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Foto: Ronny Barthel
Liebe Leserin, lieber Leser!
Ich hebe meinen Blick vom Bildschirm und schaue aus dem
Fenster: Da turnt ein Eichhörnchen im Vogelhaus, am Boden sitzt
eine Amsel und wirft Blätter mit dem Schnabel in die Luft; ein Rotkelchen
hüpft umher und schaut mich neugierig an. Die Blätter des
Ahorns winken mir freundlich zu und die herabhängenden Efeuranken
wiegen sich im Wind. Ein Wassertropfen, in dem sich die Sonnenstrahlen
spiegeln, zwinkert mir zu. Wenn ich mit wachen Augen
schaue, ist die Natur direkt vor meiner Tür so lebendig! Und das
erfüllt mich mit großer Freude.
Ich komme immer mehr dahinter,
dass wir die Natur nicht nur
brauchen, um unser Überleben zu
sichern. Die Natur ist ein Quell
unerschöpflicher Kraft. Hier kann
ich mich erden und mit guter
Energie aufladen. Wenn ich meine
Arme in den Himmel recke
und mich mit den Baumkronen
im Wind wiege, barfuß über den
weichen Waldboden laufe und verzückt
an einer Farnwiese stehenbleibe
oder filigrane Strukturen
eines Mooses bestaune, tauche ich
in eine andere Welt ein. Eine
Welt abseits der vier Wände, die
mich oft umgeben. Und ich spüre
mehr und mehr, dass da draußen
mein wahres Zuhause ist.
In den letzten Jahrzehnten
haben wir uns ganz stark davon
entfernt und das emotionale Band
zur Natur ist gerissen. Aber die
Sehnsucht danach ist so lebendig geblieben!
Wir wissen einfach alle intuitiv, dass
ein Bad im Wald gut tut und eine Nacht
unter tausend Sternen ein sehr belebendes
Abenteuer ist.
Wir haben uns verirrt und sind auf Abwege
gekommen. Aber wir können den
Weg nach Hause ganz einfach wiederfinden.
Ich lerne so viel von der Natur allein
dadurch, dass ich genau beobachte und
staune. Ich lasse mich ein, werde weit, schalte
den Kopf ab und öffne das Herz. Dann
versinke ich in dem Farbenspiel eines Sonnenuntergangs
und lausche andächtig dem
nächtlichen Regenguss. Ich fühle mit, wenn
die Sonnenstrahlen die Erde kitzeln und
auch wenn die Bäume verdursten.
Die Erde ist voller Wunder. Durch das
Staunen öffnen wir unser Herz für die
Natur und erleben uns in dieser Herzensverbindung
wieder als Teil des großen
Ganzen. Die Natur ist unsere Heimat,
unser Zuhause. Wenn wir die Liebe zur
Erde wieder spüren, können wir nicht anders,
als sie zu schützen.
Mai 2020
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