Meisterbrief 04-2018
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Ausbildung<br />
28<br />
Ein Zimmermann erzählt seine Geschichte – wahr und erfunden zugleich<br />
Als der Zimmermeister<br />
Paul Ballmer (Kunstfigur)<br />
in der Innungsversammlung<br />
gefragt wird, ob er vor<br />
Abiturienten einen Vortrag<br />
über das Handwerk halten<br />
möchte, winkt er ab – wie<br />
alle seine Kollegen. Doch als<br />
sein Kollege Huber anfängt,<br />
über die faulen Abiturienten<br />
vom Leder zu ziehen, ist<br />
Pauls Sportsgeist geweckt.<br />
Dann will er es wissen. Wie<br />
ticken die Jugendlichen heute<br />
wirklich? Außerdem braucht<br />
Paul dringend einen neuen<br />
Lehrling.<br />
Getreu dem Motto „Der Worte<br />
sind genug gewechselt, lasst<br />
endlich Späne fliegen.“ rückte<br />
Paul Ballmer alias Richard<br />
Betz gleich mit einem ganzen<br />
Stapel Holz, einer Säge, und<br />
seinem dicksten Bohrer in der<br />
Winfriedschule an, um den<br />
Schülerinnen und Schülern<br />
der Einführungsphase im<br />
Rahmen der Berufsorientierungsstunde<br />
die beruflichen<br />
Möglichkeiten des Handwerks<br />
nahezubringen.<br />
Mit seinem engagierten<br />
Schauspiel fand Betz schnell<br />
Zugang zu den Schülerinnen<br />
und Schülern, die in einem<br />
Nachgespräch mit dem<br />
schauspielenden Zimmermann<br />
erfuhren, welcher Teil<br />
des Theaterstücks erfunden<br />
und welcher autobiografisch<br />
ist. Viele Fragen richteten sich<br />
an Betz‘ Auszubildende Emma<br />
Franke, die sich nach ihrem<br />
Abitur für eine Zimmererlehre<br />
Bafög, Berufsausbildungsbeihilfe (BAB), Bildungskredit:<br />
Welche Zuschüsse es für Azubis gibt<br />
entschieden hat und diese<br />
Entscheidung nicht bereut.<br />
Erstaunt nahmen die Zuhörer<br />
zur Kenntnis, dass Emma als<br />
Frau mit allgemeiner Hochschulreife<br />
längst kein Exot<br />
mehr in der Handwerkszunft<br />
ist, sondern dieses Berufsfeld<br />
infolge von Maschinisierung<br />
(körperliche Entlastung),<br />
Digitalisierung (komplexe<br />
Arbeitsprozesse) sowie besten<br />
Einstellungs- und Verdienstaussichten<br />
längst auch<br />
für Abiturienten beiderlei<br />
Geschlechts attraktiv ist.<br />
In der heimischen Innungsversammlung<br />
wird Richard Betz<br />
alias Paul Ballmer über seine<br />
Eindrücke an der Winfriedschule<br />
berichten und dadurch<br />
das Bild seiner Kollegen über<br />
die Abiturienten relativieren<br />
können…<br />
Azubis zählen in der Statistik zu den Schülern. Studenten und<br />
Schüler, die Anspruch auf Zahlungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz<br />
– kurz BAföG – haben, bekommen seit<br />
dem 1. August 2016 einen Höchstsatz von 738 Euro im Monat .<br />
Diejenigen, die BAföG erhalten, können bislang dauerhaft einen<br />
Minijob mit einem Einkommen bis zu 450 Euro ausüben, ohne<br />
dass dies zu einer Kürzung der Förderung führt. Zudem ist der<br />
Freibetrag beim Vermögen der Studenten und Schüler gestiegen.<br />
Er liegt nun bei 7.500 Euro statt wie bisher bei 5.200 Euro. Damit<br />
BAföG-Empfänger mit Kindern Ausbildung und Familie besser<br />
miteinander vereinbaren können und eine zusätzliche Betreuung<br />
zu Randzeiten sehr früh oder spät am Tag finanzieren können,<br />
bekommen sie einen Zuschuss von 130 Euro pro Kind.<br />
Von einer BAföG-Erhöhung profitieren nicht nur reguläre Vollzeit-Studenten.<br />
Auch Auszubildende haben unter bestimmten<br />
Voraussetzungen einen BAföG-Anspruch. Gefördert wird der<br />
Besuch von Berufsfachschulen, Fachschul-, Fachoberschul- und<br />
Berufsfachschulklassen und Berufsaufbauschulen. Wer eine<br />
schulische Ausbildung absolviert, kann dann einen Antrag auf<br />
die BAföG-Förderung stellen, wenn er bei Beginn der Ausbildung<br />
jünger als 30 Jahre ist. Die Höhe der monatlichen BAföG-Zahlungen<br />
hängt vor allem vom anrechenbaren Einkommen der Eltern<br />
ab. Liegt dieses Einkommen unterhalb bestimmter Freigrenzen,<br />
wird der BAföG-Höchstsatz gezahlt, ansonsten wird das Einkommen<br />
darauf angerechnet.<br />
Azubis, die eine betriebliche und überbetriebliche Ausbildung<br />
im sogenannten dualen System absolvieren, können statt BAföG<br />
eine staatliche Beihilfe beantragen: die sogenannte Berufsausbildungsbeihilfe<br />
(BAB). Voraussetzung für die Förderung ist, dass<br />
der Auszubildende nicht mehr bei den Eltern wohnt, weil der<br />
Ausbildungsbetrieb zu weit vom Elternhaus entfernt ist. Es wird<br />
von der Bundeagentur für Arbeit (BA) gezahlt.<br />
Die BAB wird über die gesamte Dauer der Ausbildung gezahlt.<br />
Der Antrag sollten bestenfalls vor Beginn der Lehre gestellt<br />
werden. Bei einer Bewilligung des Antrags wird das Geld nur<br />
rückwirkend bis zum Monat der Antragstellung gezahlt. Die<br />
Höhe der Förderung richtet sich laut Arbeitsagentur „nach der Art<br />
der Unterbringung“ - ob eigene Wohnung, Wohnheim oder bei<br />
einem Familienmitglied. Dabei werden das Einkommen des Auszubildenden<br />
ebenso wie das Jahreseinkommen der Eltern und<br />
eines möglichen Ehegatten oder Lebenspartners angerechnet.<br />
Neben den Förderungen, die nur teilweise als Darlehen vergeben<br />
werden, können Azubis auch einen Bildungskredit beantragen.<br />
Ein zinsgünstiger Bildungskredit (0,87 Prozent effektiver Jahreszins)<br />
wird von der Kreditanstalt für Wiederaufbau, der KfW, vergeben<br />
und kann auch hier beantragt werden. Einen Antrag auf<br />
Bildungskredit kann nur stellen, wer bereits volljährig ist. Deshalb<br />
wird er meist für die Finanzierung von ausbildungs- oder studienbedingten<br />
Praktika im In- und Ausland oder eine Zweit- oder<br />
Folgeausbildung genutzt. Das Kreditvolumen liegt bei maximal<br />
7.200 Euro und wird in monatlichen Raten von 100 bis 300 Euro<br />
ausgezahlt. Auf Wunsch ist auch eine Einmalzahlung von bis zu<br />
3.600 Eu ro für ausbildungsbezogene Auf wen dun gen wie etwa<br />
teure Arbeitsmaterialien möglich. Der Bildungskredit kann mit<br />
anderen Förderungen wie dem BAföG kombiniert werden.