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SB_17.556NLP

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2015<br />

Abschlussbericht<br />

DVS-Forschung<br />

HIGHspeed FSW - Deutliche<br />

Erhöhung der Schweißgeschwindigkeit<br />

beim<br />

Rührreibschweißen mittels<br />

konduktiver Erwärmung


HIGHspeed FSW - Deutliche<br />

Erhöhung der<br />

Schweißgeschwindigkeit beim<br />

Rührreibschweißen mittels<br />

konduktiver Erwärmung<br />

Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />

IGF-Nr.: 17.556 N<br />

DVS-Nr.: 05.050<br />

RWTH Aachen University Institut für<br />

Schweißtechnik und Fügetechnik<br />

Förderhinweis:<br />

Das IGF-Vorhaben Nr.: 17.556 N / DVS-Nr.: 05.050 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />

verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF im<br />

Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages gefördert.


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />

unter: http://dnb.dnb.de<br />

© 2015 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />

DVS Forschung Band 283<br />

Bestell-Nr.: 170392<br />

I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-282-7<br />

Kontakt:<br />

Forschungsvereinigung Schweißen<br />

und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />

T +49 211 1591-0<br />

F +49 211 1591-200<br />

forschung@dvs-hg.de<br />

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />

vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.


Inhaltsverzeichnis 1<br />

I<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

I Inhaltsverzeichnis .................................................................................. 1<br />

1 Wissenschaftlich-technische Problemstellung / Anlass für den<br />

Forschungsantrag .................................................................................. 3<br />

Grundlagen, Beschreibung der Ausgangssituation und Stand der<br />

Forschung .............................................................................................. 6<br />

Rührreibschweißen ................................................................................ 6<br />

Verfahrensprinzip ................................................................................... 6<br />

2.2.1 Vergleich Rührreibschweißen mit WIG .................................................... 8<br />

2.2.2 Schweißparameter .................................................................................. 9<br />

2.2.3 Makrostruktur ........................................................................................ 10<br />

2.2.4 Mikrostruktur .......................................................................................... 11<br />

2.2.5 Temperaturverlauf ................................................................................. 12<br />

2.2.6 Wärmebilanz im Rührreibschweißen ..................................................... 14<br />

Konduktiv unterstütztes Rührreibschweißen ........................................ 15<br />

2.3.1 Wärmebilanz durch konduktive Unterstützung ...................................... 15<br />

2.3.2 Vorteile konduktiver Unterstützung ........................................................ 16<br />

Elektroplastizität ................................................................................... 17<br />

2.4.1 Metallphysikalische Grundlagen ............................................................ 17<br />

2.4.2 Experimentelle Arbeiten zum elektroplastischen Effekt ......................... 18<br />

Aluminiumlegierung EN AW-5754 ........................................................ 20<br />

2.5.1 Mechanische Eigenschaften von Aluminiumlegerungen der 5000er<br />

Gruppe .................................................................................................. 20<br />

2.5.2 Bruchmechanik ...................................................................................... 22<br />

2.5.3 Intermetallische Phasen in EN AW-5754 .............................................. 23<br />

Stahllegierung RA-K 40/70 .................................................................. 24<br />

Herausforderungen und bisherige Ansätze .......................................... 25<br />

2.7.1 Reduktion der Prozesskräfte ................................................................. 25<br />

2.7.2 Verringerung des Werkzeugverschleißes .............................................. 25<br />

2.7.3 Temperaturmanagement ....................................................................... 25<br />

2.7.4 Konduktiv unterstütztes Rührreibschweißen ......................................... 27<br />

Versuchseinrichtungen und Versuchswerkstoffe ................................. 29<br />

Schweißmaschine ................................................................................ 29<br />

Stromquelle .......................................................................................... 30<br />

Kontaktierungseinheit .......................................................................... 31<br />

Werkzeugaufnahme ............................................................................. 33<br />

Verwendete Schweißwerkzeuge .......................................................... 33<br />

3.5.1 Fügen von Aluminium ............................................................................ 33<br />

3.5.2 Fügen von Stahl .................................................................................... 35<br />

Prüfung geschweißter Verbindungen ................................................... 36<br />

3.6.1 Querzugversuch .................................................................................... 36<br />

3.6.2 Scherzugversuch ................................................................................... 36<br />

3.6.3 Probenherstellung ................................................................................. 37<br />

3.6.4 Metallographie ....................................................................................... 38<br />

Ergebnisse der Untersuchungen .......................................................... 39<br />

Durchführung der Schweißversuche .................................................... 39


Inhaltsverzeichnis 2<br />

II<br />

III<br />

IV<br />

V<br />

VI<br />

Schweißregelprozesse ......................................................................... 40<br />

Allgemeine Beschreibung der Kraftverläufe ......................................... 43<br />

4.3.1 Axialkraft ................................................................................................ 43<br />

4.3.2 Hintergründe der Kraftüberhöhung bei Vorschubbeginn ....................... 45<br />

4.3.3 Längskraft .............................................................................................. 48<br />

4.3.4 Querkraft ............................................................................................... 50<br />

Einfluss der Axialkraft auf die Nahtqualität ........................................... 50<br />

