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Nr. 70 - Frühling 2019

Bretagne: Unsere Coups de cœur für die größte bretonische Insel Pays de la Loire: Die Geschichte des größten japanischen Gartens Europas Lothringen : Begegnung von zeitgenössischer Kunst und ländlichem Raum Marseille: Eine fast hundertjährige Liebeserklärung ist noch immer aktuell Rezept: Tourte printanière aux champignons de Paris

Bretagne: Unsere Coups de cœur für die größte bretonische Insel
Pays de la Loire: Die Geschichte des größten japanischen Gartens Europas
Lothringen : Begegnung von zeitgenössischer Kunst und ländlichem Raum
Marseille: Eine fast hundertjährige Liebeserklärung ist noch immer aktuell
Rezept: Tourte printanière aux champignons de Paris

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>70</strong> · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong><br />

BRETAGNE · PAYS DE LA LOIRE · LOTHRINGEN · MARSEILLE<br />

Bretagne<br />

Belle-Île-en-Mer:<br />

unsere acht Coups de cœur<br />

Pays de la Loire<br />

Der größte japanische Garten Europas<br />

Lothringen<br />

Begegnung mit Kunst in der Natur<br />

Marseille<br />

Eine 100-jährige<br />

Liebeserklärung ist<br />

immer noch aktuell<br />

Rezept<br />

Demografie<br />

Kulturschock<br />

<strong>Frühling</strong>spastete mit Champignons<br />

Mehr Franzosen, aber nicht überall<br />

Loto – Glücksspiel im Gemeindesaal!<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

bei Fertigstellung dieser Ausgabe springt<br />

uns eine Jahreszahl ins Auge: 1926.<br />

Als der engagierte Journalist Albert<br />

Londres (1884-1932), der als Wegbereiter des Journalismus in<br />

Frankreich angesehen wird, im Jahr 1926 von einer Reportage<br />

aus Polen zurückkam, legte er in Marseille einen Halt ein,<br />

um dieser kosmopolitischen und weltoffenen Stadt, die<br />

ihn schon seit Langem faszinierte, eine Reportage<br />

zu widmen. Es entstand eine Artikelserie, die<br />

in der renommierten Tageszeitung Le Petit<br />

Parisien erschien. Gut 90 Jahre später folgen<br />

wir den Spuren von Albert Londres durch Marseille.<br />

Würde der große Journalist die Stadt von<br />

heute wiedererkennen? Lesen Sie selbst ...<br />

Madame Simon war 1926 gerade einmal<br />

zwei Jahre alt. Sie kennen diese sympathische<br />

Frau, die von allen liebevoll<br />

Fernande genannt wird, vermutlich<br />

noch nicht. Wir haben sie in ihrem<br />

kleinen, von Wäldern umgebenen<br />

Dorf im Osten Frankreichs<br />

getroffen. Ich bin mir sicher,<br />

dass Sie beim Lesen des Artikels<br />

ebenfalls Lust verspüren werden, sie in<br />

ihrem für das ländliche Frankreich so<br />

typischen Bistro zu besuchen. Die 95-jährige<br />

Fernande freut sich immer, wenn sie<br />

Wanderer trifft und mit ihnen neben Natur<br />

und Umwelt auch über moderne Kunst diskutieren<br />

kann. Sie werden verstehen, warum ...<br />

Alexandre Marcel (1860-1928), der 1926<br />

in der Nähe von Angers (Maine-et-Loire) lebte,<br />

wusste damals noch nicht, dass ihm nur noch zwei Lebensjahre<br />

vergönnt sein würden. Noch weniger wusste er,<br />

dass der Parc Oriental, dessen Aufbau er geduldig viele<br />

Jahre seines Lebens gewidmet hatte, im Jahr <strong>2019</strong> als<br />

der größte japanische Garten Europas und als internationale<br />

Referenz gelten würde. Möglich war dies durch<br />

eine solidarische Aktion der Einwohner seines<br />

Dorfes, die den Park retteten und ihm seine<br />

ehemalige Schönheit zurückgaben. Wir werden<br />

Ihnen die näheren Umstände erläutern ...<br />

1926 war es bereits 26 Jahre her, dass in Paris<br />

die erste Metro eingeweiht worden war.<br />

Für das neue Transportmittel war ein<br />

relativ unbekannter Berufsstand aus den<br />

unterirdischen Gängen der Hauptstadt<br />

vertrieben worden: die Champignonzüchter.<br />

Einen der letzten dieser Produzenten<br />

haben wir in den unterirdischen Galerien des Pays<br />

de la Loire getroffen: Jacky Roulleau, den Gärtner<br />

der Nacht. Auch ihn werden Sie kennenlernen ...<br />

1926 ist nur eine Jahreszahl. Eine Jahreszahl wie<br />

so viele andere. Wenn Sie diese Ausgabe gelesen<br />

haben, werden Sie sich sagen, dass viele Dinge, die<br />

uns <strong>2019</strong> berühren, in enger Verbindung mit Ereignissen<br />

aus lange zurückliegenden Jahren stehen …<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Titelbild: der Eingang in den Hafen von Le Palais, der<br />

« Hauptstadt » von Belle-Ile-en-Mer (Morbihan)<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 3


INHALT<br />

Lothringen · 48<br />

Bretagne · 26<br />

Gastronomie · 84<br />

Rezept · 90<br />

Pays de la Loire · 40<br />

Politik · 76<br />

Marseille · 60<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Lille<br />

PARIS<br />

48 · Lothringen<br />

Straßburg<br />

26 · Belle-Île-en-Mer Tours<br />

Nantes<br />

84 · Gastronomie<br />

40 · Parc Oriental<br />

Bordeaux<br />

Toulouse<br />

76 · Dijon<br />

Lyon<br />

60 · Marseille<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

26 Belle-Île-en-Mer<br />

Unsere Coups de cœur für die größte bretonische Insel<br />

Das Frühjahr ist die ideale Jahreszeit, um Belle-Îleen-Mer<br />

zu entdecken. Das Klima ist dann angenehm,<br />

die Tage werden länger und das Licht sorgt wieder<br />

für die berühmten Farbspiele, die viele große Maler<br />

inspiriert haben. Unsere Coups de cœur einer Insel,<br />

die zu Recht den Namen « schöne Insel » trägt.<br />

36 Hotel<br />

Le Castel Clara, Port Goulphar, Belle-Île-en-Mer<br />

40 Pays de la Loire<br />

Die schöne Geschichte des größten<br />

japanischen Gartens Europas<br />

Der Parc Oriental de Maulévrier wurde Ende des 19.<br />

Jahrhunderts durch einen Architekten mit verrücktkreativen<br />

Ideen und einer Vorliebe für Japan konzipiert.<br />

Mitte des 20. Jahrhunderts geriet der Garten in Vergessenheit<br />

und wurde von der ursprünglichen Vegetation<br />

überwuchert, bis er von engagierten Menschen wieder<br />

aus seinem Dornröschenschlaf geweckt wurde.<br />

48 Lothringen<br />

Wandern: Begegnung von zeitgenössischer<br />

Kunst und ländlichem Raum<br />

Vor rund 20 Jahren wurde in einer abgelegenen Gegend im<br />

Departement Meuse eine wagemutige Initiative lanciert: die<br />

Schaffung von Wanderwegen, auf denen man zeitgenössische<br />

Kunstwerke entdecken kann. Heute sind dort mehr<br />

als 100 Kunstwerke auf Wegen mit einer Gesamtlänge von<br />

65 Kilometern zu Fuß oder mit dem Fahrrad frei zugänglich.<br />

60 Marseille<br />

Eine fast hundertjährige Liebeserklärung<br />

ist noch immer aktuell<br />

1926 realisierte der Journalist Albert Londres (1884-1932)<br />

eine Artikelreihe über Marseille, die in der Zeitung Le<br />

Petit Parisien erschien. Als Leser ist man heute noch<br />

von der zutiefst menschlichen Sichtweise berührt, mit<br />

der er das Porträt der Stadt zeichnete. Ein Porträt, das<br />

erstaunlicherweise immer noch aktuell zu sein scheint.<br />

Frankreich heute<br />

72 Gesellschaft<br />

Demografie: mehr Franzosen, aber nicht überall ...<br />

Die Ergebnisse der Volkszählung in Frankreich für den<br />

Zeitraum 2011-2015 zeigen, dass sich in den letzten Jahren<br />

landesweit einige große städtische Regionen sehr dynamisch<br />

entwickelt haben. Das Bild einer starken Hauptstadt<br />

Paris als demografisches Zugpferd ist damit überholt.<br />

76 Politik<br />

Sind die Regionen das Erfolgsrezept für den Tourismus?<br />

Das direkte politische Handeln und die Interventionen der<br />

öffentlichen Hand scheinen Gründe für den weltweiten<br />

Spitzenplatz Frankreichs im Tourismus zu sein. Die Regionen<br />

spielen dabei eine entscheidende Rolle. Das Beispiel der<br />

Region Bourgogne-Franche-Comté bestätigt dies.<br />

Art de vivre<br />

81 Produkt<br />

Das Gemüsepassiergerät Moulinex<br />

Das Gemüsepassiergerät aus Edelstahl namens Moulinex<br />

wurde vor 87 Jahren von einem Handwerker erfunden, weil dieser<br />

der Klümpchen in den Pürees seiner Gattin überdrüssig war.<br />

Die Geschichte einer erfolgreichen Erfindung.<br />

84 Gastronomie<br />

Champignons: Jacky Roulleau, der Gärtner der Nacht<br />

Rund 20 Kilometer südwestlich von Saumur befindet sich einer der<br />

letzten Orte Frankreichs, an dem man noch auf althergebrachte<br />

und authentische Art die berühmten Champignons de Paris<br />

züchtet. Ein Besuch beim « Gärtner der Nacht » Jacky Roulleau.<br />

90 Chantals Rezept<br />

Tourte printanière aux champignons de Paris<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 Kulturprogramm<br />

14 On lit<br />

16 On lit en France<br />

20 On écoute<br />

22 On regarde<br />

24 On surfe<br />

39 Guéwen a testé<br />

<strong>70</strong> Coup de cœr<br />

75 Abonnement<br />

92 Nachbestellungen<br />

96 Kulturschock<br />

98 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet:<br />

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Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

ANZIEHEND<br />

Marseille überzeugt mehr und mehr<br />

Marseille (Bouches-du-Rhône) wird von Touristen jedes Jahr<br />

ein bisschen mehr geschätzt. Während die Stadt traditionell<br />

die meisten Besucher im Sommer hat, lag sie nun – ganz<br />

überraschend – auf Rang fünf der französischen Städte (außer<br />

Paris) mit den meisten ausländischen Touristen während der<br />

Weihnachtszeit. Vor allem Engländer, Amerikaner, Deutsche,<br />

Iren und Schweizer haben am Jahresende 2018 ihren Urlaub in<br />

dieser Stadt verbracht.<br />

BAHNSTRECKEN<br />

Die ersten beiden Linien sind für den Wettbewerb geöffnet<br />

Es ist eine Premiere in Frankreich: Der Staat hat<br />

offiziell die ersten beiden Eisenbahnlinien im<br />

Land (Nantes-Lyon und Nantes-Bordeaux) für<br />

den Wettbewerb geöffnet und setzt damit das<br />

europäische Recht um. Ab 2022 könnten diese Strecken demnach durch ein Konkurrenzunternehmen<br />

der SNCF (Société Nationale des Chemins de Fer Français) betrieben werden. Nun obliegt es interessierten<br />

Unternehmen, sich zu bewerben und nachzuweisen, dass sie das Pflichtenheft erfüllen. Die beiden Linien<br />

gehören zu den sogenannten Intercités, die noch sechs weitere Verbindungen (Paris-Toulouse, Paris-<br />

Clermont-Ferrand, Bordeaux-Marseille, Toulouse-Hendaye sowie die beiden Nachtzugstrecken Paris-<br />

Briançon und Paris-Rodez-Latour-de-Carol) umfassen.<br />

Für den Bereich der Regionalzüge (TER) erfolgt die<br />

Öffnung für die Konkurrenz im Dezember <strong>2019</strong> und für<br />

die Hochgeschwindigkeitszüge (TGV) im Dezember 2020.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


FRANZÖSISCHE<br />

SPRACHE<br />

Ein Schloss<br />

für die<br />

Frankofonie<br />

Der französische<br />

Staatspräsident<br />

Emmanuel<br />

Macron hat beschlossen, ein « Labor » einzurichten, welches « das<br />

kreative Schaffen und das Denken in französischer Sprache fördern<br />

und hervorheben » soll. Es wird im Schloss von Villers-Cotterêts<br />

(Aisne) angesiedelt, genau dort, wo König Franz I. im August 1539<br />

die Ordonnance de Villers-Cotterêts erließ. Durch diese Verfügung<br />

wurde es Pflicht, offizielle Urkunden und Gerichtsentscheidungen in<br />

französischer Sprache zu verfassen. Das Schloss erfuhr im Laufe seiner<br />

Geschichte mehrmals bedeutende Veränderungen. Zuletzt wurde die<br />

ehemalige königliche Residenz als Altersheim genutzt. Nach dessen<br />

Schließung stand sie leer und verwahrloste. Der Staat will das Gebäude<br />

nun renovieren und Anfang 2022 für die Öffentlichkeit zugänglich<br />

machen.<br />

GASTRONOMIE<br />

Ist Bordeaux die Hauptstadt des<br />

Junkfoods?<br />

Auf diese Rangliste hätte die Hauptstadt des<br />

Departements Gironde gerne verzichtet: Die<br />

Website my-pharma.info, die sich auf Themen<br />

rund um die Gesundheit spezialisiert hat,<br />

zeichnete Bordeaux zum vierten Mal in Folge als<br />

« französische Hauptstadt des Junkfoods » aus;<br />

es folgen Metz und Tours. Für dieses Ranking<br />

wurde in 32 Städten des Hexagons erfasst, wie<br />

viele Restaurants die 16 verbreitetsten Fast-Food-<br />

Ketten dort jeweils haben. Und mit genau 54<br />

solcher Restaurants ist Bordeaux Spitzenreiter.<br />

Dies entspricht zudem einem Rekordwert von<br />

0,2143 solcher Lokale pro 1000 Einwohner.<br />

Die Rangliste wirft einige Fragen auf, zumal<br />

sie im krassen Gegensatz zum traditionellen<br />

gastronomischen Image von Bordeaux steht,<br />

denn die Stadt<br />

verfügt zugleich über<br />

zahlreiche sehr gute<br />

Restaurants.<br />

IMAGE<br />

Ajaccio, die sicherste Stadt in Frankreich<br />

Klischees haben oft ein langes Leben: Obwohl Korsika meist als eine sehr unsichere Region<br />

beschrieben wird, hat eine aktuelle Studie aufgezeigt, dass Ajaccio (Corse-du-Sud) die sicherste<br />

Stadt Frankreichs ist, was die Anzahl der Einbrüche angeht. Laut Innenministerium weist die Stadt<br />

mit durchschnittlich « nur » 150 Vorkommnissen pro Jahr die niedrigste Einbruchsrate des Landes<br />

auf. Die Korsen erklären diese Tatsache damit, dass « sich in Ajaccio alle kennen ». Diese Nähe trägt<br />

offensichtlich zu einer höheren Sicherheit bei, da die Einwohner vermehrt auf ungewöhnliches<br />

Verhalten achten.


ON EN PARLE<br />

AUSZEICHNUNG (1)<br />

Die beste Crêpière der Bretagne<br />

Wenn Sie in die Nähe des Dorfes Plougasnou (Finistère) kommen, sollten Sie unbedingt einen Halt dort einlegen. Die Fédération des<br />

Crêpiers de Bretagne (die Vereinigung der bretonischen Crêpe-Köche) hat den Preis für den besten Crêpier an Catherine Beuzit von der<br />

Crêperie Mademoiselle Breizh vergeben. Das Lokal ist mit Sicherheit einen Besuch wert!<br />

Crêperie Mademoiselle Breizh, Rond-point du 19 mars 1962, 29630 Plougasnou. Telefon: +33 (0)2 98 79 92 25 –<br />

www.facebook.com/madmoisellebreizh/<br />

PARISER FLUGHAFEN<br />

Riesige Augen auf der Erde<br />

Passagiere, die ab 2024 am Pariser Flughafen<br />

Roissy-Charles de Gaulle starten oder landen,<br />

werden todsicher erstaunt sein, wenn sie<br />

beim Blick aus dem Flugzeugfenster zwei<br />

riesige Augen sehen, die sie zu beobachten<br />

scheinen. Der Architekt und Städteplaner<br />

Antoine Grumbach soll drei Kilometer von den<br />

Start- und Landebahnen des Flughafens entfernt ein monumentales Werk kreieren. Auf dem Boden wird<br />

eine 800 Meter lange Erdzeichnung entstehen: zwei riesige, in den Himmel blickende Augen. Für die Konturen<br />

des Werkes namens Les yeux du ciel werden Bäume gepflanzt, das Innere wird mit weißen Steinen gestaltet.<br />

Das Kunstwerk wird begehbar sein: In einer der riesigen Pupillen soll ein Pflanzenlabyrinth entstehen, in<br />

der anderen ein Observatorium zur Himmelsbeobachtung. Die Einweihung ist für 2024 vorgesehen, also<br />

rechtzeitig zu den Olympischen Sommerspielen in Paris.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


UNGEWÖHNLICH<br />

In der Bretagne ist<br />

ein Bunker zu verkaufen.<br />

Ende Februar war im Zentrum der<br />

Stadt Saint-Malo (Ille-et-Vilaine)<br />

immer noch ein 340 m² großer<br />

Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg<br />

zu verkaufen oder zu vermieten. Der<br />

Preis: 360 000 Euro beziehungsweise<br />

eine jährliche Miete von 26 000 Euro.<br />

Der Bunker liegt zwischen dem SNCF-<br />

Bahnhof und dem Meer. Die Wände<br />

haben eine Dicke von 2,50 m und die<br />

Raumhöhe geht bis 3,20 m. Ideal also<br />

beispielsweise für eine Kunstgalerie<br />

oder ein Fitnessstudio. Die<br />

Besonderheit: Auf dem Dach wurden<br />

fünf Einfamilienhäuser gebaut.<br />

Angesichts der Dicke der Wände wird<br />

man von diesen Nachbarn im Inneren<br />

des Bunkers allerdings nicht sehr viel<br />

hören …<br />

MUSEUM<br />

Ein neues Museum in<br />

Hyères – in einer Bank<br />

Ab September dieses Jahres wird es<br />

in Hyères (Var) ein neues Museum<br />

namens La Banque, Musée des<br />

cultures et du paysage geben. Die<br />

Besonderheit: Es befindet sich in den<br />

Räumen der ehemaligen Banque de<br />

France. Einige Einrichtungen der Bank<br />

wurden zudem im Originalzustand<br />

bewahrt und werden im Rahmen<br />

der Besichtigung zu sehen sein (z. B.<br />

der Tresorraum und die Direktorenwohnung).<br />

Darüber hinaus zeigt das<br />

Museum die<br />

Sammlungen<br />

des Ende des<br />

19. Jahr hunderts<br />

gegründeten<br />

städtischen<br />

Museums, die<br />

einen guten<br />

Eindruck über die<br />

Geschichte der<br />

Stadt vermitteln.<br />

SCHNAPPSCHÜSSE<br />

2018 ein Rekordjahr für das Centre des Monuments<br />

Nationaux (CMN) ++ 2018 zählte der größte kulturelle und<br />

touristische Akteur Frankreichs in den rund hundert öffentlich zugänglichen<br />

Monumenten unter seiner Regie genau 10 267 369 Besucher: eine<br />

Steigerung von 8 % gegenüber 2017. Die meistbesuchten Denkmäler waren<br />

der Arc de Triomphe (1 751 046 Besucher), die Abbaye du Mont-Saint-Michel<br />

(1 243 344 Besucher) und die Sainte-Chapelle in Paris (1 067 296 Besucher).<br />

Der Louvre schlägt ebenfalls alle Rekorde ++ Auch<br />

das Musée du Louvre hat von der Wiederbelebung des Tourismus in<br />

Frankreich profitiert und mit 10,2 Millionen Besuchern (+ 25 % gegenüber<br />

2017!) einen neuen Rekord aufgestellt.<br />

Gleichberechtigung von Männern und Frauen: Es muss<br />

noch besser werden! ++ In der letzten Ausgabe von Frankreich<br />

erleben haben wir an dieser Stelle bereits kurz über dieses Thema berichtet.<br />

Die Statistiken der letzten drei Monate haben noch deutlicher aufgezeigt,<br />

dass das seit 46 Jahren vom französischen Gesetzgeber verankerte<br />

Prinzip « gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit » oft ignoriert wird. Nur 6 %<br />

aller Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten sind hinsichtlich der<br />

Gleichberechtigung von Männern und Frauen mustergültig, wie die jüngste<br />

Simulation des Arbeitsministeriums ergab. Schlimmer noch: Bei den<br />

Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern respektiert nicht einmal 1 %<br />

den Grundsatz der Lohngleichheit. Die Regierung ließ verlauten, sie wolle<br />

sich dieses Problems schnell annehmen. Eines ist sicher: Abgesehen von<br />

der Bezahlung muss sich vor allem die Denkweise ändern …<br />

Frankreich ist bei öffentlichen Sozialausgaben<br />

großzügig ++ Laut der Organisation für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) belief sich der Anteil der<br />

öffentlichen Sozialausgaben (Rente, Gesundheit, Familie, Arbeit) am<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Frankreich 2018 auf 31,2 %. Diese Zahl<br />

zeichnet das Land mit weitem Abstand vor Belgien (28,9 %) und Finnland<br />

(28,7 %) als das freigiebigste Industrieland der Welt aus. Geht man mehr<br />

ins Detail, stellt man fest, dass Frankreich auch in Sachen öffentlicher<br />

Ausgaben für Gesundheit an der Spitze liegt, denn das Land gibt dafür<br />

mit 8,8 % (2015) den größten Teil seines Volksvermögens aller OECD-<br />

Länder aus, vor den Vereinigten Staaten (8,3 %) und Deutschland (8,1 %).<br />

Im Gegensatz zu dem, was man vermuten könnte, liegt Frankreich bei<br />

der Einkommensunterstützung nur auf Rang sieben (5,4 % des BIP im<br />

Jahr 2015). Darunter fallen Arbeitslosenunterstützung, Familienzulagen<br />

und Leistungen wegen Erwerbsunfähigkeit (Invalidität, Krankheit,<br />

Arbeitsunfälle).<br />

Franzosen setzen auf Fernbusse ++ Laut der aktuellen Bilanz<br />

der Autorité de Régulation des Activités Ferroviaires et Routières (ARAFER) hat<br />

die Nutzung von Fernbussen im dritten Quartal 2018 gegenüber derselben<br />

Periode des Vorjahres um 20 % zugenommen. Seit der Liberalisierung des<br />

Fernbusverkehrs im Jahr 2015 wurden insgesamt 2,6 Millionen Passagiere<br />

transportiert. Die beliebtesten Verbindungen sind dabei Lille-Paris, Paris-<br />

Rouen, Lyon-Paris und Grenoble-Lyon.<br />

Frankreich Frankreich erleben erleben · <strong>Frühling</strong> · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> <strong>2019</strong> · 9 · 9


ON EN PARLE<br />

INSELBIER<br />

Eine Brauerei auf der Insel Groix<br />

Die kleine Insel Groix (Morbihan) kann bald stolz von sich<br />

behaupten, ihr eigenes Bier zu brauen, denn dort wird gerade die<br />

Brasserie de Groix gegründet. Dieses umweltbewusste Projekt,<br />

das auf die lokale Wirtschaft setzt und von der Region Bretagne<br />

gefördert wird, wurde vom Direktor der Brauerei Kronenbourg<br />

in Rennes entwickelt, also von einem unbestrittenen Fachmann<br />

in der Welt des Bieres. Die Brauerei soll im März ihren Betrieb<br />

aufnehmen und ab Sommer die 17 Cafés und Bars der Insel mit<br />

einem 100 % lokalen Bier beliefern.<br />

UMWELT<br />

Der Trüffelkrieg hat begonnen!<br />

In Ferrières-les-Verreries, einem<br />

kleinen 50-Seelen-Dorf im<br />

Departement Hérault, das<br />

rund 40 Kilometer nördlich<br />

von Montpellier liegt, herrscht<br />

der Ausnahmezustand.<br />

Dabei führten die Menschen<br />

dort bisher ein ganz<br />

friedliches Leben. Doch<br />

nun will eine schottische<br />

Investmentgesellschaft<br />

namens Truffle Farms eine<br />

riesige Trüffelplantage bauen.<br />

Das erhitzt die Gemüter und<br />

hat in der Bevölkerung starken<br />

Widerstand ausgelöst. Das Projekt<br />

sieht 50 000 Trüffeleichen vor und<br />

wird ganz unbescheiden als « die<br />

größte Trüffelfarm der Welt » bezeichnet.<br />

Es würde nicht nur den lokalen Handel mit dem<br />

wertvollen Pilz vollkommen durcheinanderbringen,<br />

sondern auch das fragile ökologische Gleichgewicht,<br />

das die Produktion von Trüffeln begünstigt. Die Gegner<br />

dieses Projektes haben interne Dokumente von Truffle<br />

Farms veröffentlicht, aus denen hervorgeht, dass<br />

hinter den Plänen der schottischen Investoren vor<br />

allem Spekulations- und Steueroptimierungsabsichten<br />

stehen. Eine ins Leben gerufene Petition wurde bereits<br />

von 5000 Menschen unterzeichnet.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


VERÄNDERUNG<br />

Rochefort plant die Zeit « Post-Hermione »<br />

Wir haben darüber berichtet, dass von 1997 bis 2015 in der Stadt<br />

Rochefort (Charente-Maritime) eine Nachbildung der berühmten<br />

Fregatte von La Fayette in Originalgröße auf ganz traditionelle Art<br />

gebaut wurde. Inzwischen wurde das Schiff namens Hermione<br />

zu Wasser gelassen und segelt über die Weltmeere. Während<br />

der Rekonstruktion besuchten jedes Jahr 250 000 Menschen<br />

das Marinearsenal in Rochefort, um den Fortschritt dieser<br />

ungewöhnlichen Arbeiten zu verfolgen: ein wahrer Segen<br />

für den dortigen Tourismus. Logischerweise hat die Zahl der<br />

Besucher seit 2015 abgenommen, besonders zu Zeiten, in denen<br />

die Hermione unterwegs ist. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken,<br />

investiert die Stadt 25 Millionen Euro in ein neues Tourismusprojekt, das<br />

auch dann Besucher anziehen soll, wenn die wertvolle Fregatte nicht vor<br />

Ort ist. Der Plan: die Schaffung eines « Parks mit hohem kulturellen Anspruch »,<br />

der verschiedene Aktivitäten umfassen wird, darunter auch ein nächtlicher<br />

Spaziergang bei Lichterschein.<br />

ANERKENNUNG (2)<br />

Die New York Times würdigt Lyon<br />

Die berühmte amerikanische Tageszeitung New York Times publiziert jedes Jahr eine Auswahl der « 50 Orte<br />

der Welt, die man besuchen sollte ». Die Stadt Lyon (Rhône) war nicht darauf gefasst, in der Auswahl <strong>2019</strong> zu<br />

erscheinen. Und noch dazu auf Platz 36, vor Städten wie Los Angeles, Perth oder Hongkong. Es sei angemerkt,<br />

dass Marseille auf Platz 39 liegt, während Paris gar nicht auftaucht. Laut dem Artikel, der diese Hitliste begleitet,<br />

sind es das architektonische Kulturerbe von Lyon, das umgestaltete Grand Hôtel-Dieu, das Stadion – in dem<br />

im Sommer <strong>2019</strong> die Fußballweltmeisterschaft der Frauen stattfinden wird – sowie die Gastronomie, die die<br />

Redakteure der Zeitung überzeugt haben.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 11


KULTURPROGRAMM<br />

Auf keinen Fall verpassen<br />

Fête de l’Orange<br />

Das kleine Dorf Podensac liegt inmitten der Reben des Weinbaugebiets<br />

Graves im Bordelais und begeht jedes Jahr an einem Wochenende im<br />

März das Fête de l’Orange et du Lillet. Es findet in der 1872 gegründeten<br />

Destillerie Lillet statt, wo der gleichnamige Aperitif auf der Basis von<br />

Orangenschalen produziert wird, den es heute in drei Varianten gibt:<br />

weiß, rosé und rot. Das Fest bietet gleichzeitig die Gelegenheit, diese<br />

interessante Produktionsstätte und ihre Geschichte zu entdecken. Die<br />

beiden Tage sind geprägt von Musik und Tanz. In einer herzlichen und<br />

mitreißenden Atmosphäre kann man regionale Produkte und – das<br />

versteht sich von selbst – Lillet verkosten. Ein Dorffest, wie wir es lieben.<br />

Podensac (Gironde): Fête de l’Orange. 9. und 10. März <strong>2019</strong>.<br />

www.lillet.com<br />

Der Tutenchamun kommt nach Paris<br />

Bereits 1967 wurden in Paris 45 Objekte aus dem<br />

Grab des Tutenchamun gezeigt, das Howard<br />

Carter 1922 entdeckt hatte. Die Ausstellung zog<br />

damals 1,24 Millionen Menschen an. In diesem<br />

Jahr werden 150 « Schätze des Pharao » präsentiert,<br />

die auf Beschluss des ägyptischen Ministeriums<br />

für Altertümer im Rahmen einer Wanderausstellung<br />

um die Welt reisen, bevor sie ihren Platz im<br />

Großen Ägyptischen Museum in Gizeh finden,<br />

das zu Füßen der Pyramiden eröffnet wird.<br />

Mitorganisator dieses Ausstellungsereignisses<br />

in Paris ist das Musée<br />

du Louvre. Der Erfolg<br />

wird mit Sicherheit<br />

immens sein, zumal die<br />

französische Hauptstadt<br />

der einzige Ausstellungsort<br />

in Europa ist.<br />

Paris, Grande Halle de<br />

la Villette: Toutânkhamon<br />

– le Trésor du<br />

Pharaon. 23. März bis<br />

15. September <strong>2019</strong>.<br />

www.lavillette.com<br />

Ein Dorf<br />

zelebriert<br />

den Gesang<br />

In den ländlichen<br />

Gebieten Frankreichs<br />

finden<br />

jedes Jahr zahlreiche<br />

Festivals<br />

unterschiedlichster<br />

Art statt. Dieses hier ist ein echtes Juwel, sowohl<br />

was die Atmosphäre als auch was die Qualität angeht.<br />

Es kann mit « großen Festivals » absolut mithalten! Als<br />

Hommage an einen berühmten Sohn des Ortes, den<br />

Schriftsteller Julien Gracq, der eine Passion für die<br />

Oper hegte, widmet das idyllisch am Ufer der Loire<br />

gelegene Dorf Saint-Florent-le-Vieil dem Gesang jährlich<br />

ein Festival. Vier Tage lang verwandelt ein Heer<br />

von begeisterten freiwilligen Helfern den Ort in eine<br />

einzige Bühne für Konzerte und Veranstaltungen rund<br />

um die Stimme. Das Spektrum geht dabei von Klassik<br />

über Jazz bis hin zum Gospel. In einer der nächsten<br />

Ausgaben erfahren Sie noch mehr über dieses Dorf<br />

und sein Festival, das sich von anderen unterscheidet<br />

und das wir Ihnen daher näher vorstellen werden!<br />

Saint-Florent-le-Vieil (Maine-et-Loire): Le<br />

Rivage des Voix. 16. bis 19. Mai <strong>2019</strong><br />

www.lerivagedesvoix.com<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Außerdem lohnenswert<br />

