CONNECT Magazin 20-02
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<strong>20</strong><strong>20</strong> / Ausgabe <strong>02</strong><br />
C NNECT<br />
Das <strong>Magazin</strong> der Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />
www.chk-de.org<br />
HEALTHCARE<br />
DIGITALE LÖSUNGEN UND<br />
INTERNATIONALE KOOPERATIONEN<br />
Gesundes China <strong>20</strong>30<br />
Großer Wachstumsmarkt<br />
Gesundheitswesen<br />
Medizintechnik in China<br />
Hightech-Innovationen &<br />
intelligente Robotik<br />
China Day <strong>20</strong><strong>20</strong> digital<br />
Online-Veranstaltung<br />
im September
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Editorial 1<br />
Abb.: greenbutterfly, Shutterstock<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die Corona-Pandemie hat die Welt verändert.<br />
Gesundheit rückt als das wichtigste Gut in den<br />
Fokus der Aufmerksamkeit – sei es für die Gesellschaft,<br />
die Wirtschaft, die Politik oder die<br />
vielen Millionen Menschen, die lernen müssen<br />
mit den Herausforderungen und Einschränkungen<br />
einer weltweiten Pandemie zu leben. Erwartet<br />
wird diese bereits seit Jahren und dennoch waren<br />
wir alle nicht vorbereitet auf eine derartige Katastrophe.<br />
Es gab keine Blaupause, keinen Plan<br />
für die richtigen Maßnahmen.<br />
Internationaler Zusammenhalt und Kooperation<br />
sind daher in Zukunft noch mehr gefordert als<br />
je zuvor. Zahlreiche chinesische Konzerne haben<br />
Hilfslieferungen in andere Länder gesandt. Und<br />
auch in Forschung und Entwicklung rücken internationale<br />
Teams noch enger zusammen. Große<br />
deutsche Medizintechnikfirmen forschen in<br />
China insbesondere zu vernetzten Technologien<br />
oder Robotik. In chinesischen medizinischen Einrichtungen<br />
arbeiten zahlreiche Experten aus<br />
Deutschland. Bei Robotertechnik und auf 5G basierender<br />
Künstlicher Intelligenz (KI) dürften chinesische<br />
Unternehmen weltweit führend sein.<br />
Chinesische Tech-Unternehmen bieten daher<br />
europäischen Regierungen datengestützte Hilfe<br />
im Kampf gegen das Coronavirus an. Sei es zur<br />
schnellen Diagnose des Coronavirus anhand von<br />
CT-Scans, Zugang zu Cloud-Plattformen für<br />
Krankenhäuser oder beim Einrichten von Videokonferenzen<br />
in Krisengebieten.<br />
Viel diskutiert wird in Europa auch der Einsatz<br />
von Corona-Apps zur Identifizierung von Infizierten.<br />
In Japan, China und Südkorea kommen<br />
sie längst zum Einsatz, die Bürger setzen sich<br />
dort für eine umfangreiche Datensammlung ein.<br />
Diese Apps werden nicht als politische Zwangsmaßnahme<br />
gesehen, in diesen Ländern herrscht<br />
eine kulturelle Akzeptanz für digitale Lösungen.<br />
In anderen Weltregionen – speziell auch<br />
Deutschland – müssen diese Systeme an die Akzeptanz<br />
und gesetzlichen Bestimmungen angepasst<br />
werden, egal ob diese aus Südkorea oder<br />
China kommen. Die deutsche Corona-App geht<br />
im Juni an den Start.<br />
In dieser Ausgabe des <strong>CONNECT</strong> <strong>Magazin</strong>s<br />
möchten wir die Aufmerksamkeit auf die vielen<br />
Kooperationen zwischen China und Deutschland<br />
im Themenfeld der Gesundheit lenken. Denn nur<br />
durch gemeinsame Anstrengungen lassen sich<br />
zukunftsfähige Innovationen vorantreiben – die<br />
das wichtigste Gut der Menschheit, die Gesundheit,<br />
schützen.<br />
Ihre <strong>CONNECT</strong>-Redaktion<br />
In eigener Sache: Das <strong>CONNECT</strong> <strong>Magazin</strong> finden<br />
Sie ab sofort auch als E-Paper auf der neuen<br />
CHKD Homepage unter www.chk-de.org.<br />
www.chk-de.org
2 Inhalt<br />
08<br />
08<br />
Titelstory<br />
Healthcare –<br />
Digitale Lösungen und<br />
Internationale Kooperationen<br />
04<br />
Kurzmeldungen<br />
Alles rund um Ansiedlungen, Kooperationen<br />
und Investitionen<br />
12<br />
Interview<br />
04 12<br />
…<br />
… mit Dietmar Roethlinger,<br />
Dräger China<br />
www.chk-de.org
3<br />
Kurzmeldungen<br />
Services<br />
04 Siemens/Aucma: Intellligenter Desinfektions-Roboter<br />
04 Boehringer Ingelheim eröffnet Digitales<br />
Labor in Shanghai<br />
04 Alibaba vernetzt Wissenschaftler<br />
05 Tencent investiert in Lilium-Flugtaxis<br />
05 ZTE/HISTO PATH: 5G-basiertes Diagnosenetzwerk<br />
05 EU-China-Gipfel verschoben<br />
06 H&A erhält Zulassung zum öffentlichen<br />
Vertrieb eigener Fonds in Hongkong<br />
06 China testet digitalen Yuan<br />
06 Unternehmensticker<br />
07 Kohlenstoff-Ionen gegen Krebstumore<br />
Titelstory<br />
24 Zahlen - Daten - Fakten<br />
26 Auf neuer CHKD Homepage: Nützliche<br />
Marktinfos für chinesische Unternehmen<br />
28 Veranstaltungen und Termine<br />
Community<br />
30 Reisetipp: Virtuell Berlin entdecken<br />
31 Kultur: Beethovenjahr <strong>20</strong><strong>20</strong> digital<br />
32 Sporttipp: E-Sports Weltmeisterschaft<br />
33 Gesundheit: Nützliche Informationen<br />
vom CHKD Gesundheitspartner TK<br />
34 Ein Tag im Leben von Jens Hildebrandt,<br />
Deutsche Handelskammer in Nordchina<br />
(AHK)<br />
36 Gastkommentar<br />
32<br />
Community<br />
32<br />
E-Sports Weltmeisterschaft<br />
08 Corona zeigt: Verstärkte internationale<br />
Kooperation im Bereich Medizintechnik<br />
notwendig<br />
12 Interview Dietmar Roethlinger, Dräger<br />
China<br />
14 Gemeinsam besser, schneller, günstiger<br />
und humaner<br />
16 Ausbau des Gesundheitswesens<br />
17 KI und elektronische Vernetzung revolutionieren<br />
Medizintechnik<br />
<strong>20</strong> Ayanda – Experte für Softgel & Nahrungsmittelergänzung<br />
<strong>20</strong> Biolight – weltweit agierender Spezialist<br />
für medizinische Hightech-Geräte<br />
21 Romaco und Truking – Allianz der<br />
Pharma-Experten<br />
21 Phoenix-Wings - Drohnen-Einsatz in<br />
Krisensituationen<br />
22 Interview Susanne Grödl, analytica<br />
München<br />
Rubriken<br />
01 Editorial<br />
23 Impressum<br />
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www.chk-de.org!<br />
WeChat-Kanal<br />
Ausgabedatum: 26.06.<strong>20</strong><strong>20</strong><br />
www.chk-de.org
4 Kurzmeldungen<br />
Intelligenter Desinfektions-Roboter<br />
im Kampf<br />
gegen das Virus<br />
Siemens und Aucma haben gemeinsam<br />
einen intelligenten Desinfektions-Roboter<br />
entwickelt, der in Krankenhäusern gegen<br />
das Coronavirus zum Einsatz kommt. „Wieder<br />
und wieder habe ich mir die Frage gestellt, wie<br />
wir den Kampf gegen COVID-19 unterstützen<br />
können“, sagt YU Qi, Leiter der Forschungsgruppe<br />
Advanced Manufacturing Automation von Siemens<br />
in Qingdao. Um das Krankhaus-Personal<br />
vor dem hohen Infektionsrisiko zu schützen, bedurfte<br />
es eines intelligenten Roboters. Siemens<br />
und Aucma starteten das Projekt unmittelbar<br />
nach dem chinesischen Neujahrsfest – eine<br />
Woche später war der Prototyp im Einsatz. Der<br />
mit einer Lithiumbatterie betriebene Roboter mit<br />
zwei Vernebelungspistolen kann pro Stunde eine<br />
Fläche von <strong>20</strong>.000 bis 36.000 Quadratmeter desinfizieren.<br />
Für die innovative Konstruktion und<br />
das autonome Steuersystem des Desinfektions-<br />
Roboters wurden bereits zwei nationale Patente<br />
angemeldet.<br />
Quelle: Siemens<br />
Digitales Labor BI X eröffnet Standort in Shanghai<br />
Boehringer Ingelheim eröffnet im Juli dieses Jahres einen zweiten Standort seines digitalen<br />
Labors BI X im Start-up-Hotspot Shanghai. Das Pharmaunternehmen aus Ingelheim am Rhein<br />
investiert drei Millionen Euro und schafft <strong>20</strong> neue Arbeitsplätze für digitale Talente, die innovative<br />
Lösungen für chinesische Patienten schaffen. Der BI X-Stammsitz in Ingelheim und das<br />
neue Pendant in Shanghai sollen eng zusammenarbeiten. Ansatz des BI X-Konzeptes ist es, digitale<br />
Innovationen zu nutzen, um die Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten für Mensch und Tier zu<br />
erweitern und zu beschleunigen. Seit der Eröffnung im Jahr <strong>20</strong>17 hat das digitale Labor von Boehringer<br />
Ingelheim zahlreiche erfolgreiche Projekte weltweit auf den Weg gebracht.<br />
Quelle: Boehringer Ingelheim<br />
Alibaba vernetzt Wissenschaftler – Videokonferenz zu Covid-19<br />
Abb.: agentur von b.<br />
Alibaba ist bekannt als Handelsplattform – während der Corona-Pandemie brachte das Unternehmen nun Mediziner aus Afrika und China zu<br />
einer Videokonferenz zusammen. Im Mittelpunkt stand der Austausch von Fachleuten zur Bekämpfung und Behandlung von COVID-19. Rund<br />
3.400 Mediziner nahmen teil. Die Videokonferenz fand im Rahmen des Global MediXChange for Combatting COVID-19 (GMCC) statt und wurde<br />
gemeinsam von der Jack Ma Foundation, der Alibaba Foundation und den Africa Centres for Disease Control and Prevention (Africa CDC) veranstaltet.<br />
Quelle: Alibaba Cloud<br />
www.chk-de.org
5<br />
240 Millionen Dollar für<br />
Lilium-Zukunftsvision des<br />
Flugtaxis<br />
Ein Flugtaxi mit Platz für fünf Passagiere,<br />
das 300 km/h schnell fliegen kann und<br />
eine Reichweite von 300 Kilometern<br />
schafft: An dieser Zukunftsvision arbeitet das<br />
Münchner Start-up Lilium bereits seit mehreren<br />
Jahren. Das deutsche Start-up geht bei der Entwicklung<br />
des Flugtaxis ganz eigene Wege. Die<br />
Version des Unternehmens soll zwar senkrecht<br />
starten und landen können wie eine Drohne –<br />
während des Flugs kommen aber Tragflächen<br />
zum Einsatz. Nun kommen die deutschen Gründer<br />
Ihrem Ziel einen wesentlichen Schritt näher:<br />
Dem Konzern ist es gelungen, eine neue Finan-<br />
zierungsrunde einzusammeln. Angeführt vom<br />
chinesischen Technologiekonzern Tencent investierten<br />
die bereits vorhandenen Anteilseigner<br />
noch einmal 240 Millionen Dollar in das Unternehmen.<br />
Tencent gehört zu den führenden chinesischen<br />
Unternehmen und betreibt unter anderem<br />
den populären Messengerdienst WeChat.<br />
Insgesamt sind damit seit der Gründung 340<br />
Millionen Dollar in das noch junge Unternehmen<br />
geflossen. Das Geld soll nun genutzt werden, um<br />
weitere Flugtests durchzuführen und die Serienproduktion<br />
vorzubereiten.<br />
Quelle: Lilium<br />
5G-basiertes Diagnosenetzwerk<br />
ZTE und HISTO PATH kooperieren im Gesundheitswesen<br />
5G im Gesundheitswesen – das Unternehmen ZTE hat eine strategische Kooperation mit HISTO<br />
PATH unterzeichnet, dem ersten unabhängigen pathologischen Diagnosezentrum in China. Im<br />
Fokus der Kooperation stehen Geschwindigkeit und Qualität der Datenübertragung im digitalen<br />
pathologischen Ferndiagnose-Service. ZTE und HISTO PATH wollen gemeinsam Chinas erstes 5G-basiertes<br />
Diagnose-Dienstleistungsnetzwerk aufbauen, das in Echtzeit pathologische Ferndiagnosen an<br />
verschiedenen Orten gewährleistet – und die Anforderungen an hochauflösende Bilder der Diagnose,<br />
Lehre und Datenspeicherung erfüllt.<br />
ZTE ist ein internationaler Anbieter von Telekommunikationssystemen, mobiler Geräte und Technologie-Lösungen<br />
für Verbraucher, Betreiber, Unternehmen und Kunden des öffentlichen Sektors.<br />
Quelle: ZTE Corporation<br />
EU-China-Gipfel in Leipzig verschoben<br />
Neuer Termin steht noch nicht fest<br />
Der für September geplante EU-China-Gipfel<br />
in Leipzig wird wegen der Corona-<br />
Pandemie verschoben. Ein neuer Termin<br />
steht noch nicht fest. Von deutscher Seite wird<br />
ein Nachholtermin noch in diesem Jahr angestrebt.<br />
China ist einer der wichtigsten Handelspartner<br />
Deutschlands und der EU. Der Gipfel war<br />
für den 14. September geplant und sollte einer<br />
der wichtigsten Termine der deutschen EU-Ratspräsidentschaft<br />
werden, die am 1. Juli beginnt.<br />
Ziel war, das Verhältnis der Europäischen Union<br />
zum Handelspartner China zu erörtern und zu<br />
justieren. Konkret sollte ein Investitionsschutzabkommen<br />
unter Dach und Fach gebracht werden.<br />
Zudem sollten der gemeinsame Kampf gegen<br />
den Klimawandel bekräftigt und die Rolle der EU<br />
und Chinas in Afrika erörtert werden.<br />
Quelle: Deutsche Welle, AFP<br />
Abb.: Friends of Europe, flickr Abb.: agentur von b.<br />
www.chk-de.org
6 Kurzmeldungen<br />
Abb.: Min An from Pexels<br />
Abb.: agentur von b.<br />
Zulassung zum öffentlichen Vertrieb eigener Fonds in<br />
Hongkong<br />
Hauck & Aufhäuser erhält die Zulassung zum öffentlichen Vertrieb eigener Fonds in Hongkong.<br />
Das Bankhaus unterstützt dort künftig Fondsinitiatoren bei der Zulassung und dem Vertrieb ihrer<br />
Fonds. Kunden erhalten zudem Zugang zum Vertriebsnetzwerk von Investor Fosun. Hauck &<br />
Aufhäuser hat über seine Luxemburger Kapitalverwaltungsgesellschaft Hauck & Aufhäuser Fund Services<br />
S.A. (HAFS) den ersten Luxemburger Publikumsfonds unter dem seit Januar <strong>20</strong>19 geltenden Mutual<br />
Recognition of Funds (MRF) zwischen Hongkong und Luxemburg zum öffentlichen Vertrieb zugelassen.<br />
Der Vertrieb von Fondsprodukten in Hongkong und China war bisher überwiegend bei großen<br />
europäischen bzw. globalen Fondsanbietern im Fokus. Mit Hauck & Aufhäuser kann nun auch kleineren<br />
Fondsboutiquen der Zugang von Luxemburg aus nach Hongkong ermöglicht werden – das Bankhaus<br />
blickt auf eine 224 Jahre lange Tradition zurück.<br />
Quelle: Hauck & Aufhäuser<br />
China testet digitalen Yuan<br />
in vier Pilotstädten<br />
China testet seine geplante staatliche<br />
Digitalwährung. Das Forschungsinstitut<br />
für digitale Währung der chinesischen<br />
Zentralbank bestätigte entsprechende Medienberichte.<br />
Demnach sind in den vier chinesischen<br />
Städten Shenzhen, Suzhou, Xiong’an und Chengdu<br />
Pilottests angelaufen. In den Pilotstädten erhalten<br />
einige Regierungsbeamte die Hälfte ihrer<br />
Pendlerpauschale in der neuen Digitalwährung<br />