Einfluss konduktiver Unterstützung auf die Nahtqualität ...................... 51<br />

Bruchverhalten ..................................................................................... 52<br />

1,5 mm Stumpfstoß AW 5754 .............................................................. 53<br />

4.7.1 Schweißungen mit geringer Vorschubgeschwindigkeit ......................... 54<br />

4.7.2 Schweißungen mit mittlerer Vorschubgeschwindigkeit .......................... 55<br />

4.7.3 Schweißungen mit hoher Vorschubgeschwindigkeit ............................. 56<br />

4.7.4 Schweißungen mit geringer Drehzahl ................................................... 58<br />

2 x 2,0 mm Überlappstoß EN AW-5754 mit St-10-3 ............................ 60<br />

2 x 2,0 mm Überlappstoß EN AW-5754 mit St-12-3 ............................ 64<br />

2 x 2,0 mm Überlappstoß EN AW-5754 mit WCCu-12-3 ..................... 68<br />

2 x 3,0 mm Überlappstoß EN AW-5754 mit St-12-4 ............................ 70<br />

Schweißen von Stahl ........................................................................... 71<br />

Zusammenfassung und Ausblick ......................................................... 79<br />

Wirtschaftliche Bedeutung der Forschungsergebnisse für KMU .......... 81<br />

Überblick über Transfer der Forschungsergebnisse ............................ 82<br />

Durchführende Forschungsstelle ......................................................... 86<br />

Danksagung ......................................................................................... 87<br />

Formelzeichen und Abkürzungen ........................................................... i<br />

Bilderverzeichnis…………………………………………………………..…iii<br />

Tabellenverzeichnis………………………………………………………….ix<br />

Literaturverzeichnis ................................................................................ x<br />

Anhang ................................................................................................ xvi


1 Einleitung 3<br />

1 Wissenschaftlich-technische Problemstellung / Anlass für den<br />

Forschungsantrag<br />

Bedingt durch die gegenwärtig bedeutende Rolle der Leichtbauweise im Fahrzeug-,<br />

Schiff- und Flugzeugbau sind in der Schweiß- und Fügetechnik die Anforderungen<br />

bezüglich Qualität und Wirtschaftlichkeit gestiegen. Seit seiner Erfindung in 1991 hat<br />

Rührreibschweißen daher eine zunehmende Bedeutung in der Schweißung von<br />

Aluminiumwerkstoffen bekommen. [LOH14]<br />

Wie der Name bereits verrät werden beim Rührreibschweißen die Fügebauteile über<br />

ein rotierendes Werkzeug durch Reibwärme erhitzt und ineinander verrührt, ohne dass<br />

dabei der Schmelzpunkt erreicht wird. Durch den Entfall einer schmelzflüssigen Phase<br />

weisen rührreibgeschweißte Nähte eine geringere Neigung zu Eigenspannungen,<br />

Verzug, Porenbildung und Heißrissen auf als Schmelzschweißverfahren. Weitere<br />

Vorteile sind eine gute Automatisier- und Reproduzierbarkeit, sowie eine<br />

umweltfreundliche Prozessgestaltung, da sowohl auf Schweißzusatzstoffe als auch<br />

auf Hilfsstoffe, wie Schutzgas oder Schweißpulver verzichtet werden kann. [TOU14]<br />

Neben all der Vorteile birgt Rührreibschweißen jedoch auch eigene spezifische<br />

Herausforderungen. Die hohen aufzubringenden Axialkräfte im Prozess erschweren<br />

Schweißungen im T-Stoß und Fügen von Karosserien, da die zu verschweißenden<br />

Profile den Prozesskräften meist nicht ohne Dickenaufmaß standhalten. [MOR13]<br />

Weiter sind zur Fixierung der Fügebauteile hohe Niederhalterkräfte nötig [RIC12] oder<br />

Einsatz der Klebstofffixierung [REI14]. Das Spannen und Lösen dieser<br />

Niederhaltervorrichtungen gestaltet sich als besonders zeitintensiv, weshalb sich der<br />

Rührreibschweißprozess vor allem in den Industriezweigen durchgesetzt hat, in denen<br />

lange durchgängige Schweißnähte gefordert sind. [LOH10]<br />

So vermeldet Hydro Marine Aluminium, dass in Schiffswerften, in welchen<br />

vorgefertigte rührreibgeschweißte Paneele verwendet werden, die Arbeitsstundenzahl<br />

für die Verarbeitung einer Tonne Aluminium um 15 % herabgesetzt wurde. [LOH10]<br />

Firma Boeing berichtet, dass durch eine Designanpassung der Delta IV und Delta II<br />

Raketen, welche auf den Rührreibschweißprozess spezifiziert ist, eine<br />

Kostenersparnis von 60 % und eine Verringerung der Herstellungszeit von 23 auf 6<br />

Tage erreicht werden konnte. [LOH10] Auch das Raumfahrtunternehmen SpaceX<br />

setzt bei der aktuellen Fertigung seiner Falcon 9 Raketen auf diese Technologie, siehe<br />

