Praxis SHK 2020
MACH DICH FIT IM JOB – AUF DER SHK ESSEN 2020
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16 | RECHT FÜR PRAKTIKER<br />
Gut zu wissen<br />
Wenn der Kunde kostenlose Reparatur verlangt …<br />
Ob neues Bad oder Heizkesselmodernisierung – dass Unternehmer für Fehler oder Mängel geradestehen müssen, ist selbstverständlich.<br />
Doch wie weit geht die Verpflichtung des Handwerkers? Was unterscheidet Garantie von Gewährleistung? Auf diese und<br />
weitere Fragen geben wir hier kurze Antworten.<br />
Wann genau ist meine Arbeit<br />
mangelhaft?<br />
Die beim Kunden erbrachte Leistung<br />
ist mangelhaft, wenn sie nicht<br />
die vereinbarte Beschaffenheit hat,<br />
nicht den anerkannten Regeln der<br />
Technik entspricht oder sich nicht<br />
für die vertraglich vorausgesetzte<br />
oder gewöhnliche Verwendung<br />
eignet. Maßstab für die Frage,<br />
wann der Kunde<br />
vom Handwerker<br />
eine<br />
kostenfreie<br />
Reparatur verlangen<br />
kann,<br />
ist also in<br />
erster Linie<br />
der Vertrag,<br />
den die beiden<br />
geschlossen<br />
haben.<br />
Was da drin<br />
steht, ist entscheidend.<br />
Ausgangspunkt:<br />
Was ist vereinbart?<br />
Will der Kunde eine ganz spezielle<br />
Armatur oder den Heizkessel<br />
eines bestimmten Herstellers haben,<br />
muss er auch genau diese Armatur<br />
oder<br />
Nicht jede Mängelrüge<br />
des Kunden ist berechtigt<br />
und führt zu einem<br />
Gewährleistungsfall.<br />
genau den<br />
Heizkessel<br />
bekommen<br />
– es reicht<br />
nicht, ihm solche<br />
Teile einzubauen,<br />
die technisch praktisch<br />
gleich sind und auch noch ähnlich<br />
aussehen. Und wenn beispielsweise<br />
die Einhaltung ganz bestimmter<br />
Temperaturen verabredet ist, ist<br />
die Heizungsinstallation mangelhaft,<br />
wenn sie zwar fachlich in Ordnung<br />
ist und den anerkannten Regeln<br />
der Technik entspricht, aber die<br />
vertraglich festgelegten Gradzahlen<br />
nicht erreicht werden. So reicht<br />
es eben nicht, dass die Leistung an<br />
sich „handwerklich“ tadellos ist und<br />
alle möglichen und denkbaren Regeln<br />
und (DIN-)Vorschriften eingehalten<br />
werden, wenn letztlich nicht<br />
auch das eingehalten wird, was ausdrücklich<br />
als „Feature“ verabredet<br />
war.<br />
Das ist übrigens auch für die Bezahlung<br />
der Arbeiten wichtig: Da<br />
der sogenannte Werkvertrag erfolgsbezogen<br />
ist, hängt die Vergütung<br />
der Leistung davon ab, dass<br />
das eigentliche Ziel des Vertrages,<br />
also zum Beispiel das fertige Bad<br />
oder die funktionsfähige Heizungsanlage,<br />
erreicht ist. Und das genau<br />
so wie vereinbart!<br />
Ein schriftlicher Vertrag ist dazu<br />
nicht unbedingt nötig. Auch mündliche<br />
Vereinbarungen sind bindend,<br />
nur bei späterem Streit über das Verabredete<br />
häufig schwieriger nachzuweisen.<br />
Auf die Abnahme kommt es an<br />
Entscheidender Zeitpunkt für die<br />
Feststellung ist die sogenannte Abnahme.<br />
Zu diesem Zeitpunkt darf<br />
kein Mangel vorliegen. Ist zum Beispiel<br />
der Heizungsanschluss falsch<br />
installiert oder eine nicht richtig<br />
funktionierende Armatur eingebaut<br />
worden, hat der Kunde Mängelansprüche.<br />
Auch nach der Abnahme<br />
kann der Kunde innerhalb bestimmter<br />
Fristen noch Ansprüche wegen<br />
