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contact Büromagazin #27

Veränderungen können das Sprungbrett für großartige Weiterentwicklungen, aber auch der Auslöser von schwerwiegenden Misserfolgen sein. Jeder kennt dieses mulmige Bauchgefühl, wenn man nicht weiß, ob eine Entscheidung der richtige Schritt war. Veränderungen erzeugen in Unternehmen Unlustgefühle, Skepsis und Unsicherheit und stoßen daher meist auf Widerstand – ein durchdachtes Change-Management ist somit unumgänglich.

Veränderungen können das Sprungbrett für großartige Weiterentwicklungen, aber auch der Auslöser
von schwerwiegenden Misserfolgen sein. Jeder kennt dieses mulmige Bauchgefühl, wenn man nicht weiß, ob eine Entscheidung der richtige Schritt war. Veränderungen erzeugen in Unternehmen Unlustgefühle, Skepsis und Unsicherheit und stoßen daher meist auf Widerstand – ein durchdachtes Change-Management ist somit unumgänglich.

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Ausgabe 27<br />

Change-Management: Change als Chance.<br />

BROEINEST: Brutstätte für kreative Köpfe.<br />

Der Digitale Arbeitsplatz.<br />

Coworking Spaces für Frauen.


Auf zu neuen Ufern.<br />

Veränderungen können das Sprungbrett für großartige<br />

Weiterentwicklungen, aber auch der Auslöser<br />

von schwerwiegenden Misserfolgen sein. Jeder kennt<br />

dieses mulmige Bauchgefühl, wenn man nicht weiß,<br />

ob eine Entscheidung der richtige Schritt war. Veränderungen<br />

erzeugen in Unternehmen Unlustgefühle,<br />

Skepsis und Unsicherheit und stoßen daher meist auf<br />

Widerstand – ein durchdachtes Change-Management<br />

ist somit unumgänglich.<br />

Mit unserem Leitartikel „Wenn der Change zur<br />

Chance wird“ zeigen wir, wie große internationale<br />

Unternehmen mit Veränderungen umgehen. Und in<br />

einem Interview erklärt uns der Change-Management-<br />

Experte Dr. Lippold die wesentlichen Faktoren<br />

und Abläufe in einem Change-Prozess. Übrigens:<br />

Mein persönlicher Favorit in Sachen erfolgreiches<br />

Change-Management ist unser Kunde in Marchtrenk:<br />

die TGW Logistic Group.<br />

Change-Management: Wenn der Change zur Chance wird .......................................... 04<br />

Wandel und Widerstand ............................................................................................... 08<br />

BROEINEST ADAM: Brutstätte für kreative Köpfe ......................................................... 10<br />

Vor- und Nachteile von Kopfhörern im Open Office ..................................................... 13<br />

Der Digitale Arbeitsplatz. Mit Highspeed in die Wolke ................................................. 14<br />

Nützliches für den Büroalltag ....................................................................................... 16<br />

TGW Evolution Park: Die Kultur, die IT und der Raum .................................................. 17<br />

Das neue Frauenzimmer: Coworking Spaces für Frauen ............................................... 20<br />

Wundermittel Tageslicht ............................................................................................... 24<br />

What’s on your desk, Henry Steiner? ............................................................................ 25<br />

Showroom: Büro neu denken ....................................................................................... 26<br />

Apropos Veränderungen … Die wohl drastischste<br />

erleben wir gerade alle gemeinsam hautnah: die Digitalisierung.<br />

Folglich behandelt einer unserer Artikel<br />

den idealen Digitalen Arbeitsplatz. Innovationen wie<br />

geräuschhemmende Kopfhörer gehören da natürlich<br />

dazu. Und wer noch mehr Inspiration für seinen<br />

Arbeitsplatz sucht, ist hier goldrichtig: im niederländischen<br />

Broeinest – einem Treffpunkt für Architekten,<br />

Designer und Produkthersteller. Bei einem Kurztrip<br />

nach London zeigen wir Ihnen einen Coworking<br />

Space der besonderen Art und der exzentrische<br />

Henry Steiner gewährt uns noch einen neugierigen<br />

Blick auf seinen Schreibtisch.<br />

Ihr<br />

Markus Wiesner<br />

Herausgeber: Wiesner-Hager Möbel GmbH, Linzer Straße 22, A-4950 Altheim, T +43/(0)7723/460-0, altheim@wiesner-hager.com,<br />

www.wiesner-hager.com, thinknewwork.com; Konzept/Redaktion: Wiesner-Hager, plenos creative; Layout: plenos creative, plenos.at;<br />

