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MONEYINSIDE<br />

Foto: S. Ugurlu/FOCUS-MONEY<br />

Wenn Politik Ökonomie schlägt<br />

Die neue Prognose des Internationalen Währungsfonds benennt<br />

eindeutig die Region unter den industriellen Zonen der Welt, der<br />

der stärkste Corona-Rückschlag droht: die Euro-Zone. Deutschlands<br />

Wirtschaftsleistung sinkt nach der Prognose in diesem Jahr um sieben<br />

Prozent, Spanien (acht Prozent Einbuße) und Italien (Kontraktion<br />

um 9,1 Prozent) trifft es demnach noch härter.<br />

Umso gravierender ist es, dass politische Gründe es verhindern,<br />

das wirtschaftlich Richtige zu tun. Der Europäische Stabilitätsmechanismus<br />

(ESM) kann Italien oder Spanien günstige Kredite<br />

in Höhe von bis zu zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung geben.<br />

Italiens Regierung lässt aber durchblicken, dass sie darauf nicht zurückkommen<br />

will, obwohl das Geld praktisch ohne Vorbedingungen<br />

verfügbar wäre. Die Linksregierung fürchtet unter anderem die<br />

oppositionelle Lega, die Rom vorwerfen würde, ein Schulden-Diktat<br />

aus Brüssel und Berlin akzeptiert zu haben.<br />

So führt Politik zu Denkverboten. Kaum auszumalen, wie ein Vorschlag<br />

von Hans Albrecht, Chairman der internationalen Organisation<br />

Global Bridges, in Italien aufgenommen werden dürfte – obwohl<br />

er klarstellt: „Wir können nicht über unserer Wirtschaft einen<br />

riesigen Rettungsschirm spannen und viele unserer Partner in der<br />

Euro-Zone im Regen stehen lassen. Das wäre unsolidarisch, unmenschlich<br />

und würde den Zusammenhalt der europäischen Union<br />

gefährden.“ Zunächst dekliniert er verschiedene Lösungsansätze<br />

durch, etwa die Euro-Bonds, die Italiens Premier Conte so vehement<br />

fordert. Diese Anleihen sollen bekanntlich alle Mitglieder der Euro-<br />

Zone gemeinschaftlich begeben, bedienen und dafür haften. „Das<br />

bedeutet, dass alle Emittenten jeweils pro rata Zinsen zahlen und<br />

die Bonds bei Fälligkeit zurückführen müssen“, so Albrecht, bekannt<br />

geworden als Geschäftsführer einer Beteiligungsgesellschaft. Können<br />

das einige Staaten nicht leisten, verbleiben die Lasten bei den<br />

Leistungsfähigen. Und bereits jetzt sind einige Euro-Mitgliedsstaaten<br />

überfordert – das ist ja gerade der Grund für die Forderung nach Euro-Bonds.<br />

