickelt
leogistics an Themen, die im logistischen
Umfeld einen Mehrwert liefern. Dazu
zählen zum Beispiel ein auf einem ausgefeilten
Algorithmus basierendes SAP EWM Reorganisationstool,
der Einsatz von Chatbots
und Sprachsteuerung und eine auf KI und
Machine Learning basierende Zähl-App.
INVENTURERLEICHTERUNG DURCH MACHINE
LEARNING
Basierend auf neuronalen Netzen zählt
diese App zum Beispiel die Anzahl von
Rohren oder Stämmen oder jeglicher „angelernter“
Objekte anhand des Querschnitts
oder der Form. Somit wird ein
mühseliger, manueller und fehlerbehafteter
Prozess durch digitale Unterstützung
schneller und sicherer gestaltet.
Produktivitätssteigerung: Unterstützung der
Mitarbeiter bei zeitintensiven und fehleranfälligen
Zählvorgängen.
ARBEITSERLEICHETRUNG DURCH SPRACH-
ASSISTENTEN
Die standardnahe Integration von Alexa
Sprachbefehlen mit SAP EWM wird durch
Prozesscodes ermöglicht. Diese können einfach
mit dem EWM Alexa Skill erweitert werden.
Vordefinierte reale Dialoge machen
das Freihand-Management des Lagers
möglich. Durch Chatbots und nutzerzentrierte
Bildschirmaufbauten und Hilfestellungen
lassen sich Anlernphasen von Mitarbeitern
verkürzen, Schulungen individuell
durchführen oder es werden Systemneuerungen
an den relevanten Stellen erläutert
und führen die Mitarbeiter so zielgerichtet
durch den Prozess. Die Digitalisierung der
Logistikkette bleibt ein entscheidender
Faktor für eine kostenoptimierte logistische
Abwicklung. Die jüngste Herausforderung
liegt hier in der Prozessoptimierung durch
den Einsatz smarter Hardwarekomponenten
und Algorithmen sowie deren reibungslose
und direkte Integration mit SAP EWM.
(RED)
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LOGISTIK express 4/2019 | S48
Vorteile einer automatisierten
Kreditorenbuchhaltung
Die digitale Transformation ist unerlässlich für den Geschäftserfolg von morgen.
Sie ist keine Option mehr, sondern Notwendigkeit. Alle Geschäftsfelder sind betroffen,
insbesondere der Einkauf. BEITRAG: THOMAS KOFLER
THOMAS KOFLER
Account Executive
Schweiz, Tradeshift
Als Einstieg in die digitale Transformation
eignet sich vor allem die
Kreditorenbuchhaltung (AP Accounts
Payable), d.h. die Buchführung
der Kontokorrentbeziehungen zwischen
dem eigenen Unternehmen und externen
Lieferanten und Dienstleistungsanbietern.
Hier wird das Tagesgeschäft häufig noch immer
von Papier und Personal intensiven, manuellen,
fehlbehafteten Prozessen bestimmt.
Die Kreditorenbuchhaltung zählt in vielen
Konzernen zu den ineffizientesten und kostenträchtigsten
Abteilungen in einem Konzern.
Besonders hoch ist der Verwaltungsaufwand
u.a. bei Speditionen und Expressdienstleistern,
die meist Hunderte von Lkw-Unternehmen
beschäftigen. Durch Automatisierung
können Unternehmen den Arbeitsaufwand
und Kosten senken sowie Zeit und Personal
einsparen. Die Rendite entsprechender Investitionen
(ROI = Return on Investment) ist hoch.
Stolpersteine
Warum kommt die Digitalisierung in diesem
Bereich trotzdem nur schleppend voran?
Zum einen geniesst die Kreditorenbuchhaltung
als Nebenzweig der Finanzbuchhaltung
im Bereich Finanzen und Controlling keinen
hohen Stellenwert. Entsprechend schwierig
ist es für die Verantwortlichen, die nötigen
Investitionen bewilligt zu bekommen. Vielen
Finanzkontrolleuren ist nicht bewusst, wie viel
Geld sie mit einer Automatisierung einsparen
könnten und dass die Einsparungen die Investitionen
über Zeit weit überschreiten.
