SB_16.384NLP
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2012<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Berührungslose thermische<br />
Durchfluss-messverfahren<br />
zum geregelten Klebstoffauftrag<br />
hochviskoser<br />
Klebstoffe
Berührungslose thermische<br />
Durchfluss-messverfahren zum<br />
geregelten Klebstoff-auftrag<br />
hochviskoser Klebstoffe<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 16.384 N<br />
DVS-Nr.: 08.067<br />
Technische Universität Braunschweig<br />
Institut für Füge- und Schweißtechnik<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 16.364 B / DVS-Nr.: 09.071 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />
verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF im<br />
Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />
Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2012 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 221<br />
Bestell-Nr.: 170330<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-220-9<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
Danksagung 1<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse ....................................................................... 2<br />
2. Danksagung..................................................................................................................................... 3<br />
I Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................................... 3<br />
II Tabellenverzeichnis ......................................................................................................................... 5<br />
III Übersicht der verwendeten Abkürzungen ....................................................................................... 6<br />
3. Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung .................................................. 7<br />
4. Stand der Forschung ....................................................................................................................... 9<br />
4.1. Besonderheiten der Durchflussmessung von hochviskosen Klebstoffen ............................................... 9<br />
4.2. Physikalische Grundlagen ...................................................................................................................... 9<br />
4.3. Anemometrische Verfahren ................................................................................................................. 11<br />
4.3.1. Konstanttemperaturverfahren ...................................................................................................... 11<br />
4.3.2. Konstantstromverfahren .............................................................................................................. 12<br />
4.4. Kalorimetrische Verfahren .................................................................................................................... 12<br />
4.4.1. Aufwärmmethode ........................................................................................................................ 12<br />
4.5. Laufzeitverfahren ................................................................................................................................. 14<br />
5. Forschungsziel und Lösungsweg .................................................................................................. 16<br />
6. Untersuchungsmethoden und verwendete Klebstoffe .................................................................. 17<br />
6.1. Eingesetzte Versuchsklebstoffe ........................................................................................................... 17<br />
6.1.1. SikaForce 7752 (A-Komponente) ................................................................................................ 17<br />
6.1.2. SikaPower 497 ............................................................................................................................ 20<br />
6.2. Aufbau der Versuchsanlage ................................................................................................................. 21<br />
6.2.1. Aufbau der Dosieranlage ............................................................................................................. 21<br />
6.2.2. Messpunkte für die thermischen Sensoren ................................................................................. 23<br />
6.2.3. Genauigkeit der Dosieranlage ..................................................................................................... 23<br />
6.3. Verwendete Messtechnik zur Referenzmessung ................................................................................. 23<br />
6.3.1. Zahnradmesszelle ....................................................................................................................... 23<br />
6.3.2. Coriolismesszelle ........................................................................................................................ 25<br />
6.3.3. Elektronische Waage .................................................................................................................. 26<br />
6.4. Externe Steuerung der Applikationsanlage .......................................................................................... 26<br />
7. Beschreibung der Strömungsvorgänge und des thermischen Gleichgewichts ............................. 27<br />
7.1. Stofflicher Charakter von Klebstoffen ................................................................................................... 27<br />
7.2. Strömungsprofil .................................................................................................................................... 28<br />
