LOGISTIK express Fachzeitschrift | 2019 Journal 4
Tag des Handels, eCommerce Logistik-Day, Chinas e-Commerce Boom, Binnenschifffahrt, BREXIT, MERCOSUR, ASEAN
Tag des Handels, eCommerce Logistik-Day, Chinas e-Commerce Boom, Binnenschifffahrt, BREXIT, MERCOSUR, ASEAN
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> 4/<strong>2019</strong> | S14<br />
Bisher fokussierte das Unternehmen auf Großstädte<br />
wie Peking, Schanghai und Shenzhen.<br />
Logistikbetreiber folgen nun aber dem Online-Konsum<br />
an Gütern hin zu kleinen Inlandsregionen.<br />
In größeren Ballungsräumen wurde<br />
das für die industrielle Entwicklung zur Verfügung<br />
stehende Land bereits limitiert. Daher<br />
ging das Investment dort gewaltig zurück.<br />
Gleichzeitig ist die Kapitalanlage in Logistikimmobilien<br />
in den letzten Jahren für private Investoren<br />
wie Versicherungsunternehmen und<br />
Investmentfonds immer attraktiver geworden.<br />
Es ist also zu erwarten, dass das Kapital<br />
in den Bau von Logistikimmobilien wie Lagerhäuser<br />
in ländlichen Regionen fließt.<br />
Letztes Jahr brachte JD.com 2,5 Milliarden<br />
US-Dollar (2,3 Milliarden Euro) zusammen mit<br />
Teilhabern wie Tencent, dem Versicherungsunternehmen<br />
China Life und der Wagniskapitalfirma<br />
Sequoia auf, um die Logistiksparte<br />
JD Logistics (seit April 2017 selbstständiges<br />
Unternehmen) auszubauen. Mit dem<br />
Kapital wurde das Logistikangebot um Lagerhausbetrieb<br />
und Zulieferdienste auf der „letzten<br />
Meile“ erweitert. Laut Zhang Chen, Technischer<br />
Direktor bei JD.Com, geht es darum,<br />
dass effizienteste nahtlose Netzwerk – vom<br />
Kunden über die Supply Chain bis zur Logistik –<br />
aufzubauen. „Unsere Entscheidung frühzeitig<br />
ein eigenes logistisches Netzwerk zu entwickeln,<br />
hat den Weg zur heutigen industriellen<br />
Führerschaft für JD Logistics geebnet“, erklärt<br />
Richard Liu, Vorsitzender und Geschäftsführer<br />
von JD.com.<br />
Nach wie vor müssen Alibaba und auch<br />
JD.com Lagerhausplatz anmieten. Zudem<br />
geht der Trend zu sog. extrem automatisierten<br />
Smart Warehouse, um Arbeitskräfte und<br />
damit Löhne einzusparen und die Effizienz<br />
zu erhöhen. Beide Internethändler besitzen<br />
bereits „unbemannte“ roboterbetriebene<br />
Lagerhäuser (JD.com: warehouse “No1.<br />
Asia”, Cainiao: „Wuxi warehouse“).<br />
Das Online-Shopping im Land der Mitte<br />
wächst beständig, ist aber laut Handelsministerium<br />
immer noch für weniger als 20<br />
Prozent des chinesischen Gesamtkonsums<br />
verantwortlich. Alibaba wie auch JD.com<br />
vertreiben ebenso Lebensmittel über ihre<br />
Offline-Supermärkte Hema und 7FRESH. Der<br />
Alibaba-Hema-Supermarkt fungiert zudem<br />
als Fulfillment Center. Von den Angestellten<br />
werden auch Online-Bestellungen bearbeitet.<br />
Für die Versorgung dieser Supermarktketten<br />
sind spezielle Lagerhäuser (Food-Grade)<br />
nötig, die extremen Anforderungen unterliegen.<br />
Meist sind diese Lagerhäuser hochautomatisiert,<br />
wie z. B. das vollautomatisierte JD<br />
Warehouse in Shanghai.<br />
Veränderte Nachfrage, chinesische Werte<br />
Die Nachfrage chinesischer Konsumenten<br />
hat sich in den letzten zehn Jahren gravierend<br />
verändert. Laut Tom Doctoroff, Buchautor<br />
und Experte für chinesisches Konsumentenverhalten,<br />
„sind die chinesischen Verbraucher<br />
lang nicht mehr so eindimensional wie<br />
früher. Die Nachfrage wird zunehmend durch<br />
Leidenschaften und digitale Technologie geformt.“<br />
Doctoroff führt weiter aus: „Die Hälfte<br />
aller Chinesen ist nach 1990 geboren. Die jungen<br />
Chinesen sind viel mehr daran interessiert,<br />
sich durch Leidenschaften und Interessen zu<br />
definieren. Die meisten E-Commerce-Plattformen<br />
besitzen eine soziale Komponente.<br />
Chinesen lieben es, Gedanken und Ideen<br />
(auch über Produkte) auszutauschen und<br />
sich einer Subkultur bzw. einem Stamm zugehörig<br />
zu fühlen. Es existiert immer noch<br />
eine große Lücke zwischen der Traumidentität<br />
und was der Einzelne wirklich sein kann.“<br />
„Die Konsumenten werden weiterhin durch<br />
die Grundsätze der chinesischen Gesellschaft<br />
angetrieben. Chinesen wollen Stabilität und<br />
anderseits ihren Status zur Schau stellen“.<br />
Folgerichtig haben Experten und Geschäftsleute<br />
auf der durch Alibaba ausgerichteten<br />
Konferenz Gateway ‘17 in Detroit (Juni 2017)<br />
Produkte bestimmt, die bei Chinesen momentan<br />
hoch im Kurs stehen. Aufgrund der<br />
hohen Qualität ausländischer Güter sind dies<br />
Schuhe, Kleidung (Umstandskleidung und<br />
Baby Accessoires), Schmuck, Makeup sowie<br />
Hautpflegemittel. Chinesen werden immer<br />
gesundheitsbewusster. Daher sind Vitamine,<br />
gesunde Nahrungsmittel und Babynahrung,<br />
Produkte für die Stillzeit, Säfte, Superfood und<br />
-snacks, frische Nahrungsmittel sowie natürliche<br />
Pflege- und Reinigungsmittel sehr gefragt.<br />
Darüber hinaus besteht großes Interesse an<br />
ausländischem Qualitätswein, Sportartikeln<br />
und originellen elektronischen Geräten. (DR)