19.02.2020 Aufrufe

syndicom magazin Nr. 15

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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<strong>syndicom</strong><br />

<strong>Nr</strong>. <strong>15</strong> Februar–März 2020<br />

<strong>magazin</strong><br />

Schutz<br />

für die,<br />

die sich<br />

wehren!


Anzeige<br />

MARCH th<br />

MARS<br />

MARZO<br />

MÄRZ<br />

2020<br />

WE'RE NOT GIVING UP ! **<br />

ON LÂCHE RIEN ! **<br />

LA LOTTA CONTINUA ! **<br />

WIR LASSEN NICHT LOCKER ! **


Inhalt<br />

4 Teamporträt<br />

5 Kurz und bündig<br />

6 Die andere Seite<br />

7 Gastautorin<br />

8 Dossier: Antigewerkschaftliche<br />

Kündigungen<br />

16 Arbeitswelt<br />

19 Tag der Freien<br />

22 Lösung durch Mediation<br />

25 Recht so!<br />

26 Freizeit<br />

27 1000 Worte<br />

28 Bisch im Bild<br />

30 Aus dem Leben von ...<br />

31 Kreuzworträtsel<br />

32 Inter-aktiv<br />

Ein Schutzschild für jene,<br />

die in unserem Namen kämpfen<br />

Die Vertrauensleute, die Mitglieder der Personalkommission,<br />

die Stiftungsrätinnen der Pensionskasse:<br />

Sie leisten eine schwierige Arbeit,<br />

die für alle von Nutzen ist. Sie stellen Fragen,<br />

die sie in Gefahr bringen können. Werden sie<br />

entlassen, sind sie durch das Gesetz kaum<br />

geschützt. Denn die Entschädigung beträgt<br />

maximal sechs Monatslöhne. Und wird sie gewährt,<br />

fällt sie in der Praxis kaum je höher aus<br />

als zwei bis drei Monatslöhne.<br />

Die gute Nachricht: In vielen Gesamtarbeitsverträgen<br />

wurde mittlerweile ein wirksamer<br />

Schutzschild installiert – der ausdrückliche<br />

Schutz vor Kündigung dieser Personen im Rahmen<br />

ihrer Tätigkeit, etwa im GAV Post 2021<br />

oder im GAV Swisscom, wo der Schutz noch bis<br />

ein Jahr nach der Amtszeit besteht. Eine sinnvolle<br />

Massnahme, wie auch spezielle Mediationsverfahren,<br />

längere Kündigungsfristen oder<br />

Lohn entschädigungen, die doppelt so hoch sind<br />

wie die Entschädigungen nach Gesetz.<br />

Dass dies gut funktioniert, ist zu begrüssen.<br />

Solche Bestimmungen sollten systematisch in<br />

jeden neuen GAV aufgenommen werden! Aber<br />

ungeachtet dessen fordern wir ein, dass das<br />

Schweizer Gesetz endlich mit dem übergeordneten<br />

öffentlichen Recht – der Europäischen<br />

Menschenrechtskonvention und den Konventionen<br />

der ILO – in Einklang gebracht wird.<br />

Unser Land schuldet das jenen, die sich für<br />

andere wehren.<br />

4<br />

8<br />

22<br />

Sylvie Fischer,<br />

Chefredaktorin <strong>syndicom</strong>-Magazin


4<br />

Teamporträt<br />

Die besten Werbenden von <strong>syndicom</strong><br />

Yvan Bianchini (44)<br />

Der gelernte Schlosser wohnt in Bellinzona<br />

(TI). Begeistert von den neuen<br />

Technologien, besuchte er eine höhere<br />

technische Schule und heuerte vor<br />

rund 10 Jahren bei der Swisscom an.<br />

Aktuell arbeitet er dort bei der Hotline<br />

für Privatkunden. Er ist Personalvertreter<br />

für das Tessin und engagiert sich<br />

seit zwei Jahren aktiv bei <strong>syndicom</strong>.<br />

Drittbester Werbender 2019<br />

Tamara Balzer (36)<br />

Wohnt in Zürich und studiert Jus.<br />

Arbeitet Teilzeit (50%) als Call-Agent im<br />

Contactcenter der Firma Telag. Sie ist<br />

seit 20<strong>15</strong> Mitglied von <strong>syndicom</strong>.<br />

Beste Werbende 2019<br />

Remo Rupp (61)<br />

Wohnt in Reinach (AG) und ist seit 2018<br />

<strong>syndicom</strong>-Mitglied. Seit 30 Jahren ist<br />

er bei einem Postauto-Unternehmen in<br />

Sursee angestellt. Bei <strong>syndicom</strong> vertritt<br />

er die PU-Fahrer und war bei den<br />

Verhandlungen zur Petition «Keine<br />

Gratisarbeit bei PostAuto» dabei. Er ist<br />

Mitglied der Expertengruppe AZG und<br />

der Verhandlungsdelegation GAV Post-<br />

Auto.<br />

Zweitbester Werbender 2019<br />

Text: Nick Manouk<br />

Bild: Alexander Egger<br />

«Nur gemeinsam<br />

können wir stark sein»<br />

Viele unserer Kolleg*innen scheinen<br />

zu glauben, dass Errungenschaften<br />

bei den Arbeitsbedingungen einfach<br />

vom Himmel fallen. Manche haben<br />

Angst, Probleme bei Löhnen oder Arbeitszeiten<br />

beim Namen zu nennen.<br />

Dann versuchen wir ihnen zu erklären,<br />

dass wir nur gemeinsam stark<br />

sein können und dass es mit einer<br />

Gewerkschaft im Rücken weit einfacher<br />

ist, beim Arbeitgeber selbstbewusst<br />

und mit Nachdruck Verbesserungen<br />

zu verlangen. Einzeln kann<br />

man als Angestellte ja höchstens mal<br />

mit dem direkten Vorgesetzten diskutieren,<br />

eine organisierte Arbeitnehmerschaft<br />

hat aber auch Zugang<br />

zur Geschäftsleitung.<br />

Wir drei kommen aus unterschiedlichen<br />

Branchen. Doch überall<br />

ist die Arbeitswelt im Umbruch. Digitalisierung,<br />

Profitstreben und Sparübungen<br />

bergen die Gefahr prekärer<br />

Arbeitsbedingungen. Deshalb versuchen<br />

wir in der Pause oder beim Bier,<br />

die Mitarbeitenden nicht nur für die<br />

individuellen Probleme, sondern<br />

auch für die grossen Fragen zu sensibilisieren,<br />

und weisen auf die konkreten<br />

Handlungsmöglichkeiten von<br />

<strong>syndicom</strong> hin. Ein GAV kann für die<br />

ganze Branche ein Segen sein. Dass<br />

der Gewerkschaftsbeitrag eine Art<br />

Investition in die eigene berufliche<br />

Zukunft ist, lässt sich aber nicht so<br />

leicht rüberbringen.<br />

Generell ist der Wissensstand<br />

über die Gewerkschaften niedrig.<br />

Umso effizienter ist deshalb unser<br />

freiwilliges Engagement und die persönliche<br />

Kontaktaufnahme. Ganz<br />

wichtig: Nicht zu hohe Erwartungen<br />

schüren und keine leeren Versprechungen<br />

machen. Je mehr Probleme<br />

es im Betrieb gibt, desto mehr Zulauf<br />

haben die Gewerkschaften und umso<br />

einfacher fällt uns die Rekrutierung<br />

neuer Mitglieder.<br />

Wir finden, alle Mitarbeitenden<br />

sollen fair behandelt werden und<br />

gerne zur Arbeit gehen. Ungerechtigkeiten<br />

machen uns sauer und motivieren<br />

uns, für eine gute Sache Werbung<br />

zu machen. Leider haben wir<br />

meist nur Zugang zu den engsten<br />

Kolleg*innen, vielfach kennen wir<br />

die Leute in anderen Abteilungen gar<br />

nicht und der Aufwand ist gross, um<br />

diese Leute zu erreichen. Dass man<br />

sich dabei als gewerkschaftlicher<br />

Störefried auch noch beim Chef unbeliebt<br />

macht, halten wir aus. Dafür<br />

haben wir bei jedem rekrutierten<br />

Neumitglied ein Erfolgserlebnis, das<br />

uns schon ein bisschen stolz macht.


Kurz und<br />

bündig<br />

Referendumsdrohung in Bern \ Lohnerhöhungen bei UPC und<br />

Sunrise \ Online-Steuerbescheinigung \ Erfolgreiche Prämien-<br />

Entlastungs-Initiative \ Verschleierte Werbung verstösst gegen<br />

Kodex \ Rückzug der Initiative für einen fairen Wettbewerb<br />

5<br />

Widerstand gegen Ausdehnung<br />

der Ladenöffnungszeiten<br />

Der Gewerkschaftsbund des Kantons<br />

Bern hat mit dem Referendum gedroht,<br />

sollte der Grosse Rat des Kantons an<br />

seiner Absicht festhalten, längere<br />

Laden öffnungszeiten am Samstag und<br />

zusätzliche Sonntagsverkäufe einzuführen.<br />

Der Grosse Rat übernimmt damit<br />

eine Idee, welche der Regierungsrat<br />

unter Druck der Gewerkschaften fallengelassen<br />

hatte.<br />

Lohnerhöhungen bei UPC<br />

Per 1. April 2020 wird die Lohnsumme bei<br />

UPC um 1 Prozent angehoben. Für Anspruchsberechtigte<br />

beläuft sich der generelle<br />

Lohnanteil auf 0,5 Prozent. Das<br />

Resultat dieser Lohnverhandlungen gilt<br />

für Mitarbeitende, die dem GAV UPC unterstellt<br />

sind. Die Massnahmen liegen<br />

deutlich über der Jahresteuerung und<br />

sind damit auch ein positives Signal für<br />

andere Unternehmen der Branche.<br />

Steuerbescheinigung auf<br />

my.<strong>syndicom</strong>.ch<br />

Als <strong>syndicom</strong>-Mitglied erhältst Du eine<br />

Steuerbescheinigung für Deinen Mitgliederbeitrag<br />

auf der Mitgliederplattform<br />

my.<strong>syndicom</strong>.ch. Dort die Rubrik<br />

«Meine Mitgliedschaft» wählen und auf<br />

«Steuer bescheinigung» klicken.<br />

Prämien-Entlastungs-Initiative<br />

zustande gekommen<br />

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund<br />

begrüsst das Zustandekommen der Prämien-Entlastungs-Initiative.<br />

Die kurze<br />

Zeitspanne, in welcher die Unterschriften<br />

– mit Unterstützung auch von <strong>syndicom</strong><br />

– gesammelt werden konnten,<br />

zeigt, wie wichtig das Problem für die<br />

Haushalte im Land ist. Die Beschränkung<br />

der Krankenkassenprämien auf<br />

10 Prozent des Einkommens ist ein konkreter<br />

Beitrag zur Verbesserung der<br />

Kaufkraft. Sie ist Teil des 10-Punkte-<br />

Massnahmenpakets, das der SGB im<br />

November präsentiert hat.<br />

Presserat kritisiert<br />

verschleierte Werbung<br />

Der Presserat hat eine Beschwerde behandelt,<br />

welche die unklare Trennung<br />

zwischen redaktionellem Inhalt und<br />

Werbung rügte. Die NZZ am Sonntag<br />

hatte einen ganzseitigen Beitrag mit<br />

dem Titel «Superheld Schweinefleisch»<br />

veröffentlicht. Die Seite war in Schrift<br />

und Layout weitgehend identisch mit<br />

den redaktionellen Seiten der Zeitung.<br />

Es gab nur zwei Unterschiede: Im Seitentitel<br />

stand «Sponsored Content von<br />

Proviande» und am Ende des Artikels<br />

«Dieser Artikel wurde von NZZ Content<br />

Solutions im Auftrag von Proviande<br />

erstellt». Die Zeitung hat bezahlten<br />

Inhalt gestalterisch nicht klar vom<br />

redaktionellen Teil abgehoben und die<br />

Werbung nicht deklariert. Damit hat sie<br />

den Journalistenkodex verletzt.<br />

Lohnsummenerhöhung bei<br />

Sunrise<br />

Per 1. April 2020 wird die Lohnsumme<br />

bei Sunrise um 1 Prozent angehoben<br />

und individuell verteilt. Diese Erhöhung<br />

ist Resultat von kollektiven Verhandlungen,<br />

die nur dank dem Gesamtarbeitsvertrag<br />

zwischen <strong>syndicom</strong> und<br />

Sunrise möglich sind.<br />

Volksinitiative für fairen<br />

Wettbewerb zurückgezogen<br />

Der Trägerverein der Volksinitiative für<br />

fairen Wettbewerb und zum Schutz von<br />

Gewerbe und Beschäftigten im Kanton<br />

Bern hat den Rückzug der Initiative bekannt<br />

gegeben. Das Bundesgesetz über<br />

das öffentliche Beschaffungswesen<br />

soll im Rahmen einer interkantonalen<br />

Vereinbarung zur kantonalen Rechtsgrundlage<br />

werden. Subunternehmen<br />

müssen künftig neben sozialen auch<br />

ökologische Standards berücksichtigen.<br />

Aufgrund dieser Fortschritte<br />

konnte die Initiative zurückgezogen<br />

werden.<br />

Agenda<br />

Februar<br />

26.<br />

Soli-Lotto für Sans-Papiers<br />

18 Uhr, Türöffnung 17 Uhr, Heitere Fahne,<br />

Wabern.<br />

Um Geld für die Beratungsstelle für<br />

Sans-Papiers zu sammeln, wird erneut<br />

ein Solidaritäts-Lottoabend organisiert.<br />

Der Spass dauert bis maximal 22 Uhr<br />

und es gibt super Preise zu gewinnen.<br />

März<br />

So, 8. März, Internationaler Frauentag<br />

Frauenstreik<br />

Ein Frauenstreik an einem Sonntag ist<br />

voll und ganz gerechtfertigt, denn<br />

Sonntag ist nicht für alle ein freier Tag.<br />

Ausserdem hört die Erziehungs-, Hausund<br />

Pflegearbeit nie auf. Mehr Infos<br />

über: grevefeministe@gmail.com<br />

9.<br />

Leadertagung GAV Post 2021<br />

Hotel Olten, Olten, 10 Uhr–16.30 Uhr.<br />

Eine «Leadertagung um den Zieleinlauf –<br />

den erfolgreichen Abschluss des GAV<br />

Post 2021 – gegenseitig abzustimmen».<br />

Du erhältst einen Urlaubs-Check dafür.<br />

ab 14.<br />

Zürcher Grafikbüro Norm<br />

Museum für Gestaltung, Zürich.<br />

In seiner ersten Museumsausstellung<br />

präsentiert Norm eine Auseinandersetzung<br />

mit den grundlegendsten<br />

Elementen und Gesetzmässigkeiten<br />

der Grafik.<br />

April<br />

ab 18.<br />

Made in Witzerland<br />

Forum Schweizer Geschichte Schwyz.<br />

Namhafte Karikaturistinnen und<br />

Karikaturisten werden eingeladen,<br />

ihre Sicht auf die «Ur-Schweiz» darzustellen.<br />

<strong>syndicom</strong>.ch/agenda


6 Die andere<br />

Philip Pätzold,<br />

Seite<br />

*1965, ist seit ca. 30 Jahren bei der Post als Projektleiter und<br />

Linienvorgesetzter (HR, Logistik) tätig. Aktuell ist er Leiter<br />

Zustellung PostMail und Mitglied der Geschäftsleitung.<br />

1<br />

Briefträger in Teilzeit beklagen, dass<br />

sie regelmässig 3–4 Samstage in Folge<br />

durcharbeiten. Was unternehmen<br />

Sie dagegen?<br />

Die Sechstagewoche führt bei Vollzeit-<br />

wie auch Teilzeitmitarbeitenden<br />

zu Samstagseinsätzen, was wir neuen<br />

Mitarbeitenden transparent kommunizieren.<br />

Wie viele Samstagseinsätze<br />

pro Monat nötig sind, ist von Ort zu<br />

Ort stark unterschiedlich. Mitarbeitende,<br />

die mit ihrer Situation unzufrieden<br />

sind, können sich jederzeit an<br />

ihre Vorgesetzten wenden, um mit<br />

dem Team nach passenden Lösungen<br />

zu suchen.<br />

2<br />

Warum können Sie Mitarbeitenden<br />

mit einem Teilzeit-Pensum keinen<br />

fixen freien Tag gewähren?<br />

Dies ist unter Umständen möglich,<br />

muss aber immer vor Ort und im Einzelfall<br />

geklärt werden. Idealerweise<br />

geschieht dies bereits bei der Anstellung.<br />

3<br />

Bei der Anstellung von Teilzeitpersonal<br />

führen Sie systematisch<br />

Gespräche über die Vereinbarkeit<br />

und Flexibilität. Warum?<br />

Uns ist wichtig, dass die individuellen<br />

Bedürfnisse und Möglichkeiten<br />

schon bei der Anstellung thematisiert<br />

werden. Dies hilft, spätere Unzufriedenheit<br />

zu vermeiden.<br />

4<br />

Führen Sie solche Gespräche auch,<br />

wenn ein Angestellter beklagt,<br />

exzessiv Überzeit zu leisten?<br />

Klar. Unsere Mitarbeitenden können<br />

jederzeit mit ihren Vorgesetzten ein<br />

Gespräch verlangen. In solchen Fällen<br />

müssen wir zwingend Lösungen<br />

finden.<br />

Text: Sylvie Fischer<br />

Bild: Schweizerische Post<br />

5<br />

Neu räumen Sie Ihren Angestellten<br />

die Möglichkeit ein, über ein Formular<br />

Wünsche nach fixen freien Tagen<br />

geltend zu machen. Was dürfen sich<br />

die Angestellten davon erhoffen?<br />

Das Formular schafft – im Idealfall<br />

schon bei der Anstellung – Klarheit<br />

über gegenseitige Wünsche und Möglichkeiten.<br />

Damit entstehen auf beiden<br />

Seiten keine falschen Erwartungen.<br />

6<br />

Der Druck bei PostMail ist gross.<br />

Welche Massnahmen gedenken Sie<br />

in Zukunft anzugehen, um die<br />

Gesundheit der Arbeitnehmenden zu<br />

schützen?<br />

Die Zufriedenheit und Gesundheit<br />

unserer Mitarbeitenden ist unser<br />

wichtigstes Gut. Entsprechend leben<br />

wir grundsätzlich eine gesundheitsförderliche<br />

Führungsphilosophie.<br />

Zurzeit führen wir zum Beispiel<br />

Workshops mit allen Teams durch.<br />

Diese sollen Belastungen sichtbar<br />

machen und zu einem reflektierten<br />

Umgang mit der eigenen Situation<br />

führen.


