Untitled - Koller Auktionen
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68<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
Hochbedeutendes, als „Rarissima“ zu bezeichnendes Damenbureau von<br />
perfekter Qualtiät und Eleganz.<br />
Ein nahezu identisches, von B. Van Risenburgh signiertes Damenbureau mit<br />
teils identischen Bronzen, identischer Formgebung, gleicher Inneneinteilung<br />
mit analoger Marketerie und mit sehr ähnlichem Dekor war Bestand der<br />
Sammlung B. Steinitz in Paris. Es ist abgebildet in: T. Wolvesperges, Le meuble<br />
en laque au XVIIIe siècle, Brüssel 2000; S. 117 (Abb. 69).<br />
Die Bezeichnung „vernis Martin“ geht auf die Malerdynastie Martin zurück, deren<br />
Mitglieder den Titel „Vernisseur du Roy“ trugen. Eigentlicher Chef „du Clan“<br />
und Begründer der berühmten Werkstatt ist Guillaume Martin (1689 Paris 1749).<br />
Er führte sein Atelier in der Grande Rue du Faubourg Saint-Denis, wo er zusammen<br />
mit seinem Bruder Etienne-Simone (1703 Paris 1770) tätig war. Auch die<br />
anderen Familienangehörigen, Robert (1706 Paris 1765), Guillaume-Jean (1710<br />
Paris 1770) und Julien (gest. 1765), arbeiteten im florierenden Atelier. Aus den<br />
Jahren 1710 bis 1730 sind nahezu keine Quellen vorhanden, jedoch lässt sich<br />
Folgendes festhalten, was den Aufstieg belegt: zum einen die Entwicklung der<br />
beruflichen Bezeichnung von Gillaume Martin, vom „vernisseur en verny de la<br />
Chine tant sur bois, ebenne, yvoir qu’autres tant pour toilette de femmes qu’autres<br />
ouvrages“, zum „maistre vernisseur“, „maistre peintre“ und „maistre peintre<br />
vernisseur“ bis zum Titel „vernisseur du Roy“ 1725, nachdem Guillaume den<br />
1139 (Detail)<br />
1139 (Seitenansicht)<br />
„weissen Firnis“ erfunden hatte - einen hellen, besonders durchsichtigen Lack.<br />
Dieser Titel wurde im 18. Jahrundert nur noch zwei weiteren Künstlern vergeben,<br />
A. Vincent und D. Aubert. Später schuf das Atelier Martin die Lackfarben „beau<br />
bleu de Prusse“, „petit vert“ und „jonquille“ (die Farbe unseres Bureaus).<br />
In den 1710er und 1730er Jahren fertigte das Atelier vor allem Encoignuren und<br />
Kommoden. Auffällig dabei ist die Tatsache, dass die Inventare die Möbel jeweils<br />
ohne Bronzezierrat erwähnen und somit der Schluss naheliegt, dass die Möbel einem<br />
„marchand-mercier“ - die Quellen erwähnen J. Hébert und R. Révérend - geliefert<br />
wurden, der sie mit Bronzen schmückte. Diese Möbel werden in den Quellen<br />
meist mit „peint en la Chine“ bezeichnet und zeigen die grosse Vorliebe des<br />
Hochadels für exotische Themen.<br />
Die Jahre 1730 bis 1749 waren ungemein erfolgreich; das Atelier Martin lieferte<br />
1737 dem Königshaus eine von J. Hébert vermittelte Kommode (heute Bestand der<br />
Sammlungen des Musée du Louvre). Wenige Monate später folgten zwei<br />
Encoignuren, eine mit passender „tablette“ (im „Garde Meuble“ mit Nummer 522<br />
und 523 notiert), und ein „clavecin“ für Mesdames in Versailles. Die wohl berühmtesten<br />
Möbel, eine Kommode und ein Paar Encoignuren in Blau/Weiss (heute<br />
Bestand der Sammlungen des Musée du Louvre, Inventarnr. OA 11292) - mit<br />
identischer Formgebung und Bronzezierat sowie auch von M. Criard signiert -,<br />
wurden ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem bedeutendsten „marchand-mercier“<br />
der Epoche für das Königshaus gefertigt. Das im Todesjahr von Guillaume Martin<br />
verfasste Inventar zeigt in eindrücklicher Weise den Erfolg des Ateliers: Neben der<br />
schier unglaublichen Anzahl an Möbeln fällt vor allem die Vielfalt auf -<br />
Kommoden, Poudreusen, Encoignuren und Tische sowie Dosen, Schatullen,<br />
Paravents, Sänften und Kutschen.<br />
Interessant ist auch die Zusammenarbeit zwischen den Martins und den bedeutendsten<br />
Ebenisten der französischen Metropole. Durch familiäre Verbindung entstand<br />
eine rege Zusammenarbeit mit der Ebenistendynastie Desforges und<br />
Chevallier. Der Ruf der Familie Martin war so exzellent, dass die wichtigsten<br />
Vertreter der Ebenistenzunft die Dienste des Ateliers in Anspruch nahmen, wie z.B.<br />
B. Van Risenburgh (für eine Kommode für Königin Marie Leczinska 1737) und M.<br />
Criard.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 128-142<br />
(biogr. Angaben). A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels, München o.J.;<br />
S. 183. J.N. Ronfort / J.D. Augarde / B. Langer, Nouveaux Aspects de la vie et de<br />
l’oeuvre de Bernard (II) Vanrisamburgh, in: Estampille / L’Objet d’Art 290 (1995);<br />
S. 29-52 und 199 (biogr. Angaben).<br />
Für weitere Angaben zu B. Van Risenburgh siehe auch die Fussnote der<br />
Katalognr. 1135.<br />
CHF 500 000.- / 900 000.-<br />
(€ 323 100.- / 581 580.-)<br />
Siehe Abb.
1139 (offen)
70<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1140<br />
AMEUBLEMENT, Louis XV, in der Art von P.J. PLUVINET (Philippe-Joseph<br />
Pluvinet, Meister 1754), Paris um 1760.<br />
Bestehend aus 1 dreiplätzigen Canapé „corbeille“ und 5 grossen<br />
Fauteuils „à la reine“. Buche moulüriert und fein beschnitzt mit<br />
Blumen, Blättern und Zierfries. Geschweifter, trapezförmiger Sitz<br />
auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Flache,<br />
bogenförmig abschliessende Rückenlehne mit leicht ausladenden,<br />
gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Gold/bordeauxroter<br />
Seidenbezug mit Blumen und Blättern. 68x54x44x98 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Schlossbesitz, Hochsavoyen.<br />
- Adelsbesitz, Genf.<br />
- Auktion Galerie <strong>Koller</strong> Zürich am 2.10.2002 (Katalognr. 1142).<br />
- Schweizer Privatbesitz.<br />
Feine Folge von hoher Qualität, die durch ihre eigenwillige Blumen-Schnitzerei<br />
auf den Einfluss des P.J. Pluvinet hinweist.<br />
P.J. Pluvinet führte sein florierendes Atelier in der Rue de Cléry in Paris und<br />
belieferte die „haute société“ der französischen Metropole. Seine<br />
Handwerkskunst lässt sich auch daran erkennen, dass sich einige seiner luxuriösesten<br />
Modelle an Modellen königlicher Ebenisten wie N.Q. Foliot, J.B.<br />
Tillard und L. Delanois orientieren. Der bedeutendste Auftrag, den P.J.<br />
Pluvinet erhielt, war derjenige zur Herstellung eines 31-teiligen Ameublements<br />
für das Château de la Loire - er brachte ihm die aufsehenerregende Summe von<br />
2184 Livres ein. Zu seiner Kundschaft zählten auch der Vicomte de Froissard-<br />
Boiserie, J. Doucet und die Duchesse d’Araray im Château de Mareil-de-<br />
Guyon.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 662-664<br />
(biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français<br />
au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 373/374 (biogr. Angaben).<br />
CHF 40 000.- / 70 000.-<br />
(€ 25 850.- / 45 230.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1140<br />
1141<br />
BUREAU-PLAT, Louis XV, sign. P. PLEE (Pierre Plée, Meister 1767),<br />
Paris um 1760/65.<br />
Veilchenholz gefriest. Rechteckiges, mit braunem, goldgepresstem<br />
Leder bezogenes und in profilierten Bronzestab gefasstes Blatt auf<br />
wellig ausgeschnittener Zarge in „contour à l’arbalète“ mit hohen,<br />
geschweiften Beinen. Front mit breiter Zentralschublade, flankiert<br />
von je 1 Schublade. Gleiche, jedoch blinde Einteilung auf der<br />
Rückseite. Feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und<br />
-sabots. 165x80x78 cm.<br />
P. Plée führte sein Atelier in der Rue de la Harpe, später in der Rue de Grenelle,<br />
nach der Französischen Revolution in der Rue Saint-Victor. Er fertigte eine<br />
Vielzahl qualitativ hochstehender Möbel, die sich vor allem durch die feine<br />
und phantasievolle Marketerie auszeichneten.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 658-660<br />
(biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français<br />
au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 373 (biogr. Angaben).<br />
CHF 50 000.- / 80 000.-<br />
(€ 32 310.- / 51 700.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1142<br />
OHRENBERGERE, Louis XV, sign. L.M. LEFEVRE (Louis Michel<br />
Lefèvre, Meister 1749), Paris um 1760.<br />
Buche moulüriert und reich beschnitzt mit Blumen, Blättern und<br />
Zierfries. Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />
geschweiften Beinen. Leicht eingezogene, bogenförmig abschliessende<br />
Rückenlehne mit seitlichen Ohren, direkt in die gepolsterten<br />
Armlehnen auf geschweiften -stützen übergehend. Hellbeiger<br />
Seidenbezug mit bunten Blumen und Blättern. Sitzkissen.<br />
63x46x49x97 cm.<br />
Lit.: J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français du XVIIIe<br />
siècle, Paris 1976; I, S. 256f. (biogr. Angaben). P. Kjellberg, Le mobilier français<br />
du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 496 (biogr. Angaben).<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 1 940.- / 3 230.-)
1141
72<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1143*<br />
SCHREIBTISCH „A FLEURS“, Louis XV, sign. RVLC (Roger Vandercruse,<br />
gen. Lacroix, Meister 1755), Innungsstempel, Paris um<br />
1765.<br />
Rosen- und Veilchenholz sowie Palisander gefriest und allseitig<br />
ausserordentlich fein eingelegt mit Blumen, Blättern, Kartuschen,<br />
„cubes sans fonds“ und Zierfries. Geschweiftes, rechteckiges und<br />
in feinen, profilierten Bronzestab gefasstes Blatt mit abgerunde-<br />
1143 (Detail)<br />
1143 (Blatt)<br />
ten, vorstehenden Ecken auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />
hohen, geschweiften Beinen. In der Zarge mit rotem, goldgepresstem<br />
Leder bezogenes Auszugstablar. Seitlich 1 Schublade. Ausserordentlich<br />
feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und<br />
-sabots. 79x47x71,5 cm<br />
Provenienz: Privatsammlung, Paris.<br />
Hochbedeutendes Möbel von perfekter Qualität und Eleganz, die stupende<br />
Handwerkskunst des R. Vandercruse in exemplarischer Weise manifestierend.<br />
Ein Arbeitstisch mit aufklappbarem Plateau, identischer Formgebung, sehr<br />
ähnlichen Bronzen und Sabots sowie mit nahezu identischer Würfelmarketerie<br />
ist abgebildet in: J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français<br />
du XVIIIe siècle, Paris 1976, S. 262 (Abb. L).<br />
R. Vandercruse gehört zu den wesentlichsten Ebenisten der Transition-Epoche<br />
und trug entscheidend zur Entwicklung der Möbel hin zum Neoklassizismus<br />
bei. Seine Familie stammte ursprünglich aus Holland, er selbst wurde im<br />
Faubourg-Saint-Antoine in Paris geboren. Vater François war hier bereits als<br />
Künstler etabliert, was seinem Sohn die Möglichkeit gab, viele Freundschaften<br />
zu schliessen und wichtige Beziehungen zu anderen Kunsthandwerkern zu<br />
knüpfen, unter anderem zu Pierre II Migeon und Martin Carlin. Vandercruses<br />
Schwester Marguerite heiratete den berühmten Ebenisten Jean-François<br />
Oeben, und später, nachdem dieser gestorben war, Jean-Henri Riesener. Durch<br />
seine eigene Heirat mit Marie-Jeanne Progin wurde R. Vandercruse Schwager<br />
zweier anderer Ebenisten, Pierre Pioniez und Jean Marchand. R. Vandercruse<br />
benutzte zwei verschiedene Signaturen, „R. Lacroix“, als Übersetzung seines<br />
Namens ins französische „De la Croix“, und die Initialen RVLC, „Roger<br />
Vandercruse de la Croix“ - mit diesem Doppelnamen unterschrieb er manchmal<br />
auch Briefe und Dokumente. Ein paar seiner Arbeiten tragen beide<br />
Signaturen. 1755, möglicherweise nach dem Tod seines Vaters, übernahm R.<br />
Vandercruse das Atelier in der Rue du Faubourg-Saint-Antoine und erlangte<br />
rasch eine hohe „notoriété“. Ab 1769 war er verantwortlich für alle<br />
Bestellungen des Hofes und lieferte mehrere Möbel an verschiedene königliche<br />
Residenzen, wie zum Beispiel Kommoden für Madame Victoire und die<br />
Comtesse de Provence. Als die Revolution begann, zog sich R. Vandercruse aus<br />
dem Geschäft zurück. Er starb 1799.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 749-766<br />
(biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français<br />
au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 234-236 (biogr. Angaben). A. Pradère, Die<br />
Kunst des französischen Möbels, München o.J.; S. 281-289 (biogr. Angaben).<br />
CHF 160 000.- / 260 000.-<br />
(€ 103 390.- / 168 010.-)<br />
Siehe Abb.
1143
74<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1144<br />
LACKKOMMODE, Louis XV, sign. DUBOIS (Jacques Dubois,<br />
Meister 1742), Paris um 1760.<br />
Holz allseitig gelackt im „goût japonais“; auf schwarzem Fond<br />
polychrome Figurenstaffage in idealisierter Park- und Pagodenlandschaft.<br />
Geschweifter, trapezförmiger Korpus mit vorstehenden<br />
vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften<br />
Beinen. Front mit 2 Schubladen ohne Traverse. Ausserordentlich<br />
feine matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Mehrfach<br />
profilierte „Brèche d’Alep“-Platte. 110x50x90 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Westschweizer Schlossbesitz.<br />
- Auktion Galerie <strong>Koller</strong> Zürich am 24.6.2004 (Katalognr. 1103).<br />
- Schweizer Nachlass.<br />
1144 (Seitenansicht)<br />
1144 (Detail)<br />
Sehr bedeutende Kommode von grosser Eleganz und Qualität.<br />
Eine nahezu identische Kommode von J. Dubois wurde bei Christie’s New York<br />
am 25.5.1993 angeboten (Katalognr. 128).<br />
J. Dubois wurde 1694 in Pontoise geboren und starb 1763 in Paris. Er gehört<br />
zu den wichtigsten Ebenisten der Louis-XV-Epoche; bereits zu Lebzeiten wurde<br />
ihm höchste „notoriété“ zuteil. Er belieferte den königlichen Hof, den Hochadel<br />
und Paläste in ganz Europa. Markenzeichen seiner Werke waren harmonische<br />
Proportionen, zierliche Formen, allseitig verwendete Lackpanneaux, die ein<br />
ganzes Bild darstellen, originelle Schubladen- und Fächereinteilungen und<br />
ausserordentlich feine Bronzebeschläge. Obwohl er erst 1742 die Meisterwürde<br />
erlangte, war seine Produktion schon während der 1720er Jahre sehr erfolgreich;<br />
er schuf sich zu dieser Zeit in seinem Atelier im Faubourg-Saint-Antoine<br />
die Basis seiner „grande renommée“. Seine Laufbahn wird von einer Reihe<br />
meisterlicher Werke gekennzeichnet, die in einer beispielhaften Weise darstellen,<br />
wie perfekt J. Dubois die Herstellung feinster Marketerien in edlen Hölzern<br />
und die Verarbeitung von Lacken verschiedenster Herkunft beherrschte. Er<br />
wusste sich einer breiten Palette der Stile zu bedienen und arbeitete im Stil<br />
Louis XV genauso sicher wie im darauffolgenden neoklassizistischen Stil.<br />
P. Kjellberg schreibt über den „style Dubois“: „Il se confond avec le style rocaille<br />
dont le célèbre ébéniste reste un des maîtres les plus remarquables. La<br />
rocaille est essientiellement présent dans le dessin des bronzes que Dubois<br />
utilise en abondance pour orner ses meubles. Si elle est portée à son paroxysme,<br />
elle apparaît partout aileurs relativement plus mésurée, plus sage mais<br />
toujours lyrique, harmonieuse, pleine d’invention. Ces bronzes sont d’une<br />
exécution irréprochable. A la différence de BVRB (Bernard II Van Risenburgh),<br />
habituellement plus sobres, et de ceux de Joseph, plus étirés, ils adoptent un<br />
rythme syncopé, très mouvementeé, fait de courbes et de contre-courbes assez<br />
courtes, qui se répondent, se heurtent, se chevauchent comme des vagues.<br />
Souvent luxuriants, ils ornent et encadrent les panneaux des commodes, des<br />
encoignures, des bureaux de pente, aussi bien que les tiroirs des bureaux plats.<br />
Aux rinceaux rocailles s’ajoutent très souvent des motifs végétaux. Des guirlandes<br />
de fleurs très naturalistes apparaissent ainsi sur la face de certaines<br />
grandes commodes. Fleurs et feuillages s’accrochent aussi aux angles de la<br />
plupart des meubles. Le développement considérable de ces arêtes en bronze,<br />
qui prolongent les chutes jusqu’aux sabots, constitue un autre trait caractéristique<br />
de la manière de l’ébéniste.“ in: Le mobilier français du XVIIIe siècle,<br />
Paris 1989; S. 267-277.<br />
Lit.: J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe<br />
siècle, Paris 1976; I, S. 94/95 (biogr. Angaben). A. Pradère, Die Kunst des<br />
französischen Möbels, München o.J.; S. 169-175 (biogr. Angaben).<br />
CHF 80 000.- / 140 000.-<br />
(€ 51 700.- / 90 470.-)<br />
Siehe Abb.
