#9 Verantwortung
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auf die politische Ebene des individuellen Handelns. (vgl.
Grunwald 2010) Das Individuum ist sowohl Privatperson
und Konsument als auch Mitglied einer Zivilgesellschaft
und politischer Akteur – und der simplifizierte Ansatz des
moralisierenden Verursacherprinzips ignoriert eben genau
diesen zweiten Aspekt (vgl. ebd.; Grunwald 2012).
Verantwortungsübernahme für „mehr Nachhaltigkeit“ kann
sowohl durch verstärktes Engagement im politischen Bereich
als auch durch bewusstes Einkaufen im Supermarkt geschehen
– zwei unterschiedliche Weisen, der Verantwortung
gerecht zu werden (vgl. Grunwald 2018). Entsprechend wird
die Konsumentenverantwortung in ihrer Erwartung und den
tatsächlich vorhandenen Möglichkeiten relativiert – Verantwortung
für „mehr Nachhaltigkeit“ ist viel umfassender (vgl.
ebd.). Im Hinblick auf eine geteilte Verantwortung ist es vor
allem die Konsistenz im Handeln, die relevant ist. Wer sich
im politischen Bereich aktiv für Nachhaltigkeit einsetzt, im
privaten jedoch seine Überzeugungen verwirft, weist keine
intrinsische Überzeugung auf – im Kantischen Sinne darf
Nachhaltigkeit nicht als Mittel zum Zweck, zur Imagepflege
oder Ähnlichem, missbraucht werden, es geht vielmehr um
den „Guten Willen“ an sich. (vgl. Grunwald 2012)
„In summa wirken wir alle mit und sogar im bloßen Verbrauchen,
sogar ohne etwas zu tun. Schon dadurch,
daß wir an den Früchten dieses Systems partizipieren,
sind wir alle mit kausale Kräfte in der Gestaltung
der Welt und der Zukunft. […] Wir alle sind es, ohne
daß es ein einzelner zu sein braucht.“ ( Jonas 1987: 273)
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Subjektivisierungstheoretische
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