immobilia 2020/04 - SVIT
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FOKUS INTERVIEW<br />
SPITALIMMOBILIEN<br />
WER SCHNELLER<br />
IST, GEWINNT.<br />
WER GRÖSSER<br />
IST, ÜBERLEBT.<br />
Zum Schluss möchte ich über die Zukunft<br />
der Spitäler sprechen. Die Nachfrage nach<br />
Gesundheitsdienstleistungen wird weiter<br />
steigen, die stationäre Aufenthaltsdauer<br />
wird aufgrund neuer Behandlungsmethoden<br />
kürzer, der Anteil ambulanter Leistungen<br />
dagegen weiter zunehmen. Welche Auswirkungen<br />
ergeben sich daraus?<br />
Eine Auswirkung wird sein, dass wir neue ambulante<br />
Infrastrukturen brauchen, wo standardisierte<br />
Eingriffe und effiziente Prozesse im Vordergrund<br />
stehen. Daneben wird es einen dritten Sektor geben,<br />
der zunehmend an Bedeutung gewinnt: die<br />
Heimpflege, verbunden mit einer Telemedizin. Der<br />
Ausbau des dritten Sektors würde unser Gesundheitssystem<br />
weiter entlasten und die Kosten senken.<br />
Müssten die baulichen Strukturen der<br />
Spitäler nicht stärker auf den demografischen<br />
Wandel reagieren, zum Beispiel mit<br />
flexibler Raumanpassung?<br />
Zwingend. Man müsste einerseits kompakt bauen,<br />
aber gleichzeitig einzelne Teile autonom betreiben<br />
können. Nur so wäre es möglich, unsere Spitäler<br />
auch räumlich dem technischen Fortschritt anzupassen.<br />
In Operationssälen vor 20 Jahren gab es<br />
kein IT-Kabel, heute sind es hochtechnisierte<br />
Schaltzentralen.<br />
Sie haben vorhin die Telemedizin<br />
aufgegriffen. Wie gross ist das Potenzial<br />
der Digitalisierung im Gesundheitssektor,<br />
ich denke dabei an Ferndiagnostik- und<br />
überwachung?<br />
Schwierig zu sagen. Ich persönlich glaube, dass viele<br />
Spitäler in ambulante Zentren umgebaut werden.<br />
Meiner Meinung nach wird es wenige hochspezialisierte<br />
Spitäler mit einem grossen<br />
stationären Bereich geben. Und in der Telemedizin<br />
wird die technische Entwicklung so rasant sein,<br />
dass wir in Zukunft nur noch bei schweren Krankheiten<br />
ins Spital müssen. Schauen sie heute in die<br />
Notaufnahmen, die fast immer überfüllt sind, auch<br />
deshalb, weil diese Leistungen schnell für jeden zugänglich<br />
sind.<br />
Können Sie zum Abschluss Ihren<br />
beruflichen Weg bis zum «Leiter Departement<br />
Betrieb» in den Stadtspitälern<br />
Waid und Triemli beschreiben?<br />
Ich habe meine Berufskarriere nach einem Studium<br />
der Betriebswirtschaft in der Lebensmittelindustrie<br />
begonnen. Anschliessend war ich für einen<br />
internationalen Konzern tätig, bevor ich im Unispital<br />
Zürich gelandet bin. Dort arbeitete ich zehn Jahre,<br />
während dieser Zeit machte ich Abschlüsse als<br />
Executive MBA und als Immobilienökonom. Anschliessend<br />
wechselte ich in die Geschäftsleitung<br />
der Spitäler Waid und Triemli, wo ich seitdem für<br />
das Immobilienportfolio und den Betrieb verantwortlich<br />
bin.<br />
*DIETMAR<br />
KNOPF<br />
Der diplomierte<br />
Architekt ist<br />
Chefredaktor der<br />
Zeitschrift Immobilia.<br />
IMMOBILIA / April <strong>2020</strong> 9