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Real Estate - IRG - Immobilien Rating, Bewertung und Analyse

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<strong>Real</strong> <strong>Estate</strong><br />

Country Facts<br />

Steigender Wohnungsbedarf in Wien<br />

Solider Wohnungsneubau in Österreich<br />

In Österreich wurden in den vergangenen drei Jahrzehnten im<br />

Durchschnitt 45.000 bis 50.000 Wohnungen im Jahr neu errichtet,<br />

davon in Wien r<strong>und</strong> 7.000. Die Bauleistung schwankte über den gesamten<br />

Zeitraum beträchtlich. In den 80er Jahren kam es sowohl<br />

am österreichischen als auch am Wiener Wohnungsmarkt zu einem<br />

hohen Nachfrageüberhang, als rückläufige Neubauraten <strong>und</strong> die zunehmende<br />

Zahl von Sanierungen <strong>und</strong> Wohnungszusammenlegungen<br />

auf geburtenstarke Jahrgänge <strong>und</strong> den beginnenden Trend zu<br />

Single-Haushalten trafen. Dem folgte in den 90er Jahren, nicht zuletzt<br />

dank hoher Fördervolumina, ein veritabler Wohnbauboom, der<br />

in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts mit durchschnittlich 58.000<br />

Einheiten pro Jahr mit Neubaurekorden endete. Die jährliche Neubauleistung<br />

sank bis 2002 auf 42.000 Einheiten, <strong>und</strong> bewegte sich<br />

seitdem eng um diesen Wert – soweit die, seit 2003 lückenhafte,<br />

Erhebung erkennen lässt.<br />

Für die Baubewilligungen stehen auch nur lückenhafte <strong>und</strong> unvollständige<br />

Daten zur Verfügung (seit 2005 fehlen die Bewilligungen<br />

von Wohnungen aus Zu- <strong>und</strong> Umbauten <strong>und</strong> vor allem geprüfte<br />

Wiener Ergebnisse). Laut aktuellen Schätzungen ist die Zahl der bewilligten<br />

neuen Wohnungen in Österreich insgesamt seit 2006 fast<br />

kontinuierlich gesunken, von 47.400 Einheiten auf 39.100 im Jahr<br />

2010 (Quelle: WIFO 2011).<br />

Gemeinnützige Bauvereinigungen dominieren <strong>und</strong><br />

stabilisieren den Neubau in Wien<br />

Über einen längeren Zeitraum betrachtet, entwickelt sich der Wohnbau<br />

in Wien etwa im selben Tempo <strong>und</strong> in dieselbe Richtung wie im<br />

B<strong>und</strong>esdurchschnitt. Wien stellt aber als einzige Millionenstadt<br />

Österreichs andere Anforderungen an den Wohnbau als weniger<br />

dicht bebaute Regionen, mit der Konsequenz, dass die Veränderungen<br />

der Wohnungsnachfrage wie die Neubauraten wesentlich volatiler<br />

sind. Beispielsweise ist die Zahl der neu errichteten Wohnungen<br />

in Wien zwischen 1975 <strong>und</strong> 1990 um durchschnittlich 3,6 % im<br />

Jahr gesunken, in Österreich ohne Wien um 1,6 % p. a.; von 1990<br />

bis 2002 stieg die Neubaurate in Wien wieder um 2,7 % p. a., im<br />

Rest des Landes um 0,9 %.<br />

Einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung des Wohnungs -<br />

angebots in Wien leistet das umfangreiche Wohnbaufördersystem<br />

zusammen mit den gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV).<br />

Die gr<strong>und</strong>sätzlich bedarfsorientierten Unternehmen errichten in<br />

Wien im langfristigen Durchschnitt fast zwei Drittel aller neuen<br />

Wohnungen im B<strong>und</strong>esdurchschnitt knapp ein Drittel <strong>und</strong> gleichen<br />

oft kurzfristige Angebotslücken im privaten Wohnbau aus. Zuletzt<br />

wurde der Rückgang im Wohnungsneubau im Krisenjahr 2009<br />

durch die forcierte Bauleistung im gemeinnützigen Sektor zumindest<br />

gedämpft. In Summe sorgt das System für ein vorhersehbares,<br />

kontinuierlich wachsendes Wohnungsangebot <strong>und</strong> dämpft damit<br />