Gastautor: Wojciech Czaja; Satz- & Druckfehler vorbehalten; 11/2018.<br />

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© Ronald Smits


Office Concepts<br />

Wenn der Change<br />

zur Chance wird.<br />

Siemens hat es gemacht. Lufthansa hat es gemacht.<br />

Und der Chemiekonzern Bayer hat es<br />

auch gemacht. Die Rede ist von Change-Management,<br />

also von einer tiefgreifenden Veränderung<br />

von Strukturen, Prozessen und Verhaltensweisen.<br />

Doch was ist dran an diesen Changes? Und<br />

wozu braucht es sie?<br />

„Veränderungen, auch ganz dramatische Veränderungen,<br />

sind unvermeidbar“, sagt Harald Katzmair,<br />

Gründer und Geschäftsführer des auf soziale Netzwerkanalyse<br />

und Resilienzstrategien spezialisierten<br />

Instituts FASresearch. „Einerseits verändern sich die<br />

Rahmenbedingungen auf dem Markt – sei es durch<br />

Landflucht, Demografiewandel oder neue, Einzug<br />

haltende Technologien wie etwa Digitalisierung, Robotisierung<br />

oder das Internet der Dinge. Andererseits<br />

fallen die Reaktionen auf diese globale Veränderung<br />

zum Teil so heftig und so unmittelbar aus, dass die<br />

wirtschaftlichen Zyklusphasen immer wilder werden.<br />

Ich beobachte manisch-depressive Zyklen, die größer<br />

und mächtiger sind als je zuvor.“<br />

Um diese Zyklen – und hier vor allem den unausweichlichen,<br />

natürlich eintretenden Fall von der<br />

Hochblüte einer Organisation zu deren Disruption,<br />

der uns allen zum Zeitpunkt<br />

X bevorsteht – zu<br />

überleben, haben<br />

Unternehmen<br />

schon vor langer<br />

Zeit begonnen,<br />

sich in regelmäßigen<br />

Abständen neu zu erfinden.<br />

Das Phänomen ist<br />

nicht neu, wenngleich der in den<br />

Medien immer häufiger kursierende<br />

modisch angehauchte Begriff des<br />

sogenannten Change-Managements<br />

suggeriert, es handle<br />

sich um eine noch junge,<br />

bescheiden erforschte<br />

Erscheinung. Das<br />

ist sie nicht.<br />

Siemens<br />

hat<br />

schon<br />

vor langer<br />

Zeit beschlossen,<br />

seine<br />

einst vier Geschäftssektoren<br />

Gesundheit,<br />

Energie, Industrie sowie<br />

Infrastruktur & Städte zu<br />

mergen und auf diese Weise die<br />

Kommunikations- und Arbeitsabläufe<br />

zu beschleunigen und näher an<br />

den Kunden zu rücken. Lufthansa hat sei-<br />

nen Top -<br />

down-An-<br />

satz<br />

vor einigen Jahren<br />

aufgegeben<br />

und stattdessen ein<br />

Modell<br />

eingeführt, das in Teilent-<br />

scheidungen<br />

nicht die Vorstandsebene,<br />

sondern<br />

eine kritische Masse von Akteuren in die Verantwortung<br />

nimmt. Und bei Bayer blieb durch die Abspaltung<br />

der Kunststoffsparte und die Übernahme des<br />

Agrarkonzerns Monsanto im Juni dieses Jahres kein<br />

Stein auf dem anderen. „Wir haben uns intensiv mit<br />

unseren Werten und der Unternehmenskultur auseinandergesetzt“,<br />

erklärte Matthias Schramm, Change-<br />

Manager bei Bayer, unlängst in einem Interview mit<br />

dem Harvard Business Manager. „Das Ergebnis ist<br />

ein umfassendes Change-Management-Programm,<br />

bei dem wir zum ersten Mal mehr experimentieren<br />

als kontrollieren."<br />

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© Shutterstock


Office Concepts<br />

Doch<br />

damit ein<br />

solcher Change-<br />

Management-Prozess<br />

erfolgreich über die Bühne<br />

geht, meinte bereits der 2015 verstorbene<br />

Psychologe und Wirtschaftspapst Peter<br />

Kruse, brauche es bei all dieser Chaoslust und<br />

Experimentierlaune unbedingt ein paar konstante<br />

Parameter: „Change-Management ist der Übergang<br />

von einem stabilen makroskopischen Ordnungsmuster<br />

zu einem anderen stabilen makroskopischen Ordnungsmuster.<br />

Und natürlich muss man, um von einer<br />

Ordnung in eine anderen zu wechseln, die Stabilität<br />

stören und eine krisenhafte Störung zulassen, in der<br />

das Unternehmen für einen Moment nicht mehr so<br />

handlungs- und leistungsfähig ist wie es mal war. Nach<br />

diesem dramatischen Wandel jedoch muss wieder<br />

die Stabilität Einzug halten. Das hat nichts mit panta<br />

rhei und Alles-ist-im-Fluss-Fantasien zu tun, wie viele<br />

glauben.“<br />

Am leichtesten und erfolgreichsten, erklärt Karl<br />

Friedl, Geschäftsführer der in Österreich und<br />

Deutschland tätigen M.O.O.CON GmbH, gestalte<br />

sich ein Change-Management-Prozess, wenn er nicht<br />

einzig und allein aus einer ökonomischen Zwangslage<br />

heraus entsteht, sondern aus dem aktiven Wollen<br />

entspringt. „Die Vision muss klar definiert und<br />

auch ersichtlich sein, sonst ist so ein schwieriger und<br />

manchmal auch schmerzvoller Prozess – ob das nun<br />

ein neuer Führungsstil, die Implementierung von<br />

flacheren Hierarchien oder der Übergang zu eigenverantwortlichem<br />

Handeln ist – kaum zu stemmen.“<br />

Der auf Strukturveränderung spezialisierte Experte<br />

empfiehlt, vor Beginn eines solchen Prozesses sowohl<br />

das Unternehmen als auch seine Individuen zu<br />

ertüchtigen, denn: „Ein tiefgreifender Veränderungsprozess<br />

führt durch das Tal der Tränen. Wer nicht fit<br />

ist, der verbrennt.“ Die Folge sind Burn-out oder sogar<br />

ganze kollabierende<br />

Systeme. „Die zweite<br />

Führungsebene ist in einem<br />

Change-Management-Prozess<br />

oft die Bremse, denn in Sandwich-<br />

Positionen gibt es dabei fast immer<br />

nur Verlierer“, gibt Friedl zu bedenken.<br />

„Schenken Sie diesen Personen daher<br />

bitte vermehrte Aufmerksamkeit!“<br />

Ratsam sei es, einen Change nicht nur<br />

abstrakt zu vollführen, sondern den<br />

Wechsel vom Zustand A zum Zustand<br />

B mit einem spürbaren und vor allem<br />

visuell oder emotional erfahrbaren<br />

Vehikel zu bestärken. Friedl: „Ein<br />

Change-Management-Prozess wird<br />

schwierig zu lenken sein, wenn ich als<br />

Mitarbeiter den Wandel nicht physisch<br />

und psychisch erleben kann und immer<br />

noch den gleichen alten Stand-PC und<br />

das gleiche alte Festnetztelefon vor mir<br />

habe.“ Neue Möbel, neue Räume, neue Standorte auf<br />

der realen Ebene beziehungsweise neue Wordings,<br />

neue Marketing-Instrumente, neue IT-Schnittstellen<br />

auf der virtuellen Ebene seien hilfreiche Begleiter.<br />

Das weiß auch Martin A. Ciesielski, Geschäftsführer<br />

des Berliner Consulting-Unternehmens Medienmosaik.<br />

Der ehemalige Banker fokussiert sich auf Social<br />

Prototyping und berät Change-Management-Kunden<br />

in Form von Impro-Theater, systemischer Arbeit und<br />

maßgeschneiderten Kompetenzschulungen.<br />

„Man muss einen Systemwechsel<br />

spüren, damit man<br />

weiß,<br />

wo es hingeht und wie es sich dort<br />

anfühlt. Und die meisten erkennen, dass es<br />

sich sehr beschissen anfühlt, alles loszulassen<br />

und für einen Moment vor dem Nichts zu stehen.<br />

Diese essenzielle Erfahrung hat ein enormes Potenzial.“<br />

Um Manager und Geschäftsführer auf diesem<br />

Weg zu begleiten, hat er letztes Jahr die Plattform<br />

The School of Nothing gegründet.<br />

„In dieser Schule vermitteln wir<br />

unseren Partnern und Kunden,<br />

wie sie das Nichts aktiv<br />

gestalten können und<br />

wie ein Unternehmen<br />

diese Nahtod-Erfahrung<br />

am besten verarbeiten<br />

kann“, so Ciesielski.<br />

„Denn wenn man<br />

das nicht aktiv übt,<br />

dann ist Change-Management nur ein bedeutungsloses<br />

Buzz-Word oder ein Bullshit-Bullet-Point am<br />

Flipchart.“ Oder, wie Romy Sigl, Leiterin von CoworkingSalzburg,<br />

meint: „Das Dilemma mit Change-<br />

Management ist, dass dieser Prozess viel mit Lernfähigkeit<br />

und mit einem konstruktiven Umgang mit<br />

Feedback zu tun hat. Kritikfähige Unternehmen und<br />

Führungspersönlichkeiten, die in der Lage sind, aus<br />

Kritik und Feedback Neues zu entwickeln, benötigen<br />

kein Change-Management. Und jene, die damit nicht<br />

umgehen können, werden es durch einen Change-<br />

