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Steinheimer Blickpunkt 580

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<strong>Steinheimer</strong> <strong>Blickpunkt</strong> Nr. <strong>580</strong> 2. November 2019 Seite 26<br />

Tief „Niels“ sorgt mit kräftigen Regenschauern<br />

für schwierigen Bosselwettkampf<br />

Dienstagriege des TV Blomberg unterwegs<br />

Waren es im letzten Jahr die<br />

aufgrund eines vorausgegangenen<br />

Sturmes auf der Strecke liegenden<br />

Eicheln, sorgten in diesem Jahr<br />

zahlreiche Pfützen infolge der kräftigen<br />

Niederschläge für erhebliche<br />

Beeinträchtigungen beim Bosselwettkampf<br />

der Dienstagriege des<br />

TV Blomberg.<br />

Dennoch trafen sich zwei Mannschaften<br />

aus Mitgliedern der Dienstagriege<br />

zum Wettkampf auf ihrer<br />

Hausstrecke im Reckenbruch. Schon<br />

am Start verhieß der wolkenverhangene<br />

Himmel nichts Gutes.<br />

Der an diesem Tag unverzichtbare<br />

Regenschirm und das im obligatorischen<br />

Handwagen mitgeführte<br />

Zubehör (Sportgerät und feste und<br />

flüssige Verpflegung) versprachen<br />

gleichwohl einen vergnüglichen<br />

Verlauf der Veranstaltung.<br />

Doch schon bald bereiteten der böige<br />

Wind und die zahlreichen Pfützen<br />

ungewohnte Probleme.<br />

Zusammen mit auf der Strecke<br />

liegendem Erdreich und anderem<br />

Geröll bremsten diese Hindernisse<br />

den Lauf der Bosselkugel und sorgte<br />

häufig auch für eine Änderung der<br />

Laufrichtung und Benachteiligung<br />

des Werfers.<br />

Auf die bekannten „welligen<br />

Passagen“ der Strecke waren die<br />

Teilnehmer aufgrund ihrer Erfahrungen<br />

aus früheren Jahren bereits<br />

gut eingestellt, so dass eine zurückrollende<br />

Bosselkugel schon mal<br />

Trotz der Hindernisse war der Bosselwettkampf ein Spaß.<br />

für Erheiterung sorgte. All diese<br />

Besonderheiten konnten letztlich<br />

aber nicht verhindern, dass die<br />

Teilnehmer einen vergnüglichen<br />

Vormittag hatten.<br />

Am Ziel in Tintrup angekommen<br />

gab es auch eine siegreiche Mannschaft.<br />

Im Vordergrund stand jedoch<br />

der Spaß an der Bewegung in der<br />

freien Natur, so dass das Ergebnis<br />

nur eine untergeordnete Rolle spielte.<br />

Wie auch schon in den letzten<br />

Jahren, hatten die Ehefrauen und<br />

Partnerinnen im Tintruper Dorfgemeinschaftshaus<br />

bereits die Siegesfeier<br />

vorbereitet.<br />

So konnten sich alle Teilnehmer<br />

mit allerlei Köstlichkeiten stärken<br />

und die Reserven wieder aufbauen.<br />

Willi Gemmeke feierte 90. Geburtstag<br />

Urgestein der Kommunalpolitik<br />

und des Vereinslebens<br />

150 Jahre Kreuzkirche Nieheim<br />

Ort der Freude am Glauben und der Orientierung<br />

Seit 1869 finden evangelische<br />

Christen in ihrer Kirche in Nieheim<br />

Freude am Glauben, Orientierung<br />

und Kraft für den Alltag. Auf den<br />

Tag genau nach 150 Jahren wurde<br />

mit einem Festgottesdienst jetzt das<br />

Jubiläum der Kreuzkirche gefeiert.<br />