Deutschland und die Niederlande, so Albrecht, gingen in<br />

diesem Fall hohe Risiken ein – „während alle Erträge der Rettung<br />

bei denjenigen anfallen, die zunächst gar nichts für diese Kredite<br />

bezahlen und die auch nur zum Schein haften“. Denn wenn ein<br />

Land in Not heute schon seine eigenen Aufgaben nicht allein zahlen<br />

könne: „Wie soll es dann, wenn die Rettung nicht gelingt, im<br />

Ernstfall Bonds zurückführen können?“<br />

Den Ausweg nennt Albrecht „Hilfe durch Beteiligung“ und ruft<br />

in Erinnerung, dass das der Weg sei, auf dem in der Regel die<br />

EU-Kommission besteht – wie nach der Finanzkrise bei der deutschen<br />

WestLB. Beteiligung bedeutet, Industrien zu retten, dadurch<br />

Arbeitslosigkeit zu senken, das Steueraufkommen zu erhöhen,<br />

Rückstellungen für faule Kredite bei Banken abzubauen –<br />

das gibt den Staaten Luft und verschafft den nationalen<br />

Regierungen Spielräume, sogar für Wahlgeschenke.<br />

Das Problem: Alteigentümer verlieren Anteile, Einfluss<br />

und den Anteil an einem etwaigen späteren Gewinn.<br />

„Diejenigen in Not bekommen hier zwar sehr große<br />

Chancen, aber sie müssen dafür erhebliche Einschränkungen<br />

in Kauf nehmen. Die Retter müssen zwar zahlen,<br />

bekommen dafür aber auch etwas.“ Während bei<br />

FOCUS-MONEY <strong>18</strong>/<strong>2020</strong><br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Ihre Gesundheit ist uns wichtig, vor allem in dieser ungewissen<br />

Zeit. Lesen Sie FOCUS-MONEY deshalb in den nächsten Wochen sicher<br />

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Bleiben Sie gesund!<br />

Ihr Frank Mertgen<br />

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(Montag bis Freitag in der Zeit von 9 Uhr bis <strong>18</strong> Uhr)<br />

Die Datenschutzhinweise finden Sie unter www.focus-abo.de/datenschutz<br />

Frank Mertgen,<br />

stellv. Chefredakteur<br />

Euro-Bonds im Zweifel erst einmal möglichst große Summen gefordert<br />

werden, wird im Fall einer Beteiligung eher nur gefordert, was<br />

unerlässlich ist – niemand will zu viel Renditechance abgeben.<br />

Der Experte sieht sehr genau, „dass auf diesem Weg Deutschland<br />

derzeit Beteiligungen zur Unzeit erwerben und damit möglicherweise<br />

wie eine Heuschrecke profitieren würde“. Was tun, um keinen Profit<br />

aus dem Leid anderer zu ziehen, aber zugleich sicherzustellen,<br />

dass Hilfe auf das Notwendige begrenzt wird? Der Vorschlag: „Wenn<br />

man jedem, der verwässert wurde, das Recht einräumt, zum Beispiel<br />

zehn Jahre lang jederzeit seine Anteile mit nur sehr geringem Aufschlag<br />

(z. B. ein Prozent) zurückzukaufen, wäre das Problem gelöst.“<br />

Deutschland würde in diesem Fall an der Rettung praktisch nichts<br />

verdienen, der Rückfluss der Hilfsgelder wäre indes weitaus wahrscheinlicher.<br />

