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immobilia 2020/04 - SVIT

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WIR MÜSSEN<br />

DIE EFFIZIENZ<br />

UNSERER<br />

SPITÄLER<br />

VERBESSERN.<br />

und Abschreibungen für ihre Immobilien<br />

abdecken. Wie sieht die Umsetzung für das<br />

Stadtspital Waid und Triemli aus?<br />

Wir haben eine gemeinsame Spitalleitung sowie<br />

standortübergreifende Departemente und Teams.<br />

Die Angebotsstrategie haben wir bereits definiert,<br />

als Nächstes prüfen wir, welche Auswirkungen sie<br />

auf unseren Immobilienbestand hat. Am Standort<br />

Triemli investieren wir in den nächsten Jahren<br />

rund 150 Mio. CHF in die Instandhaltung von Turm<br />

und Sockelgebäude, dem ehemaligen Bettenhaus.<br />

Parallel sind wir am Prüfen, was zukünftig mit den<br />

Personalhäusern oder der heutigen Frauenklinik<br />

passieren soll. Da wir diese Investitionen selbst finanzieren<br />

müssen, ist der finanzielle Spielraum<br />

sehr klein.<br />

Wie müssen Spitäler aufgestellt sein, damit<br />

sie effizient und wirtschaftlich funktionieren?<br />

Die grösste Herausforderung ist der Widerspruch<br />

zwischen der Schnelllebigkeit des Gesundheitswesens,<br />

dem rasanten technischen Fortschritt sowie<br />

den veralteten Infrastrukturen und Prozessen, die<br />

viel langsamer ablaufen. Vermutlich werden nicht<br />

alle Spitäler diese unausweichliche Transformation<br />

überleben.<br />

Haben wir heute in der Schweiz zu viele<br />

Spitäler?<br />

Mit Sicherheit. Und wir haben grosse stationäre<br />

Bereiche. Wir müssten die ambulanten Bereiche<br />

ausbauen. Da ambulante Leistungen heute noch zu<br />

wenig vergütet werden, können die Spitäler diesen<br />

Sektor nur beschränkt weiter ausbauen. Hier beisst<br />

sich die Katze in den Schwanz. In der Schweiz machen<br />

ambulante Behandlungen rund 20 Prozent aller<br />

Leistungen aus, in den nordischen Ländern sind<br />

es über 50 Prozent. Heute liegen die Patienten durchschnittlich<br />

nur noch fünf bis sechs Tage im Spital.<br />

Bei erfolgreichen Spitälern folgt die Planung<br />

von neuen Gebäuden dem Leistungsangebot<br />

– in der der Schweiz ist es oft umgekehrt.<br />

Was sind die Gründe dafür?<br />

Genau, das ist sicher der falsche Weg. Bei uns dauern<br />

die politischen Prozesse zu lange, deshalb reagieren<br />

wir auf die Entwicklungen am Markt oft zu<br />

spät. Heute vergehen oft zehn Jahre von der ersten<br />

Idee bis zum fertigen Gebäude. In dieser Zeit haben<br />

sich fast alle Parameter im Gesundheitswesen geändert,<br />

und der Neubau ist veraltet, bevor er überhaupt<br />

in Betrieb geht. Ein Beispiel: Es gibt im<br />

Triemli ein Bettenhaus, das bei der Planung genau<br />

richtig dimensioniert war. Heute setzt man den Mix<br />

zwischen stationären und ambulanten Behandlungsplätzen<br />

mehr zugunsten ambulant. Die Stadtspitäler<br />

Triemli und Waid sind von den letzten in<br />

der Schweiz, die noch nicht privatwirtschaftlich<br />

organisiert sind. Fast alle Spitäler haben heute einen<br />

Verwaltungsrat, der Entscheidungen schnell<br />

treffen und ihre Umsetzungen vorantreiben kann.<br />

Wenn wir in eine neue Technologie investieren<br />

wollen, um unser Leistungsangebot auszubauen,<br />

müssen wir eine öffentliche Ausschreibung machen,<br />

die politischen Prozesse abwarten. Die anderen<br />

Spitäler wissen das und nutzen ihren Marktvorteil.<br />

IMMOBILIA / April <strong>2020</strong> 7

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