Die Festpredigt hielt Ulf Schlüter,<br />

der theologische Vizepräsident der<br />

Evangelischen Kirche in Westfalen.<br />

Den Gottesdienst gestalteten der Posaunenchor<br />

und der Kirchenchor mit.<br />

Schlüter beglückwünschte in seiner<br />

Predigt die Nieheimer dazu, ihr<br />

Gotteshaus „Kreuzkirche“ genannt<br />

zu haben, was erst 1982 geschehen<br />

sei. Die Einweihung hatte am 29.<br />

September 1869 stattgefunden, am<br />

Michaelistag. Sie hätte also auch den<br />

Namen des Erzengels tragen können.<br />

Die Errichtung der evangelischen<br />

Kirche sei eine höchst respektable<br />

Leistung gewesen, so Schlüter. „Die<br />

Menschen werden vor 150 Jahren zur<br />

Einweihung mit großer Freude und<br />

Stolz eingezogen sein, weil damit<br />

die Provisorien vorbei waren.“ In<br />

dieser Kirche fanden Menschen<br />

Ruhe, hier wurde das Evangelium<br />

verkündet. Hier konnte man sicher<br />

sein: „Gott liebt uns abgrundtief.“<br />

Unter den Gästen befand sich der<br />

Pfarrer i. R. Heribert Ester, ehemaliger<br />

Pfarrer in Nieheim. Er schenkte<br />

der Evangelischen Kirchengemeinde<br />

ein selbst gestaltetes Kunstwerk. Ein<br />

Grußwort sprach der stellvertretende<br />

Bürgermeister. Superintendent Volker<br />

Neuhoff erinnerte daran, dass<br />

Margot Käßmann einmal Kirchen<br />

als „durchbetete Räume“ bezeichnet<br />

habe. Das merke man auch in der<br />

Kreuzkirche Nieheim: „Da steckt<br />

etwas in den Mauern drin“, man<br />

spüre, dass hier jemand ist, der<br />

hört. An uns sei es, diese Botschaft<br />

weiterzugeben: „Komm, geh dorthin,<br />

allein oder mit anderen, da ist einer,<br />

der uns hört.“ Erste evangelische<br />

Gottesdienste in Nieheim hatten<br />

ab Februar 1853 im Gerichtssaal<br />

stattgefunden, bis 1856 ein Betsaal<br />

Vier Säulen sind es, auf denen das<br />

Leben von Wilhelm Gemmeke, des<br />

Handwerksmeisters und früheren<br />

<strong>Steinheimer</strong> Bürgermeisters, fußt:<br />

Familie, Beruf, Kommunalpolitik<br />

und Vereine. In Steinheim feierte er<br />

kürzlich seinen 90. Geburtstag.<br />

Wilhelm Gemmeke ist nicht nur einer<br />

der profiliertesten Persönlichkeiten<br />

der Region, der sich vielfach um<br />

seine Heimat verdient gemacht hat.<br />

1929 in Steinheim geboren begann<br />

er nach der Schule eine Malerlehre,<br />

der Tätigkeiten in Düsseldorf und in<br />

der Schweiz folgten. Bereits mit 25<br />

Jahren legte er seine Meisterprüfung<br />

ab. Er übernahm den väterlichen Betrieb,<br />

den er immer wieder erweiterte.<br />

Schon als Handwerker stand er neuen<br />

Entwicklungen aufgeschlossen gegenüber.<br />

Mehr als 40 Lehrlinge hat<br />

der Meister ausgebildet, für den es<br />

ein besonders ehrenvolles Ereignis<br />

war, als er kurzem aus der Hand von<br />

Handwerkskammerpräsidentin Lena<br />

Strothmann den Eisernen Meisterbrief<br />

erhielt.<br />

Schon mit zwölf Jahren endete<br />

für Wilhelm Gemmeke, den alle<br />

nur „Willi“ nennen, die Kindheit,<br />

als er für den gesundheitlich angeschlagenen<br />

