CONNECT Magazin 20-02
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12 Interview<br />
Interview<br />
DIETMAR ROETHLINGER<br />
Im Jahr <strong>20</strong>14 eröffnete Dräger das Design Center<br />
in China, wo Kunden in einer Art Minikrankenhaus<br />
die Produkte und Systemlösungen individuell<br />
zusammenstellen und erleben können. Über<br />
50 Ingenieure und Wissenschaftler aus Forschung<br />
und Entwicklung arbeiten vor Ort an lokalen<br />
Projekten, sind aber auch an globalen Entwicklungen<br />
beteiligt, wie zum Beispiel unseren<br />
Patientenmonitoren. Dräger plant außerdem, die<br />
gesamte Palette an Infrastrukturprodukten<br />
sowie Beatmungsgeräte und Anästhesiegeräte<br />
der neuesten Generation in China zu produzieren.<br />
Greater China hat sich somit zu einem der<br />
wichtigsten F&E- und Produktionszentren in<br />
Drägers globalem Layout entwickelt.<br />
3. Gibt es auch Forschungskooperationen mit<br />
China?<br />
Dietmar Roethlinger stammt aus dem hessischen Kelsterbach<br />
südwestlich von Frankfurt. Im Alter von 21 Jahren begann der gelernte<br />
Elektrotechniker seine Karriere bei Dräger als Serviceingenieur.<br />
In den folgenden über 40 Jahren blieb er dem Medizin- und<br />
Sicherheitstechnikunternehmen aus Lübeck treu und war in mehreren<br />
leitenden Positionen tätig. Als Director Sales & Services Key Account<br />
Management steuerte er zuletzt Vertrieb und Service bei europäischen<br />
Kunden, bevor im Jahr <strong>20</strong>15 China-CEO wurde und seitdem für die<br />
Geschäfte von Dräger in der Volksrepublik verantwortlich ist.<br />
Im Interview mit <strong>CONNECT</strong> spricht Dietmar<br />
Roet hlinger über die Anfänge, die Bedeutung von<br />
Forschungskooperationen sowie aktuelle und zukünftige<br />
Chancen und Herausforderungen des<br />
China-Geschäfts.<br />
1. Lieber Herr Roethlinger, wann begann Dräger<br />
sein China-Geschäft?<br />
1981 führte Dräger erstmals Anästhesiegeräte<br />
nach China ein und gehört seitdem zu den führenden<br />
Anbietern in den Bereichen Anästhesie<br />
und Intensivmedizin. 1994 gründeten wir die<br />
Shanghai Draeger Medical Instrument (SDMI)<br />
und produzierten 1996 die ersten lokalen Fabius-<br />
Anästhesiegeräte. Damit war Dräger in China<br />
eines der ersten international agierenden Unternehmen,<br />
die ein an lokale Anforderungen angepasstes<br />
Portfolio anboten.<br />
2. Wie sieht das China-Geschäft aktuell aus?<br />
Dräger Greater China expandierte in sechs miteinander<br />
verbundene Unternehmen und deckt<br />
damit heute das chinesische Festland, Taiwan<br />
und Hongkong ab. Seitdem sind wir in vielen Bereichen<br />
der Medizintechnik Marktführer geworden.<br />
Zum Beispiel wurde Dräger neun Jahre<br />
in Folge vom China Medical Equipment <strong>Magazin</strong>e<br />
als Marktanteilsführer in den Bereichen Anästhesie,<br />
Beatmung und Arbeitsplatzinfrastruktur<br />
gelistet.<br />
Wir unterhalten enge Beziehungen zu lokalen<br />
Forschungseinrichtungen von Universitäten,<br />
Lehrkrankenhäusern und lokalen Herstellern.<br />
Dabei sind die Anforderungen unserer Kunden<br />
für uns stetige Innovationstreiber. Dräger veranstaltet<br />
außerdem Symposien und Workshops<br />
mit Experten und Kunden, um kommende Markttrends<br />
zu erkennen und zu verstehen, Kundenanforderungen<br />
in Produktprototypen umzusetzen<br />
und Verbesserungspotenziale zu identifizieren.<br />
4. Wie unterscheidet sich der westliche Ansatz<br />
vom chinesischen Ansatz?<br />
Chinesische Unternehmen holen mit den zunehmenden<br />
Investitionen in Forschung und Entwicklung<br />
und der enormen Basis gut ausgebildeter<br />
Spezialisten im Bereich der Innovationen<br />
schnell auf, es gibt jedoch immer noch<br />
einige deutliche Unterschiede:<br />
Erstens, die Investition in F&E wurde im Jahr<br />
<strong>20</strong>19 für alle in China gelisteten Medtech-Unternehmen<br />
auf sechs Prozent des Gesamtumsatzes<br />
geschätzt, während für die führenden<br />
Medtech-Unternehmen in den USA und in Europa<br />
die durchschnittliche F&E-Investitionsquote<br />
bei etwa zehn Prozent liegt.<br />
Zweitens, es gibt immer noch eine Lücke im<br />
grundlegenden Know-how. Man muss zum Beispiel<br />
die Anatomie und Physiologie des Atmungssystems<br />
wirklich verstehen, um ein gutes Beatmungsgerät<br />
zu entwickeln.<br />
Drittens, in der Produktentwicklung muss noch<br />
viel mehr die Integration multidisziplinärer<br />
www.chk-de.org