1144
76<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1146<br />
1145<br />
1145*<br />
FOLGE VON 6 STÜHLEN „A LA REINE“, Louis XV, Paris um 1750.<br />
Buche fein beschnitzt mit Muscheln, Blättern und Zierfries.<br />
Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener<br />
Zarge mit geschweiften, durch Kreuzsteg verbundenen Beinen.<br />
Flache, jochförmig abschliessende Rückenlehne. Joncbezug und<br />
dunkelgrünes Ledersitzkissen. Leicht unterschiedlich. Ergänzungen.<br />
47x42x46x93 cm.<br />
Provenienz: Ehemals Sammlung Gustav Zumsteg, Zürich.<br />
CHF 4 000.- / 7 000.-<br />
(€ 2 580.- / 4 520.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1146<br />
BOULLE-PENDULE mit Sockel, Louis XIV/Louis XV, das Zifferblatt<br />
und Werk sign. CHARLES BALTAZARD A PARIS (Henri<br />
Charles Baltazard, gen. Charles Père l’ainé, Meister 1717), Paris um<br />
1710/20.<br />
Braunes Schildpatt allseitig ausserordentlich fein eingelegt mit<br />
gravierten Messingfilets in „première partie“ und „contre partie“.<br />
Trapezförmiges Gehäuse mit Posaune spielendem Engel als Aufsatz<br />
auf durchbrochenem, sich nach unten markant verjüngendem<br />
Volutensockel. Fein reliefiertes Bronzezifferblatt mit 12<br />
Emailkartuschen für römische Stundenzahlen. Ankerwerk mit<br />
1/2-Stundenschlag auf Glocke. 45x28x127 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
Feine Prunkpendule von grosser Qualität und Eleganz, die vor allem durch die<br />
„gewagte“ Formgebung des Sockels besticht.<br />
Lit.: P. Kjellberg, La pendule française du Moyen Age au XXe siècle, Paris<br />
1998; S. 58 (eine Pendule mit nahezu identischem Sockel). H.L. Tardy,<br />
Dictionnaire des horlogers français, Paris 1972; S. 26 (biogr. Angaben).<br />
CHF 8 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 170.- / 9 050.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1147*<br />
1 PAAR GROSSE APPLIKEN, spätes Louis XV, Paris, Ende 19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Blätterförmige Wandplatte mit<br />
3 geschweiften Lichtarmen mit blätterförmigem Tropfteller und<br />
blütenförmiger Tülle. Elektrifiziert. H 48 cm.<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 970.- / 1 620.-)
1148*<br />
1 PAAR GIRANDOLEN MIT PORZELLANFIGUREN, Louis XV,<br />
die Figuren Meissen, die Blumen Manufacture de Vincennes, Paris<br />
um 1750/60.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet sowie polychrom bemaltes Porzellan.<br />
Auf durchbrochenem Volutensockel stehende, Leier spielende<br />
Frau bzw. Dudelsack spielender Mann und 3 blätterbeschmückte<br />
Lichtarme mit feinen Blumen, blätterförmigem<br />
Tropfteller und blütenförmiger Tülle. H 26 cm.<br />
Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />
In erbittertem Konkurrenzkampf produzierten die Manufacture de Saxe, jene<br />
des Prince de Condé in Chantilly und die Manufacture Royale de Vincennes<br />
polychrome Porzellanblüten als Dekoration von Pendulen und Appliken, wobei<br />
die Blumen aus Vincennes von kaum zu überbietender Perfektion waren und<br />
seit den 1740er Jahren mit grossem Erfolg verkauft wurden. Die Manufaktur<br />
Vincennes war eine der ersten, die sich auf die Herstellung polychromer<br />
Porzellanblumen und -blüten spezialisierten.<br />
CHF 38 000.- / 58 000.-<br />
(€ 24 560.- / 37 480.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1149*<br />
KAMINPENDULE „LA COMMEDIA DELL’ ARTE“, Louis XV, das<br />
Zifferblatt und Werk sign. ARTUS A ALENCON (tätig um 1750/80),<br />
Paris um 1760.<br />
Bronze. Geschweiftes, kartuschenförmiges Gehäuse mit Figuren<br />
aus der „Commedia dell’Arte“, auf durchbrochenem Sockel mit<br />
Musikanten und Bajazzo. Emailzifferblatt mit arabischen Minuten-<br />
und römischen Stundenzahlen. Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag<br />
auf Glocke. 30x16x53 cm.<br />
Eine modellogleiche Pendule ist Bestand der Wallace Collection in London<br />
(Inventarnr. F 90). Eine weitere wurde im Hôtel Drouot in Paris am 10.6.1949<br />
(Katalognr. 32) und später bei Ader/Picard/Tajan am 6.12.1977 (Katalognr.<br />
70) verkauft. Eine dritte mit unsigniertem Werk wurde im Palais Galliéra am<br />
11.6.1970 (Katalognr. 124) verkauft und eine vierte, aus der Sammlung Rossi,<br />
bei Sotheby’s London am 11.3.1999 (Katalognr. 667).<br />
Lit.: P. Kjellberg, La pendule français du Moyen Age à nos jours, Paris 1997;<br />
S. 117 (Abb. D, eine ähnliche Pendule). P. Hughes, The Wallace Collection,<br />
London 1996; I, Abb. 94.<br />
CHF 9 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 820.- / 9 050.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1150<br />
BERGERE „EN GONDOLE“ ALS BUREAU-FAUTEUIL, Louis XV,<br />
L. DELANOIS (Louis Delanois, Meister 1761) zuzuschreiben, Paris<br />
um 1765/70.<br />
Buche moulüriert, fein beschnitzt mit Blumen und hellblau<br />
gefasst. Hufförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />
1148<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 77<br />
geschweiften Beinen. Eingezogene, bogenförmig abschliessende<br />
Rückenlehne, direkt in die ausladenden Armlehnen auf geschweiften<br />
-stützen übergehend. Hellblauer Seidenbezug mit bunten<br />
Blumen und Blättern. Sitzkissen. 60x52x50x92 cm.<br />
1149<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 290.- / 1 940.-)
78<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1152 (Seitenansicht)<br />
1151<br />
1151*<br />
1 PAAR KAMINBÖCKE „AUX CHINOIS“, Louis XV, Paris um 1760.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Auf dem durchbrochenen, kartuschenförmigen<br />
Gestell mit Volutenfüssen sitzende männliche<br />
resp. weibliche Chinesenfigur, sich in einem Spiegel betrachtend.<br />
L ca. 40 cm, H ca. 29 cm.<br />
CHF 6 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 880.- / 5 820.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1152*<br />
1 PAAR KOMMODEN „AUX INSTRUMENTS DE MUSIQUE“,<br />
Transition-Stil, nach Vorlagen von P. ROUSSEL (Pierre Roussel,<br />
Meister 1745), Paris.<br />
Rosenholz, Palisander und teils getönte Edelhölzer gefriest sowie<br />
allseitig ausserordentlich fein eingelegt mit Musikinstrumenten,<br />
Deckelvase, exotischen Vögeln, Mäanderband und Zierfries. Prismierter<br />
Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge mit markant<br />
geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 2 Schubladen<br />
ohne Traverse. Reiche, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge<br />
und -sabots. Profilierte, weisse Marmorplatte. 212x56x89 cm.<br />
Provenienz: Aus deutschem Besitz.<br />
Qualitativ hochwertiges Paar von grosser Eleganz.<br />
Eine nahezu identische, von P. Roussel signierte Kommode ist abgebildet in: P.<br />
Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 741.<br />
CHF 50 000.- / 90 000.-<br />
(€ 32 310.- / 58 160.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1153*<br />
HÄNGE-ENCOIGNURE, Louis XV, Frankreich, 18. Jh.<br />
Rosenholz und Palisander gefriest sowie eingelegt mit „cubes sans<br />
fond“. Viertelkreisrunder Korpus mit geschweiften Wangen und<br />
ausgeschnittener Zarge. Zweitüriges Vitrinenunterteil, darüber 3<br />
Fächer mit Tablaren. 45x28x90 cm.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 1 940.- / 3 230.-)
1152
80<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1154*<br />
POUDREUSE, Louis XV, sign. B. DURAND (Bon Durand, Meister<br />
1761), Innungsstempel, Paris um 1760.<br />
Veilchenholz gefriest und fein eingelegt mit Filets und „en papillon“.<br />
Rechteckiges, geschweiftes, in profilierten Bronzestab gefasstes<br />
und dreigeteiltes Blatt - in der Mitte innen mit Spiegel, die<br />
seitlichen mit je 1 Fach - auf wellig ausgeschnittener Zarge mit<br />
hohen, geschweiften Beinen. Front mit schmaler Zentralschublade<br />
unter Auszugstablar über der Beinaussparung, flankiert von 2<br />
bzw. 1 Schublade. Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Zum<br />
Freistellen. 93x50x75 cm.<br />
B. Durand führte sein Atelier in der Rue de Charenton. Er belieferte vor allem<br />
bedeutende „confrères“ wie P. Migeon und D. Genty. Durands Vorliebe galt<br />
dem „style Louis XV“, unter Weiterentwicklung der Formensprache der<br />
Régence. Grossen Wert legte er auf feinste Ausarbeitung der Marketerie - vielfach<br />
„en papillon“.<br />
Lit: J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français, Paris 1976;<br />
I, S. 113(biogr. Angaben). P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle,<br />
Paris 1989; S. 291 (biogr. Angaben).<br />
CHF 16 000.- / 26 000.-<br />
(€ 10 340.- / 16 800.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1155*<br />
ROTE SCHILDPATTPENDULE, Louis XV, das Zifferblatt und<br />
Werk sign. J.BTE. DUTERTRE A PARIS (Jean-Baptiste Dutertre,<br />
Meister 1735), Paris um 1760.<br />
Rotes Schildpatt. Geschweiftes, auch innen eingelegtes Gehäuse<br />
mit markantem Blätteraufsatz auf Volutenfüssen. Reliefiertes<br />
Bronzezifferblatt mit arabischen Minutenzahlen und 12 Emailplaketten<br />
für römische Stundenzahlen. Spindelwerk mit 1/2-Stundenschlag<br />
auf Glocke. Feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge<br />
und -applikationen. 27x12x57 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Belgien.<br />
J.B. Dutertre war bekannt für ausserordentlich luxuriöse Pendulen und benutzte<br />
Gehäuse von J.J. de Saint-Germain, B. Lieutaud und J.B. Osmond. Zu<br />
Dutertres Kundschaft gehörten der Präsident Bochard de Saron, die Markgrafen<br />
von Beringhen, de Ponts, de Marigny, der Duc de Panthièvre, die Duchesse de<br />
Mazarin, der Comte de la Marck und Mitglieder des europäischen Hochadels.<br />
Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S. 310 (biogr. Angaben).<br />
H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris; S. 233f. (biogr.<br />
Angaben).<br />
CHF 5 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 230.- / 5 820.-)<br />
1154<br />
1156*<br />
ENCOIGNURE, Louis XV, sign. I.P. LATZ (Jean-Pierre Latz, Meister<br />
1740), Paris um 1760.<br />
Rosenholz und Palisander gefriest sowie ausserordentlich fein<br />
eingelegt mit Rautenmuster, Diamantspitz und Zierfries. Viertelkreisrunder<br />
Korpus mit eingezogenen Eckstollen auf bogenförmig<br />
ausgeschnittenem Sockel. Front mit 1 Türe. Vergoldeter Bronzebeschlag.<br />
„Brèche d’Alep“-Platte. 72x52x91 cm.<br />
Provenienz: Aus deutschem Besitz.<br />
Der aus Köln stammende J.P. Latz liess sich um 1720 in Paris nieder, wo er<br />
sich schon bald einen ausserordentlich guten Namen als Hersteller hervorragender<br />
Möbel und Uhrengehäuse machte. In den 1730er Jahren erhielt er den<br />
Titel „ébéniste privilégié du Roi“ und lieferte Möbel an die europäischen<br />
Adelshäuser; zu seiner Kundschaft gehörten Friedrich II von Preussen, August<br />
III von Polen und Prinzessin Louise Elisabeth von Parma. Das florierende<br />
Atelier von J.P. Latz beschäftigte laut den Inventaren von 1740/45 9 Ebenisten<br />
und 3 „ciseleurs“. Seine Werke bestachen durch harmonische Proportionen<br />
und qualitativ hervorragende Einlegearbeiten. J. Nicolay lobt den Ebenisten<br />
mit folgenden Worten: „Les marqueteries de Latz, par leur fondu et l’aimable<br />
harmonie de lerus couleurs, par le choix avisé des bois dont il utilise habilement<br />
les veines, sont des véritables modèles.“ in: L’art et la manière des<br />
maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 255.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 482-489<br />
(biogr. Angaben). A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels, München<br />
o.J.; S. 153-161 (biogr. Angaben).<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 6 460.- / 9 690.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1157*<br />
DAMENBUREAU, Louis XV, in der Art von J.M. CHEVALLIER<br />
(Jean-Mathieu Chevallier, Meister 1743), Paris um 1760.<br />
Rosenholz und Palisander gefriest. Rechteckiger, geschweifter<br />
Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge mit hohen, geschweiften<br />
Beinen. Schräge, abklappbare und mit braunem, goldgepresstem<br />
Leder bezogene Schreibplatte über 2 Schubladen, die obere zweigeteilt.<br />
Inneneinteilung mit 2 grossen Zentralfächern, flankiert<br />
von je 2 Schubladen unter grossem Fach. Vergoldete Bronzebeschläge<br />
und -sabots. Zum Freistellen. 93x50x(offen 81)x97 cm.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 177-180<br />
(biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français<br />
au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 32 (biogr. Angaben).<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 12 920.- / 19 390.-)
1156
82<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1158*<br />
KOMMODE, Transition, sign. M. OHNEBERG (Martin Ohneberg,<br />
Meister 1777), Paris um 1775/80.<br />
Rosenholz, Palisander und teils getönte Edelhölzer gefriest sowie<br />
fein „en papillon“ und mit Filets und Zierfries eingelegt. Prismierter<br />
Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge mit kurzen, geschweiften<br />
Beinen. In der Mitte leicht vorstehende Front mit 3 Schubladen<br />
ohne Traverse. Ausserordentlich feine, matt- und<br />
glanzvergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte „Brèche<br />
d’Alep“-Platte. 100x46x87 cm.<br />
Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />
M. Ohneberg stammte vermutlich aus Deutschland, erlangte im Alter von ca.<br />
35 Jahren die Meisterwürde. Seine recht bedeutenden Arbeiten - allesamt<br />
Louis-XVI- und Transition-Möbel - zeichnen sich durch hohe Qualität aus,<br />
wurden mit Marketerien in Form von Blumenbouquets, Vögeln,<br />
Musikinstrumenten, Vasen, Trophäen, Draperien, architektonischen<br />
Landschaften und Ruinen verziert und waren hauptsächlich für die „marchands-merciers“<br />
und Tapezierer bestimmt. Ohneberg hatte eine Vorliebe für<br />
Kommoden, von denen er eine grosse Anzahl schuf. Man findet seine Signatur<br />
auf vielen Transition- und Louis-XVI-Kommoden, aber auch auf Sekretären,<br />
Bureau-Plats und „Bonheurs du jour“, allesamt in sehr klassischer<br />
Formensprache, mit schlichtem Bronzezierat.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 623<br />
(biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français<br />
au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 353 (biogr. Angaben).<br />
CHF 28 000.- / 48 000.-<br />
(€ 18 090.- / 31 020.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1159*<br />
KLEINES DAMENBUREAU, Louis XV, in der Art von C. WOLFF<br />
(Christophe Wolff, Meister 1746), Paris um 1760.<br />
Palisander und Veilchenholz gefriest sowie ausserordentlich fein<br />
eingelegt mit Rautenmuster, Kartuschen und Zierfries. Rechteckiger<br />
Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge mit markant<br />
geschweiften Beinen. Front mit schräger, innen mit grünem, goldgepresstem<br />
Leder bezogener Schreibplatte über 2 nebeneinander<br />
liegenden Schubladen. Inneneinteilung mit 3 grossen Zentralfächern,<br />
flankiert von je 2 stufenförmig angeordneten Schubladen<br />
unter grossem Fach. Geheimfach. Zentralverriegelung. Vergoldete<br />
Bronzebeschläge und -sabots. Zum Freistellen. 66x42x(offen<br />
60)x88 cm.<br />
1158<br />
Seltenes, elegantes Kleinmöbel in sehr gutem Erhaltungszustand mit sehr feiner<br />
Marketerie.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 874-878<br />
(biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français<br />
au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 478 (biogr. Angaben).<br />
CHF 25 000.- / 45 000.-<br />
(€ 16 160.- / 29 080.-)<br />
1160*<br />
LACK-KOMMODE, Transition, Paris um 1775.<br />
Holz allseitig gelackt im „goût japonais“; auf schwarzem Fond<br />
idealisierte Park- und Pagodenlandschaft in zarten Goldtönen.<br />
Geschweifter, trapezförmiger Korpus auf wellig ausgeschnittener<br />
Zarge mit hohen, geschweiften Beinen. Front mit 2 randprofilierten<br />
Schubladen. Feine, vergoldete Bronzebeschläge und -sabots.<br />
Geschweifte, profilierte „Griotte Rouge“-Platte. Verso mit alter<br />
Etikette EIGENTUM BARONIN SPRINGER, DEZEMBER 1917.<br />
114x49x87 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Ehemals Bestand der Sammlungen der Baronin Springer, geb. Rothschild, in<br />
Schloss Sitzenberg.<br />
- Auktion Galerie <strong>Koller</strong> Zürich am 28.10.1970 (Katalognr. 2029).<br />
- Aus deutschem Besitz.<br />
Schloss Sitzenberg („Sitz am Berge“) wurde erstmals im 10. Jahrhundert erwähnt.<br />
Es hat eine lange, bewegte Geschichte und war während mehrerer<br />
Jahrhunderte der Herrschaftssitz von Lehensherren. Im österreichischen<br />
Landbuch, das etwa 1225 entstand, wird erwähnt, dass Sitzenberg babenbergischer<br />
Herkunft sei, die steirischen Markgrafen hätten es von Markgraf<br />
Leopold II. von Österreich als Ausstattungs- und Heiratsgut erhalten. Im Laufe<br />
der Geschichte bewohnten zahlreiche Adlige das Schloss - 1262 weilte sogar<br />
König Ottokar von Böhmen vorübergehend in der damaligen Burg Sitzenberg<br />
-, die es viele Male umbauten; Teile aus abgebrochenen alten österreichischen<br />
Palästen wurden dazu benutzt. Durch Schenkungen und Erbfolge gelangte das<br />
Schloss 1687 in den Besitz des Grafen Franz Anton v. Losenstein, 1693 des<br />
Freiherrn Karl Gottlieb von Aichbühel. Seine Familie es bis 1799, dann erbte<br />
es Alois Graf von Klamm. Ihm folgten 1807 die Freiherren Selderer, 1821 die<br />
Ritter von Unknechtsberg, 1898 die Ritter von Rumerskirch und 1913 die<br />
Baronin Valentine Springer, geb. Rothschild. Sie verkaufte 1954 das Schloss an<br />
Niederösterreich.<br />
CHF 25 000.- / 45 000.-<br />
(€ 16 160.- / 29 080.-)<br />
Siehe Abb.
