08.04.2020 Aufrufe

SB_16.558NLP

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2012<br />

Abschlussbericht<br />

DVS-Forschung<br />

Systematische<br />

Untersuchung der<br />

Eigenschaften gelöteter<br />

Fügeverbunde mit<br />

anwendungsrelevanten<br />

Prüfverfahren II


Systematische Untersuchung der<br />

Eigenschaften gelöteter<br />

Fügeverbunde mit<br />

anwendungsrelevanten<br />

Prüfverfahren II<br />

Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />

IGF-Nr.: 16.558 N<br />

DVS-Nr.: 07.062<br />

Technische Universität Dortmund Lehrstuhl für<br />

Werkstofftechnologie Fakultät Maschinenbau<br />

RWTH Aachen University Institut für<br />

Oberflächentechnik im Maschinenbau<br />

Förderhinweis:<br />

Das IGF-Vorhaben Nr.: 16.558 N / DVS-Nr.: 07.062 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />

verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF im<br />

Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages gefördert.


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />

unter: http://dnb.dnb.de<br />

© 2012 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />

DVS Forschung Band 231<br />

Bestell-Nr.: 170340<br />

I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-230-8<br />

Kontakt:<br />

Forschungsvereinigung Schweißen<br />

und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />

T +49 211 1591-0<br />

F +49 211 1591-200<br />

forschung@dvs-hg.de<br />

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />

vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Zusammenfassung 2<br />

2 Änderungen/Anpassungen gegenüber dem ursprünglichen<br />

Arbeitsplan aufgrund von Anregungen und Empfehlungen vom<br />

projektbegleitenden Ausschuss (PA) und in Übereinstimmung<br />

mit dem PA 3<br />

3 Zusammensetzung des Projekt begleitenden Ausschusses 4<br />

4 Forschungsthema 8<br />

5 Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche<br />

Problemstellung 8<br />

5.1 Anlass für den Forschungsantrag 8<br />

5.2 Ausgangssituation 8<br />

5.3 Stand der Forschung und Technik 9<br />

6 Forschungsziel/Forschungsergebnisse/Lösungsweg 10<br />

6.1 Forschungsziel 10<br />

6.2 Angestrebte Forschungsergebnisse 11<br />

6.3 Lösungsweg zur Erreichung des Forschungszieles 11<br />

6.3.1 Projektpakete 12<br />

6.3.2 Prüfmethoden und zu untersuchende Lot- und Grundwerkstoffe 13<br />

6.4 Lötung der Zug- und Scherzugproben 17<br />

6.5 Gefüge der gelöteten Proben 22<br />

6.6 Potentiostatische Messungen mit wässerigen Medien 35<br />

6.7 TGA-Untersuchungen 37<br />

6.8 Korrosionsuntersuchungen in der Klimakammer 40<br />

6.9 Quasistatische Zug- und Scherzugversuche 42<br />

6.10 Quasistatische Zugversuche nach Korrosionsangriff im<br />

Kondenswassertest 52<br />

6.11 Quasistatische Zugversuche nach Heißgaskorrosionsangriff 54<br />

6.11.1 Grundwerkstoff 55<br />

6.11.2 Lötnaht 55<br />

6.11.3 Zugfestigkeit 60<br />

6.12 Dynamisches Verhalten ohne Korrosionsangriff 61<br />

6.13 Dynamisches Verhalten nach dem Korrosionsangriff 69<br />

6.14 Ermittlung der thermomechanischen Kennwerte 70<br />

6.14.1 Ermittlung der E-Moduln der Grund- und Lotwerkstoffe 71<br />

6.14.2 Ermittlung der Wärmeausdehnungskoeffizienten 73<br />

6.14.3 Ermittlung der Wärmeleitfähigkeiten 78<br />