Die Kunst, Leere darzustellen<br />

Alexandre Calder und Pablo Picasso haben beide die Kunst des<br />

20. Jahrhunderts entscheidend mitgeprägt. Diese Ausstellung<br />

interessiert sich für einen Aspekt ihrer<br />

Arbeit, der bis dato niemals untersucht<br />

wurde: Auf welche Art hat jeder der<br />

beiden Künstler versucht, die Leere,<br />

das Fehlen von Raum in seinem Werk<br />

darzustellen? Bei dieser Gelegenheit<br />

erfährt man, wie wichtig diese<br />

Überlegung für beide Künstler war,<br />

und kann die ganze Komplexität dieser<br />

Fragestellung erfassen.<br />

Paris, Musée Picasso: Calder-<br />

Picasso. 19. Februar bis 25. August<br />

<strong>2019</strong>.<br />

www.museepicassoparis.fr<br />

Das schwarze<br />

Modell<br />

Nach der New Yorker<br />

Wallach Art Gallery<br />

beschäftigt sich das<br />

Musée d‘Orsay in Paris<br />

mit einer bislang wenig<br />

beachteten Frage in der<br />

Geschichte der Kunst:<br />

Wie wurde das schwarze<br />

Modell, das bei den<br />

Malern im Paris des<br />

19. Jahrhunderts vor allem aufgrund der damit verbundenen<br />

technischen Schwierigkeiten sehr geschätzt war, allmählich<br />

zu einem eigenständigen Thema? Welche Vorstellung hatten<br />

Künstler wie Géricault, Manet, Degas und Matisse wirklich von<br />

dunkelhäutigen Modellen? Was sagt dies über die damalige<br />

Gesellschaft aus? Die Ausstellung beleuchtet insbesondere den<br />

Dialog zwischen dem Künstler, der malte, bildhauerte, gravierte<br />

oder fotografierte, und dem Modell, das dafür posierte.<br />

Paris, Musée d’Orsay: Le modèle noir de Géricault à Matisse.<br />

26. März bis 21. Juli <strong>2019</strong>.<br />

www.musee-orsay.fr<br />

Inspirationen aus der<br />

Normandie<br />

So wie Paris heute in Frankreich<br />

kein Monopol mehr auf<br />

bedeutende Ausstellungen<br />

hat, so war die Hauptstadt<br />

in der Vergangenheit auch<br />

nicht die einzige Stadt, die<br />

Künstler anzog. Daran will diese<br />

Ausstellung in Rouen erinnern.<br />

In den 30er-Jahren zog das<br />

kleine Dorf Varengeville-sur-<br />

Mer Künstler wie Braque und Nelson an, die dort ihre Ateliers<br />

einrichteten. Einige Jahre später folgten Calder und Miró. Alle<br />

schufen dort zahlreiche Gemälde, darunter die berühmten<br />

« Konstellationen » von Miró, die man bei dieser Ausstellung<br />

erfreut entdecken wird.<br />

Rouen (Seine-Maritime), Musée des Beaux-Arts: Braque,<br />

Miró, Calder, Nelson – une constellation d’artistes à<br />

Varengeville-sur-Mer. 5. April bis 2. September <strong>2019</strong>.<br />

www.mbarouen.fr<br />

Kunst und Volkskunst<br />

Jean Dubuffet gehört zu den Hauptvertretern der sogenannten<br />

« Art brut » und besuchte regelmäßig das Musée des Arts et<br />

Traditions populaires, den Vorgänger des MuCEM in Marseille.<br />

Unter « Art brut » versteht man eine Kunstbewegung, bei der<br />

Kunst durch jemanden geschaffen wird, der keine künstlerische<br />

Ausbildung hat, sondern autodidaktisch versucht, neue<br />

Techniken und eine neue Ausdrucksform zu entdecken. Jean<br />

Dubuffet, der die Kunst und Kultur seiner Zeit stark kritisierte,<br />

sah darin ein Mittel, die Kunst und das vorherrschende<br />

Verständnis von Kunst von ihrem Podest zu holen. Diese<br />

Ausstellung beleuchtet<br />

die Beziehungen des<br />

Künstlers zur Volkskunst.<br />

Marseille, MuCEM: Jean<br />

Dubuffet, un barbare<br />

en Europe. 24. April bis<br />

2. September <strong>2019</strong>.<br />

www.mucem.org<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 13


ON LIT<br />

BILDBÄNDE<br />

ROMAN<br />

Serotonin<br />

Michel Houellebecq,<br />

Originaltitel: Sérotonine,<br />

Dumont, 335 Seiten,<br />

ISBN 978-3832183882<br />

Bevor ein neues<br />

Buch von Michel<br />

Houellebecq offiziell<br />

erscheint und in den<br />

Buchhandlungen<br />

erhältlich ist, ist<br />

der jeweilige Titel<br />

meist bereits in aller<br />

Munde und alle Medien<br />

berichten über ihn. Serotonin war in dieser Beziehung keine<br />

Ausnahme, und wie immer war der Aufruhr groß! Das Ganze<br />

hat zumindest einen Vorteil: Zweifellos wissen nun so gut<br />

wie alle Franzosen, dass dieser wissenschaftliche Begriff<br />

einen Neurotransmitter bezeichnet, auch « Glückshormon »<br />

genannt, der eine fundamentale Rolle für unser Wohlbefinden<br />

spielt. Ein weiteres Phänomen der Bücher von Houellebecq:<br />

Sie lösen unvermeidlich unterschiedlichste – oft<br />

widersprüchliche – Reaktionen aus. Kurz: Es wird diskutiert,<br />

Meinungen werden geäußert. Und dies geht weit über die<br />

Medien und die Literaturszene hinaus. Im Grunde genommen<br />

diskutiert ganz Frankreich über Houellebecq und sein<br />

neuestes Werk, egal ob bei einer Vernissage in der Hauptstadt<br />

oder am Tresen eines Bistros in der Provinz. Und genau darin<br />

liegt die Leistung des Autors.<br />

Mit diesem aktuellen Roman, seinem siebten, beschreibt<br />

der Schriftsteller eine depressive Gesellschaft und scheint<br />

damit bis an die Grenzen seiner Zwangsvorstellungen zu<br />

gehen. Trotzdem bringt er uns teilweise zum Lachen. Der<br />

Erzähler (Houellebecq selbst?) beginnt jeden seiner Tage<br />

mit einer Tablette Captorix, einem Antidepressivum, das<br />

eine Dosis Serotonin im Gehirn freisetzen soll. Er weiß, dass<br />

eine der unerwünschten Nebenwirkungen des Medikaments<br />

Libidoverlust – im Extremfall sogar Impotenz – sein kann.<br />

Dies führt ihn unweigerlich dazu, über seine vergangenen<br />

Liebesbeziehungen nachzudenken. Darüber hinaus<br />

wirft Houellebecq – über ein Labyrinth an Wegen und<br />

Gedankengängen, wie nur er es beherrscht – einen ätzenden<br />

Blick auf das heutige Frankreich. Er nimmt uns unter anderem<br />

in das ländliche Frankreich mit, wo sich die Menschen gerade<br />

heute besonders benachteiligt fühlen. Was? Sollte der Autor<br />

vor allen anderen das Aufkommen der Gilets jaunes gespürt<br />

haben? Eines ist auf jeden Fall sicher: Sein Buch lässt uns<br />

einmal mehr nicht gleichgültig …<br />

Leonardos Maschinen:<br />

In der Werkstatt des genialen Erfinders<br />

Herausgegeben von Mario Taddei und Edoardo Zanon, Text<br />

von Domenico Laurenza, übersetzt aus dem Italienischen<br />

von Erwin Tivig, Originaltitel: Leonardo’s machines,<br />

Theiss-Verlag, 242 Seiten ISBN 978-3806234756<br />

Das große Leonardo da Vinci Buch,<br />

mit Zeichnungen zum Herausnehmen<br />

und Entdecken<br />

Gérard Denizeau, übersetzt aus dem Französischen von Heike Rosbach,<br />

Originaltitel: Léonard de Vinci, Theiss-Verlag,<br />

128 Seiten, ISBN 978-3806235517<br />

Anlässlich des 500. Todestages<br />

von Leonardo da Vinci (1452-<br />

1519), der in Frankreich – vor<br />

allem in der Touraine – das<br />

ganze Jahr über begangen<br />

wird, hat der deutsche Theiss-<br />

Verlag zwei sehr interessante<br />

Werke über das Leben und die<br />

Erfindungen des Genies der<br />

Renaissance herausgebracht.<br />

Das erste, « Leonardos<br />

Maschinen », ist eine Art<br />

Gebrauchsanleitung, die auf originelle und klare<br />

Weise eine Frage beantwortet, die wir uns häufig<br />

bei der Betrachtung der unglaublichen Erfindungen<br />

da Vincis stellen: Wie funktionierten sie eigentlich?<br />

Anhand zahlreicher aussagekräftiger Illustrationen<br />

und ergänzender Erläuterungen wird deutlich, wo<br />

das Interesse von Maschine und Mechanismus lag.<br />

Endlich kommen wir hinter das Geheimnis und müssen<br />

zugeben, dass wir richtig stolz sind, das nun endlich<br />

verstanden zu haben!<br />

Das zweite, « Das große Leonardo da Vinci Buch »,<br />

trägt seinen Namen zu Recht: 130 Seiten, mehr als 300<br />

Abbildungen von Kunstwerken und Reproduktionen,<br />

Faltblätter zum Auspacken, Anschauen und Anfassen,<br />

Zeichnungen und Dokumente in beigefügten<br />

Papiertäschchen, die spielerisch in voller Größe<br />

entdeckt werden können … Es ist eine regelrechte<br />

Bibel über Leonardo und seine Arbeiten, perfekt<br />

dokumentiert, unterhaltsam<br />

zu lesen! Ein Buch, das von<br />

der Gestaltung bis zum Druck<br />

äußerst einfallsreich gemacht<br />

ist und aus dem Rahmen fällt:<br />

ganz nach dem Vorbild des<br />

großen Meisters. Leonardo da<br />

Vinci hätte es zweifelsohne toll<br />

gefunden!<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


ROMAN<br />

All die glücklichen<br />

Familien<br />

Hervé Le Tellier, Originaltitel: Toutes<br />

les familles heureuses, übersetzt aus<br />

dem Französischen von Jürgen und<br />

Romy Ritte, dtv Verlagsgesellschaft,<br />

192 Seiten, ISBN 978-3423289719<br />

Hervé Le Tellier zeichnet in diesem<br />

Buch ein Familienporträt, und er<br />

macht dies schonungslos offen, auf ehrliche und anständige<br />

Weise. Jetzt, nachdem sowohl der Vater als auch der Stiefvater<br />

tot sind und die Mutter, so erfahren wir « verrückt ist », weiß<br />

der Autor, dass « sie dieses Buch nicht lesen werden. Ich fühle<br />

mich im Recht, es endlich zu schreiben. Ich hoffe, dass ich ohne<br />

Wut von dieser Familie erzähle, sie beschreibe, ohne mich zu<br />

beklagen, ich möchte sogar, dass über sie gelacht wird, ohne<br />

Bedauern. Kinder haben manchmal nur die Wahl zu fliehen, und<br />

selbst wenn der Ausbruch das Risiko der Zerbrechlichkeit in sich<br />

birgt, verdanken sie ihm oft, das Leben noch mehr lieben zu<br />

können. » Ein Roman, der eine Geschichte erzählt, die Geschichte<br />

einer Familie, wie es Tausende gibt. Seine Stärke liegt jedoch<br />

darin, dass er durch seine Scharfsinnigkeit und die Fähigkeit<br />

einfühlsam und mit den richtigen Worten über die einfachen und<br />

wahren Dinge des Lebens zu sprechen, unser tiefstes Inneres<br />

anspricht.<br />

BIOGRAFIE<br />

Napoleon, Revolutionär auf dem<br />

Kaiserthron<br />

Günter Müchler, Theiss-Verlag, 544 Seiten, ISBN 978-3806239171<br />

Günter Müchler studierte Geschichte und<br />

Politikwissenschaft, ist ein passionierter<br />

Frankreichkenner und beschäftigt sich seit vielen<br />

Jahren mit der Französischen Revolution und<br />

Napoleon. Mit dieser Biografie über Napoleon<br />

Bonaparte (1769-1821) gelingt es ihm, diesen<br />

Menschen auf eine neue und andersartige Weise<br />

zu betrachten und den Leser dadurch neugierig<br />

zu machen. Angesichts der zahlreichen Studien,<br />

die bereits über Napoleon Bonaparte erstellt<br />

wurden, ist dies kein leichtes Unterfangen. Das<br />

Werk eignet sich sowohl<br />

für hervorragende<br />

Kenner der Geschichte<br />

des Kaisers als auch<br />

für diejenigen, die<br />

ganz einfach mehr<br />

über dessen Leben<br />

und Werk erfahren<br />

möchten.<br />

ROMAN<br />

Fünf Tage in Paris<br />

Tatiana de Rosnay, Originaltitel: Sentinelle de la pluie, übersetzt aus dem Französischen von<br />

Nathalie Lemmens, C. Bertelsmann, 304 Seiten, ISBN 978-35<strong>70</strong>103654<br />

Tatiana de Rosnay ist ein echtes Phänomen in der französischen Verlagswelt. Man schätzt, dass von ihren<br />

Büchern weltweit bisher mehr als 14 Millionen Exemplare verkauft wurden. Da ist es nur zu logisch, dass<br />

für ihre zahlreichen Fans jedes neu erschienene Werk ein heiß ersehntes Ereignis ist. Dabei beschränkt sich<br />

Tatiana de Rosnay nicht darauf, « einfache » Bücher nach altbewährten Rezepten zu schreiben. Sie ist der<br />

Ansicht, dass man « den Finger in die Wunde legen » und « Risiken eingehen » muss, um als Schriftsteller<br />

anerkannt zu werden. Tatiana de Rosnay wurde 2007 mit dem Buch Elle s‘appelait Sarah (deutscher Titel:<br />

Sarahs Schlüssel) bekannt. Darin erzählt sie die Geschichte einer amerikanischen Journalistin, die im Jahr<br />

2002 in Paris Nachforschungen über das Schicksal eines elfjährigen Mädchens anstellt, das 1942 im Rahmen<br />

der tragischen Ereignisse im Vélodrome d‘Hiver verhaftet wurde. Dieses sehr sensible Thema war bis dato in Frankreich<br />

in Literaturkreisen nicht oft behandelt worden.<br />

Mit dem Buch Fünf Tage in Paris, dessen Originalausgabe Anfang 2018 in Frankreich erschien, nimmt die Autorin erneut<br />

Risiken auf sich. Diesmal lädt sie uns ein, einer Familienaudienz hinter verschlossenen Türen beizuwohnen, die vor<br />

der beängstigenden Kulisse der von einem dramatischen Seine-Hochwasser bedrohten französischen Hauptstadt<br />

stattfindet. Die Angst steigt nach und nach ... wie das Wasser ... Aber bis wohin? Das ist die große Frage ... Lange vor der<br />

Autorin verglich bereits Paul Verlaine (1844-1896) durch einen berühmt gewordenen Neologismus der Verben pleurer<br />

und pleuvoir sein Herz mit der Stadt im Regen: Il pleure dans mon cœur / Comme il pleut sur la ville ... Einen Vers, den<br />

Tatiana de Rosnay ohne Zweifel gut kennen dürfte ...<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 15


ON LIT EN FRANCE<br />

Sage mir, was du liest,<br />

und ich sage dir, wer du bist …<br />

Unsere Auswahl an Büchern, über die man zurzeit in Frankreich spricht<br />

GLISSEZ, MORTELS<br />

Charlotte Hellman, Éditions Philippe Rey, 208 Seiten, ISBN 978-2848767147<br />

ACADÉMIE ÉQUESTRE<br />

VERSAILLES<br />

Koto Bolofo, Vorwort von Bartabas, Actes<br />

Sud, 288 Seiten, ISBN 978-2330113889<br />

Koto Bolofo wurde<br />

1959 in Südafrika geboren,<br />

lebte bis zur Abschaffung der<br />

Apartheid 1991 im Exil in<br />

Großbritannien und ist einer<br />

der aufgehenden Sterne am<br />

Fotografenhimmel weltweit.<br />

In Frankreich wurde man<br />

besonders durch seine Arbeit<br />

im Hause Hermès auf ihn<br />

aufmerksam. Mit einem<br />

überaus präzisen Blick gelang<br />

es ihm, die nicht einfache<br />

Frage der Vermittlung von<br />

Know-how außergewöhnlich gut zu erfassen. Für dieses<br />

Buch hat Koto Bolofo den Fokus seiner Kamera auf die<br />

Welt der Pferde gerichtet. Er folgte einer Einladung von<br />

Bartabas, dem Gründer der berühmten Pferdeshow Zingaro.<br />

Bartabas ist einer der Pioniere in diesem Bereich, seine<br />

Shows sind auf der ganzen Welt zu sehen. Im Jahr 2003<br />

gründete er zudem die Académie équestre von Versailles.<br />

In die Welt dieses renommierten königlichen Reitstalls<br />

tauchte der Fotograf nun ein, blieb dabei aber – wie man<br />

es von ihm gewohnt ist – so diskret wie möglich. Auf diese<br />

Weise gelang es ihm, die vielfältige Kommunikation zwischen<br />

Mensch und Pferd einzufangen und die Verbundenheit<br />

solcher Beziehungen eindrucksvoll festzuhalten. Die rund<br />

200 Fotos dieses großartigen Bandes sprechen für sich,<br />

sodass der einzige Text das Vorwort von Bartabas ist. Beim<br />

Durchblättern ist man davon überwältigt, wie schön die<br />

Vertrautheit zwischen Mensch und Tier anzusehen ist. Durch<br />

die Schwarz-Weiß-Technik gelingt es dem Fotografen, Stärke<br />

und Zerbrechlichkeit zugleich zu vermitteln. Große Kunst!<br />

Von Paul Signac (1863-1935) weiß man im besten<br />

Fall, dass er ein großer französischer Maler war. Wie<br />

sein Freund, der Maler Georges Seurat (1859-1891),<br />

war er einer der Weichensteller des Pointillismus.<br />

Die Stärke dieses Buches liegt darin, dass wir viel<br />

über den Menschen Paul Signac erfahren und auf<br />

faszinierende Art in sein Privatleben eintauchen. Die<br />

Autorin, Charlotte Hellman, kennt den Künstler sehr<br />

gut, da sie für seine Archive in Paris verantwortlich<br />

ist. Von ihr erfahren wir mehr über das Leben eines<br />

leidenschaftlichen Malers, der sich nicht nur künstlerisch,<br />

sondern auch politisch engagierte. Vor allem<br />

aber erfahren wir mehr über seine wenig bekannten<br />

Beziehungen zu zwei Frauen: Berthe und Jeanne. Mit<br />

Berthe war Paul Signac verheiratet, verließ sie aber<br />

1912 für Jeanne, eine gemeinsame Freundin von ihm<br />

und Berthe. Jeanne ließ sich für ihn sogar scheiden<br />

und verzichtete auf ihre Kinder. Für Paul dagegen<br />

kam eine Scheidung nicht in Betracht; es gelang<br />

ihm sogar, Berthe davon zu überzeugen, das Kind,<br />

das er mit Jeanne bekam, zu adoptieren. Ein Mann,<br />

zwei Frauen. Das<br />

Portrait einer<br />

ungewöhnlichen<br />

Beziehung. Und<br />

das vor dem<br />

Hintergrund einer<br />

Epoche, die sich<br />

im künstlerischen<br />

Aufbruch befand,<br />

und einer<br />

toleranten – oder<br />

auch nicht – Gesellschaft,<br />

die<br />

sich im Endeffekt<br />

selbst suchte.<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


277492_Schmitz_Anzeige_1 19.06.2018 16:19<br />

ANZEIGE<br />

Ulrich Robin<br />

LA FRANCE D’ANTAN<br />

À TRAVERS LA CARTE<br />

POSTALE ANCIENNE<br />

Sarah Finger, HC Editions, 400<br />

Seiten, ISBN 978-2357204201<br />

Dieses Werk ist nicht nur schön<br />

und beeindruckend, sondern auch<br />

faszinierend. Das liegt daran, dass<br />

es weit über die bereits oft gesehene<br />

historische Katalogisierung auf der<br />

Basis alter Postkarten hinausgeht.<br />

Beim Durchblättern der 400 Seiten<br />

entdeckt man Frankreich in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, einer<br />

Zeit, in der alles möglich scheint. All diese Postkarten zeugen davon,<br />

wie alte Traditionen ganz allmählich dem Fortschritt – vor allem<br />

dem industriellen – Platz machen. Die Epoche erscheint innovativ<br />

und dynamisch. Man erfährt, dass die ersten Maschinen, die stolz<br />

zur Schau gestellt werden, einen immer größeren Stellenwert bekommen,<br />

und man entdeckt das Aufkommen der ersten Wintersportorte.<br />

Es macht richtig Spaß, in diesen Fotos nach Details zu suchen,<br />

die vom Umbruch einer Epoche zeugen. Vor allem wird man sich<br />

dabei bewusst, welche Veränderungen es seitdem gegeben hat ...<br />

UN TOUR DE FRANCE LITTÉRAIRE<br />

Robert Darnton, Gallimard, 392 Seiten, ISBN 978-2072744921<br />

Alle, die sich schon immer gefragt<br />

haben, wie es sein konnte, dass in den<br />

Köpfen der Menschen die Idee der Französischen<br />

Revolution aufkommen und sich<br />

ausbreiten konnte – in einer Zeit, in der<br />

Kommunizieren schwierig und langwierig<br />

war –, werden in diesem fesselnden Buch<br />

vielleicht eine Antwort finden. Der Autor<br />

ist Geschichtswissenschaftler und Spezialist<br />

für diese Epoche. Er hat dafür mehr als<br />

50 000 Dokumente aus dem Jahr 1778<br />

analysiert, die sich in den Verlagsarchiven der<br />

Société typographique de Neuchâtel befinden. Eine wahre wissenschaftliche<br />

Sisyphusarbeit! Durch Lagerbestände, Buchhaltungsunterlagen und<br />

Bestellbücher zeichnet sich nach und nach ein Porträt der damaligen<br />

Welt der Bücher ab. Vor allem aber präsentiert Robert Darnton uns<br />

das spannende, täglich aktualisierte Heft eines Commis voyageur<br />

des Verlages (heute würde man ihn als « Außendienstmitarbeiter »<br />

bezeichnen), der mehrere Monate lang durch die literarische Welt<br />

Frankreichs reiste, Buchhändler besuchte und deren Bestellungen<br />

aufnahm. Auf der Basis der geführten Unterhaltungen legte er auf fast<br />

journalistische Art ein Zeugnis von dieser vorrevolutionären Zeit ab.<br />

Das Vermächtnis<br />

oder<br />

Von Lilien lernen<br />

„Das Vermächtnis oder Von Lilien lernen“<br />

ist ein vielschichtiger Roman<br />

über die Wunden der Nachkriegszeit,<br />

über Schuld, über den Beginn des<br />

Massentourismus und der Eventkultur<br />

und die deutsch-französischen Beziehungen.<br />

Im Mittelpunkt des Geschehens:<br />

Alman, deutscher Aussteiger in<br />

Chartres und Françoise, seine Geliebte.<br />

Der Autor erzählt mit souveräner<br />

Sprachkraft und feinem, untergründigem<br />

Witz die Ge schichte eines Fremden<br />

und Außen seiters, und seiner<br />

Beziehungsprobleme. Eingebettet in<br />

die Beschreibungen französischer Lebensart,<br />

des Geschehens in und um<br />

Chartres und eines, wenn auch nur virtuellen<br />

Ausflugs in die nahe gelegene<br />

französische Metropole. Auf subtile<br />

Weise verflicht er Gegenwart und Vergangenheit.<br />

Sie treffen sich schließlich<br />

auf überraschende Weise im Symbol<br />

der Lilie.<br />

Ulrich Robin<br />

Das Vermächtnis<br />

oder<br />

Von Lilien lernen<br />

1. Auflage 2017<br />

Taschenbuch, 251 Seiten<br />

ISBN: 978-3-86460-695-3<br />

14,90 EUR<br />

www.book-on-demand.de


ON LIT EN FRANCE<br />

HISTORISCHER ROMAN<br />

LE REGARD DE LA JOCONDE<br />

Alberto Angela, übersetzt aus dem Italienischen von Sophie<br />

Bajard, Payot, 360 Seiten, ISBN 978-2228921756<br />

Der studierte Paläontologe und Journalist nimmt uns mit<br />

diesem fesselnden Roman mit in die Geschichte der Renaissance<br />

und Leonardo da Vincis (1452-1519). Dies gelingt ihm mithilfe<br />

eines der berühmtesten Gemälde der Welt, das im Pariser<br />

Musée du Louvre hängt: der Mona Lisa. Seit Jahrhunderten<br />

versuchen die Menschen, das Geheimnis ihres Lächelns und<br />

ihres Blicks zu ergründen. Vom Heimatland des italienischen<br />

Genies bis in das Dorf Amboise in der Touraine, wo da Vinci im<br />

Mai 1519, also vor 500 Jahren, starb, zeigt uns Alberto Angela,<br />

dass wir die Mona Lisa nach wie vor sehr schlecht kennen.<br />

Eine umfassend dokumentierte Untersuchung, die sich wie<br />

ein Roman liest und den Leser auf eine Zeitreise mitnimmt.<br />

ROMAN<br />

KRIMI<br />

LA PETITE<br />

GAULOISE<br />

Jérôme Leroy, La<br />

manufacture de livres, 142<br />

Seiten, ISBN 978-2358872522<br />

Hinweis für alle<br />

Krimifreunde: Diese<br />

« kleine Gallierin »<br />

(es handelt sich<br />

dabei um ein 17-jähriges<br />

Mädchen, das<br />

die absurde Welt um es<br />

herum erkannt hat) ist ein kurzer, bissiger Krimi,<br />

ein Juwel, das mit großen Gesellschaftsromanen<br />

durchaus mithalten kann. In Form eines Roman<br />

noir prangert das Buch wie ein modernes Pamphlet<br />

die Ghettoisierung bestimmter Viertel der Pariser<br />

Vorstädte an. Der Autor ist ein subtiler Beobachter<br />

der Veränderungen in der französischen<br />

Gesellschaft. Seine fesselnde Intrige spielt in einer<br />

Hafenstadt im Westen des Landes, in der eine<br />

extremistische Partei das Sagen hat. Der Text<br />

ist gut geschrieben, ohne Phrasen zu dreschen,<br />

und stellt der ernsten Handlung trotz allem als<br />

Ausgleich viel Humor gegenüber. Fesselnd!<br />

UNE JEUNESSE EN FUITE<br />

Arnaud Le Guern, Éditions du Rocher, 226<br />

Seiten, ISBN 978-2268101293<br />

Dieser Roman ist die vordergründig simple<br />

Geschichte eines Mannes – des Erzählers –,<br />

der mit seiner Tochter für einen Sommer in die<br />

Bretagne zu seinen Eltern zurückkehrt. Bei<br />

dieser Gelegenheit findet er Briefe seines Vaters<br />

wieder, der in den 90er-Jahren als Militärarzt<br />

am Golfkrieg teilnahm. Die Briefe erinnern<br />

ihn an seine Jugend, nehmen ihn mit auf<br />

eine persönliche Reise in die Vergangenheit.<br />

Durch diese Reise<br />

lässt der Autor<br />

treffsicher und<br />

ohne Melancholie<br />

die Atmosphäre<br />

der damaligen<br />

Zeit in Frankreich<br />

auferstehen. Ein<br />

lehrreicher Generationenroman!<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Wie sieht es aktuell mit Büchern deutscher Schriftsteller aus, die ins Französische übersetzt wurden?<br />

Hier ist unsere Auswahl solcher Bücher, über die man zurzeit im Hexagon spricht (und die<br />

Sie beispielsweise Ihren französischen Freunden empfehlen können ...):<br />

ROMAN<br />

KRUSO<br />

Lutz Seiler, Übersetzung<br />

aus dem Deutschen<br />

von Uta Müller und<br />

Bernard Banoun,<br />

Verdier, 476 Seiten, ISBN<br />

978-2864329909 (in<br />

Deutschland 2014 bei<br />

Suhrkamp erschienen,<br />

Originaltitel: Kruso)<br />

Man mag erstaunt darüber<br />

sein, dass dieser berühmte Roman<br />

von Lutz Seiler, der 2014 anlässlich<br />

der Frankfurter Buchmesse<br />

mit dem Deutschen Buchpreis<br />

ausgezeichnet und bereits in 20<br />

Sprachen übersetzt wurde, erst<br />

jetzt in Frankreich erscheint. Auf<br />

jeden Fall ist er lesenswert, darüber<br />

sind sich die Leser im Hexagon<br />

einig. Bei den Begegnungen<br />

mit dem Autor, die der Verlag in<br />

französischen Buchhandlungen<br />

organisiert, gibt es Fragen zuhauf.<br />

Offenbar begeistern sich die<br />

Franzosen für diesen Roman über<br />

das Ende der DDR. Im Übrigen<br />

hebt auch die französische Kritik<br />

einhellig dessen Stärken hervor.<br />

ESSAY<br />

JE SUIS NÉ QUELQUE<br />

PART, OÙ PEUT-ON SE<br />

SENTIR CHEZ SOI ?<br />

Daniel Schreiber, Übersetzung aus dem<br />

Deutschen von Alexandre Pateau, 210<br />

Seiten, ISBN 978-2746746787 (in Deutschland<br />

2017 bei Hanser Berlin erschienen,<br />

Originaltitel: Zuhause, die Suche nach<br />

dem Ort, an dem wir leben wollen)<br />

Der Autor stellt sich in<br />

diesem Essay die Frage nach<br />

dem Zuhause und beschreibt<br />

diskret, aber ehrlich eine neue<br />

Art, sich heute sein Zuhause<br />

in der Welt zu schaffen. Nach<br />

Meinung mehrerer Buchhändler<br />

in Frankreich gehört dieses Buch<br />

zu denjenigen, die schnell durch<br />

Mund-zu-<br />

Mund-Propaganda<br />

bekannt<br />

wurden.<br />

Das ist<br />

angeblich<br />

die beste<br />

Art, um<br />

Neugier zu<br />

wecken!<br />

HISTORISCHER ROMAN<br />

BERLIN FINALE<br />

Heinz Rein, Übersetzung von Brice Germain, Belfond,<br />

880 Seiten, ISBN 978-2714471439 (in Deutschland 1947<br />

bei Dietz erschienen, Originaltitel: Finale Berlin)<br />

Der französische Verlag Belfond lancierte<br />

vor fünf Jahren die Reihe Belfond<br />

Vintage. In dieser Reihe werden verschollene<br />

Bücher, vergessene<br />

Klassiker und Texte unbekannter<br />

Au tor en (wieder)<br />

aufgelegt. Inzwischen<br />

umfasst Belfond Vin tage<br />

rund dreißig Werke. Vor<br />

Kurzem hatte der Verlag<br />

mit dem in dieser Reihe<br />

veröffentlichten Buch<br />

Berlin finale einen großen<br />

Erfolg. Die Franzosen<br />

wussten nicht, dass es sich<br />

dabei um einen der ersten Bestseller in<br />

Deutschland han del te, der in der Zeit<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg (näm lich<br />

1947) erschien. Mit sehr großem Interesse<br />

– die Verkaufszahlen sprechen für<br />

sich – entdecken die Leser im Hexa gon<br />

dieses wertvolle Zeugnis der Vergangenheit<br />

über die letzten Tage in Berlin<br />

vor dem Untergang des Nazi-Reichs.<br />

Wir servieren Ihnen den 2. Band!<br />

Nach dem erfolgreichen „À table“<br />

ist jetzt endlich „À table 2“ erschienen.<br />

Man nehme: acht französische Regionen,<br />

das Savoir-faire unserer Rezeptautorin<br />

Madame Seidel-Guinebretière, garniere es<br />

mit viel französischem Flair und schmecke<br />

das Ganze mit wohldosierten deutschen<br />

Wort übersetzungen ab.<br />

Nicole Seidel-Guinebretière<br />

€ 9,90 Print, DIN A4, 64 Seiten<br />

www.sprachzeitungen.de


ON ÉCOUTE<br />

CHANSON/WORLD MUSIC<br />

Yann Tiersen: ALL<br />

Viele Melodien von Yann Tiersen kennen wir,<br />

ohne dass uns bewusst ist, dass sie von diesem<br />

bretonischen Komponisten stammen. Manchmal<br />

bedarf es nur einiger Töne und sofort schießt uns die<br />

Erinnerung an beeindruckende Filme wie Good Bye Lenin oder Die fabelhafte<br />

Welt der Amélie, für die er die Musik komponierte, durch den Kopf. Das aktuelle<br />

Album von Yann Tiersen entstand in einer ehemaligen Diskothek auf der Insel<br />

Ouessant, wo er sein neues Studio eingerichtet hat. Es enthält Melodien, die uns<br />

in ihren Bann ziehen, die « hausgemacht » sind und für die er auf der ganzen Welt<br />

Klanginspirationen « sammelte », beispielsweise am Flughafen Tempelhof in Berlin,<br />

nach dem der erste Titel der CD benannt ist. Umwelt und Natur spielen in den<br />

Texten wiederum eine zentrale Rolle, der Musiker bleibt damit seinem sozialen<br />

und politischen Engagement treu. Die Musik ist einmal mehr in bemerkenswerter<br />

Weise orchestriert und synchronisiert. Es ist ein Genuss für das Ohr, hinter<br />

der fast hypnotischen Pianomusik andere Geräusche herauszuhören, unter<br />

anderem solche, die man unweigerlich mit der Insel Ouessant in Verbindung<br />

bringt, wie das Nebelhorn, das Plätschern der Wellen auf den Kieseln oder auch<br />

spielende Kinder am Strand. Es sei denn, Letztere vergnügten sich auf dem zu<br />

einem Naherholungspark umgestalteten Flugfeld des ehemaligen Flughafens<br />

Tempelhof … Letzten Endes bleibt etwas Geheimnisvolles, und genau darin liegt<br />

die Anziehungskraft dieser CD. Eine CD, die ein Bote verschiedenster Emotionen ist!<br />

Info: Im Rahmen seiner Welttournee gastiert Yann Tiersen am 6. März <strong>2019</strong> im<br />

Admiralspalast in Berlin, am 7. März <strong>2019</strong> in der Laeiszhalle in Hamburg und am<br />

8. März <strong>2019</strong> in der Tonhalle in Düsseldorf.<br />

CHANSON/POP<br />

Elsa Gilles: Elsa Gilles<br />

Diese in der Öffentlichkeit noch weitgehend<br />

unbekannte junge fran zö sische Künstlerin<br />

begann im Alter von vier Jahren mit dem<br />

Klavier unter richt, mit fünfzehn Jahren<br />

folgten Gitarre und Violoncello. Dank<br />

ihres Talents wurde man schnell auf sie<br />

aufmerksam. Als sie eines Tages Lau rent<br />

Voulzy begegnete, beschloss dieser, sie<br />

unter seine Fittiche zu nehmen; er arbeitete<br />

fast zehn Jahre mit ihr. In der Folge trat<br />

sie dann bei Calo geros letzter Tournee im<br />

Vorprogramm auf. Calogero war es auch,<br />

der dieses Album produzierte. Es enthält<br />

zwölf poppige Titel, die tref fend von so<br />

unterschiedlichen Themen wie dem Reiz<br />

der einfachen Dinge des Lebens, dem<br />

Zweifel oder der bedingungslosen Liebe<br />

erzählen. Die Stimme der Künstlerin wird Sie<br />

mit Sicherheit begeistern. Sie bringt einen<br />

frischen Wind in das<br />

französische Chanson<br />

und könnte in den<br />

kommenden Jahren<br />

die Szene prägen!<br />

CHANSON<br />

Patrick Bruel: Ce soir on sort…<br />

Patrick Bruel ist bereits 59 Jahre alt! Das könnte man nahezu vergessen,<br />

wenn man sieht, wie der Sänger bei seinen Auftritten immer noch<br />

durch enthusiastische – und teilweise auch etwas hysterische –<br />

« Patriiiiick! »-Rufe von seinen Fans empfangen wird, die ihn noch immer<br />

als den ewig romantischen Sänger und Verführer Nummer eins Frankreichs<br />

betrachten. Dieses Image klebt an ihm, er versteht es jedoch, damit<br />

humorvoll umzugehen. « Patriiiiick » präsentiert uns nun also sein neuntes<br />

Album, das mit nicht weniger als 15 Chansons durchaus umfangreich ist.<br />

Selbstverständlich ist die Liebe in seinen Songs immer noch ein Thema,<br />

daneben geht es aber auch – vielleicht ein Privileg des Alters? – um aktuelle<br />

gesellschaftliche Fragen. On partira handelt von der Immigrantenkrise und<br />

erzählt die Geschichte einer Mutter und ihres Sohnes, während Ce soir on<br />

sort… unterschwellig die Attentate von 2015 behandelt. In Qu’est-ce qu’on<br />

fait? geht es um den Sieg der französischen Nationalmannschaft bei der<br />

Fußballweltmeisterschaft im vergangenen Jahr. Patrick Bruel hat sich für<br />

diese CD mit jungen Künstlern umgeben,<br />

die Musik klingt daher moderner als auf<br />

den vorherigen Alben. Sie liegt im Trend<br />

der Zeit, ohne deshalb den Stil von Patrick<br />

Bruel zu verraten. Bruel, wie man ihn liebt!<br />

CHANSON<br />

Zaz: Effet miroir<br />

Nach 4 Millionen<br />

verkauften CDs (davon<br />

2 Millionen im Ausland)<br />

bringt Zaz nun ihr viertes Album heraus, auf dem<br />

man sofort ihre so typische Stimme wiedererkennt.<br />

Mit Rock, Salsa und Balladen ist es ein sehr<br />

vielseitiges Album. Es spiegelt die Erfahrungen<br />

auf Reisen und die Begegnungen wider, die Zaz in<br />

den acht Jahren ihrer Karriere machte. Mit dieser<br />

CD – vielleicht die persönlichste bisher – kann man<br />

Zaz und ihre Welt noch besser erfassen, vor allem<br />

durch die drei Titel, die sie selbst schrieb, darunter<br />

der sehr berührende Song Laponie, und das<br />

wehmütige Chanson Résigne-moi. Beim Anhören<br />

bekommt man große Lust, Zaz live auf der Bühne<br />

zu erleben!<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


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ON REGARDE<br />

TRAGIKOMÖDIE<br />

Die schwierige Entstehung eines<br />

der beliebtesten Theaterstücke<br />

Paris, Dezember 1897. Der Schriftsteller Edmond Rostand<br />

(1868-1918) ist knapp 30 Jahre alt, hat aber<br />

bereits zwei Kinder und vor allem viele Ängste. Seit<br />

zwei Jahren hat er nichts mehr geschrieben, allerdings will er<br />

laut eigenen Aussagen noch vor Weihnachten ein neues<br />

Theaterstück präsentieren: eine Heldenkomödie in Versform.<br />

Das einzige Problem: Er hat noch keine Zeile zustande<br />

gebracht. Alle raten Edmond dazu, diese Idee aufzugeben,<br />

doch allen Kritikern und Miesmachern zum Trotz setzt er<br />

sich hin, um das Stück, an das niemand glaubt, zu Papier zu<br />

bringen. Als er mit dem Titel « Cyrano de Bergerac »<br />

beginnt,<br />

weiß er<br />

noch nicht,<br />

dass dies einer der größten Erfolge auf den französischen<br />

Theaterbühnen werden wird. Doch vor dem Triumph ist<br />

« Cyrano » für den Autor eine Qual. Die Kunst dieses Films<br />

liegt darin, wie er den Zuschauer hinter die unbekannten<br />

« Kulissen » der Entstehung eines DER Monumente des<br />

französischen Theaters blicken lässt. Ein Film voller Humor,<br />

der brillant den Mut, die Geisteshaltung und die Beharrlichkeit<br />

von Edmond Rostand beschreibt.<br />

Vorhang auf für Cyrano • Frankreich 2018, 110 min • Originaltitel: Edmond • Ein Film von Alexis Michalik, mit<br />

Thomas Solivérès, Olivier Gourmet, Mathilde Seigner u. a. • Ab 21. März <strong>2019</strong> im Kino.<br />

KOMÖDIE<br />

HISTORISCHES DRAMA<br />

Grausame Diplomatie<br />

1721. Philipp von Orléans,<br />

der bis zur Volljährigkeit<br />

Ludwigs XV. an der Spitze des<br />

französischen Königreichs<br />

steht, kommt auf eine kühne<br />

Idee: Ein Prinzessinnentausch<br />

soll den Frieden mit Spanien<br />

besiegeln. Der elfjährige<br />

Ludwig XV., der bald König<br />

wird, muss die vierjährige spanische Infantin Maria Anna<br />

Victoria heiraten, im Gegenzug soll die Tochter Philipps, die<br />

zwölfjährige Mademoiselle de Montpensier, die Gemahlin des<br />

jungen spanischen Thronfolgers werden. Der Film nach dem<br />

Roman L’échange des princesses von Chantal Thomas basiert<br />

auf wahren Begebenheiten. Er zeichnet ein hervorragendes<br />

Bild der im 18. Jahrhundert in diplomatischen Kreisen üblichen<br />

Praxis von Zwangsehen. Eine fesselnde historische Schilderung,<br />

wunderschön verfilmt. Ein voller Erfolg in Frankreich.<br />

Ein königlicher Tausch • Frankreich 2017, 100 min • Originaltitel: L’échange des<br />

princesses • Ein Film von Marc Dugain, mit Lambert Wilson, Anamaria Vartolomei,<br />

Olivier Gourmet, Catherine Mouchet u. a. • Ab 28. Februar <strong>2019</strong> im Kino.<br />

Über ein ernstes Thema lachen<br />

Gabrielle, Elsa und Mao sind Geschwister, haben aber keinen<br />

Kontakt mehr zueinander. Ihre Eltern, Pierre und Claudine,<br />

haben sich bereits vor vielen Jahren getrennt und niemals<br />

Anstrengungen unternommen, die familiären Beziehungen<br />

wieder aufleben zu lassen. Doch nun trifft sich die Familie<br />

gezwungenermaßen bei der Beerdigung des Großvaters<br />

und muss gemeinsam eine unliebsame Frage klären: « Was<br />

machen wir jetzt mit Oma? » Das Resümee könnte auf einen<br />

simplen Film hindeuten, was aber ganz und gar nicht der Fall<br />

ist. Obwohl « Das Familienfoto » mit einer Beerdigungsszene<br />

beginnt und endet, gelingt es dem Film nicht nur, uns<br />

zum Lachen zu bringen, sondern er lässt uns auch über<br />

Familienstreitigkeiten und Versöhnung nachdenken. Ein Film<br />

voller Zärtlichkeit, Sensibilität und Humor, der uns am Ende<br />

mit einem Lächeln auf den<br />

Lippen zurücklässt und mit<br />

dem Bedürfnis, zu seinen<br />

Nächsten « Ich hab dich gern »<br />

zu sagen …<br />

Das Familienfoto • Frankreich<br />

2018, 93 min • Originaltitel: Photo<br />

de famille • Ein Film von Cécilia<br />

Rouaud, mit Vanessa Paradis, Camille<br />

Cottin, Jean-Pierre Bacri, Chantal<br />

Laube, Pierre Deladonchamps<br />

u. a. • Ab 9. Mai <strong>2019</strong> im Kino.<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


ABENDTHEMA<br />

Ein Abend mit Agnès Varda<br />

Die französische Regisseurin Agnès Varda,<br />

deren Lebenswerk mit dem Ehren-Oscar, der<br />

Palme d’honneur und dem Europäischen<br />

Filmpreis ausgezeichnet wurde, zählt zu<br />

den Schlüsselfiguren des modernen Films. ARTE widmet der<br />

Filmemacherin einen Abend mit « Vogelfrei » (Spielfilm von A.<br />

Varda, mit: Sandrine Bonnaire, Macha Méril, Stéphane Freiss u.<br />

a., Frankreich, 1985, 101 Min.), für den sie 1985 den Goldenen<br />

Löwen in Venedig für den besten Film erhielt, gefolgt von « Cleo –<br />

Mittwoch zwischen 5 und 7 » (Spielfilm von A. Varda, mit: Corinne<br />

Marchand, Antoine Bourseiller u. a. Frankreich/Italien, 1961, 85<br />

Min.) In den « Publikumsgesprächen » (Dokumentation von A.<br />

Varda, Frankreich <strong>2019</strong>, 2x52 Min) offenbart die Nouvelle-Vague-<br />