Bild 1-1. [SPA15a]<br />

Bild 1-1 Schweißung der ersten (links) und zweiten (rechts) Raketenstufe der SpaceX<br />

Falcon 9 Rakete durch eine umlaufende Rührreibschweißanlage<br />

[SPA15a, SPA15b]


1 Einleitung 4<br />

Des Weiteren findet der Rührreibschweißprozess im Schienenfahrzeugbau bereits<br />

Anwendung. So werden die Wagons der Victoria Line der Londoner Underground nicht<br />

zuletzt wegen des dadurch verbesserten Crashverhaltens durch den<br />

Rührreibschweißprozess gefertigt. [TWI11]<br />

Für die Schweißung von Stählen wird ebenfalls eine aussichtsreiche Zukunft in der<br />

Rührreibschweißtechnologie vorausgesagt. So setzt das von der EU geförderte<br />

Projekt HILDA auf eine Implementierung rührreibgeschweißter Stahlpaneele im<br />

Schiffbau. Im Gegensatz zu Aluminium gestaltet sich Rührreibschweißen von Stahl,<br />

bedingt durch seine hohe Festigkeit und Schmelztemperatur, gegenwärtig noch als<br />

unwirtschaftlich, da der Werkzeugverschleiß relativ hoch ist und die<br />

Schweißgeschwindigkeiten gering sind. [TOU14]<br />

In dem vorliegenden Projekt soll der Einfluss eines elektrischen Stroms auf den<br />

Rührreibschweißprozess erörtert werden. Wird im konventionellen Verfahren die<br />

Prozesswärme lediglich durch Reibung generiert, so kann im konduktiv unterstützten<br />

Prozess die Fügestelle zusätzlich erwärmt und plastifiziert werden. Hierdurch kann<br />

sowohl bei der Schweißung von Aluminium- als auch bei Stahllegierungen die<br />

Schweißgeschwindigkeit erhöht und dadurch die Wirtschaftlichkeit gesteigert werden.<br />

[HAR14]<br />

Während bisherige Veröffentlichungen über die Einbringung einer zusätzlichen<br />

Wärmequelle in den Schweißprozess sich auf Experimente mit umfunktionierten<br />

Fräsmaschinen berufen [FER08, LUO14, POT13] wird in diesem Projekt eine moderne<br />

industrielle Rührreibschweißanlage verwendet. Eine Extrapolation der Ergebnisse auf<br />

gegenwärtige Herstellungsmethoden ist folglich gegeben.<br />

Bisherige Herausforderungen im Rührreibschweißprozess belaufen sich auf<br />

auftretende Temperaturgradienten zwischen Krone und Wurzel, hohe aufzubringende<br />

Axialkräfte, niedrige Schweißgeschwindigkeiten und hohem Werkzeugverschleiß,<br />

speziell bei höherfesten und hochschmelzenden Werkstoffen.<br />

Konduktive Unterstützung bietet die Möglichkeit diesen Herausforderungen<br />

entgegenzuwirken. Bisherige Veröffentlichungen berichten bereits über eine<br />

Absenkung der nötigen Prozesskräfte und einer Anhebung der möglichen<br />

Schweißgeschwindigkeit. Die Ergebnisse dieser Veröffentlichungen beruhen jedoch in<br />

aller Regel auf Experimenten an umfunktionierten Fräsmaschinen im Labormaßstab.<br />

In diesem Projekt soll daher der Einfluss konduktiver Unterstützung an einer modernen<br />

industriellen Rührreibschweißanlage hoher Leistung untersucht werden.<br />

Konventionelle Rührreibschweißungen werden hierbei mit konduktiv unterstützten<br />

Schweißungen verglichen. Aufgrund der hohen Anzahl an einzustellenden Parametern<br />

und deren gegenseitigem Einfluss aufeinander wird angestrebt möglichst viele dieser<br />

Parameter konstant zu halten.<br />

Ziel ist an dieser Stelle nicht optimale Schweißnähte mit maximaler Festigkeit<br />

herzustellen, hierfür sind noch ausführliche Parameterstudien nötig, sondern fundierte


1 Einleitung 5<br />

Aussagen zu treffen für welche Bereiche sich eine konduktive Unterstützung eignet<br />

und wo die Grenzen hierbei liegen.<br />

Hierfür werden Schweißungen an EN AW-5754 Aluminiumblechen im Stumpf- und<br />

Überlappstoß, sowie an RA-K 40/70 Stahlblechen im Überlappstoß durchgeführt.<br />

Des Weiteren werden unterschiedliche Werkzeuggeometrien, sowie<br />

Werkzeuglegierungen verwendet und ihre Eignung für einen konduktiv unterstützten<br />

Rührreibschweißprozess bewertet. Neben der Auswertung der Prozesskraft-<br />

Messschriebe, werden Scherzugversuche, metallografische Untersuchungen und<br />

Thermografie-Bildaufnahmen herangezogen um den Einfluss konduktiver<br />

Unterstützung qualitativ zu analysieren.

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