6.14.4 Ermittlung der Fliesskurven 80<br />

6.15 Simulation der gelöteten Zugproben mit Lötfehlern 82<br />

Seite 6 von 132


6.15.1 Einbauen von Lötfehlern 83<br />

6.15.2 Validierung der Simulation 89<br />

6.15.3 Anpassung der Vernetzungsstrategie 94<br />

6.15.4 Parameterstudie – konzentrierte Gasporen 107<br />

7 Wirtschaftliche Bedeutung des Forschungsthemas für kleine<br />

und mittlere Unternehmen (kmU) 114<br />

8 Innovativer Beitrag und industrielle Anwendungsmöglichkeiten<br />

der angestrebten Forschungsergebnisse 114<br />

9 Publikationen 115<br />

10 Geplante Publikationen 115<br />

11 Einschätzung zur Realisierbarkeit des vorgeschlagenen und<br />

aktualisierten Transferkonzepts 115<br />

12 Durchgeführter Plan zum Ergebnistransfer in die Wirtschaft 117<br />

13 Literaturquellen 119<br />

14 Internetquellen 121<br />

15 Abbildungsverzeichnis 121<br />

16 Tabellenverzeichnis 131<br />

Seite 7 von 132


4 Forschungsthema<br />

Systematische Untersuchung der Eigenschaften gelöteter Fügeverbunde mit anwendungsrelevanten<br />

Prüfverfahren II<br />

5 Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung<br />

Ausgangspunkt des Projektes war die Problematik, dass zu wenige und nur schlecht auf<br />

reale Bauteile übertragbare Daten zu den Festigkeiten von Lotwerkstoffen existierten.<br />

Zudem werden diese stark von den Lötbedingungen beeinflusst.<br />

5.1 Anlass für den Forschungsantrag<br />

Das Löten bietet zahlreiche allgemein bekannte Vorteile gegenüber anderen Fügetechnologien,<br />

so dass es in zahlreichen Bereichen genutzt wird. Ein klarer Nachteil<br />

ergab sich jedoch aus dem Mangel an Kenndaten zu Lotwerkstoffen und gelöteten<br />

Verbindungen sowie der fehlenden Möglichkeit, diese auf reale Bauteile und Belastungen<br />

zu übertragen. So wird die Festigkeit von Fügeverbunden durch eine Vielzahl<br />

miteinander in Wechselwirkung stehender Faktoren, wie z. B. die Lötspaltgeometrie,<br />

beeinflusst. Die Simulation wurde als Werkzeug im Bereich der Löttechnologie nur<br />

selten eingesetzt. Aus den deshalb notwendigen Vorversuchen und der damit häufig<br />

verbundenen Unsicherheit beim Anwender ergaben sich klare wirtschaftliche Nachteile<br />

für das Löten als Fügetechnologie, die dessen Einsatz in der industriellen Praxis häufig<br />

erschweren bzw. in einigen Fällen sogar verhinderten. Ein erster wichtiger Schritt hin<br />

zur Lösung dieses Problems konnte mit dem IGF-Vorhaben Nr. 15.113 N (Laufzeit<br />

01.07.2007-30.06.2009) geleistet werden. Hier wurden die Festigkeiten gelöteter<br />

Fügeverbunde bei quasistatischer und thermischer Belastung untersucht und simuliert.<br />

In der Praxis liegen neben diesen Belastungsarten meist jedoch zusätzlich sowohl<br />

dynamische Belastungen als auch korrosive Angriffe vor, die in diesem Vorhaben<br />

berücksichtigt werden. Weiterhin ist eine Übertragung der Ergebnisse auf weitere Lotund<br />

Grundwerkstoffkombinationen erstrebenswert gewesen, um eine universelle<br />

Anwendbarkeit der erarbeiteten Methodiken zu demonstrieren. Zahlreiche industrielle<br />

Nachfragen zu der beschriebenen Thematik zeigten den deutlichen Forschungsbedarf<br />

zur verlässlichen Ermittlung und Simulation der Eigenschaften gelöteter Fügeverbunde.<br />

