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2016<br />
Abschlussbericht<br />
DVS-Forschung<br />
Prozessstrategie zum<br />
Reparieren von<br />
Nickelbasisbauteilen<br />
mittels Laserstrahl
Prozessstrategie zum<br />
Reparieren von<br />
Nickelbasisbauteilen<br />
mittels Laserstrahl<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />
IGF-Nr.: 18.834 B<br />
DVS-Nr.: 06.091<br />
Technische Universität Ilmenau<br />
Fakultät für Maschinenbau<br />
Fachgebiet Fertigungstechnik<br />
Förderhinweis:<br />
Das IGF-Vorhaben Nr.: 18.834 B / DVS-Nr.: 06.091 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />
verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF<br />
im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />
Bundestages gefördert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />
unter: http://dnb.dnb.de<br />
© 2016 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />
DVS Forschung Band 346<br />
Bestell-Nr.: 170455<br />
I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-345-9<br />
Kontakt:<br />
Forschungsvereinigung Schweißen<br />
und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />
T +49 211 1591-0<br />
F +49 211 1591-200<br />
forschung@dvs-hg.de<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />
vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung ....................................................................................................................... 7<br />
2 Stand der Forschung und Technik .................................................................................. 9<br />
2.1 Aufbau, Eigenschaften und Anwendung von Nickelbasis-Superlegierungen ....... 9<br />
2.2 Schweißeignung von Nickelbasis-Superlegierungen ..........................................10<br />
2.3 Schweißtechnische Reparaturstrategien ............................................................12<br />
3 Ziel des Forschungsvorhabens ......................................................................................17<br />
4 Experimentelles Vorgehen ............................................................................................19<br />
4.1 Werkstoffe ..........................................................................................................19<br />
4.2 Anlagen- und Systemtechnik ..............................................................................20<br />
4.3 Prozesstechnische Charakterisierung ................................................................22<br />
4.4 Werkstofftechnische Charakterisierung ..............................................................25<br />
4.5 Methodisches Vorgehen .....................................................................................27<br />
5 Ergebnisse und Diskussion ...........................................................................................28<br />
5.1 Ermittlung des Ausgangszustandes ...................................................................28<br />
5.2 Einfluss Drahtzufuhr kontinuierlich .....................................................................30<br />
5.2.1 Einfluss des Drahtzufuhrwinkels .............................................................30<br />
5.2.2 Einfluss der Drahtverschiebung in x-Richtung .........................................32<br />
5.2.3 Einfluss der Drahtverschiebung in y-Richtung .........................................34<br />
5.2.4 Einfluss der Relation von Drahtzufuhr- und Schweißgeschwindigkeit .....36<br />
5.2.5 Richtung der Drahtzfuhr ..........................................................................38<br />
5.3 Einfluss Drahtzufuhr gepulst ...............................................................................39<br />
5.3.1 Vorbetrachtungen zur gepulsten Drahtzufuhr ..........................................39<br />
5.3.2 Einfluss der Drahtposition .......................................................................43<br />
