371 Stadtmagazin September 2020
Stadtmagazin Chemnitz September 2020, Chemnitz NEWS
Stadtmagazin Chemnitz September 2020, Chemnitz NEWS
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ich gucke mir gerne Filme über Serientäter, über
Psychologie und solche Sachen an. Ich frage mich,
was in den Köpfen der Menschen vor sich geht.
Dieses Verhalten in Extremsituationen will ich
darstellen. Deshalb male ich ja auch Bettler, Prostituierte,
Alkoholiker und solche Menschen. Ich
hatte eine schwierige Kindheit und war emotional
allein. Ich war schüchtern, ängstlich und verletzlich.
Genau das symbolisieren meine Figuren.
Dein Galerist bezeichnete deine Kunst als
bewegend und nicht-dekorativ. Unterschreibst
du das so?
Ja. Meine Bilder kauft sich keiner, um sie sich
übers Sofa zu hängen. Darum geht es mir auch
überhaupt nicht. Ich mache nur Sachen, die
mich interessieren. Ich bin kein Dekorateur,
sondern Künstler.
Wie kam der Kontakt zu Georges Bergés zu
Stande?
Das Komische ist, dass er mich über Facebook mit
der Frage kontaktiere, ob ich schon einen Vertreter
meiner Kunst in den USA hätte. Ich habe
mir erst gedacht: Was ist das denn für ein Witzbold?
Mir schreiben nämlich oft irgendwelche
Spinner bei Facebook, dass sie Künstlermanager
seien, die mich berühmt machen wollen, aber
keine Galerie besitzen und noch nie jemanden
zum Erfolg verholfen haben. Ich habe dann mit
meinem Buchhalter mal den Namen des Galeristen
gegoogelt und festgestellt, dass er direkt
am Broadway seine Galerie hat. Also die beste
Lage in New York.
Kurz darauf warst du dann auch das erste Mal
in New York? Wie erging es dir in der Zeit?
Als ich mit meinem Galerist in Manhattan frühstücken
war, sagte ich zu ihm: Ich kann das alles
gar nicht glauben, dass wir hier in New York, in
Manhattan frühstücken. Früher war die Stadt
für mich wie ein anderer Planet. Nicht mal als
Tourist, dachte ich, würde ich dahin kommen.
Davon abgesehen hat mich die USA eigentlich
nie wirklich interessiert, aber eher politisch. Die
Leute dort sind wirklich fantastisch und herzlich
gewesen. Alle die ich dort kennengelernt habe,
waren wirklich sehr nett zu mir. Ich wollte dann
gar nicht wieder zurück nach Chemnitz. Ich habe
mich gefragt, was ich denn noch in Chemnitz
will. Es gibt Nachmittage, an denen ich nicht
weiß, was ich unternehmen soll, denn hier gibt
es nicht viel was mich interessiert und inspiriert.
Was hält dich dann noch hier?
Es war immer nur eine kleine Hand voll Leute, die
meine Bilder kauften. Ich war froh, wenn ich am
Monatsende die Miete zahlen konnte für meine
Wohnung und mein kleines Atelier. Und dann
stehst du auf einmal da und den ganzen Tag klingelt
das Telefon. Jeden Tag kommen Leute vorbei
und wollen sich meine Kunst anschauen und das
macht natürlich viel Spaß. Ich bin in eine viel
größere Wohnung gezogen, habe meine Fabrikhalle
gegenüber. Mir geht es hier gut und es ist
schön zu sehen, was man geschafft hat. Ich lebe
schon immer hier und kenne die Leute. Ich habe
mir einfach über die ganzen letzten Jahre etwas
aufgebaut und das will ich jetzt nicht abreisen.
Außerdem wüsste ich gar nicht, wohin mit den
ganzen Bildern.
Wie kam es, dass du so schnell eine Einzelausstellung
am Broadway hattest?
Eigentlich muss man mindestens ein Jahr oder
länger unter Vertrag sein, um eine Soloausstellung
zu bekommen. Es muss sich ja erstmal
zeigen, wie die Bilder bei den Galeriebesuchern
ankommen. Eine Einzelausstellung kostet die
Galerie sehr viel Geld und da muss es sich auch
lohnen. Normalerweise hätte ich noch ein dreiviertel
Jahr warten müssen, aber es gab Leute,
die extra aus anderen Bundesstaaten angeflogen
sind, um meine Bilder zu sehen. Am Ende der
Gruppenausstellung im Sommer waren alle meine
Bilder verkauft. Deswegen bekam ich so schnell
eine Soloausstellung.
Wie sieht mittlerweile der Kontakt zu internationalen
Künstler, Galeristen, Kunstbesitzern
aus? Gibt es schon Pläne für Zusammenarbeiten?
Es gibt Galeristen, die meine Arbeiten sehr
mögen. Zwei Galerien in Wien zum Beispiel.
Gerade kommt der Kontakt zu einem arabischen
Galeristen zu Stande, der in Istanbul eine riesige
Galerie besitzt. Ich würde ihn gerne mal