ausgezahlt. Die Währung hat noch keinen offiziellen<br />
Namen und wird schlicht „digitaler Yuan“<br />
genannt. Im Gegensatz zu Bitcoin ist sie nicht<br />
anonym, so können Geldströme verfolgt und<br />
kontrolliert werden. Sie soll einen Teil, aber nicht<br />
die gesamte bestehende Währung in China ersetzen.<br />
Ihre Einführung dient teilweise der Vorbereitung<br />
auf die Olympischen Winterspiele<br />
<strong>20</strong>22 in Peking, heißt es beim Forschungsinstitut<br />
der Zentralbank.<br />
Quelle: Handelsblatt, Tagesspiegel<br />
Unternehmensticker<br />
19 Prozent Umsatzsteigerung<br />
Huawei Technologies verzeichnete <strong>20</strong>19 dank<br />
des boomenden Carrier- und Endkundengeschäfts<br />
ein Umsatzwachstum von über 19<br />
Prozent. Die Einnahmen erreichten 858,8 Milliarden<br />
RMB (122,6 Milliarden US-Dollar), ein<br />
Plus von 19,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr,<br />
der Nettogewinn lag bei 62,7 Milliarden<br />
RMB, 5,6 Prozent höher als vor einem Jahr.<br />
Quelle: Reuters<br />
Selbstfahrende Trucks<br />
Das chinesisch-amerikanische Start-up Tu-<br />
Simple und der deutsche Automobilzulieferer<br />
ZF Group wollen gemeinsam einen<br />
selbstfahrenden Truck entwickeln. Ziel ist<br />
eine Technologieplattform für fahrerlose<br />
LKW, die in Massenproduktion gehen soll.<br />
Die Partnerschaft wird in Europa, China und<br />
Nordamerika in Kraft treten.<br />
Quelle: TuSimple<br />
Erste Huawei-Fabrik außerhalb Chinas<br />
Der chinesische Mobilfunk-Ausrüster Huawei<br />
will eine Produktionsstätte zur Herstellung von<br />
Mobilfunkausrüstung für 4G und 5G in Frankreich<br />
aufbauen. Es wäre die erste Huawei-Fabrik<br />
außerhalb Chinas. Das Werk soll Technik für den<br />
superschnellen 5G-Datenfunk sowie heute gängige<br />
LTE-Netze hauptsächlich zum Einsatz im<br />
europäischen Markt herstellen, wie Huawei<br />
mitteilte.<br />
Quelle: Huawei<br />
Tencent baut Standort Frankfurt aus<br />
Der chinesische Internetgigant Tencent eröffnet<br />
sein europäisches Cloud-Büro in Frankfurt<br />
am Main und will in den kommenden Jahren<br />
bis zu 3.000 Arbeitsplätze schaffen – und<br />
rund drei Milliarden Euro investieren. Tencent<br />
wurde im Jahr 1998 in der chinesischen Stadt<br />
Shenzhen gegründet. Heute ist es das größte<br />
Internetunternehmen Chinas und einer der<br />
wertvollsten Konzerne der Welt.<br />
Quelle: investmentplattformChina<br />
Erfolg für VW-Jetta in China<br />
Der Wolfsburger Autohersteller Volkswagen<br />
wirbt mit der Einsteigermarke Jetta auf dem<br />
chinesischen Markt um neue Kunden. Der<br />
Markteinstieg ist unerwartet gut gelungen.<br />
Nach dem Verkaufsstart im Herbst vergangenen<br />
Jahres liegt der Jetta-Marktanteil<br />
heute schon bei einem Prozent. Günstige Modelle<br />
sind derzeit gefragt.<br />
Quelle: Handelsblatt<br />
www.chk-de.org
7<br />
Kohlenstoff-Ionen<br />
gegen Krebstumore<br />
China setzt Kohlenstoffionen-Anlage für<br />
Krebsbehandlung ein. Die ersten fünf Patienten<br />
erhalten die Behandlung seit Ende<br />
März im Wuwei-Tumorkrankenhaus in der nordwestchinesischen<br />
Provinz Gansu. Die medizinische<br />
Anlage wurde vom Institut für moderne<br />
Physik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften<br />
(CAS) und seinem Tochterunternehmen<br />
entwickelt. Sie wurde im September <strong>20</strong>19 von<br />
der Nationalen Verwaltung für Medizinprodukte<br />
Chinas genehmigt. Die Kohlenstoffionen-Therapie<br />
ist als Alternative zur Chirurgie als vielversprechende<br />
Krebsbehandlung anerkannt. Sie<br />
kann besonders strahlenresistente Tumorformen<br />
abtöten. Diese Technik bietet eine Krebszellenbekämpfung<br />
mit minimaler Schädigung des gesunden<br />
Gewebes. Wissenschaftler setzen sie<br />
daher bei Tumoren in schwer zu behandelnden<br />
Bereichen wie Kopf, Hals, Brust, Bauch und Becken<br />
ein.<br />
Quelle: german.china.org.cn<br />
Abb: Chinesische Akademie der Wissenschaften (CAS)<br />
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8 Titel<br />
www.chk-de.org
9<br />
Corona zeigt:<br />
Verstärkte internationale<br />
Kooperation im Bereich<br />
Medizintechnik notwendig<br />
Medizintechnik-Konzerne aus China setzen auf Hightech und Robotertechnik<br />
Die Welt hat sich durch die Folgen der Corona-Pandemie grundlegend geändert. Gesundheit ist unser wichtigstes Gut, auch für eine<br />
funktionierende Wirtschaft. Diese eigentlich selbstverständliche Tatsache ist wieder mehr in den Mittelpunkt der Gesellschaft, der<br />
Wirtschaft sowie der Politik gerückt.<br />
Abb.: DC_Studio/envato.com<br />
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10 Titel<br />
Bei der Bekämpfung der Pandemie zeigte<br />
sich in China und in Europa oft ein sehr<br />
unterschiedliches Bild, das zum Großteil<br />
durch die Medien geprägt wurde. Viele Berichte<br />
in westlichen Medien hatten zunächst eine negative<br />
Einstellung gegenüber den Maßnahmen<br />
in China, sprachen von Gängelung durch den<br />
Staat, der an fast jeder Straßenecke überwachen<br />
würde, schrieben vom Versagen der Verwaltung<br />
angesichts von Bildern leergekaufter Regale in<br />
Wuhan. Dies ist eine Missachtung des unschätzbaren<br />
Einsatzes von Millionen freiwilliger Helfer,<br />
die durch ihre unermüdliche Arbeit zur Eindämmung<br />
der Pandemie beitrugen. Eine Missachtung<br />
der großen Leistung der staatlichen<br />
Stellen, der Unterstützung von Unternehmen und<br />
Organisationen, welche schnell halfen und die<br />
Folgen der Pandemie soweit möglich eindämmten.<br />
Auch in China wurden anfänglich Fehler gemacht,<br />
diese jedoch auch benannt und Verantwortliche<br />
zur Rechenschaft gezogen. Für<br />
diese Katastrophe gab es kein Vorbild, gab es<br />
keinen Plan für die richtigen Gegenmaßnahmen.<br />
Schlimmer dürfte sein, dass manche westliche<br />
Staaten aus diesen Fehlern keine Lehren zogen<br />
und ihrerseits zu spät angemessen auf die Pandemie<br />
reagierten. Besonders in den USA wird mit<br />
harschen Angriffen gegenüber China versucht<br />
von den eigenen Fehlern abzulenken. Gleichzeitig<br />
streicht Trump die Zahlungen an die Weltgesundheitsorganisation,<br />
wobei gerade jetzt internationale<br />
Organisationen und globale Kooperationen<br />
zur Eindämmung der Pandemie gestärkt<br />
werden müssten.<br />
Gegenseitige Hilfe und Qualitätskontrolle<br />
Gegenseitige Unterstützung und internationale<br />
Kooperation sind gefordert wie nie. Viele chinesische<br />
Konzerne sandten Hilfslieferungen in<br />
zahlreiche Länder. Die chinesische Öffentlichkeit<br />
war zuvor auch dankbar für die Unterstützung<br />
zur Bekämpfung der Pandemie, wie sie auch die<br />
Chinesische Handelskammer in Deutschland<br />
(CHKD) mit Mitgliedsunternehmen organisierte.<br />
Besonders bei medizinischer Ausrüstung ist es<br />
dabei grundlegend, eine gesicherte Qualität zu<br />
erhalten, welche durch nachvollziehbare Standards<br />
garantiert ist. Wer aus den USA oder Asien<br />
billig Medizintechnik ohne verlässlich geprüfte<br />
Sicherheits- und Qualitätslabels aus unbekannten<br />
Quellen importiert, muss mit minderwertiger<br />
oder gefährlicher Ware rechnen. Doch<br />
gibt es in China verlässliche Prüfeinrichtungen<br />
und bewährte Geschäftsstrukturen, auf die<br />
zurückgegriffen werden sollte. Qualität und<br />
Sicherheit haben ihren Preis.<br />
Um die Qualitätskontrolle zu stärken, gibt der<br />
chinesische Zoll medizinische Exporte nur auf<br />
der Grundlage von Registrierungszertifikaten<br />
frei, die von den Verwaltungen medizinischer<br />
Produkte genehmigt wurden, und die anhand von<br />
Unterlagen nachweisen, dass sie den Qualitätskontrollstandards<br />
der jeweiligen Exportziele entsprechen.<br />
JIANG Fan, eine Beamtin des chinesischen<br />
Handelsministeriums empfiehlt ausländischen<br />
Käufern von Medizinprodukten nur<br />
bei Lieferanten zu kaufen, deren Produkte bei<br />
den chinesischen Aufsichtsbehörden registriert<br />
sind sowie die Produktqualität zu überprüfen,<br />
bevor sie in Betrieb genommen werden und die<br />
Betriebsverfahren und den Anwendungsbereich<br />
genau zu beachten.<br />
Internationale Forschungskooperation<br />
Der Austausch darf sich jedoch nicht auf reine<br />
Handelsbeziehungen beschränken. Besonders in<br />
der Forschung ist eine noch intensivere Zusammenarbeit<br />
vonnöten. Zwischen China und<br />
Deutschland gibt es viele medizinische<br />
Forschungsprojekte, von denen nicht nur beide<br />
Seiten profitieren, sondern die gesamte Menschheit<br />
einen Nutzen haben kann. Große deutsche<br />
Medizintechnikfirmen forschen in China insbesondere<br />
zu vernetzten Technologien oder<br />
Robotertechnik. In chinesischen medizinischen<br />
Einrichtungen arbeiten zahlreiche Experten aus<br />
Deutschland. Die medizintechnischen Institute<br />
in China sind keinesfalls eine verschlossene Welt.<br />
Dabei machten chinesische Konzerne durch hohe<br />
Forschungsetats in jüngster Zeit einen Entwicklungssprung.<br />
Chinesische Produzenten wie<br />
Mindray arbeiten an ihren Kapazitätsgrenzen,<br />
berichtete die „Neue Zürcher Zeitung“. Der expandierende<br />
chinesische Binnenmarkt macht die<br />
Newcomer auch international wettbewerbsfähig.<br />
Mindray oder auch andere Unternehmen wie<br />
Adenome aus Peking oder Yucel aus Shanghai<br />
www.chk-de.org
11<br />
unterhalten Niederlassungen in den USA und<br />
Europa. Viele kleinere chinesische Anbieter galten<br />
bei hiesigen Krankenhäusern oder Behörden<br />
bisher allerdings als Billiganbieter, nicht wenige<br />
begegneten den Firmen aus China mit Arroganz.<br />
Die Corona-Krise hat das geändert. Kunden aus<br />
dem Ausland rennen den chinesischen Firmen<br />
auf der verzweifelten Suche nach Beatmungsgeräten<br />
die Türen ein, alle Hersteller arbeiten am<br />
Limit, berichtet die NZZ. China hat <strong>20</strong> Hersteller<br />
von Beatmungsgeräten, acht von ihnen verfügen<br />
über ein CE-Zertifikat für ihre Anlagen. Das erlaubt<br />
den Firmen den Verkauf in Europa. Diese<br />
acht Firmen produzieren gemäß dem chinesischen<br />
Industrieministerium MIIT derzeit jede<br />
Woche 2.<strong>20</strong>0 Geräte, was einem Fünftel der<br />
weltweiten Produktion entspricht.<br />
Nicht nur mit hochwertiger Technik kommen chinesische<br />
Medizintechnik-Firmen. Bei Robotertechnik<br />
und auf 5G basierender Künstlicher Intelligenz<br />
(KI) dürften chinesische Unternehmen<br />
in diesem Sektor weltweit führend sein. Chinesische<br />
Tech-Unternehmen bieten europäischen<br />
Regierungen datengestützte Hilfe im Kampf<br />
gegen das Coronavirus an, berichtet das MERICS.<br />
Auf diese Weise könnten sie auf dem europäischen<br />
Markt für „Smart Health“ Fuß fassen.<br />
So stellte Alibaba Cloud, das Cloud-Computing<br />
Tochterunternehmen von Alibaba, seine Software<br />
zur schnellen Diagnose des Coronavirus anhand<br />
von CT-Scans in Italien, Frankreich und den<br />
Niederlanden vor. Der Telekommunikationsriese<br />
Huawei bot Krankenhäusern in Italien WLAN-<br />
Geräte, Zugang zu einer Cloud-Plattform sowie<br />
die Einrichtung von Videokonferenzen in Krisenregionen<br />
an. Und medizinische KI-Start-ups wie<br />
Infervision vertreiben digitale Lösungen für das<br />
Gesundheitswesen. „Entscheidungsträger müssen<br />
genau die Risiken abwägen und gleichzeitig<br />
Offenheit gegenüber Kooperationen zeigen, die<br />
versprechen, Leben zu retten“, sagt Rebecca Arcesati,<br />
Analystin am MERICS.<br />
Wirtschaft wieder ankurbeln<br />
In der Corona-Krise zeigte sich die Störanfälligkeit<br />
weltweiter Lieferketten. Dies dürfte sich<br />
auch auf die Seidenstraßen-Initiative auswirken,<br />
die weniger eine reine Logistik-Initiative ist, sondern<br />
sich mehr zu einem weltweiten Netz von<br />
Industrieparks und Produktionsstätten entwickeln<br />
dürfte. Auch eine Seidenstraße der<br />
Gesundheit bekam einen starken Schub. In diesen<br />
Tagen wird oft die Frage gestellt, ob das Coronavirus<br />
die Globalisierung bremsen oder gar aushebeln<br />
wird. Das Gegenteil scheint gegenwärtig<br />
wahrscheinlicher: Die Globalisierung trage dazu<br />
bei, die wirtschaftlichen Folgen des Virus abzumildern,<br />
so Chinakenner Frank Sieren.<br />
So berichtete VW-Chef Herbert Diess im März<br />
gegenüber dem ZDF, dass VWs Verkäufe weltweit<br />
eingefroren sind, nur in China macht man Umsatz.<br />
Die chinesische Regierung habe die Gesundheitsprobleme<br />
vorerst in den Griff bekommen<br />
und die Wirtschaft laufe wieder. China sei<br />
gegenwärtig das Rollenmodell für eine Wiederbelebung<br />
der Branche und stabilisiere das Geschäft<br />
des Konzerns, ergänzt VW China-Chef<br />
Stephan Wöllenstein und berichtet, dass bereits<br />
im April der VW Absatz über dem Vorjahr lag.<br />
Auch Daimler Produktions-Vorstand Markus<br />
Schäfer berichtete, dass China Vorreiter für die<br />
Wiederbelebung der Branche sei. „Allein in China<br />
haben wir im März wieder um die 50.000 Fahrzeuge<br />
absetzen können. Das stimmt uns zuversichtlich“,<br />
so Schäfer.<br />
Die durch die Corona-Krise eingeschränkte Wirtschaft<br />
muss weltweit wieder in Schwung kommen.<br />
Auch dabei spielen die neuesten Technologien<br />
eine zentrale Rolle. Die chinesische Regierung<br />
steckte mehrere hundert Milliarden RMB<br />
in die Ankurbelung der Wirtschaft. Besonders<br />
gefördert werden Kleinunternehmen, die in<br />
hohem Maße unter den Einschränkungen litten.<br />
Auch dabei werden die neuesten Technologien<br />
genutzt. Etwa zehn Millionen kleine und Kleinstunternehmen<br />
konnten online Kredite beantragen,<br />
um über Liquiditätsengpässe hinwegzukommen.<br />
Auch ausländisch investierte Mittelständler mit<br />
inländischen Bankbeziehungen können von den<br />
zusätzlichen Kreditmöglichkeiten des Bankensektors<br />
