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Kulturfenster Nr. 06|2019 - Dezember 2019

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Aus Verband & Bezirken

Chorwesen

Ein Haus voll Glorie schauet

Konzert in Memoriam Willi Tschenett

„Ein Haus voll Glorie schauet“ - Unter diesem

Titel stand das geistliche Konzert in Memoriam

Willi Tschenett, das vom Pfarrchor

und -orchester Kaltern am Sonntag, den 20.

Oktober 2019 in der Pfarrkirche Kaltern dargeboten

wurde.

Mit diesem Konzert wollte man vor allem

des langjährigen Chorleiters des Pfarrchores

Kaltern gedenken, der heuer im Sommer

unerwartet verstorben ist. Willi Tschenett

kam 1983 als Organist nach Kaltern und

übernahm auch bald den Pfarrchor, den er

bis 2001 leitete. Daraufhin wurde er zum

Ehrenchorleiter ernannt. Zu diesem Gedenkkonzert

hatten sich seine Frau Luise

Gallmetzer, viele Verwandte, Bekannte und

Freunde des ehemaligen Chorleiters eingefunden.

Die Kalterer Pfarrkirche war bis

auf den letzten Platz gefüllt. Robert Mur,

der den Pfarrchor seit dem Jahr 2005 leitet,

hatte ein anspruchsvolles Konzertprogramm

zusammengestellt, das von

profunder Kenntnis der kirchenmusikalischen

Literatur zeugt. Zu Beginn ist es

Robert Mur durch das bekannte Kirchenlied

„Ein Haus voll Glorie schauet“ gelungen,

das gesamte Publikum aktiv in das

Kirchenkonzert einzubeziehen. Abwechselnd

zwischen Gemeinde und Chor, und

am Ende gemeinsam mit Gemeinde, Überund

Zusatzstimmen des Chores, des Orchesters

und der Orgel entwickelte sich

ein beeindruckendes Crescendo von der

ersten bis zur fünften Strophe mit einem

überaus klangkräftigen Abschluss.

Anschließend wurde den Zuhörern ein

seltenes, aber sehr ansprechendes Werk

des Tiroler Komponisten Matthäus Nagiller

(1815 - 1874) dargeboten. Dieser Komponist,

der sogar einige Jahre am Pariser

Konservatorium als Kompositionslehrer

tätig war, war auch in Südtirol tätig, bevor

er sich 1866 definitiv als Kapellmeister in

Innsbruck niederließ. Manfred Schneider

schreibt zu diesem Werk, nämlich zur Festmesse

in B-Dur, die übrigens dem Brixner

Fürstbischof Bernhard Galura gewidmet

ist, dass es „ein groß angelegtes, repräsentatives

Werk ist, das an der Tradition

der symphonischen Messe festhält“. Dies

Die Pfarrkirche von Kaltern war beim Gedenkkonzert bis auf den letzten Platz gefüllt.

merkt man gleich zu Beginn des Kyries, wo

das Orchester, mit Streichern und Bläsern

besetzt, mit zunehmender Intensität den

Einsatz des Chores vorbereitet. Die Besetzung

dieser Messe mit Soli, Chor und Orchester

lässt keine Wünsche übrig. Majestätisch

und schwungvoll präsentiert sich

das Gloria, farbig und durchsichtig in den

Solostimmen der Sängerinnen und Sänger

und der Instrumente; das Benediktus ruhig,

friedlich und erlösend das Agnus Dei.

Robert Mur gelang es hervorragend, dieses

romantische Werk mit den vielen schönen

Melodien sowohl in den Sängerstimmen

als auch in den Instrumentalpartien stilgerecht

wiederzugeben. Die dynamische

Bandbreite reichte vom engelhaften Piano

der Streicher am Beginn des Sanktus bis

zum grandiosen Fortissimo des Amens am

Schluss des Glorias.

Im Anschluss an diese Festmesse wurden

drei weitere Kompositionen aufgeführt,

die hierzulande noch kaum oder noch überhaupt

nicht zu hören waren, aber die es

auf alle Fälle verdienen, in unseren Kirchen

öfters aufgeführt zu werden.

Das Laudate Dominum ist ein Werk des

brasilianischen Komponisten José Maurício

Nunes Garcia. Nunes Garcia war ein

Zeitgenosse Mozarts und schrieb dieses

Werk 1813 in Rio de Janeiro. Es ist eines

jener Werke, die ob ihrer Offenheit, Freudigkeit

und Strahlungskraft auf Anhieb die

Herzen der Zuhörer erobern. Nach diesem

schwungvollen Werk folgte ein inniges Ave

Maria, das der Komponist August Duck

1843, zwei Jahre vor seinem Tode schrieb.

Man merkt an diesem Werke, dass sich

der Komponist Zeit seines Lebens für eine

echte, verinnerlichte Kirchenmusik zuerst

in Graz und dann in Wien als Nachfolger

von Ferdinand Schubert eingesetzt hat.

Als krönenden Abschluss hat Robert Mur

das Cantate Domino für Chor, Orchester

und Orgel des französischen Komponisten

Théodore Dubois ausgewählt. Es war ein

Wagnis, soweit auseinanderstehende Instrumente

wie die große Orgel auf der Empore

und das Orchester vorne im Kirchenschiff

zusammenspielen zu lassen. Aber

das Wagnis hat sich gelohnt. Die ganze Kirche

wurde von der glanzvollen Musik des

Lobgesanges erfüllt und die Zuhörerinnen

und Zuhörer konnten spüren, was die Bibel

meint, wenn im 150. Psalm steht: „

… lobt ihn mit dem Schall der Hörner, …

lobt ihn mit Pauken … lobt ihn mit Flöten

und Saitenspiel! Lobt ihn mit hellen Zimbeln

… Alles, was atmet, lobe den Herrn!“

Es war ein schöner Konzertabend und

ein würdiges Konzert in Memoriam des verstorbenen

Ehrenchorleiters Willi Tschenett.

Nr. 06 | Dezember 2019 25

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