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db 3-2020 Web

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durch

blick

Nr. 3/2020

kostenlos

zum Mitnehmen

Autorenzeitschrift

... nicht nur für Senioren

MEINUNGEN

INFORMATION

UNTERHALTUNG

KULTUR

Seit 1986

Siegen wird bunter

Seite 16


Inhaltsübersicht

Kurz berichtet

Kurz berichtet4

Aus den Siegener Stadtbeiräten 15

Siegen wird bunter 16

Siegerlandmuseum sucht Zeitzeugen 20

Buchbesprechung 22

Die Peterskapelle in Netphen 24

Die Fichte ist Geschichte 26

Mundart 32

Portrait Eva Vitt / Norbert Butters 38

Zahn der Zeit 40

Ende des alten Lappens 42

Maßarbeit 44

Gedächtnistraining 46

Tagesausflug 48

Alleinsein – Einsamkeit – Depression 50

Vertrauensverluste / Corona 51

Wie wollen wir leben 52

MitweltZukunft 53

Die Menschenwürde ist unantastbar 54

Was ist gefährlich? 56

Die blaue Tonne 57

Mein Eichhörnchen 58

Das Eichhorn / Das Eichhörnchen 59

Herbstzeit – Quittenzeit 60

Leben in und mit der Natur 61

Unser Sommer mit „Signore Spinoso“ 62

Redewendungen aus der Historie 64

Die Zisterzienser 66

Tragödie um die Stadt Breslau 68

Wiederkehrende Termine 72

Backestage in Siegen-Wittgenstein 74

durchblick verlost Freikarten 74

Veranstaltungen im „Haus Herbstzeitlos“ 75

Veranstaltungen in Siegen-Wittgenstein 76

Leserbriefe 81

Es fiel uns auf / Lösungen / Zu guter Letzt / Impressum 82

Aus der Redaktion

Titelfoto: Hartmut Reeh

Die Entstehung eines jeden durchblick ist für alle Mitarbeiter immer wieder aufregend

und oft entwickeln sich direkt in dieser Phase kreative Ideen.

Bei der Gestaltung der Titelgeschichte des jetzigen durchblick mehrten sich Anregungen,

doch noch weitere Seiten für den Abdruck Siegener Straßenkunst-Objekte

vorzusehen. Genaue Beschreibungen einzelner Kunstwerke mit Standorten wurden

meist gleich mitgenannt.

Bei so viel Resonanz bereits vor der Veröffentlichung haben wir beschlossen, in

der nächsten Ausgabe des durchblick weitere Bilder zu veröffentlichen, von denen

wir hoffen, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, uns diese zuschicken. Sie beteiligen

sich am Entstehen der Zeitung, indem Sie Ihre Street-Art Favoriten fotografieren.

Wir belohnen Sie dafür, mit zwei mal zwei Eintrittskarten für Kulturveranstaltungen

in der Region. Teilnahmebedingungen stehen auf der Seite 74 unter: „durchblick

verlost Freikarten“. Fotos können ganz einfach mit einem Smartphone oder einem

iPhone gemacht werden.

Ihnen wünschen wir viel Spaß auf der Fotopirsch und viel Glück bei der Verlosung.

3/2020 durchblick 3



Kurz berichtet

Apotheken sagen „Danke“

Siegen-Wittgenstein. Abstand halten

hat nichts mit Distanz zu tun. Weil

die Apotheker früh Vorsichtsmaßnahmen

ergriffen haben, konnten nahezu

alle Apotheken „am Netz“ bleiben, sagt

Apotheker Dr. Gero von Fircks, Sprecher

der Apothekerschaft im Kreis. „In

den Apotheken wurde umgebaut, Plexiglaswände

installiert, Abstandsmarkierungen

aufgeklebt und Hinweisschilder

aufgehängt“, erinnert sich von Fircks

an die erste Phase der Corona-Krise

„Gemeinsam mit unseren Kundinnen

und Kunden mussten wir uns auf neue

Regeln einstellen, Abstand halten, auf

den Händedruck verzichten. Damit sich

nicht viele Personen gleichzeitig in der

Apotheke aufhalten, musste schon mal

draußen gewartet werden.“ In vielen

Apotheken wurde im Zwei-Schichtbetrieb

gearbeitet.

All diese Maßnahmen seien bei der

Mehrheit der Kunden auf Verständnis

gestoßen. Schnell haben sich die Apotheken

auf diese Herausforderungen

Dr. Gero von Fircks

Foto: Rita Petri

eingestellt: Als Desinfektionsmittel

knapp wurde, haben sie es flächendeckend

selbst hergestellt. „Wir haben

das Know-how und konnten sofort damit

beginnen, nachdem uns die Herstellung

erlaubt worden war“, so Apotheker

von Fircks.

Damit Risikopatienten nicht in die

Apotheke kommen müssen, wurde der

Botendienst ausgebaut und Arzneimittel

bis an die Haustür gebracht. „Die

Beratung erfolgt beim Patienten zu

Hause oder telefonisch. „Viele Kunden

waren verunsichert. Wir haben beraten,

von Hamsterkäufen abgeraten, Tipps

zum richtigen Tragen von Masken gegeben

und Desinfektionsmittel und medizinische

Schutzausrüstung bedarfsgerecht

verteilt.

Die Apothekerinnen und Apotheker

im Kreis Siegen-Wittgenstein sagen allen

Kunden deshalb danke dafür, dass

sie in der Krise Geduld zeigen, sich und

andere vor dem Virus schützen und das

auch weiterhin tun.

db

Sanierung der Fürstengruft

NRW bewilligt 75.000 Euro

die Gruft nicht nur ein schützenswertes

Gut darstellt, sondern auch einen

Ort erleb- und vermittelbarer Stadtund

Regionalgeschichte.

Der städtische Eigenanteil an der

Maßnahme beträgt 20.000 Euro, die

im Wesentlichen für die Installation

einer ausstellungsgerechten Raumbeleuchtung

verwendet werden sollen.

Weitere 5.000 Euro steuert die Fürst-

Johann-Moritz-Gesellschaft bei, damit

Erläuterungstafeln in der Gruft installiert

werden können.

Stefan Schönstein von der Technischen Gebäudewirtschaft der Stadt Siegen, Stadtrat

Arne Fries, Astrid Schneider, Leiterin der städtischen Kulturabteilung und Bürgermeister

Steffen Mues. (v.l.)

Siegen. Ein Bewilligungsbescheid

75.000 Euro ging jetzt bei der Stadt Siegen

ein. Gefördert wird mit dieser Summe

die „Ertüchtigung der Fürstengruft im

Unteren Schloss zu Siegen zu einem musealen

Ort“. Die Gesamtkosten der Sanierung

belaufen sich auf 150.000 Euro.

Bereits im letzten Jahr hatte der Bauund

Liegenschaftsbetrieb des Landes

Nordthein-Westfalen zugesichert, sich

mit einer einmaligen Zuwendung von

50.000 Euro an der Generalüberholung

der denkmalgeschützten, historischen

Stätte zu beteiligen. Das Land ist Eigentümerin

des Gebäudes, das einen

Teil der Anlage des Unteren Schlosses

darstellt. Die Stadt Siegen hat 2019

die Nutzungsrechte übernommen, da

Mit der Planung der Sanierung ist

die Abteilung für Technische Gebäudewirtschaft

der Stadt Siegen befasst.

Federführend für Konzeption und Abwicklung

ist KulturSiegen.

Die Arbeiten sollen nach Ausschreibung

der Gewerke im Juni / Juli 2020

beginnen und werden voraussichtlich

im November abgeschlossen sein. Damit

wäre das Ziel erreicht, der Öffentlichkeit

die Fürstengruft im Jubiläumsjahr

des Unteren Schlosses als museale

Stätte zugänglich zu machen. db

4 durchblick 3/2020



Kurz berichtet

Kurz berichtet

Neue Dauerausstellung in Wilnsdorf

Unterirdische Maschinenhalle Landeskrone wiedererweckt

ALTERAktiv sucht Nachwuchs

Gefragt: Berufs- und Lebenserfahrung

Zum Anfassen: Ein echter Grubenhunt,

ältestes vierräderriges Fördergefäß aus dem Bergbau.

Wilnsdorf. „Glück auf!“ – dieser Bergmannsgruß

könnte Besuchern des

Museums Wilnsdorf schon bald häufiger

begegnen.

Denn in der

neuen Dauerausstellung

„Maschinenhalle

Landeskrone“,

die zurzeit in

der volkskundlichen

Abteilung

entsteht, wird

der Siegerländer

Bergbau mit

Hilfe digitaler

Technologien

ans Tageslicht

geholt.

Die vom Förderverein

Museum Wilnsdorf e.V. im

vergangenen Jahr als LEADER-Projekt

konzipierte Ausstellung wurde in den

letzten Monaten in enger Zusammenarbeit

mit dem Landschaftsverband

Westfalen-Lippe, dem Verein Bergbau

Siegerland sowie der Wilnsdorfer Firma

NPB realisiert. Im ehemaligen Naturkundekabinett

wurde mit entsprechender

Wandgestaltung die beeindruckende

Atmosphäre der ziegelgemauerten

unterirdischen Maschinenhalle Landeskrone

wiedererweckt.

Blickfang der Ausstellung ist ein echter

Grubenhunt, der bereits jetzt bestaunt

werden kann. Zwei Besucher finden in

dem Hunt Platz und können das älteste

vierräderige Fördergefäß aus dem

Bergbau so aus nächster Nähe mit all

seinen Details betrachten.

Infos: www.museum-wilnsdorf.de

Öffnungszeiten: mittwochs bis

sonntags von 14 bis 18 Uhr

Sicher Autofahren und mobil bleiben

Senioren-Service-Stelle Neunkirchen bietet Fahrsicherheitstraining an

Neunkirchen. Wer sein Fahrzeug seit

mehr als 30 Jahren durch die Region

lenkt, hat zweifellos eine gewisse Routine

entwickelt. Dennoch sehen sich

selbst erfahrene Autofahrer mit Situationen

konfrontiert, auf die

sie flexibel reagieren müssen.

Das kann eine neue

Verkehrsführung sein, das

kann aber auch ein Unfall

sein, der schnelles Handeln

erfordert. Die Senioren-

Service-Stelle bietet im Oktober

Interessierten eine

Kombination aus Theorie

und Praxis an. Am Mittwoch,

dem 7. Oktober von 15 bis

18 Uhr, stehen die Themen

„Erste Hilfe“ und „Sofortmaßnahmen

am Unfallort“

auf dem Programm.

Zwei kompetente DRK-

Mitarbeiter führen durch den interessanten

Nachmittag. „Oft liegt der ‚Erste-Hilfe-Kurs‘

so lange zurück, dass nur

noch ein bruchstückhaftes Wissen vorhanden

ist“, gibt die Organisatorin Bettina

Großhaus-Lutz zu bedenken. „Wer

im Ernstfall reagieren und eine verunfallte

Person beispielsweise in die stabile

Seitenlage bringen oder einen Notruf

absetzen muss, ist mitunter überfordert.“

Auch nicht nur für den Ersthelfer

ist diese theoretische Einheit wichtig.

Auch die Auffrischung von Verkehrsregeln

kann für das Vermeiden von Unfällen

von Bedeutung sein. Das richtige

Auch das Fahren auf unwegsamem Gelände wird trainiert.

Verhalten beim Bilden einer Rettungsgasse

oder die Fahrtrichtungsanzeige

beim Kreisel, auch diese Verkehrssituationen

werden angesprochen.

Am 14. Oktober von 9 bis 14 Uhr

geht es dann auf den Verkehrsübungsplatz

Olpe. Aufgeteilt in zwei Gruppen

geht es darum, die Grenzen des

Fahrzeugs und der persönlichen fahrerischen

Möglichkeiten zu „erfahren“.

db

Wie reagiere ich, wenn plötzlich ein

Hindernis auftaucht? Wie verhält sich

mein Wagen im Slalomparcours? Und

wie bremse ich auf glatter Fahrbahn?

Diesen und anderen Fragen soll auf den

Grund gegangen werden.

Hinzu kommen Technikkunde

und Informationen

zu den Auswirkungen von

Stress und Ablenkung auf

das Reaktionsvermögen.

„Ziel dieses Angebots ist

es, die motorisierten Verkehrsteilnehmer

jederzeit

sicher ans Ziel zu bringen“,

so Bürgermeister Dr. Bernhard

Baumann. Sollten

zum Zeitpunkt der Veranstaltung

Einschränkungen

wegen der Corona-Pandemie

gelten, werden selbstverständlich

vorgegebene

Maßnahmen eingehalten.

Dank der Unterstützung durch das

Ministerium für Verkehr des Landes

NRW, betragen die Kosten 35 Euro

pro Person. Die Anreise erfolgt im eigenen

PKW. Verbindliche Anmeldungen

unter 02735/767200, direkt in

der Senioren-Service-Stelle im Rathaus

Neunkirchen oder per E-Mail an

B.Grosshaus-Lutz@neunkirchen-siegerland.de

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Herrenkonfektion

und Jeanswear

Ganzjährig: Weiße Hosen

In ihrem Fachgeschäft „Jeans 66” bietet

Inhaberin Petra Poggel klassische Herrenkonfektion

sowie klassische Jeanswear von

führenden Markenherstellern an.

Hier sind Hosen in allen Größen,

Längen, Schnitten und Formen verfügbar.

In allen Konfektionsgrößen gibt es eine

einzigartige Auswahl von ca. 50 kg bis

ca. 300 kg Körpergewicht, bzw. ca. 160 cm

bis ca. 220 cm Körpergröße.

Die außergewöhnliche Fachkompetenz sowie

das unglaublich umfangreiche und hochwertige

Sortiment vom Slip bis zum Sakko hat sich weit

herumgesprochen: Die Kunden kommen aus

dem gesamten Bundesgebiet.

Zur Schützenfest- und Sommersaison gehören

selbstverständlich auch weiße Hosen in feinster

Strechqualität.

Übrigens: Jeder Kunde wird bei Jeans 66

von der Chefin persönlich von A-Z bedient.

– So soll´s sein!

Mi., 4.11. 20 erst ab 13 Uhr geöffnet !!!

Siegen-Wittgenstein. Die Qualität der

beruflichen Ausbildung in Deutschland ist

weltweit anerkannt. Aber für viele junge

Menschen treten im Verlauf der Ausbildung

Schwierigkeiten auf, die zu einem

vorzeitigen Abbruch führen können.

Im Verein ALTERAktiv möchte eine

Arbeitsgruppe dazu beitragen, dass

vermeidbare Brüche in der Bildungslaufbahn

junger Menschen verhindert

werden. Erfahrungsgemäß kann dies

besonders gut durch eine individuelle

berufs- und lebenserfahrene Begleitung

geschehen. In Verbindung mit

dem Kommunalen Integrationszentrum

(KI) des Kreises Siegen-Wittgenstein

sucht die Arbeitsgruppe Verstärkung

durch ältere Erwachsene, die

30

Jahre

Seit

1990

Inhaberin Petra Poggel

Marburger Str. 66

57223 Kreuztal

Tel. 0 27 32 / 32 66

www.jeans66.de

HERRENKONFEKTION

Hosen-Größen: 46 bis 72 // 23 bis 40 // 94 bis 122 // 51 bis 85

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Businesshemden 37 bis 56

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S bis 12 XL

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3 XL bis 12 XL

Westen

XXL bis 10 XL

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XXL bis 10 XL

Strickjacken Gr. 68 und Gr. 70

Strickpullover Gr. 62 bis Gr. 74

bereit sind, persönliche Berufs- und

Lebenserfahrung einzusetzen.

Eine entsprechende Zusage sollte im

Einzelfall für ein halbes Jahr gelten und

ist mit bis zu zehn persönlichen Treffen

verbunden. Der Zeitaufwand liegt voraussichtlich

bei circa zehn Stunden im

Monat.

Im Mittelpunkt des Austauschs mit

Auszubildenden stehen überwiegend

Probleme mit dem schulischen Lernstoff,

aber auch Prüfungsvorbereitung und die

Steigerung der Lernbereitschaft. Darüber

hinaus zeigen sich oft persönliche

Probleme oder Konflikte im Ausbildungsbetrieb.

Während der Flüchtlingskrise

2015/2016 haben sich ältere Menschen

in unerwartetem Umfang solidarisch

gezeigt. Vor allem aufgrund absehbarer

coronabedingter Dauerkrisen ist solidarische

Zuwendung erneut und verstärkt

gefragt.

ek

Infos: ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein

e.V., 57074 Siegen, St. Johann-

Str 7. www.Senioren-Siegen.de

Sporthosen

Hosenträger

Gürtel

S bis 10 XL

120 cm und 140 cm

100 cm bis 180 cm

Sakko’s/Janker/Anzüge – Nur Übergrößen –

Pullunder Gr. 66 / 68/ 70

Bademäntel 3 XL bis 10 XL

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XL bis 6 XL

Schlafanzüge Gr. 60 bis Gr. 80

Unterwäsche Gr. 8 bis Gr. 18

JEANSWEAR – Damen und Herren –

Jeans-Größen: 27 bis 56 inch Weite (30 bis 40 inch Länge)

Damen-Größen: Größe 34 bis Größe 48

Öffnungszeiten: Montag-Freitag 10 bis 18 Uhr I Samstag 10 bis 13 Uhr

Betriebsferien 2020: Montag 7. September bis Samstag 10. Oktober

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Kurz berichtet

Summende Gäste für das Kreisklinikum Siegen

Erstes Bienenhotel erwartet im Spätsommer die zweite Welle

Freuen sich über das Bienenhotel: Baumeister Wüllner und Planerin Schönemann.

Siegen. Bienen erzeugen nicht nur Honig,

sondern sind auch für unser Ökosystem

besonders wichtig. Um für die nützlichen

Insekten einen sicheren Unterschlupf

zu schaffen, baut die Werktherapie des

Kreisklinikums Siegen Bienenhotels aus

Holz. Die Idee dazu hatte Ergotherapeutin

Iris Schönemann, die sich privat mit

Bienen beschäftigt und deren Interesse

besonders Wildbienen gilt. Während die

kleinen Bienenhotels zunächst nur für

das Lädchen „Ideenreich“ im Kreisklinikum

hergestellt wurden, ist nun eine

deutlich größere Version eines Bienenhotels

entstanden, die im Spätsommer

auf dem Grundstück des Kreisklinikums

aufgestellt werden soll.

„Der Mensch nimmt den Bienen immer

mehr Lebensraum weg. Ich wollte ihnen

mit dem Bau der Bienenhotels einfach

etwas zurückgeben und der Umwelt etwas

Gutes tun“, so Schönemann, die die

Planung für das Projekt übernommen

hat. Den Bau der Hotels hat Kollege Ralf

Wüllner, ebenfalls Ergotherapeut der

psychiatrischen Abteilung im Kreisklinikum,

mit einem Patienten der Werktherapie

Holz übernommen. Ralf Wüllner

arbeitet zudem mit der Gruppe Gartentherapie

zusammen, die wiederum beim

Aufstellen des Bienenhotels helfen wird.

„Dafür muss zunächst ein geeigneter Ort

zum Aufstellen gefunden werden, dann

graben wir Löcher, gießen Beton ein und

pflanzen Blumen, die den Wildbienen

gefallen“, erklärt Wüllner den zukünftigen

Ablauf.

Die Bienenhotels seien neben vielen

anderen Themen, wie zum Beispiel

Elektromobilität, ein kleiner, aber dennoch

wichtiger Schritt Richtung Umweltschutz,

erläutert Schönemann. Aber

auch der therapeutische Mehrwert, der

natürlich der ausschlaggebende Grund

für das Projekt Bienenhotel gewesen sei,

ist groß. „Wir können so die Patienten

an das Thema Umweltschutz heranführen“,

sagt Wüllner. Zudem könnten

Patienten ihren Angehörigen bei Besuchen

das Bienenhotel zeigen, erklären,

worum genau es sich dabei handele und

was das Gute daran sei.

Wenn im Spätsommer die zweite Welle

Wildbienen kommt, wird das Bienenhotel

aber stehen und sich auf den Besuch

summender Gäste freuen. db

Kurz berichtet

Provinzial sponsert

Roboter für die Stadtbibliothek

Kreuztal. Über

eine großzügige

Spende der

Provinzial konnte

sich kürzlich die

Stadtbibliothek

Kreuztal freuen.

Lange überlegen,

was mit dem

Geldsegen

anzufangen sei,

mussten die

Mitarbeitenden

der Einrichtung

nicht, denn

Schwerpunkte

ihrer Arbeit sind Für den Kauf von Büchern bis Robotern reichte das Geld

die Vermittlung

von Medienkompetenz sowie (ab diesem

Jahr) verstärkt Angebote im Bereich der

sogenannten MINT-Themen (Mathematik,

Von der Spende konnten zwei Ozobots

und ein DASH-Roboter gekauft

werden, mit denen Kinder erstes Pro-

Informatik, Naturwissenschaften grammieren erlernen können, sowie

und Technik).

So sind z. B. eine Techniksprechstunde

für ältere Personen, ein regelmäßiges

Angebot zum Ausprobieren digitaler Geräte

sowie zahlreiche Multimedia- und

Mint-Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche

in Vorbereitung.

zahlreiche Bücher, CDs und DVDs aus

dem naturwissenschaftlich-technischen

Bereich.

Das Team der Stadtbibliothek freut

sich auf das Ende der veranstaltungsfreien

Zeit und auf viele leuchtende

Kinderaugen!db

150 Jahre Postkarte

Bewegung im Stillstand

Neuer Betriebsleiter im Kletterzentrum

Siegen. Auch wenn im Kletterzentrum

der DAV (Deutscher Alpenverein)

Sektion Siegerland e.V. kein Seil in die

Hand genommen werden darf, bewegt

sich doch etwas.

Moritz Krämer, der seit 2016 als

Chefroutenbauer und ab 2018 als Hallenleiter

tätig war und die Sportler immer

wieder mit spannenden Routen

versorgt hatte, hat sich für einen Weg

in die Selbständigkeit entschlossen.

Als Industriekletterer und Routenbauer

für verschiedene Kletterhallen

sowie auch Trainer der Wettkampfgruppe,

bleibt er der Sektion weiterhin

erhalten.

Seit dem 1. Mai hat nun Jens Schumacher,

ausgebildeter Klettertrainer,

als neuer Betriebsleiter „die Seile in die

Hand genommen“. Nachdem ihn vor

vielen Jahren schon die Leidenschaft

fürs Klettern gepackt hatte, wurde vor

sechs Jahren hieraus sein Beruf.

Natürlich hätte er sich gewünscht,

hier vor Ort in den laufenden Betrieb

einsteigen zu können. Gut, dass die

Sektion voll und ganz hinter Jens Schumacher

steht. Klar ist, dass auch nach

der Krise herausfordernde Zeiten anstehen

werden, aber jetzt steht der Fokus

erst einmal darauf, das Kletterzentrum

auf die Zeit nach der Krise optimal

vorzubereiten.db

Bonn. Vor 150 Jahren begann „postamtlich“

die Ära der Postkarte in

Deutschland, seinerzeit noch „Correspondenzkarte“

genannt.

Eingeführt hatte sie der Postreformer

Heinrich von Stephan als günstige Mitteilungsform

für die Bevölkerung. Heute ist

die Postkarte immer noch ein beliebtes

Kommunikationsmedium für Urlaubsgrüße,

Glückwünsche,

Danksagungen sowie

humorvolle, aber auch

aufmunternde Botschaften,

gerade in

diesen Corona-Zeiten.

Und nach wie vor gilt:

Urlaubszeit ist Postkartenzeit.

Einer Umfrage

des Digitalverbands

Bitkom aus dem letzten

Jahr zufolge schreibt

mehr als jede zweite

Person im Urlaub eine

Karte oder einen Brief.

Dabei kamen die meisten Ansichtskarten

nach Erhebungen der Deutschen

Post aus Italien, gefolgt von Frankreich,

Österreich, Spanien und der Türkei.

Für 2020 erwartet die Deutsche Post

allerdings einen Rückgang der Ansichtskarten

aus dem Urlaub, da wegen

Corona weniger Reisen ins Ausland

stattfinden konnten.

db

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3/2020 durchblick 9



Kurz berichtet

Kurz berichtet

Senec@fè online: sich übers Internet sehen und sprechen.

Senec@fé wieder geöffnet

Angebote an Corona-Alltag angepasst

Siegen. Viele Digital-Kompass-Standorte

– so auch das Senec@fé in Siegen –

haben ihre Angebote in kürzester Zeit

an den neuen Corona-Alltag angepasst.

Dazu schreibt uns ALTERAktiv, Betreiber

des Senec@fés im Haus Herbstzeitlos:

Normalerweise bieten die Standorte vor

Ort persönliche Sprechstunden oder Kurse,

oft bei Kaffee und Kuchen und mit

viel persönlichem Austausch. Bis das

wieder möglich ist, helfen unsere Standorte

mit unterschiedlichen Formaten und

nutzen genau jene Online-Möglichkeiten.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des

Senec@fés haben, nachdem das Haus

Herbstzeitlos geschlossen wurde, verschiedene

Programme getestet und

dann die einzelnen Besuchergruppen

eingeladen, an Online-Meetings über

das Programm „Zoom Meetings“ teilzunehmen.

Nach einer kurzen Einübung

war es dann möglich sich zu sehen und

miteinander zu „klönen“. Für die meisten

eine ganz neue Erfahrung, denn es

funktioniert auch in einer großen Gruppe.

Der Vorstand von ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein

e.V. trifft sich schon

seit einiger Zeit zu Besprechungen

über Zoom.Inzwischen gibt es auch

über Whatsapp die Möglichkeit kleine

Videokonferenzen zu machen. Wir

denken, dass gerade auch ältere Menschen

sich in diese Möglichkeiten einführen

lassen sollten, um Kontakte mit

ihren Lieben zu pflegen. Das Senec@

fé ist mit Corona-Einschränkungen und

Anmeldepflicht wieder geöffnet. Wer

Hilfe braucht, kann sich über die Mailadresse:

senecafe@senioren-siegen.de

informieren. Die Mails werden weitergeleitet,

so dass sie immer zeitnah gelesen

und beantwortet werden. ALTERAktiv

Burbacher

Bücherflohmarkt

Burbach. Was tun, wenn man auf

einmal mehr Zeit zuhause verbringen

kann, die Gartenarbeit getan ist und

Ruhe im Haus einkehrt? Ein gutes

Buch sollte da definitiv nicht fehlen.

Deswegen öffnet der große Burbacher

Bücherflohmarkt in der Hellertalschule,

natürlich unter vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen,

seine Türen jetzt

regelmäßig montags und freitags von

15 bis 17 Uhr.

In bewährter und sortierter Weise

werden wieder viele neue Bücher

präsentiert, die in letzter Zeit eingetroffen

sind. Kinderbücher, Bildbände,

Reiseführer, Romane und Krimis in verschiedensten

Ausführungen warten darauf,

entdeckt zu werden. Bücher, die

nicht mehr im Buchhandel zu erhalten

sind, können am Flohmarkt gefunden

werden. Aber auch Neuerscheinungen

sind immer wieder dazwischen.

Ob zum Vorlesen, Selberlesen oder

Wiederlesen — hier ist für Jeden etwas

dabei.db

Ort: Hellertalschule Burbach,

Killingstraße 10. Veranstalter:

Kulturbüro Burbach, 02736/4588

Die Präsenz seiner Kunstwerke in Museen, im öffentlichen Raum und in privaten

Sammlungen, sowie durch Preise und Auszeichnungen ist eindrucksvoll belegt.

Bilderinstallationen

Malerei und Zeichnungen von Eberhard Stroot

Kreuztal. Bewegung ist auf allen Ebenen

Thema von Eberhard Stroot. Der

multimedial arbeitende Künstler inszeniert

den Facettenreichtum der Emotion.

Das Animalische, Urwüchsige, Sinnliche,

Grazile, verschmilzt zu einer poetischen

Gesamtkomposition. Im Tanz zum Beispiel,

ein immer wiederkehrendes Thema,

integrieren sich Anmut, Explosivität,

Geschlechterkampf und letztendlich die

Auseinandersetzung mit sich selbst.

All die dazu entstandenen Zeichnungen,

Malereien, Objekte und auch Plastiken

erscheinen als Momentaufnahmen, werden

zur Poesie, zeigen beredte Augenblicke

aus dem Ablauf der Bewegung.

Die Klarheit und Exaktheit der ausdrucksstarken

„Strootschen Bewegungswelten“

basieren auf Eigenerlebtem,

seiner treffsicheren Beobachtung,

die im Spielerischen Erkenntnis findet

und von einer Leichtigkeit getragen wird.

Die Vielseitigkeit des Künstlers zeigt

sich auch in der Auswahl von Materialien.

Sein Schaffen findet auf Leinwänden,

Acrylglas, Holz, Papier und Aluminiumblechen

statt. In wellenförmiger Ausdehnung,

wie das Wasser nach einem

Steinwurf, umkreist Stroot sein großes

Thema, lässt nichts aus, fasziniert vom

ewig Alten und immer Neuen. Und wenn

die letzte Welle verebbt ist, wirft er einen

neuen Stein.

Erstmalig im Kulturbahnhof Kreuztal

und der Stadtbibliothek Kreuztal gleichzeitig

werden Werke des Künstlers gezeigt.

Der Ausstellungszeitraum ist bis

einschließlich 18. September 2020. db

Stolz auf Ehrenamtliche

Siegen-Wittgenstein. Das Rote Kreuz

ist mit seinen rund 1.000 ehrenamtlichen

Rotkreuzler seit Beginn der Corona

Krise weit mehr als sonst in Einsätze

eingebunden. Es zeigt sich wieder, wie

bedeutend es ist, auf Ehrenamtliche

schnell zurückgreifen zu können.

Seit März 2020 hat das DRK-Ehrenamt

in Siegen-Wittgenstein rund 100

Krankentransporte mit Covid-19-Infizierten

oder Verdachtsfällen durchgeführt.

Zudem wurden in der gemeinsamen

Einsatzleitung von DRK und

Maltesern rund 150 Hilfeersuchen für

„SiWi hilft“ vermittelt.

Es wurde bei der Einrichtung und

Reaktivierung des Kredenbacher Krankenhauses

unterstützt und mehrfach

Corona-Krise Palletten mit Schutzausrüstungen

nach Siegen transportiert.

Dazu entsandte man DRK-Teams nach

Berlin und Gütersloh, um bei der Entnahme

von Covid-19-Tests zu unterstützen.db

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Kurz berichtet

Kurz berichtet

Zu Hause wohnen im Alter

Beratungsstelle gibt Tipps für barrierefreies Wohnen

Zwei neue Ratgeber der Verbraucherzentrale

Im Buchhandel und Online erhältlich

Für persönliche Beratungen stehen

Wohnberaterin Anna Lena Krieger und

Sabine Böhmer-Merz zur Verfügung.

Siegen. Die meisten Menschen teilen

im Alter einen Wunsch: Möglichst lang

in den eigenen vier Wänden leben zu

können. Doch oft sind diese eben für die

Ansprüche eines jungen Menschen gebaut

oder eingerichtet worden. Und was

mit Anfang 30 praktisch und chic war,

kann mit Anfang 80 zum Hindernis und

Problem werden. Deshalb ist es sinnvoll,

sich bei den Mitarbeiterinnen der

Wohnberatung Siegen-Wittgenstein e.V.

Hilfe und Rat zu suchen, um möglichst

rechtzeitig individuelle Lösungen für

die eigene Situation zu erarbeiten.

Zwei Wohnberaterinnen stehen bei

Fragen rund um den barrierefreien,

altengerechten Haus- oder Wohnungsumbau

zur Verfügung. Außerdem stellen

sie Möglichkeiten der finanziellen

Unterstützung und der Beantragung

von Förder- oder Hilfsmitteln sowie das

Wohnen mit Demenz vor. Seit Anfang

März 2020 verstärkt Sabine Böhmer-

Merz das Beratungsteam. „Oftmals

können schon kleine und einfache Änderungen

den älteren Menschen wieder

mehr Lebensqualität geben“, sagt

sie. „Manchmal hilft ein Handlauf, das

Entfernen von Teppichen oder ein Haltegriff.

Oft liegt das größte Problem im

Badezimmer oder bei der Treppe. Dort

wird dann ein größerer Umbau notwendig“,

ergänzt Anna-Lena Krieger,

die seit Januar 2019 bei der Wohnberatung

Siegen-Wittgenstein e.V. tätig

ist. Zuletzt führt altersgerechtes Wohnen

dazu, dass Unfälle verhindert werden

können, die Pflege erleichtert und

selbstständiges Wohnen in den eigenen

vier Wänden ermöglicht wird.

Die Hilfe steht sowohl älteren Menschen,

Menschen mit Handicap und

Personen, die in jüngeren Jahren an

Mit der Rikscha unterwegs

Siegen. Die erste Rikscha des Vereins

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.

und der Siegener Bürgerstiftung fährt

bereits. Sie findet hohen Zuspruch und

starkes Interesse bei den Siegener Senioren,

besonders bei den Bewohnern

von Alten- und Pflegeheimen, deren

Teilnahme am öffentlichen Leben doch

sehr eingeschränkt ist.

Bereits über 120 Interessenten stehen

auf den Wartelisten in verschiedenen Einrichtungen

der stationären Altenpflege im

Raum Siegen

und warten

darauf, dass

sich die strengen

Corona-

Regeln lockern

und die Heime

ihre Türen für

Ausfahrten mit

der Rikscha

wieder öffnen

dürfen. Auch

Anmeldungen und Auskunft zu Rikschafahrten: Klaus Reifenrath,

0171-8821420, E-Mail: Radeln@kr57.de

das Alter denken, zur Verfügung. Somit

für all jene, die entweder akut Lösungen

für ihr räumliches Umfeld benötigen

oder sich präventiv mit diesem

Thema beschäftigen möchten.

Die Beratung findet immer im persönlichen

Gespräch, entweder am Telefon,

meistens aber vor Ort bei einem Hausbesuch,

statt. Neben Umbaumaßnahmen

oder Veränderungen werden auch

alternative Wohnmöglichkeiten besprochen.

Die Mitarbeiterinnen können auf

ein gutes Netzwerk in Siegen-Wittgenstein

und in Nordrhein-Westfalen zurückgreifen,

um eine möglichst umfassende

Unterstützung geben zu können.

Die Wohnberater arbeiten unabhängig

und vertraulich. Die Beratung ist

kostenfrei, sie wird vom Kreis Siegen-

Wittgenstein und den Pflegekassen

NRW finanziert. Die Wohnberatung

Siegen-Wittgenstein ist ein Verein, der

von Einzelpersonen, dem AWO Kreisverband

SiegenWittgenstein/Olpe,

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.

und dem Caritasverband Siegen-Wittgenstein

e.V. getragen wird.

Eine Terminvereinbarung ist unter

(02 71) 31 39 27 51 oder per E-Mail

info@wohnberatung-siwi.de möglich.

Weitere Informationen gibt es unter

www.wohnberatung-siwi.de db

die 14 geschulten,

ehrenamtlichen

Piloten stehen in den Startlöchern,

bereit für eine Fahrt ins Grüne, zu einem

Lieblingsplatz oder in die Eisdiele, ganz

nach den persönlichen Wünschen der

Fahrgäste. Schon jetzt nutzen und genießen

Senioren unter Einhaltung der

Coronabeschränkungen die Ausfahrten.

Das kostenlose Angebot richtet sich auch

an jüngere Menschen, denen durch eingeschränkte

Mobilität die Teilnahme am

gesellschaftlichen Leben erschwert ist.

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.

plant die Anschaffung von insgesamt

drei Rikschas für Siegen. Die Hälfte der

benötigten Summe für die zweite Rikscha

liegt dank der großzügigen Spende

der Krombacher Brauerei nun bereit,

und in Holland wartet schon die zweite

Rikscha auf ihren Abruf.

db

Spendenkonto:

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.

IBAN: DE05 4605 0001 0001 2364 70

Verwendungszweck: Fahrrad

Der Ratgeber hat 224 Seiten und

kostet 16,90, als E-Book 12,99 Euro

Siegen. Zuhören, trösten, ermutigen

und den Alltag gestalten – zur häuslichen

Pflege eines Menschen gehört

mehr, als sich um finanzielle Fragen

zu kümmern oder Hilfsmittel, medizinische

Betreuung und Unterstützung

zu organisieren.

Im Ratgeber der Verbraucherzentrale

„Pflege zu Hause“ berichten Angehörige

aus der Praxis.

Auch sie mussten sich in dieser Rolle

erst einmal ausprobieren, sich arrangieren

und individuelle Lösungen

finden. Denn jede Situation ist anders,

und so unterscheidet sich auch der

Alltag in den Familien.

Dennoch gibt es Fragen, die alle

betreffen und im Buch beantwortet

werden. Welche Leistungen stehen

Pflegebedürftigen zu?

Wie lässt sich der Tag strukturieren?

Welche Unterstützungsmöglichkeiten

gibt es? Wie lassen sich Beruf und

Pflege verbinden? Angehörige erhalten

hierzu Informationen und Tipps

sowie Hinweise zu rechtlichen Regelungen.

Das Antrags-ABC im letzten Kapitel

zeigt die wichtigsten Anträge. Je

früher Unterstützung organisiert ist,

desto eher ist auch wieder Platz für

eine neue Alltagsroutine, inklusive

Auszeiten, in denen Angehörige Kraft

tanken können.

db

Siegen. Das Gutachten des Medizinischen

Dienstes der Krankenkassen ist

ausschlaggebend für die Bewilligung

eines Pflegegrads. Für Betroffene und

Angehörige ist der zugehörige Termin

deshalb überaus wichtig. Der neue Ratgeber

bietet umfassende Vorbereitung

auf diesen Termin, der (zumindest bis

Redaktionsschluss) auch per Telefon

wahrgenommen werden kann.

Als Reaktion auf die Corona-Pandemie

findet diese Begutachtung zwar

vorerst nicht mehr als Hausbesuch statt,

um das Infektionsrisiko der besonders

gefährdeten Gruppen zu vermindern.