profitieren, berichtet die deutsche Gesellschaft<br />
für Außenwirtschaft und Standortmarketing,<br />
GTAI. Hochwertige und erschwingliche<br />
Medizintechnik und noch mehr globale<br />
Kooperationen sind jedoch die Basis für ein gesundes<br />
Leben und eine gesunde, nachhaltige<br />
Wirtschaft weltweit.<br />
Abb.: Toyting/Shutterstock<br />
www.chk-de.org
12 Interview<br />
Interview<br />
DIETMAR ROETHLINGER<br />
Im Jahr <strong>20</strong>14 eröffnete Dräger das Design Center<br />
in China, wo Kunden in einer Art Minikrankenhaus<br />
die Produkte und Systemlösungen individuell<br />
zusammenstellen und erleben können. Über<br />
50 Ingenieure und Wissenschaftler aus Forschung<br />
und Entwicklung arbeiten vor Ort an lokalen<br />
Projekten, sind aber auch an globalen Entwicklungen<br />
beteiligt, wie zum Beispiel unseren<br />
Patientenmonitoren. Dräger plant außerdem, die<br />
gesamte Palette an Infrastrukturprodukten<br />
sowie Beatmungsgeräte und Anästhesiegeräte<br />
der neuesten Generation in China zu produzieren.<br />
Greater China hat sich somit zu einem der<br />
wichtigsten F&E- und Produktionszentren in<br />
Drägers globalem Layout entwickelt.<br />
3. Gibt es auch Forschungskooperationen mit<br />
China?<br />
Dietmar Roethlinger stammt aus dem hessischen Kelsterbach<br />
südwestlich von Frankfurt. Im Alter von 21 Jahren begann der gelernte<br />
Elektrotechniker seine Karriere bei Dräger als Serviceingenieur.<br />
In den folgenden über 40 Jahren blieb er dem Medizin- und<br />
Sicherheitstechnikunternehmen aus Lübeck treu und war in mehreren<br />
leitenden Positionen tätig. Als Director Sales & Services Key Account<br />
Management steuerte er zuletzt Vertrieb und Service bei europäischen<br />
Kunden, bevor im Jahr <strong>20</strong>15 China-CEO wurde und seitdem für die<br />
Geschäfte von Dräger in der Volksrepublik verantwortlich ist.<br />
Im Interview mit <strong>CONNECT</strong> spricht Dietmar<br />
Roet hlinger über die Anfänge, die Bedeutung von<br />
Forschungskooperationen sowie aktuelle und zukünftige<br />
Chancen und Herausforderungen des<br />
China-Geschäfts.<br />
1. Lieber Herr Roethlinger, wann begann Dräger<br />
sein China-Geschäft?<br />
1981 führte Dräger erstmals Anästhesiegeräte<br />
nach China ein und gehört seitdem zu den führenden<br />
Anbietern in den Bereichen Anästhesie<br />
und Intensivmedizin. 1994 gründeten wir die<br />
Shanghai Draeger Medical Instrument (SDMI)<br />
und produzierten 1996 die ersten lokalen Fabius-<br />
Anästhesiegeräte. Damit war Dräger in China<br />
eines der ersten international agierenden Unternehmen,<br />
die ein an lokale Anforderungen angepasstes<br />
Portfolio anboten.<br />
2. Wie sieht das China-Geschäft aktuell aus?<br />
Dräger Greater China expandierte in sechs miteinander<br />
verbundene Unternehmen und deckt<br />
damit heute das chinesische Festland, Taiwan<br />
und Hongkong ab. Seitdem sind wir in vielen Bereichen<br />
der Medizintechnik Marktführer geworden.<br />
Zum Beispiel wurde Dräger neun Jahre<br />
in Folge vom China Medical Equipment <strong>Magazin</strong>e<br />
als Marktanteilsführer in den Bereichen Anästhesie,<br />
Beatmung und Arbeitsplatzinfrastruktur<br />
gelistet.<br />
Wir unterhalten enge Beziehungen zu lokalen<br />
Forschungseinrichtungen von Universitäten,<br />
Lehrkrankenhäusern und lokalen Herstellern.<br />
Dabei sind die Anforderungen unserer Kunden<br />
für uns stetige Innovationstreiber. Dräger veranstaltet<br />
außerdem Symposien und Workshops<br />
mit Experten und Kunden, um kommende Markttrends<br />
zu erkennen und zu verstehen, Kundenanforderungen<br />
in Produktprototypen umzusetzen<br />
und Verbesserungspotenziale zu identifizieren.<br />
4. Wie unterscheidet sich der westliche Ansatz<br />
vom chinesischen Ansatz?<br />
Chinesische Unternehmen holen mit den zunehmenden<br />
Investitionen in Forschung und Entwicklung<br />
und der enormen Basis gut ausgebildeter<br />
Spezialisten im Bereich der Innovationen<br />
schnell auf, es gibt jedoch immer noch<br />
einige deutliche Unterschiede:<br />
Erstens, die Investition in F&E wurde im Jahr<br />
<strong>20</strong>19 für alle in China gelisteten Medtech-Unternehmen<br />
auf sechs Prozent des Gesamtumsatzes<br />
geschätzt, während für die führenden<br />
Medtech-Unternehmen in den USA und in Europa<br />
die durchschnittliche F&E-Investitionsquote<br />
bei etwa zehn Prozent liegt.<br />
Zweitens, es gibt immer noch eine Lücke im<br />
grundlegenden Know-how. Man muss zum Beispiel<br />
die Anatomie und Physiologie des Atmungssystems<br />
wirklich verstehen, um ein gutes Beatmungsgerät<br />
zu entwickeln.<br />
Drittens, in der Produktentwicklung muss noch<br />
viel mehr die Integration multidisziplinärer<br />
www.chk-de.org
13<br />
Lokalisierte Produkte sichern Markterfolg<br />
„Unsere Produktion läuft auf Hochtouren“, erklärt Vorstandschef Stefan Dräger. Am Stammsitz in<br />
Lübeck hat sich allein die Wochen-Produktion des Beatmungsgeräts „Savina 300“ verdoppelt. Von<br />
hier wurde zunächst hauptsächlich China beliefert, jetzt gehen die Geräte an Kliniken in Deutschland<br />
und der ganzen Welt. Atemschutzmasken produziert der Spezialist für Medizin- und Sicherheitstechnik<br />
in Südafrika und Schweden. Der Auftragseingang lag im ersten Quartal <strong>20</strong><strong>20</strong> mit knapp<br />
1,4 Milliarden Euro währungsbereinigt 117 Prozent über dem Vorjahresquartal. In der Medizintechnik<br />
lag er mit rund einer Milliarde Euro währungsbereinigt sogar 177 Prozent über dem Vorjahreszeitraum.<br />
Ein Werksmitarbeiter der Shanghai Dräger Medical<br />
Instrument Co., Ltd. (SDMI) bei der Bearbeitung von<br />
Metallteilen für Anästhesiegeräte.<br />
Die Ausweitung der Fertigung wird durch knappe Fachkräfte, rund um die Uhr ausgelastete Maschinen<br />
und Prüfeinrichtungen sowie stockende Zulieferungen gebremst. Doch zeigte sich in der Krise,<br />
dass ein genau aufeinander abgestimmtes internationales Produktions-Netzwerk in schwierigen<br />
Zeiten von großem Nutzen ist und darin die China-Niederlassungen eine wichtige Rolle spielen. Nicht<br />
zuletzt da sich China zu einem der weltweit größten Märkte für Medizintechnik entwickelt. In Peking<br />
produziert Dräger Produkte der Sicherheitstechnik und in Shanghai Medizintechnik, wie Anästhesiegeräte,<br />
mit zusammen 800 Mitarbeitern.<br />
Wissenschaft und Technologien einfließen. Zum<br />
Beispiel erfordert ein gutes Anästhesiegerät eine<br />
perfekte Integration von Software, Hardware<br />
und Biotechnik. Die chinesische F&E kann in<br />
einem speziellen Bereich normalerweise gute<br />
Arbeit leisten, muss jedoch bei der Integration<br />
noch verbessert werden.<br />
5. Welche Erfahrungen haben Sie in China mit<br />
Industrieparks gemacht?<br />
Industrieparks spielten in den letzten 40 Jahren<br />
eine entscheidende Rolle für Chinas Wirtschaftswachstum.<br />
In der Anfangszeit boten die Parks<br />
normalerweise Steueranreize, günstige Grundstückspreise<br />
oder Mieten, um Unternehmen für<br />
eine Investition zu gewinnen. Heutzutage konzentrieren<br />
sich die Parks mehr auf die Bereitstellung<br />
von One-Stop-Services und gemeinsamer<br />
zentraler Labore für Start-ups. Sie<br />
unterstützen Unternehmen sogar bei der Gewinnung<br />
qualifizierter Mitarbeiter, indem sie den<br />
Beschäftigten günstige Wohnungen, Freizeiteinrichtungen<br />
und selbst Schulen für ihre Kinder<br />
anbieten.<br />
Der Dräger Shanghai Campus befindet sich in<br />
der Shanghai International Medical Zone, die Teil<br />
des nationalen Industrieparks Zhangjiang Science<br />
City ist. Die Medical Zone hat inzwischen<br />
viele bekannte Unternehmen wie Siemens oder<br />
MicroPort angezogen.<br />
6. Wie sieht Dräger als globales Unternehmen<br />
die zukünftigen Geschäftsaktivitäten in China?<br />
Chinas Wirtschaftswachstum verlangsamt sich,<br />
ist aber immer noch die am schnellsten wachsende<br />
unter den großen Volkswirtschaften. Darüber<br />
hinaus hat sich die chinesische Regierung<br />
verpflichtet, die Gesundheitsausgaben im Verhältnis<br />
ihres gesamten BIP zu erhöhen. Daher<br />
bleibt der chinesische Markt weiterhin einer der<br />
attraktivsten Märkte der Welt. Dräger wird seine<br />
Investitionen in China weiter erhöhen, indem die<br />
lokalen Portfolios erweitert und die Kompetenzen<br />
der Mitarbeiter gestärkt werden.<br />
7. Welche Chancen und Herausforderungen<br />
ergeben sich dabei für Ihr Unternehmen?<br />
Chancen für uns bieten sich in drei Bereichen:<br />
Erstens, in der zunehmenden Bedeutung der<br />
Intensivpflege: Insbesondere aufgrund der CO-<br />
VID-19-Pandemie wird die chinesische Regierung<br />
die Anzahl der Betten auf den Intensivstationen<br />
weiter erhöhen. Zweitens, in der aktuellen<br />
Förderung der Kreiskrankenhäuser: Die<br />
chinesische Regierung arbeitet derzeit an der<br />
Aufwertung der Krankenhäuser in ländlichen Regionen.<br />
So sollen die Menschen ermutigt werden,<br />
die Ärzte in ihrem eigenen Landkreis aufzusuchen.<br />
Dies bedeutet den Ausbau von Krankenhäusern,<br />
die Erweiterung durch neue Abteilungen<br />
und die Anschaffung der entsprechenden Ausrüstung.<br />
Drittens, auch in der Aus- und Fortbildung<br />
von Ärzten. Die Fortbildung von Ärzten<br />
ist für Dräger als multinationales Unternehmen<br />
besonders wichtig, da sie unser Engagement für<br />
die Gesellschaft „Technik für das Leben“ zeigt.<br />
Wir haben die Dräger Academy im Jahr <strong>20</strong>11 ins<br />
Leben gerufen und bisher über 9.000 Intensivärzte<br />
und Anästhesisten fortgebildet.<br />
Eine Herausforderung für uns bedeutet die Tatsache,<br />
dass die chinesische Regierung lokale Produkte<br />
fördert, insbesondere für die ländlichen<br />
Krankenhäuser. Wenn wir hier nicht an die lokalen<br />
Anforderungen angepasste und wettbewerbsfähige<br />
Produkte bieten können, werden<br />
wir in China nicht wirklich erfolgreich sein.<br />
Herzlichen Dank für das Gespräch,<br />
Herr Roethlinger!<br />
www.chk-de.org
14 Titel<br />
Internationale<br />
Forschungskooperation und Markterschließung<br />
Gemeinsam besser, schneller,<br />
günstiger und humaner<br />
Kooperation zwischen Mainzer BioNTech, Shanghaier<br />
Fosun Pharma und Pfizer aus New York<br />
Der Versuch des amerikanischen Präsidenten<br />
sich die Rechte eines Impfstoffes des<br />
Tübinger Biotech-Unternehmens CureVac<br />
zu sichern, sorgte nicht nur für Schlagzeilen,<br />
sondern zeigt auch die Unwirksamkeit einer solchen<br />
„We are first“-Politik. „Wenn es uns<br />
hoffentlich bald gelingt, einen wirksamen Impfstoff<br />
gegen das Coronavirus zu entwickeln, soll<br />
dieser die Menschen nicht nur regional, sondern<br />
solidarisch auf der ganzen Welt erreichen, schützen<br />
und helfen können”, teilte der Hauptinvestor<br />
und SAP-Gründer Dietmar Hopp mit, der das Angebot<br />
ablehnte. Zweitgrößter Aktionär der<br />
Forschungseinrichtung von CureVac ist übrigens<br />
die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, die besonders<br />
ärmeren Ländern bei der Verbesserung<br />
der Gesundheitsversorgung hilft und 10 Prozent<br />
des Etats der Weltgesundheitsorganisation<br />
bereitstellt.<br />
»Ein in China erforschter und<br />
entwickelter COVID-19-Impfstoff<br />
wird, sobald verfügbar, ein<br />
globales Gut der Allgemeinheit<br />
sein.«<br />
Chinas Staatspräsident XI Jinping auf der<br />
WHO-Jahrestagung im Mai<br />
Internationale Kooperationen bilden die Basis<br />
einer wirksamen Pharmaforschung. Chinesische<br />
Biotechnik-Konzerne setzen daher auf globale<br />
Zusammenarbeit, bei der alle Seiten gewinnen<br />
können. Dies zeigt die Kooperation von Shanghai<br />
Fosun Pharmaceutical mit dem Mainzer Unternehmen<br />
BioNTech (Biopharmaceutical New<br />
Technologies), welche ebenso wie CureVac an<br />
Impfstoffen forscht. Fosun Pharma ist eine führende<br />
biopharmazeutische Unternehmensgruppe<br />
in China und deckt alle wichtigen Segmente der<br />
Wertschöpfungskette im Gesundheitswesen ab,<br />
einschließlich pharmazeutischer Produktion,<br />
Forschung und Entwicklung, Gesundheitsdienstleistungen,<br />
Medizinprodukte und Diagnose,<br />
sowie Vertrieb und Einzelhandel von Pharmaprodukten.<br />
BioNTech ist ein Immuntherapie-<br />
Unternehmen der nächsten Generation, das bei<br />
der Entwicklung von Therapien gegen Krebs und<br />
andere schwere Krankheiten Pionierarbeit leistet<br />
und an Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten<br />
arbeitet.<br />
Im März vereinbarten beide Unternehmen die<br />
Kooperation zur Entwicklung eines Corona-<br />
Impfstoffes und dessen Vermarktung. BioNTech<br />
und Fosun Pharma werden gemeinsam klinische<br />
Studien für den Produktkandidaten BNT162 in<br />
China durchführen. Grundlage dafür bildet BioNTechs<br />
firmeneigene mRNA-Technologie sowie<br />
Fosuns Expertise in der klinischen Entwicklung<br />
und Kommerzialisierung in China.<br />
Im Zuge der Zusammenarbeit erhält BioNTech von<br />
Fosun Pharma bis zu 1<strong>20</strong> Millionen Euro (135 Millionen<br />
US-Dollar) an Vorauszahlungen sowie die<br />
Zusage über mögliche zukünftige Investitionen.<br />
Beide Unternehmen werden sich die Gewinne aus<br />
der Vermarktung des COVID-19-Impfstoffes in<br />
China teilen. Mit der Kooperation können nicht<br />
nur beide Unternehmen Märkte erschließen, sondern<br />
es werden auch die notwendigen Mittel<br />
bereitgestellt und Kräfte gebündelt, um die möglichst<br />
schnelle Entwicklung des dringend gebrauchten<br />
Impfstoffes zu ermöglichen.<br />
Im Falle einer Zulassung wird Fosun Pharma den<br />
Impfstoff innerhalb Chinas vermarkten. Für die<br />
klinischen Studien in China wird BioNTech den<br />
mRNA-Impfstoff über GMP (Good Manufacturing<br />