Gastautorin<br />

Die Stimme der Frauen ist nach<br />

dem Streik vom 14. Juni nicht verstummt. Das<br />

zu denken, wäre ein grosser Fehler. Der Kampf<br />

gegen die Diskriminierung wird jeden Tag geführt.<br />

Und er muss immer mehr zu einem gemeinsamen<br />

Kampf werden. Frauen verdienen<br />

heute für die gleiche Arbeit immer noch rund<br />

20 % weniger als Männer – eine riesige Ungerechtigkeit,<br />

denn die Arbeit von Frauen ist nicht<br />

weniger wert. Kein anderes Gesetz wurde so mit<br />

Füssen getreten wie das Gleichstellungsgesetz.<br />

«Mann und Frau haben Anspruch auf gleichen<br />

Lohn für gleichwertige Arbeit», sagt der Verfassungsartikel.<br />

Aber die Realität sieht anders aus.<br />

Beim Beschäftigungsgrad gibt es eine grosse<br />

Diskrepanz zwischen den Geschlechtern: Im Gegensatz<br />

zu den Männern arbeiten die meisten<br />

erwerbstätigen Frauen Teilzeit, um ihre Kinder<br />

zu betreuen oder andere Familienaufgaben<br />

wahrzunehmen. Diese Situation bringt leider<br />

häufig tiefere Löhne mit sich, was sich auch auf<br />

die Altersrenten auswirkt. Noch immer leiden<br />

viele Frauen unter Ungerechtigkeiten wie Kündigung,<br />

Dequalifizierung und verschiedenen Formen<br />

der Diskriminierung während oder nach<br />

einer Schwangerschaft. Manche verlieren ihre<br />

Stelle nach dem Mutterschaftsurlaub. Eine von<br />

zehn Frauen kehrt nach dem Mutterschaftsurlaub<br />

nicht an ihren früheren Arbeitsplatz zurück.<br />

Für die Einhaltung der Löhne und Arbeitsbedingungen<br />

müssen in der Schweiz die Behörden<br />

sorgen. Aber die Instrumente gegen Lohn- und<br />

Sozialdumping sind eindeutig zu wenig wirksam.<br />

Im Tessin kommt eine Volksinitiative zur Stärkung<br />

der Rechte der Erwerbstätigen und Bekämpfung<br />

von Lohndumping zur Abstimmung<br />

(7000 gesammelte Unterschriften in nur zwei<br />

Monaten). Sie fordert, dass das Arbeitsinspektorat<br />

eine Sektion erhält, die sich spezifisch mit<br />

dieser Geschlechterdiskriminierung befasst:<br />

eine Inspektorin für jeweils 2500 erwerbstätige<br />

Frauen im Tessin. Eine notwendige Massnahme.<br />

Die Arbeit von Frauen<br />

ist nicht weniger wert<br />

Françoise Gehring (*Mendrisio, 1960)<br />

studierte Literaturwissenschaft an<br />

der Universität Genf, wo sie die Entstehung<br />

der ersten Frauenbuchhandlung,<br />

L’Inédite, miterlebte. Die Feministin<br />

kämpft seit jeher für Chancengleichheit.<br />

Mit dem Stift in der Hand auf die Welt<br />

gekommen, wurde sie vielleicht deshalb<br />

Journalistin. Der Wunsch, Ungerechtigkeiten<br />

und Diskriminierung zu bekämpfen,<br />

motivierte sie, auch als Gewerkschafterin<br />

zu arbeiten. Heute ist sie in<br />

der Gewerkschaft des Verkehrspersonals<br />

(SEV) tätig.<br />

7


Wer sich<br />

exponiert,<br />

muss<br />

geschützt<br />

werden


Dossier Antigewerkschaftliche Kündigungen: per GAV verhindern<br />

9<br />

Wie wir sie bekämpfen: die Arbeit von <strong>syndicom</strong> im Tessin<br />

Überall in Europa werden jetzt die Gewerkschaften attackiert


10 Dossier<br />

Starke GAV zum Schutz jener,<br />

die sich für andere wehren<br />

Auf Druck der ILO führt die Schweiz eine<br />

Mediation zwischen dem SGB und den Arbeitgebern<br />

durch – für einen besseren Schutz<br />

gewerk schaftlicher Tätigkeit. Vorerst bieten<br />

Gesamtarbeits verträge die beste Lösung.<br />

Text: Sylvie Fischer<br />

Bilder: Thierry Porchet<br />

Der Fall, mit dem sich das Bezirksgericht Yverdon erst am<br />

3. Februar in einer Schlichtung befasste, ist ein Paradebeispiel<br />

für das Problem der gewerkschaftsfeindlichen<br />

Kündigungen. Mickaël Béday, Uhrmacher und Gewerkschafter,<br />

wurde von Dubois Dépraz im Vallée de Joux entlassen.<br />

Laut der Gewerkschaft Unia wegen des erfolgreichen<br />

Kampfes, den er für die GAV-konforme Entschädigung<br />

von Überstunden und für die Bezahlung von aufgrund eines<br />

Umzugs nicht geleisteten Arbeitsstunden führte. Laut<br />

Direktion des Unternehmens hat er von einem Kontrolleur<br />

verlangte Nachbesserungen an einem Werkstück<br />

nicht gemacht und Beschriftungen vertauscht. «Ein fadenscheiniger<br />

Vorwand für die Kündigung», erwiderte die<br />

Unia. Dies ist schwierig nachzuweisen, und die Firma weigert<br />

sich, den Vertrauensmann wieder einzustellen, wie<br />

das eine von 1600 Personen unterzeichnete Petition forderte.<br />

Selbst SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard war zur<br />

Solidaritätskundgebung für den entlassenen Uhrmacher<br />

gekommen. Die Unia hofft, dass der Gewerkschaftsvertreter<br />

wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren kann:<br />

Denn der GAV der Uhren- und Mikrotechnikindustrie<br />

schützt ihn und seine Stellvertretenden vor der Kündigung<br />

«aus Gründen, die mit ihrer Tätigkeit als Gewerkschaftsvertretende<br />

im Zusammenhang stehen; Fälle von<br />

Missbrauch bleiben vorbehalten». Wird festgestellt, dass<br />

die Kündigung gewerkschaftsfeindlich war, ist sie samt<br />

ihren Folgen null und nichtig. Der GAV schützt die Arbeitnehmenden<br />

somit deutlich besser als das Gesetz.<br />

Schwache gesetzliche Sanktionen<br />

Artikel 336 Absatz 2 Buchst. a OR anerkennt zwar, dass<br />

Kündigungen missbräuchlich sind, wenn sie wegen der<br />

Zugehörigkeit zu einem Arbeitnehmerverband oder der<br />

Ausübung einer gewerkschaftlichen Tätigkeit ausgesprochen<br />

werden. Und laut Art. 336 Absatz 2 Buchst. b sind<br />

Kündigungen auch missbräuchlich, wenn sie ausgesprochen<br />

werden, «während ein Arbeitnehmer gewählter Arbeitnehmervertreter<br />

in einer Betriebskommission oder<br />

einer dem Unternehmen angeschlossenen Einrichtung<br />

ist und der Arbeitgeber nicht beweisen kann, dass er einen<br />

begründeten Anlass zur Kündigung hatte». Aber die<br />

Sanktionen sind schwach: Sie beschränken sich auf eine<br />

Entschädigung von höchstens sechs Monatslöhnen. Und<br />

in der Praxis begnügen sich die Gerichte meist mit mickrigen<br />

zwei bis drei Monatslöhnen, schreibt der SGB.<br />

Die Bekämpfung von gewerkschaftsfeindlichen Entlassungen im Tessin<br />

Manche sagen, dass die Wiedereinstellungsklausel im Vertrag<br />

mit der Post nicht erforderlich ist, da es in den Unternehmen<br />

des Gelben Riesen keine gewerkschaftsfeindlichen Entlassungen<br />

gibt. Dem ist aber nicht so. In den letzten Jahren sind im<br />

Tessin einige Fälle aufgetreten, wie <strong>syndicom</strong>-Regionalsekretär<br />

Marco Forte erinnert.<br />

Entscheidung erwartet<br />

Krass war der Fall einer in Teilzeit beschäftigten Briefträgerin,<br />

die der Personalvertretung angehörte: eine Mutter, die entlassen<br />

wurde, weil sie um eine geregelte Anstellung gebeten<br />

hatte, um sich um ihre kleine Tochter kümmern zu können.<br />

Obwohl der Gesamtarbeitsvertrag der Post die Vereinbarkeit<br />

von Berufs- und Privatleben vorsieht und ihr Vorgesetzter ihr<br />

versichert hatte, dass er ihre Bedürfnisse erfüllen würde,<br />

wurde in der Praxis nichts unternommen. Die Post wollte keinen<br />

Kompromiss eingehen und entliess sie, obwohl mehrere<br />

Alternativlösungen vorgeschlagen wurden. Für <strong>syndicom</strong> war<br />

die Entlassung missbräuchlich, gewerkschaftsfeindlich und<br />

erst noch diskriminierend. Die von der Post angeführten Gründe<br />

scheinen uns nicht gerechtfertigt. Die Post wollte eigentlich<br />

einen Präzedenzfall vermeiden, da es auch heute noch<br />

viele Teilzeit-Briefträgerinnen gibt, die unabhängig von ihrer<br />

familiären Situation viel länger arbeiten, als es ihre Beschäftigungsstufe<br />

vorsieht. Wir befinden uns noch immer in einem<br />

Rechtsstreit und warten derzeit auf das Urteil. Das Gewicht<br />

von <strong>syndicom</strong> machte sich bemerkbar: Wir machten den Fall<br />

öffentlich, sammelten 885 Unterschriften und organisierten<br />

schliesslich eine Medienkampagne, die mit Dutzenden von<br />

Kinderwagen vor dem Hauptsitz der Post in Lugano endete.<br />

Der aktuelle GAV der Post (2016) sieht keine Wiedereinstellung<br />

vor, sondern nur Entschädigungen bis max. 12 Monatslöhne,<br />

also doppelt so viel wie nach Gesetz. Aber wenn eine Diskriminierung<br />

aufgrund des Geschlechts nachgewiesen wird, dann<br />

wäre die Kündigung null und nichtig, und wir könnten die<br />

Wiedereingliederung in das Unternehmen verlangen.<br />

Entlassung zurückgenommen<br />

Ein weiterer Fall betrifft ein Postauto-Unternehmen (PU).<br />

Die Gewerkschaft <strong>syndicom</strong> stellte sich an die Seite eines<br />

Mitglieds der Personalvertretung: Er hatte gerade begonnen,<br />

Unterschriften zu sammeln, um einen Gesamtarbeitsvertrag<br />

zu fordern, als er die Entlassung bekam. Angesichts der Reaktion<br />

der Gewerkschaft musste der Arbeitgeber schliesslich<br />

nachgeben, weil er die Auswirkungen verstanden hatte und<br />

die Weitsicht und den gesunden Menschenverstand besass,<br />

der Rücknahme der Entlassung zuzustimmen. <strong>syndicom</strong> war<br />

bereit, Massenproteste zu organisieren.<br />

Ebenfalls in den letzten Jahren gab es einen Einsatz im<br />

Konflikt von Südpack, einem Verpackungsdruck-Betrieb mit<br />

Niederlassung in Bioggio bei Lugano, über den einer der<br />

Hauptakteure in diesem Magazin auf Seite 30 spricht.<br />

Zum Sektor Medien erzählt der Tessiner <strong>syndicom</strong>-Sekretär<br />

Marco Forte aktuell: «Wir befassen uns mit dem Fall eines<br />

vom Corriere del Ticino entlassenen Redaktors. Den ersten<br />

Bewertungen zufolge scheinen die Voraussetzungen für eine<br />

gewerkschaftsfeindliche Entlassung vorzuliegen. Wir sind bereit,<br />

alle notwendigen Ressourcen zur Verteidigung des Arbeitnehmers<br />

einzusetzen.» (Redaktion)