Nötige Informationen werden derzeit

telefonisch oder digital abgefragt. Doch

auch auf einen solchen Termin gilt es,

sich umfassend vorzubereiten – denn

die Fragen und Kriterien zur individuellen

Einstufung sind unverändert geblieben.

Der Ratgeber der Verbraucherzentrale

„Das Pflegegutachten“ informiert,

worauf die Gutachter ein Auge haben.

Anhand festgelegter Kriterien schätzen

diese ein, wie selbstständig oder unselbstständig

der oder die Betroffene

ist. Die Leserinnen und Leser erhalten

einen Überblick über das Verfahren

sowie die möglichen Leistungen der

Pflegeversicherung. Enthalten sind im

Buch zudem Verhaltenstipps für die

Befragung und ein Musterbrief für den

Der Ratgeber hat 152 Seiten und

kostet 9,90 Euro

Fall, dass Widerspruch gegen den Bescheid

eingelegt werden soll. Anhand

der ausführlichen Checklisten im Anhang

können Angehörige im Vorfeld

alle Bereiche durchgehen, die der Gutachter

abklopft.

Beide Werke können Online unter

www.ratgeber-verbraucherzentrale.de

oder unter 0211 / 38 09-555 bestellt

werden. Der Ratgeber ist natürlich auch

im Buchhandel erhältlich.

db

12 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 13



Aus den Siegener Stadtbeiräten

Erste Sitzung nach Corona-Pause

Verteilung von Fördermitteln im Mittelpunkt

Dr. Wolfang Bauch

Siegen. Zu seiner ersten Sitzung nach

mehrmonatiger Corona-Pause war

der Seniorenbeirat der Stadt Siegen

im Großen Sitzungssaal des Geisweider

Rathauses zusammengekommen.

Horst Bach reflektierte den Ablauf der

Ereignisse in den vergangenen Monaten

und forderte Erfahrungsberichte

mit dem Corona-Virus aus den städtischen

Alten- und Pflegeheimen, um für

das Auftreten möglicher weiterer „Wellen“

der Pandemie gewappnet zu sein.

Daher wird der zuständige Arbeitskreis

Gesundheit und Pflege des Seniorenbeirats

mit den beiden Ärzten Dr.

Wolfgang Bauch und Dr. Maria Czell als

Vorsitzende Erfahrungsberichte einholen

und in der nächsten Beiratssitzung

darüber berichten.

Des Weiteren bedankte sich Dr. Horst

Bach bei der Bauverwaltung um Stadtbaurat

Henrik Schumann für den Einstieg

in die Umsetzung des städtischen

Wohnbaulandkonzeptes.

Schließlich gehöre die Bereitstellung

von bezahlbarem Wohnraum zu den

wichtigsten Forderungen in der Agenda

des Siegener Seniorenbeirats, so Horst

Bach. Er bedauerte in diesem Zusammenhang

den parteipolitischen Streit

um das von der Verwaltung vorgeschlagene

Baugebiet auf dem Siegener

Giersberg, freute sich aber umso mehr

auf die Beplanung des offenbar unstrittigen

Baugebietes rund um den alten

Schießberg-Sportplatz in Geisweid.

Dr. Maria Czell

Hier hob der Beiratsvorsitzende vor

allem hervor, dass bei der Schaffung

von bedarfsgerechtem und bezahlbarem

Wohnraum mindestens ein Viertel

der Geschossfläche aus geförderten

Wohneinheiten bestehen soll. Wie das

bei den im „Konzeptverfahren“ zu verkaufenden

einzelnen Baufeldern nachgeprüft

werden soll, darüber herrschte

im Beirat allerdings weitgehend Unklarheit.

eg

Rainer Damerius im Ruhestand

Siegen. Nach 29

Dienstjahren ist

Rainer Damerius

als langjähriger

Behindertenbeauftragter

der Stadt

Siegen in den Ruhestand

getreten:

Seit 1991 hatte er

Rainer Damerius mit seiner Frau Anja

sich als Ansprechpartner,

Interessenvertreter und Ratgeber für die Belange

von Menschen mit Handicaps und Beeinträchtigungen eingesetzt.

In der vergangenen Sitzung des Beirats der Menschen

mit Behinderung wurde er von Bürgermeister Steffen Mues

offiziell verabschiedet. „Als Mittler zwischen Menschen mit

Behinderung und kommunalen Behörden und Einrichtungen

haben Sie unermüdlich dazu beigetragen, Benachteiligungen

zu vermindern oder zu beseitigen.“ Er dankte Damerius für

sein Engagement: „Sie haben wie kein anderer darum gerungen

und sich dafür eingesetzt, dass die Belange der Menschen

mit Handicaps Gehör und Gesicht finden.“

Im Jahr 1991 war Damerius zur Stadt Siegen gekommen. Seit

Oktober 1997 übte er die Aufgaben des Beauftragten für Behindertenfragen

aus. Mit Nachdruck hat sich der Siegener dafür

eingesetzt, dass aus der Behinderten-Selbsthilfe ein gewählter

Behindertenbeirat wurde, der sich als Sprachrohr für die rund

18.000 schwerbehinderten Menschen in Siegen einsetzt.

In seiner Abschiedsrede vor dem Beirat dankte Damerius

allen Kolleginnen und Kollegen bei der Stadt, die mit ihm für

die Sache von Menschen mit Behinderung gestritten haben.

Aber auch jenen, mit denen aufgrund unterschiedlicher Auffassungen

gerungen werden musste, dankte er für das Lernen

durch konstruktive Auseinandersetzungen. Damerius rief alle

Betroffenen auf, „wachsam darauf zu achten, dass Erreichtes

nicht zurückgeschraubt wird und Menschen mit Behinderung

in Siegen weiterhin wahr- und ernstgenommen werden“ db

14 durchblick 3/2020

3/2020 durchblick 15



Street-Art

Siegen wird bunter

Ein Hingucker in der Frankfurter Straße, das Fassadengemälde am Löhrtor-Gymnasium (GAL)

Na, so was! Ein Rieseneisbär mit Selfiestick und gleich

um die Ecke ein riesiger Affe, der mit frechen Gesten

und Zähnefletschen wohl eine Botschaft für die Betrachter

hat. Heiß diskutiert wurde im Herbst 2017 über das

neue Fassadengemälde des Gymnasiums am Löhrtor (GAL)

an der Frankfurter Straße. Das Künstlerteam Jan Bresinski aus

Eitorf und Charles Bhebe aus Simbabwe stellten das Mega-

Bild in nur zwei Wochen fertig. Im Vorfeld wurde das Thema

Nachhaltigkeit mit Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums

recherchiert, lange diskutiert, und gemeinsam projektiert.

Die Aufgabe war es, die Agenda 2030 der Vereinten Nationen

mit 17 Nachhaltigkeitszielen

auf 300 Quadratmetern

zu visualisieren.

Dieses Fassadenbild gehörte

zu der Kampagne

Angst.

Fassadenteil am GAL

„Weltbaustellen NRW“.

Ein Mega-Projekt für alle

Beteiligten.

Zu Themen wie Armut,

Bildung, Ungleichheit

oder Klimawandel

wurden zwei Zonen gestaltet.

Übrigens knapp

ein Jahr vor dem ersten

Schulstreik von Greta

Thunberg mit ihrem

legendären Plakat vor

dem schwedischen Parlament,

aus dem dann

die Fridays-for-Future-

Bewegung wurde. Die untere Zone zeigt, ja, die da unten

im Überlebenskampf. Und oben, fernab der Lebenswelt der

„Normalbürger“, die da oben. Die in einer fernen, abgeschotteten

und kalten Metropole in ihrer eigenen Parallelwelt leben.

Der Reichtum ist undurchschaubar und anonym, er zeigt kein

Gesicht. Es besteht keine Verbindung zwischen beiden Ebenen.

Den Menschen unter den Brückenpfeilern steht das Wasser

bis zum Hals, sie müssen jeden Tag neu kämpfen, haben

Ängste und Sorgen. Jedenfalls hält uns das Wandbild überspitzt

und kritisch einen Spiegel unserer Gesellschaft vor Augen.

Menschen, Tieren und Pflanzen droht buchstäblich der

Untergang mit der nächsten Flutwelle. Es ist fünf vor zwölf!

Die bunte, poppige Malerei entpuppt sich eher als Horrorszenario

unserer globalen Welt. Ob die Undurchlässigkeit und

Ungleichheit unserer Gesellschaft bestehen bleibt, beschäftigt

sicher noch die kommenden Generationen.

Die beiden Künstler Bhebe und Bresinski wollten natürlich

keine eigenen Erklärungen abgeben. „Es lässt Spielraum

für eigene Interpretationen“, sagten sie in einem Interview.

Es ist fünf vor zwölf, mahnt auch das im Juni dieses

Jahres geschaffene Graffito „Leave No One behind“ (Lass

niemanden zurück) an einem Lieblingsplatz von Siegen,

der sonnigen Flaniermeile am Siegufer. Geschaffen wurde

es im Sommer 2020 im Rahmen des Siegener Urban-Art-

Festivals „Out And About“. Beim 2003 gegründeten Kulturund

Jugendverein Style Fiasko steht die Hip-Hop-Kultur

im Mittelpunkt. Ziel ist es, Jungendlichen Wege zu zeigen,

Konflikte nicht mit Gewalt, sondern im kreativen Wettbewerb

auszutragen. Fröhliche Hip-Hop-Musik, Breakdance,

Rap oder gemeinsame künstlerische Aktionen schaffen

eine positive Lebenseinstellung. Lieber eine coole Truppe

als gewaltbereite Gangs. Eine Aktion konnte am 13. Juni

live miterlebt werden. Gut gelaunte Jugendliche sprayten

mit Farben, Eimern, Leitern, Mund- und Nasenschutzmasken

ausgerüstet ihr Statement an die Wand. „Leave No One

Behind“ steht in markanten, kantigen Lettern neben dem

Schiff: das Motto der internationalen Hilfsorganisation

Seebrücke. Durch Corona steht seit März dieses Jahres das

Flüchtlingsthema nicht mehr so im Fokus der Öffentlichkeit.

Umso wichtiger war es Style Fiasko, dieses Thema nachdrücklich

noch einmal plakativ mitten in Siegen auf eine 20

Meter lange Mauer zu sprayen. Neben der Sieg scheint das

schnelle Rettungsschiff auf die Betrachter zuzukommen mit

seiner Mahnung, keinen zurück zu lassen und fordert unsere

Empathie und Solidarität ein. Noch bis Ende August mahnte

die „Seebrücke“ an das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer.

Eine andere Jugendgruppe wird die Malfläche übernehmen

und uns wahrscheinlich mit einem frechen Henner und Frieder

Comic überraschen.

Typisch für Straßenkunst: oft ist sie nicht permanent,

sie ändert sich oder verschwindet ganz. Hier ist alles legal.

Meist sind aber Graffiti illegal, werden anonym oder unter

Pseudonym gesprayt oder eher geschmiert. Vor allem

rund um Bahnhöfe und Züge, an Autobahnen und Schallschluckwänden

überbieten sich die Sprayer mit waghalsigen

Manövern, um ihre Botschaften zu verewigen. Um

diese Schmierereien zu beseitigen, geben die Kommunen

Geld ohne Ende aus. Doch kaum ist der Reinigungstrupp

weg, kommen schon wieder andere Graffiti-Sprayer.

Die Gruppe Style Fiasko hatte auch vor einiger Zeit

schon für Aufsehen gesorgt, als sie die Unterführungen

Titel

zum Bahnhof und zur Siegerlandhalle mit freundlich

bunten Grafitti heller und freundlicher gestaltete. Vorher

waren diese Passagen eher Orte, die man meidet. Und ein

Spielfeld für Vandalen mit der Spraydose.

Ein Freiraum für Jugendliche in Siegen ist der Skatepark

am Goldammerweg in Eiserfeld. Nachmittags kann

man hier vor allem sportbegeisterte Jungen mit ihren BMX-

Rädern, Roller-Skates oder Stunt-Scootern beim Trainieren

treffen. Und natürlich beim chillen. Hier werden auch

Kurse in den verschiedenen Disziplinen angeboten. Action

ist auf dem Spielplatz mit den verschiedenen Rampentypen

angesagt. Oben hinter der Hauptrampe sieht man ein

dazu passendes grellbuntes Graffito – wieder mit typischen

markanten, kantigen und übergroßen Buchstaben, die sich

nicht recht entziffern lassen. Aber sie vermitteln Explosion,

Aktion und Dynamik. Hier können sich die Kids so richtig

auspowern. Frust und Aggression abbauen. Der Skatepark

wurde 2004/5 von der Stadt Siegen gebaut.

Ein paar Straßen weiter vom Siegufer entfernt im Häutebachweg

9 sieht man heute noch die Fassadenmalerei

von Uwe Pieper und Walter Helsper, einst bunt und spektakulär.

Fast 40 Jahre hält nun schon die mystische Malerei

der Witterung stand. Wenn auch inzwischen verblasst – die

Farbe bröckelt – verzaubert sie Betrachter von heute mit

ihrem morbiden Charme. „Ich freue mich jedes Mal, wenn

ich an dieser Fassade vorbei gehe“, sagt eine ältere Passantin

„wenn auch das Haus der ehemaligen Galerie heute in

einem eher desolaten Zustand ist“.

Man sieht einen theatralischen Prospekt, den das Künstlerteam

zur Eröffnung der Galerie Kaiser am 3.10.1981 hier

Weltuntergang, Ausschnitt aus dem Fassadengemälde am GAL

16 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 17



Titel

Titel

Ein Bild der Gruppe Style Fiasko, war anslässlich des Urban-Art-Festivals am Herrengarten zu sehen

geschaffen hatte. Magdalena Kaiser-Pieper erklärt, dass es sich

hierbei um Phantasien in Anlehnung an den belgischen Surrealisten

Paul Delveaux handelt. Uwe Pieper war ja immer ein

Freund von Zitaten aus der Kunstgeschichte, die er mit Witz

und Phantasie in neue Zusammenhänge brachte. Man sieht

mediterrane Landschaften, römische Villen mit ihren Gärten

und Innenhöfen. Ist es das Elysium, die paradiesischen Gefilde

aus der antiken Welt? Ein Traum, ein Märchen? Weibliche

Gestalten, die das Bild beleben, strahlen Würde aus. Es scheint

eine melancholische Stimmung über allen zu schweben. Im

Eingangsbereich sieht man elegante Frauen in edlen Gewändern

und mit üppigen Frisuren, die vor filigranen Ornamenten

stehen, um die Gäste und Besucher des Hauses zu begrüßen!

Vielleicht hat Uwe Pieper hier auch seine Ehefrau Magdalena

portraitiert? Die Malerei im unteren Bereich erinnert auch an

die Wiener Kunst um 1900, etwa an Gustav Klimt.

Schön, dass es diese Malerei noch gibt. In Memoriam

an die beiden sehr verschiedenen Künstler-Stars aus Siegen.

Street-Art im Skatepark am Goldammerweg

Uwe Pieper, der eher ruhige Typ, ist vor einem Jahr verstorben.

Walter Helsper, der mit seinem unruhigen Künstlerleben oft

für Aufsehen sorgte. Helsper war übrigens auch Plakatmaler

und mit großformatigen Projekten vertraut. Er verstarb 1992.

Natürlich kann man bei einem Rundgang durch Siegen

die vielen bunten Hingucker, die bemalten Stromkästen nicht

übersehen. Seit Anfang der Tausender Jahre wurde dies in

Deutschland ein Trend. Viele Hobbykreative machten sich

ans Werk. Seit dem NRW-Tag in Siegen 2010 ziehen die bemalten

Kästen fast überall die Blicke auf sich. Natürlich ist

auch ein Portrait von Peter Paul Rubens dabei. Die Initiative

„Siegen sind wir“ steht hinter den bemalten Stromkästen. Der

ehemalige Konrektor der Hauptschule in Achenbach, Martin

Zielke, hatte Ende 2004 eine Idee. Stromkästen mit schlimmen

Sprüchen und Beleidigungen in Nachbarschaft der Schule

wurden als Projektarbeit für seine Schüler mit positiven,

freundlichen Motiven übermalt. Aus diesem Projekt wurde

dann die Initiative "Siegen sind wir." Und schon gut 30 Jahre

früher hatte eine Kunstlehrerin

in Nethpen eine

ähnliche Idee. Poppig und

bunt bemalten ihre Schüler

die oft tristen öffentlichen

Buswartehäuschen. Aber

auch professionelle Maler

gestalteten wahre Kunstwerke.

In Siegen fallen besonders

die perfekt bemalten

Stromkästen von RWE

auf, die besondere Motive

der Stadt zeigen. Ein Highlight

ist die alte RWE Station

am Kreisverkehr Brüderweg,

die seit einigen

Jahren am ehemals öden

Rundverkehr einen freund-

Heute stark verblichen: theatralische Fassadenmalerei von Uwe Pieper und Walter Helsper

lichen Akzent setzt. Es macht mehr Spaß, an

einem eher romantischen Floristikgeschäft

(Trompe d´oeil Malerei) vorbeizuradeln als

an einer vergammelten Stromstation. Eine

perfekte Illusion zu allen Jahreszeiten.

Hip-Hop-Szene, phantastischer Surrealismus

oder Graffiti: Street Art findet schon

lange nicht mehr nur in Berlin, Köln oder

London statt. Nach und nach hat die Urban

Art auch nach Siegen gefunden und ganz

neue Akzente im Straßenbild geschaffen. So

wie den Eisbären mit dem Selfiestick an der

Frankfurter Straße.

Für Interessierte ein Tipp: die Broschüre

„Kunst am Bau“ von Dr. Gunhild Müller-Zimmermann,

aktuelle Ausgabe 2019,

erhältlich bei der Tourist-Information im

Rathaus Siegen.

Fotos: Hartmut Reeh, Text: Tessie Reeh

In eigener Sache: Wir planen in der nächsten

Ausgabe weitere Street-Art-Bilder zu veröffentlichen,

dafür brauchen wir Sie. Näheres

auf den Seiten 3 (Aus der Redaktion) und 74

(durchblick verlost Freikarten).

Der Blumenladen, eine optische Täuschung

des Stromhäuschens am Kreisverkehr Brüder Weg

18 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 19



Kultur

Siegerlandmuseum sucht Zeitzeugen

Ein Geschichtsbild aus persönlichen Erinnerungen

Ein Bild zum Erinnern: 1969 begann das Stöbern auf dem Geisweider Flohmarkt

Ein Museum ist eine Institution, die Dinge aus der Vergangenheit

aufbewahrt und präsentiert, damit Personen

und Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten und

Zusammenhänge für die Nachgeborenen transparent und anschaulich

werden. Dies ist eine einfache und allseits bekannte

Formel, die auch auf die Arbeit des Siegerlandmuseum zutrifft.

Seit kurzem geht das Siegerlandmuseum jedoch auch

neue Wege, um seinen Sammlungsbereich zur Stadtgeschichte

zu erweitern. Unter dem Motto „Unser Siegen“

werden von einer Redaktion seit Anfang des Jahres Zeitzeugenberichte

gesammelt und auf einer gleichnamigen

Homepage veröffentlicht. Ziel ist es, so erläutert Astrid

Schneider, Leiterin der städtischen Kulturabteilung, ein

Geschichtsbild aus persönlichen Erinnerungen zu schaffen.

Zur Sprache kommen sollen Siegenerinnen und Siegener,

die Facetten aus dem Alltagsgeschehen der letzten 70 Jahre

schildern können und mit anderen teilen wollen.

Die Bandbreite an Themen, die dabei Gegenstand der

Beschreibung werden kann, ist nahezu unerschöpflich, wie

ein Blick auf die bereits eingegangenen Beiträge zeigt. Da

erzählt zum Beispiel die 105jährige Helene Wildenberg, wie

Sie 1944 half, den Brand im Oberen Schloss zu löschen, der

durch eine Bombe entstanden war. Ernst Göckus erinnert

sich an seinen ersten Besuch in der Siegener Badeanstalt

auf der Sieghütte in den 50er Jahren und Mario Görög, Organisator

des Geisweider Flohmarkts, lässt die Geschichte

des größten Trödeltreffpunkts der Region Revue passieren.

„Jedermann, der hier lebt“, da ist sich Astrid Schneider

sicher „hat Erinnerungen, die mit Orten, Personen, Traditionen

und Ereignissen in Siegen verbunden sind. Es sind

nicht immer die Schlagzeilen, sondern die Alltagsgeschichten,

die dem Bild der jüngeren Geschichte die Farbe geben.“

Aus diesem Grund sind Siegerlandmuseum und Kulturabteilung

auf der Suche nach Zeitzeugen aus allen Stadtteilen

von Siegen und aus allen Generationen. Willkommen sind

Geschichten, die als Text abgefasst sind. Noch authentischer

wirken die Berichte, wenn sie vor laufender Videokamera

gegeben werden oder als Audiodatei aufgenommen werden.

„In jedem Fall“, so Astrid Schneider „geben wir Hilfestellung.

Die Tatsache, dass das Internet zur Veröffentlichung genutzt

wird, soll für die älteren MitbürgerInnen nicht zum Hindernis

werden, sich aktiv zu beteiligen.“ Hilfestellung heißt konkret:

Für Gespräche, die aufgezeichnet werden, verabredet die

Redaktion mit den Interviewpartnern Termine. Manuskripte

werden vor der Veröffentlichung gesichtet und besprochen,

damit die Verständlichkeit und Lesbarkeit gewährleistet ist.

Das Projekt „Unser Siegen“ wird von der Kulturregion

Südwestfalen mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen

noch bis Ende 2020 gefördert. Das Sammeln von Zeitzeugenberichten

soll aber dauerhaft Aufgabe des Siegerlandmuseums

bleiben und

in das Konzept

des Neuen Siegerlandmuseums,

das

zur Zeit erarbeitet

wird, eingehen.

Wer sich als Zeitzeuge

zur Verfügung

stellen will,

kann sich gerne an

folgenden Kontakt

bei der Kulturabteilung

der Stadt

Siegen wenden:

j.rottler@siegen.de

0271/404-1528.

Die Adresse der

Homepage, auf

der sich die gesammelten

Beiträge

befinden,

lautet www.unser

-siegen.com

Pressestelle der

Stadt Siegen

20 durchblick 3/2020

Foto: Horst Günter Simon



Buchbesprechung

Buchbesprechung

Crime im Heim

Ein Altenheim als Ort geheimnisvoller Verbrechen

480 Seiten und kostet 15,00 Euro

ISBN: 978-3-86532-586-0

In der Seniorenresidenz

„Stift

Haus Fröhlich

Abendschein“ in

Lippeneutrup, einem

Fantasieort in den

Lippeauen irgendwo

zwischen Dorsten,

Haltern und Dülmen,

geschehen seltsame

Dinge. In dem Krimi

„Pumpernickelblut“

des Autors Herbert

Knorr, der auch als

promovierter Literaturwissenschaftler

bekannt ist, spielen

die Bewohner

des Altenheims die

Hauptrollen. Bewohnerin Else Erpenbeck und die neue

Belegungsmanagerin Anna Müller als Hobbydetektivinnen

gehen den seltsamen Geschehnissen auf den Grund.

Dabei begeben sie sich sogar in Lebensgefahr.

In „Pumpernickelblut“ gibt es eine Menge Frauengestalten,

denn außer den beiden genannten kommen noch die

„Grand Dame“ der Altersresidenz Margarete Schlachthauer,

die einen Fond für gefallene Mädchen gegründet hat. Was

wiederum mit ihrer Vergangenheit zu tun hat. Das versoffene

Paulinchen oder auch die arme Frau Sutthoff spielen

ebenfalls eine Rolle. Dass sich die Belegungsmanagerin

in den gut aussehenden Kommissar, der im Heim ermittelt,

verliebt, muss in einem solchen Roman einfach sein. Der

Autor war mit der Schauspielerin Marie-Luise Marjahn (bekannt

vor allem als Mutter Beimer in der „Lindenstraße) mit

dem Buch auf Lesereise. Dabei machten sie auch Station in

der Weißen Villa in Dreslers Park in Kreuztal.

Der Autor wurde natürlich gefragt, wie er auf Crime im

Heim gekommen sei. Seine Antwort: „Das hat auch familiäre

Hintergründe. Ich habe Pflegezusammenhänge kennengelernt

und zwar zu Hause und im Heim und wurde

auch immer mal wieder angesprochen, dass ich doch mal

was übers Seniorenheim schreiben sollte. Außerdem gehe

ich ja selbst auf die 70 zu, da muss man sich schon mal mit

dem Alter auseinandersetzen. Auch wenn ich es mit Else

Erpendeck halte und 120 werden möchte. Dazu muss man

aktiv bleiben und sich immer neue Ziele setzen. Das ist mir

wichtig und darum steckt in jeder Figur in „Pumpernickelblut“

auch ein wenig von mir selbst.“

Wenn auch der Ort Lippeneutrop der Fantasie des Autors

entsprungen ist, so kennt er sich doch in Westfalen

aus, weil er im südlichen Münsterland oft unterwegs war.

Hier kennt er die Typen und kann sie entsprechend gut beschreiben

und mit Leben füllen. Dazu gehört auch, dass

er den älteren Herrschaften die passenden Worte in Platt

in den Mund legt. Anders als in einem weiteren Buch von

Knorr „Schitt häppens“, das komplett in ruhrpöttisch daherkommt,

lässt er hier nur die verwurzelten Westfalen

platt reden.

„Pumpernickelblut“ ist ein Krimi mit westfälischem Flair

und gut zu lesen. Die Typen sind überwiegend originell und

kauzig, die Sprache teils deftig. Wir Älteren hoffen, dass es

so im Altenheim nicht zugeht.

Horst Mahle

Jahre, die Mehrheit der Betroffenen ist älter als 80 Jahre.

Ungefähr 70 Prozent sind Frauen. Da Frauen im Durchschnitt

älter werden als Männer sind sie stärker betroffen.

Das Wort „Demenz“ ist aus dem Lateinischen abgeleitet

und meint einen Zustand , bei dem man „ohne

Verstand“ bzw. „ohne Geist“ ist. Das nimmt den daran

Erkrankten aber bei aller Eingeschränktheit nicht ihre

Menschenwürde. Demenz wird durch eine Erkrankung

im Gehirn hervorgerufen. Man kennt verschiedene Arten

von Demenz, die mit Abstand häufigste ist die Alzheimer

Krankheit. Auch eine fortgeschrittene Parkinson-Erkrankung

kann mit einer Demenz einhergehen. „Wir müssen

die Entstehung und die Auswirkungen des Krankheitsbildes

verstehen lernen“, schreibt Ruthe. Und dieses Verständnis

kann das Zusammenleben erleichtern. „Im Grunde

will der Demente uns mit seinem Verhalten nicht im

Wege stehen. Er will uns ja nicht ärgern.“ So beschreibt

der Autor aus der Lebenserfahrung mit seiner Frau eine

Grundeinsicht, die dann zu Konsequenzen führt: Wenn

wir Kritik vermeiden, Ärger und Frustration verschweigen,

helfen wir dem kranken Menschen seine gefundene

Lebensart zu verstehen und zu bejahen. Vorwürfe und

geäußerte Enttäuschung fördern seine Hilflosigkeit und

Ohnmacht und erzeugen Abwehr.

Als Leser dieses Buches nehmen wir teil an der letzten

gemeinsamen Zeit des Ehepaares Reinhold und Charlotte

Ruthe, die nach vielen guten gemeinsamen Jahren eine

schwierige Zeit mit Höhen und Tiefen erleben mussten. Es

ist kein Lehrbuch über die Krankheit Demenz, obwohl der

Leser viele Informationen erhält, sondern eher ein Lebensbuch.

Bei den Äußerungen des Autors wird oft deutlich,

dass er als Christ die

Dinge sieht.

Broschüre „Ratgeber

Demenz“ Eine

Broschüre mit Informationen

über

die häusliche Pflege

von Menschen

mit Demenz hat das

Bundesministerium

für Gesundheit

herausgegeben. Sie

informiert über die

Erkrankung, gibt

Entscheidungs- und

Verstehenshilfen und

Tipps für den Betreuungsalltag.

Au-

144 Seiten 12,80 Euro

ISBN: 978-3-86338-020-5

ßerdem werden Leistungen

der Pflegekasse und Unterstützungsangebote für

pflegende Angehörige vorgestellt. Horst Mahle

Charlotte geht

Wenn sich die Persönlichkeit verändert

Der Umgang mit Menschen, die an Demenz erkrankt

sind, kann uns rat- und hilflos machen. Die

Wesensveränderungen geben uns Rätsel auf: Warum

vergisst die Person plötzlich so viel? Warum wird aus

einem vorher freundlichen Menschen ein rücksichtsloser,

aggressiver Mensch? Es gibt viele Formen der Demenz

und ebenso viele Fragen. Wie soll ich damit umgehen? Ein

sehr hilfreiches Buch „Charlotte geht. Das hohe Alter, die

Demenz und der Abschied von meiner Frau“ zu diesem

Thema hat Reinhold Ruthe geschrieben. Der Ehe- und Lebensberater

vermittelt Einblicke in das Leben mit seiner an

Demenz erkrankten Frau. Beide sind 90 Jahre alt und seit

65 Jahren verheiratet, als Charlotte stirbt. Er beschreibt

den Weg dahin mit vielen Fragen, Sorgen und Ängsten.

Der Autor verbindet seine persönlichen Erfahrungen

mit vielen Informationen über Demenz. Diese Verquickung

macht das Buch gut lesbar, denn es ist aus dem

Leben gegriffen und zugleich sachlich informativ. Aktuell

gibt es in Deutschland fast zwei Millionen Demenzkranke

mit unterschiedlichem Schweregrad. Dabei wird mit

300 Tausend Neuerkrankungen jährlich gerechnet. Nur

etwa zwei Prozent aller Demenzkranken sind jünger als 65

22 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 23



Historisches

Historisches

Die Peterskapelle in Netphen

Zwei bedeutende Ereignisse vor 75 und 35 Jahren

Iin der Woche vor Ostern 1945, Amerikanische Truppen

versuchten Reste von deutschen Einheiten zu vertreiben

oder gefangen zu nehmen, die sich in Netphen

im Bereich der Kreuzberg-Kapelle und den beiden Martinikirchen

aufhielten. Dabei kam es zu heftigem Schusswechsel,

der insbesondere die Kreuzberg-Kapelle erheblich

beschädigte.

Die in Niedernetphen, kurz vor Einmündung der Netphe

in die Sieg, stehende Peterskapelle war bis zu den Ostertagen

(1. und 2. April 1945) ohne Kriegseinwirkungen

geblieben. Dies änderte sich dramatisch in der

Woche nach Ostern. Angehörige der deutschen

Wehrmacht hatten sich nach Niedernetphen zurückgezogen.

Es kam zu Artillerie-Angriffen und

Häuserkämpfen, die am 6. und 7. April ihren Höhepunkt

fanden. Dabei wurde die Peterskapelle

so stark getroffen, dass sie völlig ausbrannte und

nur noch Mauerreste übrig blieben.

Die Bewohner von Niedernetphen suchten

Schutz im Bernstein-Stollen, dessen Eingang sich

dort befand, wo die vor einigen Jahren gebaute

Straße „An der Braas“ in die „Obere Industriestraße“

mündet. Bei diesen Bauarbeiten wurde

die vom Bernstein auslaufende Felsnase in einer

Tiefe von ca. 20 Metern abgetragen. Der Stolleneingang

und die im Berg befindlichen Fluchträume

sind heute nicht mehr sichtbar.

Foto: Petersplatzverein

Foto: Wilfried Lerchenstein

Als am 8.April 1945, dem „Weißen Sonntag“, die Schutzsuchenden

den Stollen verließen, um nachzusehen, ob das eigene

Haus noch stand, erblickten sie die Reste der rauchenden

Peterskapelle. Das alles geschah einen Monat vor der endgültigen

Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Die diesbezüglichen

Urkunden wurden am 7. Mai gegenüber den Amerikanern,

Engländern und Franzosen und am 9. Mai gegenüber

den Russen unterzeichnet. Ein kleines, jedoch historisch

unwiederbringliches Gebäude war für immer verschwunden.

Daher gilt die erste Betrachtung der ursprünglichen christlichen

Verkündigungsstätte.

Frühe namentliche Nennungen der Peterskapelle liegen

nicht vor. Die Urkunde vom 11. Oktober 1257 1) erwähnt

eine Kapelle, die im Netphener Tal gelegen sei, spricht

aber gleichzeitig von übertragenen Patronatsrechten an

das Kloster in Keppel. Es ist nicht auszuschließen, dass

dieses Schriftstück sich auf die Zuwendungen bezieht, die

sich aus der Urkunde vom 9. Juni 1239 ergeben, in der

Netphen erstmals namentlich genannt wird und mit der

„im Tal gelegenen Kapelle“ die damals noch viele kleinere

alte Martini-Kirche gemeint ist.

Für eine zeitliche Zuordnung der Peterskapellen-Erbauung

können die im März 1951 durchgeführten archäologischen

Grabungen herangezogen werden. Danach wird

deren Bauzeit dem Anfang des 13ten Jahrhunderts zugeordnet

2) . Zum Zeitpunkt des Granatbeschusses war die

Kapelle vermutlich etwa 700 Jahre alt.

In der Zeit von 1690 bis 1698 war der Priester Gerlach

Ermert Pfarrer in Netphen. In einem Eintrag vom 24.

Mai1691 berichtet er von einer Himmelfahrtsprozession,

ausgehend von der damals simultan genutzten alten Martini-Kirche

bis zur Kapelle in Niedernetphen 3) . Im 19ten

Jahrhundert wurde an die Kapelle eine kleine Schule in

In der Peterskapelle

zweistöckiger Fachwerkbauweise angebaut. Später kam

in einem räumlichen Abstand von ca. vier Metern ein aus

Ziegelsteinen errichtetes Gebäude hinzu 4) .

Nahezu 40 Jahre lagen zwischen den Kriegsfolgen

und den Bemühungen um einen Kapellenneubau. Am 15.

Februar 1983 fand die konstituierende Sitzung zur Gründung

des „Petersplatzvereins“ statt, der als vordringliche

Aufgabe den Wiederaufbau der Peterskapelle ansah. Sehr

bald konkretisierten sich die Planungen und die Gemeinde

Netphen gestattete mit der Überlassungsvereinbarung

vom 11. Juni1985 dem Petersplatzverein den Wiederaufbau

der Kapelle am alten Standort auf gemeindeeigenen

Grund und Boden. Schon am 21. September 1985 fand die

Grundsteinlegung der Kapelle statt, die zu diesem Zeitpunkt

bereits im Rohbau stand 5) .

Die in Kunstschrift verfasste Urkunde umreist die Kapellengeschichte.

Sie wurde mit verschiedenen Beigaben in

einem Kupferkasten ins Mauerwerk eingelassen. Die Pfarrer

Josef Dierkes und Klaus Seidenstücker erbaten für die

neu entstehende Kapelle den Segen Gottes. Die Festpredigt

hielt der in Netphen geborene Pfarrer Herbert Kringe, seit

1966 bis zu seinem Tod am 1. September 2005, Pfarrer in

Bruchhausen, unter den Steinen. Bewegend, wie er die Aufforderung

Gottes an Mose „Ziehe deine Schuhe aus, denn

der Ort, da du stehst, ist Heiliges Land“ (2. Mo 3,5) auf die

Netphener Peterskapelle bezog. Kindheitserinnerungen ver-

liehen der Predigt einen einprägsamen persönlichen Bezug.

„Heiliges Land“ war für ihn auch der Grund und Boden, auf

dem die Peterskapelle neu entstand 6) . Hunderte waren gekommen,

um die Feier der Grundsteinlegung mit zu erleben.

Am 22. Februar 1987, dem Peterstag, wurde der erste

Gottesdienst in der neu erbauten Kapelle gefeiert, die zu

diesem Zeitpunkt noch nicht offiziell in Dienst gestellt war.

Dies geschah vier Monate später, am 13. Juni 1987.

15 Jahre nach dem ersten Gottesdienst in der neuen Kapelle,

am 24. Februar 2002 fand ein weiterer ökumenischer

Gottesdienst in der Peterkapelle statt. Die Festpredigt hielt

der in Netphen tätige Pfarrer Dirk Gogarn.

Zu allen Gottesdiensten lädt die im Juni 1986 durch die

Glockengießerei Rincker, Sinn, gegossene Glocke ein, deren

Weihe im November 1986 im Rahmen eines Festgottesdienstes

erfolgte. Im Dachreiter der Peterskapelle hat sie ihren Platz.

25 Jahre nach Indienststellung der neu errichteten Kapelle

fanden vom 2. Juli bis zum 8. Juli 2012 die Jubiläumstage

mit einem vielschichtigen Programm statt. Sie ist auch acht

Jahre später ein lebendiger Bestandteil von Netphen.

Heinz Stötzel

Quellen- und Literaturverzeichnis: 1) Philippi, Dr. Friedrich Abdruck der Urkunde vom

21.10.1257 im „Siegener-Urkundenbuch“, 1927, Nr. 24, Seite 19. 2) Böttger, Dr. Hermann,

Grabungsbericht vom 18.04.1951 abgedruckt im Buch „Wiederaufbau der Peterskapelle“,

1999, Seiten 24 bis 27. 3) Ermert, Gerlach, Eintrag im Register der Dörfer die der Pfarrei

Netphen zugeordnet waren. Das Original (NPNP) befindet sich im Archiv der Stadt Netphen.

4) Wagener, Raimund, Der Wiederaufbau der St. Peterskapelle, 1999, Seite 19 und

Foto der alten Kapelle Seite 11. 5) wie 4) Seite 29. 6) wie 4) Seiten 110 bis 114.

24 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 25



Aus der Region

Aus der Region

Die Fichte ist Geschichte

Das beschleunigte Sterben einer Baumart

Es gab einmal eine Zeit, da waren im Siegerland noch

keine großräumigen Flächen mit ausschließlich Fichtenbesatz

zu finden. Johann Christian Senckenberg,

Naturwissenschaftler und Namensgeber des bekannten

Frankfurter Naturmuseums, besuchte anno 1736 unsere Region

und notierte in seinem Tagebuch: „Tannen und Fichten

sind wenig oder keine hie.“ Dass ihm dieser Umstand bemerkenswert

erschien, deutet darauf hin, dass er in anderen

Gegenden eine größere Anzahl der immergrünen Nadelbäume

vorgefunden hatte.

