02.06.2020 Aufrufe

contact Büromagazin #27

Veränderungen können das Sprungbrett für großartige Weiterentwicklungen, aber auch der Auslöser von schwerwiegenden Misserfolgen sein. Jeder kennt dieses mulmige Bauchgefühl, wenn man nicht weiß, ob eine Entscheidung der richtige Schritt war. Veränderungen erzeugen in Unternehmen Unlustgefühle, Skepsis und Unsicherheit und stoßen daher meist auf Widerstand – ein durchdachtes Change-Management ist somit unumgänglich.

Veränderungen können das Sprungbrett für großartige Weiterentwicklungen, aber auch der Auslöser
von schwerwiegenden Misserfolgen sein. Jeder kennt dieses mulmige Bauchgefühl, wenn man nicht weiß, ob eine Entscheidung der richtige Schritt war. Veränderungen erzeugen in Unternehmen Unlustgefühle, Skepsis und Unsicherheit und stoßen daher meist auf Widerstand – ein durchdachtes Change-Management ist somit unumgänglich.

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Büros aus aller Welt<br />

haben wir beschlossen, diesem Umstand ein Ende zu<br />

bereiten und einen Coworking Space zu eröffnen, in<br />

dem die Frauen miteinander ins Gespräch kommen<br />

und sich beruflich vernetzen können.“<br />

Die genaue Zahl der aktuell eingetragenen Mitgliederinnen<br />

will Wosskow für sich behalten. Und verrät nur<br />

so viel: „Wir hatten ursprünglich vor, innerhalb eines<br />

Jahres 1.000 Mitgliedschaften zu lukrieren. Doch zu<br />

unser aller Überraschung war die Zahl der Registrierungen<br />

bereits nach einem einzigen Tag erreicht. Wir<br />

haben es nicht fassen können!“ Mittlerweile ist der<br />

Andrang auf den ungewöhnlichen Coworking Space<br />

im Herzen Londons so groß, dass ein eigens eingerichtetes<br />

Komitee aus insgesamt 16 Frauen aus allen<br />

Anwärterinnen die künftigen Mieterinnen auswählt<br />

und auf diese Weise für einen stets ausgewogenen<br />

Business-Mix sorgt.<br />

Eine Jahresmitgliedschaft im The AllBright kostet<br />

750 Pfund, also rund 850 Euro. Hinzu kommt eine<br />

einmalige Einschreibgebühr in der Höhe von 300<br />

Pfund (340 Euro). Frau bekommt dadurch nicht nur<br />

Zutritt zu Café, Lounge und unterschiedlich gestalteten<br />

Arbeitstischen und Konferenzräumen, sondern<br />

kann auch an den in der Mitgliedschaft enthaltenen<br />

Dienstleitungen teilhaben. Dazu gehören regelmäßige<br />

Vernetzungstreffen, die sogenannte The AllBright<br />

Academy oder etwa der monatlich stattfindende The<br />

AllBright Club, bei dem Gründerinnen und junge<br />

Selbsttätige etablierten, erfolgreichen Unternehmerinnen<br />

begegnen und sich mit ihnen auf Augenhöhe<br />

austauschen können. Erfraulicher Aspekt am Rande:<br />

Jedes Jahr werden 23 geförderte Coworking-Plätze<br />

an jene Frauen vergeben, die sich eine Mitgliedschaft<br />

sonst nicht leisten könnten.<br />

„Dieser Coworking Space besteht nicht nur aus<br />

Ziegeln und Mörtel, sondern ist in erster Linie ein<br />

© Taran Wilkhu<br />

Symbol, eine Metapher für das in diesen Räumen gelebte<br />

Miteinander“, sagt Wosskow. „Wir haben Frauen<br />

aus allen Ländern, allen Ethnien und allen beruflichen<br />

Hintergründen. Und das Allerwichtigste ist, dass wir<br />

hier nicht nebeneinander, sondern wirklich miteinander<br />

arbeiten. Wir legen größten Wert darauf, voneinander<br />

zu lernen. Dazu gehört auch, dass wir unseren<br />

Mitgliederinnen ein sehr professionelles Mentoring-<br />

Programm anbieten.“<br />

Aber natürlich, meint Wosskow in einem Radio-Interview<br />