Ein weiteres Problem ist das Silodenken in
grossen Organisationen und die unsichtbaren
Mauern zwischen Buchhaltung, IT und Einkauf.
Naturgemäss hat die Kreditorenbuchhaltung
einen engen Bezug zum Beschaffungswesen,
insbesondere dem Einkauf. Meistens rapportieren
die Bereiche jedoch an unterschiedliche
Führungskräfte und sehen sich daher als Konkurrenten
mit unterschiedlichen Zielen. Es
braucht bei der Einführung von AP-IT-Lösungen
einen langen Atem. Viele Lieferanten
sträuben sich anfangs gegen einen Systemwechsel
hin zu e-Invoicing und e-Payments.
Hier sind Fingerspitzengefühl und Überredungskunst
gefragt.
Softwarefunktionen
Das Angebot technischer Lösungen für eine
Automatisierung der Kreditorenbuchhaltung
ist gross. Ihre Funktionalität wird ständig
verbessert. Waren Supply-Chain-Finance
(SCF)-Lösungen anfänglich auf Grossunternehmen
ausgerichtet, stehen heute KMU im
Fokus. Denn laut Expertenaussagen verfügen
erst 52% über eine SCF-Lösung. Laut einem
Bericht des McKinsey Global Institute vom
Januar 2017 könnte rund die Hälfte aller bezahlten
Tätigkeiten von Mitarbeitenden in
Wirtschaftsunternehmen mit der heute zur
Verfügung stehenden Technologie automatisiert
werden.
Wie funktioniert AP Lösungen? Der Prozess beginnt
mit der Auftragserteilung und anschliessenden
Rechnungsstellung. Akzeptieren Sie
nur noch elektronische Rechnungen von Ihren
Lieferanten! Durch kostenloses Verknüpfen
aller Lieferanten mit einer Multi-User-Plattform
erreichen Sie eine hohe Akzeptanz fürs
e-Invoicing. Wenn der Lieferant die Plattform
auch für eigene Geschäfte nutzen kann, z.B.
den Einkauf von Ersatzteilen unteranderem
wächst die Bereitschaft, digitale Prozesse zum
Standard zu machen.
Mit moderner Software können Sie die gesamte
Rechnungsbearbeitung automatisieren.
Eingehende Rechnungen werden erfasst und
automatisch mit Aufträgen, Vertragskonditionen,
aber auch gesetzlichen und firmen-
internen Compliance-Vorgaben und
Zollbestimmungen sowie Wareneingangsbuchungen/Lieferscheinen
verglichen.
Nach positiver Prüfung werden
sie zur Zahlung frei gegeben markiert
und gemäss den vorgegebenen Zahlungszielen
bezahlt. Die Software erfasst
ebenfalls Gutschriften, verwaltet
offene Posten, archiviert Unterlagen
und füttert Daten in das ERP-System.
Die Mitarbeitenden konzentrieren sich
allein auf die Problemfälle. So lässt sich
die mit Anzahl der mit Rechnungen befassten
Personen reduzieren und die
Durchlaufzeiten im Rechnungswesen
deutlich verkürzen.
Skonti locken
Eine integrierte Procure-to-Pay-Lösung
ermöglicht ausserdem die dynamische
Handhabung von Skonti bei Frühzahlungen.
Der Einkauf/Financial Controller
bestimmt, wie viel Kapital für Frühzahlungen
zur Verfügung steht. Die
Lieferanten publizieren online ihre Standardkonditionen.
Gemeinsam werden
dann die anzuwendenden Konditionen
beschlossen, die bei früher Zahlung
automatisiert angewendet werden.