1160
84<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1161<br />
1 PAAR GEFASSTE FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XVI, Paris<br />
um 1780.<br />
Buche kanneliert und beschnitzt mit Rosetten und grau gefasst. Abgerundeter,<br />
rechteckiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten Pyramidenbeinen.<br />
Flache Rückenlehne „en chapeau en gendarme“ mit<br />
gepolsterten Armlehnen auf leicht geschweiften -stützen. Rosa/beige<br />
gestreifter Satinbezug mit gestickten Blumen. 61x49x43x94 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Auktion Galerie <strong>Koller</strong> Zürich am 23.3.1994 (Katalognr. 593).<br />
- Schweizer Privatbesitz.<br />
1162<br />
CHF 6 000.- / 10 000.-<br />
(€ 3 880.- / 6 460.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1161<br />
1162<br />
BRONZEGRUPPE, spätes Louis XVI, in der Art von CLODION<br />
(Claude Michel, 1738-1814), Frankreich, 19. Jh.<br />
Bronze brüniert. 3 spielende Putti auf profiliertem, perlstabbeschmücktem<br />
Rundsockel. H 22 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Privatbesitz, Genf.<br />
- Auktion Galerie <strong>Koller</strong> Zürich am 17.9.1997 (Katalognr. 627).<br />
- Schweizer Nachlass.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 290.- / 1 940.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1163<br />
GROSSE DEMILUNE-KOMMODE, Louis XVI, F.I. PABST (François<br />
Ignace Papst, Meister 1785) zuzuschreiben, Paris um 1790.<br />
Rosenholz, Palisander und diverse Edelhölzer gefriest sowie fein<br />
eingelegt mit Blumen, Blättern, Reserven und Filets. Abgerundeter<br />
Korpus auf gerader Zarge mit sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen.<br />
Front mit 3 Schubladen, die oberste schmäler, flankiert<br />
von je 1 Türe. Ausserordentlich feine matt- und glanzvergoldete<br />
Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte „Carrara“-Platte.<br />
130x64x90 cm.<br />
Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />
Elegante Kommode von hoher Qualität in sehr gutem, restauriertem<br />
Erhaltungszustand.<br />
F.I. Papst stammte - wie viele bedeutende Ebenisten, die in Paris tätig waren<br />
- ursprünglich aus Deutschland und führte sein Atelier in der Rue du<br />
Faubourg-Saint-Antoine, wo er sich in Kürze einen exzellenten Ruf schuf und<br />
für die Pariser Nobilität arbeitete. Der „Garde-Meuble de la Couronne“ erteilte<br />
ihm mehrere Aufträge für die Herstellung von Möbeln für königliche<br />
Residenzen, wie z.B. Fontainebleau, Compiègne, Versailles und Rambouillet.<br />
Die Tatsache, dass mehrere, qualitativ hochwertige Möbel im „style Transition“<br />
gefunden wurden, und seine eigenen Briefe weisen darauf hin, dass er bereits<br />
vor Erlangung seiner Meisterwürde für den königlichen Hof tätig war; die bedeutendsten<br />
Möbel fertigte er in den letzten Dezennien des 18. Jahrhunderts.<br />
Nach der Revolution war er für die neu an die Macht gekommene Elite tätig.<br />
1822 zog er sich aus dem Geschäft zurück.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 632-634<br />
(biogr. Angaben).<br />
CHF 40 000.- / 70 000.-<br />
(€ 25 850.- / 45 230.-)<br />
Siehe Abb.
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 85<br />
1163
86<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1165<br />
1164<br />
1164*<br />
1 PAAR KAMINBÖCKE, Louis XVI, J.L. PRIEUR (Jean-Louis<br />
Prieur, 1732-1795) zuzuschreiben, Paris um 1770/75.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Stegförmiges Gestell mit 2 Säulenpostamenten<br />
und ungleich grossen Urnenaufsätzen, in der<br />
Mitte Feuerschale über Portrait-Medaillon in Lorbeerkranz. Reiche<br />
Bronzeapplikationen in Form von Widderköpfen, Tierfellen, Girlanden,<br />
Zierbändern und Blättern. 36x39 cm.<br />
Eine Entwurfszeichnung von J.L. Prieur aus den Jahren um 1770 zeigt einen<br />
analogen Kaminbock und ist abgebildet in: H. Ottomeyer / P. Pröschel,<br />
Vergoldete Bronzen - Die Bronzearbeiten des Spätbarock und Klassizismus,<br />
München 1986; S. 199 (Abb. 3.14.7). Ein Paar Appliken von Prieur mit sehr<br />
ähnlichen Urnen ist Bestand der Sammlungen des J.P. Getty Museums in<br />
Californien und abgebildet in: Ibid., S. 173 (Abb. 3.5.6). Ein ähnliches Paar<br />
Kaminböcke befindet sich im Musée des Arts Décoratifs in Paris und ist abgebildet<br />
in: Ibid., S. 200 (Abb. 3.14.8). Ein weiteres vergleichbares Paar wurde ca. 1770 für<br />
die Gemächer von Königin Marie-Antoinette in Schloss Versailles gefertigt.<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 7 750.- / 11 630.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1165*<br />
PORZELLAN-KAMINPENDULE, Louis XVI, das Porzellan Meissen,<br />
Marcolini, das ersetzte Zifferblatt sign. WENDEL MAHR<br />
LONDON, um 1790.<br />
Porzellan polychrom bemalt; auf rosarotem Fond ovale Medaillons<br />
mit Putten, Blumen, Blättern und Zierfries. Rechteckiges<br />
Gehäuse mit Vogelaufsatz, auf eingezogenem Schaft mit Girlanden<br />
und Löwenköpfen, auf Rundfuss mit gekehlter Rechteckplatte.<br />
Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen.<br />
Englisches Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf<br />
Glocke. Bestossungen. 15x15x37,5 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, USA.<br />
Elegante Pendule mit sehr feiner Porzellanmalerei.<br />
CHF 9 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 820.- / 9 050.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1165A*<br />
SPIEGEL, Louis XVI, Frankreich um 1800.<br />
Holz beschnitzt mit Rosetten, Kordelmuster und Pailletten sowie<br />
vergoldet. Rechteckiger, profilierter Rahmen auf Eckblattkonsolen<br />
unter Rosette. H 110 cm, B 84 cm.<br />
CHF 800.- / 1 400.-<br />
(€ 520.- / 900.-)
1166*<br />
1 PAAR RUHEBETTEN „AUX SPHINGES“, sog. „lits de repos“,<br />
spätes Louis XVI, Paris, 19. Jh.<br />
Holz ausserordentlich reich beschnitzt mit Sphingen, Mäanderband,<br />
Perlstab und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger Sitz auf<br />
gerader Zarge mit gedrehten Pyramidenbeinen. Markant abgeschrägte,<br />
bogenförmig abschliessende Rückenlehne mit Abschlusszapfen<br />
und ungleich langen Armlehnen mit Sphingenstützen auf<br />
Tatzenfüssen. Blauer Seidenbezug mit Blumenmuster. Sitzkissen.<br />
182x74x43x95 cm.<br />
Provenienz: Aus deutschem Besitz.<br />
Feines, ausserordentlich elegantes Paar von bestechender Qualität und Eleganz<br />
in sehr gutem Erhaltungszustand.<br />
Der Einfluss ägyptischer Motive auf das Kunsthandwerk und die Architektur<br />
in Europa lässt sich in verschiedenen Epochen nachweisen. Das Sphingenmotiv,<br />
als Symbol der „Ägyptomanie“, findet sich in der französischen Kunstgeschichte<br />
bereits während der Regierungszeit von Louis XIV - man denke an die<br />
Marmorfiguren von Baillon für den Garten von Versailles -, im gesamten 18.<br />
und frühen 19. Jahrhundert. Vor allem der Neoklassizismus mit seiner markant<br />
inhaltsorientierten Auseinandersetzung bediente sich dieser antikisierenden<br />
Motive.<br />
CHF 45 000.- / 75 000.-<br />
(€ 29 080.- / 48 470.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1167*<br />
KLEINES RUNDES GUERIDON, Louis XVI, Frankreich um 1800.<br />
Mahagoni profiliert. In durchbrochene Messinggalerie gefasste<br />
„Carrara“-Platte auf gerader Zarge mit hexagonalem, in der Höhe<br />
verstellbarem Schaft und 3 geschweiften Volutenbeinen. D 35 cm,<br />
H 77 cm.<br />
CHF 2 500.- / 4 500.-<br />
(€ 1 620.- / 2 910.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1166<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 87<br />
1168*<br />
SPIEGEL, Louis XVI, Frankreich um 1800.<br />
Holz durchbrochen und fein beschnitzt mit Vase, Blumen, Blättern<br />
und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger, profilierter Rahmen<br />
mit Vasenaufsatz. H 114 cm, B 59 cm.<br />
1167<br />
CHF 3 500.- / 5 500.-<br />
(€ 2 260.- / 3 550.-)
88<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1169*<br />
PORZELLAN-VASENPENDULE „AUX TETES DE FEMMES“,<br />
Louis XVI, das Porzellan aus einer Pariser Manufaktur, das Zifferblatt<br />
sign. DUPONT LATE EMERYS (tätig um 1780 in London),<br />
Paris um 1785.<br />
Porzellan polychrom bemalt und teils vergoldet; Medaillons mit<br />
Singvögeln, Blumengirlanden, Blättern, Rautenmuster und Zierfries.<br />
Vasenförmiges Gehäuse mit Blumenaufsatz, seitlichen Stützen<br />
„aux bustes de femmes“ und Bocksfüssen auf Bastionssockel<br />
mit Kreiselfüssen. Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und<br />
Stundenzahlen. Feines englisches Werk mit „petite sonnerie“ und<br />
3/4-Stundenschlag auf 2 Glocken. Ausserordentlich feine, matt-<br />
und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen.<br />
21x14x43 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Ehemals Sammlung John Pierpont Morgan.<br />
- Auktion Parke Bernet New York am 8.1.1944 (Katalognr. 490).<br />
- Aus einer Pariser Sammlung.<br />
Hochbedeutende, sehr seltene Pendule von perfekter Qualität und Eleganz.<br />
Ihr Modell findet sich in analoger Weise mehrfach wieder. Eine solche Pendule<br />
war Bestand der Sammlung Jones und befindet sich heute im Victoria and<br />
Albert Museum in London (abgebildet im Katalog von 1924, Tafel 60). Eine<br />
weitere ist Bestand der Sammlungen des Musée Cognacq-Jay in Paris. Eine<br />
dritte Pendule aus der Sammlung von Thelma Chrysler Foy wurde bei Parke<br />
1169 (Detail)<br />
Bernet in New York am 23.5.1959 (Katalognr. 663) verkauft. Eine vierte war<br />
Bestand der Sammlungen von P. Izarn in Paris und ist abgebildet in: P.<br />
Kjellberg, La pendule française du Moyen Age au XXe siècle, Paris 1997; S. 216.<br />
John Pierpont Morgan, geb. am 17. April 1837 in Hartford, Connecticut, gest.<br />
am 31. März 1913 in Rom, war ein amerikanischer Unternehmer und Bankier.<br />
Er begann 1856 sein Studium an der Georg-August-Universität in Göttingen<br />
und arbeitete ab 1857 im Bankgewerbe, ab 1860 bei Drexler, Morgan & Co in<br />
New York City. 11 Jahre später machte er sich selbständig und gründete ein<br />
Bankhaus, „J. P. Morgan & Co“, das vor allem marode Eisenbahnlinien erwarb<br />
und sanierte. 1900 gründete Morgan den Stahltrust „United States Steel<br />
Corporation“ und 1902 den Schifffahrtstrust „International Mercantile<br />
Marine Company (IMMC)“ unter Beteiligung deutscher Reedereien. J.P.<br />
Morgan galt als recht scheuer Mensch und wohnte in New York in einer Villa<br />
an der Madison Avenue 219 im Bezirk Murray Hill. In seiner mit schwarzem<br />
Mahagoni ausgekleideten „Black Library“ wurden einige der für New York und<br />
USA wichtigsten Entscheidungen des frühen 20. Jahrhunderts getroffen.<br />
Zudem war Morgan ein leidenschaftlicher Sammler von Kunstgegenständen<br />
und Büchern.<br />
Lit: H.L. Tardy, La pendule française des originies à nos jours, Paris 1961-64;<br />
II, S. 279 (Abb. der Pendule aus dem Victoria and Albert Museum).<br />
CHF 110 000.- / 180 000.-<br />
(€ 71 080.- / 116 320.-)<br />
Siehe Abb.
1169
90<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1171<br />
1170<br />
1170<br />
1 PAAR ENCOIGNUREN, Louis XVI, sign. P.G. GUIGNARD<br />
(Pierre François Guignard, Meister 1767), Paris um 1775/80.<br />
Rosenholz, Palisander und teils getönte Edelhölzer gefriest sowie<br />
fein eingelegt mit Reserven und Filets. Rechtwinkliger Korpus mit<br />
abgeflachten Ecken auf wellig ausgeschnittener Zarge mit Stollenfüssen.<br />
Front mit 1 Türe. Vergoldeter Bronzebeschlag. Profilierte<br />
„Brèche d’Alep“-Platte. 60x53x83 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
Sehr guter, restaurierter Erhaltungszustand.<br />
P.F. Guignard war als recht erfolgreicher Ebenist und Händler in der Rue de la<br />
Roquette tätig, ehe er sich an der Französischen Revolution beteiligte, was ihn<br />
letzten Endes das Leben kostete, nachdem Robespierre gestürzt worden war. Er<br />
fertigte zahlreiche Louis XV-, Transition- und Louis XVI-Möbel, allesamt von<br />
sehr guter Qualität, viele von ihnen mit feiner Blumen- oder Trophäen-<br />
Marketerie.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 376f.<br />
(biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français<br />
au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 173 (biogr. Angaben).<br />
CHF 7 000.- / 12 000.-<br />
(€ 4 520.- / 7 750.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1171*<br />
FIGUR DER MINERVA, nach Vorbildern aus der Antike, wohl<br />
Frankreich um 1800.<br />
Bronze brüniert. Stehende Minerva in antikisierendem Gewand<br />
mit Helm und erhobenem rechtem Arm, auf Rechtecksockel mit<br />
Schlange. H 85 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Monte Carlo.<br />
Minerva, in der griechischen Mythologie Athene, „Pallas Athene“ oder „Athene<br />
Parthenos“ („die Jungfräuliche“) genannt, war Tochter des Jupiter und der<br />
Metis, die Schutzgöttin des Krieges, der Weisheit und der Künste. Sie war<br />
Jungfrau, verabscheute aber, im Gegensatz zu Diana, die Männer nicht, sondern<br />
liebte deren Geschäfte und begleitete Krieger gern in die Schlacht. Ihr
Attribut-Tier ist die Eule, Symbol der Weisheit. In der Kunst und Literatur wird<br />
Minerva meist in voller Rüstung dargestellt, mit Helm, Speer und der Ägis - einem<br />
furchtbaren Schild bzw. Brustpanzer mit dem Gorgonenhaupt bemalt -,<br />
welche die Menschen in Angst und Schrecken versetzte. Minerva war die hilfreiche<br />
Beschützerin vieler Helden, lehrte die Menschen den Gebrauch von Pferd<br />
und Wagen, den Schiffsbau, Spinnen und Weben, erfand der Sage nach die<br />
Flöte, die Trompete, das Tongefäss, das Ochsenjoch und das Schiff. Minerva<br />
wurde nicht von einer Frau geboren. Die Sage erzählt, dass Uranus und Gaia<br />
dem Göttervater Jupiter vorausgesagt hatten, ein Kind der Metis würde eines<br />
Tages über die Olympier herrschen. Jupiter, um seine Macht besorgt, verschlang<br />
Metis, die von ihm schwanger war. Einige Zeit später litt Jupiter unter schrecklichen<br />
Kopfschmerzen und befahl Vulkanus, seinen Kopf mit einem Beil zu<br />
öffnen und ihn von der Qual zu befreien. Sein Bruder tat, wie ihm geheissen.<br />
Aus dem Schädel sprang Minerva, erwachsen und in voller Rüstung.<br />
CHF 6 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 880.- / 5 820.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1172<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 91<br />
1172*<br />
KLEINES CARTEL, sog. „pendule d’alcove“, Louis XVI, in der Art<br />
von R. OSMOND (Robert Osmond, Meister 1746), Paris um 1780.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Rundes Uhrgehäuse mit feinem<br />
Perlstab und reichen Blütenapplikationen unter Masche. Emailzifferblatt<br />
mit arabischen Stunden- und Minutenzahlen. Feines<br />
Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Traghenkel. Repetition<br />
auf Anfrage. D 21 cm, H 26 cm.<br />
Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.<br />
Sehr bedeutende Pendule von bestechender Qualität. Das fast identische<br />
Gegenstück mit Zifferblatt sign. Revel au Palais Royal ist abgebildet in: G.<br />
Wannenes, Le più belle pendole francesi da Luigi XIV all’Impero, Mailand<br />
1988; S. 128.<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 7 750.- / 11 630.-)<br />
Siehe Abb.