mit dem britischen Sender Monocle, das Anfang<br />

Oktober ausgestrahlt wurde, habe sie sich auch um das<br />

materielle Innenleben hinter all den Ziegeln und Mörtelfugen<br />

gekümmert. Der Fokus der Inneneinrichtung<br />

richtet sich auf klassische britische Eleganz in Schwarz-<br />

Weiß, unterschiedlichen Grautönen und einigen kräftigen<br />

Farbtupfern. Hinzu kommen Plüsch, Messing<br />

und satte, dunkle Hölzer. „Und natürlich darf auch<br />

ein bisschen Glamour nicht fehlen“, so Wosskow. „Die<br />

Gestaltung spielt eine große Rolle, weil sie die Mission<br />

dieses Coworking Spaces mitprägt und die Ideen und<br />

Werte, für die wir stehen, anschaulich macht. Daher<br />

© Taran Wilkhu<br />

haben wir Wert darauf gelegt, dass The AllBright einen<br />

reifen und erwachsenen Eindruck vermittelt – ganz<br />

ohne Pink und Pastell.“<br />

Die meisten der hier vorzufindenden Möbel wurden<br />

von Frauen entworfen. Die Kunst an den Wänden<br />

stammt ebenfalls von Frauen. Der Wein stammt von<br />

Winzerinnen aus der ganzen Welt. Es gibt eine Küchenchefin,<br />

die Woche für Woche neue Menüs kreiert,<br />

Yogalehrerinnen, die im Gymnastikraum für den körperlichen<br />

Ausgleich sorgen, sowie nationale und internationale<br />

DJanes, die an manchen Abenden Loungeoder<br />

Tanzmusik auflegen. „Wir wollen die Frauen vor<br />

den Vorhang holen und auf diese Weise aufzeigen, in<br />

wie vielen Bereichen Frauen heute schon federführend<br />

tätig sind.“ Aktuell geht es im The AllBright recht<br />

stressig zu. Anna Jones und Debbie Wosskow fliegen<br />

alle zwei Wochen nach Los Angeles, um ihr nächstes<br />

Projekt zu begleiten. Im Frühjahr nächsten Jahres wird<br />

dort The AllBright II seine Pforten öffnen.<br />

The AllBright ist kein Einzelfall. Zumindest nicht<br />

im anglo-amerikanischen Raum. Mit Clubs und<br />

Coworking Spaces wie etwa The Riveter in Seattle<br />

und Los Angeles sowie The Wing mit Niederlassungen<br />

in Manhattan, Brooklyn, Washington D.C., San<br />

Francisco und West Hollywood nimmt die Zahl der<br />

konzentrierten Frauenpower von Monat zu Monat zu.<br />

Weitere Spaces in Denver, Dallas, Houston, Chicago<br />

und Minneapolis befinden sich bereits in Planung.<br />

Einige weitere Entwicklungen, hört man zwischen den<br />

Zeilen heraus, werden vorerst noch geheim gehalten.<br />

Fragt sich nur: Gibt es denn gar keinen Hauch von<br />

Herrlichkeit in diesen durch und durch weiblich<br />

geprägten Gemäuern? Die Codes und Spielregeln werden<br />

von Space zu Space unterschiedlich gehandhabt.<br />

Und während in einigen Coworking Spaces Männern<br />

der Zutritt streng verwehrt wird, werden sie andernorts<br />

herzlich willkommen geheißen. Auf einem der<br />

schwarz-weiß gestreiften Sofas hat gerade ein junger<br />

Mann Patz genommen, iPhone-Stöpsel im Ohr, vereinbart<br />

gerade einen Besprechungstermin für kommende<br />

Woche. Der Herr, klassischer Anzug, bunte Socken,<br />

weiße Sneakers, ist einer von nur wenigen männlichen<br />

AllBrightern. „Wir wollen niemanden ausgrenzen“,<br />

sagt Debbie Wosskow, „und schon gar nicht wollen wir<br />

hier einen elitären Elfenbeinturm schaffen, der nichts<br />

mit der Realität da draußen zu tun hat. Wir wollen<br />

lediglich einen Ort schaffen, an dem sich manche<br />

Frauen etwas wohler fühlen dürfen als anderswo.“<br />

Wojciech Czaja<br />

© Taran Wilkhu<br />

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