SB_13.784N_LP
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2006<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Einsatz von<br />
Flachdrahtelektroden<br />
beim vollmechanisierten<br />
MSG-Schweißen von<br />
höherfesten Feinkornbaustählen
Einsatz von<br />
Flachdrahtelektrodenbeim<br />
vollmechanisierten MSG-<br />
Schweißen von höherfesten<br />
Feinkornbaustählen<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 13.784 N<br />
DVS-Nr.: 03.059<br />
GSI - Gesellschaft für Schweißtechnik<br />
International mbH Niederlassung<br />
SLV Duisburg<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 13.784 N / DVS-Nr.: 03.059 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />
verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF<br />
im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />
Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2009 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 88<br />
Bestell-Nr.: 170197<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-087-8<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
AiF <strong>13.784N</strong>: Einsatz von Flachdrahtelektroden beim vollmechanisierten<br />
MSG-Schweißen von höherfesten Feinkornbaustählen<br />
0. Inhaltsverzeichnis<br />
0. Inhaltsverzeichnis .........................................................................................................................5<br />
1. Einleitung ......................................................................................................................................8<br />
2. Stand der Technik.........................................................................................................................9<br />
3. Zielsetzung der Untersuchungen ................................................................................................13<br />
4. Vorgehensweise .........................................................................................................................14<br />
4.1 Methodischer Ansatz ..................................................................................................................14<br />
4.2 Arbeitsschritte .............................................................................................................................15<br />
4.2.1 Projektteil A: Grundlagenuntersuchungen mit Flachdrahtelektroden an Werkstoff S355 ....15<br />
4.2.2 Projektteil B: Einsatz der Flachdrahtelektroden an höherfesten Feinkornbaustählen<br />
(Grundwerkstoffe ALFORM 700/ALFORM 900/S960QL) ....................................................16<br />
4.3 Gerätetechnik, Versuchsaufbau..................................................................................................17<br />
4.3.1 Stromquellen, Drahtvorschubeinheit und Schweißbrenner..................................................17<br />
4.3.2 Roboteranlage......................................................................................................................19<br />
4.3.3 Messtechnik .........................................................................................................................19<br />
4.4 Werkstoffe...................................................................................................................................20<br />
4.4.1 Untersuchte Grundwerkstoffe ..............................................................................................20<br />
4.4.2 Eingesetzte Schweißzusatzwerkstoffe.................................................................................22<br />
5. Grundlagenuntersuchungen mit Flachdrahtelektroden beim Verbindungsschweißen<br />
(Werkstoff S355, t=10mm) ..........................................................................................................24<br />
5.1 Vorversuche an unterschiedlichen Nahtgeometrien ...................................................................24<br />
5.2 Hochgeschwindigkeitsaufnahmen zur Charakterisierung des Lichtbogenverhaltens in<br />
unterschiedlichen Leistungsbereichen bei Variation des Flachdrahtanstellwinkels ....................25<br />
5.2.1 Flachdrahtstellung quer:.......................................................................................................27<br />
5.2.2 Flachdrahtstellung längs: .....................................................................................................27<br />
