ADAC Urlaub Juli-Ausgabe 2020 Überregional
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Salzkammergut Inspiration<br />
Und dann kam der Regen.<br />
Wie aus Eimern schüttet<br />
er nun aus dunklen<br />
Wolken. Fünf Paddler<br />
stehen auf bunten Brettern<br />
auf dem See, drei Erwachsene<br />
und zwei Kinder. Sie tragen Badehosen<br />
und Bikinis. Das Element<br />
umhüllt sie jetzt komplett: Wasser<br />
über ihnen, hoch bis in den Himmel,<br />
Wasser auf ihrer Haut und Wasser<br />
unter ihnen, 67 Meter tief, glasklar<br />
und weich. Der Fuschlsee im österreichischen<br />
Salzkammergut glitzert<br />
bei Sonnenschein so türkis wie ein<br />
Gletschersee. Jetzt aber hat der plötzliche<br />
Sommerguss das vier Kilometer<br />
lange Gewässer grau gefärbt und<br />
aufgepeitscht. „Gleich sind wir da“,<br />
ruft der Stand-up-Paddel-Trainer<br />
der vierköpfigen Familie zu. Tropfen<br />
perlen von den Gesichtern, aber<br />
das ist nur der Regen: Ava (13) und<br />
Leander (6) würden nicht weinen<br />
wegen eines kleinen Wolkenbruchs.<br />
Berge bieten eben immer Aufregung,<br />
und genau dafür sind die Kinder ja<br />
hier: Alpen, Almen und Abenteuer.<br />
Stand-up-Paddeln, Bergwandern,<br />
Almschule und „Träumen unter<br />
Bäumen“ im Hängezelt im finsteren<br />
Forst – der Kurzurlaub von Familie<br />
Hagenbach ist vollgepackt mit<br />
Action und Abenteuer. Die Hagenbachs,<br />
das sind Eva und Udo, mit<br />
Schulkind Ava und Kindergartenkind<br />
Leander. Also keine Truppe für<br />
extreme Wanderungen, Bergsteigen<br />
oder Überlebenstrainings in der<br />
Wildnis – aber dennoch eine Familie<br />
mit viel Reiseerfahrung, die es aktiv<br />
mag und auch ein wenig aufregend.<br />
Auf die Suche danach machen sich<br />
die Hagenbachs im Salzburger Land.<br />
Wie bei Heidi und Peter<br />
Am Tag nach dem Paddeln kultivieren<br />
die Eltern einen zünftigen Muskelkater<br />
im Rücken, da hat auch die<br />
schöne Sauna im Hotel Ebners Waldhof<br />
direkt am See nichts geholfen.<br />
Auf der Rückbank des Mietwagens<br />
schwärmen die Kinder noch immer<br />
vom Abenteuer auf dem See, als der<br />
Vater den Mietwagen dort abstellt,<br />
wo die Straße hinter Hintersee nicht<br />
mehr weiterführt. Alle stecken die<br />
Füße kurz in den eiskalten Lämmerbach,<br />
dann schnürt die Familie ihr<br />
Gepäck für eine Nacht und wandert<br />
los. Der Bach plätschert und rauscht,<br />
als ein hoher Wasserfall auftaucht:<br />
„Da, ein Biber!“, ruft Eva, sofort<br />
flitzen die Kinder los. Doch schon<br />
ist das Tier verschwunden. War das<br />
echt ein Biber? Oder ein Iltis oder<br />
ein Dachs? Die vier Städter sind sich<br />
Mittagspause<br />
Lisi Matieschek<br />
bereitet auf der<br />
Mayerlehenhütte<br />
(oben) regionale<br />
Schmankerl zu<br />
nicht sicher. Dafür erkennen sie das<br />
Meckern der Ziegen und das Läuten<br />
der Kuhglocken, als sie nach einer<br />
Stunde Wanderung die Gruberalm<br />
erreichen: ein Meer von Pusteblumen,<br />
lila Klee und gelben Blüten.<br />
Dahinter formen die Bergflanken<br />
ein steiles, grüngraues Halbrund wie<br />
ein gigantisches Amphitheater. Hier<br />
stehen drei Holzhütten, die oberste<br />
ist die urige Mayerlehenhütte. „Seit<br />
100 Jahren bewirtschaftet“ steht dort<br />
auf vergilbtem Holz.<br />
Die Sennerin ist eine blonde Frau<br />
in rot-weißem Dirndl. Lisi Matieschek<br />
führt die Almhütte den Sommer<br />
über, ihr Mann bewirtschaftet<br />
den eigentlichen Hof im Tal. Gerade<br />
heute ist der erste Almauftrieb, und<br />
der Einzige, der ihr hilft, ist Georg,<br />
der zwölfjährige Sohn eines Vetters.<br />
Familie Hagenbach setzt sich vor die<br />
Almhütte und bewundert das Schauspiel,<br />
wie Lisi und Georg die braungescheckten<br />
Kühe mit Mühe über<br />
den Bach treiben, in den Talkessel<br />
hinein. „Seht ihr“, sagt der Vater<br />
zu den Kindern, „das ist nicht so<br />
wie bei Heidi und Peter hier, so ein<br />
4/<strong>2020</strong> <strong>ADAC</strong> URLAUB 25