Practice)-zertifizierte Produktionsanlagen in<br />
Europa gemeinsam mit dem Partner Polymun aus<br />
Österreich bereitstellen. Alle Rechte zur Weiterentwicklung<br />
und Kommerzialisierung des Impfstoffes<br />
außerhalb Chinas liegen bei BioNTech.<br />
„In unseren Augen ist diese Kooperation ein<br />
wichtiger Schritt im Rahmen unserer weltweiten<br />
Bemühungen, die Entwicklung unseres mRNA-<br />
Impfstoffes zum Schutz vor einer COVID-19-Infektion<br />
voranzutreiben. Wir teilen das gemeinsame<br />
Ziel, den COVID-19-Ausbruch möglichst<br />
schnell zu adressieren. Fosun Pharma stellt<br />
hierfür fundierte Kenntnisse in der Entwicklung<br />
sowie ein umfangreiches Netzwerk im chinesischen<br />
Pharma-Markt bereit“, sagt Gründer und<br />
CEO von BioNTech, Prof. Ugur Sahin.<br />
www.chk-de.org
15<br />
Auch WU Yifang, Präsident und CEO von Fosun<br />
Pharma weist auf die Notwendigkeit globaler Kooperationen<br />
hin. „Die Bekämpfung einer möglichen<br />
Pandemie erfordert den kollektiven Einsatz.<br />
Unsere beiden Unternehmen haben es sich<br />
daher zur Aufgabe gemacht, gemeinsam einen<br />
Beitrag zur Eindämmung des aktuellen Coronavirus-Ausbruchs<br />
zu leisten. Wir freuen uns sehr<br />
auf die Zusammenarbeit mit BioNTech, einem<br />
der weltweit führenden Unternehmen im Bereich<br />
mRNA-Therapeutika. Gemeinsam möchten wir<br />
einen Impfstoff gegen das Coronavirus entwickeln<br />
und ihn zügig produzieren, um so das<br />
Blatt im Kampf gegen die COVID-19-Infektion<br />
zu wenden“.<br />
Gemeinsam in internationalen Kooperationen<br />
forschen und Absatzmärkte erschließen – diese<br />
Sichtweise teilen auch US-amerikanische Konzerne.<br />
BioNTech kooperiert bei der Entwicklung,<br />
aber auch bereits bei ersten Studien zur Erprobung<br />
eines möglichen Impfstoffes, auch mit<br />
Pfizer, dem zweitgrößten Pharmaunternehmen<br />
der Welt mit Sitz in New York. Asien, Europa und<br />
USA – so sind die weltweiten Forschungskooperationen<br />
breit gebündelt und die notwendigen<br />
Finanzierungen gesichert. Die klinischen<br />
Studien für die Zulassung eines möglichen<br />
Impfstoffes laufen bereits. „Nachdem unser einzigartiges<br />
und robustes klinisches Studienprogramm<br />
zunächst in Europa und nun in den<br />
Vereinigten Staaten gestartet ist, freuen wir uns,<br />
dieses gemeinsam mit unseren Partnern bei BioNTech<br />
sowie in Rücksprache mit den Zulassungsbehörden<br />
zügig voranzutreiben. Unser<br />
Ziel ist es, schnellstmöglich einen sicheren und<br />
wirksamen Impfstoff zu den Menschen zu bringen,<br />
die ihn am dringendsten benötigen. Die<br />
kurze Zeitspanne von weniger als vier Monaten,<br />
in der wir es geschafft haben, von präklinischen<br />
Studien zur klinischen Testung an Menschen<br />
überzugehen, ist außergewöhnlich“, erklärte Albert<br />
Bourla, Chairman und CEO von Pfizer.<br />
Auch wenn die Rettung von Menschenleben im<br />
Vordergrund des Wettlaufs um einen Impfstoff<br />
steht, geht es dabei um ein Milliardengeschäft.<br />
Dazu passt die Adresse von BioNTech in Mainz:<br />
An der Goldgrube 12. Zur Goldgrube könnte sich<br />
auch die Kooperation der drei Unternehmen aus<br />
drei verschiedenen Kontinenten entwickeln.<br />
Denn das Rennen um die Entwicklung von Impfstoffen<br />
verläuft nicht zwischen Nationen, sondern<br />
zwischen Unternehmen, welche sich weltweit<br />
die Zukunftsgeschäfte sichern wollen. Die<br />
Bündelung der Kräfte über Grenzen hinweg sichert<br />
nicht nur einen Wettbewerbsvorsprung,<br />
sondern kann auch zur schnelleren Bekämpfung<br />
der Pandemie beitragen.<br />
Abb.: Shanghai Fosun Pharmaceutical<br />
www.chk-de.org
16 Titel<br />
AUSBAU DES<br />
GESUNDHEITSWESENS<br />
Chinesische Medizintechnik-Unternehmen gewinnen weltweit an<br />
Bedeutung. Doch geschieht das nicht auf Kosten der etablierten<br />
Unternehmen. Von dem stark wachsenden chinesischen Markt können<br />
alle Anbieter profitieren.<br />
Neue Technologien sollen bei einer besseren Versorgung<br />
helfen und die Qualität der Gesundheitsversorgung<br />
weiter verbessern. So unterstützt<br />
die Regierung Digital-Health-Projekte und<br />
Start-up-Inkubatoren. Mit gelockerten Regeln<br />
für Telemedizin will die Regierung außerdem die<br />
Chancen der Digitalisierung für den ländlichen<br />
Raum nutzen – und ist damit fortschrittlicher<br />
als Deutschland.<br />
Die Medizintechnik ist eine von zehn Industrien,<br />
bei denen China nach dem Willen<br />
der Regierung bis zum Jahr <strong>20</strong>25 zu den<br />
weltweit führenden Nationen gehören soll. Festgeschrieben<br />
ist dies in dem Plan „Made in China<br />
<strong>20</strong>25“. Doch auch Chinas Markt für Medizintechnik<br />
dürfte in Folge des Regierungsprogrammes<br />
„Gesundes China <strong>20</strong>30“ weiter hohe Zuwachsraten<br />
aufweisen und damit gute Geschäftschancen<br />
für ausländische Unternehmen bieten.<br />
Gesundes China <strong>20</strong>30<br />
Unter dem Titel „Gesundes China <strong>20</strong>30“ hat sich<br />
die Regierung im Jahr <strong>20</strong>16 dazu verpflichtet,<br />
mehr Geld in den Gesundheitsmarkt zu investieren,<br />
den Zugang zu medizinischer Versorgung<br />
insbesondere auf dem Land zu verbessern<br />
und die Patienten finanziell zu entlasten.<br />
Am 28. Dezember <strong>20</strong>19 wurde ein Gesetz zur<br />
grundlegenden Gesundheitsversorgung und Förderung<br />
der Gesundheit vom Ständigen Ausschuss<br />
des Nationalen Volkskongresses verabschiedet.<br />
Damit soll die Gesundheit in China langfristig<br />
verbessert werden. Etwa 95 Prozent der Bevölkerung<br />
sind über eine Krankenkasse versichert.<br />
Doch bei Behandlungen sind hohe Zuzahlungen<br />
erforderlich, und in ländlichen Regionen<br />
ist der Zugang zu medizinischer Versorgung<br />
schwierig.<br />
Unterstützung bekommt das Gesundheitssystem<br />
Chinas auch von Unternehmen. Der E-Commerce-Riese<br />
Alibaba bietet seinen Nutzern beispielsweise<br />
eine private Krankenversicherung,<br />
wenn sie seinen Bezahldienst nutzen. Daneben<br />
bietet das Unternehmen seinen Kunden eine<br />
Plattform für Medikamente und Online-Sprechstunden<br />
mit Ärzten an. Auch das chinesische<br />
Internetunternehmen Tencent hat gesundheitsbezogene<br />
Produkte und Dienstleistungen im Angebot.<br />
<strong>20</strong>19 wagte es einen Vorstoß in Richtung<br />
KI-basierte Diagnostik. Neben den KI-Services<br />
in Krankenhäusern bietet das Unternehmen weitere<br />
Online-Dienste für Patienten an.<br />
Abb.: ETAJOE, Shutterstock<br />
www.chk-de.org
17<br />
KI UND ELEKTRONISCHE VERNETZUNG<br />
REVOLUTIONIEREN MEDIZINTECHNIK<br />
Onlinekonferenzen mit den neuesten medizintechnischen Informationen<br />
Chinesische KI-Konzerne weltweit führend<br />
Die Corona-Pandemie gab der Medizintechnik<br />
einen mehrfachen Schub. Zum<br />
einen zeigte sich, dass Vernetzung und<br />
Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen<br />
schnell an Stellenwert gewinnen. Zudem wird<br />
klar, dass Gesundheit ein globales Thema ist und<br />
dafür eine verstärkte internationale Kooperation<br />
vonnöten ist. Die großen chinesischen IT-Konzerne<br />
führten dazu weltweit zugängliche Onlinekonferenzen<br />
durch, in denen Wissenschaftler,<br />
Praktiker und Mediziner die neuesten Medizintechnologien<br />
vorstellten, die in China zu einem<br />
großen Teil schon im Gesundheitswesen umgesetzt<br />
werden. Dies war im April beispielsweise<br />
auf der Huawei-Onlinekonferenz „Supporting the<br />
global pandemic response with the help of ICT“<br />
zu sehen.<br />
Cardiovascular<br />
Medicine<br />
Respiratory<br />
Medicine<br />
Endocrinology<br />
Medicine<br />
National Clinical Medicine Research Center (Radiation and Intervention Treatment)<br />
Digestive Medicine<br />
Nephrology<br />
Medicine<br />
Neurosurgery<br />
Medicine<br />
Medical Development<br />
Key National Clinical Medicines (18)<br />
Anesthesia<br />
Medicine<br />
lnspection<br />
Laboratory<br />
Modical Imaging<br />
Medicine<br />
Clinical<br />
Nursing<br />
Traditional<br />
Chinese<br />
Medicine<br />
Oncology<br />
Medicine<br />
Key National Discipines(13)<br />
General Surgery<br />
Cardiac<br />
Macrovascular<br />
Medicine<br />
Thoracic Surgery<br />
Medicine<br />
Emergency<br />
Medicine<br />
Organ Transplants<br />
Medicine<br />
Critical Care<br />
Medicine<br />
Thoracic Surgery Cardiovascular Disease Neurosurgery GeneraI Surgery Urology<br />
Oncology Nephrology Orthopedics Pathology<br />
Combination of Chinese<br />
and Western Medicine<br />
Nouropathology lmaging Medicine and Nuclear Pharmacology (Clinic Center for New Drugs)<br />
National Difficult Disease Diagnosis and<br />
Treatment Capability lmprovement Project (1)<br />
Cardiovascular Diseases<br />
Chinas Gesundheitssystem basiert auf einer engen Kooperation mit Kliniken und wird in eine Reihe<br />
von fachmedizinischen Bereichen aufgeteilt. Viele Kliniken unterhalten für die Qualitätssteigerung<br />
des medizinischen Service enge Kooperationen mit ausländischen Krankenhäusern.<br />
Abb.: Zhongshan Hospital Shanghai<br />
Abb.: Starslayer1234, Wikimedia<br />
»Globale Solidarität wird uns<br />
allen helfen, die Verbreitung<br />
von COVID-19 zu bekämpfen.«<br />
Martin Lau, Präsident, Tencent Holdings Ltd.<br />
Chinesische Konzerne stellen so ihr Wissen und<br />
ihre Technologie der Weltgemeinschaft zur Verfügung.<br />
„Die Welt steht vor beispiellosen Herausforderungen<br />
und muss mit großer Solidarität zusammenkommen.<br />
Die WHO leitet und koordiniert<br />
die globalen Bemühungen und unterstützt die<br />
Länder bei der Bekämpfung der Pandemie. Tencent<br />
glaubt, dass die globale Solidarität uns allen<br />
helfen wird, die Verbreitung von COVID-19 zu<br />
bekämpfen, und wir werden unsere digitalen<br />
Gesundheitslösungen als Open Source anbieten<br />
und zusätzlich eine Spende leisten, um diese gemeinsame<br />
Mission zu erreichen“, so Martin Lau,<br />
Präsident von Tencent.<br />
Der „COVID-19 Solidarity Response Fund“, der<br />
von der WHO eingerichtet wurde, soll allen Ländern,<br />
insbesondere den am stärksten gefährdeten<br />
und mit den schwächsten Gesundheitssystemen,<br />
helfen, sich auf die COVID-19-Krise vorzubereiten<br />
und darauf zu reagieren, indem Ansteckungsfälle<br />
schnell erkannt werden. Neben einem Beitrag in<br />
Höhe von zehn Millionen US-Dollar für dieses<br />
Programm leistet Tencent auch technologische<br />
Unterstützung zur Bekämpfung der Pandemie.<br />
Mit einem internationalen Modul des COVID-<br />
19-Miniprogramms für die WeChat-Plattform<br />
stellt Tencent Health als „Open Source“ wichtige<br />
Informationen zur Pandemie weltweit frei zur<br />
Verfügung. Der „COVID-19 Self-triage Assistant“,<br />
ein von KI-Technologie unterstütztes Selbstbewertungstool,<br />
ist auf der ganzen Welt verfügbar.<br />
www.chk-de.org
16 Titel<br />
Von den zehn weltweit führenden KI-Konzernen<br />
kommen bereits vier aus China, stellt die Chinesische<br />
Akademie der Wissenschaften fest. Baidu,<br />
DJI-Innovations, Sensetime, Megvii und iFlytek<br />
sind Namen, die man sich merken sollte und die<br />
auch die medizinische Versorgung revolutionieren.<br />
Derzeit wird von Baidu eine Online-Plattform<br />
für die Konsultation von Ärzten betrieben,<br />
die das Unternehmen für medizinische Online-<br />
Anfragen kostenlos zur Verfügung gestellt hat.<br />
Die Plattform hat bereits über 15 Millionen Anfragen<br />
von Benutzern bearbeitet und über<br />
100.000 Ärzte vernetzt, um diese Fragen zu beantworten.<br />
„Die besondere Situation der Epidemie hat zu<br />
einer enormen Nachfrage nach medizinischen<br />
Online-Diensten und -Informationen geführt. Die<br />
Öffentlichkeit nutzt das Internet, um Informationen<br />
über die neueste Entwicklung der epidemischen<br />
und professionellen Gesundheitsdienste<br />
zu erhalten“, so YANG Minglu, General<br />
Manager des Geschäftsbereichs Gesundheitswesen<br />
von Baidu. Auch Alibaba arbeitet mit KI<br />
an der Verbesserung der medizinischen Versorgung<br />
und vernetzt weltweit Wissenschaftler<br />
und medizinisches Fachpersonal. China konnte<br />
nur durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz<br />
und einer einmaligen Kooperation der chinesischen<br />
Hightech-Konzerne die Pandemie schnell<br />
eindämmen und erscheint schon lange nicht mehr<br />
unter den Ländern mit den meisten Erkrankungen<br />
pro 100.000 Einwohner. KI und globale technologische<br />
Kooperationen haben damit einen großen<br />
Sprung in die Medizintechnik getan, der zukünftig<br />
Gesundheit neu definieren könnte.<br />
ZHOU Jian vom Zhongshan Hospital Shanghai<br />
stellte auf der Huawei-Onlinekonferenz „Supporting<br />
the global pandemic response with the help<br />
of ICT“ eine auf WeChat laufende Online-<br />
Hospital-Plattform vor, über die kostenlos hunderte<br />
Ärzte erste Diagnosen liefern.<br />
Abb.: Zhongshan Hospital Shanghai<br />
Die Wiederaufnahme der Arbeit erfordert für<br />
Büros und Produktionswerke ein geschlossenes<br />
Sicherheitssystem zum Schutz der Mitarbeiter.<br />
Auch hier sind datengestützte KI-Systeme hilfreich.<br />
Abb.: Huawei<br />
www.chk-de.org
19<br />
ZHU Weizhu von der Huawei Cloud & AI business<br />
group berichtet auf der Onlinekonferenz über Erfahrungen<br />
und Technologien bei dem Neustart<br />
der Wirtschaft.<br />
An U-Bahnstationen oder Flughäfen wird die<br />
Temperatur der Passanten mit einem KI-System<br />
von Baidu kontrolliert, um möglicherweise infizierte<br />
Personen zu erkennen.<br />
Der „COVID-19 Self-triage Assistant“ mit KI-<br />
Technologie von Tencent ist nutzerfreundlich im<br />
Smartphone integriert und gibt einen leichten<br />
Zugang zu professioneller medizinischer Beratung,<br />
ermöglicht Selbsttests und sammelt Wissen<br />