Für Unternehmen die Skonti auf alle Eingangsrechnungen
erhalten, ergeben
sich signifikanten Einsparungen und höhere
Gewinnmargen. Aber auch mehr
Transparenz, Imagegewinn sowie langfristig,
stabile Partnerschaften mit Lieferanten
sind als positive Nebeneffekte
nicht zu unterschätzen. Mit kürzeren
Zahlungsfristen können Unternehmen
eventuell auch deutlich günstigere
Konditionen im Einkauf aushandeln. Für
langjährige Lieferanten ergibt sich die
Möglichkeit, bei den an die Plattform
angeschlossenen Banken einen günstigeren
Kredit auszuhandeln, da diese
den kontinuierlichen Geldfluss sehen.
Tail Spend
Einkaufsrichtlinien konzentrieren aus
Haftungsgründen traditionell den Wareneinkauf
auf eine beschränkte Zahl
ausgewählter Mitarbeiter. Diese sind für
den Einkauf der wichtigsten Rohstoffe
und Halbwaren verantwortlich. In manchen
Unternehmen werden aber so
kaum 10% der Lieferanten erfasst. Mit
der Einführung einer digitalisierten Zahlungsabwicklung
kann auch anderen
Mitarbeitenden Zugang zu Zahlungsmitteln
(Unternehmens- oder Kreditkarte/p-Karte)
für geringfügigere Ausgaben
(Tail Spend) gewährt werden.
Dabei mag es sich um Reisekosten,
den Einkauf von Dienstleistungen oder
Büromaterial, Kleinteile, Ersatzteile,
Werkzeuge oder andere Waren handeln.Die
Verwaltung solcher Unternehmensausgaben,
d.h. nicht-geschäftskritischer
Einkäufe, ist gewöhnlich
komplex. Moderne Softwarelösungen
übertragen die Kontrolle über solche
Einkaufsentscheidungen den jeweiligen
Budgetverantwortlichen und ebnen
den Weg für einen standardisierten
Genehmigungsworkflow. Dies erhöht
die Transparenz unternehmensweit. Die
Automatisierung der Kreditorenbuchhaltung
steigert nicht nur die Kosteneffizienz
der Buchhaltung selbst, sondern
der gesamten Organisation.
Erfolgreiche Umsetzung
Eine erfolgreiche digitale Transformation
der Kreditorenbuchhaltung gelingt
nicht über Nacht. Sie erfordert Veränderungen
bei Geschäftsprozessen,
Mitarbeitenden und Führungskräften
sowie in der Wahrnehmung der Kreditorenbuchhaltung
und ihrer Bedeutung
für den Einkauf und das Unternehmen
als Ganzes auf der Führungsebene. Die
Einführung neuer Softwarelösungen ist
immer eine Herausforderung. Aber das
Durchsetzen von Verhaltensänderungen
(Change-Management) ist weitaus
anspruchsvoller. Die Software muss
einfach in der Handhabung sein, die
Geschäftsbanken einbinden und sich
problemlos mit ERP-Systemen verbinden
lassen. Mit dem Roll-out der Softwarelösung
sollten neue Jobbeschreibungen
und Zielvereinbarungen für die
betroffenen Mitarbeiter einhergehen.
Aber auch die Lieferanten benötigen
eine Starthilfe.
Mehrwert
Viele Unternehmen haben den digitalen
Wandel inzwischen angestossen
und sind überzeugt, dass dieser nicht
nur das Kundengeschäft, sondern
auch das BackOffice revolutionieren
wird. Der erreichbare Mehrwert wird
immer offensichtlicher. Gleichzeitig
steigt der Bedarf an einer konsistenten
Geschäftsstrategie, die mit definierten
Zielen und Massnahmen unterfüttert ist.
Durch die Automatisierung der Kreditorenbuchhaltung
können Daten bezüglich
Einkaufsverhalten, Ausgaben,
Lieferfristen, Skonti etc. kosteneffizient
und zum Nutzen des Unternehmens
ausgewertet werden (Big Data Mining).