5.3 Untersuchungen an Kehlnähten .................................................................................................32<br />
5.3.1 Vergleich der Drahtelektrodengeometrien flach / rund.........................................................32<br />
5.3.2 Vergleich unterschiedlicher Schutzgasgemische.................................................................34<br />
5.3.3 Einfluss der Schutzgaszufuhr (Gasdüsen)...........................................................................36<br />
5.3.4 Vergleich der Brenneranstellungen......................................................................................38<br />
5.3.5 Vergleich der Blechoberflächenzustände blank / unbehandelt ............................................38<br />
5.3.6 Ermittlung der maximalen Schweißgeschwindigkeit ............................................................40<br />
5.3.6.1 Variierende Flachdrahtstellungen längs/quer......................................................... 42<br />
5.3.6.2 Einfluss der Schweißpositionen (PA / PB) ............................................................. 43<br />
5.3.6.3 Vergleich mit Runddrahtelektroden........................................................................ 45<br />
5.3.6.4 Vergleich mit Literaturwerten ................................................................................. 46<br />
5.3.6.5 Fazit Kehlnähte ...................................................................................................... 46<br />
5.3.7 Untersuchungen an Stumpfnähten ......................................................................................47<br />
AB_MSG_Flachdraht_AIF_13784N_EF.doc 5 von 122
AiF <strong>13.784N</strong>:<br />
Einsatz von Flachdrahtelektroden beim vollmechanisierten<br />
MSG-Schweißen von höherfesten Feinkornbaustählen<br />
5.3.7.1 Spaltüberbrückbarkeit an V-Nähten ....................................................................... 47<br />
5.3.7.2 Versuche an Überlapp-Nähten............................................................................... 47<br />
5.3.7.3 Spaltüberbrückbarkeit an Y-Nahtvorbereitung ohne Badsicherung ....................... 47<br />
6. Einsatz der Flachdrahtelektroden an höherfesten Feinkornbaustählen ALFORM<br />
700/ALFORM 900/S960QL.........................................................................................................51<br />
6.1 Charakterisierung des Abkühlverhaltens an Kehl- und Stumpfnähten........................................51<br />
6.1.1 Vergleich der t 8/5 -Abkühlzeiten unter Einfluss der Drahtgeometrien flach/rund bei<br />
gleichem Schweißnahtvolumen (Kehlnähte)........................................................................52<br />
6.1.2 Vergleich von gemessenen und errechneten t 8/5 -Abkühlzeiten an Wurzel- und<br />
Decklagenschweißungen (Stumpfnähte) .............................................................................54<br />
6.1.3 Messung von t 8/5 -Zeiten im Vergleich von Wurzel- und Decklagenschweißungen unter<br />
Einsatz von Flach- und Runddrahtelektroden (Stumpfnähte) ..............................................55<br />
6.2 Verfahrensvergleiche von Flachdraht und Runddraht (D=1,2mm) .............................................58<br />
6.2.1 Versuche an ALFORM 700M...............................................................................................59<br />
6.2.1.1 Versuche mit optimierter Lagenanzahl................................................................... 59<br />
6.2.1.2 Versuch mit gleicher Lagenanzahl ......................................................................... 60<br />
6.2.2 Versuche an ALFORM 900M...............................................................................................61<br />
6.2.2.1 Versuche mit Flachfülldrähten................................................................................ 61<br />
6.2.2.2 Versuche mit Flachmassivdrähten ......................................................................... 62<br />
6.2.3 Versuche an S960QL...........................................................................................................63<br />
6.3 Vergleich der mechanisch-technologischen Eigenschaften beim Einsatz von Flach- und<br />
Runddrahtelektroden ..................................................................................................................64<br />
6.3.1 Ergebnisse an ALFORM 700M ............................................................................................64<br />