Mitbegründerin im Anschluss anhand von Filmauszügen und<br />

Fotografien sehr unterhaltsame, oft auch unbekannte Seiten ihrer<br />

Lebens- und Schaffenswelt.<br />

DOKUMENTATION<br />

Höllische Paradiese –<br />

Îles du Salut, Atlantik<br />

Montag, 18. März <strong>2019</strong>, ab 20.15 Uhr<br />

Etwa 15 Kilometer vor<br />

Französisch-Guayana liegen die Îles du Salut. Bis 1946 befand<br />

sich auf einer Insel eines der gefürchtetsten Gefängnisse der<br />

Welt – das « Bagne des Îles du Salut », berühmt geworden durch<br />

den Roman Papillon. Nach Schließung des Gefängnisses hat<br />

sich die Natur zurückerobert, was ihr einst abgerungen wurde<br />

und das « Bagne des Îles du Salut » hat sich vom Gefängnis<br />

zur Touristenattraktion und vor allem zum Naturparadies<br />

verwandelt, mit einer faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt, die<br />

einzigartig in den Tropen ist. Die Dokumenation ist Teil der Reihe<br />

« Höllische Paradiese! – Von der Strafkolonie zum Inselparadies<br />

» und stellt fünf Trauminseln vor, die einst zu gefürchteten<br />

Strafkolonien gemacht wurden und sich bis heute in wahre<br />

Naturparadiese zurückverwandelt haben.<br />

Dokumentation von Frank T. Mirbach, Deutschland <strong>2019</strong>, 43 Min.<br />

Donnerstag, 28. März <strong>2019</strong>, um 18.35 Uhr<br />

DOKUMENTATION<br />

Pigalle – Pariser<br />

Geschichten<br />

Pigalle <strong>2019</strong> oder die Verwandlung<br />

eines typisch pariserischen Viertels, in dem eine triumphierende<br />

Gentrifizierung das verdrängt, was einst seinen Charme<br />

ausmachte. Früher pulsierte in diesem künstlerischen<br />

und kreativen Ausnahmeviertel das Pariser Nachtleben.<br />

Pigalle, Herzstück des « gai Paris », stand seit jeher für<br />

unkonventionelle Vielfalt. Regisseur David Dufresne, der hier<br />

aufwuchs, unternimmt mit diesem Film einen nostalgischdokumentarischen<br />

Streifzug durch Pigalle, trifft auf Menschen,<br />

die von den Glanzzeiten zu erzählen wissen und erinnert mit<br />

reichem Archivmaterial, Filmausschnitten und Musik daran, wie<br />

es einmal war.<br />

SERIE<br />

Eden<br />

Dokumentation von David Dufresne, Frankreich 2018, 60 Min.<br />

Ausstrahlung im April, ein Sendedatum steht noch nicht fest.<br />

Griechenland: ein sonniger Tag am Strand. Die See ist<br />

ruhig, die Temperaturen angenehm, die Stimmung unter<br />

den Touristen blendend, als plötzlich ein mit Flüchtlingen<br />

vollbesetztes Schlauchboot in die Urlaubsidylle platzt<br />

und seine 50 Insassen sich an den entgeisterten<br />

Badegästen vorbei in die nahegelegenen Seitenstraßen<br />

flüchten – darunter auch der 16-jährige Amare aus<br />

Nigeria. Dieses Ereignis ist Dreh- und Angelpunkt für<br />

das Schicksal verschiedener Menschen: die deutsche<br />

Familie Hennings, Gastfamilie eines jungen Migranten,<br />

die französische Unternehmerin Hélène, die ein<br />

kommerzielles Modell von Flüchtlingslagern ersinnt,<br />

und ein von Schuldgefühlen<br />

geplagter griechischer<br />

Sicherheitsbeamter.<br />

Serie von Dominik Moll, mit Sylvie<br />

Testud, Juliane Köhler, Wolfram Koch<br />

u. a., Deutschland / Frankreich 2018,<br />

6 x 45 Min. donnerstags<br />

2. und 9. Mai <strong>2019</strong>, ab 20.15 Uhr<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 23


ON SURFE<br />

Fokus: Französisch lernen<br />

VERLORENE GEGENSTÄNDE<br />

Bessere Chancen,<br />

sie wiederzufinden<br />

Wir erhalten regelmäßig Anfragen, welche unserer Meinung nach<br />

die beste Methode ist – vor allem im Internet –, um die französische<br />

Sprache zu erlernen. Nach dem Studium diverser Angebote<br />

und einem Austausch mit Sprachlehrern hat uns besonders die Qualität des<br />

umfangreichen und kostenlosen Angebots des frankophonen Fernsehsenders<br />

TV5Monde überzeugt. Dieser stellt den Internetusern zwei sehr interessante<br />

Tools zur Verfügung:<br />

EINE UMFASSENDE, SPIELERISCHE UND KOSTENLOSE METHODE<br />

Aurélie Toubol und Grégoire Rey-<br />

Brot, beide um die dreißig, konnten<br />

es kaum fassen, als sie erfuhren,<br />

wie viele Gegenstände jedes Jahr<br />

in Frankreich verloren gehen:<br />

Allein bei der Société Nationale<br />

des Chemins de Fer français (SNCF)<br />

landen beispielsweise mehr als<br />

90 000 Objekte pro Jahr im Fundbüro,<br />

bei den Pariser Verkehrsbetrieben<br />

Régie Autonome des Transports<br />

Parisiens (RATP) sind es sogar über<br />

200 000. Ganz zu schweigen von<br />

den 750 Computern, die Woche für<br />

Woche am Flughafen Paris Charles<br />

de Gaulle vergessen werden. Die<br />

beiden kamen daher auf die Idee, für<br />

solche Fälle eine nützliche Website<br />

zu kreieren, auf der jeder, der einen<br />

Gegenstand verliert oder findet,<br />

dies anzeigen kann. Die Website<br />

(in französischer und englischer<br />

Sprache) gleicht daraufhin zahlreiche<br />

spezielle Datenbanken ab. Wenn<br />

sie meint, das entsprechende<br />

Objekt gefunden zu haben, muss<br />

der vermeintliche Besitzer jedoch<br />

zunächst eine Sicherheitsfrage (z. B.<br />

nach einem kleinen Detail, einer<br />

Abnutzung) beantworten, bevor er<br />

es zurückerhält. Die Dienstleistung<br />

ist kostenlos. Eine nützliche<br />

Internetadresse, die man sich für den<br />

Fall der Fälle merken … und nicht<br />

verlieren sollte!<br />

www.troov.com<br />

Wir haben bereits einmal<br />

darauf hingewiesen, dass der<br />

französischsprachige Fernsehsender<br />

TV5Monde auf seiner Website ein<br />

innovatives Sprachlernangebot<br />

für Französisch eingerichtet hat.<br />

Dieses Angebot wird kontinuierlich<br />

weiterentwickelt und bietet vielfältige<br />

Hilfsmittel, um Französisch zu lernen oder<br />

seine Sprachkenntnisse zu verbessern.<br />

Alles ist interaktiv, neuartig und kostenlos.<br />

Das Spektrum der Möglichkeiten ist breit<br />

gefächert und reicht vom Test, um das<br />

eigene Sprachniveau zu bestimmen, über<br />

ein Sprachlernangebot bis hin zu interaktiven Spielen rund um französische Wörter<br />

und Ausdrücke. Der User wird gut durch das Angebot geführt und kann zwischen<br />

verschiedenen Themen und Niveaus auswählen. Man hat zum Beispiel Zugriff<br />

auf diverse Dokumentationen, die an das individuelle Sprachniveau angepasst<br />

sind. Fazit: ein gut durchdachtes, modernes Angebot, das zudem kontinuierlich<br />

aktualisiert wird. Die Website wird im Übrigen auch in Deutsch angeboten.<br />

EINE APP, UM MIT AKTUELLEN WÖRTERN ZU SPIELEN<br />

http://parlons-francais.tv5monde.com<br />

Die ideale Ergänzung zur Website ist eine – komplett überarbeitete – Applikation<br />

mit dem Namen Le Français avec TV5Monde. Mit ihrer Hilfe kann man den<br />

Wortschatz, der in den Fernsehnachrichten verwendet wird, entdecken und lernen.<br />

Der Nutzer soll zunächst eine aktuelle Fernsehreportage ansehen. Im Anschluss<br />

erhält er den Text der Reportage mit (deutschen) Erläuterungen zum Vokabular und<br />

zu verwendeten Ausdrücken. Im Rahmen von interaktiven Spielen kann man diese<br />

Begriffe dann lernen. Auf<br />

diese Weise macht man sich<br />

mit den Wörtern vertraut, die<br />

in den französischen Medien<br />

täglich benutzt werden,<br />

und lernt ganz nebenbei<br />

Französisch.<br />

App Le Français avec TV5Monde<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


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UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

Belle-Île-en-Mer<br />

Unsere Coups de cœur für die größte bretonische Insel<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Das Frühjahr ist die ideale Jahreszeit, um Belle-Île-en-Mer zu entdecken. Das Klima<br />

ist dann angenehm, die Tage werden länger und das Licht sorgt wieder für die<br />

berühm ten Farbspiele, die viele große Maler inspiriert haben. Vor allem aber gehört<br />

die Insel dann den etwas mehr als 5100 Einwohnern, denn der Sommer und die<br />

Touristen ströme liegen noch in weiter Ferne. Alle genießen diese Ruhe vor dem Sturm.<br />

Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Vorteil dieser Jahreszeit: Man kommt in den<br />

Genuss günstigerer Preise. Es gibt also viele Gründe, warum man Belle-Île im Frühjahr<br />

besuchen sollte. Wenn Sie immer noch zögern, dann lesen Sie, was für uns persönlich<br />

den Charme ausmacht, weshalb wir Belle-Île lieben. Unsere Coups de cœur einer<br />

Insel, die zu Recht den Namen « schöne Insel » trägt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

Die Aiguilles von Port-Coton:<br />

bei Tag und Nacht ein Erlebnis<br />

« Der heulende Hund », « der kleine Mont-Saint-<br />

Michel », « der Löwe », « das Huhn auf seinem Nest » …<br />

Die Namen der spektakulären Aiguilles, der Felsennadeln,<br />

die durch Wind und Wellen so charakteristisch geformt<br />

wurden, sind bereits eine Einladung zum Träumen. Es ist<br />

also nicht verwunderlich, dass Claude Monet (1840-1926)<br />

während seines Aufenthalts auf Belle-Île von September<br />

bis November 1886 seine Staffelei unter anderem hier<br />

aufstellte. Die Landschaft bietet bei jedem Wetter ein<br />

grandioses Bild und inspirierte den Maler derart, dass<br />

er einen großen Teil der vierzig Bilder, die er in dieser<br />

Zeit malte, diesem Anblick widmete. Heute kommt man<br />

nicht nur bei Tag gerne hierher, sondern auch bei Nacht.<br />

Selbstverständlich ist dann Vorsicht geboten, man sollte<br />

sich dem Abgrund nicht zu sehr nähern. Aber wenn der<br />

Vollmond diesen Ort erhellt und sich das Mondlicht im<br />

Meer spiegelt, dann ist dies ein atemberaubendes Bild.<br />

Ein Schauspiel, dessen man nicht überdrüssig wird.<br />

Aiguilles de Port-Coton: frei und kostenlos zugänglich.<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Der Leuchtturm von<br />

Goulphar: hoch hinaus<br />

und die Aussicht genießen<br />

Dieser Leuchtturm wurde von<br />

1826 bis 1835 errichtet und ist mit<br />

einer Reichweite von 50 Kilometern<br />

einer der leistungsstärksten in<br />

Europa. Nach exakt 247 Stufen<br />

befindet man sich 92 Meter über<br />

dem Meeresspiegel, also deutlich<br />

höher als die durchschnittlich<br />

63 Meter des Schieferplateaus,<br />

aus dem diese Insel besteht. Bei<br />

schönem Wetter bietet sich von<br />

dort oben ein atemberaubender<br />

Ausblick auf die Umgebung.<br />

Phare du Goulphar, Kervilahouen: Eintritt 2,50 €,<br />

ermäßigt 1,50 €.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 29


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

Von der Vazen-Bucht zum Strand<br />

von Port-Donnant: ein unvergesslicher Spaziergang<br />

In unseren Augen ist die sogenannte Côte sauvage, die wilde Küste von Belle-Île<br />

hier am schönsten. Meeresströmungen und die oft sehr stürmischen Winde haben<br />

nach und nach eine erstaunliche Landschaft geformt, die einerseits von sanften Dünen<br />

und Sandstränden, andererseits von massigen Felsen und Klippen geprägt ist. Im<br />

Frühjahr blühen am Wegesrand unzählige bunte Blumen, und bei Sonnenuntergang<br />

erhält der Ort ein besonders geheimnisvolles Aussehen, das unvergesslich bleibt.<br />

Anse du Vazen und Strand Port-Donnant: frei und kostenlos zugänglich. Kostenloser Parkplatz westlich des Weilers Donnant.<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Die Felsspitze Les Poulains:<br />

am Ende der Welt bei « Madame Sarah »<br />

Victor Hugo nannte sie Voix d’or, goldene Stimme. Sarah<br />

Bernhardt (1844-1923), um die Wende vom 19. zum<br />

20. Jahrhundert eine der berühmtesten französischen<br />

Schauspielerinnen, war von diesem « Ende der Welt » an der<br />

Nordwestspitze der Insel fasziniert. Besonders bei starkem<br />

Wind fühlte sich die Tragödin von der grandiosen Landschaft<br />

an Wagner und Dante erinnert. 1894 beschloss sie,<br />

ein Stück Land mit einigen Gebäuden – darunter ein mehr<br />

oder weniger aufgegebenes kleines Fort – an der Pointe des<br />

Poulains zu kaufen. « Madame Sarah », wie die Inselbewohner<br />

sie liebevoll nannten, ließ einige Renovierungsarbeiten<br />

durchführen und kam bis 1922 regelmäßig im Sommer<br />

hierher. Lediglich die Kriegsjahre 1914-1918 unterbrachen<br />

diese Tradition. Die Schauspielerin nutzte ihre Aufenthalte,<br />

um nahe Freunde – meist berühmte Schriftsteller oder<br />

Schauspieler – ebenfalls mit Belle-Île vertraut zu machen.<br />

Im Jahr 2000 erwarb das Conservatoire du Littoral, eine<br />

öffentliche Institution für den Schutz von Frankreichs Küsten,<br />

das Land samt Gebäuden. Das Anwesen wurde unter<br />

Denkmalschutz gestellt und wird nun im Rahmen eines<br />

Programms aufgewertet. Von der Ausstattung des kleinen<br />

Forts existiert zwar heute nichts mehr, doch das Gebäude<br />

wurde in ein kleines Museum verwandelt, das trotz aller<br />

Einfachheit voller Charme ist. Man hat den Eindruck,<br />

« Madame Sarah » sei immer noch ganz in der Nähe. Auch<br />

dieser Ort zeigt sich bei Sonnenuntergang in einem einmalig<br />

schönen Licht und ist dann ideal zum Spazierengehen.<br />

Pointe des Poulains: frei und kostenlos zugänglich.<br />

Musée Sarah Bernardt: Eintritt 5 €, ermäßigt 3 €.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 31


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

Der Hafen von Sauzon: überschaubar und bunt<br />

Der Hafen von Sauzon im Nordwesten der Insel unterscheidet sich sehr von seinem<br />

« großen Bruder », dem Hafen von Le Palais. Vor allem besitzt er einen unwiderstehlichen<br />

Charme. Daran haben neben der besonders ruhigen und erholsamen Atmosphäre die<br />

sympathische Architektur und die farbigen Fassaden der Häuser einen großen Anteil. Der<br />

ehemalige Sardinenhafen, der heute hauptsächlich touristischen Zwecken und als Jachthafen<br />

dient, konnte seine Seele bewahren. Trotz der « Touristenläden » kommen die Einheimischen<br />

nach wie vor hierher, um auf dem Markt einzukaufen, frischen Fisch zu erstehen<br />

oder einfach nur auf einer der Terrassen einen Aperitif zu trinken. Besonders schön ist der<br />

Anblick, wenn die Boote im Hafen bei Flut durch das steigende Wasser angehoben werden.<br />

Port de Sauzon: frei und kostenlos zugänglich.<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Buchhandlung und Literaturcafé Liber & Co:<br />

ein unerwarteter Treffpunkt in Le Palais<br />

Es ist unmöglich, in Le Palais an dem kleinen Haus in der Rue des Remparts <strong>Nr</strong>. 2 einfach vorbeizugehen:<br />

Abgesehen von seiner idealen Lage stechen nämlich die hübschen blauen Fensterläden und die Kletterrosen,<br />

die sich von Fenster zu Fenster ranken, sofort ins Auge und verleihen dem Gebäude eine beeindruckende<br />

Ausstrahlung. Auf den ersten Blick vermutet man gar nicht, dass sich dort eine unabhängige Buchhandlung<br />

befindet, zumal es auf einer Insel recht mutig ist, ein solches Geschäft zu eröffnen … Und es ist sogar mehr<br />

als « nur » eine Buchhandlung, es ist ein lebendiger Treffpunkt. Ein Café littéraire, nicht weit von der Anlegestelle<br />

entfernt, « da wo Reisen beginnen und enden », wie Bénédicte, die Verantwortliche gerne bemerkt. An<br />

diesem Ort fühlt man sich sofort wohl. Man tritt ein, sieht sich um, nimmt ein Buch und setzt sich in einen<br />

der Clubsessel, die hier und da stehen. In einer Ecke döst eine Katze in der Sonne. Etwas weiter hat eine<br />

Leserin es sich bequem gemacht; sie trinkt eine Tasse Kaffee und ist offenbar vollständig in ihr Buch vertieft.<br />

Viele der Anwesenden – Franzosen, Engländer, Deutsche, Spanier … – scheinen einfach ihren Gedanken<br />

nachzuhängen. Hier kreuzen sich Menschen aller Nationalitäten, um die besondere Atmosphäre zu genießen,<br />

denn die Mund-zu-Mund-Propaganda hat in den letzten Jahren erfolgreich die Werbetrommel gerührt.<br />

Um das Ganze abzurunden, gibt es inmitten der Bücher noch ein 90 m² großes Loft, das man tage- oder<br />

wochenweise mieten kann. Es bietet mit zwei Zimmern auf zwei Etagen, einer Küche, einem Wohnraum<br />

und einem Badezimmer Büchernarren die seltene Gelegenheit, in einer Buchhandlung zu übernachten. Ein<br />

Traum wird wahr! Allerdings sollten Sie unbedingt frühzeitig reservieren, denn es gibt zahlreiche Anwärter!<br />

Liber & Co, Librairie café littéraire, 2 rue des Remparts, Le Palais.<br />

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag 10.00-13.00 Uhr und 16.30-19.30 Uhr; Sonntag 11.00-13.00 Uhr und 17.00-19.00 Uhr (sofern Lesungen stattfinden).<br />

Darüber hinaus ist eine Terminvereinbarung möglich: +33 (0)6 82 43 87 15. www.liberandco.com<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne<br />

La Laurisylve: mehr als eine Gärtnerei,<br />

ein erholsamer botanischer Garten<br />

Ein Hinweis für alle Gartenfreunde und Pflanzenliebhaber: Wenn Sie mit Guillaume Jégo von der<br />

Gärtnerei La Laurisylve auf Belle-Île ein Gespräch beginnen und seine Welt und diesen erstaunlichen<br />

Ort kennenlernen möchten, dann sollten Sie ein paar Stunden Zeit mitbringen. Ursprünglich<br />

begeisterte sich der junge Mann für die subtropische Vegetation, wie sie auf Madeira oder den Kanaren<br />

anzutreffen ist. Daher kommt auch der Name « Laurisylve », denn dieser Begriff bezeichnet die<br />

immergrünen Feuchtwälder der subtropischen Klimazone. Guillaume Jégo fand dann heraus, dass<br />

exotische Pflanzen auf Belle-Île aufgrund des milden Klimas ebenfalls gedeihen. Dies verdankt die<br />

Insel dem Golfstrom, der sie vor Frost schützt. Im Laufe der Jahre legte Guillaume Jégo einen Garten<br />

an, der sich inzwischen zu einem außergewöhnlichen botanischen Park mit einer Fläche von 1,5<br />

Hektar entwickelt hat. Bei einem Besuch « verlässt » man quasi die Insel und reist auf die Kanarischen<br />

Inseln, nach Madeira, auf die Azoren oder sogar nach Australien. Der Park ist heute ein richtiges<br />

« Schaufenster » für die Käufer – meist Besitzer von Zweitwohnsitzen –, die in der Gärtnerei Pflanzen<br />

beziehen, die sie sonst in der Nähe nirgendwo erhalten, vielleicht sogar im ganzen Land nicht …<br />

Jardin La Laurisylve, Pépinière & Jardin botanique in Port Guen, Le Palais.<br />

Die Gewächshäuser sind von Mittwoch bis Samstag 10.00-13.00 Uhr und 16.00-18.30 Uhr frei zugänglich. Eintritt in den Park: 5 €.<br />

Telefon: +33 (0)7 82 34 27 15<br />

Die Crêpes der Crêperie La Touline:<br />

ein Inbegriff der Gaumenfreude<br />

Auf Belle-Île gibt es zwar einige Crêperien, aber das ist<br />

unsere Lieblingscrêperie. Besonders schätzen wir dort den<br />

einfachsten, den echten bretonischen Crêpe, quasi DAS<br />

Symbol in dieser Hinsicht in der Region: den berühmten<br />

Crêpe beurre sucre. Er kommt heiß, direkt aus der Pfanne auf<br />

den Teller und wird perfekt gefaltet – wie man es nur in der<br />

Bretagne versteht –, damit er die optimale Konsistenz behält.<br />

Darauf schmilzt langsam ein Stück köstlicher gesalzener<br />

Butter. Ein Genuss! Alle Crêpes und Galettes werden frisch<br />

und aus besten Zutaten zubereitet. Das Personal ist liebenswürdig<br />

und aufmerksam, zudem hat man von dort einen<br />

der schönsten Blicke auf den Hafen. Was will man mehr?<br />

Crêperie La Touline, Quai de l’Acadie, Le Palais. Telefon: +33 (0)2 97 31 44 71<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Octeville<br />

Lesetipps & Reiseinfos<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35:<br />

Golfe du Morbihan,<br />

ein typisch<br />

bretonisches Brest<br />

Naturerlebnis<br />

(76 km entfernt)<br />

Lannion<br />

N12/E50<br />

Saint-Brieuc<br />

N12/E50<br />

N176/E401<br />

Ile de Sein<br />

Pointe<br />

du Raz<br />

Quimper<br />

N165/E60<br />

Lorient<br />

N164<br />

D768<br />

N24<br />

Rennes<br />

A84<br />

Quiberon<br />

Vannes<br />

N165/E60<br />

Der Golf von Morbihan südlich von Van nes gilt als<br />

eine der schönsten Ecken der Bre tag ne. Le gen den<br />

besagen, dass es in der Meeres bucht 365 Inseln<br />

gebe, eine für jeden Tag im Jahr. In Wahr heit sind es<br />

weniger als vier Dutzend. Doch nicht nur die Inseln<br />

lohnen einen Besuch, auch das Fest land lockt. Ob<br />

die Halbinsel Rhuys, das Natur reservat der Marais de<br />

Séné oder das Schmet terlings haus von Vannes, es<br />

gibt rund um den Golf viel zu entdecken.<br />

Belle-Île-en-Mer<br />

La BauleSt. Nazaire<br />

Nantes<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

A11/E60<br />

A83<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 58:<br />

Ile d’Ouessant, eine<br />

Insel voller Leben<br />

(ca. 260 km<br />

entfernt)<br />

Belle-Île-en-Mer …<br />

… Berlin 1571 km … Hamburg 1410 km<br />

… Köln 1005 km … Frankfurt 1089 km<br />

… München 1333 km … Wien 1754 km<br />

… Zürich 1074 km … Paris 523 km<br />

… Rennes 175 km … Vannes 65 km<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />

werden, sind Rennes-Bretagne (171 km) und<br />

Nantes-Atlantique (78 km).<br />

Montalivet<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof befindet<br />

sich in Auray (48 km).<br />

Die kleine Insel Oues sant, dieser letzte Kieselstein,<br />

der aus dem At lan tik auftaucht, der äußerste<br />

Zipfel der Bretagne, ist gar nicht so klein, wie man<br />

denken könnte. Man darf Oues sant nicht auf die<br />

spektakulären Stürme im Win ter reduzieren. Im<br />

<strong>Frühling</strong>, wenn eine gewisse Ruhe auf der Insel<br />

eingekehrt ist, verwandelt sie sich in ein fried liches<br />

und geschütztes Stückchen Erde, fern der Um triebe<br />

des Kontinents. Eine weniger bekann te Welt. Eine<br />

Welt, in der Bewohner leben, die eine besondere<br />

Herzlichkeit ausstrahlen, die sich ihren Esprit<br />

ouessantin bewahrt haben, eine weise Mischung<br />

aus Solidarität, Weltoffenheit und vor allem Freiheit.<br />

Damit ist die Insel der ideale Rahmen für schöne<br />

Begegnungen, egal ob zu Fuß oder mit dem<br />

Fahrrad ...<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG<br />

DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN<br />

SIE AUF SEITE 92.<br />

Office de Tourisme de Belle-Île-en-Mer<br />

Quai Bonnell<br />

56360 Le Palais<br />

Telefon: +33 (0)2 97 31 81 93<br />

www.belle-ile.com<br />

Le Porge<br />

Cap-Ferret<br />

Belle-Île befindet sich rund 15 km vor der<br />

Halbinsel Quiberon und dem Eingang zum<br />

Golf du Morbihan. Ab Quiberon gibt es Mimizan<br />

ganzjährig einen Schiffspendelverkehr zur<br />

Insel (Überfahrt 45 Min.). Von Vannes, Port<br />

Navalo, Le Croisic und La Turballe aus werden<br />

von April bis September Verbindungen<br />

angeboten. Nähere Informationen auf der<br />

Website des Fremdenverkehrsamts der Insel<br />

Hossegor<br />

(siehe oben).<br />

E5-E<strong>70</strong><br />

Auf einem Küstenpfad (GR34) kann man Biarritz Belle- Bayonne<br />

Hendaye<br />

Île zu Fuß umrunden. Für die 82 km sollte man<br />

etwa vier Tage einplanen.<br />

Sare<br />

Donostia-<br />

S. Sebastian<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 35<br />

Pamplona<br />

Span


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />

Hotel Castel Clara<br />

Die ganze Intensität einer Insel<br />

Der Tag neigt sich dem Ende zu. Wie fast jeden<br />

Abend auf Belle-Île färbt sich der Himmel in<br />

einem nahezu unglaublichen Spektrum von Orange-<br />

und Rosétönen. Selbst das Meer, das bis jetzt blau-grau<br />

schimmerte, spiegelt nun die Farben der untergehenden<br />

Sonne wider, als wolle es das Spektakel am Himmel imitieren.<br />

Wir sitzen auf der Terrasse des Castel Clara oberhalb<br />

der Bucht von Goulphar – einer der schönsten Buchten der<br />

Insel – und genießen bei einem Glas Wein diesen unglaublichen<br />

Anblick. Bei dem Gedanken daran, dass bereits<br />

Claude Monet diesen Ort liebte und hier malte, sagen wir<br />

uns, dass man hier einfach glücklich sein muss, sehr glücklich<br />

sogar …<br />

Genau das macht das Hotel Castel Clara so besonders.<br />

Diese Art von flüchtigen Momenten, in denen man für<br />

kurze Zeit der Realität entflieht, um dem Charme und der<br />

Ruhe dieses Ortes zu erliegen. In denen man für die Zeit<br />

eines Aufenthalts, einer Mahlzeit oder einfach nur eines<br />

Aperitifs auf der Terrasse dem Alltag entkommt. In denen<br />

man in gewisser Weise Belle-Île ganz intensiv erlebt. Zugegebenermaßen<br />

hat ein solcher Glücksmoment seinen Preis:<br />

Für eine Übernachtung bezahlt man ab 140 € pro Zimmer,<br />

und das günstigste Menü im Feinschmeckerrestaurant 180°<br />

kostet 59 € beziehungsweise 45 €, wenn man stattdessen<br />

das Bistrot chic des Hauses, das Café Clara bevorzugt. Es<br />

ist klar, dass man sich ein solches Erlebnis nicht jeden Tag<br />

leisten kann … Aber vielleicht macht gerade das die Besonderheit<br />

aus, dass man sich nämlich bewusst dafür entschieden<br />

hat, sich dieses Vergnügen zu gönnen. Dass man<br />

vielleicht zunächst einige Zeit sparsamer gelebt hat, um<br />

sich jetzt etwas ganz Außergewöhnliches leisten zu können.<br />

Denn außergewöhnlich ist das Castel Clara ganz ohne<br />

Zweifel. Es ist unbestritten das schönste Hotel auf Belle-<br />

Île-en-Mer, und wie die meisten Häuser dieser Kategorie<br />

kann auch dieses auf eine ganze Reihe berühmter Gäste<br />

aus Politik – François Mitterrand hielt sich beispielsweise<br />

regelmäßig hier auf – Kunst und Kultur verweisen. Doch<br />

diejenigen, die hierher kommen, geben sich diskret, denn<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


sie suchen gerade die Ruhe und Authentizität der Insel.<br />

Hier ist man sehr weit von dem Gästetyp entfernt, der in<br />

der Regel die mondänen Hotels der Côte d’Azur aufsucht.<br />

Das Castel Clara besitzt zwar einen Hubschrauberlandeplatz,<br />

doch die Tradition will es, dass man den Seeweg<br />

nutzt. Da sind die meisten « Stars » keine Ausnahme, oft<br />

nutzen sie sogar die Linienverbindungen zwischen der Insel<br />

und dem Kontinent.<br />

Was das Hotel angeht, so ist zunächst die geografische<br />

Lage einer der größten Trümpfe des Castel Clara: Die in<br />

den <strong>70</strong>er-Jahren erbauten langgestreckten weißen Gebäude<br />

mit Schieferdächern thronen regelrecht oberhalb der unberührten<br />

Küste und der Bucht von Goulphar. Der einzigartige<br />

Panoramablick, den man von dort aus hat, ist vermutlich<br />

einer der schönsten der ganzen Insel. Angesichts der planerischen<br />

Vorschriften, die insbesondere entlang der Küste<br />

– zum Glück – sehr streng geworden sind, kann man sich<br />

vorstellen, dass es heute unmöglich wäre, ein solches Hotel<br />

an dieser Stelle zu errichten. Doch erfreulicherweise haben<br />

die Erbauer bereits in der Bauphase Rücksicht auf die Umwelt<br />

genommen, und die Vegetation, welche inzwischen<br />

rund um die Gebäude gepflanzt wurde, trägt dazu bei, dass<br />

sich der Komplex optimal in das natürliche Umfeld integriert.<br />

Alle Zimmer sind geräumig und verfügen über eine<br />

elegante und moderne Ausstattung, die zeitgenössisches<br />

Design auf harmonische Art mit den für die Bretagne typischen<br />

Pastellfarben verbindet.<br />

Und was die kulinarische Seite angeht, werden die<br />

Gäste ebenfalls verwöhnt. Ob im gehobenen Feinschmeckerrestaurant<br />

oder im « einfacheren » Café Clara: Der<br />

Schwerpunkt der Küche liegt immer auf lokalen Produkten<br />

mit einer hundertprozentigen Frischegarantie. Selbstverständlich<br />

stehen Fische und Meeresfrüchte im Vordergrund,<br />

doch Fleischliebhaber können beispielsweise das<br />

schmackhafte Fleisch der Lämmer genießen, die auf den<br />

Salzwiesen der Insel geweidet haben.<br />

Ein weiterer Pluspunkt des Hotels ist das Zentrum<br />

für Thalassotherapie mit Wellnessbereich, zu dem es in<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />

der Umgebung, selbst auf dem Festland, kein Pendant<br />

gibt. An der bretonischen Küste verfügen nur wenige<br />

Häuser über eine derartige Ausstattung, die zu den modernsten<br />

zählt, die es in dieser Beziehung heute gibt. Die<br />

Schwimmbecken einschließlich des Meerwasserpools<br />

sind beheizt, Dampfbäder und Saunen stehen denjenigen<br />

im Norden Europas – wo diese Kultur einen viel höheren<br />

Stellenwert hat – in nichts nach … Badekleidung ist zwar<br />

auch in der Sauna Pflicht – immerhin sind wir in Frankreich!<br />

–, doch das Wellnesszentrum hat sich eindeutig Inspirationen<br />

im Ausland, vor allem in Deutschland, geholt.<br />

Die angenehme Ruhe und die ausgeklügelte Beleuchtung<br />

sorgen für Entspannung, von den bequemen Liegestühlen<br />

im Designerstil hat man Ausblick aufs freie Meer, und das<br />

Personal ist um den Komfort der Gäste bemüht. Frisches<br />

Obst, getrocknete Früchte und biologische Kräutertees<br />

stehen zur freien Verfügung und werden regelmäßig aufgefüllt.<br />

Das ist zwar nur ein Detail, aber ein wichtiges.<br />

Ob man nun den Wellnessbereich genießt, sich eines<br />

der Gerichte im Restaurant schmecken lässt oder auf der<br />

Terrasse einen Aperitif trinkt: Alles trägt dazu bei, dass<br />

der Aufenthalt unvergesslich bleibt. Jeder kann für sich<br />

entscheiden, welche Momente er hier am meisten genossen<br />

hat … Und vor allem abends, wenn man die Gäste<br />

beobachtet, die sich hier und da niedergelassen haben, ein<br />

Buch oder eine Zeitung lesen, alleine oder mit Freunden<br />

ein Glas trinken oder einfach nur von der Terrasse oder<br />

vom Zimmer aus den Blick zum Horizont schweifen lassen,<br />

sagt man sich, dass der Aufenthalt im Castel Clara<br />

ein besonderes Erlebnis ist, das man so schnell nicht vergessen<br />

wird …<br />

Castel Clara Thalasso & Spa ****<br />

<br />

Port Goulphar<br />

56360 Belle-Île-en-Mer<br />

Telefon: +33 (0)2 97 31 84 21<br />

www.castel-clara.com<br />

63 Zimmer (in zwei Gebäuden) ab 140 €; 33 Zimmer davon mit<br />

<br />

Meerblick, 5 Suiten, 8 Familienzimmer.<br />

Feinschmeckerrestaurant 180° unter der Leitung von Franck<br />

Moisan.<br />

Bistro-Restaurant Café Clara, bekannt vor allem für die<br />

Meeresfrüchtebuffets auf der Terrasse mit Meerblick.<br />

Wellnessbereich mit beheiztem Innenpool (28° C) Hamam und<br />

Jacuzzi.<br />

Beheizter Meerwasseraußenpool (26° C, Mitte April bis September).<br />

Zentrum für Thalassotherapie und Spa (1200 m²) mit diversen<br />

Angeboten für spezifische Kuren ab zwei Tagen.<br />

Kostenloser Parkplatz.<br />

Elektrofahrräder und Elektroautos können direkt im Hotel gemietet<br />

werden.<br />

Kostenloser Pendelverkehr zwischen Hafen und Hotel.<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


… Die neuen Fahrkartenautomaten der SNCF<br />

Heutzutage ist es üblich, dass man an Bahnhöfen sein Zugticket an einem Selbstbedienungsautomaten ausdrucken,<br />

kaufen, umtauschen oder stornieren kann, um Wartezeiten am Schalter zu vermeiden. Die SNCF ist<br />

dabei keine Ausnahme, und ich hatte bereits einmal die Gelegenheit, Ihnen diese Automaten vorzustellen. Vor<br />

Kurzem wurden sie jedoch durch modernere Geräte ersetzt, die noch besser und schneller in der Lage sind,<br />

die Wünsche der Reisenden zu erfüllen, Ausländer – und das ist die positive Nachricht – eingeschlossen! Ich<br />

glaube, es ist daher von Nutzen, Ihnen die praktischen Neuerungen der « Automaten <strong>2019</strong> » zu erläutern.<br />

Wo stehen diese neuen Automaten?<br />

Die SNCF hat insgesamt 1300 Automaten an 460 Orten<br />

im ganzen Land aufgestellt. Sie befinden sich selbstverständlich<br />

in den meisten französischen Bahnhöfen.<br />

Darüber hinaus wurden solche Geräte in einigen SNCF-<br />

Verkaufsstellen in den Zentren großer Städte (Paris,<br />

Lyon …) sowie an stark frequentierten Orten – wie dem<br />

Einkaufszentrum Les Terrasses du Port in Marseille<br />

oder dem Einkaufszentrum V2 in Villeneuve d’Ascq<br />

(Hauts-de-France) – aufgestellt. Egal, wo Sie gerade<br />

sind, Sie finden den nächstgelegenen Automaten auf der<br />

Website der SNCF (https://www.sncf.com/de/cartepoints-de-vente)<br />

oder mit der SNCF-App. Diese kann<br />

kostenlos bei Google Play oder im App-Store von Apple<br />

heruntergeladen werden: Einfach « SNCF » eingeben.<br />

Sind diese Automaten wirklich nützlich<br />

oder führen sie womöglich dazu, dass<br />

Schalter geschlossen werden?<br />

Ich persönlich ziehe ehrlich gesagt immer den persönlichen<br />

Kontakt einem Automaten vor. Insofern bin ich<br />

nicht gerade ein absoluter Fan solcher Fahrkartenautomaten,<br />

und damit bin ich vermutlich nicht der Einzige.<br />

Man kommt jedoch um die Feststellung nicht umhin,<br />

dass die neuen Geräte wirklich praktisch sind und daher<br />

von den SNCF-Kunden gut angenommen werden. Ein<br />

Vorteil ist natürlich, dass sie täglich rund um die Uhr<br />

verfügbar sind. In bestimmten Situationen kann sich<br />

das als sehr hilfreich erweisen. Vor allem in großen<br />

Bahnhöfen umgeht man mit ihnen die oftmals langen<br />

Warteschlagen vor den Schaltern. Die Kehrseite der<br />

Medaille: Aus Kostengründen tendiert die SNCF dazu,<br />

besonders in kleineren Bahnhöfen, Schalter durch solche<br />

Selbstbedienungsautomaten zu ersetzen. Ob die Gewissheit,<br />

zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Fahrkarte<br />

kaufen zu können, das Abschaffen eines Schalters<br />

aufwiegt, ist sicher nicht immer einfach zu beurteilen.<br />

Was kann man mit den<br />

neuen Automaten machen?<br />

Während die alten Automaten nur relativ eingeschränkte<br />

Funktionen hatten, kann man an den<br />

Geräten der neuen Generation nun quasi alle Operationen<br />

durchführen, auch solche, für die man bisher<br />

zwangsläufig an den Schalter musste: Auskünfte über<br />

Zugverbindungen einholen, ein Ticket kaufen (für die<br />

unmittelbare Abfahrt oder für ein beliebiges anderes<br />

Datum), per Internet oder Telefon gebuchte Tickets<br />

ausdrucken, ein Ticket umbuchen oder stornieren, Ermäßigungskarten<br />

verlängern (z. B. die Wochenendkarte,<br />

die sich als sehr rentabel erweisen kann, wenn man<br />

regelmäßig in Frankreich mit dem Zug unterwegs ist).<br />

Muss man für die Nutzung dieser Automaten<br />

die französische Sprache beherrschen?<br />

Nein, das ist nämlich DIE große Neuerung bei diesen<br />

Automaten! Die SNCF hat endlich an ausländische Reisende<br />

gedacht: Alle Informationen sind jetzt nicht nur in<br />

Deutsch, sondern auch in Englisch, Italienisch, Spanisch<br />

und Holländisch verfügbar. Ein großer Fortschritt!<br />

Sind die Automaten einfach zu bedienen?<br />

Auch in diesem Punkt wurden große Anstrengungen<br />

unternommen. Jeder Schritt wird klar, logisch und gut<br />

erklärt. Zudem nutzen die neuen Automaten in vielen<br />

Bereichen neue Technologien, was einige Dinge vereinfacht.<br />

Will man beispielsweise ein Ticket umtauschen,<br />

muss man nicht mehr die Daten mühsam am Display<br />

eingeben, sondern man kann es einfach in den Automaten<br />

einführen oder den Barcode scannen, wobei es in diesem<br />

Fall keine Rolle spielt, ob es sich um ein Papierticket oder<br />

ein elektronisches Ticket auf dem Smartphone handelt.<br />

Mit welchen Kreditkarten<br />

kann man bezahlen?<br />

Die neuen Automaten akzeptieren<br />

gängige Kreditkarten<br />

wie VISA, American Express,<br />

Mastercard und sogar Maestro<br />

(also auch EC-Karten). Beachten<br />

Sie jedoch, dass die Karte<br />

unbedingt einen Chip haben<br />

muss. Kontaktloses Bezahlen<br />

ist ebenfalls möglich.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire<br />