Die Transparenz steigt. Durch bessere
Zahlungsbedingungen avancieren Lieferantenrechnungen
vom Kostenblock
zum Gewinnbeitrag. Statt sich mit der
Rechnungsabwicklung zu befassen,
bekommen Mitarbeitende die Möglichkeit,
sich auf Gewinn steigernde Tätigkeiten
zu konzentrieren. (TK)
LOGISTIK express 4/2019 | S50
Sind Ihre Mitarbeiter fit im US –
Außenhandelsrecht?
Sie exportieren in die USA? Sie importieren Teile oder technisches Know-how aus
den USA? Dann sollten sich Ihre Mitarbeitenden gut im US-Außenhandelsrecht
auskennen. Verstöße können teuer werden. Regelmäßige Schulungen sind unumgänglich.
Beitrag: Redaktion
Exterritoriale Geltung
Einer der Gründe, warum Sie ihre Mitarbeiter
kontinuierlich schulen sollten, ist die
exterritoriale Geltung des US-Exportkontrollrechts.
Während in EU-Staaten, einschließlich
Deutschland, der Grundsatz des freien
Warenverkehrs gilt, sind bewilligungsfreie
Exporte aus den USA eher die Ausnahme.
Zudem kontrollieren die USA ihre Güter im
Handelsverkehr auch außerhalb des eigenen
Territoriums, wo auch immer sich diese
in der Welt bewegen.
Trump ist Ihr Albtraum oder Sie sind ein
Trump-Fan? Wie auch immer. Falls
Sie Handel mit den USA treiben, müssen
Sie sich mit den Auswirkungen
seiner Politik arrangieren. Und dies betrifft
Hunderte von Firmen in Deutschland. Die
Vereinigten Staaten sind der größte Abnehmer
von Waren «Made in Germany». 2018
erreichten die Ausfuhren einen Rekordwert
von 113,5 Milliarden Euro. Auch die Importe
aus den USA sind mit 64,6 Milliarden Euro
bedeutsam. Doch wie gut kennen sich
Ihre Mitarbeitenden im hoch komplexen
US-amerikanischen Handels- und Zollrecht
aus? Alles dem Zollspediteur zu überlassen
ist für Industrie und Handelsorganisationen
nicht ratsam. Denn Rechtsverstöße werden
in den USA mit hohen Strafen belegt.
Das US-Exportkontrollrecht findet u.a. Anwendung
auf Güter, die außerhalb der USA
produziert werden, in denen aber US-Vorprodukte
enthalten, oder die das Resultat
von US-Technologien, Blaupausen u.ä. sind.
Je nach Empfangsland bzw. Empfängerperson
wird zum Teil bereits ab einem wertmäßigen
US-Anteil von 10% ein Gut als US-
Gut betrachtet und entsprechend durch
US-Recht kontrolliert. Das US-Recht folgt der
Ware. Damit müssen US-Regularien auch
von Unternehmen beachtet werden, die
keine Niederlassung in den USA haben,
aber direkt oder indirekt mit US-Produkten
zu tun haben.
Die De-Minimis-Regel gilt nur bei (Re-) Exporten
von Dual-Use-Gütern. Für Rüstungsgüter
oder Luft- und Weltraumtechnologie, die
nicht durch die EAR (Export Administration
Regulations), sondern durch ITAR (International
Traffic in Arms Regulations) kontrolliert
werden, genügt bereits der Einbau einer
einzigen ITAR-kontrollierten Komponente,
um das Gesamtgut der Kontrolle der ITAR
zu unterwerfen, sog. see-through-rule.
Aufmerksamkeit verlangt auch die
Vielzahl der Sanktionslisten bezüglich
Länder, Organisationen und Personen
der US-Behörden. Für Kundenunternehmen,
Lieferanten oder Geschäftspartner,
die in diesen Listen
aufgeführt sind, besteht entweder
eine Meldepflicht an die US-Behörde,
eine Bewilligungspflicht oder sogar
ein Verbot des Geschäfts.
Das US-Exportrecht gilt unter Umständen
auch, wenn ein Unternehmen
Standorte oder Beteiligungen in den
USA unterhält, wenn ein US-Unternehmen
an der Gesellschaft beteiligt
ist oder wenn ein Unternehmen
US-Staatsbürger oder auch nur Inhaber
einer "US-Greencard" beschäftigt.