Und tatsächlich trat die Fichte ihren Siegeszug in vielen

Teilen Deutschlands schon vor mehr als 300 Jahren an.

Massive „Plünderungen“ der Wälder in Mitteleuropa hatten

dazu geführt, dass in weiten Teilen eine Holzknappheit

vorlag. Die damaligen Förster konnten viele der Landbesitzer

– in der Regel waren es die Grafen und Fürsten – davon

überzeugen, dass es eine Baumart gibt, die nicht nur schnell

wächst, sondern dazu auch noch ein hervorragendes Holz

liefert. Weitere Vorteile waren ihre Anspruchslosigkeit und

der gerade Wuchs. So rasch wie von den Waldbesitzern gewünscht

konnte der Holzmangel zwar nicht behoben werden,

doch angesichts der Alternativen bot sich die Fichte

ganz einfach als allerbeste Wahl an.

Doch es gab auch Gegenden, in denen eine Anpflanzung

von Fichten gar kein Thema war, weil ganz einfach keinerlei

Holznot herrschte – im Gegenteil. Schon viele Generationen

zuvor hatte hier eine Wechselwirtschaft Fuß gefasst, bei der

die andernorts herrschende prekäre Situation praktisch ausgeschlossen

war. Die Basis hierfür war die Nachhaltigkeit

des Verfahrens. Dieses wurde Haubergswirtschaft genannt

und war aus heutiger Sicht eine kulturelle Großtat. Noch

einmal Senckenberg, der bei seinem mehrwöchigen Besuch

eine Zeit lang im Schloss Hainchen wohnte: „Nachdem man

… angehoben (angefangen) Hayne oder Hauberge zu machen,

erholte sich das Landvolck. Die Hauberge sind stets

ein sicher Capital und verzinsen sich wohl.“ Der Frankfurter

schätzte den wirtschaftlichen Wert richtig ein. Dass die hiesige

Bevölkerung ein auskömmliches Dasein genoss, hing

eng mit den aus der Haubergsarbeit stammenden Erzeugnissen

zusammen.

Gelegentlich hört man von ansonsten gut informierten

Personen, dass sie alles, was den Hauberg anbelangt, noch

nie so richtig verstanden hätten. Ich will darum versuchen,

dessen „Geschäftsmodell“ so einfach wie möglich zu erklären.

Auf entbehrliche Einzelheiten soll bei dem „trockenen

Thema“ verzichtet werden.

Beginnen wir mit den Besitzverhältnissen. Die Verfasser

des „Siegerländer Wörterbuchs“ nahmen an, dass diese gegen

Ende des 15. Jahrhunderts grundlegend festgeschrieben

wurden. Die nassauische Regierung verordnete, dass der

gesamte Waldbesitz einer Ortschaft nach bestimmten Regeln

genutzt werden müsse. Jeder Hauseigentümer wurde

mit seinen Besitzanteilen Mitglied in einer Haubergsgenossenschaft.

Durch Erbteilung und Verkauf konnten sich die

ursprünglich gleichgroßen Anteile ändern.

Foto: Wikimedia Commons

Das Konzept entspricht im Prinzip demjenigen einer

Aktiengesellschaft. Deren Grundkapital ist in Aktien zerlegt,

die den Eigentümern auf einer Aktionärsversammlung

ein Stimmrecht sichern. Genau so ist es auch bei der Genossenschaft.

Wer viele Anteile hat, dessen Stimme hat bei

Beschlüssen ein entsprechend größeres Gewicht. Ein ganz

wichtiger Unterschied ist freilich, dass Aktien lediglich

Wertpapiere darstellen – niemand von den Aktionären muss

in der ihm anteilig gehörenden Fabrik arbeiten. Haubergsanteile

hingegen berechtigen den Besitzer, die Produkte der

ihm zugewiesenen Fläche für sich zu nutzen.

Fahren wir fort mit der Methodik der Nachhaltigkeit.

Hierzu wurde der Wald als Gesamteigentum in möglichst

gleich große Bereiche aufgeteilt. In der Regel wurden 16 bis

20 Areale gebildet. Im ersten Jahr wurde eine dieser Teilflächen

gefällt. Jeder Genosse bekam eine Stelle zugelost,

die der Größe seines Anteils entsprach. Im nächsten Jahr

geschah dies bei einer anderen Teilfläche. Da war auf der

Vorjahrsparzelle das aus den Wurzelstöcken nachwachsende

Holz schon wieder ausgetrieben. Und wenn der letzte Bereich

abgeholzt war, dann war der erste wieder schlagreif.

Bei diesem Reihum-Verfahren war gewährleistet, dass Jahr

für Jahr die gleiche Menge Holz zur Verfügung stand. Nachhaltiger

geht es nicht!

Werfen wir nun einen Blick auf die Erzeugnisse, die der

Hauberg lieferte. Da war vor allem natürlich das Brennholz,

das jeder Eigner im Frühjahr „ernten“ durfte. Das Entfernen

des dünnen Unterholzes und der hieraus gefertigten Schanzen

war eine Aufgabe für Frauen und Kinder, während das

Fällen aller Holzarten – vorwiegend waren dies Birken –

ausschließlich eine Sache der Männer war. Eine Ausnahme

bildeten die Eichenstämme. Bei diesen wurde im Mai zunächst

die Rinde abgeschält. Diese enthält einen Gerbstoff,

mit dessen Hilfe man Tierhäute zu Leder umwandelt. Jeder

Eigner fuhr mit seiner Ausbeute zur Gerberei und erwirtschaftete

durch den Verkauf der Rinde („Lohe“ genannt)

einen finanziellen Gewinn. Die Stangen hingegen brachte

man zu den Meilerplätzen. Die hier gewonnene Holzkohle

fand Verwendung bei der Eisenverhüttung und bildete eine

weitere wichtige Einnahmequelle.

Mit Ausnahme einiger Wintermonate zog sich die Bewirtschaftung

über das ganze Jahr hin. Nach der Holzernte

entfernte man vom Boden der kahlen Fläche Gras und

Moos sowie sonstigen Bewuchs, der anschließend in Flammen

aufging. Die Asche bildete den einzigen Dünger für das

„Haubergskorn“, das eingepflügt und im Jahr darauf mit der

Sichel geerntet wurde. Aus dem hieraus gewonnenen Mehl

backte man im gemeindeeigenen Backhaus ein sehr gesundes

Schwarzbrot. Dazu eignete sich das gedroschene Stroh

als Streu im Stall sowie auch ganz gut zum Decken von Dächern.

Nach einem halben Dutzend Jahren durften schließlich

die Hirten bis zum nächsten Holzabtrieb ihre Großviehherde

zur Beweidung in den Hauberg treiben.

Nicht vergessen werden dürfen die Heidelbeeren, die eimerweise

gesammelt und verkauft wurden sowie der Ginster,

der im zweiten Jahr nach der Abholzung urplötzlich in

einer unzählbaren Fülle auflebt und den jungen Hauberg in

ein einziges Blütenmeer verwandelt. Der Ginster ist nicht

nur eine „Augenweide in Gelb“, sondern er wurde früher

ab dem vierten, fünften Jahr nach seinem Auftauchen auch

mit einer „Ginstersichel“ geerntet. Man konnte ihn häckseln

und als Viehstreu verwenden, aber auch – zu Schanzen

gebunden – im Außenbereich von Stall und Scheune als

Kälteschutz aufstellen. Die schönste Haubergsblume indes

blüht im späten Frühling gleichfalls in größeren Mengen im

jungen Wald wieder auf. Es ist der Rote Fingerhut, dessen

purpurne Glockenreihen nicht verraten, dass sie das giftige

Digitalin enthalten, welches als Arzneimittel genutzt wird.

Zusammengefasst sieht man, dass „die Hauberge ein sicher

Capital“ waren und durch den vielfältigen Nutzen dazu

beitrugen, dass die dörfliche Bevölkerung ein hinlängliches

Wohlergehen genoss. Dies sahen auch die Landesherren

so, die ja durch die fälligen Abgaben ebenfalls hiervon profitierten.

Und darum standen die Nassauer und später die

Preußen im Laufe der Jahrhunderte im eigenen Interesse

hinter dem Geschäftsmodell und regelten durch diverse

„Holz- und Waldordnungen“ die Haubergswirtschaft in ihrem

Machtbereich.

Wer sich das bisher Gesagte vor Augen führt, der wird

nicht den geringsten Grund für die eingangs angesprochene

Anpflanzung von Nadelbäumen finden. Bis dass diese einer

wirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden konnten,

26 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 27



Aus der Region

Die Ginsterblüte ist alljährlich eine Augenweide im jungen Hauberg.

In der heimischen Flora zählt der Fingerhut zu den stärksten Giftpflanzen.

vergingen ja sechzig oder achtzig Jahre. Die währenddessen

heranwachsenden Generationen hätten nicht den geringsten

Nutzen von dieser Anpflanzung gehabt. Kein Förster hätte

unseren Vorfahren solches schmackhaft machen können. So

wurde der grandiose Blick von den Hügeln auf den sich in

unterschiedlichen Entwicklungsstufen befindenden Hauberg

nicht durch größere Nadelholz-Bestände verstellt.

Es vergingen Jahrhunderte, bis das düstere Wolken am

Haubergshorizont aufzogen. Und diese kamen in Form der

Erschließung des Siegerlandes durch die Eisenbahn. Nachdem

1861 die Sieg-Ruhr-Linie eingeweiht worden war, folgte

schon ein Jahr später die durch Betzdorf und das Hellertal

führende Deutz-Gießener Eisenbahn. Für den heimischen

Wirtschaftsraum war dies fürwahr ein willkommenes Geschehnis,

doch für den Wald in der herkömmlichen Bearbeitungsform

war es der Beginn des Niedergangs. Der Transport

auf den Schienen war viel kostengünstiger als der auf

der Straße. Koks und Steinkohle wurden hierdurch preiswerter

als die in den Meilern mühsam produzierte Holzkohle.

Ein ganz wichtiger Erwerbszweig

fiel weg.

Als kurz darauf auch noch in den

Gerbereien anstelle der Eichenlohe das

südamerikanische Quebrachoholz und

dazu chemische Gerbmittel zur Anwendung

kamen, war der traditionelle Ablauf

nachhaltig gestört. Weil auch das

Eichenholz nun nur noch zum Verbrennen

im Ofen dienen konnte, ergab sich

eine Überproduktion. Unzählige Generationen

zuvor hätten nicht im Traum daran

gedacht, dass irgendwann die Haubergsflächen

zu groß für den jährlichen

Bedarf ihrer Nachkommen sein würden.

Dies alles vollzog sich freilich schrittweise,

manches Jahrzehnt verging noch

im halbwegs gewohnten Rhythmus.

Von 1890 bis 1934 übten zwei meiner Urgroßväter nacheinander

das Amt des Haubergsvorstehers in Flammersbach

aus. Sie waren als Landwirte – ebenso wie viele ihrer Genossen

– auch auf die durch die Arbeit im Hauberg zu erzielenden

Gewinne angewiesen. Ihre landwirtschaftlichen Flächen

waren wegen des überragenden Stellenwerts des Haubergs so

klein, dass auf ihnen lediglich der Eigenbedarf gedeckt werden

konnte. Und daher traten sie mit Erfolg dafür ein, die

nun nicht mehr benötigten Haubergsflächen in Ortsnähe zu

roden und urbar zu machen. Die auf den zusätzlichen Feldern

geernteten Kartoffeln und Getreidearten wurden verkauft und

milderten den finanziellen Verlust. Im gesamten Siegerland

wurden ähnliche Schlussfolgerungen gezogen.

Es gab aber noch eine weitere Möglichkeit. Und hier beginnt

die Geschichte der Fichte in der Haubergsgegend. Nun

war nämlich die Stunde derjenigen gekommen, die eine Anpflanzung

von Nadelbäumen auf entbehrlichen Flächen als

eine geeignete Alternative empfahlen. Nach und nach ließen

sich viele Haubergsbesitzer hiervon überzeugen. Vor allem

auf den weitab gelegenen

Parzellen und auf

den steilsten Hängen

pflanzten die Genossen

die ersten Fichtenkulturen.

Auch in der

nachfolgenden Zeit

blieben die Nadelbäume

die erste Wahl bei

der Bepflanzung von

überzähligen Arealen.

Drei Generationen

später trugen die Maßnahmen

der Vorfahren

Früchte. Der Verkauf

der ältesten Fichten

brachte vor rund fünf

Jahrzehnten so

Foto: Wikimedia Commons

Foto: Wikimedia Commons

28 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 29



Aus der Region

Aus der Region

viel Geld in die Kasse, dass erstmals in der viele hundert

Jahre umfassenden Geschichte des Flammersbacher Haubergs

„Dividende“ in Form von Bargeld an die Anteilseigner

ausgeschüttet werden konnten. Und die Verständigeren

unter den Genossen wussten natürlich genau, dass sie dies

der Handlungsweise ihrer Ahnen zu verdanken hatten.

Der Bedarf an Brennholz wurde unterdessen wegen des

damals sehr billigen Öls und anderer Energieträger immer

geringer. Viele Anteilseigner verloren das Interesse an der

Arbeit im Wald. Und als Folge machten immer mehr traditionelle

Laubwaldflächen der Fichte Platz. Dass dies Naturschützer

auf den Plan rief, darf nicht überraschen.

Der Hilchenbacher Ehrenbürger Wilhelm Münker (1874

– 1970) war in unserer Region der bekannteste unter ihnen.

Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hatte er dem Altenaer

Lehrer Richard Schirrmann mit Rat und Tat helfend

unter die Arme gegriffen, um dessen Idee zur Schaffung von

Übernachtungsmöglichkeiten für die wandernde Jugend zu

verwirklichen. Das Deutsche Jugendherbergswerk verdankte

der organisatorischen Kraft Münkers zu einem sehr großen

Teil seine Existenz.

Für den Siegerländer Wald indes wurde der begeisterte

Wanderer und SGVler vor allem dadurch wichtig, dass er in

zahlreichen Abhandlungen immer wieder eindringlich eine

Lanze für den Laubwald brach. Der Hilchenbacher war realistisch

genug, um anzuerkennen: „Es ist ein wirtschaftliches

Unding, in Zeiten größter Holznot draußen im Walde

nur Brennholz zu ziehen. Das gibt es … in ganz Deutschland

schon lange nicht mehr. Dabei sind sich alle einig, dass leider

die anspruchsvolle und sehr langsam wachsende Eiche nur

noch in beschränktem Umfang gehalten werden kann. Die

Kernfrage lautet also, mit

welchem Hundertsatz soll

die Fichte Einzug halten?“

An anderer Stelle äußerte

er sich ähnlich: „Keiner

will die Fichte verbannen.

Jeder weiß, dass wir sie

gar nicht entbehren können.“

Doch mit Nachdruck

stellte er abschließend

fest: „Aber was zu viel

ist, ist zu viel!“ Manch ein

Haubergsgenosse wird bei

diesen Sätzen wohl nachdenklich

geworden sein.

Kurz nach dessen Eröffnung

vor knapp zwei

Jahrzehnten erwanderte

ich mit einer SGV-Gruppe

den Rothaarsteig von

Dillenburg nach Brilon.

Bis zur Ginsberger Heide

hielt sich der Anteil

Foto: Ulli Weber

der Fichten am Wegesrand in Grenzen. Von da ab jedoch

säumten rechts und links kontrastarme Nadelbäume den

Weg. Hierdurch hielt eine düstere und ermüdende „Monotonie

unter Fichten“ bei den Wandernden Einzug. Stundenlang

sah man mitunter kaum ein grünes Blatt, man vernahm

kein Vogelgezwitscher, kein Reh und kein Hase ließen sich

sehen. Für einen naturinteressierten Wanderer ist eine derartige

Eintönigkeit – noch dazu auf einem „Weg der Sinne“

– einfach deprimierend!

Ein Jahr nach dem Kyrill-Orkan wanderte ich erneut auf

dieser Strecke. Die unzähligen Stümpfe der umgeblasenen

Fichten stellten zwar auch keine optische Offenbarung dar,

doch nun konnte man wenigstens den Blick in die Weite

schweifen lassen und die zuvor verstellten Ausblicke genießen.

Wandersmann „Willi“, wie Münker freundschaftlich von

seinen Bekannten genannt wurde, hatte wohl diese Region

vor Augen als er feststellte: „Auf den Bergen wird es

schwarz und immer schwärzer. Der Siegeszug der Fichte

geht nahezu ungehemmt weiter.“ Und die Gründe für seine

kritische Einstellung erstreckten sich keineswegs nur auf

den Aspekt des Wanderns: „Die Nachteile betreffen vor allem

die bedenkliche Schädigung der Bodenwuchskraft, die

vermehrte Anfälligkeit für Feuer, Bruch und Käfer sowie

die starke Minderung der nutzbar werdenden Wassermenge

und schließlich auch die Verödung der Landschaft. Man

überlässt den Enkeln und Urenkeln die Sorge, mit dem fast

hoffnungslos verdorbenen Boden fertig zu werden.“

Seine Warnungen gipfelten in einer Stellungnahme im

Heimatkalender 1968: „Und wie war es doch mit der unheimlichen

Dürre 1959? Wenn nun gar zwei solcher Jahre

hintereinander kämen? Es gäbe eine Katstrophe von

gar nicht vorstellbarem Ausmaß. Noch immer rächt sich

Am 18. Januar 2007 legte hier der Orkan Kyrill ein ganzes Fichtenwäldchen flach.

jegliche Sünde wider die Natur. Zu alledem: Gilt nicht seit

Jahrhunderten bei allen Wirtschaftlern der alte Lehrsatz: Du

sollst nicht alles auf eine Karte setzen?!“

Dass diese Sätze prophetischer Natur waren, zeigt sich

derzeit. Wir erlebten zwei Dürrejahre hintereinander und

im Anschluss ein trockenes Frühjahr, das die Vermehrungsfreude

des von Münker genannten Käfers enorm anregte.

Tageszeitungen, Magazine und das Fernsehen berichteten

immer wieder mit bestürzenden Bildern über hingestreckte

Wälder. Und wer sich selbst auf eine Wanderung begibt, der

benötigt nicht lange um vor einem der unzähligen Brachfelder

zu stehen. Das nur sechs Millimeter große Insekt hat

die Wasserknappheit und den hieraus resultierenden Mangel

des schützenden Harzes dazu genutzt, dass die „Katastrophe“

tatsächlich kam.

Die Gesundheit des Waldes, in dem auch Buchen und

Eichen „schwächeln“, war noch nie so schlecht. In der forstlichen

Welt ist dies das alles beherrschende Thema. Keiner

unter den derzeit lebenden Förstern hat so etwas in seiner

Laufbahn erlebt. Die trotz aller Gegenmaßnahmen nicht zu

stoppende Borkenkäferart mit dem unverfänglichen Vornamen

„Buchdrucker“ dürfte seinem Wirt, der Fichte, wohl

eher über kurz als über lang den Garaus machen.

Unbeeindruckt vom Toben des wilden Riesen Kyrill

pflanzten viele Eigner seinerzeit auf den Kahlflächen erneut

Fichten an. Man hatte den Knall nicht vernommen. Die

Titanic sank, die Kapelle spielte weiter. Es musste erst ein

unter der Borke kriechender sanfter Winzling in regenarmen

Jahren kommen, damit bei den frustrierten Waldbesitzern

ein Umdenken einsetzte. Doch ihre Ratgeber, die Forstleute,

sind einstweilen selbst noch ratlos. Welche Baumart wird

13 Jahre später ist ohne menschliches Zutun ein grüner Mischwald entstanden.

mit den künftig zu erwartenden Anforderungen klar kommen?

Welche wird dazu einen wirtschaftlichen Erfolg bringen?

Gefragt sind Konzepte für die nächsten Stürme, Hitzewellen

und Käferinvasionen. Willi Münker hatte sich seine

Meinung schon 1958 gebildet. Da erschien sein 400 Seiten

dickes Buch mit dem Titel „Dem Mischwald gehört die Zukunft“.

Viele vorausschauende Waldbesitzer und Forstleute

kommen in dem Werk im Titelsinne zu Wort.

Zu deren Glück gibt es Haubergsgenossenschaften, die

nicht alles auf eine Karte setzten. Eine nicht geringe Anzahl

hat sogar den Fichtenanteil unterhalb der 40-Prozent-Grenze

gehalten. Der Weidenauer Heimatautor Hermann Böttger

befürchtete zwar im Heimatkalender 1952: „Langsam aber

sicher wird der Hauberg aus der Siegerländer Landschaft

verschwinden; am Ende des Jahrhunderts wird er der Vergangenheit

angehören.“ Weil aber die Verantwortlichen danach

bei Neuanpflanzungen auch der Buche den Vorzug gaben, Eichen

zu Hochwald wachsen ließen und den Wald wieder in

stärkerem Maße zur Brennholzgewinnung nutzten, ist Böttgers

Mutmaßung nicht eingetroffen. Und deshalb prägen immer

noch große Laubwaldanteile das Landschaftsbild.

Am nördlichen Ortseingang von Flammersbach blies vor

13 Jahren der schon genannte Kyrill ein an der Kreisstraße

liegendes Fichtenwäldchen beinahe komplett um. Weil

die Bebauung auf der anderen Straßenseite inzwischen an

das etwas mehr als ein Hektar große Areal angrenzte, verbot

sich eine erneute – und zudem kostspielige – Bepflanzung

mit Fichten. Und so überließ man das Grundstück erst

einmal sich selbst und pflanzte nicht einen einzigen Baum.

Unser Foto zeigt, was in 13 Jahren hieraus geworden ist. Es

ist ein grüner Mischwald, in dem sich unter anderem Espe,

Haselnuss, Ahorn, Weide, Holunder, Birke, Eberesche, Eiche,

Kirsche und Buche,

dazu jede Menge Sträucher

und sonstiges Gehölz um die

Fichtenstümpfe versammelt

haben und dem Ortseingang

ein überaus freundliches

Bild verschaffen.

Bei diesem Anblick

drängt sich der Gedanke auf,

dass vielleicht tatsächlich

ein natürlich gewachsener

Mischwald mit den Katastrophen

der Zukunft klar

kommen kann – vom wirtschaftlichen

Ertrag einmal

abgesehen. Und dann könnte

die Zeit gekommen sein, in

der erneut ein das Siegerland

Foto: Ulli Weber

besuchender Naturwissenschaftler

in sein Tagebuch

schreiben wird: „Fichten

sind wenige oder keine hier.“

Ulli Weber

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Mundart von Bruno Steuber, Littfeld

Mundart von Bruno Steuber, Littfeld

Jegwallde Jeschdallde

Min Frou koam loa noaheim on wönschde ser

va mir zom Meddaachesse moal Jegwallde Jeschdallde.

En gore Bekannte hädde doava jeschwärmt

– va wäje nochemoal so esse wie eh dr arme Zitt,

wo et kum wat Vernönfdijes ze kaufe goaw, on so. Hö döt

mr ser de Finger doanoa legge, awer mr moß alt wahne a

noam rechdije Rezept söche, falls mr net zofällich ääng va

dä ahle Sejerlänger Kochböcher em Rejal stoah häd. (örrer

och em Internet noagugge ka ...)

Awer woröm ech bi däm Obdrach so lache moßde woar

foljendes Jespräch bet minner Frou. Ech frowde se, öf se

sech unger däm Name da wat vörstelln könn. Etwas zöjerlech

koam da de Antwort: „Ich meine, das müßte was mit

gequälten Gestalten oder so zu tun haben, aber genau weiß

ich es nicht“... Doa ka mr moal wat seh! No läwt se alt

öwer foffzich Johr e Lettfe, hört gerne zo, wenn ällere Lüh

Platt schwätze, kapiert binoah alles, awer hi on doa görret

da doch noch so e paar Dingelcher, wo äwe Uswärdije

Problemcher bet oser Sproache ha. Es doch schüer, worr?

Moß ech ou dat Rezept loa obschriewe? Enä, glauwe

ech net; denn wä sech dröm kömmert örrer sogar Nubbe

häd ob jegwallde Jeschdallde wüerd wourl schwing fündich

wern.

EDütschland görret ah de 500 verscherene Weldbenn,

zo dän och de Hummeln jehörn. Bi os süd mr meisdens

donkele on helle Erdhummeln, Acker,- Gaarde,-

Schddääng,- on Baumhummeln. Die erkennt mr all ah

de Farwe, die awer net ömmer gliche sie.

Hummeln läwe nur en Sommer lang. De erschde die mr

noam Wender süd, si also junge Könijinne, die em Hearwest

noch begaddet wurne, eh dat se eh dn Wenderschloaf

ginge. Dörch vermehrde Produkzioa fa Glycerol, dat wie

e Frostschutzmeddel wirkt, on en iserne Razioa Nektar on

Pollen öwerschdo die junge Könijinne etliche Minusgrade.

Leider awer nur ääng va zeh.

Hummeln

Foto: Bruno Steuber.

E nem soziale Hummelvolk görret en Könijin, Ärwderinne

on Drohne, jenau so wie bi de Benn. Et göd awer

och Gugguggshummeln, die äre Eier eh fremde Nesder lä.

Die Könijin erzüjd, noadäm se sech erschdemoal Nahrung

jesochd on en nöjje Behausung jesöchd häd, als erschde

Amtshandlung Wachs, bout doadrus als erschdes e Honnichdöppche,

on sammelt doadren Nektar on Pollen als

Nourtfallrazioa för Schleechtwärer. Doanoa bout se ebenfalls

us Wachs en sojenannde Eiwiege. Dat si werrer zwo

Wachsdöppcher on doa komme da eh dat eine Döbbche

Pollen on Nektar (Hummelbrourt), äweso eh dat anger, on

doazo bes zo zeh Eiercher. Dat Ganze wüerd da bet ner

loftdörchlöassije Wachsschecht öwerzouwe. Se bout also,

angersch wie de Benn, kä sechseggije Wabenzellen. Se läd

sech da gwer öwer dat Döbbche bet dä Eier on wärmt se.

Noa drejj bes fönf Dahw (Tage) schlüpfe de Larve, on ernährn

sech erschdemoal fa dä Pollen on däm Nektar us däm

„Speisekämmerche“. Noa on noa vergröerßert die Könijin

die erschde Zellenanlage, edäm dat se nöjje Wachstönncher

about, on doa och werrer Pollen, Nektar on Eier redöt. So

erreicht dat Hummelvölkche em Louf des Johres en Beschdand

döscher 50 on 600 Diercher, je noa Hummelart.

Ohjefähr drejj Woche noa der Nöjjgründung fa so nem

Völkche si de erschde Nachkommen der Könijin sowit.

Foto: wikimedia commons.

Erschdemoal alles ofruchtbare Wifjer,

die etzend sämtleche Ärwede em

Nest öwernämme. De meisde beschaffe

Nahrung, angern betädije sech als

Amme, on vergröerßern dt Nest, on e

paar sojenannde Zofen kömmern sech

nur öm de Könijin. On die kennt nur

noch ääng Thema: Eier lä. Wennet sowit

es, entweggeln sech och fortpflanzungsfähije

weibliche Hummeln, on

us obefrochdede Eiern wern Drohne,

also männliche Hummeln. Dat alles

rejelt de Könijin dörch Afsonderung

beschdömmder Duftschdoffe. Die

frochtbare Wifjer si die zokünfdije

Könijinne, on paarn sech schbä em

Sommer bet dä Drohne, öm da em foljende

Johr en nöjje Kolonie ze grönde,

falls dat se dän Wender öwerschdoah.

Dat jesamde öwerije Völkche on och die ahl Könijin

öwerläwe die Saison leider net.

Benn wesse wo et gore Tracht, also Forer göd, wenn

Kundschafderinne en beschdömmder „Danz“ förm Flugloch

obführn. Se schwänzeln, säd dr Imker doazo. Bi de

Hummeln doagäje moß jede Sammlerin selwer rusfinge,

wo et sech lournt, brängt awer eh ärem korde Sommer pro

Flug bes zom 12fache a Pollen bet, wie en einzelne Benn.

On se ka bes ze 18 Schdonne am Daach ärwe! Leider nur

för dn Äjebedarf, d.h. Honnich ernde ka mr leider net va

dän Brömmelern. Dän Nektar bruche se als „Flugbenzin“,

Dr wechdichsde Notze för os Mensche es äwe de Beschdäubungsärwet

va dä Hummelcher em Jemös,- on Obstabou, bi

mir em Gaarde äwe a Drüwelcher on Schdachelsbeern. Et

göd mittlerweile Inschdidude, die Hummelvölkcher züchde,

on för düret Geld a grourße Jewächshusplandasche weltwitt

verkaufe. Deroahne hädde mir wahrscheinlech nemmeh jeden

Daach Tomade, Ärbern, Äbbel, Ärwetse, Burn on veeles

meh om Desch. En Noadäl es, dat solche Zuchtvölkcher

och Krankheire unger ose welle Hummeln verbreire konn.

Noa dr Saison wern die Zuchtvölkcher öwer d’n Müll

entsorjt, örrer verbrannt ... Denkest Du och, wat ech denke?

Awer öm ze öwerläwe sammeln ose welle Hummeln

usser va Obstbäum‘ on Jemösplanze och noch Nektar on

Pollen va veele Blome on Zierschdrüche. Hiddat Johr soah

ech de meisde eh de Wenderlinge, Krokusse, Azaleen,

kriechende Günsel, Rhododendron, Lörwezah, Beinwell,

Plattärwetse, Rourtklee on veele angern.

On weil die Brömmeler so wahne nötzlech si, söll mr

em äjene Gaarde näwer einheimische Schdrüche on Blome

och Nistmöchlechkeide abeere. Ferdije Hüsjer örrer

Boupläne zom Selwerboue fingt mr em Internet. Wie jesäd,

die Hummeln zahln och zo de welle Benn, on doava görret

(noch) ohjefähr vierhungert Sorde. Wespe si och werrer e

Thema för sech. En wunderbar bonde hanech a minnem

Insektenhotel römspegeliern seh. Metallic bloae Thorax

(Brost) on rouret Hingerdäl. Awer sowat va schüer … On

da koam och noch ääng, die wor nur hemmelbloa. Ka si,

et wor dt Wifje? Ech weiß et net. Dä Name es „Goldwespe“,

on ääng va hiddär Sorde nisdet sogar e Schneggehüser,

dat es netb jelouwe! Also net nur öwer jefährdede Benn

schwätze, sondern lewer va Insekten insjesamt. Se hanet

verdeent.

Foto: Bruno Steuber.

32 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 33



Mundart aus Weidenau

Heimat sogar ob de Lofoten

Di Saujonge fam Vogelsang

Vör Johrn hadde min Frou on ech moal en Busreise

bes rob o de Lofoten Inseln jemacht. Erschdemoal

ginget dörch Finnland, da gwer dörch Norwejen. Du

würschdet net glauwe, awer ech leeje (höh) net. Am Polarkreis

eh Rovaniemi, doa wo angeblech dr Kloas herkömmt,

hadde mir 20° plus. On am Nordkap leefe mir öm Meddernacht

bet blegge Arme römher, öm dat Schauspeel bet der

Meddernachtssonn ze erläwe.

Awer wat ech hö sä woll es foljendes: et wor eh dr Hauptstadt

va de Lofoten, eh Svolvær. Min Frou on ech machde

noam reichleche Oawendesse noch‘n kleiner Bummel dörch

de Stadt. Plötzlech doa ech‘n harde Kresch, sprung wie‘n

Hambelmah ob de Stroaße, on ruderde bet beire Arme dörch

de Loft. „Riewekooche“ bröllde ech wie gegg, on min Frou

wur wahne erfohrt. En Bus bet Sejjener Nommernscheld

koam os entgäje. IDEAL Reisen – wat da sösd. Dä Fahrer

bremsde stubb af, drähjde de Rudde runger on froawde: „Nä

sechemoal doa, mr dreff de Gnütze öwerall eh dr Welt. Du

ahler Driewes, wo kömmesde da dannich?“ Mir steje bal de

Besucher im Hafen von Svolvær auf den Lofoten

Foto Anne Eickhoff

Tröah eh de Oawe: „Va Lettfe“, sädde ech, on konnet kum

glauwe, dat ech loa, so knapp zwodousend Kilomeder wech

vam Nordpol min Muddersproache horde. „Ech komme us

dm Heggegrond, on well loa min Fahrgäsde afhourln, weil

die ‘n Etappe bet nem Scheff va dr Hurdichroute jefahrn si.

On woröm best Du net bet os jefahrn? Loawt ah de Prisse

örrer wat?“ Doadrob woßde ech kä Antwort on heel erschdemoal

min Mul. Hä grinsde ser einer on loggde mech: „Häst

de Nubbe ob e Fläschelche Krommijer?“ Dat horde sech so

lieblech ah, wiet Lüere va osem Kapellnglöggelche, örrer

wie dm Heerde sin Hörnche, wenne de Köh noam Kampe

driewe well. Sowat va Heimatjeföhl moßt de erschdemoal

erläwt ha, dat ka mr so net beschriewe. Also dat wor doch‘n

Ahjebourt, on dankbar noam ech drejj Fläsche bet. Die wure

da brüderlech jedält on bet ose Reisebekannde us dm Geßener

Raum ahdächdech jedronke. Dr Oskar wüer sä: „Et föhlt

sech ah, als wenn ei‘m e Engelche eh dn Hals siggelt“ ...

No weiß ech net, wat schüerner wor, die Fjorde, de

Meddernachtssonn, de Rendierer, die morjes bet grourße

Oawe bi os zom Schloafzemmer re guggde, dä zom Drüjje

ob Holzjeröste hängend Stockfesch o de Lofoten, örrer die

paar Wörder Sejerlänger Platt sowit wech va deheim. Et

göd soveel ze seh eh dr wiere Welt, awer et göd nur ääng

Sejerland on ose Muddersproache.

Awer angerschdwo wüerd och Platt jeschwadt. Dä Bur

us Heuchelheim wor alt sewenesewwenzich on bet sinner

Frou ob Hochzittsreise ungerwäjes. De goldene woret. Ah

dän Lofoteninseln ah dä Jerösde bet jedrüjjdem Stockfesch

on dä veele Möwen hadde hä erschdemoal Spass. Awer am

nägsde Morje stöhnde hä: „Ei die verdammde Mißgeburde,

Ei de ganze Nacht hun se geplarrt daß ich net schloofe

kunn, un mei Fraa aach net“. Naja, als Noachbern verstiert

mr jo de Sproache va dä angern och so e besselche. On

jeschmunzelt hanech och … Bruno Steuber, Littfeld

Jung-Stilling-Schule (früher Heinrichschule)

Bild: Foto Loos Weidenau

Wi ech eh Wierenau eh de Jong-Schdilling-Schoal

kom, wor de Zitt noch

zemlech schleecht, wi se so sähde.

Awer ech kräj da doch en groase Zuckerdudde

met ner Dafel Sarotti-Schokolade. Dat wor

min örschde. Di Ferpaggung met däm Bild fa

däm glaj Kend uss Afrika ha ech ussgeschneere

on bis heut ferwahrt. Fa minnem Padde, Rudi

Haag, hadde ech eh geschnetztes Paardche met

nem Wäijelche, dat ech och heut noch ha. Eh

d`r Jong-Schdilling-Schoal wor ömmer wat loss.

Derörscht mossde mer „en Räj on Gled“ adräre,

jede Glasse hennernanner eh ner lange Räj. All

di Lehrer schdonne for os ob d`r Drabbe. Itz kom

d`r Rekdor on machde sin Bekanndmachonge.

On do kom da maist dä Satz: „Es kamen wieder

Klagen von dem Vogelsang.“ Irjendainer fa dä

ällere Jonge hadde werrer wat ussgefrässe. Wänn

d`r Schölliche bekannd wor, mossde hä no foarn

komme. Mir gonge da all werrer eh os Glasse on

bes dat mir afenge ze learn, kräj d`r Öweldäter sin Dräsch.

Mir hadde och so wat wi de Olymbische Schbeele eh d`r

Schoal; dat nadürlech nur onner os Jonge. Mir sose eh d`r

Glasse on wardete ob de groase Pause so gä zeh Uer. Ze ässe

hadde mir wat on och wat ze drenke. „Awer pinkeln do m`r

net, dat hale m`r zerögge – bes m`r rechdich Druck krije.“

Dat Wensche wor da metonner gar net so lechde ehzehale.

Awer de maiste fa os „heele dechde“ – bes dat de Meddachspause

kom. Da rannde m`r russ öwer d`r Schoalhoaff no

däm lange Klogeboj – on schdonne da all en ainer Räj bi d`r

gekachelde Renn. On ob e Kommando geng et da loss: Wä

am höchsde de Wand roff, or dröwer nuss durch dat Fesder,

dat ob wor, pinkel konn – dä hadde da gewonn.

Weil so fele Lehrer im Kreech gefalln or fermisst worn,

hadde mir massich Lehrerinne. Derörscht ka ech mech a dat

Fräulein Nöh erennern. Se wor schoa äller on schdabil gebout.

So schdabil, dat se zor Frej fa os Saujonge öwer fofzich

Hefte ob d`r Brost drä konn. Met d`r lenke Hand onnerschdötzde

se de Brost on met d`r rächte dailde se de Hefte

uss. Die Mädcher schenierde sech wahne, awer mir Jonge

sähde: „Ir sid nur naidisch, weil ir noch nix do foarn had öm

wat drob lä ze konn.“ Ganz oawe am Johannessiffe wohnde

e Freund fa mir. Wann et zo Dommeräje kom, da worn mir

zwie ömmer derbi. Aimohl hadde mir os zesame bim Lehrer

Hain afgemeld, mir mössde nom Klo. Wi m`r grad öwer

d`r Schoalhoaff rannde, schdonn do e Paards-Fuerwerk met

nem Sorrelfass henne dra. Dat dat Paard e Hengst wor, dat

konn m`r god on lank a em seh. No hadde mir Vogelsänger

Jonge zo der Zitt ömmer e Gummiband eh d`r Däsche.