Der Fall der Entlassung<br />

des Uhrmachers und gewerkschaftlichen<br />

Vertrauensmanns<br />

Mickaël Béday hat<br />

das Vallée de Joux letzten<br />

Sommer aufgewühlt.<br />

Bereits 2003 hatte der SGB bei der Internationalen Arbeitsorganisation<br />

(ILO) wegen fehlendem Kündigungsschutz<br />

für Vertrauensleute, Mitglieder von Personalkommissionen<br />

sowie Stiftungsrät*innen von Pensionskassen<br />

eine Beschwerde eingereicht. Diese wurde 2006 gutgeheissen.<br />

Die ILO empfahl der Schweiz, sicherzustellen,<br />

dass der Schutz von Gewerkschaftsvertretenden vor missbräuchlicher<br />

Kündigung jenem des Gleichstellungsgesetzes<br />

entspreche und die Wiedereinstellung betroffener<br />

Arbeitneh mender gewährleistet sei. Andernfalls widerspreche<br />

die Praxis der Schweiz weiterhin den ILO-Abkommen<br />

87 und 98 zum Schutz der Gewerkschaftsrechte und<br />

-freiheit. Trotzdem wurde das Gesetz bisher nicht angepasst.<br />

Um von der schwarzen Liste der ILO gestrichen zu<br />

werden, hat die Schweiz im vergangenen Juni aber eine<br />

Mediation zwischen dem SGB und den Arbeitgebern angestossen.<br />

Damit soll bis im Sommer 2020 der rechtliche<br />

Rahmen für den Schutz der gewerkschaftlichen Tätigkeit<br />

verstärkt werden.<br />

Bis dahin sehen die Gewerkschaften die beste Lösung darin,<br />

den Kündigungsschutz in den GAV zu verbessern.<br />

Zahlreiche Sozialpartner hätten sich dafür entschieden<br />

und dies funktioniere in der Praxis sehr gut, sagt Luca Cirigliano,<br />

der beim SGB für das Dossier zuständig ist.<br />

Die Frage, ob solche Schutzbestimmungen gerichtsfest<br />

sind, hat sich seit der Entlassung der Verkäuferin<br />

Marisa Pralong in Genf nicht mehr gestellt. Sie hatte sich<br />

für die Arbeitsbedingungen ihrer Kolleg*innen im Detailhandel<br />

eingesetzt. 2010 hielt das Genfer Arbeitsgericht<br />

fest, der im GAV vorgesehene Schutz stehe in Widerspruch<br />

zu Artikel 361 OR. Denn gemäss diesem Artikel könne<br />

nicht von Artikel 336a Absatz 2 OR abgewichen werden,<br />

der eine maximale Kündigungs-Entschädigung von sechs<br />

Monatslöhnen vorsieht. Das Bundesgericht entschied damals<br />

nicht in der Frage und hat sich auch seither nicht geäussert.<br />

Für Luca Cirigliano ist diese Frage in der rechtlichen<br />

Realität glücklicherweise nicht mehr relevant. «Denn<br />

wenn die Sozialpartner solche Schutzbestimmungen vereinbaren,<br />

stellen sie keinerlei Problem dar. Im Übrigen<br />

sind die Bestimmungen, die ein besonderes Verfahren<br />

vorsehen – zum Beispiel die Anhörung der Personalkommission<br />

oder eine vorgängige Mediation –, aus meiner<br />

Sicht rechtlich unproblematisch.»<br />

Weiter sagt er: «Für uns ist es wichtig, dass die GAV<br />

Bestim mungen zum Kündigungsschutz beinhalten. Diese<br />

haben sich bewährt und sind wirksam. Sie bieten einen<br />

angemessenen Schutz, bis das Gesetz mit dem übergeordneten<br />

öffentlichen Recht – der Europäischen Menschenrechtskonvention<br />

und den ILO-Abkommen 87 und 98 – in<br />

Einklang gebracht worden ist. Eine ganz andere Frage<br />

würde sich stellen, wenn das Bundesgericht diese internationalen<br />

Instrumente anwenden müsste; man kann sich<br />

fragen, ob dann nicht dieses internationale Recht bzw.<br />

diese zwingenden, direkt anwendbaren Grundrechte Vorrang<br />

vor dem Gesetz hätten.»<br />

Beste Lösung: Schutz durch Gesamtarbeitsvertrag<br />

In den GAV von <strong>syndicom</strong><br />

Der GAV der grafischen Industrie sieht einen Kündigungsschutz<br />

für die gewählten Mitglieder einer Personalkommission<br />

sowie gewählte Stiftungsrät*innen von Pensionskassen<br />

vor (Art. 306). Ihnen dürfen wegen ihrer Tätigkeit<br />

auch keine anderen Nachteile erwachsen. Beabsichtigt<br />

die Firma die Entlassung eines Mitglieds der Personal­<br />

«Der Schutz via GAV<br />

funktioniert in der<br />

Praxis sehr gut»<br />

Luca Cirigliano


12<br />

Dossier<br />

kommission aus anderen Gründen, gibt es Anspruch auf<br />

eine begründete schriftliche Mitteilung. Danach kann das<br />

Mitglied eine Aussprache zwischen Geschäftsleitung und<br />

Peko, gegebenenfalls mit Mediation der Sozialpartner,<br />

verlangen.<br />

Gemäss aktuellem GAV Post (Art. 2.30.6.3) ist eine<br />

Kündigung nicht nur in den genannten Fällen, sondern<br />

auch dann missbräuchlich, wenn sie aufgrund der Teilnahme<br />

an einer rechtmässigen gewerkschaftlichen Aktion<br />

erfolgt. Dann ist die maximale Entschädigung doppelt<br />

so hoch wie im Gesetz, nämlich 12 Monatslöhne. Dieser<br />

Kündigungsschutz bleibt im GAV 2021 erhalten. Hinzukommen<br />

wird ein ausdrücklich verstärkter Schutz vor<br />

Kündigung und anderen Nachteilen für verschiedene Personenkategorien.<br />

Damit wird der gute Schutz, über den<br />

diese Arbeitnehmenden bereits verfügen, noch verbessert.<br />

Kündigungsschutz noch ein Jahr nach der Amtszeit<br />

GAV bieten angemessenen<br />

Schutz, trotzdem<br />

muss unser Gesetz mit<br />

den ILO-Konventionen in<br />

Einklang stehen.<br />

Der GAV der Swisscom sieht einen zum GAV Post 2021<br />

analogen Schutz vor Kündigung und anderen Nachteilen<br />

vor (Art. 2.12.6). Er gilt während und ein Jahr nach Ende<br />

der Amtszeit. So können Rachekündigungen verhindert<br />

werden, was ebenfalls einen wirksamen Schutz darstellt.<br />

Auch in anderen GAV verfügen Mitarbeitende, die in<br />

einer gewählten Funktion einem Exekutivorgan eines vertragschliessenden<br />

Personalverbands angehören und den<br />

Arbeitgebern als solche gemeldet sind, über eine längere<br />

Kündigungsfrist. Der GAV der Local.ch sieht für diese Arbeitnehmenden<br />

eine ordentliche Kündigungsfrist plus<br />

drei Monate vor. Gewählte Mitglieder eines Organs einer<br />

Vertragsgewerkschaft sowie die Mitglieder der Personalvertretungen<br />

oder einer dem Unternehmen angeschlossenen<br />

Einrichtung dürfen laut GAV der Skyguide wegen ihrer<br />

Tätigkeit weder entlassen werden, noch dürfen ihnen<br />

andere Nachteile erwachsen. Während der Amtszeit eines<br />

von der Vertragsgewerkschaft gewählten Vertreters ist<br />

eine Kündigung durch Skyguide ausgeschlossen.<br />

In der Broschüre «Wer sich für andere wehrt, braucht<br />

Schutz» des SGB finden sich weitere Ideen für Schutzbestimmungen,<br />

die in die GAV aufgenommen werden können:<br />

So ist für die Person an der Spitze des Schweizer Syndikats<br />

Medienschaffender (SSM) gemäss GAV mit der SRG<br />

die Kündigung aus wirtschaftlichen Gründen ausgeschlossen.<br />

Der SGB empfiehlt, den Schutz der Personalvertretung<br />

bei jeder GAV-Erneuerung zu thematisieren.<br />

Denn wer sich für seine Kolleginnen und Kollegen wehrt,<br />

verdient diesen Schutz.<br />

Die SGB-Broschüre zu missbräuchlichen Kündigungen:<br />

bit.ly/36CdDf0<br />

Der berühmte Fall der Verkäuferin<br />

Marisa Pralong, die gefeuert wurde,<br />

nachdem sie sich für ihre Kollegen<br />

eingesetzt hatte. Sie kämpft auch<br />

heute noch gegen solche Praktiken.


Dossier<br />

In Europa läuft eine Grossoffensive<br />

gegen die Gewerkschaften<br />

13<br />

Die Zerstörung der Gewerkschaftsrechte<br />

ist ein Kernziel der neoliberalen Revolution.<br />

Sie beschleunigt sich gerade.<br />

Text: Oliver Fahrni<br />

Bilder: Thierry Porchet<br />

Kamel Guemari arbeitet bei McDonald’s in Marseille. Um<br />

die Filiale des Burgerbraters im Quartier Saint-Barthélemy<br />

wird seit Monaten ein heftiger sozialer Konflikt ausgetragen.<br />

Guemari, bei der gemässigten französischen Gewerkschaft<br />

Force Ouvrière (FO) organisiert, ist einer der Streikführer.<br />

Zusammen mit sieben anderen Angestellten<br />

wurde er gefeuert, angeblich aus «wirtschaftlichen Gründen».<br />

Doch das Arbeitsinspektorat erkannte darin eine<br />

missbräuchliche antigewerkschaftliche Entlassung und<br />

annullierte sie. Alles gut? Kurz nach dem Urteil wurde auf<br />

Guemari ein Mordanschlag verübt. Die Attentäter warteten<br />

in einem Auto vor dem McDonald’s. Er überlebte nur<br />

knapp.<br />

Soumaila Sacko, malischer Landarbeiter in Kalabrien,<br />

entging seinen Mördern nicht. Sie richteten den 29-jährigen<br />

Aktivisten des Gewerkschaftsbundes USB mit Kopfschüssen<br />

hin. Sacko, seit 8 Jahren legal in Italien und Vater<br />

einer kleinen Tochter, hatte für die Rechte der extrem<br />

ausgebeuteten Taglöhner der süditalienischen Landwirtschaft,<br />

deren Billigfrüchte wir essen, gekämpft. Die Tat<br />

geschah, nachdem der damalige italienische Vize-Regierungschef<br />

Matteo Salvini, Chef der neofaschistischen<br />

Lega, zur Gewalt gegen die Immigranten gehetzt hatte.<br />

So wie Sacko haben in den vergangenen Jahren Hunderte<br />

von Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern<br />

weltweit mit ihrem Leben dafür bezahlt, dass sie gegen<br />

<strong>15</strong>-Stunden-Tage, Bettler-Löhne und unmenschliche Arbeitsbedingungen<br />

ringen und dafür die Kolleginnen und<br />

Kollegen organisieren. Nicht nur in den derzeit schlimmsten<br />

Ländern für Arbeitende wie Brasilien, Saudi-Arabien,<br />

Philippinen, Bangladesch und Türkei. Auch in Europa.<br />

Diese Morde nehmen ein elementares Menschenrecht<br />

ins Visier. Sich gewerkschaftlich zu organisieren («Koalitionsfreiheit»),<br />

gehört zu unseren Grundrechten. Um sie<br />

zu erringen, mussten die Arbeitenden seit drei Jahrhunderten<br />

durch ungezählte Kämpfe und Revolutionen gehen.<br />

Voraussetzung für das Recht der Arbeitenden ist der<br />

Schutz der Gewerkschafter*innen vor Gewalt, Repression<br />

und missbräuchlicher Entlassung. Dabei stehen mehr als<br />

Lohn und Arbeitszeit auf dem Spiel: Ohne Gewerkschaftsrechte<br />

und kollektive Verhandlung der Arbeitsverhältnisse<br />

zerfällt jede Demokratie.<br />

Darum sind die Gewerkschaftsrechte in zahlreichen<br />

völkerrechtlichen Abkommen verbrieft, unter anderem in<br />

den acht Grundpfeiler-Konventionen der Internationalen<br />

Arbeitsorganisation (ILO) der Uno in Genf. 135 Länder haben<br />

diese Konventionen unterschrieben und sogar ratifiziert.<br />

Das ist schiere Heuchelei: Derzeit läuft in der Mehrheit<br />

dieser Länder eine Offensive der Aktionäre, der<br />

Banken und des Staates gegen die Gewerkschaften und<br />

den sozialen Kompromiss (die ILO nennt diesen Kompromiss<br />

«Gesellschaftsvertrag»).<br />

In 107 Ländern werden die Arbeitenden oder ganze Berufsgruppen<br />

derzeit daran gehindert, Gewerkschaften zu<br />

bilden. Vor zwei Jahren geschah dies lediglich in 92 Ländern.<br />

Das zeigt der globale Rechtsindex des Internationalen<br />

Gewerkschaftsbundes ITUC-IGB. Der IGB überwacht,<br />

wie die ILO und die Menschenrechtsorganisationen, die<br />

Lage der Arbeitenden. Sein detaillierter Index stützt sich<br />

auf fast 100 Kriterien und gilt als zuverlässig. Er konstatiert:<br />

85 Prozent der Staaten haben 2019 gegen das Streikrecht<br />

verstossen. In 80 Prozent der Länder wurde das<br />

Recht auf kollektive Verhandlung eingeschränkt, unter<br />

anderem in Frankreich, Spanien und den Niederlanden.<br />

In knapp drei Viertel der Länder werden Arbeitende und<br />

Gewerkschaften daran gehindert, die Justiz anzurufen.<br />

Physischer Gewalt waren die Arbeitenden in 52 Ländern<br />

ausgesetzt, in 11 Ländern wurden Gewerkschafter*innen<br />

ermordet, in 64 Ländern willkürlich verhaftet.<br />

Eine schlimme Bilanz. Sie drückt keine zufällige<br />

Entwick lung aus. Die Zunahme der systematischen<br />

Menschenrechts verletzungen am und um den Arbeits­<br />

80 Prozent der Länder<br />

haben 2019 das Recht<br />

auf Tarifverhandlung<br />

eingeschränkt oder<br />

ganz verweigert.


14<br />

Dossier<br />

Seit der grossen Krise von 2008 nimmt der Neoliberalismus<br />

wieder scharf Fahrt auf. Macron wendet an, was die EU<br />

erst Griechenland aufzwang und jetzt überall durchsetzen will.<br />

Systematischer<br />

Umbau<br />

hin zu einem<br />

autoritären<br />

Kapitalismus<br />

Der Fall Tesa: 2011 wurden<br />

zwei gewerkschaftliche<br />

Vertrauensleute entlassen,<br />

nachdem sie sich geweigert<br />

hatten, den Krisenartikel<br />

(GAV der Maschinenindustrie)<br />

anzuwenden.<br />

platz enthüllt den Trend zu einem autoritären Kapitalismus.<br />

Und was bei den IGB-Daten besonders schockiert:<br />

Nirgendwo ist der Angriff auf die Rechte der Arbeitenden<br />

schärfer als in Europa.<br />

Wer daran zweifelt, kann sich derzeit in Frankreich<br />

umsehen. Gegen eine Rentenreform, die unter anderem<br />

ein nach oben offenes AHV-Alter vorsieht, steht eine<br />

Mehrheit der Bevölkerung. Die Gewerkschaften CGT, FO<br />

und Sud, sowie zahlreiche Branchengewerkschaften und<br />

sogar der Kaderverband CFE-CGC tragen den Protest (einzig<br />

die CFDT, die dem sozialliberalen Parti socialiste nahesteht,<br />

scherte wieder einmal aus). Gegen den längsten<br />

Streik seit 1968, und gegen Millionen Demonstrierende<br />

geht die Regierung von Emmanuel Macron mit der Brechstange<br />

vor. Prügelnde Polizei- und Armeeeinheiten haben<br />

Dutzende von Gewerkschafter*innen schwer verletzt.<br />

Streikpiketts werden brutal gebrochen. Tag um Tag wird<br />

die Liste gewerkschaftsfeindlicher Entlassungen länger,<br />

schwarze Listen zirkulieren. Die Prozesse werden Jahre<br />

dauern.<br />

Es ist nur der letzte einer ganzen Reihe von harten Konflikten.<br />

Seit der neoliberale Hardliner Macron im Mai<br />

2017 an die Macht kam, herrscht in Frankreich Daueraufruhr.<br />

Zuerst hat er den Schutz der Arbeitenden und die Gewerkschaften<br />

mit einem neuen Arbeitsgesetz attackiert,<br />

wie dies zuvor die deutschen Sozis mit Hartz, die britischen<br />

Rechten mit der «Trade Union Bill» und in Italien<br />

Matteo Renzi mit dem «Job Act» getan hatten. Macrons<br />

«Loi Travail» erhöhte die Arbeitszeit, zerstörte den Kündigungsschutz<br />

und stellte vor allem sämtliche Vertragsverhältnisse<br />

auf den Kopf: Jetzt bricht der Einzelvertrag einen<br />

ausgehandelten Firmenvertrag und ein Firmenvertrag<br />

bricht Branchenverträge (also die Gesamtarbeitsverträge).<br />

Prinzip: alle Macht den Aktionären für maximalen<br />

Profit. Und nebenbei noch eine Menge weiterer Einschränkungen<br />

der Gewerkschaftsrechte: So senkte<br />

Macron etwa die maximale Entschädigung bei antigewerkschaftlichen<br />

Entlassungen auf ein Taschengeld. Die<br />

«Loi Travail» peitschte er gegen die Bevölkerung mit Notstandsartikeln<br />

und Dekreten durch, die Demokratie<br />

nahm Schaden.<br />

Heute sieht Macron seinen «Thatcher-Moment» gekommen.<br />

Margaret Thatcher, die eisige britische Regierungschefin<br />

(1979–1990), zerschlug 1984 den Streik der<br />

Minenarbeiter mit militärischer Brutalität (etliche Tote)<br />

– und damit die Gewerkschaftsbewegung. Es war der Beginn<br />

ihrer neoliberalen Konterrevolution.<br />

Seit der grossen Krise von 2008 nimmt der Neoliberalismus<br />

gerade wieder scharf Fahrt auf. Macron wendet an,<br />

was die EU zuerst Griechenland aufzwang und jetzt überall<br />

durchsetzen will: Die Aushebelung der Branchenverträge.<br />

Die Erhöhung der Arbeitszeit und die Senkung der<br />

Mindestlöhne. Gemeinsamer Fixpunkt des Programms<br />

der EU-Direktion für Wirtschaft und Finanzen ist die Abschaffung<br />

aller Gewerkschaftsrechte, inklusive Streikrecht<br />

und Demonstrationsfreiheit.<br />

In Osteuropa ist das weitgehend vollbracht. In Polen<br />

und Ungarn, in Rumänien, Tschechien, Kroatien und der<br />

Slowakei sind die Arbeitenden heute fast ungeschützt jeder<br />

Unternehmerwillkür ausgesetzt.<br />

Was tun? Als Wilhelm Leuschner, der Chef des Allgemeinen<br />

Deutschen Gewerkschaftsbundes, 1944 von den<br />

Nazis hingerichtet wurde, sagte er zu einem Mithäftling:<br />

«Morgen werde ich gehängt, schafft die Einheit!»<br />

Internationaler Gewerkschaftsbund: ituc-csi.org<br />

Der Rechtsindex: Bit.ly/2OmkrY7<br />

Fotostrecke<br />

Vom Waadtländer Fotografen Thierry Porchet kam die Idee,<br />

unser Dossier über die gewerkschaftsfeindlichen Kündigungen<br />

in der Art eines Foto-Comics zu bebildern.<br />

Der für seinen Umgang mit Licht bekannte freischaffende<br />

Fotograf Thierry Porchet bat einen Fotografenkollegen –<br />

Yann Laubscher –, mit Bildern zu posieren, die Fälle gewerkschaftsfeindlicher<br />

Kündigungen zeigen oder das Engagement<br />

Arbeitender für ihre Kolleg*innen dokumentieren. Die Aufnahmen<br />

auf den Seiten 10 bis 14, die kleinen Fotos beim Inhaltsverzeichnis<br />

und das Bild auf Seite 22 gehören dazu.<br />

Mehr über die Arbeit von Thierry unter thierryporchet.com.


