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IM KW 48

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Pro Zusammenschluss<br />

Bürgermeister sprechen für ihre Einwohner<br />

(mel) Petitionen, falsche Informationen und schwere Vorwürfe bringen<br />

das ambitionierte Bauprojekt um den Zusammenschluss der beiden<br />

Skigebiete von Pitztal und Ötztal schon in der Planungsphase ins<br />

wanken. Alle vier Bürgermeister des Pitztals und der TVB-Obmann<br />

des Tals meldeten sich dabei zu Wort.<br />

Bürgermeister Elmar Haid von der Standortgemeinde St. Leonhard (M.) erklärte<br />

anhand einer Gletscher- und Gebirgskarte den Teil, den das Projekt wirklich betreffen<br />

soll.<br />

RS-Fotos: Burger<br />

Zur gemeinsamen Pressekonferenz<br />

zum geplanten Gletscherzusammenschluss<br />

zwischen Pitztal und Ötztal<br />

luden vergangene Woche alle vier Gemeindechefs<br />

des Tals sowie der Pitztaler<br />

Tourismusverband ein. Seit Bekanntwerden<br />

des Projekts gibt es Gegner und<br />

Umweltaktivisten, die mit ihren Bedenken<br />

und Kritiken für Unruhe sorgen.<br />

Erst vor Kurzem kochten die Gemüter<br />

über, als durch die Petition des<br />

Alpenvereins, der „Naturfreunde“, des<br />

WWFs und der „Bürgerinitiative Feldring“<br />

etliche Fehlinformationen verbreitet<br />

wurden, so die Bürgermeister.<br />

So sahen sich die vier Bürgermeister<br />

des Pitztals dazu veranlasst, das Sprachrohr<br />

für die Mehrheit ihrer Anwohner<br />

zu sein und neben Fakten sowie Zahlen<br />

des Projekts auch die positiven sowie<br />

negativen Auswirkungen des Projekts<br />

zu erklären.<br />

GEMEINSAM. Als erstes ergriff<br />

Bürgermeister Elmar Haid der Standortgemeinde<br />

Sankt Leonhard das Wort<br />

und wehrte sich „gegen die Falschmeldungen<br />

von Gipfelsprengungen durch<br />

die öffentliche Online-Petition und<br />

dem Mitinitiator Gerd Estermann“.<br />

Laut Haid führte dies und die Verbreitung<br />

durch internationale Medien zu<br />

populistischen Verzerrungen und der<br />

negativen Haltung gegenüber des Projekts.<br />

Gerade das Pitztal, das immensen<br />

Aufwand betreibe, um vorhandene<br />

Infrastrukturen instand zu halten und<br />

die unberührten Naturlandschaften<br />

sowie ihre Fauna und Flora zu schützen<br />

versucht, werde angegriffen, ohne<br />

das Projekt im Ganzen zu betrachten.<br />

Neben eigenständigen Naturschutzprojekten<br />

versuchen die Einwohner auch<br />

die Eigenständigkeit des Tals und seine<br />

rückläufige Landwirtschaft zu Erhaltung<br />

des Kulturguts durch das derzeitige<br />

Regionalprogramm des Landes zu<br />

erhalten.<br />

ZAHLEN. So spricht Bürgermeister<br />

Haid von 64 Hektar Fläche, die für das<br />

Umsetzten benötigt wird, von denen<br />

58 Hektar auf dem Gletscher selbst liegen.<br />

Laut den Zahlen handle es sich dabei<br />

um 0,6 Prozent der gesamten Gletscherfläche<br />

zwischen Sankt Leonhard<br />

und Sölden. Seit Ende der 80er Jahre<br />

sei kein neuer Lift hinzugekommen<br />

Planungsverbandsobmann und Bürgermeister<br />

der Gemeinde Jerzens, Karl<br />

Raich, erklärte die Wichtigkeit des Projekts<br />

einerseits für die Infrasturktur des<br />

ganzen Tals und andererseits für die Bildung<br />

neuer Arbeitsplätze.<br />