5.2 Ausgangssituation<br />

Allgemein existierte im gesamten Bereich der Löttechnik ein deutlicher Mangel an<br />

verlässlichen und übertragbaren Werkstoffkenndaten, universellen Prüfmethoden und<br />

etablierten Simulations- und Modellierungstools. Bisherige Prüfverfahren erlaubten<br />

keine Übertragbarkeit auf andere Löt- oder Prüfbedingungen. FEM-Betrachtungen –<br />

sofern überhaupt genutzt – beschränkten sich meist auf die Analyse der beim Abkühlprozess<br />

auftretenden Eigenspannungen. Jedoch wurden in vorangegangenen Forschungsprojekten<br />

Methoden zur Ermittlung verlässlicher Kenndaten entwickelt und<br />

angewendet. Sowohl in realen Versuchen als auch in der Simulation wurden die<br />

mechanischen Eigenschaften unter quasistatischer, mehrachsiger Beanspruchung bei<br />

Temperaturen bis hin zu 600 °C erfolgreich untersucht. Die Werkstoffkenndaten,<br />

Methoden und Modelle wurden so ermittelt bzw. gestaltet, dass sie für die weitere<br />

Forschungsarbeit genutzt werden können.<br />

Seite 8 von 132


5.3 Stand der Forschung und Technik<br />

Die Eigenschaften einer Lötverbindung werden durch zahlreiche Faktoren bestimmt.<br />

Auch wenn die einzelnen Faktoren größtenteils bekannt sind, ergibt sich aus ihrem<br />

komplexen Zusammenspiel eine besondere Herausforderung bei der Vorhersage der<br />

Eigenschaften gelöteter Fügeverbunde. Hauptfaktor sind die verwendeten Lot- und<br />

Grundwerkstoffe. Die Festigkeit des Lotwerkstoffs bestimmt in der Regel maßgeblich<br />

die Festigkeit der Lötverbindung [Aws07]. Zu beachten ist dabei jedoch, dass die<br />

Eigenschaften des Lötgutes aufgrund des Lötprozesses und der damit verbundenen<br />

Diffusionsvorgänge von denen des Lotes im Ausgangszustand abweichen können.<br />

Weiter hat die Festigkeit des Grundwerkstoffs selbst aufgrund der Stützwirkung bei<br />

kleinen Spaltbreiten einen signifikanten Einfluss auf die Festigkeit des Fügeverbundes.<br />

Auch nach dem Lötprozess ergeben sich weitere Einflussfaktoren, wie z. B. höhere<br />

Einsatztemperaturen und korrosive Schädigungen auf die Belastbarkeit gelöteter Fügeverbunde.<br />

Sie führen allgemein zu einer Abnahme der Festigkeit. Die Art der mechanischen<br />

Beanspruchung – in der Realität meistens dynamisch – hat wesentlichen Einfluss<br />

auf die Festigkeit der Lötverbindung [Hen11]. Da dynamische Belastungen im<br />

Allgemeinen zu einem Versagen bei niedrigeren Spannungen als quasistatische führen<br />

[Ask96], ist die Untersuchung von Lötverbindungen unter dynamischen Belastungen<br />

für die Auslegung von entsprechenden Bauteilen notwendig.<br />

Ein FE-Modell zur Ermittlung der Spannungen nicht nur infolge des Abkühlvorgangs<br />

nach erfolgter Lötung [Eig99 und Sch97], sondern auch infolge einer externen Last<br />

unter Berücksichtigung der thermisch induzierten Spannungen wurde in früheren<br />

Forschungstätigkeiten erfolgreich erstellt und anhand einer Vielzahl von Lötungen<br />

validiert [Bob10.1]. Dabei wurden elastisch-plastische Werkstoffmodelle unter Berücksichtigung<br />

der Temperaturabhängigkeit der Materialparameter eingesetzt, um eine<br />

möglichst hohe Übereinstimmung zwischen den realen Mess- und den berechneten<br />

