Grenzgaenger2013
Grenzgänger/Grensgangers, deutsch-niederländische Kulturzeitschrift Ausgabe 2013
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Roms
Versäumnis
Die frühe Geschichte der Region
zwischen Weener und
Winschoten ist ein heißes
Pflaster. Kulturleistungen ließen
hier schon Bronzezeitler reich
werden, und ein Stück weltumspannender
Geschichte nahm hier ihren
Anfang. Und weil Rom die falschen
Leute sandte, ist das am sonst so
einnehmenden Weltreich glatt
vorbei gegangen. Plinius – jedenfalls
„der Ältere“ – war ein Lügner. Von
dem, was sie mit den Händen dem
nicht zuletzt hätte er erfahren, dass
diejenigen, über die er sich ausließ,
weitreichende Handelsbeziehungen
unterhielten, die sicher bis in seine
Heimatstadt, vermutlich aber noch
bis weit darüber hinaus reichten.
Heute geht man davon aus, dass
Plinius die Nordseeküste des
heutigen Deutschlands und der
Niederlande, vermutlich nach einer
schweren Sturmflut besucht hat
– wenn man es denn gut mit dem
Meer abringen können, leben die
Menschen an der Nordsee, berichtete
er nach Rom. Hochmut liest
man daraus und die Arbeitsauffassung
eines Geschichtsschreibers,
der es mit der Geschichte nicht so
genau nimmt. Denn hätte er genau
hingeschaut, hätte er etwas anderes
gesehen.
Dann wären ihm die zahlreichen
Höfe aufgefallen, die im Marschland
standen. Jeder von ihnen groß genug,
um eine ausgewachsene Sippe
und bis zu vierzig Stück Vieh aufzunehmen.
Dann hätte er ein reiches
kultisches Leben vorgefunden. Und
Römer meint. Andere Stimmen
vermuten, dass er die Gegend
nur vom Boot aus in Augenschein
genommen hat – vielleicht, um sich
seine Toga im feuchten Marschgrund
nicht zu beschmutzen. Auf
jeden Fall ist ihm entgangen, was er
seinen selbstverliebten Landsleuten
sicher nicht gerne geschrieben
hätte: dass man im grünen, feuchten
Norden des Germanenlandes ohne
Sklavenheere recht gut landwirtschaften
kann. Im Römischen Reich
rund ums Mittelmeer war das deutlich
anders!