Vater im heimischen<br />

Betrieb aushelfen musste. Zwei<br />

Jahre später begann er in Steinheim<br />

seine Ausbildung bei Malermeister<br />

Anton Hirnstein. Nach bestandener<br />

Gesellenprüfung arbeitete er in<br />

Düsseldorf und der Schweiz, ehe<br />

er zunächst ebenfalls in Düsseldorf,<br />

später in Lemgo, die Malerfachschule<br />

besuchte und 1954 seine<br />

Meisterprüfung ablegte. Die Liebe<br />

zum Handwerk vererbte er seinem<br />

Sohn Alfred, der Obermeister der<br />

Malerinnung und stellvertretender<br />

Kreishandwerksmeister ist.<br />

Früh bewies der Jubilar politische<br />

Verantwortung als er 1956 in die<br />

CDU eintrat. „Wir jungen wollten aktiv<br />

mitgestalten.“ Die Werte Kolpings<br />

waren dabei Ansporn und Vorbild.<br />

Gemmeke war stellvertretender Vorsitzender<br />

des CDU-Stadtverbandes<br />

und Vorsitzender der Ortsunion<br />

Steinheim, Vorsitzender der Seniorenunion<br />

Steinheim/Nieheim und<br />

Kreisvorsitzender. Nachhaltig hat<br />

den Jubilar Kolping geprägt. Schon<br />

in seinen Düsseldorfer Jahren hatte er<br />

sich für die Kolpingfamilie engagiert,<br />

die er dort drei Jahre lang führte.<br />

Mit den Erfahrungen konnte er<br />

später die Katholische Jugend<br />

Steinheim aufbauen. 1961 in den Rat<br />

der Emmerstadt gewählt, krönte er<br />

seine politische Laufbahn mit zwei<br />

Amtsperioden als Bürgermeister von<br />

1984 bis 1994.<br />

Danach war er eine Periode stellvertretender<br />

Bürgermeister. Insgesamt<br />

gehörte er dem Rat 44 Jahre an und<br />

wurde zehnmal als Ratsmitglied<br />

wiedergewählt. Am politischen Geschehen<br />

nimmt er immer noch regen<br />

Anteil. „Die Deutsche Einheit wurde<br />

für mich zum prägenden Ereignis,“<br />

so der Altbürgermeister.<br />

Stütze, Beraterin und Richtschnur<br />

im Betrieb wie in der Familie war<br />

mehr als 60 Jahre die vor einem<br />

Jahr gestorbene Ehefrau Helga, die<br />

im Haus 166 an der Marktstraße<br />

bezogen werden konnte. Schon<br />

1864 war kurz nach der Gründung<br />

der evangelischen Kirchengemeinde<br />

Marienmünster-Nieheim-Steinheim<br />

der Wunsch zu einem Kirchenbau<br />

in der Webertstadt aufgekommen.<br />

Tatkräftig angeregt vom damaligen<br />

Pfarrer Adolf Eberhard Delius fanden<br />

die evangelischen Christen den<br />

Mut zu einem Kirchenbau, obwohl<br />

Planung und Bau in eine schwierige<br />

Zeit fielen. Die Gemeinde war arm,<br />

die Diasporasituation erschwerte das<br />

Gemeindeleben. Dafür unternahm<br />

der Pfarrer anstrengende Reisen<br />

mit der Bahn von Altenbeken nach<br />

Berlin, um das Geld aufzubringen.<br />

Unterstützt wurde er von seiner<br />

Mutter mit Hauskollekten. 1869<br />

sollte schon nach 16 Monaten aus<br />

dem Wunsch Wirklichkeit werden,<br />

als die feierliche Einweihung des<br />

Gotteshauses, eines neugotischen<br />

einschiffigen Hallenbaus mit drei<br />

Jochen und einem Chorjoch erfolgte.<br />

Der Kostenvoranschlag des Architekten<br />

hatte sich auf 6500 Taler belaufen,<br />

