Nr. 70 - Frühling 2019
Bretagne: Unsere Coups de cœur für die größte bretonische Insel Pays de la Loire: Die Geschichte des größten japanischen Gartens Europas Lothringen : Begegnung von zeitgenössischer Kunst und ländlichem Raum Marseille: Eine fast hundertjährige Liebeserklärung ist noch immer aktuell Rezept: Tourte printanière aux champignons de Paris
Bretagne: Unsere Coups de cœur für die größte bretonische Insel
Pays de la Loire: Die Geschichte des größten japanischen Gartens Europas
Lothringen : Begegnung von zeitgenössischer Kunst und ländlichem Raum
Marseille: Eine fast hundertjährige Liebeserklärung ist noch immer aktuell
Rezept: Tourte printanière aux champignons de Paris
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UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire<br />
Der Parc Oriental de Maulévrier liegt im Departement Maine-et-<br />
Loire, rund <strong>70</strong> Kilometer südlich von Angers, und erstreckt sich in<br />
einem engen Tal über eine Fläche von 29 Hektar. Konzipiert wurde<br />
dieser japanische Garten Ende des 19. Jahrhunderts durch einen<br />
Architekten mit verrückt-kreativen Ideen und einer Vorliebe für<br />
Japan. Allerdings geriet der Garten Mitte des 20. Jahrhunderts<br />
40 Jahre lang in Vergessenheit und wurde von der ursprünglichen<br />
Vegetation überwuchert. Bis eines Tages die Einwohner von<br />
Maulévrier aus Liebe zu diesem Kulturerbe beschlossen, ihn aus<br />
seinem Dornröschenschlaf zu wecken und ihm wieder seinen<br />
ursprünglichen Glanz zu verleihen. Und sie waren erfolgreich!<br />
Heute betrachten selbst die Japaner den Parc Oriental de<br />
Maulévrier als einen der größten japanischen Gärten Europas.<br />
Im 19. Jahrhundert war Frankreich das Land in Europa, das sich am meisten<br />
für den Orient begeisterte. Damals, mitten im Zeitalter der Aufklärung, quollen<br />
die im Hexagon kreierten Werke aus Literatur, Malerei oder Poesie förmlich<br />
von orientalischen Einflüssen und Inspirationen über. Sehr schnell war der<br />
Begriff des Orientalisme in aller Munde, um die Vorliebe für alles Orientalische<br />
auszudrücken. Es lag nahe, dass sich diese « Mode » vor allem in Familien ausbreitete,<br />
die vermögend genug waren, um sich den für die damalige Zeit nahezu<br />
unglaublichen Luxus einer Reise in den Orient leisten zu können. Am meisten<br />
war die Begeisterung in Paris zu spüren. In jenen Tagen waren mit Le Bon Marché<br />
und Galeries Lafayette gerade die ersten Grands Magasins eröffnet worden,<br />
die das Konsumverhalten revolutionierten und dazu beitrugen, die Neugierde für<br />
alles zu wecken, was aus dem Morgenland kam. Kaum waren in ihren Schaufenstern<br />
orientalische Produkte zu sehen, schon gehörte es zum « Pariser Chic »,<br />
in seinem Wohnzimmer eine japanische Vase aufzustellen, einen Kimono zu<br />
kaufen (ohne ihn zwangsläufig auch zu tragen) oder – zumindest in den wohlhabendsten<br />
Kreisen – mitten in der Hauptstadt eine Pagode bauen zu lassen …<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>