#9 Verantwortung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Artikel
Die Underdogs der
Verantwortungsträger
Julia Kreklau
Bauingenieurwesen
Bauwerke werden oftmals als selbstverständlich wahrgenommen
und doch spielen sie eine so zentrale Rolle in unserem
Leben. Seit bereits etlichen Jahren in der Menschheitsgeschichte
werden sie überall auf der Welt geschaffen. Sie begleiten
uns fortwährend und ohne sie wäre ein Leben, wie wir
es kennen, nicht möglich. Denn seit jeher dienen sie einem
ganz bestimmten Zweck: Sie schützen uns vor den äußeren
Witterungseinflüssen, sie symbolisieren Sicherheit und
bieten einen Rückzugsort, ein Heim. Doch mit der gleichen
Selbstverständlichkeit, mit der wir ihnen in unserem Alltag
begegnen, empfinden wir auch ihre Funktionalität – ohne zu
bemerken, dass wir ihnen damit ein großes Vertrauen entgegenbringen;
in die Tragfähigkeit und letztendlich in den
Schutz, den sie uns versprechen. Dieses Vertrauen in unsere
Bauwerke bedeutet aber gleichzeitig auch ein Vertrauen
in die Ingenieure und Architekten. Denn letztendlich sind
Bauwerke nichts anderes als ein Ausdruck des menschlichen
Schaffens.
Worin besteht also die Verantwortung der Menschen, die
für den Bau unserer Gebäude zuständig sind und wie weit
reicht diese?
In dem Verantwortungsbereich der Bauingenieure liegen vor
allem Konzeptionierung und Planung, Bau und Betrieb, Organisation
und Erhalt – sowohl von Gebäuden als auch von
Infrastrukturen (vgl. Schaumann 2014: 106f.). Dabei sind sie
Spezialisten in ihrem Fach und setzen sich auf Ebene der
Technik mit rational erfassbaren Angelegenheiten auseinander
(vgl. Scheffler2019: 5). Inhaltlich geht es dabei meist
um die Erfüllung von technischen Anforderungen. In der
Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates
zur Festlegung harmonisierter Bedingungen für die Vermarktung
von Bauprodukten werden dafür einige Grundanforderungen
an Bauwerke definiert, welche bei normaler
Instandhaltung und über einen wirtschaftlich angemessenen
Zeitraum zu erfüllen sind (vgl. Europäisches Parlament
und Rat 2011: 33).
Daraus ergibt sich eine große Verantwortung, der gerade
auch im Zeitalter der Technik und Digitalisierung eine hohe
Bedeutung zukommt. Denn im Einklang mit dem stetigen
Wandel, besonders auf Ebene der Wissenschaft und Technik,
werden unsere Gebäude immer komplexer. Daraus ergeben
sich hohe technische Standards, die eine perfekte Ausführung
sowie ein besonderes Maß an Fachwissen erfordern (vgl.
VÖV Rückversicherung KöR: 1). Dies führt zudem dazu,
dass sich die Anforderungen an die Bauwerke und zeitgleich
auch die Aufgabenfelder – und damit der Verantwortungsbereich
– der Bauingenieure stetig ändern bzw. erweitern.
Doch der Verantwortungsbereich im Bauingenieurwesen
darf sich nicht nur auf die technische Ebene beschränken,
denn er geht ganz klar darüber hinaus. Von besonderer Bedeutung
ist zum Beispiel auch die Lebensdauer der Bauwerke,
ein wesentlicher Aspekt im Kontext von Nachhaltigkeit.
Denn Bauingenieure müssen sich bewusstmachen, dass sie
mit ihren Arbeitsergebnissen das Erscheinungsbild unseres
Planeten mitgestalten und diesen langfristig prägen bzw.
verändern.
30