immobilia 2020/04 - SVIT
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WIR MÜSSEN<br />
DIE EFFIZIENZ<br />
UNSERER<br />
SPITÄLER<br />
VERBESSERN.<br />
und Abschreibungen für ihre Immobilien<br />
abdecken. Wie sieht die Umsetzung für das<br />
Stadtspital Waid und Triemli aus?<br />
Wir haben eine gemeinsame Spitalleitung sowie<br />
standortübergreifende Departemente und Teams.<br />
Die Angebotsstrategie haben wir bereits definiert,<br />
als Nächstes prüfen wir, welche Auswirkungen sie<br />
auf unseren Immobilienbestand hat. Am Standort<br />
Triemli investieren wir in den nächsten Jahren<br />
rund 150 Mio. CHF in die Instandhaltung von Turm<br />
und Sockelgebäude, dem ehemaligen Bettenhaus.<br />
Parallel sind wir am Prüfen, was zukünftig mit den<br />
Personalhäusern oder der heutigen Frauenklinik<br />
passieren soll. Da wir diese Investitionen selbst finanzieren<br />
müssen, ist der finanzielle Spielraum<br />
sehr klein.<br />
Wie müssen Spitäler aufgestellt sein, damit<br />
sie effizient und wirtschaftlich funktionieren?<br />
Die grösste Herausforderung ist der Widerspruch<br />
zwischen der Schnelllebigkeit des Gesundheitswesens,<br />
dem rasanten technischen Fortschritt sowie<br />
den veralteten Infrastrukturen und Prozessen, die<br />
viel langsamer ablaufen. Vermutlich werden nicht<br />
alle Spitäler diese unausweichliche Transformation<br />
überleben.<br />
Haben wir heute in der Schweiz zu viele<br />
Spitäler?<br />
Mit Sicherheit. Und wir haben grosse stationäre<br />
Bereiche. Wir müssten die ambulanten Bereiche<br />
ausbauen. Da ambulante Leistungen heute noch zu<br />
wenig vergütet werden, können die Spitäler diesen<br />
Sektor nur beschränkt weiter ausbauen. Hier beisst<br />
sich die Katze in den Schwanz. In der Schweiz machen<br />
ambulante Behandlungen rund 20 Prozent aller<br />
Leistungen aus, in den nordischen Ländern sind<br />
es über 50 Prozent. Heute liegen die Patienten durchschnittlich<br />
nur noch fünf bis sechs Tage im Spital.<br />
Bei erfolgreichen Spitälern folgt die Planung<br />
von neuen Gebäuden dem Leistungsangebot<br />
– in der der Schweiz ist es oft umgekehrt.<br />
Was sind die Gründe dafür?<br />
Genau, das ist sicher der falsche Weg. Bei uns dauern<br />
die politischen Prozesse zu lange, deshalb reagieren<br />
wir auf die Entwicklungen am Markt oft zu<br />
spät. Heute vergehen oft zehn Jahre von der ersten<br />
Idee bis zum fertigen Gebäude. In dieser Zeit haben<br />
sich fast alle Parameter im Gesundheitswesen geändert,<br />
und der Neubau ist veraltet, bevor er überhaupt<br />
in Betrieb geht. Ein Beispiel: Es gibt im<br />
Triemli ein Bettenhaus, das bei der Planung genau<br />
richtig dimensioniert war. Heute setzt man den Mix<br />
zwischen stationären und ambulanten Behandlungsplätzen<br />
mehr zugunsten ambulant. Die Stadtspitäler<br />
Triemli und Waid sind von den letzten in<br />
der Schweiz, die noch nicht privatwirtschaftlich<br />
organisiert sind. Fast alle Spitäler haben heute einen<br />
Verwaltungsrat, der Entscheidungen schnell<br />
treffen und ihre Umsetzungen vorantreiben kann.<br />
Wenn wir in eine neue Technologie investieren<br />
wollen, um unser Leistungsangebot auszubauen,<br />
müssen wir eine öffentliche Ausschreibung machen,<br />
die politischen Prozesse abwarten. Die anderen<br />
Spitäler wissen das und nutzen ihren Marktvorteil.<br />
IMMOBILIA / April <strong>2020</strong> 7