6.3.2 Ergebnisse an ALFORM 900M ............................................................................................66<br />
6.3.3 Ergebnisse an S960QL........................................................................................................70<br />
7. Weiterführende Untersuchungen ................................................................................................72<br />
7.1 Untersuchungen zum N 2 - und O 2 -Gehalt im Schweißgut ...........................................................72<br />
7.2 Versuchsreihen mit optimiertem Brenner....................................................................................73<br />
8. Prozesssicherheit........................................................................................................................75<br />
8.1 Schweißstromquellen..................................................................................................................75<br />
8.2 Schweißbrenner und Peripherie .................................................................................................75<br />
8.2.1 Stromkontaktdüsen ..............................................................................................................75<br />
8.2.2 Flachdrähte ..........................................................................................................................76<br />
8.2.3 Erfahrungen zu Verschleiß und Drahtförderstörungen ........................................................78<br />
9. Sitzungen des projektbegleitenden Ausschusses.......................................................................79<br />
10. Zusammenfassung .....................................................................................................................81<br />
11. Literaturverzeichnis.....................................................................................................................86<br />
12. Anhang........................................................................................................................................88<br />
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AiF <strong>13.784N</strong>:<br />
Einsatz von Flachdrahtelektroden beim vollmechanisierten<br />
MSG-Schweißen von höherfesten Feinkornbaustählen<br />
1. Einleitung<br />
In Einzelanwendungen der Industrie ist der Einsatz von Flachdrahtelektroden punktuell in der<br />
Versuchsphase. Neue Entwicklungen bei der Herstellung der Schweißzusatzwerkstoffe in<br />
Verbindung mit den aktuellen Stromquellentechniken und Brennerkonzeptionen geben im Rahmen<br />
einer grundlegenden Untersuchung auch klein- und mittelständischen Unternehmen die<br />
Möglichkeit die MSG-Variante der Flachdrahtelektrode bei der vollmechanisierten Fertigung<br />
einzusetzen.<br />
Die bisher auf dem Markt etablierten Hochleistungsschweißpozesse (Ein- und Mehrdrahtvarianten)<br />
bieten gerade den klein- und mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit ihre Schweißzeiten<br />
und damit auch ihre Fertigungskosten zu reduzieren und somit die Stellung im Markt zu festigen.<br />
Allerdings neigen beide Varianten unter gewissen Voraussetzungen zu Prozessinstabilitäten, die<br />
sich u.a. in einem Schneideffekt (Eindraht) bzw. möglichen Drahtförderstörungen (Mehrdraht)<br />
zeigen können. Eine Anwendung der Mehrdrahttechnik von Hand (teilmechanisiert) ist aufgrund<br />
von Handhabungsproblemen (Gewicht) nicht möglich. Weiterhin können sich im Bereich des<br />
vollmechanisierten Schweißprozesses für die Flachdrahtelektrode im Vergleich zur<br />
Doppeldrahtvariante Vorteile durch eine vereinfachte Positionierung der Drahtelektrode beim<br />
Schweißen kleinerer Konturen ergeben, da z.B. die Flachdrahtelektrodenbreite mit ca. 4 mm<br />
kleiner ist als der Abstand zwischen den beiden Drahtelektroden.<br />
Hier kann der Einsatz von Flachdrahtelektroden ähnlich den Bandelektroden beim UP-Schweißen<br />
entscheidende Vorteile bringen. Untersuchungen aus dem Energieanlagenbau zeigten, dass der<br />
Einsatz der UP-Bandelektrode beim Schweißen von Kehlnähten im Nahtdickenbereich von 5 bis<br />
14 mm gegenüber dem UP-Doppeldrahtverfahren eine Leistungssteigerung bis zu 85% und<br />
gegenüber dem UP-Eindrahtschweißen eine Verbesserung um das Zwei- bis Vierfache erbrachte<br />
[1].<br />
8 von 122 AB_MSG_Flachdraht_AIF_13784N_EF.doc
