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Thermenland_06-2020

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KULTUR & FREIZEIT<br />

Wallfahren zur Hl. Corona in Staudach bei Massing<br />

Die Seuchenheilige ist in Ostbayern<br />

tief verwurzelt<br />

Für viele war es die Überraschung im<br />

Mai, dass es in der katholischen Heiligenriege<br />

tatsächlich eine Heilige Corona<br />

gibt, die auch noch als Patronin<br />

gegen Seuchen angerufen wird und<br />

wurde. Sie hat zusammen mit dem Heiligen<br />

Bonifaz am 14. Mai Namenstag<br />

und gehört damit auch, was weniger<br />

bekannt ist, zu den eher inoffiziellen<br />

Eisheiligen.<br />

Hl. Corona von Staudach: Darstellung der Kirchenpatronin<br />

von 1500.<br />

Foto: luckyprof/Wikipedia<br />

Der Legende nach war Corona erst 16<br />

Jahre alt, als die Märtyrerin in der Spätantike<br />

grausam hingerichtet wurde,<br />

und Legenden ranken sich in Asien,<br />

Afrika und Europa sie: Die heilige Corona<br />

hat mit dem gleichnamigen Virus,<br />

das derzeit die Welt in Atem hält, nicht<br />

nur diese grenzüberschreitende Internationalität<br />

gemeinsam. Sie gilt laut<br />

Ökumenischem Heilgenlexikon als<br />

Schutzpatronin gegen Seuchen. Doch<br />

vieles an ihrer Existenz bleibt ebenso<br />

wie beim Erreger der tückischen Epidemie<br />

im Dunkeln.<br />

Von Palmen zerrissen<br />

Über das Leben der Corona ist im<br />

Grunde nur wenig überliefert. Selbst<br />

ihr richtiger Name – lateinisch „die<br />

Gekrönte” ist eigentlich auch nur ein<br />

Hinweis auf ihr Opfer als „Märtyrerin<br />

– bleibt im Dunkeln. Es heißt, sie sei im<br />

Jahr 161 oder aber 287 in Ägypten oder<br />

Syrien geboren – wo, ist unbekannt. Der<br />

Überlieferung zufolge erlitt die heilige<br />

Corona zur Zeit der Christenverfolgungen<br />

das Martyrium gemeinsam mit<br />

dem Heiligen Victor von Damaskus und<br />

Stadtpatron von Siena, einem römischen<br />

Soldaten, der unter den Kaisern<br />

Antoninus Pius oder Diokletian diente.<br />

Während dieser gemartert wurde, weil<br />

er auch als Soldat seinem christlichen<br />

Glauben nicht abschwören wollte, trat<br />

die Braut eines seiner Kameraden zu<br />

ihm, tröstete und ermutigte ihn. Aus<br />

diesem Grunde wurde sie verhaftet und<br />

verhört. Schließlich banden sie ihre<br />

Peiniger zwischen zwei herabgebogene<br />

Palmen, die sie beim Emporschnellen<br />

zerrissen. Victor wurde enthauptet.<br />

Andere Quellen berichten, dass Corona<br />

Victors Ehefrau gewesen sei.<br />

Europaweite Verehrung<br />

Die griechische Legende von Victor und<br />

Corona siedelt deren Martyrium in<br />

Damaskus an. Sie war aber darüber<br />

hinaus in vielen Varianten verbreitet.<br />

Deshalb wird neben der syrischen<br />

Hauptstadt als Todesort auch Antiochia<br />

in der heutigen Türkei, Alexandria in<br />

Ägypten, Sizilien oder Marseille angegeben.<br />

Verehrungstraditionen gibt es in<br />

der griechischen, der lateinischen und<br />

der äthiopischen Kirche; in Nord- und<br />

Mittelitalien galt Corona schon im 6.<br />

Jahrhundert als Vorbild an Glaubenstreue.<br />

Reliquien von ihr und Victor finden<br />

sich in Castelfidardo bei Osimo an<br />

Corona-Wallfahrt in Österreich: Votivbild von<br />

1905 in der Pfarrkirche in St. Corona am Wechsel<br />

südlich von Wien.<br />

Foto: Joachim Schäfer/heiligenlexikon.de<br />

der Adriaküste bei Ancona, wo es schon<br />

früh eine dem Paar geweihte Kirche<br />

gab. Durch die Kaiser Otto III. (996-<br />

1002) und Karl IV. (1355-78) gelangten<br />

Reliquien auch nach Aachen<br />

bzw. Prag.<br />

Passaus Stadtteil Korona<br />

Die Verehrung der Hl. Corona erreichte<br />

im 15. Jahrhundert in Österreich und in<br />

Ostbayern einen Höhepunkt; dies dürfte<br />

der Grund für den Bau der Wallfahrtskirche<br />

St. Corona in Staudach bei<br />

Massing zwischen 1481 und 1488 gewesen<br />

sein, die seit 1921 auch Pfarrkirche<br />

ist. In Passau gab es lange ein selbstständiges<br />

Pfarrdorf namens Korona,<br />

das 1961 nur 50 Einwohner zählte,<br />

1972 aber zum Passauer Stadtteil<br />

wurde. Heute ist es mit Patriching<br />

verwachsen. Diese St.-Korona-Kirche<br />

wurde 1635/40 vermutlich im Zusammenhang<br />

mit der in Passau über<br />

Jahrzehnte herrschenden Kriegs- und<br />

Seuchengefahr gestiftet.<br />

sam<br />

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