So kann z.B. ein Vortrag im Ausland
über bestimmte wissenschaftliche
Erkenntnisse durch einen US-amerikanischen
Mitarbeiter eines deutschen
Unternehmens eine Exportlizenz
benötigen („deemed export“).
C-TPAT etc.
Aber auch der Export in die USA ist
nicht hürdenfrei. Die Bestimmungen
des Zollpartnerschaftsabkommens
C-TPAT und der elektronischen Voranmeldung
von Warenimporten
Ich liebe meinen kreativen
Freiraum beim Arbeiten.
Du auch?
sollten bekannt sein. Die Einfuhr von
Lebensmitteln und Pharmaprodukten
in die USA stellt hohe Anforderungen.
Die Vorgaben der amerikanischen
Lebens- und Arzneimittelaufsicht
"Food and Drug-Administration" (FDA)
Ebenso das Ausstellen eines Produkts
im Rahmen einer Messe außerhalb
Deutschlands. Auch der grenzüberschreitende
Versand von Produktbeschreibungen
oder die Information
eines ausländischen Staatsangehörigen
über Merkmale des Produkts können
einen Export nach US-Recht darstellen.
Die Verpflichtungen betreffen
auch deutsche Unternehmen, die lediglich
Produkte und Dienstleistungen
in andere EU-Länder verbringen.
Maria
Head of Final Engineering
KNAPP AG
Besondere Regeln sind ebenfalls bei
den internen Abläufen innerhalb exportierender
Unternehmen zu beachten.
Unter anderem müssen bei der
Produktion bestimmter in den USA gelisteter
Güter besondere Sicherheitsstandards
bezüglich Zutrittes, Organisation
und Auswahl der Mitarbeiter
beachtet werden.
knapp.com/karriere
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LOGISTIK express 4/2019 | S52
müssen ebenso erfüllt werden, wie die des
US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums
(USDA) und der amerikanischen Zollbehörde
CBP (Customs Border Protection).
Eine richtige, vollständige und schlüssige
Dokumentation ist entscheidend für eine
schnelle, termingerechte Lieferung und
den Zugang zum US-amerikanischen Markt.
Bei verschiedenen Waren muss eine Importlizenz
ebenso wie Adressen und FDA
Registriernummern des Exporteurs, Herstellers,
Importeurs und Empfängers vorliegen.
Der Warenursprung muss lückenlos belegt
werden.
Drawback-Verfahren
Interessante finanzielle Vorteile ergeben
sich für Exporteure, die Waren in den USA
veredeln und dann weiter nach Lateinamerika
oder Kanada verkaufen. Das
Drawback-Verfahren bietet die Option,
bei der CBP die Erstattung von bereits
gezahlten Einfuhrabgaben beim Reexport
veredelter, nicht benötigter oder defekter
Waren („Manufacturing Drawback“,
„Unused Merchandise Drawback“,
„Substitution Drawback“) zu beantragen.
Die Zollbehörde erstattet im Regelfall
99% der gezahlten Einfuhrzölle.
Bei „Unused Merchandise Drawback“ werden
überdies auch die Zollabfertigungsgebühren
(merchandise processing fees)
erstattet. Grundsätzlich ist es am Exporteur
der Einfuhrwaren oder gleichartiger Waren,
die Erstattung zu beantragen.
Spezialschulung tut not
Zahlreiche Firmen, Institutionen und Verbände
bieten in Deutschland Schulungen
im Bereich Exportklassifizierung und -verzollung,
Compliance, Freihandelsabkommen
u.ä. für Fach- und Führungskräfte an.
