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Orange7 Daun Oktober 2019

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„Wir sind von Biobewirtschaftung zutiefst überzeugt“, sagen Michael (links) und Stefan Pflanz, die Jungbauern auf dem Eichelderhof in Üdersdorf.<br />

WIR MACHEN AUF BIO<br />

Auf dem Eichelderhof in Üdersdorf leben Rinder in Ammenkuhhaltung nach den<br />

Vorgaben des Biosiegels EU-Bio. Ob sich das rechnet?<br />

Familie Pflanz züchtet Rinder auf dem Eichelderhof in<br />

Üdersdorf. Männliche Tiere verkaufen sie nach einem<br />

dreiviertel Jahr an Mäster, die sie füttern, bis sie mit zwei<br />

Jahren geschlachtet werden können. Weibliche Tiere<br />

kommen zum Teil als Kälber zum Schlachthof, die anderen<br />

wachsen hier auf, bis sie mit 2,5 Jahren geschlachtet<br />

werden können. Nur ein kleiner Teil bleibt für die Nachzucht.<br />

Als die Jungbauern Michael (34) und Stefan Pflanz<br />

(29) zusammen mit ihrem Vater den Hof vor sieben Jahren<br />

übernommen haben, war die Entscheidung bereits gefallen.<br />

Seit Januar 2015 dürfen sie sich Biohof nach den Richtlinien<br />

für EU-Bio nennen. Deshalb müssen die Tiere auf dem Hof<br />

geboren sein, sie haben mehr Platz und laufen auf Stroh<br />

statt auf Spaltböden.<br />

Bei Familie Pflanz stehen alle Tiere ab April auf der Weide.<br />

Erst im Dezember geht es dann für alle zurück in den Stall.<br />

Deshalb brauchen sie keinen Extra-Frischluft-Auslauf am<br />

Stall. Die Tiere leben in Ammentierhaltung. Muttertiere und<br />

Kälber bleiben also zusammen. „Die Kälber werden so<br />

lange gesäugt, dass man manchmal gar nicht mehr erkennt,<br />

welches Tier die Mutter ist und welches das Kind“, sagt Stefan<br />

Pflanz. Mindestens acht Monate bleiben sie zusammen,<br />

dann wiegen die männlichen Kälber bereits 300 Kilogramm.<br />

Hier darf kein Mineraldünger eingesetzt werden.<br />

Auch darf solch ein Biohof nicht beliebig viele Tiere halten.<br />

Zwei männliche Rinder ab zwei Jahren oder 2,5 Kühe pro<br />

Hektar Land sind laut der EU-Verordnung erlaubt. Auf dem<br />

Eichelderhof schwankt der Tierbestand, weil im Sommer auf<br />

den Weiden die Kälber geboren werden, die dann zwischen<br />

Herbst und Frühjahr den Hof wieder verlassen. „Im Mittel<br />

haben wir etwa 250 Tiere bei etwas mehr als 200 Hektar<br />

Land. Das ist also völlig in Ordnung“, sagt Michael Pflanz.<br />

Während der Übergangszeit von konventioneller zu biologischer<br />

Bewirtschaftung wird jeder Hof mit jährlich 200 Euro<br />

je Hektar von der EU unterstützt. Anschließend gibt es noch<br />

eine Öko-Prämie. Ob es sich rechnet, einen Hof biologisch<br />

zu betreiben? Michael: „Wir sagen, dass es sich für uns<br />

lohnt. Das liegt aber vermutlich auch daran, dass wir von<br />

Bio überzeugt sind.“<br />

Wirtschaftlich könnte es sich noch mehr lohnen, wenn<br />

sie für die männlichen Kälber einen Bio-Mäster fänden.<br />

Offenbar gelingt das nicht, weil die Nachfrage nach Bio-<br />

Fleisch noch zu gering ist. Und dann entscheidet die EU<br />

aus ihrer Sicht zu häufig gegen die Interessen europäischer<br />

Bauern: „Die Politiker haben uns gerade gegen ein paar<br />

Autos verkauft“, sagt Michael Pflanz. Beim Freihandelsabkommen<br />

zwischen der EU und Südamerika geht es aus<br />

seiner Sicht nur um einen neuen Markt für hiesige Produkte.<br />

Dafür könnten südamerikanische Bauern jetzt ihr Fleisch<br />

günstig hierzulande anbieten. Nicht nur für ihre wirtschaftliche<br />

Situation sei das eine Katastrophe, sondern auch für<br />

das Klima, meint Stefan Pflanz: „Im Sommer hat deshalb<br />

der Amazonas gebrannt.“ Wenn die dortigen Bauern mehr<br />

Fleisch verkaufen wollten, müssten sie Rinder füttern. Und<br />

der Anbau benötige nun einmal Fläche.<br />

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