über die Pandemie.<br />
Abb.: Tencent<br />
Abb.: VOA News, AFP<br />
Abb.: Huawei<br />
www.chk-de.org
<strong>20</strong> Titel<br />
Ayanda – Experte für<br />
Softgel & Nahrungsmittelergänzung<br />
Gesundheit steht im Fokus von Ayanda –<br />
als die europäische Tochter der chinesischen<br />
Sirio Gruppe stellt das Branden-<br />
burger Unternehmen qualitativ hochwertige<br />
Eigenmarkenprodukte für die Pharma- und<br />
Nahrungsergänzungsmittelindustrie her. Ayanda<br />
bietet nutrazeutische und pharmazeutische Private-Label-Produkte<br />
in allen denkbaren Zielkategorien<br />
– wie Augengesundheit, Knochenund<br />
Gelenkgesundheit und Schönheitspflege.<br />
Softgel-Kapseln und komplexe Rezepturen sind<br />
seit eh und je eines der Markenzeichen.<br />
„Mit maßgeschneiderten Lösungen, fortschrittlichen<br />
Produktkonzepten und Innovationen können<br />
wir die Bedürfnisse unserer Kunden bis ins<br />
kleinste Detail erfüllen“, erklärt Geschäftsführerin<br />
Dr. Dominique Baum. „Wir können<br />
Health-Care-Unternehmen unterstützen, wenn<br />
sie eine Idee in eine vollständige Rezeptur umsetzen<br />
und ein maßgeschneidertes Gesundheitsprodukt<br />
herstellen möchten.“ Gegründet wurde<br />
Ayanda 1996, Sitz ist Pritzwalk in Brandenburg.<br />
Seit <strong>20</strong>16 ist Ayanda ein Unternehmen der Sirio<br />
Gruppe, mit 1.800 Mitarbeitern ein weltweit führendes<br />
Unternehmen für Herstellung und Entwicklung<br />
hochwertiger Nahrungsergänzungsmittel.<br />
Sirio verfügt über 100.000 Quadratmeter<br />
Produktionsanlagen, 2.000 analytische Testmethoden<br />
und agiert in über 50 Ländern der<br />
Welt.<br />
Biolight – weltweit agierender Spezialist<br />
für medizinische Hightech-Geräte<br />
schen Geräten und Verbrauchsmaterial. Die<br />
deutsche Tochtergesellschaft Biolight Healthcare<br />
beliefert mit Unterstützung der chinesischen<br />
Muttergesellschaft Kommunalverwaltungen und<br />
medizinische Einrichtungen mit Millionen von<br />
Mundschutzmasken. Als Reaktion auf die Corona-Pandemie<br />
hat das Unternehmen aufgerüstet:<br />
Ab Juni werden in Laage monatlich bis zu<br />
800.000 OP-Masken hergestellt. Geplant ist zudem<br />
auch die Produktion von FFP-2-Masken.<br />
Biolight Meditech ist ein international etablierter<br />
Anbieter von medizinischen Geräten<br />
und Verbrauchsmaterialien sowie<br />
Lösungen für das Gesundheitswesen. Das Unternehmen<br />
mit Sitz in Zhuhai in der Provinz Guangdong<br />
wurde 1993 gegründet und gilt als führender<br />
Innovator in den Bereichen Patientenüberwachung<br />
und Notfall reaktion, Hämo dia lyse,<br />
Nierenbehandlung und digitale Lösungen für die<br />
häusliche Krankenpflege. Mit Blick auf die Strategien<br />
„Made in China <strong>20</strong>25“ und „Industrie 4.0“<br />
gründete Biolight im Jahr <strong>20</strong>17 die Tochtergesellschaft<br />
Biolight Healthcare GmbH in Rostock. Die<br />
deutsche Fabrik wurde Anfang <strong>20</strong>19 fertiggestellt.<br />
Bereits in diesem Jahr sollen Dialysatoren<br />
in großer Zahl produziert werden. Biolight<br />
verfügt über acht Forschungs- und Produktionsstätten,<br />
zwölf Tochtergesellschaften und Vertriebsniederlassungen<br />
– ist in mehr als 135 Ländern<br />
vertreten. Im Einsatz gegen die Corona-<br />
Pandemie versorgte Biolight Krankenhäuser in<br />
China und 150 Ländern weltweit mit medizini-<br />
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21<br />
Romaco und Truking<br />
– Allianz der Pharma-Experten<br />
Vom Pulver bis zur verpackten Tablette –<br />
die Romaco Group zählt zu den weltweit<br />
führenden Anbietern für Verpackungsund<br />
Prozesstechnologie. Das Unternehmen mit<br />
Sitz in Karlsruhe entwickelt, produziert und vertreibt<br />
intelligente Systemlösungen, die speziell<br />
auf die Anforderungen von Pharma-Kunden zugeschnitten<br />
sind. Das Portfolio beinhaltet Granulations-<br />
und Coatinganlagen, Tablettenpressen,<br />
Blister-, Streifen- und Röhrchenverpackungsanlagen,<br />
Kartonierer, End ver packungslösungen<br />
sowie Flüssigkeits- und Pulverdosieranlagen. Seit<br />
<strong>20</strong>17 gehört die Romanco Group zur chinesischen<br />
Truking Technology Ltd., einem führenden Spezialisten<br />
für Anlagen- und Maschinenbau im<br />
pharmazeutischen Bereich. Weltweit profitieren<br />
die Kunden seither vom komplementären Portfolio<br />
der beiden Pharma-Experten. „Unser Erfolg<br />
basiert auf der konsequenten Orientierung am<br />
wirtschaftlichen Mehrwert des Kunden. Wir betrachten<br />
jedes Projekt aus der Sicht des Kunden<br />
als eigenständigen Business Case“, erklärt Geschäftsführer<br />
Jörg Pieper. 550 Mitarbeiter an<br />
acht Standorten sowie die Mitarbeiter von mehr<br />
als 100 Agenten weltweit arbeiten täglich an der<br />
Wertschaffung für den Kunden und für Romaco.<br />
Drohnen-Einsatz in Krisensituationen –<br />
Notfallversorgung aus der Luft<br />
Phoenix-Wings ist ein junges Unternehmen<br />
mit dem Ziel, Flotten hochautomatisierter,<br />
unbemannter Flugzeuge für Transportaufgaben<br />
einzusetzen. Ein Spezialgebiet des Startups<br />
mit Sitz in München ist der Transport von<br />
medizinischer Ausrüstung in Krisenzeiten.<br />
Die eigens entwickelten Drohnen von Phoenix-<br />
Wings vereinen die Vorteile von schwebenden<br />
Quadrocoptern mit denen klassischer Flugzeuge.<br />
Im Mai gewann das Unternehmen einen unter<br />
Leitung der Weltbank durchgeführten internationalen<br />
Wettbewerb für Transport-Drohnen<br />
in Ruanda, dem Kooperationen im Bereich Drohnen-Logistik<br />
in Südkorea, Großbritannien, Australien,<br />
den Vereinigten Arabischen Emiraten und<br />
Ruanda folgten.<br />
In Deutschland wird sich Phoenix-Wings an einer<br />
Demonstrationskampagne für Notfallversorgung<br />
von schwer erreichbaren Regionen beteiligen.<br />
Ein Projektkonsortium aus Forschungseinrichtungen<br />
aus dem Bereich der kommerziellen<br />
Drohnen-Nutzung, Herstellern von UAVs und<br />
klein- und mittelständischen Unternehmen erproben<br />
am Beispiel der Hochseeinsel Helgoland<br />
einen Interventionsplan für Krisenzeiten, einschließlich<br />
dem zeitkritischen Transport medizinischer<br />
Güter während der Corona-Pandemie.<br />
Seine chinesische Muttergesellschaft SF-Express<br />
unterstützte Phoenix-Wings während der Krise<br />
mit technologischer Beratung. In den Hochzeiten<br />
der Krise führte SF-Express in Wuhan und weiteren<br />
Städten Materialtransporte per Drohne<br />
durch. Allein an das Wuhan Jinyintan-Krankenhaus<br />
wurden so über <strong>20</strong> Tonnen medizinischer<br />
Ausrüstung geliefert.<br />
www.chk-de.org
22 Interview<br />
München und Shanghai<br />
- Die Leitmesse analytica<br />
verbindet die ganze Welt<br />
der Labortechnik<br />
technik- und Analytik-Messe weltweit. Nur die<br />
analytica in München hat noch mehr Besucher<br />
– nämlich 35.626. Aus Rückmeldungen der Aussteller<br />
in Shanghai wissen wir, dass sie ein sehr<br />
erfolgreiches Messenachgeschäft verbuchen<br />
konnten. Der große Teil der europäischen Firmen<br />
ist zudem bereits mit Tochtergesellschaften in<br />
China vertreten, die sich vor Ort auch entsprechend<br />
präsentieren möchten.<br />
2. Wie sieht das Rahmenprogramm aus?<br />
Das Rahmenprogramm wird bei der analytica<br />
China, wie bei allen analytica-Messen, nach aktuellen<br />
und nachhaltigen Interessen der Besucher<br />
konzipiert. Für Anwender, die täglich in<br />
einem Labor arbeiten gibt es anwendungsmieren<br />
– zum Beispiel über die Probenvorbereitung.<br />
Besucher können hier Firmen<br />
besuchen und sich über deren Lösungen und Innovationen<br />
an den Ständen informieren.<br />
3. Wie unterstützen Sie auf der analytica<br />
China Forschungsthemen und internationale<br />
Kooperationen?<br />
Den wissenschaftlichen Bereich, der vorwiegend<br />
die Forschungseinheiten in den Universitäten<br />
und Forschungseinrichtungen adressiert, deckt<br />
die analytica Conference China ab. Wir erwarten<br />
dieses Jahr mehr als 4.500 Teilnehmer.<br />
Die Veranstaltung gliedert sich in mehrere Unterkonferenzen<br />
zu folgenden Themengebieten:<br />
Interview mit<br />
Susanne<br />
Grödl<br />
Projektleiterin für die analytica in<br />
München und die analytica China der<br />
Messe München in Shanghai.<br />
1. Frau Grödl, im November findet in Shanghai<br />
wieder die Fachmesse analytica China statt.<br />
Welche Erfahrungen haben Aussteller aus<br />
Europa bei den Vorveranstaltungen gemacht?<br />
Die Mehrzahl der deutschen und europäischen<br />
Aussteller stammt aus dem Mittelstand und verzeichnet<br />
in der Regel eine sehr hohe Exportquote<br />
– teilweise zwischen 70 und 80 Prozent. Die analytica<br />
China bietet diesen Unternehmen einen<br />
Zugang zum chinesischen Markt, der sich durch<br />
eine hohe Nachfrage und einen großen Bedarf<br />
an Labortechnik- und Analysegeräten inklusive<br />
deren Lösungen auszeichnet. 30.852 Besucher<br />
kamen zur analytica China <strong>20</strong>18, das ist die<br />
zweithöchste Besucherzahl, für eine Labor-<br />
Großer Andrang auf der analytica China <strong>20</strong>18 in Shanghai<br />
orientierte Sonderschauen – z.B. zum Thema<br />
Arbeitsschutz und -sicherheit im Labor. Am<br />
„Food Safety Day“ geht es um Lebensmittelsicherheit<br />
in China: Hier diskutieren namhafte<br />
Hersteller im Rahmen eines CEO-Roundtables,<br />
welche organisatorischen und auch strukturellen<br />
Herausforderungen es aktuell in China gibt und<br />
welche regulatorischen Rahmenbedingungen geschaffen<br />
werden müssen, um eine hohe Lebensmittelsicherheit<br />
zu gewährleisten.<br />
Insgesamt bieten wir in China auch sieben Guided<br />
Touren für Besucher an, die über verschiedene<br />
Applikationsschritte in Laboren infor-<br />
• The 10th Shanghai International Symposium<br />
on Analytical Chemistry,<br />
• <strong>20</strong><strong>20</strong> China International Food Industry<br />
Development Forum/Shanghai Sino-EU International<br />
Forum on Food Safety,<br />
• LSAC Life Science & Biotech Forum,<br />
• Precision Medicine: From Multi-Omics to Precision<br />
Medicine,<br />
• China Int'l Congress on Laboratory Planning,<br />
Construction and Management.<br />
Der China Int'l Congress on Laboratory Planning,<br />
Construction and Management findet mit internationaler<br />
Beteiligung aus den USA (Fachver-<br />
www.chk-de.org
23<br />
band Sefa) und Europa (Fachverband Egnaton,<br />
Deutschland) statt. Diese Konferenz ist für den<br />
chinesischen Markt sehr interessant, weil aktuell<br />
eine sehr hohe Nachfrage besteht, neue Labore<br />
zu bauen. Hierzu benötigt es klare Regularien<br />
und Vorgaben, auf diesem Feld sind die Europäer<br />
und die Amerikaner führend. China<br />
orientiert sich an den Normen, die für europäische<br />
und amerikanische Labore gelten. Die Besucher<br />
erfahren von Experten außerdem wie die<br />
Versorgung mit Medien zu planen ist und welche<br />
Sicherheitsvorgaben eingehalten werden müssen.<br />
Diese Thematik wurde auf dem letztjährigen<br />
LabTech China Kongress (ein Kongressformat,<br />
das <strong>20</strong>19 erstmalig stattfand, unabhängig von<br />
der Messe) behandelt und wird sich innerhalb<br />
der analytica China wiederfinden.<br />
4. Wie hat sich die analytica als Reaktion auf<br />
die Corona-Pandemie verändert?<br />
Es sind aktuell nach wie vor alle großen Marktführer<br />
und mittelständische Unternehmen zum<br />
Oktobertermin mit dabei. Unser Rahmenangebot<br />
und auch die analytica Conference wird wie gewohnt<br />
stattfinden. Um die Sicherheit aller Beteiligten<br />
zu gewährleisten, entwickeln wir in Zusammenarbeit<br />
mit dem Freistaat Bayern ein<br />
passgenaues Schutz- und Hygienekonzept.<br />
5. China war zuletzt auch mit mehr als hundert<br />
Ausstellern auf der analytica in München vertreten.<br />
Welche Bedeutung haben diese für die<br />
Messe?<br />
Der europäische und internationale Markt wird<br />
für die chinesischen Hersteller immer interessanter,<br />
da chinesische Produkte international<br />
wettbewerbsfähig sind. Im Zuge der Globalisierung<br />
schauen die Chinesen auch auf diese<br />
Märkte, suchen Kooperationen und Absatzmärkte.<br />
Mittlerweile stellt China die größte Ausstellergruppe<br />
in München mit 107 Ausstellern<br />
– Tendenz steigend. Beim Ranking der internationalen<br />
Besuchergruppen lag China <strong>20</strong>18 auf<br />
Platz vier, mit steigender Tendenz.<br />
6. Thema Digitalisierung – was gibt es dazu in<br />
Shanghai und München zu sehen?<br />
Die Digitalisierung im Labor gehört zu unseren<br />
Fokusthemen. Auf beiden Messen wird es jeweils<br />
eine Sonderschau geben, die die Themen Automatisierung,<br />
Robotik und digitale Vernetzung<br />
zwischen Geräten darstellt. Über <strong>20</strong> Firmen und<br />
Start-Ups wie z.B. Olympus, LAUDA und Merck,<br />
zeigen in München gemeinsam und herstellerübergreifend<br />
typische Analyseprozesse im Labor<br />
mithilfe von innovativen Produkten und Software.<br />
Besucher können an Hands-On-Inseln<br />
Workflows miterleben und durchführen, sowie<br />
mit den Ausstellern direkt in ein Gespräch treten.<br />
Flankiert wird die Sonderschau durch ein umfassendes<br />
Forenprogramm mit Vorträgen. In<br />
Shanghai werden wir eine ähnliche Sonderschau<br />
konzipieren, die stark auf die Bedürfnisse des<br />
chinesischen Marktes zugeschnitten sein wird.<br />
Vielen Dank für das Interview, Frau Grödl!<br />
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24 Zahlen · Daten · Fakten<br />
Chinas Gesundheitsmarkt in Zahlen<br />
Schnelles Wachstum<br />
Das chinesische Gesundheitssystem<br />
befindet sich im Wandel – hatten<br />
Ende der 1990er Jahre nur etwa fünf<br />
Prozent der ländlichen Bevölkerung Zugang<br />
zum Gesundheitswesen soll bis <strong>20</strong><strong>20</strong> die gesamte<br />