Mängeln geltend machen, wenn diese<br />
sich erst später zeigen, aber eben<br />
bei der Abnahme bereits vorhanden<br />
waren, also quasi „im Werk dringesteckt<br />
haben“. Nur wenn diese schon<br />
bei der Abnahme ganz offenkundig<br />
waren (für den technischen Laien!),<br />
kann sich der Kunde darauf nicht<br />
(mehr) berufen. Dann hätte er sich<br />
etwaige Rechte schon damals vorbehalten<br />
müssen. Einfach ausgedrückt:<br />
Alles<br />
das, was im<br />
Nachhinein<br />
mit der einmal<br />
erbrachten<br />
Leistung<br />
passiert, was<br />
nach der Abnahme darauf einwirkt<br />
und letztlich zum Defekt führt, ist<br />
nicht Sache des Handwerkers, der<br />
die Arbeiten ursprünglich erbracht<br />
hat. Das gilt zum Beispiel für mangelnde<br />
Pflege und Wartung der Heizung<br />
oder das „Tuning“ der Installation<br />
durch den Kollegenbetrieb oder<br />
den Kunden gar selbst.<br />
Zur Erklärung, weil hier immer<br />
von „Abnahme“ die Rede ist: Abgenommen<br />
ist, wenn der Kunde die Arbeiten<br />
ausdrücklich oder durch entsprechendes<br />
schlüssiges Verhalten<br />
als vertragsgemäß anerkennt. Beispiele<br />
für solches schlüssige Handeln<br />
sind zum Beispiel die Unterzeichnung<br />
eines Stundenlohnzettels<br />
nach Inaugenscheinnahme der<br />
erbrachten Arbeiten oder die gegenüber<br />
dem Auftragnehmer zum Ausdruck<br />
gekommene bestimmungsgemäße<br />
Ingebrauchnahme von gewisser<br />
Dauer. Als sicheres Indiz gilt<br />
dafür die Bezahlung der Arbeiten<br />
durch den Kunden.<br />
Was kann der Kunde im Fall<br />
der Fälle von mir verlangen?<br />
Wenn tatsächlich ein gewährleistungserheblicher<br />
Mangel vorliegt,<br />
kann der Kunde vom Ausführenden<br />
kostenlose Abhilfe verlangen. Zunächst<br />
nicht mehr, aber auch nicht<br />
weniger. Mit diesem Anspruch des<br />
Kunden auf Nachbesserung oder<br />
Nacherfüllung korrespondiert nämlich<br />
ein entsprechendes Recht auf<br />
Seite des Handwerkers, dem zuallererst<br />
die Chance gegeben werden<br />
muss, seine Fehler zu beheben und<br />
Mängel seiner Werkleistung abzustellen.<br />
Wenn die Beseitigung von<br />
Mängeln ausnahmsweise unmöglich<br />
ist oder wenn der Handwerker zuvor<br />
deutlich zum Ausdruck gebracht<br />
hat, dass er nicht kostenlos reparieren<br />
will, kann der Kunde direkt die<br />
sogenannten nachrangigen Rechte,<br />
wie etwa Schadensersatz, geltend<br />
machen, ohne zuvor eine Frist zur<br />
Mangelbeseitigung gesetzt zu haben.<br />
Im Normalfall kann der Kunde beispielsweise<br />
die Kosten der anderweitigen<br />
Fehlerbeseitigung durch einen<br />
Dritten erst dann geltend machen,<br />
wenn der Handwerker eine ihm vom<br />
Kunden gesetzte Frist zur Nacherfüllung<br />
nicht beachtet oder die Nacherfüllung<br />
nicht fachgerecht oder nicht<br />
rechtzeitig vorgenommen hat.<br />
Wie lange kann<br />
der Kunde kostenlose<br />
Reparatur verlangen?<br />
Das kommt ganz auf die Art der ursprünglichen<br />
Leistung an, für die<br />
der Kunde Mängel rügt und Nachbesserung<br />
verlangt: Geht es um<br />
eine ausgefallene Heizungspumpe,<br />
die im Zuge einer kompletten Heizungsinstallation<br />
vom Fachbetrieb<br />
eingebaut wurde, verjähren Mängelansprüche<br />
erst nach fünf Jahren.<br />
Das Gleiche gilt zum Beispiel<br />
