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Zukunftsfähige medizinische Implantate

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Biologische Funktionalisierung von Metalloberflächen für<br />

<strong>Implantate</strong><br />

Autor: H. Worch 1<br />

Einrichtung:<br />

1<br />

Institut für Werkstoffwissenschaft, Max-Bergmann-Zentrum für Biomaterialien - TU Dresden,<br />

01062 Dresden<br />

Abstract<br />

Im Zentrum des Beitrages stehen Funktionalisierungen von Implantatoberflächen mit<br />

Komponenten der extrazellulären Matrix: Kollagen, Proteoglykanen/Glykosaminoglykanen und<br />

Calciumphosphatphasen. Implantatmaterial sind Titan und im begrenzten Umfang Magnesium.<br />

Das Matrixprotein des Knochens - Kollagen I - lässt sich im Zuge der Fibrillogenese relativ<br />

problemlos auf Metalloberflächen abscheiden. Solche Beschichtungen begünstigen die<br />

Zelladhäsion. Sie verläuft schneller, weitere Zellreaktionen sind hingegegen unspezifisch. Auf die<br />

Adhäsion von Zellen kann jedoch in Gegenwart weiterer Kollagene nachhaltig Einfluss<br />

genommen werden. Von den 27 bisher bekannten Kollagenen lassen sich einige mit Kollagen I<br />

im Zuge der Fibrillogenese mischen. Am Beispiel von Kollagen I und III wird gezeigt, dass es<br />

Systeme mit unbegrenzter Mischbarkeit gibt und damit das Adhäsionsverhalten von Osteoblasten<br />

in vorbedachter Weise gesteuert werden kann.<br />

Die Fibrillogenese wird in vivo ganz wesentlich durch Proteoglykane und Glykosaminoglykane<br />

gesteuert. Am Beispiel von Kollagen I lässt sich zeigen, dass sich in Abhängigkeit von der Art und<br />

Konzentration dieser Moleküle die Morphologie und Größe von Kollagen I - Fibrillen verändert,<br />

ohne dass sie im Detail verstanden wird. An den Proteoglykanen werden zugleich<br />

Wachstumsfaktoren gebunden, die das Zellverhalten ganz wesentlich beeinflussen. Im Rahmen<br />

des Transregio 67 wird an artifiziellen extrazellulären Matrizes untersucht, wie die Bindung und<br />

Freisetzung erfolgt und welche Konsequenzen dies auf das Zellverhalten hat. Zum besseren<br />

Verständnis werden in diese Betrachtungen Derivatisierungen an den „Zuckermolekülen“<br />

einbezogen. Erste Ergebnisse zeigen, dass mit zunehmendem Sulfatierungsgrad von<br />

Hyaluronsäure die Fibrillogenese verändert wird, die Konzentrationen von Wachstumsfaktoren<br />

ansteigen und Zellreaktionen modifiziert werden.<br />

Die im Zuge der Knochenheilung schon über mehrere Jahrzehnte geübte Praxis, metallische<br />

Implantatoberflächen mit Hydroxylapatit (HAP) zu beschichten, erweist sich bei genaueren<br />

zellbiologischen Untersuchungen als problematisch. Sowohl auf elektrochemischen Weg auf<br />

metallischen sowie kollagenbeschichteten Oberflächen abgeschiedene Apatite binden in<br />

simulierten Körperflüssigkeiten Calcium- und Phosphationen und entziehen diese Ionen<br />

adhärenten Zellen. Diese Eigenschaft führt in stationären Zellkulturmedien zum Absterben von<br />

Knochenzellen.<br />

Die Abscheidungsbedingungen von HAP sind abhängig von der Art des Metalles und seiner<br />

Oberflächenbeschaffenheit. Auf Magnesiumoberflächen, dessen Degradationsprodukte<br />

basischen Charakter haben, wird daher Hydroxylapatit in neutralen SBF- Lösungen gebildet.<br />

Dadurch wird einerseits die Degradationsgeschwindigkeit des Magnesiums herabgesetzt,<br />

andererseits werden Bedingungen geschaffen, die in vitro zur Apoptose von differenzierten<br />

Stammzellen führen können.<br />

Im lebenden Organismus wird die Mineralisation in der Mehrzahl der Fälle durch extrazelluläre<br />

Matrizes gesteuert. In einem untersuchten Fall wird demonstriert, dass die Bildung und<br />

Löslichkeit von HAP- Kristalliten nicht nur von ihrer chemischen Zusammensetzung sondern auch<br />

von der Kristallitgröße abhängig ist. Bleibt die Kristallitgröße unterhalb des kritischen Keimradius,<br />

dann ist Kristallwachstum aus thermodynamischen Gründen ausgeschlossen. Es formieren sich<br />

aus Templat und Mineral Materialverbünde/ Bionen, die als Elementarzellen für größere Struktureinheiten<br />

aufgefasst werden können. Die Bionen bilden Strukturen, deren Eigenschaften sich<br />

deutlich von herkömmlichen unterscheiden. Sie könnten die Basis für zukünftige Biomaterialentwicklungen<br />

werden.<br />

Prof. Dr.-Ing. Hartmut Worch

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