Dance for You Magazine Issue 76 (2017)
Seit mehr als 15 Jahren auf dem Markt, hat sich DANCE FOR YOU MAGAZINE bei einer breiten Leserschaft etabliert. Von der Schule zum Theater – den ganzen Tanz sehen! Mit bewegenden Erfahrungsberichten, Informationen und Trends, exklusiven Interviews und Portraits, informieren internationale Korrespondenten über die neuesten Entwicklungen im künstlerischen Tanzbereich und dem Ballroom Dance.
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38 DANCEforYOU magazine
Osiel Gouneo als Spartacus (links) und Sergej Polunin als Crasus (rechts) © Wilfried Hösl
Tanz unter Waffen!
„Spartacus“ von Yuri Grigorovich hielt am 22. Dezember Einzug ins Repertoire
des Bayerischen Staatsballetts
Kaum ein Handlungsballett ist so mitreißend und zugleich befremdlich wie „Spartacus“. Geradezu magisch scheint
dieses Historiendrama um den geschichtlich verbürgten Gladiator Spartacus Tänzer anzuziehen. Bolschoi-Übervater
Yuri Grigorovich übersetzte es 1968 in martialisch-brutale wie elegische Ballettpower: Männer beherrschen den
Großteil des Dreiakters – kampfeslustig und durch zahlreiche Aufmärsche, diverse Schlachtformationen und
endlose Sprungfolgen körperlich aufs Äußerste gefordert. Legionäre marschieren im Stechschritt und revoltierende
Sklaven hechten in hohen Sprüngen über die Bühne.
Lyrische Passagen sind die Ausnahme in dem pompösen Spektakel,
das keine inhaltliche Entwicklung hat und von mal kriegerischen,
mal orgiastischen Energieschüben regelrecht explodiert.
Dazu kommt Aram Chatschaturjans Musik, die von Anfang
an sehr bildstark und dominant ist. Am Ende wird der Sklaven-Aufstand
durch Crassus blutig niedergeschlagen. Heroisierung pur. Davon
lebt Grigorovichs „Spartacus“. Der zu Russlands prominentesten
Tanzschöpfern des 20. Jahrhunderts zählende Choreograf landete
damit jedenfalls vor 48 Jahren am Bolschoi-Theater einen beispiellosen
Erfolg. Das dreistündige Werk (inklusive zwei Pausen) wurde am
Uraufführungsort schnell zum Dauerbrenner und exporttauglichen
Markenzeichen eines neuen sowjetischen Ballettstils.
Im Gegensatz zu den Fechtszenen in John Crankos „Romeo und
Julia“ geraten die Kämpfenden in „Spartacus“ allerdings trotz ständigen
Schwertgefuchtels nie richtig aneinander. Unter motorisch
zumeist aggressiver Maximalanstrengung wird das gesamte Corps
de ballet fast jeglicher Individualität beraubt. Ihr holzschnittartiges
aneinander vorbeidriften und repetitives Gebaren (Gesten und
Schritte werden wie ein Mantra häufig wiederholt) ermüdet über
drei Akte hinweg. Kann ein solches, tanzhistorisch fraglos bedeutsames
Stück, auch im Repertoire des Bayerischen Staatsballetts
überzeugen?
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