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Pressespiegel 2009

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DOCK 11 <strong>Pressespiegel</strong> <strong>2009</strong><br />

Berliner Morgenpost<br />

Sonnabend: Tanz<br />

"3 Some" im Dock 11<br />

Donnerstag, 6. August <strong>2009</strong> 03:35<br />

Was ist schlimmer - ein Israeli zu sein oder ein Deutscher? Wo sind die geistigen und wo die<br />

körperlichen Grenzen zwischen einem israelischen Mann und einer palästinensischen Frau? Die<br />

Choreografie "3 Some" spürt den Antworten nach.<br />

Dock 11, 20.30 Uhr, Tel. 448 12 22<br />

Israel<br />

Nir de Volff<br />

Nir De Volff ist ein begnadeter Erzähler, ein Choreograf, den die Wahrheit treibt und der vor keinem Wahnwitz<br />

zurückschreckt. Nur eins kann er nicht: auf der Bühne die Klappe halten.<br />

«Im Alter von 13 Jahren wurde ich wie jeder jüdische Junge ein Bar-Mizwa. Bar-Mizwa ist das Ritual, in<br />

dem der Junge seine Reife zur Religion feiert und in die Gemeinschaft eintritt. In meinem Fall wurde das<br />

Ereignis nicht in einer Synagoge, sondern in einem kleinen Park zwischen zwei lauten Straßen gefeiert,<br />

mitten im Zentrum von Tel Aviv. Es gab jede Menge totes Grillfleisch, Fliegen summten, und ein kleines<br />

Radio spielte alte irakische Volksmusik. Ein paar Hunde lauerten, gleich neben uns gab es öffentliche<br />

Toiletten, die russische Pros-tituierte belagerten, um dort ihren besten Kunden zu bedienen: einen 13-<br />

jährigen orthodoxen Jungen, dessen Vater dafür sorgte, dass er seine erste sexuelle Erfahrung macht,<br />

weil so was mit Frauen unserer Religion nicht geht.<br />

Ich hatte Angst, irgendwelchen Klassenkameraden zu begegnen – und wollte auch nichts mit meiner<br />

irakischen Familie zu tun haben, weil ich an diesem Tag eine Rede halten sollte, um ihnen erklären zu<br />

müssen, wie ich mir meine Zukunft als männliches Mitglied ihrer Gemeinschaft vorstelle. Nun ist meine<br />

irakische Familie nicht nur sehr hungrig, sie hat mich auch zu keinem Rabbi geschickt, der mich auf<br />

diese Zeremonie hätte vorbereiten können. Das also war mein großer Schritt ins Testos-teron-Alter. Ich<br />

saß im Wagen meines Vaters und dachte, wir fahren zu einer tollen Fete, wie alle meine<br />

Klassenkameraden. Aber mein Vater stoppte im kleinen Park mit den zwei lärmenden Straßen und mir<br />

war klar, das wird nichts. Ich hoffte ganz kurz, mein Vater müsse nur mal pinkeln, aber von Weitem sah<br />

ich schon meine irakischen Tanten und ihre billigen Frisuren. Die Sache war klar: Vater nahm das kleine<br />

Radio und die Zutaten fürs Barbecue aus dem Auto. Das Radio spielte irakische Folklore, und der<br />

Albtraum begann.<br />

Es war ein sehr warmer Tag mit vielen Fliegen, die sich übers Fleisch hermachten. In gehöriger<br />

Entfernung lauerten die Hunde, nahmen Witterung auf und näherten sich der blutigen Filets wegen

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