Nr. 05 - September / Oktober 2006

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Fokus Korsika 32 · Frankreich erleben · September / Oktober 2006
Gorges de la Restonica – Korsikas alpine Seite Es ist ein Sonntagmorgen im Juni. Der Himmel ist leicht bedeckt, doch die Sonne versucht ab und zu durch die Wolken zu blinzeln. Wir warten am Ortsausgang von Corte auf David. David ist gebürtiger Korse und ein alter Bekannter. Wir haben uns in Paris kennengelernt, wo er einige Jahre seines Lebens verbrachte und wir zusammen im gleichen Unternehmen gearbeitet haben. Irgendwann wurde für David das Heimweh zu groß und er beschloss, wieder auf seine Insel im Mittelmeer zurückzukehren. Nicht jedoch ohne uns einzuladen, ihn möglichst bald zu besuchen: « Ich zeige euch dann das Korsika jenseits der Strände und führe euch ins imposante Bergland im Inneren. » Aus dem « bald » wurden sechs Jahre, doch in diesem Juni haben wir es endlich geschafft und zum ersten Mal im Leben korsischen Boden betreten. Die Begrüßung von David ist herzlich. Er hat sich kaum verändert. Nach dem Austausch der wichtigsten Neuigkeiten brechen wir auch sofort zu unserer Tagestour auf. Das Ziel heißt: Gorges de la Restonica, oder um noch genauer zu sein, Lac de Melo, die Quelle der Restonica. Im Südwesten von Corte gelegen, ist dieses Tal eines der hübschesten der Insel, eine wahre Naturschönheit. Um es zu erkunden, sollte man aber starke Nerven und gutes Schuhwerk besitzen. Denn zunächst führt eine rund 14 Kilometer lange, abenteuerlich gebaute Stichstraße bis zur Bergerie de Grotelle, von wo aus man dann zu Fuß weiter zum Lac de Melo gelangt. So fahren wir zunächst durch einen romantisch-wilden Wald. Die Straße ist noch recht breit und gewinnt nur langsam an Höhe. Unten in der Schlucht fließt die Restonica, die dem Tal seinen Namen gegeben hat. Nach einigen Kilometern kommen wir an eine Abzweigung zu einem Campingplatz, dem Camping Tuani. Eine Schranke sowie Warnschilder hinsichtlich maximaler Fahrzeugbreite und -gewicht tauchen vor uns auf. « Das Tal ist Opfer seiner eigenen Schönheit geworden », erzählt uns David. « In den Sommermonaten quälen sich Automassen in diese vielleicht schönste Sackgasse der Welt. Dann dauert es nicht lange, bis der obere Parkplatz voll ist und die Schranke hier unten fällt. » David erklärt uns auch, dass schon diverse Zugangsbeschränkungen diskutiert wurden, doch bisher nichts wirklich entschieden wurde. Zwar steht das Tal seit 1966 unter Naturschutz, doch zu groß ist seine Bedeutung für die örtliche Tourismuswirtschaft, um die Besucherströme wirklich massiv zu beschränken. Kaum haben wir die heute zum Glück geöffnete Schranke passiert, schon wird die Straße merklich enger und steiler. Kurve um Kurve gewinnen wir an Höhe. Immer wieder muss David bremsen oder gar zurücksetzen, um entgegenkommende Autos passieren zu lassen. « Vormittags ist das alles nicht so tragisch, denn alle fahren eigentlich nach oben. Schlimm wird es, wenn man sich gegen den Strom bewegen will », klärt David uns auf. Die Landschaft wird steiniger und rauer. Besonders bezaubernd sind die hoch gewachsenen Kiefern links und rechts der Straße. Wir fahren durch einen Wald, der so anders wirkt als viele Wälder. Von der Bergerie de Grotelle bietet sich ein Blick auf die imposante Bergkulisse. Frankreich erleben · September / Oktober 2006 · 33
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