Der Reitwagen August/September 1988 - Motorradreporter
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schen Erläuterungen beanstandeten<br />
hohen Serienschwankungen<br />
der GSX-R-Baureihe<br />
und wohl auch den einen oder<br />
anderen Motorschaden bei we-<br />
niger sorgfältig vorbereiteten<br />
Renn-Suzukis:<br />
An unserem O-km-Motor wurde<br />
von Lagerbohrung zu Lagerbohrung<br />
ein zunehmendes<br />
Spiel von bis zu 0/00 bei einer<br />
Serientoleranz von maximal o/òo<br />
festgestellt.<br />
Noch krassere Paßungenauigkeiten<br />
fanden sich im Getriebe:<br />
bis zu 10/00 LagerspieL.<br />
Die Ursache: Nicht fluchtend<br />
zusammengesetzte Gehäusehälften.<br />
Damit nicht genug. Sämtliche<br />
Pleuel zeigten im Serienzustand<br />
deutlichen Verzug, unterschiedliche<br />
Länge und Bohrungsfehler<br />
von bis zu t;oo.<br />
Auch die Kolben unserer GSX-<br />
R präsentierten sich als exklusi-<br />
ve Einzelstücke. Gewichtsdifferenz<br />
bis zu 2 Gramm.<br />
Wir wollen nichts dramatisieren:<br />
Ein Großteil der Fertigungsmängel<br />
am GSX-R-Motor lag<br />
noch knapp im Bereich der<br />
werksseitig erlaubten Meßtoleranz,<br />
aber in einigen Details<br />
konnte durchaus von Serienschäden<br />
die Rede sein.<br />
Vom punkt technischen her war jedenfalls Stand-<br />
klar, daß dieser Motor im Leistungsverhalten<br />
und auch von<br />
der Standfestigkeit her keines-<br />
falls jene Möglichkeiten ausschöpfen<br />
würde, die ihm konstruktiv<br />
zur Verfügung stehen<br />
sollten.<br />
Man konnte also davon ausgehen,<br />
daß das Wiederherstellen<br />
des idealen Serienzustands<br />
und damit das Verhindern leistungsfressenderLagerdruckstelien<br />
und ungleichmäßiger<br />
Thermik bereits entscheidende<br />
Fortschritte auf dem Prüfstand<br />
zeigen würde. <strong>Der</strong> Privat-Tuner<br />
kann üblicherweise zwei Wege<br />
einschlagen, um ein verkorkstes<br />
Gehäuse zu korrigieren.<br />
Erstens: Er übergibt die Angelegenheit<br />
einem Fachbetrieb<br />
mit Feinbohrwerk, der die Lagersitze;<br />
für einiges Kleingeld je<br />
nach Qualität des Betriebes<br />
mehr oder weniger exakt bearbeitet.<br />
Das Ergebnis hängt also<br />
stark mit der Arbeitseinstellung<br />
des Fachmannes zusammen,<br />
kann also voll befriedigen oder<br />
sich als Schlag ins Wasser demaskieren.<br />
<strong>Der</strong> zweite Weg, den unser<br />
fremden Eingriffen mißtrauen-<br />
der Präzisionsfrisierer Horvath<br />
einschlug: händische Nachbearbeitung<br />
des Gehäuses mittels<br />
Schabwerkzeug .<br />
Nach der Gehäusekorrektur<br />
wurden die oszillierenden und<br />
rotierenden Massen ebenfalls<br />
korrigiert und ausgewogen. Die<br />
Pleuel wurden auf gleiche Länge<br />
gebracht, neu grundgebohrt,<br />
gewinkelt und poliert.<br />
Eines der kleinen Geheimnisse<br />
für die Leistungsbereitschaft<br />
des Horvath-Motors steckt im<br />
Spiel der Hauptlager, und wir<br />
haben beschlossen, es bis ins<br />
kühle Grab oder zumindest bis<br />
in die kommende Saison zu<br />
bewahren. ,,0/00" sagt das Suzuki-Handbuch,<br />
"ziemlich<br />
groß", sagt Horvath.<br />
Viel Weisheit und vor allem die<br />
eine oder andere Pferdestärke<br />
birgt auch der Zylinderkopf der<br />
REITWAGEN-Suzuki, und<br />
nachdem dieser Motor aufgrund<br />
der serienmäßigen Basis,<br />
also Kolben, Pleuel, Kurbelwelle<br />
vom Fließband, in der 88er<br />
Saison erst am Start zur Entwicklung<br />
steht, wollen wir auch<br />
hier nicht zu sehr ins Detail<br />
gehen.<br />
Standardarbeit am Kopf kann<br />
keinesfalls schaden. Kanäle<br />
nicht zu knapp vergrößern, saubere<br />
und gleichmäßige Brennraumbearbeitung,<br />
das übliche<br />
halt.<br />
Die Leistung liegt im Gewußt-<br />
Wie. Einige Randdaten sollen<br />
aber dem Kenner eine Ahnung<br />
von der Dimension der Zylinderkopfmodifikationen<br />
geben:<br />
Die Ventile stammen ebenfalls<br />
vom Serienmotor und wurden<br />
nicht nachträglich bearbeitet, also<br />
serienmäßiger Teilerdurchmesser.<br />
Auch der Auspuffkrü<br />
m mer -I nnendu rchmesser<br />
befriedigt nicht die Sensationsgier:<br />
32 mm klingen ziemlich<br />
normaL.<br />
Dennoch Strömungsperipherie verkraftet die<br />
des RW-Zylinderkopfs, der unter<br />
der Anleitung eines gewissen<br />
John Lao entstand, den<br />
man Jahr für Jahr in Daytona als<br />