Die Global Trade Academy von E2open
(ehem. Amber Road, mit Hauptsitz in New
Jersey USA) hat sich vor allem auf USA fokussierte
Themen und den globalen Handel
mit Dual-Use-Gütern spezialisiert. Kostenlose
Webinars zu aktuellen Themen wie neue Gesetzesvorschriften,
Sanktionen oder Zölle,
Brexit und Incoterms 2020 bieten viel Raum
für die Beantwortung individueller Fragen
aus dem Berufsalltag. Seminare und Konferenzen
werden in verschiedenen Ländern
(in Nordamerika, Asien und Europa) sowie
Sprachen zu Themen des internationalen
Handels, Außenhandelsmanagement, Supply-Chain-
Management, Import- und Exportkontrollen,
Zollabwicklung, Freihandelsabkommen,
Präferenzabwicklung und Trade
Compliance Management angeboten.
Darüber hinaus ist die Global Trade Academy
seit Jahren erfolgreich mit Online Trainings
und Präsenzveranstaltungen, die zum
Teil speziell auf individuelle Firmenbedürfnisse
zugeschnitten werden. Zum Schulungsprogramm
gehören auch drei Intensivkurse
mit Abschlusszertifikat. Hier liegt der Fokus
auf global standardisierter HS-Klassifizierung
und Tarifierung, Exportkontrollrecht (USA,
EU etc.) und Drawback-Verfahren (USA).
Zum Selbststudium dient die Lernplattform
„Learning Management System“ (LMS).
Sie gewährt Zugriff auf eine Bibliothek mit
bereits abgehaltenen Online-Seminaren
zum Themenzyklus Handelsrecht Im- und Export.
Das gesamte Schulungsprogramm ist
auf den Praxisalltag ausgerichtet. Die Kurse
kosten zwischen 600 und 3000 USD/Person.
Fazit
Fundiertes Wissen im internationalen Handelsrecht,
insbesondere in Bezug auf Ihre
Lieferländer und Absatzmärkte, ist essenziell
für reibungslose und rechtssichere Geschäftsabläufe.
Angesicht des zunehmenden
Protektionismus weltweit und immer
mehr Vorschriften und Verordnungen im
Welthandel wächst die Bedeutung von
Schulungen, Auffrischungskursen und einer
generellen Sensibilisierung für Trade-Compliance-Themen.
Trade Compliance ist für
Firmen Voraussetzung für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit,
bringt aber neben der
Strafvermeidung keinen messbaren Wettbewerbsvorteil.
Daher tun sich viele Firmen
schwer, die notwendigen Mittel für Schulungen
bereit zu stellen. Andererseits sind gute
Fachkenntnisse Voraussetzung für die anstehende
digitale Transformation und Automatisierung
aller Geschäftsprozesse. (US)
Die weltweit führende
Plattform der Intralogistik
geprüft
18. Internationale Fachmesse für
Intralogistik-Lösungen und
Prozessmanagement
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LOGISTIK express 4/2019 | S54
Menschen in Bewegung
EDOARDO PODESTÁ
CHIEF OPERATIONS
OFFICER (COO)
DACHSER
Mit Edoardo Podestá übernimmt ein erfahrener
Dachser-Manager die Führung
des weltweiten Luft- und Seefrachtgeschäfts.
Der 57-jährige Italiener ist
bereits 2003 im Rahmen der Führung
des von Dachser übernommenen Joint
Ventures ‚Züst Ambrosetti Far East Ltd.“
in die Dachser-Organisation eingetreten.
Podestá löst damit Jochen Müller
ab, der die Position bisher innehatte.
KAI HANSEN
SENIOR COMMER-
CIAL MANAGER
DP WORLD
Der Logistik-Dienstleister DP World Inland
verstärkt sein Leadershipteam
in Deutschland. Mit Wirkung zum 1.
Oktober 2019 wird der Experte für intermodale
Verkehre, Kai Hansen (52),
seine neue Position als Senior Commercial
Manager aufnehmen und die Vertriebsaktivitäten
für DP World Inland in
Hamburg weiter ausbauen.