Die Rechte der Arbeitenden und ihrer Gewerkschaften sind Menschenrecht<br />

Der IGB-Index 2020<br />

Wo die Arbeitenden sich nicht in Gewerkschaften<br />

organisieren dürfen oder können,<br />

und wo die Arbeit der Gewerkschaften und<br />

ihrer Vertrauensleute behindert oder<br />

unterdrückt wird, sind Menschenrechte<br />

verletzt. Gut ausgebaute Gewerkschaftsrechte<br />

sind eine elementare Grundlage der<br />

Demokratie. Nur in 8 von 139 Ländern, die der<br />

Index des Internationalen Gewerkschaftsbundes<br />

(ITUC-IGB) erfasst, werden diese Rechte<br />

in der Regel respektiert.<br />

Länder verstossen gegen<br />

107die Koalitionsfreiheit<br />

Dazu gehören: Das Recht, freie Gewerkschaften<br />

zu bilden. Die Versammlungs- und<br />

Redefreiheit. Das Verbot von Zwangsmitgliedschaften.<br />

Die kollektive Verhandlung von<br />

Arbeitsbedingungen, also sowohl das Recht,<br />

als Gewerkschaft gehört zu werden, wie das<br />

Recht, Gesamtarbeitsverträge abzuschliessen.<br />

Das Streikrecht. Der Schutz der<br />

Gewerkschafter*innen und der Vertrauensleute<br />

vor Zensur, missbräuchlicher Entlassung,<br />

Repression und Gewalt. Die Verantwortung<br />

der Konzerne, die sozialen, demokratischen<br />

und ökologischen Kriterien überall einzuhalten.<br />

Und einiges mehr.<br />

Die 10 schlimmsten Länder<br />

(abgesehen von den afrikanischen und<br />

nahöstlichen Ländern in Kriegszustand):<br />

Algerien Bangladesch<br />

Brasilien Saudi-Arabien<br />

Türkei Kolumbien<br />

Philippinen Guatemala<br />

Kasachstan Simbabwe<br />

der Länder haben<br />

das Recht auf<br />

kollektive Verhandlung<br />

verletzt<br />

80% 72%<br />

Quelle:ITUC-CSI-IGB 2020<br />

der Länder<br />

beschränken das<br />

rechtliche Gehör<br />

der Arbeitenden<br />

85%<br />

Der globale Index der Gewerkschaftsrechte<br />

Die Verletzungen des Rechts der Arbeitenden,<br />

sich kollektiv für ihre Arbeitsbedingungen<br />

einzusetzen, nehmen weltweit zu.<br />

Gewerkschaftsrechte meist respektiert<br />

Wiederholte Verletzung einzelner Rechte<br />

Regelmässige Verletzung der Rechte<br />

Systematische Verletzung der Rechte<br />

Rechte nicht garantiert<br />

Kein Rechtsstaat, keine Rechte<br />

keine Angaben<br />

der Länder haben<br />

das Streikrecht<br />

nicht respektiert


16<br />

Eine bessere<br />

Arbeitswelt<br />

Die vierte, fünfte und<br />

sechste Gewalt<br />

Mit den Arbeitsbedingungen für Journalist*innen<br />

haben sich in den letzten<br />

Jahren auch die Vielfalt und die Qualität<br />

der Information in beunruhigender<br />

Weise verschlechtert. Für die Sicherung<br />

unseres demokratischen<br />

Systems ist politisches Eingreifen unerlässlich<br />

geworden – im Bewusstsein,<br />

dass sich Journalismus nicht mehr auf<br />

Werbeeinnahmen wird stützen können.<br />

Und dass die Finanzierung der<br />

privaten Medien, die ursprünglich ein<br />

Gegengewicht zur Macht des Staates<br />

bilden sollten, vollständig reformiert<br />

werden muss. In Erwartung einer Reform<br />

der Bundesgesetze im Mediensektor<br />

haben einige tüchtige Kantone<br />

schon ein paar kleine Schritte nach<br />

vorne gemacht. Bern hat sich für eine<br />

Unterstützung der Medien ausgesprochen<br />

und will einen Vorschlag für indirekte<br />

Hilfen zum Erhalt der SDA-Regionalbüros<br />

prüfen. Die Waadt hat<br />

beschlossen, Lokalmedien gezielt zu<br />

unterstützen. Es ist zu hoffen, dass<br />

auch im Tessin bald etwas geht.<br />

Nicola Morellato<br />

In jedem Stockwerk ein anderes Blatt:<br />

Erste Kantone führen Hilfen zur Sicherung des Medienpluralismus ein. (© Fotomelia)<br />

Unser Medienpolitisches Positionspapier:<br />

Bit.ly/2uEVss1<br />

Die Zeitautonomie<br />

zurückgeben<br />

Giorgio Pardini, Leiter Sektor ICT und<br />

Mitglied der Geschäftsleitung<br />

Die Fabrikglocke ertönt. Der Arbeitstag<br />

ist zu Ende. Klingt fremd? Ist es<br />

zum Glück auch. Der Kampf um die<br />

Arbeitszeitsouveränität hat eine lange<br />

Tradition in der Arbeitendenbewegung.<br />

Ein Teil davon ist der Sieg um<br />

den 8-Stunden-Tag. Seit den 1960er-<br />

Jahren hat sich die Arbeitszeitverkürzung<br />

jedoch kontinuierlich verlangsamt.<br />

Heute verschwimmen die Grenzen<br />

zwischen Freizeit und Arbeit.<br />

Immer erreichbar, häufig auf Abruf.<br />

Flexibilität wird zur Norm. Höhere Arbeitsdichte,<br />

ständige Erreichbarkeit,<br />

Überstunden, Personalabbau.<br />

Damit in der digitalen Transformation<br />

den Arbeitnehmenden die<br />

Zeitautonomie zurückgegeben werden<br />

kann, braucht es lebensabschnittsgerechte<br />

Arbeitszeitmodelle.<br />

Gerade vor dem Hintergrund von ständigem<br />

Personalabbau ist eine Verkürzung<br />

der effektiv geleisteten Arbeitszeit<br />

essenziell. Solche Modelle<br />

steigern die Produktivität der geleisteten<br />

Arbeit – und sie sind wichtige Faktoren,<br />

um echte Gleichstellung in der<br />

Gesellschaft zu erreichen. Beruf und<br />

Familie werden durch die Verkürzung<br />

der Arbeitszeit besser vereinbar. Mehr<br />

Zeit und sicherere Arbeitsplätze.<br />

Die Fabrikglocke ist Geschichte –<br />

die Zeitautonomie aber immer noch<br />

gefährdet. Was die Arbeitswelt von<br />

morgen braucht, ist eine Verkürzung<br />

der effektiv geleisteten Arbeitszeit.<br />

Für eine sozial verträgliche Digitalisierung<br />

sowie echte Gleichstellung.


«Dank der Allgemeinverbindlichkeit stehen alle Betriebe und<br />

Dienstleister in der Pflicht.» Daniel Hügli<br />

17<br />

Kein Lohn unter 4200 Franken<br />

in der Netzinfrastruktur-Branche<br />

Das neue Jahr bringt auch in der Netzinfrastruktur-Branche<br />

massgebliche Verbesserungen mit sich.<br />

4200 Franken beträgt neu der tiefste<br />

Mindestlohn in der gesamten Branche.<br />

Bei den zweiten Lohnverhandlungen<br />

seit der Allgemeinverbindlich-<br />

Erklärung des Gesamtarbeitsvertrags<br />

Netzinfrastruktur wurde Ende 2019<br />

eine Einigung erzielt: Wir konnten mit<br />

den beiden Arbeitgeberverbänden,<br />

dem Schweizer Netzinfrastrukturverband<br />

(SNiv) und der Vereinigung von<br />

Firmen für Freileitungs- und Kabelanlagen<br />

(VFFK), vereinbaren, dass 2020<br />

die tieferen Mindestlöhne im GAV<br />

deutlich angehoben werden. Gegen<br />

4000 Arbeitnehmende in der Branche<br />

profitieren von besserem Lohn.<br />

Allgemeinverbindliche Lohnmassnahmen schützen wirksam gegen Lohndumping. (© Bertrand Rey)<br />

Was heisst das im Detail?<br />

Bei ungelernten Fachkräften gilt neu<br />

ein Mindestlohn von 4200 bzw. 4300<br />

Franken, jährlich dreizehnmal ausbezahlt.<br />

Und je nach Qualifikation und<br />

Fachrichtung betragen die Mindestlöhne<br />

bei den Netzelektrikerinnen<br />

und Netzelektrikern mit EFZ nun neu<br />

zwischen 4450 und 6700 Franken.<br />

Nebst der Anhebung der Mindestlöhne<br />

beinhalten die Lohnmassnahmen<br />

für 2020 eine spürbare Erhöhung<br />

der Lohnsumme in den GAV-unterstellten<br />

Betrieben: Die Lohnsumme<br />

der Mitarbeitenden, die dem GAV unterstellt<br />

sind, muss per 1. Januar 2020<br />

um mindestens 0,8 % erhöht werden.<br />

Diese Anpassungen der Mindestlöhne<br />

und der Lohnsummen sollen<br />

nicht nur für die Betriebe gelten, die<br />

Mitglied eines Arbeitgeberverbandes<br />

sind, sondern für alle Betriebe und<br />

Dienstleister, die in der Branche tätig<br />

sind. Dank dem Gesuch um die Allgemeinverbindlicherklärung<br />

der Lohnmassnahmen<br />

zuhanden des Bundesrates<br />

werden alle Betriebe und<br />

Dienstleister zur Umsetzung der<br />

Massnahmen verpflichtet.<br />

Wichtiger Schritt für die Branche<br />

<strong>syndicom</strong> ist es also gelungen, seit der<br />

AVE im Herbst 2018 in zwei Schritten<br />

besonders auch den tiefsten Mindestlohn<br />

im GAV von anfänglich dreizehnmal<br />

3750 Franken für Ungelernte mit<br />

weniger als drei Jahren Branchenerfahrung<br />

bzw. bis zu 25 Altersjahren<br />

zuerst auf 4000 und nun auf 4200<br />

Franken zu erhöhen. Der GAV legt zudem<br />

nicht nur Mindestlöhne für Ungelernte<br />

und Gelernte fest, sondern<br />

auch für Netzelektriker*innen EFZ<br />

mit höherer Berufsausbildung, d. h.<br />

Berufsprüfung oder höherer Fachprüfung.<br />

Solche Lohnmassnahmen machen<br />

es möglich, dass der Wettbewerb vermehrt<br />

über die Qualität statt über die<br />

Arbeitsbedingungen ausgeübt wird,<br />

und sie schützen wirksam vor Lohndumping.<br />

Sie tragen dazu bei, dass die<br />

Berufsausbildung, besonders die der<br />

Netz elektrikerin, des Netzelektrikers<br />

an Attraktivität gewinnt.<br />

Daniel Hügli<br />

Mehr Info auf <strong>syndicom</strong>.ch:<br />

Bit.ly/2uT0AZJ<br />

Der Kampf der «41 du<br />

Matin» geht weiter<br />

Nach dem Spruch des Schiedsgerichts<br />

am 2. September 2019 dachten die<br />

entlassenen Mitarbeitenden der Tageszeitung<br />

Le Matin eigentlich, sie<br />

könnten endgültig mit dem Kapitel<br />

Tamedia abschliessen.<br />

Nicht gerechnet hatten sie mit den<br />

administrativen Schikanen, die die<br />

Zürcher in gewohnter Manier einsetzten.<br />

Nun war die Entschädigung, die<br />

ihnen aus dem Sozialplan zustand,<br />

um rund 7 % (Sozialbeiträge) gekürzt<br />

worden. Für Tamedia handelt es sich<br />

beim ausbezahlten Geld also um Lohn<br />

und nicht um Entschädigungen.<br />

Artikel 8ter der AHV-Verordnung<br />

ist aber eindeutig: Bei Entlassungen<br />

aus betrieblichen Gründen sind die<br />

Leistungen des Arbeitgebers «vom<br />

massgebenden Lohn ausgenommen».<br />

Explizit auch bei durch Sozialplan geregelter<br />

kollektiver Entlassung.<br />

Das Medienhaus verschanzt sich<br />

hinter den Ausgleichskassen: Aus deren<br />

Sicht läge bei den «41 du Matin»<br />

keine kollektive Entlassung vor, der<br />

Sozialplan wäre deshalb nicht obligatorisch<br />

gewesen. Diese Haltung beruht<br />

auf der völlig willkürlichen administrativen<br />

Gliederung bei Tamedia.<br />

Im Konzern wurden – selbst innerhalb<br />

der Redaktionen – verschiedene Einheiten<br />

nach Berufen oder Titeln geschaffen.<br />

So kann der Verleger darauf<br />

hoffen, eine grosse Zahl von Personen<br />

zu entlassen, ohne jemals die Grenze<br />

der Sozialplanpflicht zu erreichen.<br />

Die «41 du Matin» fechten dies an. Mit<br />

Unterstützung insbesondere von <strong>syndicom</strong><br />

kämpfen sie weiter, um die im<br />

Sozialplan zugesicherten Leistungen<br />

endlich vollumfänglich zu erhalten.<br />

Melina Schröter


18 Arbeitswelt<br />

«Ein verständliches Lohnsystem bei PostFinance<br />

kann Wohlwollen schaffen und motivieren.» David Roth<br />

Das Lohnsystem soll<br />

klarer werden<br />

Seit Anfang Jahr verhandelt <strong>syndicom</strong><br />

den Gesamtarbeitsvertrag mit Post-<br />

Finance neu. Verschiedene Bestimmungen<br />

aus dem neuen GAV von Post<br />

CH werden direkt einfliessen. Das ist<br />

Courant normal. Doch gibt es spezifische<br />

Erwartungen der Angestellten<br />

der Postbank. Und diese werden separat<br />

ausgehandelt. Eine Umfrage von<br />

<strong>syndicom</strong> bei den Angestellten hat<br />

den Handlungsbedarf aufgezeigt.<br />

Zum Beispiel wird das Lohnsystem<br />

als unverständlich und ungerecht<br />

empfunden. Angestellte, die mit<br />

Lever-GAV (leistungsorientierte Entlöhnung)<br />

arbeiten, wünschen sich einen<br />

höheren Grundlohn und tiefere<br />

Boni. Für David Roth, der die Verhandlungen<br />

für <strong>syndicom</strong> leitet, ist klar:<br />

«Ein verständliches Lohnsystem<br />

schafft Wohlwollen und motiviert.<br />

Denkbar wäre für uns, dass die leistungsorientierte<br />

Entlöhnung im Verkauf<br />

wieder auf Freiwilligkeit beruht.»<br />

Recht auf Nicht-Erreichbarkeit<br />

Ein ausdrückliches Bedürfnis der<br />

PostFinance-Angestellten ist das<br />

Recht auf Nicht-Erreichbarkeit in der<br />

Freizeit. Ein Drittel der Befragten gab<br />

beispielsweise an, in der Freizeit<br />

E-Mails zu bearbeiten. Das ist belastend<br />

und stört die Erholung. Nochmals<br />

David Roth: «Von dieser unausgesprochenen<br />

Erwartungshaltung der<br />

ständigen Erreichbarkeit sollte sich<br />

der Arbeitgeber explizit distanzieren.<br />

Damit kann er Druck von den Mitarbeitenden<br />

nehmen und eine gesunde<br />

Arbeitswelt fördern.» Den Post-<br />

Finance-Verantwortlichen bietet sich<br />

also eine Chance: Mit fortschrittlichen<br />

Lösungen für gute Arbeitsbedingungen<br />

zu sorgen und damit ein Zeichen<br />

an die Belegschaft zu senden.<br />

Und zwar, dass sie deren Anliegen<br />

ernst nehmen.<br />

Matthias Loosli<br />

<strong>syndicom</strong>.ch/branchen/post-undfinanzdienstleistungen/postfinanceag<br />