technischen Betreuer der Kevin-Schwantz-Maschinenfindet,<br />
38er Vergaser des Fabrikats<br />
Mikuni, die mit 140er<br />
Hauptdüsen bestückt werden<br />
mußten, um den Motor zur maximalen<br />
Leistungsabgabe zu<br />
veranlassen.<br />
Nicht nur die Ventile entsprechen<br />
in der RW-Maschine dem<br />
Serienzustand, sondern der gesamte<br />
Ventiltrieb mit Nockenwelle,<br />
Kipphebel und Ventilfedern.<br />
Aus Sicherheitsgründen<br />
und der größeren Arbeitspräzision<br />
wegen wurde allerdings<br />
der mechanische Kettenspanner<br />
aus dem Suzuki- Tuning-<br />
Zubehërprogramm gegen das<br />
Serienteil getauscht.<br />
Ebenfalls aus dem Suzuki- Tuningangebot<br />
stammt die Zündbox<br />
der REITWAGEN-GSX-R,<br />
die nicht nur das Drehzahllimit<br />
der Serienbox löscht, sondern<br />
vor allem dafür sorgt, daß die<br />
Zündkurve dem erhöhten Gasdurchsatz<br />
gewachsen ist.<br />
Von den Verdichtungsbelastungen<br />
her sollte dem Motor keine<br />
Gefahr drohen. Im Gegenteil -<br />
bei serien mäßigem Verdichtungsverhältnis<br />
sank durch die<br />
Brennraumbearbeitung die Verdichtung<br />
geringfügig.<br />
<strong>Der</strong> Wirkungsgrad im Ölkreislauf<br />
wurde durch einen zusätzlichen<br />
Ölkühler, der vor dem Zylinderkopf<br />
integriert werden<br />
sollte, und durch Stahlmantelschläuche<br />
mit hochwertigen Fittings<br />
gesteigert. Ein justierbares<br />
Ventil übernahm die Kontrolle<br />
des Öldrucks.<br />
Die montierte Cobra-Racing-<br />
Auspuffanlage machte Modifikationen<br />
an der Ölwanne notwendig,<br />
brachte aber gleichzeitig<br />
einen Gewichtsvorteil von<br />
9,5 kg und harmonierte von Anfang<br />
an klaglos mit der Maschine.<br />
Man darf an der GSX-R nicht<br />
mit enormen Gewichtsreduktionen<br />
rechnen. Sie ist dort stabiler<br />
und schwerer geworden, wo<br />
es im Rennbetrieb not tut.<br />
Das Einsatzgewicht von 178 kg<br />
(betriebsbereit, ohne Treibstoff)<br />
wurde durch den Ausbau von<br />
Lichtmaschine, Starter mit Starterfreilauf<br />
und der elektrischen<br />
Anlage erreicht. .<br />
Natürlich tauschten wir Serienverkleidung<br />
und Sitzbank gegen<br />
leichtere Nachrüstelemen-<br />
---' --- ---<br />
te aus.<br />
Immerhin 5 kg an ungefederten<br />
Massen sparten die teuren<br />
PVM-Magnesiumräder, die<br />
Horvath aus Deutschland für<br />
betuchte Individualisten oder<br />
Profis importiert.<br />
Die . GSX-R Bremsanlage 750 J entspricht der<br />
grundsätzlich Rennerfordernis-<br />
sen. Lediglich die Bremsleitungen<br />
mußten stahlummantelten<br />
Schläuchen von Goodrich weichen,<br />
um die sich ebenso wie<br />
um die Leitungssysteme am Öikreislauf<br />
und anderes Zubehör<br />
die Firma Dektereff kümmerte,<br />
die sich beim Aufbau unserer<br />
Maschine als echte Stütze und<br />
als technisch kompetenter, se-<br />
riöser Partner erwies.<br />
Nur feine Korrekturen waren<br />
am Fahrwerk der GSX-R notwendig.<br />
Die Telegabel blieb unverändert<br />
und wurde mit 10er<br />
Gabelöl befüllt. Um an Bodenfreiheit<br />
zu gewinnen - auf der<br />
GSX-R Mangelware -, rückte<br />
die Showagabel um 12 mm aus<br />
den Brücken. Die Vorderhand<br />
der Suzuki ist stabil, aber äußerst<br />
sensibeL. Wir empfehlen<br />
daher dringend den Einbau eines<br />
Lenkungsdämpfers. Wir<br />
griffen zu einem White-Power-<br />
Produkt, mit dem wir schon an<br />
unserer FZR befriedigende Ergebnisse<br />
erzielten.<br />
Die Abstimmung des Lenkungsdämpfers<br />
sollte von<br />
Strecke zu Strecke ernst genommen<br />
werden. Besonders<br />
die schnellen österreichischen<br />
Runden in Salzburg und Zeltweg<br />
lassen das GSX-R-Fahrwerk<br />
Wirkung zeigen. Schon<br />
eine Raste mehr oder weniger<br />
am White-Power-Lenkungsdämpfer<br />
verändert die Hochgeschwindigkeitsstabilität<br />
der Su-<br />
zuki spürbar.<br />
Ein heftiger Eingriff erschien am<br />
Heck unserer GSX-R notwendig.<br />
Schon nach zwei S-Ring-<br />
Runden ließ die Wirkung des<br />
Serien-Monoshocks radikal<br />
nach. Darüber hinaus konnte<br />
auch auf den härtesten Justierstufen<br />
mit dem originalen Federbein<br />
keine befriedigende<br />
Rundstreckenabstimmung gefunden<br />
werden.<br />
Ein um 4 mm längeres API-<br />
Federbein, das nach wie üblich<br />
genauen Rundenprotokollen<br />
<strong>Der</strong> REITWAGEN 31