„Denn sobald die Rettung gelingt und die Anteile auch<br />

nur ein bisschen mehr wert werden, als wir jetzt bezahlen, werden<br />

unsere Partner bei uns Schlange stehen, um ihre Anteile zurückzukaufen.<br />

So wandeln wir die Last, zurückzahlen zu müssen, in die<br />

Lust, zurückkaufen zu dürfen.“ Nebenbei besteht für die Geldgeber<br />

auch ein Mitspracherecht bei der Mittelverwendung – und die<br />

unerlässliche Akzeptanz in Deutschland dürfte auch erreichbar sein:<br />

„Es kann nicht sein, dass wir deutsche Haushalte belasten, um Mittel<br />

aufzubringen für die Rettung Italiens, während dessen sehr viel<br />

reichere Haushalte ungeschoren bleiben.“ Im Durchschnitt haben<br />

italienische Haushalte nämlich mehr Vermögen als deutsche.<br />

Und jetzt das politische Problem: Noch so gut durchdachte Konzepte<br />

haben keine Chance, wenn sie zum Tabu erklärt werden – was<br />

bei diesem Beteiligungsansatz zu befürchten ist. Was es auf der anderen<br />

Seite bedeutet, wenn aus politischen Gründen wirtschaftliche<br />

Grundtatsachen bewusst übergangen werden, hat die Bundesrepublik<br />

bereits zweimal erfahren: bei den Kosten der Wiedervereinigung<br />

– und des Euro.<br />

3


MONEYINHALT<br />

Nr. <strong>18</strong> / 22. April <strong>2020</strong> www.money.de<br />

MONEYTITELTHEMA<br />

32 Interview: „Mr. Dax“ Dirk Müller über Inflation,<br />

billiges Geld, Gold, Aktienkurs-Explosion und die<br />

Krise als Chance<br />

38 Inflation: Steigende Preise bei Minizinsen – für<br />

Aktionäre kündigen sich goldene Zeiten an<br />

40 Lastenausgleich: Der Mittelstand wird für die<br />

Kosten der Krise blechen müssen – mal wieder<br />

41 Schulden-Union: Gemeinschaftsanleihen sind<br />

riskant und unnötig<br />

42 Freiheit: Covid-19 ist der neueste Vorwand, um die<br />

Freiheitsrechte der Bürger zu beschneiden<br />

42 Schuldenorgie: Unternehmen, Privathaushalte und<br />

Staaten rutschen immer weiter in die roten Zahlen<br />

– ein Pulverfass<br />

43 Monopolisierung: Die Kleinen bangen um ihre<br />

Existenz, die Großen und Starken profitieren<br />

maximal<br />

44 Globalisierung: Corona als herber Rückschlag für<br />

den Welthandel<br />

45 Dominoeffekt: Warum es nach hinten losgeht,<br />

wenn Mieten und Rechnungen nicht bezahlt<br />

werden<br />

45 Gold: Goldbarren und -münzen sind knapp – warum<br />

es jetzt zu einer Kaufpanik kommen kann<br />

46 Home-Office: Die Krise fördert die Kostenvorteile des<br />

Arbeitens zu Hause zutage<br />

32<br />

Titel: The Day after Corona<br />

„Dieser Crash ist the Big One“ – „Mr. Dax“ Dirk Müller<br />

im exklusiven FOCUS-MONEY-Interview. Der Börsen-<br />

Experte erklärt, warum dieser Crash alles in den<br />

Schatten stellt. Plus: Was kommt nach der Corona-<br />

Krise? Von Schuldenorgien und Inflation über den Sieg<br />

der Monopole bis zum Home-Office<br />

12<br />

Heiß und schwarz<br />

Fehlende Nachfrage, Rezessionsängste<br />

und Überproduktion: In<br />

der Corona-Krise wird Öl zum<br />

politischen Spielball. Wie<br />

Anleger die hohen Preisschwankungen<br />

nutzen können<br />

MONEYMAKER<br />

6 Sentiment: Acatis-Stratege Stefan Riße erläutert,<br />

was aktuell die Stimmungsindikatoren über die<br />

Perspektiven der Märkte aussagen<br />

8 Chartanalyse: Dax mit Erholungspotenzial,<br />

S&P-500 im Aufwärtstrend<br />

10 Kolumne: Tilmann Galler über die Verwerfungen<br />

auf dem Ölmarkt und die Folgen<br />

12 Öl-Analyse: Wie es mit den Preisen weitergeht und<br />

wie Anleger die hohen Preisschwankungen für sich<br />

nutzen können<br />

16 Sicherheitsdepot: Der FOCUS-MONEY-Korb mit<br />

sechs Werten schlägt den MSCI-Welt-Index – bei<br />

geringeren Schwankungen<br />

20 Heidelberg Pharma: Heiße Wette auf einen Wirkstoff<br />

gegen Corona – vor allem aber auf Krebsmedizin<br />

24 Diagnostik: Diese Aktien sind die Gewinner beim<br />

Wettlauf um den effektivsten Corona-Test<br />

28 Cliq Digital: Mit dem Marketing-Profi machen<br />