Ein Etappensieg für die<br />

Chauffeure im Jura<br />

Der Kanton Jura hat alle seine Buslinien öffentlich ausgeschrieben.<br />

Vier Unternehmen haben offeriert, davon mindestens ein<br />

Transportunternehmen aus dem Ausland.<br />

Das betroffene Personal ist existenziell<br />

bedroht, da ein Unternehmen,<br />

welches den Zuschlag erhält, zwar die<br />

Fahrzeuge, aber nicht das Personal<br />

übernehmen muss. Die Chauffeure<br />

wissen nicht, ob sie ihre Stelle behalten<br />

können und zu welchen Konditionen.<br />

Deshalb sind sie seit Monaten<br />

mobilisiert und haben unter anderem<br />

mit Demonstrationen vor dem Parlament,<br />

Medienberichten und Petitionen<br />

auf ihr Schicksal aufmerksam gemacht.<br />

Dabei forderten und fordern<br />

sie Garantien und Schutz im Ausschreibungsverfahren.<br />

Noch kurz vor<br />

Weihnachten konnten die Chauffeure<br />

einen Etappensieg feiern, der ihnen<br />

Mut macht und sie in ihrem Kampf bestärkt.<br />

Parlament: Die Gewerkschaften<br />

müssen angehört werden!<br />

Das jurassische Parlament hat auf<br />

eine Motion von <strong>syndicom</strong>- und Parlamentsmitglied<br />

Nicolas Maître hin die<br />

jurassische Regierung verpflichtet,<br />

die Gewerkschaften noch vor der Vergabe<br />

anzuhören. Begründet wurde das<br />

Die Gewerkschaften haben einiges zu dieser Ausschreibung zu sagen. (© <strong>syndicom</strong>)<br />

Begehren mit dem Arbeitszeitgesetz<br />

(AZG), dem die Chauffeure im öffentlichen<br />

Verkehr unterstellt sind. Denn<br />

das AZG spricht dem Personal ausgeprägte<br />

Mitwirkungsrechte zu: Gegen<br />

zwanzig Ausnahmen existieren im Gesetz,<br />

welche zwingend mit dem Personal<br />

vereinbart werden müssen.<br />

Zum Beispiel müssen Unternehmen,<br />

die einem Chauffeur mehrere<br />

Arbeitsorte zuweisen wollen, dies<br />

zwingend mit einer Gewerkschaft vereinbaren.<br />

Geschätzt liessen sich mit<br />

solchen Ausnahmen bis zu 30 Prozent<br />

Kosten in der Produktion einsparen.<br />

Liessen sich diese Ausnahmen einseitig<br />

durch die Unternehmen bestimmen,<br />

würden die Kostensenkungen<br />

auf dem Buckel des Personals geschehen.<br />

Die Mitwirkungsrechte des AZG<br />

sind, wenn sie wahrgenommen werden,<br />

ein Schutz gegen diese Gefahr.<br />

Ein Zeichen für die ganze Schweiz<br />

Dass das Parlament die Regierung verpflichtet<br />

hat, die Gewerkschaften vor<br />

dem Vergabeentscheid zu konsultieren,<br />

ist nicht nur ein Etappenerfolg für<br />

die Chauffeure im Jura. Es ist ein Zeichen<br />

in die ganze Schweiz hinaus und<br />

könnte Präzedenzcharakter erhalten.<br />

Bisher wurden die Gewerkschaften<br />

und damit die Arbeitnehmenden aus<br />

dem Vergabeprozess verbannt. Das<br />

könnte sich nun ändern. Auch wenn<br />

die jurassische Regierung sich noch<br />

sträubt. Die Chauffeure im Jura und<br />

<strong>syndicom</strong> werden aber nicht so schnell<br />

aufgeben. Sie sind schon bei der Regierung<br />

vorstellig geworden und fordern<br />

ihr Recht auf Anhörung ein.<br />

Christian Capacoel<br />

Solidarität mit den Chauffeuren:<br />

<strong>syndicom</strong>.ch/stopdumping


«Die Frage der Unabhängigkeit stellt sich auch im<br />

Journalismus, nicht nur in der Kommunikation.» Eva Hirschi<br />

19<br />

Journalismus und PR gleichzeitig,<br />

geht das?<br />

Wann verliert man seine Unabhängigkeit? Am diesjährigen Branchentreffen<br />

der freien Medienschaffenden, am Tag der Freien<br />

am 14. März, geht es um das Tabuthema Journalismus und PR.<br />

Kommunikationsverantwortliche und<br />

Pressesprecher gelten in der Medienbranche<br />

teilweise schon fast als Feinde.<br />

Sattelt ein Journalist auf eine Stelle<br />

in der PR-Branche um, ist das verpönt<br />

– er hat die Seite gewechselt, heisst es<br />

dann abschätzig. Gleichzeitig ist die<br />

Kluft zwischen den Löhnen im Journalismus<br />

und in der Kommunikation<br />

gross. Verständlich, dass insbesondere<br />

freischaffende Journalistinnen und<br />

Fotografen zur finanziellen Entlastung<br />

PR-Aufträge annehmen – sei es<br />

zwischendurch oder als regelmässiges<br />

Nebeneinkommen.<br />

Genau um dieses Tabuthema dreht<br />

sich das diesjährige Branchentreffen<br />

der freien Medienschaffenden. Kann<br />

ein Pressefotograf gleichzeitig auch<br />

Produktfotos für ein bekanntes Unternehmen<br />

schiessen? Ist eine Journalistin<br />

noch glaubwürdig, wenn sie zusätzlich<br />

Texte für das Werbe<strong>magazin</strong><br />

einer Firma verfasst? Die Frage nach<br />

der Unabhängigkeit stellt sich auch<br />

im Journalismus allgemein, schliesslich<br />

haben Verlage Geldgeber und<br />

Zielvorgaben im Rücken, die ihre Arbeit<br />

ebenfalls beeinflussen können.<br />

Es geht aber nicht nur um Grundsatzfragen,<br />

sondern auch um konkrete<br />

Herangehensweisen: Was sind die<br />

handwerklichen Unterschiede zwischen<br />

Journalismus und Unternehmenskommunikation?<br />

Wie kommt<br />

man überhaupt zu solchen Aufträgen?<br />

Was muss man dabei beachten? Wie<br />

viel Honorar kann man verlangen?<br />

Am 18. Tag der Freien liefert deshalb<br />

Nina Fargahi, Chefredaktorin<br />

des Medien<strong>magazin</strong>s Edito, eine Bestandsaufnahme<br />

aus der Branche sowie<br />

Tipps und Tricks, wie man ungewöhnliche<br />

Wege gehen kann. Zum<br />

ersten Mal haben wir auch einen Vertreter<br />

eines nicht-journalistischen<br />

Magazins zu Gast: Simon Brunner,<br />

ehemaliger Journalist, ist als Co-Gründer<br />

der Kommunikationsagentur ABK<br />

auch für das Kunden<strong>magazin</strong> der Credit<br />

Suisse verantwortlich und gibt Einblick<br />

in den sogenannten Corporate<br />

Journalism.<br />

In weiteren Meeting-Points wird<br />

das Thema etwas aufgebrochen: Einsicht<br />

in ihre Arbeit als Freischaffende<br />

geben etwa die Journalistin und Autorin<br />

Anna Miller oder der Fotograf<br />

Klaus Petrus. Einen Blick hinter die<br />

Kulissen von Podcasts gibt This Wachter,<br />

Gründer von Audio Story Lab. Das<br />

gemeinsame Apéro bietet Gelegenheit<br />

zum persönlichen Austausch, zu vertiefenden<br />

Diskussionen und zum Vernetzen.<br />

Organisiert wird der Anlass<br />

von der FreKo, der <strong>syndicom</strong>-Kommission<br />

der freischaffenden Berufsleute<br />

aus den Medien.<br />

Eva Hirschi<br />

Willkommen zum Tag der Freien 2020! Seit 10 Jahren von <strong>syndicom</strong> organisiert. (© Sabine Rock)<br />

Hier gehts zum Programm und zur Anmeldung<br />

auf unserer Webseite: Bit.ly/2TNegjd<br />

Die Agenda 2020:<br />

Sozial, gerecht und<br />

nachhaltig!<br />

Stephanie Vonarburg leitet die Branche Presse<br />

und elektronische Medien und ist Mitglied der GL.<br />

Das gewerkschaftliche Auftragsbuch<br />

ist 2020 wieder prall gefüllt. Die Sicherung<br />

unserer Sozialwerke, die Folgearbeiten<br />

zum Frauenstreik, der Beitrag<br />

der Wirtschaft zur Lösung der Klimakrise<br />

stehen ganz vorne. Ebenso der<br />

Kampf um gute Arbeitsbedingungen<br />

und faire Entlöhnung für Festangestellte<br />

und für Freischaffende, abgesichert<br />

in flächendeckenden Gesamtarbeitsverträgen.<br />

Gerade für Medienschaffende sind<br />

dies wichtige Anliegen. Die Medienlandschaft<br />

wird gerade komplett umgepflügt.<br />

Damit der Umbau der Branche<br />

nicht weiter auf dem Buckel der<br />

Arbeitnehmenden und nicht zulasten<br />

der kritischen Öffentlichkeit passiert,<br />

mischen wir uns aktiv ein, um die neuen<br />

Spielregeln in der Medienpolitik zu<br />

beeinflussen. Mit verbündeten Organisationen<br />

engagieren wir uns für eine<br />

sinnvolle Unterstützung der förderwürdigen,<br />

unabhängigen Medien und<br />

für neue, angepasste Regeln. Auf dass<br />

die Medien ihrer Rolle als Teil des<br />

(öffent lich oder privat organisierten)<br />

Service public gerecht werden.<br />

Bei <strong>syndicom</strong> haben die Medienleute<br />

die am breitesten abgestützte<br />

Gewerkschaft im Rücken, um dank<br />

Bewegungsfähigkeit, Know-how, Vernetzung<br />

und Durchsetzungskraft die<br />

Arbeitswelt in den Medien und in der<br />

Kommunikation massgebend zu beeinflussen.<br />

Für eine soziale Gesellschaft,<br />

eine gerechte Arbeitswelt und<br />

einen nachhaltig gesunden Planeten.


20 Arbeitswelt<br />

«Wenn sie ihren Einfluss nicht geltend macht, wird die<br />

PostCom zu einer bürokratischen Behörde.» Christian Capacoel<br />

Die PostCom muss<br />

mutiger werden<br />

Eine dezidierte und hörbare PostCom ist unabdingbar für ihre<br />

eigene Legitimation.<br />

Stopp dem staatlich anerkannten Lohndumping! (© <strong>syndicom</strong>)<br />

Der Auftrag des Bundesrates an die<br />

Eidgenössische Postkommission (Post-<br />

Com) ist klar. Sie soll den schweizerischen<br />

Postmarkt beaufsichtigen, sicherstellen,<br />

dass die Grundversorgung<br />

in hoher Qualität erfolgt, und sie soll<br />

einen fairen Wettbewerb sichern. Für<br />

<strong>syndicom</strong> und die Mitarbeitenden der<br />

Kurierbranche besteht insbesondere<br />

bei der Grundversorgung und beim<br />

fairen Wettbewerb dringender Handlungsbedarf.<br />

Die Digitalisierung hat in einigen<br />

Servicebereichen der Poststellen zu<br />

Kundenrückgängen geführt. Die Post<br />

reagiert darauf mit einem Kahlschlag,<br />

statt die Chancen des wachsenden Paketmarktes<br />

zu nutzen und sich dementsprechend<br />

mit den stärker gefragten<br />

Dienstleistungen im Paketmarkt zu<br />

positionieren. Das Ausmass der<br />

Schliessungen geht mittlerweile so<br />

weit, dass die Qualität der Grundversorgung<br />

grundlegend in Frage gestellt<br />

wird. Hinzu kommt, dass die von der<br />

Post angepriesenen Alternativen wie<br />

PickPost, Hausservice oder die Postagenturen<br />

von der Bevölkerung nur zaghaft<br />

oder gar nicht akzeptiert werden.<br />

Einfluss geltend machen<br />

Bisher hat sich die PostCom in dieser<br />

Frage vornehm zurückgehalten und<br />

ihre Stimme nur zaghaft erhoben, obwohl<br />

eine bestimmte und hörbare<br />

PostCom für ihre eigene Legitimation<br />

unabdingbar ist. Sie kann bei der Postgesetzgebung,<br />

die über die zukünftige<br />

Zahl der Poststellen entscheiden wird,<br />

zwar nicht mitbestimmen, aber sie<br />

kann gegenüber dem Parlament und<br />

dem Bundesrat ihren Einfluss geltend<br />

machen. Tut sie es nicht, verkommt<br />

sie zu einer bürokratischen Behörde.<br />

Dafür braucht es keine Eidgenössische<br />

Postkommission.<br />

Dasselbe gilt für die Regulierung<br />

des Postmarktes. Der Onlinehandel<br />

bringt neue Geschäftsmodelle mit<br />

sich, die die herkömmlichen Abgrenzungen<br />

im Markt aufbrechen. Kuriere<br />

liefern heute neben Paketen, Lebensmitteln<br />

und Briefen über 50 Gramm so<br />

ziemlich alles, was sich der Kunde zu<br />

Hause wünscht. Dieser weitgehend<br />

unregulierte Markt zieht Unternehmen<br />

an. Alle wollen sich ein Stück vom<br />

Kuchen sichern, und der Preis ist<br />

Trumpf. Wer am billigsten bietet, darf<br />

liefern. Die Folge: ein unfairer Wettbewerb<br />

auf dem Rücken der Angestellten<br />

und der kleinen Anbieter, die mit minimalen<br />

Margen arbeiten müssen.<br />

Uber Eats, Smood und DHL lassen<br />

grüssen. Überall da wurden prekäre<br />

Arbeitsbedingungen aufgedeckt.<br />

Deutlich zu tiefer Mindestlohn<br />

Die PostCom handelt auch hier zaghaft.<br />

Unter dem kürzlich abgetretenen<br />

Präsidenten Hans Hollenstein wurde<br />

2019 auf dem Postmarkt ein Mindestlohn<br />

von CHF 18.27 erlassen. Dieser<br />

Mindestlohn schlägt alle Jobs in der<br />

Logistik über denselben Leisten und<br />

ist deutlich zu tief, um regulatorisch<br />

auf den Markt einzuwirken. Die Mitarbeitenden<br />

bleiben weitgehend ungeschützt<br />

vor prekären Arbeitsbedingungen.<br />

Es ist an der Zeit, dass die PostCom<br />

ihre Zaghaftigkeit ablegt und die ihr<br />

zugestandene Rolle auch wahrnimmt.<br />

Die Arbeitnehmenden und der postalische<br />

Service public werden es ihr<br />

danken.<br />

Christian Capacoel<br />

Géraldine Savary ist die neue Präsidentin:<br />

Postcom.admin.ch/de/postcom-startseite<br />

Gegen moderne<br />

Sklaverei<br />

Dominik Fitze ist der Jugendsekretär bei<br />

<strong>syndicom</strong>.<br />

Menschenhandel ist ein ganz spezifisches<br />

Übel. Menschen wird versprochen,<br />

in einem fremden Land hätten<br />

sie eine Zukunft. Aber am neuen Ort<br />

finden sie nur Ausbeutung, Hungerlöhne,<br />

lange Arbeitstage. Viele Betroffene<br />

sind jung und schlecht ausgebildet.<br />

Die Bekämpfung und Diskussion<br />

des Menschenhandels in der Schweiz<br />

hat meistens die sexuelle Ausbeutung<br />

im Blick, also Zwangs prostitu tion.<br />

Das ist zu eng gedacht. Denn die moderne<br />

Sklaverei betrifft auch und gerade<br />

Berufsleute. Altenpfleger, Gipserinnen,<br />

Küchenhilfen werden für ihre<br />

Arbeitskraft ausgebeutet.<br />

Erst kürzlich kam eine Expertengruppe<br />

des Europarats zum Schluss,<br />

dass die Schweiz immer noch viel zu<br />

wenig tut, um Opfern zu helfen und<br />

Täter zu bestrafen.<br />

Als Gewerkschaften stehen wir mit<br />

in der Pflicht. Die Opfer sind unsere<br />

Kolleginnen und Kollegen. Mit ihnen<br />

müssen wir solidarisch sein und dafür<br />

kämpfen, dass sich ihre Situation<br />

möglichst schnell verbessert.<br />

Vergessen wir unsere Kolleg*innen in<br />

modernen Slavereiverhältnissen also<br />

nicht und kämpfen wir gemeinsam,<br />

dass Politik und Justiz endlich hinschauen.


