FINE DAS MAGAZIN FÜR GENUSS UND LEBENSSTIL - 1|2020
FINE DAS MAGAZIN FÜR GENUSS UND LEBENSSTIL - 1|2020 - Eine Sonderbeilage des Tre Torri Verlags
FINE DAS MAGAZIN FÜR GENUSS UND LEBENSSTIL - 1|2020 - Eine Sonderbeilage des Tre Torri Verlags
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Gewächsen ab, zeigte sie dem Vater die Rote Karte.<br />
Seitdem präsentiert Hubert de Boüard die Weine<br />
seiner Kunden auf Château La Fleur de Boüard<br />
in Lalande-de-Pomerol.<br />
Auch so mancher Bordelaiser Négo ciant hat<br />
die eigenwillige Gutsherrin inzwischen<br />
näher kennengelernt. Nachdem sie deren<br />
Aktivitäten sorgfältig analysieren ließ, sortierte<br />
sie diejenigen aus, die sich zu wenig für Château<br />
Angélus engagierten. Die Zahl der ehedem einhundertvierzig<br />
Abnehmer halbierte sie nahezu auf<br />
achtzig. »Das ging natürlich nicht ohne Kollateralschäden<br />
ab«, erinnert sich Stéphanie de Boüard,<br />
»für mich stehen die Interessen des Weinguts aber<br />
absolut im Vordergrund!«<br />
Ähnlich rigoros geht sie heute mit Anfragen<br />
möglicher Kooperationspartner um, die Château<br />
Angélus, wie in James-Bond-Filmen bereits<br />
geschehen, in ihren Produktionen platzieren<br />
möchten. »Die allermeisten lehnen wir ab!« Das<br />
Drehbuch über das Leben von Edith Piaf erschien<br />
Stéphanie de Boüard zumindest interessant genug,<br />
um mit dem Produzenten über Einzelheiten zu<br />
verhandeln. »Geld zahlen wir schon lange nicht<br />
mehr dafür!«<br />
Ein besonderes Faible hat die junge Chefin,<br />
selbst leidenschaftliche Köchin, für die Gastronomie.<br />
Die Übernahme des Restaurants Logis de<br />
la Cadène in Saint-Emilion, das innerhalb weniger<br />
Jahre vom Touristenlokal zum Gourmettempel mit<br />
Michelin-Stern mutierte, zählt zu ihren Erfolgsgeschichten.<br />
Küchenchef Alexandre Baumard,<br />
Jahrgang 1987, der seine Ausbildung in den Drei-<br />
Sterne-Häusern von Paul Bocuse und Christophe<br />
Bacquié in Le Castellet absolvierte, soll auch federführend<br />
für das neueste gastronomische Projekt<br />
von Stéphanie de Boüard sein. Das Restaurant<br />
Gabriel an der Place de la Bourse in Bordeaux,<br />
das derzeit entkernt wird, soll im April 2020 seine<br />
Pforten mit einem Neustart öffnen. Das Haus trägt<br />
übrigens den Namen des berühmten Architekten<br />
Ange-Jacques Gabriel, der als Baumeister von<br />
König Ludwig XV. das Petit Trianon im Schlosspark<br />
von Versailles und die Ecole Militaire am<br />
Marsfeld in Paris und eben auch den Platz der<br />
früheren Börse in Bordeaux gestaltete.<br />
Mit der Geburt ihres dritten Kindes wird sich<br />
Stéphanie de Boüard neu organisieren müssen<br />
und vor allem nicht mehr so viel reisen können<br />
wie bisher. Als sie 2012, damals noch kinderlos,<br />
auf Angélus ankam, gab es zweiundzwanzig Mitarbeiter,<br />
heute sind es fast doppelt so viele und,<br />
die gastronomischen Betriebe eingerechnet, sogar<br />
einhundert.<br />
Eine Zeit lang sah es so aus, als habe Stéphanie<br />
in Thierry Grenier de Boüard, dem Sohn ihres<br />
Onkels Jean-Bernard, einen kongenialen Partner<br />
in der Geschäftsführung des Guts gefunden.<br />
Nach seinem Examen an der European Business<br />
School in Deutschland hatte er sich seit 2016<br />
als potenzieller Nachfolger seines Vaters in die<br />
Funktion des Generaldirektors von Angélus eingearbeitet.<br />
Doch dann kam es zu Misshelligkeiten<br />
mit seinem Onkel Hubert, der steif und<br />
fest behauptete, das technische Team von Angélus<br />
habe gegen Thierry opponiert, obwohl er in diesem<br />
Sektor gar nicht tätig gewesen war. Der nahm sich<br />
erst einmal eine Auszeit und ging für einige Monate<br />
nach Südamerika, um in Chile oder Argentinien zu<br />
arbeiten und dort Spanisch zu lernen. Gemeinsam<br />
mit seiner Cousine ist er weiterhin Co-Verwalter<br />
der Familien-Holding, der die Weinberge von<br />