Met däm schosse mir efdersch klaine zesamegefalene Babierschdeckelcher

eh d`r Glasse, wann d`r Lehrer net guggde.

Itz sähde min Freund: „Wat denkste?“ Ech sähde: „Mir

mosse warde, bes dä Fuerma onne eh dat Klo gange es, öm

no d`r Sorrelbombe ze gugge.“ Mir wardede so lang on da

schosse mir bet Babierköjelcher no däm, wat god on lank

am Hengst ze seh wor. Ob aimohl do dä Hengst en wahne

Schbrong on sauste met däm Sorrelfass hennerher öwer d`r

Schoalhoaff ömmer rond em Grais. Dä Bombeschluch feel

us däm Fass on die Bombe bombte wierer.

Wie dä Fuerma us däm Klo kom, sose mir schue längst

werrer ob oser Bank eh d`r Glasse. Et duerde awer nur enn

Daach, bes dat et sech römgeschwatt hadde, wä dat werrer

gemachd hadde. On so schdonn d`r Rektor d`r anner Moarje

ob d`r Schoaldrabbe on sähde dä ale Fearsch: „Es kamen

wieder Klagen von dem Vogelsang.“ On mir mossde da d`r

„Gang no Canossa“ go.

(Fortsetzung folgt)

Gerhard Peysar

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Mundart

Mundart

Spätsommer

Bruno Steuber, Littfeld

Sonn’ on Hut, Blome on Liebe,

bet veel Glögg reicht dat us för’n Jedecht,

wenn net, da schdoche em Kamin ech e Füerche,

on mache e dommet Jesecht.

Ech fung a ze rieme, dt Hern wor am qualme,

on denkt ou, ech ha mech jedrout,

doadröwer häd einer, et es net ze fasse,

de Fläsche Bier mir jeklout ....

Foto: Pixabay

De Gulaschkanon

Manfred Wirth, Freudenberg

Für oos aale Flecker, 35 geborn, on somit itz och 80 worn,

wird bie allem Lersen van Kregs- on Granatenkrach

och de Erinnerung an mänch „Kuriosum“ wach.

Et gob jo kenn Fernsehn bet spannendem Bild

on so han mer Cliquenjeden Dach dussen espillt.

Der Schlossberg, den hadden mer für osser Düt

wor oss zom Toven on Spillen det beste Revier.

En der Durnhalle wor, wie ech et hü noch glaube,

de Einheit der Luftwaffe, namens „Taube“.

De Soldoten worn och en den Hüser bekannt

on für oos Jongen jo hochineressant.

Se kochten de Soppe, die wao net „ohne“

enem fahrbaren Kessel, der „Gulaschkanode“,

on mäncher van oos stellte sech bem Kochgeschirr an

on horlte seh en Schlag van der Soppe dann.

De Gulaschkanon doo net nur no Soppe ruchen,,

se wor och als „Hochzeitskessel“ ze gebruchen.

Oos Klicke, 5 Jongen un 3 „Damen“,

die vam Ömwäch on „Henner der Burg“ herkamen,

all wollense, de Mädcher bet ihren „Herrn“

em Hochzittskessel „getraut“ mo wern.

Nu mosste für de hochzittswillige Lüü

Jo och onbedingt en „Pastur“ herbie.

Dä mosste grurß, würdig on och äller sinn

on woroch dann gefonnen schwinn.

En Jong bet ner grurßen, würdigen Brell,

da vellechts och mo Pasturr wern well.

Der Gisselersch Gerhard wor fröhlich bereit

on stoppte en „Päärche“ dann ze zweit

en e´den Gulaschkessel, macht en geerer Roh

zom Schluss den grursen Deckel zoo,

Hä schwadde en Trauspruch dann dodrop

On machte enner Minudde den Deckel wirrer ob.

Wat worn dat nur für „frühriffee“ Lü

On wä wo dann domols all dobie?

Der Hans on det Margot, der Horst on det Lore,

der Rudolf, der Helmut on Manfred, der „gorre“.

Doch van all dän Genannten, ob Jung orrer Braut,

wor späder kenn einziges Ehepaar getraut.

Do süt mer, e Liebe allzo früh

erweist sich als beständig selten oder nie.

De Gulaschkanon, dat ham ech behalen,

häd dann och net mir lang gehalen.

Denn orwen am Schlossberg, oos allen vertraut,

han mir en den Leehm ne Hörl (Höhle) gebaut.

De Hörl wor 2 Meder deef orrer kaum

Bet am Enn en grüßernen Raum.

Doo krochen mer renn, ohne Angst dat se kracht,

han ob Laub et dahn oos gemödlich gemacht.

Kurz drob hädd de Einheit, mir sojen et net gerrn,

for den Amis den Rückzoch angetrern.

Se deuten de Gukaschkanon den Berg roff bet Macht

on sinn dann en de Lehmhörl eingekracht.

Det ganze Radwerk brooch entzwei.

Do woret bed der Gulaschkanone vorbei.

Sur häd bie allem Ernst der Kregsgeschechte

och noch mänches Erlerbnis en spassiges Gesechte.

Doch wenn de Hörl bet oos zesamengekracht wär,

on mir hädden dann geläjen onner der Ähr,

dann hädden mer, wat mer jo net wolln,

onner däm Lehm ersticken konn.

Sur moss mer bie allem Erinnern zeröcke

net nur sahn: „Dat wor oos Glöcke“.

Nee, he hadde och wenn mert net woor han will,

oos bewahrender GOTT Sinne Hand im Spill.

Ihm wollen wir auch nach schon so langer Tat

DANKEN, dass Gott uns bewahret hat.

Dr Dogder säd, on dat es krass:

" Jung, du häst Adipositas,

ob dütsch jesäd, du best ze degge,

dröm kast de dech och kum noch bögge.

Bim Drabbestijje on berchrob

doa schnüwesde wie'n ahle Lok,

Jelenke do dir wahne weh,

doa hölft och Arnika nemmeh'".

Sin Brell härre zerechtjeröggt,

on wor etz garnemmeh' entzückt.

Ech machde ourweröm etz blägg,

min Herze stolberde wie gegg,

klabasdern säd mr och doagäje,

Dr Henner vam Hähnche moßdö ih dö Stadt, häh

hadde bim Gerechd watt zö erledije. Sinn Frouw meinde,

doa könn häh ehr watt betbränge.

Sidd langem wönschde sie sich ön neue Bluse fohr

dö Sommer, ganz dönn soll sö sinn, uss feinem Mullstoff.

Wie dr Henner no im Göschäfd ih dr Orwerstadt

woar, woßde häh net meh, wie dä Blusestoff heeß. Irjendwatt

hadde ät bemm Gösechde zö doh. Itzt woßde

Ze degge

Bruno Steuber, Littfeld

dröm darf ech mech nemmeh' obräje.

Bewäjung wöret, wat mir fählt,

on die kosdet noch nemmoal Geld.

Hä säd:

„Mach Pause moal bet Schnugg on Bier,

on Pillen krijjesde hö net va mir!"

Die Rezebdur es ahjekomme,

fönf Kilo hanech afjenomme,

är Lüh, e Wunger es jescheh',

wenn ech moal naggich mech beseh'

kanech min Zierwe werrer seh'.

Min Frou hält sech zerögg bet Spott,

denn ech jefalln är werrer god.

Dr Henner vam Hähnche

Rita Stötzel, Eckmannshausen

häh ät werer, ön Schnuddebluse soll ät sinn! Die Verkäuferin

woßde nadürlich net, watt häh hah woll. Ih dr

Stadt schwadde mr schleeslich hochdütsch. Häh doachde

noah on sähde da: „Ach joa, min Frouw well ömmer

watt bässeres sinn, sie sähd joa net Schnudde, bih ähr

heißd dät Mull.“ Itzet woßde die Verkäuferin watt häh

woll. Sie machde äm ö extra feines Päckche, watt häh

ähr döheim freudestrohlend öwerreichde.

36 durchblick 3/2020



Portrait

Portrait

Eva Vitt

Norbert Butters

Jahrgang 1958, geboren in Siegen, lebt in Netphen,

Beruf: Verwaltungsfachangestellte.

Um das Abenteuer Alter besser zu bestehen, gibt

es seit 2007 in Nethpen die „Senioren-Service-

Stelle“. Und Ihr freundliches Gesicht war bis zum

16. Juli 2020 Eva Vitt. Ihre lachenden Augen strahlen, auch

mit Maske in Coronazeiten, als wir sie in ihrem Büro im

Rathaus an ihrem fast letzten Arbeitstag besuchen. „Dann

wische ich das Konfetti von meinem Schreibtisch und muss

die bunten Luftballons wegräumen, um mich in die passive

Altersteilzeit zu verabschieden“. Seit 2007 hatte Eva Vitt die

Senioren-Service-Stelle mit Leidenschaft, frischen Ideen

und Kreativität neu aufgebaut. Immer hatte sie ein offenes

Ohr für die Probleme „ihrer“ Senioren. Sie kümmerte sich

auch um diverse Angebote und Aktivitäten für die älteren

Semester: „Tanz mal wieder“, organisierte Theaterbesuche

im Apollo oder beim Seniorenkino – mit Fahrdienst, sowie

Gedächtnistraining. Ihr Projekt „Neuland“ entwickelte sie

mit dem Gymnasium, Schüler schlüpften in die Rolle der

Lehrer und gaben ihr digitales Wissen weiter – und andersherum

Senioren gaben ihr Wissen den Jugendlichen weiter.

Beispielsweise zum Thema Astronomie.

Die Organisation von Rikscha-Fahrten „Radeln ohne Alter“

war ihre letzte erfolgreiche Idee. Gestartet wurde das Projekt

im Juli 2020 mit Fahrten für Senior*innen aus dem Haus Elisabeth.

Die Rikscha: eine mit Verdeck bedeckte Sitzbank vor

dem Lenker eines E-Bikes, das von einem speziell geschulten

Piloten gefahren wird. Was für ein Vergnügen ist diese lustige

Fahrt für die Heimbewohner. Endlich mal Abwechslung in ihrem

manchmal tristen und einsamen Alltag. Ein buntes Highlight.

Die Rikscha verbindet Menschen. Im Ruhestand wird

die sportliche Eva auch den Rikscha-Pilotenschein machen.

Oder den Kurs „Tanzen für Senioren“ belegen?

Gefragt nach den traurigsten Momenten als Seniorenbeauftragte

lautet die Antwort: „Wenn pflegende Angehörige

oder Witwer in Tränen ausbrechen! Da helfen nur Gespräche

und Hilfe muss organisiert werden – reden hilft immer“.

Viel Prominenz folgte ihren Einladungen nach Netphen. In

ihren Büroschränken und an den Wänden hängen (noch) Poster

und Fotos von Begegnungen, an die sie sich gern erinnert.

Immer ging es rund ums Thema Alter mit Diskussionen und

Vorträgen. Seit 2010 besuchten Politiker wie Henning Scherf

und Rita Süssmuth oder Prof. Bayreuther, Gerontologe und

Experte für Alzheimer das Rathaus. 2019 war Franz Müntefering

da. Alles Highlights auf Initiative dieser quirligen Frau.

„Ein Fazit meiner langjährigen Tätigkeit ist, sich frühzeitig

mit dem Thema Wohnen im Alter auseinanderzusetzen, um

Überraschungen vorzubeugen“. Denn aus den jungen Alten

werden oft – schneller als man denkt – Hochbetagte. Freunde

werden weniger, Partner versterben. Wer hilft dann? Die Senioren-Service-Stellen.

Deren Zustandekommen ist 2007 kreisweit

durch die „Zukunftsinitiative 2020 – Leben und Wohnen

im Alter“ erfolgt.

Sterne, Planeten und Kometen begleiteten den Jungen

aus der Zeiss-Stadt Jena von klein auf, bis seine

Familie 1955 in den Westen nach Kredenbach floh.

Seit 1960 konnte er in den Sommerferien wieder seine Verwandten

in Jena besuchen, die fast alle bei Zeiss arbeiteten

und sein Interesse an Naturwissenschaften förderten

Im Westen Deutschlands konnte er erstmal weder seinem

Hobby, noch seinem Berufswunsch – Chemiker – nachgehen.

1982 startete er eine neue Karriere als Touristiker für

ein großes Reiseunternehmen. Er sah die ganze Welt. Sein

Job war vor Ort das bestmögliche Programm und Hotels für

die Gruppen auszuwählen und auszuhandeln. Dafür war er

oft 70 Stunden in der Woche unterwegs. Seine Frau hielt

ihm zu Hause den Rücken frei und war für den Sohn da, der

heute als Dr. der Chemie in Lippstadt arbeitet

Im Ruhestand nach dem stressigen Job besann er sich auf

seine alten Freunde: die Sterne und das Weltall. Nach und

nach baute er sich zu Hause im Garten seine eigene Sternwarte.

Eine offene Anlage. Der Blick ist frei in alle Richtungen

und er kann schnell mit dem „Sky Watche“ folgen.

Das Herzstück der Anlage ist ein MAK Fernrohr mit

250-facher Vergrößerung, fünf Zoll. Hiermit arbeitet er seit

Jahren tags und nachts. Er beobachtet und fotografiert. Die

Kamera ist neben dem Fernrohr montiert. Seine Bilder macht

der Astrofotograf meist per Computerfernsteuerung und kann

gleich am Laptop die Bilder auswerten. Sein Observatorium

ist fest auf einem Quadrat aus 2,3 t Beton installiert, das für

die notwendige Stabilität sorgt – unerlässlich für exakte Beobachtungen.

Daneben gibt es spezielle Fernrohre für Beobachtung

von Mondfinsternis und der Sonne. Endlose Experimente,

das Studium von Fachliteratur, Vorträge und Diskussionen

machten ihn über die Jahre vom Amateur zum Experten.

In Zusammenarbeit mit dem Projekt „Neuland“ mit

Frau Vitt von der Senioren-Service-Stelle Netphen leitete

er Anfang 2020 am dortigen Gymnasium ein „Astro-Kurs-

Projekt“ mit 12 Schülern. Der Hype um den deutschen Astronauten

Alexander Gerst, der 2018 zum zweiten Mal auf

der ISS Raumstation war, befeuerte natürlich das Interesse.

Erst kam die Theorie. Man kann sich vorstellen, wie der

leidenschaftliche Norbert Butters sein Wissen weitergegeben

hat und die Kids waren hin und weg. Doch dann kam

Corona. Vielleicht klappt es im Herbst doch noch mit dem

praktischen Teil des Kurses an der Sternwarte. Immer freut

er sich, wenn er Interessierten sein Observatorium vor Ort

in Unglinghausen erklären kann (nur nach Absprache).

sternwarte-unglinghausen@t-online.de

Neben Mars, Merkur und Venus bleibt noch Zeit für einen

gemütlichen Garten mit Fischteich und ein anderes Hobby,

Ahnenforschung. Außerdem hat Norbert Butters in der

letzten Zeit in drei Monaten etwa 20 kg Gewicht verloren.

Er schwört auf Proteine. Hut ab.

Jahrgang 1949 geboren in Jena, seit 1956 im Siegerland

Erlernter Beruf: Radio-und Fernsehtechniker.

Texte: Tessie Reeh, Fotos: Rita Petri

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Gesellschaft

Gesellschaft

Der Zahn der Zeit...

Alt werden ist nichts für Feiglinge

Diese Erkenntnis war Joachim Fuchsberger schon

2011 ein Buchtitel wert, der, zu recht, wie ich meine,

zum Bestseller wurde.

Es ist auch bei mir nicht mehr zu übersehen: Die kleinen

„Ungeschicklichkeiten“ mehren sich. Was früher mit einem

„das kann ja mal passieren“ leicht hingenommen wurde, häuft

sich jetzt zunehmend. Das gibt zu denken. Ja, das sind eindeutige

Zeichen des Altwerdens, aber wie gehe ich damit um?

Natürlich deprimiert es mich, wenn ich einen Theaterbesuch,

für den ich ja bereits meine Eintrittskarte

habe, einfach vergesse, wie ärgerlich ist das denn?! Der

Termin steht zwar im Kalender, doch wenn ich da nicht

reinschaue? Dumm gelaufen, klar ärgert mich das kräftig.

Aber was sagt mir das auch? Gewöhn‘ dir doch einfach an,

jeden Morgen erst einmal in deinen Kalender zu schauen,

dann passiert sowas nicht. Kann doch nicht so schwer sein.

Steht doch alles im Smartphone.

Namen konnte ich mir noch nie gut merken, Gesichter

ja. Komisch, die anderen wissen in der Regel, wer ich bin

und kennen meinen Namen. Aber ich stehe da, und mir fällt

der Name meines Gegenübers partout nicht ein, peinlich!

Es ist gar nicht so leicht, ein persönliches, zugewandtes Gespräch

zu führen, ohne meinen Gesprächspartner mit Namen

anzusprechen. Darin

habe ich inzwischen zwar

eine gewisse Übung, finde

es aber trotzdem blöd.

Also gehe ich lieber in

die Offensive: „Tut mir

leid, aber mir fällt dein/

Ihr Name im Moment

einfach nicht ein, ich hab

eine Blockade.“ Oder ich

frage: „Woher kennen wir

uns?“ Dann kommt die

erhellende Antwort und

ich kann entsprechend

reagieren „Aber klar! Tut

mir leid, das Alter, da

vergisst man schon mal

was...“ Ja, dann kokettiere

ich auch mit meinem

Alter, das hilft mir.

Dann die Geburtstage,

ach, du liebe Güte! Die

stehen zwar auch im Kalender,

trotzdem vergesse

ich oft, rechtzeitig zu

gratulieren. Ich bin immer

dankbar, wenn das anderen

auch passiert, und sie Verständnis für meine Nachlässigkeit

haben. Aber das ist ein Thema von unterschiedlicher

Wertschätzung. Für die einen ist es ein ganz wichtiger Tag,

den man nicht vergessen sollte, für die anderen hat das weniger

Bedeutung. Ich gebe mir große Mühe, wenigstens im

Familien- und Freundeskreis nicht als Geburtstagsmuffel

aufzufallen, gelingt aber nicht immer.

Das sind Dinge, die mir auch in jüngeren Jahren schon

passiert sind, aus lauter Schusseligkeit, altersunabhängig.

Es sind die scheinbar kleinen, unbedeutenden Dinge, die

mir heute ständig passieren und die mich zum Grübeln

bringen: Mir fallen Dinge oft einfach so aus der Hand, ich

stoße mich häufiger irgendwo an (sichtbar an den blauen

Flecken), ich stolpere über alles Mögliche, auch über die

eigenen Füße... (erhöhte Sturzgefahr!) Bei einem Kleinkind

passiert das alles auch: Noch fehlende Koordination,

unentwickelte Feinmotorik und Gangunsicherheit. Das

wird ja noch. Mir passiert das aber heute! Und zwar nicht

nur gelegentlich, sondern eher häufig. Das ist der Zahn der

Zeit, das Alter. Bin ich dem hilflos ausgeliefert?

Durch die lange coronabedingte Kontaktsperre drehen

sich meine Gedanken und Grübelein immer mehr um mich

selbst, und ich verliere dabei langsam meinen Humor. Das ist

Wenn ich dank fehlender Kraft meinen kleinen Enkel nicht mehr auf den Arm nehmen kann.

setze mich zu ihm oder geh gleich in die Hocke. ... aber, wie komme ich dann wieder hoch?

fatal. Ja, es ist traurig, wenn ich dank fehlender Kraft meinen

kleinen Enkel nicht mehr auf den Arm nehmen kann. Nun,

dann geh ich eben in die Knie und hocke mich auf gleicher

Höhe zu ihm runter, wenn er hoch will. Und wie komme ich

dann wieder hoch? Noch gelingt mir das mit erlernten Tricks.

Aber wie lange noch? Nein, ich will nicht aufgrund der zunehmenden

Einschränkungen die Freude am Leben verlieren

und depressiv werden, dazu ist es zu kurz und zu kostbar.

Es muss gelingen, die zunehmenden Einschränkungen

als normalen Prozess des Altwerdens in Kopf und Bauch

zu akzeptieren und mich nicht „beleidigt“ oder gar minderwertig

zu fühlen, wenn mir etwas nicht mehr so wie früher

gelingt. Einfach ist das aber nicht. Das erfordert ein neues

Selbstbewusstsein, auch gegen einen gesellschaftlichen

Trend, der uns Alte nur – grob ausgedrückt – mit Verblödung

und Hilflosigkeit gleichsetzt. Noch habe ich Möglichkeiten,

neue Strategien dagegen zu entwickeln, die

muss ich nur entdecken, wahrnehmen und auch einsetzen.

Zum Beispiel: Um nicht zu stolpern, sollte ich mich aufmerksamer

bewegen, die Füße bewusst hochheben und die

Augen auf! Oder ich muss Dinge bewusster in die Hand

nehmen, fester zupacken und sie auch festhalten, damit sie

mir nicht aus der Hand fallen. Auch gibt es viele praktische

und schöne Dinge, sogenannte Hilfsmittel, die ich einsetzen

kann, um bei bestimmten Defiziten einen Ausgleich zu

schaffen. Jammern und Klagen hilft nicht, das lähmt mich

nur und verstärkt die depressive Stimmung. Selbstmitleid

blockiert nur und hindert mich, eigene Einfälle und Ideen

zu nutzen, um dem Zahn der Zeit mit Köpfchen zu begegnen,

und meine gewonnene Lebenserfahrung zu nutzen.

Dann fühlt sich auch der Bauch besser.

Natürlich bekommen die eigenen Kinder mit, welche

Veränderungen in ihren Eltern durchs Älterwerden vorgehen.

Auch die Menschen in meinem näheren Umfeld bemerken

das. Ja, vielleicht wachsen wir auf manche Weise ja auch noch

an den Aufgaben, die das Altwerden uns stellt. Das wäre ein

Gewinn. Aber vielen Aufgaben sind wir auch tatsächlich nicht

mehr gewachsen. Natürlich schmerzt mich das besonders im

Hinblick auf meinen kleinen Enkel. Vom Alter her wäre ich

ja eher seine Urgroßmutter. Wie gerne würde ich den kleinen

Mann ein paar Tage zu mir nehmen, auch, um die gestressten

Eltern etwas zu entlasten. Die fänden das auch wunderbar,

aber daran ist gar nicht mehr zu denken, dem bin ich einfach

nicht mehr gewachsen. Der Zahn der Zeit hat schon zu sehr an

den alten Knochen genagt, und nicht nur daran. Das ist traurig,

aber diese Einsicht entlastet mich auch von eigenen Ansprüchen,

denen ich nicht mehr gewachsen bin.

Ja, das Glas ist wohl nicht mehr halb voll, aber es ist

auch noch nicht leer. Es ist immer noch etwas drin, und das

möchte ich bis zum letzten Schluck genießen. Daran will

ich arbeiten. Klingt komisch, ist aber für mich ein guter

Vorsatz.

Anne Alhäuser

40 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 41



Unterhaltung

Unterhaltung

Das Ende eines alten Lappens

Fahrschulwagen 1971

Gelegentlich hört man von einem Paar, das sich tatsächlich

vor oder nach der Silberhochzeit getrennt

hat und -man wundert sich. Das solches auch in der

zeitlichen Nähe einer Goldenen Hochzeit geschieht, ist wohl

ganz, ganz selten. Und doch ist es mir passiert. Dabei ging es

allerdings nicht um einen Partner, sondern ganz schlicht um

die Erlaubnis zum Fahren eines Kraftfahrzeuges.

Eigentlich hatte ich angenommen, mein Führerschein

würde mich bis an mein Lebensende begleiten. Wohlbehütet

hatte er 49 Jahre und elf Tage in einer meiner zahlreichen

Handtaschen geruht. Kaum jemand hatte nach ihm

gefragt, kaum jemand wollte ihn sehen. Er war wie ein

treuer, stiller unaufdringlicher Freund und Vertrauter stets

im Hintergrund geblieben. In seiner grau-beigen Farbe und

von textiler Struktur passte er einmal gefaltet in die Brieftasche,

leider nicht in ein handelsübliches Portemonnaie.

Im Verlaufe seiner Lebensdauer war er, trotz der Schonung,

nun doch schon etwas „abgewetzt“ und schließlich zu einem

„alten Lappen“ heruntergekommen.

Dabei hatte es doch dereinst einmal so viel Mühe und

sogar Verdruss bedeutet, ihn überhaupt zu bekommen. Zurückblickend

erinnere ich mich an zahllose bedrückende

Stunden und teils erniedrigende Momente, bis das ich ihn

endlich in den Händen hielt. Das Ganze ist nun schon eine

halbe Ewigkeit her. Das Leben auf unseren Straßen war

noch überschaubar und mit dem heutigen Verkehrsaufkommen

gar nicht zu vergleichen.

Für mich, die ich mit dem Bus in die Stadt fuhr, war

Kochs Ecke mit dem fließenden Fahrzeugverkehr damals ein

verwirrender Ort des Grauens. Bekümmert, wenn ich dort am

Fußgängerüberweg vor der roten Ampel stand, waren meine

Gedanken: „Das lernst du nie dich hier zurecht

zu finden“. Sie waren wohl auch durch

das Führerscheindebakel meiner Lehrmeisterin

bestärkt. Sie hatte gleich mehrere Anläufe

gewagt und war dann dreimal durch die Prüfungen

„gerasselt“. Dabei hatte sie gleich vier

Fahrschulen nebst einigen Fahrlehrern verschlissen.

Ein „Idiotentest“ wäre ihr als letzte

Alternative vor der endgültigen Kapitulation

geblieben. Sie verzichtete schließlich gänzlich

auf ein eigenes Auto und setzte sich nie mehr

ans Steuer.

„Ich mache den Führerschein“, frohlockte

ein paar Jahre später eine Kollegin, „komm

doch mit“. Spontan und ohne lange Überlegungen

war ich dabei, denn: Ganz ohne Kochs

Ecke ging dies in Haiger! Nach anfänglichen

Theoriestunden machte das Fahren richtig

Spaß und Freude. Meine einstigen Sorgen

und Bedenken waren vergessen. Mit einem

Bundeswehr-Fahrlehrer übte ich Anfahren, Einparken und

die Rechts-vor links-Regelungen von Haiger bis Langenaubach

und Dillenburg. Kurz vor dem Jahreswechsel meinte er,

er werde mich zur Prüfung nach den Feiertagen vorschlagen.

Frohen Mutes sah ich den letzten anstehenden Übungsstunden

entgegen, die selbstverständlich der „Chef“

übernahm. Und plötzlich verstand ich die Welt nicht mehr!

Alles was ich bisher gut beherrschte und worin ich mich sicher

fühlte, waren für ihn eine Katastrophe. In seinen Augen

machte ich alles falsch und dies drückte die Stimmung vollkommen

nieder. Teilweise sah ich mich schon wie einst meine

Meisterin einer bedingungslosen Kapitulation nahe. Je

näher der Prüfungstag kam, desto nervöser, zappeliger und

aufgeregter wurde ich.

Der 12. Februar 1971 war ein milder Wintertag. Die Straßen

waren gut befahrbar und schneefrei. Die Prüfung dauerte

nicht lange, denn ich brauchte an diesem Tag meine erlernten

Fähigkeiten gar nicht erst unter Beweis stellen, ich war schon

in der Theorie durchgefallen. Elend und jämmerlich heulend

fuhr ich per Zug nach Siegen zurück und suchte bei einer im

Stadtkrankenhaus tätigen Freundin erst einmal Trost. „Was

hat sie denn? Was fehlt ihr?“, fragten deren Kollegen zunächst

mitleidig. „Sie ist beim Führerschein durchgefallen“,

antwortete sie. „Ach sooo! Wenn´s weiter nichts ist!“

Meine Aufregung und ein stetes Erschrecken hielten jedoch

an, wenn ich an die nächsten Fahrstunden dachte. Ich

bekam Hautausschlag, ich konnte kaum noch schlafen, das

Innerstes meines Magens drehte sich um und meine Gedanken

waren nur noch auf den entsetzlichen Fahrlehrer fixiert.

Es war wirklich eine ganz schlimme Zeit für mich. Mein Zorn,

meine Abneigung diesem Mann gegenüber waren riesengroß

und um meine Schmach zu beruhigen

reichten alle Schimpfund

Schmähworte dieser Welt

nicht aus.

Es wurde Frühling. Anfang

Mai sollte die zweite Prüfung

stattfinden. Niederträchtig, eher

sadistisch, wie ich ihn empfand,

hatte jener Chef dann auch noch

eine weitere Bosheit für mich

parat. In der letzten Stunde vor

der Prüfung übte er mit mir auf

einem Sportplatz im Dillkreis

intensiv „Kurven fahren“. Ich

musste zigmal und völlig sinnlos das Sportgelände umkreisen,

während er sich mürrisch, kaum aufblickend mit irgendwelchen,

auf seinen Knien liegenden, Schriftstücken beschäftigte.

Um gegen alle Fragen und Tücken gewappnet zu sein,

hatte ich mir inzwischen von anderen Fahrschülern die Prüfungsbögen

besorgt und Fragen und Antworten bis zum letzten

Wochenende vor der Prüfung fast schon auswendig gelernt.

Es war am 17. Mai 1971. Von Zuhause hatte ich mich

morgens unter dem Vorwand verabschiedet, ich müsse ganz

früh zum Zahnarzt. Niemand sollte an einer erneuten, im Inneren

schon feststehenden Niederlage teilhaben. In Wirklichkeit

fuhr ich zeitig per Zug nach Haiger.

Nach der erfolgreichen schriftlichen Prüfung, kam dann

die zweite Hürde. Ich durfte fahren und bekam schließlich

dank einer ruhigen Fahrweise

von einem durchaus netten

Prüfer den mühsam erworben

Schein ausgehändigt. Überschwänglich

dankbar schüttelte

ich dem Prüfer die Hand.

um mich ganz schnell vom

Ort des Schreckens zu entfernen.

Es gelang nicht. Der Chef,

dem ich an diesem Tage keinerlei

Beachtung geschenkt,

ihn ja fast schon übersehen

hatte, rief mich zurück, um mir

den Rat zu geben: „Kaufen Sie

sich ein Fahrrad, niemals ein Auto! Fahren lernen Sie nie“.

Seit inzwischen fünfzig Jahren sitze ich nun beinahe unfallfrei

am Steuer und habe damit sicherlich bewiesen, doch

ein Auto fahren zu können. Eigentlich wollte ich den Führerschein

bis an mein Lebensende behalten. Aber durch neue

Gesetze ist er nur noch bis zum 19. Januar 2033 gültig und

muss spätestens dann gegen eine jetzt übliche Karte umgetauscht

werden. Falls ich ihn dann aber erst umtausche, muss

ich vielleicht wegen einer neuen Bestimmung einen Fahrtest

oder sonst eine Garstigkeit absolvieren Wer weiß?....?

Jedenfalls habe ich meine wertvolle und gut behütete

Fahrerlaubnis kurz vor dem Goldjubiläum gegen eine Karte

getauscht. Meinen alten „Lappen“ werde ich aber weiter in

erinnerungswürdigen Ehren halten. Eva-Maria Herrmann

42 durchblick 3/2020



Krimi

Krimi

Maßarbeit

Soll dich ein Mensch als leuchtend

Vorbild leiten, so strebe nur ihm

nach in seinen guten Seiten.

Molière

„Hier könntest du wirklich schneller fahren!“, er stöhnte

vernehmlich. „Mit deinem Schneckentempo hältst du ja den

ganzen Verkehr auf. Zügig muss man fahren, zügig!“

„Ja, Schatz“, sie trat das Gaspedal eine Spur tiefer durch.

Der Mercedes beschleunigte sofort. „Ist es so recht?“

„Als guter Fahrer muss man das eigentlich selbst beurteilen

können. Mein Gott, sieh dir den da vorne mal an. So ein

Langweiler. Hat wohl den Führerschein in der Lotterie gewonnen.

Nun überhol ihn doch schon!“ „Jetzt?“ „Natürlich

jetzt oder willst du bis Weihnachten damit warten?“

„Oh, das war aber verdammt knapp! Ich hätte wohl doch

nicht überholen dürfen!“

„Ja, meine Liebe, auf den entgegenkommenden Verkehr

musst du schon selber achten. Ein guter Autofahrer sieht immer

weit voraus, merk dir das! Du solltest dir ein Beispiel an

mir nehmen. Was glaubst du, wieso ich seit zwanzig

Jahren unfallfrei fahre? Das ist nicht nur Praxis, das ist

Mitdenken. Ich schaue eben weit voraus, und wenn ich

an einem Punkt bin, dann bin ich nicht nur dort, sondern

bin gleichzeitig hundert Meter weiter. Ich beziehe

die ganze Gegend in mein Fahrverhalten mit ein. Nimm

die Kurve nicht so scharf! Du fährst ja fast schon auf

dem Bürgersteig!“

„Entschuldige, ich habe dir nur aufmerksam zugehört!“

„Ein guter Fahrer kann beides: Er kann ein Gespräch

führen und auf die Straße achten! So, halte mal hier an,

ich will mir schnell da vorne ein paar Zigaretten ziehen.“

„Paß auf, wenn du aussteigst, da vorne liegt Hundekot.“

Durch die Warnung hatte sie gehofft, für diesmal

einer letzten Strafpredigt zu entgehen, die er gewohnheitsmäßig

in der Weise hielt, dass er rückwärts aus

dem Wagen krabbelte und ihr die Worte seiner vernichtenden

Kritik direkt ins Gesicht schleuderte. Sie hasste

diese Angewohnheit. Auch diesmal erwies sich ihr Ablenkungsmanöver

als Fehlschlag.

„Hab ich schon längst gesehen! Na, du hast ja mal

wieder eingeparkt. Möglichst nahe ran, merk dir das

doch endlich mal. Dazu hat man doch ein Auto. Sonst

kann man ja auch den Bus nehmen. Na ja, gut das ich fit

bin. Den Weg zum Bürgersteig werde ich noch zu Fuß

zurücklegen können.“ Und er schlug heftig die Tür zu.

Sie blieb unbeweglich im Wagen sitzen und beobachtete,

wie er sich an einem Zigarettenautomaten zu

schaffen machte. Am liebsten fuhr sie ja alleine, Da

konnte sie in aller Ruhe auf den Verkehr reagieren. Sie

verabscheute es geradezu, mit ihm zu fahren. Es war

noch jedesmal die Hölle für sie gewesen. Nicht einmal

ihr Fahrlehrer hatte es während der achtzehn Stunden

Fahrunterricht geschafft, sie so sehr zu demütigen wie

er in einer halben Stunde. Dabei war sie eigentlich eine gute

Fahrerin. Ihr Fahrlehrer hatte es ihr oft bestätigt. Nur wenn

er neben ihr saß, dann wurde sie unsicher und machte Fehler,

deren sie sich selbst schämte. Einmal wäre es fast zu einem

Unfall gekommen, und sie war sich ganz sicher, hätte er nicht

so unablässig auf sie eingeredet und ihre Fahrweise ununterbrochen

kritisiert und korrigiert, sie hätte niemals den Lastwagen

übersehen, der aus einer vorfahrtberechtigten rechten

Seitenstraße kam. „Willst du mich morden?“ So hatte er sie

gleich angeschrien. „Wenn du schon einen Unfall baust, dann

sorge wenigstens dafür, dass er auf deiner Seite geschieht!“

Und sie hatte angesichts dieser Rohheit nur hilflos mit den

Zähnen knirschen können. Argumentieren konnte man mit

ihm nicht. Oh, wie dieser Mann ihr auf die Nerven ging! Hätte

sie nur geahnt, wie er sich verhalten würde, nie, niemals

hätte sie den Führerschein gemacht. Und dann diese großkotzigen

Prahlereien! Die Hundescheiße hätte er bestimmt nicht

gesehen, wenn sie ihn nicht darauf aufmerksam gemacht hätte.

Hätte sie es doch bloß nicht getan. Dann hätte er ja einmal

sehen können, wie vorausschauend er wirklich war. Und was

Foto: wikipedia

für ein Theater er wieder mal gemacht hatte, nur weil sie einen

halben Meter vom Bürgersteig entfernt war. Und dann

dieser überflüssige Hohn! Er kam zurück.

„So, was hältst du von einer Spritztour in die Berge. Wir

können ja im Restaurant „Zur Aussicht“ einen Kaffee trinken.

Dann könntest du gleich auch einmal sehen, was man beim

Bergfahren beachten muss.“

Sie stimmte ergeben zu und fluchte innerlich. Der brachte

es noch fertig, dass sie auf dieser Strecke die gröbsten Fehler

machte. Andere Gründe hatte diese Ausfahrt sicher nicht. Dabei

kannte sie die Straße sehr gut. Immerhin hatte sie darauf

ihre Fahrprüfung erfolgreich abgelegt.

„Gib nicht so viel Gas beim Anfahren! Ein guter Fahrer

dosiert das Benzin so, dass er bei minimalem Verbrauch den

größten Effekt erreicht. Du könntest auch schon mal wieder

schalten. Wenn ich das richtig höre, schlägt dir das der Motor

nachhaltig vor. Oder hältst du das Röhren für Lustgeschrei?“

„Entschuldige, es soll nicht wieder vorkommen.“

Zufrieden lehnte er sich zurück. Er würde ihr schon beibiegen,

wie man richtig fährt. Durch seine Schule würde sie gehen.

Schade, dass sie so wenig Talent zum Fahren hatte. Selbst

wenn sie sich noch so anstrengte, eine gute Fahrerin würde

sie nie werden, das hatte er schon bei der ersten Ausfahrt erkannt.