«Wir sind so ausgedünnt, dass jeder Grippefall zum Problem wird.» <br />

<br />

Beat Haueter, SDA Sport<br />

21<br />

SDA-Redaktion<br />

in Alarmbereitschaft<br />

Bei Keystone-SDA jagt eine Hiobsbotschaft die nächste. Die arg<br />

gebeutelte Belegschaft befürchtet bereits einen neuen Eklat.<br />

Die Redaktionen von Keystone-SDA<br />

kommen nicht zur Ruhe. Neben den<br />

bereits angekündigten Sparmassnahmen<br />

im Budget 2020 wurde die Belegschaft<br />

Ende 2019 von einem Schock in<br />

den nächsten getrieben: Im November<br />

kündete CH Media an, einen eigenen<br />

Newsdesk aufzubauen. Es war nach<br />

Tamedia schon der zweite Verlag, der<br />

den SDA-Dienst teilweise kündigte.<br />

Im Dezember verlor das Team mit<br />

dem Weggang von Chefredaktor Marcus<br />

Hebein nach nur neun Monaten<br />

die Hoffnung auf mehr Mitbestimmung.<br />

Auch die neuen Tarifbestimmungen<br />

führten aufgrund fehlender<br />

interner Kommunikation zu Verunsicherung.<br />

«Die Stimmung ist angespannt»,<br />

sagt Beat Haueter aus der<br />

Sportredaktion der SDA, «der nächste<br />

Kahlschlag zeichnet sich ab.»<br />

Zu viel läuft intransparent, ohne Beteiligung der Redaktionen. (© Gaetan Bally/Keystone-SDA)<br />

Sparrunden statt Visionen<br />

Wer bei Keystone-SDA arbeitet, weiss,<br />

was es heisst, wenn das Flaggschiff<br />

wankt: Die letzten Jahre waren geprägt<br />

von Sparmassnahmen, der Fusion der<br />

SDA mit Keystone, Umstrukturierungen,<br />

Kündigungen und Lohnkürzungen<br />

– bei gleichzeitiger Gewinnausschüttung<br />

an das Aktionariat. Nach<br />

wie vor laufe vieles intransparent,<br />

ohne Einbezug der Redaktionen. Statt<br />

mit Sparrunden und dem Ruf nach<br />

Fördergeldern müsste sich die Nachrichtenagentur<br />

mit einer klaren Vision<br />

dem Wandel der Medienlandschaft<br />

fügen, sagt Haueter als Mitglied der<br />

Redaktionskommission. Zwar sei einiges<br />

gegangen – etwa würde vermehrt<br />

multimedialer Inhalt produziert –,<br />

«doch es geht viel zu langsam voran».<br />

Sportredaktion auf alles gefasst<br />

Zwar hat Keystone-SDA Ende 2019 mit<br />

den Verlagen neue Verträge ausgehandelt,<br />

trotzdem sieht es düster aus. Offiziell<br />

sollen 2020 in den Redaktionen<br />

keine weiteren Stellen gestrichen werden.<br />

«Angesichts der wirtschaftlichen<br />

Situation bezweifeln wir das jedoch»,<br />

sagt Haueter. Die Redaktionen seien<br />

schon jetzt so ausgedünnt, dass jeder<br />

Grippefall im Team zum Problem werde:<br />

«Wir kommen an Grenzen.» Die<br />

Sportredaktion sei auf alles gefasst –<br />

zu gewaltig sei das Loch, das der Wegfall<br />

von Tamedia im Sportbudget hinterlasse.<br />

«Diverse Akteure wollen uns<br />

beweisen, dass sie uns nicht mehr<br />

brauchen. Sie schauen, wie weit sie gehen<br />

können.»<br />

Einen Lichtblick sieht die Redaktionskommission<br />

in den jüngst angekündigten<br />

Umbauplänen des Unternehmens:<br />

Grundsätzlich begrüsse<br />

man es, wenn ein nicht gewinnorientierter<br />

Teil Journalismus betreibe und<br />

die Dividende im anderen Teil des Unternehmens<br />

erwirtschaftet werde, sagte<br />

Reko-Mitglied Sebastian Gänger gegenüber<br />

Radio SRF.<br />

Manuela Ryter<br />

GAV Post 2021:<br />

Das letzte Wort haben<br />

die Mitglieder<br />

Die GAV-Verhandlungen stehen kurz<br />

vor Abschluss. Die Verhandlungsdelegation<br />

ist zuversichtlich, bald ein positives<br />

Ergebnis zu vermelden.<br />

Das letzte Wort haben die Gewerkschaftsmitglieder:<br />

sie stimmen über<br />

das neue Vertragswerk ab.<br />

44-Stunden-Woche ist vom Tisch!<br />

Seit September letzten Jahres verhandelt<br />

<strong>syndicom</strong> den GAV Post 2021. Die<br />

Verhandlungen stehen kurz vor dem<br />

Abschluss, und es schaut gut aus.<br />

<strong>syndicom</strong> konnte die von den<br />

Post-Verantwortlichen geforderten<br />

Verschlechterungen bisher allesamt<br />

abwehren. Beispielsweise sollte bei<br />

PostMail eine 44-Stunden-Woche eingeführt<br />

werden, diese ist vom Tisch.<br />

Bumerangeffekt vermeiden<br />

Zuversichtlich gibt sich der Leiter der<br />

Verhandlungsdelegation Matteo Antonini:<br />

«Wir konnten der Post aufzeigen,<br />

dass sie ihren Angestellten in<br />

den letzten Jahren einiges abverlangt<br />

hat und sich Verschlechterungen der<br />

Arbeitsbedingungen als Bumerang erweisen<br />

würden. Deshalb denke ich,<br />

dass wir sehr bald ein positives Ergebnis<br />

verlautbaren dürfen.»<br />

Jetzt müssen die Kolleg*innen<br />

überzeugt werden<br />

Selbstverständlich gilt der GAV erst,<br />

sobald die Gewerkschaftsmitglieder<br />

dem neuen Vertragswerk zustimmen.<br />

Um diese Genehmigung zu erlangen,<br />

werden die Mitglieder der Verhandlungsdelegation<br />

ihre Kolleginnen und<br />

Kollegen in den kommenden Monaten<br />

von den neuen GAV-Bestimmungen<br />

überzeugen müssen.<br />

Matthias Loosli<br />

Direkt zur <strong>syndicom</strong>-Themenseite:<br />

Bit.ly/2v2xCGw


22 Politik<br />

Es braucht jetzt besseren<br />

Kündigungsschutz<br />

Bundesrat Guy Parmelin hat<br />

endlich den Willen gezeigt,<br />

den Schutz gewerkschaftlich<br />

aktiver Arbeitnehmender vor<br />

missbräuchlicher Kündigung<br />

zu verbessern. Er willigte ein,<br />

zwischen den Arbeitgebern<br />

und den Gewerkschaften der<br />

Schweiz unter Einbezug der<br />

Experten der Internationalen<br />

Arbeitsorganisation ILO eine<br />

Mediation durchzuführen.<br />

Ziel ist es, bis Juni Lösungsvorschläge<br />

auszuarbeiten.<br />

Text: Luca Cirigliano<br />

Bilder: Thierry Porchet<br />

Mit diesen Lösungsvorschlägen soll<br />

der Kündigungsschutz auf das von<br />

den ILO-Konventionen geforderte<br />

Niveau angehoben werden können.<br />

Aufgrund der Kursänderung von<br />

Bundesrat Parmelin hat im Juni 2019<br />

der Schweizerische Gewerkschaftsbund<br />

zugestimmt, die Schweiz von<br />

der schwarzen Liste fehlbarer Länder<br />

streichen zu lassen. Im Vorfeld der<br />

ILO-​Konferenz, die im 100. Jahr ihres<br />

Bestehens vom Schweizer Botschafter<br />

Jean-Jacques Elmiger präsidiert<br />

wurde, war die Schweiz auf einer Liste<br />

von Ländern gelandet, die gegen<br />

ILO-Konventionen verstossen – eine<br />

üble Blamage.<br />

Die ILO hatte die Schweiz auf<br />

die schwarze Liste mit den 40 bedenklichsten<br />

Fällen von Verletzungen<br />

der ILO-Konventionen gesetzt.<br />

Sie befand sich damit in Gesellschaft<br />

von Ländern wie Sierra Leone,<br />

Tadschikistan und Weissrussland.<br />

Zusammen mit Griechenland<br />

und Weissrussland war die Schweiz<br />

das einzige europäische Land auf<br />

der Liste.<br />

<strong>15</strong> Jahre lang ist nichts passiert<br />

Konkret wird der Schweiz vorgeworfen,<br />

die Menschenrechte beim Kündigungsschutz<br />

von gewerkschaftlich<br />

aktiven Arbeitnehmenden zu verletzen,<br />

die von der ILO-​Konvention 98<br />

geschützt werden, welche die<br />

Schweiz ratifiziert hat.<br />

Bereits 2004 hatte die ILO gegenüber<br />

dem Bundesrat festgehalten,<br />

dass die im Obligationenrecht<br />

(Art. 336a Abs. 2) vorgesehene maximale<br />

Entschädigung von sechs<br />

Monats löhnen bei missbräuchlicher<br />

Kündigung nicht genügend abschreckend<br />

wirke. Vielmehr könne<br />

so Arbeitnehmenden missbräuchlich<br />

gekündigt werden, um sie<br />

mundtot zu machen.<br />

Wie Studien zeigen, werden die<br />

fehlbaren Arbeitgeber meist nur zur<br />

Zahlung von 2–3 Monatslöhnen ver-<br />

Die ILO verlangt,<br />

für extreme Fälle<br />

sei auch die<br />

Wiedereinstellung<br />

vorzusehen


Sollte der Mediationsprozess nicht zu konkreten Verbesserungen führen, wird der SGB über die<br />

ILO den Druck auf die Schweiz weiter erhöhen. Die Schweizer Gewerkschaften haben jüngst<br />

wieder viele Fälle von missbräuchlichen, antigewerkschaftlichen Kündigungen gesammelt.<br />

23<br />

urteilt. Das bezahlen sie dann aus<br />

der Portokasse.<br />

Die ILO verlangte damals von<br />

der Schweiz, die maximal mögliche<br />

Entschädigung auf mindestens 12<br />

Monatslöhne heraufzusetzen sowie<br />

für extreme Fälle auch die Wiedereinstellung<br />

vorzusehen. Aber 12 Monatslöhne<br />

sind je nach Schwere des<br />

Falles bzw. Grösse des Unternehmens<br />

nicht angemessen oder nicht<br />

abschreckend genug bzw. haben<br />

keinen pönalen Charakter. Deshalb<br />

folgt, dass das revidierte Gesetz eher<br />

eine Mindestbestimmung enthalten<br />

sollte («mindestens 12 Monate …»<br />

z. B.), die dann nach oben offen gelassen<br />

wird.<br />

Passiert ist in diesen <strong>15</strong> Jahren<br />

nichts. In der Schweiz wird unbequemen<br />

Mitarbeitenden, die ihre<br />

gesetzlichen und verfassungsmässigen<br />

Rechte ausüben und deshalb<br />

den Arbeitgeber stören, immer noch<br />

sang- und klanglos gekündigt.<br />

Die Vorlage des Bundesrats zu<br />

Whistle blowing hätte die Situation<br />

nicht verbessert, sondern im Gegenteil<br />

sogar verschlimmert. Das erklärte<br />

eine ILO-Vertreterin an einem<br />

Hearing der für die Vorlage zuständigen<br />

Rechtskommission des Nationalrats.<br />

Eine reelle Chance, das Kündigungsrecht<br />

endlich anzupassen<br />

Viele Karrieren<br />

und Leben von<br />

Arbeitnehmenden<br />

wurden durch<br />

solche missbräuchlichen<br />

Kündigungen<br />

zerstört<br />

Im Juni 2019 hat aber der zuständige<br />

ILO-Ausschuss auf Antrag der<br />

Schweizer Delegation entschieden,<br />

die Schweiz aus der Liste zu streichen.<br />

Der SGB hat diesem Vorgehen<br />

zugestimmt, weil dies eine reelle<br />

Chance ist, das Schweizer Kündigungsrecht<br />

endlich den völkerrechtlichen<br />

Normen anzupassen.<br />

Seit der Gewerkschaftsbund<br />

2003 eine Beschwerde gegen die<br />

Schweiz eingereicht hatte, wegen<br />

Nicht-Einhaltung der ratifizierten<br />

Konventionen, wurde die Schweiz<br />

wiederholt von der ILO gerügt. Doch<br />

der Bundesrat weigerte sich, die<br />

ILO-Empfehlungen umzusetzen. Er<br />

war dabei immer den Schweizer Arbeitgebern<br />

gefolgt, die eine Verbesserung<br />

des Kündigungsschutzes von<br />

Mitgliedern von Personalkommissionen,<br />

Pensionskassen-​Stiftungsräten<br />

und gewerkschaftlich aktiven<br />

Arbeitnehmenden strikte ablehnten.<br />

Bundesrat Guy Parmelin hat<br />

sich nun verpflichtet, eine externe<br />

Mediation einzusetzen, die den Arbeitgebern<br />

und den Gewerkschaften<br />

hilft, Lösungsvorschläge für einen<br />

besseren Schutz der Arbeitnehmenden<br />

auszuarbeiten. Sollte der<br />

Media tions prozess nicht zu konkreten<br />

Verbesserungen führen, wird<br />

der SGB über die ILO den Druck auf<br />

die Schweiz weiter erhöhen. Die Gewerkschaften<br />

haben jüngst wieder<br />

viele Fälle mit antigewerkschaftlichen<br />

missbräuchlichen Kündigungen<br />

gesammelt.<br />

«Es wurde bereits viel Arbeit in<br />

diesem Gebiet geleistet», meint<br />

dazu Pierre-Yves Maillard und sagt<br />

weiter: «Es gibt Gutachten, und in<br />

der Vergangenheit fanden auch<br />

schon Gespräche statt. Die Kursänderung<br />

von Bundesrat Parmelin<br />

ist erfreulich, ebenso die Signale der<br />

Arbeitgeber, ohne Scheuklappen<br />

und nach Treu und Glauben eine<br />

Lösung für dieses Problem zu finden.<br />

Viele Karrieren und Leben von<br />

Arbeitnehmenden wurden durch<br />

solche missbräuchlichen Kündigungen<br />

zerstört. Es darf nicht sein, dass<br />

die Schweiz ihre völkerrechtlichen<br />

Verpflichtungen nicht wahrnimmt.<br />

Wir werden hier genau hinschauen,<br />

damit der Bundesrat seine völkerrechtlichen<br />

Pflichten auch wirklich<br />

wahrnimmt.»<br />

Dieses Jahr wird die Schweiz<br />

nun der ILO Bericht erstatten über<br />

die Resultate der Mediation. Ausserdem<br />

wird sich die Schweiz freiwillig<br />

einer ausserordentlichen Überprüfung<br />

durch die ILO unterziehen, was<br />

die Einhaltung der Gewerkschaftsfreiheit<br />

angeht. Der SGB wird diesen<br />

Prozess begleiten.<br />

SGB.ch/themen/arbeit/<br />

gewerkschaftsrechte<br />

Gegen das<br />

Menschenrecht<br />

In einem Urteil von 2017<br />

empfiehlt der Europäische<br />

Gerichtshof für Menschenrechte<br />

zu prüfen, ob eine<br />

Sanktion für den Arbeitgeber<br />

abschreckend genug ist.<br />

Ein türkisches Unternehmen hatte<br />

mehreren Arbeitnehmenden –<br />

Mitgliedern der Gewerkschaft –<br />

aus wirtschaftlichen Gründen<br />

oder wegen fehlender Leistung<br />

gekündigt. Das letztinstanzliche<br />

Gericht in der Türkei hatte die<br />

Kündigungen als missbräuchlich<br />

bewertet, weil sie aufgrund der<br />

Gewerkschaftsmitgliedschaft der<br />

Arbeitnehmenden ausgesprochen<br />

worden waren. Der Arbeitgeber<br />

war zur Zahlung eines Jahreslohns<br />

oder zur Wiedereinstellung<br />

der gekündigten Arbeitnehmenden<br />

verurteilt worden. Er hatte<br />

sich für die Zahlung entschieden.<br />

Der Europäische Gerichtshof<br />

für Menschenrechte (EGMR)<br />

musste sich mit der Frage auseinandersetzen,<br />

ob eine Zahlung von<br />

zwölf Monatslöhnen zur Sicherstellung<br />

des Schutzes vor gewerkschaftsfeindlichen<br />

Entlassungen<br />

ausreiche. Er befand, dies sei<br />

nicht der Fall. Die Sanktion sei<br />

nicht abschreckend genug, weil<br />

der Arbeitgeber die Wahl habe,<br />

eine Entschädigung zu zahlen<br />

oder die Arbeitnehmenden wieder<br />

einzustellen. Bei geringen Löhnen<br />

wirke zudem eine Entschädigung<br />

in Höhe eines Jahreslohnes nicht<br />

immer abschreckend.<br />

In der Schweiz sind als Entschädigung<br />

bei missbräuchlichen<br />

Kündigungen nur sechs Monatslöhne<br />

vorgesehen, und die Gerichte<br />

begnügen sich meist mit zwei<br />

bis drei Monatslöhnen. Das<br />

Schweizer Recht scheint damit<br />

nicht abschreckend genug zu sein.<br />

Früher oder später wird der<br />

EGMR, so wie die ILO, die Schweiz<br />

wegen Missachtung von Artikel 11<br />

der Menschenrechtskonvention<br />

verurteilen. Es wäre besser, das<br />

Obligationenrecht zu ändern.<br />

(Fall: Tek Gida Is Sendikasi gegen<br />

die Türkei vom 4. April 2017)