92<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1173*<br />
1 PAAR BERGEREN, Louis XVI, in der Art von G. JACOB (Georges<br />
Jacob, Meister 1765), Paris um 1775/80.<br />
Buche kanneliert sowie fein beschnitzt mit Mäanderband und<br />
Zierfries. Hufförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten<br />
Säulenbeinen. Eingezogene Rückenlehne „en chapeau de gendarme“<br />
mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen.<br />
Grüner Veloursbezug. Sitzkissen. 65x52x48x95 cm.<br />
Feines Paar in sehr gutem Erhaltungszustand.<br />
1174<br />
CHF 9 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 820.- / 9 050.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1173<br />
1174*<br />
1 PAAR GIRANDOLEN „AUX AMOURS“, Louis XVI, Paris um<br />
1800.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet sowie brüniert und weisser Marmor.<br />
Eine Vase mit 2 Lichtarmen mit zylindrischer Tülle tragender<br />
Amor, auf feinem Säulenpostament mit Rechteckplatte. H 59 cm.<br />
Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />
CHF 6 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 880.- / 5 820.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1175*<br />
BONHEUR DU JOUR, Louis XVI, sign. L. MOREAU (Louis<br />
Moreau, Meister 1764), Paris um 1780.<br />
Mahagoni „moucheté“, kanneliert und profiliert. Rechteckiges,<br />
aufklappbares und mit braunem Leder bezogenes Blatt auf bogenförmig<br />
ausgeschnittener Zarge mit sich nach unten verjüngenden<br />
Vierkantbeinen. Front mit breiter Zentralschublade zwischen je 2<br />
übereinander liegenden Schubladen, die beiden rechts 1 grosse<br />
bildend. Zurückgesetzter Aufsatz mit verspiegelter Doppeltüre<br />
über 2 übereinander liegenden Schubladen. In herzförmig durchbrochene<br />
Bronzegalerie gefasste „Carrara“-Platte. Reiche, vergoldete<br />
Bronzebeschläge und -sabots. Zum Freistellen. 81x53x(offen<br />
77)x121 cm.<br />
Sehr guter Erhaltungszustand.<br />
Nach Erlangung der Meisterwürde übernahm L. Moreau das Unternehmen<br />
seines in Konkurs gegangenen Kollegen Genty. Wie dieser beschäftigte Moreau<br />
die bedeutendsten Kunsthandwerker seiner Epoche, wie z.B. Bircklé, Foullet<br />
und Topino, und verkaufte deren Werke zusammen mit den eigenen unter<br />
seinem Namen. Dies erklärt die ausserordentlich grosse Vielfalt seiner<br />
Produktion. Das Etikett auf einer Kommode besagt: „Fait et tient Magazin de<br />
différents meubles tels que Secrétaire, Armoire, Commode, Bibliothèque,<br />
Bureau à cylindre, Table à jour, Table Angloise d’Acajou et tout ce qui concerne<br />
la Menuiserie et l’ébénisterie à Paris.“ Moreau belieferte einen aristokratischen<br />
Kundenkreis und den Hof von König Louis XVI. Nach Moreaus Tod<br />
führte die Witwe das Unternehmen weiter, bis es vom Sohn übernommen<br />
wurde. Später zog er in die Rue Saint-Honoré um, in die Nähe der Place<br />
Vendôme, wo er bis zum Ende des Empire tätig war.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 198; S. 592f.<br />
(biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français<br />
au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 334 (biogr. Angaben).<br />
CHF 18 000.- / 28 000.-<br />
(€ 11 630.- / 18 090.-)<br />
Siehe Abb.
1175
94<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1176*<br />
PRUNK-SKELETTPENDULE „A L’AIGLE“, Louis XVI, das Zifferblatt<br />
sign. LAMIRAL A PARIS (tätig 2. Hälfte 18. Jh.), die Emailmalerei<br />
sign. J. COTEAU (Joseph Coteau, Genf 1740-1801 Paris), Paris<br />
um 1790.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet sowie ausserordentlich feine<br />
Emailmalerei; auf azurblauem Fond Blumen, Blätter, Kartuschen<br />
und Zierfries, ovale Medaillons mit klassizistischer Szene und feines<br />
Zentralmedaillon mit Amor in idealisierter Landschaft mit<br />
Hund und Schaf. Gehäuse mit Adleraufsatz über Zifferblatt mit<br />
Mondphase und feiner Draperie, auf „Griotte Rouge“-Platte mit<br />
Kreiselfüssen. Fein bemalter Emailzifferring mit arabischen Minuten-<br />
und römischen Stundenzahlen sowie Datum. 4 vergoldete,<br />
gebläute Zeiger. Feines Skelettwerk mit Ankergang und 1/2-Stundenschlag<br />
auf Glocke. Markantes Apollomaskaron-Pendel. Ausserordentlich<br />
feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und<br />
-applikationen in Form von Rosetten, Perlstab und Zierfries.<br />
29x144x49 cm.<br />
Hochbedeutende Pendule von bestechender Qualität und Eleganz.<br />
Eine nahezu identische Pendule - mit gleichem Adleraufsatz, Mondphase,<br />
Draperie, identischer Gehäuseform und Marmorplatte auf Kreiselfüssen sowie<br />
mit einer ähnlichen Emailmalerei von J. Coteau - ist auf dem Titelblatt des 3.<br />
Bandes von H.L. Tardys „La pendule française des origines à nos jours“, Paris<br />
1962, abgebildet.<br />
Das sehr beliebte Modell der „pendule squelette“ ist in die letzten Jahre der<br />
Louis-XVI-Epoche zu datieren, da die gregorianischen Zeitangaben auf das<br />
„Ancien Régime“ hinweisen. Die Pendulen aus den Jahren nach 1790 waren<br />
bereits mit der revolutionären Zeitmessung - den sog. „heures décimales et<br />
duo-décimales“- und dem Revolutionskalender mit den „décades“ und „quantièmes“<br />
versehen. Die grosse Eleganz dieser Pendulen zeigt sich nicht nur in<br />
der feingliedrigen Struktur, sondern auch in den ausserordentlich fein bemal-<br />
1176 (Detail)<br />
ten Zifferblättern und Emailplaketten. Mit dem Gewähren des Einblicks in die<br />
komplizierte und bewusst akzentuierte Mechanik des Werkes „à complications“<br />
wird das für das ausgehende 18. Jahrhundert so typische Interesse an der<br />
Technik evidenziert.<br />
J. Coteau erhielt den Titel „maître-peintre-émailleur“ an der Académie de<br />
Saint-Luc in Genf. In den späten 1760er Jahren zog er nach Paris, wo er in der<br />
Rue Poupée sein Atelier installierte. Bald hatte er sich einen Namen als herausragender<br />
Emailmaler gemacht und fertigte die wohl bedeutendsten und<br />
akkuratesten Zifferblätter seiner Zeit. Er entwickelte ein neues Verfahren, das<br />
es ihm ermöglichte, mit Goldlegierungen auf Porzellanfond zu malen. Es ist<br />
daher nicht verwunderlich, dass er auch für die königliche Manufacture de<br />
Sèvres tätig war.<br />
Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S. 103 und 342 (Abb. 2<br />
Skelettpendulen mit Zifferblättern von J. Coteau). Thieme/Becker, Leipzig<br />
1999; 7/8, S. 551 (biogr. Angaben zu J. Coteau). H.L. Tardy, Dictionnaire des<br />
horlogers français, Paris 1772; S. 346 (Hinweise auf eine von Lamiral signierte<br />
Pendule aus dem späten 18. Jh.).<br />
CHF 200 000.- / 300 000.-<br />
(€ 129 240.- / 193 860.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1177*<br />
1 PAAR FAUTEUILS „EN CABRIOLET“, Louis XVI, Paris um 1780.<br />
Buche kanneliert und beschnitzt mit Rosetten und Zierfries sowie<br />
weiss/gold gefasst. Hufförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten<br />
Säulenbeinen. Leicht eingezogene Rückenlehne mit wenig ausladenden,<br />
gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Grüner<br />
Seidenveloursbezug. Fassung überarbeitet. 57x48x42x85 cm.<br />
Sehr guter Erhaltungszustand.<br />
CHF 2 800.- / 4 800.-<br />
(€ 1 810.- / 3 100.-)
1176
96<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1178<br />
SPIEGEL, Louis XVI, Paris um 1785.<br />
Holz durchbrochen und ausserordentlich fein beschnitzt mit<br />
Szene aus Lafontaines „La cigogne et le renard“, Blumen, Blättern,<br />
Girlanden, Perlstab und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger<br />
Rahmen mit markantem, durchbrochenen Blumen- und Blätteraufsatz.<br />
H 160 cm, B 90 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Tessin.<br />
Feiner Spiegel von hoher Qualität.<br />
1178<br />
1180<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 6 460.- / 9 690.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1179*<br />
RUNDES GUERIDON „AUX PATTES DE LION“, Louis XVI, wohl<br />
nach Vorlagen von P. BELANGER (Pierre Belanger, tätig 2. Hälfte<br />
18. Jh.), Paris um 1800.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet sowie „Carrara“-Marmor. In feinen<br />
Bronzestab gefasstes Blatt auf 3 geschweiften, eingerollten<br />
und durch Zwischentablar verbundenen Beinen mit Tatzenfüssen<br />
auf Rollen. 1 Bein repariert. D 50 cm, H 74 cm.<br />
1 Paar ähnliche Tische mit Porpyhr-Platten waren Bestand der Sammlungen<br />
der Baronne de Sivry. Der eine wurde bei Christie’s Paris am 18.3.2003<br />
(Katalognr. 333) verkauft. Der zweite Tisch, mit Sèvres-Plaketten verziert,<br />
wurde von D. Daguerre zwischen November 1788 und April 1789 in Auftrag<br />
gegeben und später nach England verkauft. Er wurde bei Christie’s London am<br />
17.6.1987 (Katalognr. 27) versteigert.<br />
Das Modell dieses ausserordentlich feinen Gueridons findet sich bereits in den<br />
frühen 1780er Jahren. Der berühmte Sammler C. Bergeret führte in seinem<br />
Inventar von 1785 ein solches Möbel. Der bedeutende „bronzier“ F. Rémond<br />
vergoldete den Fuss eines weiteren Tisches 1785. Dieser wurde in das Château<br />
de Wissous geliefert, während der Revolution beschlagnahmt und später in<br />
Napoleons Appartements in Saint-Cloud platziert. Der Architekt P. Belanger<br />
entwarf bereits 1772 „deux grands trépies antiques portant des tables (plateaux)<br />
pour supporter des fruits, les dits trépieds ornés de têtes de béliers,<br />
guirlandes de fleurs et de fruits, rinceaux d’ornements“.<br />
CHF 9 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 820.- / 9 050.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1180*<br />
DEMILUNE-KONSOLE, Louis XVI, Paris um 1785.<br />
Rosenholz und Palisander gefriest sowie eingelegt mit Reserven und<br />
Filets. Profilierte „Brocatello di Siena“-Platte auf gerader Zarge mit<br />
sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen. 99x54,5x85 cm.<br />
Sehr guter Erhaltungszustand.<br />
1179<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 7 750.- / 11 630.-)<br />
Siehe Abb.
1181*<br />
KAMINPENDULE „A LA GEOFFRIN“, spätes Louis XVI, die Figur<br />
nach L. GUIARD (Louis Guiard, tätig um 1760), das Zifferblatt<br />
und Werk sign. DENIERE FT DE BRONZES A PARIS (Jean-François<br />
Denière, tätig bis 1844), Paris, 19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet sowie weisser Marmor. Sich auf<br />
das Gehäuse stützende, lesende Frau in antikisierendem Gewand<br />
auf Rechtecksockel mit gequetschten Kugelfüssen. Emailzifferblatt<br />
mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen. Ankerwerk<br />
mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Ausserordentlich feine<br />
Bronzebeschläge in Form von Mäanderband und Zierfries.<br />
55x21x41 cm<br />
Provenienz: Privatbesitz, USA.<br />
Feine Pendule, deren Modell zu den frühesten Beispielen des Klassizismus gehört.<br />
Eine analoge Pendule befindet sich im Musée de l’Histoire de France in<br />
Paris, eine weitere war Bestand der Sammlungen von Waddesdon Manor<br />
(Inventarnr. W2/31/3), eine dritte gehört zur Wallace-Collection in London<br />
(Inventarnr. F 267).<br />
J.F. Denière, der eigentlich Denigner hiess, arbeitete während der Directoire-<br />
und Empire-Epoche mit dem berühmten „bronzier“ F.T. Matelin zusammen<br />
und belieferte mit ihm vor allem Privatiers und Händler. 1819 erzielten sie<br />
anlässlich der Werkausstellung in Paris grosse Erfolge, ihr Unternehmen wurde<br />
als „une des plus belles de la capitale“ bezeichnet. 1820 wurde die Sozietät<br />
aufgelöst. Zu Denières Kundschaft gehörten die Herzogin de Berry, König<br />
Louis-Philippe, der ihn zum Ritter der Ehrenlegion schlug, und der lokale<br />
Adel.<br />
Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1995; S. 90 (Abb 54, die<br />
Pendule aus dem Musée de l’Histoire de France). H. Ottomeyer / P. Pröschel,<br />
Vergoldete Bronzen - Die Bronzearbeiten des Spätbarock und Klassizismus,<br />
München 1986; II, S. 682-686 (biogr. Angaben). Ibid.; I, S. 160 (Abb. 3.3.1,<br />
die Pendule aus Waddesdon Manor). P. Kjellberg, La pendule française des<br />
origines à nos jours, Paris 1997; S. 263 (Abb. B, eine modellogleiche<br />
Pendule).<br />
CHF 7 000.- / 12 000.-<br />
(€ 4 520.- / 7 750.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1181<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 97<br />
1182<br />
1 PAAR KLEINE APPLIKEN, spätes Louis XVI, Frankreich, 19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Profilierte, vasenbeschmückte<br />
Wandplatte mit geschweiftem Lichtarm mit rundem Tropfteller<br />
und vasenförmiger Tülle. H 24 cm.<br />
Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />
1182 (1 Paar)<br />
CHF 800.- / 1 000.-<br />
(€ 520.- / 650.-)<br />
Siehe Abb.
98<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1183*<br />
1 PAAR APPLIKEN, Louis XVI, Paris um 1780.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Kannelierte Wandplatte mit markantem<br />
Vasenaufsatz und 2 eingerollten, blätterbeschmückten Lichtarmen<br />
mit breitem Tropfteller und vasenförmiger Tülle. H 40 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Erworben bei Perrin, Paris.<br />
- Aus deutschem Besitz.<br />
Feines Paar von hoher Qualität mit exzellenter Vergoldung und Ziselierung.<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 7 750.- / 11 630.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1184<br />
GROSSES CARTEL „AU LION“, Louis XVI, das Zifferblatt sign.<br />
IMBERT L’AINE A PARIS (Jean-Gabriel Imbert, Meister 1776), Paris<br />
um 1780.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Wappenförmiges Gehäuse mit<br />
Henkelvase und markantem Löwenkopf. Emailzifferblatt mit arabischen<br />
Minuten- und römischen Stundenzahlen. Ankerwerk mit<br />
1/2-Stundenschlag auf Glocke. 38x12x82 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Schweiz.<br />
1183 (1 Paar)+ 1184<br />
J.B. Imbert reiste als junger Mann von seiner Heimatstadt Devalon in der<br />
Bourgogne nach Paris, wo er in den darauffolgenden Jahren als „compagnon“<br />
seines Schwagers J.C. Olin arbeitete, danach als „ouvrier libre“. 1784 zwangen<br />
ihn finanzielle Schwierigkeiten, Konkurs anzumelden, dennoch blieb Imbert<br />
bis kurz vor seinem Tod 1795 tätig. Er verarbeitete Uhrgehäuse von J. Goyer,<br />
N. Bonnet, M. Poisson, R.F. Morlay, F. Vion, Duhamel und der Osmonds. Zu<br />
Imberts Kundschaft gehörten der Marquis de Brunoy und der Duc des Deux-<br />
Ponts; seine Werke findet man heute im Bestand des Patrimonio Nacional in<br />
Madrid, im Münchner Residenzmuseum, im Musée Carnavalet in Paris und<br />
im Turiner Palazzo Reale.<br />
Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S. 334f. (biogr.<br />
Angaben). H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris 1972; S. 318<br />
(biogr. Anbaben).<br />
CHF 6 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 880.- / 5 820.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1185*<br />
AMEUBLEMENT „AUX SPHINGES“, spätes Louis XVI, nach<br />
Modellen von G. JACOB (Georges Jacob, Meister 1765), Paris, 19. Jh.<br />
Bestehend aus 1 zweiplätzigen Canapé und 1 Paar grossen Fauteuils<br />
„d’apparat“. Buche reich beschnitzt mit Sphingen, Tatzen, Mäanderband<br />
und Zierfries sowie vergoldet. Trapezförmiger Sitz auf<br />
gerader Zarge mit vorderen Tatzen- und hinteren Säbelbeinen. Flache<br />
Rückenlehne mit ausladenden Armlehnen auf Sphingenstützen.<br />
Goldgelber Seidenbezug mit Empiremuster. Vergoldung restauriert.<br />
Canapé 148x57x45x102 cm, Fauteuils 79x57x45x102 cm.<br />
Provenienz: Aus deutschem Besitz.<br />
Bedeutendes Ameublement von bestechender Qualität und Eleganz.<br />
Ein Ameublement in identischer Ausführung wurde von G. Jacob in den Jahren<br />
1788/90 für den „Grand Salon“ des Hôtels der Marquise de Marbeuf gefertigt;<br />
es umfasste 1 Paar grosse und 6 kleine Canapés sowie 6 grosse Fauteuils. Diese<br />
für jene Zeit ausserordentlich innovativen Sitzmöbel waren ursprünglich<br />
weiss/golden gefasst und bestachen durch Tapisseriebezüge der Manufacture<br />
de Beauvais. Ein solcher Fauteuil wurde bei Christie’s Monaco am 3.5.1977<br />
(Katalognr. 70) verkauft. Eine modellogleiche Suite, bestehend aus 4 Fauteuils<br />
und 1 Paar „Causeuses“, wurde an der Biennale des Antiquaires in Paris 1997<br />
(Galerie Aveline) ausgestellt. Das grosse Paar Canapés aus der Sammlung der<br />
Marquise de Marbeuf wurde bei Artcurial Paris am 20.6.2006 (Katalognr.<br />
129) verkauft.<br />
Die Seltenheit unserer Sitzmöbel ist durch ihre Formgebung und vor allem<br />
durch die Entstehungszeit gegeben. Die Vorliebe des „goût égyptien“ ist bereits<br />
in den späten 1760er Jahren durch die Vorlagen von Piranesi ersichtlich - mehr<br />
als zwei Jahrzehnte vor den napoleonischen Feldzügen in Ägypten. Die Basis<br />
der eigentlichen „égyptomanie“ ist somit in diese Epoche zu situieren. Die<br />
zeichnerische Vorlage für unsere Modelle ist aller Wahrscheinlichkeit nach<br />
dem Ornamentisten Jean Démosthene Dugourc (1749 Paris 1825) zuzuschreiben;<br />
von ihm sind analoge Entwürfe bekannt (vgl. hierzu seine Entwürfe aus<br />
dem Album Dugourc-grognard-Meunier, heute Bestand der Sammlungen des<br />
Musée des Arts Décoratifs in Paris).<br />
Für weitere Angaben zu G. Jacob siehe auch die Fussnote der Katalognr.<br />
1277.<br />
CHF 70 000.- / 120 000.-<br />
(€ 45 230.- / 77 540.-)<br />
Siehe Abb.