Management-Prozess auch nicht erlernen.“<br />

Dass die tiefgreifende Veränderung von Strukturen,<br />

Prozessen und Verhaltensweisen auch schiefgehen<br />

kann, beweisen viele dokumentierte Misserfolge wie<br />

etwa des US-Handelsunternehmens J.C. Penny, des<br />

norwegischen Papierherstellers Norske Skog oder des<br />

dänischen Spielzeugherstellers Lego, der in seiner<br />

Hochblüte um das Jahr 2000 seinen Führungskräften<br />

so viele Freiräume bot und seine Mitarbeiter zu so vielen<br />

Experimenten ermutigte, dass der Bausteinmagnat<br />

wenige Jahre später vor dem Bankrott stand.<br />

Eine schmerzvolle Erfahrung machte auch Heini<br />

Staudinger mit seinem Unternehmen Waldviertler<br />

Schuhe. Vor einigen Jahren begann er, in der Schuhwerkstatt<br />

und in der angegliederten GEA Akademie<br />

ein soziokratisches Führungsmodell zu implementieren<br />

– und musste heuer feststellen, wie schwierig es ist,<br />

300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf diesen Weg<br />

mitzunehmen. „Der größte Feind der Veränderung ist<br />

die Gewohnheit“, sagt Staudinger, „und die hat uns<br />

fast das Genick gebrochen. Das Gewohnte zu verteidigen<br />

und zu bewahren ist ein natürlicher Instinkt<br />

des Menschen, und dagegen anzukämpfen und damit<br />

konstruktiv umzugehen ist uns bei aller Mühe nicht<br />

gelungen.“<br />

Heute weiß Staudinger, der den Change-Management-Prozess<br />

mit einer Notbremse stoppte: „Veränderung<br />

darf kein Schmäh sein. Das Mitnehmengrößerer<br />

Teile der Belegschaft verlangt eine sehr große<br />

Anstrengung, die wir auf der Führungsebene in den<br />

letzten Jahren ehrlich gesagt zu wenig ernst genommen<br />

und daher auch zu wenig aktiv betrieben haben.<br />

Change-Management funktioniert meiner Erfahrung<br />

nach nur dann, wenn Wollen und Können zusammenfallen,<br />

wenn nicht nur der Wille da ist, sondern<br />

auch die Kompetenz. Und dazu braucht es dringend<br />

externe, hochprofessionelle Begleitmaßnahmen.“<br />

Danke, Heini Staudinger, für das so wertvolle Teilen<br />

dieser Erfahrungswerte.<br />

Wojciech Czaja<br />

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© Shutterstock


Office Life<br />

© Shutterstock<br />

Wandel und Widerstand.<br />

Es gibt also keine Veränderungen<br />

ohne Widerstand. Doch woher<br />

kommen diese negativen Einwände,<br />

wenn Veränderungen angekündigt<br />

werden? Dazu haben wir Dr.<br />

Dirk Lippold befragt. Er ist Gastprofessor<br />

für Consulting, Change-Management<br />

und Marketing an der Humboldt-Universität zu<br />

Berlin. In 35 Jahren Berufserfahrung als Unternehmensberater<br />

und als Geschäftsführer einer internationalen<br />

Unternehmensberatung kam auch er immer<br />

wieder mit Veränderung und Widerstand in Kontakt.<br />

• Change-Management ist zum großen<br />

Schlagwort der Unternehmensführung geworden.<br />

Was treibt derzeit Unternehmen an,<br />

Veränderungsprozesse durchzuführen?<br />

Unternehmen beschreiten immer wieder neue Wege,<br />

um vom Fortschritt zu profi tieren, und überdenken<br />

dabei vertraute Strukturen. Doch jede Veränderung<br />

wird von einer wichtigen, einer zentralen Herausforderung<br />

begleitet: dem Widerstand der Mitarbeiter.<br />

Zunächst müssen wir zwischen den Ursachen und den<br />

Auswirkungen von Veränderungen unterscheiden.<br />

Ursachen für Veränderungen können externer und<br />

interner Natur sein. Zu den externen Ursachen zählen<br />

technologische oder sozio-demografische Entwicklungen.<br />

Interne Ursachen können Fehlentscheidungen<br />

der Vergangenheit, der Verlust eines strategischen<br />

Kunden oder Wachstumsinitiativen sein. Auswirkungen<br />

von Change-Prozessen sind Sanierung, Personalabbau,<br />

Einführung von ERP-Systemen, aber auch der<br />

Aufbau neuer Vertriebswege. Solche Veränderungs-<br />

prozesse müssen mit sinnvollen<br />

Methoden begleitet werden, um<br />

Risiken zu reduzieren. Dies treibt die<br />

Unternehmen an, Change-Management<br />

durchzuführen.<br />

• Wie groß ist die Gefahr, dass Change-<br />

Prozesse scheitern? Was sind die häufigsten<br />

Ursachen dafür?<br />

Die Gefahr, dass Change-Prozesse scheitern, ist nicht<br />

zu unterschätzen, denn jede Veränderung wird von<br />

Widerständen begleitet. Widerstand ist quasi der<br />

„Zwillingsbruder“ des Wandels. Das Fehlen von Akzeptanz,<br />

Verständnis, Qualifikation und Perspektive<br />

bei den Mitarbeitern sind die wesentlichen Motive für<br />

den Widerstand.<br />

• Angenommen, eine Mehrheit der Mitarbeiter<br />

spricht sich gegen einen Change-Prozess<br />

aus. Lassen sich größere Veränderungen auch<br />

gegen den Willen der Mitarbeiter – erfolgreich<br />

– umsetzen?<br />

Veränderungen gegen den Willen einer Mehrheit<br />

lassen sich zwar durchsetzen, aber nicht erfolgreich<br />

umsetzen. Mitarbeiter müssen aktiv in den Veränderungsprozess<br />

eingebunden werden. Sie müssen mit<br />

geeigneten Kommunikationsmitteln und -maßnah-<br />

men angesprochen werden, um ein widerspruchsfreies<br />

Bild der Veränderung zu erzeugen. Eine vertrauensvolle<br />

Kommunikation ist die Grundlage für jeden<br />

erfolgreichen Unternehmenswandel.<br />

• Sie sprechen von den drei Arten des<br />

Widerstandes gegen Veränderung.<br />

Was steckt hier dahinter?<br />

Um im familiären Bild zu bleiben kann man sagen,<br />

dass der Widerstand in der Regel drei „Väter“ hat:<br />

Der erste „Vater” ist das Nicht-Wollen. Hierbei<br />

handelt es sich um Willensbarrieren bei betroffenen<br />

Mitarbeitern. Die Angst vor Veränderung und der<br />

Wunsch, am Status quo festzuhalten, führen zu einer<br />

ablehnenden Haltung gegenüber der geplanten Veränderung.<br />

Der zweite „Vater” ist das Nicht-Können. Häufig<br />

sind es neue Technologien oder auch Defizite bei den<br />

Fremdsprachen, die zu Fähigkeitsbarrieren führen.<br />

Der dritte „Vater“ ist das Nicht-Wissen. Für den<br />

Nicht-Wissenden ist der neue Zustand ungewiss; er ist<br />

nicht davon überzeugt, dass es mit der Veränderung<br />

besser wird.<br />

• Pierre Bourdieu erklärte bereits vor der Zeit<br />

der Digitalisierung die „soziale Trägheit“, die<br />

den Wunsch zur Gewohnheit beschreibt. Gibt<br />

es Parallelen zwischen Bourdieus sozialer<br />

Trägheit und dem Widerstand in Change-<br />

Prozessen?<br />

Ja, die Parallelen sind offensichtlich: Es ist bequemer<br />

in der eigenen Komfortzone. Wozu sich also mit<br />

etwaigen Vorteilen der Veränderung auseinandersetzen?<br />

Wenn unsere Bereitschaft groß genug ist, Geld<br />

und Zeit in die persönliche Weiterbildung oder auch<br />

nur in die Informationsgewinnung zu investieren, trifft<br />

Change-Management auf fruchtbaren Boden.<br />

• Gibt es unterschiedliche Phasen, die ein<br />

Mensch durchläuft, wenn es zu einer Veränderung<br />

am Arbeitsplatz kommt?<br />

Im Allgemeinen durchlaufen Mitarbeiter sieben Phasen,<br />

die man als einen „idealtypischen“ Veränderungsprozess<br />

bezeichnen kann:<br />

Es beginnt mit einem Schock über den großen Unterschied<br />

zwischen den hohen Erwartungen und der<br />

eingetroffenen Wirklichkeit. Darauf folgt die Phase<br />

des Festhaltens, die von der Phase der Einsicht in die<br />

Notwendigkeit von Veränderung abgelöst wird. In<br />

der dann folgenden Phase stehen die Akzeptanz und<br />

damit das Loslassen im Vordergrund. Die fünfte Phase<br />

ist durch das Ausprobieren neuer Verhaltensweisen<br />

gekennzeichnet. In Phase sechs kommt die Erkenntnis,<br />

warum gewisse Maßnahmen zum Erfolg führen und<br />

andere nicht. Die letzte Phase schließlich integriert<br />

gewonnene Erfahrungen und erprobte neue Maßnahmen.<br />

• Welche Rolle spielt dabei Nachbereitung?<br />

Die Rolle der Nachbereitung kann gar nicht hoch<br />

genug eingeschätzt werden. Ein gutes Beispiel dafür ist<br />

die Post-Merger-Integration, die sich – quasi als Teil<br />

des Veränderungsprozesses bei einem Unternehmenszusammenschluss<br />

– als standardisierte Beratungsleistung<br />

