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KEM Konstruktion 11.2019

Trendthemen: Messe SPS 2019, Machine Learning, Digitalisierung, Verwaltungstools, Additive Manufacturing, Predictive Maintenance; KEM Porträt: Peter Lutz, Director Field Level Communications, OPC; KEM Perspektiven: Digitale Pioniere - Rolls-Royce nutzt Virtual und Augmented Reality bereits

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MAGAZIN<br />

UNTERNEHMEN<br />

Lapp nutzt eine neue Herangehensweise beim Innovationsprozess<br />

Jeder Traum braucht seinen Raum<br />

Das Thema Innovation ist nicht nur fest in den Grundwerten der Lapp-Gruppe verankert, es wird<br />

auch aktiv gelebt. Ergänzend zum klassischen Stage-Gate-Ansatz hat das Unternehmen den neuen<br />

Innovation-for-Future-Prozess entwickelt. Dieser Prozess gibt auch radikalen sowie disruptiven<br />

Ideen Raum, in dem sie reifen und sich entfalten können.<br />

Bernd Müller, freier Journalist, i. A. der U.I. Lapp GmbH, Stuttgart<br />

Die Entwicklung einer Predictive-Maintenance-<br />

Lösung von Lapp kam mit dem klassischen<br />

Stage-Gate-Prozess nicht recht voran. Der<br />

neue Innovation-for-Future-Prozess gibt den<br />

Entwicklern jetzt den notwendigen Freiraum<br />

denn dort kennt man Ziele, Marktpotenzial<br />

und auch Geschäftsmodell am Anfang des<br />

Prozesses oft noch gar nicht. Doch der ökonomische<br />

Wandel, der durch die rasante Digitalisierung,<br />

neue Geschäftsmodelle sowie eine<br />

Unsicherheit über die Zukunft geprägt ist,<br />

erfordert auch eine neue Herangehensweise<br />

beim Innovationsprozess.<br />

Innovation, etwas Neues zu schaffen und erfolgreich zu vermarkten,<br />

ist zu einem Hype geworden. Noch vor zehn Jahren waren<br />

Unternehmen eher auf Lean-Themen fixiert, also die Kosten-Optimierung<br />

von Produkten und Prozessen. Doch nicht jeder, der von<br />

Innovation spricht, ist auch wirklich innovativ. Fairerweise muss man<br />

zudem zwischen Consumer-Produkten und dem B2B-Geschäft<br />

unterscheiden. Hersteller von Smartphones etwa müssen ihre Produkte<br />

jedes Jahr neu erfinden, weil die Produktlebenszyklen kurz<br />

sind. Anders sieht es bei der Verbindungstechnologie aus, in der<br />

Lapp seit 60 Jahren erfolgreich ist: Die Produktlebenszyklen sind<br />

lang, zahlreiche Produkte bleiben über Jahrzehnte im Programm.<br />

Wenn Guido Ege über Innovation spricht, nutzt der Leiter Produktmanagement<br />

und Entwicklung bei Lapp gerne Metaphern. Auch<br />

„Raum“ sei so eine Metapher – für Methoden, Prozesse und Freiheiten,<br />

um Innovationen zu entwickeln, die vorher undenkbar waren:<br />

„Früher war dieser Raum bei Lapp begrenzt.“ Der klassische Stage-<br />

Gate-Prozess definierte die Leitplanken, innerhalb derer der Innova -<br />

tionsprozess ablief. Wurden bestimmte Ziele erfüllt – Funktionalität,<br />

Kosten, Termine – ging der Daumen der Gatekeeper nach oben.<br />

Wenn nicht, ging er nach unten und das Projekt wurde beendet. Für<br />

radikale, transformative und disruptive Innovationen war kaum Platz,<br />

Entstehen des Innovationsprozesses<br />

Zwei Innovationsprojekte aus der jüngeren<br />

Vergangenheit von Lapp zeigen beispielhaft,<br />

wie die klassische Herangehensweise ins<br />

Leere laufen kann. Sie waren der Startschuss<br />

dafür, einen neuen Innovationsprozess zu<br />

entwickeln – Innovation for Future:<br />

Für die korrekte und einfache Markierung von<br />

konfektionierten Kabeln hat ein Innovationsteam von Lapp mittels<br />

Design-Thinking mehrere Lösungen entwickelt, aus denen eine<br />

besonders hervorstach: Cloudmarking. Dabei lädt der Maschinenbauer<br />

die Informationen für die Markierungen in eine Cloud, wo der<br />

Konfektionär sie herunterladen und ausdrucken kann. Der Vorteil<br />

ist, dass jedes Label eindeutig seiner Position im Schaltplan zugeordnet<br />

ist, das Befestigen anschließend schneller erfolgen kann und<br />

Fehlerquellen minimiert werden. Im Rahmen des Design-Thinking-<br />

Prozesses wurden von Anfang an Kunden eingebunden, mit denen<br />

in etlichen Iterationsrunden – sogenannten Sprints – das Konzept<br />

verbessert wurde, das es am Ende allerdings nur auf Papier gab.<br />

Guido Ege: „Wir haben zu spät begonnen, an die Umsetzung zu<br />

denken und einen Partner für die Softwareentwicklung einzubinden.“<br />

Mittlerweile ist Cloudmarking wieder auf dem Weg und ein<br />

indischer Dienstleister entwickelt die entsprechende Software.<br />

Im zweiten Projekt hatten sich Entwickler im Sinne der vorausschauenden<br />

Wartung Gedanken darüber gemacht, wie der Ausfall von Leitungen<br />

vorhergesagt werden kann. Sie fanden Hinweise darauf, dass<br />

ein Zusammenhang zwischen der nachlassenden Übertragungsfähigkeit<br />

und der Alterung sowie der Ausfallwahrscheinlichkeit der Leitung<br />

besteht. Die Lösung war allerdings technisch sehr anspruchsvoll,<br />

weshalb der Fokus der Entwickler lange Zeit ausschließlich auf der<br />

Technik lag. „In diesem Fall hat sich niemand gefragt, welche Kunden<br />

das brauchen und wieviel sie dafür zu bezahlen bereit sind“, erklärt<br />

Bild: Lapp<br />

24 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 11 2019

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