5.3.3 Wirkung der zeitlichen Parameter des Drahtpulses .................................44<br />
5.3.4 Fazit und Gegenüberstellung ..................................................................49<br />
5.4 Auftragschweißen mit kontinuierliche Drahtzufuhr ..............................................50<br />
5.4.1 Ermittlung des Prozessbereiches ............................................................50<br />
5.4.2 Ausbildung geoemtrischer Nahtmerkmale ...............................................51<br />
5.5 Einsatz ausscheidungshärtender Schweißzusatzwerkstoffe ...............................55<br />
5.6 Auftragschweißen von Flächen ..........................................................................59<br />
5.7 Übertragung auf Mehrlagen ................................................................................63<br />
5.8 Übertragung auf industrierelevante Mustergeometrien .......................................65<br />
5.9 Einfluss des Gefügezustandes vom Grundwerkstoff/Substrat ............................67<br />
5.10 Wärmebehandlung .............................................................................................70<br />
AiF-Forschungsvorhaben – 18334 BR - Reparatur von Nickelbauteilen<br />
II
5.11 Demonstrator .....................................................................................................73<br />
6 Zusammenfassung ........................................................................................................74<br />
7 Formales .......................................................................................................................75<br />
7.1 Schlussfolgerungen und Gegenüberstellung der Ergebnisse mit den Zielstellungen<br />
des Forschungsantrages ....................................................................................75<br />
7.2 Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit ................................78<br />
7.3 Wissenschaftlich-technischer Nutzen .................................................................78<br />
7.4 Wirtschaftlicher Nutzen insbesondere für KMU, innovativer Beitrag und industrielle<br />
Anwendungsmöglichkeiten .................................................................................79<br />
7.5 Einschätzung zur Realisierbarkeit des vorgeschlagenen Transferkonzepts ........80<br />
7.6 Plan zum Ergebnistransfer in die Wirtschaft .......................................................81<br />
7.7 Angaben zu gewerblichen Schutzrechten ...........................................................82<br />
8 Literaturverzeichnis .......................................................................................................83<br />
9 Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................88<br />
10 Tabellenverzeichnis .......................................................................................................93<br />
11 Anwenderrichtlinie .........................................................................................................94<br />
AiF-Forschungsvorhaben – 18334 BR - Reparatur von Nickelbauteilen<br />
III
1 Einleitung<br />
Nickelbasis-Superlegierungen sind aufgrund ihrer herausragenden Hochtemperaturfestigkeit,<br />
Kriechfestigkeit, Ermüdungsfestigkeit, Zähigkeit, Schlagbeständigkeit und Widerstand gegen<br />
Heißgaskorrosion der bevorzugte Werkstoff für Leit- und Laufschaufeln in stationären Gasturbinen<br />
(vgl. Abbildung 1-1a). Diese Legierungen bewahren ihre Festigkeit auch bei 80 - 90 %<br />
/Bur10/ ihrer Schmelztemperatur. Die Hochtemperaturfestigkeit der Nickelbasis-Superlegierungen<br />
wird durch ein maßgeschneidertes Gefügedesign während des Herstellungsprozesses<br />
erzielt, in dem stabile Ausscheidungen der härtenden γ’- Phase in der Nickelmatrix kohärent<br />
vorliegen. Prinzipiell gilt, dass je höher der Volumenanteil an γ’- Phase ist, desto höhere Einsatztemperaturen<br />
können erreicht werden.<br />