Anleger buchstäblich spielend Gewinn<br />

30 Pets at Home: Das Geld für Haustiere sitzt auch in<br />

der Krise locker – die Aktie profitiert<br />

MONEYMARKETS<br />

48 Amazon: Jeff Bezos steuert den größten Online-<br />

Händler der Welt erfolgreich durch die Krise. Doch<br />

Amazon ist weit mehr als E-Commerce. Legen Sie<br />

an wie der reichste Mensch der Welt<br />

52 Starke Bilanz: Welche Unternehmen sind finanziell<br />

gut aufgestellt, bei welchen stimmen die Zahlen?<br />

Drei Aktien, die die Kriterien erfüllen<br />

4 Inhalt: Fotos: Can Stock Photo, Depositphotos (2),Fotolia, Marvin Ströter Composing: FOCUS-MONEY<br />

FOCUS-MONEY <strong>18</strong>/<strong>2020</strong>


55 Musterdepots: Corona rückt Digitalisierung in den<br />

Fokus, Kauf von Equinox Gold<br />

56 Nachhaltigkeit: Ein Nachhaltigkeitsindex schnitt in<br />

der Corona-Krise viel besser ab als der gesamte<br />

Aktienmarkt. Die Gründe und fünf konkrete<br />

Empfehlungen einzelner Unternehmen<br />

60 Fonds: Mit individuellem Anlagestil kommt der<br />

Paladin One – gestartet von der Familie Maschmeyer<br />

– bislang gut durch die Corona-Krise<br />

62 Sicherheit: Einsteigen mit integriertem Sicherheitskonzept<br />

– vier defensive Europa-Fonds für vorsichtige<br />

Anleger<br />

66 Best-Expresszertifikate: Solide<br />

Gewinnchance mit Sicherheitsnetz<br />

62<br />

Jetzt vorsichtig<br />

einsteigen<br />

Vier Fonds mit eingebautem<br />

Sicherheitsmechanismus, mit<br />

denen Anleger jetzt defensiv<br />

in europäische Aktien einsteigen<br />

und auf eine kräftige<br />

Erholung setzen können<br />

DSW ANLEGERSCHUTZ<br />

69 Interview: „Das ist der Befreiungsschlag“, sagt<br />

Burkhard Lohr, Vorstandsvorsitzender von K+S, im<br />

Interview zur schwierigen Konzernlage<br />

MONEYSERVICE<br />

70 Online-Broker: Die besten Internet-Wertpapierdepots<br />

– jetzt im FOCUS-MONEY-Test<br />

76 Betriebliche Krankenversicherung: Immer mehr<br />

Firmen zahlen Mitarbeitern zusätzlichen Krankenschutz.<br />

Die „fairsten“ Versicherer im Überblick<br />

MONEYRUBRIKEN<br />

3 MONEYInside<br />

80 Leserbriefe • Impressum<br />

98 Terminkalender: Zahlen von Amazon, Bayer und<br />

Volkswagen<br />

MONEYKURSTEIL<br />

81 Zinsen • 83 Fonds • 86 Aktien Deutschland<br />

92 Aktien international • 96 Zertifikate<br />

97 Neuemissionen<br />

Titelthemen sind mit<br />

roten Seitenzahlen<br />

gekennzeichnet<br />

48<br />

Viel mehr als E-Commerce<br />

Cargojet, Workday oder Twilio – Jeff Bezos kann<br />

mehr als Online-Handel. Der reichste Mann der<br />

Welt ist ein erfolgreicher Investor. Wie Sie vom<br />

Händchen des Star-Managers profitieren<br />

Geniales Einsteiger-Investment<br />

Passen perfekt ins aktuelle Marktumfeld:<br />

Niemand möchte die Börsenrally<br />

verpassen, aber der Einstieg scheint<br />

auf der anderen Seite derzeit noch<br />

riskant. Mit Best-Expresszertifikaten<br />

punkten Anleger gerade jetzt<br />

66<br />

FOCUS-MONEY <strong>18</strong>/<strong>2020</strong><br />

Titelfoto: Marvin Ströter Composing: FOCUS-MONEY 5


M NEYMARKETS<br />

INTERVIEW<br />

„DIESER CRASH IST<br />

THE BIG ONE!“<br />

THE DAY<br />

AFTER<br />

CORONA<br />

WAS<br />

KOMMT<br />

NACH<br />

DEM<br />

CRASH?<br />

Warum dieser Crash alles in<br />

den Schatten stellt, wie<br />

schlimm es noch wird und<br />

warum danach der ultimative<br />

Aufschwung möglich ist,<br />

erklärt „Mr. Dax“ Dirk Müller<br />

im exklusiven Interview<br />

32 Foto: M. Ströter<br />

FOCUS-MONEY <strong>18</strong>/<strong>2020</strong>


SCHULDENORGIE<br />

SEITE<br />

42<br />

FOCUS-MONEY: Herr Müller, Sie haben ja schon lange vor<br />

dem Crash gewarnt, aber Corona konnte doch niemand<br />

voraussehen, oder?<br />

Dirk Müller: Ich bin kein Hellseher, aber ich versuche stets,<br />

soweit es realistisch möglich ist, vorauszuschauen. Und<br />

was jetzt passiert, habe ich schon 20<strong>18</strong> eins zu eins beschrieben.<br />

