Christkatholisch_2020-05
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Christkatholisch 5/2020 Panorama
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lich.» Wäre der Goldene Bär ein Preis
für Mut und moralische Grösse, Mohammad
Rasoulof hätte ihn verdient.
«Herausragend erzählt, von grosser
filmischer Qualität und mit überzeugenden
darstellerischen Leistungen».
Tage der Einkehr 2020
Leben und seine Grenzen
Trotz unserer Grenzen bleibt die Sehnsucht heil – Grundzüge
und Eigenheiten der alt-katholischen Spiritualität.
Aber Mohammad Rasoulof hätte den
Goldenen Bären auch so verdient,
weil dies der Preis für den besten Film
des Wettbewerbs ist. Den Hauptpreis
der Ökumenischen Jury erhielt der
Film bereits.
«Herausragend erzählt, von grosser
filmischer Qualität und mit überzeugenden
darstellerischen Leistungen»,
befand die Jury. Er zeige «eine grundsätzliche
Kritik der Todesstrafe im
Allgemeinen und des repressiven iranischen
Systems im Besonderen».
«Deine Macht liegt im Nein-Sagen»,
heisst es in diesem Film. In der letzten
Episode zeigt Rasoulof seine
ganze Meisterschaft. Wie in einer
griechischen Tragödie untersucht er
eine moralische Tat von ihren Konsequenzen
her. Darya (Baran Rasoulof),
eine junge Frau mit iranischen
Wurzeln, kommt für ein paar
Tage aus Deutschland nach Iran, um
Bahram (Mohammad Seddighimehr),
den Bruder ihres Vaters, und
dessen Frau Zaman (Jila Shahi) zu
besuchen. Vater und Onkel haben
die Reise geplant, es gibt etwas zu besprechen.
Nach und nach wird deutlich, was es
ist. Bahram hat nicht studiert und ist
doch ein Arzt. Er hat keinen Führerschein,
er lebt fern von der Zivilisation.
Vor 20 Jahren handelte er wie
Pouya aus der zweiten Episode: Er
weigerte sich, zu töten. Mit der bürgerlichen
Existenz verlor er die Tochter.
Darya erfährt, dass er ihr Vater
ist. Für sie bricht eine Welt zusammen.
«Was nutzt die Wahrheit, wenn
man damit ein Leben zerstört?», fragt
sie, enttäuscht und verletzt. Doch am
Ende wendet sich das Bild noch einmal
und Darya beginnt, zu verstehen.
Vielleicht gibt es ja kein richtiges Leben
im Falschen, doch wahr ist auch:
Ein falsches Leben im Falschen wäre
der grössere Fehler.
Der Film «Es gibt kein Böses» («There
Is No Evil») ist auch mit dem Goldenen
Bären ausgezeichnet worden.
Hans-Joachim Neubauer (kath.ch)
Das Leben und seine Grenzen
An Grenzen zu stossen, nicht mehr
die ganze Macht über Dinge zu haben
und deswegen die Kontrolle darüber
zu verlieren, ist für uns Menschen
manchmal unbegreiflich. So
versteht man oft nicht, was der Sinn
von bestimmten Erfahrungen sein
könnte. Das ist die Situation von uns
Menschen: Man versteht einfach
nicht alles…
Es gibt zwei Möglichkeiten, darauf zu
reagieren: Entweder verliert man sich
in Theorien, damit man den Eindruck
hat, einiges erklären zu können, oder
man versteht die Kunst, Unerklärbares
des Lebens offen zu lassen. Dann
versucht man zu leben, ohne zu verstehen,
aber die Sehnsucht bleibt.
Diese letzte Wahl ist spannend, zeigt
sie doch den echten Respekt des Menschen
für das Leben.
Die Erfahrung von Grenzen, das Wissen-wollen
und das Begreifen, dass
dies unmöglich ist, das begegnet uns
nicht nur in der Bibel im Buch Hiob,
sondern es ist auch ein Thema, das im
Rahmen der alt-katholischen Spi ritua
lität zur Sprache kommen sollte.
Ist unser Bemühen für authentische
Frömmigkeit nicht eine Herausforderung,
aus dieser Sehnsucht zu leben
und zu glauben? Während der Tage
der Einkehr führen uns Erzbischof
em. Dr. Joris Vercammen (Amersfoort),
Bischof em. Dr. John Okoro
(Dornbirn) und Pfarrer Thomas Walter
(Deggendorf) mit Bibliodrama,
Meditation, Impulsreferaten, Gesprächen
und Filmen in das Buch Hiob ein.
Die Stundengebete um 7.30 Uhr, 12 Uhr
und 20.30 Uhr, die wir zusammen
mit den Mönchen beten, strukturieren
die Tage.
Was? Wann? Wo?
Zeit: Freitag, 10.07.2020, 12.30 Uhr
bis Montag, 13.07.2020, ca. 13 Uhr
(nach dem Mittagessen)
Ort: Benediktiner-Abtei Sankt Willibrord
Doetinchem/NL
Sprache: Deutsch
Teilnehmende: Geistliche und interessierte
Laien aus den Niederlanden,
Deutschland, Österreich und der
Schweiz. Teilnehmerzahl ist auf 23
Personen begrenzt. Die Anmeldungen
werden in der Reihenfolge des
Eingangs berücksichtigt.
Unkosten: 250 € (Unterkunft mit
Verpflegung und Tagungsgebühr);
die Teilnahme soll nicht am Finanziellen
scheitern, nach Absprache ist
eine Ermässigung möglich. Bitte Mitteilung/Anfrage
an werkwoche-ak@
web.de
Anmeldungen bis 10. Juni 2020
Weitere Auskünfte und Anmeldung:
werkwoche-ak@web.de
Oder: Elke Weißenbach
Großfeld 10
D-79713 Bad Säckingen