Die im Betrieb befindlichen Turbinenschaufeln werden nach definierten Betriebsintervallen von<br />
ca. 24.000 Betriebsstunden einer regelmäßigen Inspektion und Wartung unterzogen und werden<br />
gegebenenfalls ausgetauscht, wenn betriebsbedingte Beanspruchungen eine einwandfreie<br />
Funktionalität nicht mehr gewährleisten (/Mar06/, /Bur10/). Die Ursachen für defekte<br />
Schaufeln nach einem Betriebsintervall sind vielfältig. So resultieren Schäden bei stationären<br />
Gasturbinen durch Verschleiß aufgrund von Reibung oder Erosion durch Sand- und Staubpartikel.<br />
Weitere Ursachen, bspw. in Flugzeugtriebwerken, sind harte Landemanöver, wenn einzelne<br />
Triebwerkskomponenten einander berühren oder größere Objekte in das Triebwerk einschlagen<br />
/Ing13/. In diesem Fall ist ein Austausch oder eine Reparatur der defekten Schaufel<br />
notwendig /Mar06/.<br />
a<br />
b<br />
Bürgel<br />
Thermoermüdungsrisse an der Eintrittskante einer Leitschaufel<br />
c<br />
Turbinenschaufeln aus<br />
Nickelbasis-Superlegierungen<br />
Hitzeschilde aus Nickelbasis-<br />
Superlegierungen<br />
DLR<br />
Abbildung 1-1: a) Brennkammer und Turbinenbereich einer Industriegasturbine /Bur10/, b) Ermüdungsrisse an<br />
der Eintrittskante einer Turbinenschaufel /Bür11/, c) mechanischer und chemischer Verschleiß an einer Turbinenschaufel<br />
nach einem Betriebsintervall<br />
Die Effizienz einer Gasturbine bzw. deren thermischer Wirkungsgrad steht in direkter Beziehung<br />
zur Temperatur im Heißgasbereich. Um möglichst hohe Verbrennungstemperaturen zu<br />
erzielen, müssen hochwarmfeste Werkstoffe verwendet werden, was die Bauteilherstellung<br />
(Werkstoff- und Herstellungskosten) erheblich verteuert.<br />
Wirkungsgrad einer Gasturbine<br />
η = 1 − T Auslasstemperatur<br />
T Einlasstemperatur<br />
AiF-Forschungsvorhaben – 18334 BR - Reparatur von Nickelbauteilen<br />
7
Die Kosten für eine einzige Turbinenschaufel können bis zu 15.000 € betragen, wobei modernste<br />
Turbinen bis zu 300 Schaufeln besitzen /Tur05/. Diese Zahlen verdeutlichen die Relevanz<br />
der Instandhaltung, Reparatur und Wartung aus betriebswirtschaftlicher Sicht, insbesondere<br />
vor dem Hintergrund, dass sich die Kosten eines Turbinenschaufelsatzes im Verhältnis<br />
zur Gesamtturbine auf etwa 40 % belaufen. Somit ist ein Austausch dieser Hightech-Komponenten<br />
für die Kraftwerksbetreiber mit hohen finanziellen Aufwendungen verbunden. Dagegen<br />
beläuft sich der finanzielle Aufwand einer Reparatur im Vergleich zur Neuanschaffung<br />
einer Turbinenschaufel auf nicht mal 50 % /Ing13/.<br />
So kann durch die Reparatur die Lebensdauer der Turbinenschaufel – einmalige Reparatur<br />
vorausgesetzt – um bis zu 100 % verlängert werden /Arj11/. Die Instandsetzung der defekten<br />
Bauteilbereiche wird heutzutage hauptsächlich mit Schweißverfahren durchgeführt. Dabei sind<br />
das Wolfram-Inertgasschweißen und das Laserstrahlschweißen industriell etablierte Verfahren.<br />
Vor allem laserbasierte Verfahren gewinnen ein immer stärkeres Maß an Bedeutung bei<br />
der Reparatur von Turbinenschaufeln und ermöglichen durch den Einsatz ausscheidungshärtender<br />
Schweißzusatzwerkstoffe die artgleiche/artähnliche Reparatur. Aufgrund der ausgeprägten<br />
Neigung zur Bildung von Heißrissen während der Erstarrung können die derzeit etablierten<br />
Reparaturverfahren nur mit hohen technischen Restriktionen und betriebswirtschaftlichen<br />
Aufwendungen eingesetzt werden. So müssen die zu schweißenden Bereiche auf Temperaturen<br />
von ca. 800 - 900°C. vorgewärmt werden, um die Rissbildung zu unterdrücken. Eine<br />
weitere Möglichkeit ist Schweißen mit duktilen Schweißzusatzstoffen aus Nickelbasis-Superlegierungen<br />
(z.B. Inconel 625). Allerdings weisen diese Schweißzusatzstoffe im Vergleich zum<br />
Grundwerkstoff eine kleinere Hochtemperaturfestigkeit auf.<br />
Das Ziel des vorliegenden Forschungsvorhabens bestand in der Entwicklung einer neuartigen<br />
