Wehrbereichskommando III Mit
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Die zerstörende Kraft dieser Wasserfluten hatte nichts gemein mit den normalen, jahresüblichen<br />
Hochwassern, sondern führte zu Schäden und Verwüstungen eines seit<br />
Jahrhunderten nicht gekannten Ausmaßes. Die Bilder des überfluteten Zwingers in<br />
Dresden, weggerissener Häuser in Weesenstein, Döbeln oder Bad Schandau oder von<br />
in den Fluten versunkener Autos und Eisenbahnen gingen um die ganze Welt.<br />
Zunächst betroffen in unserem Zuständigkeitsbereich waren Sachsen und Sachsen-<br />
Anhalt, später dann auch Brandenburg. Die für die Bewältigung von Katastrophen zuständigen<br />
zivilen Behörden erkannten rasch die Unmöglichkeit der Bewältigung der<br />
Notlage mit ihren eigenen Kräften und forderten bereits am 12. August die Unterstützung<br />
durch die Bundeswehr an. Am gleichen Tag ging unser Kommando in einen<br />
24-stündigen Schichtbetrieb von jeweils 12 Stunden pro Schicht über, die Kontakte mit<br />
den zivilen Behörden wurden aufgenommen, genauso mit unseren militärischen Partnern. Unseren Einsatz im Katastrophengebiet<br />
kann man in drei Phasen unterteilen : Reaktion, Prävention und Aufräumen. Diese Phasen verliefen jedoch nicht aufeinanderfolgend,<br />
sondern gingen ineinander über. Zunächst war Helfen, Retten und Bergen gefordert, die im Raum stationierten Kräfte der<br />
13. Panzergrenadierdivision, vor allen Dingen deren Pioniere, trugen hier die Hauptlast der Aufträge, neben den eingesetzten Hubschraubern<br />
aus der gesamten Bundeswehr.<br />
785 Einsätze zur Bergung von Personen mit Hilfe von Winden wurden geflogen, Krankenhäuser wurden evakuiert, Kulturgüter in<br />
Schutz gebracht und zivile Transporte unterstützt. Wo das Hochwasser über die Deiche trat, oder sogar Deiche brachen, mussten<br />
Hilfs- und Rettungsmaßnahmen unterstützt werden. Aufgrund der unmittelbaren Gefahren herrschte hoher zeitlicher Druck.<br />
Gleichzeitig wurde in weiten Bereichen begonnen, präventive Maßnahmen durchzuführen, wie beispielsweise Deiche durch Sandsackbarrieren<br />
zu erhöhen oder sogar Deichabschnitte durch Pioniere völlig neu zu bauen. Je weiter man örtlich vom Ursprung des<br />
Hochwassers entfernt war, desto mehr Zeit für solche Arbeiten stand zur Verfügung, allerdings eher Stunden und wenige Tage, als<br />
Wochen.<br />
Und dort, wo das Hochwasser bereits abgelaufen war, konnte geholfen werden, die Schäden zu beseitigen. Dies reichte vom Bau<br />
von Behelfsbrücken, der Demontage zerstörter Infrastruktur, bis hin zum Entfernen von Unrat oder völlig verdrecktem und durchnässtem<br />
Treibgut aus Gärten, Häusern und Anlagen.<br />
Die im Raum befindlichen Kräfte reichten für die Durchführung dieser Aufgabe bei weitem nicht mehr aus und wurden durch Kräfte<br />
aus der gesamten Bundeswehr ergänzt, teilweise in bestens organisierten Verbänden zugeführt, teilweise nur mit Bussen losgeschickte<br />
„Einzelkämpfer“, die aufgefangen und eingegliedert werden mussten.<br />
Von einigen Hundert Mann mit Beginn der Katastrophe wuchs der durch das WBK <strong>III</strong> zu führende Personalumfang am 20. August<br />
auf 17.000 Männer und Frauen in Uniform auf, um dann langsam wieder abzusinken.<br />
In dieser Zeit war ich fast täglich im Katastrophengebiet unterwegs, um ein persönliches Lagebild zu gewinnen, Anregungen und Forderungen<br />
aufzunehmen, um sie abends bei den Lagebesprechungen im Stab WBK <strong>III</strong> in Erfurt umsetzen zu können. Der Stab hatte alle<br />
Hände voll zu tun, um zusammen mit den unterstellten VBK und den truppenstellenden und unterstützenden Kommandobehörden,<br />
Dienststellen, Verbänden und Einheiten Prioritäten festzulegen, die Einsätze zu koordinieren und wirtschaftlich sinnvoll zu gestalten,<br />
sowie Forderungen nach materieller und personeller Unterstützung zu formulieren und an die zuständigen Stellen weiter zu leiten.<br />
Eng und vertrauensvoll musste mit den für die Führung zuständigen zivilen Behörden zusammengearbeitet werden, wenngleich<br />
diese manchmal die Führungsverantwortung ganz gerne der Truppe übergeben haben.<br />
Natürlich lief nicht alles reibungslos, wir haben auch Fehler gemacht und Schwachstellen<br />
erkennen müssen, doch insgesamt gesehen waren es vier Wochen, die unser<br />
Kommando zusammengeschweißt haben und nach denen wir zu Recht Stolz auf unsere<br />
Leistung sein konnten.<br />
Allen im Kampf gegen das Hochwasser eingesetzten Kräften, ob Bundeswehr oder<br />
anderen wie Feuerwehren, THW, zivilen Helfern, gehört uneingeschränkt Respekt<br />
und Anerkennung für die erbrachten Leistungen. Trotz der Gefahren, der körperlich<br />
äußerst anstrengenden Arbeiten und der Belastungen durch Hitze, da seit dem 14. August<br />
schönstes Sommerwetter herrschte, und eines bisweilen unbeschreiblichen