verselbständigt hat. Und ohne die ist ein erfolgreicher<br />

Unternehmenszusammenschluss undenkbar.<br />

• Haben Sie in Ihrer Karriere selbst große<br />

Veränderungsprozesse erlebt und mussten<br />

mit eigenen Widerständen klarkommen?<br />

Ich selber habe zwei große Merger-Prozesse und ebenso<br />

zwei Restrukturierungsprogramme verantwortlich<br />

begleitet. Insbesondere bei den Restrukturierungen<br />

hatte ich mit meinen eigenen Widerständen zu<br />

kämpfen.<br />

© Urbschat, Berlin<br />

Prof. Dr. Dirk Lippold ist Gastprofessor<br />

an der Humboldt-Universität<br />

zu Berlin und lehrt an verschiedenen<br />

Privathochschulen Consulting &<br />

Change-Management, Marketing<br />

& Kommunikation, Personal &<br />

Organisation, Technologie- und<br />

Innovationsmanagement sowie<br />

Geschäftsprozesse.<br />

Er war drei Jahrzehnte in der Software-<br />

und Beratungsbranche tätig. Als<br />

Geschäftsführer einer internationalen<br />

Unternehmensberatung entwickelte<br />

er mit seinen Teams die Marketing-<br />

Gleichung und die Personalmarketing-<br />

Gleichung als prozessorientierte<br />

Handlungsrahmen.<br />

In seinem neuesten Buch „Die Unternehmensberatung –<br />

Von der strategischen Konzeption zur praktischen<br />

Umsetzung“ gibt er einen umfassenden Überblick.<br />

www.dialog-lippold.de<br />

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Innenarchitektur<br />

© Ronald Smits<br />

BROEINEST ADAM:<br />

Brutstätte für kreative Köpfe.<br />

© Wilmar Dik<br />

Das alte Fabrikgebäude des Broeinest ADAM<br />

im Norden Amsterdams war bis vor einigen<br />

Jahren noch ein Ort für durchtanzte Nächte<br />

und Discomusik. Nun wurde es Anfang des<br />

Sommers nach längeren Renovierungsarbeiten<br />

neu konzipiert. Getanzt wird hier immer<br />

noch, allerdings nur bei speziellen Veranstaltungen<br />

– immer dann, wenn sich Architekten,<br />

Designer und Produkthersteller treffen.<br />

Broeinest leitet sich aus dem Begriff Brutstätte ab und<br />

versteht sich als Crossover-Konzept aus Office, Schauraum,<br />

Coworking und Kreativstätte. Das Konzept<br />

dieser originellen Brutstätten kam ursprünglich aus<br />

den USA. Das jüngste Projekt Broeinest ADAM ist<br />

bereits der dritte Standort in den Niederlanden.<br />

Die hohen Wände der Fabrikhalle und das viele Licht,<br />

das durch die großzügigen Fenster fällt, lassen eine<br />

Vielzahl an Möglichkeiten der Raumgestaltung zu.<br />

Einige Teile der Fabrikhalle wurden nicht nur erneuert,<br />

sondern auch recycelt. Ein Teil des Abbruchmaterials<br />

verwandelte man durch geschickte Planung und<br />

Bearbeitung zu Türrahmen. Auf verschiedenen Ebenen<br />

wurden Begegnungszonen, Rückzugsorte, Kommunikationsräume<br />

und Plätze für aktives Entwerfen und<br />

Werken geschaffen – und das alles unter einem Dach.<br />

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© Ronald Smits<br />

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Innenarchitektur<br />

Office Life<br />

© Ronald Smits<br />

PROS:<br />

Während monotoner Arbeitsvorgänge kann<br />

schwungvolle Musik die Produktivität steigern.<br />

Bei schwierigeren Aufgaben unterstützt die richtige<br />

Musik hochkonzentriertes Arbeiten.<br />

Bürogeeignete Kopfhörer sollten kabellos sein, sind<br />

mit einem Mikrofon ausgestattet und lassen sich<br />

mit Ihrem Telefon oder Online-Kommunikationstool<br />

verknüpfen. So können die Mitarbeiter problemlos<br />

kommunizieren und haben beide Hände frei.<br />

Gute Over-Ear-Headsets arbeiten mit Noise-Cancelling.<br />

Dabei werden dank Elektronik und geräuschhemmender<br />

Materialien die Lärmquellen ausgeschlossen.<br />

Kopfhörer können dank Hightech die Sound-Qualität<br />

von Videokonferenzen erheblich verbessern.<br />

Manche Headsets bieten auch Soundmasking an.<br />

Dabei dämpfen sie die Geräusche ihrer Umgebung<br />

und überdecken diese zusätzlich mit angenehmen Umgebungsgeräuschen<br />

– beispielsweise Meeresrauschen.<br />

Jeder Berg braucht seine Spitze.<br />

„The Rock“ bildet eine Art Plattform mit drei Präsentationszonen<br />

und einem gemütlichen Café. Dort<br />

finden immer wieder Lesungen und Pop-up-Ausstellungen<br />

statt. Am „Top of the Rock“ werden regelmäßig<br />

Design-Installationen gezeigt. Ein Hingucker ist auch<br />

die kantige Skulptur eines Bären, der den Besuchern<br />

vor der Cafeteria Gesellschaft leistet.<br />

Innerhalb dieser Begegnungszonen bahnt sich ein<br />

Weg in „The Cave“. Fast wie bei Batman bieten diese<br />

Räumlichkeiten, die schon fast im Verborgenen liegen,<br />

eine Rückzugsmöglichkeit für Konferenzen und<br />

den konzentrierten Gedankenaustausch. Der roughe<br />

Look lädt den Raum emotional auf und regt dazu an,<br />

Bewegung in die Kommunikation zu bringen.<br />

Vom Garten in die Fabrik.<br />

Das Herz von Broeinest ADAM ist das „Green Office“.<br />

Wie der Name schon verrät, handelt es sich um ein<br />

richtiges Gewächshaus, das im Broeinest ein neues<br />

Aufgabenfeld gefunden hat. Die Möglichkeit der ungestörten<br />

Kommunikation erinnert nebenbei daran,<br />

Materialien und Möbel nachhaltig zu produzieren<br />

© Wilmar Dik<br />

Szenarien für das Neue Arbeiten<br />

und weiterzuverwenden. Außerdem: Wer hält schon<br />

jeden Tag ein Meeting in einem Gewächshaus ab?<br />

Architektur, die zu neuen Ideen anregt.<br />

Broeinest ADAM lockt kreative Köpfe nicht nur mit<br />

seiner imponierenden Architektur, sondern vor allem<br />

mit der Vielfalt an Materialien, Interieur-Produkten<br />

und Werkzeugen, die den Gästen zur Verfügung stehen.<br />

In der Bibliothek, die sich über zwei Stockwerke<br />

erstreckt, können sich Architekten und Designer von<br />

über 2000 Materialien inspirieren lassen. Diese Muster<br />

aus der Baars & Bloemhoff-Kollektion sind nach<br />

Farbe, Atmosphäre und Thema in offenen Fächern an<br />

den Wänden sortiert.<br />

Im Schauraum Broeinest dienen die Möbel nicht nur<br />

ihrem eigenen Verwendungszweck, sondern auch als<br />

Inspiration für Architekturprojekte. Die Partnerunternehmen<br />

von Broeinest haben damit aus dem Ort für<br />

durchtanzte Nächte eine echte Brutstätte für Interieur<br />

Design und New Work gemacht.<br />

WENN DIE STILLE<br />

ZUR MUSIK WIRD.<br />

Vor- und Nachteile von<br />

Kopfhörern im Open Office.<br />

In Teambüros oder Open Offices gibt es viele Ablenkungen.<br />

Sei es der Lärmpegel oder die laufenden Unterbrechungen<br />

durch Kollegen. Manche Mitarbeiter würden sich am liebsten<br />

in eine ruhige Ecke zurückziehen. Leider bieten aber viele<br />

Unternehmen nicht die Möglichkeiten von Silent Rooms<br />

oder Einzelbüros an. Abhilfe können Kopfhörer schaffen.<br />

Allerdings gehen die Meinungen zur Verwendung von<br />

Kopfhörern im Büro weit auseinander. Die einen sind von<br />

ihren Vorteilen überzeugt und sehen sie als unterstützendes<br />

Werkzeug im Open Office, andere wiederum sagen ihnen<br />

nach, von der Arbeit abzulenken. Wir haben die wichtigsten<br />

Pros and Contras von Headsets aufgelistet.<br />

CONTRAS:<br />

Nicht jedes Musikgenre eignet sich für konzentriertes<br />

Arbeiten. So manches Lieblingslied bewirkt genau<br />

das Gegenteil.<br />

Kopfhörer im Büro sind nicht dazu da, sich komplett<br />

von der Umwelt abzuschotten. Bleiben Sie ansprechbar<br />

für Ihre Kollegen.<br />

Aufpassen heißt es auch mit der eigenen Lautstärke.<br />

Da man sich selbst nun auch kaum mehr hört, läuft<br />

man Gefahr, zu laut für die anderen Personen im<br />

Büro zu sein.<br />

Wer von morgens bis abends seine Kopfhörer aufsetzt<br />

und jeglicher Kommunikation mit Kollegen ausweicht,<br />

wird sich auf Dauer auch unbeliebt machen.<br />

Vor allem in Teambüros ist es wichtig, von den arbeitsbezogenen<br />

Gesprächen der anderen zu profitieren.<br />

Und noch ein Tipp zum Schluss: Achten Sie auf die Wahl der richtigen<br />

Kopfhörer. Der Tragekomfort ist nicht zu unterschätzen, denn ein unangenehmes<br />

