September 2007 - Gossauer Info
September 2007 - Gossauer Info
September 2007 - Gossauer Info
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Alpaufzug<br />
Im darauf folgenden Winter<br />
hatte ich immer Stalldienst und<br />
ging, soviel ich konnte, mit Nulli<br />
nach draussen, damit sie genug<br />
Kondition hatte, um den bevorstehenden<br />
Alpaufzug zu meistern.<br />
Um am Alpaufzug teilnehmen<br />
zu können, musste ich<br />
mich extra von der Schule dispensieren<br />
lassen. Die Sache war<br />
so wichtig, dass ich alles selbst<br />
einfädelte und jubelte, als mir<br />
die Handarbeitslehrerin den<br />
Mittwochmorgen frei gab. Mit<br />
Lastwagen und Anhänger gings<br />
dann Richtung Boltigen im Berner<br />
Oberland. In den Fahrpausen<br />
vergewisserte ich mich immer,<br />
ob es Nulli hinten auf der<br />
Ladefläche auch wohl sei. In<br />
Boltigen angelangt, wurde ausgeladen<br />
und mit dem Viehtrieb<br />
auf die Alp begonnen. Dies<br />
schien Nulli nicht zu gefallen,<br />
und bei der ersten Gelegenheit<br />
sprang sie über den Zaun und<br />
riss ihn nieder. Ein paar weitere<br />
Rinder folgten ihr, und die Ausreisser<br />
suchten das Weite. Sofort<br />
jagte ich hinterher, doch die<br />
Rinder waren einfach schneller.<br />
Im Galopp übersprangen sie ein<br />
Bächlein, und als ich es ihnen<br />
gleichtun wollte, fiel ich bäuchlings<br />
ins Wasser. Patschnass<br />
nahm ich die Verfolgung trotzdem<br />
wieder auf, und mit Hilfe<br />
anderer Viehtreiber konnten<br />
die Ausreisser gefasst werden.<br />
Als Schlusslichter traten sie den<br />
Alpaufzug an. Oben angelangt,<br />
waren Nulli und ich müde und<br />
froh, ausruhen zu dürfen. Es<br />
gäbe noch viel zu erzählen über<br />
Nulli, doch dazu reicht der Platz<br />
nicht aus. Nulli wurde elf Jahre<br />
alt und gebar 10 Kälber, ihre<br />
Milchleistung war sehr gut, und<br />
noch heute stehen ihre Nachkommen<br />
im Stall meines Vaters.<br />
Daniel Wäfler<br />
<strong>Gossauer</strong> <strong>Info</strong> 90/SEPT. <strong>2007</strong><br />
THEMA<br />
TIERGESCHICHTEN<br />
Charlotte –<br />
die unabhängige Katze<br />
Seit bald drei Jahren ist die Katze Charlotte unser<br />
Gast. Ein vifes, aber scheues Tier, das seine Bleibe<br />
vom Nachbar zu uns gewechselt hat.<br />
Schon lange bin ich ums<br />
Haus geschlichen, habe<br />
versucht, mich unter Büschen<br />
und Sträuchern vor Regen<br />
und Schnee zu schützen,<br />
oder habe auf den Holzplatten<br />
die warme Sonne genossen.<br />
Später habe ich auf dem Fenstersims<br />
vor der Küche mein Lager<br />
aufgeschlagen, von da hat man<br />
den totalen Überblick, was in<br />
der Küche passiert. Ich bin somit<br />
immer orientiert, was die Hausbesitzer<br />
gerade tun. Oft haben<br />
sie mich auch aus dem Schlaf<br />
gerissen, weil sie schon sehr<br />
früh in der Küche hantierten.<br />
Ich muss mich dann nur kurz<br />
bemerkbar machen, und schon<br />
geht die Haustüre einen Spalt<br />
auf, und mein Zmorge wird serviert.<br />
Seit sie ein spezielles Katzenfutter<br />
aus Deutschland im<br />
Sortiment haben, ist für mich<br />
fast täglich Weihnachten.<br />
Mit meinem früheren Besitzer<br />
oder besser Betreuer, ich will unabhängig<br />
und frei sein, habe ich<br />
mich überworfen. Das Essen<br />
kam nicht regelmässig, und auch<br />
sonst wars eher stressig, da gabs<br />
eben noch mehrere Genossen<br />
und Genossinnen im gleichen<br />
Haushalt. In meinem neuen Zuhause<br />
bin ich der Hahn im Korb<br />
bzw. die einzige Katze. Da ist<br />
noch so ein kleiner Yorkshire-<br />
Terrier. Er nimmt kaum Notiz<br />
von mir, lässt mich links liegen,<br />
was schon ein wenig schmerzt.<br />
Eigentlich finde ich ihn recht<br />
sympathisch und möchte mich<br />
an ihn kuscheln. Das wiederum<br />
schätzt er nicht besonders, überlässt<br />
mir aber dann grosszügig<br />
seine Futterreste.<br />
Charlotte auf dem Küchenfenstersims<br />
beim Beobachten.<br />
Meine neue Familie hätte mich<br />
sehr gerne auch mal im Haus –<br />
vor allem wenn es kalt ist. Das<br />
geht mir aber zu weit. Ich halte<br />
mehr aus, als die meinen! Beim<br />
abendlichen Spaziergang mit<br />
Hund und Herrin bin ich aber<br />
dabei. Mittlerweile kenne ich<br />
ihre Strecke und trotte gemütlich<br />
hinterher. Wenn dann im<br />
Hause die Lichter ausgehen,<br />
räkle ich mich gemütlich auf<br />
dem Fenstersims und weiss,<br />
morgen früh gibts wieder was<br />
Gutes. Finden Sie nicht auch,<br />
ich hätte das grosse Los gezogen?<br />
Ich jedenfalls schon! rg<br />
11