Parc Oriental<br />

Die schöne Geschichte des größten<br />

japanischen Gartens in Europa<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


de Maulévrier<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 41


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire<br />

Der Parc Oriental de Maulévrier liegt im Departement Maine-et-<br />

Loire, rund <strong>70</strong> Kilometer südlich von Angers, und erstreckt sich in<br />

einem engen Tal über eine Fläche von 29 Hektar. Konzipiert wurde<br />

dieser japanische Garten Ende des 19. Jahrhunderts durch einen<br />

Architekten mit verrückt-kreativen Ideen und einer Vorliebe für<br />

Japan. Allerdings geriet der Garten Mitte des 20. Jahrhunderts<br />

40 Jahre lang in Vergessenheit und wurde von der ursprünglichen<br />

Vegetation überwuchert. Bis eines Tages die Einwohner von<br />

Maulévrier aus Liebe zu diesem Kulturerbe beschlossen, ihn aus<br />

seinem Dornröschenschlaf zu wecken und ihm wieder seinen<br />

ursprünglichen Glanz zu verleihen. Und sie waren erfolgreich!<br />

Heute betrachten selbst die Japaner den Parc Oriental de<br />

Maulévrier als einen der größten japanischen Gärten Europas.<br />

Im 19. Jahrhundert war Frankreich das Land in Europa, das sich am meisten<br />

für den Orient begeisterte. Damals, mitten im Zeitalter der Aufklärung, quollen<br />

die im Hexagon kreierten Werke aus Literatur, Malerei oder Poesie förmlich<br />

von orientalischen Einflüssen und Inspirationen über. Sehr schnell war der<br />

Begriff des Orientalisme in aller Munde, um die Vorliebe für alles Orientalische<br />

auszudrücken. Es lag nahe, dass sich diese « Mode » vor allem in Familien ausbreitete,<br />

die vermögend genug waren, um sich den für die damalige Zeit nahezu<br />

unglaublichen Luxus einer Reise in den Orient leisten zu können. Am meisten<br />

war die Begeisterung in Paris zu spüren. In jenen Tagen waren mit Le Bon Marché<br />

und Galeries Lafayette gerade die ersten Grands Magasins eröffnet worden,<br />

die das Konsumverhalten revolutionierten und dazu beitrugen, die Neugierde für<br />

alles zu wecken, was aus dem Morgenland kam. Kaum waren in ihren Schaufenstern<br />

orientalische Produkte zu sehen, schon gehörte es zum « Pariser Chic »,<br />

in seinem Wohnzimmer eine japanische Vase aufzustellen, einen Kimono zu<br />

kaufen (ohne ihn zwangsläufig auch zu tragen) oder – zumindest in den wohlhabendsten<br />

Kreisen – mitten in der Hauptstadt eine Pagode bauen zu lassen …<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 43


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire<br />

Zu den zahlreichen Einrichtungen des Parks<br />

zählen die 1986 rekonstruierte Anlegestelle<br />

aus Holz (S. 42 oben), das « rote Tor » (S. 42<br />

unten; solche Torii werden im Allgemeinen am<br />

Eingang zu heiligen Orten errichtet, Rot ist in<br />

Japan eine heilige Farbe), die Pagode, die den<br />

Besitzern als Salon de thé diente (S. 43), der<br />

Khmertempel (oben) und die « rote Brücke »<br />

(unten), die zugleich das Emblem des Parks ist.<br />

Die reichen Pariser Familien wandten sich dafür an Architekten und Gartengestalter,<br />

die sich auf diesen Bereich spezialisiert hatten und deren Namen<br />

in den entsprechenden Kreisen die Runde machten. Die Besessenheit dieser<br />

Fachleute für den Orient war in der Regel auf Reisen entstanden, in deren<br />

Verlauf sie diese Region kennengelernt und sich quasi in sie verliebt hatten.<br />

Nach ihrer Rückkehr wollten sie die neue Leidenschaft mit anderen teilen,<br />

was sich in vielen Fällen zudem als sehr lukrativ erwies. Eine herausragende<br />

Figur unter ihnen war Alexandre Marcel (1860-1928). Obwohl dieser Architekt<br />

erst relativ spät selbst nach Asien reiste (nämlich 1913, um in Tokio die<br />

Pläne für die französische Botschaft zu erstellen), war er schon viel früher<br />

der Faszination für den Orient – ganz besonders für Japan – erlegen. Durch<br />

die Realisierung einiger bemerkenswerter Projekte hatte er sich zu einem der<br />

beliebtesten Architekten seiner Zeit für diesen Stil entwickelt. In den gehobenen<br />

Kreisen der französischen Bourgeoisie betrachtete man ihn damals als<br />

einen der besten Japankenner. Ihm verdanken wir beispielsweise die Dekoration<br />

eines Festsaals im 7. Pariser Arrondissement mit japanischen Motiven,<br />

ein Auftrag des Direktors des Kaufhauses Bon Marché. Das Gebäude namens<br />

La Pagode ist heute als Monument historique klassifiziert und beherbergt ein<br />

kleines Kino, in dem Independentfilme gezeigt werden. Während der Pariser<br />

Weltausstellung im Jahr 1900 sorgte Alexandre Marcel durch grandiose Bauten<br />

– wie dem Pavillon Kambodschas, einem monumentalen Hindutempel<br />

mit einer mit Löwen bestückten Treppe sowie einem japanischen Turm – für<br />

Aufsehen.<br />

Ende des 19. Jahrhunderts heiratete Alexandre Marcel Madeleine Bergère,<br />

deren Vater im Loiretal, in Maulévrier, ein schönes Schloss besaß, das im Jahr<br />

1679 erbaut worden war. Es lag auf der Hand, dass Madeleines Eltern für die<br />

Renovierung und Umgestaltung von Schloss und Park ihren Schwiegersohn<br />

um Hilfe baten. Eine Bitte, der dieser selbstverständlich mit Freude nachkam,<br />

umso mehr, als dass er darin die Gelegenheit sah, einen lang gehegten Traum<br />

umzusetzen: einen japanisch inspirierten Garten. Platz war ausreichend vorhanden,<br />

denn der Schlosspark erstreckte sich über eine Fläche von 29 Hektar<br />

und besaß sogar einen ausgedehnten See. Unverzüglich ließ sich der Architekt<br />

und Gartengestalter daher in Maulévrier nieder und begann damit, die ersten<br />

Pläne zu zeichnen. Er stellte ein zehnköpfiges Gärtnerteam ein und erläuterte<br />

seine Absicht, die bis dato mit lokalen Pflanzenarten bestückte Umgebung in<br />

einen japanischen Park zu verwandeln. Die Gärtner waren zunächst sehr skeptisch<br />

und zogen es vor, ihre Arbeit auf die anfallenden Arbeiten für den Unterhalt<br />

von Gemüse- und Obstgärten sowie die Gewächshäuser des Schlosses zu<br />

konzentrieren. Als sie jedoch sahen, wie Alexandre Marcel nach und nach die<br />

ersten « exotischen » Pflanzen in Empfang nahm und damit die ersten Alleen<br />

gestaltete, wurden sie neugierig. Dies war nicht verwunderlich, denn sie entdeckten<br />

dabei eine ganz neue Vorgehensweise. In der japanischen Tradition besteht<br />

die Gartenkunst nicht ausschließlich darin, Pflanzen zusammenzustellen<br />

und anzuordnen, wie es damals in Frankreich üblich war. Ein japanischer Garten<br />

ist mehr als ein strukturierter Garten à la française, er ist vor allem Ausdruck<br />

der japanischen Philosophie und Lebensart. Die Gärtner im Loiretal lernten<br />

also mit Erstaunen, dass man in Japan ganze Landschaften im Miniaturformat<br />

kreiert, die sich auf die drei grundlegenden Elemente Wasser, Pflanzen und<br />

Steine stützen.<br />

Folglich begannen sie unter der Anleitung von Alexandre Marcel « japanisch<br />

zu denken », wenn sie den Park des Schlosses betrachteten. Im japanischen<br />

Garten ist es fundamental, dass der Blick in die Ferne schweifen kann. Dies<br />

trägt dazu bei, eine Tiefenwirkung zu erzeugen, die über die Grenzen des Gartens<br />

hinausgeht. Die Japaner nennen dies Shakkei (in etwa « geliehene Landschaft<br />

»), was bedeutet, dass die Umgebung in das Gartenbild einbezogen wird.<br />

Dieser ganz neue Ansatz musste also im Garten des Château de Maulévrier<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 45


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire<br />

Im Pavillon des plantes gibt es neben einer<br />

Bonsaiausstellung eine Gärtnerei, in der<br />

Liebhaber orientalischer Gärten Bonsais und<br />

eine Vielzahl anderer geeigneter Pflanzen kaufen<br />

können. Die Preise sind absolut moderat und die<br />

Fachverkäufer geben gerne Ratschläge dazu.<br />

umgesetzt werden. Die Tatsache, dass das Schloss auf einem kleinen Hügel<br />

in diesem Tal liegt, war dafür ideal: Durch das Stutzen einiger Bäume konnte<br />

man schöne Landschaftsbilder kreieren. Was die Alleen angeht, so erfuhren<br />

die Gärtner, dass die Zeit der rechten Winkel vorbei war. Bei der Gestaltung<br />

eines japanischen Gartens werden stattdessen Kurven bevorzugt, hinter denen<br />

der Besucher überraschende Entdeckungen machen kann. Im Park wurden<br />

daher einige « Überraschungen » installiert, die sowohl von den Gärtnern als<br />

auch den ersten Besuchern als « Verrücktheiten » eingestuft wurden: Da und<br />

dort platzierte Felsen sollten Berge darstellen; eine vergoldete Skulptur, « das<br />

goldene Horn », verkörperte Nagâ, ein Schlangenwesen, dem in der asiatischen<br />

Welt eine Beschützerrolle zugeschrieben wird; eine Laterne symbolisierte die<br />

menschliche Präsenz, das Licht und das Wissen; es gab zahlreiche Brücken<br />

über Wasserläufe und Wasserfälle, darunter eine rote Brücke, mit einer besonders<br />

symbolträchtigen Bedeutung … Nach und nach wurden immer mehr<br />

Gestaltungselemente ergänzt, von denen eines erstaunlicher als das andere war.<br />

Am ungewöhnlichsten für die damalige Zeit waren eine Pagode, die von den<br />

Besitzern schnell als Salon de thé und Büro genutzt wurde, ein Khmertempel<br />

sowie eine Anlegestelle am See.<br />

Nach dem Tod von Alexandre Marcel im Jahr 1928 kümmerte sich seine<br />

Frau zusammen mit den Gärtnern – die nun die Einzigen waren, die das<br />

Wissen ihres ehemaligen Chefs über den orientalisierenden Stil vermitteln und<br />

umsetzen konnten – um den Unterhalt des Gartens. Nachdem Madeleine Marcel<br />

im Jahr 1945 ihrerseits starb, wurde das Anwesen allerdings verkauft. Zwei<br />

Religionsgemeinschaften in Folge unternahmen zwar alle Anstrengungen, den<br />

Park zu unterhalten, sie waren jedoch vom Ausmaß der Arbeiten überfordert.<br />

Die Natur setzte sich wieder durch, und die einheimischen Pflanzen gewannen<br />

erneut die Oberhand. Es schien, als sei das Ende des Parc Oriental eingeläutet<br />

…<br />

Doch man hatte die Rechnung ohne die Einwohner von Maulévrier gemacht,<br />

in deren kollektivem Gedächtnis der Ort einen starken Eindruck hinterlassen<br />

hatte. Anfang der 80er-Jahre beschloss die Gemeinde, den Park zu<br />

kaufen. 1982 gründeten die Einwohner den Verein Association du Parc Oriental.<br />

Die Mitglieder machten sich auf ehrenamtlicher Basis an die schwierige Aufgabe,<br />

den Parc Oriental wiederzubeleben. Sie fällten Bäume, schnitten Sträucher,<br />

räumten die Alleen frei, setzten die Seeufer wieder instand und listeten<br />

die vorhandenen Baumarten genau auf. Im Zuge der Arbeiten kamen die von<br />

Alexandre Marcel konzipierten Gestaltungselemente wieder zum Vorschein,<br />

und die Anstrengungen der Dorfbewohner, diesem Kulturerbe wieder neues<br />

Leben einzuhauchen, zahlten sich schließlich aus: 1985 wurde der Park wiedereröffnet.<br />

Für die Leitung wurden die ersten Mitarbeiter eingestellt, die jedoch<br />

nach wie vor von zahlreichen freiwilligen Helfern unterstützt wurden.<br />

Und 1987 machte sich die harte und detailgetreue Arbeit bezahlt: Der Parc<br />

Oriental de Maulévrier wurde von japanischen Professoren der Universität von<br />

Tokio offiziell als « Spazier- und Wandelgarten der Edo-Zeit » (17.-19. Jahrhundert)<br />

anerkannt. Daraufhin begann der Verein mit umfangreichen Recherchen<br />

über diese spezifische Periode in der Geschichte japanischer Gärten. 1994 reiste<br />

sogar ein Teil der Gärtner nach Japan, um dort zu lernen, welche Kriterien<br />

für Parks dieser Epoche gelten, welches Ambiente sie ausstrahlten und welche<br />

Schnitttechniken damals praktiziert wurden. Diese neu erworbenen Kenntnisse<br />

zusammen mit den von Alexandre Marcel hinterlassenen Archiven machten<br />

das Team zu regelrechten Spezialisten in diesem Bereich.<br />

Und so entwickelte sich ein Teil der Bevölkerung des kleinen Dorfes Maulévrier<br />

im Loiretal « fast per Zufall », aber durch Entschlossenheit und harte<br />

Arbeit zu international anerkannten Fachleuten für japanische Gärten aus der<br />

spezifischen Periode der Edo-Zeit. Eine schöne Geschichte, die den Besuch des<br />

Parc Oriental de Maulévrier noch berührender und eindrucksvoller macht!<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


uc<br />

N12/E50<br />

N165/E60<br />

Lesetipps für Ausflüge in die Umgebung & Reiseinfos<br />

Maulévrier …<br />

… Berlin 1413 km … Hamburg 1254 km<br />

… Köln 849 km … Frankfurt 929 km<br />

… München 1188 km … Wien 1594 km<br />

… Zürich 907 km … Paris 363 km<br />

… Angers 75 km … Cholet 13 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />

wird, ist Nantes-Atlantique (79 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof befindet<br />

sich in Saumur (66 km).<br />

Parc Oriental de Maulévrier<br />

Route de Mauléon<br />

49360 Maulévrier<br />

Telefon: +33 (0)2 41 55 50 14<br />

www.parc-oriental.com<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

Der Park ist vom 15. März bis 17. November<br />

<strong>2019</strong> geöffnet. Die Öffnungszeiten sind je<br />

nach Saison sehr unterschiedlich.<br />

An bestimmten Tagen ist der Park sogar<br />

abends geöffnet. Die Besucher können ihn<br />

dann im Licht von Laternen und Lampions<br />

in einer Cherbourg- geheimnisvollen und magischen<br />

Octeville<br />

A84<br />

A83<br />

A84/E401<br />

A83<br />

N13<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

Le A29/E44 Havre<br />

A131<br />

Honfleur<br />

A13/E46<br />

Atmosphäre kennenlernen.<br />

Wir empfehlen Ihnen, sich vor einem Besuch<br />

auf der Website des Parks über die aktuellen<br />

Öffnungszeiten und Daten des Jardin de Nuit<br />

zu informieren.<br />

Tagesticket 7,50 €, ermäßigt 6,50 €.<br />

Abendticket 10 €, ermäßigt 8 €.<br />

Tages- und Abendticket 16,50 €, ermäßigt<br />

13,50 €.<br />

Planen Sie für den Besuch mindestens zwei<br />

Stunden ein (idealerweise mehr), damit<br />

Sie den Park in Ruhe entdecken können.<br />

Der Park ist barrierefrei zugänglich. Auf der<br />

schattigen Terrasse des Salon de thé können<br />

Sie eine angenehme Pause einlegen und Boulogne<br />

die zahlreichen japanischen Karpfen im<br />

gegenüberliegenden Bassin beobachten.<br />

Im Pavillon de plantes vor dem Ausgang<br />

gibt es eine interessante Bonsaiausstellung<br />

mit seltenen Exemplaren. Wie in einer<br />

Baumschule können Sie dort auch Bonsais,<br />

Pflanzen japanischen Ursprungs bzw. für<br />

japanische Gärten geeignete Pflanzen in<br />

einer ausgezeichneten Qualität und zu<br />

erschwinglichen Preisen kaufen.<br />

Achtung: Der Eintritt ist nur bis eine Stunde<br />

vor Schließung des Parks möglich.<br />

A28/E402<br />

A13/E5<br />

A11/E50<br />

68 SternmagnolienRennes<br />

A10/E5<br />

N24<br />

Pfingstrosen<br />

Japanische Wildapfelsträucher<br />

Le Mans<br />

Rhododendren<br />

A11/E501<br />

es<br />

A28/E502<br />

La Baule<br />

St. Nazaire<br />

Übersicht über die wesentlichen<br />

Blütezeiten des Parks im<br />

Jahresverlauf:<br />

Blütensträucher<br />

Obstbäume<br />

Azaleen<br />

Kamelien<br />

Dinard<br />

Trompetenbäume<br />

Saint-Malo<br />

Avranches<br />

Japanische Blütenkirschen<br />

Ahorn, N176/E401 Ginkgo Mont-Saint-Michel<br />

Taglilien<br />

Hortensien<br />

Iris<br />

Magnolien<br />

Nantes<br />

A11/E60<br />

Clisson<br />

N11/E601<br />

Saint-Lô<br />

A87<br />

März<br />

Caen<br />

Angers<br />

Niort<br />

April<br />

Alençon<br />

Cholet<br />

Maulévrier<br />

Mai<br />

A86/E60<br />

Monts<br />

Poitiers<br />

Juni<br />

Juli<br />

Tours<br />

Jumièges<br />

A10/E5<br />

August<br />

Evreux<br />

A10/E5-E60<br />

September<br />

Rouen<br />

Dreux<br />

Chartres<br />

Oktober<br />

Cheverny<br />

Chenonceau<br />

A85<br />

A20/E9<br />

November<br />

Amiens<br />

Versailles<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 68:<br />

Loire Tal, eine<br />

faszinierende Reise ins<br />

Land der Troglodyten (ca.<br />

45 km entfernt)<br />

Das Tal der<br />

Loire ist<br />

weltweit<br />

für seine<br />

Antwerpen<br />

zahlreichen<br />

Schlösser<br />

Gent<br />

bekannt.<br />

Doch<br />

zwischen<br />

Angers und<br />

Bruxel<br />

Saumur besitzt es noch andere charakter istische<br />

Roubaix<br />

Sehenswürdigkeiten, die zwar weniger bekannt,<br />

aber mindestens Lillegenauso faszinierend sind: ein<br />

unglaubliches, mehr als 1500 Kilometer langes,<br />

unterirdisches Tunnelsystem mit Höhlen, Grotten Charlroi<br />

und Stollen.<br />

Calais Dunkerque<br />

Arras<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32:<br />

Clisson, ein Stück Italien<br />

im Westen Frankreichs<br />

Guyencourt-Saulcourt<br />

(52 km entfernt)<br />

A1/E15-E19<br />

Frankreich ist ein Land, das<br />

manchmal mit<br />

ungewöhnlichen<br />

Über-<br />

A34/E46<br />

A26/E17 raschungen<br />

aufwartet. Das<br />

Dorf Clisson<br />

Reims<br />

ist ein gutes<br />

Charle<br />

A16<br />

Beispiel<br />

dafür. Unweit<br />

A4/E50<br />

Epernay von Nantes<br />

Châlons-enund<br />

der Champagne<br />

PARIS<br />

Atlantikküste gelegen, erinnern die Architektur<br />

des Ortes, die Land schaft der Umgebung, ja sogar<br />

das Licht an das viele hundert Kilometer entfernte<br />

Italien. So erstaunlich es klingen mag, Clisson ist<br />

A6/E15 ein Stück italienische Atmosphäre in Frankreichs<br />

A5/E54<br />

A26/E17<br />

Westen, ein Ziel, das einen Umweg lohnt.<br />

Troyes<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 30: Angers,<br />

einfach l(i)ebenswert<br />

Sens<br />

(74 km entfernt)<br />

Orléans<br />

Angers, die idyllische Stadt;<br />

Angers, die grüne Stadt;<br />

Angers, Châtillon-sur-Seine<br />

die<br />

Auxerre Stadt, in der es<br />

sich gut leben<br />

lässt A6/E15 - alles<br />

Attribute,<br />

Vézelay Avallon Flavigny<br />

A71/E9<br />

die man der<br />

Hauptstadt<br />

A38<br />

des Anjou in<br />

Bourges<br />

der Region<br />

Pays de la<br />

Beaune<br />

Loire gerne<br />

zuschreibt. Regelmäßig erreicht Angers in Rankings<br />

A71/E11 von Städten mit hoher Lebens qualität den ersten<br />

C<br />

Platz. Doch was macht Angers so besonders? Eine<br />

Suche nach Antworten.<br />

A6/E<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG<br />

DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN<br />

SIE AUF SEITE 92.<br />

Montluçon<br />

A71/E11 Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 47<br />

Cluny<br />

A5/E17-E<br />

E602/A837<br />

Limoges<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A72/E<strong>70</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand Est / Lothringen<br />

Wandern mal<br />

Die Begegnung von zeitgenössischer Kunst und ländlichem Raum<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


anders<br />

Vor rund 20 Jahren haben sechs abgelegene Dörfer in einer von Landwirtschaft und<br />

Wäldern geprägten Gegend – circa <strong>70</strong> Kilometer westlich von Metz und Nancy im Departement<br />

Meuse (Region Grand Est) – eine wagemutige Initiative lanciert: die Schaffung<br />

von Wanderwegen, auf denen man zeitgenössische Kunstwerke entdecken kann.<br />

Doch es steckt noch mehr dahinter. Mit diesem partizipativen Projekt, an dem heute<br />

450 ehrenamtliche Helfer mitwirken, wollte man vor allem dazu beitragen, der Isolation<br />

der Menschen im ländlichen Raum entgegenzuwirken und soziale Verbundenheit<br />

entstehen zu lassen. Man wollte eine Ebene schaffen, auf der sich die Bewohner mit<br />

Künstlern austauschen und zusammenarbeiten können. Gleichzeitig sollte es Besuchern<br />

ermöglichen, diese Region auf eine andere Art zu entdecken. Heute sind mehr als<br />

100 Kunstwerke auf Wegen in einer Gesamtlänge von 65 Kilometern zu Fuß oder mit<br />

dem Fahrrad frei zugänglich. Und der Erfolg ließ nicht auf sich warten!<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand Est / Lothringen<br />

Also, hat es Ihnen gefallen? Das war<br />

wirklich interessant, finden Sie nicht?<br />

Für ein kleines Dorf mit weniger als<br />

100 Einwohnern ist das doch nicht<br />

«<br />

schlecht. Kommen Sie, wir gehen ins<br />

Bistro etwas trinken und ruhen uns<br />

ein wenig aus! » Raymond Leclerc,<br />

der Bürgermeister des Dorfes Lahaymeix, ist ganz schön<br />

stolz auf die Wirkung, die die Wanderung bei uns erzielt<br />

hat, und als wir ihm ins Bistro folgen, sagen wir uns, dass es<br />

uns an seiner Stelle genauso ginge. Denkt man nämlich<br />

sachlich über die Idee nach, die hier in dieser abgelegenen<br />

ländlichen Gegend im Departement Meuse vor rund 20<br />

Jahren entstand, nämlich eine Begegnung zwischen zeitgenössischen<br />

Künstlern und der ansässigen Bevölkerung zu<br />

initiieren, so kommt man zu dem Schluss, dass dafür schon<br />

ein bisschen Verrücktheit notwendig war. Verrücktheit<br />

vielleicht … aber – wie die Entwicklung seitdem gezeigt<br />

hat – vor allem Visionen!<br />

Zum besseren Verständnis ein kleiner Rückblick: In<br />

den 90er-Jahren ließ sich der damals bereits bekannte<br />

Künstler François Davin – einer der Ersten, der sich in<br />

Frankreich für die « Landart-Bewegung » interessierte – in<br />

Lahaymeix nieder. Dies war eine mutige Entscheidung,<br />

denn der Ort liegt wirklich abgelegen, « von der Welt<br />

abgeschnitten, mitten im Nichts », wie ihn seine Freunde<br />

warnten. Doch das störte François Davin überhaupt nicht,<br />

ganz im Gegenteil. Zum einen kannte er die Gegend gut,<br />

weil seine Großeltern von hier stammten. Zum anderen<br />

war er davon überzeugt, dass man manchmal das Bedürfnis<br />

hegen kann, einen bestimmten Ort förmlich « spüren »<br />

zu müssen, weil man das Gefühl hat, dass dieser Ort einen<br />

inspiriert. Etwas, was vielleicht nur ein Künstler nachvollziehen<br />

kann. Und wie François Davin bereits im Vorfeld<br />

geahnt hatte, fühlte er sich dort wohl. So wohl sogar, dass<br />

er einige Jahre später das Gefühl hatte, den Dorfbewohnern<br />

etwas von der Lebensqualität zurückgeben zu müssen,<br />

die er dank ihnen an diesem Ort entdeckt hatte …<br />

Eines Morgens betrachtete er die Landschaft, als ihm<br />

eine Idee durch den Kopf schoss: Wäre es möglich, Künstler<br />

einzuladen und Begegnungen mit der Bevölkerung von<br />

Lahaymeix zu organisieren? Sie gemeinsam Werke kreie-<br />

Entlang der Wege des Vent des Forêts stößt man immer wieder<br />

auf überraschende Kunstwerke wie « Exode » von Joël Thépault,<br />

eine Hommage an die Menschen, die aus Kriegsgebieten fliehen<br />

müssen (vorherige Doppelseite), oder « Saphira » von der Schweizer<br />

Künstlerin Claudia Comte, die in Berlin lebt und arbeitet.<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand Est / Lothringen<br />

ren zu lassen, diese dann an Wegen aufzustellen und so<br />

den Menschen zeitgenössische Kunst auf eine andere Art<br />

nahezubringen? Vielleicht entstünde daraus eine eigene<br />

Dynamik, um diese Begegnung jedes Jahr zu wiederholen.<br />

Auf diese Weise würde der Wald in der Umgebung zu<br />

einer Art Kunstgalerie unter freiem Himmel und regelmäßig<br />

kämen neue Kunstwerke hinzu. Das wäre mehr als<br />

« nur » eine Ausstellung, das wäre eine Art Austausch, und<br />

die Werke wären nicht nur durch die Künstler geschaffen,<br />

sondern durch das Zusammentreffen von Menschen entstanden.<br />

François Davin begann, über seine Idee zu sprechen,<br />

und diese verbreitete sich nicht nur in Lahaymeix, sondern<br />

auch in den Dörfern der Umgebung. Zur allgemeinen<br />

Überraschung waren alle enthusiastisch: « OK,<br />

wir machen mit, los gehts », war die Reaktion. François<br />

Davin begann also, sein Netzwerk zu aktivieren, und sehr<br />

schnell gelang es ihm, die ersten befreundeten Künstler<br />

davon zu überzeugen, sich einige Wochen in Lahaymeix<br />

niederzulassen. Obwohl alle zunächst über den Vorschlag<br />

erstaunt waren, gefiel ihnen der Gedanke und sie hatten<br />

Lust, François zu unterstützen. In den sechs Dörfern, die<br />

sich an diesem Abenteuer beteiligen wollten, begann man,<br />

sich zu organisieren. Da es zudem galt, die zukünftigen<br />

Wege abzugrenzen, notwendige Genehmigungen einzuholen<br />

und die Routen auszuschildern, bezog man das<br />

Office National des Forêts (ONF) in das Projekt mit ein. Es<br />

entwickelte sich zu einem sehr engagierten Partner. Einige<br />

Grundstücksbesitzer mussten zwar davon überzeugt<br />

werden, den Wanderern das Überqueren einer bestimmten<br />

Parzelle zu gestatten, und man musste natürlich generell<br />

der Bevölkerung die Pläne nahebringen. Um der Initiative<br />

eine Struktur zu geben, gründete man für ihre Umsetzung<br />

und Leitung den Verein Vent des Forêts. Die meisten<br />

Bewohner zeigten sich spontan sehr entschlossen: Neben<br />

Die Schädel aus Bronze des Schweizer Künstlers<br />

Erik Nussbicker hängen mitten im Wald und geben<br />

Melodien von sich, wenn man sie mit der Hand anstößt.<br />

Die steinerne Bank von Daniel Denise lädt den Wanderer<br />

dazu ein, sich auf ein in goldenen Lettern graviertes « EGO »<br />

zu setzen und die Landschaft zu betrachten.<br />

Das französische Künstlerkollektiv None Futbol Club hat sich während der<br />

Protestbewegung im Jahr 2008 in Athen von einem Graffiti inspirieren lassen<br />

und das überdimensionale Brenneisen « Keep warm burnout the rich » kreiert;<br />

es steht inmitten von Feldern und stimmt den Betrachter nachdenklich.<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 53


UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand Est / Lothringen<br />

Übernachtungsgelegenheiten für die Künstler boten sie<br />

ihre Unterstützung bei der Arbeit, bei der Beschaffung<br />

des Rohmaterials, beim Transport des Materials in den<br />

Wald, teilweise sogar beim Beschneiden oder Behauen<br />

an … Im Grunde genommen entstand eine regelrechte<br />

Kette der Solidarität.<br />

1997 wurden die ersten Wege mit Kunstwerken<br />

öffentlich zugänglich gemacht. Die Mund-zu-Mund-<br />

Propaganda zeigte sehr schnell Wirkung, und der Erfolg<br />

stellt sich ein – jedes Jahr ein bisschen mehr. Und so sind<br />

es heute mehr als 100 Kunstwerke, die man zu Fuß oder<br />

mit dem Fahrrad auf sieben ausgeschilderten Routen mit<br />

einer Gesamtlänge von 65 Kilometern besichtigen kann.<br />

« Ziel war, dass jeder eine geeignete Strecke findet, egal<br />

wie fit er ist », erläutert François Davin, während er sich<br />

im Bistro an unserem Tisch niederlässt. « Der kürzeste<br />

Weg ist drei Kilometer lang. Man benötigt für ihn etwa<br />

eine Stunde und kann 16 Kunstwerke besichtigen, die<br />

auf der Strecke verteilt sind. Der längste ist 14 Kilometer<br />

lang und präsentiert 45 Werke. Alle kommen also auf<br />

ihre Kosten! » Wir haben unsererseits gerade den Sentier<br />

de Louvent absolviert und auf den 9 Kilometern 39 Kunstwerke<br />

entdeckt. Dabei waren wir rund drei Stunden in<br />

gemächlichem Tempo unterwegs. Bei dieser Gelegenheit<br />

konnten wir außergewöhnliche Dinge sehen: zum<br />

Beispiel eine mit Bienenwachs überzogene Pyramide aus<br />

Eichenbalken (Around the creed Mountain / Monts et<br />

Merveille von Sunoj D); Schädel aus Bronze, die inmitten<br />

der Bäume hängen und poetische Melodien zum Besten<br />

geben, sobald sie durch den Wind in Bewegung geraten<br />

(Le jardin des Méditations von Erik Nussbicker); seltsame<br />

Vögel – im Grunde genommen Lockvögel –, die in einem<br />

Stacheldraht gefangen sind (Peuple migrateur von Katarina<br />

Kudelova); eine Grabplatte aus schwarzem Marmor<br />

mit der Inschrift « Ich lebe noch », in der sich der Betrachter<br />

spiegelt (Je suis toujours vivant von Edouard Boyer);<br />

eine seltsame Bank mit den goldenen Lettern « Ego », die<br />

dazu einlädt, sich niederzulassen und die Gegend zu be-<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Die in Stacheldraht gefangenen Lockvögel am Wegesrand versinnbildlichen das traurige Schicksal unglücklicher Migranten;<br />

die slowakische Künstlerin Katarina Kudelova will damit daran erinnern, dass sie selbst ihre Heimat verlassen hat.<br />

Die menschlichen Silhouetten, die der Künstler Christian Lapie aus verkohlter Eiche realisiert hat,<br />

scheinen auf geheimnisvolle, aber beschützende Art über das Dorf Lahaymeix zu wachen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 55


UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand Est / Lothringen<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


trachten (Ego von Daniel Denise). Viele Werke regen zum<br />

Nachdenken an, manche bringen einen zum Schmunzeln.<br />

Man entdeckt sie, indem man dem ausgeschilderten Weg<br />

folgt – wobei einige bewusst am Rand einer Lichtung<br />

oder in einem Wäldchen versteckt sind.<br />

Monsieur le Maire weist stolz darauf hin, dass « Vent<br />

des Forêts inzwischen rund 30 000 Besucher pro Jahr in<br />

diese Gegend zieht ». Das ist ein echtes Potenzial, um das<br />

Leben und die Wirtschaft hier zu dynamisieren! Trotzdem<br />

verliert man deswegen nicht den Kopf oder verfällt<br />

der Maßlosigkeit, denn der Esprit der Initiative hat sich<br />

nicht geändert. Die Künstler werden nach wie vor von den<br />

Bewohnern herzlich empfangen, und die Einweihung der<br />

neuen Werke bietet jedes Jahr Anlass für ein großes Fest,<br />

zu dem alle eingeladen sind. Der Bürgermeister fährt fort:<br />

« François Davin hat uns weit mehr als ein erfolgreiches<br />

Projekt gegeben, er hat uns mit einer Welt, mit seiner<br />

Welt, vertraut gemacht; eine Welt, die uns nicht nur<br />

vollkommen fremd war, sondern an die wir uns gar nicht<br />

herangewagt hätten. Dank ihm und den Diskussionen<br />

mit den anderen Künstlern – von denen viele mittlerweile<br />

Freunde geworden sind – haben wir gelernt, unsere Befangenheit<br />

zu überwinden und nicht beim ersten Eindruck<br />

zu verharren. Inzwischen haben wir ein Verständnis für<br />

Kunst entwickelt und stellen uns den Fragen, die sie aufwirft.<br />

Sie wirft auch Fragen über uns selbst auf und hilft<br />

uns, uns weiterzuentwickeln. » Im Laufe der Diskussion<br />

erfahren wir, dass die Dinge am Anfang dennoch nicht<br />

ganz so einfach waren, wie es heute den Anschein hat.<br />

Einige Bewohner waren nicht sehr davon angetan, dass<br />

ihre Ruhe durch die zahlreichen, wahllos geparkten Autos<br />

gestört wurde, zumal wenn sie auf deren Grund und Boden<br />

standen. Inzwischen wurden aber an den Ausgangspunkten<br />

der Wege Parkplätze eingerichtet, sodass dieses<br />

Problem gelöst ist. Ernsthafte Schwierigkeiten gab es also<br />

keine. Im Gegenteil: Es wird schnell offensichtlich, dass<br />

die Menschen hier in gewisser Weise wieder stolz auf ihre<br />

Gegend geworden sind. In den 90er-Jahren wurde diese<br />

Region als vollkommen abgelegen betrachtet, als eine Region,<br />

der der Antrieb fehlte. Man hätte sich damals überhaupt<br />

nicht vorstellen können, dass sich die Menschen<br />

hier einmal intensiv mit zeitgenössischer Kunst auseinandersetzen.<br />

Doch die Zeiten haben sich geändert. Insofern<br />

ist es sicher kein Zufall, dass das 2010 eröffnete, nur eine<br />

Fahrstunde entfernte Centre Pompidou Metz gerade von<br />

der lokalen Bevölkerung sehr gut angenommen wird.<br />

Kunst macht neugierig, sofern man sich auf sie einlassen<br />

und sie interpretieren kann …<br />

Während wir noch bei einer Tasse Kaffee diskutieren,<br />

kommen einige Wanderer vorbei, die den Plan mit den<br />

Rundwegen in den Händen halten. Sie entscheiden spontan,<br />

sich an einen der Tische auf der Terrasse zu setzen.<br />

« Ah, warten Sie, da muss ich wohl ein bisschen mithelfen<br />

… », sagt Monsieur le Maire und steht auf. « Die Wirtin,<br />

Madame Simon, die alle hier nur Fernande nennen,<br />

ist 94 Jahre alt. Eine tolle Frau. Aber in ihrem Alter ist es<br />

Linke Seite: Die geheimnisvollen Formen, die Luc Doerflinger<br />

mitten im Wald aufgehängt hat, machen stutzig: « Wegzeichen,<br />

Pendel, Gemüse? », fragt man sich unweigerlich.<br />

Diese Seite: Entlang der verschiedenen Strecken kann<br />

man sich an den Buchstaben « V » gut orientieren.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 57


UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand Est / Lothringen<br />

logisch, dass wir ihr ein bisschen unter die Arme greifen.<br />

Vor allem, seit der Betrieb durch das Projekt zugenommen<br />

hat! » Er hat noch nicht ausgesprochen, da geht Fernande<br />

bereits lächelnd auf die Gäste zu. « Guten Tag, möchten<br />

Sie etwas trinken oder vielleicht etwas essen? Kunst macht<br />

hungrig, vor allem, wenn man noch marschieren muss,<br />

um sie zu entdecken! » Als wir das hören, müssen wir<br />

unweigerlich schmunzeln. Fernande bestätigt uns später,<br />

dass sich das Dorf dank Vent des Forêts in ihren Augen<br />

wirklich verändert hat. Laut der ehemaligen Lehrerin des<br />

Dorfes träfe man Wanderer von überallher. Auf jeden Fall<br />

kämen mehr als früher, das sei eindeutig. Und vor allem<br />

spreche man miteinander, man tausche sich aus. Im Grunde<br />

genommen, so sagt Fernande, sei das Leben zurückgekommen<br />

… « Wir leben nicht mehr an einem Ort, den<br />

man als erledigt, als am Ende bezeichnet … Vielleicht leben<br />

wir an einem Ort, der ein wahrer Schatz ist », drückte<br />

sich François Davin 2014 in einem Dokumentarfilm* über<br />

das Projekt Vent des Forêts aus. Nach unserer Wanderung<br />

durch den Wald voller Kunstwerke, nach den angenehmen<br />

Begegnungen und der so einfachen und herzlichen<br />

Atmosphäre sagen wir uns, dass diese Gegend zwar etwas<br />

abseits liegt, aber eindeutig voller Leben steckt und dass<br />

die Bewohner und Künstler mit ihrer gemeinsamen Initiative<br />

etwas wirklich Wertvolles entstehen ließen. Aber das<br />

eigentlich Wertvolle, davon sind wir überzeugt, sind zum<br />

großen Teil die Menschen selbst …<br />

* « Le Vent des Forêts 2e année 1998 », von Christian Lamalle und Stephane Harter,<br />

bei Youtube unter folgendem Link zu sehen: https://youtu.be/sUWbAQsMjFQ<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Boulogne<br />

Roubaix<br />

Lille<br />

Liege<br />

Charlroi<br />

A84/E401<br />

Avranches<br />

Saint-Lô<br />

ont-Saint-Michel<br />

N13<br />

Linke Seite:<br />

Fernande Simon vor ihrem Café (links<br />

oben) im friedlichen Ort Lahaymeix,<br />

wo Monsieur le Maire, Raymond Leclerc<br />

(darunter), regelmäßig seine Zeitung liest<br />

und sich mit den Anwesenden unterhält.<br />

Caen<br />

Le A29/E44 Havre<br />

A131<br />

Honfleur<br />

A13/E46<br />

Ein praktisches Tool:<br />

die kostenlose App<br />

A28/E402<br />

Vent des Forêts<br />

Lesetipps & Reiseinfos<br />

rg-<br />

Guyencourt-Saulcourt<br />

Amiens<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. A1/E15-E19 65: Grand-Est,<br />

Mondial Air Ballons, der<br />

poetische Aufstieg von 456<br />

Heißluftballons<br />

A34/E46<br />

Jumièges<br />

(43 km entfernt)<br />

Rouen<br />

Alle zwei Jahre findet<br />

A26/E17<br />

auf dem Flugplatz von<br />

Chambley das größte<br />

Reims<br />

A13/E5<br />

A16<br />

Heißluftballontreffen<br />

der Welt statt: die<br />

Evreux<br />

Mondial Air A4/E50 Ballons.<br />

In diesem Jahr Epernay<br />

Châlons-enversammelten<br />

sich PARIS 1072 Ballonfahrer aus 38<br />

Champagne<br />

Ländern.<br />

Versailles<br />

Mit 456 Heißluftballons, die gleichzeitig<br />

Dreux abhoben, wurde ein neuer Weltrekord im<br />

Massenstart aufgestellt.<br />

Saint-Guilhemle-Désert<br />

Seit zwei Jahren gibt es für alle, die die<br />

A6/E15<br />

A84<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36: A5/E54 Neufchef &<br />

A26/E17<br />

sieben Routen Alençon der Freilichtausstellung Chartres<br />

Aumetz, das stolze Erbe der<br />

Vent des Forêts entdecken möchten,<br />

lothringischen Kumpel<br />

Troyes<br />

A11/E50<br />

eine kostenlose App, die auf dem<br />

(49 km entfernt)<br />

Lothringen war<br />

nes<br />

A10/E5<br />

Sens früher<br />

Smartphone (iOS und Android)<br />

A5/E17-E54<br />

eines der größten<br />

installiert werden kann. Es handelt<br />

Eisenerzfördergebiete<br />

A31/E21-E23<br />

Le Mans<br />

Orléans<br />

sich dabei im Prinzip um einen<br />

der Welt. Mehr als<br />

A11/E501<br />

drei Milliarden<br />

interaktiven Führer: A28/E502 Dank GPS-<br />

Tonnen wurden im Auxerre<br />

Ortung erhält man Tipps für die<br />

Laufe der Jahre aus<br />

Blois<br />

Wahl des Weges, die Position auf der<br />

Chambord<br />

dem lothringischen<br />

A10/E5-E60<br />

A6/E15<br />

Angers<br />

Boden geholt. Doch wegen günstigerer<br />

A31/E17-E21<br />

A11/E60<br />

gewählten Strecke, Erläuterungen<br />

Cheverny<br />

Förderbedingungen in anderen Regionen der Vézelay Avallon<br />

zu den präsentierten A86/E60 Werken sowie Tours Chenonceau Welt wurde A71/E9 der Eisenerzbergbau in Lothringen,<br />

Dijon<br />

A85<br />

Besançon<br />

A38<br />

antes<br />

die noch verbleibende Distanz. Es ist<br />

der früher einmal 23 000 Kumpel in 55 Zechen<br />

A87<br />

Monts A10/E5<br />

beschäftigte, am Ende des 20. Jahrhunderts<br />

ein spielerisches und interessantes<br />

Bourges<br />

Clisson<br />

ausgelöscht. Einige Bergmänner zwischen Metz<br />

Cholet Hilfsmittel zum Wandern und<br />

und der luxemburgischen Grenze wollten sich aber<br />

Der zentrale Ausgangspunkt und die Verwaltung<br />

Beaune<br />

des Vereins Vent des Forêts befinden sich im<br />

A83<br />

Erkunden der Werke. Empfehlenswert!<br />

nicht damit abfinden, dass dieses industrielle Erbe<br />

in A20/E9 Vergessenheit gerät. Ihrem Mut und Engagement<br />

Rathaus von Fresnes-au-Mont. Dort erhalten Sie<br />

A71/E11<br />

Chalon-sur-Saône<br />

ist es zu verdanken, dass zwei Museen in Neufchef<br />

alle Informationen zu den sieben Rundwegen sowie<br />

und Aumetz die Vergangenheit der Region<br />

einen kostenlosen Plan mit den genauen Strecken.<br />

Der Plan wird jährlich aktualisiert, A6/E15<br />

wachhalten. Eine Geschichte, die menschlich<br />

um die neuesten<br />

Werke zu verzeichnen und die Wege gegebenenfalls<br />

A83<br />

Poitiers<br />

berührt.<br />

anzupassen. Die App Vent des Forêts kann<br />

Saint-Sigismond<br />

kostenlos für iOS Cluny<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40: Marne, in der<br />

und Android heruntergeladen<br />

N11/E601<br />

werden.<br />

Niort<br />

Montluçon<br />

Heimat des Champagners<br />

(ca. 100 km entfernt)<br />

G<br />

La Rochelle<br />

Ein Gesetz aus dem Jahre<br />

Fresnes-au-Mont …<br />

E5/A10<br />

1927 legt fest, A71/E11 wo<br />

… Berlin 846 km … Hamburg 737 km<br />

Weinstöcke wachsen<br />

… Köln 316 km … Frankfurt 327 km<br />

E602/A837<br />

… München 573 km … Wien 991 km<br />

A<br />

müssen, aus deren<br />

Trauben Clermont- Champagner A72/E<strong>70</strong> … Zürich 371 km … Paris 275 km<br />

Limoges<br />

Ferrand<br />

gemacht werden<br />

… Metz 74 km … Bar-le-Duc 27 km<br />

Lyon<br />

A89/E<strong>70</strong> Puy de Dôme<br />

Angoulême<br />

darf. Es sind enge<br />

Grenzen, denn A75/E11 nur<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der A43/E<strong>70</strong> aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen Chambéry<br />

33 568 le Mont-Dore<br />

Hektar sind<br />

dafür zugelassen. Die Anbaufläche verteilt sich auf<br />

wird, ist Metz-Nancy-Lorraine (69 km).<br />

et<br />

St.-Etienne<br />

die fünf Departements Aisne, Aube, Haute-Marne,<br />

Marne und Seine-et-Marne im Osten Frankreichs.<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof ist Meuse<br />

Tulle<br />

TGV Voie-Sacrée (21 km).<br />

Périgueux<br />

Der Schwerpunkt liegt jedoch im Departement<br />

Grenoble<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

A49/E713<br />

Marne, wo sich 67 Prozent der Fläche befinden. Auf<br />

A89/E<strong>70</strong> Le Pescher<br />

Vent des Forêts<br />

E5/A10<br />

diversen Champagner-Routen kann man mehr über<br />

Souillac sur das besondere<br />

Saillac<br />

Zusammenspiel von Böden, Klima,<br />

Mairie<br />

Dordogne<br />

21, rue des Tassons Valence<br />

Tradition und Kultur erfahren, Aurillac das aus Champagner<br />

Bordeaux<br />

den König aller alkoholischen Getränke macht.<br />

55260 Fresnes-au-Mont<br />

Telefon: +33 (0)3 29 71 01 95<br />

Crest<br />

Die<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Payrac Rocamadour<br />

Die fünf Routen im Departement Marne stellen wir<br />

A52/E72<br />

A20/E9 Ihnen vor.<br />

A7/E15 Saillans<br />

www.ventdesforets.com<br />

Gap<br />

Arras<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG<br />

DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN<br />

SIE AUF SEITE 92.<br />

A4/E50<br />

A4/E25<br />

Fresnes-au-Mont<br />

Luxembourg<br />

Metz<br />

A31/E21-E<br />

Nanc<br />

F<br />

5-E<strong>70</strong>/A63<br />

France<br />

A75/E11<br />

A9/E15<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 59<br />

Avignon Apt<br />

Nîmes<br />

A54/E805<br />

Orange<br />

A7/E15<br />

A51/E712


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Provence-Alpes-Côte d’Azur<br />

Eine fast hundertjährige Liebeserklärung ist noch immer aktuell<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


1926 realisierte Albert Londres (1884-1932), der als einer der « Väter »<br />

des Journalismus gilt, ein Projekt, das ihm schon lange am Herzen<br />

lag: eine Zeit lang in Marseille zu leben und eine Reportage über die<br />

südfranzösische Hafenstadt zu schreiben. Es entstand eine zwölfteilige<br />

Artikelreihe, die im Sommer jenes Jahres in der Zeitung Le Petit Parisien<br />

erschien. Wie in allen Artikeln von Albert Londres ist man als Leser auch<br />

heute noch, mehr als 90 Jahre später, von der zutiefst menschlichen<br />

Sichtweise berührt, mit der er das Porträt der Stadt zeichnete. Ein<br />

Porträt, das erstaunlicherweise immer noch aktuell erscheint. Ein<br />

lehrreicher Blick, der Aufschluss über die tiefgreifenden Veränderungen<br />

gibt, die Marseille in den letzten Jahren geprägt haben.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 61


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Provence-Alpes-Côte d’Azur<br />

Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass ein Journalist<br />

kein Ministrant ist, der einen Korb mit Rosenblättern vor<br />

« sich herträgt und eine Prozession anführt. Unser Beruf besteht<br />

weder darin, eine Gefälligkeit zu erweisen,<br />

noch jemandem Schaden zuzufügen,<br />

er besteht darin, die Feder in die Wunde<br />

zu legen. » Als Albert Londres 1929<br />

diese Zeilen in einem seiner wichtigsten<br />

Werke schrieb, in dem er mutig den<br />

französischen Kolonialismus anprangerte,<br />

wusste er noch nicht, dass das Buch<br />

Terre d’ébène (deutscher Titel: Schwarz<br />

und Weiß. Die Wahrheit über Afrika.) zu<br />

einer absoluten Referenz für diesen Berufsstand<br />

werden sollte. Er wusste auch<br />

noch nicht, dass ab 1933 ein anspruchsvoller<br />

französischer Preis seinen Namen<br />

tragen würde, ein Preis, mit dem jedes<br />

Jahr die Arbeit herausragender frankophoner<br />

Journalisten ausgezeichnet wird.<br />

Aber vermutlich hätte er dieser Tatsache nicht einmal viel<br />

Aufmerksamkeit geschenkt, denn er war ein sehr bescheidener<br />

und diskreter Mensch. Für ihn war es wichtig, unablässig<br />

die Welt zu bereisen und ein Zeugnis von all dem<br />

abzulegen, was er sah. « Die Feder in die Wunde legen »: Dieser<br />

Satz wurde berühmt und steht vermutlich in irgendeiner<br />

Form – in großen Lettern an der Wand oder diskret in<br />

einem Notizbuch – in jeder französischen Redaktion, die<br />

etwas auf sich hält …<br />

Albert Londres, der in erster Linie<br />

für seine Reportagen aus der ganzen<br />

Welt bekannt ist – vor allem für diejenigen<br />

über die Hölle in den Straflagern<br />

(Au bagne, 1923 / Bagno. Die Hölle der<br />

Sträflinge, 1924), über psychiatrische<br />

Anstalten (Chez les fous, 1925), über die<br />

internationale Prostitution (Le Chemin<br />

de Buenos-Aires, 1927) –, träumte lange<br />

Zeit von einem Aufenthalt in Marseille.<br />

Die Stadt hatte ihn schon immer fasziniert.<br />

Der Grund dafür lag darin, dass<br />

Marseille zu dieser Zeit, mehr als alle<br />

anderen französischen Städte, ein Symbol<br />

für Aufbruch, Reise und Abenteuer<br />

war. Jeden Tag legten Ozeandampfer<br />

ab und fuhren in die weite Welt hinaus, während andere<br />

nach einer langen Reise aus fernen Ländern in der Stadt<br />

vor Anker gingen. Am Hafen herrschte ein ständiges<br />

Kommen und Gehen. Marseille. Bereits den Namen empfand<br />

Albert Londres in seinem tiefsten Inneren als eine<br />

Obwohl die Boote im Alten Hafen (vorherige Doppelseite), die in große Töpfe gepflanzten Olivenbäume im Parc Oliwkowy hinter dem Rathaus<br />

(oben) und andere zeitgenössische Objekte ein eindeutig moderneres Bild von Marseille zeigen, als Albert Londres (unten, aufgenommen<br />

im Alter von 39 Jahren) es hatte, gibt es noch einige Perspektiven, die an die damalige Atmosphäre erinnern (rechts).<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 63


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Provence-Alpes-Côte d’Azur<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Die Hafeneinfahrt mit der Kirche Notre-Dame-de-la-Garde im Hintergrund (linke Seite) und das zeitlose<br />

Ambiente des Fischmarkts am Alten Hafen und der Fischer auf den Quais.<br />

Einladung zum Reisen. Für ihn war klar, dass man in<br />

Marseille die ganze Welt treffen konnte, als hätten sich<br />

alle hier verabredet. Er spürte das dringende Bedürfnis,<br />

dieser Stadt eine Artikelserie zu widmen.<br />

Eine andere 1923 veröffentlichte Reportage war letzten<br />

Endes der Auslöser dafür, dass er seinen Traum schließlich<br />

realisieren konnte. Dabei handelte es sich um einen<br />

Text, der heute als einer der berühmtesten des französischen<br />

Journalismus betrachtet wird: einen Text über das<br />

Bagno im guyanischen Cayenne. Albert Londres, der den<br />

Ort besucht hatte, beschrieb darin die zutiefst unmenschlichen<br />

Bedingungen, die die französische Gefängnisverwaltung<br />

den Sträflingen auferlegte. Als die Pariser Presse<br />

den Skandal enthüllte, rief dies in der Öffentlichkeit eine<br />

solche Empörung hervor, dass die Regierung beschloss,<br />

das Straflager zu schließen. Für Albert Londres war das<br />

nicht nur ein unglaublicher Sieg, sondern vor allem eine<br />

Bestätigung seiner Arbeit: Ab sofort kannte man seinen<br />

Namen in allen Redaktionen und betrachtete ihn als<br />

Grand Reporter. Ab sofort war es unmöglich, eine seiner<br />

Reportagen abzulehnen …<br />

1926, drei Jahre später, konnte Albert Londres daher<br />

die Zeitung Le Petit Parisien problemlos davon überzeugen,<br />

ihn nach Marseille zu senden, obwohl alle genau<br />

wussten, dass sich der Journalist damit in erster Linie<br />

einen langgehegten Wunsch erfüllen wollte. Seine Art<br />

zu arbeiten änderte sich deshalb jedoch nicht: Was zählte,<br />

war nach wie vor die menschliche Seite. Um diese<br />

menschliche Seite zu erfassen, musste er lange genug –<br />

also mehrere Wochen – in der Stadt leben, mit ihr eins<br />

werden, von ihr akzeptiert werden. So ließ sich der weitgereiste<br />

Journalist auf dem Rückweg von einer Reportage<br />

in Polen eine Zeit lang in Marseille nieder, ganz in der<br />

Nähe des Alten Hafens. Und er begann, unablässig die<br />

Stadt zu durchqueren, die Bevölkerung, diesen Schmelztiegel<br />

mit Menschen aus der ganzen Welt, zu beobachten.<br />

Was Albert Londres als Erstes erstaunte, war die Betriebsamkeit<br />

am Hafen. Es war offensichtlich, dass dies<br />

zur damaligen Zeit in Frankreich DAS Tor in die Welt<br />

war. Für den Reporter, der die Schiffe beim Ablegen beobachtete,<br />

war dies wie eine Aufforderung zum Reisen:<br />

« Wo möchten Sie hinreisen? », schrieb er. « Nach Marokko,<br />

nach Algerien, nach Tunesien? In den Senegal, nach Ägypten,<br />

in den Kongo, nach Madagaskar? Nach Syrien, nach Konstantinopel?<br />

Nach Tonkin? Nach Indien? Nach Australien? Nach<br />

China? Nach Südamerika? Entscheiden Sie sich. Hier bricht<br />

man zu allen Meeren auf, zum Roten und zum Schwarzen,<br />

zu allen Meerengen, allen Kanälen, allen Golfen. Man wird<br />

Ihnen Länder zeigen! Man wird Sie mit ganz ungeahnten<br />

Dingen vertraut machen! » Mehr jedoch als für diese Verheißungen<br />

des Reisens interessierte sich Albert Londres<br />

vermutlich für die Menschen, die sich am Hafen von Marseille<br />

begegneten. Es war ein Treffpunkt für Reisende aller<br />

Genres, ideal, um ganz unwahrscheinliche Begegnungen<br />

zu machen. Der Reporter spürte schnell, dass diese Reisenden<br />

im Grunde genommen die Lebensader der Stadt<br />

waren, dass sie einen Rhythmus vorgaben, den man nirgendwo<br />

anders in Frankreich so spürte. Und hinter dieser<br />

wirren, vielleicht sogar « chaotischen » Ausstrahlung – wie<br />

man zu jener Zeit die Stadt bereits bezeichnete – pulsierte<br />

in Marseille das Leben – mehr als in jeder anderen Stadt.<br />

Dies unterstrich Albert Londres zum Beispiel in der<br />

Beschreibung seiner nächtlichen Spritztouren im Viertel<br />

rund um das Rathaus, direkt beim Alten Hafen. Dies war<br />

ein lebendiger Ort, wo er « Franzosen, Italiener, Griechen,<br />

Spanier, Engländer, Holländer, Rumänen, Araber, Äthiopier,<br />

Madagassen … » traf, die mit ihren Kulturen, ihrer Musik<br />

und ihren Rhythmen dem Nachtleben in Marseille eine<br />

zusätzliche und in ihrer Art einzigartige Seele verliehen.<br />

« In kleinen Städten ist die Nacht das Zeichen für Ruhe. In<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 65


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Provence-Alpes-Côte d’Azur<br />

großen Städten ist sie der Beginn neuen Lebens. In Häfen hat<br />

die Nacht etwas Vertrautes », schrieb er. Worte, die davon<br />

zeugen, wie sehr er sich in die – immer noch existente –<br />

multikulturelle Dynamik der Nächte in Marseille verliebt<br />

hatte.<br />

Es ist amüsant, wenn man heute bei einem Besuch in<br />

Marseille diese Zeilen von Albert Londres im Hinterkopf<br />

hat. Denn sie sind immer noch aktuell: Man muss<br />

nur durch die kleinen, oft engen Gassen in der Altstadt<br />

von Marseille gehen – zum Beispiel im Panier- oder im<br />

Noailles-Viertel – um eine Atmosphäre zu erleben, die<br />

sich seit 1926 offenbar nicht sehr verändert hat. Noailles,<br />

ein Viertel, das schon seit jeher Ventre de Marseille<br />

genannt wurde, ist vor allem für seinen täglich stattfindenden,<br />

farbenprächtigen Markt in der Rue du Marchédes-Capucins<br />

bekannt. Es ist ein Viertel, das das Symbol<br />

schlechthin für die Einwanderungswellen ist. Ein Viertel,<br />

in dem jeder sicher sein kann, die Produkte seines Landes<br />

zu finden – egal woher er kommt. Betrachtet man heute<br />

die Marktstände und die Auslagen der Geschäfte in den<br />

angrenzenden Straßen, sagt man sich, dass dies letzten<br />

Endes heute immer noch so ist.<br />

Etwas weiter, wieder in Richtung Hafen, liegen die<br />

Docks, die inzwischen komplett neu gestaltet wurden und<br />

nun ein wenig an die von Hamburg und Dublin erinnern.<br />

Ziegelstein und Industriearchitektur sind derzeit modern.<br />

Umso besser. Marseille wird schöner, das ist nicht von der<br />

Hand zu weisen. Davon zeugt auf ganz besonders symbolträchtige<br />

Weise das MuCEM: Dieses elegante Museum<br />

mit seiner zeitgenössischen Architektur war zwar<br />

zunächst verschrien, hat sich inzwischen jedoch nach<br />

einhelliger Meinung perfekt ins Stadtbild integriert. Vom<br />

Arenc-Viertel, das im Bereich des dynamischen Stadterneuerungsprojektes<br />

Euroméditerranée liegt, kann man<br />

dies nur schwerlich behaupten. Das vor Kurzem fertiggestellte<br />

Hochhaus La Marseillaise, ein Werk des Stararchitekten<br />

Jean Nouvel, scheint weit davon entfernt zu sein,<br />

die Zustimmung der Bürger zu finden. Albert Londres<br />

hätte sich darüber, das ist sicher, keine großen Gedanken<br />

gemacht, sondern darin zweifellos das Zeichen einer Stadt<br />

in Bewegung gesehen. Für ihn musste die Architektur<br />

auch ein Zeugnis aller Kulturen sein, die sich an einem<br />

Ort begegnen.<br />

Die « exotische Seite » Marseilles versteckte sich für<br />

Albert Londres manchmal hinter Details. So erzählte<br />

er beispielsweise von einem amüsanten Erlebnis: « Gegen<br />

zehn Uhr abends, wenn die Zeitungen mit dem Zug aus Paris<br />

angekommen sind », wartet man vor dem Zeitungskiosk<br />

auf dem Place de la Bourse. « Der Verkäufer schneidet die<br />

verschnürten Pakete auf. Mit geschickter Hand nimmt er das<br />

erste Paket weg. Es sind die russischen Zeitungen. Es kommt<br />

das zweite Paket! Das sind die englischen Daily. Zwanzig<br />

Hände strecken sich aus. Er bedient die Kunden. Danach sind<br />

die tschechoslowakischen Zeitungen an der Reihe. Er verkauft<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Im Jahr 2010 installierte Norman Foster<br />

die riesige spiegelnde Überdachung<br />

(22 x 48 m) am Alten Hafen (unten);<br />

die Quais befinden sich gerade mitten<br />

in einer Umstrukturierungsphase.<br />

sie. Es folgen die holländischen, dann die<br />

deutschen, dann die ungarischen Zeitungen.<br />

Sie werden gekauft. Die hebräischen<br />

Zeitungen sind an der Reihe. Also mit<br />

schüchterner Stimme: ‹Könnte ich die französischen<br />

Zeitungen haben?› Der Verkäufer,<br />

mitten in der Arbeit, antwortet Ihnen:<br />

‹Später! … Kleiner Ungeduldiger! Später!›<br />

» Eine kleine Reminiszenz an die<br />

Vergangenheit: Noch immer kann man<br />

auf diesem Platz seine Zeitung kaufen,<br />

und noch immer sind die ausländischen<br />

Zeitungen dort zahlreich. Auch in diesem<br />

Punkt scheint Marseille sich nicht<br />

verändert zu haben …<br />

Ein weiterer Lieblingsort von Albert<br />

Londres war die berühmte Avenue<br />

de la Canebière. Diese Institution in<br />

Marseille war früher die « Champs-<br />

Elysées » der Stadt, allerdings in einer<br />

sehr viel volksnäheren und lebendigeren<br />

Variante. « Die Menschen auf der Canebière<br />

gleichen den Spaziergängern und<br />

Trinkern der Prachtstraßen, Avenuen,<br />

Boulevards und Alleen in anderen geliebten<br />

Städten unseres geliebten, alten, kleinen<br />

Frankreichs », schrieb der Journalist<br />

zunächst. Und ergänzte dann: « Es ist<br />

ein Treffpunkt für alle Franzosen, die sich<br />

anderswo als in Frankreich kennengelernt<br />

haben. » Im weitesten Sinne also der<br />

Treffpunkt von Menschen, die reisen.<br />

Und dem Reporter zufolge muss man<br />

sich nur an einen Tisch in einem der<br />

kleinen Cafés an dieser Straße setzen,<br />

um sich darüber bewusst zu werden.<br />

« Man kommt hierher, um Freunde wiederzutreffen,<br />

ohne jemals zu wissen, welche:<br />

Die, die das Meer mitgebracht hat […]<br />

Oft komme ich hierher und setze mich an<br />

einen dieser Tische. Im Rest von Frankreich<br />

gibt es nichts Vergleichbares. Das sind<br />

die Tische der Reisenden. » Geben wir es<br />

zu: In dieser Beziehung hat es auf der<br />

Canebière allerdings einen Wandel<br />

gegeben. Die kleinen Cafés von einst<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 67


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Provence-Alpes-Côte d’Azur<br />

Das MuCEM (Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée) wurde vom Architekten Rudy Ricciotti<br />

konzipiert und symbolisiert seit 2013 bereits für sich alleine die Erneuerung von Marseille.<br />

haben offenkundig internationalen Handelsketten, Banken<br />

und Immobilienagenturen Platz gemacht. Und doch,<br />

ist man etwas neugierig und macht sich auf in eine der<br />

kleinen Straßen des Viertels, findet man mühelos ein<br />

Café mit der herzlichen Atmosphäre, die Albert Londres<br />

beschrieb. Dieser Geist existiert also immer noch. Er ist<br />

nur einige Hundert Meter weitergezogen. Als wolle er<br />

sich diskreter geben, sich etwas verstecken, was man nur<br />

bedauern kann.<br />

In seinem letzten Artikel über Marseille gab sich<br />

Albert Londres etwas enttäuscht. Er fragte sich, warum<br />

die Franzosen letzten Endes dieser Stadt, die ihm selbst<br />

so am Herzen lag, nur sehr wenig Beachtung schenkten:<br />

« Bei uns interessiert man sich für das Meer nur zum Baden<br />

[…] Im Winter fährt man an die Côte d’Azur. Wer aber hält<br />

in Marseille an? Niemand interessiert sich für den schönsten<br />

Hafen Frankreichs. » Der Reporter versuchte, diese mangelnde<br />

Neugier zu erklären, und dachte dabei zunächst<br />

an « die Ignoranz der Franzosen allen Dingen rund um das<br />

Meer gegenüber ». Seiner Meinung nach ist sie « beachtlich:<br />

Wenn ein Romanschriftsteller zufällig über dieses Thema<br />

schreibt, muss er alle seemännischen Begriffe erklären. »<br />

Es sei denn, so malte er sich aus, diese Ignoranz würde<br />

auf den armseligen Geografiekenntnissen der Franzosen<br />

beruhen: « Wenn ein Land zehn Tagesreisen von unseren<br />

Küsten entfernt ist, weiß niemand mehr, ob dieses Land in<br />

Asien, in Afrika oder in Amerika liegt. Wenn wir einhundert<br />

Studenten den Befehl geben, unverzüglich zu den Komoren<br />

aufzubrechen, werden wir erleben, dass fünfzig am Bahnhof<br />

Montparnasse in den Zug steigen! » Darüber war der passionierte<br />

Reisende zutiefst schockiert und stellte sich die<br />

Frage: « Sind wir eine Nation, die in ihren Bergen eingeschlossen<br />

ist? Frankreich hat einen wunderbaren Ausblick auf den<br />

Rest der Welt. Wir aber sehen unseren Rüben beim Wachsen<br />

zu! » Ein Grund mehr für ihn, Marseille zu besuchen.<br />

Weil diese Stadt « eine Lehrstunde ist. Trotz der schuldhaften<br />

Gleichgültigkeit der Zeitgenossen gibt sie sich nicht geschlagen.<br />

Aufmerksam hört sie die Stimme der weiten Welt und unterhält<br />

sich, gestützt auf ihre Erfahrung, in unserem Namen mit<br />

der ganzen Erde. » Albert Londres endete damit, die Neu-<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


A83<br />

Saint-Sigismond<br />

N11/E601<br />

Niort<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

Montluçon<br />

A71/E11<br />

Cluny<br />

Montalivet<br />

Le Porge<br />

p-Ferret<br />

imizan<br />

r<br />

are<br />

Bayonne<br />

E5-E<strong>70</strong>/A63<br />

Spanien<br />

E602/A837<br />

Bordeaux<br />

France<br />

A64/E80<br />

E5/A10<br />

A52/E72<br />

Pau<br />

Angoulême<br />

Périgueux<br />

A89/E<strong>70</strong><br />

Sarlat-le-Canéda<br />

gier der Franzosen wecken und<br />

sie dazu anstacheln zu wollen,<br />

die von ihm so geliebte Stadt zu<br />

entdecken: « Andere große Nationen<br />

machen trotzdem mehr. Helfen wir<br />

Marseille dabei, an Bedeutung zu<br />

gewinnen. Ganz Italien steht hinter<br />

Genua, um die Stadt anzutreiben.<br />

Frankreich kennt von Marseille nur<br />

Marius und den Mistral […] Reist<br />

nach Marseille, ihr jungen Menschen<br />

in Frankreich! » Albert Londres<br />

wäre zweifellos froh gewesen, zu<br />

sehen, dass die zweitgrößte Stadt<br />

Frankreichs sich weiterentwickelt<br />

und dabei ihre Seele bewahrt hat.<br />

Aber wie lange noch? Das ist<br />

die große Frage. Albert Londres<br />

würde uns dazu ermuntern, ganz<br />

genau darauf zu achten …<br />

Souillac sur<br />

Dordogne<br />

Lesetipps & Reiseinfos<br />

Limoges<br />

Marseille …<br />

A89/E<strong>70</strong> Puy de Dôme<br />

… Berlin 1543 km … Hamburg 1493 kmA75/E11<br />

… Köln 1044 km … Frankfurt le 1002 Mont-Dore km<br />

… München 1050 km … Wien 1368 km<br />

… Zürich 747 km … Paris 774 km<br />

… Lyon 314 km<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Der Flughafen Marseille-Provence (24 km)<br />

wird aus dem deutschsprachigen Raum<br />

direkt angeflogen. Saillac<br />

Aurillac<br />

Le Pescher<br />

Payrac<br />

Der Bahnhof Marseille Saint-Charles ist an das<br />

TGV-Netz Rocamadour<br />

angebunden.<br />

A20/E9<br />

Office de Tourisme de Marseille<br />

11, La Canebière<br />

13001 Marseille<br />

Telefon: +33 (0) 826 500 500<br />

(Achtung: Gebühren 0,15 € pro Minute)<br />

www.marseille-tourisme.com<br />

Andorra<br />

France<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

Perpignan<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 63: Hyères,<br />

eine authentische Céret Ecke am<br />

Mittelmeer (82 km entfernt)<br />

A75/E11<br />

AP7/E15<br />

Ganz im Süden der<br />

Spanien<br />

Provence, zwischen<br />

Toulon und Saint-<br />

Tropez, liegt die Stadt<br />

Hyères. Zusammen mit<br />

ihrer unmittelbaren<br />

Umgebung gilt sie<br />

als kleine Besonderheit an dieser Küste. Hyères ist<br />

vor allem dafür bekannt, dass man von dort zu den<br />

sogenannten les d‘Or (Porquerolles, Port-Cros und<br />

Levant) übersetzt, die genau gegenüber im Meer<br />

liegen. Darüber hinaus hat sich die Stadt aber seit<br />

Jahrhunderten eine für diese Region unerwartete<br />

Authentizität und Lebensart bewahrt, durch die<br />

sie sich von den umliegenden Orten deutlich<br />

unterscheidet. Hyères ist ein « etwas anderes » Ziel<br />

an der<br />

Côte d’Azur. Wir wollen versuchen<br />

nachzuvollziehen, warum das<br />

so ist.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 69: Camargue,<br />

tanzende Flamingos in der<br />

Camargue (122 km<br />

entfernt)<br />

A72/E<strong>70</strong><br />

Montpellier<br />

A9/E15<br />

Lyon<br />

A7/E15<br />

A9/E15<br />

Nîmes<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

A43/E<strong>70</strong><br />

A49/E713<br />

Valence<br />

Crest<br />

Orange<br />

Avignon<br />

Die Artikel von Albert Londres<br />

über die Stadt Marseille, die<br />

1926 in der Zeitung Le Petit<br />

Parisien publiziert wurden,<br />

Lodève<br />

sind Toulouse in einem Buch mit<br />

dem Titel Marseille, Porte<br />

du Sud (Editions Arléa,<br />

ISBN 978-2869598157)<br />

Bézier<br />

zusammengefasst.<br />

Dieses Buch kann auch Narbonne<br />

im Internet gelesen oder kostenlos A81/E80als<br />

eBook heruntergeladen Limoux werden. (https://<br />

www.atramenta.net/lire/marseille-portedu-sud/65310/1#oeuvre_page)<br />

A9/E15<br />

A51/E<br />

A7/E15<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A55<br />

Grenoble<br />

Saillans<br />

Marseille<br />

Der Parc ornithologique du Pont de Gau ist der<br />

Collioure<br />

ideale Ort, um die wilde Fauna und Flora der<br />

Camargue zu entdecken. Auf Wegen in einer Länge<br />

von insgesamt sieben Kilometern und von mehreren<br />

Beobachtungsstationen aus können die Besucher<br />

die Vogelwelt dieser Region beobachten. Der « Star »<br />

dabei, der viele Naturfreunde in den Park zieht, ist<br />

der Rosaflamingo.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 67: Provence –<br />

Lavendel, eine überraschende<br />

deutsch-französische<br />

Geschichte (150 km entfernt)<br />

Jedes Jahr im Sommer<br />

verzaubert der<br />

Lavendel während<br />

der Blüte durch<br />

seinen Duft und seine<br />

unvergleichliche<br />

Farbe. Doch über die<br />

Postkartenidylle hinaus, die sehr viele Touristen<br />

anzieht, hält diese berühmte Blüte noch einige<br />

andere Überraschungen für uns bereit. Von einer<br />

wollen wir diesmal berichten.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG<br />

DIESER UND ANDERER AUSGABEN<br />

FINDEN SIE AUF SEITE 92.<br />

Die<br />

Apt<br />

A52<br />

A50<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 69


Coup de cœur (Grand-Est/Alsace)<br />

Die Abteikirche von Ottmarsheim<br />

Ein faszinierendes tausendjähriges Achteck<br />

Rund zehn Kilometer östlich von Mühlhausen, direkt<br />

am Rhein und damit an der deutschen Grenze, erhebt<br />

sich die Abteikirche von Ottmarsheim. Obwohl<br />

sie ganz diskret fern der Touristenströme liegt, gehört<br />

sie zu den ungewöhnlichsten religiösen Gebäuden nicht<br />

nur im Elsass, sondern in ganz Frankreich. Unser Coup de<br />

Coeur dieser Ausgabe ist in mehrfacher Hinsicht interessant<br />

und deshalb bei einer Reise in diese Region einen<br />

Umweg wert.<br />

Der Kontrast ist so frappierend, dass man unweigerlich<br />

ins Nachdenken gerät: Nur wenige Kilometer vom Dorf<br />

Ottmarsheim entfernt, liegt eines der bekanntesten von<br />

Menschenhand geschaffenen Bauwerke dieser Gegend.<br />

Sein schlechter Ruf kann allerdings kaum übertroffen<br />

werden, denn es handelt sich dabei um das Atomkraftwerk<br />

Fessenheim. Es wurde 1977 in Betrieb genommen<br />

und ist damit die älteste Nuklearanlage Frankreichs. Laut<br />

Beschluss von François Hollande soll sie nun 2022, nach<br />

45 Dienstjahren, definitiv stillgelegt werden. 45 Jahre …<br />

eine Ewigkeit für eine derartige Anlage. Könnten Gebäude<br />

schmunzeln, so würde ein anderes Bauwerk ganz<br />

in der Nähe dies vermutlich tun. Ein Bauwerk in einem<br />

ganz anderen Stil, mit einer ganz anderen Bestimmung<br />

und in einem ganz anderen Alter. Ein Bauwerk, das niemals<br />

für Kontroversen sorgte, sondern auf das ein Dorf<br />

heute ganz besonders stolz ist: die Abteikirche von Ottmarsheim.<br />

Ihre Geschichte begann um 1030 mit einem<br />

Benediktinerinnenkloster, das der aus dem Geschlecht<br />

der Habsburger stammende Graf Rudolf von Altenburg<br />

(ca. 985/990 - ca. 1053) und seine Frau Kunigunde in<br />

<strong>70</strong> · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Ottmarsheim erbauen ließen. Das tausendjährige, altehrwürdige<br />