Druckgefühl im Kopfbereich mindert das Wohlbefinden und<br />

folglich auch die optimale Voraussetzung, sich zu konzentrieren.<br />

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Trendwatching<br />

GET THINGS DONE!<br />

Der Digitale<br />

Arbeitsplatz:<br />

Mit Highspeed<br />

in die Wolke.<br />

Was haben Bill Gates und Kaiser Wilhelm ll. gemeinsam?<br />

Beide waren Zeitzeugen einer Modernisierung,<br />

die einen Umbruch in ihrer Gesellschaft bedeutete.<br />

Und beide nahmen an, dass es sich dabei nur um<br />

Entwicklungen mit Ablaufdatum handeln würde.<br />

Während Kaiser Wilhelm II. prognostizierte, dass das<br />

Automobil das Pferd als Fortbewegungsmittel nicht<br />

verdrängen könne, meinte der Gründer von Microsoft,<br />

dass es sich beim Internet nur um einen Hype handle.<br />

Immer, wenn den Menschen neu entwickelte Technologien<br />

zur Verfügung stehen, brechen Strukturen auf<br />

und verändern sich. Mit dem Einzug des Internets und<br />

den mobilen Computertechnologien haben sich nach<br />

und nach die Möglichkeiten der Unternehmenskommunikation<br />

und -kollaboration enorm weiterentwickelt:<br />

Vom Telefon zur Videokonferenz, vom Postweg<br />

© Shutterstock<br />

zum E-Mail, vom E-Mail in die gemeinsame Cloud.<br />

New-Work-Arbeitsformen gehen Hand in Hand mit<br />

der fortschreitenden Digitalisierung des Arbeitsplatzes.<br />

Die Idealvorstellung des<br />

Digitalen Arbeitsplatzes?<br />

Überspitzt könnte man den Digitalen Arbeitsplatz<br />

wie folgt charakterisieren: papierlos, kabellos und<br />

bürolos! In der Praxis umfasst die Vision des Digitalen<br />

Arbeitsplatzes eine Reihe von Maßnahmen,<br />

welche die Prozesse effizienter und die Information<br />

und Kommunikation der Menschen schneller und<br />

qualitativer machen. Im Wesentlichen geht<br />

es darum, Daten-Wirrwarr zu beenden<br />

und unternehmensrelevante Applikationen<br />

und Produktivitätstools immer und<br />

überall verfügbar zu machen. Durch den<br />

digitalen Arbeitsplatz wird die gemeinsame<br />

Arbeitsweise über Grenzen hinweg<br />

gefördert. Das ermöglichen unter anderem<br />

zahlreiche Kollaborationstools wie Chatund<br />

Kommentarfunktionen, Videokonferenzen<br />

oder die Möglichkeit, Dokumente<br />

gemeinsam, ortsunabhängig und zeitgleich<br />

bearbeiten zu können. Zudem ist es möglich,<br />

Unternehmensprozesse elektronisch<br />

gestützt zu automatisieren und eLearning<br />

in Form von Wissensplattformen zur Verfügung<br />

zu stellen. Der Digitale Arbeitsplatz<br />

soll allen Mitarbeitern, Partnern und<br />

Kunden eine intuitiv nutzbare Arbeitsplattform<br />

bieten.<br />

Ab in die Cloud.<br />

Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Cloud-<br />

Computing – der Datenwolke – zu: In der Cloud<br />

werden Speicherplatz, Rechenleistung oder Anwendungssoftware<br />

zur Verfügung gestellt und Arbeitsprozesse<br />

strukturiert. Mitarbeiter haben Zugang zu<br />

allen relevanten Informationen. Produktivitäts- und<br />

Collaboration-Tools ermöglichen den Mitarbeitern,<br />

jederzeit von jedem Ort mit jedem Gerät zu arbeiten.<br />

Das eigentlich Spannende daran: Aufgaben, Projekte<br />

und Dokumente können gemeinsam online bearbeitet<br />

werden – natürlich auch standortübergreifend. Ineffiziente<br />

E-Mail Kommunikation, falsche Datenstände<br />

oder mühsame Down- und Uploadprozesse gehören<br />

der Vergangenheit an. Die cloudbasierte Datenanbindung<br />

schließt idealerweise auch führende betriebliche<br />

Überspitzt<br />

könnte man<br />

den Digitalen<br />

Arbeitsplatz<br />

wie folgt beschreiben:<br />

papierlos,<br />

kabellos, und<br />

bürolos!<br />

Informationssysteme wie ERP- oder CRM-Systeme<br />

mit ein. Diese unterstützen die Nutzer in ihrer<br />

täglichen Arbeit, beispielsweise durch das Einspielen<br />

relevanter Daten. Die Systeme halten sich jedoch<br />

geschickt im Hintergrund. Die Mitarbeiter steigen<br />

über ein benutzerfreundliches Portal in den digitalen<br />

Arbeitsplatz ein und können von jedem Ort auf alle<br />

für sie relevanten Daten zugreifen. Das können unter<br />

anderem Daten für Projekte, Arbeitsgruppen aber<br />

auch kunden- oder partnerrelevante Daten sein.<br />

Erzählen Sie Ihren Kollegen, woran Sie<br />

gerade arbeiten.<br />

Social-Collaboration-Tools fördern<br />

die Interaktion zwischen den Mitarbeitern.<br />

In (öffentlichen) Chat-<br />

Foren oder virtuellen Pinnwänden<br />

lassen sich sowohl informelle als<br />

auch formelle Informationen austauschen.<br />

Die Benutzer stellen Fragen<br />

in den virtuellen Raum, die Kollegen<br />

mit dem nötigen Know-how geben<br />

darauf Antworten. Diskussionen<br />

rund um Produkte und Dienstleistungen<br />

tragen zusätzlich zum<br />

persönlichen Wissensaufbau bei und<br />

fördern gleichzeitig Innovationen im<br />

Unternehmen.<br />

Fazit.<br />

Der Digitale Arbeitsplatz ist nicht<br />

nur eine Frage der Technologie.<br />

Es braucht auch eine Unternehmenskultur,<br />

die Veränderungen als<br />

Chance begreift, und Führungskräfte,<br />

die ihre Mitarbeiter zur Online-Zusammenarbeit<br />

motivieren. Nicht zuletzt braucht es auch ein räumliches<br />

Umfeld, das nur mehr wenig mit der klassischen<br />

Vorstellung von Büro zu tun hat.<br />

Gerade die Generation der Digital Natives fordert<br />

mehr Flexibilität und sucht bewusst nach Arbeitgebern,<br />

die ihren Anspruch nach mehr Freiheit und moderner<br />

Kommunikation berücksichtigen. Und so wird<br />

der Digitale Arbeitsplatz auch im „War for Talents“<br />

ein zunehmend wichtiges Kriterium. Für die Zukunft<br />

lässt der Digitale Arbeitsplatz noch viele Optionen<br />

offen, die bisher vielleicht noch gar nicht erkannt oder<br />

entwickelt wurden. Es ist ein sich ständig wandelnder<br />

und vor allem optimierender Prozess, der das Arbeitsleben<br />

nicht das letzte Mal verändert haben wird.<br />

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<strong>contact</strong> 15


Trendwatching<br />

Referenzstory<br />

Nützliches für<br />

den Büroalltag.<br />

© Bose Corporation<br />

Bose QuietComfort 35 II Kopfhörer<br />

Genießen Sie ein ruhiges Arbeitsumfeld mit den<br />

QuietComfort 35 II Kopfhörern von Bose.<br />

Die einzigartige Noise-Cancelling-Funktion,<br />

die störende Umgebungsgeräusche durch eine<br />

Gegenfrequenz unterdrückt, verspricht deutlich<br />

konzentrierteres Arbeiten und vermindert Lärm<br />

als Stressverursacher. Dass die QuietComfort 35 II<br />

Kopfhörer ihre Leistung bringen, zeigt deren Einsatz bei<br />

Piloten. Nun profitieren auch Arbeitsplätze am Boden<br />

von deren Ergonomie.<br />

© TGW Logistics Group<br />

Genießen Sie ein ruhiges Arbeitsumfeld mit den<br />

QuietComfort Kopfhörern von Bose.<br />

Shapr<br />

Das Tinder der Arbeitswelt.<br />

© Shapr<br />

Revolutionieren Sie den Weg, geschäftliche Kontakte<br />

zu knüpfen. Hier kommen weltweit kluge<br />

Köpfe zusammen. Die App Shapr wurde nach dem<br />

Tinder-Prinzip entwickelt, um sich mit Menschen<br />

aus verschiedensten Arbeitsbereichen zu vernetzen,<br />

auszutauschen und sich gegenseitig zu inspirieren. So<br />

funktioniert’s: Personen Ihres Interessenfeldes werden<br />

vorgeschlagen und durch Wischen wird ein Kontakt<br />

angenommen oder abgelehnt. Es bietet die Chance,<br />

in kürzester Zeit die Expertise von anderen zu nutzen,<br />

Rat einzuholen und bestenfalls langfristige Geschäftsbeziehungen<br />

aufzubauen.<br />

ZEI° – Timeular<br />

Erfassen Sie Ihren Zeitaufwand mit dem ZEI° Würfel<br />

von Timeular. Einzelbürokomfort im Großraumbüro.<br />

Ob Großkonzerne, kleine Betriebe oder Selbstständige<br />

– für alle gilt: Zeit ist Geld. Mit dem achtseitigen Würfel<br />

ZEI° wird mühelos und akkurat erfasst, wie viel Arbeitszeit<br />

in bestimmte Projekte investiert wird. Durch<br />

das Drehen des Würfels kann zwischen den Aktivitäten<br />