auch für eine komplette Badsanierung.<br />
Demgegenüber sieht das Gesetz<br />
eine zweijährige Verjährungsfrist<br />
für Mängelansprüche in der Regel<br />
für Kundendienstarbeiten bzw.<br />
Reparaturen.<br />
Achtung: Gewährleistung<br />
ist nicht gleich Garantie!<br />
Eine nicht nur wegen der Verjährungsfristen<br />
wichtige Unterscheidung:<br />
Die auch unter dem Begriff<br />
Gewährleistung bekannten Mängelansprüche<br />
des Kunden hängen<br />
stets zusammen mit dem, was die<br />
Vertragspartner ursprünglich vereinbart<br />
haben und ergeben sich im<br />
Übrigen grundsätzlich aus dem Gesetz.<br />
Dort, genauer gesagt im Bürgerlichen<br />
Gesetzbuch (und manchmal<br />
auch im sog. Teil B der VOB, so diese<br />
Bild: AdobeStock – AA+W<br />
vereinbart ist), ist einheitlich geregelt,<br />
wofür auch der Handwerksbetrieb<br />
wie lange haftet. Anders ist das<br />
bei einer Garantie, die in erster Linie<br />
ein Verkaufs- und Marketinginstrument<br />
der Hersteller für ihre Produkte<br />
ist: Hier haben es die Produzenten<br />
in der Hand, selbst festzulegen, unter<br />
welchen Voraussetzungen sie aus<br />
der von Ihnen „ausgedachten“ Garantiezusage<br />
in Anspruch genommen<br />
werden können. Deshalb sollte<br />
man die Garantie auf der einen<br />
und die für den Handwerker wichtige<br />
Gewährleistung auf der anderen<br />
Seite auseinanderhalten.<br />
Was tun bei ungerechtfertigter<br />
Reklamation?<br />
Nicht jede Mängelrüge des Kunden<br />
ist berechtigt und führt zu einem Gewährleistungsfall.<br />
Bewusst oder unbewusst<br />
wendet sich der Kunde automatisch<br />
an „seinen“ Installateur,<br />
wenn die Armatur leckt oder der<br />
Heizkörper kalt bleibt. Und im Regelfall<br />
ist für den Handwerker, der<br />
das Bad saniert oder die Heizung<br />
installiert hat, nicht sofort klar, ob<br />
er tätig werden und kostenlos reparieren<br />
muss. In dem Fall – und erst<br />
recht, wenn im Vorfeld klar ist, dass<br />
der Defekt auf äußere Umstände, wie<br />
die unsachgemäße Benutzung oder<br />
einfachen Verschleiß zurückzuführen<br />
ist – sollte der Kunde darauf hingewiesen<br />
werden, dass die von ihm<br />
geforderten Arbeiten, einschließlich<br />
des gesamten Aufwandes, der wegen<br />
der Mängelrüge beim Betrieb anfällt,<br />
in Rechnung gestellt werden, wenn<br />
sich herausstellen sollte, dass eben<br />
kein Gewährleistungsfall vorliegt.<br />
Und was mache ich, wenn der<br />
Kunde angebliche Fehler moniert<br />
und vor Ort plötzlich kostenlose Reparatur<br />
fordert? Die Erfahrung zeigt,<br />
dass häufig nicht einfach festzustellen<br />
ist, ob ein Mangel in der beschriebenen<br />
Form vorliegt und der Handwerker<br />
zur kostenfreien Abhilfe<br />
verpflichtet ist. Da auch die beschriebenen<br />
Konsequenzen schwer wiegen<br />
können, sollte im Zweifel nicht voreilig<br />
gehandelt werden und stets eine<br />
enge Abstimmung mit dem Betrieb<br />
gesucht werden. Entscheidet sich der<br />
Handwerker für die vom Kunden gewünschte<br />
Reparatur, obwohl kein<br />
Gewährleistungsfall vorliegt, sollte<br />
das immer als Akt der Kundenfreundlichkeit<br />
dem Kunden gegenüber<br />
deutlich gemacht werden. Sonst<br />
droht aus haftungstechnischer Sicht<br />
ungewolltes Ungemach. Insoweit gilt:<br />
Tue Gutes – und sprich darüber!