7.3. Thermisches Gleichgewicht ................................................................................................................. 32<br />
8. Untersuchungen zur thermischen Messung nach dem Aufwärmverfahren .................................. 35<br />
9. Untersuchungen nach dem CTA-Verfahren .................................................................................. 37<br />
9.1. Heizdrahtsensor ................................................................................................................................... 37<br />
9.2. 1-Punkt-Messungen ............................................................................................................................. 38<br />
9.2.1. 1-Punkt-Messung nach dem CTA-Verfahren im Druck-System .................................................. 41<br />
9.2.2. 1-Punkt-Messung nach dem CTA-Verfahren in der Dosierdüse .................................................. 45
Danksagung 2<br />
9.2.3. 1-Punkt-Messung mit Medientemperaturkompensation .............................................................. 57<br />
10. Wirtschaftliche Bedeutung der angestrebten Forschungsergebnisse ....................................... 64<br />
11. Beabsichtigter Transfer der angestrebten Forschungsergebnisse ........................................... 65<br />
12. Durchführende Forschungsstellen ............................................................................................ 66<br />
13. Schlussbemerkung .................................................................................................................... 67<br />
14. Literaturverzeichnis ................................................................................................................... 70
Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung 7<br />
3. Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung<br />
Die Dosierung von Klebstoffen stellt innerhalb des Prozessablaufs beim Kleben einen wesentlichen<br />
Arbeitsschritt dar, der einer besonderen Beachtung unterzogen werden muss.<br />
Überdosierungen führen zu erheblichen Nacharbeiten, was die Klebtechnologie zum einen<br />
unwirtschaftlich macht, zum anderen infolge der hier eingesetzten Lösemittel mit erheblichen<br />
Belastungen von Mensch und Umwelt verbunden ist. Unterdosierungen führen zu Produktmängeln<br />
wie Undichtigkeiten, können aber auch ein erhebliches Sicherheitsproblem darstellen.<br />
Der Auftrag einer exakten Klebstoffmenge pro Zeit- bzw. Längen- oder Flächeneinheit,<br />
unabhängig von den Umgebungsbedingungen und somit auch von der Viskosität des Klebstoffs,<br />
setzt ein geregeltes Auftragssystem voraus.<br />
Die Durchfluss- bzw. Geschwindigkeitsmessung findet kurz vor dem Klebstoffauftrag statt.<br />
Volumetrische Durchflussmesszellen, z. B. Zahnradmesszellen, arbeiten berührend im Klebstoffsystem.<br />
Nachteilig sind bei diesen Messverfahren die Verschmutzungsgefahr der Messzellen<br />
und die hohen Druckverluste, die beim Durchströmen der Messzellen auftreten. In den<br />
Zahnflanken kann sich Klebstoff ablagern, wodurch sich das Messvolumen pro Zahn verringert<br />
und zu einem Messfehler führt. Weiterhin ist die Reinigung solcher Durchflussmesszellen<br />
aufwändig, da die Messzellen vollständig demontiert werden müssen. Ein weiterer Nachteil<br />
bei großen Zahnradzählern, die zur Verringerung von Druckverlusten eingesetzt werden,<br />
ist das hohe Gewicht von bis zu 100 kg. Hinzu kommt, dass physikalische Eigenschaften,<br />
wie z. B. Dichte und Viskosität in Abhängigkeit von Druck und Temperatur nicht berücksichtigt<br />
werden, so dass Änderungen dieser Klebstoffeigenschaften im Prozess zwangsläufig zu<br />
einer Falschdosierung führen. Aus diesen Gründen sind Durchflussmesstechniken ohne mechanisch<br />
bewegte Teile im Volumenstrom für den Einsatz in der Klebtechnik besonders interessant.<br />
In der Vergangenheit sind verschiedene Messprinzipien (z. B. Coriolis, Ultraschall,<br />
Druckdifferenz) daraufhin untersucht worden, ob sie den Anforderungen einer Durchflussmessung<br />
für hochviskose Klebstoffe genügen (Institut für Füge- und Schweißtechnik, 2008).<br />
Hierbei lag der Fokus auf den Messgenauigkeiten, der Integrierbarkeit in Durchflussregelkreise<br />
und etwaigen Klebstoffschädigungen. Es konnte in diesem Projekt gezeigt werden,<br />
dass Coriolis-Messzellen für die Durchflussmessung hochviskoser Klebstoffe trotz der<br />
schwierigen Randbedingungen einer Klebstoffdurchflussmessung im Hinblick auf geringe<br />
Druckverluste, Messfehler und die integrale Messbarkeit der Klebstoffdichte sehr gut geeignet<br />
sind. Nachteilig an dieser Messtechnik ist der relativ hohe Preis solcher Messzellen. Der<br />
größte Nachteil dieses Messprinzips ist die hohe Empfindlichkeit gegenüber Bewegungen<br />
und Schwingungen. Die Messrohre werden zur Bestimmung des Massedurchflusses in<br />
Schwingung bzw. Resonanz versetzt. Die sich ergebende Phasenverschiebung ist proportional<br />
zum Massedurchfluss. Wird die Messzelle bewegt oder beschleunigt, z. B. an einem Roboter,<br />
so wird die Messung verfälscht. Bei einem automatisierten Auftrag muss die Messeinheit<br />
daher räumlich fest montiert sein. Dies schränkt die Anwendbarkeit trotz aller interessanten<br />
Eigenschaften deutlich ein.<br />
Durchflussmessverfahren wie Ultraschall fallen aufgrund der starken Dämpfung hochviskoser<br />
Medien aus dem Anwendungsbereich. Die eingekoppelten Signale werden so stark gedämpft,<br />
dass sie nicht mehr bei einem Empfänger ankommen. Auch das MID-Verfahren, d.<br />
h. die magnetisch-induktive Durchflussmessung lässt sich aufgrund der Nichtleitfähigkeit<br />
konventioneller Klebstoffe nicht zum Messen einsetzen.
Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung 8<br />
Beim Einsatz von Kolbendosiersystemen und sehr geringen Leitungslängen nach dem<br />
Dosierer lässt sich eine Regelung recht einfach durch die Erfassung der Kolbenbewegung<br />
bewerkstelligen. Hier bestehen jedoch im Hinblick auf die Anwendung infolge von Einschränkungen<br />
bezüglich Bauraum und Auftragsmenge erhebliche Restriktionen, so dass häufig<br />
andere Dosiersysteme wie z. B. Zahnraddosierer, zum Einsatz kommen. Hier muss auch<br />
infolge des auftretenden Schlupfes mit einer Durchfluss-Sensorik gearbeitet werden. Zudem<br />
zeigen sich in der Praxis Probleme bei einer Verstopfung der Auftragsdüse bei kleinen<br />
Schussgewichten. Diese Verstopfung wird erst nach einigen Dosierschritten erkannt, da der<br />
Kolbenweg nicht in der nötigen Feinheit aufgelöst wird.<br />
Der Wunsch der Industrie und hier vor allem der KMU nach einer bezahlbaren Verbesserung<br />
der Klebstoffauftragsqualität durch Auftragsregelung ohne die geschilderten Nachteile bisheriger<br />
Lösungen führte zu Untersuchungen weiterer geeigneter Durchflussmessprinzipien. Als<br />
weitere potenzielle Verfahren zur Massedurchflussmessung mit geringen Druckverlusten bei<br />
hochviskosen Klebstoffen und unter Berücksichtigung der genannten Randbedingungen stehen<br />
die thermischen Durchflussmessverfahren auf Basis der Kalorimetrie und des Laufzeitverfahrens<br />
zur Verfügung. Die thermische Durchflussmessung wird bereits im Bereich der<br />
Luft- und Gasmessung, also bei geringen Viskositäten, eingesetzt. Die thermische Massedurchflussmessung<br />
ermöglicht eine weitgehend berührungslose Messung, lediglich der<br />
Thermosensor mit dem Heizelement befindet sich im Massestrom. Diese Elemente sind im<br />
Messrohr eingeschraubt, was eine einfache Reinigung ermöglicht. Durch dünne Heiz- und<br />
Thermoelemente und große Rohrquerschnitte sind die erwarteten Druckverluste gering. Im<br />
Fall einer kalorimetrischen Durchflussmessung ist der Massedurchfluss proportional zur<br />
Heizleistung. Vorteil der Kalorimetrie im Vergleich zum Coriolis-Messprinzip ist die Möglichkeit<br />
eines bewegten Einsatzes, z. B. auf einem Roboter montiert, da das thermische Messverfahren<br />
unempfindlich(er) gegenüber Stößen und Bewegungen ist.<br />
Zudem verspricht die thermische Durchflussmessung eine deutliche Verkleinerung des<br />
Messaufbaus, so dass ein Einsatz der Messtechnik in der Düse einer Auftragseinheit möglich<br />
wird und dadurch neue Möglichkeiten zur Regelung von Dosieranlagen eröffnet.
Stand der Forschung 9<br />
4. Stand der Forschung<br />
Die verfügbare Literatur zur Darstellung des Standes der Forschung bezieht sich auf die<br />
thermische Messung in niederviskosen, Newton‘schen Medien wie Gasen oder Wasser. Es<br />
ist dabei zu beachten, dass bei den in diesem Projekt betrachteten Strömungsverhältnissen<br />
(Schleichströmung) grundlegend andere Verhältnisse in der Grenzfläche vorliegen. Gerade<br />
bei der Einordnung der dimensionslosen Beschreibungsansätze sind hier die Voraussetzungen<br />
für eine Übertragung nur bedingt gegeben.<br />
4.1. Besonderheiten der Durchflussmessung von hochviskosen Klebstoffen<br />
Im Vergleich zu Volumenstrommessungen anderer Medien sind die Strömungsgeschwindigkeiten<br />
von Klebstoffen in den Leitungen (bzw. im Messrohr) von Applikationseinrichtungen in<br />
der Regel gering, sie liegen häufig unter 0,1 m/s und bewegen sich damit im unteren Messbereich<br />
handelsüblicher Durchflussmesssensoren. Im Weiteren sind die spezifische Wärmekapazität<br />
von 1,1 J/gK (Wasser: 4,2 J/gK) und die Wärmeleitung von ca. 0,5 W/mK (Luft:<br />
0,02 W/mK) zu nennen. Die Applikationsmengen liegen im Bereich von wenigen 100 cm³/min<br />
und sind diskontinuierlich, d. h. bei einem Klebstoffauftrag sind durch die Messverfahren Einschwingvorgänge<br />
zu berücksichtigen. Weiterhin weisen Klebstoffe stark unterschiedliche<br />
hydraulische, rheologische, chemische und physikalische Eigenschaften auf, die zudem zeitund<br />
temperaturabhängig sein können. Ein weiteres Problem bei der Verarbeitung von hochviskosen<br />
Klebstoffen ist, dass sich diese an Rohrleitungen, Schläuchen, an den Wänden von<br />
Messzellen (Coriolismesszellen), Messaufnehmern, wie z. B. Heizelementen und Temperatursensoren,<br />
ablagern und Messungen verfälschen können.<br />
4.2. Physikalische Grundlagen<br />
Das Prinzip zur thermischen Strömungsmessung beruht auf dem Wärmetransport von einem<br />
elektrisch erwärmten Körper in das umgebende Medium in Abhängigkeit von der Relativgeschwindigkeit<br />
zwischen beiden.<br />
Abbildung 1: Wärmeableitung einer zylindrischen Sonde infolge von Anströmung (nach Fiedler, 1992)<br />
Abbildung 1 zeigt die Wärmeableitung von einer stromdurchflossenen zylindrischen Sonde,<br />
deren Achse senkrecht zur Strömungsrichtung steht. Bei nicht zu kleiner Strömungsge-