War viel zu nervös! Fehler machte sie, nicht zu singen

und sagen. Na ja, was soll’s! Hauptsache ein guter Fahrer in

der Familie. Und um ihn nach Hause zu fahren, wenn er einmal

zuviel getrunken hatte, dafür würden selbst ihre schwachen

Fahrkünste immer noch ausreichen. Besonders wenn er

sie jetzt einmal richtig in die Mangel nahm und ihr keinen

Fehler durchgehen ließ. Sie konnte nur froh sein, so einen erfahrenen

Fahrer an ihrer Seite zu wissen. „Fahr nicht so dicht

auf! Immer Abstand halten, denk dran! Viele Unfälle sind

schon passiert, nur weil unvernünftige Fahrer keinen Abstand

gehalten haben.“

Sie biss sich auf die Unterlippe und schwieg. Geräuschvoll

atmete sie nur durch die Nase. Da roch sie es und sie empfand

eine tiefe Befriedigung. Beim Rückweg vom Zigarettenautomaten

war er zweifellos in die Hundescheiße getreten. Das

gönnte sie ihm! Er würde es sicher auch bemerkt haben. Gespannt

war sie, wie er damit fertig werden wollte. Schließlich

widersprach das ja seinen großsprecherischen Worten von der

Voraussicht. Irgendwie würde er dafür sorgen müssen, dass

sie es nicht bemerkte.

„Ist hier in der Nähe direkt an der Straße nicht irgendwo

ein Parkplatz mit einem schönen Aussichtspunkt? Wir können

uns da ja etwas die Beine vertreten.“

Na also, zweifellos wollte er dort die Spuren seiner weisen

Vorausschau im Gras abstreifen. Wahrscheinlich würde er

vorgeben, urinieren zu müssen.

„Ich muss außerdem mal mein Bier vom Mittagessen wegbringen.“

Und er schielte vorsichtig auf seine Schuhe. Wie

gut, dass sie mit dem Fahren so beschäftigt war. Es war aber

auch zu dumm, dass er in die Hundescheiße getreten war. Dabei

hatte sie ihn vorher sogar noch gewarnt. Das machte es

besonders ärgerlich. Er musste sie von seinem Dilemma ablenken.

Am sichersten wäre es, ihr noch ein paar Ratschläge

zu ihrer Fahrweise in der bisher geübten Weise zu machen,

während er ausstieg. Schließlich durfte sie auf keinen Fall

das Vertrauen in seine Fähigkeiten verlieren, alles im Voraus

einzubeziehen. Er reckte sich und fühlte sich wieder wohl in

seiner Haut.

Da war der Parkplatz. Diesmal würde sie ihm keinen

Grund zum Spotten geben. Oh ja, er würde zufrieden sein!

Sie gab das Blinksignal und fuhr langsam auf den glattgewalzten

Boden Er beobachtete jede ihrer Handbewegungen.

Gleich würden wieder Vorhaltungen kommen. Markierungen

für Parkplätze waren keine vorhanden. So konnte sie parken,

wie sie es für richtig hielt. Und sie wusste inzwischen genau,

wie es richtig war. Schließlich hatte er es ihr in den letzten

Wochen immer wieder nachdrücklich erklärt.

„Das war schon sehr schön, meine Liebe, wirklich sehr

schön. Aber einiges musst du noch beachten. Du musst vor

allen Dingen daran denken...“ Stille! Herrliche Stille! Nur ein

verhallendes Klappern, als habe jemand ein Mühlrad kurz angeworfen.

Sie blickte durch den leeren Türrahmen und registrierte

mit Befriedigung, dass die Reifen des Wagens, der jetzt

ihr alleine gehörte, nur wenige Zentimeter vom Abgrund entfernt

waren. Maßarbeit! Und er war zweifellos wieder einmal

seine einhundert Meter voraus - nur diesmal vertikal.

Dieter Stündel

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Gedächtnistrai ning

Lösungen Seite 82

Fremde Länder – Fremde Sprachen

Auch wenn wir dieses Jahr nicht überall hinreisen dürfen, so können wir trotzdem

von fernen Ländern träumen. Begeben Sie sich auf eine Reise rund um den Globus.

Ordnen Sie den Ländern die richtige Hauptstadt und die dortige Amtssprache

zu. Die Tabelle ist in Unordnung geraten, schreiben Sie die

passenden Buchstaben in die unteren Kästchen.

Land Hauptstadt Amtssprache

1 Haiti A Athen a Arabisch

2 Estland B Paris b Spanisch

3 Griechenland C Peking c Dänisch

4 Frankreich D Sanaa d Portugiesisch

5 Lettland E Brasilia e Isländisch

6 Japan F Tallin f Griechisch

7 Argentinien G Reykjavik g Haitianisch

8 China H Riga h Japanisch

9 Jemen I Port-au-Prince i Lettisch

10 Brasilien J Kopenhagen j Estnisch

11 Dänemark K Tokio k Französisch

12 Island L Buenos Aires l Mandarin

Tragen Sie die Lösungen in diese Kästchen ein:

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

Rund um das Wasser

An heißen Tagen sollen Sie genügend Wasser

trinken. Hier einige Anagrammübungen:

Bringen Sie die ersten Buchstaben in die richtige

Reihenfolge und hängen das Wort „Wasser“ an.

„WASSER“ steht immer am Ende des Wortes.

Beispiel: OMOR WASSER / MOORWASSER

1. ZUPT WASSER

2. ROCHL WASSER

3. LESCHZM WASSER

4. RUNGD WASSER

5. SCHLÖ WASSER

6. AFUT WASSER

7. RBEUNNNR WASSER

8. LULEQ WASSER

9. ZLSA WASSER

10. KRTNI WASSER

11. SCHLEGTER WASSER

12. SEI WASSER

Bringen Sie die hinteren Buchstaben in die richtige

Reihenfolge und setzen vorne das Wort „Wasser“

vor. „WASSER“ steht immer am Anfang.

Bsp.: WASSER RUTSECH /WASSERRUTSCHE

Die Übungen

wurden zusammengestellt

von:

Gedächtnistrainerin

Bernadette von

Plettenberg

Mitglied im Bundesverband

Gedächtnistraining

e.V.

02732 / 590420

bernadette@

plettenberg-struwe.de

Gedächtnistrainingskurse

auf

Anfrage

Hintergrundfoto:

enriquelopezgarre

Was bin ich?

1. WASSER GEOLV

2. WASSER BUSSAFL

3. WASSER DEAR

4. WASSER LTEIGNU

5. WASSER EROPB

6. WASSER SAELB

7. WASSER FOPT

8. WASSER SLSOCHS

9. WASSER NAMN

10. WASSER MURT

11. WASSER SCGLANHE

Trainingsziel: Wahrnehmung

46 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 47



Reisen

Reisen

Tagesausflug

Sir Tony Cragg, 1949 als Anthony Douglas Cragg in

England geboren ist ein bildender Künstler. Ab 1979

lehrte er an der Kunstakademie Düsseldorf, (seit 1988

als Professor) und folgte im Jahr 2001 einem Ruf der

Akademie der Künste in Berlin als Professor für Bildhauerei.

Seit 1994 ist er Mitglied an der Royal Academy

of Arts in London und seit 2002 Mitglied der Akademie

der Künste in Berlin und war bis 2013 Rektor der

Kunstakademie Düsseldorf.

In den 1980er Jahren war Cragg auf vielen bedeutenden

internationalen Ausstellungen vertreten. So zum Beispiel

auf der documenta 7 und der documenta 8 in Kassel und

auf fünf Biennalen in Venedig, São Paulo und Sydney.

1988 erhielt er den britischen „Turner-Preis“.

(Text und Bild: Wikipedia)

Tony Cragg, Mixed Feelings, 2012

Durch einen Fernsehbericht

wurde ich auf ihn aufmerksam.

Bis dahin hatte ich noch

nichts von ihm gehört, dem Skulpturenpark

„Waldfrieden“ in Wuppertal.

Was ich darüber im Fernsehen sah

und hörte, machte mich so neugierig,

dass ich einfach mehr darüber wissen

wollte. Nach Recherchen im Internet

wurde aus meiner Neugierde Verlangen.

Zwei meiner Freundinen konnte

ich mit meiner Begeisterung anstecken.

Im Juni fuhren wir dann zu dritt

mit einem 46 € „Schöner-Tag-Ticket

NRW“ nach Wuppertal.

In gut zwei Stunden ist man entweder

über Köln oder über Hagen in

Tony Cragg, Photon, 2008, Edelstahl

Wuppertal. Vom Hauptbahnhof sind

es dann noch einige Bushaltestellen

oder, wer mag, 25 Minuten zu Fuß,

bis zum Haupteingang des Skulpturenparks

in der Hirschstraße 12. Mit

dem Auto sind es von Siegen etwa

130 Kilometer je Strecke.

Das 15 Hektar große Waldgelände,

mit der unter Denkmalschutz stehenden

Villa Waldfrieden, hat der Künstler

Tony Cragg im Jahr 2006 erworben.

2008 ging dann aus dem verwilderten

Gelände der Skulpturenpark mit Kunstinstallationen

zum Erwandern und

Betrachten hervor.

Etwa vierzig unterschiedlich große

Skulpturen stehen in dem hügeligen

Gelände. Waldwege und angelegte schmale Schotterpfade

führen im Auf und Ab zu den einzelnen Kunstwerken.

Etwa die Hälfte der Werke sind von Tony Cragg, die andere

Hälfte von diversen Künstlerinnen und Künstlern.

Auf dem Wiesengelände vor der Villa stehen zum Beispiel

drei Skulpturen von Joan Miro.

Für einen Rundgang sollten zwei bis drei Stunden eingeplant

werden. Besuchern werden feste Schuhe empfohlen.Außerhalb

des Parks lockt ein nettes Cafe-Restaurant

zur anschließenden Erholung.

Infos im Netz unter: www.skulpturenpark-waldfrieden.de

Skulpturenfotos und Text: Rosemarie Harth

Joan Miró, Femme,

1981, Bronze

Jaume Plensa, Mariana

W´s World, 2012, Marmor

Foto: Wikipedia

Tony Cragg, Distant Cousin, 2006

Tony Cragg, Declination, 2004, Bronze

Wer nach dem Parkbesuch noch Lust und Kraft hat, dem sei eine Fahrt mit dem Wahrzeichen Wuppertals empfohlen,

was im Moment nur am Wochenende möglich ist.

48 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 49



Gesellschaft

Kommentar

Alleinsein – Einsamkeit – Depression

Vertrauensverluste

Im Jahr 2018 verstarben in Deutschland ca. 865.000

ältere Menschen (über 60). Neben den häufigsten

Ursachen – Erkrankungen des Kreislaufsystems

und Krebserkrankungen – fällt die zunehmende Zahl

von Todesfällen auf, die als Folgen von psychischen

Störungen zu erklären sind. (1) Eine entscheidende Ursache

dafür ist die ungewollte Einsamkeit im Alter.

Forschungsergebnisse zeigen, dass Einsamkeit in der

Lebensphase über 60 die Sterblichkeit so sehr erhöht

wie starkes Rauchen.

Was ist Einsamkeit überhaupt?

Oft wird Einsamkeit mit Alleinsein verwechselt. Viele

Menschen glauben, dass man sich einsam fühlt, sobald

man alleine ist. Alleinsein führt jedoch nicht zwingend

zum Gefühl der Einsamkeit. Während Einsamkeit

ein Gefühl ist, welches der Mensch nicht freiwillig

wählt, kann das Alleinsein eine bewusste Entscheidung

sein und auf Freiwilligkeit basieren. Einsamkeit bedeutet

soziale Isolation, welche von der eigenen Person

ausgeht. Nicht die An- oder Abwesenheit von anderen

Menschen, sondern die subjektiv wahrgenommene

fehlende Beachtung und Wertschätzung durch andere

Menschen bestimmt die Einsamkeit. Auch in Anwesenheit

anderer Menschen können somit Einsamkeitsgefühle

auftreten. Einsamkeit ist oft das Resultat von

der eigenen Unzufriedenheit mit sich selbst und/oder

bestehenden Beziehungen. Einsamkeit kann in jedem

Alter und in jeder Lebenssituation auftauchen. Sie kann

einfach nur so bestehen oder als mögliches Symptom

einer psychischen Krankheit wie beispielsweise Depressionen

angesehen werden.

Einsamkeit ist also weder eine Krankheit noch eine

Diagnose, sondern lediglich das Gefühl, nicht dazuzugehören.

Bis heute gibt es keinen statistischen Wert, ab

dem jemand einsam ist. (2) Daher: „Allein sein zu müssen

ist das Schwerste, allein sein zu können das Schönste.“

Was war zuerst da:

die Einsamkeit oder die Depression?

Depressionen sind unter anderem dadurch gekennzeichnet,

dass sie die Kontaktmöglichkeiten mit anderen

Menschen einschränken und deshalb Einsamkeitsgefühle

begünstigen können. Die aktuelle Forschung zeigt jedoch,

dass psychische Erkrankungen wie Depressionen

nicht nur die Ursache, sondern auch die Folge von Einsamkeit

sein können. Weil sich Depression und Einsamkeit

gegenseitig beeinflussen können, entsteht ein Teufelskreis,

aus welchem die Betroffenen nicht mehr alleine

herausfinden und fachliche Unterstützung benötigen,

um die Wechselwirkung beenden zu könnenUnabhängig

davon, ob die Einsamkeit die Depression ausgelöst hat

oder umgekehrt: der Leidensdruck ist hoch, sowohl bei

einer Depression als auch bei Einsamkeit. Weltweit sind

aktuell mehr als 300 Millionen Menschen von einer Depression

betroffen – mit stark steigender Tendenz. (2)

Theresa May, damals britische Premierministerin,

nahm das Problem ernst und ordnete im Januar 2018

den Aufbau einer Behörde an, die sich um Einsamkeit

und Einsamkeitsschäden in der Gesellschaft kümmern

soll. Das zunächst viel belächelte Vorhaben führte zu der

Frage, ob der Staat für die Folgen von sozialer Isolation

zuständig sein kann. Immerhin sind es öffentliche Strukturen,

die die Vereinsamung der Einwohner begünstigen,

zum Beispiel in Form sterbender Dörfer, in der

Entmischung von Innenstädten, die keine Begegnungsstätten

mehr enthalten. Aber auch die Ausbreitung überfordernder

Berufsbilder kann dazu führen, dass unsere

zwischenmenschlichen Beziehungen an Belastbarkeit

verlieren.

Auch wenn sich Einsamkeit lähmend und schmerzhaft

anfühlt, so kann sie doch ein wichtiges Signal darstellen.

Sie warnt uns, wenn wir den Kontakt zu anderen

Menschen verlieren und fordert uns auf, aktiv zu

werden. (2)

Die Corona-Krise verstärkt Depressionen

Zur Begrenzung der Ausbreitung des Coronavirus

wurden Ende März 2020 weltweit Ausgangsbeschränkungen

festgelegt. Seither untersuchen Forscher in verschiedenen

Ländern, wie sich diese auf die psychische

Gesundheit auswirken. Immerhin haben die geltenden

Ausgangsbeschränkungen die Ausbreitung des Coronavirus

verlangsamt, doch die seelische Gesundheit der

Menschen leidet zunehmend. Jüngste Studien zeigen

eine Besorgnis erregende Zunahme von Angstzuständen

und Depressionen in der Allgemeinbevölkerung. Fachleute

warnen, die Gesundheitssysteme müssten sich auch

darauf vorbereiten. Ein lebensbedrohliches Risiko stellt

Covid-19 insbesondere für Menschen fortgeschrittenen

Alters da: 86 Prozent der Todesopfer in Deutschland waren

70 Jahre und älter, wie das Robert Koch-Institut ermittelt

hat. Aber einer aktuellen Umfrage zufolge kämpfen

vor allem jüngere Menschen mit den psychischen

Folgen des Lockdowns.

Unabhäng vom Alter gilt „Einsamkeit und das Gefühl

unerwünscht zu sein, ist die schlimmste Armut.“

Erich Kerkhoff

Quellen: (1) Statistisches Bundesamt (Statista), Juli 2020. (2) https://clinicum-alpinum.com/ratgeber

Annähernd alle Bereiche des menschlichen Miteinanders

setzen Vertrauen voraus, wechselseitiges Vertrauen.

Alle wollen es: Banken, Politik, Wissenschaft und

die Medien. Aber wer ihnen, den Parteien, den Unternehmen

und sogar den lieben Mitmenschen Vertrauen schenkt, macht

sich angreifbar und verletzlich. Das war nie so offensichtlich

wie im von Unsicherheit gekennzeichneten 1. Halbjahr 2020.

Das Ergebnis ist eine ausgeprägte Vertrauenskrise.

Als „Krise“ kann ein Geschehen, ein Prozess bezeichnet

werden, dessen Ausgang offen ist und in dem Verluste drohen.

Die Krise verlangt danach, Fehler einzugestehen und

Konzepte vorzulegen, wie es anders werden kann. Die gegenwärtige

Corona-Krise – drängender noch die drohende

Klima-Krise – zwingen zum Nachdenken, zum Einsatz von

gesundem Menschenverstand und Gerechtigkeitsinn. Mit einem

bloßen Appell zur Solidarität wird es nicht gehen, nicht

mit einem Vertrauensvorschuss in staatlich verordnete Maßnahmen

und auch die schier unbegrenzten Überbrückungskredite

werden nicht ausreichen. Vertrauen wird geschaffen

und begründet durch das soziale Engagement von Einzelpersonen

und spontan entstehenden Initiativen. Aktuell zum

Beispiel von solchen, die in den vergangenen Jahren den zu

Minister raten: Macht mal Pause

und bleibt möglichst viel zu Hause!

Sozialkontakte eingeschränkt,

auch wenn das die Seele kränkt.

Da fragt man sich: wie kann das gehen,

wie soll ich das überstehen?

Doch man kann die Angst besiegen,

Depressionen muss man nicht kriegen.

Zum Glück hilft schon ein kleiner Trick:

Man blickt von später aus zurück.

Im nächsten Jahr, so Ende März,

ist wieder ruhig unser Herz,

CORONA

und dann sagt man guten Mutes:

Corona brachte auch viel Gutes!

Was früher in die Luft gestunken,

ist plötzlich fast auf Null gesunken.

Digital lernt man zu Hause

Und bestimmt nun selbst die Pause,

Lehrer, Schüler gut vernetzt,

die ganze Klasse wird versetzt.

Home-Office gibt es überall

Und das bleibt auf jeden Fall

Auch für die Zukunft interessant.

So war das früher nicht bekannt.

uns Geflohenen Beistand geleistet haben und dies jetzt für ältere

Menschen tun, die das Haus nicht mehr verlassen sollen.

In jeder Krise liegt auch eine Chance

Vielen Menschen ist bewusst, dass die richtige Maßnahme

„Sozial Distancing“ mit einem falschen Begriff belegt ist.

Schließlich ist räumliche Distanz gefragt, aber keine soziale.

Im Ergebnis nimmt das Selbstvertrauen älterer Menschen zu,

vor allem bei Frauen verbunden

mit der Forderung nach

mehr Teilhabe in allen Bereichen

der Gesellschaft. Auch

das politische Interesse nimmt

zu, ebenso der Einsatz gegen

eine weitere Privatisierung

und für die bessere Ausstattung

der Gesundheitseinrichtungen.

Und nicht zuletzt die Suche

nach möglichst objektiver Information,

auch im Interesse

eines nachhaltigen Lebensstils. Erich Kerkhoff

Die Wirtschaft schien nicht mehr zu retten

bei abgebroch’nen Lieferketten.

Die Krise lehrt, dass Regionales

Oft besser ist als nur Globales.

Und schließlich kann man noch betonen

Den Sprech-Kontakt mit Telefonen.

Daheim erreicht man nun fast jeden

Und kann ohn Ende reden.

So schlimm die Krise ist zur Zeit,

und ein Ende scheint noch weit,

so gibt es doch aus spät'rer Sicht

trotz aller Dunkelheit auch Licht.

Willi Aufenberg

50 durchblick 3/2020



Gesellschaft

Gesellschaft

Wie wollen wir leben?

Wohnen und mehr

Wohnanlage des „Gemeinnützigen Wohnungsverein zu Bochum eG“

Die Verfügbarkeit von Wohnraum ist ein menschliches

Grundbedürfnis und ein wichtiger Gradmesser

für das Wohl- oder auch Unwohlbefinden eines

jeden. In Deutschland wohnt ca. die Hälfte der Einwohner

zur Miete und ist somit angewiesen auf das Angebot, das

der Markt parat hält.

Meine Mutter nennt es einen absoluten Glücksfall. Sie

fühlt sich in ihrer neuen Mietswohnung rundum wohl.

Wohnen ist plötzlich „mehr“ geworden, hat einen Zugewinn

an Lebensqualität bewirkt und ich spüre die Zufriedenheit

bei jeder Begegnung, jedem Telefonat mit ihr. Was

begründet diese neue Mieterfahrung und inwiefern ist sie

nun so anders? Ich beginne nachzufragen.

Der Block mit den erfreulich niedriggeschossigen Wohnhäusern,

umrahmt von Straßenbäumen und Grünstreifen

vorne sowie gepflegten Rasenflächen und Büschen hinten,

gehört dem „Gemeinnützigen Wohnungsverein zu Bochum

eG“, kurz GWV, einer Wohngenossenschaft. Mir ist sofort

klar, dass es das „G“ ist, das den Unterschied ausmacht,

auch deshalb, weil es nicht nur den Firmennamen schmückt,

sondern zum ausgeprägten Selbstverständnis des Vereins

gehört – der Gemeinschaft nutzen, ihr wohl tun.

Ich bekomme eine Ausgabe des letzten, sehr informativen

Mitgliedermagazins in die Hände und lese im Editorial

… denn unsere Genossenschaft besteht ja nicht in erster

Linie aus Häusern, Wohnungen und Steinen, sondern auch

aus dem Zusammenleben unserer Mitglieder. Eigentlich

eine Selbstverständlichkeit, die hier formuliert wird, doch

in einer Zeit, in der börsennotierte Wohnungsgesellschaften

hauptsächlich die Profitmehrung pro Quadratmeter im

Blick haben, markiert der Wohnungsverein mit seinem

Fokus auf die Menschen und ihr Miteinander eine völlig

gegensätzliche Ausrichtung.

Mir wird der Kontrast zu der sich allmählich durchsetzenden

Struktur des Wohnungsmarktes in Deutschland

plötzlich sehr deutlich. Durch den eklatanten Fehler der Privatisierung

ehemals kommunalen Wohnraums ist der Wohnungsmarkt

inzwischen zum begehrten Tummelplatz für Investoren

geworden. So konnten sich, neben vielen privaten

Vermietern mit sozialer Vernunft, Immobilien-Giganten wie

die Vonovia oder die Deutsche Wohnen herausbilden. Letztere

bewegt ein Grundkapital von ca. 356 Mio. Euro – u.a.

auch das von der amerikanischen Firma BlackRock – und

hat nun, wie bereits die Vonovia, den Aufstieg in die oberste

Börsenliga, den DAX, geschafft.

Die Mieter der Deutsche Wohnen gehen derweil in Berlin

auf die Straße und demonstrieren gegen ungerechtfertigte

Mieterhöhungen, zu hohe Nebenkosten sowie absichtlich

herbeigeführte Entmietung, um die „Normalmieter“ durch

finanziell besser gestellte Mieter zu ersetzen. Der DAX-

Aufstieg, so befürchten sie, wird das Unternehmen noch

stärker in den Fokus internationaler Investoren rücken mit

der Erwartung möglichst hoher Dividenden.

Diese Paradigmen der sogenannten freien Märkte mit ihrem

Leitstern der Kapitalvermehrung tangieren meine Mutter

in ihrer genossenschaftlichen Wohnsituation zum Glück gar

nicht. Sie hat die Sicherheit eines lebenslangen Wohnrechts

verbunden mit einem sozial verträglichen Mietpreis. Durch

den Ankauf von zwei Pflichtanteilen zu je 400 Euro ist sie

Teil der Genossenschaft und rein rechtlich anteilige Miteignerin,

indirekt auch der Wohnung, in der sie lebt. Demzufolge

hat sie bei Einzug auch keinen Mietvertrag, sondern einen

Nutzungsvertrag unterschrieben. Sie kann davon ausgehen,

dass finanzielle Überschüsse, die der Verein erwirtschaftet, in

den Erhalt, die Modernisierung, Neuerwerbungen oder den

Ausbau des Serviceangebots investiert werden.

Somit kommt jedes ökonomische Plus jedem Mieter,

auch ihr, zu Gute. Und wenn ihr, rund ums Wohnen, etwas

gar nicht gefallen sollte oder sie eine gute Idee hat, so hat

sie durch ihr Mitbestimmungsrecht die Möglichkeit, Einfluss

zu nehmen – zumindest indirekt. Die Genossenschaft

ist nämlich strukturell demokratisch aufgebaut. Die Mitglieder

wählen Interessensvertreter aus ihrem Wohnblock. Diese

Vertreter wählen den Aufsichtsrat und dieser stellt den

Vorstand. In den Schaukästen der Mietshäuser sowie der

Mitgliederzeitschrift erfahren die Mieter mehr über diese

Gremien und ihre Ziele.

„Hier gibt es so viele Möglichkeiten“, sagt meine Mutter

und ich höre gut zu. Zweimal im Monat sind die Mieter in

die GWV-Gemeinschaftsräume eingeladen, um bei Kaffee

und Kuchen oder gemeinsamen Spielen miteinander ins

Gespräch zu kommen. Weitere Projekte für alle Generationen

unter dem Motto „Begegnung – Austausch – Vernetzung“

sind geplant, darunter ein Eltern-Kind-Café und ein

Programm „Fit und mobil im Alter“. Das Miteinander wird

großgeschrieben. Wir möchten, dass Genossenschaft durch

Gemeinschaft, z.B. durch gemeinsame Aktivitäten, noch erfahrbarer

wird, heißt es in der Mitgliederzeitschrift. Nach

kurzer Zeit bereits kennt und begrüßt meine Mutter etliche

Nachbarn aus der Straße. Kein Platz für Vereinsamung.

Zusätzlich werden gemeinsame Tagesfahrten angeboten,

es wird in neue Spielplätze investiert, Boxen für Fahrräder,

Rollatoren und Scooter können angemietet werden, es gibt einen

Haustechnik-Notdienst und nun auch noch einen Getränke-Lieferservice

durch vertraute Teams bis in die Wohnung.

Und auch in Corona-Zeiten, in denen die direkten Begeg-

nungsmöglichkeiten bekanntlich eingeschränkt sind, werden

Nachbarschaftsgeist und tatkräftiges Engagement gezeigt.

Es mag sein, dass dieser Wohnungsverein in Bochum

im Vergleich zu anderen seine Ziele besonders konsequent

und effektiv verfolgt. Auf jeden Fall ist das Modell

des genossenschaftlichen Wohnens als solches tatsächlich

ein „Glücksfall“, da hier Geld und der Wohnungsmarkt den

Menschen dienen statt umgekehrt. Bärbel Raabe

MitweltZukunft

Ein Wirtschaften, das auf das Gemeinwohl, auf Gerechtigkeit

und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist – das sind Ziele, die sich

der Arbeitskreis MitweltZukunft u.a. gesetzt hat.

Entstanden ist dieser Arbeitskreis aus zwei Veranstaltungen

der Universität Siegen, der Mittwochsakademie und des „Forum

Siegen“ unter der Leitung von Prof. Dr. Gustav Bergmann

und Dr. Anne-Katrin Schwab im Zusammenhang mit dem

Masterstudiengang „Plurale Ökonomik“. Die Seminarteilnehmer

begeisterten sich für die Perspektiven einer lebensdienlichen

Wirtschaft und arbeiten seit dem Ende des Seminars

weiter daran. Daraus ergibt sich auch die Beschäftigung mit

bereits existierenden solidarischen, demokratischen und ökologischen

Alternativen und Initiativen. Die im Text beschriebene

subjektive Erfahrung einer der Teilnehmerinne verweist auf

eine solche.

52 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 53



Gesellschaft

Die Menschenwürde ist unantastbar

Am 10. Dezember 1948 verkündete die Generalversammlung

der Vereinten Nationen: „Alle Menschen

sind frei und an Würde und Rechten gleich

geboren“. Dem entspricht das Grundgesetz für die Bundesrepublik

Deutschland vom 24. Mai 1949 mit der Feststellung

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu

schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“.

Würde und Selbstachtung

Der Begriff „Würde“ gilt für eine unverfügbare Eigenschaft,

als einmaliger, nicht ersetzbarer Wert jedes Menschen.

Sie ist von keinen Bedingungen abhängig, kann geachtet

oder verletzt werden, jedoch nicht verloren gehen. Aber der

fortwährende gesellschaftliche Wertewandel wirkt auf die

Achtung bzw. Missachtung der Würde. Beides wird von den

Betroffenen hautnah erlebt. Negative Ausprägungen zeigen

sich in rücksichtsloser Ellbogenmentalität und entwürdigender

Bloßstellung anderer Menschen. Besonders verletzend ist

die Entwertung ihrer Biografie, das Herabsetzen besonderer

Leistungen oder auch der Leistungsfähigkeit. Die Tragweite

derartiger Kränkungen kann nicht drastisch genug beschrieben

werden, denn die Selbstachtung eines Menschen hängt

weitgehend davon ab, wie er sich von anderen geachtet oder

missachtet sieht. Das gilt weitgehend auch für Gemeinschaften.

Und Selbstachtung ist Voraussetzung für ein würdevolles

Leben. Die mit dem Anspruch „würdevolles Leben“ verbundene

Gestaltungsaufgabe zeigt sich u.a. im Lebensstil, in

Zuwendung und Verlässlichkeit, - insbesondere im Umgang

mit anderen, vor allem mit schwächeren Menschen und der

Schöpfung. Diese individuell selbstbestimmte Gestaltungsmöglichkeit

ist der Kern unantastbarer Würde.

Herausforderungen und Chancen

Die Idee der Menschenwürde geht von der Gleichheit aller

Menschen aus und gilt für alle Lebensphasen. Damit stellt sich

die Frage nach der Menschenwürde im Alter sowie den damit

gegebenen Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten.

In der aktuellen Charakterisierung des Altersbildes überwiegen

noch immer Abbau und Verluste. Altern wird vorwiegend mit

Leistungsdefiziten und Krankheiten in Verbindung gebracht.

Dieses ungerechte und negative Vorurteil ist in vielfacher Hinsicht

schädlich. Denn es gibt nicht das Altern und nicht die

Alten. Eine zunehmend größere Anzahl Älterer bleibt bis kurz

vor ihrem Lebensende aktiv, selbstständig und lebenstüchtig.

Es ist belegt, dass Siebzigjährige heute körperlich gesünder

und fitter sind als Siebzigjährige vor drei Jahrzehnten.

Damit sind Voraussetzungen für eine optimale Selbstbestimmung

im Alltag gegeben, die Margret M. Baltes*

wie folgt beschrieb: „Generell kann man schlussfolgern,

dass der Durchschnitt alter Menschen in den entwickelten

Ländern heute über mehr ökonomische, geistige und soziale

Ressourcen verfügt als je zuvor. Sie zeigen eine größere

geistige Leistungsfähigkeit, körperliche Fitness, emotionale

Widerstandsfähigkeit, soziale Eingebundenheit und

nicht zuletzt größere ökonomische Ressourcen“.

Nie zuvor konnten so viele Menschen – jedenfalls in den

westlichen Industriestaaten – ihre „Neue Freiheit“ nach der

Berufs- und Familienphase derart anspruchsvoll gestalten.

Dabei weisen gleichaltrige Frauen und Männer in mehreren

Lebensbereichen bedeutsame Unterschiede auf. Jede Generation

ist anders, keine ist eine Kopie der vorausgegangenen.

Es entwickeln sich Lebensstile in Verantwortung füreinander

und gegenüber nachfolgenden Generationen.

Potenziale

Alexas Fotos auf Pixabay

Es geht um die Aktivierung der unterschätzten Ressourcen

älterer und alter Menschen, um ihre intellektuellen,

emotionalen und sozialen Handlungsmöglichkeiten.

So zeigen sich (nach Baltes * ) die Stärken des Alters im

Verständnis für Andere, in der Besonnenheit in Entscheidungs-

und Handlungssituationen, im Denken in größeren

Zeiträumen sowie im Fachwissen und in der sozialen

Kompetenz, die sich im Alter noch verstärken können.

Für das Weisheitswissen alter Menschen werden fünf

Merkmale hervorgehoben: Fachwissen in grundlegenden

Fragen des Lebens, Strategiewissen, Wissen um die Zusammenhänge

des gesellschaftlichen Wandels, Wissen um

die Ungewissheit des Lebens sowie Wissen um die Relativität

von Werten und Lebenszielen.

Bezogen auf die Bewältigung von Alltagssituationen

sieht M. Baltes die Weisheit des Alters im sog. SOK –Konzept:

„selektieren – optimieren – kompensieren“. Gemeint

ist die Fähigkeit und Bereitschaft, sich auf wenige Aktivitäten

zu beschränken, diese optimal zu bewältigen sowie mögliche

Defizite mit noch vorhandenen Potenzialen auszugleichen.

Demnach gehört zum Weisheitswissen die Fähigkeit,

kreativ mit Altersverlusten umzugehen, aber auch die Einsicht,

dass das Altern, die letzte Lebensphase, gestaltbar ist.

Es ist sowohl von einem Zusammenhang von Würde

und Selbstbestimmung als auch von einem Zusammenhang

von Würde und Selbstachtung des älteren und alten

Menschen auszugehen. Die Achtung der Würde zeigt sich

insbesondere in der Achtung der Selbstbestimmung. Das

heißt, das Recht, den Anspruch auf Autonomie in der eigenen

Lebensgestaltung so lange wie möglich zu respektieren.

Der Verlust – gemeint ist die Aufgabe der Selbstständigkeit

in der Lebensführung – beeinträchtigt die Selbstachtung

des Menschen in dieser Lebensphase. Wenn also ein

alter Mensch an der Inanspruchnahme eigener Handlungsmöglichkeiten

gehindert wird, zum Beispiel in einem anregungsarmen

Bereich lebt, ist das auch ein Verstoß gegen

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von dementiell veränderten Menschen einbezogen.

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Aktives Altern

Ältere, die sich für andere Alte einsetzen, verfügen über

eine lebensbejahende Kraft, haben Erfahrungen von Leid

und Trauer, aus durchgestandenen Grenzsituationen und

aus der Zuwendung gegenüber Mitmenschen. Dies im Geben

und Nehmen immer wieder zu stärken – verstanden als

Selbsthilfe, in Selbstbestimmung und Selbstverantwortung

– kann für Ältere viele Situationen entspannen, in denen sie

sich hilflos, fremdbestimmt oder sogar ohnmächtig erleben.

Erfreulicherweise gelingt es bereits immer wirksamer und

nachhaltiger, das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl

älterer Menschen zu stabilisieren. Aktives Altern

beginnt mit dem Bekenntnis zum eigenen Altwerden und

dem Vertrauen auf eigene Potentiale. Aktives Altern führt zu

einem kontinuierlichen Lernprozess. Es ist ein Lernprozess

gemeinsam mit Gleichaltrigen, zugleich generationsübergreifend,

in dem ständig neue Einsichten vermittelt werden.

Die Würde alter Menschen wird deutlich in der Qualität

zwischenmenschliche Beziehungen und ermöglicht diese.

Erich Kerkhoff

* Paul B. Baltes (1939 bis 2006) deutscher Psychologe und Gerontologe. * Margret Maria

Baltes (1939 bis 1999) deutsche Psychologin und Gerontologin

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Unterhaltung

Die blaue Tonne

Foto: Pixabay

Was ist gefährlich?

Kinder balancieren auf Trümmerwänden, spielen mit

scharfkantigen Granatsplittern und streunen in der

Gegend herum, um Erfahrungen aller Art zu sammeln

– Hauptsache, sie sind mit dem Glockenläuten wieder

zu Hause. War das gefährlich? Ihre Eltern haben sich in den

40er Jahren keine Sorgen gemacht. Der Krieg war vorbei, das

war der wesentliche Sicherheitsgewinn. Jetzt konnte es nur

noch bergauf gehen.

Als ich in den 70er Jahren Kind war, sind wir samstags mit

den Nachbarskindern in den Wald gezogen zum Budenbau.

Dafür bedienten wir uns in den Werkzeugkammern der Väter

an allem, was wir dafür gebrauchen konnten. „Stör die Kinder

nicht beim Spielen!“, raunte man sich unter Erwachsenen zu.

Wir hätten uns in die Finger sägen können und mit dem Hammer

auf den Daumen hauen. Hätte man uns besser beschützen

sollen? Unseren Eltern war die freie Entwicklung ihrer

Kinder wichtig, dass sie sich ausprobieren konnten. Erfahrungen

müssen gemacht werden, um verstanden zu werden,

aus Schaden wird man klug. Wem mal eine Kinderlaterne abgebrannt

ist, der passt künftig besser auf mit Feuer, und wer

vor dem Indianerzelt frühzeitig „Friedenspfeife“ geraucht hat,

lässt mit höherer Wahrscheinlichkeit später die Finger von

Tabakwaren aller Art. Was als „Gefahr“ betrachtet wird, ist

vom Zeitgeist geprägt und wandelt sich auch im Laufe der

eigenen Entwicklung. Früher fuhr man ohne Helm Motorrad,

ohne Sicherheitsgurt und Airbag Auto, und die Kinder schliefen,

wenn es spät geworden ist, im Kofferraum. Heute trägt

man schon auf dem Fahrrad Helm, und die Kinder sind im

Sicherheitssitz fixiert. Abgesehen von der gesetzlichen Lage

käme einem alles andere halsbrecherisch vor.

Unser Leben ist dank Arbeitsschutz und Risikomanagement

sicherer geworden. Trotzdem steigt die individuelle

Angst vor Gefahr. Hinter jedem Kind läuft ein helikopternder

Elternteil hinterher. Es gibt die stumpfe Kinderschere,

das abgerundete Kindermesser und die gepolsterte Kinderecke.

„Muss erst was passieren?“, fragen wir sorgenvoll,

während wir den Kindern zum Rollschuhfahren Protektoren

aller Art anlegen. Das typische „Kinderknie“, meist dick

verschorft, begegnet einem seltener als früher.

