Zukunftsfähige medizinische Implantate
Zukunftsfähige medizinische Implantate
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Bearbeitung und Design keramischer Kniegelenke<br />
Keramiken sind aufgrund ihres hervorragenden Verschleißwiderstands prädestiniert<br />
für den Einsatz als Implantatmaterial in der Endoprothetik. Gegenüber<br />
konventionellen Prothesen lassen sich verschleißbedingte Lockerungsraten deutlich<br />
reduzieren. Während vollkeramische Prothesen mit einfachen Regelgeometrien wie<br />
dem Hüftgelenk bereits erfolgreich eingesetzt werden, ist die Nutzung bei<br />
geometrisch komplexen Prothesen noch nicht realisiert. Ziel dieses Projektes ist es,<br />
am Beispiel einer vollkeramischen Knieprothese eine automatisierte<br />
Bearbeitungstechnologie zu entwickeln und die Implantatfunktionalität nachzuweisen.<br />
Die Realisierung der automatisierten Bearbeitung und Prüfung von keramischen<br />
Freiformflächen dient der Lebensdauerhöhung vielfältiger <strong>Implantate</strong> für die<br />
Medizintechnik. Derzeitige Gelenkimplantate werden überwiegend mit einer Hart-<br />
Weich-Kombination der Funktionsflächen ausgeführt. Der auftretende Verschleiß der<br />
weicheren Komponente bedingt, dass selten eine Lebensdauer von mehr als 10<br />
Jahren erreicht wird. Erneute operative Eingriffe mit entsprechend hohen Kosten und<br />
starken Belastungen für den Patienten sind erforderlich. Der Einsatz einer Hart-Hart-<br />
Materialkombination, der dieser Versagensursache entgegenwirkt, hat sich als<br />
Kugelgelenk seit langem im klinischen Einsatz bewährt und soll nun auch für<br />
komplexere Formen von Funktionsflächen zur Verfügung gestellt werden.<br />
Übergeordnete Motivation des Teilprojektes D4 ist die signifikante Steigerung der<br />
Lebensdauer geometrisch komplexer <strong>Implantate</strong> am Beispiel des Kniegelenks, durch<br />
die Nutzung verschleißarmer, keramischer Materialien. Neben einer<br />
Prozessentwicklung für die hochgenaue Endbearbeitung der komplexen Keramik-<br />
Komponenten (Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen, IFW), gilt es<br />
eine Geometrie der Knieprothese unter Berücksichtigung der Keramikeigenschaften<br />
zu gestalten (Labor für Biomechanik und Biomaterialien Orthopädische Klinik der<br />
Medizinischen Hochschule Hannover, LBB). Hierbei werden insbesondere die<br />
geometrischen Faktoren eliminiert, welche einen spröden<br />
Implantatkomponentenbruch begünstigen. Ferner soll durch die Implantat-Geometrie<br />
die physiologische Funktion der Knieprothesen erweitert werden.<br />
Die bisher im Teilprojekt D4 durchgeführten Forschungsarbeiten erlauben<br />
grundsätzlich eine fünfachsige Fertigung einer keramischen Knieprothese. Zur<br />
Verfahrensabstimmung wurden bereits analytische Modelle zur Ausbildung der<br />
Topografie und zum Materialabtrag beim Schleifen und Polieren aufgestellt und<br />
verifiziert. Anhand durchgeführter Verschleiß- und Belastungsuntersuchungen konnte<br />
eine vollkeramische Prothese zudem erfolgreich zum Patent angemeldet werden.<br />
Hierbei wurde durch die Analyse verschiedener Gleitflächentopografien festgestellt,<br />
dass eine geringfügig größere Rauheit durch eine Schleifriefenstruktur zur<br />
Funktionalisierung genutzt werden könnte. Darüber hinaus lassen die aktuellen<br />
Forschungsergebnisse darauf schließen, dass die Glätte einer Gleitfläche nicht der<br />
alleinige Einflussfaktor auf das Verschleißverhalten keramischer Komponenten ist.<br />
Den Schwerpunkt der zukünftigen Arbeiten werden die Aspekte der Automatisierung<br />
hinsichtlich des Werkzeugverschleißes und der Verfahrstrategien sowie die<br />
Reduzierung des Anfangsverschleißes durch das Prinzip des Einlaufläppens der<br />
Implantatoberflächen bilden.<br />
TP D4 PD Dr.-Ing. Christof Hurschler