1185
100<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1186<br />
MACHAULT, P.E. (Pierre Emile Machault, 1800 Paris 1866),<br />
Frankreich um 1860.<br />
Bronze brüniert. 3 spielende Putti, auf profiliertem Rundsockel.<br />
Sign. P. MACHAULT. H 43 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Sammlung H.R. Pregizer, Kirchheim.<br />
- Auktion Galerie <strong>Koller</strong> Zürich am 2.11.1995 (Katalognr. 4146).<br />
- Schweizer Nachlass.<br />
Ausserordentlich feine Bronze, die sich stark an italienischen Vorbildern aus<br />
dem 18. Jahrhundert orientiert und zugleich die hohe Handwerkskunst des für<br />
seine Portraits bekannten Machault dokumentiert.<br />
Lit.: Thieme/Becker, Leipzig 1999; 23/24, S. 513 (biogr. Angaben).<br />
CHF 2 500.- / 3 500.-<br />
(€ 1 620.- / 2 260.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1187*<br />
VASENPENDULE, Louis XVI, die Bronzen sign. OSMOND (Robert<br />
Osmond, Meister 1746), das Zifferblatt sign. LEPAUTE HORLOGER<br />
DU ROI (Jean-Baptiste Lepaute, 1727-1802), Paris um 1780/90.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Vasenförmiges Uhrgehäuse mit<br />
kannelierten, blätterbeschmückten Henkeln, Blumenabschluss und<br />
Rundfuss, auf rechteckigem Postament mit Kreiselfüssen. Bronzeapplikationen<br />
und -beschläge in Form von Blumengirlanden, Lorbeerkranz,<br />
Kartuschen und Zierfries. Emailzifferblatt mit arabischen<br />
Minuten- und römischen Stundenzahlen. 29x20x43 cm.<br />
Provenienz: Aus einer römischen Sammlung.<br />
1186 1187<br />
J.B. Lepaute, der generell die Exklusivrechte seiner Modelle behielt und „Le<br />
Jeune“ genannt wurde, arbeitete mit seinem Bruder Jean-André und übernahm<br />
1775 dessen Werkstatt sowie den Titel „Horloger du Roi“. Das Unternehmen<br />
führte er mit grossem Erfolg weiter, der Titel „Maître Horloger“ wurde ihm<br />
jedoch verweigert, daher überliess er 1789 den „fonds“ seinem Neffen Pierre<br />
Bazile. 1794 wurde er Mitglied der Jury für das neue Zeitsystem. Zur<br />
Kundschaft der Familie Lepaute gehörten das Königshaus von Louis XV und<br />
Louis XVI und die wichtigsten Adligen der französischen Metropole: Madame<br />
du Barry, die Comtes de Provence und d’Artois, die Ducs de Bourbon und<br />
d’Orléans. Die Lepautes belieferten aber auch das Observatoire von Paris (mit<br />
einer astronomischen Pendule), die Könige von Spanien und Schweden und die<br />
Duchessa di Parma.<br />
Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S. 350f. (biogr. Angaben<br />
zu J.B. Lepaute).<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 7 750.- / 11 630.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1188<br />
KOMBINATIONSARBEITSTISCH, sog. „table à la Tronchin“,<br />
Louis XVI, sign. C. MAUTER (Conrad Mauter, Meister 1777), Paris<br />
um 1780.<br />
Mahagoni kanneliert und profiliert. Rechteckiges, in der Höhe<br />
verstellbares und mehrfach aufklapp- und schrägstellbares, mit<br />
schwarzem, goldgepresstem Leder bezogenes Blatt auf gerader<br />
Zarge mit hohen, sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen.<br />
Einschübige Front mit schiebbarer, lederbezogener Platte, rechts 1<br />
Auszugstablar. Vergoldete Bronzebeschläge, -knöpfe und -sabots.<br />
80x52x76,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Privatsammlung, Luzern.<br />
- Auktion Galerie <strong>Koller</strong> Zürich am 18.9.1996 (Katalognr. 605).<br />
- Schweizer Nachlass.<br />
Seltener und qualitativ hochwertiger Kombinationstisch des für solche<br />
Arbeiten bekannten und von Zeitgenossen gerühmten Ebenisten. Das bewusste<br />
Weglassen der Bronzen und die Ingeniosität des Möbels weisen auf Einflüsse<br />
von J.F. Leleu hin.<br />
C. Mauter stammte ursprünglich aus Deutschland und ist in Paris quellenmässig<br />
seit 1768 als „ouvrier libre“ belegt. Seit den späten 1770er Jahren fertigte<br />
er eine Vielzahl von Luxus- und Gebrauchsmöbeln für die lokale<br />
Nobilität - vor allem Kommoden, Sekretäre, Bureau-Plats, „Bonheurs du Jour“,<br />
Bibliotheken, Gueridons, Spiel- und Salontische. Zu Mauters illustrer<br />
Kundschaft gehörte u.a. der Comte d’Artois, der spätere König Charles X,<br />
welcher eine grosse Anzahl von Möbeln für sein Schloss Bagatelle und und den<br />
Palais du Temple in Auftrag gab. Die Wirren der französischen Revolution<br />
hinderten den begabten Ebenisten nicht am Weiterführen seiner beeindruckenden,<br />
vielfältigen und qualitativ hochwertigen Produktion.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 557-559<br />
(biogr. Angaben und Abb. eines fast identischen Tisches). J. Nicolay, L’art et la<br />
manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 297<br />
(biogr. Angaben). Comte de Salverte, Les Ebénistes du XVIIIe siècle, Paris<br />
1934; S. 211 (biogr. Angaben).<br />
CHF 6 000.- / 10 000.-<br />
(€ 3 880.- / 6 460.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1189*<br />
SPIEGEL, spätes Louis XVI, Frankreich, 19. Jh.<br />
Holz durchbrochen und fein beschnitzt mit Trauben, Ranken,<br />
Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger, profilierter<br />
Rahmen mit durchbrochenem Blätteraufsatz. H 150 cm, B 103 cm.<br />
CHF 2 400.- / 3 200.-<br />
(€ 1 550.- / 2 070.-)
1188
102<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1190<br />
HOUDON, J.A. (Jean-Antoine Houdon, Versailles 1741-1828 Paris)<br />
zuzuschreiben, Paris um 1800.<br />
Büste einer jungen Frau mit lockigem Haar, den Blick nach rechts<br />
gerichtet, auf profiliertem Quadersockel. H 75 cm.<br />
Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />
1190 1191<br />
J.A. Houdon war ursprünglich ein Handwerker und besass durch das Studium<br />
der Natur ein sehr feines Gespür für Formen. Seine Skulpturen unterscheiden<br />
sich deutlich von den klassizistischen, eher kalt anmutenden und idealisierten<br />
Werken seiner Berufsgenossen. J.A. Houdon fertigte vermutlich über 200<br />
Skulpturen und Büsten; berühmt sind vor allem die für die Kirche Santa Maria<br />
degli Angeli in Rom gefertigten Figuren.<br />
Lit.: Thieme/Becker, Leipzig 1999; 17/18, S. 560-562 (biogr. Angaben).<br />
CHF 18 000.- / 25 000.-<br />
(€ 11 630.- / 16 160.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1191*<br />
BÜSTE DES NOEL DE JOURDA, COMTE DE VEAUX, nach einer<br />
Vorlage aus dem 18. Jh., Frankreich, 19. Jh.<br />
Terrakotta. Büste des Grafen als „Maréchal de France“ in Paradeuniform,<br />
auf profiliertem Rechtecksockel. Undeutlich sign. H 68 cm.<br />
CHF 2 500.- / 4 500.-<br />
(€ 1 620.- / 2 910.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1192*<br />
RUNDES GUERIDON, Louis XVI, Paris um 1790.<br />
Mahagoni geflammt. In durchbrochene Messinggalerie gefasste<br />
„Gris St. Anne“-Platte auf gerader, zweischübiger Zarge mit hohen,<br />
sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen. D 60 cm, H 73 cm.<br />
CHF 5 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 230.- / 5 820.-)<br />
1193*<br />
KAMINPENDULE „LA JUSTICE ET LA VERITE“, Louis XVI, die<br />
Bronzen wohl von R. OSMOND (Robert Osmond, Meister 1746),<br />
das Zifferblatt und Werk sign. BUZOT A PARIS (Charles Buzot,<br />
Meister 1772), Paris um 1775.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Blätterbeschmücktes Gehäuse<br />
mit stilisiertem Pinienzapfenabschluss über ovalem Portraitmedaillon<br />
von Henri IV, auf hohem Bastionssockel mit Allegorien der<br />
Gerechtigkeit und Wahrheit, auf gequetschten Kugelfüssen. Emailzifferblatt<br />
mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen.<br />
Spindelwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Die ursprüngliche,<br />
abschliessende Armilarsphäre fehlt. 43x14x54 cm.<br />
Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />
Eine modellogleiche Pendule ist abgebildet in: H.L. Tardy, La pendule française,<br />
Paris 1962-64; III, S. 263; eine nahezu identische in: P. Kjellberg, La<br />
pendule française des origines à nos jours, Paris 1997; S. 269 (Abb. D).<br />
R. Osmond, der Vater der zwei Generationen umfassenden Familie von „maître-fondeurs“,<br />
war ein bedeutender Vertreter seiner Zunft. Ab 1746 war er als<br />
Giessereimeister für Ton tätig und wurde 1756 zum Oberhaupt der „fondeurs“<br />
ernannt. Er war mit Caffiéri befreundet und einer der ersten Kunsthandwerker,<br />
die den klassischen Stil übernahmen. Sein Neffe Jean-Baptiste Osmond,<br />
„maître fondeur“ 1764, arbeitete mit ihm zusammen und übernahm nach<br />
Roberts Tod 1789 das Atelier. Zum illustren Kundenkreis der Osmonds zählte<br />
die avantgardistische Elite der französischen Gesellschaft, sie belieferten aber<br />
auch Uhrmacher wie Lepaute, Hilgers, Frédéric Duval und Berthoud.<br />
Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S. 130f. (biogr. Angaben<br />
zu Osmond). H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris 1972; S.<br />
103 (biogr. Angaben zu Buzot).<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 7 750.- / 11 630.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1194*<br />
1 PAAR FAUTEUILS „EN CABRIOLET“, Louis XVI, Frankreich<br />
um l800.<br />
Hufförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen.<br />
Leicht eingezogene Medaillonrückenlehne mit wenig ausladenden,<br />
gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Blauer<br />
Veloursbezug. 59x47x42x95 cm.<br />
Guter Erhaltungszustand.<br />
CHF 1 800.- / 2 800.-<br />
(€ 1 160.- / 1 810.-)
1193
104<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1195*<br />
KAMINPENDULE „DIANE ENDORMIE“, Directoire, das Zifferblatt<br />
sign. DE BELLE (J.F. De Belle, Meister 1781) und DUBUI<br />
(Dubuisson, Etienne Gobin, 1731- ca. 1815), Paris um 1790/95.<br />
Weisser Marmor sowie matt- und glanzvergoldete Bronze. Auf<br />
dem felsförmigen Gehäuse sitzende, schlafende Diana mit Pfeil<br />
und Bogen, rechts Jagdhund, eine Taube anbellend, auf Rechteck-<br />
Sockelplatte mit Putti-Relief und blätterbeschmückten Kreiselfüssen.<br />
Sehr fein bemaltes, polychromes Zifferblatt mit arabischen<br />
Stundenzahlen und Monatstagen sowie feinen Zeigern. Ankerwerk<br />
mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Ausserordentlich feine<br />
Bronzebeschläge und -applikationen in Form von Schlange, toter<br />
Taube, Zweigen und Rosetten. 52x17x41 cm.<br />
Feine Pendule von hoher Qualität.<br />
Eine analoge Pendule ist abgebildet in: J.R. Colon De Carvajal, Catalogo de<br />
relojes del Patrimonio Nacional, Madrid 1987; S. 88, und heute Bestand der<br />
königlichen Sammlungen von Spanien. Ähnliche, etwas frühere Modelle befinden<br />
sich in Schloss Fontainebleau sowie in der Münchner Residenz und sind<br />
abgebildet in: H. Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die<br />
Bronzearbeiten des Spätbarock und Klassizismus, München 1986; S. 248.<br />
Eine weitere ähnliche Pendule, allerdings mit Venus und Cupido, ist abgebildet<br />
in: H.L. Tardy, Les plus belles pendules françaises, Paris 1994, S. 28.<br />
Etienne Gobin, genannt Dubuisson, war nebst Joseph Coteau der talentierteste<br />
und bekannteste Emailleur jener Epoche. Er wurde in Lunéville geboren und<br />
arbeite zunächst als Porzellanmaler in Strassburg und Chantilly. 1756-1759<br />
war er für die Manufacture de Sèvres tätig und spezialisierte sich auf das<br />
Bemalen von Uhrgehäusen und Emailzifferblättern. Seine ausserordentlich<br />
feinen Arbeiten verkaufte er Uhrmachern wie Dieudonné Kinable - berühmt<br />
für seine Lyrapendulen - und Robert Robin, dem Hoflieferanten des Königs<br />
Louis XVI.<br />
J.F. De Belle war in der Rue Saint-Honoré tätig und wurde in mehreren<br />
Almanachen des 18. Jahrhunderts lobend erwähnt, vor allem wegen seiner<br />
technisch hervorragenden und hochentwickelten Pendulen, wie zum Beispiel<br />
1195<br />
jene 2 Vasenpendulen mit „automate android“, die er für den spanischen Hof<br />
fertigte und heute noch Bestand der königlichen Sammlungen von Spanien<br />
sind. Weitere Werke befinden sich heute im Château de Versailles und in der<br />
Pierpont Morgan Collection.<br />
Lit.: H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris 1972; S. 41 (biogr.<br />
Angaben zu De Belle). Thieme/Becker, Leipzig 1999; 13/14, S. 283 (biogr.<br />
Angaben zu Dubuisson).<br />
CHF 18 000.- / 28 000.-<br />
(€ 11 630.- / 18 090.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1196<br />
FOLGE VON 4 GROSSEN APPLIKEN, spätes Louis XVI, Paris,<br />
Ende 19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Maschenbekrönte Wandplatte<br />
mit Löwenkopf und 2 markant geschweiften Lichtarmen mit breitem<br />
Tropfteller und vasenförmiger Tülle. H 95 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Ehemals Bestand der Sammlungen des Château de Breteuil, Frankreich.<br />
- Schweizer Privatbesitz.<br />
CHF 1 000.- / 1 500.-<br />
(€ 650.- / 970.-)<br />
1197*<br />
GEFASSTES CARTEL, Louis XVI, Frankreich um 1800.<br />
Holz reich beschnitzt mit Blumen, Blättern, Früchten, Füllhörnen<br />
und Zierfries sowie weiss gefasst und vergoldet. Rundes Gehäuse<br />
zwischen 2 Füllhörnern mit hohem, reich verziertem Aufsatz.<br />
Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen.<br />
Messingwerk mit Ankergang und Rechenschlagwerk<br />
auf Glocke. 50x15x103 cm.<br />
Sehr guter Erhaltungszustand.<br />
CHF 5 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 230.- / 5 820.-)
1198<br />
SPIELTISCH, sog. „table à Tric-trac“, Louis XVI, Paris um 1800.<br />
Mahagoni kanneliert. Rechteckiges, randprofiliertes, mit grünem,<br />
goldgepresstem Leder und verso mit grünem Filz bezogenes,<br />
abnehmbares Blatt auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen<br />
auf Rollen. Front und Rückseite mit je 1 Schublade für Jetons.<br />
In der vertieften Zarge Backgammon-Spielfeld aus teils getöntem<br />
Bein. Bronzebeschläge. 133x59x75 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
CHF 5 000.- / 8 000.-<br />
(€ 3 230.- / 5 170.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1199*<br />
1 PAAR GIRANDOLEN „AUX AMOURS“, Louis XVI, Paris um 1800.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet sowie brüniert und weisser Marmor.<br />
Eine Vase mit 2 Lichtarmen mit zylindrischer Tülle tragender<br />
Amor, auf feinem Säulenpostament mit Rechteckplatte. H 48 cm.<br />
Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />
CHF 6 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 880.- / 5 820.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1200*<br />
RUNDER SALONTISCH, sog. „table bouillotte“, Louis XVI, Paris<br />
um 1780.<br />
Mahagoni kanneliert. In durchbrochene Messinggalerie gefasste<br />
„Gris St. Anne“-Platte auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen.<br />
2 seitliche, mit dunkelrotem Leder bezogene, ausziehbare<br />
Tablare. Vergoldete Bronzeknöpfe. D 66 cm, H 69 cm.<br />
CHF 6 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 880.- / 5 820.-)<br />
1198<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 105<br />
1199
106<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1201<br />
1 PAAR APPLIKEN, spätes Louis XVI, nach Modellen von J.L.<br />
PRIEUR (Jean Louis Prieur, tätig um 1760/80), Frankreich, Ende<br />
19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Säulenförmige, kannelierte und<br />
vasenbeschmückte Wandplatte mit 2 geschweiften Lichtarmen<br />
mit rundem Tropfteller und vasenförmiger Tülle. Elektrifiziert. H<br />
45 cm.<br />
Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />
1201 1202<br />
1203<br />
CHF 900.- / 1 200.-<br />
(€ 580.- / 780.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1202*<br />
KAMINPENDULE „LA LISEUSE“, Louis XVI, das Zifferblatt sign.<br />
J.A. LEMAIRE A PARIS (Jean-Alexandre Lemaire, tätig bis 1792),<br />
Paris um 1780.<br />
Weisser Marmor sowie matt- und glanzvergoldete Bronze. Postamentförmiges<br />
Gehäuse mit stehender, lesender Frau und Hahn auf<br />
Bücherstapel, auf Bastionssockel mit stilisierten Kreiselfüssen.<br />
Emailzifferblatt mit arabischen Stunden- und Minutenzahlen.<br />
Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. 29x13x34 cm.<br />
Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />
CHF 4 000.- / 7 000.-<br />
(€ 2 580.- / 4 520.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1203<br />
BEISTELLTISCH, spätes Louis XVI, Frankreich, 18./19. Jh.<br />
Rosenholz und Palisander gefriest sowie eingelegt mit Filets, Reserven<br />
und Zierfries. Rechteckige, in Messingstab gefasste „Gris St.<br />
Anne“-Platte auf gerader Zarge mit sich nach unten verjüngenden<br />
Vierkantbeinen. Seitlich 1 Schublade. Bronzebeschläge und -sabots.<br />
74x42x76 cm.<br />
Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 290.- / 1 940.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1204<br />
TIEFE BERGERE, Louis XVI, Paris um 1780.<br />
Buche kanneliert und beschnitzt mit Rosetten und Zierfries sowie<br />
vergoldet. Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten<br />
Säulenbeinen. Flache, bogenförmig abschliessende Rückenlehne<br />
mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Gelber<br />
Seidenbezug. Sitzkissen. 80x60x50x106 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Ehemals Bestand der Sammlungen des Château de Breteuil, Frankreich.<br />
- Schweizer Privatbesitz.<br />
CHF 1 000.- / 1 500.-<br />
(€ 650.- / 970.-)<br />
1205<br />
1 PAAR GEFASSTE FAUTEUILS „A LA REINE“, Louis XVI, Paris<br />
um 1780.<br />
Buche kanneliert und ausserordentlich fein beschnitzt mit Mäanderband,<br />
Rosetten und Zierfries sowie weiss gefasst. Trapezförmi-
ger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen. Flache,<br />
bogenförmig abschliessende Rückenlehne „en chapeau de gendarme“<br />
mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen.<br />
Gestreifter Tassinari-Seidenbezug mit bunten Blumen und Blättern.<br />
66x62x50x94 cm.<br />
Elegantes Paar in sehr gutem Erhaltungszustand.<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 7 750.- / 11 630.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1206*<br />
SKELETTPENDULE „A L’AIGLE“, Directoire, das Zifferblatt sign.<br />
VERNEUIL A EPERNAY, die Emailbemalung wohl von J. COTEAU<br />
(Joseph Coteau, Genf 1740-1801 Paris), Paris um 1800.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet sowie „Carrara“-Marmor. Werk<br />
mit Adleraufsatz und bogenförmigen Stützen auf perlstabbeschmückter<br />
Sockelplatte mit Kreiselfüssen. Emailzifferring mit<br />
arabischen Minuten- und Stundenzahlen, Wochentagen und<br />
Datum. 4 Zeiger. Skelett-Spindelwerk mit 1/2-Stundenschlag auf<br />
Glocke. 25x11x42 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Deutschland.<br />
Sehr feine Pendule in unberührtem Erhaltungszustand.<br />
Für weitere Angaben zu J. Coteau siehe auch die Fussnote der Katalognr.<br />
1176.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 12 920.- / 19 390.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1207<br />
KLEINE BIBLIOTHEKSVITRINE, spätes Louis XVI, Paris, 19. Jh.<br />
Mahagoni profiliert und kanneliert. Rechteckiger Korpus mit abgerundeten<br />
vorderen Eckstollen auf gerader Zarge mit kannelierten<br />
Säulenbeinen. In der Mitte leicht vorstehende, zu 2/3 verglaste<br />
Front mit 2 analogen seitlichen Türen. Vergoldete Bronzebeschläge<br />
und -sabots. Profilierte „Griotte Rouge“-Platte. 130x40x152 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Westschweizer Privatbesitz.<br />
- Auktion Galerie <strong>Koller</strong> am 20.3.1986 (Katalognr. 1062).<br />
- Privatbesitz, Schweiz.<br />
CHF 4 000.- / 7 000.-<br />
(€ 2 580.- / 4 520.-)<br />
1205<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 107<br />
1206
108<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1208<br />
ZIERVASE, spätes Louis XVI, Paris um 1900.<br />
Bisquit und Bronze. Zylinderförmiger, unten gebauchter Gefässkörper<br />
mit reliefierter antikisierender Szene, leicht ausladender<br />
Lippe und markanten Henkeln auf blätterbeschmücktem Rundfuss<br />
mit Quadersockel. H 43,5 cm.<br />
Provenienz: Aus Schweizer Besitz.<br />
1208<br />
CHF 1 200.- / 1 800.-<br />
(€ 780.- / 1 160.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1209*<br />
GROSSER FAUTEUIL „A LA REINE“, Louis XVI, J.B. BOULARD<br />
(Jean-Baptiste Boulard, Meister 1755) zuzuschreiben, Paris um 1780.<br />
Buche kanneliert und fein beschnitzt mit Rosetten und Blättern<br />
sowie später grau gefasst. Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit<br />
kannelierten Säulenbeinen. Flache Rückenlehne „en chapeau de<br />
gendarme“ mit leicht ausladenden, gepolsterten Armlehnen auf<br />
geschweiften -stützen. Hellblauer Veloursbezug. 65x50x44x98 cm.<br />
Feiner Fauteuil von hoher Qualität und grosser Eleganz. Ein identisches Paar<br />
wurde in unserer Dezember-Auktion 2005 (Katalognr. 1274) verkauft.<br />
J.B. Boulard führte sein Atelier in der Rue de Cléry in Paris und war ab 1770<br />
nahezu ausschliesslich im „Service du Garde-Meuble de la Couronne“ tätig.<br />
Unter der Führung des Bildhauers J. Hauré, der alle Anschaffungen des<br />
„Garde-Meuble“ leitete, fertigte J.B. Boulard, der sich bereits in den 1760er<br />
Jahren mit der Herstellung exquisiter Sitzmöbel einen grossen Namen gemacht<br />
hatte, seine wohl bedeutendsten Stücke. Er lieferte 1785 für das Château de<br />
Compiègne ein elegantes Himmelbett (heute Bestand der Sammlungen des<br />
Petit Trianon), 6 Fauteuils, 1 Paar Bergèren und einen Kaminschirm (heute<br />
Bestand des Gulbenkian Museums in Lissabon). Im gleichen Jahr fertigte er 36<br />
Stühle für den „Salon des Jeux“ in Versailles. Ein Jahr später lieferte er weitere<br />
36 Stühle „à la reine“ für den „Salon des Jeux“ in Fontainebleau (von denen<br />
einzelne Stücke heute Bestand des Musée du Louvre in Paris, des Metropolitan<br />
Museums in New York und der Wallace Collection in London sind). Die<br />
Vielzahl der Aufträge brachte es mit sich, dass Boulard mit den bedeutendsten<br />
„menuisiers“ seiner Zeit zusammenarbeitete, wie z.B. mit F. Guérin, den<br />
Foliots oder N. Heurtaut. Boulards kreative Imagination schien grenzenlos;<br />
von ihm sind ausserordentlich viele, verschiedenartige Modelle bekannt, denen<br />
allen die perfekte Ausführung und hohe Qualität eigen sind. Nach seinem Tod<br />
führte die Witwe Boulard das florierende Atelier weiter und belieferte bis 1792<br />
den französischen Hof. Später fertigte das Atelier auch Stücke im Auftrag der<br />
„Cour Impériale“. Boulards Sohn Michel-Jacques leitete die Werkstatt bis<br />
1823 und gebrauchte den Stempel seines Vaters weiter.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 99-106<br />
(biogr. Angaben). D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du XIXe siècle, Paris<br />
1989; S. 96/97 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres<br />
ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 24 (biogr. Angaben).<br />
B.G.B. Pallot, Le mobilier du Musée du Louvre, Dijon 1993; II, S. 187-188<br />
(biogr. Angaben).<br />
CHF 6 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 880.- / 5 820.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1210*<br />
PRUNK-PORTALPENDULE „A DOUBLE COLONNES“, Louis<br />
XVI, das Zifferblatt sign. FOLIN L’AINE A PARIS (Nicolas Alexandre<br />
Folin, Meister 1784), Paris um 1780.<br />
„Carrara“- und schwarzer Marmor sowie matt- und glanzvergoldete<br />
Bronze. Klassizistisches Portal mit rundem Uhrgehäuse, 2<br />
seitlichen Löwen und Adler auf Kugel als Abschluss, auf Bastionssockel<br />
mit „trophées d’armes“ zwischen 2 Amphoren, auf Kreiselfüssen.<br />
Fein bemaltes, mit Eichenzweigen beschmücktes Emailzifferblatt<br />
mit arabischen Minuten- und Stundenzahlen sowie<br />
Wochentagen und 3 feinen, vergoldeten Zeigern. Spindelwerk mit<br />
1/2-Stundenschlag auf Glocke. Ausserordentlich feine, matt- und<br />
glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen in Form von<br />
Kapitellen, Girlanden, Rosetten, Voluten, Kartuschen, Blumen,<br />
Blättern, Perlstab und Zierfries. 57x21x71 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Belgien.<br />
1209<br />
Hochbedeutende Pendule von perfekter Qualität und Eleganz.<br />
Eine sehr ähnliche Pendule mit Werk sign. C. Le Roy war Bestand der<br />
Sammlungen M. Ségoura, Paris. Eine weitere mit Werk sign. Godon Ro de<br />
Camara de S.M.C. wurde in unserer Juni-Auktion 1997 (Katalognr. 1175) und<br />
in unserer März-Auktion 2006 (Katalognr. 1132) verkauft.<br />
Lit.: P. Kjellberg, La pendule française du Moyen Age au XXe siècle, Paris<br />
1997; S. 202f. (mit Abb. der Pendule aus der Sammlung Ségoura). H.L. Tardy,<br />
La pendule française de Louis XVI à nos jours, Paris 1961/64; III, S. 271 (Abb.<br />
einer modellogleichen Pendule, heute im Musée des Arts Décoratifs in Paris)<br />
und S. 232 (biogr. Angaben).<br />
CHF 25 000.- / 45 000.-<br />
(€ 16 160.- / 29 080.-)<br />
Siehe Abb.
1210
110<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1211*<br />
FOLGE VON 4 GEFASSTEN FAUTEUILS „A LA REINE“, spätes<br />
Louis XVI, nach Modellen von J.M. NADAL (Jean Michel Nadal,<br />
Meister 1765), Paris, Ende 19. Jh.<br />
Holz kanneliert, durchbrochen und fein beschnitzt mit Rosetten,<br />
Blättern und Zierfries sowie weiss/gold gefasst. Abgerundeter Sitz<br />
auf gerader Zarge mit feinen, kannelierten Säulenbeinen. Leicht<br />
eingezogene, jochförmig abschliessende Rückenlehne mit fein<br />
durchbrochenem Baluster und gepolsterten Armlehnen auf kannelierten<br />
-stützen. Hellbeiger Stoffbezug. 56x49x43x87 cm.<br />
Modellogleiche Fauteuils, signiert J.M. Nadal, wurden bei Sotheby’s Zürich am<br />
29.11.1995 (Katalognr. 192) verkauft.<br />
1212<br />
1211<br />
J.R. Nadal war der älteste Sohn des Sitzmöbel-Herstellers Jean Nadal und<br />
übernahm nach dem Tod seines Vaters das Atelier in der Rue de Cléry. Er belieferte<br />
den Königshof und den Comte d’Artois mit Stühlen und Betten. Zu<br />
erwähnen sind die beiden opulenten Fauteuils „à la reine montés à chassis“,<br />
ein neoklassizistisches Ameublement „aux pommes de pin“, reich beschnitzt<br />
mit Säulen, Lorbeer, Blumen und Blättern (verkauft im Palais Galliera am<br />
4.3.1961) und ein Fauteuil mit „décor mouluré et dossier à crosse“ (Bestand<br />
einer Privatsammlung). Letzterer gleicht einem Fauteuil von Georges Jacob<br />
und Rode, der für das „Cabinet turc“ des Comte d’Artois gefertigt wurde. Jacob<br />
war Nadals Nachfolger als Lieferant des Comte; vermutlich liess er sich von<br />
den Arbeiten Nadals inspirieren.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 198; S. 598/599.<br />
(biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes français<br />
au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 335 (biogr. Angaben).<br />
CHF 14 000.- / 24 000.-<br />
(€ 9 050.- / 15 510.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1212*<br />
KAMINPENDULE „AUX ENFANTS“, Louis XVI, die Bronzen R.<br />
OSMOND (Robert Osmond, Meister 1746) zuzuschreiben, das<br />
Zifferblatt sign. FRANCOIS, das Werk sign. ANTOINE FRANCOIS<br />
NR. 833 A PARIS (Antoine François, Meister 1766), Paris um 1770.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Blätterbeschmücktes, podestförmiges<br />
Gehäuse mit Henkelvase auf eingezogenem, profiliertem<br />
Sockel mit 2 Genien. Emailzifferblatt mit arabischen Minutenund<br />
römischen Stundenzahlen. Spindelwerk mit 1/2-Stundenschlag<br />
auf Glocke. Vergoldung berieben. 36x15x48 cm.<br />
Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />
Eine sehr ähnliche Pendule, die Bronzen signiert Osmond, ist abgebildet in: H.<br />
Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die Bronzearbeiten des<br />
Spätbarock und Klassizismus, München 1976; I, S. 195 (Abb. 3.12.7).<br />
Lit.: H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris 1972; S. 237 (biogr.<br />
Angaben zu François).<br />
Für weitere Angaben zu R. Osmond siehe auch die Fussnote der Katalognr.<br />
1193.<br />
CHF 7 000.- / 12 000.-<br />
(€ 4 520.- / 7 750.-)<br />
Siehe Abb.
1213*<br />
1 PAAR VASENGIRANDOLEN „AUX MASCARONS“, spätes<br />
Louis XVI, Paris 18./19. Jh.<br />
„Carrara“-Marmor sowie matt- und glanzvergoldete Bronze. Balusterförmiger<br />
Schaft mit 4 geschweiften, blätterbeschmückten Lichtarmen<br />
mit breitem Tropfteller und vasenförmiger Tülle, auf<br />
Rundfuss mit perlstabbeschmücktem Rechtecksockel. H 43 cm.<br />
CHF 5 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 230.- / 5 820.-)<br />
1214*<br />
BUREAU-PLAT, spätes Louis XVI, sign. KRIEGER A PARIS (Antoine<br />
Krieger, tätig ab 1826), Paris um 1870/80.<br />
Mahagoni kanneliert sowie fein beschnitzt mit Mäanderband und<br />
Zierfries. Rechteckiges, mit rotem, goldgepresstem Leder bezogenes<br />
und randprofiliertes Blatt auf bogenförmig ausgeschnittener<br />
Zarge mit hohen, kannelierten Säulenbeinen. Front mit breiter<br />
Zentralschublade über der Beinaussparung, flankiert von je 1<br />
Schublade. Gleiche, jedoch blinde Einteilung auf der Rückseite.<br />
Feine Bronzebeschläge und -applikationen. 165x90x78 cm.<br />
A. Krieger war ein bedeutender Ebenist und in der zweiten Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts tätig. Sein Atelier wechselte bis 1880 mehrere Male den Namen,<br />
stellte 1852 und 1855 verschiedene Möbel aus und fertigte Kopien von Möbeln<br />
aus dem 18. Jahrhundert, unter anderem auch solche mit eigener, moderner<br />
Interpretation der früheren Stilrichtungen.<br />
Lit.: C. Payne, 19th Century European Furniture, Suffolk 1981; S. 38 (biogr.<br />
Angaben).<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 9 690.- / 16 160.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1215*<br />
1 PAAR PRUNK-GIRANDOLEN „AUX AMOURS“, spätes Louis<br />
XVI, Paris, Ende 19. Jh.<br />
Bronze vergoldet und beige/grauer Marmor. Stehender Amor, 1<br />
Zentralschaft mit 8 geschweiften Lichtarmen mit breitem Tropfteller<br />
und vasenförmiger Tülle tragend, auf hohem, kanneliertem<br />
Säulenpostament mit markanter Reckteckplatte. H 120 cm.<br />
CHF 12 000.- / 18 000.-<br />
(€ 7 750.- / 11 630.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1214<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 111<br />
1215
112<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1217<br />
1216<br />
1216*<br />
KAMINUMRANDUNG „AUX CHINOIS“, Louis XVI-Stil, wohl Rom.<br />
Weisser Marmor und Lapislazuli. In den Ecken vorstehendes,<br />
randprofiliertes Blatt auf gerader, mit feinen Girlanden und Chinoiserie-Szene<br />
beschmückter Zarge auf 2 Karyatidenstützen mit<br />
Bastionssockel. 180x40x140 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Monte Carlo.<br />
CHF 4 000.- / 7 000.-<br />
(€ 2 580.- / 4 520.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1217*<br />
FIGUR DER VENUS, nach Vorbildern aus der Antike, wohl Rom,<br />
19. Jh.<br />
„Carrara“-Marmor. Stehende Venus ohne Kopf und Arme, auf<br />
abgerundetem Sockel mit Delphin. H 150 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Monte Carlo.<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 9 690.- / 16 160.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1218<br />
OVALES GUERIDON, Louis XVI-Stil, Paris.<br />
Palisander, Satinholz und Ebenholz eingelegt mit Würfelmarketerie,<br />
Reserven und Filets. In durchbrochene Messinggalerie gefasste „Carrara“-Platte<br />
auf ausgeschnittener Zarge mit Pyramidenbeinen. Front<br />
mit 3 Schubladen. Messingbeschläge und -sabots. 46x31x78 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
CHF 1 000.- / 1 500.-<br />
(€ 650.- / 970.-)<br />
1219*<br />
PRUNK-PENDULE „L’ETUDE ET LA MEDITATION“, Directoire,<br />
wohl von F. REMOND (François Rémond, ca. 1745 Paris 1812), die<br />
Figuren nach L.S. BOIZOT (Louis Simon Boizot, 1743 Paris 1809),<br />
das Zifferblatt sign. MESNIL A PARIS (tätig um 1800), Paris um<br />
1800.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet sowie brüniert und weisser Marmor.<br />
Rundes Gehäuse, bekrönt von Adler mit ausgebreiteten Flügeln<br />
auf Doppelfackel, auf bastionsförmigem Sockel mit gequetschten<br />
Kugelfüssen, zwischen lesender Frau und schreibendem Mann
in antikisierenden Gewändern. Emailzifferblatt mit arabischen<br />
Minuten- und römischen Stundenzahlen. Ankerwerk mit 1/2-<br />
Stundenschlag auf Glocke. Ausserordentlich feine, matt- und<br />
glanzvergoldete Bronzebeschläge in Form von Maskaronen, Puttenreliefs<br />
und Zierfries. 70x15x53 cm<br />
Provenienz: Privatbesitz, USA.<br />
Die ursprüngliche Figurenkomposition ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit<br />
zwischen D. Daguerre (ca. 1720-1796) und F. Rémond und ins Jahr 1783 zu<br />
datieren. Sie zeigt den Einfluss der Pendulen aus dem frühen 18. Jahrhundert,<br />
wie z.B. die Pendule „Du Jour de la Nuit“ von A.C. Boulle aus dem Jahr 1715.<br />
Das innovative Motiv unserer Pendule erfreute sich Ende des 18. Jahrhunderts<br />
bis ins Empire grösster Beliebtheit und wurde von verschiedenen „bronziers“<br />
und Uhrmachern übernommen. Die Figuren der „Etude“ und „Philosophie“<br />
wurden um 1780 von L.S. Boizot für die Manufaktur von Sèvres modelliert. D.<br />
Daguerre war Haupteinkäufer dieses Pendulentyps und liess verschiedene<br />
Uhrmacher Werke einbauen; F. Rémond verkaufte seine Modelle direkt den<br />
Uhrmachern wie z.B. E.C. Le Roy und P.C. Roguet-Lépine.<br />
Drei solcher Pendulen befinden sich im Besitz der englischen Königin, je eine<br />
im Schloss Versailles und im französischen Aussenministerium, im Stockholmer<br />
Schloss, im Potsdamer Stadtschloss sowie im Schloss Tanley im Burgund. Zu<br />
den ersten Besitzern solcher Uhren des in der Louis-XVI-Epoche als eines der<br />
wesentlichsten „bronziers“ bekannten F. Rémond, der mit den besten<br />
Künstlern und Handwerkern zusammenarbeitete sowie Bronzen für<br />
Meisterwerke der Möbelkunst lieferte, gehören der Comte de Vaudreuil, die<br />
Ducs de Choiseul und d’Orléans, der Marquis de Sérent und MM de Lareynière.<br />
Der Uhrmacher J. Revel fertigte eine Vielzahl von Pendulen. 1810 lieferte er<br />
Pendulen für den König Jérôme von Westfalen.<br />
Lit.: C. Baulez, Vergoldete Bronzen, München 1986; S. 596-599 (mit<br />
Biographie und einer überzeugenden Identifizierung und Zuschreibung unseres<br />
Modells). Ibid., François Rémond et le goût turc dans la famille royale au<br />
temps de Louis XVI, in: L’Objet d’Art, Dezember 1987; S. 33-45. Ibid., Le<br />
luminaire de la princesse Kinsky, in: L’Estampille-L’Objet d’Art, Mai 1991; S.<br />
84-99. H. Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die Bronzearbeiten<br />
des Spätbarock und Klassizismus, München 1986; I, S. 195 (Abb. 4.17.5,<br />
Zeichnung von F. Rémond). P. Verlet, Les Bronzes dorés français du XVIIIe<br />
1219<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 113<br />
siècle, Paris 1987; S. 322 (Abb. 357, eine Pendule aus dem Ministère des<br />
Affaires Etrangères). E. Bourgeois, Le Bisquit de Sèvres au XVIIIe siècle, Paris<br />
1905; II, S. 22.<br />
CHF 25 000.- / 45 000.-<br />
(€ 16 160.- / 29 080.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1220*<br />
FRILLI, A. (Antonio Frilli, tätig ab 1860), Florenz, Ende 19. Jh.<br />
Alabaster. Sitzende, dösende Frau auf Bank mit markanten Tatzenfüssen.<br />
Bestossungen. Sign. A. FRILLI FIRENZE. H 36 cm, B 42 cm.<br />
1220<br />
CHF 2 500.- / 4 500.-<br />
(€ 1 620.- / 2 910.-)<br />
Siehe Abb.