24<br />

Unsere Arbeit verdient<br />

gute Renten<br />

Wer ein Leben lang gearbeitet hat, soll im Alter vom Renteneinkommen<br />

anständig leben können. Im Grundsatz stimmen<br />

die meisten Menschen dieser Aussage zu. Doch die Altersvorsorge<br />

steht vor grossen Herausforderungen und die Lage spitzt<br />

sich zu. Denn die Renten sinken – während die Wirtschaft<br />

wächst. Der SGB weist einen Ausweg.<br />

Text: Gabriela Medici, SGB<br />

Bild: Fotomelia<br />

Sinkende Renten ...<br />

In der AHV gab es die letzte generelle<br />

Rentenerhöhung in den 70er-Jahren.<br />

Seither wurden die Renten nur<br />

an die Lohn- und Preisentwicklung<br />

angepasst, und sie hinken den Löhnen<br />

hinterher. Zudem fressen die<br />

Krankenkassenprämien immer<br />

mehr auf. Gleichzeitig wurde immer<br />

mehr in die 2. Säule einbezahlt.<br />

Trotzdem sinken die PK-Renten<br />

von Jahr zu Jahr. Viele Versicherte<br />

stellen empört fest, dass sie in der<br />

2. Säule mehr zahlen müssen, um<br />

schliesslich doch weniger Rente zu<br />

erhalten. Dazu kommt, dass viele<br />

Frauen nicht in der 2. Säule versichert<br />

sind oder nur sehr geringfügig.<br />

So sind wir in der absurden<br />

Lage, dass die Wirtschaft stetig gewachsen<br />

ist – aber die Altersvorsorge<br />

nur schlechter wird.<br />

… und Angstmacherei<br />

Gleichzeitig wollen uns Banken und<br />

Versicherungen weismachen, dass<br />

die AHV vor dem Kollaps steht. So<br />

erhöhen sie ihren Druck auf Rentenkürzungen<br />

und Alters erhöhung.<br />

Tatsächlich wollen sie die Produkte<br />

der 3. Säule verkaufen. Denn damit<br />

machen sie Geld. An der AHV verdienen<br />

sie nichts. Im Gegenteil: Die<br />

Topverdiener zahlen viel mehr ein,<br />

als sie je an Rente erhalten werden.<br />

Nur in der AHV finanzieren sie und<br />

die Arbeitgeber die AHV-Renten der<br />

Malerin und des Verkäufers mit. In<br />

der 3. Säule ist jede Person alleine.<br />

Gegenoffensive der Gewerkschaften<br />

Die Bundesverfassung setzt seit bald<br />

50 Jahren das klare Ziel, dass uns<br />

die Renten ein anständiges Leben<br />

im Alter ermöglichen sollen. Doch<br />

in Realität entfernen wir uns davon<br />

immer weiter. In den nächsten Jahren<br />

wird sich entscheiden, ob die<br />

reiche Schweiz sich eine anständige,<br />

solidarische Altersvorsorge leistet<br />

oder ob sich Banken und Versicherungen<br />

mit der Privatisierung der<br />

Vorsorge durchsetzen.<br />

Deshalb lanciert der SGB<br />

im März eine Initiative für eine<br />

13. AHV-Rente. Sie ist simpel, aber<br />

bestechend: Sie fordert eine weitere<br />

Auszahlung jener Rente, auf die<br />

man in der AHV Anspruch hat. Wie<br />

ein 13. Monatslohn. Wegen der ausgleichenden<br />

Eigenschaft der AHV<br />

profitieren die tieferen Einkommen<br />

am meisten. Für eine Familie, sagen<br />

wir einen Tramführer und eine<br />

Coop-Verkäuferin in Teilzeit mit<br />

einem Kind, bringt das rund 300 Fr.<br />

mehr Rente pro Monat. Die Initiative<br />

sieht vor, dass auch EL-Bezüger*innen<br />

profitieren. Gerade die<br />

ärmsten Rentnerinnen und Rentner<br />

sollen eine Verbesserung spüren.<br />

Diese Erhöhung der AHV-Renten<br />

ist der beste Weg, die unsägliche<br />

Situation der Frauen im Rentenalter<br />

umgehend zu verbessern. Denn in<br />

der AHV sind alle versichert, egal,<br />

ob sie erwerbstätig sind. Nur in der<br />

AHV wird das Erziehen der Kinder<br />

und die Pflege von Angehörigen als<br />

Arbeit anerkannt. Deshalb sind die<br />

Frauen- und Männerrenten der AHV<br />

etwa gleich hoch. Eine Erhöhung<br />

der AHV-Renten bringt die längst<br />

überfälligen, konkreten Fortschritte<br />

bei den Frauenrenten!<br />

Der SGB zur Lancierung der Initiative:<br />

Bit.ly/314sT3d


Recht so!<br />

25<br />

Betrifft:<br />

Gewerkschaftlicher Kündigungsschutz<br />

Ich setze mich in unserem Betrieb regelmässig<br />

für die Interessen der Arbeitnehmenden<br />

ein und überlege mir, ob ich<br />

der Personalkommission beitreten will.<br />

In diesem Zusammenhang frage ich mich,<br />

wie das Gesetz Mitarbeitende, welche<br />

sich für die Anliegen der Mitarbeitenden<br />

ein setzen oder sich in der Arbeitnehmervertretung<br />

engagieren, vor Repressionen<br />

der Arbeitgeber schützt.<br />

Worin besteht der gesetzliche Schutz bzw.<br />

wie werden Repressionen der Arbeitgeber<br />

gegen Arbeitnehmende wegen den<br />

genannten Tätigkeiten sanktioniert?<br />

Was tut <strong>syndicom</strong>, um den Schutz<br />

der engagierten Mitarbeitenden vor<br />

Repressionen der Arbeitgeber zu<br />

verbessern?<br />

Antwort des <strong>syndicom</strong>-Rechtsdienstes<br />

Das Obligationenrecht schützt das Engagement von<br />

Mitarbeitenden bezüglich Anliegen der Arbeitnehmenden<br />

im Rahmen der Bestimmungen zur missbräuchlichen<br />

Kündigung (vgl. Art. 336ff.). Unter diesen Schutz fallen<br />

verschiedene Tätigkeiten, insbesondere die Ausübung<br />

verfassungsmässiger Rechte (etwa die Meinungs- und<br />

Koalitionsfreiheit), die Geltendmachung von arbeitsrechtlichen<br />

Ansprüchen, die Zugehörigkeit zu einer<br />

Gewerkschaft, die rechtmässige Ausübung einer gewerkschaftlichen<br />

Tätigkeit (etwa des Streikrechtes) sowie die<br />

Tätigkeit von gewählten Arbeitnehmervertreter*innen.<br />

Das Mitwirkungsgesetz schützt zudem Mitglieder der Arbeitnehmervertretung<br />

insofern, als es festhält, dass die<br />

Tätigkeit nicht durch die Arbeitgeber behindert werden<br />

darf und die Arbeitnehmervertreter*innen wegen dieser<br />

Tätigkeit nicht benachteiligt werden dürfen.<br />

Der gesetzliche Kündigungsschutz in der Schweiz ist<br />

leider recht zahnlos ausgestaltet: Kündigungen, welche<br />

wegen der Ausübung der aufgezählten Tätigkeiten erfolgen,<br />

sind zwar missbräuchlich, aber dennoch gültig und<br />

beenden damit das Arbeitsverhältnis. Die Missbräuchlichkeit<br />

der Kündigung wird lediglich insoweit sanktioniert,<br />

als der Arbeitgeber eine Entschädigung von bis zu<br />

sechs Monatslöhnen entrichten muss. Erschwerend<br />

kommt hinzu, dass die Arbeitnehmenden die Missbräuchlichkeit<br />

in einem Gerichtsverfahren nachweisen<br />

müssen, was sich oftmals als schwierig darstellt. Nur bei<br />

Arbeitnehmer vertreter*innen besteht eine Umkehr der<br />

Beweislast – der Arbeitgeber hat zu beweisen, dass er<br />

einen begründeten Anlass zur Kündigung hatte, d. h. dass<br />

diese nicht wegen einer der geschützten Tätigkeiten erfolgt<br />

ist. Gelingt ihm dieser Entlastungsbeweis nicht, so<br />

gilt die Kündigung als missbräuchlich.<br />

Ein wirksames Mittel ist der Abschluss von Gesamtarbeitsverträgen.<br />

In einer Vielzahl der GAV von <strong>syndicom</strong><br />

wird dieser Schutz auf unterschiedliche Art und Weise<br />

verstärkt: etwa durch eine Verdoppelung der gesetzlichen<br />

Entschädigung auf maximal einen Jahreslohn, durch die<br />

Einhaltung von speziellen Verfahrensvorschriften und<br />

den Beizug der Gewerkschaft bei beabsichtigter Kündigung<br />

eines Mitgliedes der Personalvertretung, durch<br />

Verbot der Kündigung wegen der Tätigkeit in der<br />

Personalkommission oder durch die Beschränkung der<br />

Kündigungsfreiheit auf qualifizierte Gründe.<br />

Zudem gewährt <strong>syndicom</strong> den von einer Kündigung<br />

betroffenen Mitarbeitenden Rechtsschutz und vertritt<br />

ihre Interessen gegenüber dem Arbeitgeber nötigenfalls<br />

auch vor Gericht.<br />

<strong>syndicom</strong>.ch/rechtso


26 Freizeit<br />

Tipps<br />

Auf Stellensuche mit 50+<br />

Welche nützlichen Tipps kann man<br />

brauchen, wenn man 50+ ist und<br />

sich auf dem Arbeitsmarkt nicht so<br />

gut auskennt? Weil Stellensuchende<br />

über 50 mehr als andere riskieren,<br />

langzeitarbeitslos zu werden, müssen<br />

wir die Vorurteile gegenüber «älteren»<br />

Bewerber*innen überwinden.<br />

Denn wer stellenlos ist, bleibt es oft<br />

lange. Über 50-Jährige haben jedoch<br />

einiges zu bieten an (Lebens-)Erfahrung,<br />

Fachwissen und Motivation.<br />

An diesem Seminar erarbeiten<br />

die Teilnehmenden einen motivierenden<br />

Bewerbungsbrief sowie einen<br />

aussagekräftigen Lebenslauf<br />

und bereiten sich auf ein Vorstellungsgespräch<br />

vor. Daniel Lampart,<br />

der SGB-Sekretariatsleiter und<br />

-Chef ökonom, und der Ausbildner<br />

und Coach Rolf Summermatter<br />

werden den Teilnehmenden zeigen,<br />

wie man das Bewerbungsdossier<br />

optimiert, damit es nicht unten im<br />

Stapel landet. Neben Hintergrundinformationen<br />

zum Arbeitsmarkt<br />

bekommen die Teilnehmenden die<br />

gewerkschaftlichen Positionen dazu<br />

vorgestellt. Der Kurs findet am 5.<br />

und 6. März in Restaurant Aarhof in<br />

Olten statt und ist kostenlos für<br />

Mitglieder, die anderen zahlen<br />

820 Franken.<br />

Am gleichen Ort werden Interessierte<br />

sich am 25. März mit einer<br />

anderen wichtigen Frage befassen,<br />

und zwar: Was darf der Arbeitgeber<br />

und was nicht? Sie erfahren, was genau<br />

eine Änderungskündigung ist<br />

und wie man sich dagegen eine Weile<br />

wehren kann. Die Teilnehmenden<br />

lernen Arten von missbräuchlicher<br />

Kündigung unterscheiden und den<br />

Zusammenhang zwischen Mobbing<br />

und Stresshaftung.<br />

Als Voraussetzung ist der Besuch<br />

des Seminars «Meine Rechte am Arbeitsplatz<br />

praktisch erklärt» nötig.<br />

Der Referent ist Urs Egger (Unia).<br />

Anmeldung: Movendo.ch<br />

Camille (2019)<br />

Sie ist jung, wild und bereit, sich bis<br />

zur Selbstaufgabe ihrer Mission hinzugeben.<br />

Sie entwickelt ein genuines<br />

Interesse am Schicksal der Menschen.<br />

Die Fotojournalistin Camille<br />

Lepage entscheidet sich deshalb,<br />

nachdem sie eben heil aus Sudan<br />

zurückgekehrt ist, in die Zentralafrikanische<br />

Republik zu fliegen, um<br />

den dortigen Konflikt in Bildern<br />

festzuhalten. Die Menschen in der<br />

Zentral afrikanischen Republik leiden<br />

unter einem Bürgerkrieg zwischen<br />

Christen und Muslimen. Es<br />

herrscht ein Klima der Gewalt und<br />

Gegengewalt, in dem viele ihre<br />

Menschlichkeit verlieren. Gräueltaten<br />

werden begangen, die sich jeglicher<br />

Vernunft entziehen und mit<br />

Worten nur schwer zu beschreiben<br />

sind. Camille will mit ihren Bildern<br />

die Menschen wachrütteln, damit<br />

sie nicht tatenlos zusehen, wie Tausende<br />

getötet oder vertrieben werden.<br />

Dass sich der französische Regisseur<br />

Boris Lojkine bei Camille<br />

Lepages Geschichte für eine dokumentarische<br />

Herangehensweise entschieden<br />

hat, hängt auch damit zusammen,<br />

dass sich die Geschichte<br />

zwischen dem Oktober 2013 und<br />

dem Mai 2014 wirklich so zugetragen<br />

hat. Sie endet mit dem Tod<br />

Camilles. Lojkine verwendet ein besonderes<br />

Bildformat, das sich an die<br />

Originalbilder von Camille Lepage<br />

annähert und so einen Übergang<br />

zwischen der Nacherzählung des<br />

Films und den Fotografien erlaubt.<br />

Er hält die notwendige Distanz zu<br />

den Protagonisten und umgeht damit<br />

die Falle, Camille als Heldin<br />

moralisch zu überhöhen, und es gelingt<br />

ihm auch, die Protagonisten<br />

der Gewalt trotz allem würdevoll zu<br />

zeichnen. So entsteht ein Film, der<br />

uns einiges abverlangt, ohne uns zu<br />

bedrängen, und der uns einige Spiegel<br />

vorhält, ohne uns zu verurteilen.<br />

Kinostart in der Deutschschweiz:<br />

27. Februar 2019<br />

© Trigon Film<br />

Der Streik in den SBB-Werkstätten<br />

in Bellinzona<br />

Wer sich für die jüngste Geschichte<br />

interessiert, wird mit Vergnügen<br />

dieses neu erschienene Buch zur<br />

Kenntnis nehmen, das einen der<br />

längsten und härtesten Streiks der<br />

letzten Jahrzehnte schildert. In einem<br />

Land, wo das Streikrecht erst<br />

seit dem Jahr 2000 verfassungsrechtlich<br />

anerkannt ist, zeigte der<br />

erfolgreiche Streik für die SBB-<br />

Werkstätten («Officine») in<br />

Bellinzona, was eine entschlossene<br />

Belegschaft erreichen kann, wenn<br />

die Arbeiterinnen und Arbeiter zusammenstehen.<br />

Als im März 2008 die Direktion<br />

der SBB ihren Plan verkündete, die<br />

Werkstätten von SBB-Cargo aufzulösen,<br />

begannen die 430 Arbeiter<br />

diesen langen Streik, der ein riesiges<br />

Echo in der Bevölkerung der<br />

Region fand, bis hin zum Bischof.<br />

Die Besetzung der «Officine» war der<br />

Höhepunkt der Bewegung mit der<br />

erfolgreichen Politisierung, wo ein<br />

ganzer Kanton sich an die Bundesbehörden<br />

wandte. Am Ende konnte<br />

die Mehrzahl der Arbeitsplätze bis<br />

heute erhalten werden.<br />

Eine Gruppe von Historiker*innen<br />

hat über 70 Interviews mit den<br />

Arbeitern geführt, die zeigen, wie<br />

diese Bewegung jeden verändert<br />

hat. Um den Kampf in den «Officine»<br />

besser erleben zu können, ist<br />

dem Buch der Dokumentarfilm<br />

«Giù le mani» (Hände weg) von<br />

Danilo Catti beigefügt (DVD mit<br />

deutschen Untertiteln).<br />

© Edition 8<br />

Edition8.ch. Paolo Barcella et al.:<br />

Der Streik in den SBB-Werkstätten in<br />

Bellinzona, Januar 2020, Zürich, 21 Fr.