gewechselt werden. Eine verbundene App bereitet die<br />

Zeiterfassung in einem Terminplan und in Statistiken<br />

auf, sodass der Arbeitsablauf effizienter geplant<br />

werden kann und keine Stunde zu verrechnen<br />

vergessen wird.<br />

© TIMEULAR_ZEI°<br />

TGW Evolution Park:<br />

Die Kultur, die IT und der Raum.<br />

Der Mensch steht im Mittelpunkt. Klingt total<br />

abgedroschen, ist aber bei näherer Betrachtung<br />

die wichtigste Strategie für die Weiterentwicklung<br />

moderner Unternehmensorganisationen.<br />

Inwiefern? In einer sich extrem<br />

dynamisch verändernden Arbeitswelt geht es<br />

darum, die Effizienz der Organisation hoch zu<br />

halten und den Mitarbeitern eine Homebase<br />

zu bieten, die auch auf der emotionalen Ebene<br />

alle Ansprüche erfüllt.<br />

Als ein international führender Anbieter von Intralogistiksystemen<br />

kennt die TGW Logistics Group,<br />

die weltweit 3.300 Mitarbeiter beschäftigt, nicht nur<br />

die enorme Dynamik der Geschäftsprozesse ihrer<br />

Kunden, sondern spürt diese auch am eigenen Leib:<br />

Aufgrund der dynamischen Geschäfts- und Personal-<br />

Entwicklung – bis zu 400 neue Mitarbeiter benötigt<br />

TGW für die Bewältigung ihres Wachstums – hat sich<br />

das Unternehmen vor knapp drei Jahren entschlossen,<br />

ein neues Headquarter in Marchtrenk bei Wels zu<br />

bauen. Bezeichnenderweise erhielt dieses den Namen<br />

TGW Evolution Park. Eröffnet wurde es im Juni<br />

2018.<br />

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<strong>contact</strong> 17


Referenzstory<br />

Ein Teil der 520 Büroarbeitsplätze ist keinen fixen<br />

Mitarbeitern zugeordnet. Insgesamt sind die Schreibtische<br />

durch das Desksharing-Konzept für ca. 630<br />

Mitarbeiter geplant, wobei viel Wert auf Ergonomie<br />

gelegt wurde: Die Bürotische sind durchwegs<br />

elektrisch höhenverstellbar als Sitz-/Steharbeitsplätze<br />

ausgestattet. Die Mittelzonen werden aktiv in den Arbeitsprozess<br />

miteinbezogen und sehr unterschiedlich<br />

genutzt: Als Rückzugsorte, Garderoben, Postfächer,<br />

Technikinseln oder für Stehbesprechungen. Klassische<br />

Besprechungsräume finden sich in verschiedenen<br />

Raumgrößen. Sie sind durchgehend mit moderner<br />

Multimediatechnik bestückt. Die größeren Räume<br />

sind dank mobiler Tischsysteme multifunktional<br />

nutzbar – u.a. für Seminar, Schulung, Konferenz oder<br />

Tagung.<br />

„Activity Garden“ – ein multifunktionales Mehrzweckareal<br />

mit 9.000 Quadratmetern, das sowohl<br />

für bewegungsorientierte Freizeitaktivitäten als auch<br />

Besprechungen im Freien oder Walk & Talk Meetings<br />

genutzt wird. Und so nebenbei können die Mitarbeiter<br />

an ausgewählten Grillplätzen gemeinsam den<br />

Arbeitstag ausklingen lassen.<br />

Mit der Konzeption der Büros wurde die Roomware<br />

Consulting beauftragt, die auf die Auswahl, Entwicklung<br />

und Konzeption von Büroräumen spezialisiert<br />

ist. Gemeinsam mit einem TGW-Projektteam und<br />

der Architektur-ARGE Harmach/Stögmüller, die für<br />

die Gebäudearchitektur verantwortlich zeichneten,<br />

wurde ein mobiles Arbeitsplatzkonzept auf ca. 11.000<br />

Quadratmetern Bürofläche umgesetzt. Durch die<br />

Anwendung dieses mobilen Konzepts ist es möglich,<br />

bis zu 630 Mitarbeiter im Bürogebäude einzuplanen.<br />

Begleitet wurde das Projekt durch einen Change-<br />

Management-Prozess, in den die Mitarbeiter in Form<br />

interdisziplinärer Nutzerteams aus unterschiedlichen<br />

Unternehmensbereichen intensiv miteingebunden<br />

wurden. „Dies war unbedingt notwendig und ein<br />

wesentlicher Schlüssel zum Gelingen des Projekts,<br />

weil wir am Anfang durchaus gegen interne Widerstände<br />

für Veränderungen kämpfen mussten“, blickt<br />

Roomware-Projektleiter Bernhard Kern auf den<br />

Beginn des Konzeptionierungs-Prozesses zurück. Und<br />

die Veränderungen für die Mitarbeiter waren durchaus<br />

bedeutend: Open-Space-Büros, aufgeteilt in mehrere<br />

größere Sektionen mit 30 bis 60 Personen, ein mobiles<br />

Desksharing-Arbeitsplatzkonzept mit einem Verhältnis<br />

Mitarbeiter/Arbeitsplatz von 1 : 1 bis zu 1 : 0,8<br />

(je nach Aufgabengruppe), sowie eine „Clean Desk<br />

Policy“, einhergehend mit einer radikalen Reduktion<br />

von Stauraum, sind einige der wichtigsten Veränderungs-Beispiele<br />

für die Bürowelt im neuen TGW<br />

Evolution Park.<br />

Die Kultur, die IT und der Raum.<br />

Hinter diesem mobilen Arbeitsplatzkonzept steht ein<br />

klares Ziel: Nämlich die Unternehmenskultur mit den<br />

modernen technologischen Möglichkeiten und einem<br />

unterstützenden räumlichen Arbeitsumfeld zu verbinden.<br />

Und somit Effizienz und Emotion in Einklang zu<br />

bringen. „Die TGW-Mitarbeiter arbeiten nach dem<br />

Prinzip des Activity Based Working. Das heißt, wir<br />

haben differenzierte, wechselnde Arbeitsumgebungen<br />

geschaffen, die je nach Aufgabe ein unterstützendes<br />

Ambiente bieten. Die aktuelle Tätigkeit bestimmt also<br />

den Ort“, erläutert Kern und zählt einige Beispiele für<br />

unterschiedliche Arbeitsszenarien auf: Desksharing-<br />

Arbeitsplätze im Open Space als Homebase für Teams<br />

und Arbeitsgruppen, an die 50 Silent Rooms für<br />

hochkonzentriertes Arbeiten, collaborative Mittelzonen<br />

für spontane Meetings, Begegnungszonen in<br />

Gang- und Empfangsbereichen, hoch technologisierte<br />

Kommunikationsräume und nicht zuletzt das<br />

Mitarbeiterrestaurant für Verpflegung, Erholung und<br />

informelle Gespräche.<br />

© TGW Logistics Group<br />

Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen des<br />

Projekts kam dem IT-Konzept – dem Digitalen Arbeitsplatz<br />

– zu. Definierte Hardware- und Softwarestandards<br />

mit Fokus auf Mobilität (ortsunabhängige<br />

Nutzung) und moderne Collaboration-Tools sorgen<br />

dafür, dass Activity Based Working auch wirklich<br />

funktioniert und gelebt werden kann. Und sie sorgen<br />

auch dafür, dass in vielen Bereichen nahezu papierlos<br />

gearbeitet wird.<br />

Keine Open-Space-Büroumgebung ohne umfassendes<br />

Akustik-Konzept: Bei TGW wurden deshalb sämtliche<br />

Materialien und Oberflächen schallhemmend<br />

ausgelegt und führen trotz offener Architektur zu<br />

einer sehr niedrigen Geräuschkulisse.<br />

„Wir sind ein dynamisches Unternehmen mit einer<br />

Wachstumsrate von 18 Prozent. Unsere komplexen<br />

Projekte für internationale Kunden können wir nur<br />

mit motivierten, leistungsbereiten Mitarbeitern umsetzen.<br />

Der TGW Evolution Park bietet die optimale<br />

Umgebung, um im Team erfolgreich zu sein“, freut<br />

sich Harald Schröpf, CEO der TGW Logistics Group,<br />

über die moderne Bürowelt bei TGW.<br />

Das Unternehmen geht dabei noch einen Schritt<br />

weiter, um Kultur und Raum zu verbinden: Nach dem<br />

bereits realisierten eigenen Fitness-Center, wird zurzeit<br />

gerade die betriebliche Kinderbetreuung (Krabbelstube,<br />

Kindergarten und alterserweiterte Gruppe)<br />

integriert, um das Angebot zur Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie weiter auszubauen. Nicht zuletzt<br />

soll auch noch der Outdoorbereich stärker miteinbezogen<br />

werden: In den nächsten Monaten entsteht ein<br />

© TGW Logistics Group<br />

© TGW Logistics Group<br />

Bürofläche: ca. 11.000 m²<br />

Gebäudearchitektur: ARGE Harmach/<br />

Stögmüller<br />

Bürokonzeption:<br />

Möblierung:<br />

Roomware Consulting<br />

Bene, Hali, Neudörfler,<br />

Wiesner-Hager<br />

18 <strong>contact</strong><br />

<strong>contact</strong> 19


Büros aus aller Welt<br />

Das neue<br />

Frauenzimmer.<br />

„Eine Frau muss Geld und ein eigenes Zimmer haben, wenn sie Romane<br />

schreiben will“, sagte die im Londoner Stadtteil Bloomsbury lebende Schriftstellerin<br />

Virginia Woolf. Ihre Worte hallen lange nach: Genau hier wird der europaweit<br />