Reparaturstrategie von Bauteilen aus Nickelbasis-Superlegierungen an Raumtemperatur<br />
durch den Einsatz einer gepulst und modulierbaren Laserstrahlquelle und drahtförmiger<br />
Schweißzusatzwerkstoffe. Durch die hochdynamische Leistungsregelung innerhalb eines<br />
Schweißpulses wird der Energieeintrag während der Bearbeitung werkstoffbezogen angepasst,<br />
sodass ein direkter Eingriff in die Erstarrungsbedingungen erfolgt. Dies ermöglicht die<br />
rissfarme und reproduzierbare Reparatur von Nickelbasis-Bauteilen mit ausscheidungshärtenden<br />
Schweißzusatzwerkstoffen. Die durch die Pulspausen einhergehende verringerte thermische<br />
Bauteilbelastung reduziert die Gefahr von Schmelzbaddurchbrüchen und Verzug bei der<br />
Bearbeitung von Komponenten mit geringen Restwandstärken. Für die industrielle Überführung<br />
und Etablierung des Verfahrens ist die systematische Untersuchung der Prozessbedingungen<br />
und der Wechselwirkungen von Werkstoff, Drahtzufuhr und Drahtpositionierung und<br />
der Laserstrahlparameter zu untersuchen.<br />
AiF-Forschungsvorhaben – 18334 BR - Reparatur von Nickelbauteilen<br />
8
2 Stand der Forschung und Technik<br />
2.1 Aufbau, Eigenschaften und Anwendung von Nickelbasis-Superlegierungen<br />
Durch die Entwicklung von Gasturbinen für die Luftfahrt Anfang der 40-er Jahre des zwanzigsten<br />
Jahrhunderts wurde die Erforschung von „Superlegierungen“ vorangetrieben, da die konventionellen<br />
Werkstoffe zu diesem Zeitpunkt für die Betriebsbedingungen in einer Gasturbine<br />
nicht standhielten /Arj11/. Eine allgemeine Definition für „Superlegierungen“ ist im derzeitigen<br />
Stand der Technik nicht existent. Die Bezeichnung „Superlegierungen“ wird im Allgemeinen<br />
für Werkstoffe genutzt, die eine hohe Kriechfestigkeit mit gleichzeitig guter Korrosionsbeständigkeit<br />
bei Temperaturen oberhalb von 650°C aufweisen (/Arj11/, /Ess04/).<br />
Die hervorragenden Kriech- und Ermüdungsbeständigkeiten von Nickelbasis-Superlegierungen<br />
liegen ihrer chemischen Zusammensetzung und einer nachfolgenden zweischritten Wärmebehandlung<br />
zu Grunde. Ausgehend von einer nickelhaltigen Matrix mit kubisch flächenzentrierter<br />
Kristallstruktur (γ-Phase) bilden sich während der Erstarrung bei hinreichend hohen<br />
Gehalten an Al und Ti unterhalb einer Temperatur von 800 °C mikrokristalline Ausscheidungen<br />
der Zusammensetzung Ni 3[Al,Ti] (sog. γ'-Phase) heraus /Bur10/. Durch die anschließende<br />
Wärmebehandlung wird die Größe, die Form und der Volumenanteil optimal eingstellt, sodass<br />
die γ'-Phase eine geordnete kubische Struktur aufweist und als Würfel in regelmäßigen Abständen<br />
in der Matrix verteilt ist, (vgl. Abbildung 2-1). Die γ'-Phase erschwert die Beweglichkeit<br />
von Versetzungen und steigert zugleich den Widerstand gegen Verformung, insbesondere bei<br />
Temperaturen bis 1500 °C (/Lam07/, /Bür11/).<br />
γ‘-Phase<br />
γ-Phase<br />
Abbildung 2-1: γ/γ‘-Mikrostruktur der vollständig wärmebehandelten Nickelbasis-Superlegierung PWA 1483<br />
/Hei09/<br />
Die γ'-Phase besitzt eine inverse Abhängigkeit der Festigkeit von der Temperatur und ist somit<br />
der entscheidende Faktor, der die Hochtemperaturfestigkeit bestimmt (/Ste02/, /Gla05/). In<br />
modernen Superlegierungen beläuft sich der Volumenanteil der γ'-Phase auf bis zu 70 Vol.-<br />
%. Aus diesem Grund sind Legierungen mit hohen γ'-Volumengehalten der bevorzugte Werkstoff<br />
für Leit- und Laufschaufeln in stationären Gasturbinen /Arj11/.<br />
Turbinenleit- und Laufschaufeln unterliegen im Einsatz hohen thermo-mechanischen Beanspruchungen.<br />
Die einzelnen Schaufeln rotieren im Heißgasstrom mit nahezu 3600 Umdrehungen<br />
pro Minute /Der04/. Hierbei trifft 1500 °C heißes Gas mit Geschwindigkeiten von ca. 100<br />
AiF-Forschungsvorhaben – 18334 BR - Reparatur von Nickelbauteilen<br />
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