Werten zu erhalten. Zur Abbildung der im Lötprozess entstandenen Phasen aufgrund<br />

von Wechselwirkungen zwischen Lot- und Grundwerkstoff wurden zwei Lösungswege<br />

verfolgt. Einerseits wurden über den gesamten Lötspalt konstante Werkstoffeigenschaften<br />

angenommen, die aus den experimentell ermittelten Messwerten errechnet<br />

wurden (Bild 1a). Auf der anderen Seite wurde ein Ansatz verfolgt, bei dem die Phasen<br />

innerhalb des Modells abgebildet wurden (Bild 1b). Bei diesem Ansatz bekommt der<br />

Konstrukteur einen genaueren Einblick über die Stellen, an denen die Spannungsspitzen<br />

besonders hoch sind und an denen gleichzeitig ein Bauteilversagen potenziell<br />

initiiert wird. Dabei war die Genauigkeit der berechneten Spannungen unmittelbar<br />

abhängig von der möglichst realen Abbildung des Materialverhaltens.<br />

Seite 9 von 132


GW<br />

Lötbereich<br />

GW<br />

Grundwerkstoff<br />

Diffusionszone<br />

Lot<br />

Diffusionszone<br />

Grundwerkstoff<br />

a) homogenes Modell b) Modell mit Zwischenphasen<br />

Bild 1:<br />

Innerhalb der Simulation zugrunde gelegte Geometriemodelle zur Abbildung<br />

der Fügezone<br />

Somit ist die Kenntnis über die thermischen und mechanischen Eigenschaften der<br />

beteiligten Grund- und Lotwerkstoffe sowie ggf. über die einzelnen Lötgutphasen zur<br />

Vorhersage der Eigenschaften von Lötverbindungen erforderlich. Im Einzelnen werden<br />

folgende Kennwerte, jeweils in Abhängigkeit von der Temperatur, benötigt: Wärmeleitfähigkeit,<br />

Wärmeausdehnungskoeffizient, Fließkurve und E-Modul. Im Rahmen des<br />

IGF-Vorhabens Nr. 15.113 N wurden Methoden zur Herstellung geeigneter Proben<br />

und zur Ermittlung der Kennwerte entwickelt und erfolgreich angewendet. Diese<br />

Methoden und die für vier Grund- und vier Lotwerkstoffe ermittelten Daten können als<br />

Basis für die zukünftige Forschung genutzt werden.<br />

6 Forschungsziel/Forschungsergebnisse/Lösungsweg<br />

Ziel des Projektes war es, für ausgewählte Werkstoffkombinationen verlässliche<br />

Anwendungsdaten zu ermitteln und mit einer neuen Modellierungsmethodik die<br />

Möglichkeit zu schaffen, die mechanische Belastbarkeit von Lötverbunden vorhersagen<br />

zu können. Die Ergebnisse sollten in geeigneter Form dem Anwender zugänglich<br />

gemacht werden, um so in der Praxis in der Konstruktion eingesetzt werden zu können.<br />

6.1 Forschungsziel<br />

Ziel des Forschungsvorhabens war es, dem Anwender zu ermöglichen, die Festigkeit<br />

und Lebensdauer von gelöteten Fügeverbunden bei quasistatischer und dynamischer<br />

Belastung sowie bei unterschiedlichen Betriebstemperaturen und nach korrosiver<br />

Schädigung vorherzusagen. Hierzu war die Simulation in der Löttechnik als Hilfsmittel<br />

anzuwenden und weiterzuentwickeln. In diesem Projekt sollten vorhandene Materialmodelle<br />

so verbessert werden, dass unterschiedlichste Belastungen simuliert und<br />

Einflussfaktoren wie Lötspaltgeometrien und Mehrphasigkeit des Lötgutes berücksichtigt<br />

werden konnten. Die thermischen und mechanischen Kennwerte für die Löttechnologie<br />

typischer Werkstoffe sollten ermittelt und umfangreiche mechanische<br />

Prüfungen sowie Korrosionstests durchgeführt werden, um neben wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen dem Anwender verlässliche Daten liefern zu können.<br />

Seite 10 von 132

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!