ANDREAS KAYSER
HEAD OF GLOBAL
AIR FREIGHT
FREIGHTHUB
FreightHub, die erste digitale Spedition
Europas, hat ihren Luftfrachtbereich in
den vergangenen Monaten deutlich
ausgebaut. Infolgedessen wird der
international bestens vernetzte Logistiker
Andreas Kayser (39) die Führungsebene
als Head of Global Air Freight
erweitern. Der Betriebswirt mit Fachrichtung
Verkehrswirtschaft, Logistik verfügt
langjährige Erfahrung in den Bereichen.
RAINER LIEBHART
AIR CARGO
LOGISTICS
LUFTHANSA INDUSTRY
SOLUTIONS (LHIND)
Rainer Liebhart (44) übernimmt ab sofort
die Leitung der neu strukturierten
Business Unit „Air Cargo Logistics“ der
Lufthansa Industry Solutions (LHIND).
Rainer Liebhart tritt die Nachfolge von
Dr. Peter Rothenberger an, der nach
knapp 30 Jahren Tätigkeit in der Lufthansa
Group Ende des Jahres in den
Vorruhestand gehen wird.
TIM BEAUDIN
CHIEF EXECUTIVE
OFFICER
P3 LOGISTIC PARKS
P3 Logistic Parks, ein europäischer Entwickler
und Investor von Logistikimmobilien,
hat Tim Beaudin als neuen
globalen Chief Executive Officer vorgestellt.
Mit Wirkung zum 1. Oktober
2019 nimmt Goh Kok Huat, der ehemalige
Chief Operating Officer von GIC
(Government of Singapore Investment
Corporation), die Position des Vorstandsvorsitzenden
ein.
INGO BLUM
HEAD MARKETING
SCHÖLER
FÖRDERTECHNIK
Die Schöler Fördertechnik AG stellt
ihr Marketing neu auf und engagiert
Ingo Blum für die strategische Leitung
der Abteilung. Durch die enge Zusammenarbeit
von Ingo Blum und Susanne
Stegmüller, Leitung Kommunikation, soll
das Marketing zur integrativen Instanz
zwischen der Vertriebs-, Verkaufs- und
Technikabteilung des Logistikexperten
werden.
CHRISTOPH HUBER
VORSITZENDER GF
MAN TRUCK & BUS
Zum 01. Oktober 2019 hat Christoph
Huber als Vorsitzender der Geschäftsführung
die Leitung der MAN Truck &
Bus Deutschland GmbH übernommen.
Der Vertriebsexperte folgt damit auf
Holger Mandel, der in den Vorstand der
MAN Truck & Bus SE wechselt. Christoph
Huber leitet seit 2016 den Vertrieb von
Lastwagen und Transportern für MAN
Truck & Bus Deutschland GmbH
JEAN-SÉBASTIEN
DURAND
STRATEGY MARKETING
FRAIKIN GROUP
Jean-Sébastien Durand hat bei der
französischen Nutzfahrzeugvermieterin
Fraikin Group die Leitung der neugeschaffenen
Abteilung “Strategy &
Marketing“ übernommen. Als Mitglied
des Group`s Executive Committee berichtet
er direkt an Fraikin-CEO Philippe
Mellier. Durand war zuletzt Managing
Director von DriveOne.
UPS hat Suzanne Lindsay-Walker zum
UPS Chief Sustainability Officer (CSO)
und Vice President of Environmental
Affairs ernannt. In dieser Funktion folgt
sie Tamara Barker, einer UPS Veteranin,
die 32 Jahre im Unternehmen gearbeitet
hat und kürzlich in den Ruhestand
gegangen ist. Suzanne Lindsay-Walker
wird für Richtlinien und Programme verantwortlich
sein.
SUZANNE LIND-
SAY-WALKER
SUSTAINABILITY O
CHIEF FFICER
UPS
Das Logistik Netzwerk Thüringen (LNT)
hat Margarita Maria Cajamarca Salem
die Leitung der Geschäftsstelle übertragen.
Das Branchencluster soll unter der
Führung der 31-jährigen weiter an Attraktivität
gewinnen und seinen eingeschlagenen
Wachstumskurs fortsetzen.