Château Angélus gehören.<br />
Die Weinbergsfläche umfasst heute zweiundvierzig<br />
Hektar, von denen allerdings nur knapp<br />
zwei Drittel der Erzeugung des Grand Vin dienen,<br />
wovon es im Jahresschnitt einhunderttausend<br />
Flaschen gibt. In der Assemblage dominiert der<br />
Merlot nur leicht den Cabernet Franc. Das Durchschnittsalter<br />
der Reben beträgt vierzig Jahre. Die<br />
Trauben für den Zweitwein Le Carillon d’Angélus<br />
stammen überwiegend aus neuen Flächen in<br />
der Nachbarschaft von Château Figeac und aus<br />
Saint-Christophe-des-Bardes im Osten von Saint-<br />
Emilion. Bei diesem Wein gibt der Merlot den Ton<br />
an, während auf Cabernet Franc und Cabernet<br />
Sauvignon nur jeweils fünf Prozent entfallen.<br />
Daneben gibt es noch einen dritten Wein, den<br />
No 3 d’Angélus.<br />
Der wichtigste Mitarbeiter von Château<br />
Angélus war lange Didier Vallade, dessen Eltern<br />
schon hier gearbeitet hatten. Jacques de Boüard<br />
hatte ihn 1975 eingestellt, dessen Sohn Hubert<br />
beförderte ihn später zum Chef de Culture, einem<br />
Posten, den er bis zum Februar 2019 inne hatte.<br />
Seinem jungen Nachfolger François Lezian obliegt<br />
nun, die Umstellung der Weinberge auf biologische<br />
Arbeitsweise zu vollenden, die mit dem Jahrgang<br />
2018 begann.<br />
Als rechte Hand von Hubert de Boüard verantwortet<br />
die Önologin Emmanuelle d’Aligny-<br />
Fulchi seit 1986 die Kellerarbeit. Während der Verkostung<br />
der Weine von Château Angélus erläutert<br />
die langjährige Directrice Technique ihre Arbeitsweise:<br />
Die erste Sortierung der Trauben erfolgt<br />
bereits am Rebstock, gefolgt von einer zweiten<br />
Selektion im Kelterhaus. Dort werden die Trauben<br />
vollständig entrappt, die Beeren am Sortierband<br />
nochmals pingelig durchforstet, um alles faule oder<br />
grüne Lesegut zu entfernen. Nach mehrtägiger<br />
Mazeration vollzieht sich die alkoholische Gärung<br />
der Merlottrauben in großen Holzbottichen, die<br />
des Cabernet Franc traditionell im Betontank. Die<br />
übrigen Sorten fermentieren in Edelstahltanks.<br />
Seit dem Jahrgang 2018 kommen auch große, dreitausend<br />
Liter fassende Holzfässer zum Einsatz,<br />
um dem Cabernet Franc etwas mehr Schmelz<br />
zu verleihen. Die Barriques für den Grand Vin<br />
werden alljährlich komplett erneuert, der Ausbau<br />
des Carillon d’Angélus erfolgt jeweils zur<br />
Hälfte in neuen und einmal genutzten Fässern,<br />
die restlichen gebrauchten Fässer werden für No 3<br />
d’Angelus verwendet.<br />
Der weltweite Erfolg von Château Angélus<br />
ist ungebrochen. Nachdem der Verkauf<br />
nach Asien beim Jahrgang 2010 sogar die<br />
Hälfte des Ertrags überschritt, hat sich Stéphanie<br />
de Boüard bereits Grundkenntnisse in Mandarin<br />
angeeignet. Von der schwarzen Flasche mit zweiundzwanzig-karätiger<br />
Goldgravur, in die der<br />
Jubiläumsjahrgang 2012 abgefüllt wurde, waren<br />
die Chinesen schwer beeindruckt: Ching Chong<br />
nennen sie Angélus liebevoll, was so viel wie<br />
bronzene Glocke bedeutet. Inzwischen beschäftigt<br />
das Gut eine spezielle Repräsentantin für Russland<br />
und Kasachstan, zwei Märkte in denen man<br />
offenbar ein großes Potential sieht.<br />
Um all das stemmen zu können, wäre es gut<br />
für Stéphanie de Boüard, wenn ihr Cousin Thierry<br />
alsbald nach Saint-Emilion zurückkehren würde,<br />
um sie bei der Arbeit zu unterstützen. Bis es so weit<br />
ist, wird der allzeit freundliche und verschmitzt<br />
lächelnde Jean-Bernard Grenié, der eigentlich zur<br />
Jahresmitte 2019 in den Ruhestand gehen wollte,<br />
auf Château Angélus Stallwache für seinen Sohn<br />
halten.<br />
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6 <strong>FINE</strong> 1 | 2020 <strong>DAS</strong> <strong>MAGAZIN</strong> <strong>FÜR</strong> <strong>GENUSS</strong> <strong>UND</strong> <strong>LEBENSSTIL</strong>