1000 Worte<br />

Ruedi Widmer<br />

27


28 Bisch im Bild Im Januar und Februar 2020 war <strong>syndicom</strong> drinnen und draussen aktiv:<br />

mit den Petitionär*innen für eine Personalkommission in der Briefpostregion Biel,<br />

mit der Expertengruppe AZG und den Chauffeur*innen von PostAuto, mit den<br />

Basler Pensionierten und den ICT-Vertrauensleuten Zürich/Ostschweiz.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5


1. Die Angestellten, welche die Unterschriften für die Petition<br />

zur Bildung einer Personalkommission in der Briefzustellregion<br />

Biel gesammelt haben. (Bild: Sébastien Bourquin, © <strong>syndicom</strong>)<br />

2. Die PostAuto-Expertengruppe für das Arbeitszeitgesetz.<br />

(© <strong>syndicom</strong>)<br />

3. Die PostAuto-Chauffeur*innen von Corcelles und Sédeilles<br />

haben <strong>syndicom</strong> beauftragt, eine Erhöhung ihres Beschäftigungsgrads<br />

auszuhandeln. Dieser liegt zurzeit bei 80%.<br />

(© <strong>syndicom</strong>)<br />

4, 5, 6 Solidarität mit den jurassischen Buschauffeur*innen wird bekundet<br />

im Val d’Hérens (VS), in Locarno und von den Chauffeur*innen, die in<br />

Balsthal einen Kurs über das Arbeitszeitgesetz besuchen. (© <strong>syndicom</strong>)<br />

7. Die Basler Pensionierten von Post-Telecom auf ihrer ersten Wanderung<br />

des Jahres 2020 in der Region Rheinfelden. (© <strong>syndicom</strong>)<br />

8. Versammlung der Vertrauensleute des Sektors ICT Zürich/Ostschweiz.<br />

(Bild: Dominik Dietrich, © <strong>syndicom</strong>)<br />

9, 10. Die Basler Pensionierten des Sektors Medien trafen sich zu ihrem<br />

traditionellen Fondueplausch. (Bild: Rosmarie Gerber)<br />

29<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9 10


30<br />

Aus dem<br />

Leben von ...<br />

Diego Moretti: «Schon immer habe ich<br />

mich für die Schwächsten eingesetzt.»<br />

Diego Moretti, 47, geboren in Cantù<br />

(Italien), arbeitete zuerst in einem<br />

Handwerksbetrieb in der italienischen<br />

Region Brianza, dann als Metallarbeiter<br />

in Lecco. Nach seiner Heirat mit einer<br />

Schweizerin trat er 2003 eine Stelle bei<br />

Picciotti in Bioggio TI an. Der Betrieb<br />

wurde später vom Kartonagen- und<br />

Verpackungsdruck-Unternehmen Südpack<br />

übernommen. Der bereits bei<br />

comedia aktive Gewerkschafter war<br />

Vize präsident der <strong>syndicom</strong>-Sektion<br />

Ticino e Moesano. Heute arbeitet er bei<br />

der Gewerkschaft Unia (Bausektor), ist<br />

aber immer noch <strong>syndicom</strong>-Mitglied.<br />

Er engagierte sich auch bei anderen<br />

gewerkschaftlichen Aktionen, zum<br />

Beispiel im Herbst 20<strong>15</strong> bei der Protestaktion<br />

im Paketzentrum der Post-<br />

Logistics in Cadenazzo.<br />

Text: Giovanni Valerio<br />

Bild: Sandro Mahler<br />

«Wird die Würde<br />

verletzt, ist es Zeit zu<br />

handeln»<br />

Angefangen mit meinem Engagement<br />

in der Gewerkschaft habe ich,<br />

weil mich meine Kollegen gefragt<br />

haben. Zuerst kämpfte ich für meine<br />

Rechte. Gerade eingestellt, schaute<br />

ich mir meinen Vertrag genau an<br />

und ging – etwas naiv – zum Chef,<br />

um meine Rechte einzufordern und<br />

Klartext zu reden. Ich habe immer an<br />

die Gerechtigkeit geglaubt. Deshalb<br />

trat ich der Personalkommission bei<br />

und führte den Grundsatzkampf<br />

fort – der kollektiv geworden war.<br />

Ich war bei drei Verhandlungen<br />

für die Erneuerung von Gesamtarbeitsverträgen<br />

dabei, und jedes Mal<br />

wurde es schlimmer: Die Geschäftsleitung<br />

hörte nicht auf, von uns<br />

Opfer zu verlangen. Die Verhandlungsergebnisse<br />

waren wirklich enttäuschend.<br />

<strong>syndicom</strong> war in der Unterzahl,<br />

und die andere Gewerkschaft<br />

nahm die Verschlechterung angesichts<br />

der Drohung, ins Ausland zu<br />

verlagern, hin. Ich trat deshalb aus<br />

der PeKo aus, aber es war klar, dass<br />

ich mich weiter für die Rechte meiner<br />

Kolleg*innen einsetzen würde.<br />

20<strong>15</strong> wurde der Tiefpunkt erreicht.<br />

Als die SNB den Euro-Mindestkurs<br />

aufhob, wollte Südpack die<br />

Grenzgängerlöhne um 10 % senken.<br />

Das schien mir ungerecht, auch<br />

wenn ich selbst nicht Grenzgänger<br />

war (wie 80 % der Angestellten). Der<br />

folgende Kampf führte zu einer Spaltung<br />

im Unternehmen. Unter dem<br />

Vorwand eines rückläufigen Arbeitsvolumens<br />

wurde ich zusammen mit<br />

fünf Kollegen entlassen. Ich erinnere<br />

mich daran, als wäre es gestern gewesen.<br />

Als ich mit dem Kündigungsbrief<br />

aus dem Büro des Direktors<br />

kam, hatten einige Kollegen Tränen<br />

in den Augen. Das war schwierig für<br />

mich, mit zwei Kindern und einer<br />

Frau, die ebenfalls ihre Stelle verloren<br />

hatte. Aber es war Zeit, einzustehen<br />

gegen eine Geschäftsleitung, die<br />

die Würde der Arbeitnehmenden mit<br />

Füssen trat. Dank Marco Forte von<br />

<strong>syndicom</strong> haben wir einen Streik<br />

organi siert, der im Tessin Aufsehen<br />

erregte. Wir nutzten alle Mittel: Facebook,<br />

Presse, Fernsehen. Am frühen<br />

Morgen versammelten wir uns vor<br />

den Toren des Unternehmens und<br />

forderten ein Treffen mit der Geschäftsleitung<br />

des deutschen<br />

Stamm hauses. Die Verhandlungen<br />

waren nicht einfach, aber wir erreichten<br />

Entschädigungen und die<br />

Zusage, dass wir bei Neueinstellungen<br />

Vorrang haben würden. Eigentlich<br />

eine Wiedereingliederung.<br />

In der Substanz war meine Kündigung<br />

vor allem gewerkschaftsfeindlich.<br />

Denn ich war zwar nicht mehr<br />

Mitglied der PeKo, aber aktiver denn<br />

je. Und ich war Vizepräsident der<br />

<strong>syndicom</strong>-Sektion Ticino e Moesano.<br />

Der Streik schadete dem Image von<br />

Südpack: Einige Monate später<br />

musste der Geschäftsführer gehen.<br />

Seither hat sich das Arbeitsumfeld<br />

verbessert. Derweil wurde die Unia<br />

auf meine Hartnäckigkeit aufmerksam<br />

und kurze Zeit danach trat ich<br />

meine Stelle in der Gewerkschaft an.<br />

So habe ich meinen Weg gefunden,<br />

weil ich mich immer für die<br />

Schwächsten eingesetzt habe.<br />

<strong>syndicom</strong>.ch/aktuell/artikel/<br />

arbeitsniederlegung-bei-suedpack


Impressum<br />

Redaktion: Sylvie Fischer, Giovanni Valerio<br />

Tel. 058 817 18 18, redaktion@<strong>syndicom</strong>.ch<br />

Freie Mitarbeit: Rieke Krüger<br />

Porträts, Zeichnungen: Katja Leudolph<br />

Fotos ohne ©Copyright-Vermerk: zVg<br />

Layout und Druck: Stämpfli AG, Bern<br />

Adressänderungen: <strong>syndicom</strong>, Adressverwaltung,<br />

Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern<br />

Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17<br />

Inserate: priska.zuercher@<strong>syndicom</strong>.ch<br />

Abobestellung: info@<strong>syndicom</strong>.ch<br />

Abopreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen. Für<br />

Nichtmitglieder: Fr. 50.– (Inland), Fr. 70.– (Ausland)<br />

Verlegerin: <strong>syndicom</strong> – Gewerkschaft<br />

Medien und Kommunikation, Monbijoustr. 33,<br />

Postfach, 3001 Bern<br />

Das <strong>syndicom</strong>-Magazin erscheint sechsmal im Jahr.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 16 erscheint am 20. April 2020<br />

Redaktionsschluss: 9. März 2020<br />

31<br />

Mit Reka liegt mehr drin.<br />

Das <strong>syndicom</strong>-Kreuzworträtsel<br />

Mobil mit <strong>syndicom</strong>: Zu gewinnen gibt<br />

es diesmal einen Reka-Check, gespendet<br />

von unserer Dienstleistungspartnerin<br />

Reka. Die Lösungswörter werden in der<br />

nächsten Ausgabe zusammen mit<br />

dem Namen der Gewinnerin oder des<br />

Gewinners veröffentlicht.<br />

Lösungswörter und Absender auf einer<br />

A6-Postkarte senden an: <strong>syndicom</strong>-<br />

Magazin, Monbijoustrasse 33, Postfach,<br />

3001 Bern. Einsendeschluss: 9. 3. 20<br />

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Die Gewinner<br />

Die Lösung des Kreuzwort rätsels aus<br />

dem <strong>syndicom</strong>-Magazin <strong>Nr</strong>. 14 lautet:<br />

PARLAMENT.<br />

Gewonnen haben Werner und Erna Roth<br />

aus Gohl. Der Coop-Gutschein ist unterwegs.<br />

Wir gratulieren herzlich!<br />

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+41 (0)58 817 18 18 - mail@<strong>syndicom</strong>.ch


32 Inter-aktiv<br />

<strong>syndicom</strong> social<br />

Etappensieg für die<br />

Chauffeur*innen 18.12.2019<br />

Das jurassische Kantonsparlament hat einer<br />

Ende November eingereichten dringenden<br />

Motion zugestimmt. Darin fordert SP-Abgeordneter und<br />

<strong>syndicom</strong>-Mitglied Nicolas Maître die Anhörung der Gewerkschaften<br />

im Rahmen des Ausschreibungsverfahrens<br />

für die Buslinien.<br />

Das sind die Verhandler*innen<br />

bei PostAuto<br />

20.12.2019<br />

Im Januar beginnen wir mit den Verhandlungen<br />

zur Erneuerung des GAV PostAuto und des<br />

Personalreglements der Postauto-Unternehmen.<br />

Die Verhandlungsdelegation haben wir mit Bedacht<br />

ausgewählt: Mehr Infos auf unserer Website!<br />

T-Systems Schweiz neu mit GAV16.12.2019<br />

<strong>syndicom</strong> hat mit dem Digitaldienstleister T-Systems<br />

Schweiz, einer Tochter der Deutschen Telekom,<br />

einen Gesamtarbeitsvertrag abgeschlossen.<br />

Dieser ist ab 1. Januar 2020 in Kraft. Mit dem Abschluss<br />

des Vertragswerks bekennt sich T-Systems<br />

Schweiz zur Sozialpartnerschaft und nimmt<br />

als eines der führenden IT-Unternehmen in der<br />

Schweiz seine soziale Verantwortung wahr.<br />

Gegen Belästigung und Gewalt 10.12.2019<br />

@<strong>syndicom</strong>_de<br />

Gewalt und Belästigung sind auch 2019<br />

noch Bestandteil der Arbeitswelt – und<br />

zwar in allen Branchen. Für wirksame Gegenmassnahmen<br />

braucht es die richtigen Rahmenbedingungen.<br />

Der Bundesrat ist gefragt.<br />

It’s time to #RatifyC190! @UNI_Europa #HumanRightsDay<br />

2020: Das Jahr von TikTok26.9.2019<br />

2019 war das Jahr von Instagram, das nun<br />

über eine Milliarde Nutzer*innen zählt. 2020<br />

hingegen wird TikTok im Rampenlicht stehen,<br />

die im ersten Halbjahr 2019 meistgeladene<br />

App. Die Social-Media-Strategien der Marken<br />

mit jungem Zielpublikum werden 2020 nicht mehr um<br />

TikTok herumkommen. Auf der Beliebtheitsskala folgen<br />

Twitch, Discord und sogar das Online-Spiel Fortnite.<br />

<strong>syndicom</strong>-Magazin <strong>Nr</strong>. 14 –<br />

«Frischluft im Bundeshaus» ist da! Januar 2020<br />

Grüne Welle, Klimapolitik, Linksrutsch, Frauenwahl!<br />

Unser Parlament wird weiblicher und jünger. Auf<br />

welche Kräfte können die Gewerkschaften zählen?<br />

Unser jüngstes Magazin gibt eine Tour d’horizon.<br />

Zu finden auch auf unserer Website. Schaut hinein!<br />

Referendum gegen das E-ID-Gesetz<br />

zustande gekommen22.12.2019<br />

Audiovisuals im Web<br />

und in der App am 3.3. und 4.3.2020<br />

Wie geht «audiovisuelles Storytelling»?<br />

Lernt, mit Bild und Ton<br />

im Web und in der App spannende Geschichten<br />

zu erzählen. Der zweitägige Kurs in Burgdorf<br />

richtet sich an alle Interessierten, vom Anfänger<br />

bis zum Profi. Anmeldung unter Helias.ch.<br />

Die Schweizer Bevölkerung wird über<br />

die elektronische Identität abstimmen.<br />

Die Initiant*innen des E-ID-Referendums<br />

haben bekannt gegeben, dass sie 55 403 Unterschriften<br />

gesammelt haben. Die Frist für das Sammeln läuft bis<br />

zum 16. Januar. Die Unterschriftensammlung war am<br />

8. Oktober 2019 von der Digitalen Gesellschaft, der<br />

Schweizer Organisation Campax, der Plattform<br />

«We collect» und vom Verein PublicBeta lanciert worden.<br />

Kein Lohn unter 4200 Franken in<br />

der Netzinfrastruktur-Branche9.1.2020<br />

Die Sozialpartner der Netzinfrastruktur-<br />

Branche haben sich auf Lohnmassnahmen<br />

für 2020 geeinigt. Diese beinhalten die<br />

Anhebung der Mindestlöhne in der gesamten Branche um<br />

0,8 %. Besonders angehoben werden die Mindestlöhne für<br />

ungelernte Arbeitnehmende und für Netzelektrikerinnen<br />

und Netz elektriker.<br />

Nur eine Wirtschaft, die der ganzen<br />

Bevölkerung nützt, hat Zukunft9.1.2020<br />

Die wirtschaftsliberale Ausrichtung der Sozial- und<br />

Wirtschaftspolitik in den letzten 30 Jahren hat in<br />

der Schweiz zu einer Entsolidarisierung geführt.<br />

Das ist das Ergebnis der jetzt veröffentlichten<br />

Analyse des SGB. Dank den gewerkschaftlichen<br />

Offensiven bei Gesamtarbeitsverträgen konnte<br />

Schlimmeres verhindert werden. Die gewerkschafts<br />

politischen Schwerpunkte 2020 findet ihr<br />

auf unserer Website.

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