erste Coworking Space für Frauen betrieben. Zu Besuch im The AllBright.<br />

Mitten im Londoner Zentrum, nur wenige Schritte<br />

vom British Museum und von den berühmten Theatern<br />

des West End entfernt, befindet sich das poshe<br />

Künstler- und Boutiquenviertel Bloomsbury. Enge<br />

Gässchen mit Pflastersteinen, cremefarben lackierten<br />

Schaufenstern und junger, britischer, darin ausgestellter<br />

Designermode prägen das seit Jahren gehypte<br />

Viertel. Hinter einer der ziegelroten Backsteinfassaden<br />

jedoch, 11 Rathbone Place, verbirgt sich eine einzigartige<br />

Besonderheit. Handelt es sich bei dieser Immobilie<br />

doch um einen Ort, der nur seltenst von Männern, in<br />

aller Regel dafür von selbstständig arbeitenden Frauen<br />

aus allen möglichen beruflichen Sparten aufgesucht<br />

wird. The AllBright, so der offizielle Name des rund<br />

400 Quadratmeter großen, fünfstöckigen Townhouses,<br />

ist Europas erster Coworking Space für Frauen.<br />

„Die Idee dazu hatte ich vor einigen Jahren, als wir uns<br />

über die berufliche Situation von Frauen unterhalten<br />

haben“, sagt Debbie Wosskow, Co-Gründerin und<br />

Geschäftsführerin des 2016 eröffneten The AllBright,<br />

das sie gemeinsam mit ihrer Business-Partnerin<br />

Anna Jones leitet. „Denn die statistischen Zahlen in<br />

Großbritannien sind wirklich besorgniserregend.“ In<br />

Führungspositionen gebe es demnach sechsmal weniger<br />

Frauen als Männer – und das, obwohl jede zehnte<br />

Frau am liebsten selbstständig arbeiten oder gerne ein<br />

Unternehmen führen würde. Hinzu kommt, dass die<br />

Zahl der britischen Gründerinnen seit rund 20 Jahren<br />

stagniert. „Das ist ein erschreckendes Zeugnis. Also<br />

© Tim Bishop<br />

20 <strong>contact</strong><br />

© Taran Wilkhu<br />

© Taran Wilkhu<br />

<strong>contact</strong> 21


Büros aus aller Welt<br />

haben wir beschlossen, diesem Umstand ein Ende zu<br />

bereiten und einen Coworking Space zu eröffnen, in<br />

dem die Frauen miteinander ins Gespräch kommen<br />

und sich beruflich vernetzen können.“<br />

Die genaue Zahl der aktuell eingetragenen Mitgliederinnen<br />

will Wosskow für sich behalten. Und verrät nur<br />

so viel: „Wir hatten ursprünglich vor, innerhalb eines<br />

Jahres 1.000 Mitgliedschaften zu lukrieren. Doch zu<br />

unser aller Überraschung war die Zahl der Registrierungen<br />

bereits nach einem einzigen Tag erreicht. Wir<br />

haben es nicht fassen können!“ Mittlerweile ist der<br />

Andrang auf den ungewöhnlichen Coworking Space<br />

im Herzen Londons so groß, dass ein eigens eingerichtetes<br />

Komitee aus insgesamt 16 Frauen aus allen<br />

Anwärterinnen die künftigen Mieterinnen auswählt<br />

und auf diese Weise für einen stets ausgewogenen<br />

Business-Mix sorgt.<br />

Eine Jahresmitgliedschaft im The AllBright kostet<br />

750 Pfund, also rund 850 Euro. Hinzu kommt eine<br />

einmalige Einschreibgebühr in der Höhe von 300<br />

Pfund (340 Euro). Frau bekommt dadurch nicht nur<br />

Zutritt zu Café, Lounge und unterschiedlich gestalteten<br />

Arbeitstischen und Konferenzräumen, sondern<br />

kann auch an den in der Mitgliedschaft enthaltenen<br />

Dienstleitungen teilhaben. Dazu gehören regelmäßige<br />

Vernetzungstreffen, die sogenannte The AllBright<br />

Academy oder etwa der monatlich stattfindende The<br />

AllBright Club, bei dem Gründerinnen und junge<br />

Selbsttätige etablierten, erfolgreichen Unternehmerinnen<br />

begegnen und sich mit ihnen auf Augenhöhe<br />

austauschen können. Erfraulicher Aspekt am Rande:<br />

Jedes Jahr werden 23 geförderte Coworking-Plätze<br />

an jene Frauen vergeben, die sich eine Mitgliedschaft<br />

sonst nicht leisten könnten.<br />

„Dieser Coworking Space besteht nicht nur aus<br />

Ziegeln und Mörtel, sondern ist in erster Linie ein<br />

© Taran Wilkhu<br />

Symbol, eine Metapher für das in diesen Räumen gelebte<br />

Miteinander“, sagt Wosskow. „Wir haben Frauen<br />

aus allen Ländern, allen Ethnien und allen beruflichen<br />

Hintergründen. Und das Allerwichtigste ist, dass wir<br />

hier nicht nebeneinander, sondern wirklich miteinander<br />

arbeiten. Wir legen größten Wert darauf, voneinander<br />

zu lernen. Dazu gehört auch, dass wir unseren<br />

Mitgliederinnen ein sehr professionelles Mentoring-<br />

Programm anbieten.“<br />

Aber natürlich, meint Wosskow in einem Radio-Interview<br />

mit dem britischen Sender Monocle, das Anfang<br />

Oktober ausgestrahlt wurde, habe sie sich auch um das<br />

materielle Innenleben hinter all den Ziegeln und Mörtelfugen<br />

gekümmert. Der Fokus der Inneneinrichtung<br />

richtet sich auf klassische britische Eleganz in Schwarz-<br />

Weiß, unterschiedlichen Grautönen und einigen kräftigen<br />

Farbtupfern. Hinzu kommen Plüsch, Messing<br />

und satte, dunkle Hölzer. „Und natürlich darf auch<br />

ein bisschen Glamour nicht fehlen“, so Wosskow. „Die<br />

Gestaltung spielt eine große Rolle, weil sie die Mission<br />

dieses Coworking Spaces mitprägt und die Ideen und<br />

Werte, für die wir stehen, anschaulich macht. Daher<br />

© Taran Wilkhu<br />

haben wir Wert darauf gelegt, dass The AllBright einen<br />

reifen und erwachsenen Eindruck vermittelt – ganz<br />

ohne Pink und Pastell.“<br />

Die meisten der hier vorzufindenden Möbel wurden<br />

von Frauen entworfen. Die Kunst an den Wänden<br />

stammt ebenfalls von Frauen. Der Wein stammt von<br />

Winzerinnen aus der ganzen Welt. Es gibt eine Küchenchefin,<br />

die Woche für Woche neue Menüs kreiert,<br />

Yogalehrerinnen, die im Gymnastikraum für den körperlichen<br />

Ausgleich sorgen, sowie nationale und internationale<br />

DJanes, die an manchen Abenden Loungeoder<br />

Tanzmusik auflegen. „Wir wollen die Frauen vor<br />

den Vorhang holen und auf diese Weise aufzeigen, in<br />

wie vielen Bereichen Frauen heute schon federführend<br />

tätig sind.“ Aktuell geht es im The AllBright recht<br />

stressig zu. Anna Jones und Debbie Wosskow fliegen<br />

alle zwei Wochen nach Los Angeles, um ihr nächstes<br />

Projekt zu begleiten. Im Frühjahr nächsten Jahres wird<br />

dort The AllBright II seine Pforten öffnen.<br />

The AllBright ist kein Einzelfall. Zumindest nicht<br />

im anglo-amerikanischen Raum. Mit Clubs und<br />

Coworking Spaces wie etwa The Riveter in Seattle<br />

und Los Angeles sowie The Wing mit Niederlassungen<br />

in Manhattan, Brooklyn, Washington D.C., San<br />

Francisco und West Hollywood nimmt die Zahl der<br />

konzentrierten Frauenpower von Monat zu Monat zu.<br />

Weitere Spaces in Denver, Dallas, Houston, Chicago<br />

und Minneapolis befinden sich bereits in Planung.<br />

Einige weitere Entwicklungen, hört man zwischen den<br />

Zeilen heraus, werden vorerst noch geheim gehalten.<br />

Fragt sich nur: Gibt es denn gar keinen Hauch von<br />

Herrlichkeit in diesen durch und durch weiblich<br />

geprägten Gemäuern? Die Codes und Spielregeln werden<br />

von Space zu Space unterschiedlich gehandhabt.<br />

Und während in einigen Coworking Spaces Männern<br />

der Zutritt streng verwehrt wird, werden sie andernorts<br />

herzlich willkommen geheißen. Auf einem der<br />

schwarz-weiß gestreiften Sofas hat gerade ein junger<br />

Mann Patz genommen, iPhone-Stöpsel im Ohr, vereinbart<br />

gerade einen Besprechungstermin für kommende<br />

Woche. Der Herr, klassischer Anzug, bunte Socken,<br />

weiße Sneakers, ist einer von nur wenigen männlichen<br />

AllBrightern. „Wir wollen niemanden ausgrenzen“,<br />

sagt Debbie Wosskow, „und schon gar nicht wollen wir<br />

hier einen elitären Elfenbeinturm schaffen, der nichts<br />

mit der Realität da draußen zu tun hat. Wir wollen<br />

lediglich einen Ort schaffen, an dem sich manche<br />

Frauen etwas wohler fühlen dürfen als anderswo.“<br />

Wojciech Czaja<br />

© Taran Wilkhu<br />

22 <strong>contact</strong><br />

<strong>contact</strong> 23


Work Life<br />

What's on your desk?<br />

Wundermittel<br />

Tageslicht.<br />

Tageslicht hat einen wertvollen Einfluss auf die Gesundheit und<br />

den Biorhythmus des menschlichen Körpers. Wesentlich ist es<br />

vor allem zur Steuerung unseres Hormonspiegels – es fördert die<br />

Produktion der stimmungsaufhellenden Hormone Serotonin<br />

und Noradrenalin und hilft dabei, das müde machende Hormon<br />

Melatonin sowie das Stresshormon Kortisol erheblich zu reduzieren.<br />

