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KULTUR & FREIZEIT<br />
Wallfahren zur Hl. Corona in Staudach bei Massing<br />
Die Seuchenheilige ist in Ostbayern<br />
tief verwurzelt<br />
Für viele war es die Überraschung im<br />
Mai, dass es in der katholischen Heiligenriege<br />
tatsächlich eine Heilige Corona<br />
gibt, die auch noch als Patronin<br />
gegen Seuchen angerufen wird und<br />
wurde. Sie hat zusammen mit dem Heiligen<br />
Bonifaz am 14. Mai Namenstag<br />
und gehört damit auch, was weniger<br />
bekannt ist, zu den eher inoffiziellen<br />
Eisheiligen.<br />
Hl. Corona von Staudach: Darstellung der Kirchenpatronin<br />
von 1500.<br />
Foto: luckyprof/Wikipedia<br />
Der Legende nach war Corona erst 16<br />
Jahre alt, als die Märtyrerin in der Spätantike<br />
grausam hingerichtet wurde,<br />
und Legenden ranken sich in Asien,<br />
Afrika und Europa sie: Die heilige Corona<br />
hat mit dem gleichnamigen Virus,<br />
das derzeit die Welt in Atem hält, nicht<br />
nur diese grenzüberschreitende Internationalität<br />
gemeinsam. Sie gilt laut<br />
Ökumenischem Heilgenlexikon als<br />
Schutzpatronin gegen Seuchen. Doch<br />
vieles an ihrer Existenz bleibt ebenso<br />
wie beim Erreger der tückischen Epidemie<br />
im Dunkeln.<br />
Von Palmen zerrissen<br />
Über das Leben der Corona ist im<br />
Grunde nur wenig überliefert. Selbst<br />
ihr richtiger Name – lateinisch „die<br />
Gekrönte” ist eigentlich auch nur ein<br />
Hinweis auf ihr Opfer als „Märtyrerin<br />
– bleibt im Dunkeln. Es heißt, sie sei im<br />
Jahr 161 oder aber 287 in Ägypten oder<br />
Syrien geboren – wo, ist unbekannt. Der<br />
Überlieferung zufolge erlitt die heilige<br />
Corona zur Zeit der Christenverfolgungen<br />
das Martyrium gemeinsam mit<br />
dem Heiligen Victor von Damaskus und<br />
Stadtpatron von Siena, einem römischen<br />
Soldaten, der unter den Kaisern<br />
Antoninus Pius oder Diokletian diente.<br />
Während dieser gemartert wurde, weil<br />
er auch als Soldat seinem christlichen<br />
Glauben nicht abschwören wollte, trat<br />
die Braut eines seiner Kameraden zu<br />
ihm, tröstete und ermutigte ihn. Aus<br />
diesem Grunde wurde sie verhaftet und<br />
verhört. Schließlich banden sie ihre<br />
Peiniger zwischen zwei herabgebogene<br />
Palmen, die sie beim Emporschnellen<br />
zerrissen. Victor wurde enthauptet.<br />
Andere Quellen berichten, dass Corona<br />
Victors Ehefrau gewesen sei.<br />
Europaweite Verehrung<br />
Die griechische Legende von Victor und<br />
Corona siedelt deren Martyrium in<br />
Damaskus an. Sie war aber darüber<br />
hinaus in vielen Varianten verbreitet.<br />
Deshalb wird neben der syrischen<br />
Hauptstadt als Todesort auch Antiochia<br />
in der heutigen Türkei, Alexandria in<br />
Ägypten, Sizilien oder Marseille angegeben.<br />
Verehrungstraditionen gibt es in<br />
der griechischen, der lateinischen und<br />
der äthiopischen Kirche; in Nord- und<br />
Mittelitalien galt Corona schon im 6.<br />
Jahrhundert als Vorbild an Glaubenstreue.<br />
Reliquien von ihr und Victor finden<br />
sich in Castelfidardo bei Osimo an<br />
Corona-Wallfahrt in Österreich: Votivbild von<br />
1905 in der Pfarrkirche in St. Corona am Wechsel<br />
südlich von Wien.<br />
Foto: Joachim Schäfer/heiligenlexikon.de<br />
der Adriaküste bei Ancona, wo es schon<br />
früh eine dem Paar geweihte Kirche<br />
gab. Durch die Kaiser Otto III. (996-<br />
1002) und Karl IV. (1355-78) gelangten<br />
Reliquien auch nach Aachen<br />
bzw. Prag.<br />
Passaus Stadtteil Korona<br />
Die Verehrung der Hl. Corona erreichte<br />
im 15. Jahrhundert in Österreich und in<br />
Ostbayern einen Höhepunkt; dies dürfte<br />
der Grund für den Bau der Wallfahrtskirche<br />
St. Corona in Staudach bei<br />
Massing zwischen 1481 und 1488 gewesen<br />
sein, die seit 1921 auch Pfarrkirche<br />
ist. In Passau gab es lange ein selbstständiges<br />
Pfarrdorf namens Korona,<br />
das 1961 nur 50 Einwohner zählte,<br />
1972 aber zum Passauer Stadtteil<br />
wurde. Heute ist es mit Patriching<br />
verwachsen. Diese St.-Korona-Kirche<br />
wurde 1635/40 vermutlich im Zusammenhang<br />
mit der in Passau über<br />
Jahrzehnte herrschenden Kriegs- und<br />
Seuchengefahr gestiftet.<br />
sam<br />
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