Bauwerk im romanischen Stil, dessen Originalität<br />

und Modernität sofort ins Auge stechen, ist im Elsass<br />

die einzige Kirche mit einem achteckigen Grundriss und<br />

die älteste noch im ursprünglichen Zustand erhaltene. Es<br />

ist somit ein wahres architektonisches Juwel, das sich vor<br />

allem dadurch auszeichnet, einige Geheimnisse bewahrt<br />

zu haben …<br />

Eines dieser Geheimnisse ist die Lage: Warum wurde<br />

ein solches Gebäude genau an diesem Ort, in Ottmarsheim,<br />

errichtet? Es gibt zwar zahlreiche Überlieferungen<br />

über den immensen Reichtum der Habsburger und ihre<br />

Macht, die sie zur damaligen Zeit in dieser Region hatten,<br />

ob sie genau hier ein Haus, eine Festung oder einen anderen<br />

Wohnsitz hatten, ist jedoch nicht bekannt. Das Einzige,<br />

was man mit Sicherheit weiß, ist, dass sie mächtig<br />

waren. Im Fremdenverkehrsamt von Ottmarsheim verweist<br />

man mit Vorliebe auf eine relativ neue Entdeckung,<br />

welche die Errichtung der Abteikirche erklären könnte.<br />

Dabei handelt es sich um eine Angelegenheit von gelinde<br />

gesagt seltsamen Fluchtlinien: Ziehen Sie auf einer Karte<br />

eine gerade Linie vom Chor der Abteikirche von Ottmarsheim<br />

zum Chor der Stiftskirche Saint-Thiébaut im vierzig<br />

Kilometer weiter östlich gelegenen Thann. Verlängern Sie<br />

dann diese Linie nach Osten … und Sie gelangen auf den<br />

Millimeter genau zum Gipfel des Ballon d‘Alsace! Wenn<br />

das keine symbolische Bedeutung hat!<br />

Doch bei einem Besuch der Kirche stößt man noch auf<br />

andere, nicht weniger mysteriöse Dinge. Dazu gehören<br />

der unerwartete achteckige Grundriss und die Tatsache,<br />

dass sich beim Besucher, sofern er sich auch nur ein wenig<br />

für solche Gebäude interessiert, beim Betreten sofort ein<br />

seltsames Gefühl des Déjà-vu einstellt. In den Archiven<br />

findet man zwar keine expliziten Erklärungen für den<br />

Grundriss in Form eines Oktogons, man vermutet jedoch,<br />

dass die von Rudolf von Altenburg beauftragten Architekten<br />

damit eine Verbindung von Himmel und Erde herstellen<br />

wollten, indem sie ein Quadrat (für die Erde und<br />

die vier Elemente) in einen Kreis (für das Paradies und<br />

die Perfektion) setzten und durch die Verbindung aller<br />

Punkte ein Achteck erhielten. Es ist jedoch auch möglich,<br />

dass der Erbauer der Abteikirche von Ottmarsheim den<br />

Wunsch hegte, seiner Macht Ausdruck zu verleihen und<br />

gleichzeitig eine seines Ranges würdige Grabstätte zu<br />

schaffen, nach dem Vorbild eines der für die damalige Zeit<br />

prestigeträchtigsten religiösen Gebäude in Form eines<br />

Oktogons: der Aachener Pfalzkapelle (heute das Zentrum<br />

des Aachener Doms). Mit anderen Worten: die Kirche,<br />

in der Kaiser gekrönt wurden, in der Karl der Große (ca.<br />

742-814) beigesetzt ist … unter dem Achteck! Folglich<br />

waren die Historiker auch nicht sehr überrascht, als sie<br />

1981 im Zentrum der Kirche unter den Steinplatten der<br />

Abteikirche, genau unterhalb des Gewölbescheitels, einen<br />

Sarkophag entdeckten. Man kann zwar nicht bestimmen,<br />

ob die sterblichen Überreste darin tatsächlich von Rudolf<br />

stammen, doch alleine ihr Vorhandensein unterstreicht<br />

den Gedanken, dass diese Stätte als Mausoleum konzipiert<br />

worden war. Im Übrigen befinden sich dort rund<br />

zwanzig Gräber.<br />

Betritt man das faszinierende tausendjährige Oktogon,<br />

so ist man überrascht und nicht selten erstaunt, dass das<br />

Gebäude trotz der romanischen Architektur sehr modern<br />

wirkt. Der zweigeschossige Chorumgang mit Arkaden<br />

vermittelt eine ungewöhnliche Leichtigkeit, und die zahlreichen<br />

Fresken aus dem 15. Jahrhundert sorgen für eine<br />

fast heitere Atmosphäre. Man fühlt sich dort fast wie in<br />

einer zeitgenössischen Kirche. Beeindruckend!<br />

Der in Straßburg ansässige Verlag Éditions du Signe<br />

veröffentlichte 2018 zusammen mit der Gemeinde Ottmarsheim<br />

einen Comic über die Geschichte dieser Abteikirche.<br />

Darin wird die Geschichte von Anna erzählt, einer<br />

Restauratorin von Fresken, die eine Entdeckung macht<br />

und dabei mehr über die Geschichte des<br />

Ortes erfährt … Ein Jahr Arbeit war für<br />

die Umsetzung dieses in französischer<br />

und deutscher Sprache veröffentlichten<br />

Comicbandes notwendig.<br />

Thierry Wintzner und Didier Pagot,<br />

La Dame d’Ottmarsheim, Éditions du Signe,<br />

ISBN 978-274683577 (französische Version) /<br />

ISBN 978-2746835788 (deutsche Version).<br />

Abbatiale d’Ottmarsheim, 6 rue de l’Église, 68490 Ottmarsheim<br />

Die Kirche kann täglich von 9 bis 19 Uhr außerhalb der Gottesdienste besichtigt werden. Eintritt frei.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 71


demog<br />

MEHR FRANZOSEN, ABER NICHT ÜBERALL …<br />

FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

Anfang Januar <strong>2019</strong> wurden die Ergebnisse der Volkszählung in Frankreich für den<br />

Zeitraum 2011-2015 veröffentlicht. Aus ihnen ergibt sich ein präzises Bild der französischen<br />

Demografie. Die Statistik zeigt vor allem, wie dynamisch sich in den letzten<br />

Jahren landesweit einige große städtische Regionen entwickelt haben. Ein Grund<br />

mehr, die seit jeher voll und ganz in Paris zentralisierte politische und administrative<br />

Organisation zu hinterfragen …<br />

Die Franzosen kennen das Prinzip: Über einen Erhebungszyklus<br />

von fünf Jahren wird von einer<br />

kleinen Armee an Volkszählern jedes Jahr in<br />

einem rollierenden System ein Teil der in Frankreich lebenden<br />

Menschen erfasst. Organisiert wird diese Volkszählung<br />

vom über jeden Zweifel erhabenen Institut national<br />

de la statistique et des études économiques (INSEE). Nun<br />

wurden die Zahlen für den Zeitraum vom 1.1.2011 bis<br />

31.12.2015 veröffentlicht. Und sie sind, ganz ohne Zweifel,<br />

sehr aufschlussreich!<br />

Die gute Nachricht zuerst: Die Bevölkerung Frankreichs<br />

wächst. Am 1. Januar 2016 lebten 66 362 000<br />

Menschen in Frankreich (mit Ausnahme von Mayotte),<br />

was in den Jahren von 2011 bis 2015 einer jährlichen<br />

Zunahme von durchschnittlich 0,4 % entspricht. Eine<br />

demografische Dynamik, um die das Hexagon von vielen<br />

anderen europäischen Ländern beneidet wird. Allerdings<br />

muss man die Zahl relativieren: Die französische Bevölkerung<br />

hat in diesem Zeitraum zwar durchschnittlich um<br />

286 000 Personen pro Jahr zugenommen, im Erhebungszyklus<br />

davor, also von 2006 bis 2010, waren es jedoch im<br />

Durchschnitt 349 000 pro Jahr. Der deutliche Rückgang<br />

liegt vor allem an der kontinuierlich sinkenden Geburtenrate,<br />

obwohl Frankreich mit durchschnittlich 1,88<br />

Geburten pro Frau (2017) nach wie vor den Spitzenplatz<br />

in Europa einnimmt.<br />

Abgesehen von der positiven Entwicklung der Gesamtbevölkerung<br />

zeigt diese jüngste Volkszählung vor<br />

allem, dass das demografische Wachstum in Frankreich<br />

fast ausschließlich von der steigenden Attraktivität einiger<br />

großer städtischer Regionen im Land getragen wird.<br />

Diese Regionen zeichnen sich ganz klar ab: « Von den<br />

20 Ballungszentren mit mehr als 300 000 Einwohnern,<br />

weisen 12 ein beschleunigtes Wachstum auf », hält das<br />

INSEE fest und hebt dabei besonders Montpellier (jährliche<br />

Wachstumsrate 1,7 %), Bordeaux (1,5 %), Nantes<br />

(1,4 %), Toulouse (1,4 %), Rennes (1,2 %) und Lyon<br />

(1,1 %) hervor. Aber das ist noch nicht alles: Erweitert<br />

man den Fokus etwas, stellt man fest, dass logischerweise<br />

die Departements, in denen diese demografisch dynamischen<br />

Städte liegen, ebenfalls die höchsten Wachstumsraten<br />

aufweisen. Demzufolge ist die Bevölkerung<br />

in den Departements Hérault (Montpellier), Gironde<br />

(Bordeaux), Loire-Atlantique (Nantes) und Haute-Garonne<br />

(Toulouse) durchschnittlich um mindestens 1 %<br />

pro Jahr gewachsen. Die Zahlen von INSEE zeigen dabei,<br />

dass sich dieser « Schneeballeffekt » auch noch auf die<br />

Regionen überträgt, die gleichermaßen von der Attraktivität<br />

dieser Metropolen mit einer ausgeprägten demografischen<br />

Dynamik profitieren. Insofern bestätigt INSEE<br />

bereits im Titel einer ergänzenden Studie, dass « das demografische<br />

Wachstum Frankreichs von 2011 bis 2015<br />

durch die großen städtischen Regionen getragen wird ».<br />

Diese Entwicklung überrascht. Könnte sie möglicherweise<br />

sogar eine radikale Veränderung der herrschenden<br />

Denkweise auslösen und das Ende der historisch verankerten<br />

Allmacht von Paris gegenüber anderen französischen<br />

Städten einläuten? Zumal die von INSEE veröffentlichten<br />

Zahlen für die Hauptstadt alles andere als gut<br />

sind: Während die Einwohnerzahl von Paris im Zeitraum<br />

2006-2010 noch jährlich um 14 000 stieg, ist sie im jüngsten<br />

Zeitraum 2011-2015 um 12 000 pro Jahr gesunken.<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


afie<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 73


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

Dieser Rückgang erklärt sich nicht in erster Linie durch<br />

eine niedrige Geburtenziffer, sondern im Wesentlichen<br />

durch die Ausweitung des Abwanderungsüberschusses,<br />

der sich in den beiden Erfassungszeiträumen von -0,2 %<br />

auf -1,2 % erhöht hat. Verantwortlich dafür ist zum großen<br />

Teil der starke Anstieg der Immobilienpreise, sodass<br />

vor allem finanziell schwache Bevölkerungsschichten der<br />

Hauptstadt gezwungenermaßen den Rücken kehren. Die<br />

Region Ile-de-France ist mit 12 117 132 Einwohnern am<br />

1. Januar 2016 (dies entspricht 19 % der Bevölkerung des<br />

französischen Mutterlandes) zwar nach wie vor die bevölkerungsreichste<br />

und am dichtesten besiedelte Region<br />

Frankreichs, doch das Wachstum betrug im Zeitraum<br />

2011-2015 nur durchschnittlich 0,4 % pro Jahr. Im Vergleich<br />

zu den Wachstumsraten von Städten wie Montpellier<br />

(1,7 %) oder Bordeaux (1,5 %) ist das also kein Grund,<br />

stolz zu sein.<br />

Die Entwicklung, dass die Bevölkerung eines Teils der<br />

35 399 französischen Gemeinden schrumpft, ist nicht neu.<br />

In Frankreich bezeichnet man einen breiten Streifen quer<br />

durch das Land, von den Ardennen bis ins Departement<br />

Lot, der sich schon immer durch eine geringe Bevölkerungsdichte<br />

ausgezeichnet hat, als Diagonale du vide, also<br />

als « Diagonale der Leere ». Mehr als in anderen Regionen<br />

machen sich dort sowohl ein Abwanderungsüberschuss<br />

als auch eine niedrige Geburtenrate bemerkbar, sodass die<br />

Bevölkerungszahl summa summarum zurückgeht. Doch<br />

dieses Phänomen weitet sich aus: Während es 2006-2010<br />

nur 10 Departements waren, deren Einwohnerzahl pro<br />

Jahr um 0,1 % oder mehr zurückging, sind es im jüngsten<br />

Erfassungszeitraum, also 2011-2015, bereits 24 … Auch<br />

auf regionaler Ebene sind die Zahlen bedenklich: Einige<br />

Überseegebiete verzeichnen einen deutlichen Bevölkerungsrückgang<br />

(Martinique -0,8 %, Guadeloupe -0,5 %),<br />

und im Mutterland weist beispielsweise die Region Bourgogne-Franche-Comté<br />

ein durchschnittliches Nullwachstum<br />

auf und ist damit das Schlusslicht des Hexagons.<br />

Wenn man weiß, dass von den Ergebnissen dieser<br />

Volkszählungen zahlreiche Investitionen und Unterstützungszahlungen<br />

des Staates abhängen, kann man<br />

erahnen, dass die jüngsten Zahlen einige Veränderungen<br />

und Umwälzungen nach sich ziehen werden. Eines ist<br />

auf jeden Fall sicher: Das Bild einer starken Hauptstadt<br />

Paris, die das einzige echte demografische (und demzufolge<br />

wirtschaftliche und politische) Zugpferd darstellt, ist<br />

heute vollkommen überholt. Die Resultate der jüngsten<br />

Volkszählung belegen, dass inzwischen Metropolen entstanden<br />

sind, die den « französischen Zug » ebenfalls vorwärtsbringen<br />

können. Folglich wird man auf staatlicher<br />

Seite lernen müssen, mit diesen dynamischen Gebietskörperschaften<br />

zusammenzuarbeiten. In der französischen<br />

Gesellschaft herrscht heute bereits in mehrfacher Hinsicht<br />

das Gefühl einer Spaltung vor. Zahlreiche Stimmen<br />

weisen regelmäßig darauf hin, dass sich die ländlichen<br />

Regionen Frankreichs im Vergleich zu den städtischen<br />

Gebieten wie Stiefkinder behandelt fühlen. Die Zahlen<br />

der jüngsten Volkszählung zeigen nun darüber hinaus<br />

eine demografische Spaltung auf. Wenn der Staat nicht<br />

achtgibt, könnte dies Folgen für die ganze Gesellschaft<br />

des Landes haben. Es scheint so, als sei es dieses wichtige<br />

statistische Tool mehr denn je wert, genau ausgewertet zu<br />

werden!<br />

Wie läuft die Volkszählung in<br />

Frankreich konkret ab?<br />

Jede französische Gemeinde ist verpflichtet, Volkszählungen durch zuführen.<br />

In Gemeinden mit weniger als 10 000 Einwohnern wird alle fünf<br />

Jahre eine Vollerhebung vorgenommen, während in Gemeinden mit mehr<br />

als 10 000 Einwohnern jährlich rund 8 % der Wohnungen im Rahmen einer<br />

Stichprobenerhebung erfasst werden. Über den Er heb ungs zyklus von fünf<br />

Jahren werden also alle Einwohner der Ge mein den, in denen weniger als 10 000<br />

Menschen leben, sowie rund 40 % der Einwohner der übrigen Gemeinden<br />

durch die Zählung erfasst. Jede Ge mein de muss dafür Volkszähler stellen,<br />

die vom Institut national de la statistique et des études économiques (INSEE)<br />

ausgebildet werden. Das Ins ti tut stellt darüber hinaus das Verzeichnis mit den<br />

zu erfassenden Adres sen der betreffenden Gemeinden. Landesweit werden<br />

zu Jahres be ginn für einen Zeitraum von vier bis fünf Wochen rund 24 000<br />

Volkszähler an gestellt. Für deren Bezahlung erhalten die Gemeinden vom Staat<br />

ein bestimmtes Budget, das mit einer Höhe von landesweit rund 19,4 Mil lionen<br />

Euro pro Jahr eine hohe Summe darstellt, jedoch die auf Gemein de niveau<br />

tatsächlich anfallenden Kosten in der Regel nicht deckt.<br />

Die Volkszähler besuchen dann die zu erfassenden Adressen. Sie weisen<br />

sich dabei mit einer vom Bürgermeister unterzeichneten Karte in den<br />

Landesfarben aus, die das Foto und den Namen des jeweiligen Mit ar beit ers<br />

trägt. Ist in der jeweiligen Wohnung ein Internetzugang vorhanden, er halt en<br />

die dort lebenden Personen eine Anleitung mit persönlichen Zu gangs daten,<br />

sodass sie den Fragebogen online ausfüllen können. Ist kein In ter net zugang<br />

vorhanden, gibt der Volkszähler einen sogenannten Wohn ungs frage bogen ab,<br />

mit dem Merkmale und Ausstattung der Wohn ung erfasst werden (z. B. Anzahl<br />

der Zimmer, Wohnfläche, Ausstattung und Sani täranlagen, Art der Heizung,<br />

Vorhandensein von Parkplatz bzw. Garage). Jede im Haushalt lebende Person<br />

erhält darüber hinaus einen individuellen Fragebogen, der beispielsweise<br />

Fragen nach Alter, Geburts ort, Nationalität, Ausbildungsniveau und<br />

Berufstätigkeit enthält. Von diesen Fragebogen stehen zwar Übersetzungen in<br />

zahlreiche Sprachen zur Verfügung (Deutsch, Englisch, Arabisch, Chinesisch,<br />

Portugiesisch, Ru män isch, Türkisch …), beantwortet werden muss jedoch<br />

immer die fran zösische Version. Der Volkszähler vereinbart dann einen Termin,<br />

um die ausgefüllten Formulare abzuholen und hilft bei Bedarf beim Ausfüllen.<br />

Die Mitwirkung an der Volkszählung ist Pflicht. Bei einer Weigerung sieht<br />

das Gesetz eine Strafe vor, wobei diese in der Praxis allerdings noch nie mals<br />

zur Anwendung kam. Rund 96 % der Franzosen füllen den Frage bo gen für<br />

die Volkszählung spontan aus. Die Daten werden ver traulich be han delt und<br />

anonymisiert. Der Volkszähler sowie alle anderen Per sonen, die Zugang zu den<br />

Antworten haben, unterliegen der beruf lichen Schweige pflicht.<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich im<br />

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Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Politik<br />

Sind die Regionen das französische Erfolgsrezept?<br />

Hurra! Frankreich liegt erneut an der Spitze der Länder mit den meisten ausländischen<br />

Touristen. An der Weltspitze! Diese Erfolgsmeldung wiederholt<br />

sich Jahr für Jahr. Die Berechnungsmethode für die der Rangliste zugrunde<br />

liegende Statistik kann zwar mit Fug und Recht in Zweifel gezogen werden,<br />

trotzdem sind alle internationalen Akteure im Großen und Ganzen mit dem<br />

Ergebnis einverstanden. Wie aber lässt sich dieser Erfolg erklären? Es steht<br />

außer Frage, dass Frankreich ein attraktives Land ist. Das alleine reicht jedoch<br />

nicht aus. Von den vielen Faktoren, die man in diesem Zusammenhang<br />

hervorheben könnte, scheint einer besonders offensichtlich zu sein:<br />

das direkte politische Handeln, die Interventionen der öffentlichen Hand.<br />

Diese Praxis ist alt und typisch französisch. Und in dieser Beziehung spielen<br />

die Regionen in Frankreich heute eine entscheidende Rolle. Das Beispiel der<br />

Region Bourgogne-Franche-Comté bestätigt dies.<br />

In Sachen Tourismuspolitik schienen in Frankreich –<br />

wie in vielen anderen Bereichen – auf lokaler Ebene<br />

lange Zeit keine verbindlichen Entscheidungen möglich,<br />

ohne das Einverständnis aus Paris einzuholen. Egal ob<br />

es um die Finanzierung eines neuen Museums, um die<br />

Anstellung des Konservators für ebendieses Museum oder<br />

um die Lancierung der entsprechenden Werbekampagne<br />

ging, es war gang und gäbe, dass die Tourismusverantwortlichen<br />

vor Ort dafür die Zustimmung aus der Hauptstadt<br />

abwarten mussten. Der Prozess war lang und eingefahren,<br />

viele Fachleute dieser Branche bezeichneten ihn sogar als<br />

absurd, da er hauptsächlich aus Abwarten bestand: abwarten,<br />

bis der Antrag in Paris ankam, abwarten, bis er geprüft<br />

wurde – je nach Stellenwert durch eine obskure Dienststelle<br />

des Ministeriums oder, bei wichtigen Vorgängen, durch<br />

das Tourismusministerium selbst – und schließlich abwarten,<br />

bis das Ergebnis dann den lokalen Verantwortlichen<br />

mitgeteilt wurde … Es war ein Zeit- und Energieverlust<br />

ohnegleichen, durch den nicht wenige Initiativen zunichtegemacht<br />

wurden.<br />

Doch dann wehte durch Frankreich ein Wind der Dezentralisierung.<br />

Er kam in den 80er-Jahren auf und sollte<br />

nach und nach Kommunen, Departements und Regionen<br />

gegenüber dem Staat autonomer machen. In diesem Sinne<br />

wurde 2003 sogar der erste Artikel der Verfassung geändert,<br />

um die Tatsache zu präzisieren, dass Frankreich eine<br />

Republik ist, deren « Organisation dezentralisiert ist ».<br />

Dezentralisiert! Im zentralen Rechtsdokument des Staates<br />

wurde dieser Begriff offiziell<br />

festgeschrieben! In<br />

der Folge beschleunigten<br />

sich die Dinge: Der Staat<br />

trennte sich von einigen<br />

seiner Befugnisse und<br />

übertrug diese – manchmal<br />

sogar nicht ungern<br />

– an lokale öffentliche Institutionen.<br />

Und vor allem<br />

gestattete er, dass diese<br />

ihre Politik zum großen Teil selbst bestimmten. Nach und<br />

nach gewannen also die lokalen und regionalen Ebenen<br />

etwas an Stellenwert, selbst wenn Frankreich im Vergleich<br />

zu seinen Nachbarn (vor allem Deutschland, aber auch<br />

die Schweiz und Spanien) heute immer noch sehr zentral<br />

gesteuert erscheint.<br />

Was die Tourismuspolitik angeht, so spricht man vor<br />

Ort von der « geteilten Zuständigkeit », da der Tourismus<br />

die verschiedenen Ebenen des Gemeinwesens – also Region,<br />

Departement und Kommune – betrifft. Das französische<br />

Tourismusgesetzbuch Code du Tourismus schreibt<br />

insbesondere der Region die Aufgabe der Tourismusförderung<br />

zu, während dem Departement die touristische<br />

Erschließung obliegt, denn der Artikel L132-1 sieht die<br />

Möglichkeit einer touristischen Raumplanung auf Departementsebene<br />

vor. Die führende Rolle üben heute jedoch<br />

klar die französischen Regionen aus. Diese halten nämlich<br />

endlich alle Karten in der Hand, um über ihr « touristisches<br />

Schicksal » selbst zu entscheiden und das wollen sie<br />

auch nutzen. Das wichtigste Werkzeug ist dabei die Erstellung<br />

eines mehrjährigen regionalen Rahmenplans für<br />

die Entwicklung des Tourismus. Dieser enthält neben den<br />

Zielen, die sich die Region in diesem Bereich setzt, auch<br />

die Strategie, mit deren Hilfe sie diese Ziele erreichen<br />

will, sowie den daraus resultierenden Aktivitätenplan.<br />

Diese Leitlinien sind die Basis der regionalen Tourismuspolitik<br />

und im Rahmen der wirtschaftlichen Dynamik der<br />

Region zu sehen. Um den Ablauf eines solchen Prozesses<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Bis 2020 soll auf einer Fläche von 6,5 Hektar im Zentrum<br />

von Dijon die Cité internationale de la gastronomie et du<br />

vin entstehen. Sie wird Ausstellungsflächen, Geschäfte,<br />

Wohnungen, ein Kino und ein 4-Sterne-Hotel umfassen<br />

und soll kulturellen und touristischen Zwecken dienen.<br />

etwas nachvollziehbarer zu machen, haben wir uns eine<br />

Region, über die wir in Frankreich erleben regelmäßig berichten,<br />

etwas genauer angesehen: die Region Bourgogne-<br />

Franche-Comté.<br />

Im September 2018 stellte diese Region die aktualisierte<br />

Fassung ihres Schéma régional de Développement<br />

du Tourisme et des Loisirs 2017-2022 vor. Die jährliche<br />

Aktualisierung dieses « regionalen Plans für die Entwicklung<br />

des Tourismus- und Freizeitsektors » ist immer ein<br />

wichtiger Moment. Die erste Feststellung: Ein solcher<br />

Plan ist umfangreich, er umfasst nämlich 136 Seiten! Die<br />

zweite Feststellung: Man ist weit von einer eintönigen und<br />

langweiligen Darstellung entfernt, die man von einem<br />

derartigen Dokument erwarten könnte, es liest sich nämlich<br />

durchaus angenehm! Im Bestreben einer maximalen<br />

Transparenz wurde dieser Plan, im Gegensatz zu seinen<br />

Vorgängern, online publiziert, sodass jeder ihn einsehen<br />

kann. Demzufolge muss er natürlich leicht verständlich<br />

sein. Die dritte Feststellung: Aus ihm geht klar hervor,<br />

dass die Region beabsichtigt, die Tourismusförderung<br />

tatkräftig in Angriff zu nehmen und dass sie dafür die<br />

notwendigen Mittel bereitstellt. Dieser starke politische<br />

Wille ist umso interessanter, als dass man beim Studium<br />

des Aktionsplans feststellt, dass der Tourismus in der<br />

Region Bourgogne-Franche-Comté bisher eine weniger<br />

große Rolle spielt als gedacht: Sein Beitrag zur regionalen<br />

Wirtschaft beträgt nämlich zurzeit mit 4,1 Milliarden<br />

Euro « nur » rund 7,7 % des regionalen BIP. Auf nationaler<br />

Ebene entsprechen die touristischen Aktivitäten « nur » einem<br />

Anteil von 2,9 % am touristischen Gesamtkonsum in<br />

Frankreich. Dies ist umso erstaunlicher, da diese Region<br />

schließlich so international bekannte Anziehungspunkte<br />

wie die Basilique de Vézelay, die Hospices de Beaune, die<br />

Citadelle de Besançon, die Abbaye de Cluny und die Saline<br />

Royale d‘Arc-et-Senans besitzt, ganz zu schweigen von<br />

den Climats des Vins de Bourgogne, die bekanntlich auf der<br />

UNESCO-Weltkulturerbe-Liste stehen.<br />

Genau in diesem Punkt spielt die politische Arbeit<br />

vor Ort heute eine zentrale Rolle: Denn obwohl – oder<br />

gerade weil – die aktuellen Zahlen relativ bescheiden sind,<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 77


FRANKREICH HEUTE Politik<br />

Zu den großen architektonischen<br />

Projekten der Region Bourgogne-<br />

Franche-Comté zählen die Cité<br />

des vins in Chablis (diese Seite)<br />

sowie die Cité des vins in Mâcon<br />

(rechte Seite). Beide sollen im<br />

<strong>Frühling</strong> 2021 eröffnet werden.<br />

kann diese Region inzwischen ganz alleine – ohne Paris<br />

– entscheiden, dass der Tourismus eines der wichtigsten<br />

Entwicklungsfelder in den kommenden Jahren sein soll.<br />

Kurz: Sie kann ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.<br />

Diese « Freiheit », die der französische Staat selbstverständlich<br />

allen Regionen einräumt, erscheint heute fast<br />

wie eine kleine Revolution in den eingefahrenen politischen<br />

Gewohnheiten des Landes, obwohl nicht alle Regionen<br />

gleichermaßen davon Gebrauch machen. Wie es<br />

bereits der Titel der publizierten Tourismusleitlinie verrät,<br />

hat man in Bourgogne-Franche-Comté entschieden, aus<br />

der touristischen Entwicklung eine « neue Ambition » zu<br />

machen. Und dafür wurden sehr ehrgeizige Projekte entwickelt,<br />

die mit hohen Investitionen verbunden sind. Die<br />

gesteckten Ziele für 2021 sind klar: das beliebteste Ziel<br />

Frankreichs im Bereich des Weintourismus werden; ein<br />

wichtiges Reiseziel im kulturellen Bereich werden, indem<br />

man das bestehende Kulturerbe (beispielsweise von der<br />

UNESCO klassifizierte Stätten) besser vermarktet und<br />

neue kulturelle Angebote schafft; und – warum auch nicht<br />

– nach der Île-de-France die meistbesuchte Destination<br />

Frankreichs für chinesische Touristen werden. Echte Herausforderungen<br />

also! Um diese ambitiösen Ziele zu erreichen,<br />

sollen im Zeitraum <strong>2019</strong>-2021 wichtige touristische<br />

Einrichtungen entstehen und umfangreiche Projekte umgesetzt<br />

werden, die den Willen unterstreichen, dass diese<br />

Region in den kommenden Jahren stark auf den Tourismus<br />

setzt.<br />

Eine zentrale Rolle in der nahen Zukunft sollen beispielsweise<br />

die Bereiche Wein und Gastronomie spielen.<br />

Da die Weine aus Burgund bereits ein internationales Renommee<br />

haben, will man, laut Plan, auch in der Lage sein,<br />

die Besucher gebührend zu empfangen. Dafür soll ein Ort<br />

mit einer « hohen Wiedererkennbarkeit », eine « moderne<br />

und nützliche Einrichtung » mit einem « markanten architektonischen<br />

Ausdruck » entstehen: die Cité des vins de<br />

Bourgogne. Sie soll durch ein Netz weiterer Cités des vins in<br />

Beaune, Chablis und Mâcon verbunden und ergänzt werden.<br />

Insgesamt sollen also vier Orte entstehen, an denen<br />

Weinliebhaber aus der ganzen Welt die Vielfalt der Burgunderweine<br />

entdecken können. Der ewige Konkurrent<br />

Bordeaux hat bereits eine Cité du vin, Burgund wird sogar<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


mehrere haben! Ein regelrechter Konkurrenzkampf, bei<br />

dem sich die Weine aus Bordeaux warm anziehen müssen<br />

… Gleichzeitig soll die Feinschmeckerstadt Dijon, die<br />

am Ausgangspunkt der Route des Grands Crus liegt, eine<br />

Cité internationale de la gastronomie et du vin erhalten, die<br />

zur Aufwertung der « französischen Küche » beiträgt, die<br />

bekanntlich 2010 von der UNESCO zum immateriellen<br />

Weltkulturerbe erklärt wurde. Und das ist noch nicht<br />

alles. Nach Wein und Gastronomie folgt der Käse: Ein<br />

neues Maison du Comté wurde ebenfalls bereits lanciert. Es<br />

soll in Poligny, der regionalen Hauptstadt des berühmten<br />

Käses, die bestehende Einrichtung ablösen. Auf einer Fläche<br />

von 3000 m² werden Touristen ab Frühjahr 2020 alles<br />

über diesen Käse erfahren.<br />

Diese großen Pläne sagen viel über den Willen der<br />

Region Bourgogne-Franche-Comté aus, im Hinblick auf<br />

ihre Entwicklung voll auf den Tourismus zu setzen. Eine<br />

bewusste Entscheidung, die sie nun ganz allein treffen<br />

konnte. Allerdings wird sie auch die Konsequenzen dieser<br />

Entscheidung allein tragen müssen. Eine regionale Entscheidung<br />

also, die nichtsdestotrotz direkte Auswirkungen<br />

auf den Tourismus im ganzen Land haben und dazu<br />

beitragen wird, dessen Spitzenplatz im internationalen<br />

Vergleich auch in Zukunft zu sichern. Und wenn heute<br />

in anderen Bereichen wichtige Entscheidungen ebenfalls<br />

nicht mehr in Paris, sondern in den Regionen getroffen<br />

würden? Ist der Staat bereit, dies zuzulassen? Eine Frage,<br />

die es auf jeden Fall wert ist, gestellt zu werden …<br />

Interview mit Marie-Guite Dufay,<br />

Präsidentin der Region Bourgogne-Franche-Comté<br />

Madame la Présidente, im Herbst 2014 haben wir Sie bereits<br />

einmal interviewt (Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 52), da Sie damals<br />

als Ausnahme unter den Präsidentinnen und Präsidenten<br />

der französischen Regionen galten: Als der Staatspräsident<br />

nämlich seine Absicht verkündete, bestimmte Regionen zusammenzufassen,<br />

waren die meisten dagegen. Sie und Ihr Kollege,<br />

der Präsident der damaligen Region Bourgogne, standen den<br />

Plänen jedoch sehr positiv gegenüber, und Sie arbeiteten sogar<br />

bereits an dieser Fusion. Seit dem 1. Januar 2016 ist diese nun<br />

umgesetzt, und Sie sind Präsidentin der neuen Region Bourgogne-Franche-Comté.<br />

Wie bewerten Sie den Zusammenschluss<br />

heute, nach drei Jahren, und welches Fazit ziehen Sie daraus?<br />

Die Bilanz ist äußerst positiv. Die Umsetzung war<br />

nicht ganz einfach, doch darauf waren wir gefasst. Zu<br />

Beginn gab es zahlreiche Kritiken. Alle waren zunächst<br />

Frankreich erleben · · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> <strong>2019</strong> · 79 · 79