Die regulierende Wirkung des Tageslichts führt Arnulf Hartl,<br />

Leiter des Instituts für Ecomedicine der PMU, darauf zurück, dass<br />

unser Hormonhaushalt über das menschliche Auge beeinflusst<br />

wird. Der grundlegende Unterschied zum Kunstlicht liegt darin,<br />

dass sich das einfallende Licht je nach Tageszeit dynamisch ändert.<br />

Neben den positiven Wirkungen auf unser Wohlbefinden steigert<br />

Tageslicht unsere Leistungsfähigkeit. Wissenschaftliche Studien<br />

zeigen: Tageslicht leistet gerade bei Denkaufgaben einen wichtigen<br />

Beitrag und reduziert Stress. Mitarbeiter arbeiten um 18 Prozent<br />

effizienter, Studenten erzielen 5 – 14 Prozent bessere Testergebnisse<br />

und lernen 20 – 26 Prozent schneller. Die Nutzung der positiven<br />

Effekte von Tageslicht ist daher in Büroräumen elementar.<br />

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© Fotos: Lisi Specht<br />

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© iStock<br />

Einen Fensterplatz sichern.<br />

© Dustin Shum<br />

What’s on your desk,<br />

Henry Steiner?<br />

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04<br />

Ich habe keine Ahnung, woher der Tisch stammt. Das ist<br />

irgendein ganz normaler Bürotisch. Ich muss gestehen,<br />

zu modernen Möbeln habe ich keinen wirklichen Bezug.<br />

Die einzige Ausnahme ist der Drehstuhl. Nachdem ich sehr<br />

viel sitze, muss der Stuhl bequem und ergonomisch sein.<br />

Wie es scheint, arbeiten alle Grafi ker auf Apple-Computern.<br />

Ich auch.<br />

Der beste Stifthalter aller Zeiten ist immer noch eine leere<br />

Konservendose, in diesem Fall eine Dose Macadamianüsse.<br />

Viele Menschen verbringen den ganzen Tag<br />

am Arbeitsplatz mit künstlichem Licht und<br />

ohne Sicht nach draußen. Studien belegen<br />

jedoch: Tageslicht und Durchsicht nach außen<br />

wirken sich positiv auf unser Wohlbefinden<br />

aus und erhöhen die Leistungsfähigkeit.<br />

Die Durchsicht nach außen macht nämlich auch einen wesentlichen<br />

Unterschied. Mitarbeiter mit einem Arbeitsplatz in Fensternähe und<br />

einer guten Durchsicht nach außen berichten am seltensten über<br />

gesundheitliche Problemen. Die Ergebnisse von Studien bestätigen<br />

dies: Die Gedächtnisleistung wird um ca. 10 – 25 Prozent verbessert<br />

und Krankenhausaufenthalte dauern um 8,5 Prozent kürzer. Außerdem<br />

hält eine Durchsicht nach außen munter.<br />

Tageslicht schafft Wohlbefinden:<br />

• Schafft ein gesundes Arbeitsklima.<br />

• Steigert die Leistungsfähigkeit.<br />

• Stärkt unser Immunsystem.<br />

• Hebt die Laune.<br />

• Hilft gegen Trägheit und Müdigkeit.<br />

• Reguliert das Nervensystem.<br />

„Wir arbeiten hier auf drei Stockwerken ohne Lift, und glauben Sie mir,<br />

das hält einen fit!“ Henry Steiner erklimmt die Stiegen in den ersten Stock<br />

hoch, wo sich sein persönliches Büro befindet, und setzt sich auf einen der<br />

beiden schwarzen Stahlrohrstühle. „Was darf ich für Sie tun?“ Der jugendliche<br />

Charme des distinguierten, elegant gekleideten 84-Jährigen haut einen<br />

um, zumal der in Österreich geborene, im Zweiten Weltkrieg nach New York<br />

City emigrierte und schließlich in Hongkong gestrandete Grafiker zu den<br />

bedeutendsten und einflussreichsten Grafikdesignern der Welt zählt. Aus<br />

seinem in die Jahre gekommenen Büro in der hoch gelegen Conduit Street,<br />

einer der besten Adressen der Stadt, entstammen visuelle Identitäten für<br />

Firmen, Unternehmen, internationale Konzerne. Zu seinen berühmtesten<br />

Entwürfen zählen der IBM-Schriftzug, die Logos von Hilton und Hyatt, das<br />

unverwechselbare Unilever-U sowie das seit mehr als 30 Jahren verwendete<br />

Logo der Hongkong Shanghai Banking Corporation HSBC. Sogar manch<br />

Geldschein, der seit Jahrzehnten im Umlauf ist, wurde hier an diesem Tisch<br />

entworfen.<br />

Wojciech Czaja zu Besuch bei Henry Steiner<br />

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Ich umgebe mich gerne mit Klassikern und Stahlrohrmöbeln.<br />

Es gibt wohl keinen besseren Tisch als den Adjustable<br />

Table von Eileen Gray.<br />

Ein alter Projekttisch, der mir eines Tages zugefl ogen ist.<br />

Wenn ich große Flächen zum Arbeiten brauche, wird die<br />

Abdeckung einfach zur Seite gerollt.<br />

Ich bin ein leidenschaftlicher Sammler. Ich sammle<br />

Spielzeuge, Dosen, Flaschen, Muscheln, Eier, Eierbecher,<br />

Radios, Ventilatoren, Gummienten, singende Plastikfrösche<br />

und so weiter. Ich sammle aus Sentimentalität<br />

und Amüsement. Die Dinge machen mich glücklich.<br />

Die Skulptur stammt von einem Freund von mir.<br />

Das Bücherregal voller Bücher und Gegenstände ist<br />

weniger ein Ausdruck von Gemütlichkeit, als vielmehr<br />

von Notwendigkeit. Seit 1999 wohne ich in einem Hotel.<br />

Da ist nicht viel Platz. Deswegen landet früher oder<br />

später alles hier im Büro.<br />

11<br />

Eine Ode an meine Wahlheimat Hongkong.<br />

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Showroom<br />

Büro neu<br />

denken.<br />

Wie man aus klassischen Büros zeitgemäße Kreativstätten für moderne Arbeitsformen macht, ist die<br />

Kernkompetenz von Wiesner-Hager. Unter dem Motto ‚Think New Work‘ präsentierte Wiesner-Hager<br />

auf der diesjährigen Orgatec – Europas Leitmesse für Büro- und Objektgestaltung – Neuheiten für<br />

die unterschiedlichen Aufgaben im Arbeits- und Lebensraum Büro.<br />

yuno Office:<br />

Der raffiniert flexible Arbeitsplatz.<br />

Ebenfalls neu stellte Wiesner-Hager yuno Office auf<br />

der Orgatec 2018 vor. Ursprünglich als Stapeltisch für<br />

Kommunikationsräume konzipiert, wurde yuno für<br />

die Nutzung im Büro erweitert: Eine Multifunktions-<br />

Box lässt sich an yuno andocken und macht ihn im<br />

Handumdrehen zu einem vollwertigen Arbeitsplatz.<br />

Die Box dient als Plug-in für Strom, Netzwerk oder<br />

Ladeadapter oder auch als versperrbares Ablagefach<br />

für Utensilien und Wertsachen. Der Tisch bleibt dabei<br />

frei von Kabeln und behält seine volle Mobilität: Die<br />

in die Gestellgleiter eingebauten Mini-Rollen lassen<br />

den Tisch leicht von A nach B bewegen – zur raschen<br />

Veränderung von Bürolayouts. Damit wird der Einsatz<br />

von yuno Office auch in dynamischen, temporären<br />

Arbeitsumgebungen interessant, wie man sie zum<br />

Beispiel in Coworking Spaces oder Projektarbeitsräumen<br />

findet.<br />

etio Workbench:<br />

Freiraum für agiles Arbeiten.<br />

Mit etio hat Wiesner-Hager ein Bürotischprogramm<br />

entwickelt, das effizientes Arbeiten emotional auflädt<br />

und ein stimulierendes und energetisches Umfeld<br />

schafft. Die Bench ist das neueste Element der etio Bürotischfamilie<br />

und wird in drei Längen für vier, sechs<br />

oder acht Personen angeboten. Sie ist die Antwort auf<br />

die zunehmende Flexibilisierung in der Büronutzung:<br />

Konzentriertes Arbeiten, Kommunikation und Koordination<br />

sowie temporäre Nutzung lassen sich damit<br />

komfortabel und gleichzeitig platzsparend abbilden.<br />

m.zone Cloud und Phone Box:<br />

Ihre charmanten Begleiter im Teambüro.<br />

Mit den beiden m.zone Neuheiten verbindet<br />

Wiesner-Hager zwei wichtige Faktoren im offenen<br />

Teambüro: Kommunikation und Konzentration.<br />

Die Besprechungs-Tischgruppe m.zone Cloud dient<br />

dem unkonventionellen Informationsaustausch<br />

innerhalb eines Teams. Das textile Zierdach dient der<br />

sanften Abschirmung ohne zu beengen oder optisch<br />

auf die Tischgruppe zu drücken. Die Cloud wird<br />

mit integrierter Beleuchtung und Plug-in mobiler<br />

Technik-Devices angeboten.<br />

Als Gegenstück zur Cloud dient die m.zone Phone<br />

Box dem Rückzug für konzentriertes Arbeiten oder<br />

Telefon- bzw. Skypegespräche. Die Phone Box ist<br />

– anders als schalldichte Raum-in-Raum Konzepte –<br />

eine offene Paravent-Lösung, die durch schallabsorbierende<br />

Schaumstoff-Inlays die akustische Abschirmung<br />

zusätzlich erhöht, ohne gänzlich abgeschlossen zu<br />

sein. Die breite Auswahl an unterschiedlichen Stoffen<br />

ermöglicht eine kreative Spielwiese für das Interior<br />

Design.<br />

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Motivation neu denken: Mobilität neu denken: Arbeitsformen neu denken: Verhaltensweisen<br />

neu denken: Effizienz neu denken: Büro neu denken: www.thinknewwork.com

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