114<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1221 (1 Paar)<br />
1223<br />
1221*<br />
1 PAAR APPLIKEN „AUX TETES DE BELIERS“, Louis XVI, Paris<br />
um 1780.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Schmale, profilierte Wandplatte<br />
mit Vasenaufsatz, Widderkopf und 2 geschweiften Lichtarmen mit<br />
rundem Tropfteller und zylindrischer Tülle. H 37 cm.<br />
Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />
CHF 5 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 230.- / 5 820.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1222*<br />
KLEINES CARTEL, Louis XVI, das Modell von R. OSMOND<br />
(Robert Osmond, Meister 1746), Paris um 1790.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Wappenförmiges Gehäuse mit<br />
Vasenaufsatz und Pendelsichtfenster. Emailzifferblatt mit römischen<br />
Stundenzahlen. Ankerwerk mit 1/2-Stundenschlag auf<br />
Glocke. Repetition auf Anfrage. 22x12x45 cm.<br />
Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />
Für weitere Angaben zu R. Osmond siehe auch die Fussnote der Katalognr.<br />
1193.<br />
CHF 8 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 170.- / 9 050.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1223<br />
BERGERE, spätes Louis XVI, Frankreich, Ende 19. Jh.<br />
Buche moulüriert und beschnitzt mit Rosetten und Mäanderband<br />
sowie grau gefasst. Leicht trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit<br />
sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen. Flache, bogenförmig<br />
abschliessende Rückenlehne mit leicht geschweiften Armlehnen.<br />
Rosaroter, gestreifter Stoffbezug. 70x62x42x109 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
1222<br />
CHF 1 000.- / 1 500.-<br />
(€ 650.- / 970.-)<br />
Siehe Abb.
1224*<br />
KAMINPENDULE „AUX SOLDATS ROMAINS“, Louis XVI, die<br />
Bronzen wohl von N. BONNET (Nicolas Bonnet, Meister 1766),<br />
das Zifferblatt sign. RAGOT A PARIS (François Ragot, Meister<br />
1768), Paris um 1780.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet sowie ebonisiertes Holz. 2<br />
erschöpfte, sich auf das Gehäuse stützende Soldaten, auf Bastionssockel<br />
mit Kriegstrophäen, Waffen und stilisierten Kreiselfüssen.<br />
Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen.<br />
Spindelwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Vergoldete<br />
Bronzebeschläge in Form von Löwenköpfen und Reliefplaketten.<br />
Vergoldung restauriert. 35x14x46 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Belgien.<br />
Die hier angebotene Pendule erinnert mit ihrer Komposition an eine vom<br />
„bronzier“ N. Bonnet gefertigte Uhr mit 2 türkischen Soldaten. Eine weitere<br />
Kaminpendule des gleichen Künstlers mit zwei Kindersoldaten, Krieg und<br />
Frieden darstellend, und von analoger Grundstruktur, wurde in unserer Juni-<br />
Auktion 2003 (Katalognr. 1156) verkauft.<br />
N. Bonnet stammte aus einer „bronzier“-Dynastie, lernte das Kunsthandwerk<br />
im Atelier seines Vaters und übernahm später dessen Werkstatt. Seine<br />
1224<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 115<br />
Arbeiten waren von hoher Qualität, sein Schaffen weist ein beachtliches<br />
Niveau auf, was auf die Zusammenarbeit mit „confrères“ hindeutet - allerdings<br />
sind die Quellen diesbezüglich nur sehr spärlich.<br />
Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1995; S. 301 (Abb. 228, die<br />
erwähnte Pendule mit den türkischen Soldaten). P. Verlet, Les bronzes dorés<br />
français du XVIIIe siècle, Paris 1987; S. 410 (biogr. Angaben). H.L. Tardy,<br />
Dictionnaire des horlogers français, Paris; S. 543 (biogr. Angaben).<br />
CHF 8 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 170.- / 9 050.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1225<br />
1 PAAR APPLIKEN, spätes Louis XVI, Frankreich, Ende 19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Säulenförmige, kannelierte und<br />
vasenbeschmückte Wandplatte mit 2 eingerollten Lichtarmen mit<br />
rundem Tropfteller und vasenförmiger Tülle. Elektrifiziert. H 40 cm.<br />
Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />
CHF 1 500.- / 2 500.-<br />
(€ 970.- / 1 620.-)
116<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1226*<br />
1 PAAR APPLIKEN, spätes Louis XVI, Paris, 19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Schmale Wandplatte mit<br />
Masche, Blumenstrauss und Kordel sowie 2 geschweiften Lichtarmen<br />
mit rundem Tropfteller und vasenförmiger Tülle. H 45 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Belgien.<br />
1226<br />
1228<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 1 940.- / 3 230.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1227<br />
1227*<br />
FIGUR DER VENUS „MEDICI“, nach Vorbildern aus der Antike,<br />
wohl Frankreich, 19. Jh.<br />
Bronze brüniert. Stehende Venus, ihre Brüste und Scham bedeckend,<br />
seitlich 2 Putti auf Delphin und stilisierter Baumstamm,<br />
auf eingezogenem Rundsockel. H 100 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Monte Carlo.<br />
Venus war die Göttin der Liebe und Schönheit. Nach den Sagen von Homer<br />
war sie Tochter des Jupiter und der Dione, nach einer anderen Version die<br />
„Tochter“ des Uranos, aus dessen von Kronos ins Meer geworfenen<br />
Geschlechtsorgane die Göttin entstand. Eine dritte Sage erzählt, Venus sei aus<br />
einer Muschel geboren und dem Schaum des Meeres entstiegen. Als Venus das<br />
Land betrat, wurde sie von Zephyros zunächst nach Kythereia, dann an die<br />
Küste von Zypern gebracht, wo die Horen sie schmückten, bevor sie den<br />
Unsterblichen vorgestellt wurde. Nachdem sie im Olymp aufgenommen war,<br />
wurde sie Jupiters Adoptivtochter. Venus war die Gattin des Vulcanus, hatte<br />
allerdings, wie die meisten Götter aus der römischen und griechischen<br />
Mythologie, zahlreiche Affären mit anderen - unsterblichen und sterblichen -<br />
Männern. Dadurch hatte Venus auch viele Kinder; dem Kriegsgott Ares gebar<br />
sie den Liebesgott Amor.<br />
Eine der berühmtesten Antiken Roms, dort in den 1630er Jahren wiederentdeckt,<br />
war die „Venus Medici“, wie die Skulptur nach ihren späteren Besitzern<br />
genannt wurde. Die Marmorfigur ist eine Kopie des 2. Jahrhunderts, nach einem<br />
Bronzeoriginal aus dem 1. vorchristlichen Jahrhundert. 1677 wurde sie<br />
aus Rom nach Florenz überführt und in der Tribuna aufgestellt, wo sie die<br />
sinnliche Verkörperung der herausragenden Qualität der Mediceeischen<br />
Sammlungen darstellte. Johann Adam Andreas I von Liechtenstein beschloss<br />
1695, sich von Massimiliano Soldani Benzi eine Bronzekopie in Originalgrösse<br />
giessen zu lassen. Sie war als Pendant zum tanzenden Faun, einer weiteren<br />
Antikenkopie, gedacht und sollte mit diesem in der neuen Galerie im<br />
Stadtpalais ausgestellt werden. Den Künstlern des Barock galt die Venus<br />
Medici als Vorbild für die Darstellung eines nackten Körpers. „Fleisch wirklich<br />
als Fleisch zu bilden“ bedeutete, den Skulpturen Leben zu geben. Soldani arbeitete<br />
1699 bis 1702 an der Venus. Seine besondere Aufmerksamkeit galt der<br />
Ziselierung und Glättung der Oberfläche, um ihr jene Weichheit zu verleihen,<br />
die für die menschliche Haut charakteristisch ist: Sie sollte „delicata e morbida<br />
come se fusse carne“ sein, und dies liess sich in Bronze wohl besser verwirklichen<br />
als in Stein. Eine schimmernde Lackpatina verstärkt das sensitive<br />
Erscheinungsbild der Oberfläche. Die Venus Medici verkörpert mit ihren harmonischen<br />
Proportionen und der idealisierenden Gestaltung das ästhetische<br />
Ideal der klassischen Antike.<br />
CHF 5 000.- / 8 000.-<br />
(€ 3 230.- / 5 170.-)<br />
Siehe Abb.
1228*<br />
PRUNK-PORTALPENDULE „AUX EGYPTIENNES“, Louis XVI,<br />
das Zifferblatt sign. MUSSON A PARIS (Louis Musson, Meister<br />
1770), Paris um 1780.<br />
Matt- und glanzvergoldete Bronze sowie „Carrara“-Marmor. Portalförmiges<br />
Gehäuse mit markantem, von Henkelvasen flankiertem<br />
Adleraufsatz auf Bastionssockel mit gequetschten Kugelfüssen.<br />
Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen.<br />
Feines Spindelwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke.<br />
Reiche, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen.<br />
Etwas zu überholen. 45x15x75 cm.<br />
CHF 7 000.- / 12 000.-<br />
(€ 4 520.- / 7 750.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1229<br />
ZIERVASE „AUX MASCARONS“, Louis XVI-Stil, Paris um 1900.<br />
Bronze. Urnenförmiger Gefässkörper auf 3 blütenbeschmückten<br />
Stützen mit Bocksfüssen und markant eingezogenem Dreisockel.<br />
H 43 cm.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 1 940.- / 3 230.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1230*<br />
1 PAAR APPLIKEN „AUX ANGELOTS MUSICIENS“, spätes Louis<br />
XVI, nach dem Modell von J.F. FORTY (Jean-François Forty, tätig<br />
um 1775/90), Paris, 19. Jh.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Blätterbeschmückte Wandplatte mit<br />
Schalmei spielendem Putto und 2 eingerollten, kannelierten Lichtarmen<br />
mit breitem Tropfteller und vasenförmiger Tülle. H 44 cm.<br />
Provenienz: Aus einer deutschen Sammlung.<br />
Analoge Modelle wurden in unseren <strong>Auktionen</strong> vom Juni 1996 (Katalognr.<br />
1121), September 1997 (Katalognr. 662), März 2000 (Katalognr. 1687) und<br />
vom Juni 2000 (Katalognr. 1696) verkauft.<br />
J.F. Forty war Ornamentzeichner und -stecher und veröffentlichte eine lange<br />
Reihe von Vorlageheften für Goldschmiede- und Eisenarbeiten, wie z.B.<br />
„Oeuvres de sculptures en bronce etc.“, „Projet de deux toilettes“, „Oeuvres<br />
d’orfévrerie à l’usage des églises“, „Oeuvres de serrureries J.F. Forty inv. et<br />
sculp.“ Mit Vorliebe verwendete er bei Treppenanlagen den sog. „Laufenden<br />
Hund“, Lilien oder einfaches Stabwerk, im bunten Wechsel mit<br />
Akanthusblättern, Trophäen und ähnlichem. Aufgrund seiner Zeichnungen<br />
wurden z.B. Treppe und Portal der „Ecole militaire“, Gitterwerke im Palais<br />
Royal, in Saint Germain l’Auxerrois in Paris, in der Augustinerkiche und im<br />
Bernhardinerkloster in Marseille gefertigt.<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 117<br />
1229 1230<br />
Lit.: H. Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die Bronzearbeiten des<br />
Spätbarock und Klassizismus, München 1986; I, S. 288 (Abb. 4.16.3) und S.<br />
426 (Abb. 6.3.15, mit Vermerk, dass identische Modelle Bestand der James-<br />
Collection im Victoria & Albert Museum in London seien).<br />
CHF 2 500.- / 4 500.-<br />
(€ 1 620.- / 2 910.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1231<br />
1 PAAR GEFASSTE STÜHLE „AUX CYGNES“, spätes Louis XVI,<br />
wohl Paris, Ende 19. Jh.<br />
Holz kanneliert und fein beschnitzt mit Schwänen, Rosetten und<br />
Zierfries sowie grün/gold gefasst. Trapezförmiger Sitz auf gerader<br />
Zarge mit kannelierten vorderen Säulen- und hinteren Säbelbeinen.<br />
Flache, fein durchbrochene Rückenlehne mit Schwanenmotiv.<br />
Joncbezug. 42x45x46x96 cm.<br />
1231<br />
CHF 1 000.- / 1 500.-<br />
(€ 650.- / 970.-)<br />
Siehe Abb.