FRANKREICH HEUTE Politik<br />

bestrebt, die Dinge rein unter dem administrativen Blickwinkel<br />

zu betrachten, als ob die Fusion lediglich eine<br />

rationellere Organisation sowie Einsparungen zum Ziel<br />

gehabt hätte. Natürlich musste man Einsparungen erzielen,<br />

aber ich würde sagen, das war immer so! Das war absolut<br />

nichts Neues, und das Wichtigste lag woanders. Was<br />

wirklich zählte, war die wirtschaftliche Entwicklung.<br />

Wir waren an einem Punkt<br />

angelangt, an dem wir uns<br />

weiterentwickeln mussten:<br />

Die historisch gewachsenen<br />

Regionen waren zu klein für<br />

unsere Ambitionen geworden.<br />

Um beispielsweise mehr<br />

Geld von der EU zu erhalten,<br />

musste man ein stärkeres Gewicht<br />

haben. Und genau das<br />

haben wir erreicht. Glauben<br />

Sie mir, ich lasse mich nicht<br />

davon abbringen, dass alle<br />

wirtschaftlichen Akteure auf<br />

ihre Kosten kommen – vor<br />

allem im wichtigen Bereich<br />

des Tourismus.<br />

Gerade unter dem touristischen<br />

Aspekt lag es aber nicht auf der<br />

Hand, Burgund und Franche-<br />

Comté zusammenzufassen …<br />

Das ist klar. Auf der einen<br />

Seite haben wir einen Tourismus,<br />

der sehr in Richtung<br />

Gastronomie, Tischkultur<br />

und natürlich den Wein aus<br />

Burgund – der Begriff als<br />

solcher gilt auf internationaler Ebene schon fast als richtige<br />

« Marke » – ausgerichtet ist, und auf der anderen Seite<br />

einen Tourismus, der als « derber » gilt, dessen Fokus auf<br />

Natur und Naturschutz, Bergen, Seen und Flüssen liegt.<br />

Man könnte also sagen: zwei sehr unterschiedliche Welten.<br />

Aber genau da lag die große Chance des Zusammenschlusses,<br />

denn diese Welten sind komplementär.<br />

Wie sehen Sie heute diese Unterschiede?<br />

Auch wenn ich es oft schmunzelnd sage, dass wir<br />

nun in unserer großen Region alles außer einem Meer<br />

haben, ich meine es wirklich so! Sie werden sicher zugeben,<br />

dass es daher nur allzu legitim ist, dies in alle Welt<br />

hinaustragen zu wollen … Aus der Komplementarität<br />

dieser Unterschiede ist heute ein nicht von der Hand zu<br />

weisender touristischer Trumpf entstanden, nämlich ein<br />

authentischer Tourismus. In Bourgogne-Franche-Comté<br />

ist man von Glanz und Glitter weit entfernt. Die Landschaften<br />

sind nicht einen Großteil des Jahres verödet, wie<br />

dies manchmal im Süden der Fall ist. Im Gegenteil, sie<br />

sind mit Leben erfüllt. Die Touristen spüren das sofort.<br />

Die Fusion der beiden Regionen hat demnach der neu entstandenen<br />

Region die Fähigkeit verliehen, im französischen<br />

Tourismus mit « den Großen » mithalten zu können?<br />

Genau so ist es. Gemeinsam<br />

wurden wir uns unserer<br />

Stärken bewusst, die wir seitdem<br />

ausbauen. Es wurde entschieden,<br />

den Tourismus zu<br />

einem wichtigen Motor für<br />

die wirtschaftliche Entwicklung<br />

zu machen. Dafür sollen<br />

während meines Präsidentschaftsmandats<br />

(2016-2022)<br />

laut Plan 100 Millionen<br />

Euro investiert werden. Wir<br />

wissen, dass wir uns besser<br />

positionieren müssen, vor allem<br />

der Bereich Unterkünfte<br />

muss aufgewertet werden. Im<br />

Übrigen werden bedeutende<br />

Infrastrukturen entstehen:<br />

die Cité des vins de Bourgogne,<br />

ein Netz an Cités des vins in<br />

Beaune, Chablis und Mâcon,<br />

die Cité internationale<br />

de la gastronomie et du vin in<br />

Dijon, das Maison du Comté<br />

in Poligny … Die kommenden<br />

Jahre werden für einige<br />

Überraschungen sorgen!<br />

Was die zukünftige Cité des<br />

vins de Bourgogne angeht, warum der Plural gegenüber der<br />

Cité du vin in Bordeaux? Soll man darin eine Abgrenzung<br />

sehen?<br />

Ich glaube, dass der Wein naturgemäß unterschiedlich<br />

ist, sodass sich automatisch eine Differenzierung ergibt.<br />

Die Climats machen das Terroir der Reben in Burgund<br />

einzigartig, sie sind seine Eigenart. Daher bringt dieses<br />

Terroir Weine hervor, die sich sehr voneinander unterscheiden,<br />

mehr als in Bordeaux. Diese Eigenart wollen<br />

wir hervorheben. Zudem gibt es hier in Burgund noch<br />

richtige Weinbauern: Die meisten Weinbaubetriebe haben<br />

eine überschaubare Größe, es gibt viele kleine Winzer.<br />

Im Bordelais ist dies weniger der Fall. Daher ist für uns<br />

auch die Nähe zwischen dem Menschen und den Reben<br />

wichtig. Ein zentraler Punkt der Cité des vins de Bourgogne<br />

wird es sein, die zutiefst menschliche Seite des Weins<br />

hervorzuheben.<br />

Madame la Présidente, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


ART DE VIVRE Produkte<br />

Serie: Typisch französische Produkte (20)<br />

Das Gemüsepassiergerät<br />

Moulinex<br />

87 Jahre und noch immer ein nützlicher Helfer!<br />

Bereits seit 87 Jahren wird dieses Gemüsepassiergerät<br />

aus Edelstahl namens Moulinex<br />

erfolgreich verkauft und ist in Frankreich in<br />

den meisten Haushaltswarengeschäften und<br />

Handelsketten erhältlich.<br />

1931 erfand der Pariser Handwerker Jean Mantelet<br />

diese einfache Vorrichtung, angeblich weil er<br />

der Klümpchen in den Pürees seiner Gattin<br />

überdrüssig war. Um hier Abhilfe zu schaffen, entwickelte<br />

er eine kurbelbetriebene Gemüsepresse mit einem<br />

Sieb und einem Schaber aus Metall, mit der man jedes<br />

x-beliebige gekochte Gemüse passieren kann. Das Ergebnis:<br />

ein feines Püree, das garantiert keine Klümpchen<br />

mehr enthält.<br />

Zunächst verkaufte Jean Mantelet das Gerät ausschließlich<br />

auf Märkten und Ausstellungen.<br />

Angesichts des Erfolges bewarb er sich damit dann<br />

für die Foire de Paris, eine bedeutende zehntägige Verkaufsmesse<br />

in der Hauptstadt. Er wurde nicht nur zugelassen,<br />

sondern wurde für seine Gemüsepresse sogar<br />

mit einem Preis des prestigeträchtigen Concours Lépine<br />

bedacht, der jedes Jahr nützliche und vielversprechende<br />

Erfindung auszeichnet.<br />

Das Passiergerät wurde als revolutionär eingestuft<br />

und man riss sich förmlich darum. Es ging daher<br />

schnell in Serie, und der Erfolg war überwältigend:<br />

Zwischen 1933 und 1935 wurden zwei Millionen Exemplare<br />

verkauft!<br />

1937 verlegte Jean Mantelet seine Fabrik nach Alençon<br />

(Normandie) und erweiterte sein Sortiment, wenngleich<br />

er dem Prinzip der « Mühle » treu blieb: Mouli-Sel<br />

(Salzmühle), Mouli-Poivre (Pfeffermühle), Mouli-Persil<br />

(Petersilienmühle) verließen unter anderem die Bänder<br />

des Unternehmens. 1957 nahm das Unternehmen den<br />

Namen Moulinex an, eine Kontraktion der Begriffe<br />

« Moulin » und « express ». In den 60er-Jahren begann<br />

das Unternehmen damit, kleine Elektrogeräte zu entwickeln<br />

und kreierte einen Slogan, der in der Folge in<br />

Frankreich berühmt wurde: Moulinex libère la femme<br />

(Moulinex befreit die Frau).<br />

Seit dieser Zeit hat das Unternehmen Moulinex<br />

eine bewegte Zeit hinter sich, in deren Verlauf die Mitarbeiterzahl<br />

von 10 000 auf 2 000 sank und die Zahl<br />

der Produktionsstätten von 12 auf 3 reduziert wurde.<br />

Inzwischen wurde Moulinex vom französischen Konzern<br />

SEB übernommen, der insgesamt 30 Marken in<br />

seinem Markenportfolio hält, darunter Krups, Rowenta,<br />

Lagostina, Tefal und WMF. Die Gemüsepresse<br />

Moulinex wird nach wie vor verkauft und kostet heute<br />

in Frankreich rund 20 Euro.<br />

War Jean Mantelet aber wirklich der Erfinder der<br />

Gemüsepresse Moulinex? Offenbar reichte 1928 bereits<br />

ein Belgier namens Victor Simon das Patent für ein Gerät<br />

namens Passoire d’action rapide pour légumes et autres<br />

comestibles ein. In Deutschland entwickelte Charlotte<br />

Giebel in den 30er-Jahren ein ähnliches Küchengerät,<br />

das in der Umgangssprache schnell als Flotte Lotte<br />

bekannt wurde. Seit 1950 wird die Flotte Lotte vom<br />

Unternehmen GEFU produziert, dass sich auch die<br />

Markenrechte an diesem Namen schützen ließ. Wer<br />

auch immer dieses Gemüsepassiergerät erfunden hat:<br />

Knapp 90 Jahre später ist es diesseits und jenseits der<br />

Grenze immer noch ein wertvolles Hilfsmittel.<br />

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast jedem<br />

französischen Haushalt befinden oder die für viele Franzosen kleine<br />

Nationalheiligtümer sind. In den letzten Ausgaben sind erschienen:<br />

Hollywood- und Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse (<strong>Nr</strong>. 52), Orangina<br />

(<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser (<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), l’école des loisirs (<strong>Nr</strong>. 56),<br />

Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel (<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom (<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl<br />

« Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe Briefkasten der Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier d’Arménie<br />

(<strong>Nr</strong>. 62), Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63), Literatursammlung La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64),<br />

Zitronenpresse aus Glas von Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66), Ricard<br />

aux plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de Châteldon (<strong>Nr</strong>. 68) und Le Livre de Poche<br />

(<strong>Nr</strong>. 69).<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 81


Auf der Suche nach Spiritualität<br />

Von einer Abtei zur anderen, treten Sie in die Fußstapfen der Pilger und Weltreisenden von einst. Abgesehen<br />

vom religiösen Aspekt sind diese Orte aufgrund ihrer Architektur, ihrer Geschichte, ihrer Seele<br />

ideal, um eine echte Pause zu machen. Eine Verbindung zu sich selbst wiederzufinden, zu seinen Gefühlen,<br />

seinem wahren Ich, seinen Wünschen und auch seinen Angehörigen.<br />

Für einige Augenblicke oder einige Tage öffnen auch Sie die Pforten dieser so einzigartigen Stätten.<br />

Unsere Route führt uns zum Jakobs- und Franziskusweg.<br />

Vor den Pforten des regionalen Naturparks des<br />

Morvan, Vézelay. Der Ewige Hügel und die Basilika<br />

Sainte-Marie-Madeleine (UNESCO-Stätte) sind eine<br />

Hochburg der Spiritualität der christlichen Welt. Seit 1993<br />

leben die Gemeinschaften von Jerusalem hier. Ordensleute<br />

öffnen uns die Tore der berühmten Basilika für einen privilegierten<br />

Besuch. Hier kann man eine besinnliche Auszeit nehmen<br />

und das Klosterleben entdecken. Neben diesem Sakralbau<br />

ist Vézelay eine Stadt mit sprühendem Charme, eines der<br />

„Schönsten Dörfer Frankreichs“. Ein Ort der Inspiration für<br />

die damaligen Erbauer, Schriftsteller und Künstler. Und für<br />

uns, hier und jetzt …<br />

Noch weiter nördlich, an der Grenze zu Île-de-France,<br />

kreuzt in Sens ein bemerkenswerter Bau unseren spirituellen<br />

Weg: die Kathedrale Saint-Etienne. 1164 geweiht, ist<br />

sie die erste gotische Kathedrale Frankreichs, wo sich zum<br />

ersten Mal ein Kreuzrippengewölbe gen Himmel erhebt.<br />

Im 12. Jh. ein revolutionäres Konzept. Das Querschiff wird<br />

später fertiggestellt (1490-1515). Mit seiner Fensterrose (11 m<br />

Durchmesser) gilt es als Meisterwerk des gotischen Flamboyantstils.<br />

Ein von Architekturgeschichte, aber auch von<br />

der Geschichte selbst geprägter Ort: Hier heiratete Ludwig<br />

IX., genannt der Heilige, am 27. Mai 1234 Margarete von<br />

der Provence. Ein Kirchenfenster illustriert die Ankunft von<br />

Thomas Becket, Erzbischof von Canterbury, der im 12. Jh.<br />

nach Sens flüchtete, um dem Zorn König Heinrichs II. zu<br />

entgehen. Abgesehen von seiner geschichtlichen Bedeutung<br />

ist dieser majestätische Ort mit seinem Licht einfach ergreifend.<br />

Yonne ist eindeutig ein spirituelles Land. Die 1128 durch<br />

den Abt Etienne de Toucy, Mönch aus Clairvaux, gegründete<br />

Abtei Reigny in Vermenton befindet sich in einzigartiger<br />

Lage am Ufer des Cure-Flusses, auf den Ländereien der<br />

Grafen von Auxerre und Nevers. Die im Mittelalter blühende<br />

Abtei zählte bis zu 300 Mönche. Der Hundertjährige<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


ADVERTORIAL<br />

Krieg, die Religionskriege und die Französische Revolution<br />

haben das Bauwerk stark gezeichnet. Dennoch haben einige<br />

stattliche Überreste die Zeit überdauert, darunter das<br />

zisterziensische Refektorium aus dem 14. Jahrhundert. Ein<br />

elegantes Schiff mit Doppeltraveen und der Vielfarbigkeit jener<br />

Zeit. Außerdem noch vorhanden sind der Schlafsaal, die<br />

Wohnräume und der Speisesaal, im 18. Jh. von den Mönchen<br />

umgestaltet und sehr schön eingerichtet, sowie ein auffälliger<br />

Taubenschlag aus dem 17. Jh. Dieser denkmalgeschützte Bau<br />

bietet heute Unterkünfte und Empfangsräume. Eine zeitlose<br />

Erfahrung in einer prachtvollen gotischen Kulisse.<br />

Wir sind in der Saône-et-Loire; auch in die Mauern dieser<br />

Klosterstadt mit der ruhmreichen Vergangenheit haucht<br />

unser brodelndes 21. Jh. seinen Geist ein: Cluny. Die Abtei<br />

von Cluny wird 910 von Wilhelm von Aquitanien gegründet.<br />

Mehrere Äbte, Odo, Odilo, Hugo von Cluny, leiteten<br />

sie und verliehen dem Ort fast 200 Jahre lang eine wahre<br />

Stabilität und damit eine große Macht über die Christenwelt.<br />

Aber Jahrhunderte und Konflikte nagten schließlich an<br />

dem Bauwerk, das während der Revolution als Nationalgut<br />

an einen Baumaterialhändler verkauft wurde. Nur ein Teil<br />

eines Querschiffes mit Glockenturm und einige Kapitelle<br />

sind erhalten. Heute beherbergt die Stätte die Ecole Nationale<br />

Supérieure des Art et Métiers und das Nationalgestüt.<br />

Ein grandios gebliebener Ort, der in sich die Seele und Geschichte<br />

von 9 Jahrhunderten Klosterlebens birgt. Außerhalb<br />

der religiösen Gebäude erlaubt uns Cluny mit romanischen<br />

und gotischen Häusern, 2 Kirchen, einem Hôtel-Dieu und<br />

dem Tour des Fromages noch einen Blick ins Mittelalter.<br />

Eine faszinierende Reise.<br />

Wir bleiben im Departement Saône-et-Loire, genauer<br />

gesagt in einem weiteren Zentrum der Christenheit: Autun.<br />

Von der ersten Kirche aus dem 5. Jahrhundert ist nur<br />

eine Kapelle geblieben. Etienne I. de Baugé, Bischof von<br />

Autun, beschließt später den Bau einer Kathedrale, die dem<br />

heiligen Lazarus geweiht werden soll. Die Abteikirche von<br />

Paray-le-Monial stand Pate für die zwischen 1120 und 1130<br />

erbaute Kathedrale mit einem Spitzgewölbe. Der durch einen<br />

Blitzschlag zerstörte romanische Kirchturm wird 1469<br />

durch einen Vierungsturm mit steinerner Turmspitze ersetzt<br />

und weist schöne Skulpturen auf. Besonders auffällig sind<br />

die von Meister Gislebertus geschaffenen Skulpturen am<br />

Westportal. Die Kirchenfenster (1868) zeigen Szenen aus<br />

dem Leben des heiligen Leodegar. Ein weiteres Highlight<br />

sind die von Dominique Ingres geschaffenen Gemälde, die<br />

unter anderem das Martyrium von Symphorianus (1864)<br />

darstellen. Die umfangreichen Bauarbeiten können die Besichtigung<br />

der Kathedrale im Jahr 2018 behindern.<br />

Weitere Infos unter: kulturerbe.bourgognefranchecomte.com<br />

Linke Seite: Hôtel-Dieu de Tonnerre.<br />

Unten: Cathédrale Saint-Etienne de Sens.<br />

Links: die Abtei von Cluny.<br />

Mitte unten: Abbaye de Reigny.<br />

Unten rechts: Basilika von Vézelay.<br />

Fotos: Alain Doire - Bourgogne-<br />

Franche-Comté Tourisme


ART DE VIVRE Gastronomie<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Champignons<br />

Jacky Roulleau, der Gärtner der Nacht<br />

Die schönsten Überraschungen sind nicht immer die augenfälligsten.<br />

In der Region Pays de la Loire gibt es bekanntlich<br />

unter der Erde viele Hohlräume, da man dort früher Steine für<br />

die zahlreichen Schlösser abbaute, sodass kilometerlange<br />

Gänge entstanden sind. Rund 20 Kilometer südwestlich von<br />

Saumur befindet sich in einem dieser Gänge einer der letzten<br />

Orte Frankreichs – vielleicht sogar ganz Europas – an dem man<br />

noch auf althergebrachte und authentische Art die berühmten<br />

Champignons de Paris züchtet. Ein Besuch dort bietet die seltene<br />

Gelegenheit, den wahren Geschmack dieser feinen Pilze<br />

zu entdecken und vor allem Jacky Roulleau kennenzulernen,<br />

einen poetischen « Gärtner der Nacht ».<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 85


ART DE VIVRE Gastronomie<br />

Wir läuten. Das Klingeln der<br />

Glocke hallt irgendwo in<br />

der Ferne wider. Nichts<br />

passiert. 10 Sekunden, 20 Sekunden,<br />

30 Sekunden. Wir sagen uns, dass<br />

man die Glocke vielleicht überhört<br />

hat. Also läuten wir erneut. Eher vorsichtig.<br />

Auch diesmal ertönt das<br />

Klingeln in der Ferne. Wieder verstreicht<br />

die Zeit, ohne dass etwas<br />

passiert. Eine Minute vergeht. Eine<br />

Minute kann lang sein, wenn man<br />

wartet … Wir wollen gerade ein drittes<br />

Mal läuten, als Schritte zu hören<br />

sind. In der Ferne taucht ein Licht<br />

auf, das durch die Galerie auf uns<br />

zukommt. Endlich sehen wir einen<br />

Mann, der mit seiner Stirnlampe<br />

über der blauen Kappe fast wie ein<br />

Minenarbeiter aussieht. « Ja, ja, ich<br />

komme schon …», sagt er mit einem<br />

breiten Lächeln. « Das ist das Problem<br />

eines Champignonzüchters, er<br />

ist unter der Erde, nicht oben …»<br />

Das ist also Jacky Roulleau, der<br />

« Gärtner der Nacht ».<br />

Es ist schön, Menschen wie<br />

Jacky zu treffen. Großzügig, begeistert,<br />

authentisch und humorvoll.<br />

Eine ganz unglaubliche Persönlichkeit.<br />

Stellen Sie sich vor, dass seine<br />

Familie seit drei Generationen – sein<br />

Sohn Julien arbeitet ebenfalls bereits<br />

mit – hier, einige Kilometer von<br />

Saumur entfernt, einen großen Teil<br />

ihrer Zeit unter der Erde verbringt.<br />

Jahreszeiten? Davon bekommen<br />

sie nicht viel mit. « Hier herrschen<br />

immer dieselben Temperaturen;<br />

Tag und Nacht, im Sommer wie<br />

im Winter hat es zwischen 14 und<br />

15 Grad », erklärt er. Bevor er lachend<br />

hinzufügt: « Sie müssen doch<br />

zugeben, dass dies ziemlich gut<br />

konserviert, nicht wahr? » Etwas<br />

zum Überziehen ist also wirklich<br />

nicht schlecht. Und wenn man in<br />

der wärmeren Jahreszeit wieder aus<br />

der Galerie ans Tageslicht kommt,<br />

fühlt man sich fast wie in tropischen<br />

Gefilden.<br />

Jacky und sein Sohn verbringen<br />

so viel Zeit unter der Erde, weil sie<br />

dort Pilze züchten, vor allem Champignons,<br />

Champignons de Paris, wie<br />

sie in Frankreich heißen. Die Geschichte<br />

begann 1950, denn damals<br />

wurden die unterirdischen Gänge in<br />

eine Champignonzuchtanlage umgewandelt.<br />

Die Zeit, die seither vergangen<br />

ist, ist belanglos angesichts<br />

der langen Geschichte dieses Pilzes,<br />

der einst zum Ruf der französischen<br />

Hauptstadt beitrug, obwohl er heute<br />

mit Paris überhaupt nichts mehr zu<br />

tun hat. Jacky ist ein perfekter Führer<br />

und beginnt auch gleich, uns aufzuklären:<br />

« Die Galerie ist zwar lang,<br />

insgesamt 120 Kilometer, ich werde<br />

Sie aber trotzdem nicht bis nach Paris<br />

mitnehmen, um Champignons zu<br />

ernten. Denn selbst auf dem direk-<br />

Jacky Roulleau erntet seine Champignons täglich. Der Raum wurde für das Foto beleuchtet, im Normalfall arbeitet Jacky ausschließlich im Licht seiner Stirnlampe.<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


testen Weg müsste der Gang dann<br />

rund 300 Kilometer lang sein … Vor<br />

allem aber würde es nichts bringen,<br />

denn die Champignons de Paris werden<br />

schon lange nicht mehr in Paris<br />

produziert. » Jacky erklärt, dass die<br />

Geschichte des Champignons Anfang<br />

des 19. Jahrhunderts begann.<br />

Zu dieser Zeit baute man in Paris<br />

unter der Erde Steine ab, um mit<br />

ihnen über der Erde Gebäude zu<br />

errichten. Es entstanden zahlreiche<br />

Gänge, vor allem im Gebiet der heutigen<br />

14. und 15. Arrondissements:<br />

die berühmten Carrières de Grenelle.<br />

Angesichts der riesigen unterirdischen<br />

Galerien und Hohlräume kam<br />

man auf die sinnvolle Idee, diese für<br />

die Zucht von Champignons zu nutzen,<br />

die als Nahrung für die Menschen<br />

der Hauptstadt dienten. Einige<br />

Jahrzehnte später hatten sich bereits<br />

mehr als 100 Champignonzüchter in<br />

der Hauptstadt niedergelassen und<br />

die typischen weißen Pilze wurden<br />

logischerweise Champignons de Paris<br />

getauft.<br />

Das Geschäft lief und ernährte<br />

zahlreiche Familien. 1895 beschloss<br />

man dann allerdings, diese unterirdischen<br />

Pariser Gänge einem<br />

anderen Zweck zuzuführen und für<br />

ein revolutionäres Transportmittel<br />

zu nutzen: die Metro. Die Champignonzüchter<br />

wurden aufgefordert,<br />

diese Orte zu verlassen: Die Zeit,<br />

in der man in Paris Champignons de<br />

Paris züchtete, war vorbei. Bei der<br />

Suche nach Alternativen wurden die<br />

Produzenten aber schnell fündig: In<br />

der Gegend von Saumur gab es mehr<br />

als 1200 Kilometer Stollen unter der<br />

Erde, aus denen man die Steine für<br />

die berühmten Schlösser abgebaut<br />

hatte. Zweifellos ein idealer Ort!<br />

So kam es, dass quasi von heute auf<br />

morgen alle Champignonzüchter ihren<br />

Betrieb von Paris in die Region<br />

Pays de la Loire verlagerten.<br />

« Das brachte das Leben in unserem<br />

kleinen Ort ziemlich durcheinander<br />

», bemerkt Jacky. « Bevor man<br />

überhaupt Zeit gehabt hatte, genauer<br />

darüber nachzudenken, war der Ort<br />

schon die Nummer eins in Frankreichs<br />

Champignonzucht … Bis zu<br />

600 Menschen arbeiteten hier. » In<br />

Jackys Blick erkennt man einen Anflug<br />

von Nostalgie. Denn heute gibt<br />

es in ganz Frankreich nur rund 15<br />

Produzenten, die noch unterirdisch<br />

Champignons züchten, und darüber<br />

hinaus rund 40, die sie in klimatisierten<br />

Räumen über der Erde produzieren.<br />

Und vor allem wird, wie<br />

Jacky mit einem Seufzer bemerkt,<br />

« von drei Kilo Champignons, die<br />

in Frankreich konsumiert werden,<br />

nur ein einziges Kilo im Land selbst<br />

produziert. Der Rest wird importiert.<br />

» Liegt das an einer schlechten<br />

Organisation des Berufsstandes? In<br />

einem Land, das lokale Produkte oft<br />

mit Klauen und Zähnen und mithilfe<br />

von Appellations contrôlées und<br />

Appellations protégées verteidigt, ist<br />

es erstaunlich, dass der Champignon<br />

de Paris keinen solchen Schutz genießt.<br />

Doch davon abgesehen ist vor<br />

allem eine Art von Sozialdumping,<br />

das sich auf europäischer Ebene<br />

entwickelt hat, für die Situation verantwortlich:<br />

« Die meisten Champignons<br />

kommen jetzt aus Polen.<br />

Von unseren polnischen Freunden.<br />

Ich sage bewusst Freunde », erläutert<br />

Jacky, « denn ich glaube, auch für sie<br />

ist es nicht einfach … Wissen Sie,<br />

sie kommen oft zu mir, um mich um<br />

Rat zu fragen. Wir diskutieren miteinander,<br />

man schätzt sich gegenseitig<br />

… Manche jedenfalls. »<br />

Im Verlaufe des Gesprächs wird<br />

schnell klar, dass dieses « manche »<br />

sehr vielsagend ist. Man muss wissen,<br />

dass es bei der Champignonzucht<br />

alles Mögliche und Unmögliche<br />

gibt. Gutes und Schlechtes.<br />

Was in Konsumentenkreisen nicht<br />

zwangsläufig bekannt ist. Wir erfahren<br />

von Jacky, dass ein guter Champignon<br />

de Paris vor allem ein Pilz ist,<br />

der in Harmonie mit seiner Umgebung<br />

lebt. In diesen Galerien braucht<br />

man keine Ventilatoren, Sprühgeräte,<br />

Luftbefeuchter oder Düngemittel.<br />

Hier kontrolliert alles die Natur.<br />

« Man darf sich nichts vormachen »,<br />

sagt Jacky, « der überwiegende Teil<br />

aller Champignons wird heute überirdisch,<br />

auf industrielle Art und in<br />

klimatisierten Räumen gezüchtet.<br />

In groben Zügen: Die Pilze werden<br />

durch einen Roboter bewässert.<br />

Eine Sonde reagiert dann auf die<br />

Feuchtigkeit und löst Ventilatoren<br />

und Wärmegeräte aus. Eine andere<br />

Sonde erinnert den Roboter einige<br />

Stunden später daran, dass er wieder<br />

bewässern muss. Und so weiter …<br />

Auf diese Weise erhalten Sie zwar<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 87


ART DE VIVRE Gastronomie<br />

Informationen<br />

Eine Besichtigung der Champignonzucht<br />

von Jacky und Julien Roulleau mit<br />

Erläuterungen in französischer oder<br />

englischer Sprache ist vom 4. März bis<br />

29. September <strong>2019</strong> täglich von 10 bis 12<br />

Uhr und von 14 bis 18 Uhr möglich (Dauer<br />

ca. 1 Stunde). Informationsmaterial in<br />

deutscher Sprache ist ebenfalls verfügbar.<br />

Selbstverständlich kann man vor Ort<br />

ultrafrische Champignons kaufen.<br />

La cave vivante du champignon<br />

Jacky und Julien Roulleau,<br />

1, rue du Château Sanziers<br />

49260 Le-Puy-Notre-Dame<br />

Telefon: +33 (0)2 41 40 36 47<br />

www.lechampignon.com<br />

einen Champignon, der schneller<br />

wächst (sieben bis neun Tage anstatt<br />

zehn bis zwölf), der aber nur<br />

Wasser enthält. Er fühlt sich weich<br />

an, ist praktisch geruchlos und hat<br />

nahezu null Geschmack. Es sind die<br />

Champignons, die in Plastikschalen<br />

abgepackt sind und die man meist in<br />

Supermärkten findet »<br />

Über unsere Frage, wie sich<br />

ein guter Champignon von einem<br />

schlechten unterscheidet, freut sich<br />

Jacky, da sie ihm zeigt, dass wir uns<br />

für seine Arbeit interessieren. Für<br />

ihn ist es ganz einfach: Man muss<br />

nur an dem frischen Pilz riechen.<br />

Ein guter Champignon de Paris hat<br />

einen charakteristischen Geruch,<br />

den man bemerkt, ohne dass man<br />

ihn direkt vor der Nase hat. Er<br />

muss sich fest anfühlen, darf nicht<br />

dunkel oder fleckig, sondern muss<br />

weiß sein, und er darf nicht geöffnet<br />

sein, das heißt, sein Hut muss am<br />

Stiel noch ganz geschlossen sein.<br />

Und Jacky weist vor allem auf einen<br />

wichtigen Punkt hin: « Auf jeden<br />

Fall merken Sie den Unterschied<br />

beim Garen: Industriell gezüchtete<br />

Champignons enthalten so viel<br />

Wasser, dass sie beim Garen vollkommen<br />

zusammenfallen. Alles<br />

verdampft, am Ende ist fast nichts<br />

mehr da. Klar sind diese Champignons<br />

vielleicht günstiger. Aber was<br />

bleibt nach der Zubereitung noch<br />

zum Essen übrig? Es ist interessant,<br />

sich diese Frage einmal zu stellen. »<br />

Jacky und sein Sohn haben in den<br />

Gängen ein kleines Museum eingerichtet,<br />

das sehr aufschlussreich ist.<br />

Es erzählt von der Geschichte dieser<br />

Räume, die bis 1938 als Wohnräume<br />

dienten. Fünf Jahrhunderte lang<br />

lebten hier Bauern in einem Raum<br />

rund um einen Kamin zusammen<br />

mit ihren Tieren. Pferdeställe,<br />

Tränken, Futtertröge: Alles ist noch<br />

vorhanden und wurde im Laufe der<br />

Jahre durch landwirtschaftliche<br />

Geräte ergänzt, die nach und nach<br />

aufgestöbert wurden. Vor allem<br />

aber erfährt man im Museum mehr<br />

über die verschiedenen Etappen der<br />

Champignonzucht, bevor man dann<br />

tiefer in die unterirdischen Stollen<br />

eindringt und die riesigen erhöhten<br />

Wannen entdeckt. Jacky erntet einen<br />

Champignon nach dem anderen und<br />

legt alle sorgfältig in eine Schale.<br />

Er arbeitet gewissenhaft, nur im<br />

Licht seiner Stirnlampe. Wir fragen<br />

Jacky, an was er bei seiner Arbeit<br />

denkt. « Entschuldigen Sie, ich<br />

konzentriere mich auf das Ernten »,<br />

sagt er, da er die Augen nicht von<br />

den Champignons abwendet. « Ich<br />

weiß nicht genau, an was ich denke.<br />

Ich ernte so, als sei es für mich.<br />

Ich wähle die Champignons aus,<br />

die mir gefallen, die ich gerne essen<br />

würde. Dann sage ich mir oft, dass<br />

ich Glück habe. Dort oben herrscht<br />

meist Unruhe, hier unten herrscht<br />

dagegen eine gedämpfte, behagliche<br />

Atmosphäre. Um mich herum gibt<br />

es keine Aggressivität. Der einzige<br />

Nachteil für mich ist die Dunkelheit.<br />

Das stimmt schon. Aber daran<br />

gewöhnt man sich schnell … »<br />

Wir sehen Jacky zu, wie er die<br />

Champignons erntet, und wir sagen<br />

uns, dass er recht hat. Hier ist alles<br />

so ruhig. Man hat fast den Eindruck,<br />

in eine andere Zeit versetzt zu<br />

sein. Die Geräusche sind gedämpft,<br />

Handyempfang gibt es keinen. Man<br />

fühlt sich wohl, ganz einfach wohl.<br />

Jacky fordert uns auf, uns einen<br />

Champignon auszusuchen, irgendeinen.<br />

Er sieht lecker, weiß und sauber<br />

aus. Wir schneiden den Stiel ab und<br />

kosten ihn. Er ist fest, fast knackig,<br />

wohlriechend und schmeckt aromatisch.<br />

Man hat den Eindruck, neue<br />

Aromen zu entdecken, als würde<br />

man zum ersten Mal einen Champignon<br />

de Paris kosten. Jacky freut sich<br />

sichtbar darüber, dass uns der Pilz<br />

schmeckt. Wir freuen uns dagegen,<br />

dass dieses Geschmackserlebnis,<br />

dank ihm, seinem Sohn und einigen<br />

wenigen anderen so authentisch<br />

arbeitenden Züchtern heute noch<br />

möglich ist. Wir nehmen uns vor,<br />

Jacky von nun an regelmäßig einen<br />

Besuch abzustatten und vor allem in<br />

Zukunft beim Kauf von Champignons<br />

ganz genau auf die Qualität zu<br />

achten!<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 89


ART DE VIVRE Chantals Rezept<br />

Nachdem ich den Artikel über Champignons gelesen<br />

und dabei erfahren habe, auf welche außerordentliche<br />

Art und mit wie viel Liebe Jacky Roulleau seine Champignons<br />

züchtet, kam mir der Gedanke, Ihnen dieses<br />

Rezept vorzustellen, das ich zudem gerne im Frühjahr<br />

zubereite. Mit einem kleinen Blattsalat ist diese Pastete<br />

ein ideales Mittagessen, das man im Idealfall draußen<br />

in der <strong>Frühling</strong>ssonne einnimmt. Aber egal ob als Hauptgericht oder<br />

als Vorspeise: Die Tourte ist einfach zuzubereiten und bringt den feinen<br />

Geschmack frischer Champignons optimal zur Geltung. Bon appétit!<br />

Tourte printanière<br />

aux champignons de Paris<br />

Für 4-5 Personen • Zubereitung: ca. 20 Minuten • Backzeit: ca. 30 Minuten<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Zutaten:<br />

2 runde Blätterteige<br />

450 g sehr frische und feste<br />

Champignons<br />

4 Scheiben gekochter Schinken<br />

150 g Comté (alternativ Gruyère,<br />

dieser ist jedoch etwas weniger<br />

geschmacksintensiv)<br />

1 Eigelb<br />

30 g Butter<br />

2 Schalotten<br />

2 Knoblauchzehen<br />

1 Bund frische Petersilie<br />

Muskatnuss<br />

Salz und Pfeffer<br />

Zubereitung:<br />

•<br />

Ofen auf 210° C<br />

(Umluft) vorheizen.<br />

• Champignons mit klarem Wasser<br />

abspülen, um alle Reste von Erde<br />

zu entfernen. Gegebenenfalls den<br />

Stiel unten abschneiden (vor allem<br />

bei sehr großen Exemplaren).<br />

• Champignons und Schalotten<br />

hacken.<br />

• Butter in einer Pfanne bei mäßiger<br />

Temperatur schmelzen lassen.<br />

Champignons und Schalotten<br />

8 Minuten darin andünsten,<br />

dabei regelmäßig umrühren.<br />

• Knoblauchzehen schälen, Petersilie<br />

unter fließendem Wasser abspülen.<br />

Knoblauch und Petersilie ebenfalls<br />

hacken und beides zu den Champignons<br />

geben und mit Salz, Pfeffer<br />

und Muskatnuss abschmecken.<br />

• Blätterteig ausrollen und gegebenenfalls<br />

auf die Größe der Springform<br />

zuschneiden. Springform mit<br />

Backpapier auskleiden und eine<br />

Teigplatte hineinlegen. Den Teig<br />

mit einer Gabel in regelmäßigem<br />

Abstand einstechen. Einen Teil<br />

der Champignons auf den Teig<br />

geben (ca. 1,5 - 2 cm hoch).<br />

• Schinken und Comté in Streifen<br />

schneiden. Die Streifen auf<br />

die erste Lage Champignons<br />

legen und mit den restlichen<br />

Champignons bedecken.<br />

• Die zweite Teigplatte darauflegen<br />

und die Ränder der beiden Teigplatten<br />

zusammendrücken. Teig in der<br />

Mitte etwas einschneiden und einen<br />

kleinen « Kamin » aus Backpapier<br />

hineinstecken, damit während des<br />

Backens der Dampf entweichen<br />

kann. Oberfläche mit Eigelb<br />

einpinseln, damit die Pastete beim<br />

Backen eine goldgelbe Farbe erhält.<br />

• Im heißen Ofen ungefähr<br />

30 Minuten backen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 91


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Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

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Kultur – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />

Brücken – Frankreichs bemerkenswerteste Brücken 53<br />

Dörfer – Frankreichs spektakulärste Dörfer 50<br />

Traumstraßen – Frankreichs spektakulärste Traumstraßen 48<br />

Wellness in den Bergen – Nach dem Sport die Erholung 43<br />

10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />

Naturwunder – Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Coup de cœur – Die Straßenbuchhändler an den Seine-Quais 65<br />

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Saint-Germain-des-Prés: Mehr als ein Viertel, die Seele 60<br />

von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre Restaurant noch immer 58<br />

einen Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine – ein ungewöhnliches 57<br />

Museum im Herzen der Hauptstadt<br />

Pariser Rathaus – Ein Palast für die Hauptstädter 53<br />

Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />

Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />

Monnaie de Paris – MétaLmorphoses, die Geburt eines 48<br />

neuen Stadtteils<br />

Monnaie de Paris – Eine Fabrik hinter königlicher Fassade 46<br />

Paris mit Kindern – Tipps für einen Städtebesuch mit dem 42<br />

Nachwuchs<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines Militär-Versailles mitten 38<br />

in Paris<br />

Les Arènes de Lutèce – Die unerwartete Entdeckung eines 37<br />

römischen Amphitheaters<br />

Lido – Carien, Porträt einer Startänzerin 37<br />

Avenue des Champs-Elysées – Wie steht es um den Glanz 36<br />

des Prachtboulevards?<br />

Butte-aux-Cailles – Aus der Mitte entsprang ein Fluss 31<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 31<br />

Hauptstadt (6): Designrestaurants<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 26<br />

Hauptstadt (1) – Die Restaurants der Stars<br />

Canal Saint-Martin – Das Geheimnis rosafarbener Schuhe 26<br />

Gastronomie – Eine Riesin im Bistro, das Germain in Saint- 25<br />

Germain-des-Près<br />

Stadtentwicklung – Seine Métropole: Reicht Paris bald bis 25<br />

ans Meer?<br />

Hauptstadt der Liebe – Ist Paris noch sexy? 25<br />

Hotels<br />

Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />

La Belle Juliette – Paris 54<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Hotel Lutetia – Paris 32<br />

The Five Hotel – Paris 26<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Ecouen – Ein Museum für die Renaissance 50<br />

Saint-Denis – Ruhestätte der Könige 33<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Hauts-de-France – Familistère de Guise,von «Versailles für 64<br />

Arbeiter» zum bewohnten Museum<br />

Baie de Somme – Eine beeindruckende Reise (Teil 2): 63<br />

Le parc du Marquenterre<br />

Baie de Somme – Eine beeindruckende Reise (Teil 1): die 62<br />

Abbaye de Saint-Riquier<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren eines großen französischen 59<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein Sumpfgebiet für Kenner 58<br />

Lille – Die unterschätzte Metropole 54<br />

Calais – Eine Stadt mit Spitze 48<br />

Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />

Pays de Condé – Eine Bergbaugegend erfindet sich neu 43<br />

Maison de Robert Schuman – Zu Besuch bei einem der Väter 42<br />

des vereinten Europas<br />

Marne – In der Heimat des Champagners 40<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den Kleinen 36<br />

Jardin Mosaic – Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />

Hotels<br />

Le Domaine de la Chartreuse – Gosnay 57<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Elsass – Kaysersberg,eines der Lieblingsdörfer der Franzosen 69<br />

Vogesen – Eine Fotoausstellung unter freiem Himmel im 68<br />

Herzen der Vogesen<br />

Grand-Est – Mondial Air Ballons, der poetische Aufstieg von 65<br />

456 Heißluftballons<br />

Grand-Est – Graufthal,das Elsass zur Zeit der Streichhölzer 64<br />

Kirrwiller – 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall 62<br />

Frankreichs<br />

Weihnachtskugeln aus Meisenthal – nicht nur Kugeln, 61<br />

sondern Objekte voller Sinn<br />

Château de Lunéville – Wie Phoenix aus der Asche 52<br />

Abbaye de Murbach – Es steht ein Kloster im Walde 47<br />

Musée Lalique – Eine Hommage an die Glasmacherkunst 43<br />

Genuss – Die AOC des Elsass 42<br />

10 Ideen… für ein Wochenende im Elsass 41<br />

Haut-Koenigsbourg – Ein wahrhaft deutsch-französisches 40<br />

Kulturerbe<br />

Bitche – Das zweite Leben einer Zitadelle 38<br />

Grand Ballon – Eine Wanderung auf die Spitze der Vogesen 37<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze Erbe der lothringischen 36<br />

Kumpel<br />

Epinal – Stadt der Parks und Museen 25<br />

Hotels<br />

Le Chambard – Kaysersberg<br />

Grand Hôtel & Spa Gérardmer – Gérardmer 68<br />

La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La Petite-Pierre 38<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Jura – Weihnachten im Jura: vom Rosenkranz zum<br />