Ein großer Crash wäre auch ohne Corona<br />

gekommen. Das Virus kam jetzt nur als verschärfendes<br />

Element dazu.<br />

MONEY: Aber ohne diesen exogenen Schock wären die<br />

Kurse doch niemals so stark gefallen!<br />

Müller: Ein Crash war schon lange überfällig, es war nur<br />

eine Frage der Zeit, bis das Kartenhaus umkippt. Das System<br />

ächzt doch seit Jahren und das darf keinen Experten<br />

überraschen! Bei diesen Exzessen, man muss sich nur die<br />

enormen Schulden anschauen.<br />

MONEY: Was war für Sie der neuralgische Punkt, bei dem<br />

Sie gemerkt haben, dass die Stimmung endgültig kippen<br />

könnte?<br />

Müller: Diesmal war es tatsächlich zum ersten Mal sehr<br />

leicht absehbar. Vor der Finanzkrise war es auch abzusehen,<br />

dass uns diese Immobilienverbriefungen<br />

um die Ohren fliegen würden.<br />

FOCUS-MONEY <strong>18</strong>/<strong>2020</strong><br />

Wir erleben gerade<br />

die größte<br />

Wirtschaftskrise in<br />

der Geschichte der<br />

Menschheit“<br />

Aber es war nicht klar, wann es losgeht<br />

und wie heftig es dann wird. Bei Corona<br />

war die Situation in China für jeden<br />

in den Medien präsent – spätestens ab<br />

Mitte Januar. Wir wussten schon im Dezember,<br />

dass amerikanische Konzerne<br />

ihre Mitarbeiter mit Flugzeugen aus<br />

China rausgeholt haben. Trotzdem haben<br />

sich die Politiker hier noch hingestellt<br />

und verharmlost.<br />

MONEY: Aber ließ sich die Tragweite<br />

tatsächlich abschätzen?<br />

Müller: China ist das industrielle Herz der Welt, die Region<br />

um Wuhan im Südosten Chinas ist komplett zusammengebrochen.<br />

Das hat jeder gesehen, das ist keine Raketenwissenschaft!<br />

Dass das dramatisch wird wegen der<br />

Lieferketten für die weltweite Wirtschaft, war offensichtlich.<br />

Ich glaube, man kann jetzt sagen: Das ist „The Big<br />

One“. Das ist der große Crash, auf den ich gewartet habe.<br />

Wenn dieser Crash durch ist, dann haben wir wieder über<br />

viele Jahre Ruhe.<br />

MONEY: Wie schlimm kann es denn jetzt noch werden?<br />

Müller: So etwas hat es in der Weltgeschichte noch nicht<br />

gegeben. In meinem Buch „Machtbeben“ hatte ich geschrieben:<br />

Die nächste Krise liegt irgendwo in der Mitte<br />

zwischen der Finanzkrise 2008 und der Weltwirtschaftskrise<br />

1929. 2008 ging es um 50 Prozent nach unten und<br />

1929 sogar um 90 Prozent. Was wir jetzt erleben, ist eine<br />

Situation, die zum ersten Mal gefährlicher und kritischer<br />

ist als 1929. Damals ging es zwar um 90 Prozent nach unten,<br />

aber eben über einen Zeitraum von mehr als zwei<br />

Jahren. Und jetzt haben wir einen Kursverfall in wenigen<br />

Wochen gesehen.<br />

MONEY: Warum reagieren die Börsianer so extrem?<br />

Müller: Weil wir nicht nur eine Wirtschaftskrise erleben.<br />

Heute haben wir zum einen Angebotsschock. Das heißt:<br />