für die Orgel waren weitere 700 Taler<br />

aufzubringen, nach heutigen Maßstäben<br />

geringe Summen. Stellt man<br />

die Relation zwischen dem damals<br />

als Zahlungsmittel geltenden preußischen<br />

Taler und dem Euro gegenüber,<br />

errechnen sich 71.000 Euro – eine<br />

für jene Jahre horrende Summe. Von<br />

Freude keine Spur war schon nach<br />

drei Monaten, als nach einem Sturm<br />

wegen ungeklärter Umstände die<br />

Turmspitze eingestürzt und Teile des<br />

Daches durchschlagen hatte. Wegen<br />

des zerstörten Turms wandte sich das<br />

Presbyterium „in großer Noth“ an<br />

den Oberkirchenrat in Berlin mit der<br />

Bitte um finanzielle Unterstützung.<br />

Der Wiederaufbau gelang, auch<br />

wenn der 1876 fertiggestellte Turmhelm<br />

um ein Drittel kleiner als der<br />

alte errichtet wurde. Das Jubiläum<br />

fällt in das Jahr, in dem die Selbstständigkeit<br />

der Kirchengemeinde<br />

Marienmünster-Nieheim zu Ende<br />

ging. Sie ist seit Pfingsten Teil der<br />

Christusgemeinde Emmer-Nethe.<br />

Aus dem zarten Pflänzchen vor 150<br />

Jahre ist ein starker Baum geworden,<br />

so dass die Kreuzkirche und die evangelische<br />

Kirchengemeinde heute auf<br />

einem festen Fundament steht. Wie<br />

sehr die Kreuzkirche im Bewusstsein<br />

der Menschen verankert ist, zeigt<br />

ein Brief. Den hatte die Tochter<br />

des früherer Pfarrers Dönne an eine<br />

Nieheimerin geschrieben, in dem sie<br />

sich erinnert. „In dieser Kirche bin<br />

ich getauft worden.“<br />

Feierten den Festgottesdienst zum 150-jährigen Jubiläum der<br />

Kreuzkirche Nieheim (von links) Superintendent Volker Neuhoff,<br />

Holger Nolte-Guenther, Ulrich Beimdiek, Maria Kröling, Festprediger<br />

Ulf Schlüter, Volker Walle und Wolfgang Neumann.<br />

er in Düsseldorf kennengelernt hatte<br />

und mit der 2016 die Diamantene<br />

Hochzeit feiern konnte.<br />

Von sich behauptet das Geburtstagskind,<br />

„nach außen stets Optimist,<br />

nach innen immer Realist<br />

geblieben zu sein“. Besonderes<br />

Augenmerk widmete der Politiker<br />

den <strong>Steinheimer</strong> Schulen, denen er<br />

sich als langjähriger Schulausschuss-<br />

Vorsitzender eng verbunden fühlte<br />

und für deren Wünsche er stets ein<br />

offenes Ohr zeigte. Auch den <strong>Steinheimer</strong><br />

Kinderferienspaß hat er auf<br />

den Weg gebracht.<br />

Umfangreiches Engagement in Vereinen<br />

und Organisationen zeichnen<br />

den Menschen Gemmeke aus - von<br />

der Feuerwehr über den Schützenverein,<br />

dessen Schützenkönig er 2001<br />

war, bis zum Karneval, wo er zum<br />

Senator ernannt worden ist. Für seine<br />

großen Verdienste wurde ihm 1989<br />

das Bundesverdienstkreuz verliehen.<br />

1998 erhielt er die Deutsche Feuerwehrehrenmedaille.<br />

Wilhelm Gemmeke feierte in Steinheim seinen 90. Geburtstag. Lena<br />

Strothmann hat ihn als eine ihrer letzten Amtshandlungen mit dem<br />

Eisernen Meisterbrief ausgezeichnet.

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