69<br />

Spielzeugland<br />

Haute-Saône – Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp: 69<br />

eine Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />

Ostfrankreich – Vorreiter bei der Abschaffung der Sklaverei 68<br />

Jura – Salins-les-Bains: Salz, das weiße Gold prägt eine 67<br />

ganze Region<br />

Saône-et-Loire – Tournus, ein Zwischenstopp für Neugierige 66<br />

auf dem Weg in den Süden<br />

Côte d’Or – Vill’Art, das zweite Leben eines Steinbruchs 66<br />

Belfort – Die wiederentdeckte Genialität eines Künstlers 64<br />

Bourgogne-Franche-Comté – Alésia, Auf den Spuren der 63<br />

Gallier<br />

Route des Grands Crus – Die Champs-Elysées von Burgund 61<br />

Montbéliard – 30 Jahre Lumières de Noël 61<br />

Dijon – Mehr als nur Senf 53<br />

Genuss – Die AOC der Franche-Comté 47<br />

Genuss – Die AOC Burgunds 48<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf im Fokus der<br />

43<br />

Wissenschaft<br />

Hospices de Beaune – Ein Krankenhaus mit Weinbergen 41<br />

Lac de Pannecière – Spaziergang durch die Ruinen eines 41<br />

untergegangenen Dorfes<br />

Montbéliard – Die Farben einer Stadt 41<br />

Peugeot-Museum – Mehr als ein Automobilmuseum 39<br />

Wein – Saint-Véran aus Burgund 35<br />

Belfort – Charaktervolle Kleinstadt mit bewegter Geschichte 26<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Loire-Tal – Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten 68<br />

Mayenne – Mit dem Hausboot auf der Mayenne 66<br />

Chédigny – ein Dorf wird zum Garten 65<br />

La grange de Meslay: Von der Holzkathedrale zum<br />

60<br />

Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein beeindruckendes Schloss 58<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim und Struppi 43<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte zeichne mir ein Schloss 38<br />

Blois – Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen 36<br />

Le Mans – Unerwartet anders 33<br />

Angers – Einfach l(i)ebenswert 30<br />

Hotels<br />

Troglododo – Azay-le-Rideau 31<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Le Havre – 500 Jahre, das will gefeiert werden ! 62<br />

Cherbourg – Dem Meer zugewandt 53<br />

Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />

Mont-Saint-Michel – Der Wunsch, eine Insel zu werden 48<br />

Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />

10 Ideen… für die Normandie 37<br />

Mémorial Caen – Ein Museum für den Frieden 31<br />

Etretat – Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque 26<br />

Landungsküste – Eine Reise zur Küste der Landung der 25<br />

Alliierten<br />

Hotels<br />

Domaine de la Corniche – Rolleboise 36<br />

8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Finistère – Locronan, die bretonische Seele par excellence 66<br />

Côtes d’Armor – La Vallée des Saints, die bretonische 63<br />

Osterinsel<br />

Brest und Roscoff – Mehr als nur zwei Gärten 62<br />

Bretagne – Umfriedete Pfarrbezirke 61<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller Leben 58<br />

Montagnes Noires – Wo die Bretagne in die Höhe wächst 54<br />

Ploumanac’h – Die Magie der bretonischen Nordküste 48<br />

Vitré, Fougères, Combourg, Château des Rochers-Sévigné 47<br />

– Mittelalterliche Festungen und literarische Vermächtnisse<br />

Brest – Die unterschätzte Hafenstadt am Ende der Welt 41<br />

Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas – Kloster der Kultur und der Heilpflanzen 39<br />

Pointe du Raz – Das Ende der Welt 31<br />

Hotels<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

Castel Beau Site – Ploumanac’h 48<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Atlantiküste – Ein Paradies für Naturismus 67<br />

Nouvelle-Aquitaine – Coup de cœur: Parc de Majolan 66<br />

Nouvelle-Aquitaine – Die Metamorphose von Bordeaux, 64<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Coup de cœur – Die Eiche im Taubenschlag von Pouzay 63<br />

Bordeaux 60<br />

Wein – Jurade de Saint-Emilion 47<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard 46<br />

– Reif für die Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />

Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />

42<br />

schwarzen Fassaden<br />

Radfernweg – Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />

Klöster – Abteien, die sogar Kinder begeistern 40<br />

Marais Poitevin – Die grünen Kanäle des Marais Poitevin 38<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Wein – Château Bardins 37<br />

Futuroscope – Zukunftspark mit rosiger Zukunft 37<br />

Gironde – Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte 36<br />

Saint-Emilion – Ein Besuch mit Freunden 26<br />

Hotels<br />

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

Logis Saint-Martin – Saint-Maixent-l’Ecole 37


10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Corrèze – Das Gefühl, in der Inkastadt Machu Micchu zu sein 68<br />

Nouvelle-Aquitaine – Les Pans de Travassac, eine<br />

63<br />

Spektakuläre Reise in das Land des Schiefers<br />

Genuss – Die AOC des Limousin 48<br />

Clermont-Ferrand – Aufbruch aus schwieriger Position 47<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

Viaduc de Garabit – Der horizontale Eiffelturm im<br />

37<br />

Zentralmassiv<br />

Puy de Dôme – Die ewigen Reize erloschener Vulkane 26<br />

Volvic – Ein Ort erinnert sich an Monsieur Jean 25<br />

Hotels<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-Pyrénées <strong>Nr</strong>.<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man « wie Gott in Frankreich 60<br />

lebt »<br />

Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />

Genuss – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />

Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei Airbus in Toulouse 46<br />

Gouffre de Padirac – Der Erdmitte ein Stückchen<br />

44<br />

näherkommen<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

Bastiden – Die neuen Städte des Mittelalters 42<br />

Genuss – Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus Agen 33<br />

Im Katharerland – Ein Wanderweg zwischen Mittelmeer und 30<br />

den Pyrenäen<br />

Hotels<br />

Chateau de la Treyne – Lacave, Vallée de la Dordogne 60<br />

Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieu-sur-Dordogne 47<br />

Le Grand Balcon – Toulouse 42<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als Wahrzeichen 45<br />

13 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Aude – Die große Höhle von Cabrespine, ein unterirdisches 65<br />

Abenteuer<br />

Occitanie – Assignan,Das unglaubliche Schicksal eines 64<br />

französischen Dorfes<br />

Sigean: das Reservat der glücklichen Tiere 60<br />

Languedoc-Roussillon – Überraschende Mittelmeerregion 59<br />

Carcassonne – Imponierende Festungsstadt des Mittelalters 57<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn die Hölle zum Paradies 57<br />

wird<br />

La Grande-Motte – Retrochic am Mittelmeer 50<br />

Sète – Authentisch und definitiv südländisch 48<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn ein Krieger zum<br />

47<br />

Klosterbruder wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier, ein Synonym für Dynamik 47<br />

Pont du Gard – Altes Aquädukt erfrischend jung 41<br />

Céret & Collioure – Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Wein – AOC Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Lyon – Rendezvous in der Rue du Premier-Film 64<br />

Drôme – Wandern auf den Spuren der Hugenotten 62<br />

Lyon – Die Metamorphose eines Arbeiterviertels in ein 61<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre Flussufer zurück 59<br />

Lyon-Confluence – 24 Stunden im Neubauviertel 48<br />

Montélimar & Umgebung – Eine Reise zwischen gestern 46<br />

und morgen<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden aus Lyon 43<br />

Drôme-Tal – Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Genuss – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Grignan – Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach 40<br />

Grignan<br />

Wein – Lirac, das « mediterranste » Weinanbaugebiet im 40<br />

Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d’Erik Borja – Auf der Suche nach dem<br />

39<br />

verlorenen Garten<br />

Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />

Palais Idéal du Facteur Cheval – Die Kraft eines Traumes 33<br />

Hotels<br />

Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Chambéry – Die alte Hauptstadt Savoyens 50<br />

Montblanc – Alpine Winterfreuden 31<br />

Val d’Isère – Internationale Skistation auf 1.850 Metern Höhe 30<br />

Montgenèvre – Wo Frankreich Skilaufen lernte 25<br />

Hotels<br />

Petit Hôtel Confidentiel – Chambéry 50<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Camargue – Tanzende Flamingos in der Camargue 69<br />

Provence – Lavendel: eine überraschende deutschfranzösische<br />

67<br />

Geschichte.<br />

Provence – Mit Giono auf dem Berg der Schäfer 67<br />

Alpes-de-Haute-Provence – Salagon, ein einzigartiger Ort, 66<br />

um die Hochprovence zu verstehen<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die berühmteste Quelle Frankreichs 58<br />

Arles – Römische Pracht und prachtvolle Kunstvorlage 53<br />

Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

Orange – Eine Stadt spielt Theater 42<br />

10 Ideen… für die Provence 39<br />

Saint-Rémy-de-Provence – Die provenzalische Idylle von 33<br />

Saint-Rémy<br />

Avignon – Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />

Mont Ventoux – Ein Berg und sein Mythos 26<br />

Luberon – Eine Spritztour durch die einsamen Hügel der 25<br />

Provence<br />

Hotels<br />

B Design & Spa – Le Paradou 39<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

La Coquillade – Gargas 25<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-Alpes-Côte-d’Azur – Géoparc de Haute-Provence, 65<br />

eine erstaunliche Reise in die Vergangenheit der Erde<br />

Hyères – eine authentische Ecke am Mittelmeer 63<br />

Antibes – Die Überraschung an der französischen Riviera 54<br />

Monaco – Internationales Zirkusfestival von Monte Carlo 53<br />

Gonfaron – Ein Eldorado für Schildkröten 50<br />

Monaco – Die unglaubliche Saga eines kleines Fürstentums 47<br />

Bormes-les-Mimosas – Wo Blumen wie Königinnen verehrt 39<br />

werden<br />

Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel im Mittelmeer 38<br />

Domaine du Rayol – Die Geschichte eines ungewöhnlichen 36<br />

Parks<br />

Nizza – <strong>Frühling</strong>sgefühle einer Diva 32<br />

Hotels<br />

La Bonne Etape – Château-Arnoux-Saint-Auban 65<br />

Clarion Grand Hôtel Aston – Nizza 41<br />

Château de la Messardière – Saint-Tropez 35<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete (DOM/TOM)<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Französisch-Guayana – Natur, Geschichte, Raumfahrt 37<br />

Martinique – Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Hotels<br />

Cap Est Lagoon Resort & Spa – Martinique 30<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Appetitanreger<br />

Gratin de légumes du jardin 47<br />

Filets de harengs pommes à l’huile 25<br />

Suppen<br />

Soupe à l’oignon gratinée 48<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Gaspacho de tomate 40<br />

Velouté de laitue 38<br />

Salate<br />

Spinatsalat mit harten Eiern und knusprigen Hähnchenflügeln 66<br />

Quiches & Tartes<br />

Tarte d’automne aux champignons et à la farine de<br />

60<br />

châtaignes<br />

Tarte aux rillettes 37<br />

Quiche Lorraine 33<br />

Gratins, Aufläufe & Toasts<br />

Camembert rôti au four 57<br />

Croque Monsieur & Croque Madame 54<br />

Parmentier de canard 31<br />

Fleischgerichte<br />

Poulet fermier basse température à l’ail 62<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Coq au vin 43<br />

Epaule d’agneau rôtie au four 26<br />

Fischgerichte<br />

Encornets à la Sétoise 69<br />

Blanquette de saumon 65<br />

Millefeuille de crabe au saumon fumé 63<br />

Sole meunière 61<br />

Fondues und Saucen<br />

Die echte hausgemachte Mayonnaise 68<br />

Desserts<br />

Le Far Breton 64<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

Poires safranées et ses tuiles à l’orange 42<br />

Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />

Gebäck<br />

La Tarte Bourdaloue 67<br />

Les petits sablés de Noël 53<br />

Le Paris-Brest 50<br />

Cannelés 41<br />

Getränke<br />

Liqueur d’estragon 36<br />

Weine & Alkoholika<br />

Spirituosen – Roderich Dühr, ein Deutscher, der Cognac im 65<br />

Blut hat<br />

Wein/Portrait – Glucklich wie Sabine und Jörg in Frankreich 64<br />

Wein – Crémant, ein kleiner Schaumwein mausert sich 63<br />

Wein – Der elsässische Winzer Jean-Paul Schmitt ist seinen 61<br />

Reben näher denn je<br />

Alkoholische Getränke – Frankreich, das neue Eldorado für 60<br />

Bierliebhaber<br />

Wein – Der neue Trend beim Aperitif à la française 59<br />

Wein – Warum wird Wein nicht grundsätzlich im Holzfass 58<br />

gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon immer über Champagner 57<br />

wissen wollten<br />

Produktpiraterie – Wenn Weinflaschen gefälscht sind 54<br />

Weltkulturerbe – Frankreichs Winzer greifen zum Welterbetitel:<br />

53<br />

Les coteaux, maisons et caves de Champagne (Teil 2)<br />

Châteauneuf-du-Pape – Ein Wein mit päpstlicher Aura 50<br />

Weinfarbe – Eine kleine Weinfarbenkunde 48<br />

Jurade de Saint-Emilion – Mehr als Folklore: eine Tradition, 47<br />

die lebt!<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous plaît » 43<br />

Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />

42<br />

schwarzen Fassaden<br />

Clairette de Die – Der Schaumwein für glückliche Menschen 42<br />

Lagerung – Tipps zum Aufbewahren von Wein 41<br />

Bier – Schattendasein oder Geheimtipp? 40<br />

Lirac – Das « mediterranste » Weinanbaugebiet im Rhône-Tal 40<br />

Wein & Gesundheit – Vive le vin! Vive la santé! 39<br />

Angélique de Niort – Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Château Bardins – Ein kleines Familien-Weingut in Pessac- 37<br />

Léognan<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte 36<br />

AOC Fitou – Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Loire – Biologisch-dynamischer Weinanbau an der Loire 26<br />

Cornas – Der Wein der terre brulée 25<br />

Genuss<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Bouchot-Muscheln: der Rolls-Royce unter den 69<br />

französischen Muscheln<br />

Gastronomie – Das beste aller Baguettes 66<br />

Gastronomie – Kaviar von der französischen Atlantikküste, 65<br />

der neue Star<br />

Gilles Choukroun – Ein Sternekoch, der die Pariser an den 62<br />

Flughafen zieht<br />

Gastronomie – Wenn ein junger Koch einen Michelin-Stern 61<br />

erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian Feldmann, ein deutscher 53<br />

Sternekoch im Land der Feinschmecker<br />

Produkte – Orangina 53<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Aquitaniens 49<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Limousin 48<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Franche-Comté 47<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Burgunds 46<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Korsikas 43<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Elsass 42<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Bretagne 40<br />

Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Normandie 39<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Auvergne 38<br />

Rillettes – Einfach, deftig, köstlich 37<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36<br />

Backpflaumen aus Agen – Diskrete Früchtchen 33<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Piment d’Espelette – Edelchili aus dem Baskenland 25<br />

Politik & Wirtschaft<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Wirtschaft – Frankreich-Deutschland: der Krieg der<br />

69<br />

Gummibärchen ist erklärt!<br />

Initiative – Die deutsch-französische Freundschaft: welch 65<br />

eine Energie!<br />

Politik – Präsidentschaftswahlen 2017, Präsidiale Orte 63<br />

Wirtschaft – Atomkraft in Frankreich: der Niedergang eines 59<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

Regionen – Auf der Suche nach neuen Namen 54<br />

Kindergeld – Ist eine Reform überhaupt möglich? 53<br />

<strong>Nr</strong>.


Pestizide – Marie-Lys Bibeyran, eine Frau kämpft gegen 53<br />

Pestizide<br />

Landesstruktur – Reform der Regionen und Departements 50<br />

Verkehrspolitik – Die Wiederentdeckung der Langsamkeit 47<br />

Monnaie de Paris – Pessac, hinter den Kulissen der Euro- 47<br />

Münzprägung<br />

Hochschulpolitik – Teaching in English? Oh mon Dieu! 46<br />

Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker und Frankreich 43<br />

Machtverhältnisse – Alles nach links 41<br />

Medien – Die politische Ausrichtung französischer Medien 40<br />

Tourismus – Hauptsache außergewöhnlich 40<br />

Volksabstimmungen – Modethema im Wahlkampf 39<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine Bilanz 38<br />

François Hollande – Der neue Präsident? 37<br />

Umweltschutz – Kettensägenmassaker am Welterbe Canal 36<br />

du Midi<br />

Bistrosterben – Naht das Ende des Bistros? 33<br />

Reiseziele der Politiker – Plages de gauche, plages de 28<br />

droite, Urlaub in politischen Farben<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gesellschaft – Der unglaubliche Streit im das Erbe von 69<br />

Saint-Exupéry<br />

Interview – Serie «Quand on aime la France» (2)<br />

69<br />

René Martin, der französische Steve Jobs der Musik<br />

Interview – Serie «Quand on aime la France»<br />

68<br />

Roger Diederen, Direktor der Kunsthalle München<br />

Ernährung – Vorsicht vor triploiden Austern! 67<br />

Gesellschaft – Le Mondial la Marseillaise à pétanque, der 63<br />

größte Boule-Wettkampf der Welt<br />

Geschichte – Tromelin, Die Insel der vergessenen Sklaven 63<br />

Yacine Aït Kaci – Der Vater von Elyx, des Botschafters der 62<br />

guten Laune<br />

David Ken – Der Fotograf, der das Glück fotografiert 62<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um die Umwandlung des 61<br />

Seine-Ufers in eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die Lieblingsfranzosen der 60<br />

Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich für die deutsch-französische 60<br />

Freundschaft einsetzen: Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutsch-französischen Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in Frankreich leben, darüber? 60<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien warten auf die Fussballfans 59<br />

Integration – die Schwächen des französischen Systems 58<br />

Erfolgsgeschichten aus Frankreich –<br />

58<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag von Ludwig XIV. in Versailles: 57<br />

Begräbnisrituale leben länger als Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den Kulissen des CROSS Corsen. 57<br />

Erinnerungskultur – Passen Gedenken und Tourismus 52<br />

zusammen?<br />

Fußball – Annike Krahn, eine deutsche Fußballerin in Paris 50<br />

Fußball-EM 2016 – Frankreich im Stadienbaurausch 48<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 – Nantes und Marseille werden 43<br />

europäische Hauptstädte<br />

Winterschlussverkauf – Der andere Wintersport 43<br />

Michel Chevalet – Der Mann, der den Franzosen die 42<br />

Wissenschaft erklärt<br />

Kriminalität – Angst über der Stadt 42<br />

Bürgerbewegung – Libérez les menhirs 42<br />

Jean Viard – Der Mann, der Frankreich beobachtet 41<br />

Simone Hérault – Die Stimme Frankreichs 40<br />

Berühmtheiten – Die 100 bekanntesten Franzosen 39<br />

Frankreichbild – Frankreichs Image in der Welt 39<br />

Académie Française – Die Unsterblichen, die 40 Wächter der 39<br />

französischen Sprache<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol des Zentralismus 38<br />

Lido – Carien, Startänzerin im Lido 37<br />

Tourismus – Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne in Paris 36<br />

Ehrenlegion – Geht es noch um Verdienste? 33<br />

Mona Ozouf – Bretonin, Französin und Europäerin 31<br />

Winterspiele 2018 – Annecy träumt von Olympia 26<br />

Humor – Die Komiker mit dem großen G: Humor à la 26<br />

française<br />

Kunst & Kultur<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Kultur – Amüsante Geschichten rund um die französische 68<br />

Nationalhymne «La Marseillaise»<br />

Kultur – Festival de Piano de La Roque d’Anthéron 67<br />

Geschichte – Der Neandertaler: Unser Urahn erhält ein neues 67<br />

Image<br />

Portrait – Auf den Spuren von Jacques Prévert 64<br />

Sprache – Aussprache, Kartografie eines Systems à la 64<br />

française<br />

Kultur – 1977-2017: Centre Pompidou, 40 Jahre und immer 61<br />

noch überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche Vermächtnis von Maurice Ravel 60<br />

Neue Museen – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />

Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />

Musée Soulages Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />

Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />

Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann in Paris 46<br />

Museen – Frankreichs Museen auf der Überholspur 45<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse zwischen den Welten 38<br />

Céret & Collioure – Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Französisches Historisches Museum – Ein Projekt schlägt 31<br />

hohe Wellen<br />

Eine Übersicht aller jemals erschienenen<br />

Themen, also auch der ausverkauften<br />

Ausgaben, finden Sie im Internet:<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Pariser Philharmonie – Wenn Politik von der Realität 31<br />

eingeholt wird<br />

Fotostudio Harcourt – Un certain regard 26<br />

Museen – Neue Zeitalter für Frankreichs Museen 25<br />

Lebensart<br />

Produkte – Le Livre de Poche: eine kulturelle Revolution 69<br />

Produkte – Châteldon: der Champagner unter den<br />

68<br />

französischen Mineralwässern<br />

Produkte – Revolution in Sachen Aperitif! 67<br />

Produkte – Les boules Quies 66<br />

Produkte – Die Zitronenpresse aus Glas von Luminarc 65<br />

Produkte – La Pléiade 64<br />

Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />

Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten der Post 61<br />

Produkte – Der Bistrostuhl « Drucker »: zeitlos und pariserisch 60<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Spiele – Ein Puzzle als Unikat 54<br />

Produkte – Duralex-Gläser 53<br />

Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />

Geburtstag<br />

Bunte Töpfe – Keramik aus Vallauris 28<br />

Eine Riesin im Bistro – Das Bistro Germain in Paris 25<br />

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Per Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

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www.frankreicherleben.de<br />

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für 5,90 € pro Heft zzgl. Ver sand kos ten pauschale. Diese beträgt<br />

innerhalb Deutschlands 1,30 € pro Heft, maximal jedoch 9,50 € pro<br />

Bestellung. Andere europäische Länder: 3,20 € pro Heft, maximal<br />

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Ausgabe<br />

<strong>Nr</strong>. 22<br />

<strong>Nr</strong>. 25<br />

<strong>Nr</strong>. 26<br />

<strong>Nr</strong>. 30<br />

<strong>Nr</strong>. 31<br />

<strong>Nr</strong>. 32<br />

<strong>Nr</strong>. 36<br />

<strong>Nr</strong>. 37<br />

<strong>Nr</strong>. 38<br />

<strong>Nr</strong>. 39<br />

<strong>Nr</strong>. 40<br />

<strong>Nr</strong>. 41<br />

<strong>Nr</strong>. 42<br />

<strong>Nr</strong>. 43<br />

<strong>Nr</strong>. 46<br />

<strong>Nr</strong>. 47<br />

<strong>Nr</strong>. 48<br />

<strong>Nr</strong>. 50<br />

<strong>Nr</strong>. 53<br />

<strong>Nr</strong>. 54<br />

<strong>Nr</strong>. 57<br />

<strong>Nr</strong>. 58<br />

<strong>Nr</strong>. 59<br />

<strong>Nr</strong>. 60<br />

<strong>Nr</strong>. 61<br />

<strong>Nr</strong>. 62<br />

<strong>Nr</strong>. 63<br />

<strong>Nr</strong>. 64<br />

<strong>Nr</strong>. 65<br />

<strong>Nr</strong>. 66<br />

<strong>Nr</strong>. 67<br />

<strong>Nr</strong>. 68<br />

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Gläubiger-Identifikationsnummer DE39Z0200000080844 den Bestellpreis<br />

von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Die Mandatsreferenz<br />

wird mir gesondert mitgeteilt.<br />

Datum, Unterschrift<br />

Diese Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen beim Aboservice<br />

schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden.


KULTUESCHOCK<br />

GLÜCKSSPIEL IM GEMEINDESAAL<br />

Liebe Freunde in Deutschland,<br />

ihr wundert euch vielleicht, dass ihr nach so kurzer<br />

Zeit schon wieder eine Mail von mir erhaltet. Es<br />

stimmt, mein letzter Bericht über unser Leben hier<br />

in der Provence liegt noch gar nicht so lange zurück,<br />

aber ich wollte euch unbedingt von etwas berichten,<br />

was in Deutschland unvorstellbar wäre. Gestern<br />

Abend war ich nämlich bei einem Loto …<br />

Ihr werdet euch fragen, ob das etwas mit dem<br />

deutschen Lotto zu tun hat. Grundsätzlich muss<br />

man dies zunächst bejahen. Es gibt nämlich in der<br />

Tat in Frankreich eine staatlich organisierte Lotterie.<br />

Wie beim deutschen Lotto « 6 aus 49 » kreuzt<br />

man dabei Zahlen zwischen 1 und 49 an: allerdings<br />

nur 5 sowie eine sogenannte Numéro chance zwischen<br />

1 und 10. Die Ziehungen finden Montag, Mittwoch<br />

und Samstag statt, wobei von Zeit zu Zeit besondere<br />

Ausspielungen wie das Super Loto oder das Grand<br />

Loto de Noël durchgeführt werden.<br />

Aber darum geht es in diesem Fall nicht. Denn<br />

neben diesem Loto, das mehr oder weniger dem in<br />

Deutschland bekannten Lotto ähnelt, gibt es hier<br />

noch ein anderes, ein traditionelles Loto. Angesichts<br />

der Reglementierungen des Glücksspiels in<br />

Deutschland wunderte ich mich, als eine Freundin<br />

mich vor einigen Jahren fragte, ob ich vielleicht zum<br />

Loto der Feuerwehr mitkommen wolle. Loto der<br />

Feuerwehr? Ich wurde neugierig und machte meine<br />

erste « Loto-Erfahrung ». Tja, und mittlerweile finde<br />

ich es wirklich ganz amüsant, ab und zu am Sonntagabend<br />

um 18 Uhr zu einem Loto zu gehen …<br />

Es handelt sich dabei um ein richtiges Glücksspiel,<br />

bei dem Zahlen gezogen werden und die<br />

Teilnehmer etwas gewinnen können. Veranstalter<br />

sind in der Regel Vereine, die mit einer solchen<br />

Veranstaltung ihre Vereinskasse aufbessern. Feuerwehr,<br />

Elternvereinigung, Tennisclub, Bouleclub …,<br />

fast jeder Verein veranstaltet SEIN Loto. Man stelle<br />

sich dabei einen Festsaal mit langen, vollbesetzten<br />

Tischreihen vor. Da kommen schnell einmal 300<br />

Personen zusammen. In einem Dorf kennen sich<br />

natürlich alle, sodass es immer sehr gesellig zugeht.<br />

Meist gibt es auch eine kleine Bewirtung, denn der<br />

veranstaltende Verein betreibt als « Nebeneinnahme<br />

» eine kleine Bar.<br />

Am Eingang kaufen die Teilnehmer zunächst<br />

sogenannte Cartons. Das sind kleine Kartons mit<br />

quadratischen Feldern: 9 pro Zeile, 3 Zeilen pro<br />

Karton, also insgesamt 27 Felder. Pro Zeile sind<br />

jeweils 5 Felder mit einer Zahl zwischen 1 und 99<br />

ausgefüllt, die übrigen sind leer. Die Zahlen sind<br />

willkürlich gewählt. Die Preise für die Cartons sind<br />

von Veranstalter zu Veranstalter unterschiedlich, ein<br />

gängiges Beispiel sind 10 Euro für 3 Cartons bzw.<br />

20 Euro für 7 Cartons. Der maximale Einsatz ist im<br />

Übrigen per Gesetz auf 20 Euro pro Spieler limitiert!<br />

Hat man seine Cartons erworben, sucht man<br />

sich einen Platz an einem der Tische und es kann<br />

losgehen!<br />

Die Ziehung der Zahlen wird auf der Bühne<br />

durch einen Animateur vorgenommen. Die 90<br />

Kugeln befinden sich entweder in einem Boulier<br />

(entspricht dem Ziehungsgerät des deutschen Lottos,<br />

nur viel kleiner und manuell betrieben) oder in<br />

einem kleinen Säckchen. Das Gerät wird mit einer<br />

Kurbel gedreht (mindestens drei Mal in eine Richtung<br />

und dann ein Mal in die Gegenrichtung). Der<br />

Animateur kündigt die gezogene Zahl laut und deutlich<br />

an, und die Spieler überprüfen, ob diese Zahl<br />

auf einem oder mehreren ihrer Cartons vorkommt.<br />

Wenn ja, wird das entsprechende<br />

Feld mit einem Pion,<br />

einem Jeton, markiert.<br />

Versierte Loto-<br />

Spieler<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


haben ihre eigenen Jetons dabei. Das Lustige: Diese<br />

Jetons sind in der Regel magnetisch und können mit<br />

einem ebenfalls magnetischen Stab schnell abgeräumt<br />

werden, wenn die Partie vorüber ist. Bei der Ansage<br />

der Zahlen muss man sich – vor allem als Ausländer –<br />

sehr konzentrieren, da sie relativ schnell erfolgt. Manche<br />

Animateure schmücken die Zahlen bei der Ansage<br />

etwas aus. Für zusätzlichen Unterhaltungswert sorgen<br />

Ausdrücke wie: 18 – les pompiers (mit der Nummer<br />

18 ruft man in Frankreich die Feuerwehr an), 30 – nos<br />

voisins (ich lebe bekanntlich im Departement 13 und<br />

eines der Nachbardepartements ist 30, der Gard), 51<br />

– le Pastis (von der Pastismarke 51), 90 – le papé (der<br />

Opa) …<br />

Vor jeder Partie wird angekündigt, ob es um eine<br />

Quine oder um einen Carton plein geht. Bei der Quine<br />

muss man alle Zahlen einer Zeile (also 5 Zahlen)<br />

markiert haben, um zu gewinnen, beim Carton plein<br />

alle Zahlen eines Kartons (also alle 15). Zu gewinnen<br />

gibt es sogenannte Lots, die der Verein teilweise<br />

von « Sponsoren » erhält, meist aber durch attraktive<br />

Hauptpreise (Computer, ein halbes Lamm oder ein<br />

ganzer Schinken, Einkaufsgutscheine über mehrere<br />

Hundert Euro, Wellnessaufenthalte …) ergänzt, um<br />

möglichst viele Teilnehmer anzuziehen. Vor jeder<br />

Partie wird aufgezählt, aus welchen Einzelpreisen<br />

sich das entsprechende Lot zusammensetzt. Bei dieser<br />

Gelegenheit werden auch die Sponsoren entsprechend<br />

gewürdigt. Ein Beispiel für einen Carton plein könnte<br />

folgendermaßen aussehen: einige Konservendosen<br />

(weil es in der Nähe eine Konservenfabrik gibt), drei<br />

Flaschen Wein des örtlichen Weinguts, ein Restaurantgutschein,<br />

ein Früchtekorb des örtlichen Gemüseladens,<br />

ein Gutschein für einen bestimmten Kuchen<br />

aus der Bäckerei, ein Kugelschreiber und eine Stofftasche<br />

der Immobilienagentur, zwei Rubellose des<br />

Zeitungsladens sowie ein Einkaufsgutschein über 500<br />

Euro. Das Lot einer Quine ist etwas reduzierter.<br />

Während einer Partie geht es mitunter ziemlich<br />

turbulent<br />

zu, da viele<br />

Spieler ihrer Enttäuschung<br />

oder ihrer Hoffnung<br />

lautstark Ausdruck verleihen. Sobald<br />

aus irgendeiner Ecke der Ruf Va la<br />

chercher ertönt, weiß man, das dort jemand sitzt,<br />

dem nur noch eine einzige Zahl fehlt. Er fordert damit<br />

den Animateur auf, doch bitte « die richtige Zahl<br />

zu suchen » … Hat einer der Spieler eine Quine oder<br />

den Carton plein erreicht, muss er dies sofort akustisch<br />

anzeigen. In diesem Fall heißt es: Le 15 arrête le jeu,<br />

also 15 beendet das Spiel, wobei « 15 » für die jeweilige<br />

gezogene Zahl steht. Nun werden die Zahlen auf dem<br />

Carton von einem Contrôleur im Saal laut vorgelesen,<br />

um zu überprüfen, ob diese mit den gezogenen Zahlen<br />

übereinstimmen. Ist dies der Fall, heißt es: Vous<br />

pouvez démarquer, und man kann die Jetons auf den<br />

Kartons abräumen. Die Partie ist zu Ende.<br />

Gestern Abend war ich also bei einem solchen<br />

Loto. Gespielt wurden insgesamt 9 Quines, 2 Cartons<br />

pleins und eine Consolante, eine « Trostpartie ». Gewonnen<br />

habe ich – wie üblich – nicht. Aber es waren<br />

zwei unterhaltsame Stunden und das nächste Loto<br />

steht auch schon in meinem Terminkalender. Und wie<br />

sagt man so schön: Pech im Spiel, Glück in der Liebe!<br />

Macht’s gut.<br />

Sabine<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong> · 97


IMPRESSUM/VORSCHAU<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren und<br />

Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen Mitarbeiter<br />

zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelnen Personen<br />

am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die Nennung im<br />

Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

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AVZ GmbH<br />

Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />

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Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine Doucet,<br />

Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Annaïs Quetsub, Gérard Rival,<br />

Serge Robin, Sabine Schmitt<br />

Layout: Zauberhaus.eu<br />

Anzeigen Frankreich:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon Deutschland: +49 (0)921 44710<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Anzeigen Deutschland:<br />

Samuel Péchin<br />

Telefon Frankreich: + 33 (0)6 31 54 64 93<br />

spechin@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 17/<strong>2019</strong><br />

Druck: pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau<br />

Vetrieb:<br />

VU Verlagsunion KG · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />

Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt zusammengestellt.<br />

Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit kann jedoch<br />

nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung für un ver langte<br />

Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und Bearbeitung von<br />

Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des Verlags. Beiträge,<br />

Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich geschützt. Nach druck,<br />

auch aus zugs weise, Ver viel fäl ti gung auf foto mecha nischen und anderen Wegen<br />

sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der schrift lichen Zustimmung des<br />

Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und<br />

Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 5,90 E (D), 6,50 E (A),<br />

10,90 CHF (CH), 7,00 E (F/L/B/NL), 7,00 E (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 19,90 E (D), 21,90 E (A),<br />

37,00 CHF (CH), alle anderen Länder: 26,90 E<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2019</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

In der Sommerausgabe von Frankreich erleben,<br />

die Ende Mai im Handel erhältlich<br />

sein beziehungsweise in Ihrem Briefkasten<br />

stecken wird, werden Sie wieder einige<br />

ungewöhnliche Dinge entdecken:<br />

Sie werden den Mast eines<br />

le gen dären französischen<br />

Drei mas ters erklimmen, eines<br />

Schiffs, mit dem auch Sie<br />

EIN ABEN TEUER AUF<br />

OF FEN ER SEE<br />

erleben können.<br />

Sie werden hinter<br />

DAS GEHEIM­<br />

NIS EIN ES<br />

THER MAL­<br />

BADS am Ran de<br />

eines fran zös ischen<br />

Sees kommen,<br />

dessen Namen<br />

mit einem der bekanntesten Mineralwässer<br />

der Welt verbunden ist.<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts,<br />

oben nach unten): Titel: Serge Robin, Ajc Presse • S.3: Serge<br />

Robin, Ajc Presse • S.4: Serge Robin, Ajc Presse; BIVB, RBC<br />

Architecture, DR • S.6: Serge Robin, Ajc Presse. • S.7: Benjamin<br />

Gavaudo, Centre des Monuments Nationaux; Pixabay • S.8:<br />

Pixabay; Antoine Grumbach, DR • S.9: Musée La Banque,<br />

Hyères, DR • S.10: Pixabay • S.11: Serge Robin, G. Brown, Ajc<br />

Presse • S.12-22 DR • S.23: Arte, DR • S.24: DR • S. 26-35:<br />

Serge Robin, Ajc Presse • S. 36-38: Hôtel Castel Clara, DR;<br />

Serge Robin, Ajc Presse • S.39: Serge Robin, Ajc Presse • S.40-<br />

46: Serge Robin, Ajc Presse • S.48-59: Gérard Rival, Ajc Presse<br />

• S.60-68: Serge Robin, Ajc Presse • S.<strong>70</strong>-71: Alain Lardière, Ajc<br />

Presse • S. 73: Ajc Presse, DR • S.77: TempsRéel, Dijon, Atelier<br />

d’architecture Anthony Béchu, M. Joly & ville de Dijon, DR • S.78-<br />

79: BIVB, Correia Architectes, Emmanuel Correia, DR; BIVB, DR;<br />

BIVB; RBC Architecture, DR • S.80: Y. Petit, Conseil Régional de<br />

Bourgogne-Franche-Comté • S.81: Moulinex, DR • S.82-83: DR<br />

• S.94-89: Serge Robin, Ajc Presse • S. 90-91: Nicole Cobac,<br />

Ajc Presse • S.96-97: Sabine Schmitt, DR • S. 98: Serge Robin,<br />

Alain Lardière, Ajc Presse.<br />

Sie werden in Archive eintauchen,<br />

um mehr über die unglaubliche<br />

und zu Unrecht in Vergessenheit<br />

geratene Geschichte eines Deutschen<br />

zu erfahren, der aus LIEBE<br />

die Stadt Bordeaux rettete.<br />

Und noch vieles mehr, aber wir wollen an dieser<br />

Stelle noch nicht alles verraten ...<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 71 - Sommer <strong>2019</strong><br />

Erscheint am 21. Mai <strong>2019</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2019</strong>


Großzügige Unterkünfte im modernen Design, eine Wellnesslandschaft<br />

mit 5 Saunen, Sonnenterrasse und Boddenblick, ein Fitnessstudio mit<br />

professionellen Geräten, ein Hobbyraum mit Billardtisch, Tischtennisplatte<br />

und Tischfußball sowie eine Lounge mit Kamin und Panoramablick,<br />

mönchgut living & spa bietet Ihnen alles, um einen perfekten Urlaub auf<br />

Rügen zu verleben. Die Lage im Herzen des romantischen Fischerdorfes<br />

Gager im UNESCO­Biosphärenreservat Südost­Rügen verspricht zudem<br />

Entspannung und Erholung inmitten unberührter Natur, nur wenige Minuten<br />

vom Ostseestrand und den berühmten Seebädern der Insel entfernt.<br />

www.moenchgut-living.de


Es gibt viele Villen in der Provence, die Sie mieten können.<br />

Doch in diese Villa werden Sie sich verlieben!<br />

Denn Sie genießen eine atemberaubende Aussicht über das weite Tal des Naturparks<br />

Lubéron, nach Gordes, auf die Monts de Vaucluse und den Mont Ventoux. Allein dieser<br />

atemberaubende Panoramablick ist unbezahlbar! Außerdem erreichen Sie in nur wenigen<br />

Minuten zu Fuß den Dorfkern von Roussillon mit seinen Geschäften und Restaurants<br />

und bekommen trotzdem wegen der geschützten Lage der Villa nichts vom Trubel im Ort<br />

mit. Schließlich bilden die provenzalische Architektur und die Einrichtung im modernen<br />

Design eine gekonnte Symbiose, die Sie so schnell nicht ein zweites Mal in der Provence<br />

finden werden.<br />

www.provence-living.fr

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