Die Sorge vor möglichen Bedrohungen steckt an: Trauen

sich andere im Dunkeln nicht mehr in den Wald, kommt das

auch mir gefährlicher vor. Kann man sich als Fahrradfahrer

überhaupt noch auf die Straße trauen? Immer wieder hört

man von den schweren Unfällen, zu denen es kommt, weil

wieder ein Radler übersehen wurde.

Ein Aspekt des Gefahr-Empfindens ist sicher die gute

Informationslage heute. In Zeiten der Pandemie kann ich

täglich aktualisierte Zahlen lesen, wie viele Neuinfektionen

es in Südkorea gab und wie viele Menschen in Brasilien an

Covid 19 gestorben sind. „Empathische Angst“ kann mich

da leicht beschleichen: Wechsel ich den Gang im Supermarkt,

wenn mir jemand ohne Mund-Nasenschutz entgegenkommt?

Und sage ich den Besuch bei Freunden lieber

ab? Es gibt den „Typ Mallorca“, der vor Massenpartys auch

in der Pandemie nicht zurückschreckt und den „Typ Einsiedler“,

der lieber jeglichen Menschenkontakt vermeidet.

Doch „nur wer wagt, gewinnt“: Um im Leben weiterzukommen,

muss man immer wieder den Schritt in die Unsicherheit

wagen. Alle Heldengeschichten handeln von der

Gefahr und ihrer Überwindung. Ohne Risiken gibt es keine

Entwicklung. Doch was ist noch als „kalkuliertes Risiko“

zu sehen, was als Leichtsinn? In der Betriebswirtschaft versucht

man, solche Fragen objektiv zu berechnen, Wagniskosten

und Vermeidungskosten gegeneinander aufzuwiegen.

Persönlich handelt man eher nach „Bauchgefühl“.

Wie ist es bei Ihnen: Wo stellen Sie sich der Gefahr? Neigen

Sie eher zu Angriff oder Flucht? Wo wagen Sie ein Risiko?

Welchen Preis sind Sie bereit zu zahlen, um die sichere

„Komfortzone“ zu verlassen und sich neue Horizonte zu erschließen?

Woher nehmen Sie den Mut dazu? Wovon fühlen

Sie sich heute bedroht? Hat sich Ihr Verständnis für Gefahren

im Laufe des Lebens gewandelt, und falls ja: Wodurch?

Nehmen Sie sich einen Stift und schreiben Sie Geschichte!

Adele von Bünau

Wie jedes Mal erfasste mich

auch eben wieder die

leichte Melancholie und

Nachdenkwelle, als ich die schon

wieder abgelaufene Fernsehzeitung

auf den Berg von Tageszeitungen

in die blaue Tonne warf. Daten,

Nachrichten, Momentaufnahmengelesen,

gesehen, vergessen, vorbei.

Ein für allemal. Unwiderruflich.

Tage, in denen wir gearbeitet,

gerannt, gefaulenzt, gestritten und

geliebt haben. Zeit, die bestenfalls

liebevoll im Gedächtnis bleibt, aber

auch Zeit, für die wir erleichtert

sind, sie hinter uns zu lassen. Und

doch bleibt ein klitzekleiner Teil

zurück. Wenn nicht im Gedächtnis,

dann mitunter in der Tonne. In der

blauen. Nicht lange, und höchstens

für zwei Wochen.

Der kleine, oftmals auch persönliche

Teil vergangener Zeit in Form

von Altpapier.

Die blaue Tonne – doch, ich

muss sagen, dass sie mir von allen

Tonnen die mit Abstand sympathischste

ist. Nicht nur, weil sie die

sauberste ist, sondern auch weil sie,

wenn sie könnte, am allermeisten zu erzählen hätte. Sie ist

für mich die „Blaue Blume“, nur eben als Tonne, und statt

dem Sinnbild der Romantik, die der Wehmut. Schön, dass

die Verantwortlichen das Blau

wählten. Ich finde, das passt

und macht Sinn. Diese Tonne

gibt mir, im Gegensatz zum 24

Stunden Takt der Uhr, durch den

zweiwöchigen Abholrhythmus

die Zeit, bei Bedarf noch mal

in Erinnerungen zu schwelgen

und mich ganz bewusst von den

oftmals achtlos weggeworfenen

„Tagen“ zu verabschieden. So

kann es z.B. mal sein, dass ich

eine alte Ausgabe der Siegener

Zeitung hervorkrame, um sie erneut

und diesmal ganz entspannt

mit dem Wissen der Gegenwart

zu lesen und damit dem Spruch

„Nichts ist so alt wie die Zeitung

von gestern“ ein Schnippchen

schlage. Es bringt mir was, denn

es gibt mir jedes Mal die Möglichkeit

einer kleinen Zeitreise

in die Vergangenheit, aber auch

die, durch erneutes, oft aufmerksameres

Lesen die Verfasser der

Artikel noch einmal für ihre Arbeit

wertzuschätzen.

Nichts ist selbstverständlich,

schon gar nicht unsere Zeit. Es

gilt ja nur, sie sich vermehrt bewusst zu machen.

Das Wie, das ist egal. Selbst blaue Tonnen sind geeignet.

Eva Schumacher

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Unterhaltung

Unterhaltung

Ein Eichhörnchen

Das Eichhorn

von Elisabeth Kulmann (1808-1825)

Das Eichhörnchen

Johann Wolfgang von Goethe

Ich stand am Fenster und schaute missmutig hinaus –

verregneter Sonntag und außerdem Corona Einschränkungen

– zwei triftige Gründe, um widerwillig zu Hause

zu bleiben.

Plötzlich erblickte ich an der riesigen Fichte im Garten

ein dunkelbraunes längliches Etwas, vielleicht ein abgeknickter

verdorrter Ast? Ich schaute genauer hin – da

bewegte sich was – es entpuppte sich als ein zimtbraunes

Eichhörnchen. Es hängt, mit

seinen Hinterbeinen oben einen

Ast umkrallend, Köpfchen

unten, Körper astähnlich nach

unten gestreckt, an der Fichte.

Bisher kannte ich Eichhörnchen

eigentlich nur horizontal in der

Bewegung, wie sie zum Beispiel

hurtig einen breiten Ast langlaufen,

und war nun überrascht über

diese exellente Beherrschung

auch der Vertikalen. Die kleinen

schwarzen Äuglein blickten zwei

Sekunden nach unten, wohl um

Höhe und Abstand abzuschätzen

und dann – hopp – springt es

drei Baumetagen nach unten auf

einen kräftigen Ast. Schätzungsweise

zweieinhalb Körperlängen

nach unten war der Sprung! Sicher

zirkusreif! Aber welcher Artist

würde wohl zweieinhalb Körperlängen

kopfüber nach unten

springen? Scheint aber doch ein

äußerst cleveres Wesen zu sein,

das kleine Eichhörnchen! – oder?

Allerdings versteckt es bekanntlich

seine gesammelten

Nüsse an sehr vielen verschiedenen

Stellen, an die es sich

zum Teil später nicht mehr erinnern

kann. „Ganz schön dement“

würde man einen Menschen beurteilen, der nicht mehr

weiß, wo er seine gehamsterten Lebensmittel deponiert hat.

Das Eichhörnchen hebt nun mit seinen kleinen Pfötchen

die schweren Äste der Fichte einzeln hoch, schaut

darunter und sucht nach Knospen der Fichten, Zapfen oder

Zweigen, ziemlich wählerisch, nimmt weiß Gott nicht alles,

was sich darbietet. Als es dann genug gefunden und

geknuspert hat, springt es nach unten vom Baum auf die

Wiese im Garten und hopst dort ohne erkennbaren Nutzen

hin und her. Bewegungsdrang oder „Funktionslust“, wie

die Biologen es nennen. Bewegungsdrang ist uns Menschen

ja auch bekannt – siehe spazieren, wandern, joggen.

Funktionslust dagegen weniger, wenn man die Gesichter

der mit Sport Befassten betrachtet: angestrengt, zielgerichtet,

verkniffen. Mit Ausnahme unserer Kinder natürlich;

sie hüpfen, springen, schaukeln auch ohne Ziel und Nutzen,

aber mit Vergnügen.

Das Eichhörnchen besuchte nun die Fichte im Garten

insgesamt dreimal zwischen 15 Uhr und 17 Uhr nachmittags

zu meiner großen

Freude – und kam dann leider

nicht mehr – bedauerlicherweise.

Meine Tochter

riet mir, Erdnüsse in den

Garten zu stellen. Ich tat,

wie mir empfohlen, allerdings

ohne Erfolg. Ich hatte

mir auch schon vorgestellt,

dass – sollte ich während

der Corona-Pandemie

einmal eine besuchslose

Quarantäne-Zeit zu Hause

verbringen müssen – mich

der Besuch des Eichhörnchens

mit seinen flotten

Turnübungen in und an der

Fichte sehr erheitern würde.

Aber vielleicht haben ihm

ja auch die Erdnüsse nicht

geschmeckt, weil sie nicht

aus dem richtigen Kontinent

kamen; denn, dass es

mäkelig war, hatte ich ja

schon festgestellt. Oder

es hatte einfach vergessen,

wo die große Fichte eigentlich

stand.

So ist es nun mal, das

liebenswürdige Eichhörnchen:

hübsch anzusehen,

aber auch mäkelig und

vergesslich. Was letztere Eigenschaften angeht, möchte

ich verständlicherweise nun keine Vergleiche oder gar Parallelen

feststellen. Mir bleiben dagegen Erinnerung und

Hoffnung auf ein Wiedersehen, vielleicht in diesem Herbst.

Letztendlich möchte ich noch erwähnen, dass sich

Dichterfürst Goethe ebenfalls von den Eichhörnchen

so hat beeindrucken lassen, dass er ihnen eigens ein

Gedicht gewidmet hat, an das ich mich leider nicht

mehr erinnern kann – aus altersbedingter Vergesslichkeit

natürlich, – jedoch konnten mir meine Redaktionskollegen

aushelfen.

Adelheid Knabe

O allerliebstes Eichhorn!

Schon lang steh‘ ich vor deinem,

Dir unbequemen Käfig,

Und kann nicht satt mich sehen

An deinen raschen, holden

Bewegungen und Spielen.

Ich möchte gern dich streicheln,

Doch fürcht‘ ich deine Zähne,

So scharf, so fein, wie Nadeln.

Nicht ich fürwahr, o Eichhorn,

Hab‘ dich in dies Gefängniß

Gesperrt; ich säh‘ viel lieber

Dich auf den hohen Gipfeln

Der nahen Bäume hüpfen

Mit Vögeln in die Wette.

Ich möchte gern dein Nest sehn

Mit seinen bald geschloßnen,

Bald offnen Thüren, daß ja

Kein rauher Wind die zarten,

Noch unbedeckten Kinder

Mit kaltem Hauch berühre.

O glücklich Thier! Bewohner

Von zweien Elementen!

Die Erde beut zur Nahrung

Auf niedrigen Gesträuchen

Die Fülle dir der Früchte

Und klaren Thau auf Blättern;

Und deine Freuden findest

Du auf der Eiche Gipfel

Im hohen Reich der Lüfte.

An Laurens Eichhörnchen

O, Tierchen, das mit Munterkeit

Vor meines Mädchens Fenster springet

Und dem sie selbst voll Sorgsamkeit

Im weißen Händchen Futter bringet,

Das Sprünge macht wie Pantalon

Durch seine Späße sie vergnüget

Und seiner Drolligkeit zum Lohn

Von ihr geliebt im Schoße lieget,

Das an ihr hängt, dem Busen nah,

Und ihre Rosenwangen lecket

Und das oft viele Reize sah,

Die meinem Späherblick verstecket.

Sonst bin ich wohl vom Neide frei,

Doch hier da muß ich dich beneiden,

Sie koset dich und liebt dich treu,

Bei mir verhöhnt sie meine Leiden.

O lächelte mir doch das Glück,

Ließ einen Tag mich in dich fahren,

Denn mich begnügte nicht ein Blick,

Sie würde Ledas Los erfahren.

Warum gibt uns die Betrachtung unseres heimischen

Eichhörnchens so viel Vergnügen? Weil es als die höchste

Ausbildung seines Geschlechtes eine ganz besondere

Geschicklichkeit vor Augen bringt.

Gar zierlich behandelt es ergreiflich kleine appetitliche

Gegenstände, mit denen es mutwillig zu spielen scheint,

indem es sich doch nur eigentlich den Genuß dadurch

vorbereitet und erleichtert.

Dies Geschöpfchen, eine Nuß eröffnend, besonders aber

einen reifen Fichtenzapfen abspeisend, ist höchst graziös

und liebenswürdig anzuschauen.

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Unterhaltung

Unterhaltung

Herbstzeit – Quittenzeit

Leben in und mit der Natur

Meine beste Freundin Monika ist je nach Jahreszeit

zu sprechen, oder auch nicht zu sprechen. Im

Frühjahr zum Beispiel, ist sie niemals abkömmlich,

weil der Garten sie total in Anspruch nimmt. Über den

Sommer geht es einigermaßen, da muss sie nicht so ran.

Vielleicht mal hier und da was abschneiden und ernten. Das

macht sie sehr gerne und quatscht auch ständig davon. Im

Winter ruht das ganze Gartenspektakel. Monika ist wirklich

praktisch veranlagt. Sie pflegt ihren Garten liebevoll immer

unter dem Gesichtspunkt der Verwertbarkeit. Wobei der Begriff

„Garten“ eigentlich eine Untertreibung ist.

Auf dem plantageähnlichen Grundstück wächst alles,

was irgendwie eingekocht, in Gläser oder Flaschen abgefüllt,

getrocknet oder sonst wie verarbeitet werden kann.

Folglich ist Monika im Herbst überhaupt nicht zu sprechen,

außer man besucht sie auf ihrer „Plantage“. Viel

Gemüse, Äpfel, Birnen, Pflaumen und Quitten werden

von ihr begeistert geerntet, verarbeitet oder sonst wie an

Mann oder Frau gebracht. Monikas Grundsatz: „Bei mir

kommt nichts um!“ Ihr besonderer Drang, vieles an Irgendwen

los zu werden, bildet oft ein Problem zwischen

uns Beiden. Obwohl wir schon seit Kindertagen befreundet

sind, ist diese Freundschaft alljährlich im Herbst

schweren Belastungsproben ausgesetzt. Monikas Gespür

für Menschen die nicht gut nein sagen können, ist sehr

gut. Leider gehöre ich auch zu dieser Kategorie, die sie

skrupellos ausnutzt. Letztes Jahr gab es zum Beispiel eine

sehr reichhaltige Quittenernte. Bei einem meiner Besuche

lagen, ehe ich mich versah, eine Unmenge davon in meinem

Kofferraum. Und auf meine Frage, was ich denn mit

so vielen Quitten machen solle, antwortete sie nur: „Na

was schon? Gelee natürlich!“

Foto: pixabay / Chulmin Park

Auf meiner Heimfahrt kam ich an einer Kompostieranlage

vorbei und kurz überkam mich der Gedanke, die Quitten dort

einfach abzugeben. Aber ich wusste auch, dass Monika von

mir einen Bericht erwartete, was ich mit den Quitten gemacht

hätte. Und so fuhr ich doch vorbei. In diesem Punkt ist sie sehr

empfindlich. Vor ein paar Jahren hatte sie mich nämlich dabei

erwischt, dass ich die bestimmt zwei Zentner Äpfel, die sie

mir aufgezwungen hatte, in kleinen Körbchen verpackt meinen

vielen Nachbarn anonym vor die Haustüre stellte.

Diese Quitten stellten sich als eine echte Herausforderung

dar. Quitten sind ja steinhart und man kann sie nicht einfach

so essen. Also wurden sie von mir in mühevoller Arbeit gehäckselt,

gekocht und entsaftet. Das Ergebnis war eine trübe

Brühe, die dann noch durch ein Tuch gefiltert wurde. Erst

jetzt konnte ich mit Unmengen von Zucker Gelee daraus kochen.

Gut dass ich diesen „Herstellungsprozess“ Schritt für

Schritt im Internet nachlesen konnte, sonst hätte ich ziemlich

verloren davor gestanden. Ich gestehe ja, dass ich den

Großteil der Quitten unter den Sträuchern in meinem Garten

vergrub, wo sie seitdem in Frieden ruhen. Den Rest verarbeitete

ich zu einem hellorangen Gelee. Das Ergebnis war

sensationell. Mein Gelee schmeckte! So wie eine Mischung

aus Apfel, Birne und Orange. Sehr lecker!

Ich werde Monika ein paar Gläser schenken…damit sie

ein bisschen stolz auf mich ist. Quittengelee ist übrigens auch

optisch eine Augenweide. Meine bestimmt über hundert gefüllten

Gläser sehen auf dem Kellerregal total schön aus. Sie

bilden auch so einen tollen farblichen Kontrast zu den unzähligen

Gläsern mit dem rotbraunen Pflaumenmus von vor vielen

Jahren. Eines steht fest: An meine allerbeste Freundin lasse ich

nichts kommen, denn wir genießen trotz eventueller Herbstprobleme,

viele schöne gemeinsame Zeiten. Ulla D’Amico

Foto: pixabay / Mabel Amber

Es wurde nicht

nur für gesunde,

sondern auch für

kranke Tage vorgesorgt.

Schlimme Krankheiten

gab es in unserer Familie

zum Glück nicht.

Mutter, Oma und der

Padde sind alle über 80

Jahre alt geworden. Wir

haben von und mit der

Natur gelebt. Unser Essen

war gut und gesund,

sodass Krankheiten

keine Chance hatten.

Wenn einmal doch der

Arzt zu jemand kommen

musste, sorgte das

immer für Aufregung, da er mit dem Auto angefahren kam.

Man hörte ihn schon meilenweit daherkommen, knatternd,

knallend und stinkend. Das halbe Dorf lief zusammen. Wir

haben das Auto wie ein Weltwunder bestaunt. Selten wurde

jedoch ein Doktor konsultiert, war doch die verschriebene

Arznei sehr teuer und die Apotheke weit entfernt.

Mutters Devise: „Die Natur hat für jedes Zipperlein ein

Kräutlein!“ Sie wußte ganz genau, wann der richtige Zeitpunkt

zum Sammeln der bestimmten Kräuter war. Der Stand

des Mondes und die Beachtung der Sternzeichen spielten eine

große Rolle. Das Wissen darum wurde von Familie zu Familie

weitergegeben. Leider habe ich diese Kenntnis nicht mehr ganz

übernommen, war doch in meiner Jugend schon die „Neue

Zeit“ angebrochen. Holunderblüten, Brennnesseln, Schachtelhalm,

Salbei, Kamille, Pfefferminze, Fenchel und viele andere

Kräuter wurden gesammelt, getrocknet und in Leinensäckchen

auf dem Speicher aufgehängt. Welch ein Duft! Die Ringelblume

hatte einen Ehrenplatz im Garten. Sie brauchte sehr

viel Sonne. Die Blüten wurden mit reinem Schweineschmalz

gekocht und in Steintöpfchen aufbewahrt. Diese Salbe war das

Allheilmittel bei Wunden und Abschürfungen.

Das Wertvollste war das rote Johanniskrautöl. Die Standorte

der Pflanzen wußten wir Kinder ganz genau. Die Stängel

wurden kurz über dem Boden abgepflückt und in Körbchen

nach Hause getragen. Stundenlang saßen wir dann draußen

im Sonnenschein und pflückten die winzigkleinen, leuchtend

gelben Blüten ab. Diese wurden in Flaschen gefüllt und

mit reinem, sündhaft teurem Olivenöl übergossen. Auf der

Fensterbank im hellen Sonnenlicht vollzog sich nach einiger

Zeit etwas wunderbares, das Öl färbte sich leuchtend rot. Es

war das Allheilmittel schlechthin!

Nicht zu vergessen sei auch Arnika. Deren Zweige mit

Blüten füllte man auch in Flaschen und übergoß sie mit reinem

Alkohol. Den gab es allerdings nur in der Apotheke für

noch mehr Geld. Zum Reinigen von Wunden, für Einreibungen

bei Rheuma, Gicht etc. wurde diese höllisch brennende

Tinktur verwendet. Einen Nachmittag verbrachten

wir im Tannenwald und brachen das aus den Stämmen ausgetretene

Harz ab. Das wurde in Blechbüchsen aufbewahrt.

Bei Halsschmerzen, besonders bei Kehlkopfentzündungen,

wurde es in heißem Tee aufgelöst, unter Beigabe von Honig

in kleinen Schlucken getrunken. Bei Erkältung gab es

grundsätzlich einen warmen Schmalzlappen auf die Brust.

Fest zugedeckt schwitzte man die Krankheit einfach weg.

Den Husten bekämpfte Mutter mit in Zucker angerührtem

Öl oder Eigelb, welches löffelweise, unter großem Protest,

geschluckt wurde. Bei Fieber machte sie uns Wadenwickel

und verabreichte süße Aconit- und Belladonnakügelchen.

Zur Genesung gab`s stets ein Wunschessen, natürlich Nudeln

mit eingemachten Kirschen!

Rita Stötzel

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Unterhaltung

Unser Sommer mit

„Signore Spinoso“

Foto: pixabay / Tomasz Proszek

Moderne, übersichtliche Gärten bieten kaum Unterschlupfmöglichkeiten

für tierische Gäste. So

ist es wirklich nicht verwunderlich, dass es Jahre

dauerte, bis sich in unserem Garten ein Gast sehen ließ.

Ziemlich geräuschvoll arbeitete er sich an einem Sommerabend

durchs mittlerweile dicht gewachsene Unterholz. Er

schmatzte laut, kratzte sich ausgiebig und schüttelte gut

hörbar seine Stacheln. Jeder andere Name hätte besser gepasst:

Bürste, Kaktus oder Stecher…doch wir nannten ihn

„Signore Spinoso“…unseren ersten Igel.

„Wir möchten den so gerne behalten“, bettelten unsere

Kinder und schnell war entschieden, dass Vater am nächsten

Tag einen Unterschlupf baute. Er legte ein halbiertes

Rohr, umwickelt mit Stroh und Holzstücken, im ruhigeren

Gartenbereich unter einen Strauch. Und so wurde „Signore

Spinoso“ bald zum Hausbewohner.

Neugierig beobachten wir im Schein der Taschenlampen,

wie er Laub, Zweige, Moos und trockenes Gras in

sein Quartier holte. Die ganze Familie erfreute sich an

dem Dauergast und seinem emsigen Tun. Doch nach einiger

Zeit machte uns „Signore Spinoso“ Sorgen. Er keuchte,

röchelte und hustete. Ein befreundeter Tierarzt meinte:

„Es könnten Lungenwürmer sein.“ Er verschrieb dagegen

Tabletten, die „Signore Spinoso“ in Verbindung mit einer

Mahlzeit fressen sollte. Soviel wir bis jetzt gesehen hatten,

gehörten nur Schnecken, Regenwürmer, Raupen und

Käfer zu seinen Lieblingsspeisen. Doch wir machten uns

kundig, was Igel sonst noch gerne fressen und kauften ein

Sortiment weicher Katzennahrung. „Signore Spinoso“ entpuppte

sich allerdings als Feinschmecker und bevorzugte

Haferflocken, Mehlwürmer, fettfreies Rührei und gerne

auch Rosinen. So stellten unsere Kinder ihm jeden Abend

ein Schälchen mit diesen Leckereien vor seine Behausung.

An einige streunende Katzen in unserer Umgebung hatten

wir natürlich nicht gedacht… und so verschlangen diese

oft seine Mahlzeit inklusive verordneter Tabletten. Nachdem

die ganze Familie damit beschäftigt war, im Internet

eine Bauanleitung für ein katzensicheres Igelfutterhaus zu

finden, wurde man fündig und es entstand ein Holzhaus mit

Klappdeckel zum Befüllen und einem niedrigen Eingang

mit Wandelgang bis zum Futterschälchen.

Bald stand unweit von „Signore Spinoso’s“ Unterschlupf

nun zusätzlich ein „Esszimmer“. Es erwies sich

tatsächlich als katzensicher, aber es blieb trotz aller Mühen

nicht „privat“. Im Dunkeln gab es Spektakel in der

Holzkiste. Neugierig öffneten wir den Deckel und sahen

mehrere Igel, die sich heftig um das Futter stritten. Nun

entschied ich, mich der Lösung des Problems anzunehmen.

Ich bewachte „Signore Spinoso’s“ Futterschälchen nun

vor seiner Hütte gegen etwaige Mitfresser. Zum Glück ließen

sich diese nicht mehr blicken… dafür umkreisten mich

Unmengen von Mücken, deren Opfer ich wurde. Doch was

hält man nicht alles aus für die lieben Tiere. „Signore Spinoso“

ging es gesundheitlich bald wieder gut und er gewöhnte

sich auch sehr schnell an meine Stimme.

Bei Gesprächen mit den Nachbarn am Gartenzaun, erkannte

unser Igel meine Stimme und trippelte auch tagsüber

erwartungsvoll auf mich zu. So ergab es sich, dass

unsere gesamte Familie sich draußen nur noch flüsternd

unterhielt. Selbst die Nachbarn drosselten die Lautstärke

bei gemeinsamen Gesprächen.

Doch alles in allem genossen wir den Sommer mit „Signore

Spinoso“ in vollen Zügen… und für nächstes Jahr

planen wir, noch mehr Igel-Unterschlupf-Möglichkeiten

in unserem Garten anzubieten.

Ulla D’Amico

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Unterhaltung

Unterhaltung

Redewendungen aus der Historie

Liebe Leserinnen und Leser, Hand aufs Herz, wie

steht es mit Ihrer Ehrlichkeit? Haben Sie schon einmal

Geld angenommen oder gefunden, das Ihnen

gar nicht zustand? Haben Sie dabei ein schlechtes Gewissen

gehabt? Oder einfach schlicht und ergreifend gedacht:

Geld stinkt nicht! Diese Redewendung würde mir sofort

als Entschuldigung einfallen.

Der römische Kaiser

Vespasian (9 bis 79 n. Chr.)

sann über neue Geldquellen

nach und kam auf die Idee,

eine „Urinsteuer“ einzuführen.

Die gut besuchten

Bedürfnisanstalten wurden

Bild: wikimedia commons

einer Gebührenordnung

unterzogen und jeder Latrinenbenutzer

musste fortan

löhnen! Darüber empörten

sich nicht nur die Bürger,

auch des Kaisers Sohn Titus

war regelrecht verärgert

und hielt diese Abgabe für

ungerecht. Doch Vespasian trat dem entgegen, hielt dem

Sohn das Geld unter die Nase und fragte ihn, ob es streng

rieche? Die lateinische Feststellung: „Pecunia non olet“: Es

stinkt nicht gilt als der Ursprung dieser Redewendung. Bereits

im alten Rom wurde Urin weiterverwertet. Gerbereien

brauchten alten, besonderes gefaulten Urin für die Lederverarbeitung.

Im Urin bildet sich alkalischer Ammoniak, den die

Römer auch für die Reinigung von Wäsche nutzten.

Hier eine weitere Redewendung, die dem einen oder anderen

Leser vielleicht auch schon einmal über die Lippen

kam. Wer hat sich noch nie über eine unentschuldigt fehlende

Person aufgeregt und dann ironisch die Worte durch

Abwesenheit glänzen gedacht oder gesagt? Die Erklärung für

„glänzen“ lässt sich bis in die römische Antike zurück verfolgen.

Marie-Joseph de Chenier (1764-1811) war ein französischer

Dramatiker, der in „Tiberius“, seinem letzten Werk,

schrieb: „Brutus et Cassius brillaient par leur absence“.

Übersetzt: „Brutus und Cassius glänzten durch ihre Abwesenheit“.

Der Satz verweist auf eine Stelle in den „Annalen“

des Tacitus, eines um 116 n. Chr. verstorbenen römischen

Geschichtsschreibers. Ticitus berichtete, dass Junia, die Witwe

des Cassius und Schwester des Brutus bestattet worden

sei, ohne dass die Bildnisse dieser Angehörigen vorangetragen

worden seien. Es war nämlich im alten Rom üblich,

dass bei Leichenbegräbnissen auch Bilder von verstorbenen

Angehörigen und Ahnen gezeigt wurden. Weil aber Brutus

und Cassius als die Mörder von Cäsar galten, durften sie

nach der Bestimmung im kaiserlichen Rom auch nicht als

Bildnisse öffentlich präsentiert werden.

„Zu Dionys, dem Tyrannen schlich, Damon, den Dolch im

Gewande. Ihn schlugen die Häscher in Bande. Was wolltest

du mit dem Dolche, sprich!“ Wer kennt noch den ganzen Text

dieser Ballade, die aus der Feder Friedrich Schillers stammt?

Unsere nächste Redensart spielte sich in Syracus im Hause jenes

beschriebenen Zeitgenossen ab. Damokles lebte um 400

v. Chr. in Syrakus als Günstling seines Herren, nämlich des

Tyrannen Dionysios I. Aber auch bei allem Wohlwollen, aller

Huld und Gewogenheit, und dazu neigten die Menschen zu

allen Zeiten, Damokles beneidete seinen Herrn und Herrscher

um seine Macht und sein Glück. Dies blieb natürlich dem Tyrannen

nicht verborgen und er sann über eine List nach. Bei

einem opulenten Mahl ließ Dionysios über dem Haupt des

Damokles ein Schwert an einem dünnen Rosshaar befestigen,

um ihm so die ständige Bedrohung und das Risiko des Lebens

vor Augen zu führen. Diese Überlieferung steht für die

Redewendung unter dem Damoklesschwert leben.

Aus der Antike kennen wir den Begriff: die Gelegenheit

beim Schopfe packen und hier denkt jeder sogleich an den

pfiffigen Baron von Münchhausen. Er erzählte zwar auch,

er habe sich an seinem eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen,

Das ist aber nicht der Ursprung. Eine viel ältere

Überlieferung, die aus der griechischen Mythologie stammt,

ist an ein sprachliches Bild, dem „Kairomythos“ angelehnt.

Der als Gott verehrte Kairo, der auch in Olympia sehr verehrt

wurde, verkörperte das sprachliche Bild des günstigen Augenblickes.

Dargestellt wurde er mit seiner langen Stirnlocke,

aber einem kurz geschorenen Hinterkopf. Teilweise auch als

Davonfliegender, der eine günstigste Gelegenheit meist dann

zu greifen suchte, wenn es zu spät war. Der Dichter Poseidippos

von Pella beschrieb im dritten Jahrhundert v. Chr. Dialoge

des Kairo, wie wir uns ihn als Menschen vorstellen könnten,

und deren Wortlaute klingen schon arg eigenartig:

„Wer bist du?

Ich bin Kairos, der alles bezwingt!

Warum läufst du auf Zehenspitzen?

Ich, der Kairos, laufe unablässig.

Warum hast du Flügel am Fuß?

Ich fliege wie der Wind.

Warum trägst du in deiner Hand ein spitzes Messer?

Um die Menschen daran zu erinnern,

dass ich spitzer bin als ein Messer.

Warum fällt dir eine Haarlocke in die Stirn?

Damit mich ergreifen kann, wer mir begegnet.

Warum bist du am Hinterkopf kahl?

Wenn ich mit fliegendem Fuß erst einmal vorbeigeglitten bin,

wird mich auch keiner von hinten erwischen

so sehr er sich auch bemüht.

Und wozu schuf Euch der Künstler?

Euch Wanderern zur Belehrung.“

Obwohl bekannt ist, dass bereits um das Jahr 1000 Leif

Eriksson, (der Sohn Eriks des Roten) amerikanischen Boden

betreten hatte, gilt nach wie vor Kolumbus als der Entdecker

Amerikas. Eriksson landete in Neufundland und benannte

diesen Teil „Vinland“. Christoph Kolumbus landete am 12.

Oktober 1492 in der Karibik. Von hier aus setzte die kontinuierliche

Erkundung des Kontinents ein. Die Geschichte über

Kolumbus und wie er die Neue Welt entdeckte, kennen wir

wohl alle von Kindesbeinen an und selbstverständlich auch

die Sache mit dem Ei des Kolumbus. Nach seiner Rückkehr,

als gefeierter Weltumsegler, soll es einmal während eines Essens

bei einem Kardinal geheißen haben, dass so eine Entdeckung

eigentlich ganz leicht sei Die neue Welt hätte jeder

andere auch finden können! Welch ein Affront! Kolumbus

bat um ein Ei und forderte alle Anwesenden auf das Ei auf

die Spitze zu stellen. Es gelang niemand und wurde als schier

unmöglich angesehen. Kolumbus nimmt das Ei, drückt die

Spitze auf den Tisch und es steht! Die Gäste protestierten, so

hätten sie es auch tun können, worauf Kolumbus antwortet:

„Sie hätten es tun können, aber ich habe es getan“.

In der griechischen Sage wurden die Seile am Streitwagen

des phrygischen Königs Gordios kunstvoll verknotet.

Für Detailliebhaber: Der Streitwagen gehörte, als Statussymbol,

dem Gründer des Phrygierreichs in Kleinasien.

Die aus dem Bast der Kornelkirsche bestehenden gedrehten

Seile waren besonders strapazierfähig. Mit einem besonders

stabilen Knoten hielten sie das Joch und die Deichsel zusammen.

Der Knoten, nach seinem Landesherrn benannt,

galt lange als legendär und ebenso unlösbar. Alexander der

Große fand im Jahre 333 v. Chr. eine einfache Lösung, er

durchschlug den gordischen Knoten mit seinem Schwert, so

wurde eine aus einer simplen Problemlösung der Ursprung

der Redewendung, den Gordischen Knoten lösen.

Bleiben wir noch etwas in der Antike. Das Daumen drücken

etwas mit dem Glück wünschen zu tun hat oder damit,

in Gedanken jemand zu unterstützen, belegt ein Zitat des

römischen Naturforschers Plinius des Älteren. Er trug schon

im ersten Jahrhundert n. Chr. das zur damaligen Zeit gesammelte

naturkundliche Wissen zusammen. In einem Kapitel

über Heilmittel findet sich der Hinweis: „Pollices, cum faveamus,

premere etiam proverbio iubemur“. Dieser Satz

lautet frei übersetzt: „Schon das Sprichwort fordert uns auf,

die Daumen zu drücken, wenn wir jemandem geneigt sind“.

Auch bei Gladiatorenkämpfen war es offenbar eine übliche

Geste des Publikums die Daumen zu drücken, um über das

Schicksal von Wettkämpfern abzustimmen.

Nach dem germanischen Volksglauben galt der Daumen

als Glücksfinger, wobei das Einschlagen des Daumens

innerhalb der Handfläche vor Dämonen und Albträumen

schützen sollte.

Wer in der Zeit der Aufklärung die Ehre eines Gegners

grob verletzt hatte, warf seinem Kontrahenten einen Handschuh

vor die Füße. Einen Fehdehandschuh werfen symbolisierte

die ehrenhafte Herausforderung zu einem Zweikampf.

Wurde der Handschuh aufgenommen, war der Kampf akzeptiert.

Das Wort Fehdehandschuh war im Mittelalter noch

nicht bekannt, diese Redewendung ist erst im 18. Jahrhundert

aufkommen. Friedrich Schiller verwendete 1798 das

Motiv in seiner Ballade: „Der Handschuh“. „Nimmt er den

Handschuh mit keckem Finger. Sehns die Ritter und Edelfrauen,

Und gelassen bringt er den Handschuh zurück“.

Wer kennt sich noch in den alten griechischen Göttersagen

aus? Auf Kreta, im Reich des Königs Minos hauste

Minotaurus, ein Stier in einem Labyrinth. Minos störte sich

daran und wollte ihn los werden. Er bot demjenigen, der ihn

von dem Stier befreite, seine Tochter Ariadne zur Frau an.

Theseus der heimliche Geliebte von Ariadne kam das gut

zu pass und er stellte sich der Herausforderung. Mit einer

List half Ariadne

ihren Geliebten

die Aufgabe zu bestehen.

Sie steckte

Theseus ein Fadenknäuel

zu, damit

er sich bei der

mörderischen Aufgabe

im Labyrinth

nicht verlaufen

konnte. Tatsächlich

gelang es ihm

das Tier zu besiegen.

Und weil er

den Faden nicht

verloren hatte,

stand dem jungen

Glück nichts mehr

im Wege.

Eva-M. Herrmann

Bild: wikimedia commons

Theseus und Ariadne

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Historisches

Die Zisterzienser

und die Besiedlung östlich der Elbe

Als die Benediktiner ihren Orden gründeten nach

der Tradition des Heiligen Benedikt von Nursia

wollten sie nach dem Motto „Ora et labora“ leben.

Für die Gründung ihrer Klöster waren sie aber von Landschenkungen

des Adels und reichen Bürgertums sowie von

Spenden und dem „Zehnten“, den die Bauern entrichten

mussten, abhängig.

Der Zisterzienser-Orden entstand durch Reformen aus

der Tradition des Benediktiner-Ordens und lebte in dem

Vermächtnis der Gründer des Klosters Citeaux ein Leben

des Gebetes, der Lesung und der Arbeit für ihr Seelenheil.

Abgeschieden von der Welt, hatten sich auf die Fahne geschrieben,

von eigener Hände Arbeit zu leben.

Im feudalen Burgund wird ab 910 die erste große Benediktiner-Abtei

von Cluny gebaut. Nach Abschluß der

dritten Bauphase erhebt sich hier 1088 die größte Kirche

der damaligen Welt. Der Einfluß des Ordens von Cluny

erstreckte sich über den ganzen Kontinent und war direkt

dem Papst unterstellt. Anfang des 12. Jahrhunderts

umfasste er 1.450 Klöster mit mehr als 10.000 Mönchen.

Seine einflußreichen Äbte berieten Päpste und Kaiser und

legten sich mit den Bischöfen an, die einen Teil ihrer traditionellen

Macht abtreten mussten.

Da die angesammelten Reichtümer Cluny zunehmend

als weltliche Macht erscheinen ließen, wurde Kritik laut.

Als Reaktion darauf kommt es zuerst in Citeaux und später

in Clairveaux zur Gründung neuer Orden wie den Zisterziensern.

Mit strenger Disziplin konzentrierten sich die

Zistgerzienser mehr auf das Gebet. Prägende Figur war der

Heilige Bernhard, Abt von Clairveaux, der in seinen Predigten

sogar zum Kreuzzug aufrief.