auch die Preisentwicklung am Wiener Wohnungsmarkt.<br />

In Summe bewährt sich das Wohnbausystem in Wien als stark<br />

marktverzerrende Nachfrageüberhänge bisher über einen längeren<br />

Zeitraum vermieden werden konnten. Zwar haben sich auch am<br />

Wiener Wohnungsmarkt, wie in den meisten Großstädten, hohe<br />

lokale Preisunterschiede gebildet; allerdings sind die <strong>Immobilien</strong>preise<br />

im internationalen Vergleich moderat geblieben. Langfristig<br />

folgte das Preisniveau am Wiener Wohnungsmarkt in etwa dem<br />

Tempo im Österreichdurchschnitt.<br />

Wohnungsmarkt Wien gerät aus der Balance<br />

Kurzfristige Marktstörungen waren nicht zu vermeiden, wie in den<br />

letzten Jahren, als die Wohnbautätigkeit sukzessive an Schwung<br />

verloren hat, während die Zahl der Haushalte <strong>und</strong> damit der Wohnungsbedarf<br />

in Wien weiter gestiegen sind. Die <strong>Immobilien</strong>preise in<br />

Wien reagieren auf die Entwicklung, indem sie sich seit r<strong>und</strong> fünf<br />

Jahren sukzessive vom Österreichdurchschnitt abkoppeln. Seit<br />

2006 steigen die Preise fast doppelt so rasch wie im Rest Österreichs,<br />

zuletzt um 6 % (2009) <strong>und</strong> um 8 % (2010; vgl. Grafik).<br />

Die Preisentwicklung ist ein klarer Hinweis auf das knapper werdende<br />

Wohnungsangebot am Markt. Ein anderer Indikator, der ebenso eine<br />

wachsende Anspannung am Wiener Wohnungsmarkt vermuten lässt,<br />

ist der Vergleich der Entwicklung der Wohnungsaufwendungen. Demnach<br />

sind die Belastungen von Wohnungseigentümern <strong>und</strong> Mietern in<br />

Wien in den letzten Jahren etwa doppelt so rasch wie im B<strong>und</strong>esdurchschnitt<br />

gestiegen (der durchschnittliche Wohnungsaufwand pro<br />

Quadratmeter erhöhte sich in Wien von 2006 bis 2010 um 2,9 % im<br />

Jahr auf 5,8 EUR, im Österreichdurchschnitt inklusive Wien um 1,5 %<br />

jährlich auf 5,5 EUR; Quelle: Statistik Austria).<br />

Anhaltend schwache Neubautätigkeit in Wien<br />

Trotz ihrer Lücken zeigt die Wohnbaustatistik klar, dass die Neubauraten<br />

in Wien seit einigen Jahren stärker als im B<strong>und</strong>esdurchschnitt<br />

gesunken sind. In den letzten zwei Jahren wurden in Österreich insgesamt<br />

pro Jahr um durchschnittlich 4 % weniger neue Wohnungen<br />

gebaut, in Wien aber um 6 % weniger; laut einer Schätzung der GBV<br />

im Jahr 2010 nur mehr r<strong>und</strong> 6.000 Einheiten (auch die gemeinnützigen<br />

Bauvereinigungen haben in den zwei Jahren ihre Wohnbauleistung<br />

in Wien um knapp 1 % im Jahr auf r<strong>und</strong> 3.700 Wohnungen<br />

2010 reduziert).<br />

Die Aussichten für den Wiener Wohnbau 2011 sind uneindeutig.<br />

Zum einen haben sich die Baubewilligungen 2010 auf tiefem<br />

Niveau stabilisiert <strong>und</strong> lagen wieder deutlich über ihren Werten von<br />

2008 <strong>und</strong> 2009. Zum anderen wurden nur etwa 4.000 Neubauten<br />

bewilligt (ohne die Neuwohnungen aus Zu- <strong>und</strong> Umbauten) <strong>und</strong><br />

damit noch immer erheblich weniger als im langfristigen Durchschnitt<br />

mit 6.000 bis 7.000 Bewilligungen pro Jahr.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich leidet der Wohnbau unter der unsicheren Einkommens-<br />

<strong>und</strong> der Arbeitsmarktentwicklung, vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

bleiben die Haushalte in ihren Ausgabenplänen <strong>und</strong> ihrer Verschul-<br />

<strong>Real</strong> <strong>Estate</strong> Country Facts 04 / 2011 | 7

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