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Orange7 Daun Oktober 2019

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erzählt Kaspers. In den 20er Jahren hat<br />

sein Großvater nebenan noch ein Hotel<br />

erbaut: die Alte Reichspost. Dort soll<br />

1922 der erste Bus aus Adenau angekommen<br />

sein. Damals, das zeigen die<br />

vergilbten Fotos aus der Zeit, waren die<br />

Ernst Kaspers (links) und Dirk Dobias sind hier in der<br />

Mayener Straße, gleich unterhalb des Marktplatzes, aufgewachsen.<br />

28<br />

Gebäude noch zweigeschossig, heute<br />

haben sie drei Geschosse. Im Gewölbekeller<br />

bei Familie Kaspers, einem eigens<br />

eingerichteten Luftschutzkeller, haben<br />

sich dann während des zweiten Weltkrieges<br />

immer die Nachbarn versammelt.<br />

Das sei auch am 16. Januar 1945<br />

der Fall gewesen, als sonntags gegen<br />

13 Uhr der große Luftangriff mehr als<br />

die Hälfte des Ortes zerstörte: „Mein<br />

Vater hat damals 36 Flieger gezählt.<br />

Weil eine Bombe direkt im Küchenbereich<br />

der Reichspost einschlug, fand er<br />

seine Geldkassette später draußen auf<br />

der Straße wieder“, erinnert sich Ernst<br />

Kaspers an die Worte seines Vaters Karl.<br />

Der habe seine Mutter zusammen mit<br />

seinen Schwestern nach Zermüllen zur<br />

Großmutter geschickt. „Zum Schutz<br />

hat sie ein weißes Betttuch mitgenommen,<br />

damit sie sich und die Kinder im<br />

Schnee tarnen konnte.“ Noch heute<br />

lebt Ernst Kaspers zusammen mit<br />

seiner Familie in der Nummer 9. Haus<br />

Nummer 7, die Alte Reichspost, gehört<br />

der Familie lange schon nicht mehr.<br />

Nachdem dieses Lokal über Jahre leer<br />

gestanden hatte, ist dort jetzt wieder<br />

Leben eingekehrt. Dirk Dobias, der<br />

überdies auch in der Mayener Straße<br />

aufgewachsen ist, betreibt dort jetzt das<br />

Gasthaus Zum Dubbes. Und nur ein<br />

Gebäude daneben, also in Haus Nummer<br />

5, haben die Kelberger jetzt noch<br />

ein Lokal. Dort befindet sich das italienische<br />

Restaurant Il Gabbiano. Geschäftsführer<br />

Gianpiero Da Luca fühlt<br />

sich wohl hier in dem „gemütlichen<br />

Dorf“. Der alte Marktplatz ist wieder<br />

rundherum belebt. Oben bietet die ansässige<br />

Bäckerei Schillinger ihre Waren<br />

an. Und kürzlich hat ein Gesundheitspark<br />

die Türen geöffnet. Ortsbürgermeister<br />

Wilhelm Jonas schaut zufrieden<br />

auf die Entwicklung der Gemeinde. Im<br />

Kernort Kelberg leben 1.750 Menschen.<br />

Hiesige Unternehmen bieten ganze<br />

1.300 Arbeitsplätze an, das sind mehr<br />

als es hier Menschen im arbeitsfähigen<br />

Alter gibt. Wird ein Neubaugebiet ausgewiesen,<br />

dann sind die Grundstücke<br />

sehr begehrt. Und dass Kelberg Zukunft<br />

hat, zeigt sich zudem in der Tatsache,<br />

dass der Kindergarten jüngst für eine<br />

siebte und sogar für eine achte Gruppe<br />

erweitert werden musste. Jonas selbst<br />

stammt aus der Verbandsgemeinde<br />

Adenau. 1983 ist er der Liebe wegen<br />

mit 24 Jahren umgezogen. „Hier in<br />

Kelberg gab es damals schon alles, was<br />

man braucht, um eine junge Familie<br />

zu gründen. Deshalb haben wir uns<br />

für diesen Ort entschieden. Und das<br />

„Kelberg ist liebenswert“, sagen Ortsbürgermeister Wilhelm<br />

Jonas und Simone Schäfer-Merten, die Mutter von<br />

Luna und Tim.<br />

ist ja heute nicht anders“, so Jonas.<br />

Seit zwölf Jahren ist er jetzt bereits<br />

Ortsbürgermeister und freut sich über<br />

den Weitblick seiner Gemeinde. Denn<br />

die hat seinerzeit die Flächen hinter<br />

dem Gelände der Rowa gekauft. „Zum<br />

Glück. Denn jetzt kann sich dieses<br />

spannende Unternehmen hier weiterentwickeln.“<br />

Simone Schäfer-Merten<br />

dagegen ist bereits hier in Kelberg geboren<br />

und aufgewachsen – und würde<br />

niemals wegziehen. Wie viel ihr diese<br />

Heimat bedeutet, das erklärt sich bestens,<br />

wenn man weiß, wie sie es während<br />

des Studiums gehalten hat: „Ich<br />

hatte ein Zimmer in Trier, aber nur von<br />

Montag bis Freitag. Jedes Wochenende<br />

war ich zuhause in Kelberg“, erzählt sie<br />

lachend. Überhaupt habe sie Trier nur<br />

deshalb als Studienort gewählt, weil sie<br />

„Ich mag den Ort sehr und kenne viele Gäste persönlich“,<br />

sagt Gianpiero Da Luca vom Restaurant Il Gabbiano.<br />

schnell dort gewesen sei und genauso<br />

schnell wieder zuhause. Heute sitzt sie<br />

im Gemeinderat und ist Mitorganisatorin<br />

des Eifel-Kunsthandwerker-Marktes,<br />

der jedes Jahr im August hier auf dem<br />

Marktplatz stattfindet.<br />

Er ist eindeutig Kelbergs Filetstück,<br />

deshalb haben diese Kelberger einen<br />

großen Wunsch: Der Platz, den es<br />

nachweislich bereits seit dem 15. Jahrhundert<br />

gibt, soll unbedingt erhalten<br />

bleiben. Kleine Umgestaltungen sind<br />

geplant, so wurde ein echter römischer<br />

Streitwagen aufgestellt. Einst wurden<br />

vier Pferde davor gespannt, so ging es<br />

in den Krieg – stehend, mit der Waffe<br />

in der Hand. Er soll darauf hinweisen,<br />

dass unweit von Kelberg eine sehr<br />

bedeutende Römerstraße entlangführte.<br />

Die Route von Koblenz über Jünkerath<br />

und Belgien bis nach Boulogne-sur-<br />

Mer.

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