Unter den Zisterzienser-Mönchen gab es die Chorherren,

die auch Priester und Schriftsteller waren und sich u.a.

dem Kopieren von theologischen Handschriften widmeten.

Sie betreuten das Skriptorium. Eine bedeutende Bibliothek

gibt es heute noch in der Abtei Himmerod. Dann gab es die

Laienbrüder, die für die Handarbeit zuständig waren, z.B.

rodeten sie Wälder für die Besiedlung des Landes, entwässerten

Sümpfe und erbauten Dämme. Dafür wurde ihnen

ein Teil der spirituellen Arbeit erlassen. Die Chorherren

entstammten in der Regel dem Adel, während die Laienbrüder

vorwiegend aus dem Volk kamen.

Bild: wikimedia commons

Die Abtei von Cluny in Burgund war als Ausgangspunkt bedeutender Klosterreformen eines der einflussreichsten religiösen

Zentren des Mittelalters. Ihre Kirche war zeitweise das größte Gotteshaus des Christentums. Mehrere Gebäude der

Benediktinerabtei und einige Reste der während der Herrschaft Napoleons als Steinbruch abgerissenen Abteikirche im

Zentrum der gleichnamigen französischen Stadt Cluny sind erhalten. Als erstes Monument in Frankreich hat der französische

Staat die Abtei 2007 mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.

wikipedia

Bild: wikimedia commons

Nach dem „Magdeburger Recht“ konzipierte schlesische Stadt Hirschberg, heute Jelina Gòra, am Fuße des Riesengebirges.

Nach der Zeit der Ottonen 1) und Salier wurden die

Gebiete östlich der Elbe im 12. und 13. Jahrhundert mehr

und mehr christianisiert und Land zur Besiedlung urbar

gemacht. Dafür eigneten sich die Zisterzienser besonders

gut. So entstanden Mitte des 13. Jahrhunderts 647 Zisterzienser-Klöster.

Die Mönche dieser Klöster schickten Anwerber

aus, um in weiter westlich gelegenen Landstrichen

Bauernsöhne und Handwerker anzuwerben. Den zweitund

drittgeborenen Bauernsöhnen versprach man Land zur

Urbarmachung. Nur so konnten diese heiraten und selbst

Familien gründen. Sie erhielten aber nur soviel Land, dass

sie ihre Familien ernähren und Kleintiere halten konnten;

z.B. eine Milchziege, Geflügel und Kaninchen. Man nannte

sie Häusler oder auch Kleinhäusler.

Nach den Kreuzzügen wurden viele Glaubenskrieger

aus allen Ständen frei, denen für ihre Verdienste Land zugewiesen

wurde, auf dem sie sich nun dauerhaft niederlassen

konnten. Es entstanden große Rittergüter, die vom

Adel aufgebaut wurden und viele kleine Höfe, die von

Kleinbauern bewirtschaftet wurden. Die Bauern waren

verpflichtet, regelmäßig Hilfsdienste auf den Adelsgütern

zu leisten, insbesondere war ihre Arbeit beim Pflanzen und

Ernten gefragt.

Im Laufe der Zeit wurden viele auf dem Reisbrett konzipierte

Städte auch östlich der Elbe gegründet (Bild oben).

Das geschah nach „Magdeburger Recht“ 2) . Noch vor dem

1. Jahrtausend regierten die Ottonen das Land. Ihr Hauptsitz

war Magdeburg. Um aber überhaupt regieren zu können

musste der Hof von Pfalz zu Pfalz ihres großen Landes

ziehen. 3) Als Otto der Große seine zweite Frau Adelheid

von Burgund, die Witwe des Königs von Italien, heiratete,

brachte diese nicht nur die Königswürde, sondern auch italienische

Gebiete als Mitgift in die Ehe ein.

Weil die Ottonen durch ihr riesiges Staatsgebiet zogen,

wussten sie natürlich von der Schönheit italienischer Städte.

Genau nach diesem Muster wurden dann auch die Orte

östlich der Elbe konzipiert. So wie in Italien die Piazza

wurden auch die schlesischen Städte mit einem rechteckigen

Stadtmittelpunkt versehen, den man „Ring“ nennt. Die

um diesen herumgebauten drei- bis vierstöckigen Häuser

wurden mit Laubengängen versehen, so wie in Italien. Unter

den Kolonaden befanden sich die einzelnen Geschäfte,

auch wie in Italien.

Otto der Große, erster Kaiser des Heiligen Römischen

Reichs, fand seine letzte Ruhestätte im Magdeburger Dom.

Erna Homolla

1.) Gründer des Heiligen römischen Reichs deutscher Nation. 2.) Das Magdeburger Recht ist

eine Form des Stadtrechts, die ihren Ursprung in der Stadt Magdeburg hat und von dort aus

erheblichen Einfluss auf die Stadtrechte in Ostmitteleuropa und Osteuropa entfaltete, häufig

in seiner schlesischen beziehungsweise polnischen Variante, dem sogenannten Neumarkter

Recht, oder der nördlichen Variante, dem Kulmer Recht, das sich über ganz West- und

Ostpreußen ausbreitete. Das allgemeine Stadtrecht hat seine Wurzeln im Gewohnheitsrecht

der Kaufleute, in den vom Grundherren verliehenen Privilegien und in von der jeweiligen

Gemeinschaft selbst beschlossenen Regeln („Willkür“). Innerhalb der Stadt wurde den

Bürgern durch das Stadtrecht die persönliche Freiheit, das Eigentumsrecht, die Unversehrtheit

von Leib und Leben und die geregelte wirtschaftliche Tätigkeit garantiert. 3) Pfalz: eine

burgähnliche Palastanlage, auf der im Mittelalter Kaiser bzw. Könige Hof hielten. wikipedia

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Historisches

Historisches

Die Tragödie um die Stadt Breslau

Breslau (1890-1900), Ring Ostseite

Als Hamburg, Lübeck, Aachen, Köln, das Ruhrgebiet,

Danzig, Königsberg und viele andere deutsche

Städte wie auch Siegen bereits in Schutt und Asche

lagen und in Ostpreußen Soldaten der Roten Armee wüteten,

britische Bomberstaffeln in Wellen in Richtung des

Oberschlesischen Industriegebiets flogen und ihre todbringenden

Bomben abwarfen, war der Tagesablauf in Breslau

bis Weihnachten 1944 noch fast ungestört. Bis auf wenige

Bombenangriffe im Herbst 1944 waren es mehr die Nachrichten

von Gefallenen, die an den bitteren Krieg erinnerten.

Ansonsten kam den meisten Menschen in Schlesien nur zu

Gehör, was die NS-Kriegspropaganda verkündete, nämlich

großartige Erfolge und Heldentaten der deutschen Soldaten.

Weil die Alliierten Breslau noch nicht voll ins Visier

genommen hatten, sprachen die verbohrten Nazis vom

„Luftschutzkeller Deutschlands“ und faselten – obwohl die

Stadt gar nicht befestigt war – von der „Festung Breslau“.

Viele Menschen waren vor der anrückenden Roten Armee

aus den Dörfern und Städten zwischen Oder und östlicher

Reichsgrenze geflohen und hierhergekommen. Dazu waren

aber auch Frauen und Kinder aus dem Ruhrgebiet wegen

der Bombenangriffe auf ihre Heimat in die angeblich

so sichere Stadt Breslau verschickt worden.

Großoffensive der Roten Armee

und die Evakuierung

Das mit der Sicherheit sollte sich Anfang 1945 ändern und

der Schreckensruf „Die Russen kommen!“ ertönte allerorten.

Am 12. Januar starteten die Sowjets mit riesiger Übermacht

die große Offensive. Schon eine Woche später standen sie

an der deutschen Ostgrenze. Damit

erreichte der Krieg verspätet auch

Schlesien in voller Härte. Der Gauleiter

Karl Hanke wusste vermutlich,

welche Macht sich näherte. Aber

im blinden Kadavergehorsam wich

er keinen Deut vom Willen seines

„großen Führers“ ab und achtete sehr

darauf, dass die Heeresleitung die

Weisungen der „Herren“ aus Berlin

befolgte. Demgemäß ließ er am 17.

Januar Truppen zusammenziehen.

Drei Tage später ordnete Hanke an,

dass die nicht wehrtaugliche Bevölkerung

die überfüllte Stadt sofort zu

verlassen habe.

„Allerdings war eine Evakuierung

der Stadt überhaupt nicht

vorbereitet. Schon am ersten Tag

herrschte auf den Bahnhöfen Panik.

Unzählige Menschen strömten zum Bahnhof. Aber

die Züge konnten die Massen nicht aufnehmen. Und Fuhrwerke

aus den fruchtbaren landwirtschaftlichen

Vororten blockierten die Innenstadt auf dem

Wege in die vorgegebene Richtung“, berichtet

ein heute 90-jähriger Zeitzeuge. Gauleiter

Hanke ordnete daher den Fußmarsch von Frauen

und Kindern Richtung Kanth, also Richtung

Westen (der heutigen A 4 entlang) an.

Bei Minustemperaturen (um die 10 bis 20°)

jagte er sie raus ins Ungewisse. Und so stolperten

sie hinter vollbeladenen Fuhrwerken her;

Alte, Behinderte auf Gehhilfen gestützt, Frauen

mit vollbepackten Handwagen, mit Koffern

und Rucksäcken, mit Säuglingen in Kinderwagen

und Kleinkindern an der Hand – traumatisierte,

gedemütigte, verzweifelte Menschen.

Nur das Knirschen des gefrorenen Schnees unter

den Füßen, ab und zu ein Stöhnen und das

Jammern eines Kindes durchbrachen die Stille.

Keiner wusste, wo ein Nachtquartier zu finden

sei. Die befohlene panische Flucht bei bitterer

Kälte endete für Tausende mit dem Tod. Wer

erahnt hatte, was die Flüchtigen erleiden werden,

weigerte sich, die Stadt zu verlassen. Etwa

200.000 Zivilisten (kranke und alte Männer,

Frauen sowie junge Mädchen, Kinder, Jugendliche)

blieben in Breslau.

Das Bemühen der deutschen Wehrmacht,

eine Verteidigungslinie an der Oder aufzubauen,

war im Ergebnis ein untauglicher Versuch,

denn schon am 23. Januar 1945 hatte die Rote Armee in

Ohlau und Oppeln, also südöstlich von Breslau, die zugefrorene

Oder überschritten und sich kämpfend von Dorf zu

Dorf der Stadt genähert. Und noch immer blähten sich die

Nazis auf, als wären sie unbezwingbar.

Letztes Aufbäumen

Breslau, heute wieder eine moderne Metropole

Breslau heute, eine moderne Metropole.

Alle Männer, die Waffen handhaben konnten, wurden

eingezogen. Fünfzehnjährige Hitlerjungen und Sechzigjährige

wurden als Volkssturm mobilisiert. Etwa 24.000 Mann

(Fronturlauber, Soldaten der Ersatzkompanien, Waffen-SS

und Volkssturm) standen der zigmal stärkeren russischen

Übermacht gegenüber. Die nördlichen und östlichen Vororte

von Breslau ließen die Befehlshaber für die eigenen Soldaten

zwangsweise räumen, weil man hier den ersten Ansturm

der Sowjets erwartete. Aber die sowjetischen Truppen

drangen Mitte Februar vom Süden und vom Westen her in

die Vororte Breslaus ein. Die Folge war eine Evakuierung

des Raumes bis zur Innenstadt. Am 10. Februar mussten die

Einwohner ihre Wohnungen räumen und ihre vollgepackten

Koffer und Taschen zurücklassen. Die Menschen zogen nur

mit dem, was sie auf dem Leibe trugen, davon. Wohin wusste

keiner. Ihr Ziel war irgendein sicherer Unterschlupf.

Die Lage wurde immer bedrohlicher, als vom 13. bis 15.

Februar Dresden von Briten und Amerikanern in Brand gebombt

wurde. Bislang war Breslau von dort aus mit Waffen

beliefert worden, doch jetzt war auch der Waffennachschub

gestoppt. Hinzu kam die Einnahme des Breslauer Flughafens

durch die russische Armee. Jeder vernünftig denkende

Mensch sah die Sinnlosigkeit der Gegenwehr. Nicht jedoch

der Gauleiter, die Bestie Hitlers. Der Verlust des Flughafens

wog schwer. Aufgrund dieser neuen Lage ordnete Hitler

Ende Februar die Errichtung einer Flugbahn in der Innenstadt

an. Wozu wusste niemand. Auf Waffen konnte man

nicht mehr hoffen, denn Deutschland hatte seine Waffen

fast verbraucht. Der Befehl des Führers an den Kommandeur

der Wehrmacht lautete: Bau einer 1.3 Kilometer langen

Landebahn auf der Kaiserstraße. Weil sich der Kommandeur

weigerte, beauftragte Hitler den Gauleiter Hanke. Eine

der schönsten Häuserzeilen an der Kaiserstraße einschließlich

der Lutherkirche musste gesprengt und dem Erdboden

gleich gemacht werden. Jeder hatte Hand anzulegen – für

nichts; denn erst zwei Monate später hob ein einziges Flugzeug

von der Flugbahn ab – mit der sich kurz vor dem Fall

der Stadt absetzenden Bestie Hanke.

Am 15. Februar begann mit einem „wahnsinnigen

Häuserkampf“ die eigentliche Schlacht um Breslau. Mit

Flammenwerfern und Panzerfäusten kämpfte man beinahe

um jedes Haus, um jedes Stockwerk und jedes Zimmer.

Dass die deutsche Wehrmacht der großen Übermacht noch

einige Wochen Widerstand entgegenbringen konnte,

68 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 69



Historisches

Historisches

Senioren- und Pflegeeinrichtungen

Vermittlung von Seniorenwohnungen

und Service-Wohnen

Haus Höhwäldchen

Höhwäldchen 3

57234 Wilnsdorf

Telefon 0 27 39 4 78-0

57 Pflegeplätze

12 Kurzzeitpflegeplätze

2 Seniorenwohnungen

Altenzentrum Freudenberg

Lagemannstraße 20-24

57258 Freudenberg

Telefon 0 27 34 2 77-0

96 Pflegeplätze

51 Seniorenwohnungen

Fliedner-Heim

Luisenstraße 15

57076 Siegen

Telefon 02 71 48 84-0

74 Pflegeplätze

26 Seniorenwohnungen

Sophienheim

Südstraße 11

57074 Siegen

Telefon 02 71 66 03-0

117 Pflegeplätze

24 Seniorenwohnungen

ist erstaunlich. Mit immer neuen Ideen, Kampfmethoden

und Kampfmitteln setzte man den Russen zu. Die Lage aber

wurde dennoch von Tag zu Tag schlimmer. Entsprechend

dem Befehl, durchzuhalten, ging der Häuserkampf bis in

den April hinein verbissen weiter mit dem einzigen Ziel,

den jeweils anderen umzubringen.

Bombenhagel statt österlichem Glockengeläut

Dann aber setzten die Russen zum großen Endkampf an.

Es war Ostern. Statt mit Glockenklang, der üblicherweise zur

Osternacht von allen Kirchen (allein im Breslauer Zentrum

gab es 28 Kirchen) die Auferstehung des Herrn verkündete,

wurde 1945 Ostern mit einem Feuersturm der Roten Armee

eingeleitet. Die russische Artillerie feuerte aus allen Rohren

auf die Stadt und zerlegte Haus für Haus. Dazu warfen

Flugzeuge mehrere tausend Bomben und Phosphorbomben

auf Breslau. Letztere sorgten für massive Brände in allen

Stadtteilen. Dass auch russische Soldaten im Stadtinneren

kämpften, spielte für deren Kommandeure gar keine Rolle.

Für den blindwütigen, total regimetreuen und fanatischen

Gauleiter Hanke galt dies ebenso auf der anderen Seite. Ein

Haus nach dem anderen zerfiel in Schutt und Asche. 21.600

von rund 30.000 Gebäuden waren am Ende der Kampfhandlungen

zertrümmert. Und es ist beinahe als ein Wunder

anzusehen, dass das historische Rathaus, die von den Österreichern

anno 1702 erbaute barocke Universität oder die

Jahrhunderthalle das Bombardement überstanden.

Nun war nur es nur noch eine Frage der Zeit, wann

Breslau aufgeben musste. Die Russen ließen sich nach den

Osterangriffen mit weiteren Aktionen Zeit. Sie setzten nun

auf Propaganda und sprachen die Menschen über Lautsprecher

und Flugschriften an, informierten sie über die

Lage an allen Fronten und führten den Eingeschlossenen

die Sinnlosigkeit der Kampffortführung vor Augen. Das

sah wohl auch der verantwortliche General so. Spätestens

als sich der „große braune Führer“ Adolf Hitler, auf den

sie eingeschworen waren, dem die Massen zugejubelt und

den viele gottähnlich verehrt hatten, am 30. April in Berlin

durch Selbstmord feige aus der Verantwortung stahl, war

die Lage klar. Trotzdem ordnete der Generalfeldmarschall

in Berlin an, auch dem toten Führer die Treue zu halten und

den Kampf bis zur letzten Patrone fortzuführen.

vor dem Feind sofort mit dem Tode bestrafen

würde. Denn noch war der allmächtige

Karl Hanke da. Als dieser aber

mit dem auf dem Messegelände versteckten

Fieseler Storch des Kommandierenden

das Weite suchte (und danach

nie wieder auftauchte), gab Niehoff am

5. Mai den Entschluss zur Kapitulation

seinen Kommandeuren bekannt. Am

frühen Nachmittag des 6. Mai stellten

die Parteien das Feuer ein. Der Kampf

war beendet. Geblieben war eine zerbombte

Stadt, in deren Zentrum man

fast nur noch Steinhaufen sah. Schornsteine

ragten sinnlos in den Himmel.

Am gleichen Tag lief auch das letzte pathetische

Schreiben des Armeeoberkommandos

(AOK) 17 ein: „Deutschlands

Fahnen senken sich in stolzer Trauer vor

der Standhaftigkeit der Besatzung und

dem Opfermut der Bevölkerung Breslaus.“

Welche Arroganz! Das Leid der Bevölkerung war nicht Opfermut

sondern aufgezwungene Drangsal, Qual, Elend, Tod.

Die Rache an unschuldigen Menschen

Vorbei, alles aus? Mitnichten! Für die verbliebene Bevölkerung,

die wochenlang unter Zwangsarbeit, Belagerung,

Kämpfen und Zerstörungen gelitten hatte, kam mit der Kapitulation

keine Erleichterung. Mussten sich die Menschen bis

dahin vor Bomben und Granaten in Sicherheit bringen, drohte

nun eine neue Gefahr. Die Russen waren allgegenwärtig.

Überall liefen sie mit ihren Gewehren herum und tobten sich

aus. Sie waren unberechenbar, raubten, mordeten, vergewaltigten

und schlugen nieder, was sich ihnen in den Weg stellte.

Epidemien verbreiteten sich. Die Grauen des Krieges fanden

ihre Fortsetzung in anderer Form. Und es wurde auch nicht

besser, als Polen die Verwaltung der Stadt übernahm. Wenige

Wochen nach dem Kriegsende begannen die neuen Herren

mit der Vertreibung aller Deutschen aus Schlesien.

Breslau 1945, nach der Zerstörung

Breslau heute

Fährt man heute nach Breslau, stößt man auf meist unvoreingenommene,

sehr freundliche Menschen. Nichts ist

mehr zu spüren von dem Hass, der sich nach dem von den

Nationalsozialisten angerichteten barbarischen Geschehen

gegenüber allem Deutschen, gegen jeden Deutschen richtete.

Und ebenso erstaunlich ist die wieder erblühte Stadt.

In alter Pracht erstrahlen Kirchen, Klöster, Häuser, Gärten

und Parkanlagen. Nach alten deutschen Plänen und Ansichtskarten

haben die Polen die Stadt wieder so aufgebaut,

wie sie von unseren Vorfahren errichtet und von europäischen

Künstlern (Italienern, Holländern, Polen und Deutschen)

ausgestaltet wurde. Es ist eine Freude, in Breslau zu

verweilen, weil sich auch die Freude der zahlreichen um

das Rathaus flanierenden Menschen auf andere überträgt.

Breslau ist eine Reise wert – Schlesien ist eine Reise

wert.

Wolfgang Kay, Kreuztal

Quellen: Wikipedia (letzte) Zeitzeugenberichte. Fotos: Pixabay

Haus Obere Hengsbach

Hengsbachstraße 155

57080 Siegen

Telefon 02 71 7 70 19-0

98 Pflegeplätze, davon

12 Plätze im beschützenden

Bereich für Demenzerkrankte

www.diakonie-sw.de

Die Kapitulation

Der zuletzt verantwortliche General Hermann Niehoff

war in einer verzweifelten Situation. Als schließlich die

geistlichen Würdenträger der Evangelischen und Katholischen

Kirche bei ihm erschienen und aus menschlicher

Sicht dringend um Prüfung der Lage und um Beendigung

der Kampfhandlungen baten, sah er seine moralische Verpflichtung.

Er konnte ihnen aber nicht sagen, dass er die

Kapitulation bereits beschlossen habe, zumal stets damit zu

rechnen war, dass ein fanatischer Nazi ihn wegen Feigheit

70 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 71



Wiederkehrende Termine

montags:

11-12 Uhr Seniorengymnastik mit

Anne Freudenberger, Dr. Ernst-Schuppener-Haus,

Stadtteilbüro Heidenberg,

0271/23418872

13.30 Handarbeitstreff: „Regiestelle

Leben im Alter“ Rathaus Weidenauer

Straße 215, 0271/404-2200

14.00 Montagscafé des DRK–Siegen

Nord e.V., Schneppenkauten 1, 57076

Siegen-Weidenau 0271-76585

15.30 und 17.30 Aquafitness,

Hans-Reinhardt-Schule Siegen, Rosterstr.

198 Anm. 0271/3300045

18.00 Lese- und Literaturkreis mit

Gustav Rinder, Lebendiges Haus e.V

Siegen, Melanchtonstr. 61, in der

Bibliothek 0271/7411019

20.30 Tangosalon: Milonga, Tango

Argentino – Gefühle tanzen, Kulturhaus

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18

Jeden 1. Montag im Monat

19.00 Trauergruppe der Ambulanten

Hospizhilfe, Stiftung Diakoniestation

Kreuztal, Ernsdorfstr. 3, 02732/1028

20.00 Tango Schnupperkurs (bis 21

Uhr), anschließend Tangosalon, Kulturhaus

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18

Jeden 2. Montag im Monat

10.00 Trauercafé der Ambulanten

ökumenischen Hospizhilfe Siegen

e.V. „Haus Herbstzeitlos“ Siegen,

Marienborner Str. 0271/23602-67

15.15 Montagsgespräch des „Bund

der Vertriebenen“ – Geschäftsstelle

Siegen, Seilereiweg 6 0271/82838

18.30 „Anders Altern“ Gruppe für

gleichgeschlechtlich Lebende und Liebende,

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,

0271/404-2200

Jeden 3. Montag im Monat

15.00 ALTERAktiv, Lesepaten, Städtisches

Begegnungszentrum Haus

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner

Straße 151 02739/2290

18.30 Treffen Selbsthilfegruppe:

Sauerstoff-Langzeit-Therapie „Haus

Herbstzeitlos Siegen“ 370354

Jeden 4. Montag im Monat

14.30 Kaffeekränzchen: AWO-

Ortsverein Siegen, in der Begegnungsstätte

Rosterstr. 186

14.30-16.30 Spielenachmittag, AWO

Seniorenzentrum Erndtebrück, Struthstr.4,

Rabea Boos 0151-10870128

Letzter Montag im Monat

18.30 Selbsthilfegruppe Asthma und

Bronchitis städitsches Begegnungszentrum

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,

Marienborner Str. 151 02737/3308

dienstags:

9.30 Malgruppe freies Malen, (außer

1. Di. im Monat) Haus Herbstzeitlos

Siegen, Marienborner Straße 151

0271/62400 oder 0271/399245

Jeden 1. Dienstag im Monat

9.00 Die Creativen Siegen, Haus

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner

Str. 151 02737/3455

15.00 ALTERAktiv Lesepaten, Begegnungszentrum

„Haus Herbstzeitlos“

Siegen, 02739/2290

Veranstaltungen finden nur statt,

wenn die behördlichen

Ausgangsbeschränkungen das erlauben.

15.30-17.00 Smartphone-Treff,

AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,

Struthstraße 4, Rabea Boos

0151-10 870 128

18.00 Treffen der SHG für Hörgeschädigte,

Kreisklinikum Weidenau

Brigitte Schmelzer 02737/93470

Jeden 2. Dienstag im Monat

9.00 Smartphonkurs, AWO-Begegnungsstätte

„Rosterberg“, Siegen,

Rosterstr.186 0271/3303-603

19.00 Vorwärts-Chor, städtisches

Begegnungszentrum „Haus Herbstzeitlos“

Siegen, Marienborner Str. 151

Jeden 3. Dienstag im Monat

15.00-17.00 Treffen der Heinzelwerker,

städtisches Begegnungszentrum

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner

Straße 151

15.30-17.00 Smartphone-Treff, AWO

Seniorenzentrum Erndtebrück, Struthstr.4,

Rabea Boos 0151-10870128

Jeden 4. Dienstag im Monat

9.00 Smartphonkurs, AWO-Begegnungsstätte

„Rosterberg“, Siegen,

Rosterstr.186 0271/3303-603

19.00 Vorwärts-Chor, städtisches Begegnungszentrum

„Haus Herbstzeitlos“

Siegen, Marienborner Straße 151

mittwochs:

9.00 Wandern, Nordic Walking, ab

Wanderparkplatz, Siegen, Rosterstraße

Günter Dickel 0271/334566

9.30 Bewegt ÄLTER werden, Fritz-

Fries-Seniorenzentrum Siegen, Rosterstr.186,

Klaus Kuhn 0271/3303-603

10.00-12.00 Heinzelwerker Sprechstunde,

„Regiestelle Leben im Alter“,

Rathaus Si.-Weidenau 404-2200

10.00 Spaziergang: 3000 Schritte,

Tempo und Strecke sind angepasst,

ab Rathaus Weidenau 0271/404-2200

10.00-11.00 Sprechstunde des Seniorenbeirats,

SeniorenServiceStelle

Siegen-Geisweid, Am Klafelder Markt

20 0271/372199-05

13.00-17.00 ALTERAktiv Fahrrad-Reparatur-Treff

Selbsthilfe

Werkstatt Siegen, Sandstraße 20,

Innenhof, Info: Klaus Reifenrath,

0171-8821420

14.00-16.00 Diakonischer

Freundeskreis Siegen-Süd, Hilfen

für zu Hause, Diakonie Eiserfeld,

Mühlenstr. 7

14.00-17.00 Taschengeldbörse

Siegen, MehrGenerationenZentrum

im Haus der der Martinigemeinde

St.-Johannstr. 7

0271/2346066

15.30 Geselliger Kaffeenachmittag

Lebendiges Haus e.V

Siegen, Melanchtonstr. 61

0271/2316679

Jeden 1. Mittwoch im Monat

10.00 Trauercafé Regenbogen

Ambul. Hospizhilfe, Diakonistation

Kreuztal, Ernsdorfstraße 3

02732/1028

14.30 Museums-Momente, Führung

für Menschen mit Demenz

und ihre Begleitung, „Museum für

Gegenwartskunst“ Siegen, Anmeldung

0271-4057710

15.00 Seniorennachmittag des

Heimatvereins Bu.-Niederdresselndorf

e.V. Alte Schule

0273-67726,

15.00 Frauenzimmer, Frauencafé

des DRK-Niederschelden, Burgschule

Siegen-Niederschelden

0271/33716-0

19.30 Heimatfreundtreffen,

Kapellenschule Trupach, Siegen-

Trupbach, Trupbacher Str. 34

0271/371022

Jeden 3. Mittwoch im Monat

14.30 VDK-Siegen-Treff; Frohe

Runde, Christofferhaus Siegen,

Friedrich-Wilhelm-Str. 118

14.30 Wir tanzen wieder! Für

Menschen mit und ohne Demenz,

Tanzschule „Im Takt“, Netphen-

Dreistiefenb., Dreisbachstr. 24

Anm. 0271/234178-17

Letzter Mittwoch im Monat

10.30 Senioren helfen Senioren:

Smartphontreffen des

Seniorenbeirats, Beratungsstelle

im Gebäude der Sparkasse

Siegen-Geisweid

15.00-16.30 Selbsthilfegruppe

Frontotemporale Demenz im Café

Auszeit Kreuztal, Ernsdorfstr. 5

donnerstags:

10.00-12.00 Seniorenwerkstatt,

des „Interkulturellen Seniorennetzwerkes“.

Spanischsprachige

Gemeinde e.V., kath.

Gemeindehaus Siegen, St.-

Michaelstr. 3 0271/42517

10.00-12.00 Diakonischer

Freundeskreis Siegen-Süd, Hilfen

für zu Hause, Diakonie Eiserfeld,

Mühlenstr.

Jeden 2. Donnerstag

15.00-17.00 Selbsthilfegruppe

Mitten im Leben für Menschen

mit Gedächtnisproblemen KSG-

Senioren Wohnanlage Weidenau

Weidenauer Str. 202

Jeden 4. Donnerstag

15.00 Trauercafé der Ambulanten

ökum. Hospizhilfe Siegen e.V.;

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen, Marienborner

Str. 0271/23602-67

freitags:

15.30 Singkreis Lebendiges

Haus e.V Siegen, Melanchtonstraße

61 0271/7032846

17.00 Tanzen ab der Lebensmitte

auch ohne Partner, TanzZentrum

Si.-Geisweid, Birlenb. Hütte 16

0271/84999

21.00 Tango Milonga, Café

Basico Kreuztal, Hüttenstraße 30

(von Buschhütten kommend auf

der Eisenbahnbrücke links)

Jeden 2. Freitag im Monat

15.00 Wochenausklang der

Seniorenhilfe Siegen e.V. städtisches

Begegnungszentrum Haus

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner

Str. 151 0271/6610335

samstags:

Jeden 3. Samstag im Monat

09.00-12.00 Repaircafé, AWO

Seniorenzentrum Erndtebrück,

Struthstraße 4, Rabea Boos

0151-10870128

13.00 ALTERAktiv Repaircafé,

MGZ im Haus der der

Martinigemeinde St.-Johannstraße

7 0171-8821420

Jeden 4. Samstag im Monat

13.00 Klimawelten Repaircafé,

Florenburg Hilchenbach,

Kirchweg 17, Ingrid Lagemann

02733/2366

sonntags:

16.00 Sonntagnachmittag

um 4 Konzert im Pavillon des

Schlossgartens, Oberes Schloss

Siegen

20.00 Salsa Fiesta, Café Basico

Kreuztal, Hüttenstraße 30 (von

Buschhütten kommend auf der

Eisenbahnbrücke links)

Jeden 1. Sonntag im Monat

15.00 Führungen im Wodanstollen

Heimatverein Salchendorf e.V.

0170 4770666, Neunkirchen-

Salchendorf, Arbachstr. 28a

15.00 Trauercafé der Ambulanten

ökumenischen Hospizhilfe

Siegen e.V. Pfarrheim Heilig

Kreuz Siegen, Im Kalten Born

Siegen, 0271/23602-67

Jeden 2. Sonntag im Monat

10.00-12.00 Tausch und

Plausch, Treffen der Briemarkenfreunde

Netpherland, Heimatmuseum

Netphen, Lahnstr. 47

02737/209527 (W. Lerchstein)

14.30 Sonntagscafé in der Alten

Linde Wilnsdorf-Niederdielfen,

Weißtalstr. 2

15.00 Sonntagscafe, Heimatverein im Bürgerhaus Siegen-Niederschelden,

Auf der Burg 15 0271/311579

Jeden 3. Sonntag im Monat

14.30 Kaffeeklatsch, Heimatverein Salchendorf e.V.,

Haus Henrichs Neunkirchen-Salchendf, Hindenburgpl.1

VdK Soziale Sicherheit in einer

großen Gemeinschaft

Kreisverband

Siegen-Olpe-Wittgenstein

57072 Siegen Morleystr.15-17

Tel.: 02 71 / 30 38 29-0

Fax: 02 71 / 30 38 29-18

e-mail: kv-siegen@vdk.de

www.vdk.de/kv-siegen-olpe-wittgenstein

Falls Sie mehr über den VdK wissen möchten,

wenden Sie sich an den Kreisverband oder direkt

an den für Sie zuständigen Ortsverband

72 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 73



Backestage in Siegen-Wittgenstein

September

Do. 03. ab 14 Uhr, Fbg.-Niederndorf

Fr. 04. ab 11 Uhr, Siegen-Trupbach

Backes Kleeweg

Sa. 05. ab 14 Uhr, Netphen-Salchendf.

ab 15 Uhr, Kartoffelbratfest,

Langenholdinghausen

ab 15 Uhr, Kartoffelbratfest,

Si.Trupbach, Kleeweg

Sa. 12. ab 10 Uhr, Burb.-Wahlbach

So. 13. ab 08 Uhr, Backh. Espequelle,

Bad Berleburg

ab 11 Uhr, Kartoffelbratfest,

Wilnsdf.-Anzhausen

Sa. 26. ab 11 Uhr, Wilnsdorf,

Altes Spritzenhaus

ab 13 Uhr, Siegen-Birlenbach

Oktober

Do. 01. ab 14 Uhr, Fbg.-Niederndorf

So. 03. ab 08 Uhr, Backh. Espequelle,

Bad Berleburg

Sa. 07. ab 14 Uhr, Netphen-Salchendf.

November

Do. 05. ab 14 Uhr, Fbg.-Niederndorf

Weitere Termine lagen bei Redaktionsschluss nicht vor.

Dass ein Sportheim zu einem

Backhaus umgebaut wird,

findet man im Siegerland wohl

nur in Obersdorf. Die heimischen

Sportfreunde hatten am Rande

des Sportplatzes ein neues Zuhause

gefunden und benötigten

ihr bisheriges Domizil nicht mehr.

Vorausschauende Obersdorfer

setzten sich daraufhin durch mit

ihrer Idee, das von der Größe her

ohnedies einem traditionellen Backes

ähnliche Gebäude zu einem

richtigen Backhaus umzubauen.

durchblick verlost Freikarten

„Neustart“, Kabarett mit Florian Schröder

Foto: Ingrid Drabe

Der Backes in Obersdorf

Zunächst aber wurde anno 1998

mit den „Backesfreunden Obersdorf-

Rödgen e.V.“ ein Verein gegründet.

Die Mitglieder gaben sich eine Satzung,

wählten einen Vorstand und

machten sich energiegeladen an die

Arbeit. Neben vielen organisatorischen

Notwendigkeiten stand vor allem

ein radikaler Umbau im Inneren

des Gebäudes sowie eine Neueindeckung

des Daches auf der Agenda.

Letztendlich baute eine Fachfirma

mit dem Backofen das wichtigste

Objekt der Gesamtmaßnahme ein.

Die Welt geht täglich unter – schuld sind die

Rechten und die Araber, die Klimaleugner und

die Klimahysteriker sowieso. Das Geschrei hat

das Gespräch ersetzt, es gibt keine Gegner mehr,

nur noch Feinde – und Opfer. Nichts ist mehr

berechenbar: Wer hätte gedacht, dass Trump

kommt und die Briten gehen? Und dann ist da

auch noch der Chinese, der vor der Tür steht wie

früher der Russe. Die Digitalisierung schafft uns

alle ab, Disruption und Revolution sind permanent

geworden. Wir kennen alles, wissen nichts.

Florian Schroeder drückt den Reset-Knopf.

Freitag, den 30. Oktober 2020

Lyz Siegen, St.-Johann-Straße

Seither qualmt regelmäßig am

dritten Wochenende der Monate

Januar, März, Mai, September

und November der Schornstein.

Dazu feiern die Obersdorfer am

2. Juni-Wochenende ein auch in

den Nachbarorten bekanntes Backesfest.

Als eine Art Leitlinie gilt,

dass sie die vielfältigen Produkte

ausschließlich aus natürlichen Zutaten

herstellen – Chemie ist tabu!

Und die Erlöse ihrer Arbeit fließen

ausschließlich „guten Zwecken“ zu.

Ulli Weber

Gewinnen können Sie

2 x 2 Eintrittskarten,

wenn Sie uns bis 15. Oktober mindestens

ein regionales Straßenkunst-Bild senden.

(Lesen Sie dazu auch die Beiträge: „Aus der

Redaktion“ S. 3 und „Street-Art“ ab S. 16)

Als Datensatz per E-Mail an:

gewinnspiel@durchblick-siegen.de

oder als analoges Foto per Brief an

Redaktion durchblick

Marienborner Str. 151

57074 Siegen

Alle Einsender erklären sich damit einverstanden,

dass ihre Fotos honorarfrei in Medien des durchchblick-siegen

e.V. veröffentlicht werden dürfen.

Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.

Die Tickets werden auf Ihren Namen

an der Abendkasse hinterlegt.

Veranstaltungen finden nur statt, wenn die behördlichen Ausgangsbeschränkungen das erlauben.

montags

57074 Siegen • Marienborner Straße 151

www.unser-quartier.de/haus-herbstzeitlos-siegen

10.00 - 12.00 Sprechstunde der

Seniorenhilfe Siegen

10.00 - 12.00 Werkstatt geöffnet

14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé

Computertreff

17.00 - 18.00 Tai Chi unter Anleitung

dienstags

09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé,

Computertreff

10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des

durchblick geöffnet

10.00 - 12.00 ALTERAktiv-Malgruppe

(außer 1. Di. im Monat)

Kostenlose Parkplätze am Haus

Bushaltestelle: Blumenstraße

Busse ab zentraler Omnibusbahnhof Siegen:

B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109.

