2020 unternehmen [!] Magazin Ausgabe73 Juli 2020
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten. Ausgabe 73 - Juli 2020
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30 SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Alle neun Jahre wird renoviert<br />
renddessen haben wir die Kunden<br />
befragt, wieviel Vertrauen sie in die<br />
Beratung haben“, erzählt Imschloß.<br />
Ergebnis: Lief die Musik im Hintergrund,<br />
gaben die Kunden an, mehr<br />
Vertrauen empfunden zu haben. In<br />
anderen Studien wurde untersucht,<br />
ob man die Wahrnehmung von Produkten<br />
verändern kann. Bei Textilien<br />
könne man durch Spielen von<br />
sanfter Musik die Wahrnehmung<br />
von Weichheit verstärken, sagt Imschloß.<br />
Kunden sollen sich in den Geschäften<br />
allerdings nicht nur wohlsondern<br />
auch sicher fühlen – und sicher<br />
sein. Hier kommt die Bundesanstalt<br />
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />
ins Spiel. Der<br />
wissenschaftliche Mitarbeiter Kersten<br />
Bux erklärt, was für Sicherheit,<br />
Gesundheit und Wohlbefinden von<br />
Kunden und Mitarbeitern elementar<br />
ist. Dabei wirken verschiedene<br />
Rechtsgebiete wie das Bau- und Arbeitsschutzrecht<br />
mit der Arbeitsstättenverordnung<br />
und den Arbeitsstättenregeln<br />
zusammen. „Sicher<br />
und gesund ist hier die Faustregel“,<br />
erklärt Bux. So müssen sowohl die<br />
Laden- als auch die Mitarbeiterräume<br />
ausreichend groß, hell und warm<br />
sein. Wie genau, das ist alles festgelegt.<br />
Zum Beispiel müssen Türen<br />
wegen<br />
der<br />
Sicher und<br />
gesund ist hier<br />
die Faustregel.<br />
Kersten Bux<br />
Ministerium für Arbeitsschutz<br />
Flexibilität bei Einrichtung und Beleuchtung wird immer wichtiger.<br />
Im Durchschnitt wird im Einzelhandel<br />
etwa alle neun Jahre<br />
umfassend renoviert. Dabei<br />
investieren Handels<strong>unternehmen</strong><br />
mit insgesamt 7,9 Milliarden<br />
Euro auf hohem Niveau in<br />
Bau, Technik und Optik ihrer<br />
stationären Geschäfte, wie<br />
der EHI-Laden-Monitor <strong>2020</strong><br />
zeigt. Besonders wachstumsstark<br />
zeigen sich Lebensmittel-,<br />
Drogerie- und preisorientierte<br />
Nonfood-Fachmärkte.<br />
735 Euro pro Quadratmeter<br />
Verkaufsfläche und damit 15<br />
Prozent mehr als vor drei Jahren<br />
investierte der Lebensmittelhandel<br />
2019. Noch deutlicher<br />
gestiegen – plus 21 Prozent<br />
– sind laut EHI die durchschnittlichen<br />
Einrichtungskosten für ein<br />
neues Textil-, Schuh- und<br />
Sportgeschäft mit 537 Euro<br />
pro Quadratmeter Verkaufsfläche.<br />
Die Neueröffnungen im<br />
Zur Person<br />
Dr. Hans-Georg<br />
Häusel (68) ist Diplom-Psychologe<br />
und Vordenker des<br />
Neuromarketings. Er<br />
zählt zu den führenden<br />
Experten in der<br />
Marketing-, und Management-Hirnforschung.<br />
Fashion-Bereich setzen auf<br />
mehr Erlebniswert und investieren<br />
in eine hochwertige Ladenoptik,<br />
emotionale Warendarstellung<br />
und in mehr Aufenthaltsbereiche<br />
für die Kunden.<br />
Flächenkonzepte und<br />
Formate werden zunehmend<br />
flexibler. Flexibilität ist auch<br />
für die Beleuchtung wichtig.<br />
Die individuelle Ansteuerung<br />
von LED bietet neue Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
Fluchtwege nach außen aufgehen,<br />
Fluchtwege ausgeschildert sein. „In<br />
Geschäften können Gefahren lauern,<br />
darum ist auch geregelt, wie viele<br />
Feuerlöscher und Sanitätskästen<br />
vorhanden sein müssen, dass man<br />
sie ausreichend kennzeichnet und<br />
nicht versteckt“, sagt Bux.<br />
Dass sich auch die Mitarbeiter<br />
wohl und sicher fühlen müssen, betont<br />
auch Psychologe Hans-Georg<br />
Häusel: „Wenn es vorne glamourös<br />
aussieht und hinten die Toilette<br />
stinkt, ist das nicht im Sinne der Mitarbeiter.“<br />
Man müsse den Mitarbeitern<br />
hinter den Kulissen nicht den<br />
gleichen Glamour bieten wie den<br />
Kunden davor. Aber: „Der Mensch<br />
fühlt sich wohl, wenn er ernst genommen<br />
wird und das kann man<br />
auch durch Einrichtung ausdrücken.“<br />
Man dürfe es nicht hinten<br />
„verkrabbeln lassen, denn dann<br />
kommen die Mitarbeiter auch mit<br />
schlechter Stimmung zu den Kunden<br />
in den Verkaufsraum.“<br />
Das wäre schlecht, denn „das<br />
Wichtigste für unser Gehirn sind<br />
Menschen“, sagt Häusel. Sieht ein<br />
Kunde lachende, zufriedene Gesichter<br />
im Laden, fühlt er sich wohl.<br />
„Selbst wenn Kunden nur beiläufig<br />
hören, dass ein Verkaufsgespräch<br />
freundlich oder herzlich ist, sorgt<br />
das für eine gute Stimmung im Laden.“<br />
[!]<br />
Caroline Strang