Es wird weder produziert noch ausgeliefert. Und zum anderen<br />

einen Nachfrageschock: Die Läden sind zu und die<br />

Leute könnten gar nichts kaufen, weil sie zu Hause sitzen.<br />

Und zu dem Ganzen kommt noch ein Zusammenbruch<br />

des Gesundheitssystems durch die Pandemie. Diese<br />

Kombination hat es nicht mal 1929 gegeben Das<br />

bedeutet: Wir erleben jetzt die größte Wirtschaftskrise der<br />

Menschheitsgeschichte. Und das wird uns noch teuer zu<br />

stehen kommen.<br />

MONEY: Aber zuletzt sah es doch schon nach deutlicher<br />

Erholung aus. Die Corona-Zahlen ließen sich einbremsen<br />

und der Dax stieg zwischenzeitlich wieder deutlich über<br />

10 500 Punkte. Ist das nur eine Bullenfalle?<br />

Müller: Es kann schnell hin- und hergehen. Wenn nur ein<br />

paar Käufer an den Markt kommen, geht es sofort steil<br />

nach oben. Wir erleben extrem dünne Märkte. Die Privatanleger<br />

merken das plötzlich daran, dass ihr Online-Broker<br />

nicht verfügbar ist. Dass die Internet-Leitungen zusammenbrechen<br />

oder der Broker per Telefon nicht zu<br />

erreichen ist. Das kann Sie Ihr ganzes Geld kosten. Vor<br />

allem können Anleger Gewinne nicht mitnehmen. Auch<br />

wenn Sie beispielsweise mit einem Optionsschein abgesichert<br />

sind und auf fallende Kurse gewettet<br />

haben und damit dick im Plus<br />

sind. Im Ernstfall kriegen Sie ihn einfach<br />

nicht los.<br />

MONEY: Aber bei einer so hohen Vola<br />

wie zuletzt muss doch genug gehandelt<br />

werden, oder?<br />

Müller: Wie leicht sich die Kurse bewegen<br />

lassen, habe ich mit meinem Fonds<br />

erlebt. Vor einigen Tagen haben wir<br />

eine kleine Position geändert, es ging<br />

um eine Absicherung. Damit haben wir<br />

den Euro-Stoxx-Future innerhalb von<br />

wenigen Minuten um drei Prozent bewegt.<br />

Das zeigt, wie ausgedünnt dieser Markt ist, wie wenig<br />

Käufer und Verkäufer momentan hier unterwegs sind.<br />

MONEY: Hand aufs Herz: Wie tief kann es noch nach unten<br />

gehen?<br />

Müller: Wenn in einem nächsten großen Schub noch mal<br />

Druck auf die Märkte kommt, können wir neue Tiefs sehen.<br />

Es könnte sogar noch schlimmer kommen: Es werden<br />

viele Aktien und Wertpapiere und Anlagen abverkauft<br />

– und es sind auf einmal keine Käufer mehr da.<br />

MONEY: Können dann auch die Börsen selbst kollabieren<br />

oder schließen sie vorher?<br />

Müller: Diese Gefahr halte ich diesmal für relativ hoch.<br />

Ich hätte mir das in den letzten Jahren nicht vorstellen<br />

können. Aber wenn es sich um einen dysfunktionalen<br />

Markt handeln sollte, dann wird eine Börse im Zweifel sagen:<br />

Die Börse funktioniert nicht mehr. Wir können keine<br />

Preise mehr stellen. Wir machen lieber zu.<br />

MONEY: Was passiert dann mit unserem Geld und unseren<br />

Aktien?<br />

Müller: Dann sieht es ganz gefährlich aus für die Anleger.<br />