Bevölkerung Zugang zur Gesundheitsversorgung<br />
erhalten. Im Dezember <strong>20</strong>19 verabschiedete<br />
der Ständige Ausschuss des Nationalen<br />
Volkskongresses ein Gesetz zur<br />
grundlegenden Gesundheitsversorgung und<br />
Förderung der Gesundheit.<br />
Entwicklung des chinesischen Markts für<br />
medizintechnische Produkte (in Mrd. US-Dollar)<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
49,4<br />
55,7<br />
65,54<br />
80,14<br />
<strong>20</strong><br />
9 9,4<br />
9,7 10,1<br />
11,25 11,4<br />
Gesundheitsausgaben<br />
0<br />
8,17 9,4 <strong>20</strong>16<br />
<strong>20</strong>15<br />
Marktgröße Import Export<br />
<strong>20</strong>17<br />
<strong>20</strong>18<br />
Quelle: Chinesischer Zoll<br />
Chinas Gesundheitsausgaben stiegen im<br />
Jahr <strong>20</strong>18 von 1,16 Billionen RMB im Jahr<br />
<strong>20</strong>07 auf 5,91 Billionen RMB (893 Milliarden<br />
US-Dollar)<br />
Chinas Gesundheitsmarkt<br />
im Vergleich mit Deutschland<br />
28% 28%<br />
Staat Privat<br />
44%<br />
Basisversicherung<br />
Lebenserwartung (<strong>20</strong>18 in Jahren) 77,0 80,9<br />
Jahreseinkommen pro Kopf (<strong>20</strong>18 in US-Dollar) 4.265 51.683<br />
Gesundheitsausgaben pro Kopf (<strong>20</strong>18 in US-Dollar) 254,6 5.986<br />
Gesundheitsausgaben (<strong>20</strong>18 in Prozent des BIP) 6,57 11,4<br />
Die Gesundheitsausgaben sollen bis <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
rund 1,2 Billionen US-Dollar erreichen (8<br />
Billionen RMB)<br />
Anzahl der Ärzte pro 100.000 Einwohner (<strong>20</strong>18) 244 425<br />
Anzahl der Krankenhausbetten pro 100.000 Einwohner (<strong>20</strong>18) 603 800<br />
Quelle: China Statistical Yearbooks<br />
· privat (Anteil in Prozent) 26,3 18,7<br />
· öffentlich (Anteil in Prozent) *Inklusive 33,2 Prozent freigemeinnützig 73,7 81,3*<br />
Quelle: National Bureau of Statistics (NBS), Statistical Yearbook of P.R. China <strong>20</strong>18 und <strong>20</strong>19, Statistics Bulletin<br />
www.chk-de.org
25<br />
Großes Potenzial<br />
Die Pharmaindustrie in China ist eine der führenden Industrien der Volksrepublik China. Der wichtigste<br />
Aspekt des chinesischen Pharmamarkts ist das enorme Umsatzpotenzial durch die 1,3 Milliarden<br />
Einwohner des Landes. China ist nach den USA der zweitgrößte Pharmamarkt der Welt.<br />
Entwicklung des chinesischen Markts für Arzneimittel<br />
(in Mrd. US-Dollar)<br />
500<br />
400<br />
419,8<br />
433,2<br />
413,4<br />
378,8<br />
Herausforderung:<br />
Vergreisung der<br />
Bevölkerung<br />
China steht vor großen Herausforderungen.<br />
Bis <strong>20</strong>50 ist ein Viertel von Chinas Bevölkerung<br />
über 65 Jahre alt, mehr als ein<br />
Drittel über 60 Jahre. Krebs, Herzkreislaufkrankheiten,<br />
chronische Atemwegserkrankungen<br />
und Diabetes nehmen zu -<br />
gleichzeitig soll Gesundheit nicht mehr<br />
davon abhängen, ob der Patient arm oder<br />
reich ist.<br />
300<br />
<strong>20</strong>0<br />
100<br />
<strong>20</strong>,3 13,5<br />
22,1 13,6<br />
0<br />
<strong>20</strong>15<br />
<strong>20</strong>16<br />
Marktgröße Import Export<br />
26,8 15,1<br />
29,6 11,4<br />
<strong>20</strong>17<br />
<strong>20</strong>18<br />
Quelle: International Trade Centre (ITC)<br />
Made in China <strong>20</strong>25:<br />
Ziele für hochwertige Medizintechnik<br />
<strong>20</strong><strong>20</strong> <strong>20</strong>25 <strong>20</strong>30<br />
Produktionsvolumen (in Mrd. RMB) 600 1.<strong>20</strong>0 3.000<br />
Export (in Mrd. RMB) k.A. k.A. 1.000<br />
Selbstversorgung mit Kernkomponenten 70% 100% k.A.<br />
Internationalisierung k.A. k.A.<br />
5 bis 10<br />
internationale<br />
Marken<br />
Internationale F&E-Zentren in China k.A. k.A. über 30<br />
Quelle: Made in China Key Technologies Roadmap, veröffentlicht 29.10.<strong>20</strong>15<br />
„Made in China <strong>20</strong>25“ fokussiert sich auf Schlüsseltechnologien - der Modernisierung von Chinas<br />
Medizintechnik und Biomedizinsektor kommt dabei besondere Bedeutung zu. Durch die Förderung<br />
auch grenzüberschreitender Investments und Kooperationen bieten sich hier vielfältige Chancen für<br />
chinesische und ausländische Unternehmen und Investoren.<br />
1/3 über 60 Jahre<br />
1/4 über 65 Jahre<br />
Quelle: Statistisches Jahrbuch der VR China <strong>20</strong>18<br />
Quelle: Germany Trade & Invest, Chinas Gesundheitsmarkt im Wandel <strong>20</strong>19<br />
www.chk-de.org
26 Services<br />
Neues aus dem<br />
Beraternetzwerk<br />
Auf neuer CHKD Homepage: Nützliche<br />
Marktinfos für chinesische Unternehmen<br />
Die neue Homepage der Chinesischen Handelskammer in Deutschland (CHKD) ist online! Die<br />
rundum aktualisierte Seite ist weiterhin unter der bekannten Adresse www.chk-de.org zu<br />
finden und bietet chinesischen Entscheidungsträgern im Bereich „Marktinfo“ umfangreiche<br />
Informationen zum Investitionsstandort Deutschland. Neben einer Vorstellung der verschiedenen<br />
Investitionsstandorte hat die CHKD unter „Nützliche Informationen“ gemeinsam mit Mitgliedern aus<br />
dem CHKD Beraternetzwerk wertvolle Informationen zum Geschäfts- und Investitionsumfeld in<br />
Deutschland zusammengestellt, die den Unternehmen vor und nach Markteintritt helfen sollen.<br />
Hier fassen wir einige Beiträge aus dieser neuen Rubrik zusammen, die ab sofort in voller Länge auf<br />
der CHKD Homepage einsehbar sind.<br />
Chancen und Risiken von Distressed M&A<br />
Transaktionen<br />
Unternehmenskrisen bieten Chancen. Die Übernahme notleidender Unternehmen aus Krise<br />
oder Insolvenz bietet insbesondere ausländischen Investoren die Möglichkeit eines schnellen<br />
Zugangs zum deutschen Markt zu vergleichsweise kompetitiven Preisen. Diesen Chancen<br />
stehen allerdings auch erhebliche Risiken gegenüber. Solche sogenannten „Distressed M&A“ Transaktionen<br />
finden unter schwierigen Rahmenbedingungen statt und erfordern eine gute Vorbereitung<br />
und schnelles Handeln aller Beteiligten. Ziel des Artikels ist es, Investoren und dabei insbesondere<br />
ausländischen Investoren, die mit dem deutschen Recht nicht oder wenig vertraut sind, einen auszugsweisen<br />
und beispielhaften Einblick in die Besonderheiten von „Distressed M&A“ Transaktionen<br />
in Deutschland aus der Sicht eines potenziellen Erwerbers zu geben.<br />
Bereitgestellt von: CMS Hasche Sigle Partnerschaft von Rechtsanwälten und Steuerberatern mbB<br />
Den gesamten Beitrag finden Sie hier:<br />
www.chk-de.org/de/nuetzliche-informationen/distressed-ma-transaktionen/<br />
Neue Regelungen für<br />
Investitionsprüfung<br />
Ausländische Investitionen in Deutschland<br />
unterliegen der Investitionskontrolle, sofern<br />
sie bestimmte Beteiligungsschwellen<br />
überschreiten. In den letzten 10 Jahren<br />
gab es in Deutschland ca. 600 Investitionsprüfverfahren.<br />
Ein erheblicher Teil davon betrifft<br />
Käufer aus China. In diesem Beitrag können sich<br />
chinesische Unternehmen über den allgemeinen<br />
Rechtsrahmen sowie die weitere Ausweitung der<br />
Investitionskontrolle in diesem Jahr informieren.<br />
Außerdem erhalten sie Tipps, welche vorbeugenden<br />
Maßnahmen für ein erfolgreiches<br />
Prüfungsverfahren nötig sind.<br />
Bereitgestellt von: BEITEN BURKHARDT Rechtsanwaltsgesellschaft<br />
mbH<br />
Den gesamten Beitrag finden Sie hier:<br />
www.chk-de.org/de/nuetzliche-informationen/<br />
ausweitung-investitionskontrolle/<br />
Abb.: Ulf Wittrock/shutterstock<br />
www.chk-de.org
27<br />
W&I Versicherungen erleichtern Durchführung von<br />
M&A Transaktionen<br />
CHKD Beraternetzwerk<br />
Bei M&A-Transaktionen in Deutschland werden sogenannte “Warranties & Indemnities-Versicherungen“<br />
(kurz W&I-Versicherungen) immer beliebter. Zusammengefasst dienen diese<br />
Versicherungen dazu, Risiken aus Garantieverletzungen bei Unter nehmenskäufen abzusichern.<br />
Waren W&I-Versicherungen zunächst vorranging bei Finanzinvestoren beliebt, so werden sie zunehmend<br />
auch von strategischen Investoren verwendet. Auch bei chinesischen Investoren werden<br />
solche Versicherungen zunehmend als interessante Option erkannt. Der Beitrag gibt einen Überblick<br />
über die Vorteile von W&I-Versicherungen, zeigt die verschiedenen Arten auf und beschreibt deren<br />
Grenzen und Kosten.<br />
Abb.:SWKStock/shutterstock<br />
Bereitgestellt von: Bird & Bird LLP<br />
Den gesamten Beitrag finden Sie hier:<br />
www.chk-de.org/de/nuetzliche-informationen/wi-versicherungen/<br />
Neues Fachkräfteeinwanderungsgesetz<br />
/ Hinweise<br />
für Arbeitgeber<br />
In diesem Beitrag werden die wichtigsten Fragen<br />
zum neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz<br />
beantwortet. Den Fokus bilden die<br />
Auswirkungen des neuen Rechtsrahmens auf den<br />
Arbeitsmarkt hinsichtlich Arbeitnehmern aus<br />
Drittstaaten (also auch China). Im Q&A-Format<br />
informieren die Autoren über Themen wie<br />
Voraussetzungen für die Beantragung von Aufenthaltstiteln,<br />
Vorteile der Blauen Karte EU, Entsendung<br />
von Mitarbeiten u.v.m.<br />
Bereitgestellt von: Brockhaus & Kollegen<br />
Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />
Den gesamten Beitrag finden Sie hier:<br />
www.chk-de.org/de/nuetzliche-informationen/<br />
neues-fachkraefteeinwanderungsgesetz/<br />
Die 10 häufigsten<br />
Fragen zur<br />
Unternehmensgründung<br />
In diesem Beitrag erhalten chinesische Unternehmen,<br />
die Interesse am deutschen Markt<br />
haben, Antworten auf die zehn häufigsten<br />
Fragen zur Unternehmensgründung. Im Fokus<br />
stehen dabei die Themen Auswahl der Gesellschaftsform<br />
und ihre Eigenschaften, Gründungsprozess<br />
einer GmbH und Unternehmensbetrieb<br />
nach der Gründung.<br />
Bereitgestellt von: Warth & Klein Grant Thornton<br />
AG<br />
Den gesamten Beitrag finden Sie hier:<br />
www.chk-de.org/de/nuetzlicheinformationen/10-fragen-zurunternehmensgruendung/<br />
Verzeichnis „CHKD<br />
Beraternetzwerk <strong>20</strong><strong>20</strong>“<br />
Das CHKD Beraternetzwerk ist ein unabhängiger<br />
und neutraler Beraterpool und<br />
bildet das erste fachübergreifende und<br />
bundesweit aktive Beraternetzwerk mit<br />
Chinabezug. Das Verzeichnis „CHKD Beraternetzwerk“<br />
fasst alle Netzwerk-Mitglieder<br />
zusammen. Es beinhaltet in der<br />
aktualisierten vierten Auflage insgesamt<br />
16 Beraterprofile aus unterschiedlichen<br />
Disziplinen (Rechtsberatung, Steuerberatung,<br />
Wirtschaftsprüfung, Marketing,<br />
Public Relations, Personalberatung<br />
u.a.). Die Beraternetzwerk-Mitglieder<br />
stehen Unternehmen, die Beratungsbedarf<br />
haben, mit Rat und Tat zur Seite.<br />
Das Verzeichis „CHKD Beraternetzwerk“<br />
finden Sie online unter:<br />
www.chk-de.org/de/beraternetzwerk/<br />
www.chk-de.org
28 Veranstaltungen und Termine September <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
Der China Day <strong>20</strong><strong>20</strong>, der ursprünglich im März stattfinden sollte, musste wie bundesweit alle<br />
Präsenzveranstaltungen aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus verschoben werden. Die<br />
von der Chinesischen Handelskammer in Deutschland (CHKD) zusammen mit ihren Kooperationspartnern<br />
organisierte Veranstaltung wird nun im September als virtuelles Online-<br />
Event stattfinden.<br />
Über den genauen Termin, den Ablauf der Veranstaltung sowie die Anmeldemodalitäten werden<br />
wir Sie über unsere Infokanäle auf dem Laufenden halten. Sollten Sie weitere Fragen oder<br />
konkrete Anliegen in diesem Zusammenhang haben, kontaktieren Sie uns gerne.<br />
Kontakt:<br />
Herr Jannik Dennier<br />
030-<strong>20</strong>917522<br />
jannik.dennier@chk-de.org<br />
Aufbruch in die Post-Corona-Ära:<br />
Strategien für die Zukunft der chinesisch-deutschen Wirtschaftszusammenarbeit<br />
Wie die gesamte globale Wirtschaft<br />
hat die COVID-19-Pandemie auch<br />
die wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
zwischen China und Deutschland in allen Bereichen<br />
stark getroffen. Produktion, Lieferketten,<br />
Handel und Geschäftsreisen wurden kurzzeitig<br />
komplett gestoppt oder auf ein Minimum reduziert.<br />
Doch schon in der derzeitigen Phase der<br />
Erholung zeigt sich: China und Deutschland bleiben<br />
nach wie vor wichtige Handelspartner, beide<br />
Volkswirtschaften sind eng miteinander verzahnt<br />
und in zahlreichen Branchen besteht weiterhin<br />
hohes Kooperationspotenzial. Welche Maßnahmen<br />
und Strategien für eine weitere Intensivierung<br />
der Beziehungen nötig sind, soll auf<br />
dem digitalen China Day <strong>20</strong><strong>20</strong> diskutiert werden.<br />
Auch als digitale Veranstaltung, zu der Teilnehmer<br />
und Gäste aus China und Deutschland<br />
herzlich eingeladen sind, dient der China Day<br />
<strong>20</strong><strong>20</strong> als Plattform für hochrangige Vertreter aus<br />
Wirtschaft und Politik beider Länder. Ziel ist es,<br />
die Kommunikation und den internationalen<br />
Austausch zu fördern. Gerade jetzt in der aktuellen<br />
schwierigen Situation ist es überaus wichtig,<br />
Chancen der bilateralen Wirtschaftszusammenarbeit<br />
herauszuarbeiten und diese zu<br />
fördern sowie gemeinsam Herausforderungen<br />
und Hürden zu überwinden.<br />
Weitere Themen des China Day <strong>20</strong><strong>20</strong> digital<br />
sind:<br />
· Zwischen alternativen Antrieben, Technologieintegration<br />
und neuen Geschäftsmodellen: Die<br />
Zukunft der Mobilität in China und Deutschland<br />
· Digitalisierung in China und Deutschland: Szenarien<br />
& Strategien für das nächste Jahrzehnt<br />
Veranstalter<br />
Abb.: agentur von b.<br />
In Kooperation mit:<br />
www.chk-de.org<br />
www.chk-de.org
Veranstaltungen und Termine 29<br />
>> Impressum<br />