und auch das gesamte neue Projekt<br />

befinde sich innerhalb der Skigebietsgrenzen,<br />

die 2005 im Seilbahngesetz<br />

für das Gebiet Pitztaler Gletscher festgelegt<br />

wurden. Wichtigstes Argument für<br />

eine Gletscherehe für alle vier Gemeinden<br />

ist laut Bürgermeister von Jerzens<br />

und Planungsverbandsobmann Karl<br />

Raich der Negativtrend in der Bettenbelegung,<br />

dem dadurch rückläufigen<br />

Angebot an Arbeitsplätzen, der Auslastung<br />

aller Kleinbetriebe des Tals, nicht<br />

nur der Hotels, Pensionen und Privatzimmer,<br />

und dem daraus folgenden<br />

Rückgang der Bevölkerung um minus<br />

0,5 Prozent seit 2009. Von Seiten der<br />

Gemeinden wurden bereits durch den<br />

Ausbau von Kindergärten mit Krippen<br />

sowie Schulen mit Nachmittagsbetreuung<br />

und vielem mehr die Orte für ihre<br />

Bewohner so attraktiv wie möglich ausgelegt.<br />

Jedoch verspüre man gerade in<br />

den letzten Jahren immer mehr eine<br />

Abwanderung von einheimischen Familien.<br />

FAKTEN. Auch von Seiten des Obmanns<br />

des TVB Pitztals, Rainer Schultes,<br />

kann das Tal in seinen Augen nicht<br />

mit den vorherrschenden Bedingungen<br />

gegenüber anderen Skigebieten mithalten.<br />

Für ihn ist der Zusammenschluss<br />

der Gebiete eine wichtige Chance für<br />

das Pitztal, in dem über sieben Monate<br />

Winter herrscht, auf die man über 30<br />

Jahre gewartet hätte. Außerdem erklärte<br />

er, dass zwar 72 Hektar Gletscher<br />

Rainer Schultes, TVB Obmann Pitztal,<br />

bittet auch von den Behauptungen über<br />

ausländische Investoren Abstand zu nehmen,<br />

da zwei Investoren aus Tirol an dem<br />

130 Millionen Projekt interessiert sind.<br />

planiert werden würden, aber keinerlei<br />

Zerstörungen oder gar Abtragungen<br />

geplant sind. Auch die Stützen und<br />

Gebäude würden nur auf festem Boden<br />

verankert werden. Josef Knabl,<br />

Bürgermeister der Gemeinde Arzl am<br />

Eingang zum Pitztal, nahm das Thema<br />

Steigerung des Verkehrs auf, das eines<br />

der vielen Bedenken der Bevölkerung<br />

des Tals ist.<br />

VERKEHR. Man habe sich selbstverständlich<br />

schon seit Beginn des<br />

Projekts mit diesen Zahlen beschäftigt<br />

und habe durch Messungen und Hochrechnungen<br />

festgestellt, dass ohne das<br />

Projekt mit einer normalen Steigerung<br />

von sechs Prozent zu rechnen sei und<br />

bei Umsetzung der Gletscherehe mit<br />

zirka neun bis 14 Prozent erhöhtem<br />

Verkehrsaufkommen gerechnet werden<br />

muss, wobei man gerade in den letzten<br />

Gemeinderatssitzungen aller Gemeinden<br />

positiv für einen Mobilitätsbeauftragten,<br />

den Anschluss an das Projekt<br />

„Umadum“ und das neue VVT-Projekt<br />

für das kommende Jahr abgestimmt<br />

hat. Alle Bürgermeister und Rainer<br />

Schultes vom TVB Pitztal sind sich<br />

einig, dass man sich in einer sensiblen<br />

Zeit befinde, was Umweltschutz und<br />

Klimawandel betreffe, aber man müsse<br />

auch an die nächste Generation denken,<br />

die nicht nur in diesen Gebieten<br />

überleben müsse, sondern sich auch<br />

um den Erhalt der Natur im Tal kümmern<br />

sollte.<br />

RUNDSCHAU Seite 42 27./28. November 2019

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