Denn momentan hoffen viele noch, sie können mit dem<br />

Geld auf dem Konto einfach mal abwarten, bis es tief genug<br />

ist, um dann einzusteigen. Aber es könnte sein, dass<br />

die Market-Maker plötzlich keine Kurse mehr stellen. Das<br />

heißt, Sie haben vielleicht theoretisch dicke Gewinne,<br />

LASTENAUSGLEICH<br />

SEITE<br />

40<br />

33


MONEYMARKETS<br />

Largecaps<br />

Gründlich durchgecheckt<br />

War es der Boden oder nur die Bärenmarktrally? Analysten und Anleger rätseln, in<br />

welche Richtung es geht. Dafür hat FOCUS-MONEY bilanzstarke Largecaps gefunden<br />

Ist das Unternehmen finanziell stabil aufgestellt? Check!<br />

Verfügt das Unternehmen über genug liquide Mittel<br />

und weist ausreichend Cashflow auf? Check! Ist das<br />

Geschäftsmodell des Unternehmens aber auch nach der<br />

Krise stark? Check! FOCUS-MONEY suchte bilanzstarke<br />

große Unternehmen, auf die Anleger nun setzen können.<br />

Das Gute: Diese Unternehmen versprechen nicht nur Stabilität,<br />

sondern auch Kurssteigerungen und Dividenden.<br />

Das Problem. Niemand weiß, ob wir uns aktuell in einer<br />

Bärenmarktrally befinden oder ob die Märkte bereits den<br />

nachhaltigen Weg aus der Krise suchen. In vergangenen<br />

Bärenmärkten gab es immer mal wieder kurze, steile Aufwärtsbewegungen,<br />

auf die aber stets noch tiefere Stürze<br />

folgten. Viele Anleger und Analysten wissen momentan<br />

nicht, in welche Richtung die Märkte denn nun wirklich<br />

tendieren können. Dafür ist einerseits die Pandemie-Lage<br />

wegen Covid-19 weiterhin verantwortlich. Keiner<br />

weiß, wann der Peak überschritten ist und ob es nicht<br />

doch eine zweite Welle gibt. Und darum können die Experten<br />

natürlich noch nicht abschätzen, wie sich die Wirtschaft<br />

entwickelt. Tatsächlich haben einige Analysten wegen<br />

dieser unklaren Lage ihre Kursziele für das<br />

Jahresende für den S&P-500-Index ausgesetzt.<br />

Die Lösung. FOCUS-MONEY kennt aber einen Ausweg.<br />

Wir setzen auf bilanzstarke große Unternehmen, die auch<br />

in schwierigen Fahrwassern bestehen können und von<br />

denen die Analysten trotz aller Widrigkeiten überzeugt<br />

sind. Dazu gehören überraschenderweise das Transportunternehmen<br />

DSV Panalpina (siehe Seite 53), die London<br />

Stock Exchange und das IT-Software-Unternehmen Wolters<br />

Kluwer (siehe Seite 54), welches ungewöhnliche, aber<br />

verlässliche Kunden aufweist. Wie Anleger von dieser Sicherheit<br />

profitieren, das erfahren Sie im Unternehmens-Check<br />

auf den nächsten Seiten.<br />

MARIAN KOPOCZ<br />

Checkliste: Nachgeforscht<br />

und nachgerechnet<br />

– eine gute Bilanz ist<br />

aktuell wichtig<br />

52 Illustration: iStock<br />

FOCUS-MONEY <strong>18</strong>/<strong>2020</strong>

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