HERAUSGEBER<br />
CHKD | Die Chinesische Handelskammer in<br />
Deutschland e.V.<br />
POSTANSCHRIFT<br />
IHZ Hochhaus 7. Etage,<br />
Friedrichstraße 95, D-10117 Berlin<br />
Telefon: +49 30 <strong>20</strong>917522<br />
Fax: +49 30 <strong>20</strong>917340<br />
E-Mail: info@chk-de.org<br />
WEBADRESSE<br />
www.chk-de.org<br />
Redaktion: Jannik Dennier (CvD)<br />
Telefon: +49 30 <strong>20</strong>917522<br />
E-Mail: jannik.dennier@chk-de.org<br />
AUTOREN DIESER AUSGABE<br />
Jannik Dennier<br />
Eva-Simona Fischkina<br />
Dr. Thomas Kiefer<br />
Anja Barlen-Herbig<br />
Die mit dem Namen des Verfassers oder seinen<br />
Initialen gezeichneten Beiträge geben die Meinung<br />
des Autors, aber nicht unbedingt die Ansicht der<br />
Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />
e.V. wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der<br />
Redaktion.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt<br />
die Redaktion keine Gewähr.<br />
KONZEPT<br />
EGGERT GROUP GmbH & Co. KG, Düsseldorf<br />
GESTALTUNG<br />
agentur von b. GmbH<br />
DRUCK<br />
BMP Balta Media & Print e.K.<br />
Bahnhofstr. 37, D-63457 Hanau am Main<br />
„CHKD <strong>CONNECT</strong>“ erscheint 4 x jährlich.<br />
Abb.: CHKD<br />
Treffen sich in diesem Jahr online: Grußredner, Panel-Teilnehmer und Gäste des China Day <strong>20</strong><strong>20</strong> digital.<br />
BILDNACHWEISE<br />
Titelbild: WHYFRAME/Shutterstock<br />
Weitere Bildnachweise: Sofern nicht anders<br />
angegeben, handelt es sich um Firmenfotos.<br />
www.chk-de.org
30 Community<br />
Virtuell Berlin<br />
entdecken<br />
K<br />
reative Reiseangebote in Corona-Zeiten – die Hauptstadt Berlin bietet vielfältige digitale<br />
Angebote, um das Fernweh zu stillen oder einfach mal Neues in Berlin kennen zu lernen.<br />
Abb.: Stefan Coders und ArtTower auf Pixabay<br />
Auf Entdeckungstour in die legendären 19<strong>20</strong>er Jahre lädt die Multimedia Bustour von Zeitreisen ein, die zu<br />
Schauplätzen der Serie Babylon Berlin oder von bekannten Berlin-Filmen führen. Auf Youtube nimmt Zeitreisengründer<br />
Arne Karsting die Gäste mit zu den 75 bemerkenswertesten Gebäuden der 19<strong>20</strong>er Jahre.<br />
https://www.youtube.com/user/VideoBustour/videos<br />
Abb.: Thomas. Ulrich,<br />
Pixabay<br />
Ein virtueller Besuch des Fernsehturms – dem markantesten Wahrzeichen Berlins – bietet einen fantastischen<br />
Panoramablick über die ganze Stadt. Die Webcam mit Blick auf das Humboldtforum im Berliner Stadtschloss<br />
verrät sogar das aktuelle Wetter.<br />
https://tv-turm.de/virtueller-besuch/<br />
Abb.: Couleur,<br />
Pixabay<br />
Explore the future through history: Mit der ABOUT BERLIN App wird Berliner Geschichte lebendig. Die kostenlose<br />
App erzählt Geschichte zum Anfassen, bewegende Geschichten, Unbekanntes und Blickt hinter die Kulissen<br />
der Berliner Sehenswürdigkeiten.<br />
https://www.visitberlin.de/de/about-berlin-app<br />
Abb.: Thomas. Ulrich,<br />
Pixabay<br />
Das Team von StattReisen hat Filme und Fotoreportagen zusammengestellt und zeigt spannende Orte - mit<br />
besonderem Fokus auf die aktuelle Situation und Blick auf die Berliner Geschichte.<br />
https://www.youtube.com/channel/UCVnb1knznCX035xG7dVi03g<br />
Abb.: Srittau,<br />
Wikimedia<br />
750 Jahre Berliner Geschichte in Miniatur: Der Schauspieler und Kabarettist Wolfgang Bahro führt mit einem<br />
virtuellen Quiz durch die interaktive Modellstadt von Little Big City.<br />
https://www.officiallittlebigcity.com/berlin/news/quizrundgang/<br />
Abb.: LittleBigCity,<br />
Berlin<br />
Raus ins Grüne geht’s mit den Angeboten bei Park TV. Auf dem Youtubekanal kann man durch die Berliner<br />
Parks und Gärten spazieren, aber auch Tipps zum Fitbleiben am Schreibtisch oder zum Sprossenziehen finden.<br />
https://www.youtube.com/channel/UC6t_LLJj9DX0JEpSs0A43cA/featured?view_as=subscriber<br />
Abb.: W. Haberecht ,<br />
Visit Berlin<br />
Der Reichstag, Sitz des Deutschen Bundestages, gehört zu Berlins wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Einen<br />
faszinierenden Eindruck des Gebäudes vermittelt das 360-Grad-Panorama, mit dem ein virtueller Spaziergang<br />
durch den Reichstag möglich wird.<br />
https://360.schnurstracks.de/panoramafotografie/berlin/bundestag/<br />
Abb.: Peter Dargatz,<br />
Pixabay<br />
www.chk-de.org
Beethovenjahr <strong>20</strong><strong>20</strong> digital<br />
<strong>20</strong><strong>20</strong> feiert Deutschland mit der ganzen Welt den 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven. Die Veranstaltungsvielfalt<br />
im Jubiläumsjahr bietet ganzjährig großartige Musikerlebnisse – in Konzerten, Ausstellungen,<br />
Opern, Tanz-, oder Theaterproduktionen, aber auch in Symposien und Bildungsprogrammen<br />
werden Beethovens Werke aus verschiedenster Perspektive beleuchtet. Mit Blick auf die Corona-Pandemie<br />
bieten viele Projektpartner jetzt ein digitales Kulturprogramm. Eine Auswahl...<br />
Abb.: JCGuimaraes, Pixabay<br />
Neuland: BE:Community |<br />
Stegreif.orchester: Beethoven<br />
9 plus<br />
Das Konzerthaus Dortmund bietet über seinen<br />
YouTube-Kanal fast täglich eine Vielzahl an Videos,<br />
unter anderem werden auch die Arbeiten<br />
zu dem durch BTHVN<strong>20</strong><strong>20</strong>-geförderten Projekt<br />
„Neuland: BE:Community“ gezeigt.<br />
https://www.youtube.com/user/Konzerthaus-<br />
Dortmund/videos<br />
„Museum für Zuhause“<br />
- das Angebot des LVR-Museums Bonn<br />
Das LVR-Landesmuseum Bonn gibt mit Videos,<br />
Tutorials und viel gesammeltem Wissen digitale<br />
Einblicke in die aktuelle Mitmach-Ausstellung<br />
zum Beethoven-Jubiläumsjahr <strong>20</strong><strong>20</strong> „MUSIC!<br />
HÖREN – MACHEN – FÜHLEN“. Jeden Montag,<br />
Mittwoch und Samstag gibt es Neues im<br />
Museumsblog zu entdecken.<br />
https://lvrlandesmuseumbonn.wordpress.<br />
com/<strong>20</strong><strong>20</strong>/04/13/ein-tag-voller-musikmusik-verbindet-uns-museum-fur-zuhause/<br />
BTHVN<strong>20</strong><strong>20</strong> App<br />
- die Augmented Reality-Stadtführung<br />
260 Tage Streaming mit<br />
Susanne Kessel<br />
Die Bonner Pianistin Susanne Kessel hat sich zur<br />
Aufgabe gemacht, ihr BTHVN<strong>20</strong><strong>20</strong>-Projekt „250<br />
piano pieces for Beethoven“ digital aufzubereiten.<br />
Vom 1. April bis 16. Dezember <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
wird auf ihrer Facebook-Seite täglich einer der<br />
260 Komponisten, die im Zuge ihres Projektes<br />
mitwirken, mit seinem Stück vorgestellt.<br />
https://www.facebook.com/250pianopieces/<br />
beethoven@ Bad Honnef<br />
tanzt e.V. hat als Aufmunterung während der<br />
Corona-Krise einen Song samt Musikvideo produziert,<br />
der Probenausschnitte für das viertägige<br />
Tanzfestival zum Beethovenjubiläum <strong>20</strong><strong>20</strong> zeigt,<br />
das ursprünglich im Mai <strong>20</strong><strong>20</strong> stattfinden sollte.<br />
https://vimeo.com/399153666<br />
Abb.: WikiImages,<br />
Pixabay<br />
In der App, die die Telekom AG in Auftrag gegeben hat, nimmt der 22-jährige virtuelle Beethoven<br />
Interessierte an sieben Orte in der Bonner Innenstadt mit, die in seinem Leben eine bedeutende Rolle<br />
gespielt haben. Augmented Reality, 3D-Objekte und Overlay-Funktionen von nicht mehr existierenden<br />
Gebäuden bringen die wichtigsten Stationen Beethovens vor seiner Abreise nach Wien auf eindrückliche<br />
Weise nah.<br />
https://beethoven-rundgang.bonn.de/bthvn<strong>20</strong><strong>20</strong>-app/index.php<br />
www.chk-de.org
32 Community<br />
E-Sports Weltmeisterschaft<br />
League of Legends – Finale im Oktober in Shanghai<br />
Nach der Sommerpause starten ab Oktober<br />
viele hochklassige Wettbewerbe im E-<br />
Sport. Die League of Legends Weltmeisterschaft<br />
(Worlds) <strong>20</strong><strong>20</strong> findet im<br />
Herbst in China statt – die Weltmeisterschaft<br />
soll weder verschoben<br />
noch abgesagt werden.<br />
Das Turnier findet in<br />
sechs verschiedenen Städten<br />
im ganzen Land statt<br />
– das Finale soll im Oktober<br />
in Shanghai mit<br />
56.000 Zuschauern<br />
ausgetragen werden.<br />
Die Weltmeisterschaft<br />
hält mit 44 Millionen<br />
Zuschauern gleichzeitig<br />
den Rekord im E-<br />
Sport. Erreicht wurde die<br />
Zahl im Finale der Worlds<br />
<strong>20</strong>19. Kein anderes Event<br />
von League of Legends wurde<br />
in den vergangenen Jahren von<br />
so vielen Menschen verfolgt. In<br />
den fünf Wochen von Worlds <strong>20</strong>19<br />
wurden 1<strong>20</strong> Spiele aus Berlin, Madrid<br />
und Paris übertragen. Gewonnen hat das chinesische<br />
Team FunPlus Phoenix gegen das europäische<br />
Team G2 Esports.<br />
Die League of Legends World Championship ist<br />
ein alljährlich stattfindendes E-Sports-Turnier,<br />
das von Riot Games – dem Spielentwickler<br />
von League of Legends – veranstaltet<br />
wird. League of Legends ist ein<br />
Computerspiel aus dem MOBA-<br />
Genre, in dem zwei Teams, bestehend<br />
aus je fünf Spielern,<br />
gegeneinander antreten.<br />
Das Turnier wurde erstmals<br />
<strong>20</strong>11 in Schweden ausgetragen,<br />
wobei ein<br />
Gesamtpreisgeld von<br />
knapp 100.000 US-Dollar<br />
ausgeschüttet wurde.<br />
<strong>20</strong>19 lag das Preisgeld<br />
bei 2.250.000 US-Dollar.<br />
Ein ganz besonderes<br />
Highlight soll <strong>20</strong><strong>20</strong> auf alle<br />
E-Sport-Fans im großen Finale<br />
zukommen, das im großen<br />
Shanghai Stadium ausgetragen<br />
werden soll. Das Stadion<br />
soll nach den nötigen Umbauten und<br />
Einrichtungen insgesamt 56.000 E-Sport-<br />
Fans Platz bieten und damit einen Rekord aufstellen,<br />
was gleichzeitige Live-Zuschauer vor Ort<br />
bei einem einzelnen Event im E-Sport angeht.<br />
Abb.: Philipp Keller, Pexels Abb.: artubr, Wikimedia<br />
Abb.: DesignNPrint, Pixabay<br />
www.chk-de.org
Nützliche Informationen vom<br />
CHKD Gesundheitspartner<br />
Die Techniker Krankenkasse ist offizieller Gesundheitspartner der Chinesischen<br />
Handelskammer in Deutschland (CHKD). Im Rahmen der Zusammenarbeit stellt die<br />
TK auf der neuen CHKD Homepage (www.chk-de.org) Informationen zum Thema<br />
„Soziale Absicherung in Deutschland“ bereit.<br />
Unter der Rubrik „Nützliche Informationen“ im<br />
Bereich „Marktinfo“ können sich chinesische<br />
Unternehmen, deren Mitarbeiter und alle weiteren<br />
Interessierten über die hier aufgeführten<br />
Themen informieren. Die einzelnen Themenseiten<br />
richten sich an Unternehmen, die eine Aktivität<br />
auf dem deutschen Markt planen oder bereits in<br />
Deutschland geschäftlich tätig sind.<br />
Soziale Absicherung in Deutschland – Wer in<br />
Deutschland beschäftigt ist, muss versichert<br />
sein<br />
den Beginn der Beschäftigung und führt die Beiträge<br />
und Meldungen an diese Kasse ab.<br />
Soziale Arbeitgeber<br />
Die Arbeitgeber in Deutschland übernehmen<br />
nicht nur die Hälfte der Sozialversicherungsbeiträge,<br />
sondern zahlen selbst eine Reihe von sozialen<br />
Leistungen aus der eigenen Tasche. Dazu<br />
gehört beispielsweise das Mutterschaftsgeld<br />
oder die Fortzahlung des Entgelts im Krankheitsfall<br />
für sechs Wochen.<br />
heit fest, ermittelt die Höhe des beitragspflichtigen<br />
Arbeitsentgelts, berechnet die Beiträge,<br />
führt diese an die Krankenkasse als Einzugsstelle<br />
ab und erstattet die erforderlichen<br />
Meldungen an die Versicherungsträger im elektronischen<br />
Verfahren.<br />
Mehr Informationen zu den einzelnen Themen<br />
finden Sie unter:<br />
www.chk-de.org/de/nuetzliche-informationen/<br />
soziale-absicherung-in-deutschland/<br />
Abb.: Tribalium/shutterstock<br />
In Deutschland gibt es seit über 100 Jahren eine<br />
umfassende soziale Absicherung der Arbeitnehmer,<br />
die immer weiterentwickelt wurde und<br />
wird. Grundsätzlich sind alle Beschäftigten automatisch<br />
in der gesetzlichen Sozialversicherung<br />
versichert. Die fünf verschiedenen Sozialversicherungszweige<br />
werden solidarisch finanziert,<br />
was bedeutet, dass jeder Versicherte Beiträge<br />
zahlt, die sich nach der Höhe seines Einkommens<br />
richten.<br />
Die Wahl der Krankenkasse<br />
Wer eine Beschäftigung in Deutschland aufnimmt,<br />
muss seinem Arbeitgeber mitteilen, bei<br />
welcher Krankenkasse er versichert sein möchte<br />
und sich dort anmelden. Die Krankenkasse schickt<br />
dann eine Mitgliedsbescheinigung an den Arbeitgeber.<br />
Das Unternehmen übermittelt daraufhin<br />
Versicherungen für Arbeitgeber<br />
Nicht nur die Beschäftigten sind über die Sozialversicherung<br />
abgesichert, auch für die Arbeitgeber<br />
gibt es Versicherungen, mit denen sie vor<br />
finanziellen Überforderungen geschützt werden<br />
sollen. So sind kleinere Unternehmen mit bis zu<br />
30 Beschäftigten in der Entgeltfortzahlungsversicherung<br />
versichert, die bei den Krankenkassen<br />
durchgeführt wird. Die Satzungen der Krankenkassen<br />
können unterschiedliche Erstattungssätze<br />
oder eine Wahlmöglichkeit zwischen mehreren<br />
Sätzen für den Arbeitgeber vorsehen.<br />
Prüfungen<br />
Der Arbeitgeber nimmt eine ganze Reihe von<br />
Aufgaben für die Sozialversicherungsträger<br />
wahr. Er stellt die Versicherungspflicht und -frei-<br />
Kontakt<br />
Haben Sie Fragen zum Angebot der Techniker<br />
Krankenkasse oder benötigen Sie<br />
weitere Unterstützung?<br />
Bitte wenden Sie sich an die CHKD-Geschäftsstelle<br />
per Mail (info@chk-de.org)<br />
oder Telefon (030-<strong>20</strong>917522). Wir helfen<br />
Ihnen gerne, den geeigneten Ansprechpartner<br />
für Ihr Anliegen bei unserem<br />
Gesundheitspartner zu finden.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter:<br />
www.tk.de und in chinesischer Sprache<br />
unter https://zh.tk.de/.