AiF <strong>13.784N</strong>: Einsatz von Flachdrahtelektroden beim vollmechanisierten<br />
MSG-Schweißen von höherfesten Feinkornbaustählen<br />
2. Stand der Technik<br />
Die Hochleistungsschweißprozesse mit Ein- und Mehrdrahtvarianten sind bisher hinreichend<br />
untersucht worden. Dabei zeigen sich Vorteile im Hinblick auf das Einbrandverhalten, die<br />
Abschmelzleistung und/oder die erzielbare Schweißgeschwindigkeit gegenüber der<br />
konventionellen Prozesstechnik.<br />
Für den Einsatz von Flachdrahtelektroden beim vollmechanisierten MSG-Prozess lassen sich<br />
allerdings nur vereinzelt Prozessdaten für den Anwender zusammentragen [2]. Hier erfolgt oftmals<br />
ein Vergleich mit den beim UP-Schweißen eingesetzten Bandelektroden. Ein Vergleich von<br />
einsetzbaren Stromdichten zeigt hier jedoch einen deutlichen Unterschied, so dass die<br />
Charakterisierung des MSG-Prozesses mit Flachdrahtelektrode im Hinblick auf z.B. die erzielbaren<br />
Einbrandverhältnissen eher mit den runden Massivdrahtelektroden vergleichbar ist (Tabelle 1).<br />
Abmaße<br />
[mm]<br />
Stromstärke<br />
[A]<br />
Stromdichte<br />
[A/mm 2 ]<br />
UP-Massivband 30 x 0,5 400 – 600 25 – 40<br />
UP-Sinterband 60 x 0,5 650 – 850 22 – 30<br />
UP-Füllband 20 x 1,0 400 – 800 20 – 40<br />
MSG-Band 6,5 x 1,5 300 - 600 30 - 60<br />
MSG-Flachdraht 3,5 – 4,5 x 0,5 250 - 600 100 - 250<br />
Tabelle 1: Vergleich der Stromdichten UP-Bandelektrode / MSG-Flachdrahtelektrode [2]<br />
Bisherige Anwendungen der Flachdrahtelektrode beim vollmechanisierten MSG-Prozess<br />
beschränkten sich vorrangig auf das Auftragsschweißen [3], [4], [5] oder beim<br />
Verbindungsschweißen von ferritischen Werkstoffen primär auf Wurzelschweißungen an dicken<br />
Blechen, wobei trotz erhöhter Abschmelzleistungen z.B. die verringerten Standzeiten der<br />
Stromkontaktdüsen ein Ausschlusskriterium darstellten [5]. In [6] erfolgt eine Untersuchung an<br />
Aluminiumwerkstoffen.<br />
Die Abschmelzleistung wird neben der Stromstärke, der Lichtbogenspannung und der Länge des<br />
freien Drahtelektrodenendes vor allem über die Stromdichte bestimmt. Daraus resultiert die<br />
Erkenntnis, dass dünnere Drähte höhere Abschmelzleistungen ergeben. Praktisch ist dies jedoch<br />
nicht verwendbar, da andere Faktoren wie Einbrand, Nahtbreite und Drahtkosten nicht<br />
berücksichtigt werden.<br />
AB_MSG_Flachdraht_AIF_13784N_EF.doc 9 von 122
AiF <strong>13.784N</strong>:<br />
Einsatz von Flachdrahtelektroden beim vollmechanisierten<br />
MSG-Schweißen von höherfesten Feinkornbaustählen<br />
Stellt man in einem weiteren Vergleich die geometrischen Verhältnisse von Flachdraht und<br />
Runddraht gegenüber (s. Tabelle 2), so ist der größere Umfang der Flachdrähte bei annähernd<br />
gleicher Querschnittsfläche erkennbar. Der größere Umfang ist maßgebend für einen besseren<br />
Stromübergang in den Kontaktdüsen und damit einer höheren Erwärmung des freien Drahtendes<br />
[11]. Nach [12] ist der größere Umfang der Flachdrahtelektrode entscheidend für die höhere<br />
Abschmelzleistung bei dieser Elektrodengeometrie.<br />
Umfang U<br />
[mm]<br />
Querschnittsfläche A<br />
[mm²]<br />
Verhältnis U/A<br />
[1/mm]<br />
Draht<br />
10,99 9,62 1,1<br />
D=3,5mm<br />
Flach<br />
41,00 10,00 4,1<br />
20x0,5mm<br />
Draht<br />
5,02 2,00 2,5<br />
D=1,6mm<br />
Flach<br />
4,0x0,5mm<br />
10,00 2,00 5,0<br />
Tabelle 2: Verhältnis von Umfang zur Querschnittsfläche bei Draht- und Flachdrahtelektroden<br />
Weiterhin führte die Lichtbogenoszillation bei den bisher untersuchten Bandbreiten von mindestens<br />
6 mm ([8], [9], [10]) zu anderen Einbrandverhältnissen als bei den in diesem Vorhaben<br />
eingesetzten Flachdrahtdimensionen (4mm x 0,5mm bzw. 4mm x 0,6mm), wo diese<br />
Lichtbogencharakteristik nicht derart ausgeprägt ist [2], [6] (Bild 1).<br />
Bild 1: Flachdrahtelektrodenspitze (4 mm x 0,5 mm)<br />
In [9] führten die Prozessinstabilitäten bei größeren Banddimensionen von 7 - 14 mm x 0,5 mm zu<br />
der Aussage, dass das MSG-Schweißen mit Flachdrahtelektrode beim Verschweißen unter CO 2<br />
als ungeeignet erscheint. In späteren Untersuchungen an niedriglegierten Baustählen [10] konnte<br />
jedoch gezeigt werden, dass bei reduzierter Bandbreite von 6 mm die durch die<br />
Lichtbogenpendelung verursachten Schwankungen von Schweißstrom und –spannung sich den<br />
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