Zukunftsfähige medizinische Implantate
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Kardiovaskuläres Tissue Engineering auf der Basis einer<br />
biologischen Matrix<br />
Autor:<br />
PD Dr. med. Stefan Jockenhövel 1<br />
Einrichtung:<br />
1 Institut für Angewandte Medizintechnik, Abt. Tissue Engineering & Biomaterialien -<br />
Helmholtz Institut für Bio<strong>medizinische</strong> Technik der RWTH Aachen<br />
Abstract<br />
<strong>Implantate</strong> sind im Bereich der Herzchirurgie und Kardiologie weit verbreitet. Sie<br />
reichen von konventionellen oder interventionellen Herzklappen- und Gefäßprothesen<br />
über Stents bis hin zu hoch komplexen Herz-Unterstützungssystemen und<br />
implantierbaren Schrittmachern, bzw. Defibrillatoren. Die aktuellen Prothesen sind<br />
jedoch vor allem aufgrund ihrer Materialeigenschaften in ihrer Anwendung<br />
beschränkt. Das kardiovaskuläre Tissue Engineering hat in den letzten beiden Jahrzehnten<br />
erheblich Fortschritte in der Entwicklung vitaler Prothesen gemacht.<br />
Ausgehend von verschiedenen Trägerstrukturen, den sogenannten Scaffolds, haben<br />
einige dieser hoch-komplexen <strong>Implantate</strong> inzwischen den Weg in die Klinik gefunden.<br />
Der Scaffold spielt eine zentrale Rolle bei der Synthese neuer Gewebe. Er ist für die<br />
Formgebung, Zell-zu-Zell-Interaktion und somit für die Gewebeneogenese von<br />
wesentlicher Bedeutung. Fibrin stellt hierbei einen besonderen Scaffold dar, der eine<br />
Vielzahl von „idealen Eigenschaften einer Trägerstruktur besitzt. Zunächst lässt sich<br />
Fibrin aus dem Blut der Patienten autolog isolieren. Die kontrollierte Polymerisation,<br />
vergleichbar einem 2-Komponenten-Kleber, erlaubt die Herstellung auch komplexer<br />
Strukturen mit Hilfe einer eigens entwickelten Spritzgusstechnik. Hierbei werden die<br />
Zellen homogen über die Trägerstruktur verteilt, so dass zeitraubende<br />
Einsprossungsprozesse entfallen. Neben der Nutzung körpereigene Wachstumsfaktoren<br />
während der Fibrin-Gel-Isolation können spezifische Wachstumsfaktoren<br />
über eine Heparin-Bindung an das Fibrin-Konstrukt angekoppelt werden und somit<br />
das Gewebewachstum lokal beeinflussen. Im Gegensatz zu synthetischen Polymerstrukturen<br />
kann der Abbau der Fibrin-Gel-Matrix über die Zugabe von Proteaseninhibitoren<br />
(Tranexamsäure, Aprotinin etc.) noch während der Kultivierung an das<br />
individuelle Gewebewachstum angepasst werden.<br />
Die Vorteile des fibrin-basierten Tissue engineerings haben in den letzten Jahren den<br />
Weg zu neuen <strong>Implantate</strong>n geebnet, die ohne körperfremde Materialien, wie im Fall<br />
der vollständig autologen Herzklappe und der ex vivo Expansion von Perikard<br />
gezeigt werden konnte, bzw. die nur mit einem minimalen Einsatz von synthetischen<br />
Biomaterialien auskommen, wie im Falle des der kleinlumigen Gefäßprothese,<br />
Vascular Composite Grafts. Darüber hinaus hat sich inzwischen in vielen Bereichen<br />
Fibrin als „Cell Carrier“ bewährt und ermöglicht die Biologisierung konventioneller<br />
<strong>Implantate</strong>, wie beispielsweise von unterschiedlichen Stentstrukturen.<br />
Die Entwicklung Fibrin-basierter <strong>Implantate</strong> von der Isolation der autologen Fibrin-<br />
Gel-Matrix, über die Herstellung im Spritzgussverfahren und die anschließende<br />
Kultivierung in spezifischen Bioreaktorsystemen bis hin zur Evaluation dieser<br />
biologischen <strong>Implantate</strong> im Tiermodell wird Gegenstand des Vortrags sein.<br />
Dr. med. Stefan Jockenhövel