KEM Konstruktion 11.2019
Trendthemen: Messe SPS 2019, Machine Learning, Digitalisierung, Verwaltungstools, Additive Manufacturing, Predictive Maintenance; KEM Porträt: Peter Lutz, Director Field Level Communications, OPC; KEM Perspektiven: Digitale Pioniere - Rolls-Royce nutzt Virtual und Augmented Reality bereits
Trendthemen: Messe SPS 2019, Machine Learning, Digitalisierung, Verwaltungstools, Additive Manufacturing, Predictive Maintenance; KEM Porträt: Peter Lutz, Director Field Level Communications, OPC; KEM Perspektiven: Digitale Pioniere - Rolls-Royce nutzt Virtual und Augmented Reality bereits
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MAGAZIN<br />
PORTRÄT<br />
Im Gespräch: Peter Lutz, Director Field Level Communications, OPC Foundation, Süßen<br />
„Mit TSN ist echter Determinismus möglich“<br />
Ende 2018 gab die OPC Foundation bekannt, dass sie OPC UA für die Anwendung bis in die Feldebene ertüchtigen<br />
möchte, und startete ihre Initiative zur Field Level Communication. Entscheidender Baustein für<br />
die Deterministik ist das Time-Sensitive Networking. Vorangetrieben wurde der Einsatz von OPC UA over<br />
TSN in der Automatisierung von der sogenannten Shaper-Gruppe, die Ende 2018 die Standardisierung an<br />
die OPC Foundation übergab. Seit April koordiniert Peter Lutz als Director Field Level Communications die<br />
Arbeiten bei der OPC Foundation. Im Interview gibt er einen Überblick über den Stand der Entwicklung.<br />
Interview: Andreas Gees, stellvertretender Chefredakteur <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Bild: Rüdiger J. Vogel/Konradin Mediengruppe<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Herr Lutz, Sie sind seit April Director<br />
Field Level Communications bei der OPC Foundation.<br />
Was genau ist Ihre Aufgabe?<br />
Peter Lutz (OPC Foundation): Unser Ziel ist die Verbesserung<br />
der Durchgängigkeit und die Vereinheitlichung industrieller<br />
Kommunikationssysteme. Die heutige Landschaft<br />
in der industriellen Automatisierung ist geprägt<br />
durch eine Vielzahl inkompatibler Feldbusse und Echtzeit-<br />
Ethernet-Systeme. Ziel der Initiative mit aktuell 25 Unternehmen<br />
– darunter auch die Marktführer in der Automatisierungstechnik<br />
– ist es, den Anwendungsbereich von<br />
OPC UA auf die Feldebene auszudehnen und OPC UA in<br />
Kombination mit TSN als Technologie für die Kommunikation<br />
auf der Feldebene zu etablieren. Meine Aufgabe besteht<br />
darin, als neutrale und unabhängige Person die Koordination<br />
der Arbeitsgruppen und ihrer Aktivitäten zu<br />
übernehmen. Ich kümmere mich – gemeinsam mit den<br />
entsprechenden Gremien – um alle Themen, die zur erfolgreichen<br />
Umsetzung der FLC-Technologie erforderlich<br />
sind, wie Standardisierung und Zertifizierung.<br />
„Der Ansatz von FLC<br />
ist, die bestehende<br />
OPC-UA-Technologie mit<br />
all ihren Eigenschaften<br />
ins Feld zu bringen.“<br />
Peter Lutz, Director Field<br />
Level Communications,<br />
OPC Foundation, Süßen<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: OPC UA hat eine Service-orientierte<br />
Architektur. Wo liegen die Vorteile von SOA?<br />
Lutz: Der Begriff SOA kommt aus der IT und ist ein Architekturmuster<br />
aus dem Bereich der verteilten Systeme.<br />
Möchte man komplexe Software miteinander verknüpfen,<br />
dann ist es sinnvoll, klare Schnittstellen zur Verfügung<br />
zu stellen. Diese lassen sich dann einfach implementieren<br />
und nutzen, unabhängig von der Komplexität<br />
der durch die Schnittstelle bereitgestellten Funktionalität,<br />
quasi wie eine Black Box, deren Inhalt verborgen ist. Sogenannten<br />
Discovery-Mechanismen schaffen die Möglichkeit,<br />
von einer beliebigen Software-Komponente zu erfragen,<br />
welche Schnittstellen (Funktionen und Eigenschaften)<br />
sie bietet. So lässt sich z.B. von einem Roboter<br />
abfragen, welche Dienste er zur Verfügung stellt, wie<br />
Funktionen zum Verfahren oder Referenzieren des Roboterarms.<br />
Das unterscheidet sich deutlich von der herkömmlichen<br />
Feldgeräte-Kommunikation, bei der der Datenaustausch<br />
mit Bits und Bytes kodiert ist. OPC UA eignet<br />
sich daher insbesondere auch für flexible und dynamische<br />
Automatisierungsstrukturen und -konzepte, was ja<br />
für die Entwicklung von Industrie 4.0 unerlässlich ist.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Beinhaltet OPC auch Security?<br />
Lutz: Die IT-Security ist bei OPC UA von vornherein berücksichtigt.<br />
Es gibt Mechanismen zur Authentifizierung<br />
und auch zur Verschlüsselung der Daten. Die OPC UA Security<br />
ist sowohl für das traditionelle Client-Server-Konzept<br />
als auch für Publish-Subscribe einsetzbar. Somit<br />
kann neben der One-to-One- auch die One-to-Many-Kommunikation<br />
abgesichert werden. Möchten wir OPC UA<br />
ins Feld bringen, müssen wir neben der IT-Sicherheit<br />
auch die Funktionale Sicherheit (Safety) berücksichtigen.<br />
Dazu ist bereits eine erste Spezifikation verfügbar. Das<br />
Besondere an dem Safety-Konzept für OPC UA ist, dass<br />
man sichere Teilnehmer auch während der Laufzeit in die<br />
Kommunikation einbinden kann, was in dieser Form bei<br />
den herkömmlichen Safety-Protokollen nicht möglich ist.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: OPC hat sich eher als ein Kommunikationsstandard<br />
für die IT herauskristallisiert. Ist<br />
OPC nicht zu komplex für die Feldkommunikation?<br />
Lutz: OPC UA ist nicht für die Kommunikation auf der<br />
Feldebene entwickelt worden. Es ist deutlich komplexer<br />
als ein speziell für die Feldkommunikation entwickeltes<br />
Ethernet-Protokoll oder ein Feldbus. OPC UA beinhaltet<br />
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