Zu ihren Aufgaben gehören unter anderem
die Organisation und Weiterentwicklung
.der Branchenthemen.
CAJAMARCA SALEM
LEITUNG
LOGISTIK NETZWERK
THÜRINGEN
Markus Pütz (51) hat zum 1. September
2019 die Position des Chief Commercial
Officer bei der Schenker Deutschland
AG für das Cluster DE/CH übernommen.
Er tritt damit die Nachfolge von Rainer
Götz an, der zeitgleich in den Ruhestand
eingetreten ist. Markus Pütz ist
seit mehr als 20 Jahren bei DB Schenker
und in dieser Zeit in verschiedenen
Positionen im Bereich Sales tätig
MARKUS PÜTZ
CHIEF COMMERCIAL
OFFICER
SCHENKER
Dr. Lars Brzoska hat wie das Amt des
Vorsitzenden des Vorstands der Jungheinrich
AG übernommen. Der 46-jährige
Betriebswirt ist seit 2014 Mitglied
des Vorstandes des Lösungsanbieters
für die Intralogistik aus Hamburg. Bis
Sommer 2018 leitete er erfolgreich das
Vertriebs-Ressort, anschließend übernahm
er die Verantwortung für den
Vorstandsbereich Technik.
LARS BRZOSKA
VORSITZENDEN DES
VORSTANDS
JUNGHEINRICH
Die Trans Global Projects Group (TGP),
ein internationaler Spezialist für Projektlogistik
mit Hauptsitz in England,
hat Martin Ollmann zum zweiten Geschäftsführer
für seine deutschen
Unternehmen Trans Global Projects
GmbH und Natco GmbH ernannt.
Ollmann leitet die beiden Unternehmen
mit sofortiger Wirkung gemeinsam mit
Christian Hager.
MARTIN OLLMANN
GESCHÄFTSFÜHRER
TRANS GLOBAL PRO-
JECTS GROUP (TGP)
Die Geschäftsführung der DPD
Deutschland GmbH bekommt ab sofort
Verstärkung durch Eric Malitzke
(46). Nach einer mehrmonatigen Einarbeitungsphase
übernimmt er Anfang
2020 als CEO von DPD Deutschland
den Vorsitz der Geschäftsführung. Eric
Malitzke war seit 2015 als CEO von
Fiege Schweiz für die internationale
Fiege-Gruppe tätig.
ERIC MALITZKE
GESCHÄFTSFÜH-
RUNG DER DPD
DEUTSCHLAND
Heinz Senger-Weiss (44) kündigt seinen
Rückzug aus der operativen Geschäftsleitung
von Gebrüder Weiss an. Der Geschäftsführer
Air & Sea wird das Transport-
und Logistikunternehmen zum
31. Dezember 2019 aus persönlichen
Gründen verlassen. Zum 1. September
2019 übernahm Dr. Lothar Thoma (52)
seine Tätigkeit bei Gebrüder Weiss im
Bereich Air & Sea.
LOTHAR THOMA
LEITUNG AIR & SEA
GEBRÜDER WEISS
Mit Oktober wird Michael Lütjann Chief
Information Officer (CIO) der Nagel-
Group. Durch die neu geschaffene Position
treibt der Lebensmittellogistiker die
Entwicklung seiner IT weiter voran. Zuletzt
wirkte er als CIO bei Imperial Logistics
International und verantwortete zuvor
als Senior Vice President IT Management
Logistics bei Schenker die globale
IT Organisation.
MICHAEL LÜTJANN
CHIEF INFORMATION
OFFICER
NAGEL-GROUP
LOGISTIK EXPRESS
STRATEGIE
wikifolio-Indexzertifikat
Der Markt zur privaten
Kapitalanlage befindet
sich in einem Umbruch.
FinTech-Unternehmen fordern
die klassischen Anbieter heraus.
Mit der LOGISTIK express
Strategie wollen wir in die
Branche investieren und mit
aktivem Trading ein alternatives
Portfolio anbieten...
E-Mail: info@logistik-express.at
http://www.logistik-express.com