118<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1232*<br />
GEFASSTER FAUTEUIL „EN CABRIOLET“, Louis XVI, in der Art<br />
von G.M. BONZANIGO (Giuseppe Maria Bonzanigo, 1745 Turin<br />
1820), Piemont um 1780.<br />
Holz kanneliert und ausserordentlich fein beschnitzt mit Girlanden,<br />
Rosetten, Blättern und Zierfries sowie teils vergoldet und hellblau<br />
gefasst. Runder Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit feinen,<br />
kannelierten Säulenbeinen. Leicht eingezogene, von Masche<br />
bekrönte Medaillon-Rückenlehne mit leicht ausladenden, gepolsterten<br />
Armlehnen auf markant geschweiften -stützen. Gold/silberner<br />
Seidenbezug mit Blumen und Blättern. 65x54x43x92 cm.<br />
G.M. Bonzanigo ist der wesentlichste piemontesische Vertreter des<br />
Neoklassizismus und stammte aus einer Dynastie von Orgelbauern und<br />
Bildhauern. Bereits in den frühen 1770er Jahren führte er Aufträge für die<br />
Savoia aus, wobei er nicht nur einzelne Möbel fertigte, sondern auch ganze<br />
Einrichtungen und Dekorationen. Die beiden wohl bedeutendsten Beispiele<br />
sind die „ambienti“ von Stupinigi und des Palazzo Reale in Turin. G.M.<br />
Bonzanigos Möbel bestechen vor allem durch den strengen, architektonischen<br />
Aufbau und die ausserordentlich feine Schnitzerei „all’antica“.<br />
Lit.: A. Disertori / A.M. Necchi-Disertori, Il mobile del settecento, Italia,<br />
Novara 1985; S. 41-44 (biogr. Angaben).<br />
CHF 7 000.- / 12 000.-<br />
(€ 4 520.- / 7 750.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1233<br />
1 PAAR GROSSE DECKELVASEN, Louis XVI, Italien, 18./19. Jh.<br />
Terrakotta reliefiert und „en faux marbre“ gefasst. Urnenförmiger<br />
Gefässkörper mit früchtebeschmücktem Deckel und markanten<br />
Volutenhenkeln auf profiliertem Rundfuss mit gekehltem Postament.<br />
Die Wandung kanneliert und verziert mit feinem Reliefband.<br />
H 180 cm.<br />
Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 9 690.- / 16 160.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1234<br />
1 PAAR APPLIKEN, Louis XVI, Frankreich um 1800.<br />
Bronze matt- und glanzvergoldet. Profilierte, vasenbeschmückte<br />
Wandplatte mit 2 geschweiften Lichtarmen mit blütenförmigem<br />
Tropfteller und zylindrischer Tülle. Elektrifiziert. H 32 cm.<br />
Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />
1232 1233 (1 Paar)<br />
CHF 1 800.- / 2 800.-<br />
(€ 1 160.- / 1 810.-)<br />
1235*<br />
KONSOLE „AUX GUIRLANDES“, Louis XVI, Rom um 1780.<br />
Holz durchbrochen und fein beschnitzt mit Medaillon, Girlanden,<br />
Vasen, Blumen, Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Profilierte<br />
„Verde Antico“-Platte auf gerader Zarge mit sich nach unten<br />
verjüngenden, durch H-Steg verbundenen Vierkantbeinen auf<br />
Kugelfüssen. 84x44x95 cm.<br />
Ausserordentlich feine Konsole in sehr gutem Erhaltungszustand.<br />
Nach einem letzten Sieg von Papst Innozenz VI über Louis XIV, der versucht<br />
hatte, einen „gallischen Klerus“ über der päpstlichen Herrschaft durchzusetzen,<br />
endete im 18. Jahrhundert die politische Dominanz der „potenza papale“;<br />
dies auch auf kulturellem Gebiet, wo es vor allem der Architekt und Bildhauer<br />
G.L. Bernini war, der seinen „barocco sentuoso“ in ganz Europa mit Erfolg<br />
propagierte. Gleichzeitig war die Übernahme des graziler wirkenden Rokoko<br />
nur in Ausnahmefällen in prunkvollen Bauten und Kunstwerken erkennbar. So<br />
blieb Rom eine Hochburg des von „grandezza“ geprägten „barocco“, der sich<br />
vor allem auch in der Möbelproduktion manifestierte: grosszügige Formen und<br />
Proportionen, ausserordentlich kräftige Schnitzerei, enormer Reichtum der<br />
dekorativen Elemente. Im Gegensatz zu anderen bedeutenden kulturellen<br />
Zentren Italiens wie Genua, Mailand, Venedig, Florenz oder Neapel blieb in<br />
Rom der barocke Einfluss auf die klassizistischen Strömungen stark, so dass<br />
die Werke der Stadt von einer ausserordentlich kräftigen, monumentalen<br />
Formensprache geprägt waren. Die letzten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts,<br />
die neoklassizistische Architektur, Ausgrabungsfunde, Entwürfe ausländischer<br />
Zeichner wie R. Adam beeinflussten die lokalen Kunsthandwerker, die diese<br />
Einflüsse adaptierten und weiterentwickelten.<br />
Lit.: E. Cozzi, Il mobile del ottocento - Italia, Novara 1985; S. 68-71. A.<br />
Disertori / A.M. Necchi-Disertori, Il mobile del settecento - Italia, Novara<br />
1985; S. 67-71 (kulturhistorische Angaben zur Entwicklung Roms). A.<br />
Gonzales-Palacios, Fasto Romano - Ausstellungskatalog des Palazzo Sacchetti,<br />
Verona (1991).<br />
CHF 28 000.- / 48 000.-<br />
(€ 18 090.- / 31 020.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1236*<br />
GEFASSTER SPIEGEL, Louis XVI, Norditalien, 18. Jh.<br />
Holz teils vergoldet bzw. grün gefasst und beschnitzt mit 2 Säulen,<br />
Schale, Blumen und Voluten. Rechteckiger Rahmen mit vorstehendem<br />
Kranz. Altes Spiegelglas. 65x42 cm.<br />
CHF 1 800.- / 2 800.-<br />
(€ 1 160.- / 1 810.-)
1235
120<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1237<br />
DECKENLEUCHTER, Louis XVI-Stil, wohl Italien.<br />
Eisen sowie fein geschliffenes Glas und Kristall. Korbförmiges<br />
Gestell mit 24 geschweiften Lichtarmen mit breitem Tropfteller<br />
auf 3 Ebenen und reich behangener Lichtkrone. Elektrifiziert. H<br />
105 cm, D 95 cm.<br />
Sehr guter Erhaltungszustand.<br />
CHF 9 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 820.- / 9 050.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1238*<br />
LACK-DAMENBUREAU, Louis XVI, Norditalien um 1780/90.<br />
Holz allseitig gelackt; auf schwarzem Fond idealisierte Park- und<br />
Pagodenlandschaft im „goût japonais“. Rechteckiger Korpus auf<br />
wellig ausgeschnittener Zarge mit sich nach unten verjüngenden<br />
Vierkantbeinen. Schräge, abklappbare Schreibplatte. Inneneintei-<br />
1237<br />
lung mit Zentraltüre, seitlich je 2 Fächer über Schublade. Geheimfach.<br />
Bronzeknöpfe und -beschläge. 90x54x(offen 92)x115 cm.<br />
Sehr guter Erhaltungszustand.<br />
CHF 8 000.- / 14 000.-<br />
(€ 5 170.- / 9 050.-)<br />
1239*<br />
GROSSE BEMALTE PENDULE mit Sockel, Louis XVI, Neuenburg<br />
um 1780.<br />
Holz allseitig gefasst; auf türkisblauem Fond rote Rosen. Geschweiftes<br />
Uhrgehäuse auf sich nach unten verjüngendem Sockel. Grosses,<br />
tellerförmiges Emailzifferblatt mit römischen Stundenzahlen<br />
und Datum. 3 ausgeschnittene goldene Zeiger. Spindelwerk mit<br />
3/4-Stundenschlag auf 2 Glocken. 45x18x96 cm.<br />
CHF 6 000.- / 10 000.-<br />
(€ 3 880.- / 6 460.-)
1240*<br />
GEFASSTER MITTELTISCH, Louis XVI, Norditalien, 18. Jh.<br />
Holz kanneliert und reich beschnitzt mit Rosetten, Blättern und<br />
Zierfries sowie grün/gold gefasst. Ersetzte, rosa/grau gesprenkelte<br />
Marmorplatte auf gerader Zarge mit sich nach unten verjüngenden<br />
Säulenbeinen auf Kugelfüssen. 165x71x78 cm.<br />
CHF 5 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 230.- / 5 820.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1241<br />
CANOVA, A. (Antonio Canova, Possagno 1757-1822 Venedig)<br />
nach, wohl Italien, Ende 19. Jh.<br />
Alabaster. Darstellung der 3 Grazien Aglaia, Thalia und Euphrosyne,<br />
auf klassizistischem Rechtecksockel mit Blumenrelief. Bestossungen.<br />
H 57 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Privatbesitz, Schweiz.<br />
- Auktion Galerie <strong>Koller</strong> Zürich am 3.12.1997 (Katalognr. 1163).<br />
- Schweizer Nachlass.<br />
Die Originalgruppe wurde von Joséphine Beauharnais 1813 in Auftrag gegeben<br />
und 3 Jahre später von Canova vollendet. Joséphine starb 1814, ihr Sohn<br />
Eugène nahm die Gruppe mit ins Exil nach München. Analoge Ausführungen<br />
stehen u.a. in der Eremitage in St. Petersburg und in Wobburn Abbey,<br />
Buckinghamshire. Zahlreiche Entwurfszeichnungen zu diesem Modell befinden<br />
sich im Museo Civico in Bassano.<br />
Lit.: H. Honour, Canova’s Three Graces, Ausstellungskatalog der „Celebratory<br />
Exhibition“ der National Gallery of Scotland, 1995. M. Praz / G. Pavanello,<br />
L’opera completa del Canova, Mailand 1976; S. 124ff. V. Malamani, Canova,<br />
Mailand o.J.; S. 225ff. F. Licht, Antonio Canova, Beginn der modernen<br />
Skulptur, München 1983; S. 203ff. G.C. Argan, Disegni del Canova, Mailand<br />
1982, S. 140.<br />
CHF 1 200.- / 1 800.-<br />
(€ 780.- / 1 160.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1242<br />
MÖRSER MIT PISTILL, Louis XVI, wohl Italien, 18./19. Jh.<br />
Serpentin. Zylinderförmiger, leicht ausladender Gefässkörper.<br />
Bestossungen. H 14 cm.<br />
Provenienz: Aus Schweizer Besitz.<br />
CHF 500.- / 900.-<br />
(€ 320.- / 580.-)<br />
1240<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 121<br />
1241
122<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1244<br />
1243<br />
1243<br />
KOMMODE, Louis XVI, Norditalien um 1800.<br />
Nussbaum und heimische Früchtehölzer gefriest sowie eingelegt<br />
mit geometrischen Motiven, Reserven und Filets. Rechteckiger<br />
Korpus mit vorstehendem Blatt und kannelierten Eckstollen auf<br />
gerader Zarge mit sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen.<br />
In der Mitte gebauchte Front mit 3 Schubladen, die oberste schmäler.<br />
Messingbeschläge und -hänger. 135x65x95 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Genf.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 5 170.- / 7 750.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1244<br />
SPIEGEL, spätes Louis XVI, Norditalien, 18./19. Jh.<br />
Holz durchbrochen und reich beschnitzt mit Vase, Blumen, Blättern,<br />
Kartuschen und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger Rahmen<br />
mit Volutenstützen und markant durchbrochenem Blumenaufsatz.<br />
H 170 cm, B 77 cm.<br />
Provenienz: Westschweizer Privatbesitz.<br />
CHF 1 200.- / 1 800.-<br />
(€ 780.- / 1 160.-)<br />
Siehe Abbildung.<br />
1245*<br />
KOMMODE, Louis XVI, Westschweiz um 1800.<br />
Nussbaum und Früchtehölzer eingelegt mit hellen Filets in rechteckigen<br />
Reserven. Rechteckiger Korpus mit kannelierten Eckstollen<br />
auf gerader Zarge mit kannelierten Pyramidenbeinen. Front mit 2<br />
Schubladen. Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Beige/grau/<br />
weiss gesprenkelte Marmorplatte Ergänzungen. 126x61x84 cm.<br />
CHF 6 000.- / 9 000.-<br />
(€ 3 880.- / 5 820.-)
1246<br />
KONSOLENTISCH, Louis XVI, in der Art von G. MAGGIOLINI<br />
(Giuseppe Maggiolini, Parabiago 1738-1814 Mailand), Norditalien<br />
um 1800.<br />
Nussbaum, Palisander, Kirsche und heimische Früchtehölzer<br />
gefriest sowie reich eingelegt mit Figurenstaffage, Medaillons,<br />
Perlstab und Zierfries. Rechteckiges, vorstehendes Blatt auf gerader<br />
Zarge mit sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen. Front<br />
mit breiter Zentralschublade, flankiert von je 1 per Knopfdruck zu<br />
öffnenden Schublade. 88x47x76,5 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
Bereits als junger Mann war Maggiolini als geschickter Kabinettmacher für<br />
sein ausserordentliches Talent in der Region bekannt. Die ersten Arbeiten für<br />
den Mailänder Hof - die Lombardei gehörte damals zu Österreich und wurde<br />
von einem Sohn von Maria Theresia regiert - übertrug man Maggiolini 1771<br />
anlässlich der Hochzeit des Grossherzoges Ferdinand. Kurz darauf wurde er<br />
zum „intarsiatore delle LL.AA.RR“ ernannt und fertigte für den Palazzo<br />
Ducale einige Parketts und zahlreiche Möbel, alles im Auftrag der regierenden<br />
Familie. Eine Folge grosser höfischer Aufträge sicherte Maggiolinis Wohlstand,<br />
trotzdem verliess er nie das heimatliche Dorf, wo sich seine Werkstatt befand.<br />
Nach seinem Tod 1814 übernahm der Sohn Carlo Francesco die Werkstatt, die<br />
zuweilen bis 30 Arbeiter beschäftigt hatte.<br />
Lit.: A. Gonzales-Palacios, Europäische Möbelkunst - Italien 16.-18. Jahrhundert,<br />
Mailand 1975; S. 85-88 (biogr. Angaben). W. Terni de Gregory, Vecchi mobili<br />
italiani, Mailand 1985; S. 194-208 (biogr. Angaben).<br />
CHF 1 800.- / 2 800.-<br />
(€ 1 160.- / 1 810.-)<br />
Siehe Abbildung.<br />
1247<br />
STUHL, Louis XVI, Norditalien um 1800.<br />
Nussbaum, Palisander, Kirsche und heimische Früchtehölzer reich<br />
eingelegt mit Blumen, Blättern und Zierfries. Trapezförmiger Sitz<br />
auf gerader Zarge mit sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen.<br />
Flache, lyraförmig durchbrochene Rückenlehne. Joncbezug.<br />
47x40x46x96 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
CHF 700.- / 1 200.-<br />
(€ 450.- / 780.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1246/1247<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 123<br />
1248<br />
1 PAAR FAUTEUILS „EN CABRIOLET“, Louis XVI, Westschweiz<br />
um 1800.<br />
Nussbaum kanneliert und beschnitzt mit Rosetten, Blumen und<br />
Zierfries. Hufförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten<br />
Säulenbeinen. Leicht eingezogene Medaillonrückenlehne mit<br />
gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Beiger, gestreifter<br />
Seidenveloursbezug. 60x48x44x92 cm.<br />
Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />
1248<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 290.- / 1 940.-)<br />
Siehe Abb.
124<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1249<br />
1251<br />
1250<br />
1249*<br />
GUERIDON, Louis XVI, Bern um 1800.<br />
Nussbaum, -wurzelmaser und heimische Früchtehölzer gefriest<br />
sowie mit Reserven und Filets eingelegt. Rechteckiges, randprofiliertes<br />
und vorstehendes Blatt auf gerader Zarge mit durch eingezogenes<br />
Zwischentablar verbundenen, sich nach unten verjüngenden<br />
Vierkantbeinen. Bronzeknopf. Zum Freistellen. 52x42x71 cm.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 290.- / 1 940.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1250*<br />
KLEINE KOMMODE, Louis XVI, Westschweiz um 1800.<br />
Nussbaum, -wurzelmaser und heimische Früchtehölzer gefriest<br />
sowie mit Reserven und Filets eingelegt. Rechteckiger Korpus mit<br />
vorstehendem, randprofiliertem Blatt auf gerader Zarge mit sich<br />
nach unten verjüngenden, kannelierten Vierkantbeinen. Front<br />
mit 4 Schubladen. Bronzeknopf. 40x34x75 cm.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 290.- / 1 940.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1251*<br />
SEKRETÄR „EN GUILLOTINE“, Louis XVI, Frankreich um 1800.<br />
Nussbaum, -wurzelmaser, Kirsche und heimische Früchtehölzer<br />
gefriest sowie ausserordentlich fein eingelegt mit Reserven und<br />
Filets. Rechteckiger Korpus mit gekehltem Kranz auf gerader Zarge<br />
mit sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen. Abklappbare,<br />
innen mit grünem Leder bezogene Schreibplatte zwischen doppeltürigem<br />
Vitrinenaufsatz und Fach mit Doppeltüre. Inneneinteilung<br />
mit 10 Schubladen auf 3 Reihen, darüber 3 grosse Fächer.<br />
Bronzebeschläge. Leicht ausgebleicht. 110x40x194 cm.<br />
CHF 7 000.- / 12 000.-<br />
(€ 4 520.- / 7 750.-)<br />
Siehe Abb.
1252*<br />
ZYLINDERSCHREIBKOMMODE, Louis XVI, deutsch, Ende 18. Jh.<br />
Kirsche, Nussbaum, -wurzelmaser und heimische Früchtehölzer<br />
gefriest sowie fein eingelegt mit Reserven und Filets. Rechteckiger<br />
Korpus mit gerader Zarge und sich nach unten verjüngenden<br />
Vierkantbeinen. Herausziehbare, den Zylinder öffnende und mit<br />
schwarzem Leder bezogene Schreibplatte über 2 Schubladen.<br />
Inneneinteilung mit grossem Zentralfach zwischen je 2 übereinander<br />
liegenden Schubladen über Fach. Feine Bronzebeschläge mit<br />
Porzellanmedaillons. 98x54x(offen 80)x105 cm.<br />
Feines Möbel in sehr gutem, restauriertem Erhaltungszustand.<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 9 690.- / 16 160.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1253*<br />
KLEINER ARBEITSTISCH, Louis XVI, Westschweiz um 1800.<br />
Nussbaum, Kirsche und Wurzelmaser gefriest sowie mit Reserven<br />
und Filets eingelegt. Rechteckiges, vorstehendes Blatt auf gerader<br />
Zarge mit sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen. Front<br />
mit 1 Schublade. Bronzeknopf. 66x42x69 cm.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 290.- / 1 940.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1254*<br />
OVALES GUERIDON, Louis XVI, Bern um 1800.<br />
Kirsche und teils getönte Früchtehölzer eingelegt mit Blumen und<br />
Blättern. Randprofiliertes, vorstehendes Blatt auf gerader Zarge<br />
mit durch eingezogenes Zwischentablar verbundenen, sich nach<br />
unten verjüngenden Vierkantbeinen. Front mit 2 übereinander<br />
liegenden Schubladen, seitlich je 2 kleinere. Bronzeknöpfe.<br />
57x40x73 cm.<br />
CHF 4 000.- / 7 000.-<br />
(€ 2 580.- / 4 520.-)<br />
1252<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 125<br />
1253
126<br />
MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES<br />
1255*<br />
MUSIKPENDULE MIT ORGELWERK und Sockel, Louis XVI,<br />
Neuenburg um 1800/10.<br />
Nussbaum und Früchtehölzer gefriest sowie mit Reserven und<br />
Filets eingelegt. Geschweifter Korpus mit pinienzapfenbeschmücktem<br />
Aufsatz auf sich nach unten markant verjüngendem Sockel.<br />
Grosses Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen<br />
Stundenzahlen. Hochwertiges Spindelwerk mit 3/4-Stundenschlag<br />
auf 2 Gongs, die Repetition auf Anfrage mit Schlag auf 2 Glocken.<br />
Beim Stundenschlag und auf Anfrage Auslösung des Musikwerks<br />
mit 15 Zinnpfeifen, Blasebalg und Walze mit Doppelfedergehäuse<br />
für 6 Melodien (zumeist Menuette). Zugrepetition. Hebel für<br />
Melodiewechsel. Bronze- und „laiton repoussé“-Beschläge mit<br />
Symbolen der napoleonischen Kriege. 50x26x145 cm.<br />
Seltene Pendule mit hochwertigem Musikwerk, das Dank dem Doppelfedergehäuse<br />
einen kräftigen und hervorragendem Klang besitzt.<br />
1256<br />
CHF 36 000.- / 56 000.-<br />
(€ 23 260.- / 36 190.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1255 (Musikwerk)<br />
1256*<br />
1 PAAR FAUTEUILS „EN CABRIOLET“, Louis XVI, von C. HOP-<br />
FENGÄRTNER (Christoph Hopfengärtner, 1758 Bern 1843), Bern<br />
um 1800.<br />
Nussbaum kanneliert. Hufförmiger Sitz auf gerader Zarge mit<br />
kannelierten Säulenbeinen. Markant eingezogene, jochförmig<br />
abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf<br />
geschweiften -stützen. Polychromer „Gros Point“-Bezug mit Blumen<br />
und Blättern. 58x49x43x88 cm.<br />
Das Werk des ursprünglich aus Deutschland stammenden und in Bern tätigen<br />
Ebenisten C. Hopfengärtner besticht durch eine markante, eigenständige<br />
Umsetzung des Klassizismus. Nebst M. Funk kann C. Hopfengärtner zu den<br />
wesentlichsten, in Bern tätigen Ebenisten gezählt werden.<br />
CHF 4 000.- / 7 000.-<br />
(€ 2 580.- / 4 520.-)<br />
Siehe Abb.<br />
1257*<br />
SEKRETÄR „A ABATTANT“, Louis XVI, wohl Baltikum um 1790.<br />
Mahagoni gefriest und fein eingelegt mit Messingfilets. Prismierter<br />
Korpus mit leicht vorstehendem Blatt auf gerader Zarge mit<br />
sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen. Front mit abklappbarer<br />
Schreibplatte zwischen Kopfschublade und Doppeltüre.<br />
Inneneinteilung mit grosser Zentraltüre, flankiert von je 3 übereinander<br />
liegenden Schubladen, darüber 6 nebeneinander liegende<br />
Fächer unter grossem Fach. Messinggalerie, Bronzebeschläge und<br />
-hänger. 94x44x100x163 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung, Deutschland.<br />
Feiner Sekretär von grosser Eleganz.<br />
CHF 4 000.- / 7 000.-<br />
(€ 2 580.- / 4 520.-)<br />
1258*<br />
1 PAAR KOMMODEN, Louis XVI-Stil, teils aus alten Elementen,<br />
Russland.<br />
Mahagoni kanneliert. Rechteckiger Korpus mit vorstehendem<br />
Blatt auf gerader Zarge mit sich nach unten verjüngenden Vierkantbeinen.<br />
In der Mitte eingezogene Front mit 3 Schubladen<br />
zwischen kannelierten Eckpilastern. Feine Bronze- und Messingbeschläge.<br />
90x50x84 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz, Finnland.<br />
CHF 4 000.- / 7 000.-<br />
(€ 2 580.- / 4 520.-)