Seniorenbegegnungszentrum

der Universitätsstadt Siegen

mittwochs

09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé

Computertreff

09.30 - 11.00 Englischkurs auf Anfrage

0271 / 404-2200

10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des

durchblick geöffnet

11.00 - 12.30 Englischkurs auf Anfrage

14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé

Computertreff

14.30 - 16.30 Handarbeiten mit der

Seniorenhilfe Siegen

14.30 - 16.30 Werkstatt geöffnet

15.00 - 17.00 Singen mit der

Seniorenhilfe Siegen

19.00 - 22.30 Film und Videoclub

19.00 - 21.00 Regenbogentreff

Spielen und Klönen

Verwaltung:

Regiestelle Leben im Alter 0271/404-2434

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.

Lesepaten 02739 / 22 90

Senec@fé 0271 / 2 50 32 39

Malgruppe 0271 / 624 00 oder -39 92 45

durchblick - siegen e.V.

Geschäftsstelle 0271/ 6 16 47

Redaktion 0171 / 6 20 64 13

Seniorenbeirat 0271 / 404-22 02

SeniorenServiceStelle 0271 / 38 78 61 62

Seniorenhilfe Siegen e.V.

Geschäftsstelle 0271 / 6 61 03 35

Gruppen

Trauercafé0271 / 23 602-67

Film- und Video-Club 02732 /1 24 60

SHG Sauerst. Therapie 0271 / 37 03 54

Selbstverteidigung 0160 / 830 18 67

Werkstatt0271 / 6 27 76

Englischkurse 0271 / 404-2200

donnerstags

09.30 - 10.30 Selbstverteidigung

10.00 - 12.00 Sprechstunde der

Seniorenhilfe Siegen

10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des

durchblick geöffnet

11.00 - 12.00 Yoga unter Anleitung

12.15 - 13.15 Yoga auf dem Stuhl

0271 / 404-2200

freitags

11.00 - 13.30 Englischkurs 1

13.30 - 14.00 Englischkurs 2

0271 / 404-2200

samstags

09.00 - 12.00 Wandergruppe der

Seniorenhilfe Siegen

Termine auf Anfrage

74 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 75



2. Mittwoch

13.00 ALTERaktiv, Fahrrad-Reperatur-Treff,

Siegen, Sandstraße 20

3. Donnerstag

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos

Siegen, Marienborner Str. 151

4. Freitag

17.00 Multivisionsvortrag Kanada -

Der Westen von Gerhard Braunöhler,

Aula Gymnasium Netphen

19.00 Stoppok & Band: Tour 2020,

Eichener Hamer Kreuztal, Am Parkpl. 2

5. Samstag

6.00 Siegen-Geisweider Flohmarkt,

unter der HTS in Geisweid

16.00 Drehbänke und Werkzeuge

im Wandel der Zeit, Drehkoite Bad

Berleburg-Girkhausen

19.30 SDP – Die Unendlichste

Tour, Siegerlandhalle Siegen

20.00 Bino Dola & Fidi Großmann

Dos guitarras flamencas Heimhof-

Theater Burbach-Würgendorf

6. Sonntag

18.00 Kabarett mit Martina Schwarzmann:

Genau Richtig, Eichener Hamer

Kreuztal, Am Parkplatz 2

11. Freitag

15.30 VHS-Siegen/Café-Literatur-

Zeit, Georg Forster 1754-1794,

KrönchenCenter, Siegen

18.30 VHS-Siegen/Siegener Forum:

Fürstengruft und Unteres Schloss:

Zu den Bauprojekten in Siegen, KrönchenCenter,

Siegen

12. Samstag

13.00 „Out and About“ Siegener Urban

Art Festival, Koreanische-Pop

Dance, Siegbrücke Siegen

14.00 VHS SI-WI, Treffpunkt Bienenhaus

(ab Parkplatz Historischer

Hauberg Kreuztal-Fellinghausen)

20.00 VHS SI-WI, Männer - Eine

heitere, literarisch-musikalische

Selbstbetrachtung, Haus des Gastes

Bad Laasphe, Wilhelmsplatz

September

VHS-Film: „Die Klimakrise“ am 17.9. ab 18.30 Uhr in der Stadtbibliothek Kreuztal

Veranstaltungen finden nur statt,

wenn die behördlichen

Ausgangsbeschränkungen das erlauben.

Die VHS bieten in der Reihe »vhs.wissen live« verschiedene Online-Kurse an. So funktioniert

das: - Die Veranstaltung wird LIVE GESTREAMT - Bitte melden Sie sich bis zum Tag

vor der Veranstaltung online unter vhs-siegen.de oder schriftlich an. Nach Ihrer Anmeldung

bis zum Tag vor der Veranstaltung erhalten Sie den Link zum Livestream per E-Mail

13. Sonntag

13.00 „Out and About“ Siegener Urban

Art Festival, Boris Hoppek: Gruppenbild,

Bunker Siegen, Burgstr.

11.00 VHS-Siegen Stadtrundgang:

Wiederaufbau, KrönchenCenter Si.

14.00 VHS SI-WI, Wanderung: Der

Homberg bei Schwarzenau, ab

Ederbrücke in Schwarzenau

14. Montag

17.00 Kino ohne ALTERSbeschränkung,

Lara, Viktoria Filmtheater Hi.-Dahlbruch

16. Mittwoch

19.00 VHS SI-WI, Filmzeit: But

beautiful, Weiße Villa in Dreslers

Park Kreuztal, Hagener Str. 24

17. Donnerstag

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos

Siegen, Marienborner Str. 151

16.00 VHS SI-WI, Besichtigung

der Obernautalsperre, Netphen,

ab Parkplatz oberhalb der Staumauer

18.30 VHS SI-WI, Film: Die Klimakrise

– eine unbequeme Wahrheit,

Stadtbibliothek Kreuztal

20.00 WDR 4 sing(t) mit Guildo

Mitsing-Spaß mit Guildo Horn & Die

Orthopädischen Strümpfe, Gebr.-

Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch

Claudia Michelsen singt „Marlene Dietrich“

Samstag, 19.9. im Siegener Lÿz

18. Freitag

19.00 Jubiläumskonzert 100 Jahre

Musikkapelle Salchendorf, Johannlandhalle

Netphen, Schulstraße 26

18.00 VHS SI-WI-Vortrag: DigiTIPP

E-Mails verschlüsseln? Definitiv! Aber

wie?, Rothaarsteig-Schule Erndtebrück

19.00 VHS-Siegen Film: Historischen

Siegerland, wunderschönes

NRW, KrönchenCenter, Siegen

19. Samstag

14.00 VHS SI-WI Wanderung: Bestimmung

der typischen Pilze Siegerländer

Hauberge, Kreuztal, ab

Parkplatz am Freibad Buschhütten

20.00 Comedy: Pawel Popolski, Nach

der Strich und der Faden, Eichener

Hamer Kreuztal, Am Parkplatz 2

20.00 „Tres Notas“ Flamenco-Jazz-

Latin, Alte Linde, Wilnsdf.-Niederdielfen

20.00 Claudia Michelsen, Sag mir,

wo die Blumen sind..., Erinnerungen

an und von Marlene Dietrich,

Kulturhaus Lÿz, Siegen

20. Sonntag

10.00 VHS SI-WI Spaziergang:

Waldbaden - eine besondere Begegnung

mit den Bäumen, Bad Berleburg-Stünzel,

ab Buswendeplatz

14.00 VHS SI-WI Wanderung: Der

Hohenstift bei Richstein, Richstein,

ab Ortsmitte, Nähe Bushaltestelle

19.00 Burbacher Acoustic-Night

mit Jördis Tielsch & Henning Neuser,

Heimhof-Theater Burbach-Würgendorf

20.00 Frauenpower: Sissi Perlinger

Worum es wirklich geht, Kulturhaus

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str.

21. Montag

17.00 VHS SI-WI Kräuterspaziergang:

Wilde-Kräuter ab Wanderparkplatz

Leimbachtal (an der B62

zwischen Netphen und Eschenbach)

22. Dienstag

19.00 VHS SI-WI Vortrag: Insektensterben

– die Konsequenzen für

Mensch und Natur, Bürgerhaus Burbach,

Marktplatz 7

23. Mittwoch

19.00 VHS-Siegen Film: Ein anderer

Blick auf Afrika, Felicité, DR

Kongo, KrönchenCenter, Siegen

19.00 VHS SI-WI, Vortrag: Solarenergienutzung

- Solarthermie und

Photovoltaik, Wilhelmsburg, Hilchenbach,

Am Burgweiher 1

24. Donnerstag

18.00 VHS-SIWI Vortrag: Wohnen

ohne Feuchte und Schimmel, Bürgerhaus

Bad Berleburg, Am Marktplatz

18.00 VHS SI-WI Vortrag: Homöopathie

bei Chronischen Erkrankungen,

Stadtbibliothek Kreuztal

18.30 VHS SI-WI Vortrag: Fake

News, Stadtbibliothek Kreuztal

18.30 VHS-Siegen Vortrag: Das Dritte

Reich in Romanen deutscher Exil-

Autoren, KrönchenCenter, Siegen

„Kein zurück“ Kabarett mit Wilfried

Schmickler, 25.9. im Siegener Lyz.

„xpeditionen“ – Auf dem Landweg nach New York, 27.9 Krombacher Brauerei

25. Freitag

19.00 VHS-Siegen Musikalisch-literarische

Reise, Der Globus quietscht

und eiert, von und mit Klaus Freitag,

KrönchenCenter, Siegen

20.00 Maddin Schneider: Denke

macht Koppweh! Siegerlandhalle

20.00 Kabarett: Wilfried Schmickler

Kein zurück, Kulturhaus Lÿz, Siegen

26. Samstag

20.00 Bodo Wartke, 6. Klavierkabarett-Programm,

Siegerlandhalle

20.00 Jess Jochimsen: Heute wegen

gestern geschlossen Kulturhaus

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str. 18

20.00 Siegerländer Kabarett - Premiere

Daubs Melanie: Ma ganz ehrlich

Heimhof-Theater Burbach-Würgendorf

27. Sonntag

10.00 VHS - SIWI Wanderung zur

Grube Heinrichssegen, ab Bahnhof

Kreuztal-Littfeld

14.00 VHS SI-WI Wanderung: Die

Puderburg ab Gemeinschaftshaus,

Bad Laasphe-Puderbach, Mittelstraße

14.30 xpeditionen: Leavinghomefunktion

- Auf dem Landweg nach New

York, Krombacher-Brauerei, Kreuztal,

Hagener Str. 261 (auch 18 Uhr)

15.30 VHS-Siegen Stadtrundgang:

Stolpersteine auf der Hammerhütte,

ab KrönchenCenter, Siegen

30. Mittwoch

18.30 VHS SI-WI, Lesung: Kanadische

Märchen, Stadtbücherei Bad

Berleburg, Poststr. 42

76 durchblick 3/2020

3/2020 durchblick 77



Oktober

Kunstausstellung WUNDERWELT WASSER

In farbintensiven Bildern zeigt Jutta Reline Zimmermann filigrane Zauberwelten und

schimmernde Wasseroberflächen. Beim Betrachten ihrer Bilder eröffnen sich Räume

von unbekannten Welten, die in Erstaunen versetzen können. Neue Sichtweisen und

Zugänge zum Wesen und zur Schönheit des Wassers werden ermöglicht. Das Element

Wasser ist für die Siegerländer Künstlerin seit vielen Jahren das dominierende Thema

ihrer Arbeiten. „Wasser ist wundersam und rätselhaft und wird wohl nie seine Faszination

für mich verlieren. Mir scheint, dass die Forschung noch ganz am Anfang steht,

denn für viele Anomalien hat die Wissenschaft noch keine Erklärung gefunden. Der

Schwerpunkt meiner Arbeit ist vor allem die Schönheit und Gestaltungskraft dieses

geheimnisvollen Lebenselixiers. Dies möchte ich mit meinen Bildern zum Ausdruck

bringen.“

Vernissage: Donnerstag, 8.10. ab 18 Uhr, im Rathaus Netphen. Musikalisch umrahmt

wird die Eröffnung durch Gitarrenklänge von Andreas Vitt. Die Ausstellung ist bis zum

29.1.2021 während der Besuchszeiten des Rathauses und des gegenüber liegenden Steuerbüros

Friedrich geöffnet.

1. Donnerstag

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos

Siegen, Marienborner Str. 151

18.30 VHS-Siegen/Siegener Forum,

Zur Geschichte des Unteren

Schlosses, KrönchenCenter Siegen

3. Samstag

14.00 VHS SI-WI Wanderung: Shinrin

Yoku - Waldbaden, ab CVJM-Bildungsstätte

Wilnsdorf-Wilgersdorf

16.00 Drehbänke und Werkzeuge

im Wandel der Zeit, Drehkoite Bad

Berleburg-Girkhausen

4. Sonntag

10.00 VHS SI-WI Spaziergang:

Wenn Bäume und Sträucher erzählen,

Bad Berleburg-Stünzel, ab

Buswendeplatz

14.00 VHS SI-WI Wanderung: Der

Entenberg, ab Haus des Gastes,

Bad Laasphe, Wilhelmsplatz 3

Veranstaltungen finden nur statt,

wenn die behördlichen

Ausgangsbeschränkungen das erlauben.

17.00 Konzert des Fachbereichs

„Alte Musik“, England, my England,

Martinikirche Siegen, Grabenstr. 27

17.00 Multivisionsvortrag Kanada -

Der Westen von Gerhard Braunöhler,

Aula Gymnasium Netphen

18.00 Fritz Eckenga, Am Ende der

Ahnenstange, Krombacher- Brauerei,

Kreuztal, Hagener Str. 261

6. Dienstag

18.30 VHS SI-WI Vortrag: Gewalt –

Es kann jeden treffen, Haus des

Gastes Bad Laasphe, Wilhelmsplatz 3

7. Mittwoch

18.30 VHS SI-WI Vortrag für Pflegende:

Märchen für Demenzerkrankte,

Stadtbibliothek Kreuztal

18.30 VHS SI-WI Vortrag: Islam

und Politik - Die Grundlagen des Islam,

Rathaus Freudenberg, Mórer Pl.

19.00 VHS SI-WI, Vortrag: Erbrecht

verständlich, Bürgerhauses Bad

Berleburg, Am Marktplatz 1

8. Donnerstag

15.30 VHS-Siegen/Café-Literatur-

Zeit, Alexander von Humboldt

1769-1859, KrönchenCenter, Siegen

18.00 VHS SI-WI Vortrag: Digitalisierung

und künstliche Intelligenz,

Rathaus Freudenberg, Mórer Platz 1

18.30 VHS SI-WI Vortrag: Die

Grundlagen des Islams Stadtbibliothek

Kreuztal, Marburger Str. 10

19.00 VHS-Siegen Multivisionsschau

Texel, Oase im Wattenmeer, KrönchenCenter,

Siegen

9. Freitag

20.00 Side by Side, Projekt des Jugendsinfonieorchesters

mit der Philharmonie

Südwestf., Siegerlandhalle

20.00 Comedian Stefan Danziger mit

Was machen Sie eigentlich tagsüber?,

Heimhof-Theater Burbach-

Würgendorf

10. Samstag

6.00 Flohmarkt, Siegen-Geisweid,

Geisweider Str. unter der HTS

16.00 VHS SI-WI Führung: Auf den

Spuren jüdischen Lebens, Alte Synagoge

Laasphe, Mauerstraße 44

20.00 Konzert: Santino de Bartola,

Triokonzert, Café Basico, Kreuztal,

Hüttenstraße 30

20.00 Kulturforum Netphen, Kunst

gegen Bares, Dreisbachhalle, Netphen,

Hüttenwiese 6

11. Sonntag

14.00 VHS SI-WI Wanderung: Kaspar,

Köhler, Brasebrö - Kulturlandschaft

Ruckersfeld, ab Parkplatz

Oberbach

15.00 Kreuztaler Teddybärenkonzert,

Wir bauen ein Orchester, Kreuzkirche

Kreuztal, Martin-Luther-Str. 1

20.00 World of Pipe Rock and

Irish Dance, Siegerlandhalle Siegen,

12. Montag

17.00 Kino ohne ALTERSbeschränkung,

Enkel für Anfänger, Viktoria

Filmtheater Hilchenbach-Dahlbruch

15. Donnerstag

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos

Siegen, Marienborner Str. 151

16. Freitag

20.00 Daubs Melanie: Nachgehackt,

Kulturhaus Lÿz, Siegen

17. Samstag

19.00 Radio Siegen: Krimifestival

regional, Heimhof-Theater Burbach-

Würgendorf

19.30 Lesung mit Ralph Strackbein:

Der neuen Tristan-Irle-Roman,

Stadtbibliothek Kreuztal

20.00 Rody Reyes, Havanna con

Klasse, Konzert im Café Basico,

Kreuztal, Hüttenstraße 30

21. Mittwoch

19.00 VHS-Siegen Film: Mooladé

Ein anderer Blick auf Afrika: KrönchenCenter,

Siegen

19.30 VHS-Siegen Vortrag: Verkehrter

Verkehr? - Reflektionen

über die Mobilität, KrönchenCenter,

Siegen

24. Samstag

20.00 Lesung mit Peter Prange,

Eine Familie in Deutschland – Am

Ende die Hoffnung, Heimhof-Theater

Burbach-Würgendorf

25. Sonntag

17.00 „xpeditionen“: Anita Burgholzer

& Andreans Hübl, Rocky Mountains,

ein Bike-Trip, Turn- und Festhalle

Kreuztal-Buschhütten

19.00 VHS-Siegen Vortrag: Wiederaufbau

in Siegen - Liebe auf den 2.

Blick, KrönchenCenter Siegen

29. Donnerstag

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos

Siegen, Marienborner Str. 151

18.00 VHS SI-WI, Vortrag: Einbruch?

Nicht bei mir!, Bürgerhaus

Burbach, Marktplatz 7

18.30 VHS SI-WI, Vortrag: Neues

zum Elternunterhalt, Rathaus

Freudenberg, Mórer Platz 1

18.30 VHS SI-WI, Vortrag: Beethoven

– Komponist und Mensch, Stadtbibliothek,

Kreuztal, Marburger Str. 10

19.00 VHS-Siegen Lesung: Die Un-

Willkommenen, Fluchterfahrungen

damals und heute, KrönchenCenter, Si.

19.30 VHS SI-WI, Vortrag: Demenz

- eine Diagnose, die alles verändert?!

Wilhelmsburg Hilchenbach

30. Freitag

18.30 VHS SI-WI, Erzählungen: Märchen

aus dem Orient, Gemeindebücherei

Erndtebrück, Siegener Str. 6

19.00 VHS-Siegen Film: Historischen

Siegerland, Der Eisenwald

und 700 Jahre Siegen, KrönchenCenter,

Siegen

20.00 Konzert: Bookends, Simon &

Garfunkel – Through the years in

concert, Eichener Hamer Kreuztal

20.00 Kabarett mit Urban Priol, Im

Fluss, Siegerlandhalle Siegen

20.00 Kabarett mit Florian Schröder

Neustart, Kulturhaus Lÿz, Siegen

31. Samstag

20.00 Jazzkonzert mit dem Trio

Cappuccino, Alte Linde, Wilnsdorf-

Niederdielfen

20.00 Musikalische Vokal-Show:

Einfach heldenhaft,

Heimhof-Theater Burbach-Würgendorf,

Heimhofstraße

27. Dienstag

19.00 VHS SI-WI, Vortrag: Heizkosten

in Wohnungen senken,

Rathaus Freudenberg, Mórer Platz 1

„Was machen Sie eigentlich tagsüber?“ Stefan Danziger Freitag,

9.10. um 20 Uhr im Heimhof-Theater Burbach-Würgendorf

28. Mittwoch

18.30 VHS SI-WI, Vortrag: Altersrenten

- Wer? Wann? Wie(viel)?, Realschule

Erndtebrück, Ederfeldstr. 4

78 durchblick 3/2020 3/2020 durchblick 79



1. Sonntag

16.00 Konzert zum Martinimarkt,

mit den Gitarristen Werner Hucks und

Dominik Jung, Martinikirche Siegen,

Grabenstraße

4. Mittwoch

18.00 VHS-Siegen Vortrag: Nicht

nur Madonnenmaler – Raffaels

bunte Palette von den Portraits bis

zur Historie, KrönchenCenter, Siegen

19.00 VHS SI-WI, Vortrag: Homöopathie

für die Brennpunkte des Körpers,

Haus des Gastes Bad Laasphe

20.00 Comedy mit Lisa Feller: Ich

komm' jetzt öfter! Siegerlandhalle

5. Donnerstag

18.00 VHS/Kulturforum Netphen – Vortrag

von Akiko Stein zur Ausstellung

Wasser – allumfassendes Element –

unser Lebenselixier, Rathaus Netphen

18.00 VHS SI-WI, Vortrag: Homöopathie

bei Hauterkrankungen,

Stadtbibliothek Kreuztal, Marburger

Straße 10

19.00 VHS SI-WI, Vortrag: Patientenverfügung

– Vorsorgevollmacht

– Betreuungsverfügung, Rathaus

Erndtebrück

20.00 Stuttgarter Comedy-Trio: Eure

Mütter, Eichener Hamer Kreuztal

20.00 Comedy mit Kawus Kalantar:

Gut gemeint! Siegerlandhalle Siegen

20.00 vielSeitig. Europäisches Literaturfestival,

Kulturhaus Lÿz Siegen,

St. Johann Straße 7

November

6. Freitag

18.30 VHS

SI-WI, Vortrag:

Energieverschwender

im Haushalt,

Bürgerhaus

Burbach,

Marktplatz 7

20.00 viel-

Seitig. Europäisches

Literaturfestival:

Sven Regener,

Wiener

Straße, Kulturhaus

Lÿz,

Siegen

7. Samstag

16.00 Drehkoite Girkhausen, Drehbänke

und Werkzeuge im Wandel

der Zeit, Bad Berleburg, Girkhausen

19.30 Konzert mit dem Trio Farrenc,

ev. Gemeindehaus Burb.-Holzhausen

20.00 Gogol & Mäx: Concerto Humoroso,

Heimhof-Theater Burbach-

Würgendorf, Heimhofstraße

20.00 vielSeitig. Europäisches Literaturfestival:

Dietmar Bär und

Annette Frier, Das wär dir ein

schönes Gelände, wo man den

Weinstock mit Würsten bände!,

Kulturhaus Lÿz, Siegen

8. Sonntag

17.00 Konzert des gemischten Chors

Langenau, Turn- und Festhalle Kreuztal-Buschütten,

Buschhüttener Str. 91

17.00 Kulturforum, Panoramavision

Rund um den Königssee - das

Berchtesgadener Land von Dieter

Freigang, Aula Gymnasium Netphen,

Haardtstr.35

18.00 Konzert: Vincent Peirani &

Émile Parisien, Abrazo Tour 2020,

Krombacher Brauerei Erlebniswelt

Kreuztal, Hagener Str. 261

15.30 VHS-Siegen Dia-Vortrag: Wildes

Afrika - Namibia, Kenia und

Tansania, KrönchenCenter, Siegen

20.00 vielSeitig. Europäisches Literaturfestival:

Rufus Beck, Ein Sommernachtstraum,

von und nach William

Shakespeare, Kulturhaus Lÿz Siegen,

St. Joahnn-Straße 7

Veranstaltungen finden nur statt,

wenn die behördlichen

Ausgangsbeschränkungen das erlauben.

9. Montag

17.00 Kino ohne ALTERSbeschränkung,

Edie – Für Träume ist es nie

zu spät, Viktoria Hi.-Dahlbruch

10. Dienstag

19.00 VHS-Siegen Infotalk: Nie

wieder Heißhunger auf Zucker!

und andere stressige Kleinigkeiten,

KrönchenCenter, Siegen

11. Mittwoch

18.30 VHS SI-WI, Vortrag: Stressregulation

durch Bewegung, Rathaus

Netphen, Amtsstraße 6

18.30 VHS SI-WI, Vortrag: Börse

für alle, Rathaus Freudenberg

19.00 VHS SI-WI, Film: Als ich mal

groß war, Weiße Villa Kreuztal

12. Donnerstag

15.30 VHS-Siegen/Café-Literatur-

Zeit Mary Anning (1799 – 1847),

KrönchenCenter, Siegen

18.30 VHS SI-WI, Vortrag: 100 Jahre

Allgemeine Relativitätstheorie

– jetzt aber wirklich! Stadtbibliothek

Kreuztal, Marburger Str. 10

19.00 VHS-Siegen Multivisionsvortrag:

Kanada – Der Westen, KrönchenCenter,

Siegen

20.00 Highland Blast – A Taste of

Scotland, Heimhof-Theater Burbach

13. Freitag

17.00 VHS SI-WI, Führung: Begräbniskulturen

– Besichtigung des Krematoriums

Siegen, Frankfurter Str. 201

20.00 Christian Ehring: Das neue Programm!

Eichener Hammer, Kreuztal

14. Samstag

10.00 VHS-Siegen Internationale

Afrika-Tagung 2020, Die Auswirkungen

des Klimawandels, KrönchenCenter,

Siegen

20.00 Radio Siegen Poetry-Slam

Heimhof-Theater Burb.-Würgendorf

15. Sonntag

17.00 Herbstkonzert des Blasorchesters

der Stadt Kreuztal e.V., ev.

Kirche Kreuztal-Buschhütten

16. Montag

18.30 VHS SI-WI, Vortrag: Was ist

das menschliche Leben? Gelbe Villa

Kreuztal, Dreslers Park

19. Donnerstag

11.00 VHS SI-WI, Besichtigung,

Schieferschaubergwerk Raumland

18.30 VHS SI-WI, Vortrag: Neueste

Entwicklungen in der Türkei, Stadtbibliothek

Kreuztal, Marburger Str. 10

20. Freitag

19.00 VHS-Siegen, Thema: Respekt

Anders Leben – Lesben im Alter, KrönchenCenter,

Siegen

21. Samstag

11.00 Winterbasar, Alte Linde, Wilnsdorf-Niederdielfen

19.00 VHS-Siegen, Thema: Respekt

Raus aus der Schublade!, KrönchenCenter

20.00 Nessi Tausendschön: Knietief

im Paradies – Die mit dem Wort tanzt,

Heimhof-Theater Burbach

22. Sonntag

17.00 xpeditionen: Gereon Römer,

Mallorca – Insel der Stille, Turn- und

Festhalle Kreuztal, Buschhüttenerstr.

91

23. Montag

18.30 VHS SI-WI, Vortrag: Was ist die

menschliche Existenz noch außer Leiden?

Gelbe Villa in Dreslers Park Kreuztal

24. Dienstag

19.00 VHS SI-WI, Vortrag: Integration

in der Bundesrepublik Deutschland -

1945 bis heute, Bad Laasphe, Haus des

Gastes, Wilhelmsplatz 3

db-2-2002 Ich wohne in Bonn und

lese sehr gerne Ihre Autorenzeitschrift

„durchblick“, die mir meine Schwester

netterweise immer zukommen lässt.

Von der letzten Ausgabe war ich richtig

begeistert. Schon das Titelbild mit den

Hummel-fangenden bunten Vögeln war

eine Meisterleistung der Fotografie!

Danke auch für die erhellenden Beiträge

zu Adolf Busch, über den Gruftenweg

am Lindenbergfriedhof, über die Burg

Greifenstein, die Etrusker, die spanische

Grippe und über das Museum für Gegenwartskunst.

Richtig gut!

Gertrud von Gumpert, Bonn

db-2-2002 Als treue Leserin des durchblick

möchte ich ein großes Lob loswerden.

Das Titelfoto auf ihrer letzten Zeitschrift

ist einfach umwerfend. Wie hat

die Fotografin Frau Neuser es geschafft,

genau den Moment abzupassen, in dem

die Eisvögel die Hummeln erwischen. Alle

Achtung!

Renate Scheerer, Siegen

Anmerkung der Redaktion: Frau Neuser hat das

Titelbild aus einer Serienaufnahme entnommen.

Bei den Vögeln handelt es sich um Bienenfresser.

„Live Acoustic Party“ mit der Gruppe „Grobschnitt“, Freitag 27.11. ab 20 Uhr

im Kulturhaus Lyz Siegen, St. Johann-Straße

26. Donnerstag

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos

Siegen, Marienborner Str. 151

15.30 VHS-Siegen/Café-Literatur-

Zeit Charles Darwin (1809 - 1882),

KrönchenCenter, Siegen

18.00 VHS-Siegen Stadtrundgang

in der Dunkelheit, KrönchenCenter, Si.

18.30 VHS-Siegen/Siegener Forum:

Begegnung mit vielen Unbekannten,

Die reformierte Linie des Hauses

Nassau-Siegen, KrönchenCenter, Si.

18.30 VHS SI-WI Vortrag: Islam

und Politik – Das goldene Zeitalter

des Islam, Stadtbibliothek Kreuztal

20.00 Bastian Bielendorfer Lustig,

aber wahr!, Siegerlandhalle Siegen

Leserbriefe

db 2-2020 Die vergessene Pandemie.Es

war ein Menschheitsschicksal, die Spanische

Grippe nach dem Ersten Weltkrieg,

mit vielen, vielen Opfern.Doch hinter

den Zahlen stehen die vielen Einzelschicksale,

verborgen, vergessen.

Meine Großmutter ist mit 34 Jahren

an der Spanischen Grippe gestorben,

hochschwanger mit dem achten Kind.

Sie hinterließ sieben kleine Kinder und

meinen Großvater. Mein Vater war der

27. Freitag

19.00 VHS-Siegen Film: Historisches

Siegerland, 100 Jahre Motor-Omnibus,

KrönchenCenter, Siegen

20.00 Konzert: Grobschnitt live Acoustic

Party, Kulturhaus Lÿz, Siegen

28. Samstag

20.00 Herbert Knebels Affentheater,

Ausser Rand und Band, Eichener

Hamer Kreuztal, Am Parkplatz 2

29. Sonntag

20.00 Hörgerät: …rocken ohne

Strom, Heimhof-Theater Bu.-Würgendf.

18.00 Herbert Knebels Affentheater,

Ausser Rand und Band, Eichener

Hamer Kreuztal, Am Parkplatz 2

älteste der sieben Kinder, elf Jahre alt.

Sowohl mein Vater als auch mein Großvater

haben ihre Lebenserinnerungen

geschrieben. So ist in unserer Familie die

Pandemie nach dem Ersten Weltkrieg unvergeßlich

geblieben.

Gudrun Fokken, Siegen

db 2-2020 Vergiss mein nicht: Mit

Begeisterung lese ich immer Ihre Zeitung

Durchblick. Ich bin 50 Jahre alt und

arbeite nebenberuflich in einem Altenheim.

Meine Tätigkeit umfasst dort die

Betreuung/ Unterstützung und vor allem

sinnvolle Beschäftigung demenziell

erkrankter Menschen, die nicht kindlich

unreif sondern als Erwachsene geachtet

und wertgeschätzt werden sollten!

An dem Beitrag „Lyrische Betrachtung

zum Thema Alzheimer“ bleibt für mich

persönlich der letzte Satz; „...es liegt an

Euch, nicht zu vergessen mich zu besuchen.“

sehr prägnant hängen!

Gerne nehme ich Ihre Zeitschrift zur

Hand und wir betrachten die Fotos aus

vergangener Zeit, lösen die Rätsel und

unterhalten uns zu verschiedenen Beiträgen,

bitte weiter so. Tolle Arbeit die

Sie machen!

Dagmar Klein, per e-Mail

3/2020 durchblick 81



Unterhaltung / Impressum

Es fiel uns auf, …

…dass Wandern fit hält. Der 88-jährige Benno Schmidt, besser

bekannt als „Brocken-Benno“ hat es schon mehrfach ins

Guiness-Buch der Rekorde geschafft. Er ist 8888 Mal in den

vergangenen 30 Jahren auf den Brocken gelaufen. Den 1141

Meter hohen Berg erklomm Benno erstmals 1989. Er beabsichtigt,

seinen 90. Geburtstag auf dem Brocken zu feiern.

…dass Gemüse die Seele stärkt. Die Ernährung spielt bei der

Entstehung von Angsterkrankungen eine größere Rolle als bisher

angenommen. Das geht nun aus Studien kanadischer Forscher

hervor. Je weniger Gemüse die Probanden aßen, desto eher litten

sie an Angststörungen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung

empfiehlt, täglich fünf Portionen Obst und Gemüse zu essen.

…dass die Brillenstärke bei Senioren oft falsch ist. Viele ältere

Menschen haben eine Brille mit falscher Sehstärke. Das ergab

eine Studie der Uni Göteborg. 61 % der über 70-Jährigen könnten

demnach besser sehen, wenn sie ihre Brille anpassen ließen.

Die Empfehlung ist, regelmäßiger zum Optiker zu gehen – auch

wenn man glaubt, noch gut zu sehen.

…dass ein Mensch ab dem 65. Lebensjahr als alt gilt. Laut

einer Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird,

wer das 65. Lebensjahr vollendet hat, als „älterer Mensch“ bezeichnet.

Allerdings sollte man bedenken, dass wir heute immer

älter werden, vor allem gesünder altern.

…dass es eine neue Regelung bei Arzneiengpässen gibt. In

Apotheken kommt es immer mal wieder zu Problemen, weil

Medikamente nicht geliefert wurden. Kunden haben dann laut

einem neuen Gesetz das Recht auf ein teures Medikament mit

dem gleichen Wirkstoff. Zuzahlen muss der Betroffene in diesem

Fall nicht.

homa

Gedächtnistraining – Lösungen

Wasser am Ende: 1. PUTZ WASSER, 2. CHLOR–,

3. SCHMELZ–, 4. GRUND–, 5. LÖSCH–, 6. TAUF–,

7. BRUNNEN–, 8. QUELL–, 9. SALZ–, 10. TRINK–,

11. GLETSCHER–, 12. EIS–. Wasser am Anfang:

1.WASSER-VOGEL, 2. –ABFLUSS, 3. –ADER, 4.

–LEITUNG, 5. –PROBE, 6. –BLASE, 7. –TOPF, 8. –

SCHLOSS, 9. –MANN, 10. –TURM, 11. –SCHLANGE.

Fremde Länder ...: 1. I – g, 2. F – j, 3. A – f, 4. B – k, 5. H

– i, 6. K – h, 7. L – b, 8. C – l, 9. D – a, 10. E – d, 11. J – c,

12. G – e. Was ist das? Ausschnitt eines Korallenriffs.

Zu guter Letzt:

Wohlstand

Der Mist daran: ist alles da,

rückt fern und kommt dir nicht mehr nah.

Ist alles Fakt und nichts mehr Traum,

du hast es, doch du spürst es kaum.

von Jörn Heller, aus „Statt Rotwein“

durch

blick

Gemeinnützige Seniorenzeitschrift

für Siegen und Siegen-Wittgenstein

Herausgeber:

durchblick-siegen Information und Medien e.V.

Anschrift der Redaktion:

„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen

Telefon 0271 / 6 16 47, Mobil: 0171 / 6 20 64 13

E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de

Internet: www.durchblick-siegen.de

Öffnungszeiten:

dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr

1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr

Redaktion:

Anne Alhäuser, Hans Amely (Seniorenbeirat), Maria Anspach, Ulla

D'Amico, Ingrid Drabe (Veranstaltungen), Friedhelm Eickhoff (ViSdP),

Eberhard Freundt, Eva-Maria Herrmann (stellv. Redaktionsleiterin),

Erna Homolla, Erich Kerkhoff, Horst Mahle, Rita Petri (Nachrichten),

Helga Siebel-Achenbach, Tessie Reeh, Ulli Weber.

Bildredaktion:

Thomas Benauer, Rita Petri (Ltg.), Tessie Reeh, Nicole Scherzberg

Bildnachweise: Sofern am Objekt nicht angegeben, stammen die

veröffentlichten Bilder von den Autoren, bzw. den Veranstaltern.

Lektorat:

Anne Eickhoff, Gertrud Hein-Eickhoff, Horst Mahle, Jörgen Meister,

Dieter Moll.

Internet:

Thomas Benauer, Thomas Greiner, Nicole Scherzberg.

An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:

Bernadette von Plettenberg, Bruno Steuber, Ernst Göckus, Heinz

Stötzel, Rita Stötzel, Hartmut Reeh, Heinz Bensberg, Wolfgang Kay,

Eva Schumacher, Manfred Wirth, Adele von Bünau, Adelheid Knabe,

Astrid Schneider, Dr. Dieter Stündel, Rosemie Harth, Bärbel Raabe

Willi Aufenberg.

Gestaltung und Herstellung:

Michael Brösel, Ingrid Drabe, Friedhelm Eickhoff, Rita Petri, Nicole

Scherzberg.

Anzeigenanfrage:

durchblick-siegen e.V. Telefon 0171 / 6 20 64 13 oder 0271 / 6 16 47

E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de

Es gilt die Preisliste 12/2015

(www.durchblick-siegen.de/Mediadaten)

Diese Auflage beträgt cirka 21.000 Exemplare

Druck:

Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen

Erscheinungsweise:

März, Juni, September, Dezember

Verteilung:

Nadine Gerhard (Ltg.), Wolfgang von Keutz, Christel Schmidt-Hufer,

Jörgen Meister, Marion Ortmann, Birgit Rabanus, Gerd Bombien,

Hans-Rüdiger Schmidt, Renate Titze, Maximilian Großhaus-Lutz,

Rüdiger Zimmermann, Dr. Horst Bach und alle Redakteure

Der durchblick liegt im gesamten Kreisgebiet kostenlos aus: in

Sparkassen, Apotheken, Arztpraxen und Zeitungsverlagen, in der City-

Galerie, in den Geschäften des Siegerlandzentrums und bei unseren

Inserationskunden, in öffentlichen Gebäuden und vielen sozialen Einrichtungen

der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in allen Rathäusern

und Senioren-Service-Stellen des Kreises Siegen-Wittgenstein.

Der durchblick ist kostenlos. Für die Postzustellung werden für vier Ausgaben

jährlich 8,00 € ins Inland bzw. 16,00 € ins Ausland berechnet.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion

wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge und Leserbriefe

zu kürzen. Bei Nichtveröffentlichung von unverlangt eingesandten Beiträgen erfolgt

keine Benachrichtigung. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des

Herausgebers gestattet.

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die Universitätsstadt Siegen

und den Kreis

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