34 Community<br />
„Krisenzeiten<br />
sind Kammerzeiten“<br />
Ein Tag im Leben von<br />
Jens Hildebrandt<br />
Deutsche Handelskammer in Nordchina (AHK)<br />
Abb.: German Chamber of Commerce in China<br />
Wir erreichen Jens Hildebrandt für ein Gespräch um 18<br />
Uhr chinesischer Zeit in seinem Büro. An Feierabend<br />
danach ist derzeit nicht zu denken für den Geschäftsführer<br />
der Deutschen Handelskammer in Nordchina.<br />
„Einen normalen Arbeitstag gibt es schon seit dem Frühlingsfest<br />
nicht mehr“, beschreibt Hildebrandt die intensive<br />
Zeit seit Januar. Mit dem Ausbruch des Coronavirus<br />
in Wuhan änderte sich der Arbeitsalltag auf einen<br />
Schlag. „Wie können wir deutsche Unternehmen unterstützen?<br />
Was brauchen die Unternehmen?“ Diese Fragen<br />
standen für Jens Hildebrandt und seine AHK-Kollegen<br />
neben dem Krisenmanagement für die eigenen alltäglichen<br />
Büro-Abläufe im Vordergrund.<br />
Wie auch später in Deutschland überschlugen sich in China<br />
zu Beginn der Corona-Krise die Ereignisse. Fast stündlich<br />
gab es Informationen zur Ausbreitung des neuen, unbekannten<br />
Virus. In solchen Zeiten sind Handelskammern<br />
für Unternehmen ein wichtiger – wenn nicht gar der erste<br />
– Ansprechpartner. Geschwindigkeit war gefragt. „Wir<br />
waren die ersten Kammern, die unsere Mitglieder darauf<br />
hingewiesen haben: Da ist eine Pandemie im Anrollen“, berichtet<br />
Jens Hildebrandt. Schon vor dem Beginn des chinesischen<br />
Neujahrsfestes und dem Lockdown in Wuhan am<br />
23.1. verschickte die AHK einen Reisehinweis, der die Mitglieder<br />
auf die Situation im späteren Krisengebiet aufmerksam<br />
machte.<br />
Es folgten arbeitsreiche Wochen, in denen Jens Hildebrandt<br />
auch selber vor die Kamera trat und in sozialen Medien per<br />
Kurz-Videos über die aktuellen Entwicklungen vor Ort berichtete.<br />
„Informationen zur Verfügung stellen, Leute zusammenbringen,<br />
Webinare und Umfragen zu organisieren.<br />
Das ist unsere Aufgabe, dafür sind wir da in der Krise“, sagt<br />
er und fügt hinzu: „Wir sind getragen worden von akutem<br />
Krisenmanagement für unsere Mitglieder.“ Am 25.1. setzte<br />
die AHK ein chinaweites Krisenmanagement-Team auf und<br />
schaffte es dadurch, in der unübersichtlichen Lage den<br />
Überblick zu behalten. Dies sei laut Hildebrandt „wirklich<br />
ein riesiger Kraftakt“ gewesen.<br />
»Im Moment stehen<br />
die Zeichen<br />
hier in China so,<br />
dass die Erholung<br />
der Wirtschaft<br />
nicht mehr<br />
auf Treibsand<br />
steht, sondern<br />
schon auf festerem<br />
Boden.«<br />
Jens Hildebrandt<br />
Spendenaktionen und Charterflüge für deutsche Geschäftsleute<br />
Jens Hildebrandt selbst erfuhr von dem Ausbruch des<br />
Coronavirus in China über die Medien. Zu diesem Zeitpunkt<br />
befand er sich mit seiner Familie in Suzhou, um das chinesische<br />
Neujahrsfest zu feiern. Die Feierlichkeiten wurden<br />
abgebrochen und Hildebrandt kehrte mit seiner Familie zurück<br />
nach Beijing. Ein alltägliches Leben wie vor der Krise<br />
gibt es seitdem nicht. „In normalen Zeiten hätten wir hier<br />
relativ viele offline-Präsenzveranstaltungen und viele<br />
Delegationsreisen, die uns besuchen kommen. All das findet<br />
nicht statt. Deswegen fallen meine ganzen Abendtermine,<br />
die ich sonst wahrnehmen müsste, weg. Aber dafür sitze<br />
ich jetzt länger im Büro.“, berichtet Jens Hildebrandt von<br />
der neuen Normalität in Corona-Zeiten.<br />
Neben der Bereitstellung von Informationen kümmerte sich<br />
die AHK zu Beginn der Krise auch um die Organisation von<br />
Spenden, zunächst von Deutschland nach China und später,<br />
nachdem die Lage in Deutschland ernst wurde, auch in umgekehrte<br />
Richtung. In dieser Situation habe es „eine extrem<br />
große Hilfsbereitschaft bei den deutschen Unternehmen,<br />
aber auch chinesischen Unternehmen“ gegeben, so Hildebrandt.<br />
Später beschäftigte man sich intensiv mit der Rückholung<br />
von Managern und Mitarbeitern deutscher Unternehmen<br />
und deren Familien nach China. Anfang Juni wurden zwei<br />
Charterflüge aus Deutschland nach Tianijn und Shanghai<br />
organisiert, weitere Flüge sollen folgen. Die Kooperation<br />
mit den chinesischen Behörden sei dabei, so Jens Hildebrandt,<br />
ein „Balanceakt“ gewesen. Auf der einen Seite das<br />
chinesische Außenministerium, dass die Einreise ausländischer<br />
Geschäftsleute ermöglichen wollte. Auf der anderen<br />
Seite die lokalen Behörden, die „die Gesundheit und<br />
die Sicherheit ihrer Bürger vor Ort im Auge haben.“ In diesem<br />
„Spannungsfeld“ habe man sich bewegt, erklärt Hildebrandt.<br />
Insgesamt sei die Unterstützung der chinesischen<br />
Seite aber „wirklich gut“ gewesen.<br />
www.chk-de.org
35<br />
Trotz den zahlreichen gemeisterten Herausforderungen<br />
zu Corona-Zeiten, sind die Einschränkungen<br />
der letzten Monate nicht spurlos<br />
an Jens Hildebrandt vorbeigegangen. Als besonders<br />
herausfordernd beschreibt er die Situation,<br />
dass „wir in einem ständigen Status der<br />
Unsicherheit gelebt haben und eigentlich von<br />
Woche zu Woche unsere Planung und unser Verhalten<br />
anpassen mussten, also was zum Beispiel<br />
die Rückkehr ins Büro anbelangt. Das war ziemlich<br />
belastend.“ Auch die Tatsache, seit nun<br />
schon fünf Monaten nicht aus Beijing rauszukommen,<br />
habe an ihm gezehrt, berichtet Hildebrandt.<br />
Commitment für den chinesischen Markt<br />
Seit mehreren Wochen befindet sich China in der<br />
Phase der Erholung, die Jens Hildebrandt wie<br />
folgt beschreibt: „Im Moment stehen die Zeichen<br />
hier in China so, dass die Erholung der Wirtschaft<br />
nicht mehr auf Treibsand steht, sondern schon<br />
auf festerem Boden.” Eine Prognose zum gesamten<br />
restlichen Jahr sei zwar schwierig, da „noch<br />
nicht absehbar ist, ob es eine zweite Welle des<br />
Corona-Ausbruches gibt”. Im Moment seien die<br />
Signale jedoch „gar nicht mal so schlecht” und<br />
insbesondere in einigen Branchen wie der Automobilbranche<br />
und der Chemieindustrie laufe es<br />
bereits ganz gut.<br />
Was die Zukunft der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen<br />
angeht, ist sich Jens Hildebrandt<br />
sicher, dass diese „weiterhin auf einem<br />
ganz wichtigen Level spielen“ werden. Die in<br />
China aktiven deutschen Unternehmen „haben<br />
ein Commitment zum chinesischen Markt und<br />
sehen auch weiterhin, dass hier der Zukunftsmarkt<br />
in ganz vielen Branchen liegt.“ Hildebrandt<br />
fügt hinzu: „Wir wissen durch unsere Umfragen,<br />
dass es da auch keine Anstalten gibt, China zu<br />
verlassen. Das wird für einzelne vielleicht zutreffen,<br />
aber für die Masse der deutschen Wirtschaft<br />
nicht.“<br />
Schon jetzt ist zu sehen, dass das Thema Digitalisierung<br />
für die Zeit nach der Krise noch weiter<br />
an Bedeutung gewinnt. „Wir sehen von chinesischer<br />
Seite, dass da jetzt nochmal ein<br />
Schwerpunkt gesetzt wird. Und wir hoffen<br />
natürlich, dass ausländische, deutsche Unternehmen<br />
partizipieren können, genauso wie chinesische<br />
Unternehmen. Das wäre für uns wichtig.”,<br />
sagt Jens Hildebrandt, und betont hinsichtlich<br />
der weiteren Zusammenarbeit: „Wir sind in<br />
einer Phase der großen Unsicherheit und Unsicherheit<br />
ist immer ganz schlecht für Unternehmen.<br />
Je mehr China dazu beitragen kann, die<br />
Unsicherheit zu reduzieren, umso besser. Dazu<br />
gehört auch, die Negativliste weiter zu reduzieren<br />
und ein hochwertiges EU-China-Investitionsabkommen<br />
wirklich über die Bühne zu kriegen.<br />
Das wäre ein sehr gutes Signal.”<br />
Seine Freizeit verbringt Jens Hildebrandt am liebsten<br />
mit Ausflügen an die Große Mauer und dabei<br />
„mit Blick auf die Mauer die Beine baumeln lassen“.<br />
China-Anfängern empfiehlt er eine Reise in<br />
Background<br />
Aus pragmatischer Entscheidung<br />
wird enge Beziehung<br />
Jens Hildebrandt und Kolleginnen bei der Planung<br />
des Charterflug-Projekts.<br />
die Stadt Suzhou, mit ihrer „umwerfenden Ästhetik“<br />
oder als kulinarisches Highlight die Kanton-<br />
Küche mit seinen „Dim Sum und leichten Speisen,<br />
bei denen man alle Zutaten schmeckt”. China hat<br />
viel zu bieten. Doch dafür ist wohl erst wieder<br />
Zeit, wenn keine Krisensitzungen bis spät abends<br />
mehr nötig sind. Denn trotz der positiven Entwicklungen<br />
der letzten Wochen sagt Jens Hildebrandt<br />
auch: „Das Ganze ist noch nicht vorbei.“<br />
Jens Hildebrandt, der Beijing noch kennt, als auf dem gerade eröffneten fünften Ring Bauern<br />
mit Pferdekutschen Obst und Gemüse in die Stadt fuhren, ist ein China-Kenner. Im Jahr <strong>20</strong>00<br />
ging er zum ersten Mal nach China im Rahmen seines Studiums der Politikwissenschaften<br />
und Sinologie. In Beijing lernte er ein Jahr lang die chinesische Sprache, in Hongkong lebte<br />
er ebenfalls für ein Jahr, um Politik zu studieren. Den Unterschied von damals zu heute sehe<br />
man „an allen Ecken und Enden“, so Hildebrandt. „Pferdekutschen sieht man natürlich schon<br />
längst nicht mehr.“ Vielmehr sehe man mittlerweile auch die Wirtschaftsentwicklung in den<br />
Provinzen, auch den ärmeren, die „massiv nachgezogen“ haben.<br />
Einen besonderen Moment, der ausschlaggebend für seine Entscheidung für ein Studium mit<br />
Chinabezug war, gab es nicht. Eher war es eine „realistische Abschätzung. Ich habe geschaut,<br />
welche Länder besonderes Potenzial und einen Entwicklungspfad aufweisen, da ist mir China<br />
aufgefallen, was Wirtschaft und Stellung und Position in der Welt anbelangt und dann habe<br />
ich mich rein pragmatisch für China entschieden“, berichtet Hildebrandt und fügt hinzu „es<br />
scheint, ich hatte den richtigen Riecher.“<br />
Seit <strong>20</strong>07 ist Jens Hildebrandt in verschiedenen leitenden Positionen im Netzwerk der deutschen<br />
Auslandshandelskammern (AHK) und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag<br />
e.V. (DIHK) tätig, u.a. als Leiter des Ostasien-Referats in Berlin und später als Delegierter<br />
der Deutschen Wirtschaft in Guangzhou. Hatte Hildebrandt zu Beginn „kein Interesse an der<br />
Kultur oder Verbindung dazu“, hat sich durch seine mittlerweile <strong>20</strong> Jahre China-Erfahrung<br />
aus dem Pragmatismus eine enge Beziehung zur Volksrepublik entwickelt. Dafür steht sein<br />
Verständnis der chinesischen Kultur und des deutsch-chinesischen Wirtschaftsumfeldes,<br />
genauso wie sein Privatleben. Jens Hildebrandt ist mit einer Chinesin verheiratet, gemeinsam<br />
haben sie einen Sohn und leben in Beijing.<br />
Abb.: German Chamber of Commerce in China<br />
www.chk-de.org
36 Gastkommentar<br />
Internationale Zusammenarbeit im<br />
Gesundheitssektor – Bedeutung und<br />
zukünftige Entwicklung<br />
Gerade in Zeiten internationaler Anstrengungen in der<br />
Reaktion zur Corona-Pandemie wird weltweit besonders<br />
stark auf den Gesundheitssektor geschaut. Die<br />
Gesundheitswirtschaft trägt dabei einen erheblichen<br />
Anteil zum Bruttoinlandsprodukt vieler Staaten bei. Allein<br />
in Deutschland betrug ihr Anteil <strong>20</strong>18 ca. 12 Prozent.<br />
Auch die Anstrengungen der chinesischen Regierung<br />
verdeutlichen ihren Stellenwert. Mit der<br />
gesundheitspolitischen Strategie „Gesundes China<br />
<strong>20</strong>30“ soll der chinesische Gesundheitsmarkt auf ein<br />
Volumen von 2,3 Billionen US-Dollar wachsen, wobei<br />
verbesserte Gesundheitsdienste und eine landesweite<br />
Krankenversicherungsinitiative konkrete Ziele darstellen.<br />
Diese zukünftigen Entwicklungen machen einen<br />
kritischen strukturellen Dialog zwischen europäischen<br />
Nationen und China notwendig, um rechtzeitig Chancen<br />
und Herausforderungen der Zusammenarbeit zu<br />
identifizieren und China als wichtigen Partner zu gewinnen<br />
sowie diesen Markt zu erschließen und nachhaltig<br />
zu festigen.<br />
Fortschritte in der weltweiten Gesundheitsvorsorge<br />
sind ein anerkanntes gemeinsames Ziel internationaler<br />
Bemühungen und werden dementsprechend<br />
von Regierungen und Organisationen unterstützt. Durch<br />
eine verstärkte bilaterale Zusammenarbeit können wichtige<br />
Impulse gesetzt und zentrale Themen wie Pandemiebekämpfung/-prävention<br />
und Digitalisierung sowie<br />
Künstliche Intelligenz (KI) angegangen werden. Gegenseitiges<br />
Verständnis der Interessenlagen bildet dabei eine<br />
wesentliche Grundlage. Ein gemeinsames Ziel ist es,<br />
durch Kooperationen den Menschen in der EU und China<br />
eine bessere holistische Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.<br />
LIU Chenchao<br />
ist Geschäftsführer von<br />
SILREAL, einem auf China<br />
spezialisierten Beratungsunternehmen.<br />
Ferner ist er als<br />
Redner und Autor tätig.<br />
Abb.: Claudius Hauptmann<br />
Weiterführende Bemühungen müssen gefördert werden,<br />
um Zulassungsverfahren für Medizinprodukte international<br />
zu vereinheitlichen, zu beschleunigen und zu harmonisieren<br />
und gleichzeitig geistiges Eigentum zu schützen.<br />
Gemeinsame Ziele und intensive Zusammenarbeit<br />
zwischen der EU und China sind dabei geeignet, Handelsbarrieren<br />
zu marginalisieren und Investitionen zu fördern.<br />
Ein wichtiger Leitfaden liegt in der voranschreitenden Digitalisierung.<br />
Digitale Vernetzung und der Einsatz Künstlicher<br />
Intelligenz sind dabei ein Kernelement für den industriellen<br />
Gesundheitssektor und lassen die pharmazeutischen,<br />
medizintechnischen und biotechnologischen<br />
Bereiche enger zusammenwachsen. Dies hat positive Folgen<br />
für alle Segmente der medizinischen Versorgung (ambulant,<br />
stationär und Pflege). Eine fortschreitende Digitalisierung<br />
ist unabdingbar für den Fortbestand einer international<br />
wettbewerbsfähigen Position. Europaweit ist dazu<br />
eine gesteigerte Förderung von Innovationen besonders<br />
im Bereich der medizinisch-technologischen Forschung<br />
notwendig. Beispielsweise sollten KI-Strategien verstärkt<br />
die Gesundheitsbranche einbeziehen.<br />
Die Sammlung und Verwertung von Patientendaten sind<br />
von immenser Bedeutung und bilden dabei die Schlüsselkomponente<br />
der modernen medizinischen Versorgung. Infolgedessen<br />
ist eine Angleichung der Standards und Normen<br />
der Datenerhebung sowie Harmonisierung der Regularien<br />
innerhalb der EU elementar und stellt den Garanten<br />
einer verlässlichen Versorgung dar. Mit dem Ende <strong>20</strong>19 in<br />
Deutschland eingeführten Digitalen-Versorgungs-Gesetz<br />
- welches u.a. Ärzten ermöglicht, digitale Gesundheitsanwendung<br />
per Rezept zu verschreiben - nimmt Deutschland<br />
international bereits eine Vorreiterrolle ein und katalysiert<br />
dadurch die Innovationskraft des Gesundheitssystems<br />
nachhaltig.<br />
Ein Blick auf die seit <strong>20</strong>13 andauernden Gespräche über ein<br />
Investitionsabkommen zwischen der Europäischen Kommission<br />
und China zeigen die Signifikanz und die Ambivalenz<br />
der Zusammenarbeit, die sich nach mehr Reziprozität<br />
sehnt. Es bleibt zu hoffen, dass bis zum EU-China-Gipfel,<br />
der aufgrund der Corona-Pandemie verschoben wurde, eine<br />
gewisse Einigkeit herbeigeführt ist und besonders Investitionsschutz<br />
und verbesserte Marktzugangsmöglichkeiten<br />
dabei die Ausgangsbasis auf beiden Seiten bilden.<br />
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