immobilia 2020/04 - SVIT
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IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
DIGITAL-REAL-ESTATE-UMFRAGE <strong>2020</strong><br />
«LIEFERE STATT<br />
LAFERE», LAUTET<br />
DIE DEVISE<br />
Die Ergebnisse der diesjährigen Ausgabe<br />
der Digital-Real-Estate-Umfrage von pom+<br />
zeigen, dass die Ernüchterung in der Immobilienbranche<br />
anhält. Der digitale Reifegrad<br />
der Immobilienwirtschaft ist sowohl in der<br />
Schweiz als auch in Deutschland gegenüber<br />
dem Vorjahr gesunken.<br />
TEXT—JOACHIM BALDEGGER*<br />
Der Digitalisierungsgrad<br />
der Immobilienbranche<br />
ist 20219 um<br />
17% eingebrochen.<br />
BILD: ZVG<br />
DIGITALISIERUNGSGRAD<br />
GESUNKEN<br />
Die Digital-Real-Estate-Umfrage wird<br />
in der Schweiz seit 2016 und in Deutschland<br />
zum zweiten Mal durchgeführt. Sie<br />
zeigt auf, welche Technologien bereits eingesetzt<br />
und wie ihr Nutzen eingeschätzt<br />
wird. Basierend auf der Befragung von 250<br />
Immobilienexperten und Führungskräften<br />
wurde zudem der «Digital Real Estate<br />
Index› (DRE-Index) bestimmt, um den<br />
Digitalisierungsgrad der Branche zu messen.<br />
Und dieser ist <strong>2020</strong> um total 17% eingebrochen:<br />
Auf einer Skala von eins bis<br />
zehn beträgt der Index für die Schweiz und<br />
Deutschland insgesamt 3,87. Dabei weist<br />
Deutschland mit 3,81 (−24%) erstmalig einen<br />
tieferen Index aus als die Schweiz mit<br />
3,88 (−14%). Diese Werte zeigen, dass noch<br />
ein weiter Weg vor der Branche liegt, viele<br />
Fragen offen sind und Chancen nur zögerlich<br />
ergriffen werden.<br />
DISKREPANZEN IN DER<br />
SELBSTBEURTEILUNG<br />
Der tiefere Index ist zumindest teilweise<br />
darauf zurückzuführen, dass viele Akteure<br />
aufgrund bereits realisierter Einzelmassnahmen<br />
und erster Best-Practices mittlerweile<br />
ein besseres Verständnis von den<br />
Herausforderungen haben, welche die digitale<br />
Transformation mit sich bringt. Der<br />
Index ist über die unterschiedlichen Rollen<br />
der Branche hinweg relativ ausgeglichen,<br />
wobei sich Eigentümer und Investoren im<br />
Schnitt kritischer bewerten als Planer und<br />
Bauunternehmer. Wird der DRE-Index mit<br />
der durchschnittlichen Selbstbeurteilung<br />
des Digitalisierungsstandes der eigenen<br />
Unternehmung verglichen, zeigt sich, dass<br />
sich einige Akteure weiter fortgeschritten<br />
wähnen, als sie in Wirklichkeit sind.<br />
Die Konsequenzen, die sich aus der Digitalisierung<br />
für die Unternehmungen ergeben,<br />
werden von den Befragten unterschiedlich<br />
ausgelegt; ein einheitliches<br />
Verständnis fehlt. Einigkeit besteht hingegen<br />
darin, dass es an der Zeit ist für Taten.<br />
Wo in den letzten Jahren vor allem die Erarbeitung<br />
von Strategien zum Umgang mit<br />
der Digitalisierung im Vordergrund stand,<br />
liegt der Fokus neu auf der Umsetzung von<br />
Teilschritten.<br />
DATENMANAGEMENT HAT<br />
PRIORITÄT<br />
Die meisten Unternehmen konzentrieren<br />
ihre Digitalisierungsaktivitäten heute<br />
vor allem auf die Automatisierung von<br />
Prozessen und die Datenerfassung. So<br />
geniesst ein durchgehendes Datenmanagement<br />
denn auch über alle Akteure hinweg<br />
oberste Priorität, was die unverändert hohe<br />
Verwendung von Plattformen und Portalen<br />
oder der stetige Zuwachs im Einsatz<br />
von Building Information Modeling (BIM)<br />
zeigen. Mit einem zusätzlichen Schub ist in<br />
nächster Zeit bei Sensorik, Data Science,<br />
BIM, Blockchain sowie künstlicher Intelligenz<br />
zu rechnen. Noch wenig eingesetzt<br />
werden Blockchain, additive Fertigungstechnologien<br />
und smarte Materialien.<br />
Auffällig bei der Beurteilung des aktuellen<br />
Reifegrads von Technologien ist die<br />
durchgehende Ernüchterung nach dem<br />
grossen Hype – nach dem ersten Einsatz<br />
werden sowohl der Reifegrad als auch der<br />
Nutzen von Technologien in der Regel kritischer<br />
beurteilt. Einzig bei Sensorik, BIM<br />
und Data Science rechnen die Befragten mit<br />
einem höheren Nutzen als im Vorjahr.<br />
*DR. JOACHIM<br />
BALDEGGER<br />
Der Autor ist Head of Service<br />
Unit Future Lab bei der<br />
pom+Consulting AG.<br />
IMMOBILIA / April <strong>2020</strong> 25